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EINE ÜBERSETZUNG OHNE ORIGINAL Die Übersetzung der albanischen Institutionen in den Universal Periodic Review Berichten für die Vereinten Nationen Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Hajrullah Berisha am Institut für theoretische und angewandte Translationswissenschaft Begutachterin: Univ.-Prof. Dr. Esther Monzó Nebot Graz, 2015

EINE ÜBERSETZUNG OHNE ORIGINAL

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EINE ÜBERSETZUNG OHNE ORIGINAL

Die Übersetzung der albanischen Institutionen in den Universal

Periodic Review Berichten für die Vereinten Nationen

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades

eines Magisters der Philosophie

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Hajrullah Berisha

am Institut für theoretische und angewandte Translationswissenschaft

Begutachterin: Univ.-Prof. Dr. Esther Monzó Nebot

Graz, 2015

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung

anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder

indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde

vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.

Graz, Januar 2015 Hajrullah Berisha

Ich möchte an dieser Stelle all jenen Menschen danken, die mich stets unterstützt haben und mir bei

der Erstellung der Diplomarbeit geholfen haben.

Im Besonderen gilt mein Dank:

…meinen Eltern

… meiner Frau und meinem Sohn

…meine Schwestern

…meiner Betreuerin Dr. Esther Monzó Nebot

…meinen Verwandten in Graz und in Prishtina

…allen meinen Freunden!

Faleminderit

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ................................................................................................................................... 1

1 Theoretischer Rahmen ............................................................................................................. 5

1.1 Descriptive Translation Studies……………………………………………………..…..6

1.2 Polysystemtheorie…………………….………………………………………………....9

1.3 Normen………………………..…………….………………………………….....…...13

1.3.1 Das Normenkonzept von Gideon

Toury.………………………………….……1328

1.3.2 Das Normenkonzept von Andrew Chesterman ..................................................16

2. Kultur und Kulturspezifika in der Translation……………………………………………..18

2.1 Kultur…………………………………………………………………………………..19

2.1.1 Kultur in der Translationswissenschaft………………………………………...20

2.2 Kulturspecifika…………………………………………………………………………22

2.2.1 Definition von Kulturspezifika………………………………………………….22

2.3 Javier Franco Aixelá…………………………………………………………………...25

2.3.1 Culture Specific Items von J. Franco Aixelá…………………………………...27

2.3.2 Strategien zur Überstezung von CSI……………………………………………28

2.3.2.1 Conservation…………………………………………………………..29

2.3.2.2 Substitution……………………………………………………………30

2.3.3 Explanatory Variables…………………………………………………………..32

2.3.3.1 Supratextual parameters………………………………………………32

2.3.3.2 Textual Parameters……………………………………………………33

2.3.3.3 The Nature of the CSI………………………………………………....33

2.3.3.4 Intratextual parameter………………………………………………....34

3 Die Vereinten Nationen…………………………………………………………………….35

3.1 Geschichte der Vereinten Nationen…………………………………………………...35

3.2 Das System der Vereinten Nationen…………………………………………………...36

3.3 Das Staatenberichtsverfahren…………………………………………………………..36

3.4 Amts-und Arbeitssprachen der Vereinten Nationen…………………………………...37

3.5 Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen……………………………………….38

3.6 Universal Periodic Review……………………………………………………………..39

3.7 Die Vereinten Nationen im Polysystem………………………………………………..40

3.8 Die UPR Berichte im Polysystem……………………………………………………...40

4 Albanien…………………………………………………………………………………….42

4.1 Geschichte Albaniens…………………………………………………………………..42

4.2 Albanien in den Vereinten Nationen…………………………………………………...44

4.2.1 Albaniens Berichte an die Vereinten Nationen…………………………………46

4.3 Die albanische Sprache………………………………………………………………...47

4.4 Translation in Albanien………………………………………………………………...48

4.4.1 Albaniens Translationsgeschichte im Polysystem……………………………...51

5 Methodologie……………………………………………………………………………….53

5.1 Forschungsfrage und Hypothese……………………………………………………….54

5.2 Vorbemerkung zur Analyse……………………………………………………………55

5.3 Zum Korpus……………………………………………………………………………55

5.3.1 Vorgehensweise………………………………………………………………...56

5.4 Quantitative Analyse…………………………………………………………………..57

5.4.1 Vorbemerkung zu Analyse…………………………………………………......57

5.4.2 Interpretation der Ergebnisse…………………………………………………...61

5.5 Qualitative Analyse…………………………………………………………………….62

5.5.1 Conservation…………………………………………………………………….63

5.5.2 Substitution……………………………………………………………………...75

5.6 Analyse der Erklärende Variablen……………………………………………………..81

5.6.1 Supratextual parameters…………………………………………………….......81

5.6.2 Textual Parameters……………………………………………………………...82

5.7 Zusammenfasung der Analyse…………………………………………………………82

6. Fazit………………………………………………………………………………………...86

7. Bibliography………………………………………………………………………………..91

8. Anhang……………………………………………………………………………………103

1

Einleitung

Institutionelle Übersetzung und Untersuchungen von grundlegender Mehrsprachigkeit sowie

Co-Drafting sind schon lange unter Translationswissenschaftlern, vor allem in Kanada aber

auch in anderen Ländern, und deren Rechtssysteme ein Thema (vgl. Koskinen 2000; O'Grady

2007; Biel 2014). Grundlegende Mehrsprachigkeit in der Europäischen Union oder bei den

Vereinten Nationen bedeutet, dass alle Sprachen (Amtssprachen der jeweiligen Institutionen)

als Original zu betrachten sind. Das wiederum wirft aber die Frage auf, welcher Sprache ist es,

die als Original betrachtet werden sollte, wenn die Erstellung der Dokumente selbst in

mehrsprachigen Diskussionen geführt werden (vgl. Shelton 1997:611; Viaggio 2011:2613).

Eine viel weniger untersuchte Frage ist es, wie man die Übersetzungsmethode eines Textes

überhaupt feststellen kann, wenn kein Original vorhanden ist.

Im April 2009 reichte Albanien ofizziell seine Bewerbung zur EU-Mitgliedschaft ein. Zur

selben Zeit trat Albanien der NATO bei (vgl. eu-albanische-beziehungen). Diesbezüglich sind

Reformen in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Politik oder Justiz zu erreichen.

Zahlreiche Gespräche standen seitdem auf der Tagesordnung. Infolgedessen entstanden auch

neue Terminologien, die sich in der albanischen Sprache integrierten. Die albanische Sprache

hat nicht das Glück zu den Machtsprachen der Welt zu gehören und ist den Weltsprachen

hierarchich untergeordnet. Durch die Entwicklungen Albaniens in den letzten Jahren wird der

Bedarf, an Reformen hinsichtlich der Sprach- und Translationspolitik schnell erkennbar.

Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es, Berichte aus Albanien für die Vereinten Nationen

(hier:VN), die in englischer Sprache verfasst sind, zu präsentieren und analysieren. Mit dem

Beitritt Albaniens in den Vereinten Nationen verpflichtete sich Albanien, so wie jeder anderer

Vertragsstaat, Staatenberichte an die zuständigen Vertragsorgane zu senden (OHCHR 2005).

Auch Albanien muss somit regelmäßig die Vereinten Nationen darüber informieren, wie und

ob sie die Pflichten aus der VN-Konvention innerstaatlich konkret umsetzt. Diese Berichte

müssen in einer der Amtssprachen der Vereinten Nationen, wobei Albanisch nicht dazu gehört,

vorgelegt werden. Das bedeutet, dass sich Albanien zunächst für eine dieser Sprachen

(Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch oder Spanisch, Amtssprachen der VN)

entscheiden und dann die Berichte in der jeweiligen Sprache vorlegen muss. Dabei werden

diese Berichte erst auf Albanisch, von Albanischen Experten, verfasst und danach übersetzt.

2

Diese Diplomarbeit verfolgt das Ziel, die Sprach- und Translationspolitik Albaniens bei der

Vorlage dieser Berichte zu erläutern. Zuerst soll ein Überblick über die Berichterstattung von

Albanien an die Vereinten Nationen schaffen, und untersuchen, welche Sprachen Albanien über

die Zeit in ihren Berichten für die verschiedenen Ausschüsse der VN verwendet hat. Das

Hauptaugenmerk dieser Untersuchung wird auf die universelle, regelmäßige Überprüfung

(Universal Periodic Review, UPR) gelegt. Bei der UPR handelt es sich um einen

Überprüfungsmechanismus, bei dem alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen hinsichtlich

der Menschenrechtslage überprüft werden (vgl. Matiya 2010; Thiele 2011). Somit verpflichtet

sich jeder Mitgliedstaat, als Vertragsstaat, gegenüber den Vereinten Nationen zu einer

regelmäßigen Berichterstattung über die Einhaltung des Abkommens.

Der Schwerpunkt der Arbeit konzentriert sich besonders auf die Kulturspezifika in den

Berichten Albaniens. Es wird der Frage nachgegangen, welche Übersetzungsstrategien

verwendet wurden und ob sich die Übersetzungen an der Zielsprache oder eher an der

Ausgangssprache orientieren. Im Gegensatz zu einem Literaturwerk, bei dem es sehr wichtig

ist die Übersetzung an der Ausgangskultur oder Zielkultur anzupassen, ist bei Übersetzungen

von politischen Berichten die Wiedergabe des Inhalts von großer Wichtigkeit (siehe Garzone

2000). Es wird daher davon ausgegangen, dass die ÜbersetzerInnen der Berichte der

Wiedergabe des Inhalts mehr Bedeutung zukommen ließen als den Eigenheiten der albanischen

Kultur.

Anhand dieser Berichte werden die kulturell verwurzelte Terminologie und die Ausdrücke,

sprich kulturspezifische Elemente (culture-specific-items, CSI) analysieren, um festzustellen,

welche Übersetzungstechniken von den VerfasserInnen angewendet wurden, um den

englischen Text als original zu präsentieren. Diese geben uns einen Überblick über den

Kulturtransfer zwischen Albanien und internationalen Organisationen, wie z.B. den Vereinten

Nationen, und über das „Gatekeeping“ funktion den ÜbersetzerInnen (über ÜbersetzerInnen als

„Gatekeepers“ siehe u.a. Gerrish et al 2004; Angermeyer 2009; Sutherland 2010; Pöllabauer

2012).

Bei einer Übersetzung handelt es sich nicht nur um eine Vermittlung zwischen mindestens zwei

Sprachen, sondern auch zwischen mindestens zwei Kulturen. Toury beschreibt Übersetzen als

eine soziokulturelle Handlung, die von Normen geleitet wird. Übersetzen ist somit Normen

gesteuert (vgl. Toury 2004/1995:207). Ebenfalls Teil der Analyse wird sein, herauszustellen,

an welche Normen sich die Verfasser bzw. Übersetzer gehalten haben. Diesbezüglich werden

die Normenkonzepte von Gideon Toury und Andrew Chesterman herangezogen. Toury

3

unterscheidet zwischen drei Arten von Normen und benennt sie wie folgt: Ausgangsnormen

(initial norms), Vornormen (preliminary norms) und Operativnormen (operational norms) (vgl.

Prunč 2007:235).

Untersuchungsgegenstand der Operativnormen sind Übersetzungsstrategien und Techniken,

welche ein weit verbreitetes Thema in der Translationswissenschaft darstellen. Bisherige

Forschungen auf diesem Gebiet haben meistens mit literarischen Texten befasst. Die

Untersuchungen wurden allerdings mit dem Original und der Übersetzung durchgeführt. Die

Besonderheit dieser Diplomarbeit besteht darin, die Übersetzungsstrategien bei den Berichten

Albaniens zu untersuchen. Allerdings lässt sich aus den Berichten nicht herauslesen, dass es

sich dabei um übersetzte Texte handelt, weil die vorgelegten Berichte als Original präsentiert

werden. In jedem Titelblatt der erwähnten Berichte stehen unter anderem Informationen über

die Sprache des Dokuments „Original: Englisch“. Es ist also kein Original auf Albanisch zu

finden. Man geht daher von der Hypothese aus, dass die albanischen Verfasser darauf abzielen,

ihre Politik verständlich für das internationale Publikum zu machen und alle Aspekte, die

exklusiv in Verbindung mit der albanischen Kultur stehen, zu neutralisieren. Deswegen wird

bei dieser Arbeit von der Hypothese ausgegangen, dass, hierarchich untergeordnete Kultur

Albaniens, bei der Übersetzung keine Neuigkeiten bezüglich kulturspezifischen Elementen in

das VN-System eintragen wird, und zielorientierte Ausgangsnormen bezüglich der Translation

übernehmen.

Die Ausgangsnormen werden aber erst dürch die operativen Normen und die Vornormen

erkenbar. Das Ziel dieser Arbeit ist, die Strategien und Techniken hervorzuheben, die

VerfasserInnen beziehungsweise ÜbersetzerInnen bei der Übersetzung von Kulturspezifika in

politischen Berichten angewandt haben. Für die Analyse werden ausgewählte albanischen

Institutionen als Kulturspezifika herangezogen und analysiert, welche in den Berichten

Albaniens an die VN genannt werden. Diese sind aus den in der Webseite der VN verfügbare

Berichte entnommen. Als Grundlage für die Analyse wird das Modell von Javier Franco Aixelá

„Culture-specific Items in Translation“ angewandt.

Der Inhalt der vorliegenden Diplomarbeit ist wie folgt gegliedert:

Im ersten Kapitel wird auf die Descriptive Translation Studies (DTS) eingegangen, welche als

Basis für die Beschreibung des Korpus, sowie der Übersetzungsprozesse dienen werden. Die

von den DTS in TLW eingeführte Perspektive ist für diese Arbeit besonders nützlich. DTS war

4

in gewissem Sinne revolutionär unter wissenschaftlicher Praxis in TLW, indem sie auf die

Auswirkungen der Übersetzung in der Zielkultur fokussiert. Vorher waren Übersetzungen

immer als submissivenes Texten angesehen. Dannach könnten sie sich von Originaltexte

befreien, und ihre eigene Merkmale und Beiträge zu den Zielsystem würden als

wissenschaflichen Gegenstand übergenomen.

Daraufhin wird die Polysystemtheorie von Itamar Even-Zohar vorgestellt. Des Weiteren

werden die Translationsnormen, sowohl von Giedeon Toury, als auch die von Andrew

Chesterman erweiterten Normen näher erläutert. Das darauffolgende Kapitel bietet einen

Überblick über das Thema „Kultur in der Translationswissenschaft“. Hier werden zunächst

Definitionen, sowohl von Kultur allgemein, als auch von Kulturspezifika aus der Perspektive

mehrerer Wissenschaftler angeführt. Im Anschluss daran folgen Franco-Aixelás Strategien zur

Übersetzung von Culture-specific Items, auf denen die Analyse der Berichte beruht.

Das zweite Kapitel schildert die geschichtliche Entwicklung der VN, von ihrer Entstehung und

der Gründung des VN-Menschenrechtsrates (UNHRC) bis heute. Zudem werden die Aufgaben

und Ziele des UNHRC und der Vereinten Nationen vorgestellt, sowie die Arbeits- und

Amtssprachen der Vereinten Nationen. Bei diesem Kapitel wird ein besonderes Augenmerk auf

die universelle, regelmäßige Überprüfung (Universal Periodic Review) gelegt und ihre Position

im VN-System mit Hilfe der Polysystemtheorie untersucht.

Im Kapitel 3 folgen allgemeine Informationen über Albanien, sowie ihren Beitritt in die

Vereinten Nationen. Es wird dabei auf die Verpflichtungen Albaniens eingegangen und die

Berichte, die Albanien an die VN zu übermitteln hat. Anhand von Normen wird versucht

herauszufinden ob Albaniens Berichte sich an die Normen der authentischen Berichte der VN

oder ob sie sich durch Innovativität sich durchsetzen können. Davor wird erklärt, welche

Abkommen Albanien mit den VN bisher geschlossen hat. Ebenfalls Teil dieses Kapitels ist es

Albaniens Translationsgeschichte zu behandeln.

Im Zusammenhang mit der Übersetzungsanalyse wird im diesem Kapitel ebenfalls ein

Überblick über aktuelle Übersetzungssituation in Albanien gegeben. Hierfür steht leider nicht

viel Literatur zur Verfügung. Deshalb war in diesem Fall eine Selbstrecherche nötig. Dabei

wurden sowohl ÜbersetzerInnen in Albanien, die Fakultät für Fremdsprachen in Tirana, als

auch das albanische Außenministerium kontaktiert.

Kapitel 4 bildet den methodischen Rahmen der Arbeit. Angesichts der Tatsache, dass es

zahlreiche Berichte für die Vereinten Nationen gibt, wird bei dieser Diplomarbeit auf eine

5

bestimmte Kategorie der Kulturspezifika fokusiert. In diesem Fall wird der kulturelle

Schwerpunkt auf den albanischen Institutionen und Organisationen liegen. Als Mitgliedstaat

der VN zu sein bedarf es, ausser an mehreren Verpflichtungen und Normen zu halten, auch an

Normen im Bezug der Sprache zu halten. Aus diesem Grund wird versucht ein Überblick über

die Entwicklung der Sprachpolitik Albaniens zu verschaffen. Hierfür wird auf Tourys, bereits

erwähnten Vor-, Ausgangs- und Operativnormen, die im Kapitel 1.3.1 ausführlicher

beschrieben werden zurückgegriffen. Die Vornormen betreffen Translationspolitik direkt und

beziehen sich auf Entscheidungen des Übersetzers/der Übersetzerin sich an die adequate

translation zu halten oder an die acceptability Methode

Kapitel 5 und 6 stellt das Kernstück dieser Diplomarbeit dar, und besteht aus einer quantitativen

und qualitativen Analyse, die anhand von den bereits erwähnten Kulturspezifika aus den

Berichten von Albanien durchgeführt wird. Anschließend folgt eine Diskussion über die

Ergebnisse. Für die quantitative Analyse wird eine Kategorisierung der Kulturspezifika im

Korpus nötig sein um festzustellen unter welche Normen und Strategien die ÜbersetzerInnen

gehandelt haben. Diese werden dann einer qualitativen Analyse unterzogen.

Das letzte Kapitel bildet den Abschluss der Arbeit und bietet einen Rückblick auf die ganze

Arbeit und weist auf mögliche Erweiterungen der Analysen hin.

Theoretischer Rahmen

Im folgenden Kapitel, der den theoretischen Rahmen dieser Diplomarbeit darstellt, werden die

Descriptive Translation Studies (DTS) vorgestellt. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der

Textanalyse von Albaniens Berichte für die VN. Als Analysemodell wird hierbei das Culture-

specific Items von Javier Franco Aixelá herangezogen. Da diese deskriptiven Ansätze als Basis

für Franco Aixelás Modell dienen, werden vorab die DTS naher erläutert.

Bevor die allgemeinen Merkmale dieser Übersetzungsrichtung vorgestellt werden, wird

zunächst kurz auf die Entstehungsgeschichte der DTS eingegangen. Für die vorliegende Arbeit,

bei der ohne Originaltext (Ausgangstext) gearbeitet wird, erwiesen sich die DTS als hilfreich,

weil sie zieltextorientiert sind. Sie untersuchen das tatsächliche Endprodukt der Übersetzung,

wie sie und nicht, wie sie sein sollte. Danach werden wichtige Theorien dieser Richtung,

nämlich die Polysystemtheorie von Itamar Even-Zohar und zwei Normenkonzepte von Gideon

Toury und Andrew Chesterman vorgestellt. Mithilfe der Polysystemtheorie von Itamar Even-

6

Zohar wird versucht, die Berichte Albaniens im zielsprachlichen Polysystem zu positionieren.

Zielsprache ist in diesem Fall die englische Sprache. Obwohl sich aus den Berichten nicht

herauslesen lässt, dass es sich hier um übersetzte Texte handelt, weil die vorgelegten Berichte

auf Englisch als Original präsentiert werden, existieren dennoch Grundfassungen der

albanischen Berichts in albanischer Sprache, die allerdings nicht veröffentlicht werden. Auf

dem Titelblatt aller Berichte befindet sich rechts auf der oberen Seite die Bezeichnung

(„Original: Englisch“ siehe Anhang). Unter Verwendung der Polysystemtheorie wird ebenfalls

versucht, die Position Albaniens sowie seiner Berichte in den VN herauszufinden. Die

Anwendung der Normen, die für Albaniens Berichte relevant sind, erfolgt dann im Kapitel 5.5.

Zudem werden in diesem Kapitel zwei grundlegende übersetzungswissenschaftliche Begriffe,

nämlich Kultur in der Translation sowie Kulturspezifika, erläutert. Im Anschluss an dieses

Kapitel wird das Analysemodell des spanischen Übersetzungswissenschaftlers Javier Franco

Aixelá, welches in der vorliegenden Diplomarbeit für die Analyse verwendet wird, vorgestellt

Descriptive Trans lation Studies

Die Descriptive Tanslation Studies (DTS) sind ein translationswissenschaftlicher Ansatz, mit

Schwerpunkt auf der Deskription. Basierend auf Fakten, welche bei Analysen beobachtet

wurden, können wissenschaftliche Schlüsse gezogen werden (vgl. Stolze 2011:168). Die DTS

etablierten sich in den 1970er-Jahren in Belgien und den Niederlanden, und parallel auch in

Israel. In den 1990er Jahren erlebten die DTS ihre Blütezeit (vgl. Prunč 2007:230). Die meisten

der bisherigen Beiträge im Rahmen der DTS sind vorallem literaturwissenschaftlich orientiert

(vgl. ibid).

Den Grundstein für die DTS legte James S. Holmes. Der amerikanische Schriftsteller,

Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler, der lange Zeit in den Niederlanden arbeitete,

hatte bereits im Jahr 1972 im Rahmen einer Konferenz in Kopenhagen zum Thema Name and

Nature of Translation Studies den Begriff Translation Studies vorgeschlagen. Sein Aufsatz

wurde erst 1988, zwei Jahre nach seinem Tod, posthum veröffentlicht (vgl. Stolze 2011:165).

Holmes ist der Anicht, dass sich verschiedene Wissenschaften mit dem Phänomen Übersetzen

befasst haben. So wird das Thema Übersetzen in verschiedenen Disziplinen erläutert, meistens

in der Sprachwissenschaft, Philosophie und Literaturwissenschaft, jedoch gab es Holmes

zufolge keine eigene akzeptierte Bezeichnung für die Übersetzungswissenschaft. Bis dahin

waren literarische Übersetzungen von der traditionellen Literaturwissenschaft als sekundäre

7

Produkte aufgefasst worden und sogar als „minderwertig“ bezeichnet worden (vgl. Prunč

2012:233). Holmes forderte schon früh eine eigenständige Disziplin, die sich mit dem Thema

Übersetzen beschäftigt und schlug daher, wie oben erwähnt, Translation Studies als Oberbegriff

vor (vgl. ibid.). Dieser Begriff hat sich mittlerweile im ganzen englischsprachigen Raum

durchgesetzt.

In dieser Zeit kam es zu einer Änderung des Betrachtungwinkels und Radegundis Stolze

definierte diese Änderung wie folgt:

Anstatt Erkenntnisse bestehender literarischer Theorien nun auf Übersetzungen

anzuwenden, wird der Betrachtungswinkel umgedreht: Zunächst sollen Übersetzungen,

einfach so wie sie sind, anhand von Fallstudien analysiert werden, um daraus

theoretische Rückschlüsse im Bereich von Literatur und Linguistik ziehen zu können.

Damit ist dieser Ansatz rein deskriptiv ausgerichtet. (Stolze 2005:139)

In seinem Aufsatz verfolgte Holmes zwei Ziele:

(1) to describe the phenomena of translating and translation(s) as they manifest

themselves in the world of our experience, and

(2) to establish general principles means of which these phenomena can be explained

and predicted (Holmes 1994:71)

Für Holmes ging es bei dieser Forschungsrichtung vorallem darum, ihr einen eigenen Namen

zu geben. Sein zweites Ziel beabsichtigte eine Festlegung der Ziele und Struktur in der Disziplin

(vgl. ibid.:70). Holmes unterteilt die Translation Studies in zwei Hauptzweige (s. Abb.1), in die

reine („pure“)und angewandte („applied“) Theorie. Die pure umfasst die Übersetzungstheorie

und applied beschäftigt sich mit den angewandten Wissenschaftsbereichen, unter anderem mit

der Übersetzungskritik, der Übersetzungspolitik und dem Übersetzungsunterricht (vgl.

ibid.:71).

8

Abb.1 (Toury 1995:10)

Das von Gideon Tourys erstellte Diagramm zeigt Holmes Theorie, bekannt auch als „Holmes

map“ (vgl: Toury:1995:9), und die Unterteilung der Themen. Holmes unterteilt die „pure

Translation Studies“ in zwei Teile: Zum Einen in den theoretischen („theoretical“) und zum

anderen in den deskriptiven („Descriptive“) Teil (vgl. Holmes 1994:71). Der deskriptive Teil

fällt unter die „pure translation studies“ und wird wiederum in drei Ansätze unterteilt: den

produktorientierten(„product oriented“), den prozessorientierten(„process oriented“) und den

funktionsorientierten („function oriented“) Ansatz (vgl. ibid.:72). Für diese drei Teilbereiche

führt Gideon Toury an, dass sie „[…] one complex whole whose constitutive parts are hardly

separable from one another for purposes other than methodical [form]” (Toury 1995:11). Im

deskriptiven Teil wird versucht Übersetzungen als Produkt und auch als Prozess, sowie ihre

Funktion in der Zielkultur, zu beschreiben, während der theoretische Teil darauf abzielt, die

erwähnten Übersetzungsphänomene zu erklären und vorauszusehen und dadurch Grob- und

Teiltheorien zu erstellen.

Diese einzelnen Teilbereiche, obwohl sie unterschiedlich sind, sind voneinander dennoch nicht

unabhängig, sondern haben Einfluss aufeinander. Das Ziel liegt darin, so Holmes, diese

Teilbereiche zu einer allgemeinen Übersetzungstheorie zusammenzuführen, und Modelle zur

Beschreibung von Übersetzungen weiterzuentwickeln (vgl. Holmes 1994:72f.).

Das Ziel der DTS ist es Übersetzungen als Produkt oder als Prozess zu untersuchen, sowie ihre

Funktion in der Zielkultur. Wichtig ist, dass jeder dieser Ansätze einzeln untersucht werden

9

kann, aber vielmehr in Verbindung miteinander gesehen werden sollte (vgl. Toury 1995:10f.).

Holmes schuf, durch das Zusammenbringen der verschiedenen Teilbereichein, seinen

empirischen Ansatz, eine unabhängige Disziplin, die er, wie bereits erwähnt, Translation

Studies nannte. Sie besteht aus einem Forschungsfeld, in welchem sich die verschiedenen

Teilbereiche ergänzen, die aber dennoch in Einzeltheorien unterteilt werden können (vgl. Stolze

2005:154).

In den nächsten Unterkapiteln werden zwei der VertreterInnen der DTS und ihre Theorien, die

für die vorliegende Arbeit relevant sind, vorgestellt. Als Erstes davon wird die, von dem

israelischen Wissenschaftler Itamar Even-Zohar erarbeitete Polysystemtheorie dergelegt,

gefolgt von Gideon Tourys Normenkonzept, das ebenfalls in Bezug zur Translation steht.

