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iteft 5I. ] Eine Biographie ~o. ~2.,I94Oj die Zuftigung yon Androgamon II bei der Be- fruchtung ergab. Beim GynogamonlI kommt hinzu, dab es als Hilfstr~ger fiir das Gynogamon I (Echinochrom A) die akfivierende Wirkung des- ,selben erhSht und dab es schlieBIich artfremdes Sperma dutch Heteroagglutination paraIysiert und so die Artkreuzung erschwert. Entfernt man z. t3. durch Schfitteln und Auswasehen das art- eigelie Agglutinin und befruchtet man dann die Arbacia-Eier in Paracen~otus-Eiwasser mit Para- eentrotus-Sperma, so erh~lt man eine verh~ltliis: m~Big hohe Entwicklungsziffer (etwa 2o %), w~h- rend sonst die Kreuzung in dieser Richtung kaum gelingt. Bei den Gamonen der Seeigel handelt es sich um ein rein abgestimmtes System, und der Erfolg der Befrlichtungen, der sich in hohen Entwick- lungsziffern kulidgibt, h~ngt yon den gtinstigen Kolizentrationsverh~Lltnissen und vom mengen- mgBigen Zusammenspiel der mXnnlichen und weib- lichen Gamone ab. Gamolie sind auBer von Algen und Seeigeln, bei denen sie am besten untersucht sind, yon vielen marinen Tieren bekannt ('Wfirmer, Mollus- ken, Seesterne). Wit haben Anhaltspunkte daffir, dab sie auch bei ~¥irbeltieren vorkommen. Beob- achtet sind Gamonwirkungen auBerdem bei Pilzen (Mucorineen, Aseomyceten, Ustilagineen). An dem Ascomyceten Bombardina lunata hat ZICKLER (un- verSff.) mit Spermafien sowie mit Filtraten und Extrakten derselben eine chemotropische Wirkung Anton Dohrns. 813 auf das Zuwachsen der Trichogylien festgestellt (also Androgamone nachgewiesen). Nach dieser weiten, fast allgemeinen Verbreitung dieser ~¥irk- stoffe bei Tieren und Pflanzen dart mall Wohl annehmen, dab allgemein die BeJruchtungsvorg~nge dutch das Zusa/mmenwirken yon And/to. und Cryno- gamonen gesteuert werden und daft das aUgemeine Prinzip der Be]ruehtung darin zu euchen ist. Der sp~ter folgende Bericht yon Dr. MoEwgs fiber die Gamone yon Chlamydomonas eugametos, fiber deren genetische Bedingtheit ulid ihren Zusammenhang mit anderen Wirkstoffen Ulid deren genetischer Bedingtheit wird diese ])berzeugung bekr'~ftigen. Literatwr. M. HARTMANN, R. KUHN, O. SCtIARTA-b r U. K. VV'AL- LENFELS, l~ber die Sexualstoffe der Seeigel. Natur- wiss. 27, 433 (1939) -- Lrber die Wechselwirkung von Gyno- ulld Alldrogamollen bei der Befruchtung der Eier des Seeigels. Naturwiss. 28, I44 (I94o). -- M. HARTMANN I1. O. SCHARTAU, Untersuchungen fiber die Befruchtungsstoffe der SeeigeL I. Biol. ZbI. 59, 571 bis 587 (1939). -- M. HARTMANN, O. SCHARTAUU. K. WALLI~NFELS, Untersuehungen fiber die Befruch- tungsstoffe der Seeigel. II. Gyno- und Androgamone des Seeigels Arbacia laustulosa. Biol. Zbl. 6o, 398--423 (I94O). -- R. KUHN u. K. WALLENFELS, IJber die chemische Natur des Stoffes, den die Eier des See- igels (Arbacla pustulosa) absondern, um die Sperma- tozoei1 anzulocken. Bet. dtsch, chem. Ges. 72, 14o7 bis 14 ! 3 (I939) ~ Echinoehrome Ms prosthetische Grup- pe n h0chmolekularer Symplexe in de n Eiern yon A~'bacia pv~stulosa. Bet. dtsch, chem. Ges. 73, 458--464 (194 °). Eine Biographie Dem Leser dieses Metres ist der Gegenstand des vorliegendeli Buches 1) aus BOVERIS meister- hatter Darstetlung wohlbekannt. Und ihm braucht nicht gesagt zu werden, dab es lohnend sein muB, fiber dieses reiche und erfolgreiche Leben eines grog angelegten Mannes und fiber das Werden seines Werkes mehr ulid Einzelnes zu erfahren. Was uns TI~. HLuss bietet, ist kein Dohrn- Roman, den man wohi auch schreiben k6nlite, sondern eine grfindliche, aus umfassenden Quellen- studien hervorgegangene Biographie, die ant alles phalitastische Beiwerk verzichtet. Und doch liest sich das Buch an vielen Stellen wie ein spannender Roman. Das ist kein ~Vunder bei der Schilderung tier dramatischen Ereigllisse der Stationsgrtindullg. Aber auch dort, wo die Materie zfi.her wird, wo un- endliche Verhandlungen nnd K~tmpfe mit den ver- 'schiedensten BehSrden und Personen um die AuS- gestaltung und WeiterentwicMnng des Werkes dar- gestellt werden mfissen, versteht es der Verfasser, nicht ermfidend zu werden, und zwar gerade durch die Breite der Darstellung, dadurch, dat3 er dem Leser nichts erspart und ihn his zu dem einzelnen t) HEUSS, THEODOR, Anton Dohrn. Berlin u. Zfirich: Atlantis-Verlag i94 o. 32oSeiten mit Io Bild- *afeln, einem Briefanha~Lg und ausftihrlichem Register. i6 em x 24 era. Preis geb. RM 8,50. Anton Dohrns. Gespr/ich, zu der einzelnen Briefstelle hinffihrt. Denn hierdurch 1~i13t er auch die zahlreichen Ge- stalten aus dem wissenschaftlichen und politischen Leben der siebziger, achtziger und neunziger Jahre, das den Hilitergrund des Buches bildet, lebendig werden, und manchmal wird man daran erinnert, wie FONTA•E in seinen Lebenserilinerungen jede Nebenfigur durch ein paar Striche zu selbst/indigem Leben erweckt. Das ist in noch hSherem Mage der Fall bei der Schilderung der Menschen, die in innerer Beziehung zu Dom~N und seinem ~rerk gestanden haben, wie vor alleli1 der Freundeskreis der ersten Neapler Zeit. Immer bleibt abet die beherrschende Gestalt AN¢ON DOt~RN selbst, und .man erlebt mit, wie der Mann mit seinem Werk und an seiliem Werk wgchst, wie aus dem feuer- k6pfigen, unbedachten Studenten der nicht weniger feuerk6pfige, aber welterfahrene Meister der diplo- matischeli Kunst wird, der seine Kenntnis der menschlichen Natur und der politischen KrMte- verteilung im IZ~ampf um sein Werk mit fast nie das ZieI verfehlelider Sicherheit einsetzt. Und gerade in der ausfiihrlicheli Darstellnng wirkt es nun besonders eindringtich, wie dieser Mann durch ein langes Leben hindurch mit z/iher, IIie ermfidender Energie eine einzige groBe Idee ver- Iolgt hat, wie er, nie mit dem Erreichten zufrieden,

