9
EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS Original und rekonstruierter Nachbau THOMAS SCHIEGNITZ Das Musikinstrumenten-Museum des Staatlichen Instituts für Musikforschung verwaltet seit einiger Zeit eine Reihe von Musikinstrumenten. Unter diesen befindet sich ein Violoncello mit deutlich größeren Maßen als heute üblich. Die Zuordnung durch den Faksimile-Zettel im Instrument lautet: Francesco Ruggieri, Cremona. Ein entsprechendes Gutachten liegt ebenfalls vor. Auf den ersten Blick schien diese Zuordnung durchaus plausibel; zumin- dest die zeitliche Ansiedlung ins 17. Jahrhundert. Die geographische Zuord- nung jedoch und also auch der Name des Erbauers ließen zunehmend Zwei- fel entstehen, da die extrem breite Einlage aus Fischbein in Decke und Boden nicht typisch für Cremona ist, sondern eher auf die Niederlande verweist, da Fischbein hier sozusagen ein „Abfallprodukt“ des intensiven Walfangs war. Von den niederländischen Geigenbauern ist insbesondere Pieter Rombouts für breite Einlagen bekannt. Viele andere Merkmale dieses Violoncellos, wie die Gestaltung des Umrisses und der Wölbungen, verweisen ebenfalls auf den niederländischen Instrumentenbauer. Die letzten Zweifel an der Zuordnung zum Herkunftsland wurden dann ausgeräumt, als im Schrifttum eine Abbildung 1 eines nahezu identischen Vio- loncellos nachgewiesen werden konnte, das von Pieter Rombouts 1722 gebaut worden war. Allein die Holzwahl beim Boden unterscheidet das abgebildete Instrument von dem hier vorliegenden: Die Abbildung zeigt ein Violoncello mit geflammtem Ahornboden, das Instrument in unserem Museum hat einen Pappelboden. Die Verwendung von Pappelholz war in den Niederlanden zu dieser Zeit für den Instrumentenbau durchaus üblich, da es dort zu den landestypischen Holzsorten gehörte und auch heute noch verwendet wird. 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955, S. 97 und 99.

EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

  • Upload
    votuyen

  • View
    223

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

Ein Violoncello von Pieter Rombouts

EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS

Original und rekonstruierter Nachbau

THOMAS SCHIEGNITZ

Das Musikinstrumenten-Museum des Staatlichen Instituts für Musikforschungverwaltet seit einiger Zeit eine Reihe von Musikinstrumenten. Unter diesenbefindet sich ein Violoncello mit deutlich größeren Maßen als heute üblich.Die Zuordnung durch den Faksimile-Zettel im Instrument lautet: FrancescoRuggieri, Cremona. Ein entsprechendes Gutachten liegt ebenfalls vor.

Auf den ersten Blick schien diese Zuordnung durchaus plausibel; zumin-dest die zeitliche Ansiedlung ins 17. Jahrhundert. Die geographische Zuord-nung jedoch und also auch der Name des Erbauers ließen zunehmend Zwei-fel entstehen, da die extrem breite Einlage aus Fischbein in Decke und Bodennicht typisch für Cremona ist, sondern eher auf die Niederlande verweist, daFischbein hier sozusagen ein „Abfallprodukt“ des intensiven Walfangs war.

Von den niederländischen Geigenbauern ist insbesondere Pieter Romboutsfür breite Einlagen bekannt. Viele andere Merkmale dieses Violoncellos, wiedie Gestaltung des Umrisses und der Wölbungen, verweisen ebenfalls auf denniederländischen Instrumentenbauer.

Die letzten Zweifel an der Zuordnung zum Herkunftsland wurden dannausgeräumt, als im Schrifttum eine Abbildung1 eines nahezu identischen Vio-loncellos nachgewiesen werden konnte, das von Pieter Rombouts 1722 gebautworden war. Allein die Holzwahl beim Boden unterscheidet das abgebildeteInstrument von dem hier vorliegenden: Die Abbildung zeigt ein Violoncellomit geflammtem Ahornboden, das Instrument in unserem Museum hat einenPappelboden.

