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Eine Dokumentation über die Revolution in der Kirche Osservatore Romano 1990 – 1991 Papst Johannes Paul II. lehrt das Gegenteil seiner Vorgänger. Ebenso tun dies die Römische Kurie und die Kardinäle. Ergebnis im Wallis (Schweiz) einer im Jahr 1990 erfolg- ten Umfrage: 81,3% der Katholiken glauben, daß die Religion unwichtig sei, sie meinen, alle Religionen könn- ten zum ewigen Heil führen! Mit einem Vorwort S.E. des Erzbischofs Marcel Lefebvre Verlag Les Amis de St François de Sales Heft 1.

Eine Dokumentation über die Revolution in der Kirche · neuer Advent,eine wichtige ... 28. November 1789 Verurteilter Irrtum: ,,Chri-stus habe gewollt, daß die Kirche nach Art einer

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Eine Dokumentationüber die

Revolutionin derKirche

Osservatore Romano 1990 – 1991

Papst Johannes Paul II. lehrt das Gegenteil seinerVorgänger.Ebenso tun dies die Römische Kurie und die Kardinäle.Ergebnis im Wallis (Schweiz) einer im Jahr 1990 erfolg-ten Umfrage: 81,3% der Katholiken glauben, daß dieReligion unwichtig sei, sie meinen, alle Religionen könn-

ten zum ewigen Heilführen!

Mit einem Vorwort S.E. des Erzbischofs Marcel

Lefebvre

VerlagLes Amis de St François de

Sales

Heft 1.

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2 Die Revolution in der Kirche

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VorwortPater Giulio Maria Tam ist Mitglied der Priesterbruderschaft des

Hl. Pius X. und italienischer Abstammung. Da er täglich den ,,Osser-vatore Romano“, die Zeitschrift der Römischen Kurie, bezieht, hielter es für angebracht, zur Information seiner Mitbrüder, die bedeut-samsten Auszüge aus den Ansprachen des Papstes und der römischenAutoritäten über die aktuellsten Themen zu sammeln.

Diese Zusammenstellung wirft ein grelles Licht auf die doktrinaleRevolution, die in der Kirche offiziell mit dem Konzil begonnen hatund bis heute andauert, so daß man nicht umhin kann, an den ,,Thronder abscheulichen Gottlosigkeit“ zu denken, den Papst Leo XIII.vorausgesagt, oder an den Glaubensverlust Roms, wie ihn die Mut-tergottes in La Salette angekündigt hatte.

Die Unterstützung und Verbreitung der freimaurerischen Irrlehrendurch die römischen Autoritäten, welche so oft von ihren Vorgängernverurteilt wurden, ist ein großes Geheimnis der Sünde, das denkatholischen Glauben in seinen Grundlagen erschüttert.

Diese harte und schmerzliche Wirklichkeit verpflichtet uns imGewissen, die Verteidigung und den Schutz unseres katholischenGlaubens zu übernehmen. Die Tatsache, auf dem Stuhl der Autoritätzu sitzen, ist heutzutage leider keine Garantie mehr für die Recht-gläubigkeit seiner Inhaber. Der Papst selbst verbreitet fortlaufendPrinzipien einer falschen Religion, was zu einer allgemeinen Aposta-sie führt.

Wir geben die nachstehenden Texte des Jahres 1990 und 1991 ohneKommentar wieder. Der Leser kann sich selbst sein Urteil bilden,indem er die Texte des ,,Osservatore Romano“ auf der linken spaltemit jenen der Päpste vor dem Konzil auf der rechten Spalte ver-gleicht.

Diese Lektüre wird weitgehend unser Bestehen in der Aufrecht-erhaltung und Erneuerung des Reiches unseres Herrn Jesus Christus

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und seiner Heiligen Mutter ,,wie im Himmel so auch auf Erden“rechtfertigen.

Nur der Priester kann die Erneuerung in der Kirche und in derGesellschaft herbeiführen, u. zw. durch die Darbringung des wahrenMeßopfers, durch die Spendung der wahren Sakramente, durch dieLehre des wahren Katechismus sowie durch seine Aufgabe als wach-samer Hirte zum Heil der Seelen.

Die Katholiken müssen sich um diese treuen Priester scharen unddas gesamte christliche Leben organisieren. Jeder Geist des Miß-trauens gegenüber diesen Priestern, die doch das Vertrauen verdie-nen, schwächt die Stärke und Festigkeit des Widerstands gegen dieZerstörer des Glaubens.

Der hl. Johannes beendet seine Apokalypse mit dem Ruf: ,,VeniDomine Jesu“ komm Herr Jesus, erscheine endlich auf den Wolkendes Himmels, zeige deine Kraft und Herrlichkeit, auf daß dein Reichweltumfassend und ewig sei!

Ecône, den 4. März 1991

+Marcel Lefebvre

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Kurze Zusammenfassung aller Kapitel

Johannes Paul II.21. Januar 1990 — ,,…Das esnicht möglich ist, die grundle-genden Freiheitsrechte, die demLeben des Menschen einen Sinngeben, wie die Gedanken-,Gewissens-, Religions- undPressefreiheit sowie den politi-schen und kulturellen Pluralis-mus, zu unterdrücken. “

31. mai 1990 — ,,…weil dieLehrsätze des II. Vatikanumüber die Religionsfreiheit nir-gendwo eine Verringerung undEntstellung erfahren sollten.“

Johannes Paul II.7. Juni 1990 — ,,…Die Kirche

in unserer Zeit hat treu dieMenschenrechte verteidigt …Es ist unumgänglich, daß derMensch in den veränderten

Gregor XVI.15. August 1832

,,…Aus der Quelle dieser ver-derblichen Gleichgültigkeitfließt jene törichte und irrigeAnsicht oder noch besser, jenerWahnsinn: es solle für jeden dieFreiheit des Gewissens verkün-det und erkämpft werden.“

Pie IX.1. November 1885

,,…Freiheit des Gedankensund des Kultes … und wir wol-len, daß alle Söhne der katho-lischen Kirche sie durchaus alszurückgewiesen, verboten undverdammt ansehen.“…

Leo XIII.10. März 1791

,,…So ist jene maßlose Frei-heit im Denken und Schreibenkeineswegs an und für sich

1. Kapitel Religionsfreiheit

2. KapitelDie Menschenrechte

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Verhältnissen erneut den Wegder Kirche bahnt.“

8. Dezember 1990 — ,,Ich ladeSie also ein, sich meinem Gebetanzuschließen, damit wir als-bald alle die in dieser Erklä-rung (der Menschenrechte)gesetzten Ziele erreichen undverwirklichen können.“…

Johannes Paul II. 30. Januar 1990 — ,,…Der öku-menische Dialog ist einePflicht.“…

23. April — ,,…Der Wunschder Christen nach Einheitgehört mit zu den großen Zei-chen unserer Zeit.“…

13. September 1990 — ,,…Voreinigen Jahren bereits, anläßlichdes Weltgebetstages für denFrieden in Assisi erschien dasZusammentreffen von Christenund Anhängern anderer Religio-nen als «eine Andeutung des von

eine Errungenschaft, an dersich die menschliche Gesell-schaft erfreuen könnte, son-dern vieler Übel Ursprung undQuelle.“

Pius VI.23 April 1791

,,…Die 17 Artikel über dieMenschenrechte sind bloß einegenaue Wiederholung der Erklä-rung der französischen National-versammlung über die Gleich-heit der Rechte, die im Gegen-satz zur Religion und derGesellschaft stehen.“…

Pius IX. Apostolicae Sedi22. August 1851

,,...Die Grundlage, aufwelche sie (die ökumenischeBewegung) sich stützt istderart, daß sie von Grund aufdie göttliche Konstitution derKirche umstürzt und zerstört.“

3. Kapitel Der Ökumenismus

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7Zusammenfassung

Gott gewollten Verlaufs».“…

12. Februar 1990 — ,,…Siehatten so auch die erste Gele-genheit, die katholische Kirchekennenzulernen und Sie konn-ten auch die unverbesserlicheNatur ihres Engagementszugunsten der ökumenischenSache feststellen.“

3. Februar 1990 — ,,…Wirbefinden uns nach dem II. Vati-kanum in einer ökumenischenEpoche.“

7. Dezember 1990 — ,,…WirChristen und Juden… sindbewußt, daß wir die gleicheHoffnung und die gleichenErwartungen verteilen.“

Johannes Paul II.24. Juni 1990 — ,,…Die Schaf-fung einer internationalen Ord-nung.“…

2. April 1990 — ,,…Dasbegonnene Jahrzehnt erweistsich für die Christen als einneuer Advent, eine wichtigeEtappe.“…

Pius XI.

Mortalium animos6. Januar 1928

,,…der Apostel der Liebe …streng jeden Verkehr mit denen,verboten hat, die Christi Lehrenicht rein und unverfälschtbekennen.

…der Apostolische Stuhl(hat) niemals die Teilnahmeder Seinigen an den Konferen-zen der Nichtkatholiken zuge-lassen.

Derartige Versuche könnenvon den Katholiken in keinerWeise gebilligt werden. Siegehen ja von der falschen Mei-nung jener aus, die da glau-ben, alle Religionen seiengleich gut und lobenswert.“…

Pius XII.2. Juni 1948

Ansprache an das Kardinals-kollegium. ,,…Einzig auf denGrundsätzen und im Geist desChristentums können die sozia-len Reformen verwirklicht wer-den, die durch die Not und dasSehnen unserer Zeit gebieterischgefordert sind.“…

4. KapitelDie neue Weltordnung

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8 Die Revolution in der Kirche

Johannes Paul II.11. Oktober 1991 — ,,…DasTreffen von Malta hat doch dieberechtigte Absicht gehabt, sichmit der Verantwortung derGläubigen gegenüber derneuen Weltordnung zu beschäf-tigen.“…

16. Dezember 1991 — ,,Indem Aufbau der neuen Ordnungin Europa und in der Welt, hatder Dialog unter den Religio-nen eine große Bedeutung; vorallem aber der Dialog mit unse-ren «erstgeborenen Brüdern»,den Juden.“…

Johannes Paul II.28.Oktober 1990

,,…Unter gewissen Umstän-den kann ihr (der Synode) je-doch durch den Papst einebeschließende (deliberative)Gewalt zugeteilt werden.“

Pius XI.21. Dezember 1922

Die internationale Staaten-gemeinschaft.

,,...Wenn also Regierungenund Völker es sich zur heiligenPflicht machen, in ihrem poli-tischen Leben nach innen undaußen der Lehre Christi alsWegweiser zu folgen, dannund nur dann werden sie imInnern einen segensvollenFrieden genießen, die interna-tionalen Beziehungen auf demBoden gegenseitigen Ver-trauens regeln und in friedli-chem Meinungsaustauschetwaige Streitfälle schlichtenkönnen.“

Pius VI.Super Soliditate

28. November 1789

Verurteilter Irrtum: ,,Chri-stus habe gewollt, daß dieKirche nach Art einer Repu-blik verwaltet werde.“

5. KapitelDie Kollegialität

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9Zusammenfassung

Johannes Paul II.16. März 1990

Offizielle Bekanntmachung:,,…und zu einer nützlichenZusammenarbeit auf internatio-naler Ebene beizutragen …haben der Hl. Stuhl und die so-wjetische Regierung beschlos-sen, offizielle Repräsentanten… auszutauschen.“

Johannes Paul II.25. Januar 1990 — ,,…Die pas-siv ererbten Vorurteile der Ver-gangenheit und die irrigenAnsichten zu beseitigen.“…

24. März 1990 — ,,…Die alteFeindseligkeit zu begraben undsich zur Errichtung einerneuen Ära internationalerVerständigung zusammenzu-

Pius XI.Divini Redemptoris

19. März 1937

,,Der Kommunismus … mitverschiedenen Täuschungen…so laden sie … die Katholikenein, zusammen … zu arbei-ten.… ,,…daß sich die Gläubigennicht täuschen lassen! DerKommunismus ist in seineminnersten Kern schlecht, undes darf sich auf keinem Gebietmit ihm auf Zusammenarbeiteinlassen wer immer, diechristliche Kultur retten will.“

St. Simplicius 9. Januar 476

,,Niemals darf zugelassenwerden, daß Kämpfe einerschon erledigten Oppositionsich erneuern.“

7. KapitelDer Bruch mit der Vergangenheit

6. Kapitel Die Ost-Politik

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schließen.“Mgr. Angelo Sodano

7. Dezember 1991

,,…Ich habe die Pflichtverspürt, … in dieser festlichensynodalen Versammlung wiederzu bestätigen, daß die Reorga-nisation der katholischenKirche in den Ländern Osteu-ropas auch nicht die geringsteAbsicht hatte, Proselyten zumachen.“

Johannes Paul II. 16. Februar 1991

,,…Das II. Vatikanische Kon-zil ist sicherlich… ein Schlüs-selereignis … unseres Jahrhun-derts … ein großes Projekt fürdie Doktrin und die Pastoralder Kirche der Zukunft … dasKonzil hat uns eine neue Visionder Kirche gegeben.“

Pius XII.6. Dezember 1953

,,…Die Kirche muß unterihnen und mit ihnen leben; siekann sich nie jemandemgegenüber als «uninteressiert»erklären. Der Auftrag, den sievon ihrem göttlichen Stiftererhalten hat, macht es ihr un-möglich, sich an das Gesetz des«Laufen-und Machenlassens» zuhalten. Sie hat die Aufgabe, zulehren und zu erziehen mit derganzen Unbeugsamkeit desWahren und des Guten.“…

1. Vatikanisches Konzil18. Juli 1870

4. Sitzung: Erste dogma-tische Konstitution:

,,Den Nachfolgern des Petruswurde der Heilige Geist nämlichnicht verheißen, damit sie durchseine Offenbarung eine neueLehre ans Licht brächten, son-dern damit sie mit seinem Bei-stand die durch die Apostelüberlieferte Offenbarung bzw.

9. KapitelDiverses

8. KapitelGegen Proselytenmacherei

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Johannes Paul II. 27. Januar 1991

,,…Der Prozeß der Aktualisie-rung der Liturgiereform desKonzils ist in der Tat noch imGang.“

Johannes Paul II.

6. Januar 1991

,,…das höchs t e Gu t denFrieden .“…

Johannes Paul II.11. Oktober 1991

,,…bei dem in Assisi anbe-raumten Weltgebetstag.“…

die Hinterlassenschaft des Glau-bens heilig bewahrten undgetreu auslegten.“…

Pius XII.20. November 1947

,,…ohne daß der Einzelne,auch wenn er Priester ist, dasRecht habe, die heiligen Stät-ten nach seinem Beliebengleichsam zu Versuchen zugebrauchen.“

Pius XII. 6. Dezember 1953

,,…die Konflikte (sind)unvermeidlich, und die Ge-schichte zeigt, daß es sie immergegeben hat, daß es sie heutegibt und daß es sie gemäß demWort des Herrn bis ans Endeder Zeiten geben wird … (dieKirche wird) vor die Entschei-dung gestellt, entweder denGötzen Weihrauch zu streuenoder für Christus das Lebenhinzugeben.“

Kanon 1258, § 1 von Benedikt XV. 1917 promulgiert:

,,Den Katholiken ist jeglicheaktive Teilnahme am Gottes-

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Johannes Paul II.2. September 1991

,,…Die Kirche hat … keineModelle vorzuschlagen.“

Johannes Paul II.12. Januar 1991

,,…eine Lebensqualität zusichern, welche mit den ethi-schen Prinzipien eines vollkom-menen Humanismus innig ver-bunden ist, der in unserenAugen dem Plane Gottes für dieWelt entspricht.“…

dienst der Akatholiken durchausverboten.“

Pius XII.La Solennità1. Juni 1941

R u n d f u nk a n s p r a c h e zuPfingsten:

,,…Mit der Gesellschafts-form hängt weitgehend dasWohl oder Wehe der Seelenzusammen, je nachdem sienämlich mit den göttlichen Ge-setzen übereinstimmt oder nicht.“

Pius XII.

20. April 1941

,,…Wieviele Gebiete der Stu-dien und der wissenschaftli-chen Forschungen sind eröff-net und entwickelt wordenohne jeglichen Kontakt mitdem katholischen Denken,ohne irgendwelche Rücksichts-nahme auf die Tatsache derübernatürlichen Offenba-rung...“

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13Zusammenfassung

Synode Mgr. Norbert Werbs

5. Dezember 1991

,,…Wäre es nicht angebrachtdas Gewicht (die Schwierigkeit)der Unterscheidung zwischennatürlichen und künstlichenFormen der Geburtenkontrollevon den Schultern der Eltern zunehmen?“

SynodeRev. Rein Öunapuu2. Dezember 1991

,,…Ich bin ein katholischerPriester von Estland und bindem Heiligen Vater sehr dank-bar für die Ehre, hier zu sein…Wir sind drei Priester, vondenen der eine verheiratet …ist.“

Pius XI.

31. Dezember 1930

,,Jeder Gebrauch der Ehe,bei dessen Vollzug der Aktdurch die Willkür der Men-schen seiner natürlichen Kraftzur Weckung neuen Lebensberaubt wird, verstößt gegendas Gesetz Gottes und derNatur, und die solches tun,beflecken ihr Gewissen mitschwerer Schuld.“

Konzil von Trient

24. Sitzung, Kanon 9:

11. November 1563

,,Wer sagt, Kleriker, die inden heiligen Weihen stehen,oder Ordensleute, die feierlichKeuschheit gelobt haben, könn-ten eine Ehe schließen, undder Vertrag sei gültig, trotzKirchengesetz oder Gelübde,und der entgegengesetzte Stand-punkt sei nichts anderes, als dieEhe zu verurteilen… der sei mitdem Anathema belegt.“

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Kardinal Ruini

8. Dezember 1991

,,…Es handelt sich sicherlichnicht darum, in einem pluralis-tischen Europa eine Form des«Konfessionalismus» wiedervorzulegen.“

Mgr. Piero Marini

27. Mai 1991

,,…Im Kreuzweg von 1991werden die Stationen, die kei-nen biblischen Bezug haben,nicht erscheinen.“

Osservatore RomanoBefragung koreanischer

Katholiken 21. Dezember 1991

,,…Die Mehrheit (66%) glaubtfest, daß die Eucharistie derLeib Jesu Christi ist, während29% manchmal daran zweifeln,mögen sie auch sonst glau-ben.“…

Wenn sie im Stande der tödli-chen Sünde sind, so beichtennicht mehr als 63% immer vordem Empfang der HeiligenKommunion.“

Leo XIII.

Immortale Dei

1. November 1885

,,…Beruht der Staat auf dieserGrundlage, so ist es klar, daß erseinen vielfachen und überauswichtigen Verpflichtungen, dieihn mit Gott verknüpfen, durchöffentliches Gottesbekenntnisvöllig Genüge leisten muß. …sokönnen auch die Staaten sichnicht ohne ein Verbrechenderart benehmen, als ob es garkeinen Gott gebe.“

Konzil von Trient 13. Sitzung

11. Oktober 1551

,,…Kap. 1) daß im segens-reichen Sakrament der heili-gen Eucharistie … Unser HerrJesus Christus … wirklich undsubstanzhaft enthalten ist …Kap. 7) …keiner , der sicheiner Totsünde bewußt ist, …zur heiligen Eucharistie hin-zutreten darf.

Dieses heilige Konzil be-schloß, daß dies … immerfortbeachtet werden muß.“

Die Redaktion behielt sich das Recht vor, Sätze oder Satzteile hervorzuheben.

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Unserer Lieben Frau von la Salette — 19. September 1846

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Osservatore Romano vom 21. Januar 1990

Johannes Paul II.

,,In den Ländern, in denen einePartei jahrelang die Glaubens-wahrheit und die Geschichts-orientierung diktiert hat, habenunsere Brüder bewiesen, daß esnicht möglich ist, die grundle-genden Freiheitsrechte, die demLeben des Menschen einen Sinngeben, wie die Gedanken-,Gewissens-, Religions- undPressefreiheit, sowie den politi-schen und kulturellen Pluralis-mus zu unterdrücken. Es ist not-wendig, daß diesem Verlangendes Volkes im Rechtsstaat jedereuropäischen Nation Genügegeleistet wird.

Die ideologische Neutralität,die Menschenwürde, Quelle desRechtes, der Vorrang der Einzel-person gegenüber der Gesell-

Leo XIII.Brief. E Giunto

an den Kaiser von Brasilien9. Juli 1889

Die Folgen der Freiheit desKultes:

,,Die Freiheit des Kultes, inihren Beziehungen zur Gesell-schaft betrachtet, gründet aufdem Prinzip, daß der Staat,selbst da, wo das Volk sich zurkatholischen Religion bekennt,keinen Kultus dem anderen vor-zuziehen verpflichtet ist. Erbleibt gegen alle Religionenindifferent, ihnen allen, ohneUnterschied, die gleichen Rechtezuerkennend. Es ist hier nichtdie Frage nach dieser tatsächli-chen Toleranz, welche inBerücksichtigung von gegebe-nen Umständen, vielleichtAndersdenkenden gegenüber

1. Kapitel

Die Religionsfreiheit

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17Religionsfreiheit

schaft, der Respekt vor den aufdemokratische Weise erworbe-nen Rechtsnormen, der Pluralis-mus in der Gesellschaftsordnungsind unersetzliche Werte, ohnedie es nicht möglich ist, eingemeinsames in Ost und Westallen zugängliches und weltof-fenes Gebäude dauerhaft zuerrichten.“

Osservatore Romano vom 31. Mai 1990 Johannes Paul II.

,,Das Recht auf Religionsfrei-heit beruht auf der Men-schenwürde jeder einzelnen Per-

gewährt werden kann, sonderndie ihnen gewährte Anerken-nung, der Rechte selbst, aufwelche nur die wahre ReligionAnspruch hat, welche Gott indiese Welt festgelegt und mitklaren und präzisen Merkmalenversehen hat, damit alle sieerkennen und annehmen können.

Daher ist eine derartige Frei-heit, welche die Wahrheit undden Irrtum, den Glauben unddie Häresie auf die gleicheStufe stellt, welche die KircheJesu Christi wie irgend einemenschliche Institution be-trachtet, eine beklagenswerteund verderbliche Trennung vonder menschlichen Gesellschaftund Gott, ihrem Urheber. Dasendet entweder in den traurigenFolgen des Indifferentismus(Gleichgültigkeit) des Staates inreligiösen Belangen, oder, wasauf dasselbe herauskommt, imAtheismus.“

Pius VI.10. Juli 1791

,,…Falsche Lehren: … einesder ersten Dekrete der National-versammlung sichert jedem

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18 Die Revolution in der Kirche

son ... und gleichzeitig auf einerständigen Sorgfalt, weil dieLehrsätze des II. Vatikanumüber die Religionsfreiheit nir-gendwo eine Verringerung undEntstellung erfahren sollten.“

Osservatore Romano vom 17. April 1990 Johannes Paul II.

,,…Nach 25 Jahren ist viel-leicht die Zeit gekommen, ein

Individuum die Gedankenfrei-heit und deren öffentlicheBekundung zu.“

Leo XIII. Immortale Dei

1. November 1885

,,…So ist diese unumschränkteMeinungs und Pressefreiheit, dieweder Maß noch Grenzen kennt,keineswegs in sich etwas Gutes,woran sich die menschlicheGesellschaft mit Recht erfreuenkönnte, sondern sie ist Quelleund Ursprung von vielemBösen.

...daß eine maßlose Meinungs-und Pressefreiheit unter keinenUmständen unter die Rechte derStaatsbürger aufzunehmen ist,und diese auch nicht zu den Din-gen gehört, die des Wohlwollensund des Schutzes seitens desStaates würdig sind.“

Gregor XVI. Mirari Vos

l5. August 1832

,,…Wir meinen die Gleich-gültigkeit, den Indifferentis-

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19Religionsfreiheit

systematisches Studium derjeweiligen Lehrsätze des II. Vati-kanischen Konzils auf diesemGebiet vorzunehmen. Es wäregut, daß wir dies im Rahmenunseres Dialogs tun. Ich möchtemich für heute auf einige ganzallgemeine Bemerkungen be-schränken…

Um seiner Väter willen, bleibtdieses Volk von Gott geliebt,denn Gottes Gnadengaben undBerufung sind unwiderruflich(siehe Röm. 11, 28-29).

Daraus geht hervor, daß wirunsere Kräfte effektiv vereini-gen können, um gemeinsam dieMenschenwürde jeder einzelnenPerson zu fördern, und die Men-schenrechte zu wahren, beson-ders die Religionsfreiheit. auchmüssen wir uns einig sein, umjede Form von Diskriminierungund des Hasses gegenüber einerRasse, eines Volks oder einerReligion zu bekämpfen, denAntisemitismus inbegriffen.“

mus, jene verkehrte Ansicht,welche sich durch die Bosheitruchloser Menschen überall-hin verbreitet hat, …diesenäußerst verderblichen Irr-tum…

Zurückschrecken sollen jene,die da behaupten, jedes Glau-bensbekenntnis eröffne gleicher-weise den Weg zur Pforte derSeligkeit … (daß) ohne Zweifelewig verlorengeht, wer nicht amkatholischen Glauben festhältund ihn unversehrt und unver-letzt bewahrt.

…Aus der Quelle dieser ver-derblichen Gleichgültigkeitfließt jene törichte und irrigeAnsicht oder noch besser, jenerWahnsinn: es solle für jeden dieFreiheit des Gewissens verkün-det und erkämpft werden. Wirsehen dadurch wahrhaftig denHöllenpfuhl offen, aus dem derApostel Johannes den Rauchaufsteigen sah, durch den dieSonne verfinstert ward, und auswelchem Heuschrecken hervor-gingen und sich über die ganzeErde zur Verwüstung verbreite-ten.

Hierher gehört auch jene niegenug zu verurteilende und zuverabscheuende Pressefreiheit.

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20 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romano vom 18. Dezember 1990

Botschaft Seiner Heiligkeit Johannes Paul II.

zur Feier des Weltfriedens-tages am 1. Januar 1991:

,,Die zahlreichen Völker, dieeine einzige menschliche Fami-lie bilden, suchen heutzutageimmer häufiger die effektiveAnerkennung und den gesetzli-chen Schutz der Gewissensfrei-heit, die für die Freiheit jedesmenschlichen Wesens grundle-gend ist…

…Die Rechtsgarantie, öffent-lich und in allen Bereichen deszivilen Lebens seine religiöseÜberzeugung ausdrücken zukönnen, macht ein unersätz-liches Element für das Zusam-menleben der Menschen aus.

…In dieser Beziehung bleibtdie Rolle der Familie, der katho-lischen Kirche, der christlichen

Mit Schaudern stellen Wir fest,ehrwürdige Brüder, mit welchenUngeheuern von Lehren oderbesser: Ungetümen von Irrtü-mern wir erdrückt werden.“

Leo XIII. Brief. E giunto

an den Kaiser von Brasilien 19. Juli 1889

Die Folgen der Freiheit desKultes.:

,,…In der Tat kann niemandvernünftigerweise abstreiten,daß die zivile Gemeinschaft,nicht weniger als der Menschindividuell genommen, gegenü-ber Gott dem Schöpfer, seinemhöchsten Gesetzgeber und auf-merksamen Wohltäter, Pflichtenhat. Jedes Band der Unterwer-fung und der Ehrfurcht gegenü-ber dem höchsten Wesen zu bre-chen, sich zu weigern seineMacht und souveräne Autoritätzu ehren, die Wohltaten, welchedie Gesellschaft von ihm erhältnicht anerkennen zu wollen, diesalles ist nicht bloß eine durchden Glauben, sondern auchdurch die Vernunft und die all-

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21Religionsfreiheit

Gemeinschaften und andererreligiöser Institutionen vongrößter Wichtigkeit, und derStaat muß, entsprechend denNormen und internationalenErklärungen, die Rechte in die-sem Bereich garantieren undbegünstigen…

…Die Intoleranz, die sichdarin manifestiert, anderen dieGewissensfreiheit zu verweigern,bildet eine ernsthafte Bedrohungfür den Frieden. Im ständigenWechsel der Geschichte habenwir die traurige Erfahrunggemacht, mitansehen zu müssen,zu welchen Auswüchsen sie füh-ren kann.

Die Intoleranz kann sich inalle Aspekte des sozialen Lebenseinschleichen. Sie zeigt sich imBeiseiteschieben oder in derUnterdrückung der Personenund Minderheiten, welche versu-chen, im Einklang mit ihremGewissen zu leben. Im öffentli-chen Leben läßt die Intoleranzkeinen Platz für eine Pluralitätder politischen oder sozialenWahl, da sie allen einen einheit-lichen Aspekt der zivilen undkulturellen Organisation auf-zwingt.

gemeine Ansicht der alten Hei-den verurteilte Haltung, welcheihre öffentliche Ordnung undihre zivilen und militärischenUnternehmungen auf der Grund-lage des Götterkultes stellten,von dem sie Gedeihen undGröße erwarteten.

Aber es ist überflüssig, bei die-sen Überlegungen zu verharren.Schon zu verschiedenen Malenhaben Wir in den offiziellen andie katholische Welt gerichtetenDokumenten aufgezeigt, wieirrig die Lehre derjenigen ist,welche unter dem verführeri-schen Namen der Freiheit desKultes die legale Apostasie derGesellschaft proklamieren,und sie so dem göttlichenUrheber abspenstig machen.Daher ist es wichtig, daß Siedavor gewarnt sind, denn einesolche Freiheit ist die Quellevon unberechenbaren Übelnfür die Regierungen und dieVölker. …Der Staat, der sichin Sachen Religion indifferenterklärt und feierlich den Beweiserbringt, daß er sich darum nichtkümmere, sich so des wichtig-sten moralischen Elementesselbst beraubt und darauf aus-

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22 Die Revolution in der Kirche

Was die religiöse Intoleranzanbetrifft, so kann man nichtleugnen, daß, trotz der konstan-ten Lehre der katholischenKirche, nach der niemand zumGlauben gezwungen werdendarf, viele Schwierigkeiten undsogar Konflikte im Laufe derJahrhunderte zwischen Chri-sten und Mitgliedern andererReligionen entstanden sind.Das II. Vatikanische Konzil hatdies formell eingestanden undzugegeben, daß manchmal imLeben des Gottesvolkes, welchesim ständigen Wechsel derMenschheitsgeschichte dahinpil-gerte, Verhaltensweisen gegebenhat, die nicht konform, sondernsogar dem Geist des Evange-liums entgegengesetzt waren.

…Eine Identifizierung der reli-giösen und zivilen Gesetze kannin der Tat zu einer Minderungder Religionsfreiheit führen undsoweit gehen, daß andereunveräußerliche Rechte desMenschen eingeschränkt odergeleugnet werden.

Die Intoleranz kann auch dieFrucht eines gewissen Funda-mentalismus sein. Dieser bildeteine ständig wiederkehrende

geht, sich von dem wahren undnatürlichen Prinzip abzuschnei-den, von dem die Ehrfurcht, dieTreue und die Liebe der Völkerall ihre Kraft schöpfen.

