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226 Bericht: Chemische Analyse anorganischer KSrper. Schwefels/~ure vorsichtig in den Probircylinder einfliessen, so class zwei Schichten entstehen. Ist Salpeters~ure zugegen, so f~rbt sieh die Be- riihrungszone braun, bei sehr geringen Mengen gelb. PeterT. Austen und J. Chester Chamberlain*) empfehlen zum Nachweis der Salpeters~ure start Eisenvitriol sehwefelsaures Eisen- oxydul-Ammon zu benutzen, da letzteres Salz in LOsung vorr~thig ge- halten werden l~Snne. Ein neues niehtmetallisches ~lement hat C 1e m e n s W i n k 1e r **) entdeekt und demselben den Namen Germanium gegeben. Er theilt dartiber Folgendes mit: >>Ira Sommer des Jahres 1885 zeigte sieh auf >>Himmelsfilrst Fund- grube<, bei Freiberg ein reiches Silbererz yon ungewShnlichem An- sehen, in welehem A. We i s b a c h eine neue Mineralspeeies erkannte, die er ~>Argyrodit<, benannte. Th. Richter unterwarfdasMineral einer vorl~ufigen Untersuehung vor dem LOthrohre und fund darin als Hauptbestandtheile Schwefel und Silber, ausserdem aber eonstatirte er das Vorhandensein einer geringen Menge Queeksilber, was insofern auf- fallend und interessant ist, als dieses Metall sich auf den Freiberger Erzg~ngen bisher noch niemals gezeigt hat. Bei der yon mir vorgenommenen Analyse des Minerals ergab sieh, dass der gedachte Queeksilbergehalt nieht mehr als 0,21 off be- tr~gt; ausserdem wurden im Argyrodit, je naeh der Reinheit des an- gewandten Materials, 73 bis 75 ~ Silber und 17 bis 1S ~fi Schwefel, sowie sehr geringe Mengen Eisen und Spuren yon Arsen gefunden. So oft und so sorgfKltig aber die Analyse auch durchgefiihrt werden moehte~ immer schloss sic mit einem etwa 6 bis 7 off betragendeu Yerluste ab, ohne dass es naeh dem iiblichen Gauge der qualitativen Untersuchung mSglich gewesen w~ire, den fehlenden KSrper zu ent- decken. Nach mehrwSchentlichem, mtihevollem Suchen kann ich heute mit Bestimmtheit aussprechen, dass der Argyrodit ein neues, dem Antimon sehr ~hnliehes, aber yon diesem doch scharf untersehiedenes Element enth/ilt, welchem der Name ~>Germaniu~n,~ beigelegt werden mSge. *) American chemical 5onrnal 5, 209. **) Ber. d. dcutsch, chem. Gesellsch. z. Berlin 19, 210; vom Yerfasse'r ein- gesandt.

Ein neues nichtmetallisches Element

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Page 1: Ein neues nichtmetallisches Element

226 Bericht: Chemische Analyse anorganischer KSrper.

Schwefels/~ure vorsichtig in den Probircylinder einfliessen, so class zwei Schichten entstehen. Ist Salpeters~ure zugegen, so f~rbt sieh die Be- riihrungszone braun, bei sehr geringen Mengen gelb.

P e t e r T . A u s t e n und J. C h e s t e r C h a m b e r l a i n * ) empfehlen

zum Nachweis der Salpeters~ure start Eisenvitriol sehwefelsaures Eisen- oxydul-Ammon zu benutzen, da letzteres Salz in LOsung vorr~thig ge- halten werden l~Snne.

Ein neues n i e h t m e t a l l i s c h e s ~lement hat C 1 e m e n s W i n k 1 e r **) entdeekt und demselben den Namen G e r m a n i u m gegeben. Er theilt dartiber Folgendes mit:

>>Ira Sommer des Jahres 1885 zeigte sieh auf >>Himmelsfilrst Fund- grube<, bei Freiberg ein reiches Silbererz yon ungewShnlichem An- sehen, in welehem A. We i s b a c h eine neue Mineralspeeies erkannte, die er ~>Argyrodit<, benannte. Th. R i c h t e r unterwarfdasMineral einer vorl~ufigen Untersuehung vor dem LOthrohre und fund darin als Hauptbestandtheile Schwefel und Silber, ausserdem aber eonstatirte er das Vorhandensein einer geringen Menge Queeksilber, was insofern auf- fallend und interessant ist, als dieses Metall sich auf den Freiberger Erzg~ngen bisher noch niemals gezeigt hat.

Bei der yon mir vorgenommenen Analyse des Minerals ergab sieh, dass der gedachte Queeksilbergehalt nieht mehr als 0,21 off be- tr~gt; ausserdem wurden im Argyrodit, je naeh der Reinheit des an- gewandten Materials, 73 bis 75 ~ Silber und 17 bis 1S ~fi Schwefel, sowie sehr geringe Mengen Eisen und Spuren yon Arsen gefunden. So oft und so sorgfKltig aber die Analyse auch durchgefiihrt werden moehte~ immer schloss sic mit einem etwa 6 bis 7 off betragendeu Yerluste ab, ohne dass es naeh dem iiblichen Gauge der qualitativen

Untersuchung mSglich gewesen w~ire, den fehlenden KSrper zu ent- decken.

Nach mehrwSchentlichem, mtihevollem Suchen kann ich heute mit Bestimmtheit aussprechen, dass der Argyrodit ein neues, dem Antimon sehr ~hnliehes, aber yon diesem doch scharf untersehiedenes Element enth/ilt, welchem der Name ~>Germaniu~n,~ beigelegt werden mSge.