Eine Biographie Anton Dohrns

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Page 1: Eine Biographie Anton Dohrns

iteft 5I. ] Eine Biographie ~o. ~2., I94Oj

die Zuftigung yon Androgamon I I bei der Be- fruchtung ergab. Beim G y n o g a m o n l I kommt hinzu, dab es als Hilfstr~ger fiir das Gynogamon I (Echinochrom A) die akfivierende Wirkung des- ,selben erhSht und dab es schlieBIich artfremdes Sperma dutch Heteroagglutination paraIysiert und so die Artkreuzung erschwert. Entfernt man z. t3. durch Schfitteln und Auswasehen das art- eigelie Agglutinin und befruchtet man dann die Arbacia-Eier in Paracen~otus-Eiwasser mit Para- eentrotus-Sperma, so erh~lt man eine verh~ltliis: m~Big hohe Entwicklungsziffer (etwa 2o %), w~h- rend sonst die Kreuzung in dieser Richtung kaum gelingt.

Bei den Gamonen der Seeigel handelt es sich um ein rein abgestimmtes System, und der Erfolg der Befrlichtungen, der sich in hohen Entwick- lungsziffern kulidgibt, h~ngt yon den gtinstigen Kolizentrationsverh~Lltnissen und vom mengen- mgBigen Zusammenspiel der mXnnlichen und weib- lichen Gamone ab.