Sowohl Even-Zohar, als auch Toury gelten zu den Vertretern der israelischen Schule.

Polysystemtheorie

Die DTS beschäftigen sich, hauptsächlich literarische Texte. Fast zur gleichen Zeit wie Holmes,

entwickelte auch der israelische Wissenschaftler Itamar Even-Zohar seine Polysystemtheorie.

Er lehnte sich an die Literaturtheorie des Russischen Formalismus und ihre Vertreter wie z.B.

Yury Tynjanov, Roman Jakobson und Boris Eichenbaum. Nam Fung Chang hebt hervor, dass

Even-Zohars Ziel bei der Entwicklung der Polysystemtheorie war, die Verbesserung der

literarischen und übersetzungswissenschaftlichen Forschung zu verbessern, sowie ihre

Konzepte zu verändern. Even Zohar bezog sich auf den System-Begriff von Tynyanov.

Tynyanov ging von einer vielschichtigen Struktur von Elementen aus und das diese Elemente

in Zusammenhang stehen und auch aufeinander wirken (vgl. Chang 2010:257). Tynyanov

gehörte zu den ersten Literaturwissenschaftlern, die die Literatur als ein „System“ ansehen.

Literarische Werke werden dabei nicht isoliert, sondern als Teil eines literarischen Systems

betrachtet und dementsprechend auch als Teil eines sozialen, kulturellen und literarischen

Rahmens aufgefasst. In diesem System herrscht ein ständiger Kampf um die Positionierung im

Literaturkanon. Abgesehen von dem erwähnten Kampf sich im Kanon zu positionieren,

entwickelt sich das System ununterbrochen weiter (vgl. Hermans 1999:104). Even-Zohar

definiert Polysystem wie folgt:

The literary polysystem, i.e. the “system of systems of literature”, is viewed in

polysystem theory as a multiple stratified whole where the relations between centre and

periphery are a series of oppositions, which actually allow for hypothesizing more than

10

one “centre”, although in most historical cases, centres are stratified in such a way that

only one eventually succeeds in dominating the whole. (Even-Zohar 1998/1978:116)

Die angegebene Zitat weist deutlich darauf hin, dass Literatur ein Polysystem ist und dass die

verschiedenen Genres, Schulen und Strömungen in diesem Polysystem, sowohl um die Gunst

der LeserInnen, als auch um die Herrschaft innerhalb der Hierarchie des Systems kämpfen. Je

nach Position im System, erlangen die einzelnen Teilelemente auch ihren Stellenwert (vgl.

Stolze 2011:154). Eine weitere Beschreibung von Even-Zohar über das Polysytem lautet wie

folgt:

A semiotic system can be conceived of as a heterogeneous, open structure. It is,

therefore, very rarely a unisystem but is, necessarily, a polysystem – a multiple system,

a system of various systems which intersect with each other and partly overlaps, using

concurrently different options, yet functioning as one structured whole, whose members

are interdependent. (vgl. Even-Zohar 1979:290)

Das Polysystem ist also ein System von Systemen und umfasst alle Systeme, die miteinander

interagieren und sich teilweise überlappen, da sich ihre Grenzen ständig verschieben können

und durchlässig sind. Das Polysystem ist somit ein dynamisches, hierarchisches und kein

statisches System, das aus verschiedenen Schichten und Systemen besteht und mit anderen

(Poly-)Systemen interagiert. Dies bedeutet, dass die verschiedenen Phänomene vom Kanon in

die Peripherie gedrängt werden können, diese aber wiederum versuchen in den Kanon

zurückzukehren. Das zeigt zudem, dass die einzelnen Systeme ihre Position innerhalb des

Polysystems verändern. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, dass ein Teilelement seine

Position von einer Peripherie an die Peripherie eines anderen Systems verschieben kann (vgl.

Even-Zohar 1990/1979:14).Was sind kanonisierte Werke? Even-Zohar beschreibt sie

folgendermaßen:

[…], by canonized one means those literary works and norms (i.e., both models and

texts) which are accepted as legitimate by the dominant circles within a culture and

whose conspicuous products are preserved by the community to become part of its

historical heritage. (Even-Zohar 1990/1979:15)

Während die kanonisierten Werken von der dominierenden Gesellschaftsschicht hoch

angesehen und anerkannt werden, geraten die nicht-kanonisierte Werke mit der Zeit in

11

Vergessenheit, weil sie von der dominierenden Gesellschaftsschicht nicht anerkannt werden

(vgl. ibid.).

Even Zohar untersucht in seiner Polysystemtheorie auch die Position der Übersetzung

insbesondere die der Literaturübersetzung. „ […], I conceive of translated literature not only as

an integral system within any literary polysystem, but as a most active system within it“ (vgl.

Even-Zohar1990:46). Das bedeutet, dass die übersetzte Literatur nicht nur ein Teil jedes

literarischen Polysystems ist, sondern zugleich auch das aktivste System ist. Die Position der

übersetzten Literatur kann sowohl im Zentrum, als auch in der Peripherie sein und kann somit

über primäre, als auch über sekundäre Elemente verfügen. Das hängt von der spezifischen

Konstellation des untersuchten Polysystems ab (vgl. ibid). Even-Zohar beschreibt drei

Situationen, die dazu führen können, dass die übersetzte Literatur eine primäre Rolle

übernimmt:

(a) when a polysystem has not yet been crystallized, that is to say, when a literature is

"young," in the process of being established; (b) when a literature is either "peripheral"

(within a large group of correlated literatures) or "weak," 1 or both; and (c) when there

are turning points, crises, or literary vacuums in a literature. (vgl. ibid.:47)

Im ersten Fall (a) erfüllen literarische Übersetzungen die Notwendigkeit einer jungen Literatur,

um ihre neue bzw. renovierte Sprache bei so vielen verschiedenen literarischen Arten wie

möglich zu verwenden. Even-Zohar beschreibt dieser Situation folgendermaßen:

Since a young literature cannot immediately create texts in all types known to

its producers, it benefits from the experience of other literatures, and translated

literature becomes in this way one of its most important systems. The same

holds true for the second instance, that of relatively established literatures

whose resources are limited and whose position within a larger literary

hierarchy is generally peripheral. (vgl.ibid)

Er ist der Meinung, dass diese junge Literatur nicht in der Lage ist Texte egal welchen Genres

einzuführen. Somit profitiert sie von den Übersetzungen aus anderen Literaturen, welche

verschiedene Formen und Gattungen vermitteln. Im zweiten Fall (b) gilt das Gleiche wie in Fall

„a“ weil die jüngeren Literaturen über nicht ausreichende Ressourcen verfügen, dienen die

Übersetzungen nicht nur als Vermittler neuer Ideen, sondern sie füllen auch Lücken in den

vorhandenen Repertoires. Der dritte Fall (c) kommt zur Geltung, wenn in der Literatur

Wendepunkte erzeugt werden, Krisen oder ein literarisches Vakuum herrschen: „In such a

vacuum, it is easy for foreign models to infiltrate, and translated literature may consequently

12

assume a central position“ (vgl. ibid.:48). In solchen Fällen könnte die übersetzte Literatur auch

in bekannten Literaturen eine zentrale Position annehmen.

Befindet sich die Übersetzung in keiner zentralen Position, sondern in der Peripherie, wird sie

versuchen sich an die Normen der Zielkultur anzupassen und wird somit auch keinen Einfluß

ausüben können. Diese Situation beschreibt Even Zohar wie folgt:

„In such a situation it has no influence on major processes and is modelled according to

norms already conventionally established by an already dominant type in the target

literature. Translated literature in this case becomes a major factor of conservatism”

(vgl. Ibid.).

Obwohl die Polysystemtheorie, sowie die vielen Richtungen der DTS, hauptsächlich die

Literatur als Untersuchungsgegenstand hat, kann sie auch in weiteren Bereichen angewendet

werden. So wird in der vorliegenden Arbeit versucht die Position von Albaniens Berichte für

die VN (siehe Kapitel „Albaniens Berichte für die VN“), anhand der Polysystemtheorie von

Even-Zohar zu untersuchen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Polysystmtheorie wichtige Impulse für die

Übersetzungswissenschaft liefert und dass sie besonders für die Übersetzungstheorie

richtungsweisend ist (vgl. Stolze 2011:155). Die Entwicklung der POlysystemtheorie in der

1970er Jahren führte dazu, dass auch die Analysemethoden iin Bezug auf Translation sich

änderetenund wurden ein Teil der so genannten Translation Studies (vgl Bassnet 1996:13). Mit

Hilfe der Polysystemtheorie wird auch die Position der Staatenberichte im Polysystem der

Vereinten Nationen festgestellt. Dadurch werden neue Erkenntnisse über den Prozessablauf

gewonnen. Ebenfalls mit Hilfe der Polysystemtheorie soll der versuch unternommen Albaniens

Translationsgeschichte zu beleuchten um etwaige Hinweise auf die heutige Translationspolitik

Albaniens zu erlangen.

Nachdem die Polysystemtheorien vorgestellt wurden, wird im folgenden Kapitel das

Normenkonzept von Gideon Tourys und jenes von Andrew Chesterman, der das

Normenkonzept von Toury weiter entwickelte, näher erläutert um den Einfluss der externen

Umstände auf die Entstehung der bereits erwähnten Übersetzungen zu untersuchen.

13

Normen

Bevor die Normenkonzepte von Gideon Toury und die von Andrew Chesterman

ausgearbeiteten Normen näher erläutert werden, sowie ihr Zusammenhang mit Übersetzung

erklärt wird, erfolgt zuerst was zum Thema Normen und was unter diesem Begriff zu verstehen

ist. Danach folgt eine Erklärung ihrer Funktion in einer Gesellschaft. Erich Prunč beschreibt

Normen wie folgt:

„Normen sind die in Verhaltensvorschriften gegossenen Wert- und Zielvorstellungen

einer Gesellschaft. Sie geben vor, was richtig und was falsch, was verpflichtend und

was verboten ist“ (Prunč 2012:244)

Hauptsächlich werden Normen von einer bestimmten Autorität festgelegt oder sie werden

einfach aufgrund ihrer Existenz für gültig erklärt (vgl. Chesterman 2000:56). Auch Hermans

teilt die gleiche Meinung wie Chesterman und sagt, dass Normen entweder von einer höheren

Instanz vorgeschrieben werden oder während des Sozialisierungsprozesses angeeignet (vgl.

Hermans 1996:26). Normen sind für eine Gesellschaft wichtig, weil sie als Maßstab für

richtiges Verhalten dienen. Im Falle von einer Missachtung der Normen, sind Sanktionen zu

erwarten (vgl. Prunč 2012:244).

Das Normenkonzept von Giedeon Toury

Welche Rolle spielen nun Normen in der Übersetzungswissenschaft? Giedeon Toury,

israelischer Wissenschaftler und Vertreter der DTS, lehnt sich mit seinem Konzept der Normen

an Even-Zohars Polysystemtheorie und Holmes Theorie an und meint: „A „translation„ will be

taken to be any target language utterance which is presented or regarded as such within the

target culture” (Toury 1995:20) und war ebenfalls der Meinung, dass Übersetzungsphänomene

durch ihre Stellung im System der Zielkultur untersucht und erklärt werden können. „A

„translation“ will be taken to be any target language utterance which is presented or regarded

as such within the target culture” (Toury 1995:20) und war ebenfalls der Meinung, dass

Übersetzungsphänomene durch ihre Stellung im System der Zielkultur untersucht und erklärt

werden können. Laut Toury können jede Art von Übersetzungen der Translationswissenschaft

zur Forschungszwecken dienen. Auf diese Weise kann die Funktion der Übersetzungen im

Polysystem beschrieben werden, welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen und wie sie die

Übersetzungen akzeptiert. Toury drei Postulate, das Ausgangspostulat (source-text-postulate),

14

das Transferpostulat (transfer postulate) und das Beziehungspostulat (relationship postulate).

Wenn eine Übersetzung existiert, dann muss es auch einen Ausgangstext geben. Das

Transferpostulat besagt, dass es während der Übersetzung ein Transfer zwischen Ausgangstext

(AT) und Zieltext (ZT) stattgefunden „hat. So kann angenommen werden, das zwischen AT

und ZT eine Beziehung entstanden ist (vgl. ibid.:33f). Um nochmal auf den

Ausgangstextpostulat zurückzukommen, wird ein anderes Phänomen vorgestellt. Es gibt

nämlich Übersetzungen, die keinen Ausgangstext habe. Das sind die so genannten

Pseudoübersetzungen, die eine Übersetzung vortäuschen. Toury definiert Pseudotranslation

folgendermaßen: „texts which have been presented as translations with no corresponding source

texts in other languages ever having existed“. (ibid.:40) Es ist also eine Originaltext und keine

Übersetzung, wie behauptet. Siobhan Brownlie ist der Meinung, dass das Normenkonzept von

Gideon Toury der größte konzeptionelle Beitrag im Bereich der DTS ist (vgl. Brownlie

2009:77).

Im Falle, dass die, in der vorliegenden Diplomarbeit als geltende Korpus, Staatenberichte mit

den, oben erwähnten, Pseudoübersetzungen vergleicht, so stellt sich die Frage ob es auch

„Pseudooriginale“ existieren? Werden die Staatenberichte der Vereinten Nationen in Betracht

gezogen, so kann gesagt werden, dass auch Pseudooriginale gibt. Das Ziel der vorliegenden

Arbeit, ist es unter anderem mit Tourys Untersuchungsmodell sprich das Beziehungspostulat

herauszufinden ob bei diesen Staatenberichten tatsächlich um Originale, wie angegeben,

handelt oder doch um einen Pseudooriginal? Um diese Frage nachzugehen bedarf es eine

Analyse anhand von Normen.

Toury war der Erste, der die Normen in der Übersetzungswissenschaft einführte. Doch Jiří

Levý, Literaturtheoretiker aus Tschechien, macht einen richtungsweisenden Schritt und führte

Normen in die Translationswissenschaft ein (vgl. Hermans 1996:25). Bereits Ende der 1960er

Jahren schrieb Levýi seine Monografie Die literarische Übersetzung und weist Normen eine

bedeutende Rolle im Übersetzungsprozess zu. Außerdem behauptete er, dass sich

ÜbersetzerInnen während ihrer Arbeit an Normen richteten.

Die Übersetzung kann man als Äußerung oder Ausdruck der schöpferischen

Individualität des Übersetzers betrachten und infolgedessen den Anteil des persönlichen

Stils und der persönlichen Interpretation des Übersetzers an der endgültigen Gestaltung

des Werks erforschen. Der Übersetzer ist ein Autor seiner Zeit und seiner Nation. Seine

Poetik kann man als Beispiel für die Unterschiede in der literarischen Entwicklung

zweier Völker, für die Unterschiede der Poetiken zweier Zeitepochen untersuchen. Und

15

schließlich kann man hinter dem Werk die Methode des Übersetzers als Ausdruck einer

bestimmten Übersetzungsnorm suchen, einer bestimmten Einstellung zum Übersetzen.

(vgl.Levý1969: 25)

Levý zufolge besteht keine Möglichkeit eine Übersetzungskritik ohne Normen zu führen, weil

selbst Kritik sich an Normen orientiert, wie eine optimale Übersetzung sein sollte (vgl.

ibid.:28). Toury beruht sich auf Levý, der Übersetzen als Entscheidungsprozess betrachtete,

und entwickelte anhand dessen sein eigenes Normenkonzept. Er entwarf praktische

Vorgehensweisen für die Erkennung und Klassifizierung von Normen (vgl. Hermans 1999:75).

Für Gideon Toury ist die Übersetzung nicht nur monolinguistisches oder literarisches Produkt,

sondern beschreibt sie als eine Aktivität, auf die auch eine Reihe anderer Faktoren, vor allem

kulturelle Aspekte, einwirken (vgl. Gentzler 2001:127). Für Toury ist Übersetzen „a kind of

activity which inevitably involves at least two languages and two cultural traditions, i.e., at least

two sets of norm-systems on each level” (Toury 1995:56). Aus diesem Zitat kann herausgelesen

werden, dass die Entscheidungsprozesse während des Übersetzens von bestimmten Normen

einer Kultur gesteuert werden. Somit ist das Übersetzen eine „norm-governed activity“, eine

soziokulturelle Handlung, die von Normen geleitet wird (vgl. Toury 2004/1995:207).

Normen können sowohl die Übersetzung als Endprodukt untersuchen, als auch den

Entscheidungsprozess beeinflussen. Toury unterscheidet zwischen drei Sorten von Normen und

benennt sie wie folgt: Ausgangsnormen(initial norms), Vornormen(preliminary norms) und

Operativnormen(operational norms) (vgl. Prunč 2007:235). Normen selbst können nicht

beobachtet werden. Es kann nur das Verhalten, das durch sie hervorgeht, untersuchen.

(vgl.Toury 1995:65).

Ausgangsnormen (initial norms) beziehen sich auf die grundlegende Entscheidung der

ÜbersetzerInnen, sich entweder den Normen der Ausgangs- oder der Zielkultur anzupassen.

Entscheidet der/die ÜbersetzerIn für die Ausgangskultur, so handelt es sich um eine adäquate

Übersetzung („adequate translation“). Entscheidet der/die ÜbersetzerIn für die Anpassung an

die Zielkultur, so handelt es sich hierbei um die acceptability methode.Bei der Letzeren gehen

die Eigenschaften der Ausgangskultur verloren (vgl. Toury 1995:56f). Abhängig davon für

welche Methode der/die ÜbersetzerIn entscheidet, kommt Venutis Begriff visiblevs, Invisible

zur geltung(vgl. Venuti 1995:1f). Adäquate Übersetzungen („adequate translation“) können

in der Zielsprache zwar ungewohnt erscheinen, können aber die Sichtbarkeit des Übersetzer/der

Übersetzerin ist wahrscheinlicher als bei einer zielsprachenorientierten Übersetzung.

16

Toury zufolge beziehen sich die Vornormen (preliminary norms) auf Prozesse vor dem

Übersetzen und beschreibt sie wie folgt: “Preliminary norms have to do with two main sets

of considerations which are often interconnected: those regarding the existence and actual

nature of translation policy, and those related to the directness of translation.”(vgl. Toury

1995:58 Hervorhebung im Original) Translationspolitik (translation policy) bezieht sich auf die

Frage, welche Texte bzw. Textsorte übersetzt werden sollen. Bei der Direktheit der

Übersetzung (directness of translation) geht es darum, ob nur direkt aus der Originalsprache

übersetzte Texte oder auch indirekte Übersetzungen zugelassen werden soll (vgl. ibid.).

„Operational norms, in turn, may be conceived of as directing the decisions made during the

act itself. (vgl. ibid. Hervorhebung im Original) Laut diesem Zitat bestimmen die

Operativnormen (operational norms) die Entscheidungen, die während des

Übersetzungsprozesses getroffen werden. Toury unterscheidet zwischen Matrixnormen

(matricial norms) und textlinguistischen Normen (textual-linguistic norms). Die matrical norms

beziehen sich auf die Anordnung der Sprache im Zieltext wie z.B. Auslassungen,

Hinzufügungen oder Umstellungen von Kapiteln usw. Die Textual-linguistic norms hingegen

bestimmen das sprachliche Material im Zieltext, wie z.B. Wortwahl oder Syntax (vgl. ibid.:58f)

Das Normenkonzept von Andrew Chesterman

Genau wie Toury verfolgt auch Linguist und Übersetzungswissenschaftler Andrew Chesterman

einen deskriptiven Ansatz. Chesterman unterscheidet zwischen product/expectancy norms und

process/professional norms. Er unterteilt die initial norms und operational norms von Toury in

zwei, von ihm, entwickelten Gruppen (vgl. Munday 2001:118).

Die product/expectancy norms geben darüber Auskunft, wie eine Übersetzung beschaffen sein

sollte. Sie reflektieren die Erwartungen der zielsprachlichen LeserInnen. Ihre Erwartungen

hängen von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel von der vorherrschenden

Übersetzungstradition in der Zielkultur, den wirtschaftlichen oder ideologischen Einflüssen,

sowie Machtverhältnissen innerhalb und zwischen Kulturen (vgl. Chesterman 2000/1997:64).

Schaffen es kleine Kulturen den durchbruch in die Großkulturen, wenn ja, welche Position

nehmen sie dann ein?

Die process/professional norms regeln den Übersetzungsprozess direkt. Aus Sicht der

professionellen ÜbersetzerInnen unterliegen sie den product/expectancynorms, weil sie durch

17

diese Normen bestimmt werden. Die professionellen ÜbersetzerInnen werden in der

Gesellschaft als kompetent und als Experten/Expertinnen angesehen (vgl. ibid.:67). In diesem

Zusammenhang ist Chesterman zu widersprechen. Zum eine beschreibt er die ÜbersetzerInnen

als angesehene Experten/Expertinnen, zum anderen sagt er, dass die ÜbersetzerInnen

untergeordnet sind weil sie die Erwartungen der Leser erfüllen müssen, somit sind die

ÜbersetzerInnen dem Lesepublikum hierarchisch untergeordnet.

Chesterman unterteilte die process/professional norms wiederum in drei Unterkategorien: die

accountability norms, die communication norms und die relation norms(vgl. ibid.:67ff.)

Die accountability norm geht von der Ethik des Übersetzers/der Übersetzerin aus:

„[…] a translator should act in such a way that the demands of loyalty are appropriately

met with regard to the original writer, the commissioner of the translation, the translator

himself or herself, the prospective readership and any other relevant parties.”(ibid.:68)

Demzufolge tragen ÜbersetzerInnen die Verantwortung gegenüber dem/der VerfasserIn, des

Ausgangstextes, dem Kunden, den LeserInnen, aber auch für sich selbst.

Die communication norm ist eine soziale Norm: „[…] a translator should act in such a way as

to optimize communication, as required by the situation, between all the parties involved.“(vgl.

ibid.:69) Diese Norm setzt fest, dass ÜbersetzerInnen darum bemüht sein sollen die

Kommunikation zwischen allen involvierten Parteien bestmöglichst zu gestalten.

Die dritte und letzte Unterkategorie stellt die relation norm dar. Die relation norm ist

linguistischer Natur und bezieht sich konkret auf den Übersetzungsprozess: „[…] a translator

should act in such a way that an appropriate relation of relevant similarity is established and

maintained between the source text and the target text“ (ibid.). Diese Norm bestimmt die

Beziehung zwischen Ausgangs- und Zieltext. Die ÜbersetzerInnen müssen Entscheidungen und

Anforderungen in den folgenden Kategorien treffen „the text-type, the wishes of the

commissioner, the intentions of the original writer, and the assumed needs of the prospective

readers“(ibid.).

Laut Chesterman erfüllen Übersetzungsnormen zwei Funktionen. Einerseits dienen sie als

Richtlinien, die den Spielraum für das andersartige Verhalten festlegen und anderseits

beeinträchtigen sie freies Handeln (vgl. ibid: 78). Nachdem die Normenkonzepte vorgestellt

wurden, lässt sich sagen, dass sie ein Kernbereich der Descriptive Translation Studies (DTS)

18

sind und als praktisches Instrumentarium dienen (vgl. Hermans 1999:73). Die Normen als

Untersuchungsgegenstand der DTS, bezeichnen sowohl die Werte, als auch die Ideen einer

Gesellschaft und beeinflussen das Zusammenleben der Beteiligten. Sowohl Toury als auch

Chesterman sind der Auffassung, dass die Entscheidungen, die während des

Übersetzungsprozesses gefallen werden, normengesteuert sind. Den ÜbersetzerInnen bietet

sich die Möglichkeit beim Übersetzen, entweder an die Normen der Ausgangskultur oder an

die der Zielkultur zu richten. Gideon Toury legt seinen Schwerpunkt auf lexikalische Aspekte.

Chestermans Normen hingegen rücken die Erwartungen der LeserInnen in den Vordergrund.

Mit Hilfe von Tourys matricial werden konkret die Anforderungen beziehungsweise die

Erwartngen zum einen der VN und zweitens die Erwartungen der anderen Mitgliedstaaten

untersucht.

Nachdem bis jetzt die DTS und die Normenkonzepte von Toury und Chesterman beschrieben

wurden, folgt im nächsten Kapitel eine Präsentation eines weiteren Modells, welches sich für

die Analyse des vorgelegten Korpus als sehr geeignet herausstellt. Die Rede ist von Javier

Franco Aixelás Strategien, die zur Übersetzung von Culture-specific Items (Kulturspezifika)

entwickelt wurden. Davor wird aber ein kurzer Überblick über Kultur im Allgemeinen sowie

ihre Rolle in der Tranlsationswissenschaft

Kultur und Kulturspezifika in der Translation

Bevor in der vorliegenden Arbeit konkret auf das Hauptthema Kulturspezifika eingegangen

wird, scheint es von Bedeutung zu sein, vorab die grundlegenden Begriffe, die für die Thematik

dieser Arbeit relevant sind, zu definieren. Begriffe wie Kultur, das Übersetzen von Kultur und

Kulturspezifika haben in der Fachliteratur verschiedene Definitionen. In diesem Kapitel soll

versucht werden einige dieser Definitionen darzustellen.

Kultur

Im Alltagsgebrauch kann der Begriff Kultur verschiedene Bedeutungen haben. Auch in der

Wissenschaft lässt sich Kultur auf unterschiedlichste Weise definieren.

Das Wort Kultur leitet sich vom lateinischen Wort cultura und auch cultus ab, was Bedeutung

Bearbeitung, Pflege und Bebauung der Landwirtschaft, aber auch die Pflege und Entwicklung

des Geistes bedeutet (vgl. Zalucki 2006:20). Der Kommunikationswissenschaftler Gerhard

19

Maletzke hat sich mit dem Begriff Kultur auseinandergesetzt. Er geht davon aus, dass aufgrund

verschiedener Definitionen, kann der Begriff Kultur nicht klar definiert werden, da Kultur

aufgrund ihrer Vielseitigkeit in verschiedenen Situationen unterschiedlich betrachtet und somit

auch unterschiedlich definiert wird (vgl. Maletzke 1996:15). Maletzke beschreibt Kultur wie

folgt:

[E]in System von Konzepten, Überzeugungen, Einstellungen, Wertorientierungen, die

sowohl im Verhalten und Handeln der Menschen als auch in ihren geistigen und

materiellen Produkten sichtbar werden.(vgl. ibid.: 16)

Klaus P. Hansen ist der Meinung, dass Kultur „die Veränderung der äußeren und inneren

Natur durch Arbeit“ ist und somit auch ihre Bedeutung aus dem lateinischen Ursprungsbegriff

bestätigt (vgl. Hansen 2003:15).