Die Verwendung von Pappelholz war in den Niederlanden zu dieser Zeitfür den Instrumentenbau durchaus üblich, da es dort zu den landestypischenHolzsorten gehörte und auch heute noch verwendet wird.

1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955, S. 97 und 99.

Page 2: EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

Thomas Schiegnitz

Pieter Rombouts lebte von 1667 bis 1728 in Amsterdam. Er war Pflege-sohn, Schüler und dann Mitarbeiter des berühmtesten altniederländischen Gei-genbauers Hendrik Jacobs, der in Amsterdam von 1629 bis 1704 nachweisbarist. Pieter Rombouts arbeitete ab 1685 in Hendrik Jacobs’ Werkstatt.

Von Pieter Rombouts sind viele Geigen, Gamben und Violoncelli, aber nurwenige Bratschen überliefert. Das vorliegende Violoncello ist vermutlich inder Zeit zwischen 1700 und 1728 entstanden.

Wie schon zu Beginn erwähnt, ist neben der breiten Einlage die Größe desInstruments, die Maße des sogenannten Korpus, eine weitere Besonderheit.Dieser ist größer als gewöhnlich. Eine Gegenüberstellung der heute üblichenMaße des Korpus mit den hier vorliegenden möge den Sachverhalt verdeutli-chen: Länge des Korpus: 77,4 cm, untere Breite: 46,5 cm, obere Breite: 38cm. Die heute üblichen Maße sind: Länge 75 cm, untere Breite 43 cm, obereBreite 34 cm.

Auch die Mensur der Decke des Rombouts-Violoncellos ist länger als imFalle der heutigen Instrumente. Sie beträgt 41 cm im Gegensatz zur heutigenMensur von 40 cm Länge.

Die Höhe der Zargen ist ebenfalls größer als heute üblich, sie beträgt 12,8cm, die moderne Höhe liegt bei 11,5 cm.

Aufgrund dieser Maße muß dieses Violoncello als ein typischer und inter-essanter Vertreter eines größeren Barock-Violoncellos aus der Zeit um 1700eingeordnet werden, allerdings gab es zeitgleich auch Violoncelli, die deutlichkleiner oder genauso groß wie die heute üblichen waren.

Von den großen Instrumenten sind nur noch wenige in den Originalmaßenerhalten, da die meisten bedauerlicherweise im Laufe der Zeit verkleinertwurden.

Im Bestand unseres Musikinstrumenten-Museums befindet sich einstwei-len kein einziges Violoncello dieser Größe; so entstand die Idee, das genannteInstrument nachzubauen, um diesen Instrumententyp zumindest als Nachbauzu dokumentieren, und zwar baulich und klanglich.

Beschreibung des Originals

Bei dem vorliegenden Instrument ist nur der Korpus original, die Schnecke istnicht zugehörig, sie ist vermutlich aus dem deutschsprachigen Raum und wirdetwa auf Ende des 18. Jahrhunderts zu datieren sein.

Die beiden schwarzen Adern der Einlage sind aus Fischbein, die mittlere,weiße Ader ist aus Pappel.

Die Breite der Einlage beträgt 4,4 mm, dies ist sehr viel, da bei Violoncel-lo-Einlagen üblicherweise von einer Breite von ca. 2,2 mm ausgegangen wer-den kann.

Page 3: EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

Ein Violoncello von Pieter Rombouts

Der Korpus besteht aus folgenden Hölzern: der Boden aus Pappel, dieDecke aus breitjähriger Fichte und die Zargen aus leichtgeflammtem Ahorn.

Auf dem Boden befinden sich zwei Einlagen aus Elfenbein, und zwar einegrößere unterhalb des Zäpfchens mit ornamentalem Dekor und eine kleine amunteren Rand in Form einer Krone. Beide sind später hinzugefügt, worauf diegrobe Arbeitsweise und die Putzspuren in der angrenzenden Lackfläche hin-weisen.

