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Ein zehenreflex und seine bedeutung bei psychosen

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Page 1: Ein zehenreflex und seine bedeutung bei psychosen

E i n Zehenreflex und seine Bedeutung bei Psychosen. Von

D. Schrijver, Abteilungsarzt der Heilanstalt ,,Apeldoornsche Bosch", Apeldoorn (Holland).

(Eingegangen am 11. Juni 1922.)

Vor einigen Jahren bemerkte ich gelegentlich der kSrperlichen Untersuchung eines Katatonikers eine eigenartige Reftexerscheinung, die mir neu war. Man sah beim Beklopfen der medialen Tibiafl~che sowie des Ligamentum patellae und des ganzen Obersehenkels eine Planta:flexion aller Zehen des betreffenden Beines. Mehrmalige Unter- suchung f6rderte stets wieder dieselbe Erscheinung zutage. Symptome yon Pyramidenbahnl~sionen fehlten. Beklopfen des Ful~riickens ergab negativen Reflex yon Mendel-Bechterew. Zuni~chst betrachtete ich diesen Reflex wie ein Kuriosum. Bei der vorhandenen Unfiille yon Reflexen hielt ich es nicht ffir lohnend, die Erscheinung des ni~heren zu untersuchen, bis ich diesem Reflex wieder begegnete gelegentlich der somatisehen Untersuchung eines stuporSsen Katatonikers. In diesem Fall stellte sieh die laterale Fli~che des Unterschenkels und der Ober- sehenkel als reflexogen heraus. Beim Beklopfen des Fuf3riiekens t ra t keine Bewegung der Zehen auf, also war auch hier der Ful3riieken- reflex negativ, l~brigens konnte ich auch hier keine Pyramidenbahn- symptome finden. Auffallend war auBerdem die ausgesprochene Asym- metrie der Erseheinung, die links viel ausgepri~gter war als rechts. An verschiedenen Tagen stellte sich der Reflex als verschieden stark heraus. 0fters stellte sieh nur bei sti~rkerem Beklopfen die Zehen- plantarflexion ein, oder man sah bei mehrmaligem Beklopfen inner- halb kurzer Zeit, wie die Zehenbewegung fortwi~hrend sehwi~cher wurde, bis sich endlieh keine Plantarflexion mehr erzielen liel~.

Die Tatsache, dal~ ich den Reflex fand bei zwei Katatonikern, war fiir mieh AnlaB dazu, die Erscheinung des ni~heren zu untersuchen und das Krankenmaterial meiner Abteilung (ungefi~hr 200 mi~nnliehe Kranke) auf die Anwesenheit des Reflexes zu pififen.

Erste Aufgabe war es, naehzuforschen, ob jemand diesen Reflex schon frfiher beschrieben hatte. Offenbar hat Lewandowsky diesen Reflex auch gesehen. Er sagt ni~mlich bei einer Besprechung des Mendel- Bechterewsehen FuSriickenreflexes' (Handbuch der :Neurologie 1910, 1, S. 604): ,,Ich beobachtete in einem Fall von Meningitis serosa bei

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Beklopfen des FuSrfickens Dorsalflexion, bei Beklopfen des ganzen iibrigen Beines Plantarflexion der Zehen." Nahere Anweisungen gibt er nicht.

M. Krug (l~ber den Mendel-Bechterewschen FuBrfiekenreflex, Diss. Leipzig 1911) finder eine Ausdehnung der reflexogenen Zone des FuB- rfickenreflexes auf dem Unterschenkel, speziell dessen medialer Flaehe. In Fallen mit schwach ausgebildetem Fu$riickenreflex land er den Reflex nur yon der Tibia aus, wahrend der FuBrficken nieht reflexogen war. Es ist begreiflich, daB dieser Untersucher, auf diese Weiss zu dem FuBriiekenreflex rechnend, was meines Erachtens nicht dazu gehSrt, den SehluB ziehen muBte, dab dem Mendel-Bechterew- schen Reflex kein besonderer Weft als diagnostisches Zeichen ffir Pyramidenbahnlasion zukomme. Anzuerkennen ist aber, dab auch Kru 9 den von mir beschriebenen Reflex gesehen hat.

H. Bickel (Die klinische Bedeutung der Knochenreflexe. Charitd- Annalen 36, 1912) sagt folgendes (S. 206) : ,,Einmal t ra t bei Perkussion der Achfllessehne keine Kontraktion des Gastrocnemius, sondern vielmehr nur eine Plantarflexion aller Zehen auf, eine Gastroenemius- zuekung war auch palpatorisch nicht festzustellen. Die Plantarflexion der Zehen t ra t nicht nur beim Beklopfen der Aehillessehne, sondern auch bei jeder Perkussion des Tibia- und Fibulaperiostes sowie der Ful~wurzelknochen auf. In zwei weiteren Fallen erhielt ich bei Be- klopfen des Calcaneus ebenfalls eine Zehenflexion, einmal verbunden mit Abduction."

Leider meldet der Autor keine Besonderheiten fiber diese Falle. Bei einem relativ hohen Prozentzahl meiner Kranken stellte sich der

Reflex als vorhanden heraus, wie aus folgender Tabelle ersichtlich ist.

Tabelle I. Krankheit

I. Oligophrenie . . . . . . . I I . Hebephrenie . . . . . . .

I l I . Ka ta ton ie . . . . . . . . IV. D. paranoides . . . . . . V. D. senilis . . . . . . . . .