Mary Snell-Hornby greift in ihrem Werk „The Turns of Translation Studies: New paradigms

or shifting viewpoints?” auf die Definition von Heinz Göhring und Hans J. Vermeer zurück,

die Kultur wie folgt definieren:

Kultur ist all das, was man wissen, beherrschen und empfinden können muss, um beurteilen zu

können, wo sich Einheimische in ihren verschiedenen Rollen erwartungskonform oder

abweichend verhalten, und um sich selbst in der betreffenden Gesellschaft erwartungskonform

oder abweichend verhalten zu können, sofern man dies will und nicht etwa bereit ist, die jeweils

aus erwartungswidrigem Verhalten entstehenden Konsequenzen zu tragen. (vgl. Göhring 1977

zit. n. Snell-Hornby 2006:55)

Einige Jahre danach definiert Hans J. Vermeer Kultur als…

…die Gesamtheit der Normen, Konventionen und Meinungen, nach denen sich das Verhalten

der Mitglieder einer Gesellschaft richtet, und die Gesamtheit der Resultate aus diesem Verhalten

(also z.B. der architektonischen Bauten, der universitären Einrichtungen usw. usw). (vgl.

Vermeer 1989 zit. n. Snell-Hornby 2006:55)

Um für den Begriff Kultur eine klare Definition zu finden, wurde bereits in der Vergangenheit

viel diskutiert, wie kaum über einen anderen Begriff. Je nach Disziplinen wird ein

Wissenschaftler Kultur auch anders definieren. So wird sich eine Definition einer/es

20

Historikerin/Historikers in einigen Aspekten von der einer/s

Sprachwissenschaftlerin/Sprachwissenschaftlers unterscheiden. Bereits im Jahr 1952 erstellten

die amerikanischen Anthropologen Alfred Louis Kroeber und Clyde Kluckhohn in ihrem Werk

„Culture: A Critical Review of Concepts and Definitions“ eine Liste mit 164 Definitionen von

Kultur. Daher kann davon ausgegangen werden, dass sich die Zahl an Definitionen seitdem

vervielfacht hat (vgl. Katan 1999:16f).

Nach der Frage, wie der Begriff Kultur in der Übersetzungswissenschaft, jener Disziplin, in

die auch das in der vorliegenden Diplomarbeit besprochene Kernthema fällt, aufgefasst wird,

soll im nächsten Unterkapitel die Definition von Heinz Göhring näher beleuchtet werden.

Kultur in der Translationswissenschaft

Wie wir bereits feststellen konnten, ist all diesen Definitionen eines gemein: Kultur wird als

Gesamtheit einer Gesellschaft betrachtet, die außer Sprache auch Verhaltensformen und

Gewohnheiten etc. umfasst. Sprache ist somit kulturgebunden.

In der Translationswissenschaft wird häufig auf die bereits oben angeführte Kulturdefinition

von Göhring zurückgegriffen, welche wie folgt lautet:

In Anlehnung an Goodenough (1964:30) läßt sich Kultur für die Zwecke des

Übersetzers und Dolmetschers definieren als all das, was dieser in Hinblick auf seine

Ausgangsgesellschaft und auf seine Zielgesellschaften wissen und empfinden muß,

(1) damit er beurteilen kann, wo sich Personen in ihren verschiedenen Rollen so verhalten, wie

man es von ihnen erwartet, und wo sie von den gesellschaftlichen Erwartungen abweichen;

(2) damit er sich in den gesellschaftlichen Rollen, die ihm – z. B. von seinem Alter und Ge-

schlecht her – offenstehen, erwartungskonform verhalten kann, sofern er dies will und sich

nicht etwa dazu entscheidet, aus der Rolle auszubrechen und die daraus erwachsenden

Konsequenzen in Kauf zu nehmen;

(3) damit er die natürliche und die vom Menschen geprägte oder geschaffene Welt (zu letzterer

gehören natürlich auch Texte) jeweils wie ein Einheimischer wahrnehmen kann. (vgl.

Göhring 1999:112f., Hervorhebung im Original).

21

Hierzu kann gesagt werden, dass diese Definition eher subjektiv und sich auf das Verhalten der

ÜbersetzerInnen bezieht und von einem System von Regeln geprägt wird. Es werden

Handlungsanweisungen dargestellt und es wird von den ÜbersetzerInnen ein breites Wissen

gefordert. Margret Amman ist der Meinung, dass die/der ÜbersetzerIn die Rolle eines „Mini-

Ethnologe“ einnehmen sollte, der sich in die andere Kultur „eindenken und einleben soll“(vgl.

Amman 1995:43). Göhring sagt, dass die ÜbersetzerInnen als Experten zwischen der eigenen

und der fremden Kultur fungieren sollten. Außer, dass die ÜbersetzerInnen zweisprachig sind,

sollten sie auch „bikulturell“ bzw. „plurikulturell“ sein, um sich mit den fremden Sprachen und

Kulturen auszukennen und somit über Normen und Konventionen der Zielkultur Bescheid zu

wissen (vgl. Vermeer 1994:39). Sowohl Göhring als auch Vermeer betonen, dass die Rolle der

ÜbersetzerInnen als KulturmittlerInnen von hoher Wichtigkeit ist. Göhring bezeichnet die

KulturmittlerInnen als „Grenzgänger“, d.h. Personen, die sich an der Grenze zwischen Kulturen

bewegen, diese Grenze überschreiten und anderen helfen, die kulturelle Grenze zu überwinden

(vgl.Göhring 2002:21).

Terje Loogus ist der Meinung, dass Göhring beim o.g. Zitat, obwohl er die gesellschaftliche

Vielfältigkeit erwähnt, dennoch die Gesellschaft als homogen und statisch betrachtet. In der

heutigen Zeit der Globalisierung, in der immer mehr die Rede von multikultureller Welt ist,

sieht Loogus die Verwendung des Begriffes „Einheimischer“ als nicht aktuell (vgl. Loogus

2008:37).

Es kann somit festgestellt werden, dass in allen genannten Definitionen Kultur als Gesamtheit

einer Gesellschaft betrachtet wird. Das heißt, Kultur befasst sich nicht nur mit Sprache, sondern

auch mit Verhaltensformen und Gewohnheiten einer Gesellschaft. Somit ist auch es auch bei

einer Übersetzung sehr wichtig über die Sprache, als wichtiges Element, hinaus zu denken.

Dementsprechend ist Sprache kulturgebunden. Somit entstehen bei einer Übersetzung

kulturspezifische Probleme.

Kulturspezifika

Für eine gelungene Übersetzung, vor allem die für Fachtexte eine wichtige Rolle spielen, ist es

wichtig, kulturspezifische Termini so in die andere Sprache zu transportieren, dass diese in der

Zielsprache beziehungsweise Zielkultur verstanden werden. Es wird nachfolgend nun auf den

Begriff Kulturspezifika im Allgemeinen eingegangen, als auch auf kulturspezifische Probleme

und wie damit im Übersetzungsprozess umgegangen wird.

22

Der Begriff Kulturspezifika kann zweierlei Bedeutung haben. Einerseits sind extralinguistische

Phänomene gemeint und anderseits können sie als intralingual definiert werden.

Extralinguistische Phänomene können natürliche Gegebenheiten sein oder auch Institutionen,

die der Mensch schuf. Unter der Kategorie intralingual sind Anspielungen, Wortspiele, oder

auch verschiedene Arten von Begrüßungen oder Anrede gemeint (vgl. Leppihalme 1997-2f.)

Definiton von Kulturspezifika

Für den Begriff Kulturspezifika gibt es ebenfalls so viele Definitionen wie für den Begriff

Kultur. Diesbezüglich haben viele TranslationswissenschaftlerInnen ihre eigene Terminologie

entwickelt.

In ihrem Buch „Kulturspezifika in der Übersetzung“ erklärt Sabrina Wranke, dass

Kulturspezifika in der Übersetzungswissenschaft häufig thematisiert wurden. Jedoch wurden

zahlreiche verschiedene Bezeichnungen verwendet (vgl. Wranke 2010:37).

„Ein Kulturspezifikum ist ein Element, das einem bestimmten kulturellen System eigen ist, und

in anderen nicht erscheint“(vgl. NdeffoTene, 2004:187) Hierbei handelt es sich um einen

Begriff, der in der Ausgangskultur bekannt ist, während er aber in der Zielkultur jedoch nicht

verstanden wird.

Jörn Albrecht nennt Kulturspezifika „kulturelle Verschiedenheiten“, die bei der Übersetzung

große Schwierigkeiten bereiten. Zu diesen Verschiedenheiten gehören laut Albrecht:

„Natürliche Gegenstände, vom Menschen geschaffene Gegenstände, soziale Institutionen,

Bezeichnungen für Verhaltensweisen, Erfahrungs- und Denkkategorien und eine traditionell-

kollektive Einstellung zu Dingen“ (vgl. Albrecht 1973:11)

Christiane Nord definiert die Kulturspezifika in ihrem Artikel „Alice im Niemandsland“ als

„Kulturemen“ und zitiert dabei Els Oksaar, die Kultureme als die „abstrakten Einheiten des

kommunikativen Handelns und Verhaltens von Menschen“ (vgl Nord 1993:397)definiert.

Zu den weiteren Translationswissenschaftlern, die sich mit dem Begriff „Kulturem“ befasst

haben, gehören auch Vermeer und Witte. Sie definieren „Kulturemen“ wie folgt:

23

Wir wollen von einem „Kulturem“ sprechen, wenn sich feststellen läßt, daß ein

gesellschaftliches Phänomen im Vergleich zu „demselben“ oder einem unter angebbaren

Bedingungen ähnlicher einer anderen Kultur (!) ein Kulturspezifikum ist (also nur in einer der

beiden miteinander verglichenen Kulturen vorkommt) und dort gleichzeitig für jemanden (!)

„relevant“ ist. Ein Kulturem ist nach unserer Definition also ein Phänomen aus einer

Gesellschaft, das von jemandem als relevantes Kulturspezifikum angesehen wird. (Vermeer &

Witte 1990:137 Hervorhebung im Original)

Zudem weisen sie darauf hin, dass etwas, das für den/die LeserIn des Ausgangstextes relevant

ist, nicht automatisch auch für den/die LeserIn des Zieltextes relevant ist. Dabei wird dem/der

TranslatorIn überlassen, ob er/sie die „relevante Merkmalhaftigkeit, also [den] Kulturemstatus,

erhalten, ändern, schaffen oder abschaffen will“ (vgl.Vermeer& Witte 1990:142).

Pernilla Rosell Steuer zitiert in ihren Werk mehrere ForscherInnen und ihre unterschiedlichen

Bezeichnungen für Kulturspezifika. Sie erwähnt aber, dass nicht alle diese Bezeichnungen auch

Synonyme sein müssen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sich die Bedeutungen

überlappen (vgl. Steuer 2004:50). Die Benennungen sind wie folgt: „Realia“ (vgl. Markstein

1999 und Kade 1968z.n. Steuer 2004:50), „Realienbezeichnung“ (vgl. Bödeker/Freese

1987z.n. Steuer 2004:50), Realia-Bezeichnungen sog. Landeskonventionelle, im weiteren

Sinne kulturspezifische Elemente“ (vgl. Koller 2001z.n. Steuer 2004:50), „Kulturspezifika“

(vgl. Schreiber 1993z.n. Steuer 2004:50), „kultureller Verschiedenheiten“ (vgl. Albrecht

1973z.n. Steuer 2004:50). Auch im Englischen gibt es mehrere Bezeichnungen für

Kulturspezifika und zwar „culture-specific terms“ (vgl. Williams 1988z.n. Steuer 2004:50) oder

„cultural words“ (vgl. Newmark 1988z.n. Steuer 2004:50) (vgl. Wranke 2010: 37; Steuer

2004:50).

Auch Birgit Nedergaard-Larsen beschäftigt sich mit der Übersetzung von Kulturspezifika,vor

allem beim Übersetzen von Untertiteln. Sie hat sich allerdings mit „extralinguisticculture-

bound problems“ in Untertitelungen befasst. Extralinguistische Kulturspezifika können

sowohl in fremdsprachigen Texten, als auch in Texten des gleichen Sprach- und Kulturraums

vorkommen, wie zum Beispiel bei technischen Texten, die für LaiInnen oft umgeschrieben

werden müssen. (vgl. Nedergaard-Larsen 1993:211f). Sie hat die KS nach verschiedenen

Kategorien aufgeteilt und folgende Tabelle erstellt:

24

Extralinguistic culture-bound problem types

Geography etc.

Geography

meteorology

biology

mountains, rivers

weather, climate

flora, fauna

cultural geography regions, towns

roads, streets, etc.

History

buildings monuments, castles, etc.

events wars, revolutions, flag days

people well-known historical persons

Society

industrial level

(economy)

trade and industry

energy supply etc.

social organisation

defence, judicial system

police, prisons

local and central authorities

politics

state management, ministries,

electoral system, political parties,

politicians, political

organizations

social conditions groups, subcultures

living conditions, problems

ways of life,

customs

housing, transport, food, meals,

clothing, articles for everyday

use, family relations

Culture

religion

churches, rituals, morals,

ministers, bishops, religious

holidays, saints

education

schools, colleges, universities,

lines of education, exams

media

TV, radio, newspapers, magazines

25

culture

leisure acitivities

museums, works of art, literature,

authors, theatres, cinemas, actors,

musicians, idols, restaurants,

hotels, nightclubs, cafés, sports,

athletes

Tabelle 1: Extralinguistic Culture-bound problem types (Nedergaard-Larsen

1993:211)

Javier Franco Aixelá

Aufgrund dessen, dass in der vorliegenden Diplomarbeit die Berichte Albaniens, im Rahmen

der Universal Periodic Review (UPR), im Hinblick auf Javier Franco-Aixelá analysiert werden,

werden im folgenden Kapitel Franco-Aixelás Culture Specific Items (CSI) näher beschrieben.

Im nächsten Kapitel wird auf Javier Franco Aixelá und die von ihm entwickelten Strategien zur

Übersetzung von Kulturspezifika eingegangen. Franco Aixelá geht davon aus, dass die

Vermischung zwischen zwei oder mehrere Kulturen kann eine Ungleichgewicht in Bezug auf

Macht zur Folge haben kann. Das beste Beispiel hierfür wäre nun die lingua franca. Im Zeitalter

der Globalisierung beherrscht die Englische Sprache jeglicher Art von Kommunikation.

Diesbezüglich stellt Snell-Hornby folgende Frage ob das Engliche eine:

…dominant language, which is forced on the subjugated people along with the foreign

world-view and culture (cf. 3.2.1), and a lingua franca, which is more or less freely

accepted as a system of communication for mutual understanding? (Snell-Hornby

2006:139)

Internationale Kongresse und Konferenzen werden heutzutage meistens teilweise oder a auf

Englisch abgehalten. Dies könnte zu Kommunikationsverlusten führen weil „die Delegierten

im restringierten Code der lingua franca nicht das sagen können, was sie sagen wollen, sondern

lediglich das, was sie zu sagen imstande sind“ (Prunč 1997:102, Hervorhebung im Original).

Der Grund über die Dominanz der Englischen Sprache ist die Translationspolitik der

mächtigsten englischsprachigen Länder. Es wird kaum ins englische übersetzt, dieser Fakt weist

auf eine Abhängigkeit von der eigenen Sprache, nämlich der Englischen als dominante Sprache

und auf eine ungleiche kulturelle Austauch hin (vgl. Venuti 1998:159).

26

Maria Tymoczzko weist auch daraufhin, dass Translation ein wesentlicher Machtfaktor sein

kann, der oft instrumentalisiert wird, wie zum Beispiel: „[…] media translation inserts

quantities of material from dominant societies into the social space of cultural systems across

the globe“ (Tymoczko 2006:446). Das Heisst, dass die verschiedene Medienanstalten, einen

großen Anteil daran haben, dass die Dominanz des Englischen massenweise verbreitet wird,

Dabe ist es zu beachten, wie Prunč sagt dass;

Im hegemonialen Machtdiskurs zwischen den Sprachen scheint die Regel zu herrschen,

dass den Sprachen der starken Sprachgemeinschafte dabei noch mehr Macht

zugeschrieben wird, während die schwachen no stärker marginalisiert werden.

(Prunč:85)

Es wird davon augegangen, dass auch das Albanische den Machtsprachen untergeordnet ist,

deshalb werden die Ergebnisse der späteren Analyse zeigen, in welche Machtposition im

System der VN Albanien sich befindet, wenn überhaupt.

Der Übersetzer und im Bereich der Descriptive Translation Studies (DTS) anzusiedelnde

Translationswissenschaftler Javier Franco Aixelá ist Professor an der Universität von Alicante

und hat sich in seiner Forschung auf Übersetzungsgeschichte, medizinisches Fachübersetzen

und auf die Übersetzung von Kulturspezifika (Culture Specific Items – CSI) spezialisiert (vgl.

JoSTrans 2009:issue11).

Die Culture Specific Items (CSI) von Javier Franco Aixelá

Auch Javier Franco Aixelá beschäftigt sich mit Kulturspezifika. Er bezeichnet sie als Culture-

Specific Items. Franco Aixelás Definition für die CSI lautetfolgendermaßen:

Those textually actualized items whose function and connotations in a source text

involve

a translation problem in their transference to a target text, whenever this problem is a

product of the nonexistence of the referred item or of its different intertextual status in

the

cultural system of the readers of the target text. (Franco Aixelá 1996:58; Hervorh. im

Orig.)

27

In seinem Artikel Culture-specific Items in Translation lehnt sich Franco Aixeláan Tourys

Postulat der „Doppelloyalität“ (double loyalty) an. Dieses Postulat besagt, dass eine

Übersetzung einerseits wie ein Original (Zielkultur orientiert) und anderseits wie das Original

(Ausgangskultur orientiert) gelesen werden soll (vgl. ibid.:52). Um festzustellen, ob die

ÜbersetzerInnen sich daran halten, entwickelt er vier Kategorien, die das verfolgen: linguistic

diversity, interpretative diversity, pragmatic or intertextual diversity und cultural diversity (vgl.

ibid.:53). Bei letzterem geht er am ausführlichsten ein.

Unter cultural diversity versteht Franco Aixelá Gewohnheiten, Wertvorstellungen Traditionen

einer Sprachgemeinschaft, welche sich von Kultur zu Kultur unterscheiden und sich teilweise

aber ähneln. Mit der Zeit können sich diese jedoch ändern. Das darf allerdings eine/ein

ÜbersetzerIn nicht außer Acht lassen (vgl. ibid.)

Um die Kulturspezifika besser zu verstehen, bringt Franco-Aixelá ein konkretes Beispiel aus

der Bibelübersetzung, nämlich das Lamm. Ihm zufolge stellt das Wort „Lamm“ ein CSI dar,

weil es möglich ist, dass das Tier in einer Zielkultur entweder unbekannt ist oder kein Symbol

für Unschuld, Reinheit und Hilflosigkeit, wie in der Ausgangskultur ist. Wenn das Tier

allerdings sowohl in der Ausgangskultur, als aus in der Zielkultur als gleiches Symbol gilt, dann

ist es kein CSI (vgl. ibid.:57f).

Javier Franco Aixelá bezeichnet Übersetzen als einen komplexen rewriting process, wobei zwei

oder mehrere Kulturen sich miteinander „vermischen“. Diese „Vermischung“ führt zu einem

Ungleichgewicht des Machtverhältnisses, das im großen Maße von der Bedeutung der

exportierenden Kultur in der Zielkultur abhängt (vgl. Franco Aixelá 1996: 52).

Für Franco Aixelá ist es demnach schwierig eine genaue Definition der Culture-Specific

Items (CSIs), zumal innerhalb einer Sprache alles als etwas kulturelles aufgefasst werden kann,

sogar die Sprache selbst (vgl. Franco Aixelá 1996:56f.). Grob zusammengefasst, stuft Franco

Aixelá nicht nur die Kulturspezifika, welche man mit den Augen betrachten kann, wie Namen

von Institutionen, Straßen, historischen Figuren, Orten, Personen, Zeitschriften und

Kunstwerken als CSI ein, sondern alle linguistischen Elemente, die in der Zielkultur nicht

vorhanden sind, weil sie entweder in der Zielkultur unterschiedliche Konnotation darstellen

oder unterschiedlich gebraucht werden. Alle diese Elemente stellen ein Übersetzungsproblem

dar (vgl. Franco Aixelá 1996:57f.; Franco Aixelá 1995:113).

28

Strategien zur Übersetzung von Culture Specific Items (Kulturspezifika)

Kulturspezifika sind jene Aspekte einer Kultur, die für sie spezifisch sind. In anderen Kulturen

sind sie jedoch unbekannt. Dies kann zu Kommunikationsproblemen und Missverständnissen

führen. Um diese Kommunikationsprobleme zu lösen, liegt es am Übersetzer/ an der

Übersetzerin und daran, welche Strategien er/sie verfolgt um die Kulturspezifika für das

Zielpublikum adäquat zu übersetzen. Das bedeutet, dass der Übersetzer/die Übersetzerin sie

bewusst wahrnehmen muss und sie entsprechend in die Zielsprache übersetzen muss.

Damit Realia in einer Übersetzung verständlich sind, müssen diese verändert beziehungsweise

umgeschrieben oder zumindest erklärt werden (vgl. Snell-Hornby / Hönig / Kußmaul / Schmitt,

2005:288).

Javier Franco Aixelá ordnet seine Übersetzungsstrategien für Kulturspezifika in zwei

Gruppen ein. Er ist der Meinung, dass diese Gruppen vom geringsten bis hin zum höchsten

Grad der interkulturellen Manipulation, kombinierbar sind. Die Strategien bei denen CSI im

Zieltext fast unverändert bleiben und nicht beziehungsweise minimal manipuliert werden,

ordnet er der Gruppe conservation zu. Strategien, bei denen ein CSI stärker manipuliert und

durch ein der Zielkultur näherliegendes kulturelles Element ersetzt werden, ordnet er der

Gruppe substitution zu (vgl. Franco Aixelá 1996:60f.). Die Gruppe conservation besteht aus

fünf Strategien und die Gruppe substitution aus neun (Hervorgehoben von H.B.). Diese

Strategien werden nun in Unterkapiteln detaillierter erklärt und soweit es möglich ist, einige

Beispiele beigefügt.

Conservation

Repetition; Bei dieser Strategie versuchen die ÜbersetzerInnen, die ursprüngliche

Bezeichnung im Zieltext möglichst beizubehalten, auch dann, wenn die Übersetzung fremd und

exotisch auf das Zielpublikum wirkt. Diese Strategie wird oft bei der Übersetzung von

Toponymen eingesetzt (vgl. Franco Aixelá 1996:61). Beispiel: albanischer Ausgangstext:

Tirana - deutscher Ausgangstext: Tirana

Orthographic adaption; Die Strategie umfasst Verfahren wie Transkription und

Transliteration und wird dann verwendet, wenn Ausgangs- und Zielkultur zwei verschiedene

29

Alphabete haben. Bei dieser Strategie wird der ausgangssprachliche Ausdruck an die

Schreibweise der Zielkultur angepasst (vgl. ibid.). Beispiel: serbischer Ausgangstext: Београд

- deutscher Zieltext: Belgrad.

linguistic (non-cultural) translation; Wenn ÜbersetzerInnen auf diese Strategie sich

beziehen, so offerieren sie eine zielsprachliche Version, die dem Originalausdruck denotativ

sehr nahe kommt aber weiterhin erkennen lässt, dass es sich um einen Begriff aus der

Ausgangskultur handelt (vgl. ibid: 61-62). Beispiel: amerikanischer Ausgangstext: 100 Dollar

– deutscher Zieltext: 100 Dollar; Ausgangstext: Grand Jury spanischer Zieltext: granjurado

(vgl. ibid:62).

Extratextual gloss; Hierbei wenden ÜbersetzerInnen eine oder mehrere von den oben

genannten Strategien von Javier Franco Aixelá an, fügen jedoch noch eine zusätzliche

Erklärung zu dem Begriff in Form von Fußnoten, Glossaren, Kommentaren/Übersetzungen in

Klammern oder in Kursivschrift etc. hinzu. Diese Strategie wird angewendet, wenn Angaben

zu berühmten Persönlichkeiten gemacht werden müssen oder Wortspiele, welche als

„unübersetzbar“ gelten, erläutert werden (vgl. ibid.). Beispiel: Albanischer Ausgangstext

LorikCana (albanischer Fußballer).

Intratextual gloss; Die Strategie ist identisch mit vorigen Strategie extratextual gloss. Es

werden ebenfalls Zusatzinformationen zu dem CSI von den ÜbersetzerInnen gegeben. Diese

werden allerdings direkt in den Fließtext integriert, um den Lesefluss nicht zu stören (vgl.

ibid.). Beispiel: englischer Ausgangstext: Big Ben deutscher Ausgangstext: - London's Big

Ben. Beispiel:–, Amerikanischer Ausgangstext: 120 mile – deutscher Zieltext: 193 kmh.

Javier Franco Aixelá bezeichnet diese Strategie auch als strategy of explicitness, da sie das

explizit macht, was im Ausgangstext nur teilweise offenbart wurde (vgl. ibid.).

Substitution

Synonymy: Bei dieser Strategie kann sich der ÜbersetzerInnen/die Übersetzerin entscheiden,

ob er/sie dafür ein Synonym oder einen Parallelausdruck für das CSI einsetzen will, um

Wortwiederholungen zu vermeiden. Diese Strategie wird meistens aus stilistischen Gründen

verwendet (vgl. Franco Aixelá 1996:63). Beispiel: Während im englischen Ausgangstext der

Sohn „ Myson“ dreimal in Folge angegeben wird, kommt er im deutschen Ziexltext nur

30

einmal als Sohn vor und die anderen Male durch die Synonyme „Mein Junge“ bzw. „Mein

Bursche“ ersetzt.

Limited universalization: Bei dieser Strategie sind die ÜbersetzerInnen der Meinung, dass

CSI für das Zielpublikum zu unverständlich ist, somit ersetzen es deshalb durch ein anderes

CSI, welches in der Ausgangskultur weniger spezifischer ist, Damit es für das Zielpublikum

vertrauter ist (vgl. ibid.). Beispiele: englischer (amerikanischer) Ausgangstext: American

Football Übersetzung: Rugby, deutscher Ausgangstext: Fußball – englischer (amerikanischer)

Ausgangstext: Soccer.

Absolute universalization: Die Ausgangssituation für die Anwendung des Verfahrens ist der

vohergenannten ähnlich, jedoch findet die Übersetzerin/der Übersetzer keine bekannteren und

verständlicheren CSI beziehungsweise entscheidet, jegliche fremdkulturelle Konnotationen zu

streichen und diese durch einen neutralen Bezeichnung zu ersetzen. Beispiele: englischer

Ausgangstext: a Chesterfield: spanischer Zieltext: unsofá (deutscher Übersetzung: Sofa) (vgl.

ibid.).

Naturalization: Bei der Anwendung dieser Strategie gehen die ÜbersetzerInnen noch einen

Schritt weiter und ersetzen die CSI aus dem Ausgangstext durch CSI der Zielkultur (vgl.

Franco Aixelá 1996:63). Beispiel: englischer (Amerika)Ausgangstext: Dollar $ deutscher

Zieltext: Euro €.

Deletion: Bei dieser Strategie lassen die ÜbersetzerInnen CSI oder Teile der CSI weg.