Wenn der Staat auf dieseWeise die heiligsten PflichtenGott gegenüber verletzt, ver-zichtet er nicht bloß auf ein sehrwirksames Mittel, sich Ehrfurchtund Gehorsam bei den Bürgernzu verschaffen, sondernerschüttert schließlich auchdas religiöse Gefühl, von demdas Volk Kraft, Ergebenheitund Stärkung schöpft, um dieLeiden und Mühseligkeiten desLebens zu tragen, und zugleichgibt er dem Volk ein Beispiel,das umso verderblicher sich aus-wirkt, je höher der Bereich ist,aus dem es entstand.

Und es wird hier nicht nötigsein, Eure Majestät darauf auf-merksam zu machen, besondersin der gegenwärtigen Zeit, in dermehr als jemals die Notwendig-keit des heilsamen Einflussesder Religion zu spüren ist, daßim Hinblick auf die Zunahmeder Störungen der moralischenund sozialen Ordnung, welchedie Gesellschaft aufwiegeln, es

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Versuchung und kann schwereMißbräuche nach sich ziehen,wie die radikale Unterdrückungjeder andersartigen öffentlichenManifestation oder sogar dieAbschaffung der Meinungsfrei-heit überhaupt.

…Die Religionsfreiheit, welchedas unveräußerliche Erfordernisder Würde eines jeden Menschendarstellt, ist ein Eckstein imGebäude der Menschenrechteund deshalb der tiefste Ausdruckder Gewissensfreiheit, ...dieseFreiheit besteht darin, daß alleMenschen vor jeder Form vonGewalt, sei es durch Einzelper-sonen oder durch Gesellschafts-gruppen oder vor jeder men-schlichen Gewalt, geschützt seinmüssen. Auf diese Art und Weiseist im religiösen Bereich nie-mand gezwungen, gegen seinGewissen zu handeln, nochgehindert, innerhalb gerechterGrenzen, im privaten wie imöffentlichen Bereich, allein oderin Gemeinschaft mit anderen,nach seinem Gewissen zu han-deln.

…In dieser Hinsicht kann dieallmähliche, beständige Ent-

höchst gefährlich und ver-derblich für das öffentlicheWohl werden kann, in einemkatholischen Lande ein Systemaufzurichten, das kein anderesResultat haben kann, als beider Bevölkerung den einzigmoralischen Zügel zu schwä-chen oder zu zerstören, derfähig wäre, sie bei der Erfül-lung ihrer Aufgaben zuunterstützen. Die Völker,welche sich auf den Weg dieserNeuerungen begeben, beklagtenin der Vergangenheit und wer-den auch in der Zukunft die fort-schreitende Vermehrung derDelikte, der Streitigkeiten, derAufruhre, der Machtunsicherheitund aller moralischen und mate-riellen Katastrophen beklagenmüssen, die sich über sie auftür-men werden. Daher erkennenweise und unparteiische Men-schen aufgrund einer langenErfahrung an, daß ein Volk, dasseinen religiösen Sinn verliert,den Weg des allmählichen Zer-falls beschreitet, und deshalbfindet sich das einzige Mittel,um ihm das Heil zu bringen, imheilsamen Wirken der Religion.Sie allein kann in der Tat dieAchtung vor den Gesetzen und

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24 Die Revolution in der Kirche

wicklung einer legalen undinternational anerkanntenRegierung einer der sicherstenGrundsteine für den Frieden undden berechtigten Fortschritt dermenschlichen Familie sein.

Eine wirkliche Bemühung umeine Anpassung begünstigt auchdas gegenseitige Verständnisunter den Religionen.

Im Rahmen dieses Verständ-nisses hat man in den letztenJahren viel getan, um eine aktiveZusammenarbeit zu fördern undum die Aufgaben, mit denen dieMenschheit konfrontiert ist, zubewältigen; dies geschieht aufder Basis der zahlreichenWerte, die die großen Religio-nen gemeinsam haben.“

der eingesetzten Autorität wirk-sam zusichern, sie allein wecktund stützt das menschlicheGewissen, sie, diese wunderbareMacht, welche im Seelengrundempfangen, alle Bewegungenleitet, gemäß den Normen derewigen Gerechtigkeit, sie billigtoder verurteilt, und verschafftdem Willen Kraft und Mut, dasGute zu tun.

Auch die andere Freiheit, diedes Unterrichts, ist im selbensozialen Bereich nicht wenigerreich an unheilvollen Konse-quenzen. Sie läßt in den Schu-len ein breites Spielfeld, wosich Lehren aller Arten aus-breiten können, ohne diejeni-gen auszuschalten, welche dennatürlichen und geoffenbartenWahrheiten entgegengesetztsind. Unter dem trügerischenVorwand der Wissenschaft,deren echter Fortschritt niegehemmt, sondern im Gegenteilimmer durch den Glauben kräf-tig unterstützt worden ist, trittman mit den Füßen, oderbekämpft öffentlich die Grundla-gen, auf welchen die Moral, dieGerechtigkeit und die Religionberuhen.

So wendet sich der Lehrer von

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seiner edlen Aufgabe ab, diedarin besteht, der Gesellschaftnicht bloß gelehrte, sondernauch ehrenwerte Menschen zugeben … statt in den jugendli-chen Seelen die Keime der Lei-denschaften zurückzudämmen,des Egoismus, des Hochmuts,der Begehrlichkeit zu unterdrüc-ken, und dafür die Gefühle unddie Tugenden erblühen zu las-sen, welche ein gut erzogenesKind, den guten Vater, den gutenMitbürger charakterisieren,macht sich der Lehrer zum In-strument der Korruption, indemer die unerfahrene Jugend aufdem Wege des Zweifels, des Irr-tums und des Unglaubens läßt,und in ihr Herz die Keime ver-derblichen Strebens hinein sät.

Diese Konsequenzen sindumso unvermeidlicher, weil manihnen einerseits die Türe zu dengrößten Ungeheuerlichkeitenöffnet, anderseits, wenn dasPrinzip der Gedankenfreiheiteinmal zugelassen ist, man dieGewohnheit hat, auf tausenderleiArten die Freiheit der Kircheund ihren legitimen Einfluß aufdie Erziehung der Jugend zubeeinträchtigen.

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26 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romano vom 8. Juni 1990

Erzbischof Angelo Sodano, in Kopenhagen, in Gegenwartvon 35 Staatsministern, welche

die Verträge von Helsinkiunterzeichneten.

Die Religionsfreiheit derFreiheitstest

,,Der Heilige Stuhl hat immerdie Mitglieder der KSZE (Konfe-renz für Sicherheit und Zusam-menarbeit in Europa) auf dieReligionsfreiheit aufmerksamgemacht, nicht weil er an denanderen Freiheiten nicht interes-siert wäre, sondern ganz imGegenteil, weil er für schonimmer festgehalten hat, daß dieReligionsfreiheit in der Gesell-schaft eine Art Test für dieSituation der anderen Freihei-ten war.

In der Tat, wenn wir das Glau-bensleben eines Menschen vonseiner Geburt an bis zu seinemTode betrachten, können wirsehen, daß die Religionsfreiheitzahlreiche andere Freiheiteneinschließt:

— Das Recht, den Glaubenweiterzugeben und sich zusam-menzuschließen, um nach dem

Leo XIII. Libertas

Freiheit des Kultes:20. Juni 1888

,,Um dies noch besser zuerkennen, müssen wir die ver-schiedenen Auswüchse der Frei-heit, wie sie als Forderungenunserer Zeit genannt werden, imeinzelnen genauer betrachten.

Richten wir zuerst unserAugenmerk auf das, was für dieEinzelnen verlangt wird und wasso sehr der Tugend der Religionwiderstreitet, nämlich auf diesogenannte Freiheit des Kultes.Sie besteht in ihrem innerstenWesen darin, daß es einem jedenüberlassen bleibt, eine beliebigeReligion oder auch gar keine zubekennen. …

Wenn aber die Frage aufge-worfen wird, welcher von denvielen bestehenden und sichwiderstreitenden Religionen wirzu folgen haben, so antwortenVernunft und Natur: jener, dieGott vorgeschrieben hat. DieMenschen können dieselbe angewissen äußern Merkmalenerkennen, mit denen die Vorse-hung Gottes sie ausgezeichnet

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27Religionsfreiheit

Glauben zu leben, ebenso dieGrenzen zu überschreiten, umihn brüderlich anderen mitzutei-len, all dies sind grundlegendeRechte des Menschen, im stren-gen Sinn des Ausdruckes, diewesentlich auf der Religionsfrei-heit beruhen, und so auf jederForm von sozialem, wirklichmenschlichem Leben.

— Das Recht, sich vor denrichterlichen Behörden seinesLandes verteidigen zu könnenund seine Rechte als gläubigerMensch in Anspruch zu nehmen,indem man sich verteidigt undHilfe erhalten kann, um sichverständlich zu machen.

— Das Recht, frei seine Mei-nung ausdrücken zu könnendurch die Gründung von Zeitun-gen, Rundfunk- und Fernsehsta-tionen, alle Möglichkeiten aus-zunützen, die Wissenschaft undTechnik dem Menschen in die-sem Bereich zur Verfügung stel-len und zumindest einen gerech-ten und freien Zugang zu sozia-len Kommunikationsmitteln zuhaben, wenn sie aus verschiede-nen Gründen der Macht desStaats reserviert sind; diesesRecht ist ebenfalls eine für dieEntwicklung des Menschenwesentliche Freiheit.

hat, da ein Irrtum in einer sowichtigen Sache die schlimm-sten Folgen zeitigen müßte. JeneFreiheit also, von der Wir hierreden, würde dem Menschen dasRecht zugestehen, die heiligstePflicht ungestraft zu verletzenund zu vergessen, um alsdannsich von dem unwandelbarenGuten dem Bösen zuzuwenden.Wir sagten schon, daß dies keineFreiheit ist, sondern das Verder-ben der Freiheit und die Knecht-schaft des Geistes, der unter dieGewalt der Sünde geraten ist.

Wird diese Freiheit betrachtet,wie sie im Staatsleben sich dar-stellt, so behauptet man, derStaat habe keinerlei Grund,Gott zu verehren und öffent-liche Gottesverehrung zu wün-schen; kein Kult dürfe demanderen vorgezogen werden,alle seien als gleichberechtigtanzusehen; auch sei auf dasVolk keine Rücksicht zu neh-men, selbst da nicht, wo dasVolk sich zur katholischen Reli-gion bekennt. Dies könnte nurder Fall sein, wenn es wahrwäre, daß die bürgerlicheGesellschaft keine Pflichtengegen Gott besäße oder diesel-ben ungestraft verletzen könnte.

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28 Die Revolution in der Kirche

Diese Aufzählung ist durchausnicht erschöpfend, und mankönnte zahlreiche andere Bei-spiele bezüglich der Erfordernisder Nicht-Diskriminierung ausreligiösen Gründen anführen ...So sind die grundlegenden Frei-heiten des Gläubigen, welcheeine Bedingung für die Entwick-lung der menschlichen Personsind, zu jeder Zeit in seinemLeben in Frage gestellt. Aus alldiesen Gründen hat der HeiligeStuhl in den Zusammenkünftenmit der KSZE unaufhörlich aufdie Notwendigkeit hingewiesen,den Staaten zu verstehen zugeben, daß sie nicht glauben, sieseien die Quelle der Rechte undFreiheiten, sondern daß sie nurderen Existenz anerkennen. DieWahrung der Rechte und Frei-heiten sind die Pflicht ihrer Jus-tiz und Verwaltung und habenihren Ursprung in der Men-schenwürde.“

Beides ist offenbar falsch; dennes kann nicht bezweifelt werden,daß die bürgerliche Gesellschaftdurch Gottes Willen entstandenist, mag man ihre Bestandteile,oder ihre Form, die Autorität,oder ihre Ursache oder endlichden großen Nutzen betrachten,den sie in reichem Maße denMenschen darbieten soll. Gottschuf den Menschen als gesell-schaftliches Wesen und stellteihn unter seinesgleichen, damiter das, was seine Natur verlangt,er aber allein nicht erlangenkann, in Gemeinschaft mit ande-ren sich erwerbe. Deshalb mußdie bürgerliche Gesellschaft alsGesellschaft Gott als ihren Vaterund Urheber anerkennen undsich seiner Macht und Oberherr-lichkeit in Ehrfurcht unterwer-fen. Ein gottloser Staat oder,was schließlich auch auf Got-tesleugnung hinausläuft, einStaat, der, wie man sagt, gegenalle Religionen gleichmäßigwohlwollend gesinnt ist undallen ohne Unterschied diegleichen Rechte zuerkennt,versündigt sich gegen dieGerechtigkeit wie gegen diegesunde Vernunft.“…

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29Religionsfreiheit

Osservatore Romano vom 3. Oktober 1990

Ansprache des ErzbischofsAngelo Sodano auf dem Mini-

stertreffen der KSZEin New York:

,,Herr Präsident,

Zunächst möchte ich derRegierung der Vereinigten Staa-ten Amerikas für ihren herzli-chen Empfang und ihre großzü-gige Gastfreundschaft danken.Die Stadt New York ist für sichselbst ein Symbol: ein Symbolder Freiheit, weil die MenschenEuropas hierher gekommen sind,um das zu finden, was manihnen anderswo verweigerte…

Für diese interessante Aufga-be, Herr Präsident, wird derHeilige Stuhl weiterhin seinenspezifischen Beitrag leisten, inÜbereinstimmung mit seinerNatur und geistigen Mission.Wie in früheren Zeiten, so wirder auch weiterhin darin treusein, die transzendente Dimen-sion des Menschen, den morali-schen Aspekt im internationalenLeben und die Bestrebungennach Gerechtigkeit der Völker

Pius VI. Quod Aliquantum

13. März 1791

,,…Woher kommt nun dieseFreiheit des Denkens und Han-delns, welche die Nationalver-sammlung dem bürgerlichenMenschen als ein unwandelbaresNaturrecht zuerkennt? Ist diesesutopische Recht nicht denRechten des höchsten Schöpfersentgegengesetzt, dem wir unsereExistenz und alles, was wirbesitzen verdanken?

…Diese Gleichheit, diese Frei-heit, deren man sich rühmt, sindfür ihn (den Menschen) vomMoment der Geburt an Wahnbil-der und sinnlose Worte.

…Genügt es denn nicht, um inden Augen der gesunden Ver-nunft die Wahnidee einer unbe-grenzten Freiheit zum Ver-schwinden zu bringen, festzu-stellen, daß dieses System vonden Waldensern und Beginenstammt, die von Klemens V.(1305-1314) mit Zustimmungdes ökumenischen Konzils vonVienne verurteilt worden ist. Inder Folge haben sich auch dieWiklifiten und schließlich auch

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30 Die Revolution in der Kirche

Europas und der Welt in Erinne-rung zu rufen. Wir werden nichtversäumen, wenn es notwendigist, Verletzung der Religionsfrei-heit und jede Tendenz zur Baga-tellisierung oder Invalidierungihrer Ausübung anzuzeigen.Wie eh und je beanspruchen wir,wenn auch dialogbereit so dochfest, die Freiheiten und Garan-tien, die unbedingt notwendigsind, damit alle Christen undalle Gläubigen an dem Aufbaualler Gemeinschaften diesesKontinents vom Norden zumSüden, wie vom Osten und We-sten teilnehmen können.“

Luther der gleichen Verlockungeiner unbeschränkten Freiheitbedient, um ihre Irrtümer glaub-haft zu machen. «Wir sind freivon jeglichem Joch», rief dieserwahnsinnige Häretiker seinenProselyten zu.“

Pius VII. Post tam diuturnas

29. April 1814

,,…Eine neue schmerzlicheAngelegenheit, die Unser Herznoch lebhafter betrübt hat undwelche, Wir gestehen es, Unsäußerste Qual, Niedergeschla-genheit und Angst bereitet, istder 22. Artikel der Verfassung.Man erlaubt darin nicht bloßKult- und Gewissensfreiheit,um dieselben Ausdrücke desArtikels zu benutzen, sondernman verspricht, diese Freiheit zuunterstützen und zu beschützen,übrigens auch gegenüber den sogenannten Religionsdienern derKulten. Es ist nicht nötig, darü-ber lange zu diskutieren. Wirrichten uns an einen Bischof,wie Sie es sind, um Euch klar zuverstehen zu geben, welch töd-liche Wunde der katholischen

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31Religionsfreiheit

Religion in Frankreich durchdiesen Artikel zugefügt wird.Gerade dadurch, daß man dieFreiheit aller Kulte unter-schiedslos gewährt, verwech-selt man die Wahrheit mit demIrrtum und man setzt häre-tische Sekten und selbst denperfiden Judaismus in dengleichen Rang wie die heiligeund unbefleckte Braut JesuChristi, die Heilige Kirche,außer welcher es kein Heilgeben kann. Ferner indem mandie häretischen Sekten und ihreReligionsdiener beschützt undbegünstigt, duldet man undbegünstigt man, nicht nur ihrePersonen, sondern auch ihreIrrtümer. Das ist implizit dieunglückselige und auf ewigbedauernswerte Häresie, wie sieder Hl. Augustinus in folgendenWorten wiedergibt: «Sie bestä-tigt, daß alle Häresien auf demrechten Weg seien und die Wahr-heit sagen, eine so widernatürlicheUngereimtheit, daß ich nichtglaube, daß eine Sekte sie wirk-lich als wahr hinstellen kann.».“

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32 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romano vom 24. November 1990

Mgr. Martino Erklärung des Beobachters

des Heiligen Stuhls an der UNO

,,Vor dieser Versammlung mitden zur Diskussion stehendenArgumenten konfrontiert will derHeilige Stuhl an einem wesentli-chen Aspekt seiner Mission treufesthalten, die darin besteht,einen Beitrag zu leisten, die Ein-heit der menschlichen Familiezu stärken und zu vervollkomm-nen durch die Förderung undVerteidigung der grundlegendenRechte der menschlichen Per-son und in besonderer Weise derReligionsfreiheit…

In seiner Ansprache vor dembeim Heiligen Stuhl akkreditier-ten Diplomatischen Corps am13.01.1990 anerkennt PapstJohannes Paul II. nicht nur diepositive Entwicklung in Zentral-und Osteuropa, sondern er lobtdie erfreulichen Resultate zueiner besseren Verständigungund Zusammenarbeit zwischenden verschiedenen Religionenin anderen Teilen der Welt.

Pius IX. Quanta Cura

8. Dezember 1864

,,...Den verderblichen Bestre-bungen jener unseligen Men-schen…, die … Freiheit verspra-chen … und mit ihren trügeri-schen Meinungen um verderbli-chen Schriften die Grundlagendes katholischen Glaubens …einzureißen.

Denn Ihr wißt sehr gut,Ehrwürdige Brüder, daß es heuteviele gibt, die auf die weltlicheGesellschaft den böswilligen,unsinnigen Grundsatz dessogenannten Naturalismusanwenden und die freche Lehreverbreiten, «das Staatswohl undder menschliche Fortschritt ver-lange gebieterisch, daß die men-schliche Gesellschaft aufgebautund geleitet werde ohne jedeRücksicht auf den Glauben, alsob es einen solchen nicht gäbeoder mindestens ohne zwischenwahrem und falschem Glaubeneinen Unterschied zu machen.»Und entgegen der Lehre derHeiligen Schrift, der Kircheund der heiligen Väter,behaupten sie keck: «In sehr

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...in anderen Fällen gehörendie Diskriminierung gegenüberGläubigen und die Beschrän-kung in der freien Ausübung derReligion noch zur offiziellenPolitik, in krasser Verletzungder «internationalen Men-schenrechtserklärung», diedurch Beschluß der Generalver-sammlung 217 A (III) vom10.12.1948 (Art. 2 und 18)akzeptiert sowie proklamiert undim ,,Internationalen Pakt überdas Zivil- und Politikrecht“, auf-genommen worden ist, der durchden Beschluß der Generalver-sammlung 2200 A (XXI) vom16.12.1966 (Art. 18, § 1, 2, 3, 4,)und die ,,Erklärung über dieBeseitigung jedlicher Form vonIntoleranz und Diskriminie-rung der Religion und desGlaubens“ durch den Beschlußder Generalversammlung unter36 / 55 vom 25.11.1981 prokla-miert worden war.

...die enge Beziehung zwischenden Rechten der Minderheitenund den Rechten auf religiöseFreiheit ist von Papst JohannesPaul II. in seiner Botschaft zumWeltfriedenstag 1989 unter demTitel: «Den Frieden aufrechter-halten durch Respekt der Min-

guter Lage befindet sich dieGesellschaft, wenn in ihr derStaatshoheit nicht die Pflichtzugesprochen wird, die Verletzerdes katholischen Glaubens mitgesetzlichen Strafen zu verfol-gen, es sei denn, daß die öffent-liche Ruhe es gebieterischheischt.» Von dieser falschen Auf-fassung der Gesellschaftsord-nung aus begünstigen sie weiterjene irrige Ansicht, die derkatholischen Kirche und demSeelenheile höchst verderblichist und von Unserm jüngstenVorgänger Gregor XVI. alsWahnsinn erklärt wurde, nämlich,«die Freiheit des Gewissens unddie Gottesverehrung seien jedeseinzelnen Menschen Eigenrecht,was in jedem Staat mit ordentli-cher Verfassung gesetzlichverkündet und gewahrt werdenmüsse, und die Bürger hätten einRecht auf jede beliebige Frei-heit, die weder durch kirchlichenoch staatliche Hoheit einge-schränkt werden dürfe, sondernsie sollten ihre Meinungen inWort und Schrift oder sonstwieganz öffentlich verkünden undverbreiten können.» Indem siedies ohne Überlegung behaup-ten, bedenken sie nicht, daß sie

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derheiten» klar dargelegt wor-den. Nach seinen Worten habenalle religiösen Gemeinschaftenmehr noch als die Personen dasRecht auf Religion, das die freieManifestation sowohl der Ein-zelpersonen wie der Gemein-schaften einschließt.“

damit die Freiheit des Verder-bens predigen.

…Alle verkehrten Meinungenund Lehren also, die Wir in die-sem Schreiben einzeln angeführthaben, weisen Wir kraft unse-rer apostolischen Vollmachtzurück, verbieten sie und ver-dammen sie und wollen, daßalle Söhne der katholischenKirche sie durchaus alszurückgewiesen, verboten undverdammt ansehen.“

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Osservatore Romano vom 8. Dezember 1990

Johannes Paul II. zum 42. Jahrestag der Erklä-

rung der Menschenrechte:

,,Übermorgen begehen wir den42. Jahrestag der Erklärung derMenschenrechte, die am10.12.1948 von der Generalver-sammlung der Vereinten Natio-nen angenommen wurden.

Ich weiß, daß viele Personenin verschiedenen Teilen der Weltnach einer wirklichen Anerken-nung und größeren Beachtungdieser fundamentalen Rechterufen.

Ich lade Sie also ein, sich mei-nem Gebet anzuschließen,damit wir alsbald alle die in die-ser Erklärung gesetzten Zieleerreichen und verwirklichenkönnen, die einen unersetzli-

Pius VI. Adeo nota

an den Bischof von Aleria 23. April 1791

Die Erklärung der Men-schenrechte: ,,…Es erübrigtsich, hier im einzelnen auf alleBeschlüsse einzugehen, welchein der Versammlung von Comtatgefaßt worden sind. Es genügt,an folgendes zu erinnern:

1. Die 17 Artikel über dieMenschenrechte sind bloß einegenaue Wiederholung der Erklä-rung der französischen National-versammlung über die Gleich-heit der Rechte, die im Gegen-satz zur Religion und derGesellschaft stehen, und dievon der Versammlung von Com-tat übernommen wurden, umdaraus die Grundlage für ihreneue Verfassung zu machen.

2. KapitelDie Menschenrechte

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chen Anhaltspunkt zur Förde-rung der Menschenwürde bil-den.“

Osservatore Romano vom 7. Juni 1990

Johannes Paul II.

,,…Die Kirche in unserer Zeithat treu die Menschenrechteverteidigt. Es ist unumgänglich,daß der Mensch in den verän-derten Verhältnissen erneut denWeg der Kirche bahnt.“

2. Andere 19 Artikel, die zuden grundlegenden Prinzipiendieser neuen Verfassung gehö-ren, sind aus der VerfassungFrankreichs geschöpft worden.Es ist aber für Uns nicht möglich,derartige Gesetze gutzuheißen,und daß Unsere Priester, wer sieauch seien, diese in die Tatumsetzen. Die repräsentativeVersammlung von Comtatgedachte seitdem nicht, davonabzusehen.“

Benedikt XV.

Brief Anno jam exeunte

7. März 1917

,,Nie hat die Kirche einegrößere Gefahr erduldet, als die,welche sich gegen Ende des 18.Jahrhunderts gezeigt hat (DieFranzösische Revolution).

…Sie geben vor, daß die natür-liche Gleichheit der Menschenauch die Gleichheit der Rechtemit beinhalte…

…und, – was alles übersteigt –man autorisiert die Gedanken-freiheit in religiösen Dingen undauch die Freiheit, vorbehaltloszu publizieren, unter dem Vor-

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37Die Menschenrechte

Osservatore Romanovom 3. April 1990

Kardinal Casaroli in Parmaüber das Thema: ,,Die Aktua-lität von Helsinki, die Unver-letzbarkeit der Grenzen und

der Menschenrechte“:

,,Ende März 1969 erhielt derHeilige Stuhl ein für die damali-ge Zeit durchaus ungewöhn-liches Dokument. (Es gab zurdamaligen Zeit keine diplomati-schen Beziehungen zwischenUngarn und dem Vatikan; diesewurden erst am 9. Februar 1990hergestellt). Die ungarischeBotschaft in Italien war beauf-tragt worden, offiziell dem Heili-gen Stuhl vom ,,Appell der Mit-gliedstaaten des WarschauerPaktes an alle Länder Europas“Kenntnis zu geben, der am 17.Februar in Budapest beglaubigtwurde. Die Botschaft drückte

wand, daß man niemandemSchaden zufüge … WievielUnglück können derartigeGrundlagen bringen … niemalsist dies so klar gewesen wieheutzutage, wo die erste Prokla-mation verkündet wird.“

Hl. Pius X.

Unser Apostolisches Amt

25. August 1910

,,Notre charge apostolique“Apostolisches Schreiben an diefranzösischen Bischöfe:

,,Unser Apostolisches Amtmacht es Uns zur Pflicht, überdie Reinheit des Glaubens unddie Unverletzlichkeit der katho-lischen Lebensweise zu wachenund die Gläubigen vor denGefahren des Irrtums und desBösen zu bewahren, und diesvor allem dann, wenn der Irrtumund das Böse in einer mitreißen-den Sprache dargeboten werden,welche die Unklarheit der Ideenund die Mehrdeutigkeit der Aus-drücke hinter glühenden Gefüh-len und wohlklingenden Wortenverbirgt und dadurch die Herzenfür verlockende, aber verderb-liche Dinge entflammt. Von die-

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«die echte Hoffnung ihrer Regie-rung» aus, daß das Staatssekre-tariat im vollen Bewußtsein dergemeinsamen Verantwortung«für den Frieden und die Sicher-heit der europäischen Länder»diesen Appell studieren undwirksam unterstützen möge.

…Europa und die Welt hattengerade die dunklen Zeiten desII. Weltkrieges hinter sichgebracht. Sie wurden von derAngst vor einem neuen Kriegund von der Erinnerung an dieSchreckenstaten bedrückt, die anMillionen von Menschen, ganzenVölkern und ethnischen Grup-pen begangen worden sind, nurweil sie anders und schlechtangesehen waren…

…Rassenhaß und religiöserFanatismus hatten schon zahl-reiche Opfer gefordert…

Es war deshalb nur natürlich,daß die Menschheit und beson-ders Europa das Verlangen fühl-ten, sich nicht nur vor neuenKonflikten, sondern auch vorähnlicher Art von Schimpf undSchande zu schützen.

Die UNO-Charta von 1945,die allgemeine Menschen-rechtserklärung, die 1948 vonden Vereinten Nationen ratifi-

ser Art waren früher die Leh-ren der sogenannten Philoso-phen des 18. Jahrhunderts,der Revolution und des Libe-ralismus, die schon so vieleMale verurteilt wurden; vonderselben Art sind heute nochdie Theorien der ,Sillon‘-Bewe-gung,*1) die, dem Anschein nachglänzend und edel, in Wirklich-keit nur zu oft der Klarheit, derLogik und der Wahrheit entbeh-ren und in dieser Hinsicht nichtkatholischem und französischemGeist entsprechen.

Wir haben lange gezögert,Ehrwürdige Brüder, öffentlichund feierlich Unsere Ansichtbezüglich des ,Sillon‘ auszuspre-chen. Es mußten Eure Besorg-nisse noch zu den Unseren hin-zukommen, um Uns zu veranlas-sen, es zu tun. Denn Wir liebendie tapfere Jugend, die unter derFahne des «Sillon» angetretenist, und Wir glauben, daß sie invieler Hinsicht Anerkennungund Bewunderung verdient. Wirlieben ihre Anführer und Wirfreuen Uns, in ihnen Persönlich-keiten von hohem geistigemRang zu erkennen, die über denniedrigen Leidenschaften stehenund von der edelsten Begeiste-rung für das Gute beseelt sind.

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ziert worden ist, und dasAbkommen von 1966 über diezivilen und politischen Rechteentstanden aus diesem Wunschheraus…

In der Tat, der Vorschlag, derin diesem Sinne zunächst vonItalien und der Schweiz und mitder Unterstützung des HeiligenStuhls gemacht worden war,wird schließlich in die Urkundeeingefügt, mit der ausdrückli-chen Referenz auf ,,die der men-schlichen Person innewohnendeWürde“ (7. Prinzip).

Ebenfalls wurde ,die Freiheitdes Individuums, eine Religionoder ein Glaubensbekenntnis,sei es allein, sei es in einerGemeinschaft auszuüben, wie esihm sein Gewissen diktiert‘ ein-gefügt. Die Delegation des Hei-ligen Stuhles, unterstützt vonneutralen Delegationen, kämpftein erster Linie dafür, daß dieseFreiheit anerkannt werde.

…Die Erklärung der Men-schenrechte von 1948 hatte inder Tat bereits hervorgehoben,daß die Anerkennung dieserRechte die Grundmauern derFreiheit und der Gerechtigkeit,aber auch des Friedens in derWelt sind.“

Ihr habt es gesehen, EhrwürdigeBrüder, wie sie, durchdrungenvon einem lebhaften Gefühl dermenschlichen Brüderlichkeit, zuden Arbeitern und Notleidendengingen, um sie aufzurichten, undwie ihre Opferbereitschaft vonihrer Liebe zu Jesus Christusund von einer vorbildlichen reli-giösen Praxis getragen war. …

Dieser kurze Überblick zeigtEuch, Ehrwürdige Brüder, schonklar, wie recht Wir mit derBehauptung hatten, daß der«Sillon» Doktrin gegen Doktrinsetzt, daß er seinen Staat aufeiner der katholischen Wahrheitwidersprechenden Theorie auf-baut, und daß er die wesentli-chen und grundlegenden Begrif-fe, welche die sozialen Bedin-gungen in jeder menschlichenGesellschaft regeln, verfälscht.Dieser Widerspruch geht nochdeutlicher aus den folgendenÜberlegungen hervor…

Der «Sillon», der solche Leh-ren vertritt und in seinemLebensbereich in die Praxisumsetzt, verbreitet demnachunter Eurer katholischen Jugendfalsche und gefährliche Begrif-fe von Autorität, Freiheit undGehorsam. Dasselbe gilt für

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40 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romanovom 26. Juni 1990

Kardinal Casaroli in Krako-witz über: ,,Die Ostpolitik unddie radikalen Veränderungen in

den Ostblockstaaten“:

,,Was ist geschehen, daß dieEreignisse sich so beschleunigenund daß die Welt so schnelleVeränderungen erlebt? Siehaben wirklich den Eindruckeines Wunders gegeben, beson-ders in Anbetracht des — mitAusnahme Rumäniens — fastdurchwegs friedlichen Charak-ters.

