1
P9.05 Anodische Oxidation organischer Stoffe mit Diamant- elektroden Dipl.-Ing. P. Stehring 1) (E-Mail:[email protected]), Dipl.-Ing. Dr. E. Ernst 1) , Mag. Dr. P. Letonja 1) , Prof. Dipl.-Ing. Dr. M. Siebenhofer 1) , Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. hc. R. Marr 1) 1) Institut für Thermische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik, TU Graz, Inffeldgasse 25C, A-8010 Graz DOI: 10.1002/cite.200750330 Mit der Entwicklung von diamantbe- schichteten Elektroden haben sich für die elektroorganische Synthese neue Möglichkeiten ergeben, ein breites An- wendungsfeld zu erschließen. Diese Elektroden zeichnen sich durch ihre hohe Sauerstoffüberspannung und che- mische Stabilität aus. Dadurch kann die bei der elektrochemischen Oxidation von organischen Substanzen in wässri- gen Systemen konkurrierend auftreten- de Sauerstoffbildung minimiert werden. Da ein Einsatz dieser Elektroden aller- dings mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden ist, wird nach We- gen gesucht, die Kosten zu reduzieren. Eine Möglichkeit dazu ist die Verwen- dung von bipolaren Diamantelektroden. Diese bestehen aus Industriediamanten, die mit vergleichsweise einfachen Metho- den in günstige Trägermaterialien (meist fluorierte Polymere) eingeschmolzen werden. In der vorliegenden Arbeit wurden her- kömmliche diamantbeschichtete Elektro- den mit bipolaren Diamantelektroden verglichen. Dazu wurden die Unterschie- de im Oxidationsverhalten organischer Verbindungen herausgearbeitet. Durch- geführt wurden die Versuche in einer durch eine Kationentauschermembran geteilten Elektrolysezelle. Hierbei zeigte sich, dass die diamant- beschichteten Elektroden den bipolaren Diamantelektroden zurzeit noch überle- gen sind. An klassischen Diamantelek- troden wurde 2-Propanol bei niedrigen Stromdichten und Umsätzen mit hoher Stromausbeute und Selektivität zu Ace- ton oxidiert. Bei höheren Stromdichten und Umsätzen wurde in zunehmendem Umfang Essigsäure als weiteres Produkt erhalten. Mit bipolaren Diamantelektro- den hingegen war schon bei niedrigen Stromdichten Essigsäure das Hauptpro- dukt. Die Stromausbeuten waren deut- lich geringer, was auch damit zusam- men hing, dass durch die verwendeten bipolaren Diamantelektroden Ionen- transport stattfand. P9.06 Ein neuer Prozess zur Nutzung von Lignin als Rohstoff T. Voitl 1) , Prof. P. Rudolf von Rohr 1) (E-Mail: [email protected]) 1) ETH Zürich, Institut für Verfahrenstechnik, Sonneggstraße 3, CH-8092 Zürich DOI: 10.1002/cite.200750210 In der Papier- und Zellstoffindustrie werden weltweit ca. 50 Millionen Ton- nen/Jahr Lignin im Kraft-Prozess vom Zellstoff getrennt und dort hauptsäch- lich zur internen Energieversorgung ge- nutzt. Eine effiziente Abtrennung des Kraft-Lignins aus der Ablauge ist z. B. im LignoBoost Verfahren verwirklicht [1]. Das große Rohstoffpotenzial wird al- lerdings noch nicht optimal genutzt. Ne- ben der energetischen Verwendung von Lignin als Brennstoff ist die stoffliche Nutzung hinsichtlich der Verknappung fossiler Rohstoffe und dem CO 2 -Aus- stoß von großer Bedeutung. An unserem Institut wird ein neuer Prozess zur Herstellung phenolischer Chemikalien aus Kraft-Lignin ent- wickelt. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Entwicklung eines geeigneten Katalysators. In ersten Versuchen mit einem selbst hergestellten Katalysator für die Oxidation von Kraft-Lignin mit- tels Sauerstoff konnte eine geringe Men- ge Vanillin produziert werden. Dieses Ergebnis ist konsistent mit früheren Untersuchungen an Kraft-Lignin, in de- nen die Produktausbeuten generell sehr gering ausfielen. Dies kann teilweise durch die Rekombination von Lignin- bruchstücken erklärt werden. Ein weite- rer Schwerpunkt liegt daher in der Entwicklung eines Systems zur Unter- drückung der Repolymerisation von Lignin. Dazu wurden verschiedene Substanzen auf ihre Wirksamkeit als Radikalfänger getestet. Die Verwendung von Methanol als kostengünstigem Ra- dikalfänger resultierte bereits in einer Vervierfachung der Produktausbeute im Vergleich zu Experimenten ohne Radi- kalfänger. Es konnten somit 3,5 Gew.-% an Monomeren (hauptsächlich Vanillin) hergestellt werden. Die Weiterentwick- lung des Katalysator- und Radikalfänger- systems soll in Zukunft eine höhere Produktausbeute ermöglichen. [1] P. Tomani, P. Axegard, ILI Forum 8, Rom 2005, 109. 1454 Chemie Ingenieur Technik 2007, 79, No. 9 Mit nachwachsenden Rohstoffen zu innovativen Produkten www.cit-journal.de © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Ein neuer Prozess zur Nutzung von Lignin als Rohstoff

  • Upload
    t-voitl

  • View
    220

  • Download
    4

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ein neuer Prozess zur Nutzung von Lignin als Rohstoff

