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2 G erade 14 Lebensjahre zählt der bairische Knappe Hans von Schiltberg, als er anno Domini 1394 sei- nem Herrn Lienhart von Reicharting zu den Fahnen eines Kreuzzuges »wider die Türcken« folgt. Beunruhigende Nachrichten aus dem Südosten breite- ten sich damals über das christliche Europa aus: Bereits im Jahre 1354 hatten die muslimischen Türken – die Os- manen – die Meerengen von Asien nach Europa über- schritten. Sie standen nun schon an der Donau und be- drohten das Königreich Ungarn, das Bollwerk der katho- lischen Christenheit gegen den Osten. Als der ungarische König Sigismund – es ist der spätere römisch-deutsche Kaiser Sigismund III. – die Unterstüt- zung der abendländischen Ritterschaft einfordert, strö- men Tausende zusammen, in der Hauptsache Franzosen und Deutsche, – und mittendrin eben jener bayerische Ritter von Reicharting mit seinem blutjungen Schild- knappen. Das Verhängnis von Nikopolis (1396) Für die Familie von Schiltberg, deren Name sich wohl von der Burg Schiltberg östlich von Aichach ableitet, hat es kein Zögern gegeben, ihren Sproß mit auf die Kreuzfahrt Ein Baier unter »Türcken und Tataren« Hans Schiltbergers unfreiwillige Reise in den Orient Von Michael W. Weithmann zu schicken, war man doch vom Triumph der christlichen Waffen fest überzeugt. Große Resonanz hatte der Aufruf zum Waffengang in Frankreich und Burgund gefunden, wo Tausende von Kriegsleuten nach dem Friedenschluß im »Hundertjährigen Krieg« beschäftigungslos geworden waren. Die Führung über ein waffenglänzendes burgun- disches Heer übernahm Jean de Nevers, der 24jährige Sohn Herzog Philipps des Kühnen. Unter dem Namen »Johann ohne Furcht – Jean sans Peur«, ist er in die Geschichte eingegangen. Und als Feldherren über das französische Kreuzheer hatte König Sigismund den sieggewohnten Jo- hann von Boucicaut gewonnen, den Marschall von Frank- reich und einen der mächtigsten Feudalherren des Abendlandes. Großartige Empfänge begleiten diese Kontingente auf ihrem Weg von Paris, Dijon und Straßburg über den Rhein zur Donau, nach Ulm und Regensburg. Auch deut- sche Edelleute fühlen sich in hoher Anzahl herausgefor- dert. Wobei bemerkt sei, daß jedem Teilnehmer am passa- gium militare ein vollständiger Ablaß all seiner Sünden ge- wiß war. In Regensburg stoßen die bayerischen Teilneh- mer hinzu; sie stehen unter dem Panier des Nürnberger Burggrafen Johann von Hohenzollern, und unter ihnen befindet sich auch unser Hans Schiltberger. Pfingsten des Jahres 1396 wird in Wien verbracht. In Buda, der ungari- schen Königsstadt, vereinigt sich das Ritterheer mit dem (Oben): Osmanischer Leibwächter (»Pfortensklave«) – (Gegenüberliegende Seite): Die Kreuzfahrer – unter ihnen Hans Schiltber- ger – belagern Nikopolis an der Donau (1396) und werden von Sultan Bayezid I. überrascht. Miniatur des 16. Jahrhunderts.

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Gerade 14 Lebensjahre zählt der bairische KnappeHans von Schiltberg, als er anno Domini 1394 sei-nem Herrn Lienhart von Reicharting zu den Fahnen

eines Kreuzzuges »wider die Türcken« folgt.Beunruhigende Nachrichten aus dem Südosten breite-

ten sich damals über das christliche Europa aus: Bereitsim Jahre 1354 hatten die muslimischen Türken – die Os-manen – die Meerengen von Asien nach Europa über-schritten. Sie standen nun schon an der Donau und be-drohten das Königreich Ungarn, das Bollwerk der katho-lischen Christenheit gegen den Osten.

Als der ungarische König Sigismund – es ist der spätererömisch-deutsche Kaiser Sigismund III. – die Unterstüt-zung der abendländischen Ritterschaft einfordert, strö-men Tausende zusammen, in der Hauptsache Franzosenund Deutsche, – und mittendrin eben jener bayerischeRitter von Reicharting mit seinem blutjungen Schild-knappen.

Das Verhängnis von Nikopolis (1396)

Für die Familie von Schiltberg, deren Name sich wohl vonder Burg Schiltberg östlich von Aichach ableitet, hat eskein Zögern gegeben, ihren Sproß mit auf die Kreuzfahrt

Ein Baierunter

»Türcken undTataren«

Hans Schiltbergersunfreiwillige Reise in den Orient

Von Michael W. Weithmann

zu schicken, war man doch vom Triumph der christlichenWaffen fest überzeugt. Große Resonanz hatte der Aufrufzum Waffengang in Frankreich und Burgund gefunden,wo Tausende von Kriegsleuten nach dem Friedenschlußim »Hundertjährigen Krieg« beschäftigungslos gewordenwaren. Die Führung über ein waffenglänzendes burgun-disches Heer übernahm Jean de Nevers, der 24jährigeSohn Herzog Philipps des Kühnen. Unter dem Namen»Johann ohne Furcht – Jean sans Peur«, ist er in die Geschichteeingegangen. Und als Feldherren über das französischeKreuzheer hatte König Sigismund den sieggewohnten Jo-hann von Boucicaut gewonnen, den Marschall von Frank-reich und einen der mächtigsten Feudalherren desAbendlandes.

Großartige Empfänge begleiten diese Kontingente aufihrem Weg von Paris, Dijon und Straßburg über denRhein zur Donau, nach Ulm und Regensburg. Auch deut-sche Edelleute fühlen sich in hoher Anzahl herausgefor-dert. Wobei bemerkt sei, daß jedem Teilnehmer am passa-gium militare ein vollständiger Ablaß all seiner Sünden ge-wiß war. In Regensburg stoßen die bayerischen Teilneh-mer hinzu; sie stehen unter dem Panier des NürnbergerBurggrafen Johann von Hohenzollern, und unter ihnenbefindet sich auch unser Hans Schiltberger. Pfingsten desJahres 1396 wird in Wien verbracht. In Buda, der ungari-schen Königsstadt, vereinigt sich das Ritterheer mit dem

(Oben): Osmanischer Leibwächter (»Pfortensklave«) – (Gegenüberliegende Seite): Die Kreuzfahrer – unter ihnen Hans Schiltber-ger – belagern Nikopolis an der Donau (1396) und werden von Sultan Bayezid I. überrascht. Miniatur des 16. Jahrhunderts.

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ungarischen Reichsaufgebot unter König Sigismund.Burgunder, Franzosen und Deutsche wetteiferten in Zel-ten aus Damast, goldenem Tafelgeschirr und tragbarenAltären. In Brokat und Seide gekleidete Edelpagen undeine ganze Entourage aus Köchen begleiten den Heer-bann. Die Chronisten versäumen es auch nicht, tadelndauf die »Scharen von Buhlerinnen« hinzuweisen, die sichdem Troß anschlossen. Bald kam es zu ernsten Reiberei-en zwischen den Ungarn und diesen farbenprächtig her-ausgeputzten Höflingen und hochwohlgeborenen Jun-kern, welche die Militärexpedition offenbar mit einemgalanten Abenteuer verwechselten.

Erst nach endlosen Festgelagen, Turnieren und Waffen-spielen setzte man beim Eisernen Tor über die Donau unddrang in den osmanischen Machtbereich ein. Nun wur-den sämtliche Städte an der Donau ausgeplündert und dieBevölkerung, obwohl sie zum größten Teil aus bulgari-schen orthodoxen Christen bestand, gnadenlos niederge-macht. Im Siegesrausch stieß man weiter vor, und KönigSigismund verstieg sich zu der Behauptung, daß er über

einen »Wald von Lanzen gebiete, der selbst den einstürzendenHimmel aufzuhalten vermocht hätte«.

Aber eine Katastrophe nimmt ihren Lauf.1 Bei Nikopolisan der Donau (heute Nikopol’ – 8:>?>;J – in Bulgarien)zersprengt am 25. September 1396 der osmanische Sul-tan Bayezid mit dem bezeichnenden BeinamenY1´ld1´r1´m (Blitzstrahl) die ungarischen, französischenund deutschen Heerhaufen. Tausende fallen, darunter diebayerischen Herren von Pienzenau, Kuchl, Klammen-stein, Fraunberg, Greifenberg und Reicharting. Mar-schall Boucicaut ergibt sich, und nur mit Mühe gelingtdem Ungarnkönig die Flucht über die Donau. Die Überle-benden geraten in türkische Gefangenschaft, und unterihnen befindet sich Hans Schiltberger, dreifach verwun-det.