Gamolie sind auBer von Algen und Seeigeln, bei denen sie am besten untersucht sind, yon vielen marinen Tieren bekannt ('Wfirmer, Mollus- ken, Seesterne). Wit haben Anhaltspunkte daffir, dab sie auch bei ~¥irbeltieren vorkommen. Beob- ach te t sind Gamonwirkungen auBerdem bei Pilzen (Mucorineen, Aseomyceten, Ustilagineen). An dem Ascomyceten Bombardina lunata hat ZICKLER (un- verSff.) mi t Spermafien sowie mit Fi l t raten und Ext rak ten derselben eine chemotropische Wirkung

Anton Dohrns. 813

auf das Zuwachsen der Trichogylien festgestellt (also Androgamone nachgewiesen). Nach dieser weiten, fast allgemeinen Verbreitung dieser ~¥irk- stoffe bei Tieren und Pflanzen dart mall Wohl annehmen, dab allgemein die BeJruchtungsvorg~nge dutch das Zusa/mmenwirken yon And/to. und Cryno- gamonen gesteuert werden und daft das aUgemeine Prinzip der Be]ruehtung darin zu euchen ist. Der sp~ter folgende Bericht yon Dr. MoEwgs fiber die Gamone yon Chlamydomonas eugametos, fiber deren genetische Bedingtheit ulid ihren Zusammenhang mi t anderen Wirkstoffen Ulid deren genetischer Bedingtheit wird diese ])berzeugung bekr'~ftigen.

Literatwr. M. HARTMANN, R. KUHN, O. SCtIARTA-b r U. K. VV'AL-

LENFELS, l~ber die Sexualstoffe der Seeigel. Natur- wiss. 27, 433 (1939) -- Lrber die Wechselwirkung von Gyno- ulld Alldrogamollen bei der Befruchtung der Eier des Seeigels. Naturwiss. 28, I44 (I94o). -- M. HARTMANN I1. O. SCHARTAU, Untersuchungen fiber die Befruchtungsstoffe der SeeigeL I. Biol. ZbI. 59, 571 bis 587 (1939). -- M. HARTMANN, O. SCHARTAU U. K. WALLI~NFELS, Untersuehungen fiber die Befruch- tungsstoffe der Seeigel. II. Gyno- und Androgamone des Seeigels Arbacia laustulosa. Biol. Zbl. 6o, 398--423 (I94O). -- R. KUHN u. K. WALLENFELS, IJber die chemische Natur des Stoffes, den die Eier des See- igels (Arbacla pustulosa) absondern, um die Sperma- tozoei1 anzulocken. Bet. dtsch, chem. Ges. 72, 14o7 bis 14 ! 3 (I939) ~ Echinoehrome Ms prosthetische Grup- pe n h0chmolekularer Symplexe in de n Eiern yon A~'bacia pv~stulosa. Bet. dtsch, chem. Ges. 73, 458--464 (194 °).

Eine Biographie

Dem Leser dieses Metres ist der Gegenstand des vorliegendeli Buches 1) aus BOVERIS meister- hatter Darstetlung wohlbekannt. Und ihm braucht nicht gesagt zu werden, dab es lohnend sein muB, fiber dieses reiche und erfolgreiche Leben eines grog angelegten Mannes und fiber das Werden seines Werkes mehr ulid Einzelnes zu erfahren.

Was uns TI~. HLuss bietet, ist kein Dohrn- Roman, den man wohi auch schreiben k6nlite, sondern eine grfindliche, aus umfassenden Quellen- studien hervorgegangene Biographie, die ant alles phalitastische Beiwerk verzichtet. Und doch liest sich das Buch an vielen Stellen wie ein spannender Roman. Das ist kein ~Vunder be i der Schilderung tier dramatischen Ereigllisse der Stationsgrtindullg. Aber auch dort, wo die Materie zfi.her wird, wo un- endliche Verhandlungen nnd K~tmpfe mit den ver- 'schiedensten BehSrden und Personen um die AuS- gestal tung und WeiterentwicMnng des Werkes dar- gestellt werden mfissen, versteht es der Verfasser, nicht ermfidend zu werden, und zwar gerade durch die Breite der Darstellung, dadurch, dat3 er dem Leser nichts erspart und ihn his zu dem einzelnen

t) HEUSS, THEODOR, Anton Dohrn. Berlin u. Zfirich: Atlantis-Verlag i94 o. 32oSeiten mit Io Bild- *afeln, einem Briefanha~Lg und ausftihrlichem Register. i6 em x 24 era. Preis geb. RM 8,50.

