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Corona: eine Auszeit für Schüler*innen, die es an ihrer Schule schwer haben Am 16. März 2020 wurden die Türen der bayrischen Schulen auf Grund der Corona-Krise für die Schüler*in- nen geschlossen und bis heute sind sie nicht wieder für alle geöffnet. Dadurch fällt der soziale Kontakt zu den Mitschüler*innen und Lehrer*innen weg. Das bedeutet: kein gemeinsamer Schulweg, keine Treffen mit den Schulfreund*innen vor Unterrichtsbeginn, keine Gespräche im Pausenhof, kein gemeinsamer Unterricht, kein Quatsch machen und lachen zwischen den Schulstunden und auch nicht zusammen Hausaufgaben ma- chen oder Lernen. Für viele junge Menschen bricht dadurch ein Großteil ihres sozialen Lebens weg. Doch der wöchentliche Schulbesuch ist nicht für alle Kinder und Jugendliche von posiven sozialen Erfahrun- gen gekennzeichnet. Für einige Schüler*innen könnte die Corona-Krise vielleicht sogar „aufatmen“ bedeu- ten. Kein tägliches Ärgern, Peinigen, Schikanieren oder Blamieren vor, während oder nach der Schule. Caritas-Pirckheimer-Haus - Königstr. 64 - 90402 Nürnberg CPH-Newsleer vom 29. Mai 2020 „Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt, oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und über eine längere Zeit den negaven Handlungen eines oder mehrerer anderer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist.“ (Olweus 2006, S. 22) „Es braucht eine Kultur des Hinschauens und Solidarisierens, eine Kultur der Verantwor- tungsübernahme auf Basis der Menschenrechte und grundlegender demokrascher Werte.“ (Marica Münch, Ressortleitung Globalisierung I Solidarität I Demokrae, Akademie CPH) Ein Projekt zur Mobbingprävenon und -intervenon an der Akademie CPH (Multiplikator*innen) Mobbing – klare Haltung ist gefragt! Laut der PISA Studie 2017 werden fast 16 % aller Jugendlichen im Alter von 15 Jahren regelmäßig Opfer von teils massiver körperlicher und/oder seelischer Gewalt durch Mitschüler*innen. So über- rascht es nicht, dass das Ergebnis sowohl Kultusminister*innen als auch an- dere Akeur*innen im schulischen Kontext und Eltern empört. Der Arkel 1 des Bayrischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (Bay- EUG) legt fest, dass neben Wissen und Können auch Geist, Körper, Herz und Charakter der Schüler*innen gebildet werden sollen. Die bayrischen Schulen haben die Aufgabe, junge Menschen zu Toleranz, friedlicher Gesinnung und Achtung vor anderen Menschen zu erziehen. Zudem haben alle Akteur*innen der Schulgemeinschaſt (auch Eltern) vertrauensvoll zusammenzuarbeiten so- wie eine offene Kommunikaon zu pflegen (Art. 2 Abs. 1 & 4 BayEUG). Auf die- ser Grundlage wäre ein Nährboden für Mobbing an Schulen nicht gegeben. Befasst man sich mit den Folgen von Mobbing, so ist es unabdingbar, dieses soziale Phänomen in den Blick zu nehmen und grundlegende Strukturen an den Schulen zu schaffen, um ein gewalreies und posives Lern- klima zu fördern, welches Mobbing grundsätzlich ablehnt oder im besten Fall gar nicht erst entstehen lässt.

Ein Projekt zur Mobbingprävention und -intervention an der ......Corona: eine Auszeit für Schüler*innen, die es an ihrer Schule schwer haben Am 16. März 2020 wurden die Türen

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  • Corona: eine Auszeit für Schüler*innen, die es an ihrer Schule schwer haben

    Am 16. März 2020 wurden die Türen der bayrischen Schulen auf Grund der Corona-Krise für die Schüler*in-nen geschlossen und bis heute sind sie nicht wieder für alle geöffnet. Dadurch fällt der soziale Kontakt zu den Mitschüler*innen und Lehrer*innen weg. Das bedeutet: kein gemeinsamer Schulweg, keine Treffen mit den Schulfreund*innen vor Unterrichtsbeginn, keine Gespräche im Pausenhof, kein gemeinsamer Unterricht, kein Quatsch machen und lachen zwischen den Schulstunden und auch nicht zusammen Hausaufgaben ma-chen oder Lernen. Für viele junge Menschen bricht dadurch ein Großteil ihres sozialen Lebens weg.