Mit diesem dramatischen Ereignis beginnt Schiltber-gers Bericht, den er 35 Jahre später verfaßt hat: »Einewunderbarliche und kurtzweilige Historie, wie Hans derSchiltberger von den Türken gefangen, in die Heidenschaftgeführet und wieder ist heim kommen«.2

31 Jahre wird sein unfreiwilliger Auf-enthalt in der »Haydenschafft« dauern,Höhen und Tiefen wird er erleben,Schreckliches, Abenteuerliches, aberauch Menschliches. Eine besondereSchreckenstat erfährt er schon unmit-telbar nach der Niederlage. Denn derSultan, bestürzt über die hohen eige-nen Verluste, läßt allen adeligen Ge-fangenen wie auch den Kriegsknech-ten ihre Köpfe vor die Füße legen, an-statt sie, wie sonst üblich, gegen Löse-geld in Geiselhaft zu nehmen.3

Doch unser Knappe wird verschont,als ihn Süleyman, ein Sohn des Sul-tans, erblickt und Mitleid mit demBartlosen empfindet: »… weil man nie-mand unter 20 Jahren tötet, und ich warkaum sechzehn Jahre alt.« Und diesesGlück im Unglück wird Schiltbergerauch nicht mehr verlassen. Nicht nurseine unschuldige Jugend rettet ihn,auch seine Tapferkeit und Treue impo-niert den Gegnern, hat er doch in derSchlacht seinen vom Roß gestürztenHerrn noch zu retten versucht. Auchwar Hans – wie wir aus seinen Auf-zeichnungen schließen können – einredlicher und eher schlichter Charak-ter, aber lernfähig und vorurteilslos,und ehrlich staunend über all das, waser in der Fremde sehen und hörenwird.

Bei seinen neuen Herren hat derBursche bald den berühmten »Steinim Brett«. Als er auserwählt wird, alsEhrengeschenk zusammen mit ande-ren Jünglingen dem ägyptischen Sul-tan nach Kairo überstellt zu werden,

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»besorgten sie sich (wegen der Wunden), ich würd auf dem Wegesterben. Darumb blieb ich bei dem türckischen König«. In denResidenzstädten des osmanischen Reiches, in Adrian-opel (Edirne im europäischen Teil der heutigen Türkei)und in Bursa verbringt er seine nächsten Jahre. Das west-anatolische Bursa beschreibt er als Stadt von »zweihundert-tausend Häusern« mit dreihundert Palästen und acht Spitä-lern, »da man die armen Leut beherbergt, gleich ob Christen,Muslime oder Juden.«

Obgleich er ein Gefangener, und nach damaligenRechtsverständnis eigentlich ein Sklave, ist, macht derjunge Schiltberger eine steile Karriere. Zwar schreibt eretwas mißverständlich »sechs Jahr mußt ich vor dem König zuFuß lauffen«, doch bedeutet das nichts anderes, als daß erals Page in die hochherrschaftliche Leibgarde des osma-nischen Sultans aufgenommen wurde. Um das ihm auf-erlegte, in Wirklichkeit ehrenvolle Amt des »Vorläufers«und um die damit verbundene persönliche Nähe zum Sul-tan dürften ihn viele Osmanen sogar beneidet haben.Daß er Christ ist, nimmt man eher bedauernd zur Kennt-nis. Kein Hinweis findet sich jedenfalls in seiner Schrift,daß er seines Bekenntnisses wegen jemals benachteiligtworden wäre. In einem eigenen Kapitel seines Buchesgeht Schiltberger auch ausführlich auf den Islam ein.Kein böses Wort findet sich hier, keine Diffamierung,ganz im Gegenteil betont er die Gemeinsamkeiten beiderReligionen.

Bald steigt er weiter auf und wird Mitglied der beritte-nen Eskorte des Sultans. Als »Vorreiter« macht er alleKriegszüge Bayezids mit. Da der osmanische Sultan seineWaffen nun nicht mehr gegen die Christen im Westen –also gegen Schiltbergers eigene Glaubensbrüder – son-dern gegen unbotmäßige Turkmenenstämme und derenEmire und Beys und A´as in Kleinasien richtet, bleibenihm Gewissenskonflikte erspart. Er erlebt die EroberungAnatoliens bis zum Euphrat mit und liefert uns dabeiwertvolle Nachrichten über den Ausbau des Osmani-schen Reiches in seiner Frühzeit.

Ein vereitelter Fluchtversuch zusammen mit 60 christli-chen Schicksalsgenossen endet mit einem erstaunlich zi-vilisierten Vergleich. Gegen den Schwur, den Sultan nie-mals mehr zu verlassen, erhält er nicht nur seinen Postenals Vorreiter und Leibgardist zurück, ja der Herrscher»mehrte ihm sogar den Sold!« Dies ist ein untrügliches Zei-chen, daß der bayerische Streiter längst nicht mehr alsKriegsgefangener galt, sondern als Mitglied des Hofes.

In der Hand der »Geißel Gottes«

Bald muß Schiltberger sein Treueversprechen einlösen.Denn der siegesbewußte Bayezid der Blitz war mit seinenasiatischen Eroberungen zu weit gegangen: Als er Sivas(Sebasteia) im Osten Anatoliens einnimmt, bedeutet diesKrieg mit dem wohl mächtigsten und auch furchtbarstenHerrscher jener Zeit, mit Timur Lenk (Timur, bzw. »Temürdem Lahmen«), dem Großkhan (Khagan) der Tataren undMongolen. In der größten Schlacht des Mittelalters, am27. Juli 1402 bei Ankara, geschlagen, gerät der Osmanen-sultan und mit ihm sein ganzer Hofstaat – darunter auchunser nun 22jähriger Bayer – in die Hände Timurs, dersich selbst für die »Geißel Gottes« gegen die Christen glei-chermaßen wie gegen die Muslime hält. Unter dem Na-men »Tamerlan« wird der Tatarenkhan, der über ganz Zen-tralasien herrscht, in der abendländischen Literatur zumInbegriff despotischer Willkür und Grausamkeit werden.Dem gefangenen Sultan und seiner Umgebung wird je-doch kein Haar gekrümmt. Der baldige Tod des schonbetagten und fast erblindeten Bayezid im März 1403 dürf-te denn auch nichts mit seiner tatarischen Gefangen-schaft zu tun gehabt haben.4

Schiltberger hat wieder Glück im Unglück. Er wechseltzwar den Oberherrn, aber seine Stellung behält er bei,wenn auch nicht mehr in derselben Vertrauenspositionwie vordem. Lakonisch schreibt er: »Und da ward ich vondem Temurlin gefangen und blieb bei ihm und ritt mit ihm«.

In seinen folgenden Schilderungen gehen die zeitlichenAngaben und die Ereignisfolgen etwas wirr durcheinan-der, was kein Wunder ist, hat Schiltberger doch diese Ju-genderlebnisse erst als reifer Mann aus dem Gedächtnisniedergeschrieben. Vieles erzählt er auch ganz offen-sichtlich dem Hörensagen nach. Bei den gewaltigenHeerzügen Timurs nach »Klein-India« (Hindustan), wo1398 vor Delhi Kriegselefanten auftreten, sowie bei dervon Schiltberger eindrücklich geschilderten Vernichtung

Aga (Truppenführer) der Yeni Ceri ( Janitscharen).

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der Großstädte Bagdad und Damaskus durch die Tataren1401 und bei ihrem Vorstoß durch Mesopotamien nachÄgypten kann unser Chronist jedenfalls nicht dabei gewe-sen sein, hat dies alles doch stattgefunden, bevor er in ta-tarische Hände gefallen war. Hingegen war er wohl beiden Rüstungen Timurs gegen China (»Kattay«) beteiligt.Doch starb der knapp 70jährige Gewaltherrscher im Fe-bruar 1405 an der Cholera, geschwächt durch Zerwürfnis-se mit seiner Lieblingsfrau, wie uns Schiltberger wissenläßt. Auch er gibt die Legende wieder, daß noch ein Jahrlang aus dem prächtigen Mausoleum Timurs in Samar-kand ein wolfsartiges Geheul gedrungen sei, bis seineentnervten Söhne und Nachfolger alle Gefangenen undVerschleppten freigelassen hätten.5

und hinten kurze«. Afrikanische Giraffen – um die es sichhier handelt – waren begehrte Geschenke, welche dieägyptischen Mamelukenherrscher türkischen Sultanenund tatarischen Khanen zukommen ließen.

Die turbulenten Thronkämpfe all der Söhne und NeffenTimurs werden in Schiltbergers Bericht recht farbig er-zählt, doch ist kaum anzunehmen, daß er selbst all dievon ihm aufgezählten Orte und Landschaften – Täbriz,Kurdistan, Armenien, Erivan, Irak – auch selber besuchthat.

Etwas klarer wird es erst, als er nach 1410 unter dieHerrschaft eines »tatarischen Königssohnes namens Czeggra«gerät und mit diesem in die »Große Tatarei«, also in das

(Oben): Osmanisches Heerlager bei der Speisenausgabe,Miniatur des 16. Jahrhunderts.

Wo unser Gewährsmann die dreiJahre unter Timur (von 1402 bis 1405)eigentlich verbracht hat, geht aus sei-nem Bericht nicht genau hervor. Sa-markand, Timurs Residenz in Usbeki-stan, scheint er jedenfalls nicht mit ei-genen Augen gesehen zu haben. Ver-mutlich blieb er irgendwo im VorderenOrient stationiert, jedenfalls behaupteter, im von den Tataren zerstörten Ba-bylon (Bagdad) gewesen zu sein undsogar den Turm von Babel erblickt zuhaben. Auch in Kairo und am Nil sei ergewesen, obwohl seine diesbezügli-chen Äußerungen wenig überzeugendklingen. Ernster zu nehmen ist seinAufenthalt in Jerusalem, das er wäh-rend eines Kriegszugs (wahrscheinlich1403) besuchen konnte: »… do lagen un-ser XXX thausendt pey dem Jordan auff ainerschönen weytten; und das macht, das ich dieheilligen stet nicht wol gar mocht gesehen…« Eine genauere Besichtigung warihm also nicht möglich, doch behilft ersich mit einer Beschreibung der Heili-gen Stätten, die ganz offensichtlichzeitgenössischen Pilgerführern ent-nommen ist.6

Bis ans »Ende des Erdreichs«

Ab 1405 geht Schiltberger in die Dien-ste von Schah Roch (^´ah Ruh) über,Timurs viertem Sohn, der über Choras-san (Nordostiran) gebietet und von1406 bis 1447 in Herat (heute Afghani-stan) herrscht.