Die Schnecke ist angeschäftet und hat einen modernen Hals, der Baßbal-ken ist neu hinzugefügt, spieltechnisch ist das Instrument also modernisiert.

Das Violoncello hat im Laufe der Jahre viele Reparaturen über sich erge-hen lassen müssen, so sind zum Beispiel beide Unterzargen vollflächig gefüt-tert (mit Sperrholz!), in der Mitte des Bodens ist ein großes Futter, die Deckehat ein Stimmfutter, etliche reparierte Risse und Lackretuschen sind in Boden,Decke und Zargen vorhanden.

Abb. 1: Violoncello von Pieter Rombouts, Den Haag, ca. 1700(Foto: Schuh)

Page 4: EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

Thomas Schiegnitz

Der Nachbau

Der Nachbau für das Musikinstrumenten-Museum sollte nicht nur denTyp des größeren Barockkorpus dokumentieren, sondern es sollte auchder angenommene ursprüngliche Zustand rekonstruiert werden, so daßauch spieltechnische und klangliche Aspekte eines solchen Barock-Violoncellos dargestellt werden können.

Da kein originaler Hals mehr vorhanden war, mußte zunächst derVersuch unternommen werden, den Hals im historischen Sinne mit ent-sprechendem Griffbrett zu rekonstruieren. Auch die sonstige histori-sche Ausstattung wie Baßbalken, Wirbel, Knopf (kein Stachel!), Sai-tenhalter, Ober- und Untersattel ist durch die Modernisierung natürlichverlorengegangen und mußte in den von uns angenommenen histori-schen Zustand zurückgebaut werden.

Abb. 2:

Violoncello von Thomas Schiegnitz,Berlin, 1996

Kopie eines Instruments von PieterRombouts, Den Haag, ca. 1700

Musikinstrumenten-Museum des Staat-lichen Instituts für MusikforschungPreußischer Kulturbesitz, Berlin Inv.-Nr. 5669 (Foto: Schuh)

Page 5: EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

Ein Violoncello von Pieter Rombouts

Die Halskonstruktion

Als Grundlage für die Überlegungen zur Rekonstruktion des Halses, insbeson-dere seiner Länge, boten sich zwei Beispiele bekannter und allgemein ge-schätzter Violoncelli aus der Zeit um 1700 an: zum einen das Violoncello vonAntonio Stradivari, das unter dem Namen „Servais“ bekannt ist und um 1700entstand, zum anderen das 1691 gebaute Violoncello von Domenico Galli.

Das „Servais“-Violoncello hat heute einen modernen Hals, der Korpusweist aber noch die alten Maße auf, er wurde nicht, wie bei so vielen anderenVioloncelli, verkleinert. Die Korpuslänge beträgt 79,3 cm, die Deckenmensur42,7 cm. Das Galli-Violoncello hat noch den alten Hals und ist auch anson-sten vollständig original erhalten. Hier beträgt die Korpuslänge 80,2 cm, dieDeckenmensur 43,1 cm. Die Halslänge bzw. Halsmensur beträgt hier 26,2 cm,die sich daraus ergebende Saitenlänge 70 cm. Die schwingende Saitenlängeist damit etwas, aber nicht viel länger als heute üblich (69 cm beim modernenVioloncello). Die Halsmensur ist hier also im Verhältnis zur Korpusmensurkurz, das Teilungsverhältnis, in Zahlen ausgedrückt, lautet: 10 : 6,1 (Decken-mensur : Halsmensur).