VI. Epilepsie . . . . . . . . . VII. D. paralytica . . . . . . .

VIII. Manisch-depressive Psychose

Zahl der untersuchten Kranken Reflex vorhanden

47 5 10% 54 15 28% 26 10 38% 15 2 13% 10 2 20% 11 3 27% 5 1 20% 7 6 s0%

Wir kSnnen Gruppen VII und VIII , die eine zu geringe Zahl um- fassen, auBer Betracht lassen. Bei Betrachtung der anderen Guppen fallt sofort auf die relative Seltenheit des Reflexes innerhalb Gruppe I und V, gerade derjenigen Gruppen, wo Pyramidenbahnlasionen oft nachzuweisen sind. Diese Tatsache kSnnte schon hierauf hinweisen, dab der Reflex keinen diagnostischen Wert ffir Lasionen der Pyramiden- bahn hat.

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400 D. Schrijver :

30 willk/n'lich gew~hlte Pa t i en ten , bei denen der Reflex vo rhanden war, wurden j e t z t sorgfi~ltig un tersucht . Besonders wurde geach te t auf e twaige neurologische S t6rungen sowie auf die St~rke der allge- meinen Ref lexer regbarke i t , auf die mechanische Muskele r regbarke i t und auf die meis ten Sehnenknochen und Haut re f lexe . Von dem h ie r von mi r beschr iebenen Ref lex wurde no t ie r t die reflexogene Zone und die A r t der durch den Reflexreiz ausgel6sten Zehenbewegung. Soweit fes ts te l lbar , suchte ich mir ein Urte i l zu bi lden fiber die refrakt i i re Per iode, d. h. die Zeit , welche ver laufen sein mull, um nach AuslSsung des Reflexes von derselben Stelle aus mi t te l s gleicher Reizst/~rke den Ref lex wieder auszul6sen. Zu gleicher Zei t konnte so ein Urte i l gefMlt werden fiber die E r m i i d b a r k e i t des Reflexes.

Das so un te rsuch te Mater ia l se tz t sich zusammen aus drei Melan- cholien, zwei Epi lepsien, vier Id io t i en , zwei Demen t i a paranoides , e iner senilen Paranoia , 16 Dement ia praecox, einer pos t t r auma t i s chen Demenz, e iner praseni len Demenz. - - Es sei mir ges ta t t e t , in al ler Kfirze fiber die Fi~lle zu ber ichten.

Fall 1. J. D., Dementia praecox. Pupillen etwas tr/~ge auf Lichteinfall, sonst o. B. PaSR 1) sehr lebhaft. AchSR sehr lebhaft. F S R P]antarflexion. M B Plantar- flexion (schwaeh) links. Rechts dorsal. Mech. Muskelerregbarkeit sehr lebhaft.

Rechts. Reflexoffene Zone. Mediale und laterale

F1/iche des Unterschenkels. Mediale und laterale Seite des FuBrtickens.

Zehenbewegung. Flexion und Abduction der L--V. Zehe, bisweilen nur die V.

Stdrke des Reflexes wechselnd. Refra]ctdre Periode ? Ermiidbarkeit ziemlich groB.

Fall 2. S. E., Dementia praecox.

R. Links.

Der ganze FuBriieken, med. u. lat. F1/iche des Unterschenkels, Lig. patellae, Patella, Oberschenkel 2) bis nahe dem Lig. Pouparti.

Plantarflexion der I .--V. Zehe.

sehr lebhaft. sehr gering gering.

l~eurologiseh keine Besonderheiten. PaSR lebhaft. AchSR normal, F S R Plantarflexion, M B Plantarflexion mit gleich- zeitigem Anspannen der Streeksehnen. Mech. Muskelerregbarkelt ziemlich lebhaft.

R. Rechts.

Reflexogene Zone. FuB, ganzes Bein bis zum Lig. Pouparti.

Zehenbewegung. Plantarflexion der II. bis V. Zehe, bisweilen auch I.

St~rke des Reflexes sehr lebhaft. Refrakt~ire Periode gering.

Links. FuB, Unterschenkel, Knie, Oberschenkel

(distale H/~lfte). Plantarflexion I I - -V.

sehr lebhaft. gering.

1) PaSR = Patellarsehnenreflex, AchSR = Achillessehnenreflex, FSR = FuBsohlenreflex, MB = Mendel-Bechterewscher Reflex, R = der von mir unter- suchte Reflex.

2) Falls nicht ausdriicklieh betont, ist mit ,,Unterschenkel" oder ,,Ober- schenkel" nur deren Vorderfl/iche gemeint.

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Ein Zehenreflex und seine Bedeutung bei Psychosen. 401

Fall 3. S. T., Dementia paranoides. Pupillen etwas tr~ge auf Lichteinfall. Kon- vergenzreaktion gut.

PaS R Patellarklonus, AchS R lebhaft, FS R Plantarflexion, M B Dorsalflexion, Mechan. MuskelerregbarIceit ziemlich hoch.

Rechts. Re]lexogene Zone. Laterale Untersehen-

kelfl~ehe. Zehenbewegung. Plantarflexion II--IV. Stdrlce des Reflexes schwach. Re]raktdre Periode ziemlich groB. Ermi~dbarkeit groin.

Fall 4. H. S. V., Idiotie.

R.

idem. Links.

Flexion und Adduction yon II. schwach ?

groB.

PaSR normal, AchSR normal, FSR Plantarflexion, MB Dorsalflexion, Mech. Muskelerregbarkeit hoch.

Rechts. Re/lexogene Zone. Unterschenkel und

Oberschenkcl bis nahe dem Lig. Pouparti.

Zehenbewegung. Flexion der I., Abduc. tion der V.

St(~rke des Reflexes ziemlich stark. Re/ra~(~re Periode klein. ErmiklbarIceit nicht groin.

Fall 4. S. de R., Prasenile Demenz.

R. Links.

Dorsum pedis ausgenommen der Mendel- Beehterewstelle ergibt Plantarfle- xion yon I--V. Von der Vorder- und Hinterfl~ehe de8 ganzen i~brlgen Beines und yon der Bauehhaut hand- breit fiber dem linken Lig. Pouparti vom linken Ges~B sowie yon der gan. zen linken Rfickenseite hinauf bis zum Ang. scapulae Abduction der V. bisweilen der IV. u. V. Zehe.

s. oben.

idem. sehr klein. idem.

PaSR normal, AchSR klonisch, FSR Plantarflexion, MB dorsal. Mech. Muskelerregbarkeit niedrig.

R. I~echts.

Re]lexogene Zone. Unterschenkel, Llg. patellae, Patella, distales Drittel des Oberschenkels.

Zehenbewegung, Plantarflexion III--V. Starke des Reflexes sehwach. t~e]rakt~re Periode klein. Ermi~dbarkeit ?

Links. Mediale und laterale Seite des FuBes,

Unterschenkel (am st~rks~en dessen mediale Fl~che), Lig. patellae, Pa- tellae, distale H~lfte des Ober- schenkels.

Plantarflexion I V. lebhaft. klein. nicht groB.

Fall 6. D. v. d. K., Posttraumatische Demenz. PaSR normal, AchSR normal, FSR Plantarflexion, MB reehts negativ, links

Dorsalflexion, Mech. MuslcelerregbarIceit sehr lebhaft.

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402 D. Sehrijver :

~o Links.

Unterschenkel, distales Drittel.

Reehts. Re]lexogene Zone. Unte~sehenkel, FuB

(mediale und laterale Fl~ehe) Knie, Oberschenkel bis handbreit unter dem Lig. Pouparti.

Zehenbewegung. Flexion I I - - V

Stdrke des Reflexes enorm lebhaft. Re]ral~re Periode sehr klein. ErmiAdbarkeit gering.

Links. Fug (mediale und laterale

Untersehenkel. Seite),

Abduction I / kombiniert mit Adduction I I - - V ] Flexion. m~gig. m~gig. ziemlieh groB.

Fall 9. A. H., Dementia praeeox. Fine eingehendere neurologische Unter- suchung wird erschwert durch den Negativismus. Jedenfalls keine grSberen Ano- malien.

PaSR normal, AchSR normal, FSR Flexion, MB dorsal. Mech. Muslcelerreg- barlceit normal.

R. Rechts. Links.

Re/lexogene Zone. Medialc und laterale Mediale und laterale Fl~ehe des Unter- Seite des Furies. Mediale und late-" schenkels. rale Fl~che des Unterschenkels. Lig. patellae. Patella.

Zehenbewegung. Flexion I I - -V. Flexion und Abduction I ] - -V. St~r~ des Reflexes m~gig, sehwach. Ermi~dbarlceit grog. grog.

Rechts. Re/lexogene Zone. Untcrschenkel,

insbesondere dessen mediale Fl~che Zehenbewegung. Flexion I--V. Flexion I I I - -V. Stdrke m~Big, sehwaeh. Re]rakt~re Periode groB. grog. Ermi~dbarkeit grofl, groB.

Fall 7. J. H., Dementia praecox. Pupillen tr~ge auf Lichteinfall. PaSR normal, AchSR normal, FSR Flexion, MB dorsal. Mech. Mus~l.

erregbar]ceit m~l]ig. R.

Rechts. Links. Re/lexogene Zone. Am st~rksten die nur Mall. ext.

mediale Tibiafl~ehe insbesondere Malleol. int. Schwgcber die laterale. Unterschenkelflgche, Lig. patellae, Patella, ganzes Oberbein.

Zehenbewegung. Flexion und Adduetion Flexion und Adductmn I I und III . I I - -V.

Stdrlce des Reflexes m~Big hoeh. schwach Re/ral~dre Periode ? ? Ermiidbarlceit, ziemlich stark ermiidbar, idem.

Fall 8. L. L., Dementia praecox. Keine neurologisehen Besonderheiten. PaS R lebhaft, AchS R lebhaft, FS R Plantarflexion, Oppenheim : Extension, M B

ausgesprochen dorsal. Mevh. Muskelerregbarkeit normal.

R.

Page 6: Ein zehenreflex und seine bedeutung bei psychosen

Ein Zehenreflex und seine Bedeutung bei Psychosen. 403

Fall 10. M. F., Dementia praecox. PaSR normal, AchSR normal, FSR Flexion, MB rechts dorsal, links nicht

auszul6sen. Mech. Muskelerregbarkeit normal.

R, Rechts.

ICeflexogene Zone. Mediale Tibiafliiche (distale H~lfte).

Zehenbewegung. Flexion und Adduetion IVu . V.

Stdrke des Reflexes sehr germg. Re/raktare Periode grofl. Ermiidbarkeit groG.

Links. Laterale Fugseite. Unterschenkel.

Planta pedis. Flexion und Adduetion IL -V. (Von der reed. Tibiafl~che aus pri~valier~ die Adduetionsbewe- gung. Von der lat. Unterschenkel- fl~che aus pri~valiel~ dm Flexions- bewegung.)

In~i,gig. grog. groG.

Fall 11. M. A., Dementia praecox. Acroeephaler Schi~del. Xugerst lebhafte Hautreflexe. Cremasterreflex ist yon der FuBsohle aus zu erzielen.

PaSR lebhaft, AehSR kloniseh, FSR Flexion, MB dorsal. Mech. Muskel- erregbarkeit lebhaft.

R. Rechts. Links fehlend.

Reflexogene Zone. Mediale Tibiafl~che. Zehenbewegun 9. Flexion I I und III. St~irke des Reflexes/iugerst gering. Re/raktdire Periode groG. Ermi~dbarkeit. Nach zweimaligem Be-

klopf~n schon erschSpft.

Fall 12. N. v. D., Dementia praecox. PaSR sehr schwach, AchSR normal, IvS_R normal, MB dorsal. Mech. Muskel-

erreffbarkeit normal. R.

Rcehts. Links. Re/lexogene Zone. Laterale Unterschen- Mediale Tibiafli~ehe. Proximale H~lfte

kelfliiche. Proximale H~lfte der me- der lateralen Un~rsehenkelfl~che. dialen Tibiafl~che.

Zehenbewegung. Adduction I I - - IV. idem. Stdirke des Reflexes sehr gering, idem.

Fall 13. A. W., Dementia praecox. PaSR normal, AchSR normal, FSR plantar, MB dorsal. Mech. Muskelerreg-

barkeit sehr grog.

Rechts. Re/lexogene Zone. Unterschenkel. Zehenbewegung. Plantarflexion I I I - -V. Stdirke des Re]lexe8 schwach. Re/raktdre Periocle gering. ErmCtdbarkeit grog.

R. Links.

Untersehenkel. Plantarflexion I--V. m~gig. gering. groG.

Fall 14. A. H., Dementia praecox. Lichtreaktion verrlngert. PaS R niedrig, AchS R normal, FS R Flexion, MB dorsal. Mech. Muskelerreg-

barkeit ziemlich lebhaft.

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404 D. Schrijver :

Rechts. Re/lexogene Zone. Mediale Tibiafl~che

(proximales Drittel). Zehenbewegung. Plantarflexion I I I - -V. St~rke des Reflexes sehr gering. Ermi~dbarkeit sehr groB.

R.

Unterschenkel. Links.

Plantarflexion I--V. mi~Big. sehr groin.

Fall 15. A. G., Dementia praecox. Bauchreflexe links < wie rechts. PaSR normal, AchSR normal, FSR Flexion, Oppenheim links plantar, rechts

fehlend, M B dorsal. Mech. Muskelerregbarkeit lebhaft.

Ro

Rechts. Re/lexogene Zone. Unterschenkel laterale

Fl~che. Proximale H~lfte der med. Fli~che. Lig. p~tellae. Patella. Di- stales Drittel des Oberschenkels.

Zehenbewegung. Plantarflexion I I - -V.

Stdrke des Reflexes ziemlich groin. Re]raktdre Periode gering. Ermiidbarkeit gering.

Fall 16. P. S., Dementia praecox. PaSR normal, AchSR lebhaft, FSR Flexion, MB Plantarflexion.

Muskelerregbarkeit lebhaft.

Links. Untersehenkel. Lig. patellae, Patella.

Distale HMfte des Oberschenkels.

Plant~rflexion I I I - -V. Bisweilen auBer- dem I I und I.

sehr lebhaft. gering. gering.

Mech.

R.

Rechts. Re/lexogene Zone. Dorsum pedis, Unter-

schenkel. Lig. patellae, Spina iliaea ant. sup. und n~ehste Umgebung. Planta pzdis, Achillessehne.

Zehenbewegun 9. Plantarflexion I I - -V. Stdrke des Reflexes enorm lebhaft. Re]raktdre Perlode verschwindend gering

(Klopfen in rasehem Tempo erzeugt eine Art ,,Zehenklonus").

Ermiklbarkelt fehlt. Fall 17. D. W., Dementia praecox.

Links. Dorsum pedis, Unterschenkel.

idem. lebhaft. idem.

gering.

PaSR$ Klonus, AchSR sehr lebhaft, FSR Flexion, MB dorsal. Mech. Muskel- erregbarkel ziemlich hoeh.

R.

Rechts. Links fehlend. Re/lexogene Zone. Capitulum fibulae und

n~ichste Umgebung. Zehenbewegung. Plantarflexion I. Stdrke des Reflexes sehr gering.

Fall 18. D.C., Dementia praecox. PaSR m~Big hoch, AchSR sehwaeh ausl6sbar, FSR recbts Babinski?, ~ink~

Plantarflexion, M B dorsal. Mech. Muskelerregbarkeit normal.

Page 8: Ein zehenreflex und seine bedeutung bei psychosen

Ein Zehenreflex und seine Bedeutung bei Psychosen. 405

R. Reehts. Links.

Re/lexogene Zone. Mediale Tibiafl/ivhe. Unterschenkel. Zehenbewegung. Pl~nt~fflexion I I - -V. idem. ~te~rlce des Reflexes m~Big hoch. goring.

Fall 19. J. H. de S., Dementia praeeox. Miosis; Lichtreaktion gering. PaS R beiderseits erh6ht, links Patellarklonus, AohSR 1 = r, Oppenheim links

Spreizbewegung, rechts Plautarflexion, MB dorsal beiderseits. Mech. Muskd- erregbarkeit erh6ht.