Vielleicht hat der Bayer, der mittler-weile sicherlich gut arabisch, persischsowie türkisch und tatarisch sprach,damals von den kuriosen »Suruafa«-Tie-ren gehört, »einem Hirschen gleich, mitvier Klafter langem Hals, vorn hohe Füß’

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zentralasiatische Hochland zieht. Sachlich und sehr in-teressiert berichtet er über das Leben und die Bräuche derNomaden in Zelten und Jurten, über ihren jahreszeitli-chen Wechsel der Weideplätze und ihre Herden von Pfer-den und Kamelen.

Irgendwann während der nun folgenden langen 15 Jah-re, die er in der Tatarei verbringt, gelangt er zum »zweenMonate« entfernten Uralgebirge, und bekommt Kundevon einem fernen Land namens »Wissibur« (Sibirien) »amEnde des Erdreichs«. Wilde Leute, »haarig an dem ganzen Leib«(d. h. fellbekleidet) wohnten dort, und unbekanntes Ge-tier wie »gehörnte Rösser« (Rentiere) und Hunde, die Schlit-ten durch den Schnee zögen. Damit wird zum ersten Malder Name »Sibirien« in einem abendländischen Bericht do-kumentiert.

Die Zeit mit Prinz Czeggra, den er »meinen Herre« nennt,endet abrupt mit dessen gewaltsamen Tod in innertatari-

Fahrt übers Schwarze Meer landet Schiltberger 1426 inKonstantinopel, der griechischen, byzantinischen Kai-serstadt am Bosporus. Sogar Kaiser Johannes VIII. Pa-laiologos lauscht seinen Abenteuern während einer Audi-enz. Eine griechische Galeere bringt ihn im nächstenFrühjahr zur Donaumündung. Dort schließt er sich Kauf-leuten an und reist, in einem weiten Bogen um den mitt-lerweile osmanisch beherrschten Balkan herum, über dieKarpaten nach Polen und Sachsen, und von da zur Reich-stadt Eger, sodann, wie er schreibt »gen Regenspurg, dar-nach gen Landshuet, und von Landshuet gen Freising, da meinAnwesen ist gewesen.«

Dieses Anwesen war Gut Hollern bei Lohof (heute inder Gemeinde Unterschleißheim gelegen). Auch in Mün-chen waren die Schiltbergers begütert, ja der Weltreisen-de Hans bezeichnet sich selbst in seiner Schrift als »Eineraus der Stadt München«. Die alte Burg Schiltberg beiAichach dagegen lag zu dieser Zeit längst in Trümmern.schen Stammeskämpfen. Schiltberger

muß daraufhin zusammen mit denunterlegenen Gefolgsleuten Czeggrasin die Verbannung gehen. Mannst-zuch (Manschuk), ihr Anführer, wähltden Weg nach Westen, zum Schwar-zen Meer.

In Kaffa, einer blühenden genuesi-schen Handelskolonie auf der Halbin-sel Krim (heute Feodosija) mag sichder mittlerweile 46jährige, schon et-was tatarisierte Bayernsproß in einerder dortigen katholischen Kirchen sei-ner alten Heimat wieder bewußt ge-worden sein.

Gefahrvolle Heimkehr

Noch ein Jahr jedoch zieht er mit derdesperaten Horde von Ausgestoßenendem Ostufer des Schwarzen Meeresentlang durch das Gebiet der musli-mischen Tscherkessen und Abchasenund der christlichen Georgier. Als sieGeorgien erreichen, setzt Schiltbergersich zusammen mit vier anderen Chri-sten ab, und zwar mit Zustimmungder Tataren, denn er schreibt: »Daschieden wir von Manschuk«. In der Ha-fenstadt Batum wird ihnen aber einSchiff verweigert, obwohl es ihnen anPretiosen sicher nicht gefehlt hat.Doch wieder hat Schiltberger Glück:Der Kapitän eines Handelsschiffesaus Genua nimmt sie auf – aber erstnachdem diese tatarisch gewandetenGestalten das Paternoster aufgesagtund damit ihr römisches Christentumbewiesen haben.

Nach drei Monaten gefahrvoller

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Handschriftliche Überlieferung

Vom weiteren Lebenslauf Hans von Schiltbergs wissenwir wenig. Er sei in den Hofdienst Herzog Albrechts III.(1438–1460) getreten und herzoglicher Kammerherr ge-worden, schreibt der Historiograph Aventin. Schiltber-gers »Wunderbarliche und kurtzweilige Historie« wurde um1430 handschriftlich niedergeschrieben. Sicher nicht vonSchiltberger selbst, sondern nach dessen Diktat hin. DerSchreiber dürfte ein humanistischer Gelehrter gewesensein, dessen Ehrgeiz es war, Schiltbergers etwas simpleKriegsberichte durch Texteinschübe aus anderen Bü-chern (z. B. Marco Polo und John Mandeville) und Reise-berichten aufzuwerten. Eindeutig sind z. B. die Anleihenaus Pilgerführern. Das Original ist verloren gegangen,aber vier frühe Abschriften haben sich erhalten. Die Mün-chener Monacensia-Bibliothek verfügt über ein Manu-skript aus dem Jahr 1447, das dem Autographen sehrnahe stehen dürfte.7

Nach dem Aufkommen des Buchdrucks Ende des 15.Jahrhunderts erschienen mehrere Inkunabeln in Ulm,Augsburg und Nürnberg. Im 16. Jahrhundert mehren sichdie Auflagen. Titelei und Textabfolge variieren dabei, derInhalt bleibt jedoch gleich. Die vom Autor versprochene»Wunderbarlichkeit« und »Kurzweiligkeit« garantierte dem Er-

Hans Schiltbergers unfreiwillige Reise in den Orient

Biographischeund historische

Probleme

(Gegenüberliegende Seite): Osmanischer Heerzug. Rechts unten zwei »Vorläufer«.Das Amt eines solchen »Vorläufers« bekleidete Hans Schiltberger sechs Jahre lang.

Sultan Süleyman mit zwei Leibwächtern. Miniatur des 16. Jahrhunderts.

lebnisbericht in der wissensbegierigen frühen Neuzeiteine breite und wachsende Leserschicht in fürstlichen,adligen und besonders in bürgerlichen Kreisen.8

Schiltbergers Bericht, der, literaturwissenschaftlichgesehen, eine Mischung aus Autobiographie, Peregrinatio, Chronik und Itinerarium repräsentiert, hat

seit seiner Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert eineganze Reihe von Fragestellungen in historischer, geogra-phischer, ethnologischer und religionsgeschichtlicherArt hervorgerufen. Zwei Probleme, welche die Lebensge-schichte Hans Schiltbergers zum Inhalt haben, werdenim Folgenden etwas näher betrachtet.9

Kam der »der Schiltberger« aus Schiltberg?

Da wäre zum einen die Biographie: Wer war denn dieser»Schiltberger« eigentlich? Woher stammte er? Gibt es Er-kenntnisse, die über die sehr dürren Worte hinausgehen,die er sich selbst in seinem Reisebericht widmet?

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Und da wäre zum anderen die nach der Lektüre seinesWerks doch höchst berechtigte Frage, was hat dieserMann diese 31 langen Jahre eigentlich in Asien gemacht,war er denn wirklich nur ein Gefangener oder sogar einrechtloser Sklave, der all diese von ihm so farbig geschil-derten Kriegszüge unfreiwillig und gezwungen mitge-macht hat?

Schauen wir uns zuerst seinen biographischen Hinter-grund an: Die Burg Schiltberg über der gleichnamigenOrtschaft bei Aichach – also in Bayerisch-Schwaben –wurde schon erwähnt. Heute existiert zwar kein Mauer-werk mehr, aber der mit Erdwällen und Gräben umzoge-ne Burghügel ist noch als eindrucksvolles Bodendenkmalzu erkennen. Die stattliche Burganlage war im HohenMittelalter der Sitz des Adelsgeschlechtes der »Domini deSciltperge«, der Herren von Schiltberg, die vom 12. bis ins13. Jahrhundert mehrfach namentlich in Urkunden ge-nannt werden. Die Schiltberger dieser Zeit waren engeGefolgsleute der Wittelsbacher, also der bairischen Her-zöge, deren Stammburg bei Aichach übrigens in Sicht-weite der Burg Schiltberg lag. Aufgrund der Nähe zumHerzogshaus (vielleicht auch verwandtschaftlicher Nähe)bekleideten die Herren von Schiltberg das einflußreicheAmt der »Marschalken von Bayern«. Der Marschalk, bzw.wie er später hieß Marschall, war der höchste Bediensteteam Herzogshof, der Führer der ritterlichen Gefolgschaftund der Leibgarde des Herrschers – und als solcher muß-te er natürlich aus einer alten, edelfreien und reichen Fa-milie stammen.10

Es liegt natürlich nun nahe, unseren Hans Schiltbergerdes 15. Jahrhunderts mit der im 12. und 13. Jahrhundertauf der Burg Schiltberg residierenden Marschalken-Dy-nastie in genealogische Verbindung zu setzen. Aber die-ser These stehen nun doch einige historische Tatsachen

entgegen. Die »Domini de Sciltperge« werden nämlich um1280 zum letzten Mal bezeugt, was ein Indiz dafür ist,daß diese Familie damals in männlicher Linie ausgestor-

Osmanischer Reiter

ben ist. Bestätigt wirddieser Sachverhalt auchdadurch, daß just ab die-sem Zeitpunkt dasMarschalken-Amt vomHerzog auf andere Adels-familien übertragen wird– und daß die BurgSchiltberg im 14. Jahr-hundert im herzoglich-wittelsbachischen Besitzerscheint.