Sei dies aus ideologischen oder stilistischen Gründen für die Zielkultur inakzeptabel oder sie

beurteilen es für die LeserInnen als zu unverständlich. Eine Anmerkung ist jedoch nicht

erwünscht oder möglich. Deshalb kommt die betreffenden CSI nicht im Zieltext vor (vgl.

ibid.:64). Beispiel: deutscher Ausgangstext: Ein vier türige schwarzer BMW – englischer

Zieltext: ein schwarzer BMW

Autonomous creation: Laut Franco-Aixelá wird dieser Strategie selten angewendet. Hierbei

entscheiden sich die ÜbersetzerInnen (oder auch der Auftraggeber/die Auftraggeberin) dafür,

eine zusätzliche kulturelle Referenz, die im Ausgangstext nicht vorhanden ist, in den Zieltext

einzufügen (vgl. ibid).

Franco Aixelá erwähnt weitere mögliche Strategien, zur Übersetzung von CSIs ,auf die hier

aber nicht näher eingegangen werden soll, sind zum Beispiel compensation (bestehend aus

31

deletion plus autonomous creation an einer anderen Textstelle mit der Erzielung einer ähnlichen

Wirkung) oder attenuation (bei der aus ideologischen Gründen „zu starke“ Ausdrücke durch

„mildere“ ersetzt werden) (vgl. ibid.).

32

Explanatory Variables

Neben der Typologie der CSI untersucht Franco Aixelá weitere komplexe Faktoren welche die

Entscheidungen über Übersetzungsstrategien der ÜbersetzerInnen beeinflussen können. Zu den

EntscheidungsträgerInnen zählen außer den ÜbersetzerInnen auch die VerlegerInnen,

LektorInnen, ProduzentInnen sowie weitere Personen die am Übersetzungsprozess beteiligt

sind. Dabei teilt er die Explanatory Variables (Variablen) in supratextualparameter

(supratextuelle Parameter), textual parameter (textuelle Parameter), the nature of the CSI (das

Wesen des CSIs) sowie intratextual parameter (intratextuelle Parameter) (vgl. ibid.:65).

Supratextual parameters

Unter Supratextual parameters sind die äußeren Faktoren, die die Strategie der ÜbersetzerInnen

beeinflussen können zu verstehen und nennt dazuj vier verschiedene Kategorien.

Degree of linguisticprescriptivism (der Grad des sprachlichen Präskriptivismus)hier geht es um

die Frage ob irgendwelche Institutionen in der Zielsprache gibt, die sich für die Erhaltung von

sprachlichen oder stilistischen Konventionen einsetzt (vgl.ibid.).

Nature and expectations of potential readers(das Wesen und die Erwartungen der potenziellen

LeserInnen)bezieht sich auf das Zielpublikum. Je na Zielpublikum werden dementsprechend

auch Übersetzungsstrategien angewendet. Zum Beispiel für Jugendliteratur werden andere

Strategien angewendet als für Werke von Literaturstudierenden (vgl. ibid.:66)

Franco Aixela nach werden die ÜbersetzerInnen von ihren AuftraggeberInnen nicht selten

beeinflusst, diesbezüglich spricht er diese Tatsache in die Nature and aims of the initiators (das

Wesen und die Ziele der InitiatorInnen) Kategorie an. Hiermit sind Zielsetzungen und die

Vorgaben der AuftraggeberInnen gemeint. Nicht alle ÜbersetzerInnen wenden beim

Übersetzen dieselbe Strategie an. Deshalb spricht Franco Aixelá in dem Punkt acuh ein

möglichen Konflikt zwischen AuftraggeberIn und ÜbersetzerIn (vgl. ibid.)

Die Kategorie der Working conditions, training and social status of the translator

(Arbeitsbedingungen, Ausbildung und sozialer Status der ÜbersetzerInnen) bezieht sich auf die

die Arbeitsbedingungen und den sozialen Status der ÜbersetzerInnen. Er meint, dass die

ÜbersetzerInnen unbewusst Entscheidungen treffen, die auf schlechte Arbeitsbedingungen oder

Ausbildung zurückzuführen sind (vgl. ibid.).

33

Textual parameters

Unter der Kategorie Material textual constraints (materielle textuelle Einschränkungen) ist der

Platzmangel aufgrund dessen, dass in einen Übersetzung Bilder mit integriert werden z.B. im

Filmübersetzungen (vgl. ibid.:67).

Previous translations (bestehende Übersetzungen) bezieht sich auf die bereits existierenden

Übersetzungen des gleichen Werkes oder der/des gleichen Autorin/Autors. Dies kann die

Entscheidungsmöglichkeiten der ÜbersetzerInnen einschränken weil die Übersetzung bereits in

der Zielkultur Stellung genommen hat (vgl. ibid.).

Im Zusammenhang mit der vorigen Kategorie wird unter Canonization (Kanonisierung) die

Frage gestellt welche Werke befinden sich im literarischen Kanon der Zielsprache. Dies kann

zu Einschränkungen der Übersetzungsstrategien führen. Unbekannte Werke also nicht

kanonisierte Werke werden zugunsten der zielsprachliche Konventionen stark gekürzt, währen

klasische Werke, die in der Zielsprache bekannt sind „respektvolle“ behandelt werden (vgl.

ibid.).

The nature of the CSI

Als nature of the CSI beschreibt Franco Aixelá die Art und die Reichweite der kulturellen

Unterschiede zwischen einem Sprachenpaar. Dazu nennt er vier Kategorien, die zum Wesen

der CSI zählen.

Als Pre-established translations (etablierte Übersetzungen) bezeichnet Franco Aixelá

Abweichungen in bestehenden Übersetzungen und die Begriffe, die mit der Zeit ein Teil der

Zielkultur geworden sind, zum Beispiel. UNO wird zur ONU während UNICEF weiterhin

UNICEF bleibt (vgl. ibid.:68).

Transparency of the CSI (Transparenz des CSI) gibt Auskunft über inkohärente Übersetzungen.

Gilt eine Übersetzung von CSI für stilistisch akzeptabel, so wird diese im Zieltext übernommen.

Wird aber eine Übersetzung von CSI als undurchsichtig bezeichnet, kann der/die ÜbersetzerIn

die CSI in der Zielsprache löschen oder wiederholen (vgl.ibid.)

Ideological status (ideologischer Status) bedeutet, dass bestimmte CSI sowohl in der

Ausgangskultur als auch in der Zielkultur existieren, jedoch nicht dasselbe bedeuten. Diese

Tatsache führt dazu, dass die ÜbersetzerInnen die CSI verschieben sollten oder auch

34

Streichungen von CSI im Zieltext vorzunehmen, um mögliche Redundanzen oder

Wiederholungen zu vermeiden (vgl. ibid.:69).

Bei References to third parties (Verweise auf Dritte) geht es um CSI, die einer dritten Kultur

angehören, welche hier ein Sonderfall darstellt. Auf der einen Seite gibt es für transnationale

CSIs zum Beispiel internationale Organisationen, die bereits etablierte Übersetzungen

ausgearbeitet haben. Auf der anderen Seite können Bemerkungen über die Zielkultur im

Ausgangstext vorkommen. Während diese Bemerkungen in der Ausgangskultur natürlich sind,

werden dieselben im Zieltext weggelassen. Franco Aixelá nennt hier folgendes Beispiel: Wenn

im Ausgangstext steht, dass Sevilla eine Stadt im Süden Spaniens liegt, so könnte diese

Bemerkung in einem spanischen Zieltext weggelassen werden (vgl. ibid.).

Intratextual parameter

Der Umgang mit CSI in der Übersetzung hängt auch von seiner Funktion im Ausgangstext ab.

Es muss nicht sein, dass die CSI dieselbe Funktion auch im Zieltext haben.

Cultural consideration with in the source text (kulturelle Verweise im Ausgangstext) bezieht

sich auf CSI, welche auch in der Ausgangskultur spezifisch sind, wie beispielsweise bei

technischen Texten. In diesen Fällen wird im Ausgangstext mittels intratextual glosses eine

zusätzliche Erklärung geliefert (vgl. ibid.:70).

Die Kategorie Relevance (Relevanz) bezieht sich auf den hohen Stellenwert der CSI im

Ausgangstext. Dies veranlasst den/die ÜbersetzerIn die CSI auf dem höchsten Niveau als

conservation zu übersetzen (vgl.ibid.)

Bei Recurrence (Rekurrenz) weist Franco Aixelá auf die Wiederholung von CSIs hin und meint,

dass je häufiger CSI vorkommt, desto höher ist sein Level an conservation in der Zielkultur

(vgl.ibid.).

Bei der Kategorie Coherence of the target text (Kohärenz des Zieltextes) geht es um die

wiederholt angewendete Strategie für die Übersetzung von CSI im Zieltext. Die

ÜbersetzerInnen entscheiden sich vorab für eine Strategie und erklären sie mittels extra textual

glosses, bereits vor dem ersten Auftreten der CSI (vgl.ibid.).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass mit Hilfe dieses deskriptiven

Untersuchungsmodells von Franco Aixelá versucht wird die Rahmenbedingungen des

35

Übersetzungsprozesses der Staatenberichte zu beleuchten.

Die Vereinten Nationen

Nachdem im ersten Kapitel der theoretischer Rahmen erklärt wurde, folgt nun in diesem Kapitel

eine Beschreibung der geschichtlichen Entwicklung der Vereinten Nationen(VN), sowie über

die Aufgaben und Ziele der VN. Im darauffolgenden Unterkapitel werden die

Verpflichtungserklärungen der Mitgliedstaaten erläutert. Des Weiteren wird hier auf die

Arbeits- und Amtssprachen der VN eingegangen. Das Hauptaugenmerk wird hier auf die

universelle Menschenrechtsprüfung, bekannt als UPR Universal Periodic Review, gelegt. Als

Korpus für die Analyse in der vorliegenden Diplomarbeit werden Berichte, die im Rahmen des

UPR, an die VN abgegeben wurden, herangezogen. Deshalb wird vorab ein Überblick über den

Menschenrechtsrat der VN (engl. Human Rights Council - UNHRC) sowie über die UPR

(Überprüfungsverfahren) verschafft.

Geschichte der Vereinten Nationen

Die Vereinten Nationen (VN) oder bekannt auch als UNO (engl. United Nations Organization)

wurden kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1945, von 51 Staaten, als

internationale Organisation gegründet. Die Entstehung dieser Organisation soll den Frieden

nach dem zweiten Weltkrieg zwischen den Völkern sichern. Die Vereinten Nationen können

als Nachfolgeorganisation des Völkerbundes gesehen werden. Die Gründung des Völkerbundes

basierte auf dem 14-Punkte-Program des damaligen US-Präsidenten Wilson im Jahre 1918. Die

Vereinten Nationen sind die Nachfolgeorganisation des, von 1918 bis 1946 bestehenden

Völkerbundes (vgl. Schorlemer 2002:199). Genauso wie bei der Gründung des Völkerbundes,

spielte auch diesmal ein US-amerikanischer Präsident als Initiator für die Entstehung der VN

eine entscheidende Rolle. Der damalige amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt gilt als

„Gründervater“ der VN. Auch die Bezeichnung United Nations der neu gegründeten

Organisation geht auf ihn zurück.1 Derzeit haben die Vereinten Nationen 193 Mitglieder, somit

sind die VN ein wichtiger Bestandteil des internationalen Systems.

1 http://www.un.org/en/aboutun/history/declaration.shtml

36

In einem Informationsblatt der Außenstelle der VN in Wien wird betont, dass die VN manchmal

als Weltregierung oder als „Parlament der Staaten“ bezeichnet wird. Sie ist aber keines von

beiden, sondern lediglich eine internationale Organisation, die sich um die Wahrung des

Weltfriedens bemüht.2

Das System der Vereinten Nationen

Der Begriff UN-System hat sich längst in der Fachliteratur durchgesetzt und weist auf die

Institutionen der VN hin. Die VN bestehen aus sechs Hauptorganen.

die Generalversammlung,

der Sicherheitsrat,

der Wirtschafts- und Sozialrat,

das Sekretariat,

der Internationale Gerichtshof,

der Treuhandrat.

Die Generalversammlung ist das einzige Hauptorgan der VN, die aus Vertretern aller 193

Mitgliedsstaaten besteht. Der Generalsekretär ist der höchste Verwaltungsbeamte der

Organisation und der Leiter des Sekretariats.3

Zu den Aufgaben der Vereinten Nationen gehören unter anderem:

die Wahrung des Weltfriedens,

die Einhaltung des Völkerrechts,

der Schutz der Menschenrechte und

die Förderung der internationalen Zusammenarbeit.

Das Staatenberichtsverfahren

Der Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR-International

Covenant on Civil and Political Rights), auch VN-Zivilpakt genannt, ist ein völkerrechtlicher

Vertrag und wurde am 16.12.1966 in New York abgeschlossen und ist am 23.03.1976 in Kraft

getreten. Teil des Überwachungsprozesses durch den VN-Pakt ist unter anderem das

Staatenberichtsverfahren.

2 http://www.unis.unvienna.org/pdf/This_is_the_UN_2008g.pdf 3 http://www.unis.unvienna.org/pdf/This_is_the_UN_2008g.pdf

37

Artikel 40, Absatz 1 aus dem IPbpR besagt folgendes:

(1) Die Vertragsstaaten verpflichten sich, über die Maßnahmen, die sie zur

Verwirklichung der in diesem Pakt anerkannten Rechte getroffen haben, und über die

dabei erzielten Fortschritte Berichte vorzulegen[…]

Alle Mitglieder des Paktes sind verpflichtet regelmäßig diese Staatenberichte an den

Menschenrechtsausschuss der VN zu senden und sie über die Maßnahmen, die sie zu Erfüllung

der Menschenrechte getroffen haben, sowie über die bis dahin erzielten Fortschritte zu

berichten. Alle Mitglieder des Paktes verpflichten sich, ihren Erstbericht innerhalb des ersten

Jahres abzugeben. Alle weiteren Berichte müssen alle 5 Jahre abgegeben werden (vgl. Schilling

2004:243)

Zum einen schafft dieses Verfahren einen wichtigen Dialog über die Menschenrechte zwischen

den Vertragsstaaten und dem Überwachungsorgan. Zweitens dient es der Überwachung von der

Einhaltung des jeweiligen Vertragsstaates. Zu guter Letzt dient der Staatenbericht auch als

Empfehlung, die von anderen Mitgliedern des Paktes angenommen werden kann. Dieses

Überwachungssystem wird von einem unabhängigen Menschenrechtsausschuss kontrolliert

(vgl. Raess 1989:58).

Amts- und Arbeitssprachen der Vereinten Nationen

Alle Mitgliedstaaten verpflichten sich die im vorigen Unterkapitel erwähnten Berichte in

mindestens einer der Amtssprachen beziehungsweise Arbeitssprachen einzureichen. Aus

praktischen Gründen ist es nicht möglich alle Sprachen der Welt, obwohl die Vereinten

Nationen eine Weltorganisation sind, offiziell zu benutzen. Im Februar des Jahres 1946

entschied die Generalversammlung in Resolution 2, sich auf fünf Amtssprachen und zwei

Arbeitssprachen zu beschränken und beschloss, dass Chinesisch, Englisch, Französisch,

Russisch und Spanisch in allen Organen der Vereinten Nationen, mit Ausnahme des

Internationalen Gerichtshofs, Amtssprachen sein sollen. Arbeitssprachen der Vereinten

Nationen sind Englisch und Französisch. Arabisch wurde erst 1973 in einer verabschiedeten

Resolution der Generalversammlung als offizielle Sprache hinzugefügt. Zehn Jahre später

führte auch der Sicherheitsrat Arabisch als offizielle Amtsprache der VN ein.4 Sowie jedes

4 http://www.unvienna.org/unov/de/faq.html

38

Mitgliedstaat der Vereinten Nationen, hat auch Albanien ihre regelmäßigen Berichte in

mindestens einer dieser Arbeitssprachen beziehungsweise Amtssprachen abzugeben.

Der Menschenrechtsrat der VN (HRC= Human Rights Council)

Der Menschenrechtsrat der VN, bekannt auch als UN-Menschenrechtsrat wurde am 15.03.2006

gegründet und sollte die unter Kritik geratene UN-Menschenrechtskommission ablösen. Der

Menschenrechtsrat ist ein Unterorgan der UN-Generalversammlung und besteht aus 47

StaatsvertreterInnen, die durch die UNO-Vollversammlung gewählt werden. Alle drei Jahre

werden die Mitgliedsstaaten neu gewählt. Für üblich tritt der Rat drei bis vier Mal im Jahr

zusammen oder auch in dringenden Fällen ist es möglich, dass der Rat zu einer Spezialsession

einberufen wird. Laut der Resolution „60/251“ soll der UNHRC für den Dialog und die

Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Menschenrechte dienen. Die Aufgaben und Ziele des

Rates sind in dieser Resolution festgelegt und lauten folgendermaßen: 5

Schutz von Opfern von Menschenrechtsverletzungen

Förderung des Schutzes und Umsetzung der Menschenrechte

Entwicklung von neuen Konzepten und Politiken

Ausarbeitung neuer Menschenrechtsstandards, sowohl auf internationaler, als auch

nationaler Ebene

Verhütung und Vorbeugung von Menschenrechtsverletzungen

Koordination der Menschenrechtsarbeit der UNO

Weiterverfolgung und Umsetzung (vgl. ibid)

Neuerungen gegenüber der alten Menschenrechtskommission ist das neue

Überprüfungsverfahren UPR, welches im nächsten Kapitel vorgestellt wird. Albanien wurde in

der Zeit von 2015 bis2017 von der VN-Generalversammlung als Mitglied des

Menschenrechtsrates gewählt. Somit ist Albanien erstmals seit der Gründung des

Menschenrechtsrates im Jahr 2006, Mitglied im höchsten Menschenrechtsgremium der

Vereinten Nationen.6 Albaniens Mitgliedschaft In dem Menschenrechtsrat der VN, bedutet,

dass Albanien Teil des Systems ist, wenn auch nur in der Peripherie aber seitdem Filloreta

5 http://www.un.org/Depts/german/gv-60/band3/ar60251.pdf

6 http://www.ohchr.org/EN/HRBodies/HRC/Pages/CurrentMembers.aspx

39

Kodra als Vizepräsidentin7 des Menschenrechtsrates gewählt wurde, hat sie Albanien ins

Zentrum des Polysystem des Menschenrechtsrates hoch positioniert.

Universal Periodic Review (UPR)

Das Peer-Review-Verfahren mit der Bezeichnung „Universal Periodic Review“, in welchem

sich die Mitgliedsländer gegenseitig regelmäßig überprüfen, ist ein neuer

Überprüfungsmechanismus. Die UPR, bei der alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen

hinsichtlich der menschenrechtlichen Situation überprüft werden, gilt als wichtigste Neuerung

gegenüber der bisherigen Menschenrechtskommission (vgl. Volger 200:538). Zusammen mit

der Gründung des Menschenrates im Jahre 2006 (s. vorigen Kapitel) wurde auch die UPR

geschaffen. Die detaillierte Ausgestaltung des UPR erfolgte durch die Resolution des

Menschenrechtsrates 5/1 vom 18. Juni 2007. Sie sieht vor, dass jeder Staat einmal innerhalb

von vier Jahren überprüft werden muss. Als Basis für die Prüfung dienen drei Berichte über die

Fortschritte und Herausforderungen im Menschenrechtsschutz des jeweiligen Landes.8Zuerst

erstellt der jeweilige Staat selbst einen sogenannten Staatenbericht zur innerstaatlichen

Menschenrechtssituation. Daraufhin erarbeitet das Hochkommissariat der Vereinten Nationen

für Menschenrechte eine detaillierte Übersicht über alle relevanten Empfehlungen. Der dritte

Bericht besteht aus Stellungnahmen von Nichtregierungsorganisationen (NGO). Als Kernstück

des UPR-Verfahrens wird die 3-stündige mündliche Prüfung bezeichnet. Nachdem der

betreffende Staat sein Bericht erläutert, folgt interaktiver Dialog mit Fragen und Empfehlungen

für den berichtenden Staat. Anschließend erstellt dann die Troika ihren Bericht mit allen

gemachten Empfehlungen. Die Troika ist eine, durch Zufallsprinzip, gewählte Dreiergruppe

bestehend aus Delegierten.9

Der erste Prüfungszyklus fand zwischen 2008 und 2011 statt. Dabei wurden 48 Staaten pro Jahr

der UPR unterzogen. Der zweite Zyklus ist seit 2012 im Gange10. Die erste Universal Periodic

7 http://www.ohchr.org/EN/HRBodies/HRC/Pages/Bureau.aspx

8 http://www.bmeia.gv.at/europa-aussenpolitik/menschenrechte/universal-periodic-review/ 9 http://www.humanrights.ch/de/internationale-menschenrechte/uno-organe/menschenrechtsrat/upr/

10 Vgl.ibid.

40

Review Albaniens fand am 02. November 2009 statt. Die zweite Prüfung fand am 28 April

2014 statt.

Die Vereinten Nationen im Polysystem

Obwohl die Polysystemtheorie von Even Zohar eine Theorie der Literatur- und

Translationswissenschaft ist, wird dennoch versucht, sich an diese Theorie anzulehnen um das

komplizierte UN System zu untersuchen. Wie bereits im Kapitel 1.2 erklärt, ist ein

Polysystemein System von Systemen, welches alle Systeme umfasst, die miteinander

interagieren. Die Vereinten Nationen werden hier als ein System, welches aus mehreren

Hauptorganen besteht, angesehen. Da den Hauptorganen der VN mehrere Nebenorganen

untergeordnet sind, wird davon ausgegangen, dass die Hauptorgane als Zentren gelten und die

Nebenorgane als Peripherien der jeweiligen Zentren. Das UN-System ist somit ein „multiple

system“ (vgl. Even-Zohar 1979:290). Itamar Even-Zohar beschreibt das Polysystem als ein

dynamisches, hierarchisches und nicht statisches System, welches aus verschiedenen Schichten

und Systemen besteht und mit anderen (Poly-)Systemen interagiert (vgl. ibid.). Bis auf das nicht

statische System trifft alles auf das UN-System zu.

Die UPR Berichte im Polysystem

Da das Hauptaugenmerk, dieser vorliegende Arbeit die Analyse der Berichte Albaniens im

Rahmen des UPR ist, wird versucht, auch diese rBerichterstattungsmechanismus anhand von

Even-Zohars Polysystemtheorie zu untersuchen. Wie im Laufe dieses Kapitels bereits erwähnt

besteht die VN aus 193 Mitgliedern. Jedes dieser Mitglieder wird im Zyklus von 4 Jahren

überprüft. Alle Berichte müssen in mindestens einer der Amts- beziehungsweise

Arbeitssprachen der VN verfasst sein. Hinsichtlich der Sprachen ist Englisch die dominanteste.

Somit ist Englisch im Zentrum positioniert (vgl. Viaggio 2011:2616). Eines der Gründe könnte

sein, dass das Englische weltweit verbreitet ist. Laut Erich Prunč befindet sich das Englische,

mit fast eine Milliarde SprecherInnen, an der Spitze der Weltsprachenhierarchie (vgl. Prunč

2011:86). Infolgedessen ist der Bedarf an anderen Amts- und Arbeitssprachen gering.

Erwähnenswert ist, dass die wichtigsten Berichte (Staatenberichte) weiterhin in alle Amts- und

Arbeitssprachen übersetzt werden. Bei den Berichten der NGOs ist es ebenfalls anzumerken,

41

dass meist nur eine englische Version abgegeben wird.11 Wenn das ganze UPR-System im

Polysystem untersucht werden sollte, so kann gesagt werden, dass es sich hierbei um ein sehr

aktives Polysystem handelt. Mindestens einmal in vier Jahren steht ein Mitgliedstaat im

Zentrum des Systems. Bei der Berichterstattung folgt dann der interaktive Teil mit Fragen und

Empfehlungen. Es lässt sich also sagen, dass nach dem interaktiven Teil eines Staates ein

anderer Staat im Zentrum des Polysystems positioniert wird und der voher geprüfte Staat kehrt

dann wieder in die Peripherie zurück.

Es stellt sich die Frage, welche Normen kommen hierbei zur Anwendung. Diesbezüglich kann

gesagt werden, dass die prelimary norms hier angewendet werden weil, zum Ersten beziehen

sich diese Normen auf die Translationspolitik. Es wird vorab entschieden was Übersetzt wird.

Die Entscheidungsträger können hier sowohl von einer Institution oder auch von einem

Individum getroffen werden. In diesem sind es zwei Entscheidungsträger. Zum einen ist der

Menschenrechtsrat, von wo die Staattenberichte verlangt werden. Als zweiter

Entscheidungsträger ist in dem Fall Albaniens Außenministerium weil sie diese

Staattenberichte direkt vom Staat bekommt und erst dann sie übersetzen lässt. Somit wäre ein

teil der preliminary norms erfüllt. Da die Amtssprachen der VN Arabisch, Chinesisch, Englisch,

Französisch, Russisch und Spanisch wird davon ausgegangen, dass die eingereichte (meistens)

englische Versionen noch in die anderen Amtssprachen der VN übersetzt werden, so kann

gesagt werden, dass auch die directness of translation zur Anwendung kam.

Albanien

Wie bereits erwähnt, geht es bei der vorliegenden Diplomarbeit um die Analyse der Berichte

von Albanien für die VN. Damit diese Diplomarbeit, später auch die Analyse im Laufe dieser

Untersuchung, besser verstanden wird, ist es notwendig, vorab die Geschichte Albaniens näher

zu beleuchten. Obwohl Albanien eine bemerkenswerte und ereignisreiche Vergangenheit hat,

wird versucht, in diesem Kapitel nur die wichtigsten und für diese Arbeit relevanten

Informationen vorzustellen. Da sich diese Arbeit hauptsächlich der Analyse von

kulturspezifischen Merkmalen in der Berichten an die VN widmet, ist es nicht relevant

detaillierte Informationen über die geschichtliche Entwicklung Albaniens anzuführen. Neben

der Geschichte Albaniens, wird ein Teil dieses Kapitels, sich mit den Abkommen die Albanien

mit den VN bisher unterzeichnet hat, beschäftigen. Außerdem werden allgemeine

11 http://www.upr- info.org/en/review/Albania/Session-19---April-2014/Civil-society-and-

other-submissions#top

42

Informationen über Albanien im Bezug auf die VN angeführt. Ein weiteres Kapitel wird die

Geschichte und den heutigen Stand von Übersetzungen in Albanien zeigen. Im Anschluss zu

diesem Kapitel wird versucht, Albaniens Translationsgeschichte mithilfe von Even-Zohars

Polysystemtheorie zu beleuchten.

Geschichte Albaniens

Wie im voherigen Unterkapitel erwähnt, wird auf eine detaillierte Beschreibung der

geschichtlichen Ereignisse Albaniens und ihrer Identität von seinen ersten Erwähnungen

verzichtet, dass es für diese Arbeit nicht relevant ist. Somit beginne ich meinen historischen

Überlick über Albanien seit seiner Unabhängigkeitserklärung 1912. Die unvorteilhafte

strategisch-geographische Lage Albaniens war der Grund, weshalb die albanische Bevölkerung

mehrere Jahrhunderte unter wechselnden Fremdherrschaften gelebt hat, unterdrückt und

ausgebeutet wurde. Für viele Großmächte war Albanien das „Tor zur Adria“. Um ihre Macht

im Balkan-Adriaraum ausüben zu können, stellt ihr erstes Ziel meistens Albanien dar (vgl.