Anton Dohrns.

Gespr/ich, zu der einzelnen Briefstelle hinffihrt. Denn hierdurch 1~i13t er auch die zahlreichen Ge- stalten aus dem wissenschaftlichen und politischen Leben der siebziger, achtziger und neunziger Jahre, das den Hilitergrund des Buches bildet, lebendig werden, und manchmal wird man daran erinnert, wie FONTA•E in seinen Lebenserilinerungen jede Nebenfigur durch ein paar Striche zu selbst/indigem Leben erweckt. Das ist in noch hSherem Mage der Fall bei der Schilderung der Menschen, die in innerer Beziehung zu Dom~N und seinem ~rerk gestanden haben, wie vor alleli1 der Freundeskreis der ersten Neapler Zeit. Immer bleibt abet die beherrschende Gestalt AN¢ON DOt~RN selbst, und .man erlebt mit, wie der Mann mit seinem Werk und an seiliem Werk wgchst, wie aus dem feuer- k6pfigen, unbedachten Studenten der nicht weniger feuerk6pfige, aber welterfahrene Meister der diplo- matischeli Kunst wird, der seine Kenntnis der menschlichen Natur und der politischen KrMte- verteilung im IZ~ampf um sein Werk mit fast nie das ZieI verfehlelider Sicherheit einsetzt. Und gerade in der ausfiihrlicheli Darstellnng wirkt es nun besonders eindringtich, wie dieser Mann durch ein langes Leben hindurch mi t z/iher, IIie ermfidender Energie eine einzige groBe Idee ver- Iolgt hat, wie er, nie mit dem Erreichten zufrieden,

Page 2: Eine Biographie Anton Dohrns

814 Zwei Briefe A n t o n Dohrns . ~ Die Natur- [wissenschaftet~

immer wieder eillen neuen Schritt auf dem glei- chen W'ege in Angriff nahm.

Die gleiche Beharrlichkeit bewies DOIIRN ja auch in seiner Forscherarbeit, die durch Jahr- zehnte hindurch einem einzigen grogen Problem gait: der Frage nach der Herkunft der Wirbel- tiere. Die Entwicklung des Forschers DOHRN tr i t t naturgem~tB wie in seinem Leben aueh in der Biographie gegenfiber dem prakfischen Werk zurtick, aber der Verfasser, der kein Zoologe und kein Naturwissenschaftler ist, hat es doch ver- standen, aueh yon dieser ftir DOHRN selbst so wesentlichen Seite seiner Pers6nlichkeit ein gi ld zu geben. Ant Einzelheiten der DoHRNschen Arbeiten und der yon ihm geffihrten wissen- schafflichen K~mpfe wird natfirlich nieht ein- gegangen.

Der Gesamteindruck, den das Buch vermittelt , ist der einer ungew6hnlich starken, hochbedeuten- den Pers6nlichkeit, die es wohl vertr/~gt, Haupt- figur einer Handlung zu sein, an deren Rand Gestalten wie DARWIN, HAECKEL, HUXLEY, CARL ERNST VON BAER, F. A. LANGE auftreten und in die die wicht igs ten Machffaktoren der Zeit helfend, f/hrdernd oder hemmend eingreifen: BISMARCK, I~RONPRINZ FRIEDRICH WILHELM, KAISER WILHELM II., HELMHOLTZ, VIRCHOW,

DUBOIS-REYMOND, DELBRIJCK, ALTHOFF und viele andere.