Da bei dem „Servais“-Violoncello der Hals neu ist, konnte man nur aufdem Umweg über die erhaltenen Zeichnungen der Hälse versuchen, zu einemResultat zu gelangen. So ist ein Hals mit deutlich längerer Mensur als heuteüblich (heute: 28 cm) unter der Bezeichnung „Violoncello de Venetia“ alsZeichnung von Stradivari erhalten. Es wird allgemein davon ausgegangen,daß dieses Halsmodell für die großen Violoncelli, also auch für das „Servais“-Violoncello gedacht war, da auf kleineren Instrumenten ein so langer Halsüberproportioniert wäre. Er hat eine Mensur von 29,3 cm. Zusammen mit derDeckenmensur des „Servais“-Violoncellos von 42,7 cm ergibt dies eine Sai-tenlänge von 73 cm, ca. 4 cm mehr als heute üblich! Das Teilungsverhältnisbeträgt dann 10 : 6,85 (Deckenmensur : Halsmensur).

Das Rombouts-Violoncello hat eine Deckenmensur von 41 cm. Da nundem langen Hals beim „Servais“-Violoncello der kurze Hals beim Galli-Vio-loncello gegenübersteht, wurde beim Nachbau eine Länge gewählt, die, wasdas Teilungsverhältnis betrifft, zwischen diesen Maßen liegt; es ist 10 : 6,6 beieiner Halsmensur von 27,1 cm und einer Deckenmensur von 41 cm.

Da der Korpus des Rombouts-Violoncellos kleiner ist als der des „Ser-vais“-Violoncellos und des Galli-Violoncellos, rechtfertigt sich auch, daß esdie kürzeste Saitenlänge hat; sie ist aber noch etwas länger als heute üblich.

Page 6: EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

Thomas Schiegnitz

Im folgenden seien die Maße nochmals im Vergleich zusammengestellt.

Zeichnung 1: Lage der Mensuren (schematische Darstellung)

a) schwingende Saitenlänge

b) Halsmensur

c) Korpusmensur

Typ Deckenmensur Halsmensur Saitenlänge VerhältnisDeckenmensurHalsmensur

Servais 42,7 cm 29,3 cm 73,0 cm 10 : 6,85Galli 43,1 cm 26,2 cm 70,0 cm 10 : 6,1Rombouts 41,0 cm 27,1 cm 69,5 cm 10 : 6,6ModernesVioloncello 40,0 cm 28,0 cm 69,0 cm 10 : 7

Der in diesem Falle gefundene Kompromiß resultiert aus einem Ausgleichzwischen verschiedenen historischen „Vorbildern“. Auch wenn dieses Vorge-hen insgesamt nicht vollständig befriedigen kann, da die Frage nach dem ur-sprünglichen Zustand offen bleibt, war es unter den gegebenen Voraussetzun-gen doch der einzig gangbare Weg.

Im Prinzip gab es um 1700 noch keine genormten Größen beim Bau derStreichinstrumente, was zu einer Vielzahl unterschiedlicher Größen und Men-suren führte. Erst nach dem „Servais“-Violoncello begann zum Beispiel Stra-divari mit der sogenannten „Forma-B“ die Größe einzuführen, welche sichdann im Laufe des 18. Jahrhunderts immer mehr durchsetzte und im 19. Jahr-hundert zur Norm geworden ist.

Page 7: EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

Ein Violoncello von Pieter Rombouts

Dieser neue Violoncellotyp, der sich ab ungefähr 1700 durchzusetzen be-gann, war kleiner als die meisten der älteren Instrumente. Dies erklärt auchdie Seltenheit der größeren Violoncelli, die nun für die Musiker zunehmenduninteressant wurden. Hinzu kommt, daß ein Teil der großen Instrumente imLaufe der Zeit umgebaut bzw. verkleinert und so den neuen Gegebenheitenangepaßt wurden. Auf das Nebeneinander von Violoncello und Violone nochum 1700 sei hier nur verwiesen2.