    Doch der wöchentliche Schulbesuch ist nicht für alle Kinder und Jugendliche von positiven sozialen Erfahrun-gen gekennzeichnet. Für einige Schüler*innen könnte die Corona-Krise vielleicht sogar „aufatmen“ bedeu-ten. Kein tägliches Ärgern, Peinigen, Schikanieren oder Blamieren vor, während oder nach der Schule.

    Caritas-Pirckheimer-Haus - Königstr. 64 - 90402 Nürnberg

    CPH-Newsletter vom 29. Mai 2020

    „Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt, oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und über eine längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer anderer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist.“ (Olweus 2006, S. 22)

    „Es braucht eine Kultur des Hinschauens und Solidarisierens, eine Kultur der Verantwor-tungsübernahme auf Basis der Menschenrechte und grundlegender demokratischer Werte.“ (Marica Münch, Ressortleitung Globalisierung I Solidarität I Demokratie, Akademie CPH)

    Ein Projekt zur Mobbingprävention und -intervention an der Akademie CPH

    (Multiplikator*innen)

    Mobbing – klare Haltung ist gefragt!

    Laut der PISA Studie 2017 werden fast 16 % aller Jugendlichen im Alter von 15 Jahren regelmäßig Opfer von teils massiver körperlicher und/oder seelischer Gewalt durch Mitschüler*innen. So über-

    rascht es nicht, dass das Ergebnis sowohl Kultusminister*innen als auch an-dere Akeur*innen im schulischen Kontext und Eltern empört. Der Artikel 1 des Bayrischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (Bay-EUG) legt fest, dass neben Wissen und Können auch Geist, Körper, Herz und Charakter der Schüler*innen gebildet werden sollen. Die bayrischen Schulen haben die Aufgabe, junge Menschen zu Toleranz, friedlicher Gesinnung und Achtung vor anderen Menschen zu erziehen. Zudem haben alle Akteur*innen der Schulgemeinschaft (auch Eltern) vertrauensvoll zusammenzuarbeiten so-wie eine offene Kommunikation zu pflegen (Art. 2 Abs. 1 & 4 BayEUG). Auf die-ser Grundlage wäre ein Nährboden für Mobbing an Schulen nicht gegeben.

    Befasst man sich mit den Folgen von Mobbing, so ist es unabdingbar, dieses soziale Phänomen in den Blick zu nehmen und grundlegende Strukturen an den Schulen zu schaffen, um ein gewaltfreies und positives Lern-klima zu fördern, welches Mobbing grundsätzlich ablehnt oder im besten Fall gar nicht erst entstehen lässt.

  • Es braucht eine Haltung, welche die gerade zitierten Gesetze des Erziehungs- und Unterrichtswesens ernst nimmt und keine Anstrengungen scheut, diese umfassend in die Schulpraxis umzusetzen. Wir an der Akade-mie CPH setzen seit langem ein klares Zeichen gegen Mobbing und für mehr Haltung!

    Anti-Mobbing-Arbeit an der Akademie CPH seit 2002

    Caritas-Pirckheimer-Haus - Königstr. 64 - 90402 Nürnberg

    Mobben stoppen! - Einblick in die Projektarbeit Bild: Melanie Heicher

    Im Bereich der Mobbing- und Konfliktbearbeitung arbeitet die Akademie CPH mit Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien aus Nürnberg und Umgebung zusammen. Je nach Zielgruppe und Veranstaltungsformat variieren die Ziele der Schulungen. Zentral ist allerdings das Phänomen Mobbing zu verstehen, die Rollen der zentralen Akteur*innen zu verdeutlichen, Transparenz in die vielschichtigen und oft eingefahrenen Struktu-ren zu schaffen, Präventions- und Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten und die notwendige Haltung gegen Mobbing zu fördern. Schüler*innen werden zu zivilcouragiertem Verhalten motiviert, für ein faires und offe-nes Miteinander in der Schule.

    Das Referent*innenteam der Akademie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie eine Schule ohne Mobbing gelingen kann, welche Mechanismen und Strukturen dafür notwendig sind und welche Werte und Normen als Basis einer Mobbing-freien Schulkultur dienen können.

    Jahrelange Erfahrung und Wissenszuwachs bei der Mobbing-Aufklärung

    Seit 18 Jahren finden in der Akademie CPH kontinuierlich Semi-nare und Workshops mit Schulklassen sowie Fortbildungen mit Multiplikator*innen und Lehrkräften zu den Themen Mobbing und Konfliktmanagement in Schulklassen statt.

    Mobben stoppen! - Einblick in die Projektarbeit Bild: Melanie Heicher

    Eine ganzheitliche Herangehensweise - Wertebildung als Präventionsansatz

    Die Mobbingprävention muss in der gesamten Schulstruktur Anklang finden.

    So richten sich die Angebote der Mobbingprävention und -in-tervention an der Akademie CPH nicht nur an Schüler*innen, sondern gezielt an die komplette Schulgemeinschaft: an Schul-leitungen, Lehrkräfte, Sozialarbeiter*innen, Jugendsozialar-beiter*innen und Eltern. Denn nur ein ganzheitlicher Ansatz kann diesem komplexen sozialen Phänomen gerecht werden.

    Neben der Vermittlung von Wissen zur Thematik und den verschiedenen methodischen Handlungsmöglich-keiten der Prävention und Intervention, geht es um die Etablierung von Strukturen, welche die Entstehung von Mobbing verhindern bzw. erschweren sollen und das zügige Intervenieren im konkreten Mobbingfall erleichtern. Dabei spielt die Reflexion und Selbstvergewisserung über eine gemeinsame Wertebasis die ent-scheidende Rolle: Wie wollen wir an der Schule miteinander umgehen? Wie wollen wir zusammen lernen und leben? Welche Werte sind uns für den Umgang miteinander wichtig?

    Die Anti-Mobbing-Arbeit der Akademie CPH möchte mit den Angeboten der Jugend- und Erwachsenenbil-dung ein klares Zeichen für mehr Haltung und ein gewaltfreies, faires sowie respektvolles Miteinander setzen - auf Basis demokratischer Werte.

  • Ankündigung: Ein Handbuch für die Praxis voraussichtlich im September 2020

    Vielleicht haben viele Schüler*innen in der Coronazeit die Möglichkeit auf-zuatmen, da sie durch die derzeitige Situation keinen direkten Attacken ihrer Mitschüler*innen ausgesetzt sind. Doch ist uns - dem Projektteam „Mobben stoppen! Mutig sein statt mitmachen“ - bewusst, dass Mobbing ggf. online fort-geführt wird (Cybermobbing) und/oder nach der Krise wieder seinen gewohn-ten Gang nimmt.

    Da es uns momentan nicht möglich ist, durch Bildungsangebote einen Beitrag zu einer positiven Schulzeit für ALLE leisten zu können, arbeiten wir intensiv an der Publikation

    „Mobben stoppen! Mutig sein statt mitmachen! Ein Handbuch für die Praxis“.

    Diese aus Seminarangeboten der Akademie resultierende Handreichung richtet sich an alle Fachkräfte, die sich aktiv gegen Mobbing einsetzten wollen. Darin werden sich neben dem theoretischen Hintergrundwissen zum Thema Mobbing und Konfliktbearbeitung, methodische Handlungsmöglichkeiten auf unterschiedlichen schulischen Ebenen finden.

    Wir freuen uns über breites Interesse und gemeinsames Handeln gegen Mobbing und für mehr Miteinander!

    Es grüßt Sie herzlich,

    Ihr Projektteam „Mobben stoppen! Mutig sein statt mitmachen!“Marica Münch & Lara Kronet im Namen aller Mitarbeiter*innen des CPH

    Literatur: Olweus, Dan: Gewalt in der Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können. 4., durchges. Aufl., Bern, Hans Huber (2006).

    Caritas-Pirckheimer-Haus - Königstr. 64 - 90402 Nürnberg