Ich möchte hier an zwei Ereig-nisse erinnern, die zweifellos alsgrundlegend betrachtet werdenmüssen, weil sie so unvorher-sehbar waren und später Einflußausgeübt haben.

Zunächst wurde zum erstenMal seit Jahrhunderten einnicht-italienischer Papst zumNachfolger des heiligen Petrusgewählt. Gemäß den undurch-schaubaren Plänen der göttli-chen Vorsehung, bereitete daskurze Pontifikat von JohannesPaul I. den Weg für einen polni-schen Papst vor. So hat die Vor-sehung, welche die natürlichen

Gerechtigkeit und Gleichheit.Der «Sillon» arbeitet, so sagter, für ein Zeitalter der Gleich-heit, das eben dadurch zugleichein Zeitalter größerer Gerech-tigkeit sein würde. Für ihn istalso jede Ungleichheit vonRang und Stand eine Unge-rechtigkeit, oder zumindesteine geringere Gerechtigkeit!Ein Grundsatz, welcher derNatur der Dinge vollkommenwiderspricht, Neid und Unge-rechtigkeit erzeugt und jedesoziale Ordnung umstürzt!Allein die Demokratie werdealso die Herrschaft der voll-kommenen Gerechtigkeit ein-leiten — ist dies nicht eineBeleidigung für alle übrigenRegierungsformen, die manauf diese Weise auf den Rangvon ohnmächtigen Notbehelf-Regierungen herabwürdigt?Im übrigen verstößt der «Sillon»auch in diesem Punkt gegen dieLehren Leo XIII. Man hätte inder bereits erwähnten Enzyklikaüber die höchste Würde imBereich des Staatswesens lesenkönnen, daß, wenn die Gerech-tigkeit gewahrt bleibt, es denVölkern nicht weggenommenist, sich jene Regierungsform zu

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Ereignisse begleitet, auch ihrZiel erreicht: dieses Ziel wurdeklar bestätigt, als die Mörder-hand einer dunklen Macht ver-suchte, die Kirche des Nachfol-gers Petri zu berauben, der erstdrei Jahre zuvor auf den Throngestiegen war. Dies geschah am13. Mai, ein Tag, den die Kircheder Muttergottes von Fatimageweiht hat.

Papst Johannes Paul II. hatimmer unermüdlich die Men-schen und Völkerrechte bestä-tigt. Dies war und bleibt gewißnoch eine Ermutigung undmächtige Hilfe für all jene, diefür die Respektierung dieserRechte, im nationalen wie inter-nationalen Bereich eintreten.

Seine Stimme fand ein großesEcho besonders in seiner Hei-mat Polen, das unter den soge-nannten Ostblockstaaten dasLand zu sein schien, welches amehesten bereit war, einen neuenWeg einzuschlagen, auf dem er(der Ostblock) sogleich gefolgtist…

Inzwischen sind die «Men-schenrechte», nachdem siezuerst durch die Charta derfeierlichen internationalenErklärungen proklamiert wur-den, zum konstanten Bezugs-

geben, die ihrem Charakter oderihren von den Vorfahren emp-fangenen Institutionen undBräuchen am besten entspricht.Die Enzyklika erwähnt hierbeidie bekannten drei Regierungs-formen (Monarchie, Aristo-kratie, Demokratie — Anm. d.Red.). Sie setzt also voraus, daßdie Gerechtigkeit mit jeder vonihnen vereinbar ist. Und bejahtetwa die Enzyklika über dieLage der Arbeiter nicht aus-drücklich die Möglichkeit, dieGerechtigkeit in den gegenwärti-gen Organisationsformen derGesellschaft wiederherzustellen,da sie die Mittel dazu angibt?Zweifellos wollte aber Leo XIII.nicht von irgendeiner, sondernvon der vollkommenen Gerech-tigkeit sprechen. Wenn er alsolehrte, daß die Gerechtigkeit mitden drei bekannten Regierungs-formen vereinbar ist, so lehrteer damit, daß unter diesemGesichtspunkt der Demokratiekein privilegierter Rangzukommt. Entweder weigernsich die Sillonisten, welche dasGegenteil behaupten, auf dieKirche zu hören, oder sie bildensich eine Vorstellung von derGerechtigkeit und von der

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punkt geworden. Das Wort desPapstes findet so ein immergrößeres und überzeugenderesEcho.“

Gleichheit, die nicht katholischist.

…In diesen demokratischenGewohnheiten und den Theo-rien vom idealen Gemeinwe-sen, die dem zugrunde liegen,erkennt Ihr, Ehrwürdige Brü-der, die geheimen Gründe fürden Mangel an Disziplin, denIhr schon so oft dem «Sillon»vorwerfen mußtet. Es ist nichtzu verwundern, daß Ihr bei denAnführern und bei ihren Genos-sen, die auf eine solche Weiseherangebildet wurden, seien sienun Seminaristen oder Priester,nicht jenen Respekt, jene Folg-samkeit und jenen Gehorsamfindet, die Eurer Person undEurer Autorität geschuldet sind;daß Ihr auf ihrer Seite einendumpfen Widerstand verspürt,und Ihr es mit Bedauern feststel-len müßt, daß sie sich allem, wasnicht Werke der «Sillon» –Bewegung betrifft, vollständigentziehen, oder sie sich, wennder Gehorsam sie dazu zwingt,nur mit Widerwillen damitbefassen. Ihr seid (für sie) dieVergangenheit — sie sind diePioniere der Zivilisation derZukunft. Ihr repräsentiert dieHierarchie, die sozialen Ungleich-

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heiten, die Autorität und denGehorsam: veraltete Einrichtun-gen, denen ihre Seelen, die voneinem anderen Ideal erfüllt sind,sich nicht mehr beugen können.Wir haben für diese Geisteshal-tung Beweise aus schmerzlichenErfahrungen, die zu Tränen nöti-gen können. Und Wir könnentrotz Unserer Langmut einberechtigtes Gefühl der Entrüs-tung nicht unterdrücken. Wiedenn auch! Man flößt Eurerkatholischen Jugend das Miß-trauen gegen die Kirche, ihreMutter, ein; man lehrt sie, daßsie es in neunzehn Jahrhundertennicht fertiggebracht hätte, dieGesellschaft in dieser Welt aufderen wahre Grundlagen zu stel-len, daß sie die sozialen Begrif-fe von Autorität, Freiheit, Glei-chheit, Brüderlichkeit undMenschenwürde nicht begrif-fen hätte; daß die großenBischöfe und die großenMonarchen, welche Frank-reich geschaffen und so ruhm-reich regiert haben, es nichtverstanden hätten, ihrem Volkdie wahre Gerechtigkeit unddas wahre Glück zu geben,weil sie nicht das Ideal des«Sillon» hatten!

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Osservatore Romano vom 31. Oktober 1990

Kardinal Casaroli:,,Beitrag zum Appell zur

Gewissens-Verantwortung“

,,…In der Geschichte derMenschheit von ihrem Ursprungan bis zur heutigen Zeit findenwir leider zahlreiche Beispiele,die uns zeigen, wie die Versu-chung seine eigene Macht zugebrauchen oder vielmehr zumißbrauchen Individuen undöffentliche Autoritäten dazugebracht hat, manchmal sogarauf eine unerträgliche Weise dieGrundlagen der Menschenrechtezu verletzen und auf verschiede-ne Art und Weise das religiöseGewissen anderer Einzelperso-nen und ganzer Gruppen derGesellschaft zu unterdrücken.

Die katholische Kirche hat in

Der Hauch der (Französi-schen) Revolution ist über alldies hingezogen, und Wir kön-nen daraus schließen, daß diesozialen Lehren des «Sillon»falsch sind; sein Geist istgefährlich und seine Erzie-hung unheilvoll.“

Hl. Pius X. Unser Apostolisches Amt

25. August 1910

,,…Jedoch angesichts derWorte und der Tatsachen sindWir verpflichtet zu sagen, daßdie Aktivität des «Sillon» eben-so wenig wie sein Lehrsystemvon der Kirche gutgeheißen wer-den kann.

…Zum ersten ist der Katho-lizismus des ,Sillon‘ nur mitder demokratischen Regie-rungsform vereinbar, von derer meint, sie sei günstiger für dieKirche und stimme mit ihr über-ein; er verschreibt somit seineReligion völlig einer politischenPartei. Wir brauchen nicht zubeweisen, daß die Heraufkunftder allgemeinen Demokratiekeine Bedeutung für das Wirkender Kirche in dieser Welt hat;Wir haben bereits daran erinnert,daß die Kirche es immer den

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dieser Vollversammlung desWelt-Episkopates d.h. dem II.Vatikanum die Probleme ange-gangen. Ihre Meinung kam feier-lich in der Konzilserklärungüber die Religionsfreiheit zumAusdruck, die mit den Worten:«Dignitatis Humanae» beginntund das Datum vom 7.12.1965trägt.

...die Stellungnahme derKirche und des Heiligen Stuhlsgab so der Verteidigung derReligionsfreiheit ein größeresGewicht und eine großere Per-spektive. Die Freiheit ist unteil-bar: Die Religionsfreiheit kannnur in dem allgemeinen Rah-men der Freiheit existieren, vorallem im Bereich der Ideen unddes Respekts vor den Men-schenrechten und der Gewis-sensfreiheit. ...daher schätze ich mich glück-lich, in gewisser Weise bei derEntwicklung geholfen zu haben,die im Schlußakt von Helsinkiam 1.08.1975 und später in denFolgeverträgen bis zum Vertragvon Wien am 15.01.1989 ihrenHöhepunkt fand.

...ich nehme deshalb dieBelohnung des «Appells desGewissens» (the Appeal of

Nationen selbst überlassen hat,sich die Regierungsform zugeben, welche sie für ihre Inter-essen als die günstigste halten.Wir wollen nur noch einmal, wieUnser Vorgänger, bekräftigen,daß es ein Irrtum und eineGefahr ist, den Katholizismusgrundsätzlich völlig einer Regie-rungsform zu verschreiben: einIrrtum und eine Gefahr, dieumso größer sind, wenn mandie Religion mit einer Art vonDemokratie verbindet, derenLehren falsch sind.“

Leo XIII.Immortale Dei

1. November 1885

,,…So ist jene maßlose Frei-heit im Denken und Schreibenkeineswegs an und für sicheine Errungenschaft, an dersich die menschliche Gesell-schaft erfreuen könnte, son-dern vieler Übel Ursprung undQuelle. — Da die Freiheit eineTugend zur Vervollkommnungdes Menschen ist, muß sie sichan das Wahre und Gute halten.Das Gute und Wahre kann sichaber nicht nach dem Gutdünkendes Menschen ändern, sondernbleibt sich immer gleich, und ist

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Conscience) mit Freuden an,und betrachte ihn, daß er mehrdem Heiligen Stuhl gewidmet istals mir selbst, vor allem, dergroßen Gestalt des PapstesJohannes Paul II., des uner-schrockenen Verteidigers desGlaubens und der Menschen-rechte. Bei meinem Dank für dieEhre, die man mir gab, ist esmein Wunsch, daß diese ver-dienstvolle, nun schon seit 25Jahren bestehende Stiftung wei-terhin wirken könne. Trotz dergroßartigen Resultate im Bereichder Gewissens und Religions-freiheit, bleibt noch in vielenTeilen der Erde eine Menge zutun. Wir alle sind dazu berufen,unseren Beitrag zu leisten fürdie Menschenrechte, die Reli-gionsfreiheit und den Frieden inder Welt. Danke.“

nicht weniger unveränderlichals das Wesen der Dinge selbst.Wenn der Verstand falschenLehren zustimmt, wenn derWille das Böse wählt und es tut,so wird keiner von beiden seineVollendung erreichen, sondernbeide verlieren ihre natürlicheWürde und verfallen der Ver-derbnis. Was immer also gegenTugend und Wahrheit ist, dasdarf man nie veröffentlichenund unter die Augen der Men-schen bringen, und noch vielweniger ihm den Schutz derGesetze angedeihen lassen. Nurein guter Lebenswandel ist derWeg zum Himmel, dem wir allezustreben. Deshalb irrt der Staatvon der Vorschrift des Naturge-setzes ab, wenn er die Freiheitder Meinungen und schlechtenHandlungen so weit ausartenläßt, daß man ungestraft denVerstand von der Wahrheit unddie Seele von der Tugend ab-spenstig machen darf.

Der Kirche aber, die Gottselbst gestiftet hat, den Einflußauf das Leben, auf Gesetzge-bung, Jugenderziehung undFamilie unmöglich zu machen,das ist ein großer und ver-derblicher Irrtum.“…

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47Die Menschenrechte

Osservatore Romanovom 7. November 1990

Ansprache des Mgr. Jean-Louis Tauran, stellvertretender Sekretär in Staatsangelegenheiten,

vor dem Europa-Rat:

,,1. — Der Heilige Stuhl nimmtmit Freuden an der Feier zum40-jährigen Jubiläum der inten-siven Aktivität des Europa-Ratesim Dienst der Menschenrechteteil, sowie zum glücklichen Jah-restag der Unterzeichnung dereuropäischen Menschenrechts-Konvention vom 4. November1950.

2. — In diesem Dokument, dasals eine Charta der Demokratiebezeichnet werden kann, hat derHeilige Stuhl seinen Gefallengefunden, die Prinzipien undForderungen für die Men-schenwürde hervorzuheben,welche in mehr als einem Punktsich an die Lehre und die Zieleder Kirche anfügen, wie:

— das Recht auf Leben, dasureigenste Recht einer jedenPerson, und das vom Augenblickseiner Empfängnis an geschütztwerden muß (Art. 2);

Leo XIII. Humanum genus

20. April 1884

Über das Wesen und dieGefahr der Freimaurerei

,,…Wenn wir betrachten,welche Stellung die Freimau-rersekte, namentlich dort, wosie freier auftreten kann, in reli-giösen Fragen einnimmt, somüssen wir sagen, daß sie dieGrundsätze der Naturalistenwirklich ins Leben umsetzenwill. …

Wir kommen auf die bürgerli-chen Gesetze zu sprechen. Davertritt sie den Standpunkt, daßalle Menschen dasselbe Rechthätten und unter ihnen in jederBeziehung völlige Gleichheitobwalte; ein jeder sei vonNatur aus frei; die Menscheneiner Autorität unterwerfen zuwollen, die nicht aus ihnenselbst wäre, das hieße, ihnenGewalt antun. Alles liege also indem freien Volke; eine Regie-rung bestehe nur, insoweit dasVolk sie angeordnet oder ein-geräumt habe, so, daß, ändertdas Volk seinen Willen, dieInhaber der Regierungsgewalt

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— die Mißbilligung von Folterund menschenunwürdiger Be-handlungsweisen (Art. 3);

— die Garantien, die jederPerson vor Justiz und Strafadmi-nistration zu gewähren sind(Art.5, 6 und 7);

— die Respektierung des Pri-vat- und Familienlebens (Art.8);

— das Recht auf freie Mei-nungsäußerung und auf Ver-sammlungsfreiheit (Art. 10 und11).

3. — Ganz offensichtlich legenwir ganz besonderen Wert aufdie Anerkennung der Freiheit,seinen Glauben bekennen zudürfen, einzeln oder in Gemein-schaft, im privaten oder öffentli-chen Bereich, wie sie der Artikel9 vorsieht, sowie auf die Bestäti-gung des Rechtes, eine Familiezu gründen und seine Kinderdarin nach den philosophischenund religiösen Überzeugungender Eltern zu erziehen (Art. 12und Art. 2 des Zusatzprotokols).Es handelt sich hierbei um For-derungen, die genau so grundle-gend sind, wie gemäß der Her-vorhebung von Papst JohannesPaul II., das Zivil- und Sozial-recht; auf daß die Religionsfrei-

auch wider ihren Willen vomThrone entfernt werden dürften.Die Quelle aller bürgerlichenRechte und Pflichten sei zusuchen in der Menge oder in derstaatlichen Regierungsgewalt,insoweit dieselbe nach diesenmodernen Grundsätzen gestaltetsei. Außerdem dürfe der Staatnicht auf dem Boden des Glau-bens an Gott stehen. Was dieverschiedenen Religionsfor-men anbelangt, so habe mankeinerlei Grund, die eine deranderen vorzuziehen, sie seienvielmehr alle als gleich anzuse-hen. Daß aber diese Anschauun-gen auch den Beifall der Frei-maurer finden, und daß sie dasStaatswesen nach diesem Mustergestalten wollen, ist so bekannt,daß man es nicht mehr erst zubeweisen braucht. Seit langemwenden sie ja offen alle Machtund alle Mittel dazu auf. Unddadurch ebnen sie auch jenenvielen den Weg, welche, weilkühner, noch schlimmeren Din-gen zueilen, indem sie darausabzielen, nach Beseitigung allerbestehenden Standes- undVermögensunterschiede voll-kommene Gleichheit und Güter-gemeinschaft durchzuführen. …

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heit als der Maßstab für andereGrundrechte angesehen werdenkann. (Botschaft zum Weltfrie-denstag 1988)…

8. — In dieser Hinsicht wirddie europäische Menschen-rechtskonvention, ein wenig soetwas bleiben wie der Leucht-turm, welcher den sicherenHafen (all) den Völkergemein-schaften anzeigt, die den Wegder Demokratie einschlagenoder wieder aufnehmen, und derEuropa-Rat kann fortfahren,ihnen mit seiner Erfahrung undseinen Strukturen zur Seite zustehen. Auf diese Art — und dasist mein Wunsch — wird dasEuropa von morgen eine wirk-liche, echte «Gemeinschaft»werden.“

Die Öffentlichkeit der Sorgefür Religiosität gänzlich zuentheben, und bei Regelung undVerwaltung staatlicher Angele-genheiten Gott so wenig zu ach-ten, als wenn es überhaupt kei-nen Gott gäbe, das ist doch eineBlindheit, die selbst den Heidenunerhört war. …

Ebenso zweifelt aber auch nie-mand, daß alle Menschen unter-einander gleich seien, insoferndas Geschlecht und die gemein-same Natur, das letzte Ziel, dasein jeder erreichen soll, und dieRechte und Pflichten, welchesich von selbst daraus ergeben,in Betracht kommen. Da aberdie Anlagen aller nicht gleichsein können und einer vomandern bezüglich der Körper-und Geisteskräfte sich unter-scheidet und sehr viele Unter-schiede in Sitten, Willensrich-tung und Charakteren obwalten,widerstreitet nichts so sehr derVernunft , als alles in einenBegriff zusammenfassen zu wol-len und jene in jeder Beziehungvollkommene Gleichheit derGestaltung des Staatswesenszugrundezulegen.“

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50 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romano vom 21. November 1990

Kardinal Casaroli beim Gipfeltreffen der KSZE

in Paris:

,,Die WiedervereinigungDeutschlands und nun derjüngste Grenzvertrag zwischenDeutschland und Polen, dieverstärkten Vertrauens- undSicherheitsbeweise und letztlichder neue Vertrag über die Redu-zierung der klassischen Waffenin Europa, den 22 von uns heutemorgen im Elysee-Palast unter-zeichnet haben, all dies sindzweifellos Meilensteine auf demneuen Weg zur Sicherheit inEuropa.

Aber all diese Etappen sind inWirklichkeit das Zeichen und dieFrucht eines grundlegendenEreignisses, das in dem Ver-schwinden des früheren ideolo-gischen Bruchs besteht. In derheutigen Zeit ist die Demokratiedie gemeinsame Organisations-und Lebensbasis der europäi-schen Staaten, so wie sie vonallen Regierungen und allenVölkern gewollt wird. EineDemokratie, deren Grund-mauern auf der Anerkennung

Pius VI.10. März 1791

,,…Monströses Recht, das derVersammlung trotz Gleichheitund natürliche Freiheit allerMenschen angenehm erscheint.... diese Gleichheit, diese Frei-heit, beide so sehr gepriesen,sind für ihn (den Menschen)seitdem er ans Licht gelangte,bloß sinnlose Worte.“

Pius IX. Quanta Cura

8. Dezember 1864

,,…Daraus erklärt es sich,warum manche die sicherstenGrundsätze gesunder Vernunftvöllig vernachlässigen, beiseitewerfen und zu verkündenwagen, der Wille des Volkes, inder sogenannten öffentlichenMeinung oder in anderer Weisekundgetan, stelle das obersteGesetz dar, losgelöst von allemgöttlichen und menschlichenRechte, und in der staatlichenOrdnung hätten vollendete Tat-sachen, gerade weil sie vollendetsind, Rechtskraft.

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und auf dem Engagement in derRespektierung der Menschen-rechte und den grundlegendenFreiheiten ihrer Bürger beruhen.In dieser Neuheit sieht der Heili-ge Stuhl die festeste Basis fürden Frieden und die Sicherheitin Europa.

8. — Ein Europa der Men-schen- und Völkerrechte, dasist ein Ziel, das mehr und mehrangestrebt werden muß.

9. — Wir freuen uns auchdarüber, daß sich aus dieserÜberzeugung eine größereRespektierung der Glaubens-freiheit ergeben wird, derenreeller Fortschritt das Abkom-men von Helsinki ermöglicht.Ich denke vor allem an die Erei-gnisse, die sich im Verlauf vonzwei Jahren nach dem Gedan-kenaustausch in Wien entwickelthaben. Die Ausübung der Reli-gionsfreiheit kennzeichnet dasqualitative Niveau einer Gesell-schaft. In jüngster Zeit hat dieGeschichte bewiesen, daß ohnedie Religionsfreiheit die Frei-heit selbst nicht mehr existiert.“

…Alle verkehrten Meinun-gen und Lehren also, die Wirin diesem Schreiben einzelnangeführt haben, weisen Wirkraft unserer apostolischenVollmacht zurück, verbietensie und verdammen sie undwollen, daß alle Söhne derkatholischen Kirche sie dur-chaus als zurückgewiesen,verboten und verdammtansehen.“

Hl. Pius X. Unser Apostolisches Amt

25. August 1910

,,…Und wenn Jesus ... dieMühseligen und Beladenen zuSich gerufen hat, um sie zuerquicken, so geschah dies nichtdeshalb, um ihnen den Neideiner verstiegenen Gleichheitzu predigen.“

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52 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romanovom 7. November 1990

Kardinal Casaroli in Rom:

,,Anläßlich der Ministerkonfe-renz, die in Rom den 40. Jahres-tag der Unterzeichnung dereuropäischen Menschenrechts-Konvention feierlich begeht,schließt sich Seine Heiligkeitmit Freuden der Feier diesesfür Europa so wichtigen Ereig-nisses an, welches nach demSturm des 2. Weltkrieges ver-suchte, seine Einheit auf festenGrundlagen aufzubauen. In derErinnerung an seinen Besuch imEuropa-Rat und besonders inder Kommission und demeuropäischen Gerichtshof fürMenschenrechte, begrüßtJohannes Paul II. die Bemü-hungen, die es zustande brach-ten, nicht nur die Menschenrech-te zu definieren, sondern auchihnen eine effektive, internatio-nale Garantie zu sichern. Zueinem Zeitpunkt, wo frühereSpaltungen auf dem Kontinentallmählich ganz verschwinden,

Pius XII. Die sozialen Ungleichheiten

Ansprache an dasrömische Patriziat

5. Januar 1942

Lob des Patriziates des anti-ken und des christlichenRoms. Seine heutige Aufgabe.

,,…Die sozialen Ungleichhei-ten, wie die der Geburt, sindunvermeidlich: Die vorsorg-liche Natur und der SegenGottes über die Menschheiterleuchten und schützen dieWiegen und liebkosen sie, abermachen sie nicht gleich.Betrachtet doch die Gemein-schaften, die unerbittlich nivel-liert worden sind! Kein noch sogroßer Kunstgriff kann es fertig-bringen, den Sohn eines Vorge-setzten höheren Ranges odereines großen Volksoberhauptesim selben Stande zu belassenwie irgend ein niedriger Bürgerim Volke. Aber die unvermeid-baren Unterschiede können inden Augen eines Heiden als eineunbarmherzige Konsequenzeines Konfliktes sozialer Kräfteund der Macht, die der eine überden anderen erworben hat,

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wünscht der Heilige Vater,indem er dem Wortlaut derPräambel der Konvention folgt,daß eine «gemeinsame Auffas-sung und eine gemeinsameRespektierung der Menschen-rechte» allgemein und tiefgeteilt werde, die von «einemgemeinsamen Erbe bestehendaus Ideal und politischer Tradi-tion» der Europäer inspiriertsind, wobei christliche Werteeine ihrer Quellen bilden. Erhofft, daß diese Jahresfeier einepositive Etappe für dieGemeindschaft der Nationen desKontinents ist, und er erbittet füralle, die für Förderung derMenschenrechte eintreten, dieFülle der göttlichen Gaben.“

erscheinen, kraft blinder Geset-ze, die innerhalb der menschli-chen Tätigkeit angenommenwerden und welche zum Siegder einen sowie zum Nachteilfür den anderen führen. ImGegenteil, als belehrenderDenkanstoß und für die christ-liche Erziehung können sienur als gottgewollte Verfügun-gen, in der gleichen Absicht,wie die Unterschiede inner-halb selbst der Familiebetrachtet werden. Sie sinddazu bestimmt, die Menschenauf ihrem gegenwärtigenLebenswege noch mehr zu eini-gen, daß sie ihren Weg zumhimmlischen Vaterlande finden,indem die einen den anderen aufdie gleiche Weise helfen, wieder Vater der Mutter und denKindern hilft.

Die Geschichte der gefallenenMenschheit erstaunt niemanden,wenn die väterliche Gabe dersozialen Superiorität unter derErschütterung der menschlichenLeidenschaften manchmal dieSeelen auf Abwege in denBeziehungen der Personen höhe-ren Ranges mit jenen niederenStandes führt. Derartige Abwei-chungen können die funda-

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mentale Wahrheit nicht ver-mindern oder verhüllen, daßfür die Christen die sozialenUngleichheiten in einer großenmenschlichen Familie schwin-den, daß infolge die Beziehun-gen zwischen den Klassen unddie ungleichen Stellungen durcheine rechtschaffene und unpar-teiische Gerechtigkeit geleitetwerden, und von Respekt undgegenseitigem Wohlwollenbelebt werden müssen, ohne dieUnterschiede abzuschaffen,indem die Abstände abge-schwächt und die Gegensätzegemäßigt werden.“

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Osservatore Romanovom 22. Januar 1990

Johannes Paul II.

,,Ein erster Aspekt betrifft dieökumenische Pflicht: das Enga-gement, d.h. dahin zu arbeiten,die Einheit unter Christen, diedurch Zwist im Laufe der Jahr-hunderte gefährdert war, wieder-herzustellen. Hierin bestandeine der Hauptaufgaben des II.Vatikanischen Konzils, und sieist heutzutage eines der Haupt-ziele der Mission der Kirche, dienatürliche Konsequenz derVision, welche die Kirche alsVolk Gottes sieht, eins und ein-zigartig, auf der Pilgerschaft inder Geschichte und im Zwiege-spräch mit allen Menschen.

Die Kirche Gottes in Rom istdurch ihre besondere Identitätund ihre Berufung aufgerufen,mit besonderer Kraft und Ent-

Pius XI. Mortalium Animos

6. Januar 1928

Über die Förderung derwahren Einheit der Religion.Einheits-Bestrebungen aufreligiösem Gebiet, die zutiefstirrig sind.

,,…Ganz ähnlich wollen nuneinige auch auf dem Gebietevorgehen, welches der vonChristus dem Herrn festgelegtenOrdnung des Neuen Bundesunterliegt. Durch die Erkenntnisder Tatsache, daß es nur sehrwenige Menschen gibt, denenjeder religiöse Sinn abgeht,glauben sie sich zu der Hoffnungberechtigt, es werde sich beialler Verschiedenheit der Völkerbezüglich der religiösen Ansich-ten doch ohne Schwierigkeiteine brüderliche Übereinstim-

3. Kapitel

Der Ökumenismus

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schlossenheit diese Pflicht zuerfüllen als Sitz des NachfolgersPetri, d.h. desjenigen, dem aufbesondere Weise das Amt derEinheit anvertraut wurde.“

mung im Bekenntnis gewisserWahrheiten als gemeinsameGrundlage des religiösen Lebenserreichen lassen. Zu diesemZweck halten sie vor einerzahlreichen ZuhörerschaftKonferenzen, Versammlungenund Vorträge, zu denen siealle, ohne jeden Unterschied,zur Aussprache einladen: Hei-den jeder Art und Christen, undendlich auch jene, die unseliger-weise von Christus abgefallensind oder die seine göttlicheNatur und seine göttliche Sen-dung erbittert und hartnäckigbekämpfen.

Derartige Versuche könnenvon den Katholiken in keinerWeise gebilligt werden. Siegehen ja von der falschen Mei-nung jener aus, die da glau-ben, alle Religionen seiengleich gut und lobenswert, weilalle, wenn auch in verschiede-nen Formen, doch gleicher-maßen dem uns angeborenenund natürlichen Sinn Aus-druck geben, durch den wirnach Gott verlangen und unsseiner Oberherrschaft gehor-sam unterwerfen. Die Vertretersolcher Ansichten sind nun nichtnur im Irrtum und Selbsttäu-

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57Der Ökumenismus

Osservatore Romano vom 7. Dezember 1990

Johannes Paul II. an die Teilnehmer der

25. Jahresfeier der Erklärung,,Nostra Aetate“:

,,Anläßlich des 25-jährigenJubiläums der Erklärung «Nos-tra-Aetate» des II. VatikanischenKonzils sind Sie heute in IhrerFunktion als Delegierte desinternationalen jüdischen Komi-tees für interreligiöse Konsulta-tionen und als Mitglieder derKommission für die religiösenBeziehungen zu den Judenzusammengetreten. Der Anlaß

schung befangen, sondern sielehnen auch die wahre Religionab, indem sie ihren Begriffverfälschen. Auf diese Weisekommen sie Schritt für Schrittzum Naturalismus und Atheis-mus. Daraus ergibt sich dannganz klar die Folgerung, daßjeder, der solchen Ansichten undBemühungen beipflichtet, denBoden der von Gott geoffenbar-ten Religion vollständigverläßt.“

Über die falsche Auffassung,es gebe heute keine wahre undeine Kirche:

,,…An dieser Stelle müssenwir eine falsche Ansicht erwäh-nen und zurückweisen, von derdiese ganze Frage abhängt, undvon der auch die ganze vielge-staltige Arbeit und die Versucheder Nichtkatholiken zur Wieder-vereinigung der christlichenKirche, die Wir oben erwähnthaben, ihren Ausgang nehmen.