P9.05

Anodische Oxidation organischer Stoffe mit Diamant-elektrodenDipl.-Ing. P. Stehring1) (E-Mail: [email protected]), Dipl.-Ing. Dr. E. Ernst1), Mag. Dr. P. Letonja1), Prof. Dipl.-Ing. Dr. M. Siebenhofer1),Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. hc. R. Marr1)

1)Institut für Thermische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik, TU Graz, Inffeldgasse 25C, A-8010 Graz

DOI: 10.1002/cite.200750330

Mit der Entwicklung von diamantbe-schichteten Elektroden haben sich fürdie elektroorganische Synthese neueMöglichkeiten ergeben, ein breites An-wendungsfeld zu erschließen. DieseElektroden zeichnen sich durch ihrehohe Sauerstoffüberspannung und che-mische Stabilität aus. Dadurch kann diebei der elektrochemischen Oxidationvon organischen Substanzen in wässri-gen Systemen konkurrierend auftreten-de Sauerstoffbildung minimiert werden.Da ein Einsatz dieser Elektroden aller-dings mit einem enormen finanziellenAufwand verbunden ist, wird nach We-gen gesucht, die Kosten zu reduzieren.Eine Möglichkeit dazu ist die Verwen-

dung von bipolaren Diamantelektroden.Diese bestehen aus Industriediamanten,die mit vergleichsweise einfachen Metho-den in günstige Trägermaterialien (meistfluorierte Polymere) eingeschmolzenwerden.

In der vorliegenden Arbeit wurden her-kömmliche diamantbeschichtete Elektro-den mit bipolaren Diamantelektrodenverglichen. Dazu wurden die Unterschie-de im Oxidationsverhalten organischerVerbindungen herausgearbeitet. Durch-geführt wurden die Versuche in einerdurch eine Kationentauschermembrangeteilten Elektrolysezelle.

Hierbei zeigte sich, dass die diamant-beschichteten Elektroden den bipolaren

Diamantelektroden zurzeit noch überle-gen sind. An klassischen Diamantelek-troden wurde 2-Propanol bei niedrigenStromdichten und Umsätzen mit hoherStromausbeute und Selektivität zu Ace-ton oxidiert. Bei höheren Stromdichtenund Umsätzen wurde in zunehmendemUmfang Essigsäure als weiteres Produkterhalten. Mit bipolaren Diamantelektro-den hingegen war schon bei niedrigenStromdichten Essigsäure das Hauptpro-dukt. Die Stromausbeuten waren deut-lich geringer, was auch damit zusam-men hing, dass durch die verwendetenbipolaren Diamantelektroden Ionen-transport stattfand.

P9.06

Ein neuer Prozess zur Nutzung von Lignin als RohstoffT. Voitl1), Prof. P. Rudolf von Rohr1) (E-Mail: [email protected])1)ETH Zürich, Institut für Verfahrenstechnik, Sonneggstraße 3, CH-8092 Zürich

DOI: 10.1002/cite.200750210

In der Papier- und Zellstoffindustriewerden weltweit ca. 50 Millionen Ton-nen/Jahr Lignin im Kraft-Prozess vomZellstoff getrennt und dort hauptsäch-lich zur internen Energieversorgung ge-nutzt. Eine effiziente Abtrennung desKraft-Lignins aus der Ablauge ist z. B.im LignoBoost Verfahren verwirklicht[1]. Das große Rohstoffpotenzial wird al-lerdings noch nicht optimal genutzt. Ne-ben der energetischen Verwendung vonLignin als Brennstoff ist die stofflicheNutzung hinsichtlich der Verknappungfossiler Rohstoffe und dem CO2-Aus-stoß von großer Bedeutung.

An unserem Institut wird ein neuerProzess zur Herstellung phenolischer

Chemikalien aus Kraft-Lignin ent-wickelt. Ein Schwerpunkt liegt hierbeiauf der Entwicklung eines geeignetenKatalysators. In ersten Versuchen miteinem selbst hergestellten Katalysatorfür die Oxidation von Kraft-Lignin mit-tels Sauerstoff konnte eine geringe Men-ge Vanillin produziert werden. DiesesErgebnis ist konsistent mit früherenUntersuchungen an Kraft-Lignin, in de-nen die Produktausbeuten generell sehrgering ausfielen. Dies kann teilweisedurch die Rekombination von Lignin-bruchstücken erklärt werden. Ein weite-rer Schwerpunkt liegt daher in derEntwicklung eines Systems zur Unter-drückung der Repolymerisation von

Lignin. Dazu wurden verschiedeneSubstanzen auf ihre Wirksamkeit alsRadikalfänger getestet. Die Verwendungvon Methanol als kostengünstigem Ra-dikalfänger resultierte bereits in einerVervierfachung der Produktausbeute imVergleich zu Experimenten ohne Radi-kalfänger. Es konnten somit 3,5 Gew.-%an Monomeren (hauptsächlich Vanillin)hergestellt werden. Die Weiterentwick-lung des Katalysator- und Radikalfänger-systems soll in Zukunft eine höhereProduktausbeute ermöglichen.

[1] P. Tomani, P. Axegard, ILI Forum 8,Rom 2005, 109.

1454 Chemie Ingenieur Technik 2007, 79, No. 9Mit nachwachsenden Rohstoffen zu innovativen Produkten

www.cit-journal.de © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim