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REISE 52 Wenn Fisch&Fliege-Autor Markus Müller sich für zwei Flüsse entscheiden müsste, dann fiele seine Wahl auf den Unec und Obrh. Was ihn immer wieder zu slowenischen Bachforellen und Äschen zieht und warum die beiden Flüsse so eine Anziehungskraft auf ihn ausüben, erzählt er Ihnen hier EIN SLOWENISCHES SALMONIDEN-DUO 53

EIN SLOWENISCHES SALMONIDEN-DUO

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Page 1: EIN SLOWENISCHES SALMONIDEN-DUO

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Wenn Fisch&Fliege-Autor Markus Müller sich für zwei Flüsse entscheiden müsste, dann fiele seine Wahl auf den Unec und Obrh. Was ihn immer wieder zu slowenischen Bachforellen und Äschen zieht und warum die beiden Flüsse so eine Anziehungskraft auf ihn ausüben, erzählt er Ihnen hier

EIN SLOWENISCHES SALMONIDEN-DUO

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Unec und Obrh sind typische Karstflüsse und natürlich ein Paradies für Fliegenfischer. Fälschlicherweise werden sie oft als Kreideflüsse be-

zeichnet. Der Begriff „Spring Creek“ trifft meines Erachtens schon eher zu. Zwar sind Sichtigkeit, Insektenvorkommen und Verhalten der Fische ähnlich denen von Kreideflüssen, jedoch zeichnen sich Karstflüsse durch ein ganz spezielles Abflussverhalten aus. So schwankt zum Beispiel der durchschnittliche Abfluss des Unec zwischen gerade mal 1,5 m3/sek und fast unvorstellbaren 200 m3/sek, bei denen sich der Fluss, insbesondere zwi-schen Ende Oktober und Februar, oft zu einem großen, temporären See erweitert. Dieser kann das gesamte Tal mehrere Me-ter unter Wasser setzten.

FLÜSSE IM DETAIL Außerhalb der Wintermonate mäandriert der Unec nahe der kleinen Ortschaft Pla-nina auf seinen knapp zwölf Kilometern durch eine klassische Überflutungspolje (Polje: geschlossene Hohlform), bevor er es vielen anderen Karstflüssen gleich tut und relativ unspektakulär bei Grcare-vec im klüftigen Untergrund der Wiesen-landschaft versickert. Gar nicht unspek-takulär dagegen ist einer seiner beiden Ursprungsorte. Als Pivka erblickt er am Ausgang der Höhle von Planina das Ta-geslicht. Die Planinska jama zählt mit ihren

über sechs Kilometern zu den längsten, einen Wasserlauf führenden, Karsthöhlen Sloweniens und ist karsthydrologisch be-trachtet nichts anderes als die Fortsetzung des weltberühmten Höhlensystems von Postoijna. Eigentlich erhält der Unec sei-nen Namen erst, nachdem Pivka und der zweite Unec-Arm, die Malenšcica, nach rund zwei Kilometern zusammenfließen. Während der Oberlauf der Pivka für eine Weile unter zum Teil dichtgeschlossenem Kronendach doch relativ schnell fließend daher kommt (Pool-Riffle-Abfolge), ist die schmalere Malenšcica ein „Spring Creek“ aus dem Bilderbuch: Extrem klar, zum

Waten zu tief, mit gleichmäßiger Strömung und einer Vielfalt hin und her wogender Wasserpflanzen bietet die Malenšcica Wiesenbachfischen vom Feinsten.

RÜCKBLICK Es ist mittlerweile fast 15 Jahre her, dass ich den Unec zum ersten Mal befischte. Es war Liebe auf den ersten Blick! Damals brachte mein langjähriger Angelfreund Jože Ocvirk mir äußerst sachkundig die Fi-scherei an diesem zugegebenermaßen oft recht schwierigen Gewässer näher. Gera-de im Frühjahr, in den Monaten Mai und Juni, kann der versierte Trockenfliegen-fischer hier wahre Sternstunden erleben, jedoch genauso leicht an der Selektivität einzelner Farios oder Fahnenträgerinnen verzweifeln. Ja, die Äschen des Unec – weit über die Grenzen Sloweniens hin-aus haben sie zum Ruhm dieses extrem nährstoffreichen Gewässers beigetragen. Der Fluss gilt mit Fug und Recht als einer der besten Äschenflüsse Europas. Be-sonders zur Maifliegenzeit, wenn anfangs Syphlonurus-Arten schlüpfen, die im wei-teren Verlauf von Ephemera-Arten abge-löst werden, kann es schon mal „eng“ an den Ufern des Hauptflusses werden. Aber selbst dann finde ich immer noch einen nicht so stark frequentierten Abschnitt. Ich persönlich ziehe mich gerne, den rich-tigen Wasserstand immer vorausgesetzt, an die etwas schneller strömenden Pas-sagen der Pivka zurück. Die hier ab und