Die Vorkämpfer dieser Bemü-hungen führen unzählige Maledas Wort Christi an: «Damit alleeins seien» und «Es wird seinein Hirt und eine Herde». DieseWorte führen sie aber immer so

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der heutigen Feier ist in der Tatnichts anderes als die göttlicheBarmherzigkeit, welche dieChristen und Juden zum gegen-seitigen Verständnis, Respekt,Zusammenarbeit und Solida-rität leitet.

Da ich mir bewußt bin, daßwir die gleiche Hoffnung unddie gleichen Verheißungen tei-len, die einst Abraham und seineNachkommenschaft erhielten,bin ich wahrhaftig glücklich, Siein diesem Haus willkommen zuheißen: Baruch ha-ba be-ShemAdonai, Gesegnet sei der, der imNamen des Herren kommt!

…Die allgemeine Öffnung von«Nostra Aetate» ist dennochrichtungsweisend und ist veran-kert in einem höheren Sinn inder absoluten Einzigartigkeitder Wahl Gottes für ein beson-deres Volk, sein eigenes Volk,Israel dem Fleische nach, dasbereits «Kirche Gottes» (LumenGentium) genannt wurde. So istdie Reflexion der Kirche überihre Mission und ihre Naturselbst eng verknüpft mit ihrerReflexion über den StammvaterAbraham und die Natur desjüdischen Volkes (siehe «NostraAetate»). Die Kirche ist sich

an, als ob darin ein Wunsch undein Gebet Jesu Christi zum Aus-druck kämen, die noch derErfüllung harren. Sie sind näm-lich der Meinung, die Einheit imGlauben und in der Leitung derKirche, die ein Kennzeichen derwahren und einen Kirche Christiist, habe bisher wohl noch zukeiner Zeit bestanden und be-stehe auch heute nicht. Mankönne diese Einheit wohl herbei-sehnen, und sie könne vielleichtauch einmal durch den gemein-samen Willen aller erreicht wer-den, aber für unsere Zeit sei sienur ein schöner Traum.

Dem fügen sie bei, die Kirchebestehe aus sich heraus undihrer Natur nach aus verschie-denen Teilen, d. h. aus den ver-schiedensten Teilkirchen odergetrennten Gemeinschaften, diejetzt noch getrennt sind, und die,wenn sie auch manche Lehrengemeinsam haben, in anderendoch wieder voneinander abwei-chen. Alle diese Teilkirchen hät-ten die gleichen Rechte. Auchsei die Kirche höchstens von derZeit der Apostel bis zu den er-sten ökumenischen Konziliennur eine einzige und einig gewe-

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vollkommen bewußt, daß dieHeilige Schrift dafür Zeugnisablegt, daß das jüdische Volk,diese Glaubensgemeinschaftund Hüterin einer mehrerenJahrtausende alten Tradition eineingentlicher Teil des Myste-riums der Offenbarung und desHeils ist…

Wenn wir die jüdische Tradi-tion betrachten, erkennen wirdie Tiefe euerer Verehrung fürdie Heilige Schrift, die «Migra»und im besonderen die «Torah».Ihr lebt in einer privilegiertenBeziehung mit der «Torah», derlebendigen Unterweisung deslebendigen Gottes.

…Kein Dialog zwischenChristen und Juden darf dasschmerzliche und schrecklicheEreignis des Holocausts überge-hen. Das internationale Komiteefür das Verhältnis zwischenKatholiken und Juden hat end-lich seit dem Prager Treffen vomSeptember dieses Jahres die reli-giösen und historischen Aus-maße des Holocausts und desAntisemitismus betrachtet undist zu Beschlüssen gelangt, diefür eine Fortsetzung unseresDialogs und unserer Zusam-menarbeit von großer Wichtig-

sen. Deshalb ergebe sich dieNotwendigkeit, - so sagen sie -alle Meinungsverschiedenhei-ten und all die alten Streit-punkte, welche die Christen-heit bis auf den heutigen Tagspalten und trennen, vollkom-men hintanzusetzen und außeracht zu lassen. Aus den übrigenLehren müsse eine gemeinsameGlaubensregel aufgestellt undvorgelegt werden, in derenBekenntnis dann alle die Über-zeugung und vor allem das leb-hafte Gefühl ihrer brüderlichenVerbundenheit in sich trügen.Diesem allgemeinen Kirchen-bunde werde es dann auchmöglich sein, in ernster Arbeitdem stets voranschreitendenUnglauben erfolgreichen Wider-stand zu leisten.“

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keit sind. Es ist meine Hoffnung,daß sie in weiten Kreisen aner-kannt werden, und daß ihre Rat-schläge, die sie begleiten, über-all dort befolgt werden, wo diereligiösen und menschlichenRechte verletzt werden.“

Osservatore Romano vom 30. Januar 1990

Johannes Paul II.

,,Afrika hat die älteste Zwie-tracht der Kirchen geerbt undauch die Vermehrung der neuenSekten miterleben müssen. Ohneje den Mut zu verlieren, müssenwir die Einheit anstreben, «aufdaß sie alle eins seien» (Joh. 17,21). Ihr besitzt ein gemeinsamesKulturgut und einen angebore-nen Sinn für Religion, welcherden Dialog erleichtern kann.Die Zusammenarbeit der katho-lischen Kirche mit den verschie-denen kirchlichen Gemeinschaf-ten hat in verschiedenen TeilenAfrikas bereits gute Früchtegebracht, so z. B. in der Über-setzung der Bibel, in der Prä-senz der Christen in den Mas-senmedien, in der Förderung derGerechtigkeit und des Friedens.

Pius XI. Mortalium Animos

6. Januar 1928

,,…Daraus folgt, daß keineandere die wahre Religion seinkann als nur jene, die sich aufGottes Offenbarung stützt. DieseOffenbarung, die in der Urzeitbegann und im Alten Bundefortgesetzt wurde, hat ChristusJesus selber im Neuen Bundezur Vollendung gebracht. Wennaber Gott sprach, und daß ersprach, beweist das Zeugnis derGeschichte, dann ist es Pflichtdes Menschen, Gottes Offenba-rung bedingungslosen Glaubenzu schenken und seinen Geset-zen ohne Einschränkung zugehorchen. Damit wir aber zurEhre Gottes und zum Heileunserer Seele beides in der rech-ten Weise tun könnten, hat dereingeborene Sohn Gottes seine

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61Der Ökumenismus

Diese gemeinsam durchgeführ-ten Aktionen stärken das gegen-seitige Verständnis, welche dieVoraussetzung für einen freimü-tigen und eindeutigen Gedan-kenaustausch über den Inhaltdes Glaubens und den Sinn derKirche ist. Hier wie in den ande-ren Teilen der Welt ist der öku-menische Dialog eine Pflicht.Er folgt den vom II. Vatikani-schen Konzil aufgezeichnetenWegen, und fleht zu unseremHerrn, auf daß er seine Kinderin der (guten) Einheit vereint.

Der Dialog umfaßt auch dieGesamtheit der Mohammedaner,die in Afrika, wegen der vielfa-chen Dimensionen ihres Islamsund wegen ihres in vielen afrika-nischen Völkern tief verwurzel-ten Einflusses, wichtige Ge-sprächspartner sind. Da sie vondem Monotheismus Abrahamsausgehen, auf den die sich gerneberufen, sind die Mohammeda-ner Träger authentischer reli-giöser Werte, die wir anerken-nen und respektieren müssen …

Und vor allem stießen wir ingewissen Ländern manchmal aufheftigen Widerstand, was dasPrinzip der Gegenseitigkeit in

Kirche auf Erden gegründet.Alle, die sich Christen nennen,werden, so meinen Wir, nichtumhin können, zu glauben,daß Christus, der Herr, eineKirche, und zwar nur eine ein-zige gestiftet hat.

Wenn wir aber weiter fragen,wie diese Kirche nach demWillen ihres Stifters sein muß,dann sind schon nicht mehr allederselben Meinung. Sehr vielevon ihnen leugnen z. B. dieSichtbarkeit der Kirche,wenigstens in dem Sinne, daßsie in der Form einer einzigenGemeinschaft von Gläubigen inErscheinung treten müsse, die inder gleichen Lehre unter einemLehr- und Hirtenamt geeint sind.Unter der Sichtbarkeit verstehensie vielmehr gar nichts anderesals einen aus den verschiedenenchristlichen Bekenntnissen be-stehenden Kirchenbund, mögenauch die einzelnen Bekenntnisseverschiedene und sogar sichwidersprechende Lehren beken-nen.“…

Pan-Christentum

,,…Allzuleicht werden manchedurch die Vorspiegelung einer

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der Anerkennung der Freiheitdes Gewissens und des Kultesanbetrifft … Der Dialog dientauch dazu, ständig nach Rechtund Gerechtigkeit zu streben.“

scheinbar guten Sache getäuscht,wenn es sich darum handelt, dieEinheit aller Christen unterein-ander zu fördern. Ist es nichtbillig, - so sagt man - ja, ist esnicht heilige Pflicht, daß alle,die den Namen Christi anru-fen, von den gegenseitigen Ver-ketzerungen ablassen und end-lich einmal durch das Bandgegenseitiger Liebe verbundenwerden? Wie könnte dennjemand den Mut haben zu sagen,er liebe Christus, wenn er sichnicht nach besten Kräften für dieErfüllung des Wunsches Christieinsetzt, der da den Vater bat,daß seine Jünger eins seien. Wares nicht auch der Wille dessel-ben Christus, daß seine Jüngerdaran erkannt und dadurch vonallen anderen unterschiedenwerden sollten, daß sie sichgegenseitig lieben: «Daran wer-den alle erkennen, daß ihr meineJünger seid, wenn ihr einanderliebt». Ja, so fügen sie hinzu,möchten doch alle Christen«eins» sein! Um wieviel erfolg-reicher würden sie dann an derBekämpfung der schleichendenPest der Gottlosigkeit arbeitenkönnen, die jetzt täglich weiterum sich greift und im Begriff ist,das Evangelium vollständig um

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seine Kraft und Wirkung zubringen.

…Unter diesen überaus ver-lockenden und einschmei-chelnden Worten verbirgt sichaber ein schwerer Irrtum, derdie Grundlage des katholi-schen Glaubens vollständigzerstört und untergräbt.

Denn so ermahnt Uns, Unserapostolisches Pflichtbewußt-sein nicht zuzulassen, daß ver-derbliche und falscheAnschauungen in die Kirchedes Herrn eindringen. Euch,Ehrwürdige Brüder, und EureHirtensorge rufen wir auf, Unsbei der Abwehr dieses Übelshilfreich zur Seite zu stehen.Wir hegen nämlich das festeVertrauen, daß die Grundsätze,die Wir vorlegen, und dieBegründung derselben durchSchrift und Wort eines jeden vonEuch viel leichter in das Volkdringen und besser vom Volkverstanden werden. Aus diesenGrundsätzen sollen dann dieKatholiken lernen, wie sie dieseBemühungen beurteilen undwelche Stellung sie einnehmenmüssen gegenüber den Versu-chen, die darauf hinzielen, alle

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64 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romanovom 23. April 1990

Johannes Paul II.

,,In unserer heutigen Zeit ist esnotwendig, eine gemeinsameSprache und eine neue Verstän-digung zu schaffen; indem wiralle Mauern, die Menschen undNationen trennen, einreißen,wecken wir alle geistigen undmoralischen Kräfte für dasLeben des dritten Jahrtausends.

Der Wunsch der Christennach Einheit gehört mit zu dengroßen Zeichen unserer Zeit …Die schweren Schicksalsschlägeund Wunden der vergangenenJahre und auch die Erinnerungan die Wunden der vergange-nen Jahrhunderte sollen unshelfen, eine neue geistige Hal-tung und neue Beziehungen zuschaffen. Durch seinen Besuchunterstützt Johannes Paul II.den Wunsch nach brüderlicherZusammenarbeit, gegenseitigerAchtung und Verpflichtung.“

Christen ohne Unterschied aufjede Weise zu einer großen Ein-heit zu verbinden.“

Pius XI. Mortalium Animos

6. Januar 1928

,,…So kann es gar nicht anderssein, als daß die Kirche Christinicht nur heute und in alle Zeitfortbesteht, sondern sie mußauch heute noch die gleichesein, die sie zur Zeit der Apostelwar. Sonst müßten wir sagen, —was fern von uns sei — Christusder Herr sei nicht imstandegewesen, sein Vorhaben aus-zuführen, oder er habe sichgeirrt, als er sagte, die Mächteder Hölle würden seine Kirchenicht überwältigen.“

Die Liebe beruht auf echtenGlauben

,,…Es hat zwar den Anschein,als ob die Panchristen, die sichum die Wiedervereinigung derKirche bemühen, das erhabeneZiel verfolgten, die Liebe unterallen Christen zu verbreiten. Wiekönnte aber die Liebe zu einerSchädigung des Glaubens füh-

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65Der Ökumenismus

Osservatore Romanovom 3. September 1990

Johannes Paul II.

,,Es gehört zur Pflicht derKirche, da sie engagiert ist, denDialog in Wahrheit und in derLiebe mit der gesamten Mensch-heit anzustreben, besonders mitden anderen Christen und denGläubigen anderer Religionen.

Im Jahre 1964, während des II.Vatikanischen Konzils hat meinVorgänger, Papst Paul VI. in sei-ner ersten Enzyklika «Ecclesiamsuam» den Weg des Dialogs be-schrieben, den die Kirche ein-schlagen muß. Das ökumenischeKonzil selbst hat dieses Pro-gramm in seiner Unterweisungweiterentwickelt, und zweck-mäßige Strukturen zur Errei-chung dieses Zieles geschaffen.Die katholische Kirche hält esfür ihre Pflicht, im Dialog mitden anderen Christen einzutre-ten, um somit gegenüber ChristiWillen gehorsam zu sein «aufdaß alle vereint seien» (Joh. 17,21), und mit den Anhängernanderer Religionen, als einenTeil ihrer Mission, auf dem Wegdes «zum Heil führenden Dia-

ren? Wir wissen doch alle, daßselbst Johannes, der Apostel derLiebe, der in seinem Evange-lium wohl die innersten Geheim-nisse des heiligsten Herzens Jesugeoffenbart hat, und der den Sei-nen das neue Gebot: «Liebeteinander» immer wieder in Erin-nerung brachte, streng jedenVerkehr mit denen verboten hat,die Christi Lehre nicht rein undunverfälscht bekennen: «Kommteiner zu euch und bringt dieseLehre nicht mit, so nehmt ihnnicht ins Haus auf und bietetihm keinen Gruß. Weil also dieLiebe nur auf der Grundlageeines reinen und unverfälschtenGlaubens aufbauen kann, müs-sen die Jünger Christi durch dieEinheit des Glaubens als demvorzüglichsten Band miteinan-der verbunden werden.

…Christus, der Herr, hat aberseine Kirche als selbständigeund aus ihrem Wesen heraussichtbare und äußerlich erkenn-bare Gesellschaft gegründet.Dieser Kirche gab er den Auf-trag, das Werk der Erlösung derMenschheit bis in die spätestenZeiten hinein unter der Führungeines Hauptes fortzusetzen,durch das Lehramt, dermündlichen Lehrverkündi-

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logs» voranzuschreiten (siehePapst Paul VI. Ecclesiam suam,AAS, 1964, S. 641 u. ff ), der vonGott vorgezeichnet und durchden Tod und die Auferstehungseines Sohnes zur Vollkommen-heit gebracht wurde…

Die Ziele des inter-religiösenDialogs können zu einem besse-ren gegenseiten Verständnis füh-ren, zu einer neuen Haltung desRespektes und zur Förderunggemeinsamer Ideale im Bereichder Religionsfreiheit, der Brü-derlichkeit unter Menschen unddem sozialen Fortschritt (PaulVI., Ecclesiam suam ASS, 1964,S. 655). Das wäre an sich keinunbedeutendes Resultat in einerWelt, welche die Religion alseinen Faktor der Harmonie unddes Friedens betrachtet, und dieSkandal schreit, wenn die Reli-gion dazu benützt wird, Zwie-tracht, Haß und Gewalt zu recht-fertigen oder zu fördern .“

gung und durch die Spendungder Sakramente, in denen dieQuellen himmlischer Gnadenfließen. Darum hat er sie auch inseinen Gleichnissen mit einemReiche, mit einem Hause, miteinem Schafstall und mit einerHerde verglichen. Diese so wun-derbar begründete Kirche konntemit dem Tode ihres Stifters undder Apostel, die ihr die ersteAusbreitung gaben, nicht aufhö-ren und untergehen. Sie hatte jaden Auftrag, alle Menschenohne Unterschied der Zeit unddes Ortes zum ewigen Heile zuführen: «Gehet hin und lehretalle Völker».

Wie kann dieser Kirche bei derimmerdar fortdauernden Aus-übung ihres Amtes etwas anKraft und Wirksamkeit fehlen,da ihr ja Christus stetsfort hielf-reich zur Seite steht, der feierlichversprach: «Siehe, ich bin beieuch alle Tage bis ans Ende derWelt'»

Sie alle mögen hören auf Lak-tanz*2), der da sagt: «Nur ... diekatholische Kirche hat die wahreGottesverehrung bewahrt. Sie istder Quell der Wahrheit, dieWohnung des Glaubens, derTempel Gottes; wenn jemandnicht in sie eintritt, oder wer

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aus ihr austritt, der begibt sichder Hoffnung des Lebens unddes Heiles. Schmeichle sichdoch niemand mit hartnäcki-gem Festhalten an Streitpunk-ten. Denn es geht um seinLeben und sein Heil; und wernicht mit Vorsicht und Sorg-falt für sein Heil sorgt, der hates verwirkt und verloren».“

Grenzen der Toleranz ,,…Zum Apostolischen Stuhle

also, der in dieser Stadt aufge-richtet ist, welche die Apo-stelfürsten Petrus und Paulus mitihrem Blute geweiht haben, zudiesem Sitze, der die Wurzelund der Mutterschoß der katholi-schen Kirche ist, mögen diegetrennten Söhne kommen,nicht in der Absicht und Hoff-nung, die Kirche des lebendigenGottes, die Säule und Grundfe-ste der Wahrheit, werde dieReinheit ihres Glaubens aufge-ben und Irrtümer dulden undzulassen, sondern im Gegen-teil, um sich ihrem Lehramtund ihrer Führung zu überlas-sen. O möchte doch Uns durcheine gütige Vorsehung das gelin-gen, was so vielen UnsererVorgänger nicht gelungen ist,daß Wir all die Söhne, derendurch frevelhaftes Beginnen

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68 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romano vom 1. Juli 1990

Johannes Paul II.

,,Ich wünsche von ganzemHerzen, daß dieses ökumenischeEngagement immer tiefer werdeund uns zu dem so ersehntenTag führen könne, an dem wireinstimmig den Herrn loben undgemeinsam die Eucharistie zele-brieren können.“

entstandene Trennung Wir tiefbedauern, in väterlicher Liebewieder umarmen können! Omöchte doch Gott, unser Erlöser,der will, daß alle Menschengerettet werden und zur Erkennt-nis der Wahrheit kommen, Unshören, da Wir so inständig zuihm flehen, er möge alle Irren-den zur Einheit der Kirchezurückführen! In diesem sobedeutungsvollen Anliegenwenden Wir Uns flehentlich umFürsprache an die allerseligsteJungfrau Maria, die Mutter dergöttlichen Gnade, die Besiegerinaller Irrlehren und die Hilfe derChristen.“

Die dogmatische Wahrheitist absolut

,,…Wir können nicht sehen,wie bei solchen Meinungsver-schiedenheiten ein Weg zur Ein-heit der Kirche gefunden werdenkann, da diese Einheit nur ausder Einheit des Lehramtes, (derEinheit) der Glaubensregel und(der Einheit) des Glaubens inder ganzen Christenheit entste-hen kann. Wohl aber wissen Wir,daß auf diese Weise leicht derWeg zu einer Geringschätzung

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69Der Ökumenismus

Osservatore Romano vom 13. September 1990

Johannes Paul II.

,,Dieser glückliche Anlaßerlaubt es mir, an Sie als diewürdigen Vertreter andererReligionen meine Grüße zurichten. Ihre Anwesenheit ist einZeichen des gegenseitigenRespektes, der Bereitschaft zuVerständigung und Zusam-menarbeit, die jede gut geordne-te Gesellschaft charakterisierenmüssen. Vor einigen Jahrenbereits, anläßlich des Weltge-betstages für den Frieden inAssisi erschien das Zusammen-treffen von Christen und Anhän-gern anderer Religionen als«eine Andeutung des von Gottgewollten Verlaufs der menschli-chen Geschichte, nämlich eineStraße der Brüderlichkeit, aufder wir uns gegenseitig beglei-ten, um an das transzendenteEndziel zu gelangen, das er füruns errichtet hat.» (Assisi, am26. Oktober 1986, SchlußredeNr. 5). Hier im Land der tausendHügel, wo uns die Berge einla-den, den Blick zum Allerhöch-

der Religion, nämlich zum Indif-ferentismus und zum Modernis-mus geebnet wird. Die bekla-genswerten Anhänger desModernismus lehren ja, dieWahrheit der Glaubenssätze seinicht absolut, sondern relativ,d.h. sie entspreche den mannig-fachen zeitlichen und örtlichenBedürfnissen und den verschie-denen Neigungen des menschli-chen Herzens, da sie nicht ineiner unveränderlichen Offenba-rung enthalten sei, sondern demLeben der Menschen angepaßtwerde.“

Die Einheitskongresse ,,…Daraus geht hervor,

Ehrwürdige Brüder, aus welchenGründen der ApostolischeStuhl niemals die Teilnahmeder Seinigen an den Konferen-zen der Nichtkatholiken zuge-lassen hat. Es gibt nämlich kei-nen anderen Weg, die Vereini-gung aller Christen herbeizufüh-ren, als den, die Rückkehr allergetrennten Brüder zu der einenwahren Kirche Christi zu för-dern, von der sie sich ja einstunseligerweise getrennt haben.Zu der einen wahren Kirche

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sten, dem Herrn von allem, zuerheben, bitten wir ihn, daß eruns die Kraft gibt, gemeinsamauf diesem Weg zu gehen!“

Christi, sagen Wir, die wahrlichleicht erkennbar vor aller Augensteht, und die nach dem Willenihres Stifters für alle Zeiten sobleiben wird, wie er sie zumHeile aller Menschen begründethat. Die mystische Braut Christiist ja im Laufe der Jahrhunderteniemals befleckt worden, und siekann nie befleckt werden nachden schönen Worten Cyprians:«Zum Ehebruch läßt sich dieBraut Christi nicht führen, sie istunbefleckt und züchtig. Nur einHaus kennt sie, die Heiligkeiteines Schlafgemaches bewahrtsie in keuscher Scham». Dieserheilige Märtyrer wunderte sichdeshalb auch mit Fug und Recht,wie jemand glauben konnte,«diese der göttlichen Festigkeitentstammende und mit himmli-schen Geheimnissen eng ver-bundene Einheit könne bei derKirche zerrissen und durch denWiderstreit einander widerstre-bender Meinungen aufgelöstwerden». Der mystische LeibChristi, das ist die Kirche, ist jaeine Einheit, zusammengefügtund zusammengehalten wie derphysische Leib Christi, und soist es unangebracht undtöricht zu sagen, der mystische

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Osservatore Romanovom 3. Februar 1990Johannes Paul II.

an die Vollversammlung derKongregationen für den

Glauben und für die Einheit unter Christen:

,,Wir befinden uns nach demII. Vatikanum in einer ökume-nischen Epoche, und obwohlbereits 25 Jahre vergangen sind,stehen wir noch am Anfang, weildas Ziel nicht leicht ist.

Man kann nicht in einer kurzenZeitspanne das wiedergutma-chen, was man vorher währendvielen Jahren im entgegenge-setzten Sinne getan hat. Icherinnere mich an ein Treffen inParis, wo ich zum ersten Mal anden Arbeiten einer französischenökumenischen Gruppe teilge-nommen habe. Meine Antwortauf eine in diesem Bereich

Leib könne aus getrenntenund zerstreuten Gliedern be-stehen. Wer mit dem mysti-schen Leib Christi nicht engverbunden ist, der ist wederein Glied desselben, noch hater einen Zusammenhang mitChristus, dem Haupte.“

Hl. Pius X. Unser Apostoliches Amt

25. August 1910

,,…Genauso steht es um denBegriff der Brüderlichkeit, diesie in der Liebe zu den gemein-samen Interessen begründenoder, über alle Weltanschauun-gen und alle Religionen hin-weg, einfach im Begriff derHumanität, wobei sie mit glei-cher Liebe und gleicher Toleranzalle Menschen mit allen ihrenNöten umfassen, den geistigenund moralischen, ebenso wieden körperlichen und irdischen.Die katholische Lehre zeigtuns aber, daß die erste Pflichtder Nächstenliebe nicht in derToleranz gegenüber irrigenÜberzeugungen besteht , soaufrichtig dieselben auch seinmögen, auch nicht in der theore-

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getellte Frage war genau diegleiche : «Wir können nicht inein paar Jahren das Rad derZeit zurückdrehen» Es ist gutverständlich, daß die Arbeit ineinem gewissen Sinne langsamvor sich gehen muß; aber esgeht eigentlich nicht so sehr umLangsamkeit oder Schnelligkeit.

Diese Arbeiten müssen getreuden Prinzipien ausgeführt wer-den, die das II. VatikanischeKonzil in «Lumen Gentium» undin«Unitatis Redintegratio» fest-gelegt hat; und dann müssen sieauch getreu dem wichtigstenPrinzip des Ökumenismus unddes ökumenischen Weges aus-geführt werden, nämlich demGebet. Das Gebet zusammen mitJesus wird so immer mehr dasGebet der Kirche.“

tischen oder praktischen Indiffe-renz gegenüber dem Irrtum unddem Laster, wohin wir unsereBrüder gestürzt sehen, sondernsie besteht in dem Eifer, sie gei-stig und moralisch zu bessern,nicht weniger als in der Sorgefür ihr materielles Wohlergehen.Die gleiche katholische Lehrezeigt uns auch, daß die Quelleder Nächstenliebe sich in derLiebe zu Gott befindet, demgemeinsamen Vater und gemein-samen Ziel der ganzen Mensch-heitsfamilie, und in der Liebe zuJesus Christus, dessen Gliederwir in einer Weise sind, daß dieHilfe für einen Unglücklichen,eine Jesus Christus selbst erwie-sene Wohltat ist. Jede andereLiebe ist eine Illusion oder einunfruchtbares, vergänglichesGefühl. Die menschliche Erfah-rung beweist es wahrlich, daß inden heidnischen und laizisti-schen Gesellschaften aller Zei-ten, unter gewissen Umständen,die Rücksicht auf die allgemei-nen Interessen oder auf diegleiche Menschennatur sehrwenig Gewicht gegenüber denLeidenschaften und Begierdendes Herzens hat.

Nein, ehrwürdige Brüder, es

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Osservatore Romano vom 3. Februar 1990 Johannes Paul II.

anläßlich der Zusammenkunftder Kongregation für die

Einheit unter Christen und der Glaubenskongregation:

,,Vor mehr als zwei Jahrenhatte ich Ihren beiden Dikaste-rien empfohlen, den Stand desökumenischen Engagementsvom Konzil an gerechnet zuermitteln, einerseits das dies-bezügliche Methodenproblem zustudieren und andererseits dieFrage der näheren und entfern-teren Ziele zu erörtern, zu denenhin es angemessen ist, sich inder Zukunft zu orientieren.Deshalb freute ich mich überdiese Initiative, und ich kannIhnen versichern, daß ich dieEntwicklung mit großem Interes-se, ehrlicher Sorge und mitinbrünstigem Gebet verfolgthabe.

Das II. Vatikanische Konzilhat einerseits klar bestätigt, daßdie Kirche Christi einzig in derkatholischen Kirche subsistiere,(Lumen gentium, Nr. 8) anderer-seits aber hatte es auch die spe-

gibt keine wahre Brüderlich-keit außerhalb der christlichenLiebe, die aus Liebe zu Gott undSeinem Sohn Jesus Christus,unserem Erlöser, alle Menschenumfaßt, um allen beizustehenund alle zum selben Glaubenund zum selben Glück des Him-mels zu führen. Wenn dieDemokratie die Brüderlichkeitvon der derart verstandenenchristlichen Liebe trennt, sobedeutet sie keinen Fort-schritt, sondern schafft einenunheilvollen Rückgang derZivilisation. Denn wenn man,wie Wir es aus ganzer Seelewünschen, zum größtmöglichenWohlergehen der Gesellschaftund jedes einzelnen ihrer Glie-der durch die Brüderlichkeitoder, wie man auch sagt, durcheine allgemeine Solidaritätgelangen will, dann bedarf esder Einheit der Geister in derWahrheit, der Einheit derWillensrichtungen in der Moral,der Einheit der Herzen in derLiebe zu Gott und zu SeinemSohn, Jesus Christus. Diese Ein-heit ist jedoch nur durch diekatholische Liebe zu verwirk-lichen, allein diese kann dieVölker auf ihren Weg zum Fort-schritt und zum Ideal der Zivili-sation führen.

Die Grundlage aller Verfäl-

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zifische Anerkennung gegen-über anderer Kirchen undjeweiliger geistlichen Gemein-schaften ausgedrückt (Unitatisredintegratio, Nr. 3 und 15) undhatte so die «Unitatis redinte-gratio inter universos christia-nos promovenda» (die Förde-rung der Einheitsbestrebungenunter allen Christen) als einesseiner Hauptziele bezeichnet.(vgl. ibidem, Nr.1)…

In Verlauf dieser Jahre wurdeein theologischer Dialog mitden verschiedenen Kirchen undgeistlichen Gemeinschaften auf-genommen. Mit einigen dieserKirchen sind gleichermaßenwichtige Erklärungen von denbetreffenden Behörden in höch-ster Instanz unterzeichnet wor-den. Mehrere gemischte Kom-missionen haben Dokumenteveröffentlicht, die zur Zeit IhrenDikasterien zum Studium vorlie-gen, und die erlauben, die Ent-wicklung des theologischen Dia-logs zu beurteilen. IntensiveKontakte mit anderen Christenhaben die vergangenen dreißigJahre gekennzeichnet. Es ist inder Tat genau dreißig Jahre her,— ich hatte die Gelegenheit diesam 25. Januar 1989 in der Basi-

schungen der fundamentalensozialen Begriffe bildet derfalsche Begriff, welchen der«Sillon» *1) von der Men-schenwürde hat, wonach derMensch nur wahrhaft Menschund dieses Namens würdig,wenn er ein aufgeklärtes,starkes, unabhängiges, auto-nomes Selbstbewußtsein erlangthat, das keinen Herrn mehrbraucht, das nur sich selbergehorcht und fähig ist, die ern-stesten Verantwortlichkeitenohne die Gefahr des pflichtwi-drigen Handelns zu übernehmenund zu tragen. Das sind wahrhaftgroße Worte, mit denen man dasGefühl der Überheblichkeit imMenschen erregt, sie sind wieein Traum, der den Menschenohne Licht, ohne Führung, ohneHilfe auf den Weg der Illusionlenkt, wo er, in Erwartung desgroßen Tages des vollen Selbst-bewußtseins, vom Irrtum undvon den Leidenschaften ver-schlungen wird. Und diesergroße Tag, wann kommt er?Wird er, ohne daß man die Naturdes Menschen verändert (wasauch der «Sillon» nicht kann),jemals kommen? Hatten die Hei-ligen, welche die Menschenwür-

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lika zum Hl. Paulus-vor-den-Mauern in Erinnerung zu rufen— daß Papst Johannes XXIII.mit geradezu prophetischerIntuition das II. VatikanischeKonzil einberief…

Ich danke Ihnen, daß Sie dieGaben, die Sie vom Herrn erhal-ten haben, in den Dienst derKirche und der heiligen Sacheder Errichtung der vollkomme-nen Einheit unter Christen ge-stellt haben; diese Einheit willder Herr für seine Gemein-schaft, die er mit dem Preisseines Blutes erkauft hat.