Es klafft nun bis zurNennung unseres HansSchiltbergers zum Jahr1394 eine genealogischeLücke von 100 Jahren, inwelcher der Name Schilt-berg nur sehr vereinzeltund dazu in unklarem hi-storischen Zusammen-hang auftritt. Zwar ist esnicht von der Hand zuweisen, daß ein Zweig

Tatarischer Khan auf Reisen mit Dienerschaft und Gefolge

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der hochadligen mittelalterlichen Linie weiter existierthat – doch müßte sie dann sozial schwer abgesunkensein, denn die späteren Schiltberger, wie ja auch unserReisender, sind Kleinadlige oder Bürgerliche – zwar mitAnsehen und Besitz, aber eben keineswegs mehr zu denersten Familien des Herzogtums zählend.11

Plausibler erscheint folgende Erklärung: Nachdem dieBurg Schiltberg im 14. Jahrhundert in herzoglichen Besitzübergegangen war, behielt sie selbstverständlich ihren al-ten Namen, wurde aber in der Folgezeit als herzoglicherAmtssitz von Pflegern (Curatores) verwaltet. Diese Pflegeroder Amtmänner waren meist kleine Adlige, aber auchBürgerliche, die sich in den Dienst des Herzogs stellten,um Sold für Burghut und Richteramt zu erhalten. DiePfleger benannten ihre Familien in der Regel nach derje-nigen Burg, die sie verwalteten – in unserem Falle also»von Schiltberg« oder »auf Schiltberg« oder einfach »Schiltber-ger«. D. h. ein spätmittelalterlicher Träger dieses Namensmuß keineswegs von der alten Marschalken-Dynastie ab-stammen, sondern wird eher einer Familie von Pflegernoder Burghütern entstammen, die sich nach ihrem Amts-sitz benannte. Auch wenn ein derartiger herzoglicherDienstmann sein Amt nicht mehr ausübte, behielt erdoch den von der Burg abgeleiteten Namen. Und ein

Sproß einer jener Burgpfleger-Familien wird auch unserHans von Schiltberg gewesen sein. Sowohl chronolo-gisch als auch besonders von seinen sozialen Verhältnis-sen her würde dieser Status passen.

Mit Standesangaben ist Schiltberger selbst sehr zurück-haltend, er nennt sich ganz lapidar entweder »Ich Schiltber-ger« oder noch einfacher »Einer aus München«. Wäre er wirk-lich höherer adliger Herkunft gewesen, hätte er dies ganzsicher seine Leserschaft wissen lassen.

Schmale Quellenbasis

All diese Unklarheiten rühren daher, daß die Quellen überSchiltberger äußerst spärlich fließen. Es gibt, genau ge-nommen, nur drei Hinweise auf ihn: erstens die wenigenAngaben, die er über sich selbst macht, zweitens einehandschriftliche Notiz des herzoglichen Schreibers HansPrätzl, und drittens zwei Sätze über Schiltberger in Jo-hann Turmairs »Bairischer Chronik«.

Beginnen wir mit Schiltbergers Selbstauskunft: Ernennt sich im Buchtitel – wie gesagt – »Einen aus der Statt

Jean Marie Moreau der Jüngere (Zeichnung) und Louis Michel Halbou (Stich):Der Silhadar-Agha – Oberster Schwertträger der sultanischen Leibgarde, 1787.

Hans Schiltbergers unfreiwillige Reise in den Orient

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München in Bayern« und vervollständigt das später, indemer München »meine Heimat« nennt. In der Tat wird für dasJahr 1362 ein offenbar sehr vermögender Münchener Bür-ger namens Schiltberger in einer städtischen Urkunde be-zeugt. Er könnte durchaus der Vater unseres Protagoni-sten gewesen sein, von der Zeit her würde es passen.

Im Heimkehrer-Kapitel dagegen schreibt er, das er »vonLandshuet nach Freising kam, da mein Anwesen ist gewesen«.Das ist ein deutlicher Widerspruch zur anfänglich ge-nannten Heimatstadt München in Bayern, besonderswenn man bedenkt, daß das Hochstift bzw. FürstbistumFreising ja ein souveränes Reichsterritorium war, für dasHerzogtum Bayern also quasi im Ausland lag! In Stadtund Bistum Freising suchen wir aber vergeblich nachdem Namen Schiltberger, fündig werden wir allerdings inLohhof, und zwar genauer im Landgut Hollern bei Loh-hof. Für 1427 wird als dessen Besitzer ein gewisser Fried-rich Schiltberger genannt.12

Gut Hollern existiert heute noch, es beherbergt ein Ge-stüt, eine Kapelle aus dem 18. Jahrhundert und einen Rei-terhof, und auch eine Dependance des Bayerischen Bau-ernverbandes ist dort untergebracht. Das Gehöft ist land-schaftlich sehr schön in der flachen Ebene zwischenEching und Unterschleißheim gelegen. Bis 1990 gehörtees zur Gemeinde Eching, seitdem zu Unterschleißheim.Man kann nun vermuten, daß Friedrich Schiltberger einBruder unseres Helden war und daß der Gutshof zu Hol-lern das Schiltbergersche Familienanwesen auf dem Lan-de war. Wieso nennt aber Schiltberger dann Freising?Vielleicht deshalb, weil Hollern, zumindest nach eineruns vorliegenden Urkunde, Eigentum des Klosters Wei-henstephan war und die Schiltberger somit ihren Lehens-zins an die Freisinger Kirche zu entrichten hatten – aberdas ist reine Spekulation.

Etwas klarer sind Schiltbergers Altersangaben. Nachder Niederlage von Nikopolis läßt Sultan Bayazid hun-dert europäischen Rittern und Kriegsknechten die Köpfevor die Füße legen. Hans Schiltberger entgeht diesemSchicksal weil er »kaum sechzehen Jahr alt war und man tötetkeinen, der unter 20 Jahr alt ist«. Wenn er 1396 16 Jahre altwar, dürfte sein Geburtsdatum um das Jahr 1380 liegen.

Was können wir seinen weiteren Angaben entnehmen –z. B. über seinen sozialen Status? Seine Teilnahme an derHeerfahrt war durchaus kriegerischer Art. Er sprichtselbst davon, daß er »gerennessweis« mitgezogen sei. Ge-rennesweis bedeutet als »Renner«, das heißt als berittenerKrieger. Er war aber noch kein Ritter – dazu war er nochzu jung –, und er war auch nicht selbständig unterwegs,sondern als Gefolgsmann eines gewißen Lienhart Reich-artinger. Diesen Reichartinger bezeichnet er eindeutig alsHerren und als Ritter. Sein Verhältnis zu diesem kommtin zwei Textvarianten zum Ausdruck: In einer Hand-schrift steht »Ich Hans Schiltberger, sein (des Reichartingers)Renner«, in einer anderen: »Ich, Hans Schiltberger, sein Knap-pe«. Und das ist nun schon ein deutlicher Standesunter-schied: Ein Renner, ist ein bewaffneter Reiter, ein Söld-ner, in der Landsknechtshierarchie zwar an oberster Stel-le angesiedelt, aber jedenfalls kein Adelskrieger.

Ein Knappe hingegen ist ein ritterbürtiger, adeliger

Mensch, die jünglingshafte Vorstufe zum Ritter. Als einechter »Renner« wäre Schiltberger zum Zeitpunkt derSchlacht freilich noch viel zu jung gewesen. Auch dasKriegshandwerk forderte ja Zeit und eine mehrjährigeAusbildung, die sicher nicht vor dem 20. Lebensjahr ab-geschlossen war. Demnach war Schiltberger also dochein Knappe, ein Schildknappe, der bei festlichen Anläs-sen das Wappenschild vor seinem Herrn einhertrug undihm aufwartete. Zumindest im späten Mittelalter gehör-ten Lesen und Schreiben und eine gewisse Allgemeinbil-dung auch zur Grundausstattung eines jungen Anwärtersauf die Ritterschaft. Der Dienst mit der Waffe wurde vomKnappen nicht verlangt, dies wurde erst mit dem Ritter-schlag, also ab dem 20. Lebensjahr, fällig. Schiltbergerhat seiner Erzählung zufolge aber doch aktiv ins Kampf-getümmel eingegriffen, indem er versucht hat, seinenvom Pferd gestürzten Herren zu retten – vergeblich, wiewir gehört haben. Also war er ein kämpfender Knappe,einer, der versucht hat, sich durch eine kühne Tat auf demSchlachtfeld den vorzeitigen Ritterschlag zu verdienen.

Zum Knappen wurden eigentlich nur ritterbürtige Jüng-linge ernannt. Dabei wies die Spanne der »Ritterbürtigkeit«eine weite soziale Spanne auf und reichte vom Sohn einesKleinadligen bis hinauf zum Fürstensproß. In Schiltber-gers Zeit erlangten zudem immer mehr Bürgerliche, nichtnur Patrizier, sondern auch Angehörige der städtischenMittelschichten, die ritterlichen Rechte. Und aus dieserSchicht kann unsere Hauptfigur gestammt haben.