Freund des Autors und Unec-Kenner Jože

Ocvirk mit 50plus-Äsche

Konzentriert wird eine spannende Stelle am Unec abgefischt

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an auftretenden Ecdyonurus-Massen-schlüpfe beeindrucken mich immer wie-der von Neuem. Denn dann scheint das Wasser um einen herum sprichwörtlich zu kochen. Meistens sind es die Abend-stunden, die die größten Erfolge verspre-chen. Jetzt trauen sich auch kapitale Fi-sche vermehrt an die Oberfläche und im Schutz der Dämmerung gelang mir schon der beste Fang des Tages. Die Abend-stunden in den Sommermonaten sind es auch, die die besten Ergebnisse lie-fern – wenn der Befischungsdruck rapide

abnimmt. Interessanter wird es wieder im Herbst. Ab Ende September sind häufig noch längere Vorfächer als sonst schon üblich angesagt. Auch Vorfachspitzen und Fliegengröße müssen Sie an die ver-änderten Bedingungen anpassen, denn jetzt führt der Unec oft Niedrigwasser. Die größte Bedeutung kommt jedoch meines Erachtens der Präsentation zu. Wenn an den meisten schneller fließenden Mittelge-birgs- und Alpenflüssen die stromauf ge-fischte Trockenfliege zum Erfolg führt, ma-chen Sie mit dieser Art der Präsentation am Unec nur wenig Stiche. Gerade beim Angeln auf Äsche. Es war wiederum Jože

Ocvirk, der mir dies während mei-nes ersten Besuches in Planina beindruckend vor Augen führ-

te. Ein simpler abgestoppter Wurf

stromab oder Parachute Reach Cast, wie so mancher Casting-Guru es nennen wür-de, ebnet meistens den Weg zum Erfolg und überlistet auch heikle Fische.

EIN WEITERES TOP-GEWÄSSER Der Obrh liegt gerade mal 30 Autominu-ten in südöstlicher Richtung entfernt und ist mehr oder weniger der kleine, aber fei-ne Bruder des Unec. In der Tat ist er mit ihm „verwandt“ und hydrologisch gesehen ebenso wie der Unec einer von sieben oberirdischen Flüssen desselben Karst-fluss-Systems. Dieses mündet schließlich als Ljubljanica unweit der slowenischen Hauptstadt Ljubljana in die Sava. Der Obrh ist ebenso nährstoffreich, jedoch schma-ler und in weiten Bereichen mit dichtem Wer will hier nicht fischen? Der Unec ist reich an Wasserpflanzen

Oben: Wild und schön – der Obrh. Unten: Hell gezeichnet

und mit wunderhübschen Flossen kommen die Äschen

zum Fototermin

Der Autor freut sich über eine Top-Unec-Äsche

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Uferbewuchs versehen. Hier fischen Sie in der Regel alleine. Für den gesamten Fluss werden am Tag höchstens drei Erlaubnis-scheine ausgegeben (im Jahr nicht mehr als 100 Tageslizenzen). Diese Exklusivität hat jedoch auch ihren Preis. Mit stattlichen 200 Euro zählt der Obrh zum Teuersten, was Slowenien dem Fliegenfischer zu bie-ten vermag! Der Unec kommt da mit 99 Euro für die Tageskarte geradezu „günstig“ daher. Der Fischbestand des Obrh ist dem des Unec ähnlich, jedoch durch den weit-aus geringeren Befischungsdruck sind die Obrh-Fische bei Weitem nicht so heikel

und vorfachscheu wie ihre Unec-Ver-wandten. Im Oberlauf können Sie neben Äschen und Bachforellen auch verein-zelt den ein oder anderen Regenbogner oder Saibling antreffen. Für die wenigen Ausreißer ist die im oberen Teil des Ein-zugsgebietes gelegene Fischzucht des slowenischen Instituts für Fischerei verant-wortlich. Das Zavod za ribištvo Slovenije bewirtschaftet beide Gewässer übrigens in vorbildlicher Art und Weise. Dies wur-de besonders nach einem katastrophalen Kormoraneinfall im Winter 2002 deutlich, bei dem innerhalb von gerade mal drei

