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476 Bericht: Specielle analytische Methoden. form schützen, von ~~elchen wohl Salicylsgure, nicht aber die fragliche Substanz aufgenommen wird. Ferner ermittelte v. Jakseh,*) dass das Auftreten eines flüch- tigen, die L i e b e n' sche Jodoformreactiõn prompt gehenden, dem Aceton Bhnlichen oder damit identischen Körpers sich nicht auf die Harne be- schränkt, welche die Eisenchloridreaction darbieten, dass vielmehr die Destillate von diabetischen und Fieberharnen denselben ganz regelmässig und ig reichlicher Menge enthalten, und stellt hierüber weitere Mit- theilungen in Aussicht. Ein neuer pathologischer Harnfarbstoff wurde von E. N e u s s e r **) in dem blutrothen, eiweissfreien, sauer reagirenden Harn eines an Pleu- ritis erkrankten Mannes längere Zeit beobachtet. Der native Harn bot spectroskopiseh untersucht zwei scharf begrenzte Absorptionsstreifen zwi- schen D und E von der Lage der 0xyhaemoglobinstreifen, ferner eine ziemlich starke ¥erdunkelung des violetten Endes des Spectrums von der Linie b an dar. Zusatz von Schwefelammonium brachte keine Aen- derung hervor, eben so wenig Kochen mit Kalilauge. Im eingedampften Harn traten die Absorption3streifen intensiver hervor und zu ihnen ge- sellte sich ein dritter schwacher und schmaler Streifen im Roth, in der Mitte zwischen C und D. Beim Ansäuern mit Salzsäure wurde der Streifen bei D schwächer, jener bei E intensiver, beide verschoben sich gegen das rothe Ende des Spectrums derart, dass der schmälere und schwächere Streifen dicht vor D, der zweite dunklere und breitere un- gefähr in die Mitte zwischen D und E (näher au E) zu liegen kam. Durch Abstumpfen der Salzsäure mit Kalilauge wurde das ursprüngliche Spectrum wieder hergestellt. Wurde der Harn mit Salzsäure gekocht und dann mit Kalilauge versetzt, so rissen die sieh abscheidencten Erd- phosphate den Farbstoff mit; durch schwefelsäurehaltigen Alkohol konnte er dem Niederschlage wieder entzogen werden. Ebenso ging der Farb- stoff bei Behandlung des eingedampften Harnes mit oxalsäurehaltigem Alkohol in Lösung, während er von Aether oder nicht anges~uertem Alkohol nicht aufgenommen wurde. Die saure alkoholische Lösung bot genau das Spectralverhalten des mit Säure versetzten Harnes dar. Machte man sie neutral oder alkalisch, so wurde der Streifen bei D, seine Lage behaltend, gegen das rothe Ende undeutlicher, gegen das *) Prager med. Wochensehriß 188i No. 40. Vorläufige Mittheilung. **) Sitzungsber. d. k. Akademie d. Wissensch. in Wien 847 IIL Abth. 536.

Ein neuer pathologischer Harnfarbstoff

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476 Bericht: Specielle analytische Methoden.

form schützen, von ~~elchen wohl Salicylsgure, nicht aber die fragliche Substanz aufgenommen wird.

Ferner ermittelte v. J a k s e h , * ) dass das Auftreten eines flüch- tigen, die L i e b e n ' sche Jodoformreactiõn prompt gehenden, dem Aceton Bhnlichen oder damit identischen Körpers sich nicht auf die Harne be- schränkt, welche die Eisenchloridreaction darbieten, dass vielmehr die Destillate von diabetischen und Fieberharnen denselben ganz regelmässig und ig reichlicher Menge enthalten, und stellt hierüber weitere Mit- theilungen in Aussicht.

