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LEVERKUSEN Ein altes Trafohäuschen dienst als historisches Zentrum: Das Hitdorfer Heimatmuseum (links) steht an der Straße Am Werth – und damit ganz in der Nähe des Yachthafens. Fotos: Britta Berg, Ralf Krieger Der Nachwuchs setzt die Segel: Ein knappes Dutzend Yachtclubs ha- ben sich im Hitdorfer Hafen niedergelassen. Natur pur: Am Rheinufer in Hitdorf tummeln sich regelmäßig auch Schwäne im Wasser des Rheins. Weithin sichtbar: Die beiden Kirchtürme der katholischen Kirche St. Stephanus sind ein Wahrzeichen des Stadtteils. Naherholungsgebiet am Rhein: In Hitdorf nimmt sich so mancher Radfahrer die Zeit zum Verweilen. Wenn es eine Sache gibt, für die Hitdorf wirklich berühmt ist, dann ist es die Fähre „Fritz Middelanis“ , die seit 1962 über den Rhein nach Köln fährt, die ihren Ursprung aber schon im 14. Jahrhundert hat. Schmuckes Relikt aus der Zeit der Industrieblüte: In einem der alten Lastenkräne am Hafen befindet sich das „Kran-Café“, ein weit über Hitdorf hinaus bekanntes wie beliebtes Ausflugsziel. Raderdoll un knatschverdötscht: Die fünfte Jahreszeit ist auch für die Hitdorfer eine Hochzeit für die feierwütigen Jecken. Rheinkilometer 705: Ein Ort als kleines Paradies Hitdorf ist der westlichste Stadtteil Leverkusens und hat vor allem ob seiner Lage direkt am Rhein viele Besonderheiten und Histörchen zu bieten

EinaltesTrafohäuschendienstalshistorischesZentrum:DasHitdorferHeimatmuseum(links ... · Werth 1 nahe des Rheins eröff-net wurde. Im Erdgeschoss gibt eseineDauerausstellungzurGe-schichte

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  • LEVERKUSEN

    Ein altes Trafohäuschen dienst als historisches Zentrum: Das Hitdorfer Heimatmuseum (links) steht an der Straße Am Werth – und damit ganz in der Nähe des Yachthafens. Fotos: Britta Berg, Ralf Krieger

    Der Nachwuchs setzt die Segel: Ein knappes Dutzend Yachtclubs ha-ben sich im Hitdorfer Hafen niedergelassen.

    Natur pur: Am Rheinufer in Hitdorf tummeln sich regelmäßig auchSchwäne im Wasser des Rheins.

    Weithin sichtbar: Die beiden Kirchtürme der katholischen Kirche St.Stephanus sind ein Wahrzeichen des Stadtteils.

    Naherholungsgebiet am Rhein: In Hitdorf nimmt sich so mancherRadfahrer die Zeit zum Verweilen.

    Wenn es eine Sache gibt, für die Hitdorf wirklich berühmt ist, dann ist es die Fähre „Fritz Middelanis“ , dieseit 1962 über den Rhein nach Köln fährt, die ihren Ursprung aber schon im 14. Jahrhundert hat.

    Schmuckes Relikt aus der Zeit der Industrieblüte: In einem der alten Lastenkräne am Hafen befindet sichdas „Kran-Café“, ein weit über Hitdorf hinaus bekanntes wie beliebtes Ausflugsziel.

    Raderdoll un knatschverdötscht: Die fünfte Jahreszeit ist auch für dieHitdorfer eine Hochzeit für die feierwütigen Jecken.

    Rheinkilometer705: Ein Ort alskleines ParadiesHitdorf ist der westlichsteStadtteil Leverkusens und hat vorallem ob seiner Lage direkt amRhein viele Besonderheiten undHistörchen zu bieten

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    HeimatzahlenHeimatzahlenHeimatzahlen

    Rheinkilometer: 705Kitas: 3

    HeimatzeugnisHeimatzeugnisHeimatzeugnis

    ÖPNV 3,8Sauberkeit 3,5

    Kinderfreundlich 2,8 Parkplätze 3,8

    Wie beurteilen Sie Ihren Stadtteil in Schulnoten? Das haben wir un-sere Leser gefragt. Auffällig: In Sachen Verbundenheit erreicht Hit-dorf den zweitbesten Wert in Leverkusen nach Bergisch Neukir-chen (2,4). Den schlechtesten Wert aller Stadtteile hat Hitdorf inSachen ÖPNV und Verkehrsanbindung. In der Gesamtwertungliegt Hitdorf mit der Note 2,8 auf Platz zwei hinter Bürrig (2,6).

    Einkaufsangebote 3,3 Gastronomie 3,4 Idyll mit SchönheitsfehlerDie Lage am Rhein bringt für Hitdorf auch Probleme mit sichBeschaulich, ruhig, malerisch, idyl-lisch: Das sind Attribute, die einem ein-fallen, wenn man an Hitdorf denkt – je-nen Stadtteil, der aufgrund der nord-rhein-westfälischen Gebietsreform1975 Leverkusen zufiel. Zuvor hatteHitdorf – als ehemals eigenständigeStadt– zu Monheim gehört (noch heutehat der Stadtteil die Monheimer Tele-fonvorwahl 02173).

    WarumHitdorfdenRufdesvielleichtidyllischsten Teiles von Leverkusenhat? Ganz einfach: Hitdorf liegt nichtnur direkt am Rhein – es hat auch dieschönste Lage am Fluss. Kein andererStadtteil Leverkusens kann da mithal-ten. Rheindorf etwa grenzt nur zu ei-nem kleinen Teil an den Rhein. Und inWiesdorf ist der Zugang in weiten Tei-len zugebaut, denn: Dort befinden sichentlang des Rheins vor allem die Kai-mauern des großen Chemparks. In Hit-dorf dagegen ist ausschließlich Naturzu finden– Wiesen, Bäume, Steinsträn-de. Dies zieht erstens natürlich Touris-ten an: Autokennzeichen aus dem ge-samtenUmlandsindansonnigenTagenrund um den Fährhafen und die Rhein-wiesen nicht selten zu finden. Und esführt zweitens potenzielle Neubürger

    in den Stadtteil: Diverse Neubaugebie-te – vor allem an der Stadtgrenze imNorden zu Monheim – sind der Attrak-tivität des Ortes als Wohnquartier fürjunge Familien geschuldet.

    Es gibt allerdings auch im beschauli-chen Hitdorf den einen oder anderenKnatsch und Ärger. Nicht zuletzt unse-re Leser kritisieren beim „Heimatzeug-

    nis“ (siehe die Statistik links auf dieserSeite) die unzureichende Anbindungdes Stadtteils an den öffentlichen Per-sonennahverkehr: Nur eine Buslinie(233) verbindet Hitdorf mit MonheimundderLeverkusenerCity.Das istzwei-felsohne zu wenig. Und: Seit Jahrenschon wünschen sich die Hitdorfer eineUmgehungsstraße für ihren Ort: Überdie Hitdorfer Straße und die Ringstraßefahren recht viele Lkw – nicht zuletztweil Hitdorf zwischen einer Niederlas-sung des Autoherstellers Mazda unddem Gelände von Bayer Crop Science(auf Monheimer Gebiet) als dem Haupt-sitz der Landwirtschaftssparte des Che-

    miekonzerns liegt. Der Kraftfahrzeug-verkehr, der mitunter im Stadtteilherrscht, führte bereits zu Straßen-schäden, die demnächst behoben wer-densollenundnebeneinergroßenBau-stelle im Ortskern auch eine finanzielleBelastung der Anwohner mit sich brin-gen wird, denn: Diese werden an denBaukosten beteiligt.

    Was zudem in Hitdorf zu beobachtenist und in den kommenden Jahren nochhäufigerzumernsthaftenProblemwer-den könnte: Wenn die große Rheinbrü-cke bei Wiesdorf gesperrt wird, dannnutzen viele Auto fahrende Pendler dieFähre, um morgens auf das KölnerStadtgebiet überzusetzen – oder amAbend wieder zurückzukommen. DieKonsequenz: Die Straßen in Hitdorfsind an diesen Tagen mitunter für Stun-den verstopft. Es ist ein Szenario, dasangesichts der umfangreichen Bauar-beiten an der Brücke, die in naher Zu-kunft definitiv anstehen und sich nochlange hinziehen werden, noch für vielUnmut bei den Bürgern Hitdorfs sorgendürfte. Die Lage am Rhein, die Exklusi-vität einer Fähre – all das birgt auchSchattenseiten,nichtnurIdylleundBe-schaulichkeit.

    Hitdorf liegt nicht nur direktam Rhein – es hat auch dieschönste Lage am Fluss

    Die Hitdorfer Straße hat viel Verkehr zu (er)tragen, Neubaugebiete wie das nahe der „Henkel-Lok“ lockt Familien.

    Verbundenheit 2,8 Sicherheit 2,9

    Ausländer: 493

    Erste Erwähnung: 1151

    Fläche: 707 ha

    Grundschulen: 2

    Einwohner: 7543

    HitdorfHitdorf

  • LEVERKUSEN

    Geheimtipps sind spätestens dann kei-ne Geheimtipps mehr, wenn alle dar-über reden und den Geheimtipp, derkeiner mehr ist, als Geheimtipp verkau-fen. Klingt zu verschachtelt?Vielleicht.Ist aber die Wahrheit. Und trifft auf Hit-dorf in besonderem Maße zu. Vor allemin Sachen Karneval. Genauer gesagt: Esgeht um den Hitdorfer Karnevalszug.Der fand erstmals 1994 statt, nachdemsich am 28. Juni 1993 im Stadtteil amRhein die Karnevalsgesellschaft (KG)„Hetdörper Mädche un Junge“ gegrün-det hatte. Den Gründern um den heuti-gen 2. Vorsitzendenden der HitdorferJecken, Karl-Heinz Hüll, sei von Beginnan klar gewesen, dass ein eigener Zughermüsse – sagt Hüll selbst. Und derentwickelte sich über die Jahre hinwegzu einem Höhepunkt der LeverkusenerFastelovends-Session.

    Denn:DerHitdorferZochistseitdemnicht nur stets der erste Zoch, der imStadtgebiet sowie überhaupt in der ge-samten Umgebung stattfindet. Es istauch ein Zoch, der mit familiärer Atmo-sphäre besticht, weil er trotz jeweilsmehrerer Tausend knatschverdötsch-

    ter Feierwütigen am Straßenrand ebendurch einen kleinen und beschaulichenOrt geht. Eine zusätzliche Faszination:Aufgrund der Lage Hitdorfs ist der dor-tige Zoch jedes Mal ein Sammelsuriumder, wenn man so will, Karnevalskultu-ren – was man erklären muss: Hitdorfliegt mit seiner Position zwischen denMetropolen Düsseldorf und Köln direktam Kölsch-Alt- sowie am Alaaf-Helau-Äquator. Hitdorf liegt zudem auf derSchäl Sick, hat aber mit der Fähre die di-rekteVerbindungrüber insLinksrheini-sche. Sprich: Hitdorf verbindet Men-schen verschiedener Überzeugung undVorlieben beispielhaft wie kein andererStadtteil miteinander. Die „Helau“ ru-fenden Monheimer, Langenfelder undSüd-Düsseldorfer kommen zum Feierngenau so her wie die Leverkusener unddie Kölner von gegenüber. In Hitdorfverschmilzt alles zu einem „Karnevalder Kulturen“. Und allein das rechtfer-tigt schon den Umstand, dass sich einstein paar Karnevalisten aus Hitdorf zu-sammentaten, um dem Rest der Welt zuzeigen, wie gefeiert wird. (frw)www.hmjv93.de

    DIE KUNST DER INNEREN RUHE DIREKT AM RHEINUFER

    Es mag nicht die bekannteste undgrößte Galerie der Stadt sein. Indes:Kaum eine andere liegt in Leverkusenderart schön wie die Galerie „Flow FineArt“ in Hitdorf. Untergebracht ist siein einem alten Fachwerkhaus – einerRheinvilla aus dem 17. Jahrhundert– an der Rheinstraße, nur knappe 100MetervomFlussuferentfernt.Bei„FlowFine Art“ stellen regelmäßig interna-tionale Künstler ihre Arbeiten aus.Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Video-

    installationen – geboten wird unterder Organisation von Kuratorin undBetreiberin Mahima Steinberg die gan-ze Palette der bildenden Kunst. DerFokus liegt dabei vor allem auf einer„KunstderinnerenRuhe“.EsgibtKunst-und Theaterkurse. Die Tatsache, dassein Gästehaus an die Galerie ange-schlossen ist, vereinfacht das Netzwer-ken von Kreativen aller Sparten, diesich hier treffen.www.flowfineart.com

    Heimat-Heimat-Heimat-menschenmenschenmenschen

    Hitdorf ist schon ein besonderer Stadt-teil. Nicht umsonst hatten wir als Kar-nevals- und Zugmotto im Jahre 2016schonmal den Spruch: „Su muss et sin,dat gallische Dörp vum Rhing.“ Das gal-lische Dorf eben. Wir sind eigen. Wirmachen beispielsweise alles so ein biss-chen auf die kölsche Art. Allein die Tat-sache, dass wir ein Dreigestirn haben,zeigt das ja. Aus diesem Grunde durftenwirdamalsübrigensauchnichtinsFest-komitee des Leverkusener Karnevals.Sogar der Kölner Prinz von 1993, KurtGörgens, ist häufig in Hitdorf, weil erhier Freunde hat und nicht nur den Kar-neval, sondern auch den Ort an sich tollfindet. Das Feiern ist hier, das ist meineMeinung, leichter als anderswo. Es istnicht so steril. Der einzige Kritikpunkt:Es wird viel geprügelt beim Zug. Das hataber nichts mit Hitdorf zu tun. Das isteinfach dem Umstand geschuldet, dasses in der Session der erste Zug in der Ge-gend ist und sich viele dort treffen.

    Karl-Hein Hüll,

    KG Hetdörper

    Mädche un Jun-

    ge

    Ich bin ja gebürtige Langenfelderin, ha-be in Düsseldorf studiert und lange dortgelebt. Kam 1987 mit meiner Familienach Hitdorf. Und seitdem will ich hierauch nicht mehr weg. Zuerst haben wiran der Grünstraße gelebt. Vor einigenJahren, nachdem die Kinder aus demHaus waren, sind wir näher an denRhein gezogen. Das ist wunderbar. Daswollten unsere Kinder damals auchschon immer: „Wenn wir älter sind,dann ziehen wir in die City ziehen“, ha-ben sie gesagt, als sie noch klein waren.„City“ – das war dann immer das Zen-trum von Hitdorf. Hitdorf hat einen ho-hen Freizeitwert. Die Lage am Rhein istfantastisch. Es fehlt aber eine bessereBusanbindung an andere Kommunen.NeulichwollteichvonhierausmalnachLangenfeld fahren – und das war schonsehrabenteuerlich.Zudemwünscheichmir eine besondere Gastronomie. Nichtdiese ewige Mischung aus Pizzeria undDönerladen. Nichts gegen Pizza undDöner. Aber: Etwas Moderneres, Spezi-elles darf es schon sein.

    Martina Vi-

    kanis,

    Schau-

    spielerin

    im Match-

    boxtheater

    DAS MATCHBOXTHEATER ZIEHT MENSCHEN AUS DER REGION AN

    Wer von Hitdorf spricht, der mussauch über Kultur sprechen. Und werüber Kultur spricht, der kommt in die-semStadtteilnichtamMatchboxtheatervorbei. Das 1999 gegründete Laien-theater begeistert regelmäßig mit Stü-cken des eigenen Ensembles, die imTheater an der Hitdorfer Straße nebender ehemaligen Zündholzfabrik auf-geführt werden. Die war auch Namens-geberin: „Matchbox“ ist das englischeWort für „Streichholzschachtel“.

    Martina Vikanis, die dem Ensembleseit Beginn angehört , sagt, dass dieBesucher der Stücke mittlerweile nichtmehr nur aus Leverkusen kämen, son-

    dern auch aus Düsseldorf, Monheim,Langenfeld, Köln. „Unser Wirkungsgradgeht weit über Hitdorf hinaus.“ Dasführtauchdazu,dassetwaderinHitdorfaufgewachsene Wilfried Schmicklertrotz bundesweiten Erfolgs regelmäßigins Matchboxtheater kommt und dortsein jeweils neues Programm als Vor-premiere vorstellt.

    Derzeit gehören zum Theater 15 aktiveMitglieder, die als Schauspieler oderbei der Produktion der Stücke mitwir-ken. Weitere 15 kümmern sich als Ser-viceteam um das Catering und die Lo-gistik rund um die Aufführungen.www.matchboxtheater.de

    Der Stadtteil amAlaaf-Helau-ÄquatorHitdorfer Jecken verbinden rheinische Kulturen

    (Rheinische) Kultur: Die Galerie „Flow Fine Art“ prägt Hitdorf ebenso wie das Matchboxtheater und die Jecken der KG Hetdörper Mädche un Junge. Fotos: Berg, Krieger

  • LEVERKUSEN

    VON FRANK WEIFFEN

    Keine Frage: Hitdorf ist beson-ders. Das kann letztlich zwar si-cherlich jeder Stadtteil Leverku-sens von sich behaupten. Indes:Hitdorffälltdanndocheinwenigaus dem Rahmen. Denn: Hitdorfliegt so schön am Rhein wie keinanderes Leverkusener Veedel.Hitdorf besaß bereits lange vorLeverkusen Stadtrecht. Hitdorfwar eine Zeit lang Ortsteil vonMonheim am Rhein. Hitdorf hateine Fähre. Hitdorf hatte einsteine blühende Industrie, die ih-res gleichen suchte.

    Fund bei der Kartoffelernte

    Und: Hitdorfs Wurzen als Sied-lungsort gehen auf die Jung-steinzeit zurück. Das belegenzumindest zwei Steinbeile, dieim Heimatmuseum nahe desFährhafens ausgestellt werdenunddieinden60erJahrenvonei-nem örtlichen Landwirt bei derKartoffelernte gefunden wur-den. Stadtrechte erhielt HitdorfimJahre1857.Schonlangezuvoraber – seit dem 14. Jahrhundert– fuhr eine Fähre hinüber insLinksrheinische, so wie dasheutzutage die „Fritz Middela-nis“ tut, die zwischen Hitdorfund Köln-Langel verkehrt. DerGrund: Im Fluss befand sich aufHöhe des Stadtteils eine großeKiesrippe, die dazu führte, dassder knapp 350 Meter breiteRhein nur auf 50 Metern schnellfließendes Wasser hatte und ei-ne Fähre somit problemlos über-setzen konnte. Die Rippe, die

    später ob des zunehmendenSchiffsverkehrs weggesprengtwurde, führte zudem zu einemgroßem Fischreichtum, der wie-derum den Hitdorfern zugutekam, denn: Der Fisch wurdenach Köln verkauft.

    Weitere Industriesparten, dieüber die Jahrzehnte und Jahr-hunderte zeitweise zu großemWohlstand führte, waren: dieVerarbeitung von Tabak unterder Regentschaft der Grafen vonBerg. Die Verarbeitung von perFloß nach Hitdorf gebrachtemHolz aus dem Frankenwald zuBauholz für die ganze Region.Die Herstellung von Zündhöl-zern. Und: Das Brauen von Bier.Insgesamt gab es in Hitdorf fünfBrauereien, davon eine, die qua-si international berühmt wurdeund in der Kölsch, Alt, Export,Dunkelbier und ein Pils gebrautwurden, das bei der Weltausstel-lung 1958 ausgezeichnet wurde.

    Mehr als 250 Hafenmitarbeiter

    Hitdorf war stets Umschlagplatzfür Waren des täglichen Bedarfsaller Art – vornehmlich fürStahlware und Tuchware, dievon hier aus über eine befestigteund noch heute bestehendeTrasse nach Solingen und Elber-feld geliefert wurde. Zeitweisearbeiteten im Hafen – von demnurnochderheutigeYachthafenmit einem guten Dutzend Yacht-clubs und das Krancafé in einemehemaligen Verladekran übrigblieben – über 250 Menschen.Hinzu kamen zahllose weitereArbeiter, die über die Jahrhun-

    derte in den verschiedenen Fa-briken tätig waren.

    Im 19. und 20. Jahrhundertbrachen zahlreiche Menschenaus dem Bergischen Land unddem sonstigen Hinterland vonHitdorf aus auf nach Rotterdam,wo sie Schiffe in die USA bestie-gen – Hitdorf als Aussiedlerha-fen. 1960 wurde Hitdorf Mon-heimzugeschlagen,abdem1.Ja-nuar 1975 gehört es zu Leverku-sen.

    Nachlesen und nacherlebenkann man diese lange, komplexeund faszinierende Historie bis

    ins Detail im Heimatmuseum,das 1998 in einem alten Trafo-häuschen an der Straße AmWerth 1 nahe des Rheins eröff-net wurde. Im Erdgeschoss gibteseineDauerausstellungzurGe-schichte des Ortes. Im Oberge-schoss werden regelmäßigwechselnde Ausstellungen ge-boten. Betrieben wird das Hei-matmuseum vom HeimatvereinHitdorf, dessen Vorsitzender ak-tuell Bernd Bilitzki ist. Geöffnetist das Museum jeden Sonntagvon 14.30 bis 17 Uhr (April bisOktober).

    Ich bin waschechter Hitdorfer.Und das werde ich auch immerbleiben. Ein alter Hitdorfer bleibteinfach ein Hitdorfer. Nichts An-deres. Wenn ich im Urlaub ge-fragt werde, woher ich komme,dann sage ich immer: „Aus Hit-dorf“. Dann heißt es meistens:„Wo liegt das denn?“ Und ichantworte dann: „Zwischen Kölnund Düsseldorf.“ Wissen Sie: Dasist nichts gegen Leverkusen. Eskäme mir nur niemals in denSinn zu sagen: „Ich bin Leverku-sener.“ Wir Hitdorfer sind da-mals keine Monheimer gewor-den. Und wir sind ab 1975 auchkeine Leverkusener geworden.Natürlich: Uns fehlen hier sicher-licheinpaarGeschäfte.Dasmussman schon sagen. Und viele jun-ge Menschen orientieren sich

    HEIMAT-LIEBLINGvon Bernd Bilitzki

    heutzutage – auch weil sie dortzur weiterführenden Schule ge-hen, die es hier nicht gibt – nachMonheim und Opladen. Späternach Köln. Aber: Viele kommendann mit 40 zurück, weil sie dasHaus der Eltern erben und eshier eben doch schön finden.HitdorfhatCharmeundeinregeslokales Vereinsleben– und liegtdennoch nah an den Großstäd-ten drumherum. Hitdorf hat ei-nen hohen Freizeitwert – alleinaufgrund des Rheins. Und: Hit-dorf ist weltoffen – weil Hitdorfals Fährhafen, Industriehafen,IndustriestandortundmitseinerLage am Rhein immer schon einAnziehungspunkt für Menschenaller Couleur war. Hitdorf hatviele Veränderungen mitge-macht – und ist immer noch da.

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    Eine faszinierende HistorieHitdorf war früh Stadt, reich durch Industrie – und ein Treffpunkt für Menschen

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  • LEVERKUSEN

    Immerhin: Tabellenzweiter istman geworden in der vergange-nenSaisoninderKreisligaA.MitAbstand nach oben (Blau-WeißKöln) wie unten (Lindenthal-Hohenlind). Wobei der SC Hit-dorf als der größte Verein imStadtteil ja nicht nur aus der ers-ten Mannschaft besteht, son-dern auch aus mehreren Jugend-teams, inklusive der Bambinissind es neun an der Zahl, waswiederum zeigt: Der SC erfüllt inHitdorf auch eine wichtige so-

    ziale Rolle.„Wir sind Anlaufstel-le für Kinder und Jugendliche“,sagt Michael Wittrock (59), derGeschäftsführer, des 1913 ge-gründeten,mittlerweile106Jah-re alten Vereins.