Erstaunlicherweise hat sich noch kein moderner Bear-beiter des Schiltberger-Textes jenes Lienhart von Reichar-ting angenommen, in dessen Gefolgschaft Hans vonSchiltberg in die Ferne zog. Lediglich zweimal taucht derName Reichartinger in Urkunden des 14. Jahrhundertsauf, dazu noch an recht entlegener Stelle, nämlich imsalzburgisch–bayerischen Grenzgebiet. Und dort gibt esjenseits der Salzach auch einen kleinen Weiler namensReicharting. Allem Anschein nach hat es sich bei denReichartingern zwar um Ritter, aber um kleine Ministe-riale, d. h. dienstadelige Lehensträger, gehandelt.13

All die anderen bayerischen Herren, die Schiltberger alsTeilnehmer der Schlacht aufzählt, nämlich die Kuchler,Greifenberger, Schmiechen und Pienzenauer, entstamm-ten bekannten und in spätmittelalterlichen Quellen häu-fig genannten Edelgeschlechtern. Im Vergleich zu ihnenhat sich Hans Schiltberger dem unbedeutendsten Ritter,eben jenem Reichartinger, angeschlossen. Das bestärktuns in der Annahme, daß es sich bei Hans Schiltbergerum einen nichtadeligen Knappen gehandelt hat, offen-sichtlich um einen zweiten oder dritten Sohn eines Mün-chener Bürgers. Während sein ältester Bruder die Mün-chener Besitzung erbte, erhielt der Zweitälteste Friedrichdas Gut Hollern bei Lohhof. Für Hans als Nachgeborenenblieb dann nichts anderes übrig, als sein Glück woanderszu suchen – ein Ruhm und Beute versprechender Kreuz-zug kam da gerade zur rechten Zeit!

Kommen wir zu den weiteren Schriftquellen über Hansvon Schiltberg, nämlich die handschriftliche Notiz desherzoglichen Schreibers Martin Prätzl. Prätzl war Kam-merschreiber und Rentmeister am Hofe Herzog Al-

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brechts IV., wir können seine Notizen deshalb ziemlichgenau auf das Jahr 1480 eingrenzen. Er nennt »HannsSchiltperger« »einen warhafftigen und frommen edelmann, derain diener ist gewesen des fürsten und Herren Albrechts III. desGütigen«. Und der Historiograph Johann Turmair–Aventi-nus präzisiert Schiltbergers Tätigkeit nach seiner glückli-chen Heimkehr als »des Fürsten Albrechten Kammerherrn«. Al-brecht III. um den es sich hier handelt, ist übrigens derje-nige, der in seiner Jugend die tragische Verbindung mitAgnes Bernauer eingegangen war. Seine Regierungszeitdauerte von 1438 bis 1460. Schiltberger, der bereits 1427zurückgekehrt war, war also schon vorher in die Dienstedes Thronfolgers getreten.14

Bekannt ist, daß Gelehrte und Weitgereiste gerngese-hen waren am bairischen Herzogshof und daß man ver-sucht hat, sie in fürstliche Dienste zu übernehmen. Aufdiese Weise hat Schiltberger wohl auch seine Stellung alsherzoglicher Kämmerer erhalten – eine hohe Position, diesowohl die Verwaltung der herzoglichen Finanzen alsauch die Personalaufsicht über die herzogliche Diener-schaft umfaßte. Falls Schiltberger nun kein Adeliger vonGeburt aus gewesen war – was nach dem Vorher Gesag-ten anzunehmen ist – so ist er nach seiner Rückkehr vonseinem Landesherren – auch im Hinblick auf seinen ho-hen Posten – in den erblichen Adelsstand erhoben wor-den.

Schiltbergers Dienstort war der Alte Hof zu München,die damalige Herzogsresidenz. Sein Wohnort dürfte dasGut Hollern bei Freising geblieben sein, das er nach demTode seines älteren Bruder Friedrich übernommen hatte.

Mehr steht an gesicherten geschichtlichen Quellen überHans Schiltberger nicht zur Verfügung. Sein Todesdatumkennen wir nicht. Aber aus der Tatsache, daß im 16. und17. Jahrhundert eine neue Sippe von »Schiltbergern« auftritt,können wir schließen, daß er sich noch verheiratet undNachkommen gezeugt hat. Für das Jahr 1466 ist in Lands-hut ein Notar Ulrich Schiltberger bezeugt. Er könntedurchaus ein Sohn des Asienfahrers gewesen sein.

Die spätere Familie der Schiltberger führte einen Tür-kenkopf mit Turban und Säbel im Wappen und war sichbis zu ihrem endgültigen Aussterben Mitte des 20. Jahr-hunderts ihrer Herkunft vom »Türkenfahrer« Hans vonSchiltberg wohl bewußt.15

Ein höchst privilegierter »Kriegsgefangener«.

Kommen wir nun zum zweiten Problem: Welche Stellunghatte der »Gefangene« beim osmanischen Sultan und beiseinen späteren Oberherren eigentlich inne? Aus seinemBericht geht ziemlich klar hervor, daß er von Beginn sei-ner Gefangenschaft an ein »Privilegierter Gefangener« war.Er entgeht dem Gemetzel nach der Schlacht, weil ihnPrinz Süleyman, der jüngste Sohn des Sultans, höchstper-sönlich rettete. Und der abendländische Leser erfährt hierübrigens, daß es bei den Muslimen üblich war, Jugendli-che zu schonen. Sicher galt dieses Tötungsverbot auchunter Christen, aber aus der Geschichte des Hundertjäh-

rigen Krieges wissen wir, daß christliche Sieger ihre Geg-ner mitunter einschließlich der minderjährigen Knappenund Pagen niedermetzelten. In Folge der Intervention vonoben wird Hans nun dem Sultan als persönliche Beutezugeteilt. Aus dem Recht des Herrschers, den wertvoll-sten Teil der Beute für sich zu beanspruchen, können wirfolgern, daß der Knappe von den Siegern als »wertvoll«eingeschätzt wurde.

Dies wird auch gleich im nächsten Vorgang bekräftigt,in welchem Schiltberger auserwählt wird, als Gastge-schenk dem ägyptischen Sultan übereignet zu werden.Unter muslimischen Herrschern war es üblich, nach Sie-gen über christliche Ungläubige, sozusagen als Beweis,Kriegsgefangene von Hauptstadt zu Hauptstadt zu schik-ken. Besonders beliebt waren Kreuzritter in voller Rü-stung, um zu dokumentieren, über welche »Eisenmänner«man gesiegt habe. Auch Schiltberger war offenbar zu ei-ner solchen Vorführung ausersehen. Aber er war verwun-det und hätte die Fahrt übers Mittelmeer wohl nicht über-lebt. Und so schreibt er: »Sie (die Türken) besorgten sich, ichstürb uff dem Weg. Darumb blieb ich bei dem türckischen König.«Also, man sorgt sich um ihn, pflegt ihn, will ihn am Le-ben erhalten. Dafür kann es mehrere Gründe geben. Üb-lich war es, von den Familien reicher und hochgestellterGefangener Lösegelder zu verlangen, was natürlich nurfunktionierte, solange der Gefangene am Leben war. ImFalle Schiltberger dürfen wir dies getrost vergessen, dazuwar seine soziale Stellung viel zu untergeordnet.

Bedenkenswert ist eine andere Option: Die Schlagkraftdes osmanischen Heeres beruhte nicht zuletzt auf einerVielzahl von christlichen Überläufern, von Glücksritternund Abenteurern, die am Sultanshof ihr Heil suchten. DieSultane zahlten gut, und so wurde z. B. im 15. Jahrhun-dert die gesamte türkische Artillerie von christlichen Re-negaten, d. h. von Christen in osmanischen Diensten, be-dient. Die Elitetruppe der Osmanen waren die berühmt-berüchtigten Yeni Çeri (»Neue Truppe«, Janitscharen). Siewurden aus den unterworfenen Völkern, meist aus ortho-doxen christlichen Familien vom Balkan, rekrutiert, undzwar in frühester Jugend, um sie muslimisch erziehen zukönnen.

Christen oder zum Islam übergetretene Christen warenalso keine Seltenheit im Heer und in der Staatsverwaltungdes Osmanischen Reiches. Mit 16 Lebensjahren war dergefangene Bursche in den Augen seiner neuen Herren je-denfalls noch »formbar« und entwicklungsfähig, und sowollte man sich seiner Fähigkeiten versichern. Und dieseFähigkeiten waren eindeutig militärischer Art. Schiltber-ger war ja aktiv am Kampfgetümmel beteiligt gewesen,und die Treue, die er seinem Herrn bis zuletzt erwiesenhatte, könnte einen gewissen positiven Effekt bei den os-manischen Siegern erweckt haben. Zudem war Schiltber-gers Herr, dem der Knappe den Gefolgschaftseid ge-schworen hatte, nämlich Lienhart Reichartinger, tot, undso war Hans von Schiltberg frei vom Gelübde und somitbindungslos.

Nach dem Feudalrecht stand es ihm nun frei, in dieDienste eines anderen, fremden Herren zu treten.