Für diese heilige Sache enga-giert sich die KatholischeKirche mit Ihrer ganzen Für-sorge.

Das neue Gesetzbuch deskanonischen Rechts erinnert unsklar an unser Engagement, wennes behauptet «Es ist an ersterStelle Aufgabe des Bischofskol-legiums und des apostolischenStuhls bei den Katholiken dieökumenische Bewegung, derenZiel es ist, die Einheit unterChristen wiederherzustellen,anzuregen und zu leiten. NachChristi Willen ist es die Aufgabeder Kirche, diese Einheit zu för-dern.»(can. 755, § 1).“

de zu ihrer höchsten Vollendunggebracht haben, eben jeneWürde? Und die Demütigen die-ser Erde, welche nicht so hochsteigen können und die sichdamit zufrieden geben, in Be-scheidenheit ihre «Furche» andem Platz zu ziehen, den dieVorsehung ihnen zugewiesenhat, die tapfer ihre Pflichten inDemut, Gehorsam und christli-cher Geduld erfüllen - sind sieetwa nicht des Namens Menschwürdig, sie, die der Herr dereinstaus ihrem unscheinbaren Zu-stand herausnehmen wird, um sieim Himmel zwischen die FürstenSeines Volkes zu stellen?

Wir unterbrechen hier Unse-re Überlegungen über dieIrrtümer des «Sillon». Wirbehaupten nicht, das Themaerschöpfend behandelt zu haben,denn Wir müßten Eure Auf-merksamkeit noch auf weiterePunkte lenken, die ebensofalsch und gefährlich sind, sozum Beispiel seine Art, denBegriff von der Strafgewalt derKirche zu verstehen. - Nunmehrgeht es darum, den Einflußdieser Irrtümer auf das prak-tische Verhalten des «Sillon»und seine soziale Aktivität zubetrachten.“…

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76 Die Revolution in der Kirche

Grundlegender Richtungs-wandel im neueren «Größeren Sillon»

,,…Es hat eine Zeit gegeben,da der «Sillon» als solcher for-mell katholisch war. Er kanntenur eine moralische Kraft: diekatholische Kraft, und er prokla-mierte, daß die Demokratiekatholisch oder gar nicht seinwürde. Dann kam ein Zeit-punkt, zu dem er anderenSinnes wurde. Er ließ jedemseine Religion oder seine Welt-anschauung. Er hörte auf, sichkatholisch zu nennen, und dieFormel: «die Demokratie wirdkatholisch sein», ersetzte erdurch die andere: «die Demokra-tie wird nicht antikatholischsein», ebensowenig wie etwaanti-jüdisch oder anti-buddhis-tisch. Das war die Zeit des«Größeren Sillon». Man beriefalle Arbeiter aller Religionenund aller Sekten zum Aufbaudes Staates der Zukunft. Manverlangte von ihnen nur, dasgleiche soziale Ideal anzuneh-men, alle Überzeugungen zurespektieren und ein gewissesMinimum an moralischen Kräf-ten beizusteuern. Gewiß, so

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77Der Ökumenismus

Osservatore RomanoJohannes Paul II.

Ansprache im Ökumenischen Institut in Bossey

am 12. Februar 1990:

,,Ich freue mich, daß Sie wäh-rend Ihres Aufenthaltes in RomGelegenheit hatten, Mitgliederdes Pontifikalrates zur Förde-rung der christlichen Einheit zutreffen und Gespräche über öku-menische Themen zu führen. Siehatten so auch die Möglichkeit,die katholische Kirche kennen-zulernen und Sie konnten auchdie Natur ihres festen Engage-ments zugunsten der ökumeni-schen Sache feststellen.“

proklamierte man, die Anführerdes «Sillon» stellen ihren reli-giösen Glauben über alles. Kön-nen sie aber, den anderen dasRecht wegnehmen, ihre mora-lische Kraft dort zu schöpfen,wo diese es tun? Dagegenerwarten sie es von den anderen,daß jene ihr Recht respektieren,welches sie aus dem katholi-schen Glauben schöpfen. Sieverlangen daher von allen,welche die gegenwärtige Gesell-schaft im Sinne der Demokratieverändern wollen, wegen der siemöglicherweise trennendenweltanschaulichen oder reli-giösen Überzeugungen sichnicht gegenseitig zurückzus-toßen, sondern Hand in Handzu marschieren, und zwar nichtim Verzicht auf ihre Überzeu-gungen, sondern im Versuch dieÜberlegenheit ihrer persönlichenÜberzeugungen im Bereich derpraktischen realen Wirklichkei-ten zu beweisen. Vielleichtkönnte sich in diesem Bereichdie Einheit zwischen Seelen ver-wirklichen, die an unterschied-liche religiöse oder weltanschau-liche Überzeugungen gebundensind. Und man erklärte zugleich(wie sollte dies aber möglichsein?), daß der «kleine katho-

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78 Die Revolution in der Kirche

lische Sillon» die Seele des«großen gemischten Sillon» seinwürde.

Vor kurzem ist der Name des«Größeren Sillon» wieder ver-schwunden, und eine neue Orga-nisation ist dazwischengetreten,ohne den Geist und die Grundla-ge der Sache zu ändern, imGegenteil, um Ordnung in dieArbeit zu bringen und die ver-schiedenen aktiven Kräfte zuorganisieren. Der «Sillon» bleibtimmer eine Seele, ein Geist, derdie Gruppen durchdringen undihre Tätigkeit beseelen wird.Und alle die neuen Gruppen, dieanscheinend selbständig gewor-den sind — die katholischen, dieprotestantischen, die freidenkeri-schen — werden eingeladen,sich ans Werk zu begeben. Diekatholischen Genossen arbeitenunter ihnen in einer gesondertenOrganisation für ihre (eigene)Ausbildung und Erziehung. Dieprotestantischen Demokratenund die Freidenker tun dasgleiche auf ihrer Seite. Alle, dieKatholiken, die Protestanten unddie Freidenker, bemühen sich,die Jugend nicht für einen bru-dermörderischen Kampf, son-dern für einen großmütigenWettstreit im Bereich der sozia-len und staatsbürgerlichen

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79Der Ökumenismus

Osservatore Romanovom 16. Februar 1990

Johannes Paul II.vor der ,,Gesellschaft der

islamischen Welt“:

,,Der Besuch der Vertreter desPontifikalrates für den interreli-giösen Dialog in Tripolis im ver-gangenen März und diesergegenwärtige Besuch derGesellschaft der islamischenWelt gibt uns Hoffnung auf einenstarken, guten Willen in derZusammenarbeit zwischenChristen und Mohammeda-nern.

Das Diskussionsthema ist sehraktuell: Da wir an Gott glauben,der die Güte und die Vollkom-menheit ist, muß all unser Han-deln die heilige und vernünftigeNatur dessen reflektieren, denwir anbeten und dem wir gehor-chen wollen. Aus diesem Grundmuß unser Handeln, auch in denWerken von Mission undDa’wah, auf dem Respekt derunveräußerlichen Würde undder Freiheit der von Gott ge-schaffenen und geliebten Personberuhen.

Christen und Mohammedanersind aufgerufen, das unverletz-

Tugenden wehrhaft zu machen.

Diese Erklärungen und dieseneue Gestaltung der sillonisti-schen Aktivität verlangen sehrschwerwiegende Überlegun-gen.

Es handelt sich um eine vonKatholiken gegründete inter-konfessionelle Vereinigung, diean der Reform der Zivilisation,tätig ist, ein in höchstem Gradereligiöses Werk. Denn es gibtkeine wahre Zivilisation ohneeine moralische Zivilisation, undkeine wahre moralische Zivilisa-tion ohne die wahre Religion,das ist eine bewiesene Wahrheit,das ist eine historische Tatsache.Und die neuen Sillonisten kön-nen nicht vorgeben, sie arbeite-ten ja nur im Bereich der prakti-schen realen Wirklichkeiten, wodie Verschiedenheit der Über-zeugungen keine Rolle spiele.Ihr Anführer spürt selbst sogenau diesen Einfluß der geisti-gen Überzeugungen auf dasErgebnis der Aktivität, daß er sieauffordert, welcher Religion sieauch immer angehören mögen,im Bereich der praktischen rea-len Wirklichkeiten die Überle-genheit ihrer persönlichen Über-zeugungen zu beweisen. Und

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80 Die Revolution in der Kirche

bare Recht eines jeden Indivi-duums auf Glaubensfreiheitund religiöser Praxis zu vertei-digen.

Fälle von Verständnislosig-keit, Intoleranz und Konfliktezwischen Christen und Moham-medanern gab es in der Vergan-genheit und wird es auch in derheutigen Zeit geben, besondersdann, wenn Mohammedaneroder Christen in der Minderheitsind oder Fremdarbeiter ineinem anderen Land. Es ist füruns besonders als religiöse Füh-rer eine Herausforderung, einenWeg zu finden, diese Schwierig-keiten im Geiste der Gerechtig-keit, Brüderlichkeit und gegen-seitigem Respekt zu überwinden.Konsequenterweise sind Sie inAnbetracht der geeigneten Mit-tel, die Missionen und denDa’Wah gut durchzuführen, miteinem Problem konfrontiert, dasfür die religiöse und sozialeHarmonie wichtig ist.

Man hat Ihnen ebenfalls dieSchwierigkeiten angedeutet, aufwelche die Gläubigen heutzuta-ge stoßen, in ihren BemühungenGottes Gegenwart und gutenWillen gegenüber der Mensch-heit zu verkünden. Als gottgläu-

mit Recht, denn die Verwirkli-chungen in der Praxis nehmendie Gestalt der religiösen Über-zeugungen an, so wie die Glied-massen eines Leibes bis in ihreäußerten Enden ihre Gestaltdurch das Lebensprinzip emp-fangen, das sie beseelt.

Was muß man nach dem hierGesagten von dem buntenDurcheinander denken, zudem die jungen Katholikenmit Irrgläubigen und Ungläu-bigen aller Art in einem derar-tigen Werk verpflichtet sind?Ist es nicht für sie tausendfachgefährlicher als eine neutraleVereinigung? Was soll mandenken von diesem Appell analle Irrgläubigen und an alleUngläubigen, die Überlegen-heit ihrer Überzeugungen aufdem sozialen Gebiet zu bewei-sen, in einer Art von apologeti-schem Wettbewerb, so als obdieser Wettbewerb nichtbereits seit neunzehn Jahrhun-derten im Gange wäre, undzwar unter den für den Glaubender Gläubigen weniger gefährli-chen Umständen, ganz zur Ehreder katholischen Kirche? Wassoll man denken von dieserEhrfurcht gegenüber allen

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bige Menschen dürfen wir kei-nen wirklichen Vorteil unsererheutigen Zeit ignorieren oderzurückweisen, sondern wir sindüberzeugt, daß die moderneGesellschaft ohne Bezug zu Gottnicht in der Lage ist, Männerund Frauen zu dem Ziel zu füh-ren, für das sie geschaffen sind.

Auch auf diesem Gebiet müs-sen Christen und Mohammeda-ner gleichermaßen zusammenar-beiten, da sie gegenüber dermodernen Zivilisation Zeugesind, welche von der göttlichenGegenwart und der liebendenVorsehung, die unsere Schrittelenkt, Zeugnis ablegen. Gemein-sam können wir Jenen verkün-den, der uns geschaffen hat, undder uns gerufen hat, in Harmo-nie und Gerechtigkeit zusammenzu leben.

Der Segen des Allmächtigenbegleite Euch in Eurem Engage-ment für den Dialog des Frie-dens!“

Irrtümern und von derbefremdlichen Aufforderung,die ein Katholik an alle Dissi-denten (hier: Irr– und Ungläub-ge — Anm. d. Red.) gerichtethat, ihre Überzeugungendurch Studien zu festigen unddaraus immer reichere Quel-len von neuen Kräften entste-hen zu lassen? Was soll mandenken von einer Vereinigung,in der alle Religionen undselbst die Freidenkerei ermuntertwerden, sich öffentlich zuäußern und hervorzutun? Denndie Sillonisten, die in öffentli-chen Versammlungen undanderswo stolz ihren persönli-chen Glauben bekennen, beab-sichtigen in keiner Weise, anderemundtot zu machen und denProtestanten zu hindern, seinenProtestantismus zu bekennen,oder den Skeptiker seinen Skep-tizismus. Was soll man schließ-lich denken von einem Katho-liken, der beim Eintritt ineinen Studienzirkel seinenKatholizismus an der Tür läßt,um seine Genossen nicht zuerschrecken, die von einer unei-gennützigen sozialen Aktivitätträumen und dabei abgeneigtsind, dieselbe in den Dienst des

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82 Die Revolution in der Kirche

Triumphes von Interessen, Cli-quen, oder selbst von Überzeu-gungen irgendwelcher Art zustellen? Dies ist das Glaubensbe-kenntnis des neuen demokrati-schen Komitees der sozialenAktivität, auf welches ein Groß-teil der Aufgaben der früherenOrganisation übergegangen ist,das, — wie es sagt — die Mehr-deutigkeit zerbrechen will, diesowohl von reaktionären alsauch von antiklerikalen Kreisenbezüglich des «Größeren Sillon»aufrechterhalten wird und daszugleich offen ist für alle Men-schen, welche die moralischenund religiösen Kräfte achten undüberzeugt sind, daß jede echtesoziale Emanzipation ohne dasFerment eines «großmütigenIdealismus» unmöglich ist.“

Verurteilung der «Sillon»-Bewegung

,,Ach ja, leider! Die Mehr-deutigkeit ist zerbrochen! Diesoziale Aktivität des «Sillon»ist nicht mehr katholisch. DerSillonist, als solcher, arbeitetnicht für eine Clique, und dieKirche, — er sagt es — wird inkeinem Fall Nutznießer der

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83Der Ökumenismus

Sympathie sein, die er künftigdurch seine Aktivität hervorzu-bringen vermag. Wirklich einebefremdende Unterstellung!Man fürchtet, die Kirche könntevon der sozialen Aktivität des«Sillon» zu egoistischen undgewinnsüchtigen Zwecken Nut-zen ziehen, so als ob nicht alles,woraus die Kirche Nutzen zieht,nicht auch zum Nutzen derMenschheit wäre! Eine befrem-dende Verkehrtheit der Ideen!Die Kirche sei Nutznießer dersozialen Aktivität, — so als obnicht die großen Sozialwissen-schaftler anerkannt und bewie-sen hätten, daß (umgekehrt) diesoziale Aktivität es ist, welche,um seriös und fruchtbar zu sein,Nutznießerin der Kirche seinmuß. Aber noch mehr befrem-dend, erschreckend und betrü-bend zugleich, sind die Verwe-genheit und die geistige Leicht-fertigkeit von Männern, die sichKatholiken nennen, und diedavon träumen, unter derarti-gen Bedingungen die Gesell-schaft umzugestalten, und aufErden, über die katholischeKirche hinweg, das Reich derGerechtigkeit und der Liebezu errichten, mit von allen

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Osservatore Romano vom 17. November 1990

Johannes Paul II.vor dem britischen Rat für

Christen und Juden:

,,Es ist mir eine Freude, dieMitglieder des britischen Ratesfür Christen und Juden im Vati-kan zu empfangen, und ichbegrüße Sie mit einem freudigenWort, das für uns alle eine tiefeBedeutung hat: Schalom!

Der Friede ist vor allem eineGabe Gottes ... In der mensch-lichen Ordnung beinhaltet undfordert das Wort Friede Gerech-tigkeit und Barmherzigkeit undhat seinen höchsten Gipfel inder Liebe zu Gott und zumNächsten. Dies ist der Mittel-punkt der Unterweisung derTorah und der Propheten.

Christus selbst behauptet indiesem Bereich: «Glaubt nicht,daß ich gekommen bin, dasGesetz und die Propheten abzu-schaffen; ich bin nicht gekom-men um abzuschaffen, sondernum zu erfüllen». Wahrhaftig, dasgemeinsame geistige Erbe derChristen und Juden ist groß (vgl.

Richtungen her gekommenenArbeitern aus allen Religionenoder ohne Religion, mit oderohne Glaubensüberzeugungen,vorausgesetzt nur, daß sie dasvergessen, was sie trennt: ihrereligiösen und weltanschauli-chen Überzeugungen, und daßsie das einsetzen, was sie eint:einen großmütigen Idealismus,sowie moralische Kräfte, vondort her genommen, wo sie kön-nen.

…Wir befürchten, daß esnoch schlimmer kommt. DasEndergebnis dieses buntenDurcheinanders in derArbeitsweise der Nutznießerdieser gemischten sozialenAktivität kann nur eine Demo-kratie sein, die weder katho-lisch, noch protestantisch, nochjüdisch sein wird; eine Religion(denn der Sillonismus ist, —seine Anführer haben es gesagt— eine Religion), die universa-ler als die katholische Kircheist, die alle Menschen, die end-lich Brüder und Genossengeworden sind, im «ReichGottes» vereinigt. — Manarbeitet nicht für die Kirche,man arbeitet für die Mensch-heit.

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Nostra Aetate, 4). Aus diesemGrund ist die Zusammenarbeitzwischen Christen und Judennach dem II. VatikanischenKonzil immer intensiver gewor-den, und ich bin froh, daß wei-terhin wichtige Kontakte beste-hen, wie z.B. kürzlich das Pra-ger Treffen. Auf dem 13. Treffendes internationalen Kommiteesder jüdisch-katholischen Verbin-dung wurden die Themen desAntisemitismus und der Schoah(Holokaust) aufgeworfen undebenso im weiteren Sinne dieFrage der Menschenrechte.Dabei wurde erkannt, daß derAntisemitismus und jede Formvon Rassismus eine «Sündegegen Gott und die Menschheit»sind und als solche verurteiltwerden müssen. Im Geist einererneuerten Zusammenarbeithaben die katholischen und jüdi-schen Delegierten neue Orien-tierungspunkte aufgestellt, ihreAnstrengungen zu vereinigenum die Menschenrechte zu ver-teidigen, indem sie die Freiheitund Würde, dort wo sie inGefahr sind, beschützen und einVerhalten fördern, das für denUmweltschutz Verantwortungauferlegt.

Durchdrungen von tiefsterTraurigkeit fragen Wir Unsnun, Ehrwürdige Brüder, wasaus dem Katholizismus des«Sillon» geworden ist. Ach! Derklare und mächtige Strom, derfrüher zu so schönen Hoffnun-gen Anlaß gab, wurde in seinemLauf von den modernen Fein-den der Kirche abgefangen,und bildet künftig nur nocheinen trüben Nebenfluß dergroßen Strömung der Aposta-sie, welche in allen Ländern,durch die Errichtung eineruniversalen Kirche, organi-siert wird, die weder Dogmennoch Hierarchie, weder Regelnfür den Geist noch Schrankenfür die Leidenschaften hat, unddie unter dem Vorwand vonFreiheit und Menschenwürdeüberall in der Welt, wenn sietriumphieren könnte, auf dieHerrschaft der List und derGewalt durch die Gesetze undauf die Unterdrückung derSchwachen, derer, die leiden undarbeiten, hinauslaufen würde.“

Der «Sillon» und die Revolution

,,Wir kennen zu gut die düste-

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Von ganzem Herzen ermutigeich den britischen Rat für Chri-sten und Juden, weiterhin aktiveinen freundschaftlichen Dialog,eine brüderliche Verständigungund den Austausch geistigerWerte zu entwickeln, sowohl imeigenen Lande, wie im interna-tionalen Rat der Christen undJuden, dessen Mitglieder Siesind.

Zum Schluß möchte ich dieGelegenheit ergreifen, nochmalsmeinem Kummer doch auch mei-ner Hoffnung Ausdruck zu ver-leihen, die ich mit den Menschenim Heiligen Land teile, welchedas Land unserer Glaubensväterist. Mit Ihnen und all jenen, dieim Glauben Abrahams Gottangehören — dabei denke ichauch an unsere islamischen Brü-der und Schwestern — erhebeich meine Stimme zum Gebet desPsalmisten:

Bete für den Frieden Jerusa-lems,

Frieden in unseren Häusern

Auf daß der Friede in eurenMauern herrsche,

In euren Palästen, Friede !Möge Gott bald den Friedenim Heiligen Land herbei-führen!“

ren Werkstätten, in denen diesetödlichen Lehren ausgearbeitetwerden, von denen klarsichtigeGeister sich nicht verführen las-sen sollten. Die Anführer des«Sillon» haben sich nicht davorschützen können; die Über-spanntheit ihrer Gefühle, dieblinde Güte ihres Herzens, ihrmit Elementen des Illuminaten-tums vermischter weltanschauli-cher Mystizismus haben sie zueinem neuen Evangelium hin-gezogen, in welchem sie daswahre Evangelium des Erlöserszu erkennen meinten, sodaß siees sogar wagten, unserenHerrn Jesus Christus mit eineraufs höchste ehrfurchtslosenVertraulichkeit zu behandeln;und daß sie, da ihr Ideal demder (Französischen) Revolutionnah verwandt ist, nicht davorzurückschreckten, gotteslä-sterliche Vergleiche zwischendem Evangelium und derRevolution zu ziehen, welchenicht damit entschuldigt werdenkönnen, sie seien ihnen nur ausirgendeiner wilden Unbedacht-heit heraus entschlüpft.“

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87Der Ökumenismus

Osservatore Romano vom 19. Oktober 1990

Johannes Paul II. zu den Jesuiten:

,,Zu jener Epoche, als aufausdrücklichen Wunsch meinesVorgängers Papst Pius IX. imExil in Gaeta, die «Civilta cat-tolica» entstand, war die Zeitvon Laizismus und Antiklerika-lismus stark geprägt. Beidewidersetzten sich nicht nur derKirche und dem Papst, sondernuntergruben selbst die Funda-mente der christlichen Zivilisa-tion durch ihre heftigen Angriffeauf den Glauben und die katho-lische Moral.

Ihre Zeitschrift trat genau mitdem Ziel auf, die christlichenWerte, die Kirche und den Papstzu verteidigen. Zu Beginn zeigtesie kämpferische Haltung undStil und lieferte oft herbe Pole-miken, die dem damaligen allge-mein gespannten Klima undsogar dem frontalen Kampf ent-sprach. Heute dagegen hat sichdie Situation sehr verändert. Mitdem II. Vatikanischen Konzilwünscht die Kirche, mit allenMenschen auch mit jenen, die

Pius XII. In Questa vibrante10. November 1940

,,…Habt einen mutigen undtatkräftigen Glauben im Ver-trauen auf Christus, der die Weltüberwunden hat. Eine solcheJugend, solche Kämpferbraucht unsere Zeit!

Es gab einmal eine Zeit, daein junger Katholik fast ohneWiderspruch und Gefahr sei-nen Glauben leben konnte undsich von seinem Lebenskreisund seiner Umwelt sozusagentragen und treiben lassen konntewie eine schaukelnde Blume aufden Wellen des Christentums.Die politischen und sozialen In-stitutionen, die öffentlicheSittlichkeit waren vom Geist desEvangeliums geprägt, trotz desVersagens und der Verirrungeneinzelner. Es genügte gewisser-maßen der religiöse Nachah-mungstrieb zur Sicherung, wennnicht des Seelenfriedens, sodoch der äußeren Ruhe. Heuteaber ist der Laizismus durchdie Welt gegangen und in alleBereiche eingedrungen. Erschleicht sich allmählich so weit

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nicht den christlichen Glaubenteilen, «die aber den Kult hohenmenschlichen Wertes» habenund sogar mit jenen, die sich derKirche widersetzen und sie aufverschiedene Art bekämpfeneinen Dialog herzustellen, derallein durch die Liebe zur Wahr-heit inspiriert ist. (Gaudium etSpes, Nr. 92)

Die katholische Kirche hatimmer mehr ihre Präsenz in derWelt vergrößert dank ihres«katholischen» d.h. universellenCharakters; besonders im Ver-lauf der vergangenen Jahrhun-derte ist sie immer stärker die«Kirche von allen» und als die«Kirche für alle» in Erschei-nung getreten. …

In dieser Situation muß sicheine Zeitschrift wie die Ihrigenotwendigerweise den großenProblemen unserer heutigen Zeitöffnen: den sozialen, politischen,wirtschaftlichen, moralischenund religiösen Problemen. Dasökumenische Problem, der Dia-log zwischen verschiedenenZivilisationen, die Inkulturationdes Glaubens, die Probleme derreligiösen Gleichgültigkeit, derSäkularisation, des Atheismus,die Probleme der Hunger, der

in die Seele der Völker ein,selbst jener, die traditionsgemäßkatholisch sind, daß eine christ-liche Jugend, die inmitten derWelt ihren Glauben bewahrenwill, viel Mut braucht, umanzukämpfen gegen denmächtigen Strom des Mate-rialismus, der religiösenGleichgültigkeit, der heidni-schen Sinnenfreudigkeit undder ausgelassenen Vergnü-gungssucht. Wo denn wird einesolche Kühnheit Wurzel fassen,die ja nichts anderes ist als heili-ger Mut, als bei der beherztenund hoffnungsfrohen Jugend,die stark und klug, edel undrein ist wie die eure? «Weicheder Drangsal nicht, nein, geh ihrnoch kühner entgegen!» *3)

Schaut euch um und sagt, obihr, die ihr zu übernatürlichenZielen herangebildet wurdet, umder Liebe und des Dienstes JesuChristi willen nicht das zuwagen bereit seid, was eineandere Jugend leistet und erträgtin einsatzbereiter Anhänglich-keit an ein irdisches und ver-gängliches Ideal? Schaut euchum und sagt, ob es nicht einunwürdiges Schauspiel wäre,wenn die gottlose Jugend häufi-

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Unterentwicklung und desUmweltschutzes müssen die The-men sein, über die Ihre Zeit-schrift engagiert nachdenkt,wobei sie jenen Hinweisen folgt,die ich Ihnen gegeben habebesonders in der Enzyklika «Sol-licitudo rei socialis»; dabeimöge sie, wie ich in der Enzykli-ka «Redemptor hominis» gesagthabe, den Menschen zum«Weg» der Kirche machen.“

ger und leidenschaftlicher anGott dächte, um ihn zu leugnenund zu hassen und den Haßgegen ihn zu schüren, als diekatholische Jugend, um ihn zulieben und ihm zu dienen undandere zu dieser Liebe und zudiesem Dienste zu begeistern?An jeden von euch richtenWir die Worte, mit denen einstein junger siegreicher Bo-genschütze begrüßt wurde:«Glückauf zur ersten Helden-tat, mein Knabe, so gehts» zuden Sternen!“ *4)

Pius IX. Jam vos omnes

13. September 1868

,,...daß weder eine andere ausebendiesen Gesellschaften (ver-schieden von einander abwei-chende religiöse Gesellschaf-ten — Anm. d. Red.) für sichnoch alle zusammen verbundenin irgendeiner Weise jene eineund katholische Kirche bildenund sind, die Christus, der Herr,erbaute, einsetzte, und von derer wollte, daß sie sei, und daßsie auch nicht in irgendeinerWeise Glied oder Teil ebendieser

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Kirche genannt werden können,da sie ja von der katholischenEinheit sichtbar getrennt sind.“

Pius XII.Mystici Corporis Christi

29. Juni 1943

,,…Infolgedessen weicht vonder göttlichen Wahrheit ab,wer die Kirche so darstellt, alsob sie weder erfaßt noch gese-hen werden könnte, als ob sie,wie man behauptet, nur etwas«Pneumatisches» wäre, wodurchviele christliche Gemeinschaf-ten, obgleich voneinander imGlauben getrennt, doch durchein unsichtbares Band unterein-ander vereint wären.“

Bonifaz VIII.

Unam sanctam

18. November 1302

,,…Eine heilige katholischeund ebenso apostolische Kirchezu glauben und festzuhalten,werden wir auf Drängen desGlaubens gezwungen, und dieseglauben wir fest und bekennen

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wir aufrichtig, außerhalb dererweder Heil noch Vergebung derSünden ist.“…

Pius IX. Apostolicae Sedi22. August 1851

,,…Die Grundlage, aufwelche sie (die ökumenischeBewegung) sich stützt, istderart, daß sie von Grund aufdie göttliche Konstitution derKirche umstürzt und zerstört.Sie gehen von der Vorausset-zung aus, daß die wahre KircheJesu Christi zum Teil von derauf der ganzen Welt verbreitetenrömischen Kirche und zum Teilvon den Anhängern des Schis-mas von Photius, sowie zum Teilvon der anglikanischen Häresiegebildet sei. Diese Teile hättengemeinsam mit der RömischenKirche: «Einen einzigen Herrn,einen einzigen Glauben und eineeinzige Taufe». Um die Diver-genzen, welche die drei christli-chen Gemeinschaften zumgroßen Ärgernis und zumgroßen Schaden für die Wahrheitund Liebe trennen, abzubauen,ordnen die genannten Gemein-

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schaften Gebete und «rituelle»Opfer an, um von Gott dieGnade der Vereinigung zu erlan-gen. … Daß Gläubige und Kleri-ker unter der Leitung von Häre-tikern für die christliche Einheitbeten, und — was schlimmerist — dies auch noch gemäßeiner von Häresie infizierten undungültigen Meinung tun, daskann absolut nicht gebilligtwerden.“

Leo XIII. Satis cognitum 29. Juni 1896

,,…Wenn man nun aber daraufblickt, was geschehen ist, so hatChristus die Kirche nicht alseine solche gebildet undgeformt, die mehrere Gemein-schaften umschlösse, die ihrerArt nach ähnlich, aber unter-schieden und nicht durch jeneBande verknüpft sind, welchedie Kirche in der klaren Weiseunteilbar und einzig machen,wie wir im Glaubensbekenntnisbekennen: «Ich glaube an dieeine ... Kirche…».“

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Osservatore Romano vom 27. April 1990

Johannes Paul II.

,,Ich freue mich mit euch, undich preise den Heiligen Geist,der die Kirche in einem immertieferen Engagement zum Dialogund zur Zusammenarbeit mitallen, die Gott mit einem Kultverehren, geleitet hat.