    Betreut werden die Nach-wuchskicker in den traditionel-len Trikotfarben Lila und Weißvon Susanne Arenz (53), die umdie Bedeutung ihrer und der Ar-beit ihrer Kollegen weiß:„Es zie-hen einerseits viele junge Fami-lien hierher. Aber es gibt für Kin-der und Jugendliche nicht vieleAngebotehier imStadtteil“–einUmstand, der nach Aussage desVereinsvorsitzenden Michael

    Jakobs (73) auch der Tatsachegeschuldet ist, dass es im Stadt-teil keine weiterführende Schulegibt und sich viele junge Men-schen daher anderswo einenFreundeskreis aufbauten undFreizeitbeschäftigungen nach-gingen. „Wir müssen den Kin-dern, die zu uns kommen, alsoetwas bieten“, sagt Arenz. ZumBeispiel ein Trainingscamp wiejenes, das vom 14. bis zum 18.Oktober auf der Anlage an derKieselstraße stattfinden wird:

    Angeboten wird das vom Welt-clubRealMadridunddessenver-einseigener Stiftung, die Vertre-tungen in zahlreichen Ländernhat. Der Ablauf: InteressierteKinder melden sich, werden eineWoche lang mehrere Stundenam Tag von bei Real ausgebilde-ten Trainern trainiert, bekom-men einen Hauch Profi-Gla-mour ab – und einen Trikotsatzdes spanischen Vorzeigeclubs.Die Teilnahme kostet zwar ab229 Euro. „Aber es wird eben

    auch Besonderes geboten“, sagtArenz (Anmeldung: siehe un-ten). Abseits jeden Real-Gla-mours indes gibt es auch einereale Baustelle beim SC: DerNeubau des Vereinsheims. „DieEntwürfe liegen beim Bauamt –und wir warten, dass es losgehenkann“, sagt Wittrock. 120 Qua-dratmeter sollen eine neue, grö-ßereHeimatfürdieüber300Mit-glieder des SC werden.www.sc-hitdorf.de

    www.hitdorf-fussballcamp.de

    Sie lenken die Geschicke des SC Hitdorf und freuen sich aufs Real-Fußballcamp: Geschäftsführer MichaelWittrock, Jugendbetreuerin Susanne Arenz und der Vorsitzende Michael Jakobs (v. l.) Fotos: Berg, Krieger

    Natürlich:DerRheinüberstrahltin Hitdorf alles. Er ist das Gewäs-ser schlechthin – wie überall imLand. Aber: Er ist eben ein flie-ßendes Gewässer, während Hit-dorf auch ein besonderes ste-hendes Gewässer hat: den Hit-dorfer See. Auch der trägt dazubei, dass der Stadtteil als Naher-holungsgebiet in Leverkusenund darüber hinaus einen vor-züglichen Ruf genießt. Schließ-lich bietet er zahlreiche Mög-lichkeiten, die Kurzweil verspre-chen und einem den (Sommer-)Tag verschönern, seitdem er imJahr 2000 zum Freizeitgeländegemacht und eröffnet wurde.

    DaistzumeinenderHitdorferSee als Badesee, der im Sommerim Stile eines Freibades zig Be-

    sucher anlockt. Im Wasser plan-schen, am Ufer auf Spielplätzenspielen oder auf der Wiese liegen– alles ist drin. Zudem nutzenihn viele Taucher und Stand-up-Paddler für ihr Hobby.

    Seit 2012 finden einmal imJahr die so genannten „5-50 Ki-lometer von Hitdorf“ statt. Hin-ter diesem Titel verbirgt sich einVolkslauf für Läufer aller Alters-klassen und Leistungsniveaus,der in weiten Teilen am Hitdor-fer See entlang, beziehungswei-se um ihn herum, führt. In die-sem Jahr gehen die Sportler amDonnerstag, 3. Oktober, auf dieGeländepiste. Anmeldungensind noch möglich.www.hitdorfer-see.de

    www.50kmhitdorf.de

    Der Lauf „5-50 Kilometer von Hitdorf“ ist eine von vielen Attraktionen,die der Hitdorfer See bietet.

    Fußball zwischen Real und realDer SC Hitdorf als größter Verein kommt auch einer sozialen Verantwortung nach

    Ein Ort zum Baden,Tauchen, LaufenDer Hitdorfer See ist ein Freizeittreff