Nachdem Schiltberger davon gesprochen hat, daß er

Hans Schiltbergers unfreiwillige Reise in den Orient

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bei Sultan Bayezid blieb (oder bleiben durfte, wie wirauch interpretieren können), schreibt er: »und da nahmman mich an des türckischen Königs Hof und da mußt ich vor ihmzu Fuß loffen …«. »Müssen« ist ein sehr schroffes Wort, unddie meisten Interpreten haben aus diesem Satz konstru-iert, daß der arme Kerl zur Strafe immer vor dem Sultanhergescheucht wurde, und daß er, der Sklave, aus Schamin seinem Bericht nicht näher auf diese demütigende Tä-tigkeit eingegangen sei. In der Tat wird Schiltberger sehreinsilbig, wenn es um die Frage geht, was er eigentlichvon 1397 bis 1402 am Hofe Bayezids in der Sultansresi-denz zu Bursa gemacht habe.

Wir können dieses »beredte Schweigen« aber auch ganzanders auslegen, nämlich aus dem Grund heraus, daßder Autor seinem christlichen Lesepublikum nicht allzudeutlich vor Augen führen will, daß er sich beim Sultaneiner recht guten Stellung, sozusagen eines »guten Jobs«,erfreut hat!

Dieser Sultan Bayezid I. Y1´ld1´r1´m, »der Wetterstrahl«,der von 1389 bis 1402 regierte, erscheint zwar auch in os-manischen Quellen in erster Linie als Kriegsherr, genausowie in den abendländischen Quellen, die ihm das Massa-ker von Nikopolis anlasten. Schiltberger allerdings be-richtet auch davon, daß der Sultan sich von seinen Wes-iren und Ratgebern doch noch dazu bringen ließ, demGemetzel am Abend Einhalt zu gebieten, um nicht denZorn Gottes auf sich und das Reich zu ziehen. Diese Ein-sicht hat sicherlich etlichen Hunderten von Kreuzritternnoch das Leben gerettet – für die bayerischen Teilnehmerfreilich war sie zu spät gekommen.

Schiltberger rückt mit dieser Angabe aber immerhindas Bild des Sultans zurecht und zeigt ihn nicht nur alsfinsteren Wüterich, sondern als auch als einsichtigen,gottesfürchtigen Herrscher.

»˜« Schiltberger

Grundsätzlich gilt: Wer am Sultanshof weilte, in Bursa,einer Stadt, deren Moscheen, Türben und Paläste heutenoch an die Glanzzeit des Osmanenreiches erinnern, undwer dazu noch selbst im näheren Umkreis des Herrscherswirkte, kann keine abträgliche, nachgeordnete Stellunginnegehabt haben. Dieses von Schiltberger so inkrimi-niert dargestellte »Fußläufertum« war ein festes Amt beiHofe. Schiltberger selbst sagt ja: »daß es Gewohnheit ist, daßman den Herren zu Füßen muß vorlaufen.« Und das war seitjeher üblich, man denke nur an die Liktoren im AltenRom. Auch im spätmittelalterlichen Europa schritt bei of-fiziellen Anlässen vor den Fürsten die Guarda, die Leib-garde, einher und kündigte durch festes Aufstampfenund Waffengeklirr die Ankunft des Herrschers an.

Das Oströmische, Byzantinische Reich, das ja das gro-ße Vorbild der Osmanen war, kannte ein Hofzeremoniell,das genau regelte, wieviel Vorläufer (griechisch Prodro-moi) jedem einzelnen Würdenträger zustanden. Und die-se Leibgardisten rekrutierten sich aus den besten Solda-ten, die für würdig befunden wurden, in ein besonderes

Treueverhältnis zum Herrscher zu treten. Eine solche In-stitution existierte natürlich auch beim osmanischen Sul-tanshof. Und selbstverständlich bekleideten die zu die-sem Dienst Auserwählten in Wirklichkeit ein hohes undverantwortliches Amt. Schiltberger versucht das zu ka-schieren, in dem er sich als unfrei und als »gefangenerMann und nicht meiner selbst« stilisiert. Aber er unterschlägtdabei, daß er als Angehöriger der Palastgarde des Sultanseinen bevorrechtigten Status als Kap1 Kule (wörtlich:»Pfortensklave«) innehatte, um den ihn selbst viele Türkenbeneidet haben dürften. Man könnte sogar noch weiter-gehen und unseren, mittlerweile um die zwanzig Lenzezählenden Helden der großherrlichen Leibgarde zuord-nen. Damit wäre er im Rang noch weiter oben angesiedeltgewesen. Wir wissen, daß sich orientalische Potentatengerne von außergewöhnlichen Männern beschützen lie-ßen, von Kraftpaketen, Riesen oder von nordischen Rek-ken. Vielleicht war Schiltberger auch so ein Typ. Wenn ei-ner als 16jähriger in die Schlacht zieht, dürfen wir das ver-muten. – Nach seiner Tätigkeit als »Vorläufer« geht seineKarriere weiter. Denn er schreibt: »Danach verdiente ich, daßman mir zu reiten gab, und ich ritt mit ihm« (nämlich mit demSultan). Er steigt also auf zum Vorreiter und wird Ange-höriger einer ausgesprochenen Elitetruppe.

Schiltberger berichtet sodann von jenem Fluchtver-

Erstdruck von Hans Schildbergers Reise in den Orient, begonnen im Jahre 1394.

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such, den er zusammen mit 60 anderen Christen von Bur-sa aus unternommen habe. Ein direkter Anlaß wird nichtgenannt, wir können also nicht sagen, ob irgendwelcheUngerechtigkeiten vorausgegangen sind. Aber wir erfah-ren, daß Schiltberger nicht allein als Sultanskrieger dien-te, sondern in Gemeinschaft vieler anderer kriegsgefan-gener Christen. Diese Absetzbewegung scheitert jedoch,sie werden von überlegenen Kräften umzingelt, aber eskommt zu Verhandlungen, aus denen klar hervorgeht,daß der Sultan hier keine Leute verlieren will. Die Chri-stentruppe ergibt sich gegen das Versprechen, am Lebengelassen zu werden. Das wird auch eingehalten, sie wer-den aber »eingelegt«, also gefangen gesetzt, obwohl sichder Sultanssohn Süleyman (Beiname Çelebi, »Der Gebilde-te«) wieder für sie einsetzt – übrigens ein Zeichen, wiehochrangig diese Affäre behandelt wurde. Nach neunMonaten kommt dann anläßlich des islamischen Opfer-festes die Gelegenheit, sie freizulassen. Schiltberger wirdmit den anderen vor Sultan Bayezid geführt: »Da mußtenwir ihm versprechen, daß wir nit mehr von ihm stellen noch weg-kommen wollten«. Und jetzt folgt das Entscheidende: »Under gab uns wieder zu reiten und mehret uns den Sold«. DieseTextstelle verrät eindeutig, daß Schiltberger weder einSklave noch ein gewöhnlicher Diener war, sondern einSoldkrieger, ein privilegierter, in besonderen persönli-chem Verhältnis zu Bayezid stehender, besserverdienen-der Angehöriger der sultanseigenen Kavallerie. Und indieser Position wurde er auch von Khan Timur und des-sen Nachfolgern übernommen.16

Dem zeitgenössischen Leser dürfte klar gewesen sein,daß dem in die Hände der sogenannten Heiden Gerate-nen gar nichts anderes übrig blieb, als sich anzupassen.Ein Märtyrer zu werden, hätte im christlichen Abendlandwohl niemand von dem 16- bis 20jährigen Jungmann er-wartet. Der mittelalterliche Staat war ein Personenver-bandsstaat, und die persönliche Beziehung zwischenHerrscher und Gefolgsmann bildete darin die tragendeSäule. Wenn also Schiltberger dem »türckischen König«, sowird der Sultan immer genannt, Gefolgschaftstreue ver-spricht – wenn auch unter Zwang, wenn wir Schiltbergerdarin folgen wollen – so muß er sie im damaligen Rechts-system unter allen Umständen einhalten, selbst wenn essich um einen sogenannten Heiden handelt. Die abend-ländische Leserschaft des 15. Jahrhunderts hat also inSchiltbergers Tun sicher nichts Verwerfliches gesehen!

Konversion zum Islam?

Diese Überlegungen führen uns zu dem Problem: Wiehielt er’s mit der Religion? Wie bereits angeführt, bedien-ten sich die Osmanen wie auch die Tataren beim Staats-aufbau und im Kriegswesen gerne fremder christlicherFachleute und Spezialisten. Griechen, Armenier, Venezia-ner, Genuesen und Ungarn im Dienste der Sultane warennichts Ungewöhnliches. Im Westen nannte man sie »Re-negaten«, Überläufer. Diese Christen blieben in ihrer Reli-gionsausübung völlig unbeeinträchtigt. Allerdings waren

sie freiwillig gegen Bezahlung in den Dienst muslimi-scher Machthaber getreten und hatten auch die Möglich-keit, dieses Vertragsverhältnis wieder aufzulösen.

Schiltberger bezeichnet sich selbst während seines31jährigen Aufenthaltes im muslimischen Macht- undKulturbereich immer als Christen. Wir finden aber schoneinen Hinweis, daß ihm die Annahme des Islam zumin-dest nahegelegt worden ist. Er schildert nämlich rechtgenau die Prozedur: »Wie ein Christ zu einem Heiden wird«,was in seiner Gegenwart offenbar häufig vorgekommenist. Wobei er mit Heiden dem damaligen Sprachgebrauchzufolge Muslim meint. Er vermeidet in dieser Schilderungfreilich streng jeglichen persönlichen Bezug! Wir müssenihm allerdings zugestehen, daß er, falls er wirklich Mus-lim geworden ist – wenn auch der Umstände halber undnur nach außen – er diesen Übertritt natürlich nicht sei-nen Lesern auf die Nase binden will. Zumal das auch an-dere Fragen provoziert hätte, wie z. B. sein Verhältniszum anderen Geschlecht. Denn als Muslim hätte er aufjeden Fall heiraten, bzw. eine Frau zu sich nehmen müs-sen (eine der Grundregeln des Islams). Und da er immerauf Reisen oder Kriegsfahrten war, hätte man ihm sogarnacheinander mehrere so genannte »Ehen auf Zeit« zuge-standen. Auch als Christ in muslimischem Dienst hatman ihm sicher – das wissen wir aus anderen Quellen –eine christliche Armenierin oder Griechin »beigesellt«, wiees so schön heißt.