Reehts fehlend. Reflexogene Zone

Zehenbewegung 8t~rke des Reflexes Re/raktdre Periode Ermiidbarkeit

Fall 20. J. v. R., Dementia praecox.

1r Links.

Unterschenkel, Lig. patellae, Patella. Bisweilen aueh Achillessehne.

Adduction und geringe Flexion I I I u. IV. ziemlieh lebhaft. gering. goring.

PaSR normal, AchSR normal, FSR Flexion, MB dorsal, Oppenhelm dorsal. Mech. Muskelerregbarkeit lebhaft.

R~chts. Reflexogene Zone. Lat~rale F1/~che des

Unt~rsehenkels und angrenzende Partie des Obersehenkels.

Zehenbewegung. F|~xion I I I - -V. Stdrke des Re/lezes goring. Ermiidbar~it ziemlich grol3.

Fall 21. J. L., Senile Paranoia.

R. Links.

Malleol. int. Condyl. int. femoris.

idem. gering. groB.

PaSR normal, AchSR normal, FSR nieht deutlich, MB dorsal. Mech. Muskel- erregbarkeit ziemlieh lebhaft.

Reehts. Re/lexogene Zone. Untersehenkel

Zehenbew~gung. Plant~rfl~xion I I I - -V. Stdrke des Reflexes lebhaft. Refral~are Periode goring. Ermiidbarkeit goring.

R~ Links.

Mediale Tibiaflgche. Distale Hglfte der lateralen Unt 9rsehenkelfl/gche.

Plant~rflexion I I I - -V. lebhaft. goring. gering.

Fall 22. M. L., Dementia paranoides. PaSR lebhaft, AchSR normal, FSR Flexion, MB dorsal. Mech. Musbelerreg-

barbeit lebhaft.

Reehts. Reflexogene Zone. Untersehenkel Zehenbeweg~ng Fl~xiom I I - - V Starke des Reflexes ziemlieh sehwaeh.

R. Links.

Untersehenkel. Oondyl. int. femoris. Fl~xion und Adduetion I I - -V . lebhaft.

Fall 23. J. v. d. B., Idiotie. Bauehreflexe nieht ausl6sbar. Pa~R normal, AchSR normal, FSR Abwehrbewegungen, MB plantar. Mech.

Muskelerregbarkelt ziemlich lebhaft. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. LXXIX. 27

Page 9: Ein zehenreflex und seine bedeutung bei psychosen

406 D. Sehrijver :

,R. l~echts.

Reflexogene Zone. Fu[3, Unterschenkel, Knie, Oberschenkel

Zehenbewegung. Plantarflexion I I I - -V . St(irke des Reflexes ziemlich lebhaft. Er miidbar keit ?

~nks. idem.

Plantarflexion und Abduction I I - -V. lebhaft. gering.

Fall 24. M. Z., postencephalitischeIdiotie. Hemiparesis sinistra. Klonisehe Armreflexe an der linken Seite.

PaSR Patellarklonus beiderseits, AchSR Klonus, FSR links nicht deutlich, rechts Babinski, MB links plantar, rechts fehlend, Rossolimo links Plantarflexion. Mech. Muskelerregbarkeit lebhaft.

l~echts. Re]lexogene Zone Mall. int. und ext. Zehenbswegung Plantarflexion I I I - -V. Stdrke des Reflexes sehr schwaeh. Re/ralctdre Periode? Ermiidbarkelt f

R,

Links. Unterschenkel und Ful l Plantarflexion I V . m~l~ig stark. ziemlieh grol]. ziemlich groB.

Fall 25. D. B., Idiotic. Keine neurologische Besonderheiten. PaSR. lebhaft, AchSR lebhaft, FSR Flexion, MB dorsal. Mech. Muskelerreg-

barkeit hock

l~echts. Reflexogene Zone Mall. int. und ext.

Unterschenkel. Distale HMfte des Oberschenkels.

Zehenbewegung Flexion und Adduction I I - - IV.

StdrIce des Reflexes schwach. Refralct(~re Periode gering. Ermi~dbarkeit gering.

R~ Links.

Mediale und laterale FuBseite. Unter- sehenkel, Knie, Oberschenkel, Bauch- haut handbreit tiber dem Lig. Pou- parti.

Flexion u. Adduction I I - -V. Flexion und Abduction I. m~Big stark. gering. gering.

Fall 26. E. v. F., Epilepsie. Symptom von Las~gue links vorhanoen, rechts fehlend.

PaSR 1 ~ r, AchSR 1 ~ r. FSR Flexion, MB dorsal. Mech. Muskelerregbarkelt ziemlich lebhaft.

Rechts. Reflexogene Zone Mediale Tibiafl~ehe.

Zehenbewegung Plantarflexion I I I - -V . Stdr~ des Reflexes gering. Re/raktdre Periode gering.

R. Links.

Unterschenkel, Lig: Patellae, Patella. Distale H~lfte des Oberschenkels

Plantarflexion I I - -V. ziemlich lebhaft. gering.

Fall 27. J. G., Epilepsie. Lichtreaktion links tr~ge. PaSR normal, AchSR normal, FSR Flexion, MB dorsal. Mech. Muskelerre~.

barkelt normal.

Page 10: Ein zehenreflex und seine bedeutung bei psychosen

Ein Zehenreflex und seine Bedeutun~' bei Psychosen. 407

Rechts. Re/lexogene Zone Unterschenkel

Zehenbewegung Plantarflexion I - - I I I . St4rke des Reflexes ziemlieh lebhaft. Re/ra~dre Periode gering. Ermibibarkeit ziemlich grog.

Fall 28. B.S. Melaneholie.

B. Links.

Untersehenkel. Lig. patellae. Patella ; geringe angrenzende Partie des Ober- sehenkels.

Plant~rflexion I--IV. sehwaeh. ? grog.

PaSR Klonus bds., AchSR lebhaft, FSRFlexion, MB dorsal. Mech. Muskel- erregbarkeit grog.

Rechts fehlend. Re/lexogene Zone

Zehenbewegung St~rke des Reflexes Re]ra~dre Period~ Ermi~dbarkeit

Fall 29. A. M. R., Melaneholie.

R. Links.

Proximale ttglfte des Untersehenkels. Lig. pateUae, Patella. Distales Drittml des Obersehenkels.

Flexion II--V. sehwaeh ? ziemlich grog.

PaSR niedrig, AchSR sehr niedrig, PSR FlerAon, MB dorsal. Mech. Muskel- erregbarkeit normal.

R. Rechts.

Reflexogene Zone Untersehenkel insbe- sondere die laterale Seite.

Zehenbewegung Plantarflexion II--V. Stdrke des Reflexes Lateral ziemlich hoch

medial g~ring. Re/ra]:t~re Periode gering. ? Ermiidbarkelt gering. ?

Fall 30. A.L. Melancholie. Hydrocephaler Seh~del. Oberbleibsel einer Polio- myelitis der friiheren Jugend anwesend.

PSR r ~ l, AchSR reehts fehlend, links normal. Mech. Muskelerregbarkeit niedrig. FSR Flexion, MB fehlend.

Rechts. Re/lexogene Zone Unterschenkel, Lig.

patellae, Patella. Dist~le HMfte des Obersehenkels.

Zehenbewegung Plantarflexion II--V. Stdr]ce des Re/lexes ziemlich lebhaft. Ermiidbarkelt nieht grog.

Links. Mall. internus. Umgebung des Capitu-

lure fibulae. Plantafflexion IV und V. sehr gering

mediale

Plantarflexion V. sehwach. idem.

Es ist aus den mitgeteil ten Protokollen ersichtlich, dab ein Zu- sammentreffen des Reflexes mit unzweideutigen Pyramidenbahn- li~sionzeichen geradezu selten ist. Fall 24 (M. Z.) bietet unzweifelhafte Pyramidenbahnzeichen. Der Reflex R finder sich am sti~rksten aus- gebildet an der hemiparetisehen Seite. (Allerdings ist wieder der F S R

27*

R. Links.

Unterschenkel, insbesondere Tibiafl~che.

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408 D. Schrijver :

der rechten Seite im Sinne Babinskis, w~hrend der 2'SR der linken Seite keinen best immten Charakter hat.) Fall 19 bietet leichte Pyra- midenbahnsymptome der linken Seite, wo aueh der Reflex vorhanden ist. Eigentlich sind es nur diese zwei FMle, wo man eindeutig den Reflex mit Pyramidenbahnzeichen vereint findet. Die anderen FMle sind mir in Hinsicht auf Pyramidenbahnl~sion nicht eindeutig genug. Kann man doch den zweifelhaften Babinski in Fall 18 so wenig wie die Differenz der Bauchdeckenreflexe und Oppenheimsehen Reflexe in Fall 15 oder den Oppenhelm.Reflex in Fall 20 nieht ohne weiteres auf Pyramiden- bahnl~sion beziehen. - - Ieh m6chte also den Reflex nieht auffassen als Zeiehen yon Pyramidenbahnlasion.

Parallelismus zwischen St~rke des Reflexes und allgemeine Reflex- erregbarkeit (als MaBstab diente die St~rke des AchSR und PaSR) bestand nicht, wie ein Blick auf Tabelle 2 lehrt.

8t~rke des Reflexea Reflexerregbarkeit gering mittel hoch

gering - - 2 2 mittel 3 8 4 hoch 1 7 1 Es ist natiirlich hierbei im Auge zu behalten, dab es in groBem

Mal3e persSnlicher Willkiir unterworfen ist, warm man einen Reflex als hoch, normal oder schwach bewerten will. Es s t immt aber diese ,,statistisehe" Tatsaehe mit dem Eindruck, den ich aus der Unter- suehung des Einzelfalles gewonnen habe. Keineswegs ist der Reflex leb. haft in den FMlen mit erhShter allgemeiner Reflexerregbarkeit. Nicht selten ist er ausgeprhgt vorhanden bei niedrigen PaSR und AchSR.

Dasselbe kann gesagt werden v o n d e r mechanischen Muskelerreg- barkeit , wie aus folgender Tabelle ersichtlich.

Tabelle III. Etgrke des Reflexes Mechanische Muskelerregbarkeit

gering mittel hoch

gering 1 - - 4 mittel 4 8 3 hoch - - 7 1

Die re/lexogene Zone war im allgemeinen grSl3er je lebhafter der Reflex. Bei den als schwach zu bezeichnenden Reflexen konnte man den Reflex fast immer nur von irgendeiner Stelle des Unterschenkels auslSsen. Ein Untersehied diesbeziiglich zwischen lateraler und medialer Untersehenkelseite oder deren proximaler und distaler HMfte liel~ sich nicht feststellen. Falls der Reflex schwach vorhanden war, lieB er sich nur ganz ausnahmsweise (einmal) v o n d e r lateralen oder medialen FuBseite, niemals vom Dorsum pedis aus, zweimal nur vom Lig. patellae, Patella und n~chster Umgebung auslSsen.