Das Konzil hat sich das Zielgesetzt, die Sicherheit zu geben,den Dialog mit den Vertreternanderer Religionen in einerangemessener Art fortzuführenund verschiedenartige Kontaktemit ihnen aufzunehmen. DasKonklave ermutigt, angemesseneStudien und Zusammenkünftemit dem Ziel abzuhalten, einewechselseitige Bekanntschaftund Achtung zu schaffen undzusammenzuarbeiten und dieMenschenwürde und die geisti-gen und moralischen Werte zufördern. Dem Konzil liegt amHerzen, all jene auszubilden, diesich für diesen Dialog engagie-ren (Pastor Bonus, 160).

Es genügt schon, auf dieseWelt um uns herum einen Blickzu werfen, um sich Rechenschaft

Hl. Pius X. Pascendi

8. September 1907

,,…Wie weit ist man hierbeivon den katholischen Grund-sätzen entfernt! Das Vatika-nische Konzil hat — wie wirbereits gesehen haben — dieVerirrungen dieser Art zurück-gewiesen. Wie leicht die Zulas-sung dieser Ansichten in Verbin-dung mit den übrigen erwähntenIrrtümern zum Atheismus führenkönnen, soll nachher gezeigtwerden.

Hier sei zunächst darauf hin-gewiesen, daß durch dieseLehre von der Erfahrung,wenn man die andere vomSymbolismus dazunimmt, jedebeliebige Religion, die heid-nische nicht ausgenommen, alswahr anzuerkennen ist. Warumsollten auch derartige Erfahrun-gen nicht in jedweder Religiongemacht werden? Mehr als einerwill es wissen, daß sie gemachtworden seien. Mit welchemRechte wollten auch die Moder-nisten eine Erfahrung als«unwahr» ablehnen, welche einMohammedaner als gewiß

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zu geben, daß unsere Aufgabenichts von ihrer Bedeutung ver-loren hat, sondern gelegener istdenn je.“

behauptet, und solche wahren(Erfahrungen) einzig auf dieKatholiken beschränken? Dastun denn auch die Modernistentatsächlich nicht — vielmehrsagen es die einen etwas dunkel,andere verfechten es völligoffen: alle Religionen seienwahr. …

Ganz besonders bestürzendist es, daß es Katholiken undPriester geben kann, welche —so wollen Wir zu ihren Gun-sten lieber annehmen — solcheUngeheuerlichkeiten zwarverabscheuen, welche aberdoch so handeln, als fändendieselben ihre volle Billigung.Denn die Lehrer dieser Irrtümerwerden von ihnen derartiggelobt, und sie erweisen ihnenöffentlich derartige Ehren, daßman leicht zur Ansicht kommenkönnte, die Anerkennung gelteweniger den Männern, die ja inirgend einem Teilbereich nichtohne persönliche Verdienste seinmögen, als vielmehr den Irrtü-mern, die sie sich offen zu eigenmachen und mit aller Kraft unterdas Volk zu bringen suchen.“

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95Der Ökumenismus

Pius XII. Humani generis12. August 1950

,,…Ja, es zeigt sich noch eineandere Gefahr, die umso schwer-wiegender ist, als sie sich nochmehr in den Schleier der Tugendhüllt. Zahlreich sind nämlichjene, die in ihrem Verdruß überdie Uneinigkeit der Menschenund über die Verwirrung derGeister sowie unter dem Antriebeines unklugen Seeleneifersden mächtigen Drang und dasglühende Verlangen in sich spü-ren, die Schranken niederzu-reißen, wodurch rechtschaf-fene und anständige Menschenvoneinander geschieden sind;sie huldigen dermaßen demIrenismus (Friedensliebe), daßsie, ohne die trennenden Pro-bleme zu berücksichtigen,nicht nur darauf bedacht sind,den Ansturm des Atheismus mitvereinten Kräften niederzuschla-gen, sondern auch die Gegen-sätze in dogmatischen Fragenzu überbrücken.“

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96 Die Revolution in der Kirche

Hl. Pius X. Pascendi

8. September 1907

,,…Es erscheint deshalb auchganz besonders verwunderlich,wie «Kritiker» dieser Art heut-zutage bei den Katholiken soviel Einfluß haben. Der Grunddafür ist ein doppelter: zunächstdie höchst innige Verbindung, inder die Historiker und Kritikerdieser Art, über alle Schrankender Verschiedenheit der Natio-nalität und der Religionen hin-weg, miteinander stehen; unddann die höchst vermesseneKeckheit, mit der die übrigeneinstimmig alles als einen Fort-schritt der Wissenschaft rühmen,was irgendeiner von ihnendaherplappern mag. Wolltejemand von sich aus eine derar-tige Neuerung als ungeheuer-liche Mißgeburt einschätzen, sofallen sie über ihn in geschlosse-ner Schar her, stellt er dieseNeuerung in Abrede, so beschul-digen sie ihn der Unwissenheit;nimmt er sie an und tritt er dafürein, so staffieren sie ihn mitLobeserhebungen aus. Diestäuscht nicht wenige, die sichbei genauerem Zusehen davon

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97Der Ökumenismus

Osservatore Romanovom 6. Dezember 1991

Die international gemischteKommission: Die katholischeKirche und die anglikanische

Religionsgemeinschaft

,,…Die in dem spezifischenKontext der Beziehungen zwi-

entsetzt abwenden würden.Jedoch die übermächtigeVorherrschaft der Irregegan-genen und der vorschnelle Bei-fall oberflächlicher Geisterhaben eine Art verdorbenenDunstkreis geschaffen, derüberallhin dringt und dieSeuche verbreitet. …

Überschaut man nun dasganze System mit einem Blick,so wird sich niemand überUnsere Bezeichnung verwun-dern, daß Wir mit Bestimmt-heit erklären: es ist die Zusam-menfassung aller Häresien.Hätte sich jemand die Aufgabegestellt, Geist und Kern allerGlaubensirrtümer, die es jegegeben hat, zusammenzutra-gen, so hätte er dies nicht besserverwirklichen können, als es dieModernisten verwirklichthaben.“

Leo XIII.Apostolicae Curae13. September 1896

Endgültige lehramtliche Ent-scheidung betreffend die Frageder Gültigkeit der Bischofs-und Priesterweihen nach demanglikanischen Ritus.

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98 Die Revolution in der Kirche

schen Katholiken und Anglika-nern vorgenommene Wahl warin einem Brief des KardinalsWillebrands vom 13. Juli 1985erklärt worden, als der Ablaufeiner Bewertung des Schlußbe-richtes der ARCIC-, schon imGange war. Indem er sich aufden Apostolischen Brief von LeoXIII., Apostolicae Curae, bezog,welcher die Ungültigkeit deranglikanischen Weihen bestätig-te, schrieb Kardinal Wille-brands:

«Die Entscheidung von LeoXIII. ruhte auf einer doktrinalenGrundlage, sie fällte ein Urteil,dem gemäß die Lehre über dieEucharistie und das Priesteramt(die Lehre auf der Grundlagedes 1552 aufgestellten anglika-nischen Ordinale) derart war,daß sie zu Irrtümern sowohl inder Form des Sakraments, alsauch in der durch den Ritusselbst ausgedrückten Intentionführen mußte.»

Kardinal Willebrands zeigt indem eben zitierten Brief klar an,wie der Dialog über diese Fra-gen strukturiert zu sein hat undauf welche Weise und in welcheRichtung die Bewertung gehenmüsse.

,,…Die Autorität von JuliusIII. und Paul IV., auf die Wir unsberufen, hebt deutlich hervor,welches der Ursprung dieserGrundsätze ist, die nunmehr seitmehr als drei Jahrhunderten ein-gehalten wurden, aufgrundderer die Weihen nach demRitus Eduards für ungültigund nichtig gehalten werden.Diese Grundsätze werden inhöchstem Maß durch die Tat-sache bekräftigt,daß in Romselbst zahlreiche derartige Wei-hen absolut (also nicht einmabedingungsweise) im katholi-schen Ritus wiederholt wurden…

Angesichts dieser Sachlagebringt es überhaupt keineAbhilfe, wenn kürzlich weitereZusätze zu den Gebeten diesesOrdinale angefügt wurden.Unter Übergehung vieler andererBeweise dafür, daß der anglika-nische Ritus zur Erlangungseines Zwecks nicht ausreicht,sei stellvertretend für alle ande-ren Beweise nur der eine heraus-gegriffen: Man hat nämlich ausdiesen Gebeten mit Absicht allesgestrichen, was im katholischenRitus klar und deutlich dieWürde und die Obliegenheitendes Priesters hervorhebt. Eine

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99Der Ökumenismus

«Wenn am Ende des Bewer-tungsprozesses die anglikanischeGlaubensgemeinschaft alssolche in der Lage ist, in allerForm zu bestätigen, daß sie hin-sichtlich der wesentlichen, dieEucharistie und die Priesterwei-he betreffenden Streitpunkte,über welche die Lehre keine Dif-ferenzen zuläßt, und von denenauch die römisch-katholischeKirche bestätigt, daß solcheFragen die Materie des Glau-bens ausmachen und als solchebekannt werden müssen, densel-ben Glauben zu bekennen, dannkönnte die römisch-katholischeKirche im Kontext eines sol-chen Glaubensbekenntnissesals möglich anerkennen, daßdas anglikanische Ordinalenicht mehr jene ,nativitaindoles’ (angeborener Charak-ter) aufrecht erhält, welche dieGrundlage des von Papst LeoXIII. gefällten Urteils bildet.Das heißt: Wenn die beidenGlaubensgemeinschaften eineinmütiges Glaubensbekenntnisüber die Eucharistie und dasPriesteramt ablegen würden,dann würde es sich in der Tatergeben, daß man den Kontextder Diskussion ändern müsse.

Form kann folglich nicht ge-eignet und ausreichend für einSakrament sein, welche geradedas mit Schweigen übergeht,was wesentlich darin bedeutetwerden müßte…

Wir stimmen also allen Dekre-ten Unserer Vorgänger bezüglichdieser Frage zu; Wir bestätigensie voll und ganz und erneuernsie kraft Unserer Autorität auseigenem Antrieb und aufGrund sicherer Kenntnis spre-chen Wir es aus und erklärenWir: Die nach dem anglikani-schen Ritus vollzogenen Wei-hen waren und sind ganz undgar ungültig, sowie völlignichtig…

Wir bestimmen, daß diesesSchreiben und alles, was esenthält, hinkünftig niemals unterdem Vorwand eines verstecktenMangels, oder einer Auslassung,oder sei es im Zusammenhangmit einem Fehler betreffend denvon Uns verstandenen Sinn,oder aus jeglichem anderen dies-bezüglichen Entkräftigungs-grund, gerügt oder bekämpftwerden darf. Dieses Schreibenist und wird vielmehr stetsgültig sein und seine volleKraft behalten. Alle, welchen

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100 Die Revolution in der Kirche

In diesem Falle würde einsolches Glaubensbekenntnisden Anfang damit machen, aufneue Weise das Ordinale zubetrachten (sowie die daraufsich beziehenden Ordinationsri-ten, welche in die anglikani-schen Kirchen eingeführt wur-den), und konsequenterweisekönnte man zu einer neuenBewertung von seiten derkatholischen Kirche kommen,mit der Absicht sie festzulegen,wenn die anglikanischen Ritenim Falle zukünftiger Weihenhinreichend sein sollten. DieStudie müßte die Riten in sichselbst behandeln, indem sie indiesem Stadium der Untersu-chung davon absieht, ob dieKontinuität des ordinierendenBischofs in der apostolischenSukzession gegeben ist.»

«Apostolicae Curae» hat indiesem Sinn das Programm derinternational gemischten, katho-lisch-anglikanischen Kommis-sion festgelegt. Das über dieanglikanischen Weihen negati-verweise gefällte Verdikt gründe-te sich auf ein Urteil, demgemäß zur Zeit ersten anglikani-schen Weihen ein Unterschiedzwischen dem Glauben derkatholischen Kirche und demGlauben bestand, der in den fürsolche Ordinationen benutztenRiten ausgedrückt wurde. Eswar offensichtlich, daß der ersteSchritt, den man in dem Prozeß

Rang sie auch einnehmen undwie hervorragend ihre amtlicheStellung auch sein möge, müs-sen sich unverletzlich bei derRechtsprechung und auch außer-halb derselben daran halten. Wirerklären für null und nichtig(alles), wodurch irgend jemand,gleichgültig welcher Autoritäter besitzt und unter welchemVorwand auch immer, wissent-lich oder unwissentlich anders-sinnig vom Inhalt dieses Schrei-bens abzuweichen versuchenwürde. Nichts Gegenteiliges,was es auch immer sei, kanndiesem Schreiben entgegenste-hen.“

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101Der Ökumenismus

der Versöhnung zu tun hat, darinbestand festzustellen, ob zwi-schen den Katholiken und denAnglikanern des 20. Jahrhun-derts über solche entscheiden-den Themen Glaubenseinheitbestehe oder nicht. Die Versöh-nung auf dem Niveau des Prie-steramtes ist grundlegend für dieWiederherstellung der kirchli-chen Einheit, und ein positiverAusgang des Dialogs überdieses spezielle Thema hättebewirken können, das Ziel leich-ter erreichbar zu machen.“

Der Teufel regt uns an zu lästern, damitUnser Herr Jesus Christus von uns denfalschen Göttern gleichgestellt wird.

Jesus Christus unser Herr will sich als

einzig, und exklusiv, weil Er Gott ist.

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Osservatore Romano vom 2. April 1990

Johannes Paul II.

,,Ihr wollt also den Weg sehen,den man zurücklegen muß, um«eine vereinte Welt» mit demBewußtsein, daß dieses Ideal dieGeschichte ist, zu erreichen.

Tatsächlich ergibt sich diesePerspektive offensichtlich auszahlreichen Zeichen unsererZeit: Die Aussicht auf die eineWelt ist die große Erwartung derMenschen heute, eine Hoffnungund zugleich eine große Heraus-forderung der Zukunft. Wirgeben uns Rechenschaft, daß wirunter dem Impuls einerungewöhnlichen Geschwindig-keit zu der Einheit fortzuschrei-ten im Begriffe sind. Die Ge-schehnisse, die wir erleben, ver-mehren sich und bedrängen uns,

Pius XII.Ansprache an die Männer der

italienischen KatholischenAktion. Der neue Attila

12. Oktober 1952

,,Liebe Söhne, Männer derKatholischen Aktion! Als wirerfahren haben, daß die neueKirche dem heiligen Leo I.geweiht werden solle, der Romund Italien vom Ansturm derBarbaren gerettet hat, ist Uns derGedanke gekommen, daß ihrvielleicht denken könnt, es wäreeine Anspielung auf diegegenwärtigen Verhältnisse.Heute ist nicht bloß die EwigeStadt und Italien bedroht, son-dern die ganze Welt.

O, fragt Uns nicht, wer der«Feind» ist, noch unter wel-chem Kleid er sich verbirgt. Erbefindet sich überall und inmit-ten von allen: er kann gewaltsam

4. Kapitel

Die neue Weltordnung

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103Die neue Weltordnung

indem sie uns den Anstoß geben,treffende und gültige Antwor-ten, ohne Zögern oder Trägheit,sofort zu formulieren.

Die Kirche betrachtet dasHeranrücken des dritten Jahr-tausends als einen sehr engagie-renden Termin für eine erneuteEvangelisierung: das begonneneJahrzehnt erweist sich für dieChristen als ein neuer Advent,eine wichtige Etappe…

Jedermann ist demnach auf-gefordert, sein eigenes Gewis-sen so zu erziehen, daß es fürein Zusammenleben in gegen-seitigem Respekt, in Eintrachtund Brüderlichkeit, das rechteGefühl aufbringt, da es ohnediese Gefühle nicht möglich ist,einen echten Weg zur Einheitund zum Frieden zu realisieren.

Wenn es zur Schaffung «einervereinten Welt» erforderlich ist,Zwistigkeiten, Mißverständnisse,Mißtrauen und Intoleranz zuüberwinden, so erscheint dannin seiner ganzen Wahrheit undNotwendigkeit das Bild desMenschen, für den Christus imEvangelium das Programm vor-gezeichnet hat…

Meine Lieben, seid nichtenttäuscht!

und listig sein. In den letztenJahrhunderten hat er versucht,den Zerfall der intellektuellen,moralischen, sozialen Einheitdes Mystischen Leibes Christizu erreichen. Er strebt nach derNatur ohne Gnade, nach demVerstand ohne Glauben, nachder Freiheit ohne Autorität, undmanchmal auch nach der Auto-rität ohne Freiheit. Das ist ein«Feind» der mehr und mehrkonkret wurde, der noch über-rascht mit seiner Skrupellosig-keit: Christus ja, die Kirchenein! Ferner: Gott ja, Christusnein! Und schließlich der gottlo-se Ruf: Gott ist tot, und: Gottselbst hat nie existiert. Dies istein Unterfangen, die Strukturder Welt auf jene Grundlagenumzu-stellen, von welchen Wirsagen müssen, sie sind dieHauptursache der Gefahr, dieder Menschheit droht: eineWirtschaftsordnung ohneGott, ein Recht ohne Gott, einePolitik ohne Gott. Der «Feind»hat nach wie vor alle Mittel auf-gewendet, daß Christus in denUniversitäten, in den Schulen, inder Familie, in der Ausübungder Gerechtigkeit, in der Gesetz-gebung, in den Sitzungen der

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104 Die Revolution in der Kirche

Im Lichte des Glaubens seideuch bewußt, daß der Weg zurvereinten Welt, welcher der Wegdes Friedens ist, auf der Errich-tung von festen Banden der Soli-darität beruht, und daß die Soli-darität ihre Wurzeln in derNächstenliebe hat!“

Osservatore Romano vom 13. Januar 1990

Johannes Paul II.

,,Der irdische Messianismusauf Erden ist zusammengebro-chen, und die Welt dürstet nacheiner neuen Gerechtigkeit. Einegroße Hoffnung ist aufgegangen,die Hoffnung auf Freiheit,Verantwortlichkeit, Solidaritätund Spiritualität. Alle rufen indieser priviligierten Stunde, diewir jetzt erleben, nach einerneuen vollkommenen menschli-chen Zivilisation. Diese immen-se Hoffnung der Menschheit darfnicht enttäuscht werden: Wiralle haben die Aufgabe, auf dieErwartungen einer neuen men-schlichen Kultur die rechteAntwort zu geben.“…

Selbst die Staatsmänner schei-nen in der Wahl der Wege zu

Nationen, wo man über Friedenund Krieg entscheidet, ein Frem-der sei.“…

Pius XII.Ansprache an das

Kardinalskollegium 2. Juni 1948

,,…Einzig auf den Grundsät-zen und im Geist des Christen-tums können die sozialen Refor-men verwirklicht werden, diedurch die Not und das Sehnenunserer Zeit gebieterisch gefor-dert sind.“…

,,…Die Gesinnungen, Ent-schlüsse und Taten, die aus die-sem Erwachen hervorquellen,beschränken sich nicht auf dieirrtümlich so genannte …«reinreligiöse Sphäre», womit dieAbriegelung jedes Eindringensin das öffentliche Lebengemeint ist. Ihr Gegenstandbegreift im Gegenteil auf demprofanen, ob nationalem oderinternationalem Gebiet, jede

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105Die neue Weltordnung

zögern, um diese brüderlicheund solidarische Welt aufzu-bauen, die alle unsere Zeit-genossen herbeisehnen, sowohlinnerhalb der Nationen wie aufder Ebene der Kontinente. …

Liebe Freunde, solcher Artsind die Themen, welche EureGedanken nähren sollen amEnde eines Jahrhunderts, dasnur allzuviel Schrecken und Ter-ror gekannt hat und das sich nunwieder daran macht, einer echtmenschlichen Kultur zuzustre-ben.“

Frage in sich, die sittlicheBewandtnis aufweist, jedeFrage, in der es um die Entschei-dung für oder wider Gott geht,mit einem Wort jede Frage, dieausgesprochen oder unausges-prochen die Religion berührt. …

…An alle Unsere geliebtenSöhne und Töchter auf demErdenrund, die sich unter dieFahne Christi gestellt und demKampf um die Ankunft seinesFriedensreiches geweiht haben,richten Wir daher im Namen desmenschgewordenen GottesUnsern väterlichen Dank undgeben dem innigen WunscheAusdruck, sie mögen treu bis inden Tod aushalten und so amgroßen Tag der ewigen Vergel-tung unter der Zahl jener «Sie-ger» sein, denen die großen,unergründlichen Verheißungender Geheimen Offenbarung vor-behalten sind.“

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106 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romano vom 24. Juni 1990

Johannes Paul II.vor dem Rotary-Klub:

,,…In den kommenden Jahrenmuß dieses moralische Engage-ment zum Schutz der Men-schenwürde und der Bedürfnisseunserer Brüder und Schwesterndie Entwicklung neuer politi-scher und wirtschaftlicherStrukturen inspirieren, indemes darauf abzielt, eine vollstän-dige Entwicklung aller Nationensowie die Schaffung einer inter-nationalen Ordnung im Rah-men einer wirklich sozialen undwirtschaftlichen Justiz und einesdauerhaften Friedens zu garan-tieren.“

Pius XII.Ansprache an die italienische

«Katholische Aktion»8. Dezember 1953

Der gegenwärtige Kampf,,In unserer jüngsten Enzyklika

«Fulgens Corona» haben Wirnochmals die Durchführungeines fürchterlichen Planes ver-dammt, der dahin strebt, denSeelen den Glauben an Christuszu rauben und die Welt unterdie Herrschaft des FeindesGottes und der Menschen zustellen. Es sind dies Menschen,erbarmungswürdige Kreaturen,die sich als Werkzeug dieseszerstörerischen Werkes zurVerfügung stellen. Ein Kampfist entstanden, der sozusagenvon Tag zu Tag an Umfang undan Heftigkeit zunimmt. Es istdaher notwendig, daß alle Chri-sten, besonders alle militantenKatholiken, «in Bereitschaft ste-hen, und wenn nötig, für dieKirche, ihre Mutter, mit denihnen erlaubten Waffen bis zumTode kämpfen». …

Der Erfolg dieses Kampfes istuns schon zugesichert: dasunfehlbare Wort Gottes bildet

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107Die neue Weltordnung

Osservatore Romano

vom 11. Oktober 1991

Botschaft des Papstes an dasökumenische Treffen auf Malta:

,,Das Treffen von Malta hatdoch die berechtigte Absichtgehabt, sich mit der Verantwor-tung der Gläubigen gegenüberder neuen Weltordnung zu be-schäftigen, und hat in einem

die Sicherheit. Der Tag desTriumphes über das Böse wirdkommen, da der Tag kommenwird — wir sagen es mit unend-licher Traurigkeit — wo allejene, die an Gott vorübergehenwollten und hartnäckig bis zumEnde unbußfertig gebliebensind, dem höllischen Feuer über-liefert werden! Es gibt aber auchSchlachten, deren Ausgangungewiß ist, da er auch vomguten Willen der Menschenabhängt. Auf gewissen Gebietenhat der «Feind» schon die Ober-hand, daher ist es angebracht,das verlorene Gebiet, das sinddie verirrten Seelen, wieder zugewinnen, damit Jesus vonneuem in den Herzen und inder Welt herrsche.“

Pius XI.

Ubi arcanoDie internationale Staaten-

gemeinschaft.21. Dezember 1922

,,…Wenn also Regierungenund Völker es sich zur heiligenPflicht machen, in ihrem poli-tischen Leben nach innen undaußen der Lehre Christi alsWegweiser zu folgen, dann

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108 Die Revolution in der Kirche

Klima der Meditation und desDialogs nützliche Denkanstößeangeboten, um Wege für eineneue Ordnung der Beziehungenzwischen den Staaten und denVölkern zu empfehlen, die aufdem moralischen Gewissen, aufden menschlichen Werten undauf das Recht gegründet sind.“

und nur dann werden sie imInnern einen segensvollenFrieden genießen, die interna-tionalen Beziehungen auf demBoden gegenseitigen Ver-trauens regeln und in friedli-chem Meinungsaustauschetwaige Streitfälle schlichtenkönnen.

Gewiß, mancher Versuch istbis zur Stunde nach dieser Rich-tung hin gemacht worden, aberleider mit wenig oder gar kei-nem Erfolg, namentlich in denheikelsten internationalen Fra-gen.

Es gibt keine menschliche In-stanz, die alle Völker auf eininternationales zeitgemäßesGesetzbuch verpflichten könnte,wie es im Mittelalter bei derchristlichen Völkerfamilie, demwahren Völkerbund der Fallwar. …

Es existiert aber jetzt noch eingöttliches Institut, das die Hei-ligkeit des Völkerrechtes schüt-zen kann, ein Institut, das allenNationen angehört und doch alleNationen überragt, das ausge-stattet ist mit der höchsten Auto-rität und ehrwürdig ist durch dieFülle seiner Lehrgewalt: dieKirche Christi. Sie allein zeigt

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109Die neue Weltordnung

Osservatore Romano

vom 16. Dezember 1991

Schlußerklärung der Synode8.) Die besonderen Beziehungen

zu den Juden

,,In dem Aufbau der neuenOrdnung in Europa und in derWelt, hat der Dialog unter denReligionen eine große Bedeu-tung; vor allem aber der Dialogmit unseren «erstgeborenenBrüdern», den Juden, derenGlaube und Kultur ein konstruk-tives Element der Entwicklungder europäischen Zivilisationausmachen.“

sich auf der Höhe dieserbedeutsamen Aufgabe, dankihrer göttlichen Sendung, dankihrer Natur und Verfassung,dank ihrer jahrhundertlangenglänzenden Geschichte; selbstdie Stürme des Krieges habenihren Glanz nicht verdunkelt,sondern wunderbar erhöht. …

Wenn daher Pius X. sich zumProgramm setzte, «alles in Chri-sto zu erneuern», so bahnte erdamit wie unter göttlicher Ein-gebung jenem Werk der Befrie-dung den Weg, das BenediktXV. als Aufgabe vorschwebte.“

Pius XI.Quas primas

Das Königtum Christi11. Dezember 1925

,,…Wenn wir nun anordnen,Christus solle von der ganzenkatholischen Welt als Königverehrt werden, so wollen wirdamit auch dem Bedürfnis unse-rer Zeit entgegenkommen undein wirksames Heilmittel jenerPest entgegenstellen, welche diemenschliche Gesellschaft befal-len hat. Die Pest unserer Zeitist der sogenannte Laizismus

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110 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romanovom 9. Dezember 1991

Botschaft der Synode undder delegierten Präsidentenüber die Neue WeltordnungNovus Ordo Mundi (N.O.M.)an alle Regierungen Europas:

,,Mehr als jemals zuvor sehnensich die Völker Europas nachEinheit und trachten danach,sich in neuen politischen Struk-turen zu sammeln, auf die nungewisse Personen unter Euch,welche einen schon seit langembegonnenen Aufbau nachge-hen, auch weiterhin arbeiten.Wir geben Euch die Versiche-rung, daß die Christen mehrdenn je die Diener und Zeugender Einheit sein wollen.“ Delegierte Präsidenten: Jean-Marie Kardinal Lustiger,Erzbischof von ParisJosef Kardinal Glemp, Primasvon Polen Eduardo Kardinal Martinez-Somalo

mit seinen Irrtümern und gottlo-sen Absichten.

Ihr wißt, ehrwürdige Brüder,daß diese Plage nicht an einemTage ausbrach, sondern seit lan-gem die Staaten insgeheimbedrohte. Man begann damit,Christi Herrschaft über alleVölker zu leugnen; man strittder Kirche ihr Recht ab, dasaus dem Rechte Jesu Christiselbst hervorgeht, die Mensch-heit zu lehren, Gesetze zugeben, die Völker zu leiten, umsie zur ewigen Seligkeit zu füh-ren. Nach und nach wurde diechristliche Religion mit denandern, falschen Religionengleichgestellt und auf äußerstentwürdigende Weise mit die-sen auf eine Stufe gestellt;sodann unterwarf man sie derweltlichen Gewalt und liefertesie der Willkür der Fürsten undStaatsmänner aus. Noch weitergingen jene, die darauf sannen,die göttliche Religion zu erset-zen durch so etwas wie einenatürliche Religion oder einebloß gefühlsmäßige Religiosität.Gewisse Staaten glaubten sogar,Gott entbehren zu können; siemachten den Unglauben zu ihrerReligion und bemühten sich,

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111Die neue Weltordnung

bewußt und absichtlich Gott Zuvergessen. Die überaus bitterenFrüchte, welche diese Abkehrder Einzelnen und der Staatenvon Gott in so großer Zahl undandauernd zeitigte, haben wir imRundschreiben Ubi arcano be-klagt und beklagen sie heutewieder. …

Scheint es nun nicht, daß einChristkönigsfest, das alljährlichund allerorten gefeiert würde,viel dazu beitragen könnte,jenen öffentlichen Abfall laut zuverurteilen und wieder gutzuma-chen, den der Laizismus zumgrößten Schaden der Gesell-schaft herbeigeführt hat? Jemehr man bei internationalenKonferenzen und in den Parla-menten den liebreichsten NamenUnseres Erlösers mit ungebühr-lichem Schweigen übergeht,desto lauter müssen wir ihn indie Welt hineinrufen und dieRechte der königlichen Würdeund Macht Christi überallverkünden.“

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Osservatore Romano vom 28. Oktober 1990

Ansprache des Papstes an die Synode:

,,Tatsächlich trennen unsschon 25 Jahre von dem Ent-schluß meines verehrten Vorgän-gers, Papst Paul VI., anläßlichder ersten Sitzung des II. Vatika-nischen Konzils, die Synode derBischöfe einzurichten. DieserEntschluß war wahrhaftig einAkt der Vorsehung. In dem ver-gangenen Vierteljahrhundertkonnten wir seine Wirksamkeiterleben und seine Kraft schät-zen.

