2
122 Bericht: Specielle analytische Methoden. Nachweis yon hnilin, Acetanilid und Paramidophenol im Harm In einem Fall yon Anilinvergiftung fand Fr. ~Ialler*) einerseits un- verandertes Anilin, anderers~its das daraus durch Oxydation entstandene Paramidophenol, und zwar dieses in Form you Paramidophenolschwefel- sgure im Ham. Der Nachweis des Anilins gelang im Destillat und ira Aetherextract. Als "besonders empfindliche Reaction erwies sieh eine yon Ehrlich angegebene : Prgchtig blaue F~trbung auf Zusatz yon KairinlSsung~ verdthmter Salzsiiure und Kaliumnitrit. Um Paramidophenol aufzufinden, ist es nSthig, die entsprechende gepaarte Sehwefelsgure zt~ spalten, indem man den Ham mit einem ¥iertel seines Voluras concert- trirter Salzsgure einige Minuten lang kocht, dann mit einer Probe direct, oder mit dem Aetherextract die Indophenolprobe anzustellen. Man ver- setzt mit einigen Cubikcentimetern einer dreiprocentigen Phenoll~sung und einem Tropfen Chroms~turelSsung. Bei Gegenwart yon Paramidophenol tritt Rothfiirbung, auf Zusatz yon Ammoniak Blauf~irbung ein. Statt Chroms~iure k~nnen andere Oxydationsmittel, so Chlorkalk oder Eisen- chlorid, in ¥erwendung kommen. Auch nach Gebrauch yon Acetanilid (~>Antifebrin<<) tritt das Anilin als Paramidophenol in den Ham tiber uud kann hier leicht in obiger Weise erkannt werden. Unver~ndertes Acetanilid findet sich in der Regel nicht im Ham. Es gentigt daher an dieser Stelle auf die yon J. Yvon**), ¥. della Cella***)~ A. Schneiderd-) und G. ¥ulpiusd-t) theils far die Auffindung des- selben im Ham neu angegebenen, theils der Nachprafung unterzogenen ¥erfahrungsweisen aufmerksam zu machen. Ein neuer der Indoxylschwefels~ure nahe stehender KSrper-ist im Menschenharn yon J. Thorra~thlen-~tt ) bei einer an Geschwulstbil- dung leidenden Kranken bemerkt worden. Der betreffende ttarn nahm, wie dies iibrigens auch J. Dreschfeld§) bereits in zwei Fgllen be- obachtet hat, auf Zusatz yon Nitroprussidnatrium und Kalilauge nach dera Ansguern mit Essigs~iure tier blane Farbe an. Da normaler Pferde- und Katzenharn eine iihnliche~ doch schw~ichere Reaction darbietet, ver- *) Deutsche reed. Woehenschrift 1887, S. 27. Vgl. auch ¥ulpius, Apo- thekerzeitung 1887, S. 153. **) Journ. de Pharm. et de CAirn. [5] 15, 20. ***) Journ. de Pharm. et de Chim. [5] 15, 46'2. t) Pharmaceut. Centralhalle 28, 176. , t ) Apothekerzeitung 1887. S. 153. "H't) Arch. f. pa~;hologische Anatomic Yon R. ¥ i r c h o w 108, 317. §) British medical Journal 1886, lo. 358.

Ein neuer der Indoxylschwefelsäure nahe stehender Körper

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ein neuer der Indoxylschwefelsäure nahe stehender Körper

122 Bericht: Specielle analytische Methoden.

Nachweis yon hnilin, Acetanilid und Paramidophenol im Harm In einem Fall yon Anilinvergiftung fand Fr . ~ I a l l e r * ) einerseits un- verandertes Anilin, anderers~its das daraus durch Oxydation entstandene

Paramidophenol, und zwar dieses in Form you Paramidophenolschwefel- sgure im Ham. Der Nachweis des Anilins gelang im Destillat und ira Aetherextract. Als "besonders empfindliche Reaction erwies sieh eine yon E h r l i c h angegebene : Prgchtig blaue F~trbung auf Zusatz yon KairinlSsung~ verdthmter Salzsiiure und Kaliumnitrit. Um Paramidophenol aufzufinden, ist es nSthig, die entsprechende gepaarte Sehwefelsgure zt~ spalten, indem man den Ham mit einem ¥iertel seines Voluras concert- trirter Salzsgure einige Minuten lang kocht, dann mit einer Probe direct, oder mit dem Aetherextract die Indophenolprobe anzustellen. Man ver- setzt mit einigen Cubikcentimetern einer dreiprocentigen Phenoll~sung und einem Tropfen Chroms~turelSsung. Bei Gegenwart yon Paramidophenol tritt Rothfiirbung, auf Zusatz yon Ammoniak Blauf~irbung ein. Statt

Chroms~iure k~nnen andere Oxydationsmittel, so Chlorkalk oder Eisen- chlorid, in ¥erwendung kommen. Auch nach Gebrauch yon Acetanilid (~>Antifebrin<<) tritt das Anilin als Paramidophenol in den Ham tiber uud kann hier leicht in obiger Weise erkannt werden. Unver~ndertes Acetanilid findet sich in der Regel nicht im Ham. Es gentigt daher an dieser Stelle auf die yon J. Y v o n * * ) , ¥. d e l l a Cel la***)~ A. S c h n e i d e r d - ) und G. ¥ u l p i u s d - t ) theils far die Auffindung des- selben im Ham neu angegebenen, theils der Nachprafung unterzogenen ¥erfahrungsweisen aufmerksam zu machen.