Von Frauen freilich ist im ganzen SchiltbergerschenBuch nicht die Rede (abgesehen von einer rachsüchtigenAmazone namens Sadurmelik), doch das entspricht denGepflogenheiten des Spätmittelalters. Frauen waren imLeben der Männer so selbstverständlich, daß man sienicht eigens zu erwähnen brauchte. Sie tauchen nament-lich nur auf, wenn sie einen legitimen männlichen Erbenhervorbrachten. Das war während Schiltbergers Asien-Aufenthalt offenbar nicht der Fall, oder er hat es in sei-nem Bericht verschwiegen, um sich die Heiratschancen,die ihm nach der Rückkehr nach Bayern geboten wurden,nicht zu schmälern. Aber das ist nun reine Spekulation.

Ob seine Stellung als sultanischer Leibgardist und Vor-reiter per se mit der Annahme des Islam verbunden war,entzieht sich unserer Kenntnis. Einerseits finden wir Hin-weise, daß Christen auf Vertrauensposten des Sultans sit-zen, andererseits mag es doch als ungewöhnlich erschei-nen, daß gerade Christen in so sensiblen Bereichen wieLeibwache und Palastgarde eingesetzt wurden. AuchSchiltbergers sozusagen »reibungsloser« Übergang in dieDienste Timur Lenks und nach 1405 in das Gefolge diver-ser tatarischer Machthaber – immer in herausragendersozialer Position – spricht dafür, daß er sich offensicht-lich den muslimischen Gepflogenheiten anpaßte. Überseine innere Einstellung wollen wir dabei nicht rechten.17

Es wurde schon erwähnt, daß Schiltberger über den Is-lam unbefangen berichtet, ohne böse Worte, ja mitunterseinen zeitgenössischen Christen sogar einen Spiegelvorhält und auf Dinge hinweist, wo sich die Muslime alsweitaus gottesfürchtiger erweisen. Ob das seine Nähezum Islam beweist, sei dahin gestellt. Am ehesten läßtsich die auf Schiltberger im Orient einstürzende Versu-

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chung, den Islam anzunehmen und ihn vielleicht ange-nommen zu haben, aus seinen Dankesworten zumSchluß seines Reiseberichtes herauslesen: »Und mit derHilff Gottes bin ich wieder heim kommen und zu christlichemGlauben kommen.« Das kann nun einerseits als Dank dafürverstanden werden, daß Gott ihm geholfen habe, denchristlichen Glauben über die 31 Jahre zu bewahren, an-dererseits aber auch als Dank dafür, daß es ihm trotz sei-ner äußerlichen Hinwendung zum Islam weiterhin mög-lich war, seinem angestammten Glauben treu zu bleiben.

Hans Schiltbergers Reise- und Lebenserzählung reprä-sentiert den ersten um Objektivität bemühten abendlän-dischen Bericht über den Nahen Osten und den Islam, –über das Osmanische Reich, über das Nomadenleben derTataren und über ferne christliche Länder wie Georgienund Armenien. Als eine Art Volksbuch hat »der Schiltberger«die Vorstellung vom Orient und von Asien in weiten Krei-sen der Bevölkerung bis in die Aufklärungszeit hinein ge-prägt.

ANMERKUNGEN

1 Jan Huizinga (Herbst des Mittelalters, Stuttgart 1975, S. 15,94, 104, 129) und Barbara Tuchmann (The Distant Mirror, dt.Der Ferne Spiegel, Düsseldorf 1980; S. 488–501) haben denKreuzzug von 1394 und die Schlacht bei Nikopolis 1396 als Pa-radigma der Umbruchzeit vom feudalen Mittelalter zum spät-mittelalterlichen, frühneuzeitlichen Fürstenstaat gewertet. –The Oxford Dictionary of Byzantium (1991), Entry: Nikopolis,Crusade of. – Anneta, Ilieva: Reassessing the Crusade of Niko-polis. A View from Within, in: Al–Masaq (1998), S. 13–31. –Sehr ausführlich zur Schlacht selbst, ihrer Vorgeschichte undihrem Verlauf vor Ort: Nicolle, David: Nicopolis 1396. The LastCrusade. Oxford 1999; jüngste Bearbeitung: DeVries, Kelly:The Battle of Nicopolis, in: Medieval History Magazine 3(2003), S. 22–27. – Osmanische Quellen verarbeiten: Atiya,Azis: The Crusade of Nicopolis, London, 1934 (Reprint 1978);Iorga, Nicolae: Geschichte des Osmanischen Reiches (1908),Reprint 1990 S. 289–304., Encyclopedia of Islam (EI), Entry:Nikbuli; Islam Ansiklopedisi (Istanbul 1969), Lemma»Ni´bolu. – 2 Textgrundlagen für die vorliegenden Zitate sind:Schiltbergers Reise in den Orient in den Jahren 1395–1427. In-sel–Verlag, Leipzig 1905, der wiederum auf die mit 15 Holz-schnitten bebilderte Inkunabel der Druckwerkstatt Anton Sorgca. 1478 zurückgeht (48 Bll. Halbformat). Mitunter wurde derText vom Verf. neuhochdeutsch »geglättet«. – 3 Anonymus Zo-ras (ein in osmanischen Diensten stehender byzantinischer Hi-storiograph des 15. Jhs) schildert die Schlacht ähnlich wieSchiltberger, in: Leben und Taten der türkischen Kaiser. Graz,Wien, Köln, 1971. S. 35 f., 45–48. (Osmanische Geschichts-schreiber, hrsg. Von Richard F. Kreutel, Band 1). – 4 In derwestlichen Literatur ist auch der antike Name »Angora« ge-bräuchlich. Matschke, Klaus–Peter: Die Schlacht von Ankaraund das Schicksal von Byzanz. Weimar, 1981. – Temür (türk.Demir: »Eisen«), »i Läng« (pers. »der Lahme«), 1336–1405. – Dasneueste zusammenfassende Werk mit Angabe historischerQuellen und bisheriger Literatur über Temür: Jackson, Peter:The Mongols and the West. London, New York 2005. – 5 Te-mürs selbst für die damalige Welt »barbarische Grausamkeiten«werden in zeitgenössischen christlichen wie muslimischen Be-richten gleichermaßen angeprangert. Die Eroberungen Bag-dads (1393 und 1401) und die Zerstörung von Damaskus (1401)

mit all ihren Exzessen durch Temürs Truppen fand vor der Ge-fangennahme Schiltbergers bei Ankara statt. – ChristopherMarlowe (1564–1593), publizierte 1587 sein Blankversdrama:»Tamburlaine the Great«, in welchem der »Weltherrscher« als Proto-typ des »asiatischen Despoten« dargestellt wird. Georg FriedrichHändels dramatische Oper »Tamerlan« (Libretto von NicolaFrancesco Haym) zieht in dieselbe Richtung. Der Kabarettsongvon Kurt Tucholsky: »Mir ist heut so nach Tamerlan zu Mut – einbißchen Tamerlan wär’ gut« sei hier am Rande vermerkt. – TemürsMausoleum in Samarkand wurde unter das Weltkulturerbe derUNESCO aufgenommen. In der Republik Usbekistan wirdAmir Temur als einer der glorreichen Ahnherren des seit 1991unabhängigen Staates gefeiert und mit zahlreichen Statuen ge-ehrt. – 6 Pilgerführer ins Heilige Land und in Landessprachenübersetzte »Descriptiones Terrae San(c)tae« waren im 14. Jahrhun-dert als »Gebrauchsbücher« weit verbreitet: Im wesentlichen ge-hen sie auf das Itinerarium Burdigalense (4. Jh.), den Libellus de locissanctis von Beda Venerabilis (8. Jh.) und die Chronica Minor desDominikaners Matthaeus Parisiensis (13. Jh.) zurück. Imdeutschsprachigen Bereich waren die Pilgerberichte mit Be-schreibung der Heiligen Stätten aus der Feder des Wilbrandvon Oldenburg, Thietmar von Merseburg und Burchart vonMonte Sion (alle im 13. Jh. entstanden) sehr populär. Schiltber-ger, bzw. sein Kompilator, hat aus ihren Angaben geschöpft. –7 Die bisher einzige wissenschaftliche textkritische Editionund Bearbeitung des so genannten Nürnberger (jetzt Münch-ner) Textes, welcher dem Autographen wohl am nächstensteht, stammt von Valentin Langmantel: Hans SchiltbergersReisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Stuttgart 1885. –Die HS ist Teil einer gebundenen Sammelhandschrift, Mün-chen, STB L 1603, 190 r – 249 r. (60 Bll., Papier, Quartformat.)Die ursprünglich in der Nürnberger Stadtbibliothek verorteteHS gelangte 1935 durch Tausch in den Besitz der MünchenerStadtbibliothek (vgl. Schiewer, 1991, wie Anm. 11, Anm. 36) –Der Verfasser dieser Zeilen plant eine Edition des MünchenerManuskripts, wobei der frühneuhochdeutsche Text beibehal-ten, aber transkribiert wird. Das Hauptaugenmerk liegt aufden autobiographischen, bzw. autoptisch erfahrenen Teilendes Reisebuchs. Der wissenschaftliche Apparat umfaßt die hi-storische Einordnung in die europäische und osmanische Ge-schichte sowie umfangreiche historisch–geographische Erläu-terungen, bzw. Diskussionen, im Anhang. Den »orientalischenPart«, der bei allen bisherigen Schiltberger–Bearbeitungen bis-her wissenschaftlich zu kurz gekommen ist, übernimmt dieMitherausgeberin, die Osmanistin und Turkologin Dr. BrigitteMoser. – Zur Redaktion des Schiltberger–Textes: – Schiltber-gers persönliches Diktat an den Schreiber dürfte eigentlich nurseine eigenen Erlebnisse widerspiegeln, wie sie in »Ich–Form«am Anfang der Erzählung (Kapitel 1–3: Prolog und Gefangen-nahme), bei der Schilderung der mißglückten Flucht (Kapitel30) und anläßlich der Rückkehr (Kapitel 67) aufscheinen. Diessind Zeugnisse aus »erster Hand«. Der weitaus umfangreichereTeil des Reisebuchs besteht aus Rezeptionen »zweiter Hand«. –Der Schreiber – oder eher ein gelehrter Mitbeteiligter als Re-daktor und »Ghost–Writer« – hat dieses persönliche Substrat mitAuszügen und Kopien aus anderen Werken ausgeschmückt(um nicht zu sagen »aufgeblasen«). Auf diese Weise wurdendem Schiltberger–Bericht zahlreiche literarische Topoi undMirakelgeschichten eingefügt. So läßt sich nachweisen, daßneben dem Werk von Marco Polo (1254–1324) auch die Fabel-erzählungen des englischen (aber französisch schreibenden)Ritters Sir John Mandeville eingeflossen sind. Vgl. Tzanaki,Rosemary: Mandeville’s Medieval Audiences. A Study on theReception of the Book of Sir John Mandeville, Ashgate, 2003.