*) American chemical 5onrnal 5, 209. **) Ber. d. dcutsch, chem. Gesellsch. z. Berlin 19, 210; vom Yerfasse'r ein-

gesandt.

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Die Ausfindigmachung desselben brachte nun deshalb grosse Schwierig- keiten und peinigende Zweifel mit sich, well die den Argyrodit beglei- tenden 5[ineralien Arsen und Antimon enthielten, die bei ihrer Aehn- lichkeit mit dem Germanium und beim vollstiindigen Nangel an scharfen Trennungsmethoden fiberaus stSrend wirkten.

Eingehendere Mittheilungen in baldige Aussicht steUend, beschr~inke ich reich heute darauf, fiber das neue Element Folgendes bekannt zu geben :

Der Argyrodit liefert beim Erhitzen unter Luftabschluss, am besten im Wasserstoffstrome, ein schwarzes, krystallinisches, ziemlich leicht fifichtiges and zu braunrothen Tropfen schmelzbares Sublimat, welches ausser wenig Schwefelquecksilber haupts~ichlich Germaniumsulfid enthiilt. Germaniumsulfid ist ~ine Sulfos~ure; es 10st sich leicht in Schwefel- ammonium und erscheint bei seiner Wiederabscheidung durch Salzsi~ure als ein in reinem Zustande schneeweisser, in Ammoniak sofort liislicher Niederschlag, der bei Gegenwart yon Arsen oder Antimon mehr oder minder gelb gef~rbt erscheint.

Beim Erhitzen im Luftstrome oder beim Erw~rmen mit Salpeter- s~ure geht das Germaniumsulfid in ein weisses, bei Rothglfihhitze nicht flfichtiges, in Kalilauge 16sliches 0xyd fiber; die alkalische L6sung gibt nach dem Ans~,tuern mit Schwefelwasserstoff die charakteristische, weisse Fiillung. Starke Yerdfinnung verhindert oder verz6gert die Aus- f~llung.

Oxyd wie Sulfid sind, ersteres leicht, letzteres seiner Flfichtigkeit halber schwieriger, reducirbar durch Wasserstoff. Das Element besitzt, ~ihnlich dem Arsen, graue Farbe und m~issigen Glanz~ ist aber erst bei roller Rothgliihhitze flfichtig und entschieden schwieriger verdampfbar als Antimon. Es legt sich bei der ¥erfifichtigung in kleinen, im An- sehen an ahgedunstetes Jod erinnernden Krystallen an die Glaswandung an, welche keine Schmelzbarkeit bemerken lassen und mit Antimon gar nicht verwechselt werden k(~nnen.

Erhitzt man das Germanium oder sein Sulfid in einem Strome yon Chlorgas, so bildet sich ein weisses, leicht verdampfbares Chlorid, wel- ches flfichtiger ist als Antimonchlorid, und dessert w~issrige Liisung nach dem Ansiiuern mit Schwefelwasserstoff weiss geffillt wird.

Die Bestimmung des Atomgewichtes des Germaniums soll sofort, wenn auch zuniichst nur mit anniihernder Genauigkeit, vorgenommen

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228 Bericht: Chemisehe Analyse organischer KSrper.

werden; sic wird zeigen, ob~ wie zu vermuthen steht~ das neue Element

berufen is t , die zwischen dem Antimon und dem Wismuth befindliche

Liicke im periodischen System auszuftfilen.<~

III. Chemische Analyse organischer K~rper. Von

W. Fresenius.

1. Q u a l i t a t i v e E r m i t t e l u n g o r g a n i s c h e r K S r p e ' r .

Ueber die Absorptionsspectren verschiedener Farbstoffe haben

Ch. G i r a r d und P a b s t * ) ~i t thei lungen gemacht~ auf die ich hier

nur hinweisen kann.

Als Reagens auf Aldehyde und Ketone hat E m i l F i s c h e r**)

das P h e n y l h y d r a z i n empfohlen, welches in ~hnlicher Weise wie

das yon V. M e y e r vorgeschlagene H y d r o x y 1 a r a i n zur Erkemmng

und Unterscheidung der genannten KSrper dienen kann.

Das Hydrazin verbindct sich mit den Aldehyden und Ketonen in

dem Verh~Itniss gleicher Molectile unter Austri t t yon Wasser zu festeu

oder 01igen Condensationsproducten, die im ersteren Falle durch eine

einfache Schmelzpunktsbestimmung ein schr gutes Htilfsmittel zur Identi-

ficirung und Charakterisirung der betreffenden zu untersuchenden Sub-

stanz darbietet, w~hrend im letzteren Falle nur die allgemeine Frage

entschieden wird, dass tier fragliche K5rper ein Aldehyd oder Keton ist.

Wesentlich far das Gelingen der Reaction ist die Reinheit des zu

verwendenden Hydrazinsalzes. Man stellt sich deshalb das am be-

quemsten anzuwendende salzsaure Phenylhydrazia in der Weise dar,

dass man die Base***) durch Destillation yon Ammoniak befreit~ sic

dal~n in 10 Theilen Alkohol 15st und mit concentrirter Salzs~iure neu-

tralisirt . Die abgeschiedene KrystalImasse wird nun abfiltrirt~ bis zur

*) Comptes rendus 101, 157. **) Ber. d. deutschen chem. Gesellschaft 17, 572.

***) Ueber die Herstellung dersclben siehe F i s c h e r ( L i e b i g ' s Annaleu 190, 78) und V. M e y e r und G. Leceo (Ber. d. dcutschea chem. Gesell- schaft 167 2976).