Peinsipp 1985:25). Schließlich gelang es Albanien am 28.11.1912 sich vom Osmanischen

Reich zu lösen und seine Unabhängigkeit zu erklären. Unterstützung bekam Albanien damlas

von Österreich-Ungarn, weil diese keine slawische Übermacht am Balkan wollte, (vgl.Finger

2003.148)

Im selben Jahr wurde bei der Londoner Friedenskonferenz über die Grenzen vom Balkangebiet

entschieden. Bei der zweiten Londoner Botschafterkonferenz am 30.05.1913 wurden die

Grenzen den europäischen Großmächten schlussendlich festgelegt (vgl. Schmidt-

Neke1993:34f). Russland und Frankreich, als Verbündete von Serbien, konnten erreichen, dass

ein großer Teil des albanischen Siedlungsgebiets (Kosovo und der Nordwesten des heutigen

Mazedonien) dem serbischen Staat zugesprochen wurde (vgl.Elsie 2003). Somit wurde mehr

als die Hälfte Albaniens an die Nachbarsstaaten aufgeteilt. Kosovo an Serbien (Norden), an

Mazedonien (Südwesten) und der südliche Teil Çamëria an Griechenland (vgl. Schmidt-Neke

1993:34f). In den 20er Jahren, bevor Ahmet Zogu sich zum König von Albanien und Albanien

zum Königreich ernannte, gab es einen kurzen geschichtlichen Zeitraum eines

Mehrparteiensystems in Albanien, welches allerdings nicht vom lange Dauer war (vgl. Shira

2005:41). Während des Zweiten Weltkrieges wurde Albanien von den italienischen Truppen

besetzt. Im Jahr 1943 nachdem die Regierung Mussolinis kapitulierte, wurde Albanien von

43

deutschen Truppen besetzt. Ein Jahr darauf im November 1944 wurde Albanien ohne jegliche

Hilfe der Alliierten von den deutschen Besatzern befreit (vgl. Schmidt-Neke2002:767).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte sich in Albanien eine kommunistische

Einparteienherrschaft etablieren, welche durch das diktatorisches Regime vom Enver Hoxha

über 50 Jahren in Albanien herrschte und das Land durch dichte, politische und geographische

Grenzen vom Rest der Welt trennte (vgl. Shira 2005:21). Am 11. Jänner 1946 wurde durch

Enver Hoxha die Volksrepublik Albanien ausgerufen. Fünfzig Jahre dauerte die Diktatur

Hoxhas, in der die Menschen und das Land vom Rest der Welt isoliert war (vgl. Schmitt

2012:162). Enver Hoxha ließ während seines totalitären Regimes sämtliche politischer Gegner

verfolgen. Politische Organisationen, Religionsausübung, Meinungsfreiheit und Wahlfreiheit

waren verboten. Enver Hoxha starb 1985. Sein Nachfolger wurde Ramiz Alia, der jedoch nur

bis Anfang der 90er regierte (vgl. Bartl 1995:266).

Im Gegensatz zu anderen postkommunistischen Ländern, stellte sich der

Transformationsprozess Albaniens als viel schwieriger und komplizierter dar. Der Übergang

von Diktatur zur Demokratie war viel schwieriger als gedacht (vgl. Schmidt 2003:315).

Nach dem Fall des kommunistischen Regimes wurden die Beziehungen zwischen Albanien und

der Europäischen Union kontinuierlich ausgebaut und intensiviert.

Im März 1997 waren durch die dubiosen Anlagegesellschaften „Pyramiden Strukturen“, die

staatlichen Strukturen außerhalb der Hauptstadt völlig zusammengebrochen. Die Krise von

1997 führte fast zu einem Bürgerkrieg.12

Während des Demokratisierungsprozesses hat Albanien im Laufe der letzten zwanzig Jahre mehrere

Höhen und Tiefen erlebt. Seit 2009 ist Albanien ein Mitglied der NATO. Albanien ist heute eine

parlamentarische Republik. Staatsoberhaupt ist der Präsident/die Präsidentin, der/die alle fünf

Jahre vom Parlament gewählt wird. Das Parlament besteht aus 140 Sitzen, welches alle vier

Jahre gewählt wird. Das Parlament ist der alleinige Gesetzgeber. (vgl. Ismayr2002:769).

Nach dem Fall des Kommunismus öffneten sich neue Wege die Welt zu betrachten. Der

Kontakt mit anderen Kulturen wurde wieder hergestellt. Dieser Effekt, neues kennenzulernen

betraf auch die Sprache. Massenmedien aus dem Westen, was früher verboten war, wurden

immer mehr verfolgt. Heute im Zeitalter der Globalisierung ist der Kluft zwischen Albanien

12http://www.imf.org/external/pubs/ft/fandd/2000/03/jarvis.htm

44

und dem Westen, wieder kleiner geworden. Albanien ist heute ofizzieller Beitrittskandidat der

EU-Mitgliedschaft. 2009 trat Albanien der NATO bei (vgl. eu-albanische-beziehungen).

Diesbezüglich sind Reformen in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Politik oder Justiz

zu erreichen.

Albanien in den Vereinten Nationen

Bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen (VN) im Jahre 1955 brachte Kanada eine

Resolution ein. Darin sah Kanada vor, alle Beitrittskandidaten, mit Ausnahme von geteilten

Ländern, aufzunehmen (vgl. Volger 2008:97).

Am 20.Dezember 1945 stellte Albanien erstmal den Antrag auf Mitgliedschaft an die VN. Fast

zehn Jahre nach dem ersten Antrag, ist Albanien schließlich am 14. Dezember 1955 den VN

beigetreten. Der Grund des langen Wartens war, dass in Albanien ein kommunistisches Regime

herrschte. Die anglo-amerikanischen Vertreter setzten alles daran um die Aufnahme Albaniens

zu verhindern. Ihrerseits hieß es, dass Albanien nicht die Bedingungen für die Aufnahme

erfülle. Des Weiteren hieß es, dass Albaniens Regime im Widerspruch zur Allgemeinen

Erklärung der Menschenrechte (AEMR) steht. Artikel 18 der AEMR heißt: Jeder hat das Recht

auf Gedanken-, Gewissensund Religionsfreiheit… Das war eine der Bedingungen, welche

Albanien nicht erfüllte (vgl.Puto 2010:484).

Der zweite Aufnahmeversuch Albaniens scheiterte erneut. Diesmal nutzte Griechenland den

Stand der anglo-amerikanischen Mächte gegenüber Albaniens Mitgliedschaft aus und sendete

einen Protestbrief an den damaligen Präsidenten des Sicherheitsrats. Damit ersuchte

Griechenlands Außenminister die Verschiebung der Aufnahme Albaniens, weil die zwei

Nachbarländer im Kriegszustand waren. Diese Tatsache entsprach allerdings nicht der Realität.

Zur dieser Zeit stand Albanien unter italienischer Besatzungsherrschaft und ein besetztes Land

ist nicht in der Lage, einem anderen Staat den Krieg zu erklären. Dieser Brief sorgte für eine

Debatte bei der Generalversammlung. Abgesehen davon, gelang es Albanien auch weiterhin

nicht Mitglied der VN zu werden. Weitere Gründe im Laufe der Jahre, die gegen Albaniens

Beitritt sprachen, waren unter anderem Bedingungen, die nicht erfüllt wurden, die

Unterstützung von Koreas Aggression, die Feindakte gegenüber Jugoslawien und der Mangel

an normalen Beziehungen mit Griechenland (vgl. ibid.)

45

Unabhängig davon, dass der Weg bis zur Mitgliedschaft steinig war, gelang es Albanien am 14

Dezember 1955 schließlich doch noch Mitglied der Vereinten Nationen zu werden. Albanien

versprach, alle Verpflichtungen ein, die sich aus dieser Mitgliedschaft im Sinne des

Völkerrechts ergaben, einzuhalten. Der Betritt in die VN stellte für Albanien ein wichtiges

Ereignis dar. Bei zahlreichen humanitäre Angelegenheiten, wirtschaftlichen und sozialen

Entwicklungsprojekten, Katastrophenhilfe, Einsetzung für die Bewahrung vom Weltfrieden,

Schutz und die Unterstützung von Flüchtlingen etc. ist Albanien stets vertreten13. Mit der Zeit

integrierte sich Albanien weiterhin an internationalen Organisationen. Zahlreiche Gespräche

standen seitdem auf der Tagesordnung. Infolgedessen entstanden auch neue Terminologien, die

sich in der albanischen Sprache integrierten. Der Bedarf an Übersetzer und Dolmetscher nahm

allmählich zu. Anzumereken ist jedoch, dass es an ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen

nicht mangelte, das Besorgungserregende war, dass die Zahl der ExpertInnen im Bereich der

Translation sehr niedrig war. Neue Methoden in der transaltion waren angesagt. Um juristische

Fachsprache zu übersetzen bedarf es mehr als nur, das beherrschen einer Fremdsprache (vgl.

Rira 2011:78f).

So betraf die Globalisierung in Albanien auch die Translationswissenschaft. Durch die

Entwicklungen in den letzten 2 Jahrzehnte, waren neue Impulse auch in Bezug auf Translation

zu spüre. Die Entwicklung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien sowie

die Einführung neuer technischer Hilfsmittel haben den Translationsprozess erleichtert. Auch

die Entstehung von neuen Unternehmen hat den Themenbereich der Translation ausgeweitet.

Albaniens Berichte an die Vereinten Nationen

Wie bereits erwähnt ist jeder Vertragsstaat der VN sazu verpflichtet, Staatenberichte an die

zuständigen Vertragsorgane abzugeben. So muss auch Albanien regelmäßig die Vereinten

Nationen darüber informieren, wie und ob sie die Pflichten aus den Abkommen innerstaatlich

konkret umsetzt. Albanien ist dem IpbpR-Pakt (siehe Kapitel Staatenberichtsverfahren) am 04.

Oktober 1991 beigetreten14. Albanien hat unter folgenden VN-Übereinkommen regelmäßig

Berichte zu erstellen:

13http://www.punetejashtme.gov.al/al/misioni/organizatat-nderkombetare/okb (Webseite von Albaniens Außenministerium)

14 https://treaties.un.org/Pages/ViewDetails.aspx?src=TREATY&mtdsg_no=IV-4&chapter=4&lang=en

46

Pakt über bürgerliche und politische Rechte (CCPR) (Beitrittsjahr 1991)

Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (CESCR) (Beitrittsjahr 1991)

Konvention über die Rechte des Kindes (CRC) (Ratifiziert: 11.12.1991)

Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frauen (CEDAW)

(Beitrittsjahr 1993)

Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende

Behandlung oder Strafe (CAT) (Beitrittsjahr 1993)

Übereinkommen über die Beseitigung aller Formen rassischer Diskriminierung (CERD)

(Beitrittsjahr 1994)

Übereinkommen zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitnehmer/innen und ihrer

Familienangehörigen (Beitrittsjahr 2007)

Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem Verschwinden lassen (CED)

(Beitrittsjahr 2007)

Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (CRPD)

(Beitrittsjahr 2012)15

Da Albaniens Amtssprache albanisch ist und die Amts- und Arbeitssprachen bei den Vereinten

Nationen Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch sind, kann

Albanien ihre Berichte nicht ihrer Landessprache verfassen (s. Kapitel). Man geht daher von

der Hypothese aus, dass die Staatenberichte Albaniens, auch State oder National Report

genannt, vorher auf Albanisch verfasst werden und dann in mindestens eine dieser Sprachen

übersetzt werden. Wie wir später im Laufe dieser Arbeit erfahren werden, dominiert hier das

Englische. Angaben aus dem Außenministerium Albaniens zufolge, die aus einer

Selbstrecherche stammen, werden alle Berichte, unabhängig vom jeweiligen Themengebiet,

von den jeweiligen Institutionen zunächst auf albanisch an das Außenministerium gesendet.

Der zuständige Sektor schickt sie zur Übersetzung an externe ÜbersetzerInnen weiter. Die

ÜbersetzerInnen der Texte sind ausschließlich beeidigte ÜbersetzerInnen. Das Ziel dieser

Diplomarbeit ist es, wie bereits erwähnt, Albaniens Berichte nach kulturellen Spezifika zu

untersuchen und diese anschließend zu analysieren. Aus den Berichten lässt sich nicht

herauslesen, dass es sich um übersetzte Texte handelt, weil die vorgelegten Berichte als

Original präsentiert werden (Kennzeichnung... „Originial:Englisch“)

15 Außenministerium Albaniens. (Eigene Recherche per Mail kontaktiert Dez.2014)

47

Die albanische Sprache

Albanisch ist eine indogermanische Sprache. Das wurde von dem deutschen

Sprachwissenschaftler Franz Bopp erstmal im Jahr 1854 nachgewiesen. Allerdings bildet sie

innerhalb der indogermanischen Sprachen aber eine eigene Sprachzweig. Im Allgemeinen gilt

die Hypothese, dass das Albanische aus dem Illyrischen hervorgegangen ist. Aufgrund der

Seltenheit illyrischer Sprachdenkmäler lässt sich dies allerdings schwer nachweisen (vgl.

Elsie).

Die albanische Sprache alb: Gjuhashqipe wird in der Republik Albanien und in den

angrenzenden Ländern, Kosova, Mazedonien, Montenegro und Südserbien, von mehr als sechs

Millionen Menschen gesprochen. Die albanische Sprache gliedert sich in zwei

Hauptdialektgruppen: das Gegische im Norden und das Toskische im Süden(vgl. ibid.).

Auch in Mittelgriechenland, in ca. 320 Dörfern, lebt die albanische Sprache weiterhin. Hier

wird das albanische aber Arbërisht (Alb.) und Arvanitika (Gr.) genannt. Die Sprecher dieser

Sprache sind Nachkommen von albanischen EinwanderInnen, die Mittel- und Südgriechenland

im späten Mittelalter besiedelten (vgl. ibid.)

Auch in Süden von Italien lebt eine Gruppe von ca. 90.000 Albanisch Sprechenden. Es handelt

sich um die Nachkommen von Flüchtlingen, die Albanien nach dem Tod des Skanderbeg im

Jahre 1468 verließen. Es ist eine albanische Minderheit, die in Italien als Arbëresh oder Italo-

Albaner bekannt sind. (vgl. ibid.).

Translation in Albanien

Nachdem im vorangehenden Unterkapitel ein Einblick in die Geschichte Albaniens gewährt

wurde, ist es notwendig einen Überblick über Translationsgeschichte Albaniens zu verschaffen.

Auch in Albanien das Thema Übersetzen eine lange Tradition (vgl. Tupja 2007:10ff). Es wurde

und es wird viel übersetzt. Die wichtigsten Literarische Werke der vergangenen Zeit gibt es

bereits auf Albanisch. Was aber fehlt, sind es Theorien über das Übersetzen. Eines der

Hauptgründe des Mangelns an Übersetzungstheorien in Albanien ist es, dass seit den Anfängen

des Übersetzens in albanische Sprache, bis zum Zweiten Weltkrieg die Zahl der, in albanisch

übersetzte Werke sehr gering war. Die wenigen, bis dahin, bestehenden Übersetzungen waren

zumeist kirchliche Texte (vgl. Qosja Interview).

48

Mehrere Gründe führten zur diese Lage. Während der viele Besatzungen, die Albanien erlebte

wie z.B. von den Osmanen verließ ein Großteil der intellektuelle Elite Albaniens das Land

Richtung Westen. Durch das Übersetzen kirchlicher Texten beziehungsweise durch die

Entwicklung albanischer Liturgie und Literatur versuchten sie das Christentum und das

nationale Bewusstsein bei den Albanern zu bewahren (vgl.Demiraj 1999:132)

Eines der ersten Schriftstücke auf albanischen ist eine Taufformel (Alb: Formula e Pagëzimit).

Der Erzbischof von Durrës Pal Engjëlli übersetzte das Schriftstück aus der lateinischen Sprache

im Jahr 1462.

Ein weiterer Beleg der albanischen Sprache ist wieder eine Übersetzung. Es handelt sich um

eine albanische Übersetzung des Osterevangeliums (Alb.: Ungjilli i Pashkëve), Matthäus

27,62–66, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert (vgl. Anastasi 2000).

Als eines der ersten Dokumente des geschriebenen Albanisch gilt das Wörterbuch von Arnold

von Harff, der es etwa um das Jahr 1467 auf seiner Pilgerreise durch das, von Osmanische

Reich besetzte, Albanien verfasste. Das albanische Glossar beinhaltet 46 Artikeln (davon 8

Sätze) und die Zahlen 1-10 sowie 100 und 1000. Lange Zeit wurde angenommen, dass dieses

Wörterbuch das älteste Sprachzeugnis der albanischen Sprache sei (vgl. Elsie 1984).

Wer die Literaturgeschichte Albaniens untersucht, stößt oft auf die „Vier B-s“ (Gjon. Buzuku,

Pjetër Budi, Frang Bardhi, Pjetër Bogdani) (vgl. Kokona in Tupja 2007:10) (hervorgehoben

von H.B.).

„Meshari i GjonBuzukut“ ist das erste auf Albanisch gedruckte Buch. Das Buch ist ebenfalls

eine Übersetzung. Gjon Buzuku war ein katholisch Geistlicher aus dem Norden Albaniens. Im

Jahr 1555 übersetzte er das erste Buch in albanischer Sprache. Es handelte sich um das

Messbuch Missale Romanum (vgl. Çabej 1989:62).

Zu den wichtigsten Schriftstücken der albanischen Sprache gehört auch das Werk Pjetër Budis

(1566-1623) „Doktrina e Kërshtenë“ (dt. Christliche Lehre) aus dem Jahr 1618. Es handelt sich

hierbei um die Übersetzung des damals populären Katechismus Christianae doctrinae explicatio

von Robert Bellarmin (vgl. Elsie 2003)

Das Dictionarium Latino-Epiroticumaus dem Jahre 1635 von Frang Bardhi(1606-1643) ist in

der Tat als das erste albanische Wörterbuch, das von einem Albaner verfasst wurde, und ein

wichtiges Dokument der albanischen Lexikographie anzusehen (vgl. Genesin 2010/11:688).

49

Pjetër Bogdani(1630-1689)war Bischof von Shkodra(Albanien) und Erzbischof von

Skopje(Mazedonien). Wegen seiner antitürkischen Haltung musste er das Land Richtung Italien

verlassen. Er ist der Autor des Buches Cuneus Prophetarum (dt. "Die Schar der Propheten").

Wegen der päpstlichen Zensurbehörden wurde von ihm verlangt sein Werk zu übersetzen.

Somit ist P.Bogdani der erste Übersetzer der aus dem albanischen ins italienische übersetzt

hat.16

Lekë Matrënga (1567-1619) auch bekannt als Luca Matranga war ein Abëresh (albanische

Minderheit in Süditalien)übersetzte das Werk „E mbsuame e krështerë“ aus einem

Katechismus des spanischen Jesuiten Jacobus Ledesma ins toskische Dialekt. Das Werk

Matrëngas zählt zu den ersten Sprachzeugnissen des toskischen Dialektes (vgl. Breu 2009:230).

Das 19. Jahrhundert war die Geburt der albanischen Nationalbewegung „Rilindja“ (1830-

1912). Auch zur dieser Zeit dominierte die Übersetzung kirchlicher Texte. Konstandin

Kristoforidhi (1830-1895), übersetzte das Neue Testament und das Buch der Psalmen ins

Albanische. Er übersetzte in beiden Hauptdialekten Albaniens, nämlich ins gegische als auch

ins toskische (vgl. Petro 2014:167). Kristoforidhi war der erster, der ein deskriptives

Wörterbuch Albanisch-Griechisch zusammenstellte. Das wurde aber erst 9 Jahre nach seinem

Tod im Jahr 1904 postum veröffentlicht (vgl. Hetzer 1991:2362)

Durch diese Übersetzungen wurde sowohl das albanische Wortschatz reicher als auch die

Entwicklung der Literatur nahm ihren Schwung (vgl. Petro 2014:167). Weitere namhafte

Übersetzer waren N. Frashëri (1846-1900), J. De Rada (1814-1903), P. Vasa (1825-1892), A.

Z. Çajupi (1866-1930),Gj.Fishta (1871-1940), Millosh Gjergj Nikolla bekannt als Migjeni

(1913-1938)(Hervorgehoben von H.B.), F. Konica (1875-1942),A. Xhuvani (1880-1961), F.S.

Noli (1882-1965), E. Koliqi (1903-1975), Z. Skiro (1865-1927) und viele weitere. Sie

übersetzten Werke aus der Weltliteratur wie z.B. die Werke von Shakespeare, Homer, Omar

Khayyām, H. Ibsen, Miguel de Cervantes, Molière, Goethe, Schiller, Sophokles.

Jonida Petro erklärt in ihre Doktorarbeit, dass das Wort „me përkthye“ (dt. übersetzen) und

„përkthim“ (dt. Übersetzung) zum ersten Mal in das Wörterbuch „Bashkimi“ vorkam (vgl.

ibid:168). Im Jahre 1908 wurde von einer Kulturgesellschaft namens „Bashkimi“ (dt:

Vereinigung) aus Shkodra ein umfangreiches nordgegisch-italienisches Wörterbuch

herausgegeben (vgl. Hetzer 1991:2363). Der Erste, der das Thema Übersetzen behandelte war

16http://www.kishakatolikeshkoder.com/shtypi%20dioqezan/kumbona/kumbona-korrik-gusht-2010-artikujt/Imzot%20Pjeter%20Bogdani.htm

50

Aleksander Xhuvani. Gegenstand seiner Untersuchungen waren seine Übersetzungen und die

von F.S. Noli, der als einer der bedeutendsten Schriftsteller und Übersetzer Albaniens gilt.

Xhuvani versuchte den Schwierigkeitsgrad beim Übersetzen von Literatur hervorzuheben und

gab zugleich Ratschläge für andere ÜbersetzerInnen (vgl Petro 2014:168)

Nach der Unabhängigkeitserklärung Albaniens 1912 (siehe Kapitel Albanien) stieg das

Interesse noch mehr an Weltliteratur. Somit auch der Bedarf an ÜbersetzerInnen. Viele der

SchriftstellerInnen und ÜbersetzerInnen, die das Land verlassen hatten, kehrten zurück. In den

30-er Jahren entwickelte sich das kulturelle Leben schwungvoll. Neue Zeitungen und

Zeitschriften erschienen. Verlagshäuser wurden gegründet. Im Gegensatz zu der vergangenen

Zeit, wo die kirchlichen Texte dominierten, war deutlich zu sehen, dass die Zahl der

InteressentInnen für Weltliteratur weiterhin stieg(vgl. Qosja Interview).

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde weiterhin übersetzt, jetzt aber wurde Übersetzen

institutionalisiert und wurde vom Staat gefördert. Es wurde Literatur aus alle Epochen übersetzt

bis auf das Moderne. Das kommunistische Regime Enver Hoxhas verschärfte die Zensuren.

Joachim Röhm, als Übersetzer vieler albanische Werke ins deutsche und Albanien Kenner,

bezeichnet diese Zeit als staatlich verordneter und überwachter Mediokrität (vgl. Röhm 2005).

Nicht nur das Übersetzen sondern auch das Lesen moderner Literatur, wie z.B. F.Kafka oder

Ch. Baudelaire und viele andere aus der modernen Epoche, wurde verboten (vgl. Qosja

Interview). Übersetzt wurde weiterhin, nur jetzt mit dem Unterschied, dass es strengstens

bewacht wurde. Aus Misstrauen an die Westländer, übernahmen die Verlagshäuser auch das

Übersetzen aus dem Albanischen in die Fremdsprache. Edmond Tupja erklärt aus eigener

Erfahrung, dass in dem Verlagshaus, wo er mitwirkte, Literatur aus dem Albanischen in acht

Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Griechisch und

Arabisch) übersetzt wurde. Da aber alle diese Sprachen für sie Fremdsprachen waren, war es

zu erwarten dass die Übersetzungen zu wünschen übrig ließen (vgl. Tupja 2007:29ff).

Erst in den letzten 10 Jahren stieg allmählich das Interesse an Übersetzungsuntersuchungen,

dennoch sind es nur ein Dutzend solcher Untersuchungen (vgl. Petro 2014:169). Mit der

Nachfrage von Übersetzungen stieg auch die Zahl der selbsternannten ÜbersetzerInnen enorm.

Erwähnenswert ist, dass viele Intellektuelle der Meinung sind, dass das Studieren einer

Fremdsprache vollkommen ausreicht, um sich automatisch als ÜbersetzerIn zu ernennen. Das

erklärt auch die hohe Anzahl an schlechten Übersetzungen in Albanien (vgl. Tupja 2007:21).

51

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Albanien sehr viel übersetzt wurde und wird. Das

aber was zu wünschen übrig lässt ist, das Übersetzen unter Kontrolle zu haben und es zu

untersuchen. Mit unter Kontrolle zu haben ist gemeint, die oben erwähnten selbsternannten

ÜbersetzerInnen auf die Wichtigkeit und den Schwierigkeitsgrad des Übersetzens hinzuweisen.

Bis auf ein paar Zeitungsberichte und Interviews wird das Thema Übersetzen kaum behandelt.

Albaniens Translationsgeschichte im Polysystem

Ausgehend von Itamar Even-Zohars Polysystemtheorie wird hier versucht Albaniens

Translationsgeschichte anhand dieses Systems zu untersuchen. Wie während diesem Kapitel

erwähnt, wurde in Albanien viel übersetzt und dieser Trend hält weiter an. Trotzdem gibt es bis

heute sehr wenige übersetzungswissenschaftliche Untersuchungen.

Even-Zohar ist der Meinung, dass übersetzte Literatur in starken Systemen in den meisten

Fällen eine sekundäre, konservative Rolle spielt, nennt aber drei Ausnahmefälle, die für die

vorliegende Untersuchung, das heißt, für Albaniens Translationsgeschichte, von großer

Relevanz sein könnten. Eines jedoch kann gesagt werden, dass je nach politische Lage hat sich

diesbezüglich auch die Situation sowohl der Literatur im allgemeinen als auch die übersetzte

Literatur in Albanien ihren Position gewechselt.

Um Even-Zohars Zitat: „[…] I conceive of translated literature not only as an integral system

within any literary polysystem, but as a most active system within it“ (vgl. Even-Zohar1990:46)

zu bestätigen, dass die übersetzte Literatur der aktivste Teil im literarischen Polysystem ist und

dass Übersetzungen auch die albanische Literatur beeinflusst haben, wird nun im Folgenden

beschrieben. Vorab ist zu erwähnen, dass die Systeme nach Zeitabschnitten geordnet sind.

Wenn man Albaniens Literaturgeschichte anhand des Polysystems untersuchen möchte, so wird

schnell klar, dass Übersetzungen im Zentrum des Systems stehen. Das Messbuch „Meshari i

Gjon Buzkut“ gilt als das erste gedruckte Buch auf Albanisch und steht somit noch heute im

Kanon. Bis auf zwei Wörterbücher waren damals alle Texte kirchlicher Natur. Somit kann

gesagt werden, dass im Polysystem der Literaturgeschichte kirchliche Texte im Kanon des

Systems waren. Wegen der „literary vacuums in a literature“ (vgl. Even-Zohar 1990:47)

nahmen Übersetzungen eine zentrale Position ein.