Die Synode übt naturgemäßeine beratende (konsultative)Funktion aus. Unter gewissenUmständen kann ihr jedochdurch den Papst eine be-schließende (deliberative)

Pius VI.Super soliditate petrae Über die Kollegialität

28. November 1786

,,…Diese Sprache läßt klarerdie bedauernswerte Vermessen-heit eines Schriftstellers erken-nen, der von einer blindenÜberstürzung getrieben, in sei-ner Schmähschrift die Irrtümerzu erneuern suchte, welchedurch so viele Dekrete verurteiltworden sind. Er ist ein Mensch,der sich nicht fürchtet, oft durchviele Winkelzüge, an sehr vielenStellen zu behaupten und zubetonen: Jeder beliebigeBischof sei von Gott nichtweniger zur Leitung derKirche berufen als der Papstund sei mit keiner geringerenVollmacht ausgestattet: Christushabe von sich aus allen Aposteln

5. Kapitel

Die Kollegialität

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113Die Kollegialität

Gewalt zugeteilt werden, der eszukommt, die Entscheidungen zukorrigieren (siehe ApostolicaSollicitudo und kan. Recht CIC343). Die Erfahrung frühererSynoden hat uns den Sinn desUnterschiedes zwischen beraten-der und beschließender Gewaltklargemacht. Das Ausmaß derBeratung, das der Wirkungsbe-reich der Synodenberatunganläßlich jeder Versammlungermöglichte, ist niemals ohneFrüchte geblieben, auch nichtauf der Ebene der Entscheidun-gen. Was die Arbeitsstrukturenanbetrifft, so sind die Synodenzur Zeit noch nicht in der Lage,ein Dokument mit Ratschlägenin beratender Form unmittelbarherauszugeben. Trotzdem ließsich das postsynodale Dokumentdazu anregen, und man könntesagen, daß es die gemeinsamenProgramme enthält. Man kanndaher behaupten, daß die Syno-denbeschlüsse indirekt dieWichtigkeit einer Entscheidunghaben. Wenn also nach demVerlauf einer Synode der Papstdie entsprechenden Dokumenteveröffentlicht, so strebt er eifrigdanach, damit ausdrücklich denganzen Reichtum der Überle-

dieselbe Vollmacht verliehen;alles, was, wie manche glaubten,nur vom Papst erlangt undgewährt werde, ebendies könne,ob es mit der Weihe (Vollmacht)oder mit der kirchlichen Recht-sprechung zusammenhänge,ebenso von jedem beliebigenBischof erlangt werden.…Christus habe gewollt, daßdie Kirche nach Art einerRepublik verwaltet werde;zwar bedürfe diese Regierungs-form wegen des Gutes der Ein-heit eines Vorstehers, aber (einessolchen), der es nicht wagt, sichin die Angelegenheiten anderereinzumischen, die zugleichregieren.“

Gregor XVI.Cum in Ecclesia

17. September 1833

,,…Es ist nicht versteckt odergeheim gehalten, auch nicht mitUmschreibungen, sondern aufdie offenste Weise, mündlichund schriftlich und selbst vonder Kanzel herab, daß sie zuwiederholten Malen kühnbehaupten und versichern, daßalle Bischöfe als Nachfolger

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114 Die Revolution in der Kirche

gungen und Diskussionen, die zuden Synodenbeschlüssen geführthaben, und auch, soweit diesmöglich ist, die Meinung derSynodenversammlung wiederzu-geben.“

der Apostel von Christus einegleiche und höchste Macht zurRegierung der Kirche empfan-gen haben, und daß diese nichtbloß im Bischof von Rom, son-dern im ganzen Episkopatvorhanden sei, mehr noch,Christus habe gewollt, daß dieKirche nach Art einer Republikregiert werde, in der Weise, daßalle, nicht bloß der niedere Kle-rus, sondern selbst die Laien dasStimmrecht hätten.“

Hl. Pius X.Pascendi

8. September 1907

,,…Soll also nicht der Kriegim innerlichen Bewußtsein derMenschen entzündet und ge-schürt werden, so habe diekirchliche Autorität diePflicht, demokratische For-men anzunehmen, und dies umso mehr, weil sonst ihr Unter-gang drohend bevorstehe. Dennderjenige wäre in der Tat wiewahnsinnig, der bei dem heuteherrschenden Gefühl der Frei-heit der Meinung wäre, es könneirgendwann einen Rückschrittgeben. Ein gewaltsames Be-schränken und Hemmen würde

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115Die Kollegialität

nur zu einem umso stärkeren Ausbruch führen, und die Kirche eben-so wie die Religion auslöschen. — Das alles folgern die Modernis-ten, und darum geht ihr ganzes Streben dahin, Mittel und Wege zufinden, um die kirchliche Autorität mit der Freiheit der Glaubendenfriedlich zu vereinen.“…

Es ist etwas Großes inmitten der daniederliegenden Menschheit weiterhin aufrecht zu stehen.(hl. Cyprianus)

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Pius XI.Divini Redemptoris

19. März 1937

Schutz vor den Schlichen desKommunismus.

,,…Diesem Punkt (Beitrag derkatholischen Presse, daß dieSoziallehre immer besser vers-tanden werde —Anm. d. Red.)haben Wir schon in Unserer An-sprache vom 12. Mai des ver-gangenen Jahres betont. Wir hal-ten es aber für nötig, EhrwürdigeBrüder, aufs neue in besondererWeise eure Aufmerksamkeitdarauf hinzulenken. Anfangzeigte sich der Kommunismus,wie er war: in seiner ganzen Ver-ruchtheit. Schon bald wurde eraber gewahr, daß er auf solcheWeise sich die Völker entfrem-de; und so änderte er seine Tak-tik und versucht nun die Massenzu ködern mit verschiedenenTäuschungen…

Osservatore Romano vom 17. Oktober 1990

Päpstliches Schreibenanläßlich der Verleihung des

Friedensnobelpreises an Gorbatschow:

,,Seiner Excellenz Michail Ser-gejewitsch Gorbatschow, Präsi-dent der Sozialistischen Sowjet-republiken, Moskau.

Anläßlich der Friedensnobel-preis-Verleihung für 1990 ist esmir ein Bedürfnis, Ihnen meineherzlichen Glückwünsche aus-zusprechen, indem ich mich alljenen anschließe, die ihre Bemü-hungen um eine bessere interna-tionale Zusammenarbeit be-grüßen. Dank dieser Zusammen-arbeit darf die Menschheit mitmehr Vertrauen und Sicherheitin eine friedlichere Zukunft blik-ken.

6. Kapitel

Die Ost-Politik

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Indem ich Gott, dem Herrn derGeschichte, das sehnsüchtigeVerlangen unserer Zeitgenossennach mehr Gerechtigkeit undFriede anvertraue, versichereich Sie erneut meiner Hochach-tung und übermittle Ihnen meinebesten Wünsche zum GelingenIhrer Aufgabe.

Ioannes Paulus PP. II. im Vatikan, am 16. Oktober 1990.“

Osservatore Romano vom 26. August 1990

Johannes Paul II. zu den Weg Polens:

,,Bei der Überwindung der Tei-lungen hat Polen seinen Anteilgehabt; man kann sagen denAnteil eines Pioniers und vorallem, in dem Bereich Europas,das durch Jalta östlich desEisernen Vorhangs gelassenworden ist. Solidarnosc istPolens Weg geworden, denmarxistischen Totalitarismus zuentfernen. Sein Name ist derBeweis, daß das Prinzip desKlassenkampfes überwundenwerden kann.“

Die Ost-Politik

…Und wenn manche Getäu-schte zum Siege des Kommunis-mus in ihrem Lande beitragenwürden, so werden gerade sie alserste Opfer ihres Irrtums fallen.Je mehr ein Land, in das sich derKommunismus einzuschleichenweiß, durch Alter und Größe sei-ner christlichen Kultur hervor-ragt, umso verheerender wirdsich in ihm der Haß der Leute«ohne Gott» austoben.“…

Pius XI.Divini Redemptoris

19. März 1937

,,...indem er (der Kommunis-mus — Anm. d. Red.) seinewahren Absichten hinter Ideenverbirgt, die an und für sich gutsind und anziehend. So beobach-ten die Führer des Kommunis-mus etwa das allgemeine Ver-langen nach Frieden und gebensich daher so, als wären sie dieeifrigsten Förderer und Propa-gandisten der Weltfriedensbewe-gung; zur gleichen Zeit aberschüren sie einen Klassenkampf,bei dem Ströme von Blut ver-gossen werden, und da sie wohlfühlen, daß sie innere Garantiendes Friedens nicht besitzen, sonehmen sie ihre. Zuflucht zu

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118 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romano vom 16. Mai 1990

Offizielle Bekanntmachung:

,,Der Heilige Stuhl und dieRepublik Rumänien haben be-schlossen — im gemeinsamenWunsch auf gegenseitige freund-schaftliche Verbindungen —diplomatische Beziehungen ingemeinsamer Übereinstimmungaufzunehmen, auf der Ebene derapostolischen Nuntiatur desHeiligen Stuhles einerseits undder Botschaft der RepublikRumänien andererseits.“

Osservatore Romano vom 7. Dezember 1990

Offizielle Bekanntmachung:

,,Der Heilige Stuhl und dieRepublik Bulgarien haben be-schlossen — im gemeinsamenWunsch auf gegenseitige freund-schaftliche Verbindungen —diplomatische Beziehungen ingemeinsamer Übereinstimmungaufzunehmen, auf der Ebene derapostolischen Nuntiatur desHeiligen Stuhles einerseits undder Botschaft der Republik Bul-garien andererseits.“

unbegrenzten Rüstungen. Siegründen unter Benennungen, dieauf den Kommunismus nichteinmal anspielen, Vereinigungenund Zeitschriften, die dann ein-zig dazu dienen, ihre Ideen inKreise zu tragen, die ihnen sonstnicht leicht zugänglich sind. Ja,sie suchen sogar durch Trug undList in katholische und religiöseVereinigungen einzudringen. Soladen sie, ohne auch nur imge-ringsten ihre ruchlosen Grund-sätzen abzugeben, die Katholi-ken ein, mit ihnen auf demsogenannten humanitären undkaritativen Gebiet zusammen-zuarbeiten, und machen gele-gentlich Vorschläge, die in allemdem christlichen Geist und derLehre der Kirche entsprechen.Anderswo verbreiten sie mitheuchlerischer Miene die Mei-nung, daß der Kommunismus inLändern mit tiefem Glauben undhöherer Kultur eine andere,mildere Form annehmenwerde, daß er den Gottesdienstnicht behindern und daß er dieGewissensfreiheit achten werde.Es gibt sogar solche, die sich aufgewisse jüngst durchgesetzteÄnderungen in der Gesetzge-bung der Sowjetunion berufen,um daraus den Schluß zu ziehen,

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119Die Ost-Politik

Osservatore Romano vom 16. März 1990

Offizielle Bekanntmachung:

,,Der Hl. Vater Johannes PaulII. und Michail Gorbatschow,der Präsident des Obersten So-wjets der UdSSR, waren anläß-lich ihres Treffens im Vatikan am1. Dezember 1990 übereinge-kommen, dem Kontakt zwischendem Hl. Stuhl und der UdSSReinen offiziellen Charakter zugeben, mit dem Ziel einen stän-digen Dialog in Sachen desgemeinsamen Interesses zuerleichtern, und zu einer nützli-chen Zusammenarbeit auf inter-nationaler Ebene beizutragen.Für dieses Ziel haben der Hl.Stuhl und die sowjetische Regie-rung beschlossen, offizielleRepräsentanten mit dempersönlichen Rang eines aposto-lischen Nuntius und eines auße-rordentlichen Botschafters aus-zutauschen.“

der Kommunismus sei daran,seinen grundsätzlichen Kampfgegen Gott aufzugeben.

Sorget dafür, ehrwürdige Brü-der, daß sich die Gläubigennicht täuschen lassen! DerKommunismus ist in seineminnersten Kern schlecht, undes darf sich auf keinem Gebietmit ihm auf Zusammenarbeiteinlassen, wer immer diechristliche Kultur retten will.“

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Osservatore Romanovom 25. Januar 1990

Johannes Paul II.

,,...andrerseits fordert undermutigt der ökumenische Hori-zont diese Teilnahme. Wenn wirauf die vergangenen 25 Jahreseit dem Abschluß des II. Vatika-nischen Konzils und auf dasDekret «Unitatis redintegratio»,mit dem die Konzilsväter derökumenischen BewegungImpuls gegeben haben, einenBlick zurückwerfen, dann sehenwir, daß die Situation heute sehrverschieden ist und sich wesent-lich gebessert hat. Der Geist derBrüderlichkeit und der christli-chen Solidarität wurde festbegründet…

Das Zusammenwirken dieserBewegung hat zunächst ein

Papst St. SimpliciusBrief Cuperem Quidem

an Kaiser Basiliscus 9. Januar 476

,,…Was aufrichtig und klar ausder reinen Hand der Schriftstammt, kann unter keinem Vor-wand mit einer nebulösen Ver-schlagenheit vermischt werden.Denn unter ihren Nachfolgernbleibt die gleiche Norm derkatholischen Lehre, jene derApostel, denen der Herr denAuftrag gegeben hat, für dieganze Herde Sorge zu tragen(Joh. 21,15 ss), denen er ver-sprochen hat, daß er bei ihnensei bis zum Ende der Welt (Mt.28,20), und daß die Pforten derHölle die Kirche nicht überwäl-tigen könne, und denen erbezeugt hat, was durch Ihn aufErden gebunden werde, könne

7. KapitelDer Bruch mit der Vergangenheit

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121Der Bruch mit der Vergangenheit

erstes Resultat von speziellerBedeutung gehabt: Es ließ eintieferes, gegenseitiges Kennen-lernen entstehen, das im Begriffeist nach und nach die passivererbten Vorurteile der Vergan-genheit und die irrigen Ansich-ten zu beseitigen. Der theolo-gische Dialog hat außerdem, mitder größten Klarheit die wirk-lich bestehenden Meinungsver-schiedenheiten festgestellt, aberer ließ bemerkenswerte Konver-genzen in Thematiken hervortre-ten, die in der Vergangenheitder Grund zu vielen Uneinig-keiten und Konflikten waren.

(Der Dienst im religiösenOrden, Eucharistie, Autoritätder Kirche).“

auch im Himmel nicht gelöstwerden. (Mt. 16,18 ss). Werauch immer, wie der Apostelsagt, eine andere Lehreverkünde, als die wir verkün-det haben, der sei ausgeschlos-sen (Gal. 1,8 s.).

Laßt keine Stelle zu, durchwelche zu euren Ohren verderb-liche Ideen heimlich eindringenkönnten, lasset keine Hoffnungaufkommen, daß man vonneuem auf die früheren Kon-stitutionen zurückkommenwerde, denn — und dies müssenwir sehr häufig wiederholen —was durch die apostolischenHände mit der Zustimmung derUniversalen Kirche verdient hat,mit der evangelischen Sichelabgeschnitten zu werden, kannkeine Kraft mehr finden, wie-der zu erstehen, kein fruchtba-rer Zweig im Weinberg desHerrn kann sein, was offenbarfür das ewige Feuer bestimmtist.

Schließlich sind alle Machen-schaften der Häresien durch dieDekrete der Kirche vernichtetworden. Niemals darf zugelas-sen werden, daß Kämpfe einerschon erledigten Oppositionsich erneuern.“

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122 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romano vom 24. März 1990

Ansprache des Papstes

vor dem Botschafter derRepublik Zypern:

,,Die jüngsten Ereignisse inder Welt haben klar bewiesen,daß ganze Völker den tiefen undbeständigen Wunsch haben, inFrieden zu leben, die alte Feind-seligkeit zu begraben und sichzur Errichtung einer neuen Ärainternationaler Verständigungzusammenzuschließen.

…Die Kirche bemüht sich, dieHarmonie zwischen den Gläubi-gen und auch zu den Nicht-Gläubigen zu fördern. Sie istüberzeugt, daß das Streben nachEinheit und Frieden in unsererimmer mehr untereinanderabhängigen Welt besonders einevon Gott, dem Schöpfer derMenschheit, auferlegte Notwen-digkeit ist. Die Unterordnungunter den Willen Gottes verlangtin der Tat von seiten aller Gläu-bigen ein absolutes Engagementfür dieses Ziel.

…Es ist offenkundig, daß jederVersuch einen wirklichen Dialog

Hl. Pius X.Lamentabili sane exitu

3. Juli 1907

,,Folgende Sätze sind zu ver-werfen und zu verbieten:

58) Die Wahrheit ist nichtunveränderlicher als der Menschselbst, da sie mit ihm, in ihmund durch ihn zur Entfaltungkommt.

65) Der heutige Katholizismusläßt sich mit der wahren Wissen-schaft nicht in Einklang bringen,wenn er nicht umgewandelt wirdin ein undogmatisches Christen-tum, d.h. einen weitherzigen undfreisinnigen Protestantismus.“

1. Vatikanisches Konzil4. Sitzung 18. Juli 1870

,,…Den Nachfolgern desPetrus wurde der Heilige Geistnämlich nicht verheißen, damitsie durch seine Offenbarung eineneue Lehre ans Licht brächten,sondern damit sie mit seinemBeistand die durch die Apostelüberlieferte Offenbarung bzw.die Hinterlassenschaft des Glau-bens heilig bewahren und getreuauslegen.“

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123Der Bruch mit der Vergangenheit

herzustellen, Rassenunterschie-de, sowie religiöse, soziale undkulturelle Unterschiede respek-tieren muß. Eine dauerhafteEinheit zwischen Personen ver-schiedener sozialer Gruppenkann nur erreicht werden, wennalle Mitglieder der Gesellschafteinen legitimen Pluralismusrespektieren und garantieren.“

Osservatore Romano vom 27. Juni 1990

Kardinal Ratzingers

Erklärungen bei der Vorlagedes Dokumentes ,,Instructio“:

1. ,,Dieses Dokument behaup-tet vielleicht zum ersten Mal miteiner solchen Klarheit, daß esBeschlüsse des Lehramtes gibt,die in der Materie als solche,nicht das letzte Wort sein kön-nen.

2. Aber sie sind ein substan-tieller Anhaltspunkt in dieserSache.

3. Sie sind vor allem auch einAusdruck pastoraler Klugheit,eine Art provisorischer Disposi-tion.

4. Ihr Kernstück bleibt gültig.

Hl. Pius XPascendi

8. September 1907

,,…Die Möglichkeit, ja Not-wendigkeit einer «Entwick-lung und Veränderung desDogmas» wird von den Moder-nisten nicht umstürzlerischbehauptet, und sie ist auch eineoffenkundige Folge aus ihrenAnsichten. —Es gehört für siezu den wichtigsten Lehren undergibt sich für sie aus demGrundsatz von der vitalenImmanenz, daß die religiösenwenn sie wirklich religiös undkein bloßen Verstandeserwägun-gen sein sollen, lebendig seinen,und vom Leben des religiösenGefühls selbst belebt sein müs-sen…

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124 Die Revolution in der Kirche

5. …aber die Teile für sichgenommen, die dem Einfluß zeit-licher Umstände unterliegen,könnten nachträgliche Korrek-turen benötigen.

6. In dieser Hinsicht ist entwe-der zu denken: an die Erklärun-gen der Päpste über die Reli-gionsfreiheit, oder auch an dieanti-modernistischen Beschlüs-se zu Beginn dieses Jahrhun-derts, ganz besonders aber anjene Entscheidungen der dama-ligen Bibelkommission.

(Demnach betrifft der «gültigeKern» nicht die Erklärungenüber die Religionsfreiheit denAnti-Modernismus und dieErklärungen der Bibelkommis-sion.)

7. Als Warnrufe ... bleiben sievollkommen gerechtfertigt…

8. ...aber im Detail ihrerinhaltlichen Bestimmungen sindsie veraltet, nachdem sie zurgegebenen Zeit ihre pastoralenAufgaben erfüllt hatten.“

Diese Blinden und Führer vonBlinden im Aufgeblähtseindurch ihres hochmütigen Wis-sensdünkels derart unsinnig daßsie sogar die ewig wahrenBegriffe von Wahrheit undReligion verkehrt; sie habenein neues System begründet, undin wilder, zügelloser Jagd nachNeuem vergessen sie, die Wahr-heit da zu suchen, wo ihre siche-re Stätte ist; die heiligen, apos-tolischen Überlieferungen wer-den verachtet und dafür andereLehren zu Hilfe gerufen, dieeitel und nichtig und ungewißsind und die Billigung derKirche nicht haben; und damitglauben sie in ihrer Verblen-dung, die Wahrheit selbst stützenund halten zu können.“

Hl. Pius X.Lamentabili sane exitu

3. Juli 1907

,,Folgende Sätze sind zu ver-werfen und zu verbieten:

2) Die von der Kirche gegebe-ne Auslegung der HeiligenSchrift ist zwar nicht zu verach-ten, sie unterliegt jedoch dergenaueren Beurteilung und

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125Der Bruch mit der Vergangenheit

Berichtigung von seiten der Exe-geten.

3) Aus den kirchlichen Urtei-len und Verurteilungen gegeneine freie und wissenschaftliche-re Exegese ergibt sich, daß dervon der Kirche vorgestellteGlaube mit der Geschichte imWiderspruch steht und diekatholischen Glaubenslehren mitdem wahren Ursprung derchristlichen Religion tatsächlichnicht in Einklang zu bringensind.

4) Das Lehramt der Kirchevermag den wirklichen Sinn derHeiligen Schrift auch selbstdurch dogmatische Entscheidun-gen nicht festzustellen.“

Pius XII.Humani Generis 12. August 1950

,,…Die Gedankengänge einerderartigen Evolution, wonachalles verworfen wird, was bedin-gungslos, feststehend undunveränderlich ist, haben einerneuen irrigen Philosophie dieWege bereitet, die den Idealis-mus, Immanentismus und Prag-

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126 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romano vom 29. August 1990

Ansprache des Rektors derLateran-Universität, Mgr Ros-sano, zum Thema «Die neueMissionsmethodologie auf derGrundlage eines interreligiö-sen Dialogs» anläßlich des 25-jährigen Jubiläums derEnzyklika «Nostra Aetate»

,, …(Der Dialog) wurde zunächstals der «moderne Name fürVerkündigung, Opferung undevangelisierende Mission der

matismus übertreffend, sichExistentialismus nennt, da sie jadie unwandelbaren Wesenheitender Dinge hintansetzt und sichnur um die Existenz eines jedeneinzelnen kümmert.

Dazu gesellt sich noch ein fal-scher Historizismus, der, einzigan den Ereignissen des mensch-lichen Lebens haftend, dieGrundlagen jeglicher Wahrheitund jedes unbedingten Gesetzesunterwühlt, sowohl auf demGebiet der Philosophie wie auchbezüglich der christlichen Glau-benssätze.“

Pius XI.Divini illius Magistri 31. Dezember 1929

,,…Zunächst steht die Erzie-hung in ganz überragendemSinne der Kirche zu auf Grundzweier Rechtsansprüche über-natürlicher Ordnung, die Gottselbst ihr ausschließlich verlie-hen hat, und die darum jedemanderen Rechtsanspruch natürli-cher Ordnung unbedingt voran-gehen.

Der erste Rechtsgrund liegt indem ausdrücklichen Auftrag

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127Der Bruch mit der Vergangenheit

Kirche» vorgestellt. Durch dieKonzilserklärung vom 28.10.1965 wird der Dialog zu einer«besonderen Form in sich», dieeine neue Missionsmethodolo-gie eröffnet, die auf der «Gegen-seitigkeit der Existenzbezie-hung» basiert, d.h. der andere(Mensch) ist nicht mehr ein«Objekt der Mission», sonderneine konkrete Person, der mansich nähert, mit der Rücksicht-nahme, die sich nach dem rich-tet, was gemeinsam ist. Mgr.Rossano erinnert daran, daß…«nach dem II. VatikanischenKonzil die evangelisierende Mis-sion der Kirche ohne Dialognicht mehr vorstellbar sei».Auch wenn dieser VorgangUnterbrechungen und Abwei-chungen erfahren mußte, sowurde er doch dank der «leiten-den und entschloßenen Hand derPäpste», welche beständig dieErmutigung und die Wegweisunggeben, unaufhörlich weiter-geführt. Wie waren nun dieFrüchte dieser großen «Neue-rung» in der Kirche? Mgr. Ros-sano unterstrich zunächst die imwesentlichen positive Antwortder anderen Religionen auf denVorschlag der Kirche zum Dia-

und in der höchsten Lehrgewalt,die der göttliche Stifter seinerKirche verliehen hat mit denWorten: «Mir ist alle Gewaltgegeben im Himmel und aufErden. Darum gehet hin undlehret alle Völker, und taufetsie im Namen des Vaters unddes Sohnes und des HeiligenGeistes, und lehret sie alles hal-ten, was immer ich euch gebotenhabe. Sehet, ich bin bei euch alleTage bis ans Ende der Welt».Diesem Lehramt wurde vonChristus, zugleich mit dem Auf-trag, seine Lehre zu übermitteln,die Unfehlbarkeit verliehen.Damit wurde die Kirche, vonihrem göttlichen Urheber zurSäule und Grundfeste der Wahr-heit gesetzt, auf daß sie dieMenschen den göttlichen Glau-ben lehre, den ihr anvertrautenGlaubensschatz rein und unver-sehrt bewahre, und die Men-schen, ihre Gemeinschaften undihr Tun zur Ehrbarkeit der Sittenund Reinheit des Lebens nachMaßgabe der geoffenbartenLehre anleite und bilde.

Der zweite Rechtstitel ist dieübernatürliche Mutterschaft,durch welche die Kirche, dieunbefleckte Braut Christi, mit

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128 Die Revolution in der Kirche

log. Bedeutsam war in dieserHinsicht die feststellbare Tat-sache, daß sich in vielen Län-dern interreligiöse Organisatio-nen entwickelten, die das Stu-dium und die gegenseitigeZusammenarbeit mit verschiede-nen Religionen als Endziel hat-ten. Nach einer kürzlichen Stu-die vom Jahr 1980, waren dieseOrganisationen beinahe 60 ander Zahl, von denen mehr als dieHälfte während oder nach demKonzil entstanden waren.“

Osservatore Romano vom 19. Oktober 1990

Pressekonferenz KardinalsTumi anläßlich der Synode:

,,Hinsichtlich der von densozialen Kommunikationsmittelnverbreiteten Nachrichten betref-fend die Zulassung verheirateterMänner zum Priesteramt, haltenwir es für angebracht, folgendegenauere Angabe zu machen.

Bei den zahlenmäßig sehrwenigen Fällen, in denen derHeilige Stuhl die Dispens beidem Hindernis des Ehebandesgegeben hat, um zum Priester-amt heranzutreten, hat er folgen-

ihren Sakramenten und ihrerLehre die Seelen zum göttlichenGnadenleben gebiert, ernährtund erzieht. Mit Recht behauptetdarum der heilige Augustinus:«Der kann Gott nicht zumVater haben, der die Kirchenicht zur Mutter haben will.»

Hl. Pius X.Pascendi

8. September 1907

,,…Nur wenig ist noch bei-zufügen über den Modernistenals Reformator. Schon das bisherGesagte zeigt reichlich, wie sehrund mit welch heftiger Begierdenach Neuerungen diese Leutestürmen. Diese Begierde richtetsich auf alle Wahrheiten undTatsachen, die es bei den Katho-liken gibt. — Die Modernistenwollen, daß die Philosophieerneuert werde, besonders in denPriesterseminaren; die scholas-tische Philosophie gehört in dieGeschichte der Philosophie ver-wiesen zu den übrigen veralteten

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129Der Bruch mit der Vergangenheit

de Bedingungen gestellt:

1. Eine von seiten des Ordi-nanden freie und bewußt gelei-stete Übernahme der zölibatärenLebensführung.

2. Ausdrückliche Zustimmungder Ehegattin, eventuell der Kin-der; die Zustimmung mußschriftlich gegeben werden undjuristisch gültig sein, damit derEhegatte die Weihe empfangenkann.

3. Vollständige Trennung vonder Ehegattin, was den Wohnsitzanbetrifft.

Diese Bedingungen bestätigen,daß das Gesetz des Zölibats Gel-tung hat, und selbst in diesenFällen beachtet werden muß.

Ganz anders liegt der Fallgewisser verheirateter Pastoren,bereits Mitglieder gewisserchristlicher Benennungen,welche in der katholischenKirche zugelassen sind.“

Systemen; und dafür soll denjungen Leuten die moderne Phi-losophie vorgetragen werden,welche die einzig richtige undfür unsere Zeit entsprechendesei. — Zur Erneuerung derTheologie, welche wir die spe-kulative nennen, soll die moder-ne Philosophie als Grundlagedienen. Die positive Theologiedagegen wollen sie hauptsäch-lich auf die Dogmengeschichtegestützt sehen. — Auch die Ge-schichte soll nach ihrer eigenenMethode und nach den moder-nen Regeln geschrieben undgelehrt werden.— Die Dogmenund deren Evolution müssen mitder Wissenschaft und der Ge-schichte versöhnt werden. —Was die Katechese betrifft, sosollen katechetische Schriftennur diejenigen Dogmen anfüh-ren, die erneuert worden sindund der Fassungskraft desVolkes entsprechen.— Bezügli-ch des heiligen Gottesdienstessind die religiösen Handlungeneinzuschränken und es ist zuverhindern, daß dieselben anAnsehen wachsen. Andere unterihnen allerdings, denen derSymbolismus mehr zusagt, sindin diesem Punkt nachgiebiger.

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130 Die Revolution in der Kirche

— Die Lenkung und Leitung derKirche — so schreiben sie laut— müsse in dieser Beziehung —besonders in disziplinärer unddogmatischer Hinsicht — refor-miert werden. Dieselbe habesich innerlich und äußerlich mitdem, wie sie sagen, modernenBewußtsein zu versöhnen, dasganz und gar zur Demokratieneigt; deshalb muß der NiedereKlerus und ebenso die Laienweltihren Anteil an der Lenkung undLeitung erhalten, und die überalles Maß um einen einzigenMittelpunkt zusammengezogeneAutorität muß zerteilt werden.—Die Römischen Kongregationenfür die verschiedenen kirchli-chen Obliegenheiten, besondersdie des Heiligen Offiziums unddes Index, müssen gleichfallsumgestaltet werden. — Auch dieHaltung der Kirchenbehörde inpolitischer und sozialer Hinsichtmuß eine andere werden: sie sollaus den staatlichen Einrichtun-gen verbannt sein, sich aberzugleich ihnen anpassen, umjene so mit ihrem Geiste heran-zubilden. — In der Moral eignetman sich den Grundsatz desAmerikanismus an: daß die akti-ven Tugenden den passiven

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131Der Bruch mit der Vergangenheit

vorangestellt werden sollen, und daß deren Übung vor den letzterenFörderung zu genießen hat. — Vom Klerus verlangt man, daß er zu«Demut und Armut» zurückkehre, wie sie in alter Zeit herrschten;dabei soll er in Gesinnung und Tat mit den Lehren des Modernismusübereinstimmen. — Es gibt sogar solche, die als höchst bereitwilli-ge Schüler von protestantischen Lehrmeistern auch die heiligeEhelosigkeit des Priesters aufgehoben wünschten.“…

Der Triumph der katholischen Kirche über die anderen Religionen. (Rubens)

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Osservatore Romanovom 7. Dezember 1991

Synode Mgr. Angelo Sodano,

Staatssekretär:

,,Ich habe die Pflicht verspürt,die genauen Darlegungen zuwiederholen, die schon zu ver-schiedenen Gelegenheiten vonseiten qualifizierter Vertreter desHeiligen Stuhls dem Patriarchenvon Moskau übermittelt wurden,einzig und allein mit demZweck, in dieser festlichensynodalen Versammlung wiederzu bestätigen, daß die Reorga-nisation der katholischenKirche in den Ländern Osteu-ropas auch nicht die geringsteAbsicht hatte, Proselyten zumachen. Das einzige Motiv, dassie inspirierte, war die Pastoral.

Pius XII.

Ansprache an den Verband der

katholischen Juristen Italiens6. Dezember 1953

Die Stellungnahme derkatholischen Kirche zur Frageder religiösen Toleranz.

,,…Hier ist die Rechtseinheitmit ihrem universalen Zweck,ihrer Konstitution, ihren Macht-vollkommenheiten und denen,die damit ausgestattet sind,bereits von Anfang an durch denWillen und die EinsetzungChristi selber festgesetzt. DieAufgabe dieser universalenGemeinschaft besteht vonAnfang an darin, möglichst alleMenschen und alle Völker insich aufzunehmen (vgl. Matth.28,19) und sie damit vollkom-men für die Wahrheit und dieGnade Jesu Christi zu gewinnen.