Diesem Mann, der sich das Leben wahrlich nicht leicht machte, hat es auch das Leben selbst~ nicht leicht gemacht, und in seinem pers6nlichen Leben, das allerdings yon dem Leben ffir das Werk nicht getrennt werden kann, hat es neben Be- glfiekendem, yon dem ihm viel yon den Freunden kam, auch genug Schweres gegeben. Wir h6ren yon den furchtbaren Depressionen, die seine sonst so sprfihende Kraft oft fiir Monate v611ig Iahm legten, Von der menschlichen Tragik in der sp~Lteren En t - wicklung seiner Ehe wird behutsam erzihlt . Und durch die Kampfzeit seines Lebens zieht sich der Konflikt mit dem Vater, der der letzte war, der die Bedeutung des Sohnes, und auch dann nu t widerwiltig, anerkannt hat. Den psychologischen Grtinden dieses merkwfirdigen Vater-Sohn-Ver- h~Itnisses geht der Verfasser sorgf~Itig nach, und der interessanten Gestalt des Vaters, des hoch- begabten, vielseitigen CARL AUGUST DOHRN, wid- met er ein besonders fesselndes Stfick Menschen- darstellung.

Einige besonders aufschlui3reiche Briefe DOHRNS schlie/3en das ~uBerst lesenswerte Buch ab. Ein ausftihrliches Namensregister ist ihm beigegebem

F. SUFFERT, Berlin-Dahlem.

Zwei Briefe Anton Dohrns~).

An ERNST HAECKEL.

Hamburg, Anfang Juni I867.

Lieber HAECKEL [

DaB Du den hiesigen Posten ablehnen wfirdest, war yon vornherein meine Meinung, - - und war yon mir bereits vor \~roehen an M~Y~R gesagt. Nichtsdestoweniger beunruhigt reich der Gedanke, dat3 mein letzter Brief Dir mehr Motiv gewesen sein k6nnte, als ich es beim Schreiben voraussetzte. Ich stand in der sonderbarsten Lage und bin noch heut durchaus urtsicher fiber das, was ge- schehen wird, denn die entscheidenden Autorit~ten sind noch sehr getheiIter Meinung. Ich hoffe, Du kannst mich versichern, dab keinerlei Rticksicht aui meine Person Dich bewogen hat, eine Dir sonst annehmlich scheinende Stellung abzulehnen. Du hast mir manchmal die Wahrheit gesagt, wo sie mir sehr web that, - - heut hoffe ich, wirst Du sie mir nicht aus irgendweleher Rfieksicht vor- enthalten. - -

DaB Jena bedenklich stehen sollte, glaube ich nicht. Es liegt in der menschlichen Natur, gem yon Gefahren zu reden, die in tiefstem Grunde yon den Redenden selber nicht geglaubt werden. Und dab man Dir zu Leibe gehen wfirde, glaube ich erst reeht nicht: es w~re ein zu starker Anna

1) Mit ireundlicher Erlaubnis ~on Herrn Dr. TH. H~uss dessen Buch ,,Anton Dohrl~" entnommen.

chronismus. Auch Deine Einsamkeit wird Dir wieder ertr/tglich werden, - - vielmehr ffirchte ich ffir Deine Ruhe yon der nothwendigen Umkehr, die Dir in Deinen Ansichten bevorsteht. Du weii3t vielleicht noch, dal3 ich Dir vor Deiner Ab- reise sagte: Die Morphologie 1) werdeDir ein Knfip- pel werden, der bet jedem Schritt Dir zwischer~ die Beine k~tme, - - ich bin davon heute mehr als je fiberzeugt. Du schreibst: ,,wie ich fibrigens zum Dualismus zurfickkehren soll, ist mir voll- kommen r~thselhaft." Ja, das sollst Du auch nieht. Aber Monismus kann auch zweiertei Art sein, - - konsequenter Materialismus und konse- quenter Idealismus. Du und Deir~ Monismus sind vollkommene Materialisten, wenn Du auc,h SCHLEICH~RS Worte zifierst, die noch dazu sehr bedenklich ihrem logischen Werthe nach sind. Auf S. lO5 Deines ersten Bandes stehen sie. Lag einmal folgende Betrachtung in Dieh hinein. Der Gegensatz yon Geist und Natur, Inhal± und Form, Wesen und Erscheinung ist so ffirchtertieh sicher in jeder Betrachtungsweise, auger im trans- zendentaten Idealismus, dab grade ein Verlangen der m~chtigsten Geister dazu geh6rt, ihn fiber- sehen zu wollen, l)ber ihn hinwegzukommen, ist nicht blos das Streben der Neuzeit, sondern_

1) Gemeint ist HAECKELS t866 erschienenes Haupt- werk i;Generelle MorphoIogie der Organismen", in dem er auch seine bekannten weltanschaulichert Ansichtelt zum erstenmal ausffihrlich darsteltte. Die Redaktion.