Das 19. Jahrhundert als aus dem albanischen Nationalismus „Rilindja“ (dt. Wiedergeburt), die

albanische Renaissance entstand, wird als sehr aktiver Teil im System der albanischen Literatur

52

bezeichnet. Am Anfang des 19. Jahrhundert hielt der Trend weiter an, kirchliche Texte zu

übersetzen, aber mit der Zeit wurden sie in die Peripherie gedrängt. Werke von Shakespeare,

Homer, Omar Khayyām, H. Ibsen, Miguel de Cervantes, Molière, Goethe, Schiller, Sophokles

wurden nun übersetzt und standen für lange Zeit im Kanon. Viele der albanischen

ÜbersetzerInnen waren zugleich selbst SchriftstellerInnen und es kann gesagt werden, dass die

Weltliteratur, durch Übersetzung ins Albanische, ihre weiteren Werke beeinflusst.

Nach der Unabhängigkeitserklärung Albaniens im Jahr 1912 stieg das Interesse an Weltliteratur

noch weiter an. Im Zentrum des Systems standen hauptsächlich Werke aus der damaligen

modernen Literatur. Kirchliche Texte, welche bis dahin Teil des Systems waren, verschwanden

aus dem System. Erstens, weil der Bedarf nicht vorhanden war und zweitens, weil viele

albanische SchriftstellerInnen und ÜbersetzerInnen aus dem Exil zurückkehrten und ihr Ziel

war, die Weltliteratur dem albanischen Volk zur Verfügung zu stellen. Das Interesse an

Weltliteratur stieg somit weiter an deshalb wurden auch neue Verlagshäuser gegründet.

Die Epoche nach dem zweiten Weltkrieg war die für übersetze Literatur eine sehr spannende

Zeit. Es wurde zwar weiterhin viel übersetzt, doch das Übersetzen wurde jetzt vom Staat

institutionalisiert und gefördert. Hier könnte Lefeveres Patronage-System zur Geltung

kommen. Unter Patronage versteht Lefevere „something like the powers (persons, institutions)

that can further or hinder the reading, writing and rewriting of literature“ (vgl. Lefevere

1992:15) sind sowohl einzelne Personen als auch Institutionen gemeint, die es fördern oder

auch verbieten können, Literatur zu lesen, zu schreiben oder zu übersetzen. Durch das

kommunistische Regime wurden Zensuren verschärft. Nicht nur das Übersetzen, sondern auch

das Lesen von Literatur aus der modernen Epoche wurde verboten. Ins Zentrum des

Polysystems rückten Bücher, die die Ideologie des Kommunismus verfolgten. In der Peripherie

waren weiterhin Übersetzungen aus anderen Epochen, bis auf die der Moderne.

Nach dem Fall des Kommunismus in Albanien stieg das Interesse an Übersetzungen weiter an.

Der Globalisierungsprozess hatte zur Folge, dass sich die Übersetzung nicht nur auf bestimmte

Literatur konzentrierte, sondern vielfältiger wurde. Außer aus Europa, rückten jetzt auch Werke

aus der amerikanischen und lateinamerikanischen Literatur ins Polysystem ein. Politische,

soziale und kulturelle Entwicklungen führten zu neuen linguistischen Phänomenen. Es

entstanden neue Peripherien oder neue Systeme, die mit anderen Systemen interagierten.

Methodologie

53

Im folgenden Kapitel wird die Vorgehensweise der quantitativen und auch der qualitative

Analyse dargestellt. Vorab werden aber die Fragestellungen und Hypothesen der vorliegenden

Diplomarbeit noch einmal bekannt gemacht. Danach werden die Methoden der empirischen

Datenerhebung beschrieben. Dabei wird im konkreten Fall aufgezeigt, nach welchen Kriterien

die albanischen Institutionsnamen, welche in diesem Fall die Kulturspezifika im Korpus sind,

ausgewählt wurden. Anhand der quantitativen Analyse wird versucht mit Franco Aixelás

Strategien die Kulturspezifika zu kategorisieren um aufzuzeigen ob und welche Tendenzen es

gibt. Bei der qualitativen Analyse werden die Erkenntnisse aus der quantitativen Teil

ausgewertet und beschrieben. Ebenfalls Teil der qualitativen Analyse wird es sein, anhand

Aixelás explanatory variables den Übersetzungsprozess zu beleuchten.

Forschungsfrage und Hypothese

Für die Empirische Studie wurde die Mixed Methods Modell herangezogen. Unter „Mixed

Methods“ ist eine Kombination aus qualitativer und quantitativer Analyse zu verstehen. Als

Gründer dieser Methoden gelten die amerikanischen Erziehungswissenschaftler Abbas

Tashakkori und Charles Teddlie. In der Monographie aus den späten 1990er-Jahren „Mixed

Methodology“ verwendeten sie zum ersten Mal den Begriff „Mixed Methods“(vgl. Kelle

2014:153).

In the process of developing a distinct identity, as compared with other major research

communities of researchers in the social and human sciences, mixed methods has been

adopted as the de facto third alternative, or “third methodological movement”

(Tashakkori & Teddlie 2010: 803-804)

Da für die vorliegende Untersuchung tiefgehende Kenntnisse über translatorisches Verhalten

im Polysystem untersuchen würde eine quantitative Analyse sich nur auf die Normen

beschränken. Daher erweist sich eine Kombination wie die, oben erwähnte, Mixed-Methods ,

für diese Arbeit als sehr geeignet.

Den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bilden die Kulturspezifika in den Berichten

Albaniens, die im Rahmen der Universal Periodic Review Verfahren vorgestellt werden. Die

erste Frage, der nachgegangen wird, ist ob es sich bei den Staatenberichten um Übersetzungen

handelt oder sind die Dokumente tatsächlich Originalfassungen, wie es im Titelblatt der

Berichte, angegeben wird (siehe Anhang). Es wurde daher von der Hypothese ausgegangen,

54

dass die Berichte zuerst von der Regierung in der Originalsprache, sprich albanisch verfasst

wurden und sie erst dann übersetzen ließen. Die zweite Forschungsfrage lautet: Welche

Übersetzungsstrategien wurden von den ÜbersetzerInnen verwendet? Im folgenden Abschnitt

wird ebenfalls eine zweite Hypothese untersucht, welche davon ausgeht, dass die

ÜbersetzerInnen der Berichte der Wiedergabe des Inhalts mehr Bedeutung zukommen ließen

als den Eigenheiten der albanischen Kultur. Nach der zweiten Hypothese folgt eine weitere

Forschungsfrage, die wichtige Erkenntnisse liefern könnte und zwar, welche

Übersetzungsstrategien wurden verwendet und ob sich die Übersetzungen an der Zielsprache

oder eher an der Ausgangssprache orientieren?

Vorbemerkung zur Analyse

Der empirische Teil der vorliegenden Arbeit basiert auf die Methodenmix oder bekannt auch

als Mixed-Methods. Es handelt sich hierbei um eine Kombination aus qualitativer und

quantitativer Untersuchungsmethoden (vgl. Kelle 2014: 153). Es wurde diese

Forschungsmethode ausgewählt aus dem Grund, das im konkreten Fall beide, sowohl die

quantitative Analyse als auch die qualitative zu der gleichen Erkenntnissen führen können,

nämlich der Tendenz zum Ausgangstext- oder eher Zieltextorientiert. Anhand der Mixed

Methods Untersuchungsmodell lassen sich mehrere Forschungsergebnisse zeigen. Für die

vorliegende Arbeit wäre das Forschungsergebnis konvergent relevant sein. In dem Fall

konvergent sein heißt, wenn die Forschungsergebnisse aus den beiden Untersuchungsmethoden

sich übereinstimmen (vgl. ibid.:157). Im konkreten Fall, nämlich der Analyse von

Kulturspezifika in den Staatenberichten, könnte die Häufigkeit einer verwendeten

Übersetzungsstrategie dazu leiten Informationen über die Tendenz der Übersetzung in einem

bestimmten Polysystem zu bekommen. Auch eine qualitative Analyse könnte dieselben

Erkenntnisse als Forschungsergebnisse erzielen nur dass es sich hierbei die Methode anders

sein.

Zum Korpus

Das Korpus der vorliegenden Arbeit umfasst zwei Staatenberichte Albaniens. Den ersten

Bericht übermittelte Albanien im Rahmen des ersten Zyklus-es im November des Jahres 2009.

Von 2008 bis 2011 wurden im ersten Prüfzyklus alle Staaten der UPR unterzogen. Das

55

entspricht pro Jahr 48 Staaten. Seit dem Jahr 2012 ist der 2. Zyklus im Gange, der in dem Jahr

2016 abgeschlossen sein wird. Der zweite Staatenbericht Albaniens stand aus dem zweiten

Prüfzyklus-es, der im April des Jahres 2014 stattfand. Die nächste UPR Prüfung Albaniens wird

im Rahmen des 3. Prüfzyklus im Im Jänner des Jahres 2019 stattfinden.

Wie schon mehrmals erwähnt ist Albanien, sowie jede andere Mitgliedstaat der VN, dazu

verpflichtet Staatenberichte an die zuständigen Organe abzugeben. Zum Korpus noch dazu

gehört eine Liste der ratifizierten Menschenrechtsübereinkommen, unter denen Albanien

regelmäßig Berichte zu erstellen hat.

Vorgehensweise

Dem Korpus wurden 40 Begriffe entnommen. Bei den Begriffen handelt es sich sowohl um

Institutionsnamen als auch um verschiedene Organisationnamen. Die Begriffe werden

zunächst extrahiert, dann in Tabellarischer Form kategorisiert. Die Tabelle besteht aus vier

Spalten (siehe Anhang). Die erste Spalte dient zur Nummerierung der Kulturspezifika, die

zweite Spalte beinhaltet die englische Bezeichnung des Begriffes, wobei in der nächsten Spalte

die dazugehörende albanische Übersetzung folgen wird. Die dazu passenden albanischen

Begriffe wurden aus Internetseiten extrahiert. Anzumerken ist jedoch, dass nur Internetseiten

von den staatlichen Institutionen herangezogen wurden, damit die offizielle Benennung (und

keine in anderen Kontexte verbreitetes Ausdruck) für die Analyse verwendet wird. Die letzte

Spalte beinhaltet die angewendete Übersetzungsstrategie.

Als erstes folgt die quantitative Analyse, wobei die Kulturspezifika in zwei Gruppen aufgeteilt

werden. Die erste Gruppe fällt unter der Übersetzungsstrategie von Franco Aixelá

Conseravation, während die zweite Kategorie die der Substititon beinhaltet. Diese zwei

Gruppen werden wiederrum in den jeweiligen Unterkategorien unterteilt. Unter der Kategorie

Conservation fallen weitere fünf Unterkategorien. Die sind: repetition, orthographic

adaptation, intertextual gloss und extratextual gloss während unter der Kategorie Substition

sechs weitere Unterkategorien folgen nämlich die Synonymy, Limited Universalization,

Absolute Universalization, Naturalization, Deletion, Autonomous Creation, Compensation,

Dislocation und Attenuation Schließlich folgt eine Auswertung der quantitativen Daten, wobei

versuch wird Tendenzen zu finden.

Nachdem die quantitativen Daten ausgewertet wurden werden die Kulturspezifika der

qualitativen Analyse unterzogen. Hierbei wird versucht die Forschungsfrage, ob sich die

56

ÜbersetzerInnen Ausgangstext orientiert oder Zieltext orientiert gehandelt haben. Ebenfalls in

diesem Kapitel wird versucht Mithilfe Franco Aixelás die explanatory variables, welche bereits

im Kapitel 5.6 näher beschrieben wurden, die Rahmenbedingungen des Übersetzungsprozesses

zu besprechen. Dabei werden Informationen hinsichtlich des Übersetzungsprozesses, welche

sich aus eigener Recherche ergaben, in Betracht gezogen. Eigenrecherche war von Nöten, weil

diesbezüglich Informationsquellen leider nicht vorhanden waren.

Schließlich folgt die Interpretation der Ergebnisse. Hierbei wird versucht Tendenzen, welche

für die vorliegende Arbeit relevant sein könnten und ob die ÜbersetzerInnen die Rolle des

Gatekeepers übernehmen. Es wird ebenfalls untersucht on Elemente aus der albanischen Kultur

sichtbar sind oder wurden sie neutralisiert. Sind die ÜbersetzerInnen visible or invisible?

“Invisibility, as Venuti explains, has been fetishized among most evaluators and critics

of translation in the Western world as a summum bonum since Dryden. The best

translations have been thought to be the seamless ones, the ‘‘fluent’’ ones, the invisible

ones: that is, those that are comfortable, native, ‘‘natural’’. They do not seem like

translations. Their translators remain silent, hiding the texts’ foreignness.” (Coldiron

2012:190 Hervorhebung im Original)

Venuti beschreibt eine Übersetzung als ein Produkt, welches unter verschiedenen Einflüsse

entsteht. Die Einflüsse könnten linguistischer, politischer, ideologischer und wirtschaftlicher

Natur sein. In seiner Publikation The Translator’s Invisibility: A History of Translation übt er

Kritik sowohl am Übersetzungsprozess als auch an Übersetzungskritik, vor allem aber den

angloamerikanischen Sprachraum, wo die ÜbersetzerInnen als Außenseiter in der Gesellschaft

gelten (vgl. Venuti 1995:16). Laut Venuti eines der Gründe für die Unsichtbarkeit der

ÜbersetzerInnen sind flüssige Übersetzungen und sagt: „The more fluent the translation, the

more invisible the translator, and, presumably, the more visible the writer or meaning of the

foreign text.“ (ibid: 1f)

Quantitative Analyse

Vorbemerkung zu Analyse

Im folgenden Kapitel wird zuerst die Vorgehensweise sowie die Auswahlkriterien der Analyse

vorgestellt, danach erfolgt die detaillierte Auswertung nach den einzelnen Kategorien Franco

57

Aixelás, um Tendenzen aufzuzeigen und abschließend werden die aus der Gesamtauswertung

gewonnenen Ergebnisse zusammengefasst.

Als Auswahlkriterien für den untersuchten Analysekorpus wurden die Kriterien berücksichtigt,

dass die Staatenberichte, die in der vorliegenden Untersuchung den Korpus bilden, Teil des seit

2006 eingeführten UPR Prozesses waren. Albanien hat bis jetzt 2 Staatenberichte im Laufe

diese Untersuchung bei den VN vorgelegt. Daher sind nur 2 Staatenberichte Teil des

untersuchten Korpuses. Aus diesen Staatenberichten wurden dann 40 Namen von albanischen

Institutionen ausgewählt. Die Extaktion fand ohne Kontext statt, da mir nur die englischen

Versionen der Staatenberichte zur Verfügung standen.

Danach wurden die passenden Begriffe aus Internetseiten extrahiert. Anzumerken ist jedoch,

dass nur Internetseiten von den staatlichen Institutionen aus Albanien herangezogen wurden,

um sicher zu gehen, dass die jeweiligen albanischen Benennungen tatsächlich offizielle

Bezeichnungen der jeweiligen Institutionen entsprechen.

Als erstes folgt eine Tabelle anhand der, die Häüfigkeit der angewendeten Strategien von Fraco

Aixelá aufgezeigt. Javier Franco Aixelá ordnet seine Übersetzungsstrategien für

Kulturspezifika in zwei Gruppen ein. Er ist der Meinung, dass diese Gruppen vom geringsten

bis hin zum höchsten Grad der interkulturellen Manipulation, kombinierbar sind. Die

Strategien bei denen CSI im Zieltext fast unverändert bleiben und nicht beziehungsweise

minimal manipuliert werden, ordnet er der Gruppe conservation zu. Strategien, bei denen ein

CSI stärker manipuliert und durch ein der Zielkultur näherliegendes kulturelles Element

ersetzt werden, ordnet er der Gruppe substitution zu (vgl. Franco Aixelá 1996:60f.). Die

Auswertung der Analyse wird Anhand von Tabellen und Diagrammen veranschaulicht.

Tabelle 1

conservation substitution

CSI 33 7

Tabelle 1 zeigt, dass aus dem insgesamt 40 Kulturspezifika 33 unter der Kategorie Conservation

fallen während unter der Kategorie Substition nur 7.

Die gleichen Ergebnisse werden hier noch einmal Anhand eines Diagramms veranschaulicht:

58

Abb. Diagramm: 1

Das Diagramm zeigt nochmal die Überlegenheit der Conservation Kategorie auf. Nachdem nun

die ausgewählten Kulturspezifika in den zwei Hauptkategorien zugeordnet sind folgen jetzt die

Unterkategorien dieser oben erwähnten CSI Gruppe. Die Gruppe conservation besteht aus fünf

weiteren Substrategien (vgl. Franco Aixelá 1996:60f.)

Conservation91%

Substition9% 0% 0%

Culture Specific Items Strategie

9%3%

85%

0%3%

Conservation Repetition

Orthographic

adaption

Linguistic /non-

cultural)

translationExtratextual gloss

Intratextual gloss

59

Synonymy

0%Limited

Universalization

36%Absol

ute unive

rsalization

0%Naturalization15%

Deletion37%

Autonomous

creation

12%

Substition

Tabelle 2 Abb. Diagramm 2

Tabellennummer 2 und ebenfalls Diagramm Nummer 2 zeigen die die Häufigkeit der Strategien

innerhalb der Hauptstrategie. Zu erwähnen gilt, dass außer die Strategie Extratextual gloss

ansonsten alle zumindest einmal verwendet wurde wobei auch hier ist es deutllich zu erkennen,

dass eine Strategie am öftesten angewendet wurde, nämlich die Linguistic (non-cultural)

translation. Aus ins gesamt 33 Kulturspezifika, gehören 28 unter dieser Kategorie.

Nachdem die Gruppe der Conservation beschrieben wurde, folgt nun eine Beschreibung der

Substition Gruppe und ihre sechs Substrategien.

Tabelle 3 Abb. Diagramm 3

Conservation Häufigkeit

Repetition 3

Orthographic adaption 1

Linguistic (non-cultural)

translation 28

Extratextual gloss

Intratextual gloss 1

Gesamt

33

Substition Häufigkeit

Synonymy

Limited Universalization 3

Absolute universalization

Naturalization

Deletion 3

Autonomous creation 1

Gesamt 7

60

Anhand der Tabelle und des Diagrammes ist hier deutlich ersichtlich, dass in der vorliegenden

Arbeit, die Substition Strategie sehr wenig in Betracht bezogen wurde. Von den gesamten sechs

Unterkategorien wurden nur drei davon verwendet nämlich die Limited Universalization

dreimal, die Deletion Strategie ebenfalls dreimal und während die Autonomous creation nur

einmal angewendet wurde, wurden die übrigen drei Synonymy, Absolute universalization und

Naturalization überhaupt nicht angewendet.

Außer der 40 Institutionsnamen wurde eine weitere Gruppe der CSI untersucht. Hierfür wurden

neun Menschenrechtsübereinkommen, unter denen Albanien regelmäßig Berichte zu erstellen

hat. Bei der Kategorisierung dieser Gruppe wurde festgestellt, dass auch hier die Linguistic

(non-cultural) translation, welche eine Subkategorie der Coservation ist, den anderen

Subkategorien vorgezogen wurde.

Interpretation der Ergebnisse

Aus den Diagrammen und Tabellen wurde ersichtlich, dass im Vergleich der zwei

Hauptkategorien klar die Conservation am öftesten angewendet wurde. Das spricht dafür, dass

die ÜbersetzerInnen sehr Ausgangssprachlich orientiert übersetzt haben. Ob das bewusst oder

unbewusst geschah ist es anhand dieser Analyse nicht möglich herauszufinden. Bei der

Erfassung von verschiedener Übersetzungsstrategie, hatte Franco Aixelá versucht sie nach den

interkulturellen Manipulationsgraden zu ordnen. Der conservation Kategorie wies es geringsten

Gran an Manipulation, der substitution den höchsten Grad an Manipulation zu wies (vgl. Franco

Aixelá 1996:60f.). Das heißt, dass die ÜbersetzerInnen nicht darauf abzielten zu manipulieren,

sondern ihnen gings darum den Inhalt des Dokumentes wiederzugeben.

Der Tabellennummer 2 und dem zweiten Diagramm ist es zu entnehmen, dass in der Kategorie

die Linguistic (non-cultural) translation 28 mal von insgesamt 33 mal angewendet. Aus der

graphischen Darstellung der Tabellennummer 3 ist ersichtlich, dass diese Strategie kam zur

Anwendung kam. Es lässt sich letztendlich sagen, dass die albanischen ÜbersetzerInnen nicht

zu stark manipulieren wollten.

61

Aufgrund dessen, das eine quantitative Analyse allein kein vollständiges Bild des

Übersetzungsprozesses liefern kann, folgt darauf im nächsten Kapitel eine qualitative Analyse,

bei der sowohl die Begriffe als auch der Übersetzungsprozess untersucht wird.

Qualitative Analyse

Nachdem im vorigen Kapitel die quantitative Analyse beschrieben wurde, folgt nun im

folgenden Kapitel die qualitative Analyse. Gegenstand dieses Kapitels ist eine detaillierte

Analyse der, aus dem Korpus entnommenen, 40 Institutionsnamen Albaniens. Zuvor sollte

gesagt werden, dass zur Untersuchung eines Übersetzungsprozesses von Staatenberichte, wo

das Original nicht veröffentlicht und um die grundlegenden Fragen dieser Studie zu

beantworten außer der Textanalyse schienen auch Selbstrecherchen mittels persönlichen

Kontaktaufnahmen die geeignetste Methode zu sein. Aufgrund dessen, dass es bei der

vorliegenden Arbeit speziell um Albanien und Translation in Albanien und um

Translationsprozess der Staatenberichte ging und diesbezüglich der Mangel an Literatur über

das Thema Translation in Albanien erschwerten diese Untersuchung relativ sehr. Vor allem

die Suche nach ÜbersetzerInne die politische Berichte übersetzen und übersetzt haben erwies

sich als nicht leichter Weg, Zuerst wurde das Außenministerium in Tirana kontaktiert mit der

Bitte mir einige Berichte in der original Sprache. Mit Original ist hier Albanisch gemeint. Bei

den VN werden die Staatenberichten in englischer Sprache als Original angegeben. Die Frage

über den Ablauf der Staatenberichte wurde bereits vor Ort beantwortet. Die Antwort nach

meiner Frage, wie der Übersetzungsprozess der Staatenberichte abläuft lautete

folgendermaßen: „ Zuerst kommt der Bericht von der Regierung zu uns, dann kontaktieren wir

externe offizielle ÜbersetzerInnen und wir lassen dann übersetzen. Einige Tagen danach

bekommen wir die Übersetzungen zurück… Die Übersetzungen werden strengste Kontrollen

unterzogen und nicht selten müssen wir Textstellen selbst revidieren, weil sie Fehler

beinhalten… [Meine Frage: Dürfen Sie das?] Normal nicht aber weil die Texte wichtige

Dokumente sind, die unsere Land präsentieren müssen wir dafür sorgen dass es richtig übersetzt

wird“ (Außenministerium Tirana Persönliches Gespräch 11.10.2014 mit Fr. I.S.). Auf der

Webseite des Justizministeriums befindet sich die Liste der offiziellen (beeideten)

ÜbersetzerInnen befindet sich eine Lis mit den Namen der offiziellen (beeideten) Übersetzer

und Dolmetscher Albaniens, welche regelmäßig aktualisiert wird. Aus der Liste 4 Personen

meinerseit, durch Zufallsprinzip per Mail kontaktiert und denen ein paar Fragen, auf die ich im

Laufe der Analyse zurückkommen werde. Doch zunächst folgt die Analyse aus dem Korpus.

62

Den Korpus bilden 2 Staatenberichte aus dem Jahr 2009 und 2014. Das Ziel hierbei ist es mit

Hilfe des deskriptiven Untersuchungsmodells von Franco Aixelá wird versucht die

Rahmenbedingungen des Übersetzungsprozesses der Staatenberichte zu beleuchten.

Im ersten Teil der Analyse werden die angewendeten Übersetzungsstrategien bei der

Übersetzung der Institutionsnamen, die hier als Kulturspezifika klassifiziert werden,

herangezogen. Die auf diese Weise ausgewählten Textstellen des Romans werden danach

analysiert. Im Anschluss daran werden die Analyseergebnisse ausgewertet und diskutiert. Bei

der Analyse wird der Reihenweise nach gegangen, wie vom Franco Aixelá geordnet. Zuerst

folgen die Unterkategorien der Conservation Kategorie.

Conservation

Unter der conservation, Kategorie wird versucht also das CSI beizubehalten. Dabei gibt es

mehrere Abstufungen der Beibehaltung. Unter der Kategorie Conservation fallen weitere fünf

Unterkategorien. Die sind: repetition, orthographic adaptation, intertextual gloss und

extratextual gloss.

Repetition

Fall 1

Englisch Albanisch

CPD cooperates with different

international organizations and agencies

and with local NGOs on a series of

projects in the context of the fight against

discrimination (OSCE, UNICEF, SOROS

Albania, Albanian Committee of

Helsinki and Swiss Cooperation Office in

Tirana, etc) (National Report 2014: 6)

Komiteti Shqiptar i Helsinkit

An diesem Analysebeispiel wird ersichtlich, dass der/die ÜbersetzerIn dem albanischen

Ausgangstext treu geblieben ist und hierbei die repetition Strategie angewendet hat.

Anzumerken ist jedoch, dass bei der Übersetzung dieses Instituts nicht entsprechend

recherchiert wurde. Die originale Benennung dieses Instituts lautet Albanian Helsinki

63

Committee. Die geeignetste Strategie wäre auch hier die linguistic (non-cultural) translation.

Da diese Organisation ziemlich bekannt ist, vor allem für das Leserzielpublikum bei den VN

oft vorkommt, wird somit klar, dass hier Gideon Tourys „adequate translation“ zur Geltung

kommt und der/die Übersetzerin „visible“ (vgl. Venuti 1995:1f) sichtbar wurde.

Fall 2

Englisch Albanisch

The activity of the main structures at the

national and regional level related to

trafficking in human being is strengthened.

To mention here: the Responsible Authority

for the protection and assistance of victims

of trafficking, Anti-Trafficking Unit,

Sector against Illegal Trafficking (National

Report 2014:12)

Njësia Antitrafik

Während der Begriff Anti Human Trafficking Unit weltweit verwendet wird, wird in Albanien,

obwohl die gleiche Einheit gemeint ist, nur die, oben angeführte Bezeichnung verwendet. Die

Übersetzung an sich ist nicht unkorrekt. Deshalb kann diese Beispiel als repetition betrachtet.

Um den zielsprachlichen Konventionen gerecht zu werden, wäre hier die Intratextual gloss

die passende Strategie gewesen weil es nur die Hinzufügung des Wortes Human nötig wäre.

Fall:3

Englisch Albanisch Strategie

Regarding the institutional framework

for combating corruption, the National

Coordinator against Corruption of Civil

Servants is established, a task designated

to the Minister of State on Local Issues

(National Report 2009:20)

Ministër Shteti për

Çështjet Vendore

repetition

64

Bei dem Begriff hier wendeten die ÜbersetzerInnen de repetition Strategie an weil sie direkt

aus dem albanischen übersetzten ohne auf die Zielprache zu achten. Auch hier blieb der/die

ÜbersetzerIn dem albanischen Ausgangstext treu. In Großbritannien würde das The Secretary

of State for Communities and Local Government heissen.