Ein neuer der Indoxylschwefels~ure nahe stehender KSrper-ist im Menschenharn yon J. T h o r r a ~ t h l e n - ~ t t ) bei einer an Geschwulstbil- dung leidenden Kranken bemerkt worden. Der betreffende ttarn nahm, wie dies iibrigens auch J. D r e s c h f e l d § ) bereits in zwei Fgllen be- obachtet hat, auf Zusatz yon Nitroprussidnatrium und Kalilauge nach dera Ansguern mit Essigs~iure tier blane Farbe an. Da normaler Pferde- und Katzenharn eine iihnliche~ doch schw~ichere Reaction darbietet, ver-

*) Deutsche reed. Woehenschrift 1887, S. 27. Vgl. auch ¥ u l p i u s , Apo- thekerzeitung 1887, S. 153.

**) Journ. de Pharm. et de CAirn. [5] 15, 20. ***) Journ. de Pharm. et de Chim. [5] 15, 46'2.

t) Pharmaceut. Centralhalle 28, 176. , t ) Apothekerzeitung 1887. S. 153.

"H't) Arch. f. pa~;hologische Anatomic Yon R. ¥ i r c h o w 108, 317. §) British medical Journal 1886, lo. 358.

Page 2: Ein neuer der Indoxylschwefelsäure nahe stehender Körper

2. Auf Physiologie und Pathologic beztigliehe. 123

suehte T h o r m ~ h 1 e n den fraglichen K6rper aus Pferdeharn zu isoliren. Doch gelang es nur, nach dem yon E. B a u m a n n angegebenen Ver- fahren zur Darstellung des indoxylschwefelsauren Kalis ein Gemenge yon Kryst~llen zu erhalten, welches neben Harnindic~n die fragliehe Substanz enthielt. Dieselbe ist nicht fltiehtig, wird dureh S~uren, nicht abet dnreh Alkalien, zerst6rt, ist dutch Bleizueker und Ammoniak f~llbar, in kaltem

Alkohol sehleeht, leicht in siedendem 15slieh, in Chloroform, Petrol~thor, Benzol und Schwefelkohlenstoff unl6slieh.

Zum Naehweis kleiner Mengen verdauenfler Fermente in thie- rischen Fliissigkeiten kann man nach dem Vorgange yon P. G r t i t z - h e r den Umstand benutzen, dass sie sehr leicht yon Eiweissfiocken aui'- genommen werden. So gelingt die Anffindung yon Pepsin im Harn nach W. S ah l i * ) , F. G e h r i g * * ) und H. Leo***) in der Art, dass kleine Fibrinstackchen far einige Stunden in den zu prtifenden Ham gelegt, dann mit destillirtem Wasser gewaschen und mit Salzs~ure yon 0,1 °6 tibergossen werden. Ist Pepsin vorhanden, so tritt in Brutwgrme friiher oder sp~tter LSsung der Fibrinfiocke ein. Anhaltspunkte zur Be- urtheilung der vorhandenen Pepsinmenge kann man dutch Prtifung der Fiassigkeit auf Pepton mittelst Kupfersulfat und Natronlauge gewinnen, oder man kann, wie G r t i t z n e r seiner Zeit empfohlen hat, mit Carmiu geflirbtes Fibrin verwenden, in welchem Falle die Rothfiirbung der Fltis- sigkeit einen ungef~hren Schluss auf die Menge des in Liisung gegange-

hen Fibrins gestattet. Ganz ~hnlich kann man bei Prtifung einer Fltissigkeit auf Trypsin-

gehalt verfahren, nur muss statt Salzsiiure eine SodalSsung yon 1 off in Verwendung kommen.

Da in alkalischer LSsung F~ulnissorganismen ausserordentlich raseh zur Wirkung kommen, ist ttberdies zur Erreichung sicherer Resultate, wie H. L e o # ) betont und H. Hoffmann-~-~) bestiitigt hat, entweder ausreichende Desinfection der Probe (mit Thymol) oder Anwendung ge- nan sterilisirter Gef~tsse und Fltissigkeiten nothwendig. Statt der Fibrin- fioeke empfiehlt J. S e t s c h e n o w ~--~-) die Verwendung yon bei 3 5 - - 4 0 o

*) Archly fftr die ges. Physiologie yon E. ]? f l i iger 36, 209. **) Ebenda 88, 35.

***) Ebenda 87, 223. ") Ebenda 87, 223 und 39, 246.

~ ) Ebenda 41, 148. ~tt) CentralbL ftir die reed. Wissensch. 1887, No. 27.