Der Gebrauch dieser Violoncelli bzw. Violonen im Continuobereich warsinnvoll wegen der blanken Darmbesaitung, da bei kürzeren Mensuren dicke-re Saiten für denselben Ton benötigt werden. Die Violonen (große Violoncelli)wurden im Ensemble für die tiefen Lagen eingesetzt, die gleichzeitig benutz-ten kleineren Violoncelli für die etwas höheren Lagen. Später konnten diekleinen Modelle wegen der Entwicklung umsponnener Saiten auch in tiefenLagen Volumen bei normaler Saitenstärke entwickeln, weshalb diese Größedann zur Norm werden konnte. Manfred Hermann Schmid schreibt dazu: „Diezunehmende Bedeutung des kleinen Modells und damit das vermehrte Auftau-chen des Begriffs Violoncello könnte, wie Stefan Bonta annimmt, sehr wohlmit der neuen Technik der Saitenumspinnung ab 1665 zusammenhängen, dieeine problemlose Tiefe auch bei kleiner Mensur zuläßt und damit spieltechni-sche Vorzüge hat“3.

Das Galli-Violoncello ist ein typisches Beispiel für einen solchen Violo-nen, ebenso das „Servais“-Violoncello. Das Rombouts-Violoncello dagegensteht von den Korpusmaßen her gesehen schon zwischen dem Violonen unddem Violoncello.

Weitere bautechnische Merkmale des Nachbaus

Der Baßbalken wurde schmaler und flacher als ein moderner gestaltet, auchim Querschnitt ist er etwas spitzer als heute, so wie es bei original erhaltenenBalken der Fall ist.

Der Hals ist in der barocken Art aufgesetzt, also auf die Zargen stumpfaufgeleimt und von innen mit zwei Nägeln (vierkantig, schmiedeeisern) gena-gelt. Er hat keinen Überstand über die Decke und nur eine leichte Schräglagezur Deckenebene. Der Randüberstand der Decke ist in den Halsfuß eingelas-sen.

2 M. H. Schmid, Der Violone in der italienischen Instrumentalmusik des 17. Jahrhun-derts, in: Studia Organologica, Festschrift für John Henry van der Meer zu seinem fünf-undsechzigsten Geburtstag, Tutzing 1987, S. 407–436.

3 Ebenda, S. 428.

Page 8: EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

Thomas Schiegnitz

Das Griffbrett und der Saitenhalter sind mit Ebenholz furniert, das Griffbretthat einen Fichtenkern mit Umleimern aus Elsbeere, der Saitenhalter ist massivElsbeere. Die äußere Gestalt entspricht historischen Vorbildern.

Das Stegmodell ist den schon erwähnten Plänen von Antonio Stradivarientnommen.

Die Wirbel und der Knopf wurden alten Vorbildern nachempfunden, wobeibei diesen die genaue zeitliche Zuordnung selten gewährleistet ist. Das Mate-rial ist hier Buchsbaum, ebenso wie für den Ober- und Untersattel.

Der Boden ist aus Pappel, die Zargen sind aus Ahorn, die Decke ist ausbreitjähriger Fichte, der Hals aus Ahorn.

Zeichnung 2: Halsfußkonstruktion (schematische Darstellung)

Halsfuß auf die Zargen aufgeleimt und mit zwei Nägeln (vierkant, schmiedeeisern) gesichert

Die a- und d-Saiten sind aus blankem Darm; die G- und C-Saiten sind mitKupfer umsponnener Darm, ein Verfahren, das schon um 1700 möglich war.

Page 9: EIN VIOLONCELLO VON PIETER · PDF fileEin Violoncello von Pieter Rombouts EIN VIOLONCELLO VON PIETER ROMBOUTS ... 1 M. Moeller, The Violin-Makers of the Low Countries, Amsterdam 1955,

Ein Violoncello von Pieter Rombouts

Abb. 3a und b: Violoncello von Thomas Schiegnitz, Berlin, 1996Kopie eines Instruments von Pieter Rombouts, Den Haag, ca. 1700

a) Seitenansicht b) Seitenansicht von Hals und SchneckeMusikinstrumenten-Museum des Staatlichen Instituts für Musikforschung

Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Inv.-Nr. 5669(Foto: Schuh)