Orthographic adaption

Fall: 4

Englisch Albanisch

The Report of the Republic of Albania

(RA) for the second monitoring cycle of

the UPR is prepared in line with the

adopted Guidelines provided in the

Decision of HRC (National Report 2014:2)

Republika e Shqipërisë

Bei diesem Fall griff der/die UbersetzerInn auf die Strategie Orthographic adaption zu. Zwar

war es nicht notwendig das Beispiel zu transliterieren weil sowohl im albanischen als auch im

englischen das lateinische Alphabet verwendet wird. Dennoch ist der original Name von

Albanien Shqipëria. Die Albaner bezeichnen sich selbst als "Shqipëtarë" und ihr Land als

"Shqipëria". Geschichtlich gesehen, ist dies Ergebnis einer Entwicklung erst in jüngerer Zeit.

Im Mittelalter nannten sich die Albaner "Arbëresh", wie dies die Italo-Albaner noch heute tun.

Diese Bezeichnungen gehen sprachgeschichtlich zurück auf den illyrischen Stamm der

Albanoi, der in der Antike im Gebiet des jetzigen Mittelalbanien ansässig war. Die Albaner

selbst erwähnen in diesem Zusammenhang gerne das Wort "shqiponjë", das heißt "Adler", auch

im Ausland spricht man hin und wieder vom "Land der Adlersöhne“.

Zusammenfassend lässt sich hier sagen, dass der/die ÜbersetzerIn hierbei auch eine

Vermischung zwischen den beiden Strategien Limited universalization und Orthographic

adaption besteht weil außer, dass die Schreibweise vom albanischen und englischen sich

ändert, wird im englischen die entsprechende Version von Shqipëria, also Albania angegeben

65

Linguistic (non-cultural) translation;

Fall: 5

Englisch Albanisch Strategie

The Ministry of Foreign Affairs

leaded an inter-institutional

working group with

representatives of governmental

and independent institutions

(National Report 2014:2)

Ministria e Punëve të

Jashtme

inguistic (non-

cultural)

translation

Bei diesem Fall ist der Schwierigkeitsgrad des Wortes nicht besonders hoch war und zweitens

wird davon ausgegangen, dass dieser Ausdruck, den die ÜbersetzerInnen verwendeten, bereits

in der Zielkultur in ähnlicher oft sogar gleichartiger Form existiert.

Fall 6

Englisch Albanisch Strategie

OSCE/ODHIR Report stated that

Parliamentary elections held

on 23 June 2013, were

competitive, with an active

participation of voters during the

campaign and respecting

fundamental freedoms (National

Report 2014:2)

Zgjedhjet Parlamentare inguistic (non-

cultural)

translation

Fall: 7

Englisch Albanisch Strategie

with the Law “On Protection

from Discrimination” and with

the legal practice of

Gjykata Kushtetuese inguistic (non-

cultural)

translation

66

Constitutional Court, namely

(National Report 2014:2)

Es gilt allerdings zu erwähnen, dass, wie hier im Fallnr. 7 für die Übersetzung juristischen

Begriffe mehrere grundlegende Faktoren zu berücksichtigen sind. Eines von ihnen ist es ob die

Ausgangskultur und Zielkultur dem gleichen Rechtssystem unterstehen. Da das Ziel der

vorliegenden Arbeit nur die Untersuchung der Kulturspezifika im Korpus und nicht das

Rechtssystem der jeweiligen Kulturen wird aus dem Grund nicht tiefer recherchiert. Es muss

allerding erwähnt werden, dass sowohl im englischen als auch im albanischen Sprachraum

Verfassungsgerichte gibt. Somit lässt sich sagen, dass die Begriffe aus dem Rechtssystem völlig

äquivalent sind

Fall: 8

Englisch Albanisch Strategie

In 2011 were approved the

National Strategy on Gender

Equality and[…] (National

Report 2014:10)

Strategjia Kombëtare për

Barazinë Gjinore

inguistic (non-

cultural)

translation

Bezüglich der Übersetzungsstrategie wurde hier weiterhin die, am meisten angewendete

Strategie, linguistic (non-cultural) translation angewendet. Deshalb ist keine weitere

Erklärung nötig. Anzumerken ist jedoch, dass in Franco Aixelás Strategien eine Kategorie fehlt,

welche auf Unterschiede im Satzbau zwischen den verschiedenen Sprachen hinweist bzw. auf

diese Unterschiede achtet. Dass jede Sprache ihre eigene Satzstruktur hat, das ist vom

vornhinein klar, nur könnte genau diese Unterschied die Übersetzung beeinflussen. In der Regel

stehen Adjektive im Albanischen hinter dem Substantiv, das sie begleiten. National Strategy…

Straegjia Kombëtare… Wäre diese Satz wortwörtlich übersetzt dann würde anstatt National

Strategy… The Strategy oft the Nation… stehen. Das lässt sich besser an diesem Beispiel

veranschaulichen; englisch: the red ball, deutsch: der rote Ball, albanisch: topi(Ball) i kuq(rot).

Fall: 9

67

Englisch Albanisch Strategie

First Instance Administrative

Courts

shkalla e parë e Gjykatës

Administrative

linguistic (non-

cultural)

translation

Fall: 10

Englisch Albanisch Strategie

Commissioner for Protection from

Discrimination

Komisioneri për

Mbrojtjen nga

Diskriminimi

linguistic (non-

cultural) translation

Fall: 11

Englisch Albanisch Strategie

Furthermore, there are structures

within the governmental

institutions (Ministry of

Justice[…] (National Report

2014:5)

Ministria e Drejtësisë linguistic (non-

cultural) translation

Erwähnenswert ist es hier im Fall 11, dass man behaupten kann, dass der/die Übersetzerin zwei

Strategien, auch wenn unbewusst, angewendet hat. Ohne auf Details zu achten, könnte gesagt

werden, dass hier die (linguistic (non-cultural) translation Strategie angewendet wurde, was

auch nicht falsch ist. Wenn aber der Begriff Drejtësi aus dem albanischen übersetzt wird, was

righteousness, bedeutet dann kann gesagt werden, dass hier auch die Limited universalization

Strategie angewendet wurde. Denn ansonsten könnte der Begriff in dem Fall Ministry of

righteousness lauten. Somit ist das eine Vermischung zweier Strategien.

Fall: 12

68

Englisch Albanisch Strategie

Administrative Court of Appeal Gjykata

Administrative e

Apelit

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 13

Englisch Albanisch Strategie

State Agency for the Protection of the

Rights

Agjencia Shtetërore

për Mbrojtjen e të

Drejtave të Fëmijës

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 14

Englisch Albanisch Strategie

National Treating Center for Victims of

Domestic Violence

Qëndra Kombëtare E

Trajtimit Të

Viktimës Së Dhunës

Në Familje

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 15

Englisch Albanisch Strategie

The state Labor Inspectorate and Social

Services

Inspektorati Shtetëror

i Punës dhe

shërbimeve

shoqërore

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 16

69

Englisch Albanisch Strategie

The state Education Inspectorate Inspektorati Shtetëror

i Arsimit

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 17

Englisch Albanisch Strategie

Ministry of Social Welfare and Youth Ministria Mirëqenies

Sociale dhe Rinisë

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 18

Englisch Albanisch Strategie

The Permanent Parliamentary

Commissions

Komisionet e

Përhershme

Parlamentare

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 19

Englisch Albanisch Strategie

The Ombudsman in the role of the

National Mechanism for the

Prevention of

Torture has regularly inspected

institutions of arrest/detention, and

prisons and has

submitted recommendations for

protecting individuals from torture,

degrading treatment and punishment, for

the improvement of the penitentiary

system and for the treatment of

detainees/arrested in police stations

(National Report 2014:5)

Mekanizmi

Kombëtar për

Parandalimin e

Torturës

linguistic (non-

cultural) translation

70

Wie aus dem Text zu entnehmen ist, ist dieses Mechanismus unter Obhut des Volksanwaltes.

Auf der Internetseite des Volksanwaltes ist die, oben angeführte albanische Version, zu finden.

Der groben Analyse nach, war hierbei die linguistic (non-cultural) translation Strategie in

Betracht bezogen aber nach einer detallierten Analyse dieses Satzes wird schnell klar, dass für

die Übersetzung der albanische Satz den Ausgangstext ergab. Ein weiterer Beleg, der dafür

spricht ist, dass in der Homepage des UNHCR die Rede von National Preventive Mechanisms

ist,17 Es handelt sich also hierbei um eine Rückübersetzung. Erich Prunč nach ist Translation

Unumkehrbar und eine Rückübersetzung kann in der Regel den Ausgangstext nicht ergeben

(vgl. Prunč 2012:129). Dadurch, dass dieser Übersetzungsversion ausgangsorientiert ist, so geht

man von Tourys Ausgangsnormen aus somit wäre diese Variante eine „adequate translation“

Fall 20

Englisch Albanisch Strategie

Constitiution of of Albania Kushtetuta e

Republikës së

Shqipërisë

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 21

Englisch Albanisch Strategie

During this period there has been an

increase in the number of cases treated

and requests for Protection Order from

the State Police Structures (National

Report 2014:10)

Policia e shtetit

Shqiptar

linguistic (non-

cultural) translation

17 http://www.ohchr.org/EN/HRBodies/OPCAT/Pages/NationalPreventiveMechanisms.aspx

71

Die Wahl des/der ÜbersetzerIn fiel wieder einmal auf die linguistic (non-cultural) translation

Strategie. Es gilt aber zu betonen, dass in diesem Fall, um die Information expliziter

ausdrücken, die Strategie intratextual gloss geigneter wäre. Hier konkret Albanian State

Police, ansonsten könnte nur irgendeine State Police gemeint sein.

Fall 22

Englisch Albanisch Strategie

State Commission for Legal Aid Komisioni Shtetëror

për Ndihmën

Juridike

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 23

Englisch Albanisch Strategie

State Minority Committee Komiteti shtetëror

për pakicat

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 24

Englisch Albanisch Strategie

General directorate of prisons

Drejtoria e

përgjithshme e

burgjeve

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 25

Englisch Albanisch Strategie

Commision on foreign policy Komisioni për

Politikën e Jashtme

linguistic (non-

cultural) translation

72

Fall 26

Englisch Albanisch Strategie

The National Steering Committee Komiteti drejtues

kombëtar

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 27

Englisch Albanisch Strategie

The National Employment Service Sherbimi Kombetar i

Punesimit

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 28

Englisch Albanisch Strategie

Deputy prime minister Zëvendëskryeministër linguistic (non-

cultural) translation

Fall 29

Englisch Albanisch Strategie

The State Labor Inspectorate Inspektorati Shtetëror

i Punës

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 30

Englisch Albanisch Strategie

Framework Convention for the

Protection of National Minorities

Konventa Kuadër për

Mbrojtjen e

Minoriteteve

Kombëtare

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 31

73

Englisch Albanisch Strategie

The Department of Internal

Administrative Inspection and Anti-

corruption

Departamenti I

Kontrollit të

Brendshëm

Administrativ dhe të

Antikorrupsionit

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 32

Englisch Albanisch Strategie

Judicial District Prosecution Office Prokuroria e Rrethit

Gjyqësor

linguistic (non-

cultural) translation

Fall 5 bis Fall 32 habe die gleiche Strategie angewendet und zwar die linguistic (non-cultural)

translation. Das ist zugleich Die größte Gruppe innerhalb, des Korpuses, die die gleiche

Strategie anwendet. Es Wurden Bewusst nicht Alle Kulturspezifika einzeln diskutiert sonder

nur die bei denen etwas hinzuzufügen gab oder Besonderheiten vorhanden waren.

Intratextual gloss

Fall 33

Englisch Albanisch Strategie

National Coordinator against Corruption

of Civil Servats

Koordinator

Kombëtar kundër

korrupsionit

Intratextual gloss

um den Lesefluss nicht zu stören, (vgl. Franco Aixelá 1996:61f.). so wie die Beschreibung von

Franco Aixelá lautet, wurde hier das CSI Civil Servats im Text integriert.

74

Substitution

Bei dieser Kategorie wird das CSI durch einen gängigen Begriff aus der Zielsprache ersetzt

oder falls nötig auch ganz weggelassen. Unter der substitution fallen weitere Unterkategorien:

Synonymy, Limited Universalization, Absolute Universalization, Naturalization, Deletion,

Autonomous Creation, Compensation, Dislocation und Attenuation

Limited Universalization

Fall 34

Englisch Albanisch Strategie

In exercising its constitutional

function, the Ombudsman

Institution plays a significant

and proactive role in promoting

and protecting human rights

and those of vulnerable groups

(National Report 2014:5)

Avokati i popullit Limited Universalization

Bei diesem Fall hat sich der/die ÜbersetzerIn auf die Strategie Limited universalization

angewandt, um den Text für das Zielpublikum verständlicher zu machen. Hätte der/die

ÜbersetzerIn auf die, am häufigsten Strategie nämlich die linguistic (non-cultural) translation

gegriffen würde Anstatt Ombudsman the Peoples Advocate stehen. Für den Ombudsman wird

auch oft Begriff public advocate verwendet, doch die Entscheidung des/der

Übersetzers/Übersetzerin fiel höchstwahrscheinlich aus dem Grund, das Ombudsman in der

Zielsprache gebräuchlicher ist.

Fall 35

Englisch Albanisch Strategie

The Convention on the Rights

of Persons with Disabilities was

ratified by the Albanian

Kuvendi I Shqipërisë Limited Universalization

75

Assembly in November 2012

(National Report 2014: 07)

Bei der Analyse dieses Begriffs wird wiedermal Franco Aixelá-s Aussage bestätigt, dass beim

Übersetzen sowohl Kulturtransfer als auch Manipulation stattfindet. Für die Übersetzung des

Begriffs wurde die Limited Universalization Strategie angewendet. Dadurch, dass der

Staatenbericht, der in dieser Diplomarbeit als Korpus dient, für die VN bestimmt war, lässt es

sich vermuten, dass der/die ÜbersetzerIn eine Parallele mit der General Assembly herstellen

wollte und sich für Albanian Assembly entschied anstatt Albanian Parliament.

Fall 36

Englisch Albanisch Strategie

Prosecutor’s Office Prokuroria e

përgjithshme

Limited

Universalization

Beim Fall Nummer 35 wurde von den ÜbersetzerInnen diese Strategie angewendet um den

Begriff Prosecutor’s Office für die Zielkultur verständlicher zu machen. Obwohl es auch im

albanischen der Begriff „Das Büro des Staatsanwaltes“ in kleinen Kreisen gängig ist, dennoch

lautet die offizielle Bezeichnung „Prokuroria e përgjithshme“.

Deletion

Fall 37

Englisch Albanisch Strategie

[…]the National

Reconciliation Committee

organizes the reconciliation

process in all districts of the

country through yearly

expeditions, in order to develop

Komiteti i Pajtimit të

Gjaqeve

Deletion

76

dialogue among families in

blood feud and prevent murders

(National report 2014: 21)

Bei diesem Beispiel hier handelt es sich um einen besonderen CSI. Was der Strategie des

Übersetzens betrifft so hat der/die ÜbersetzerIn auf die linguistic Deletion Strategie

zurückgegriffen. Das Wort Gjaqe wurde ausgelassen. Vermutlich aus dem Grund, dass dieses

Phänomen, also Geflossenes Blut rächen, in der Zielkultur nicht bekannt ist oder für den/die

ÜbersetzerIn dieser Begriff von geringer Bedeutung war.

Anzumerken ist jedoch dass, der/die ÜbersetzerIn, auch wenn unbewusst, auf die attenuation

Strategie zurückgegriffen. Bei dieser Strategie werden u.a. aus ideologischen Gründen „zu

starke“ Ausdrücke durch „mildere“ ersetzt (vgl. Aixelá 1996:64).

Ein nennenswerter Aspekt, der für diesen Beispiel genau der richtige zu sein scheint und es zu

berücksichtigen gilt, bezieht sich auf die nature and expectations of potential readers: Aixelá

stell die Frage. Kann eine AdressatInnengruppe für den Zieltext (Bericht) definiert werden bzw.

ist die Übersetzung auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet? (vgl. Aixelá 1996:66). Da wir

schon wissen wem die Berichte, welche hier als Korpus dienen, vorgestellt werden, ist

diesbezüglich die Frage beantwortet.

Es muss allerdings davon ausgegangen werden, dass nicht alle Mitglieder der VN anderen n

wissen was „blood feud“ ist oder weshalb ein solches Komitee existiert.

Wäre dieser Korpus aus dem Bereich der Literatur, so wäre die Strategie extratextual gloss

oder intratextual gloss zu verwenden um den Leser oder die Leserin der Zielkultur näheres

über die Blutrache und die nationale Versöhnungskommission in Albanien zu erläutern.

Obwohl beim ersten Hinblick nichts außergewöhnlich zu sein scheint hat dennoch dieser

Kommission in Albanien eine viel mehr Verantwortungsvolle Aufgabe als eine übliche

Kommission. Sie müssen die Verfeindeten dazu bringen „das Blut zu vergeben“. Sie müssen

die Verfeindeten überzeugen den Kanun18 zu widersetzen obwohl für manche die Blutrache ein

Recht und eine moralisches Pflicht darstellt (vgl. Gëllci 2005:41).

18 Der Kanun ist das alte, mündlich überlieferte albanische Gewohnheitsrecht.

77

Es lässt sich aus dem Grund so zusammenfassen, dass der englische Begriff, für die Kenner des

Kanuns, milder ist als der aus dem albanischen. Die Kenner wissen was für eine Last die

Kommissionäre auf sich tragen und sie müssen angesehene, respektierte, vertrauenswürdige

Persönlichkeiten sein um diese Aufgabe gewachsen zu sein.

Fall 38

Englisch Albanisch Strategie

Initiative “No child in the Street” Nisma “Jo më fëmijë

në rrugë”

Deletion

Fall 39

Englisch Albanisch Strategie

Ministry of Interior Ministria e punëve të

brendëshme

Deletion

Autonomous creation

Fall 40

Englisch Albanisch Strategie

Food and Agriculture Organization Organizata Botërore

e Ushqimit

Autonomous creation

Nachdem hier alle 40 CSI aus dem ersten Korpus der vorliegenden Arbeit kategorisiert sind,

folgt nun eine Liste in der Form einer Tabelle. Die Tabelle beinhaltet die

Menschenrechtsübereinkommen, unter denen Albanien regelmäßig Berichte zu erstellen hat.

78

TABELLE 2 Liste der VN-Übereinkommen bei denen Albanien regelmäßig zu

berichten hat

Englisch Albanisch Deutsch Strategie

1 International

Covenant on Civil

and Political Rights

(CCPR)

Pakti Ndërkombëtar

mbi të Drejtat Civile

dhe Politike )CCPR)

Pakt über

bürgerliche und

politische Rechte

(CCPR)

linguistic (non-

cultural)

translation/

Pre-established

translation

2 The Committee on

Economic, Social

and Cultural Rights

(CESCR)

Pakti Ndërkombëtar

mbi të Drejtat

Ekonomike,

SocialedheKulturore

(CESCR)

Pakt über

wirtschaftliche,

soziale und

kulturelle Rechte

(CESCR)

linguistic (non-

cultural)

translation/

Pre-established

translation

3 Committee on the

Rights of the Child

(CRC)

Konventa për të Drejtat

e Fëmijës (CRC)

Konvention über die

Rechte des Kindes

(CRC)

linguistic (non-

cultural)

translation/

Pre-established

translation

4 Committee on the

Elimination of

Discrimination

against Women

(CEDAW)

Konventa për

Eleminimin e të gjitha

Formave të

Diskriminimit ndaj

Grave (CEDAW)

Konvention zur

Beseitigung jeder

Form von

Diskriminierung der

Frauen (CEDAW)

linguistic (non-

cultural)

translation/

Pre-established

translation

5 Convention against

Torture and Other

Cruel, Inhuman or

Degrading

Treatment or

Punishment (CAT)

Konventa kundër

Torturës, Trajtimeve të

Egra Çnjerëzore dhe

Degraduese (CAT)

Übereinkommen

gegen Folter und

andere grausame,

unmenschliche oder

erniedrigende

Behandlung oder

Strafe (CAT)

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

established

translation

79

6 Committee on the

Elimination of

Racial

Discrimination

(CERD)

Konventa

Ndërkombëtare për

Eliminimin e të gjitha

Formave të

Diskriminimit Racial

(CERD)

Übereinkommen

über die Beseitigung

aller Formen

rassischer

Diskriminierung

(CERD)

linguistic (non-

cultural)

translation/

Pre-established

translation

7 The Committee on

the Protection of the

Rights of All

Migrant Workers

and Members of

their Families

(CMW)

Konventa, “Për

mbrojtjen e të drejtave

të të gjithë punëtorëve

migrantë dhe anëtarëve

të familjeve të tyre”

(CMW)

Übereinkommen

zum Schutz der

Rechte aller

Wanderarbeitnehme

rInnen und ihrer

Familienangehörige

n

linguistic (non-

cultural)

translation/

Pre-established

translation

8 Committee on

Enforced

Disappearances

(CED)

Konventa e OKB-së

“Për mbrojtjen e të

gjithë personave nga

zhdukjet me forcë”

(CED)

Übereinkommen

zum Schutz aller

Personen vor dem

Verschwinden

lassen (CED)

linguistic (non-

cultural)

translation/

Pre-established

translation

9 Committee on the

Rights of Persons

with Disabilities

(CRPD)

Konventa për të Drejtat

e Personave me Aftësi

të Kufizuara (CRPD)

Übereinkommen

über die Rechte von

Menschen mit

Behinderungen

(CRPD)

linguistic (non-

cultural)

translation/

Pre-established

translation

Tabelle: 4

Obwohl beim Vergleich der Übersetzungen dieser Liste keine Besonderheiten auffallen, da nur

eine Kategorie angewendet wurde, nämlich die linguistic (non-cultural) translation, ist es

dennoch anzumerken, dass die Abkürzungen immer unverändert blieben. Zur Vergleich wurden

auch die entsprechenden deutschen Übersetzungen herangezogen und auch dort wurde dieses

Phänomen festgestellt. Diese Übersetzungsstrategie würde unter der Pre-established

translations Kategorie fallen. Darunter versteht Franco Aixelá die Abweichungen bestehenden

Übersetzungen und jene Begriffe, welche mit der Zeit ein Teil der Zielkkltur geworden sind.

Im deutschen Sprachraum wird immer wieder von der UN oder UNO gesprochen obwohl die

eigentliche Übersetzung „Vereinte Nationen“ (VN) ist. Weitere Beispiele wären: Nato,

UNICEF (vgl. Franco Aixelá 1996:68).

80

Analyse der Erklärende Variablen (explanatory variables)

Im Folgenden wird versucht Mithilfe Franco Aixelá-s die explanatory variables, welche bereits

im näher beschrieben wurden, die Rahmenbedingungen des Übersetzungsprozesses zu

besprechen. Dabei werden Informationen hinsichtlich des Übersetzungsprozesses, welche sich

aus eigener Recherche ergaben, in Betracht gezogen. Eigenrecherche war von Nöten, weil

diesbezüglich Informationsquellen leider nicht vorhanden waren.

Supratextual parameters

Bei der degree of linguistic prescriptivism geht es um die Konventionen, nach denen der/die

ÜbersetzerIn sich richten sollen. In diesem konkreten Fall, wären die VN als Institution, die

vorschreiben an welche Regeln sich die Mitgliedstaaten halten sollte. Eines der wichtigsten

Regeln wäre, dass die Staatenberichte in mindestens, einer der Amts- bzw. Arbeitssprachen der

VN verfasst sein sollte.

In Bezug auf nature and expectations of potential readers lässt es sich sagen, dass sowohl für

die VerfasserInnen als auch für die ÜbersetzerInnen war bereits Vornhinein klar für wen sie

schreiben bzw. übersetzen, somit ist auch diese Kategorie für die UPR-Staatenberichte relevant.

Hier würde der Menschenrechtsrat im Zentrum des Polysystems als Machthaber und zu gleich

Entscheidungsträger agieren.

Was der Kategorie nature and aims of the initiators anbelangt waren, laut Angaben aus dem

Außenministerium Albaniens, keine Besondere Richtlinien, an denen sich die ÜbersetzerInnen

halten mussten außer, dass sie bei der Übersetzung der Berichte alle Informationen

wiedergegeben sollten, ohne ihnen vorzugeben welche Übersetzungsnormen oder Strategien

sie verfolgen sollen. Erwähnenswert ist noch eine weitere Aussage aus dem Außenministerium

in Tirana, die wie folgt lautete: Im Normalfall dürfen wir in eine Übersetzung nicht eingreifen

aber aufgrund dessen, dass in den Übersetzungen nicht selten Fehler zu finden sind, revidieren

wir die Fehler selbst.

Diese Aussage über die Vorgaben des Außenministeriums bestätigten ebenfalls zwei weitere

Übersetzer und eine Übersetzerin, die in der Liste der offiziellen Übersetzer, die auf der

Homepage des Justizministeriums zu finden ist. Der Kontakt erfolgte per E-Mail Verkehr,

wobei die Wahl der ÜbersetzerInnen auf Zufallsprinzip basierte.

81

Textual Parameter

Die Kategorie Material textual constraints ist für Staatenberichte nicht relevant, weil keine

Bilder im Text integriert waren, somit war der Übersetzungsprozess nicht beeinflusst.

Wie bereits mehrfach erwähnt hat Albanien über die Zeit mehrere Staatenberichte an die VN

gesendet, somit sind mehrere Berichte im Archiv des Außenministeriums von Albanien

gelagert oder auch auf der Homepage der Vereinten Nationen. Hierfür erweist sich die

Kategorie previous translation ist insofern als relevant, weil den ÜbersetzerInnen die

bestehenden Übersetzungen als Paralleltexte dienen können.

Die Kategorie canonization könnte in diesem Fall zweideutig sein. Zum einen gehören die

Staatenberichte, die in der vorliegenden Diplomarbeit als Korpus dienen, nicht zu literarischen

Werken. Somit könnte gesagt werden, dass diese Kategorie für diese Arbeit nicht relevant ist.

Im Laufe dieser Untersuchung wurde aber versucht die Position der Staatenberichte im UPR

Polysystem, Kapitel 3.8 festzustellen. Das Resultat dieser Untersuchung ist, dass die englische

Sprache die dominanteste im Polysystem des UPR ist. Es gilt daher die Vermutung, dass die

Übersetzer sich auf die bestehenden Übersetzungen anlehnen und weiterhin die gleiche oder

zumindest eine ähnliche Übersetzungsstrategie wie die Vorübersetzer, anwenden.

Zusammenfassung der Analyse

Von meiner Positionierung als zieltextorientierter Translationswissenschaftler, hat diese Arbeit

die Funktion der Übersetzung in der Kultur untersucht, ohne einen Rückblick an das

Ausgangstext. Diese Standpunkt wurde von lange aus der Descriptive Translation Studies

Denkschule von Translationswissenschaftlerin verlangt, und trotzdem ist es nicht seltsam

Arbeite zu finden, wo eine Sakralisierung von Ausgangstexte durch den eingehenden Vergleich

das Zieltext an die zweite Stelle bringt. Vor Beginn der Analyse wurde bereits gesagt, dass nur

die Übersetzungen der Analyse unterzogen wurden. So wie der Titel der vorliegenden Arbeit

schon sagt „Eine Übersetzung ohne Original“, wurde im Laufe dieser Diplomarbeit mehrfach

erwähnt, dass für die folgende Untersuchung kein Originaltext, der Staatenberichte, die hier

den Korpus bilden, veröffentlicht wird.