Ein neuer pathologischer Harnfarbstoff wurde von E. N e u s s e r **) in dem blutrothen, eiweissfreien, sauer reagirenden Harn eines an Pleu- ritis erkrankten Mannes längere Zeit beobachtet. Der native Harn bot spectroskopiseh untersucht zwei scharf begrenzte Absorptionsstreifen zwi- schen D und E von der Lage der 0xyhaemoglobinstreifen, ferner eine ziemlich starke ¥erdunkelung des violetten Endes des Spectrums von der Linie b an dar. Zusatz von Schwefelammonium brachte keine Aen- derung hervor, eben so wenig Kochen mit Kalilauge. Im eingedampften Harn traten die Absorption3streifen intensiver hervor und zu ihnen ge- sellte sich ein dritter schwacher und schmaler Streifen im Roth, in der Mitte zwischen C und D. Beim Ansäuern mit Salzsäure wurde der Streifen bei D schwächer, jener bei E intensiver, beide verschoben sich gegen das rothe Ende des Spectrums derart, dass der schmälere und schwächere Streifen dicht vor D, der zweite dunklere und breitere un- gefähr in die Mitte zwischen D und E (näher au E) zu liegen kam. Durch Abstumpfen der Salzsäure mit Kalilauge wurde das ursprüngliche

Spectrum wieder hergestellt. Wurde der Harn mit Salzsäure gekocht und dann mit Kalilauge versetzt, so rissen die sieh abscheidencten Erd- phosphate den Farbstoff mit; durch schwefelsäurehaltigen Alkohol konnte er dem Niederschlage wieder entzogen werden. Ebenso ging der Farb- stoff bei Behandlung des eingedampften Harnes mit oxalsäurehaltigem Alkohol in Lösung, während er von Aether oder nicht anges~uertem Alkohol nicht aufgenommen wurde. Die saure alkoholische Lösung bot genau das Spectralverhalten des mit Säure versetzten Harnes dar. Machte man sie neutral oder alkalisch, so wurde der Streifen bei D, seine Lage behaltend, gegen das rothe Ende undeutlicher, gegen das

*) Prager med. Wochensehriß 188i No. 40. Vorläufige Mittheilung. **) Sitzungsber. d. k. Akademie d. Wissensch. in Wien 847 IIL Abth. 536.

2. Auf Physiologie und Pathologie bezügliche. 477

violette etwas breiter, ohne jedoch die Linie D nach links zu erreichen; gleichzeitig erschien der Streifen vor E dunkler und schmäler, dabei schärfer begrenzt. Ausserdem trat ein dritter sehr schmaler, doch scharf begrenzter Streifen in der Mitte zwischen C und D auf, während von Linie b an totale Absorption fortbestand. Betreffs des übrigen chemi- schen Verhaltens sei erwähnt, dass der native Harn keine Terpentin- Guajakprobe*) gab, dass beim Ausfällen mit Tannin nach S t r uv e**) wohl ein schmutzig rother'Niederschlag entstand, aus dem jedoch keine Häminkrystalle erhalten werden konnten. Eisen war als Bestandtheil des in oxalsänrehaltigen Alkohol übergegangenen Farbstoffs nicht mit Sicherheit nachweisbar. Durch Reduction mit Zinn und Salzsäure, sowie mit Natriumamalgam wurde die Farbstofflösung entfärbt.

Ferner erwies sich der Farbstoff als durch Bleiessig und Kal'kmileh fällbar; die nach dem Verfahren von Sch e r e r (Fällen mit Bleiessig, Zerlegen des Nied~rschlags mit oxalsäurehaltigem Alkohol, Fällen der Alkohollösung mit Kalkmilch, nochmaliges Zerlegen des Niedersehlags mit schwefelsäurehaltigem, absolutem Alkohol, endlich Alkalisehmachen der alkoholischen Lösung mit kohlensaurem Kali) erhaltene rosenrothe Lösung zeigte bei der Untersuchung vier Absorptionsstreifen, einen schmalen zwischen C und I), einen scharf begrenzten, mässig breiten zwischen D und E, unmittelbar an D, einen noch breiteren, dunkleren auf E, endlich einen sehr breiten, dunklen, scharf begrenzten, beinahe drei Viertel des Zwischenraames einnehmenden zwischen b und F.

Bei der Aehnlichkeit des spectralen Verhaltens mit jenem des Hämatoporphyrins hält N e u s s er dafür, dass der beobachtete Farbstoff entweder IIämatoporphyrin selbst, oder ein diesem sehr nahe stehender Körper sei.

Denselben Farbstoff beobachtete Neuss er noch einmal in dem eiweisshaltigen Harn eines Tuberculösen, welcher Fall besonders darum beachtenswerth ist, weil er lehrt, dass-nicht jeder eiweisshaltige Harn, der das Spectrum des Oxyhämoglohins darbietet, solches wirklich zu enthalten braucht.

*) Diese Zeitschrift 13» 104. **) Diese Zeitschrift 11, 29.