Tabelle II.

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Ein Zehenreflex und seine Bedeutung bei Psychosen. 409

Je starker der Reflex, um so mehr traten andere Stellen zu der reflexo- genen Zone hinzu. In Reihenfolge der Frequenz waren dies: Lig. Patellae, Patella, untere Halfte des Oberschenkels, mediale und laterale Seite des Ful3es, obere I-Ii~lfte des Oberschenkels, Dorsum pedis, Bauch- haut oberhalb des Lig. Pouparti. Innerhalb der reflexogenen Zone war fast stets ein deutlicher Unterschied wahrzunehmen auf die Weise, dab von einigen Stellen aus der Reflex lebhafter, yon anderen wieder schw~cher auszulSsen war. Auch die ausgelSste Zehenbewegung war 5frets verschieden, je naehdem man die eine oder die andere Stelle beklopfte.

Es gibt aber einen Punkt, den ich bier gleich betonen m5chte. Es gelingt namlich, wie schon oben gesagt, nur ganz selten, den Reflex auszul5sen vom FuBriicken, d. h. also vonde r Mendel-Bechterew-Stelle aus (Fall 1, 2, 16, 23). Ausgenommen Fall 2~ wo der Reflex ganz be- sonders stark ausgepragt war, hatte ich bei den fibrigen Fallen den Eindruck, dal3 der Reflex, ausgelSst vom FuBriicken her, schwacher war als beim Beklopfen anderer Stellen. Man kSnnte sich vorstellen, daB in diesen Fallen der Mendel-Bechterewsehe FuBriickenreflex dorsal- gerichtet war, ungeachtet der Tatsaehe, dab Beklopfen des FuBriickens eine Plantarflexion ausl5ste, d .h . also, dab eben am FuBriieken in diesen Fallen zwei Tendenzen sich vorfinden. Die Tendenz zur Plantar- flexion und eine zur Dorsalflexion. Von den beiden war die erstere die starkere und es kommt also zur Plantarflexion. Diese ist aber verringert durch die gleichzeitig vorhandene Dorsalflexion. (Fall l, 16, 23). Einige Male habe ich wahrend der Plantarflexion eine Anspannung der Streck- sehnen gesehen, die vielleicht in diesem Sinne zu deuten wart.

Als Re/lexreiz erwies sich eigentlich nut ein kurzes Klopfen ad~quat. Kneifen, Streichen, Stechen u. a. 15sten keine Reflexbewegung aus.

Die Re/lexbewegung war in der groBen Mehrzahl der Falle eine Plan- tarflexion einer oder mehrerer Zehen. Je starker ausgebildet der Reflex, um so mehr Zehen beteiligen sich an der Bewegung. Mehrmals ereignete es sich, dab die Flexion vergesellschaftlicht war von Adductions- oder Abductionsbewegungen. Einige Male sah ich reine Abductions- oder Adductionsbewegungen (Fall 12, und der sehr bemerkenswerte Fall 4 mit seiner merkwiirdig ausgedehnten reflexogenen Zone). Die Bewegung hatte 5fters nicht den Charakter einer sehnellen Zuckung, sondern hatte mehrmals tonischen Charakter.

In der fiberwiegenden Mehrzahl der Falle fand sich der Reflex auf den zwei Seiten in verschiedener Sti~rke vor, oder es fanden sich Unter- schiede beziiglich der Ausbreitung der reflexogenen Zone. Nut drei Falle (3, 12, 18) wiesen ungefi~hr symmetrische Reflexe auf. In vier Fallen (17, 19, 28, 30) land sich der Reflex nur einseitig. Auffal]enderweise war in diesen Fallen eine sehr hohe allgemeine Reflexerregbarkeit vorhanden, wahrend der yon mir untersuchte Reflex schwach ausgebildet war.

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410 D. Schrijver:

Welcher Art sind die Entstehungsbedingungen des Reflexes ? Eine direkte Muskelreizung der Zehenbeuger durch Fortpflanzung des Per- kussionsstoBes wi~re kaum denkbar, zumal wenn es sich handelt um Perkussion der Tibia oder des Oberbeins. Die erhShte mechanische Muskelerregbarkeit, die hierfiir Voraussetzung ware, habe ieh nicht feststellen k6nnen (s. o.). Die Auffassung, dab wir bei diesem Reflex niehts anderes hi~tten als eine Ausbreitung der reflexogenen Zone des Mendel.Bechterewschen FuBriiekenreflexes (Krug, s. o.), glaube ich oben widerlegt zu haben. Ebensowenig hi~ngt der Reflex mit Pyra. midenbahnli~sion zusammen.

Vielleicht wi~re eine Erkli~rungsmSglichkeit in ganz anderer Richtung zu suchen. Lewandowski (1. e.) land die Erscheinung in einem Falle von Meningitis serosa. Aus meinen Untersuchungen ist ersichtlieh, dab der Reflex in Fi~llen von Dementia praeeox relativ frequent ist (s. o.). Sueht man sich aus den oben mitgeteilten Protokollen die F~lle heraus, wo der Reflex auffallend stark ausgebildet war (Fall 1, 2, 8, 15, 16, 21), so sind dies, ausgenommen Fall 21, nur Fi~lle yon Dementia praeeox. Allerdings ist die Zusammensetzung meines Materials in dieser Hinsieht eine ganz einseitige (ungefi~hr 50% des Materials ist Dementia praecox). - -Man k6nnte angesiehts dieser Tatsachen denken an die ,,Hirnsehwellung" im Sinne Reichardts, wie sie bereits in mehreren Fgllen von Dementia praecox nachgewiesen worden ist. Es ware nuu m6giich, dab Liquordrucksteigerung eine der Bedingungen w~re, unter welehen der Reflex hervorgerufen wird.