82

Das Ziel dieser Analyse war die Beantwortung der folgenden Fragen: Waren Anzeichen

sichtbar, die darauf hindeuteten, dass es um den untersuchten Korpus, tatsächlich um

Übersetzungen, wie bereits am Anfang die Hypothese lautete, handelte? Im Laufe meiner

Recherchen im Zuge dieser Untersuchung, war mir die Hypothese, seitens Albaniens

Außenministeriums bestätigt. Die zweite Forschungsfrage war: Welche Übersetzungsstrategie

die ÜberstzerInnen angewendet haben um diese Staatenberichte zu übersetzen. Waren

Tendenzen zu erkennen?

Wie die Theorie, zu Beginn der vorliegenden Arbeit zeigte, dass das Übersetzen als Prozess

von verschiedenen Normen und Konventionen beeinflusst wird, so wurde das auch im Laufe

der Analyse klargestellt, dass das Übersetzen keine isolierte Wissenschaft in sich ist sondern

sollte als Teil eines Systems berücksichtigt werden, in dem ein Vielzahl von Faktoren innerhalb

eines Systems und anderer Systeme eine Rolle spielen und dadurch das Übersetzungsverfahren

beeinflussen.

Die Analyse ergab, dass auch die hier angewendeten Übersetzungsstrategien von

verschiedenen Normen beeinflusst wurden. Angefangen von Tourys Vornormen (preliminary

norms), in denen definiert wird, was überhaupt übersetzt wird. Also beziehen sich die

Vornormen auf den Prozess vor der Übersetzung. Im konkreten Fall im Bezug auf die

vorliegende Arbeit betrifft das jene Dokumente, die Albanien in Verbindung mit den Vereinten

Nationen bringen. Genauer gesagt betrifft das die Staatenberichte, die Albanien den VN

vorstellt. In dem Fall sind zwei verschiedene Polysysteme integriert. Auf der einen Seite die

VN, die in Zentrum ihres Polysystems (P1) stehen die, jedem Mitgliedstaat vorschreiben, wann,

wie und welche Berichte den zuständigen Organen vorgelegt werden sollte. Auf der anderen

Seite befindet sich Albanien im Zentrum seines Polysystems (P2), das ebenfalls Machttragend

in P2 ist, den sie entscheidet welche Dokumente übersetzt werden müssen um

sie dann im P1 vorzustellen. Somit ist P2 in der Peripherie des P1 positioniert.

Im Rahmen der Analyse, welche auf der Grundlage von Franco Aixelás Modell Culture Specific

Items durchgeführt wurde, konnte festgestellt werden, dass die ÜbersetzerInnen verschiedener

Strategien beider Oberkategorien bedienten, jedoch anzumerken ist, dass am öftesten Strategien

aus der Kategorie Conservation angewendet haben, genauer gesagt 33 von 40 CSI war dieser

Kategorie zugeordnet. Hingegen wurde die Kategorie substitution nur 7 angewendet.

83

Dieser Analyse ist zu entnehmen, dass die ÜbersetzerInnen sich tendenziell am Ausgangstext

orientierten und somit dem Original treu blieben. Von den elf Kategorien von Franco Aixelás

Modell sind vorwiegend die Strategien lingiustic (non-cultural) Translation, Repetition,

Limited Universalization, deletion, Orthographic adaption, intratextual gloss sowie

autonomous creation vertreten. Die Strategien, die überhaupt nicht zur Anwendung kamen sind

extratextual gloss von der Kategorie Conservation, dann Synonymy, absolute universalization

und naturalization von der Kategorie Substitution.

Insgesamt wurden 40 Institutionsnamen aus zwei Staatenberichte aus Albanien untersucht. 33

der CSI bedienten sich der Conservation Kategorie, währen der Substition nur 7-mal das

entspricht in Prozent 91% zu 9%. Von diesen 33, die unter der Kategorie Conservation fallen,

wurde 28-mal die Linguistic(non-cultural) translation angewendet. Während die repetition

Strategie 3-mal verwendet wurde, kamen Orthographic adaption und intratextual gloss jeweils

1-mal zu Verwendung. Bei der Kategorie Conservation war nur ein einziges Strategie die nicht

vorkam. Bei der Substitution fanden von 7 Kategorien nur 3 Anwendungen.

Noch dazu wurden die Übersetzungen der 9 VN-Übereinkommen bei denen Albanien

regelmäßig zu berichten hat. Obwohl beim Vergleich der Übersetzungen dieser Liste keine

Besonderheiten auffallen, da nur eine Strategie angewendet wurde, nämlich die linguistic (non-

cultural) translation, ist es dennoch anzumerken, dass die Abkürzungen immer unverändert

blieben. Als Vergleichsbeispiel wurde auch die deutsche Version herangezogen um zu

vergleichen, dass sowohl in albanischen Übersetzungen als auch in deutschen Texte die

Originalabkürzungen beibehalten wurden.

Vor Beginn dieser Arbeit wurde von der Hypothese ausgegangen, das, die ÜbersetzerInnen sich

an den Normen der Zielsprache orientieren. Nach der Analyse kann gesagt werden, dass die

Hypothese jedoch nicht bestätigt wurde. Dieser Analyse ist zu entnehmen, dass die

ÜbersetzerInnen sich tendenziell am Ausgangstext orientierten und somit dem Original treu

blieben.

Die Wahl der ÜbersetzerInnen, sich an den Normen der Ausgangs- oder zielsprachlichen

Systems zu orientieren, bildet nach Toury die Ausgangsnorm (initial norm). Entscheidet der/die

ÜbersetzerIn für die Ausgangskultur, so handelt es sich um eine adäquate Übersetzung

(adequate translation). Entscheiden sie sich allerdings für zielsprachliches System so entspricht

das laut Toury der acceptability-Norm. Da die Hypothese für die vorliegende Arbeit nicht

84

bestätigt wurde lässt es sich sagen, dass die ÜbersetzerInnen der Staatenberichte sich für die

Ausgangskultur entschieden hatten. Eines muss noch erwähnt werden, obwohl die

Staatenberichte für internationale Organisationen verfasst und auch übersetzt werden, liegt das

bemerkenswerte daran, dass die ÜbersetzerInnen dennoch für die ausgangssprachlichen System

entscheiden also um adäquaten Übersetzung.

Das spricht dafür, dass die ÜbersetzerInnen die Rolle der „Gatekeeper“ übernehmen, denn

durch ihre Entscheidungen, die sie vor und während des Übersetzungsprozesses treffen,

entscheiden sie zugleich ob diese Texte sprich Staatenberichte als primär oder sekundär

akzeptiert werden. Als primär gelten jene Elemente, die Innovationen innerhalb des Systems

bringen, während sekundäre als Konservativ gelten. Dringen allerding primäre Produkte in

einem Polysystem ein, so kann dieses Ereignis für Veränderungen im Polysystem sorgen.

Entscheiden sich die ÜbersetzerInnen für ausgangssprachliche Orientierung, so ist es leicht

möglich, dass Kulturelemente von Albanien in das Polysystem (P1) der VN etablieren. So

können Albaniens Staattenberichte als Primäre Texte angesehen werden, da die

ÜbersetzerInnen für ausgangssprachliche Orientierung entschieden haben. Das kuriose daran

ist es, dass ausgerechnet eine kleine Sprache, wie im konkreten Fall die albanische Sprache

Versucht mit Hilfe primärer Elementen im Polysysten einer sehr dominanten Sprache, nämlich

des Englischen, sich durchzusetzen um einen Position in dieser Polysystem zu ergattern.

Diesbezüglich formuliert Venuti solch ein Ereignis folgendermaßen:

Venuti explains the aim of minoritizing by giving a quotation from Deleuze and

Guattari: “the aim of minoritizing translation is never to acquire the majority, never to

erect a new standard or to establish a new canon, but rather to promote cultural

innovation as well as the understanding of cultural difference by proliferating the

variables within English: ‘the minority is the becoming of everybody’ (Venuti 1998:1)

85

Fazit

In der vorliegenden Arbeit wurden Staatenberichte aus Albanien, die im Rahmen der Universal

Periodic Review Verfahren, bei den Vereinten Nationen regelmäßig vorgelegt werden,

untersucht. Dabei wurde von der Hypothese ausgegangen, dass diese Berichte, bevor sie in

einer der Amtssprachen der Vereinten Nationen, vorgelegt werden, zuerst aber von Staatlichen

Behörden auf Albanisch verfasst und erst dann übersetzt.

Mit dem Beitritt in den Vereinten Nationen verpflichtete sich Albanien, so wie jeder anderer

Vertragsstaat, Staatenberichte an die zuständigen Vertragsorgane zu senden (OHCHR 2005).

So wie jeder anderer Mitgliedstaat so muss auch Albanien regelmäßig die Vereinten Nationen

darüber informieren, wie und ob sie die Pflichten aus der VN-Konvention innerstaatlich konkret

umsetzt. Diese Berichte müssen in einer der Amtssprachen der Vereinten Nationen, wobei

Albanisch nicht dazu gehört, vorgelegt werden. Das bedeutet, dass sich Albanien zunächst für

eine dieser Sprachen (Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch oder Spanisch,

Amtssprachen der VN) entscheiden und dann die Berichte in der jeweiligen Sprache vorlegen

muss. Doch die Frage war, wie sollten bzw. könnten die Übersetzungsmethode eines Textes

überhaupt festgestellt, wenn kein Original vorhanden ist?

Bereits zu Beginn der Untersuchung konnte die Hypothese bestätigt werden. Darüber hinaus

folgte eine zweite Hypothese auf untersucht, welche davon ausgeht, dass die ÜbersetzerInnen

der Berichte der Wiedergabe des Inhalts mehr Bedeutung zukommen ließen als den Eigenheiten

der albanischen Kultur und, dass sie sich tendenziell an der Zielkultur orientierten und sich an

Normen der Zielkultur hielten.

Aufgrund der Entwicklungen in den letzten 2 Jahrzehnten in Albanien waren Reformen in

verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Politik oder Justiz zu erreichen. Zahlreiche Gespräche

mit Ausländischen Partner und Investoren standen seitdem auf der Tagesordnung.

Infolgedessen entstanden auch neue Terminologien, die sich in der albanischen Sprache

integrierten. Die albanische Sprache hat nicht das Glück zu den Machtsprachen der Welt zu

gehören und ist den Weltsprachen hierarchisch untergeordnet. Durch die Entwicklungen

Albaniens in den letzten Jahren stieg auch der Bedarf, an Reformen hinsichtlich der Sprach-

und Translationspolitik.

86

Bevor konkret mit der Analyse der Staatenberichte begonnen wurde war es wichtig näheres

über die Sprach- und Translationspolitik Albaniens zu erfahren. Zuerst sollte ein Überblick über

den Prozess der Berichterstattung von Albanien an die Vereinten Nationen geschaffen. Das

Hauptaugenmerk dieser Untersuchung wurde auf die universelle, regelmäßige Überprüfung

(Universal Periodic Review, UPR) gelegt. Bei der UPR , wie bereits mehrfach erwähnt, handelt

es sich um einen Überprüfungsmechanismus, bei dem alle Mitgliedsstaaten der Vereinten

Nationen hinsichtlich der Menschenrechtslage überprüft werden. Somit verpflichtet sich jeder

Mitgliedstaat, als Vertragsstaat, gegenüber den Vereinten Nationen zu einer regelmäßigen

Berichterstattung über die Einhaltung des Abkommens.

Der Schwerpunkt der Arbeit lag besonders auf die Kulturspezifika in den Berichten Albaniens.

Es wurde der Frage nachgegangen, welche Übersetzungsstrategien verwendet wurden und ob

sich die Übersetzungen an der Zielsprache oder eher an der Ausgangssprache orientieren. Im

Gegensatz zu einem Literaturwerk, bei dem es sehr wichtig ist die Übersetzung an der

Ausgangskultur oder Zielkultur anzupassen, ist bei Übersetzungen von politischen Berichten

eher die Wiedergabe des Inhalts von großer Wichtigkeit. Es wird daher davon ausgegangen,

dass die ÜbersetzerInnen der Berichte der Wiedergabe des Inhalts mehr Bedeutung zukommen

ließen als den Eigenheiten der albanischen Kultur.

Um die Analyse durchzuführen wurde auf eine ganze Reihe teilweise höchst unterschiedlicher

Theorieansätze zurückgegriffen. Im theorierahmen wurde auf die Descriptive Translation

Studie zurückgegriffen, wobei sowohl Toury´s Normen als auch Polysystemtheorie genauer

behandelt wurden. Bisherige Forschungen auf diesem Gebiet haben meistens literarische Werke

untersucht. Die Untersuchungen wurden allerdings mit dem Original und der Übersetzung

durchgeführt. Die Besonderheit dieser Diplomarbeit besand darin, die Übersetzungsstrategien

bei den Berichten Albaniens zu untersuchen. Allerdings lies aus den Berichten nicht

herauslesen, dass es sich dabei um übersetzte Texte handelte, weil die vorgelegten Berichte als

Original präsentiert wurden. In jedem Titelblatt der erwähnten Berichte stehen unter anderem

Informationen über die Sprache des Dokuments „Original: Englisch“. Es war also kein Original

auf Albanisch zu finden. Man ging daher von der Hypothese aus, dass die albanischen Verfasser

darauf abzielen, ihre Politik verständlich für das internationale Publikum zu machen und alle

87

Aspekte, die exklusiv in Verbindung mit der albanischen Kultur stehen, zu neutralisieren.

Deswegen wurde bei dieser Arbeit erneut von einer Hypothese ausgegangen, dass, hierarchich

untergeordnete Kultur Albaniens, bei der Übersetzung keine Neuigkeiten bezüglich

kulturspezifischen Elementen in das VN-System eintragen wird, und zielorientierte

Ausgangsnormen bezüglich der Translation übernehmen würde.

Die Ausgangsnormen wurden aber erst dürch die operativen Normen und die Vornormen

erkenbar. Das Ziel dieser Arbeit war, die Strategien und Techniken hervorzuheben, die

VerfasserInnen beziehungsweise ÜbersetzerInnen bei der Übersetzung von Kulturspezifika in

politischen Berichten angewandt haben. Für die Analyse wurden ausgewählte albanischen

Institutionen als Kulturspezifika herangezogen und analysiert, welche in den Berichten

Albaniens an die VN genannt werden. Diese sind aus den in der Webseite der VN verfügbare

Berichte entnommen. Als Grundlage für die Analyse wurde das Modell von Javier Franco

Aixelá „Culture-specific Items in Translation“ angewandt.

Der Inhalt der vorliegenden Diplomarbeit war wie folgt gegliedert:

Im ersten Kapitel wurde auf die Descriptive Translation Studies (DTS) eingegangen, welche

als Basis für die Beschreibung des Korpus, sowie der Übersetzungsprozesse dienten. Die von

den DTS in TLW eingeführte Perspektive stellte sich für diese Arbeit als besonders nützlich.

DTS war in gewissem Sinne revolutionär unter wissenschaftlicher Praxis in TLW, indem sie

auf die Auswirkungen der Übersetzung in der Zielkultur fokussiert. Vorher waren

Übersetzungen immer als submissive Texte angesehen. Dannach könnten sie sich von

Originaltexte befreien, und ihre eigene Merkmale und Beiträge zu dem Zielsystem wurden als

wissenschaftlichen Gegenstand Übergenomen.

Daraufhin wurde die Polysystemtheorie von Itamar Even-Zohar vorgestellt. Des Weiteren

wurden die Translationsnormen, sowohl von Giedeon Toury, als auch die von Andrew

Chesterman erweiterten Normen näher erläutert. Das darauffolgende Kapitel bietet einen

Überblick über das Thema „Kultur in der Translationswissenschaft“. Hier wurden zunächst

Definitionen, sowohl von Kultur allgemein, als auch von Kulturspezifika aus der Perspektive

88

mehrerer Wissenschaftler angeführt. Im Anschluss daran folgten Franco-Aixelás Strategien zur

Übersetzung von Culture-specific Items, auf denen die Analyse der Berichte beruht.

Das zweite Kapitel schildert die geschichtliche Entwicklung der VN, von ihrer Entstehung und

der Gründung des VN-Menschenrechtsrates (UNHRC) bis heute. Zudem werden die Aufgaben

und Ziele des UNHRC und der Vereinten Nationen vorgestellt, sowie die Arbeits- und

Amtssprachen der Vereinten Nationen. Bei diesem Kapitel wurden ein besonderes Augenmerk

auf die universelle, regelmäßige Überprüfung (Universal Periodic Review) gelegt und ihre

Position im VN-System mit Hilfe der Polysystemtheorie untersucht.

Im Kapitel 3 waren allgemeine Informationen über Albanien, sowie ihren Beitritt in die

Vereinten Nationen erläutert. Dabei wurde auf die Verpflichtungen Albaniens eingegangen und

die Berichte, die Albanien an die VN zu übermitteln hat. Anhand von Normen wurde versucht

herauszufinden ob Albaniens Berichte sich an die Normen der authentischen Berichte der VN

oder ob sie sich durch Innovativität sich durchsetzen können. Davor wurde erklärt, welche

Abkommen Albanien mit den VN bisher geschlossen hat. Ebenfalls Ziel dieses Kapitels war

Albaniens Translationsgeschichte zu behandeln.

Im Zusammenhang mit der Übersetzungsanalyse wurde im diesem Kapitel ebenfalls ein

Überblick über aktuelle Übersetzungssituation in Albanien geboten. Hierfür sand leider nicht

viel Literatur zur Verfügung. Deshalb war in diesem Fall eine Selbstrecherche nötig. Dabei

wurden sowohl ÜbersetzerInnen in Albanien, die Fakultät für Fremdsprachen in Tirana, als

auch das albanische Außenministerium kontaktiert.

Kapitel 5 behandelte den methodischen Rahmen der Arbeit. Angesichts der Tatsache, dass es

zahlreiche Berichte für die Vereinten Nationen gibt, wurde bei dieser Diplomarbeit auf eine

bestimmte Kategorie der Kulturspezifika fokusiert. In diesem Fall wurde der kulturelle

Schwerpunkt auf die albanischen Institutionen und Organisationen gelegt. Als Mitgliedstaat der

VN zu sein bedarf es, außer an mehreren Verpflichtungen und Normen zu halten, auch an

Normen im Bezug der Sprache zu halten. Aus diesem Grund wurde versucht ein Überblick über

die Entwicklung der Sprachpolitik Albaniens zu verschaffen. Hierfür wurde auf Tourys,

Normenkonzept zurückgegriffen. Die Vornormen betreffen Translationspolitik direkt und

89

bezogen sich auf Entscheidungen des Übersetzers/der Übersetzerin sich an die adequate

translation zu halten oder an die acceptability Methode

Kapitel 5 stellte das Kernstück dieser Diplomarbeit dar, und bestand darin aus einer

quantitativen und qualitativen Analyse, die anhand von den bereits erwähnten Kulturspezifika

aus den Berichten von Albanien durchgeführt wurded. Anschließend folgte eine Diskussion der

Ergebnisse.

Das letzte Kapitel bildet den Abschluss der Arbeit und bietet einen Rückblick auf die ganze

Arbeit und weist auf mögliche Erweiterungen der Analysen hin.

90

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Anhang

97

TABELLE 1 Liste der Culture Specific Items

Englisch Albanisch Strategie

1 Republic of Albania Republika e

Shqipërisë

Orthographic

adaption

2 The Ministry of Foreign Affairs Ministria e Punëve të

Jashtme

inguistic (non-

cultural) translation

3 Parliamentary elections Zgjedhjet

Parlamentare

linguistic (non-

cultural) translation

4 Constitutional Court Gjykatës Kushtetuese linguistic (non-

cultural) translation

5 National Strategy on Gender Equality Strategjia Kombëtare

për Barazinë Gjinore

linguistic (non-

cultural) translation

6 First Instance Administrative Courts shkalla e parë e

Gjykatës

Administrative

linguistic (non-

cultural) translation

7 Commissioner for Protection from

Discrimination

Komisioneri për

Mbrojtjen nga

Diskriminimi

linguistic (non-

cultural) translation

8 Ministry of Justice Ministria e Drejtësisë linguistic (non-

cultural) translation

9 Administrative Court of Appeal Gjykata

Administrative e

Apelit

linguistic (non-

cultural) translation

10 State Agency for the Protection of the

Rights

Agjencia Shtetërore

për Mbrojtjen e të

Drejtave të Fëmijës

linguistic (non-

cultural) translation

11 National Treating Center for Victims

of Domestic Violence

Qëndra Kombëtare E

Trajtimit Të Viktimës

Së Dhunës Në

Familje

linguistic (non-

cultural) translation

12 The state Labor Inspectorate and

Social Services

Inspektorati Shtetëror

i Punës dhe

shërbimeve shoqërore

linguistic (non-

cultural) translation

98

13 The state Education Inspectorate Inspektorati Shtetëror

i Arsimit

linguistic (non-

cultural) translation

14 Ministry of Social Welfare and Youth Ministria Mirëqenies

Sociale dhe Rinisë

linguistic (non-

cultural) translation

15 The Permanent Parliamentary

Commissions

Komisionet e

Përhershme

Parlamentare

linguistic (non-

cultural) translation

16 National Mechanism for the

Prevention of Torture

Mekanizmi Kombëtar

për Parandalimin e

Torturës

linguistic (non-

cultural) translation

17 Ombudsman Avokati I popullit Limited

universalization

18 Albanian Committee of Helsinki Komiteti Shqiptar i

Helsinkit

repetition

19 Albanian Assembly Kuvendi I Shqipërisë Limited

universaization

20 Constitiution of of Albania Kushtetuta e

Republikës së

Shqipërisë

linguistic (non-

cultural) translation

21 State Police Policia e shtetit linguistic (non-

cultural) translation

22 State Commission for Legal Aid Komisioni Shtetëror

për Ndihmën Juridike

linguistic (non-

cultural) translation

23 Anti-Trafficking Unit Njësia Antitrafik repetition

24 State Minority Committee Komiteti shtetëror për

pakicat

linguistic (non-

cultural) translation

25 General directorate of prisons

Drejtoria e

përgjithshme e

burgjeve

linguistic (non-

cultural) translation

26 Commision on foreign policy Komisioni për

Politikën e Jashtme

linguistic (non-

cultural) translation

27 Minister of State on Local Issues Ministër Shteti për

Çështjet Vendore

repetition

99

28 National Reconciliation Committee Komiteti i Pajtimit të

Gjaqeve

Deletion

29 National Coordinator against

Corruption of Civil Servats

Koordinator

Kombëtar kundër

korrupsionit

Intratextual gloss

30 Prosecutor’s Office Prokuroria e

përgjithshme

Limited

Universalization

31 The National Steering Committee Komiteti drejtues

kombëtar

linguistic (non-

cultural) translation

32 The National Employment Service Sherbimi Kombetar i

Punesimit

linguistic (non-

cultural) translation

33 Deputy prime minister Zëvendëskryeministër linguistic (non-

cultural) translation

34 The State Labor Inspectorate Inspektorati Shtetëror

i Punës

linguistic (non-

cultural) translation

35 Ministry of Interior Ministria e punëve të

brendëshme

Deletion

36 Framework Convention for the

Protection of National Minorities

Konventa Kuadër për

Mbrojtjen e

Minoriteteve

Kombëtare

linguistic (non-

cultural) translation

37 The Department of Internal

Administrative Inspection and Anti-

corruption

Departamenti I

Kontrollit të

Brendshëm

Administrativ dhe të

Antikorrupsionit

linguistic (non-

cultural) translation

38 Food and Agriculture Organization Organizata Botërore e

Ushqimit

Autonomous

creation

39 Judicial District Prosecution Office Prokuroria e Rrethit

Gjyqësor

linguistic (non-

cultural) translation

40 Initiative “No child in the Street” Nisma “Jo më fëmijë

në rrugë”

Deletion

100

TABELLE 2 Liste der VN-Übereinkommen bei denen Albanien regelmäßig zu

berichten hat

Englisch Albanisch Deutsch Strategie

1 International

Covenant on Civil

and Political Rights

(CCPR)

Pakti Ndërkombëtar

mbi të Drejtat Civile

dhe Politike )CCPR)

Pakt über

bürgerliche und

politische Rechte

(CCPR)

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

established

translation

2 The Committee on

Economic, Social

and Cultural Rights

(CESCR)

Pakti Ndërkombëtar

mbi të Drejtat

Ekonomike,

SocialedheKulturore

(CESCR)

Pakt über

wirtschaftliche,

soziale und

kulturelle Rechte

(CESCR)

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

established

translation

3 Committee on the

Rights of the Child

(CRC)

Konventa për të Drejtat

e Fëmijës (CRC)

Konvention über die

Rechte des Kindes

(CRC)

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

established

translation

4 Committee on the

Elimination of

Discrimination

against Women

(CEDAW)

Konventa për

Eleminimin e të gjitha

Formave të

Diskriminimit ndaj

Grave (CEDAW)

Konvention zur

Beseitigung jeder

Form von

Diskriminierung der

Frauen (CEDAW)

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

established

translation

5 Convention against

Torture and Other

Cruel, Inhuman or

Degrading Treatment

or Punishment

(CAT)

Konventa kundër

Torturës, Trajtimeve të

Egra Çnjerëzore dhe

Degraduese (CAT)

Übereinkommen

gegen Folter und

andere grausame,

unmenschliche oder

erniedrigende

Behandlung oder

Strafe (CAT)

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

established

translation

6 Committee on the

Elimination of Racial

Discrimination

(CERD)

Konventa

Ndërkombëtare për

Eliminimin e të gjitha

Formave të

Diskriminimit Racial

(CERD)

Übereinkommen

über die Beseitigung

aller Formen

rassischer

Diskriminierung

(CERD)

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

established

translation

7 The Committee on

the Protection of the

Rights of All Migrant

Konventa, “Për

mbrojtjen e të drejtave

të të gjithë punëtorëve

Übereinkommen

zum Schutz der

Rechte aller

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

101

Workers and

Members of their

Families (CMW)

migrantë dhe anëtarëve

të familjeve të tyre”

(CMW)

Wanderarbeitnehmer

Innen und ihrer

Familienangehörigen

established

translation

8 Committee on

Enforced

Disappearances

(CED)

Konventa e OKB-së

“Për mbrojtjen e të

gjithë personave nga

zhdukjet me forcë”

(CED)

Übereinkommen

zum Schutz aller

Personen vor dem

Verschwinden lassen

(CED)

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

established

translation

9 Committee on the

Rights of Persons

with Disabilities

(CRPD)

Konventa për të Drejtat

e Personave me Aftësi

të Kufizuara (CRPD)

Übereinkommen

über die Rechte von

Menschen mit

Behinderungen

(CRPD)

linguistic (non-

cultural)

translation/ Pre-

established

translation

102

103