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S. 112–117. Der Mandeville–Text entstand zwischen 1356 und1366 und verarbeitet seinerseits frühere Orient–Berichte wiedas Itinerarium des Odorico de Pordenone (um 1300). NeuesteAusgabe: The Travels of Sir John Mandeville. Ed. By C.W.R.D.Moseley, London 2005. – Als »Ghost–Writer« Schiltbergerskommt z. B. Doctor Johannes Hartlieb (um 1400–1468), deram Hof Albrechts III. großes Renommée genoß, in Frage:Bosls Bayerische Bibliographie (1982), S. 305. – Daß Schiltber-gers Reisebuch sich auf vorher gegangene schriftliche Überlie-ferung stützt, war im 15. Jahrhundert wohlbekannt. Nicht um-sonst ließ Mathias Prätzl (s. Anm. 9) seine Schiltberger–Schriftzusammen mit Manuskripten, bzw. Inkunabeln der Asienfah-rer Marco Polo, Odorico de Pordenone und Mandeville zu ei-nem Konvolut zusammenbinden. Nur der Reisebericht des iri-schen Mönchs St. Brendan, der frühmittelalterliche Fahrtenauf dem Atlantik enthält, fällt hier völlig aus dem Rahmen. – 8Einen Faksimile–Nachdruck der zweiten Druckausgabe vonAnton Sorg in Augsburg (1477) bietet: Geck, Elisabeth: HansSchiltbergers Reisebuch, Wiesbaden 1969. – 9 Den bisherigenKenntnisstand über Schiltberger faßt Hans–Jochen Schiewer(Universität Freiburg) zusammen in: Leben unter Heiden.Hans Schiltbergers türkische und tatarische Erfahrungen. In:Daphnis 21 (1992), S. 159–178 sowie Ders. im Artikel »Schiltber-ger, Hans« in Dt Lit MA VL (1992 b) S. 675–679 (hier auch Re-zeptionsgeschichte). – Eine systematische Übersicht zum The-ma bieten: Halm, Christian; Paravicini, Werner: »Johannes Schil-tberger« in: Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters:eine analytische Bibliographie, Frankfurt/Main u.a. 1994, S.56–62. – Lesenswert nach wie vor: Hennig, Richard: Terrae In-cognitae, Leiden, 1953; Band 3, S. 406–413 und für bayerischeLeser: Schrott, Ludwig: Bayerische Weltfahrer. München 1964.S. 36–57. – Die Ausgaben von Ulrich Schlemmer: »Als Sklave imOsmanischen Reich«. Tübingen, 1969 und Tremmel, Markus: »Irr-fahrt in den Orient«, Taufkirchen, 2000, sind Popularisierungenohne wissenschaftlichen Anspruch. – Das hohe Interesse, dasSchiltberger in der angelsächsischen Literatur findet, basiertauf der Übersetzung seines Texts von Telfer, Buchan / Bruun,Philipp: The Bondage and Travel of Iohann Schiltberger, a Na-tive of Bavaria … in der Hakluyt Society, London 1859, ReprintFrankfurt/ Main 1995. – 10 Schmidberger, Michael: Zur Ge-schichte der Burg Schiltberg, in: Altbayern in Schwaben Jg.1984–1987, S. 204–219; Weithmann, Michael. Inventar derBurgen Oberbayerns, München 1994, S. 374–376. – Über dasHofbergtheater zu Schiltberg informiert eine schöne Website:www.hofberg–freilichtheater.de. Das erste Stück, das 1952 zurAufführung kam, war dem Kreuzfahrer Hans von Schiltberggewidmet. Georg Eberl schilderte das Leben des unfreiwilligenReisenden im Stil eines Heimkehrerdramas der deutschenNachkriegszeit.

11 Zur Biographie Schiltbergers und der Genealogie seinerFamilie vom 11. bis ins 20. Jahrhundert: Mager, Edwart: Schilt-berg. Die altbayerischen Marschalken von Schiltberg und ihreNachkommenschaft, in: Blätter des Bayerischen Landesvereinsfür Familienkunde 13 (1976), S. 63–89. – 12 Über Schiltberger:Riezler III, 919 f. : Hollern als Sitz Friedrich Schiltbergers um1410; Mon. Boic. XIII, S. 98 »Fridericus de Holern alias Schiltperger«,1427. Solleder, Friedrich: München im Mittelalter (1938), S. 49,Vater Schiltbergers als »vermögender Mann in München«, 1362. –Vgl. auch: Stehleder, Helmuth: Chronik der Stadt München.München 1995, S. 272 (zum Jahr 1427). – 13 Reichartinger,Friedrich: Mon. Boic. IX, 194 (1368); Leonhart (Lienhart) XI, 8(Auftritt am 8. März 1394 als Zeuge, also kurz vor der Teilnah-me am Kreuzzug). Mager nennt Reichartinger (im MünchnerMS »Reycharttinger«) einen »Münchener Ritter«. (Mager, wie Anm.

11, S. 72). – 14 Aventinus, Johannes (Johann Turmair). Anna-len, Buch VII.; Kap. 22, S. 483. – 15 Mager (Anm. 11), S 75, mitWappenbildern S. 83. – 16 Die Interpretation von Schiltbergers»privilegierter Stellung« wird hier zum ersten Mal zur Diskussiongestellt. Im Gegensatz dazu betonen alle bisherigen BearbeiterSchiltbergers Gefangenen–, ja Sklavenstatus und seine »Lebens-unsicherheit und die physische Bedrohtheit, in der sich Schiltberger wäh-rend seiner türkischen und tatarischen Jahre befunden hat«, so Schiew-er, 1992, S. 169 (wie Anm. 8). – Besonders drastisch und dasGrausame geradezu topisch in den Vordergrund rückend istdie »Darstellung für den Schulfunk« im Bayerischen Rundfunk vonUlrich Zwack: »30 Jahre unter Türken und Mongolen – die mittelalter-liche Odyssee des Johann Schiltberger aus Freising« vom 2. 7. 2001. –Allgemein zur osmanischen Heeresstruktur: Matuz, Josef: DasOsmanische Reich. Grundlagen seiner Geschichte. Darmstadt1990, S. 45–48. – In osmanischen Quellen taucht der NameSchiltberger nicht auf. Freundliche Mitteilung von ProfessorDr. Hans–Georg Majer, München, Nahost–Institut. – 17 Ma-ger, S. 73 (wie Anm. 11) nimmt Schiltbergers Übertritt zum Is-lam als selbstverständlich an. – Vertragliche »Ehen auf Zeit«(pers. Muta) waren (und sind auch heute noch) vorwiegend imschiitischen Bereich für Fernreisende und Soldaten üblich. –Schiltberger im internet (Auswahl): Die gesamte Langmantel–Edition von 1885 (S. Anm. 7) in »machine–redable transcript« istüber die Webseite von Jonathan West, University of Newcastleupon Tyne, UK, abrufbar. – (via Suchmaschine google: Stich-worte: Schiltperger / Jonathan West. Schiltberger auf der Ho-mepage Freising, von Professor Dr. Hartmut Froeschle: googleStichworte: Freising / Schiltberger. Derselbe Text auch überSuchmaschine google: Froeschle / Schiltberger / Auslands-deutsche. Ausstellung der Universität Graz über »Welterobereraus der Steppe« (2000): google Stichworte: Universität Graz /Welteroberer / Steppe / Schiltberger.

Hans Schiltbergers unfreiwillige Reise in den Orient

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