Es gibt nattirlich noeh viele Fragestellungen, die zu 16sen sind. 1. Wie hoch ist die Frequenz des Reflexes bei gesunden Individuen,

wie oft ist er vorhanden bei nicht neurologisehen Krankheiten. (Ich selbst konnte bei einer geringen Zahl gesunder Individuen -- im ganzen etwa 30 -- den Reflex nur zweimal schwach ausl6sen) Krug (1. e.) er- zielte bei gesunden Individuen in etwa 10% Plantarflexionen der Zehen von der Tibia aus.

2. Wie verhi~lt sich der Reflex in neurologischen F~llen, speziell solchen mit Pyramidenbahnli~sion.

3. Wie hoch ist die Frequenz in Fi~llen mit Liquordrucksteigerung (Meningitis, Tumor cerebri, Meningealblutung usw.).

4. Zu welchem Schlusse ffihren systematisehe Liquordruekmes- sungen in Fi~llen mit lebhaftem, mi~Big vorhandenem und nicht vor- handenem Reflex.

Nachtrag bei der Korrektur. H. de Levie beriehtet (Nederlandsch Tijdschr. v. Geneesk. 1, Nr. 25,

S. 2563. 1922) anli~Blich meiner Mitteilung im T. v. G. den Reflex betreffend die gleiche Erscheinung gesehen zu haben in einem Fall mit allen Zeichen einer Pyramidenbahnl~sion. Die Diagnose lautete

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Querschnittsli~sion in der HShe des unteren Brustmarks. Die Lumbal- punktion ergab starke Lymphoeytose und m~Bige Druckerh6hung. Beklopfen der Mendel-Bechterewstelle ergab Plantarflexion nur der 4 letzten Zehen. Beklopfen mehr proximal gelegener Ful~riickenstellen ergab einen schw~eheren Reflex. Die untere H~lfte des Unterschenkels war nicht mehr reflexogen, wi~hrend beim Beklopfen der proximalen Unterschenkelh~lfte eine Plantarflexion der Zehen auftrat. Im weiteren Krankheitsverlauf nahm die Erseheinung ab, parallel der Abnahme der stark erhShten Reflexerregbarkeit. Nach ungefi~hr einem halben Jahr land sich noch immer der Mendel-Bechterewreflex plantar geriehtet, aueh Oppenheim und Babinski waren noch vorhanden. Die Plantar- flexion beim Beklopfen des Unterschenkels war aber verschwunden. -- Sp~ter hat de Levie einen dergleiehen Reflex in seinen (neurologischen) Fi~llen nicht wieder gesehen, auch nicht in Fi~llen yon Meningitis und Fi~llen mit LiquordruckerhShung.

In der Literatur fanden sich noch folgende Angaben vor: Piotrowski Berl. klin. Woehenschr. 1913, S. 726) beschreibt einen antagonistisehen Reflex, n~mlich Plantarreflex des Ful~es bei Beklopfen der Ursprungs- stelle des M. tibialis anticus. Dieser Reflex w~re kennzeichnend fiir Pyramidenbahnl~sion. In 2 F~llen sah er eine Erseheinung, die er auf folgende Weise besehreibt : ,,Ieh s a h . . , in 2 Fi~llen an Stelle des Anticus- reflexes nicht eine Plantarflexion des Ful3es, sondern eine solche der Zehen ~hnlich wie beim Rossolimoreflex. Der eine Fall betraf ein junges kri~ftiges M~dchen, bei dem keine Zeichen einer organischen Erkrankung des Zentralnervensystems zu konstatieren waren; die Plantarflexion der Zehen, vergesellschaftlicht mit einer Adduction des ttallux, trat symmetrisch auf, d. h. an beiden FfiBen gleichmi~Big und gleichartig. Die physiologisehen Reflexe waren in normalen Grenzen auszul6sen. Der andere Fall betraf den oben erw~hnten Patienten mit Myelitis. Hier bestand bloBe Plantarflexion der Zehen ohne Adduction de~ Hallux, und zwar nur einseitig, n~mlich links."

Maurice Villaret und Marcel Faure-Beaulieu beschreiben einen Flexionsreflex der grol3en Zehe bei Beklopfen der Achillessehne (Presse m~d. 1916, S. 166). Dieser Reflex w~re kennzeichnend ffir Ischiadicus- li~sion. In einer sp~teren Mitteilung (Presse mdd. 1917, S. 351) wird als Pr~i~lilektionsstelle fiir die AuslSsung des Reflexes die Fossa retro- malleolaris (Stelle zwischen Mall. int. und Achillessehne) genannt. Der yon ihnen beschriebene Reflex w~re ihres Erachtens eine idio- muskul~re Zuckung des M. flexor halluc, longus.

Inwieweit diese Reflexe (Piotrowski, ViUaret) wirklich selbsthndige Erscheinungen oder mit dem yon mir hier beschriebenen Reflex identisch sind, bleibe zukiinftigen Untersuchungen fiberlassen.