Monaten fast 80 Prozent des gesamten Äschenbestandes des Unec sowie ein großer Teil des Fischbestandes des Obrh vernichtet wurden. Der heutige Fischbe-stand in beiden Gewässern sucht seines-gleichen! Besonders die Äsche wächst besonders schnell ab. So weist ein drei-jähriger Fisch im Durchschnitt bereits be-achtliche 37 Zentimeter auf. Exemplare jenseits der 45-Zentimeter-Marke sind an der Tagesordnung und gerade am Unec besteht auch immer die Möglichkeit, die magische 50-Zentimeter-Schallmauer zu knacken. Beide Gewässer weisen zudem einen sehr guten Bestand an ausschließ-lich wilden Bachforellen auf. Speziell im Obrh sind Rotgetupfte von über 50 Zen-timeter keine Seltenheit. Interessant ist die Tatsache, dass die heute so zahlreich vorkommende Äsche in beiden Gewäs-sern ursprünglich nicht heimisch war und erst Mitte der 50er Jahre einmalig besetzt wurde. Im Unterlauf beider Gewässer kommen neben zahlreichen Cyprinidenar-ten auch Hecht und Quappe vor. Für den Unteren Abschnitt des Unec ist sogar eine stark reduzierte Cypriniden-Lizenz erhält-lich.

SLOWENISCHES MENÜ Neben verschiedenen Maifliegen- und Sedge-Mustern haben sich für mich an beiden Gewässern als Trockenflie-

So toll gezeichnet sind die slowenischen Karst-Forellen

Foto:©suze/photocase.com

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gen F-Fly sowie CDC-Comparaduns bis hin zu #20, aber auch Spent Olive oder Red/Sherry Spinner-Muster bewährt. Ter- restrials wie Black Ant oder Grasshopper sollten Sie jahreszeitabhängig ebenfalls dabei haben. Falls Sie zur Nymphe grei-fen möchten, was am Unec lediglich im Oberlauf bis zur Straßenbrücke zwischen Rakek und Planina erlaubt ist, erzielen Sie mit Gammarus-Imitationen sowie kleinen Pheasant Tail oder Hare&Copper-Mustern die besten Erfolge. Was das Gerät betrifft, sind eine 8 bis 9 Fuß lange Rute der #4/5 und eine Schwimmschnur völlig ausrei-chend. Ich habe für mich hier auf jeden Fall ein echtes Fliegenfischerparadies ge-funden. Sie vielleicht bald auch?

FOTOS: MARKUS MÜLLER; ZEICHNUNG: BASTIAN GIERTH Gammarus-Imitationen sind auch an slowenischen Flüssen immer eine gute Wahl

UNTERKUNFT: Zum Beispiel bei Beno in der Pension „DEMSAR“ in Planina, E-Mail: beno@[email protected] Tel. (00386) 57 56 50 13. Frisch renovierte Zimmer mit Dusche und WC, freiem WiFi, Trockenraum sowie ein reichhaltiges slowenisches Frühstück gehören zum Standard. Legendär sind Benos Fischplatten oder der außerordentlich gut sortierte Weinkeller. Auch Tageskarten werden hier ausgegeben und wenn Sie mal das passende Fliegenmuster nicht parat haben sollten, werden Sie bei Beno ebenfalls fündig.

INTERNET: www.fishing-slovenia.siSAISON: Unec: 1. Mai bis 30. November; Obrh: 1. April bis 30. November

ENTNAHME: jeweils maximal eine Äsche und eine Forelle

BESTIMMUNGEN: maximal eine widerhakenlose Fliege. Unec: „Dryfly only“ stromab der Straßenbrücke zwischen Rakek und Planina

INFORMATION

20 km

Ljubljana •

Postojna • • Planina

• Maribor

• Celje

SLOWENIEN

Sava

Drava

Mura

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