8. KapitelGegen Proselytenmacherei

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133Gegen Proselytenmacherei

Persönlich hätte ich eingrößeres Verständnis für diepastorale Fürsorge des Papsteserwartet. Als Hirte der universa-len katholischen Kirche bestandseine Aufgabe darin, die Sorgefür die geistigen Bedürfnisseeiner Gemeinschaft zu tragen,die auch mit dem Martyriumihre Treue gegenüber Christusund seiner Kirche bezeugthaben.“

Osservatore Romanovom 12. Dezember 1991

Synode Mgr. Jean Vilnet,

Referent der Unterkommis-sion:

,,Die eigentliche Rolle derKirche besteht darin, die Bot-schaft der Freiheit und desHeiles im Namen Jesu Christi inder Gesellschaft darzulegen,dabei aber die gerechte Autono-mie der öffentlichen Gewaltenzu berücksichtigen und akkuratzwischen Evangelisierung undProselytenmacherei zu unter-scheiden.

Evangelisierung setzt die

…da sind Völker, die niemalszur Kirche gehörten, und Völker,die sich von der Gemeinschaftmit ihr gelöst haben. Die Kirchemuß unter ihnen und mit ihnenleben; sie kann sich nie jeman-dem gegenüber als «uninteres-siert» erklären. Der Auftrag,den sie von ihrem göttlichenStifter erhalten hat, macht es ihrunmöglich, sich an das Gesetzdes «Laufen– und… Machenlas-sens» zu halten. Sie hat dieAufgabe, zu lehren und zuerziehen mit der ganzenUnbeugsamkeit des Wahrenund des Guten, und mit dieserabsoluten Verpflichtung mußsie unter Menschen undGemeinschaften stehen und wir-ken, die vollkommen andersdenken.“

Pius XI.Motu proprio

,,Romanorum pontificium“3. Mai 1922

,,…Der vorrangige Gegen-stand der Fürsorge der römi-schen Bischöfe muß ganzoffensichtlich darin bestehen,für das ewige Heil der Seelen

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134 Die Revolution in der Kirche

kirchliche Gemeinschaft, in derWahrheit und in dem Willen zumDialog voraus, eine enge Zu-sammenarbeit zwischen denTeilkirchen und eine Arbeit hinzur Einheit mit den christlichenKirchen, seien sie protestan-tisch oder orthodox.

Auf diese «Circulus GallicusA» formulierten Punkte mußman Wert legen.“

tätig zu sein, dadurch daß siedas Königreich Jesu Christiüber die ganze Welt ausbrei-ten, entsprechend der Anord-nung, welche der göttlicheGründer der Kirche seinenAposteln gegeben hat: «Gehethin und lehret alle Völker! Pre-digt das Evangelium allen Ge-schöpfen».

So nahm auch Unser berühm-ter Vorgänger Gregor XV. mitrecht an — wie es auch in seinenAkten berichtet wird —, daßnämlich «die erste Pflicht desHirten in der Verbreitung deschristlichen Glaubens be-steht»,und gründete die HeiligeKongregation für die Verbrei-tung des Glaubens, mit derAbsicht, in wirksamerer Weisedas immense Werk des Aposto-lates unter den Ungläubigen zufördern.“

Pius XI.Predigt am Pfingstfest

4. Juni 1922

,,…Einfach und groß in ihrengrundlegenden Linien ist dieHeilige Kongregation für dieVerbreitung des Glaubens nicht

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135Gegen Proselytenmacherei

unvorbereitet entstanden, sie istvielmehr die reife Frucht derErfahrung im Apostolat fürdie Eroberung der Welt, dasdie Kirche seit den ersten Jahr-hunderten der Verkündigung desEvangeliums bis auf diesen Tagdurchgeführt hat. Die Kongrega-tion für die Ausbreitung desGlaubens konzentrierte, koordi-nierte, disziplinierte alle für dieVerteidigung und die Eroberun-gen des Glaubens aufgestelltenKräfte und machte sie dadurchwirksamer gegenüber dem dro-henden Angriff der Reformation.Die Verteidigung behütete undbeschützte vor den Übergriffendes Protestantismus die Schätzedes christlichen Lebens; dieEroberung brachte es fertig,das Licht des Evangeliumsund die Heiligkeit des Gesetzesüberall hinzutragen und zeug-te so für die Kirche neue Kin-der: Eine herrliche Armee, diean zwei Fronten kämpfte! Ander einen Front sehen wir den hl.Fidelis von Sigmaringen undtausend andere nach ihm,welche die Wahrheit des katholi-schen Glaubens gegen die Irrtü-mer der Reformation verteidi-gen; an der anderen den hl.

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136 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romanovom 7. Dezember 1991

Synode Mgr. Sofrom Dmyterko

an die neunte Generalversammlung:

,,Vielleicht habt ihr von derIntoleranz der einen Seite und

Franz Xaver und, man könntegut sagen, Millionen von neuenAposteln, die aus aller HerrenLänder kommen, um das Lichtdes Evangeliums Jesu Christiin alle vier Windrichtungender Welt zu tragen und so zurselben Zeit überall die erstenGrundlagen der wahren Zivilisa-tion zu legen.

Und dann gibt es MillionenSeelen, welche der Finsternisdes Irrtums und den Abirrun-gen der Barbarei entrissenwurden, Millionen von Seelen,in welchen das beinahe ausge-löschte Bild Gottes von neuemaufgestrahlt ist; Millionen See-len, für welche das Herz desHeilandes nicht mehr leidenmuß, da für sie die Frucht derErlösung nicht verloren gegan-gen ist.“

Leo XIII.Rundschreiben

,,Catholicae ecclesiae“20. November 1890

,,…Aber außer der Sorge, dieFreiheit zu beschützen, obliegtUnserem apostolischen Dienstweit mehr eine größere Sorge,

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137Gegen Proselytenmacherei

einige Male von derjenigen deranderen Seite gehört. Ich sageeuch, daß man sich da nichtwundern darf, denn die Intole-ranz ist ein Überbleibsel,welches die marxistische Ideolo-gie in der Seele seiner Unterge-benen zurückgelassen hat. Fürdieses Übel wird nicht alleineine langdauernde geistlicheTherapie des Christentums, son-dern auch ein rein menschlicherDialog nötig sein.

Dies haben die Führer derUkraine verstanden. So fand inder Zeit vom 19. und 20. Novem-ber des laufenden Jahres, aufInitiative des Präsidenten derUkraine, Herrn Leonid Krav-schuk, und mit der Zustimmungaller Konfessionen, in Kiew daserste interreligiöse ukrainischeForum statt, bei dem die Vertre-ter der 27 Konfessionen derUkraine übereingekommensind, in den öffentlichen Ein-griffen alles zu vermeiden, wasuns trennt, und die Elemente zuunterstreichen, die uns einigen.Die griechisch-katholischeKirche der Ukraine nahm aktivan diesem Forum teil, wobei sieunterstrich, daß in der neuenRepublik der Ukraine das Prin-

die Uns aufträgt darüber zuwachen, daß die evangelischeLehre in den Ländern Afrikasverbreitet wird, wo sie dasLicht der göttlichen Wahrheitleuchten läßt, damit dieBewohner dieser Länder,welche noch in der Finsternissitzen und von dunklem Aber-glauben umgeben sind, zusam-men mit Uns Teilhaber desKönigreich Gottes werden. Fürdiese Sorgwaltung widmen WirUns mit um so viel mehr Ener-gie, damit sie, wenn sie einmaldieses Licht empfangen haben,auch das Joch der menschlichenSklaverei weit von sich werfenkönnen. …

Daß auch die Gnade JesuChristi, die es fortzupflanzengilt, sich auf jedermann ausbrei-te und allen den Frieden, dieVergebung der Sünden undjedem die Fülle der Gaben derErwählung verleiht.“

Pius XI.21. November 1929

,,…Die Kirche, welche vonihrem göttlichen Gründer denAuftrag erhalten hat: «Wie mich

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138 Die Revolution in der Kirche

zip des religiösen Pluralismus,der klaren Trennung von Staatund Kirche aufrecht erhaltenwerden muß und daß alle Kon-fessionen gleich behandeltwerden sollen. Wir haben auchhervorgehoben, daß jede Kon-fession das Recht auf ein eigenesHaus des Kultes habe, indem wirzur selben Zeit den geschichtli-chen Anspruch des Kultortesunterstrichen.

Wir haben die Proselytenma-cherei verurteilt, und es wurdeder Vorschlag gemacht, einegemeinsame Liturgiekommissionzwischen den orthodoxen Kir-chen und der griechisch-katholi-schen, wie auch eine ukrainischeBibelgesellschaft zu schaffen,welche die Vertreter der prote-stantischen Gemeinschaften ein-schließen würde. Die nächsteZusammenkunft wird am 21.Dezember in Kiew stattfinden.Lebhaft hoffen wir, daß diesesForum einen Anfang zu einerneuen ökumenischen Annähe-rung in einer unabhängigenUkraine geben wird.“

mein Vater gesandt, so sende ichauch euch. Gehet in alle Weltund predigt das Evangeliumallen Geschöpfen», setzt dieMission Christi auf der Erdefort, wobei sie nichts anderessucht, als das gesamte Men-schengeschlecht zur Erkennt-nis von Jesus Christus zuführen und es, durch die Beo-bachtung des Evangeliums, zurhimmlischen Herrlichkeit zugeleiten.

Das heißt, Jesus Christus zuverkündigen, die Völker zurErkenntnis der Wahrheit zubringen, sie auf dem Weg zurewigen Seligkeit zu unterwei-sen und das Königreich Gottesweiter auszubreiten. Wer sichauch nur teilweise von diesemgöttlichen Ziel entfernt, sichanstrengt, irdische Pläne zuverwirklichen, indem er sichvornimmt, irgend eine andereSache, so ehrenwert sie auchin sich sein mag, zu erhalten,der wird die erhabene Vorzüg-lichkeit der Mission nichterbrennen sehen und den Auf-trag nicht erfüllen, der ihmanvertraut wurde und den erangenommen hat.“

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139Gegen Proselytenmacherei

Pius XII.Ansprache an die Männer derKatholischen Aktion Italiens

7. September 1947

,,…Schließt euch also nichtinnerlich ab, sondern dringtvor in fremde Reihen, um dieAugen der Irregeleiteten undBetrogenen für die Reichtü-mer des katholischen Glau-bens zu öffnen. …

Nur so, durch stets neueMethoden des Eindringens indie Heidenwelt, konnte dieKirche aus kleinen Anfängenwachsen und fortschreiten.“…

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Osservatore Romanovom 16. Februar 1991

Johannes Paul II.an den römischen Klerus:

,,…Wenn wir auf die Problemezurückkommen, so können wirnicht vom II.VatikanischenKonzil absehen. Persönlich ver-weise ich häufig auf dieses Ge-schehen, das sicherlich einSchlüsselereignis unserer Zeitund unseres Jahrhunderts ist.Das II. Vatikanum ist ein Konzilgewesen, indem die Kirche sichmit ihrer ganzen Erfahrunggeäußert hat: Die Kirche, alsdas Schifflein Petri auf verschie-denen Weisen und in verschiede-nen Epochen so auch in unseremJahrhundert nicht zur Ruhegekommen, hat sich über ihrenSchmerz geäußert, obwohl die

1. Vatikanisches Konzil4. Sitzung:

Erste dogmatische Konstitutionüber die Kirche Christi

,,Pastor aeternus“18. Juli 1870

,,…Den Nachfolgern desPetrus wurde der Heilige Geistnämlich nicht verheißen, damitsie durch seine Offenbarung eineneue Lehre ans Licht brächten,sondern damit sie mit seinemBeistand die durch die Apostelüberlieferte Offenbarung bzw.die Hinterlassenschaft des Glau-bens heilig bewahrten undgetreu auslegten.“

9. KapitelDiverses

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141Diverses

Zeit in welcher sich das II. Vati-kanum ereignete, recht friedlichwar. Aber die Situation war ge-spannt, sehr angespannt. Dersogenannte «kalte Krieg» hatdas Werk des II. VatikanischenKonzils von Anfang an begleitet.Diesmal konnte dank der güti-gen Vorsehung Gottes diesegroße Reflexion, dieser großeAkt des kirchlichen Lehramtesstattfinden, durch den die Erfah-rung und die Tradition von etwa2000 Jahren wieder aufgenom-men und ein Plan für die Zukunftentworfen wurde. Das II. Vatika-nische Konzil ist als globalesDokument eine Zusammenstel-lung von mehreren verschieden-artigen Dokumenten ein großesProjekt für die Doktrin und diePastoral der Kirche derZukunft. Ich trage in mir diesetiefe Überzeugung und dieSicherheit, daß es ein Werk desHl. Geistes gewesen ist, der unsbeistand und uns half, diesesKonzil durchzuführen, um unsdamals auf diese Weise auszu-drücken.

Unsere Synode ist verschieden,sie kann der ersten nicht gleich-

Heiliger Gelasius I. (492-496)

Brief an Honorius, Bischof von Dalmatien,

,,Licet inter“28. Juli 493

,,…Die Irrtümer, die schonverurteilt worden sind, brauchtman nicht mehr erneut zubetrachten.

Dürfte man es denn wagen,daran zu denken, daß es unserlaubt sei, die von unserenverehrungswürdigen Vätern aus-gesprochene Verurteilung aufzu-heben und von neuem dieanstößigen Dogmen (hierfalsche dogmatische Ansätze -Anm. d. Red.) zu behandeln, dievon ihnen beseitigt worden sind?Welchen Sinn ergäbe es, soviele Vorsichtsmaßregeln zutreffen gegen irgendeine ver-derbliche Häresie, die nach-dem einmal verworfen ist,nicht mehr den Ansprucherheben kann, erneut geprüftzu werden, solange wir uns nurdarauf versteiften, das, waseinstmals bekannt, diskutiert undvon unseren Vorfahren zurück-gewiesen wurde, wieder aufzu-richten?

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gestellt sein. Sie muß vom II.Vatikanum verschieden sein,denn das Konzil hat uns eineneue Vision der Kirchegegeben, eine Schau, die ange-messener ist, die hin zur Univer-salität des Gottesvolkes offenerist, nämlich hin zur katholischenUniversalität, die sich in derkatholischen Kirche verwirk-licht, und auch hin zur mensch-lichen Universalität, die sich ingewissem Sinne in der ganzenMenschheit verwirklicht; dennalle Menschen haben denselbenSchöpfer und denselbenErlöser: alle sind vom Schöp-fergott erschaffen, alle sind vonChristus, dem Erlöser, wieder-hergestellt. So findet die Ekkle-siologie des II. Vatikanumschließlich ihre wahre Interpre-tation in dieser grundlegendenGlaubenswahrheit. Das bringtviele Probleme ökumenischerArt mit sich hinsichtlich desDialogs mit den anderen Reli-gionen, mit den anderen geisti-gen Überlieferungen, mit allenmenschlichen Lebenskreisen undmit der Welt von heute auf denverschiedensten Ebenen.“

Würde dies nicht daraushinauslaufen, daß wir selbstallen Feinden der Wahrheit einBeispiel gäben, damit sie sichgegen uns erheben? Möge Gottes niemals zulassen, daß dieKirche dies erleiden müßte!

Wie steht es denn geschrieben:«Verrücke nicht die uralte Gren-ze, die deine Väter gezogenhaben!» (Spr. 22,28) und:«Befrage deinen Vater, daß er dires künde, die Greise unter dir,daß sie dir’s sagen!» (Dt. 32,7)

Weshalb also sollten wir überdas hinausgehen, was von unse-ren Vätern festgelegt worden ist,oder warum genügen uns diesenicht? Wenn wir aufgrund unse-rer Unwissenheit einen be-stimmten Standpunkt erfahrenwollen, wie von den orthodoxenVätern und Ahnen eine jeglicheSache angeordnet wurde, sei esum diesen Standpunkt zu ver-meiden, sei es um den Irrtummit der katholischen Wahrheit inEinklang zu bringen, weshalbsollte man denn nicht dasgutheißen, was für diese Zweckefest beschlossen worden ist?Wollten wir etwa klüger seinals sie oder könnten wir uns mitgroßer Standhaftigkeit aufrecht

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143Diverses

Osservatore Romano vom 27. Januar 1991

Ansprache des Papstes vor der

Vollversammlung derKongregation für den

Gottesdienst und die Disziplinder Sakramente:

,,…Es handelt sich jedochdarum, zusammenzuarbeiten,damit der römische Ritus seineeigene Identität aufrechterhal-tend, zweckmäßige Elementeder Anpassung aufnehmenkann, so daß es den Gläubigenderjenigen christlichen Gemein-den, in welchen wegen der Kul-tur einige Aspekte des Ritus kei-nen adäquaten Ausdruck findenkonnten, ermöglicht wird, inden liturgischen Feiern sichvollständig als Teilnehmer zufühlen. Eine solche Zusammen-arbeit ist notwendig, und eineNichtbeobachtung eines korrek-ten Vorgehens in dieser Materiewürde in eine ernste Unannehm-lichkeit auswachsen. Der Prozeß

halten, wenn wir alles, was sieaufgestellt haben, leichthin weg-werfen?.“…

Pius XII.Mediator Dei

20. November 1947

,,…Noch etwas anderes bestä-tigt dieses unbestreitbare Rechtder kirchlichen Hierarchie: näm-lich die enge Beziehung der hei-ligen Liturgie zu den Grund-wahrheiten der Glaubenslehre,die von der Kirche als Haupt-stücke der vollkommen gesi-cherten Wahrheit vorgelegt wer-den. Deshalb ist die Liturgie inEinklang zu halten mit denkatholischen Glaubensvorschrif-ten, die das oberste kirchlicheLehramt erlassen hat, um dieUnversehrtheit der von Gott geoffen-barten Religion zu schützen.

In diesem Zusammenhangglauben Wir, etwas, das euch,ehrwürdige Brüder, sichernicht unbekannt ist, in seinemwahren Licht zeigen zu müs-sen. Wir meinen den Irrtumund Trugschluß jener, welchedie heilige Liturgie gewisser-

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der Aktualisierung der Litur-giereform des Konzils ist in derTat noch im Gang und darfnicht durch plötzliche oderwenig achtgebende Eingriffe aufdas religiöse Empfinden derGläubigen gefährdet werden.Dem christlichen Volke müssendie Möglichkeiten und dieGarantie angeboten werden, inauthentischer Weise am Kult derKirche teilzunehmen.“

maßen als ein Unterschei-dungsmittel für die aus demGlauben beizubehaltendenWahrheiten betrachten; das istso zu verstehen: wenn einebestimmte Lehre mittels derLiturgie Früchte der Frömmig-keit und Heiligkeit gezeitigthabe, sei sie von der Kirche zubejahen, andernfalls jedochabzulehnen. Daher der bekannteAusspruch: «Lex orandi, lex cre-dendi» das Gesetz des Betens istdas Gesetz des Glaubens…

Deshalb ermahnen Wir euch,ehrwürdige Brüder, daß jeder inseiner Diözese oder in seinemkirchlichen Sprengel die Teil-nahme des Volkes an der liturgi-schen Handlung gemäß den Nor-men, die das «Missale» aufstellt,und nach den von der Ritenkon-gregation und dem kirchlichenGesetzbuch erlassenen Vor-schriften leite und ordne. So sollalles in rechter Ordnung undWürde ausgeführt werden, ohnedaß der Einzelne, auch wenner Priester ist, das Recht habe,die heiligen Stätten nach sei-nem Belieben gleichsam zuVersuchen zu gebrauchen.“

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145Diverses

Osservatore Romanovom 6. Januar 1991

Schreiben des Papstes an dieAußenminister von Europa:

,,…Mit dieser Gesinnung bitteich Eure Exzellenz wohlwollendIhre Kollegen meines inbrünsti-gen Gebetes zu versichern, aufdaß Gott ihnen in ihrer so deli-katen Aufgabe den rechten Geisteingebe, und daß Er ihnen dasWissen verleihe, in konkreterWeise ihren edlen Willen umzu-setzen, durch welchen den Men-schen angemessene Mittel und inZusammenarbeit mit der ganzeninternationalen Gemeinschaftdas höchste Gut den Friedenund die Erfordernisse derGerechtigkeit zu bewahren.

Vatikan, den 4. Januar 1991

Ioannes Paulus PP. II.“

Pius XII.Ansprache an den Verband

der katholischen Juristen Ita-liens: Die religiöse Toleranz in

einer Staatengemeinschaft.6. Dezember 1953

Die Stellung der katholischenKirche zur Frage der religiö-sen Toleranz.

,,…Bei der Erfüllung dieserihrer Aufgabe stand und stehtdie Kirche immer in weitemMaße den gleichen Problemengegenüber, die auch zum «Funk-tionieren» einer Gemeinschaftvon souveränen Staaten gelöstwerden müssen; sie fühlt sie nurnoch lebendiger, weil sie an denvon ihrem Stifter selbst be-stimmten Inhalt ihrer Sendunggebunden ist, einen Inhalt, derbis in die Tiefen des menschli-chen Geistes und Herzenshineingreift. Bei dieser Sachlagesind die Konflikte unvermeid-lich, und die Geschichte zeigt,daß es sie immer gegeben hat,daß es sie heute gibt und daßes sie gemäß dem Wort desHerrn bis ans Ende der Zeitengeben wird. …Doch wir wollen zu den beiden

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146 Die Revolution in der Kirche

oben genannten Prinzipienzurückkehren und in erster Liniezu dem der unbedingten Ableh-nung von allem, was religiösfalsch und sittlich schlecht ist.Diesem Punkt gegenüber gabund gibt es in der Kirche keiner-lei Schwanken, keinerlei Pak-tieren, weder in der Theorienoch in der Praxis. Ihre Hal-tung hat sich im Laufe der Ge-schichte nicht geändert und kannsich auch nicht ändern, wo undwann immer sie in den verschie-densten Formen vor die Ent-scheidung gestellt wird, entwe-der den Götzen Weihrauch zustreuen oder für Christus dasLeben hinzugeben. Der Ort, andem Sie sich heute befinden, dasEwige Rom, (Roma Aeterna) mitden Überresten einer vergange-nen Größe und mit den glorrei-chen Erinnerungen an seineMärtyrer ist der beredtste Zeugefür die Antwort der Kirche. DerWeihrauch wurde nicht vorden Götzenbildern verbrannt,und das Christenblut hat denheiliggewordenen Bodengetränkt. Doch die Tempel derGötter liegen da in den kaltenRuinen der noch eindrucksvol-len Trümmer, während an den

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147Diverses

Osservatore Romanovom 11. Oktober 1991

Botschaft des Papstes

an das ökumenische Treffenauf Malta:

,,An Euch, Ihr namhaftenVertreter der christlichen Kir-chen und der großen Weltreli-gionen, die Ihr auf Malta ver-sammelt seid, ergeht mein Grußund meine brüderliche Ermuti-gung. Ich wünsche auch anläß-lich dieses bedeutenden Treffenszwischen den Vertretern dergroßen Weltreligionen, meineSolidarität gegenüber Euchallen auszudrücken. Wie ich dieMöglichkeit hatte, Ende Okto-ber 1986 bei dem in Assisianberaumten Weltgebetstag zuunterstreichen, vermag dasGebet und das Zeugnis derGläubigen, zu welcher religiösenTradition sie auch angehören,viel zu dem Frieden in der Weltbeizutragen (vgl. Insegnamenti)IX, 1986, p. 1252).“

Gräbern der Märtyrer Gläubigealler Völker und aller Zungenmit Inbrunst das altehrwürdigeCredo der Apostel wiederholen.“…

Kirchenrechtvon Hl. Pius X. entworfen

und von Benedikt XV. 1917 promulgiert: Kanon 1258, § 1

,,Den Katholiken ist jeglicheaktive Teilnahme am Gottes-dienst der Akatholiken durchausverboten.

Kanon 2314, § 11) Apostaten, Häretiker und

Schismatiker verfallen zunächstder Exkommunikation.

2) Nach vergeblicher Mahnungsollen ihnen ihre Benefizien,Würden, Ämter, Pensionensowie jede Anstellung in derKirche genommen werden.Außerdem sollen sie als infamerklärt werden. Die Kleriker sol-len außerdem nach nochmaligerMahnung mit Deposition be-straft werden.

3) Wer zu einer akatolischenReligionsgemeinschaft formellübertritt oder sich ihr (ohne

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148 Die Revolution in der Kirche

Osservatore Romanovom 2. September 1991

Johannes Paul II.

Verzicht auf das KönigtumChristi über die Gesellschaft.

,,…In der gegenwärtigenneuen Situation, welche von dergegenseitigen Abhängigkeit derVölker charakterisiert und durchein stets wachsendes Netz vonBeziehungen und Kommunika-tionen begünstigt ist, wird dasProblem einer gerechten Vertei-lung der materiellen, intellek-tuellen und geistigen Hilfsquel-len, welche das «humane» Erb-gut der gesamten Weltgemein-schaft ausmachen und welche ander Basis seiner integralen Ent-wicklung liegen, im Lichte eineraufmerksamen sozialen Gerech-tigkeit angegangen, die darauf

formellen Übertritt) öffentlichanschließt, der ist damit ohneweiteres von Rechts wegeninfam. Außerdem ist Kanon188 § 4 zu beachten, wonachein Kleriker, der öffentlich vomkatholischen Glauben abfällt,damit ohne weiteres seine Ämterverliert.“

Pius XII.La Solennità1. Juni 1941

Rundfunkansprache zuPfingsten:

,,…Mit der Gesellschafts-form hängt weitgehend dasWohl oder Wehe der Seelenzusammen, je nachdem sienämlich mit den göttlichenGesetzen übereinstimmt odernicht. Mit andern Worten: vonder Gesellschaftsform hängt esab, ob die Menschen — die dochalle berufen sind, durch ChristiGnade das Leben zu haben —auf ihrem irdischen Lebenswegden gesunden und lebendigenHauch der Wahrheit und derTugend einatmen oder den gifti-gen und oft todbringendenBazillus des Irrtums und der

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ausgerichtet ist, eine wirklicheBeteiligung aller an den Güternzu realisieren, die allen Men-schen dienen sollen. Diesbezüg-lich hat die Kirche, wie ich indem jüngsten Rundschreiben«Centesimus annus» erinnerthabe, keine Modelle vorzu-schlagen. Die realen und wirk-lich wirksamen Modelle kön-nen nur im Rahmen derverschiedenen historischenSituationen entstehen, dank derAnstrengung aller Verantwortli-chen, welche die konkreten Pro-bleme mit all ihren untereinan-der sich verflechtenden sozialen,ökonomischen politischen undkulturellen Aspekten anpacken.Für einen solchen Einsatz bietetdie Kirche als unentbehrlicheund ideale Orientierung ihreeigene Soziallehre an.“ (Nr. 43)

Verderbnis. Wenn die Kirche dasüberdenkt und voraussieht, wiedürfte sie, die liebende und umdas Wohl ihrer Kinder treube-sorgte Mutter, dann noch teil-nahmslos zuschauen, wenn ihreKinder in Gefahr sind? Wiedürfte sie noch schweigen odertun, als ob sie die sozialenLebensbedingungen nicht seheund würdige, wenn doch diesees sind, die – ob gewollt oderungewollt – eine christliche, denGeboten des höchsten Gesetzge-bers gemäße Lebensführungschwer oder praktisch unmög-lich machen?“…

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Osservatore Romanovom 12. Januar 1991

Johannes Paul II. an den Botschafter

von Dänemark:

… , ,Es f reu t m ich , nocheinmal die Feier der Eucharistieim Park der Benediktiner vonKopenhagen, den Gebetsgottes-dienst in der herrlichen Kathe-drale von Roskilde, der voneinem brüderlichen Treffen mitden lutherischen Bischöfen inder Residenz des Reverends OleBertelsen gefolgt wurde, dieökumenische Versammlung imMoltkepalast, die Versammlungdes Diplomatischen Corps in derNuntiatur in Erinnerung zurufen. Alle diese bedeutendenMomente meines Aufenthaltes inDänemark haben eine neue undgegenseitige Öffnung der Gei-ster und Herzen begünstigt,wofür ich weiterhin Gott Dankabstatte.

Es ist heute wichtig, daß alleLänder ihre Kräfte vereinen,welche Macht sie auch immerhaben, um nicht bloß ihre auf-kommenden Unterschiede ausdem Wege zu räumen, sondern

Pius XII.Ansprache an die Universitäts-

jugend und Führer der Katholischen Aktion Italiens:Das akademische Apostolat

20. April 1941

,,…In einem sehr peinlichenWiderspruch zu dem Licht einerWissenschaft und einer vielge-staltigen Erfahrung, das gut diri-giert von den Universitäten undLehrinstituten kommt, befindetsich die Finsternis, welche alseine der Hauptursachenerscheint für den moralischenAbgrund, in dem die Welt sichheute tummelt: Wir wollen vonder Ehescheidung sprechen,welche eine beträchtliche Zahlvon Menschen hoher Kulturvon der christlichen Denkartfernhält. ...

Was aber ist von der schlei-chenden Arbeit des geistigenZerfalls, die aus dem pagani-sierenden Humanismus ausge-gangen ist, von der willkürli-chen Kritik des liberum exa-men, der nebulösen Philoso-phie des 18. Jahrhunderts,vom Idealismus und Positivis-mus des 19. Jahrhundertsgegen welche die Vernunft der

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auch der größtmöglichen Zahlvon Menschen eine Lebensqua-lität zu sichern, welche mit denethischen Prinzipien eines voll-kommenen Humanismus innigverbunden ist, der in unserenAugen dem Plane Gottes für dieWelt entspricht.“

Osservatore Romanovom 5. Dezember 1991

Synode 6. Generalversammlung

Ansprache Mgr. Norbert Werbs:

,,…Die Völker Europas den-ken und fühlen sich immermehr demokratisch. UnsereKirche dagegen ist auf hierar-chische Weise strukturiert. Wirsind überzeugt, daß diese Struk-tur irreduzibel (nicht vereinfach-bar) ist. Dennoch müssen wiruns fragen, wie eine echteZusammenarbeit und Beteili-gung an den Entscheidungen derGläubigen herzustellen möglichist. …

Das II. Vatikanum hat mitRecht unterstrichen, daß die

Welt und des Menschenankämpft, zu halten?

Wieviele Gebiete der Studienund der wissenschaftlichenForschungen sind eröffnet undentwickelt worden ohne jegli-chen Kontakt mit dem katholi-schen Denken, ohne irgend-welche Rücksichtsnahme aufdie Tatsache der übernatürli-chen Offenbarung.“…

Pius XI.Casti connubi

31. Dezember1930

Das Urteil über den Ehemiß-brauch. Pflicht der Priester,die Wahrheit zu sagen.

,,Da nun noch vor kurzem eini-ge in offenkundiger Abweichungvon der in ununterbrochenerFolge von Anfang an überliefer-ten christlichen Lehre geglaubthaben, amtlich und feierlichüber solches Tun anders lehrenzu sollen, erhebt die katholischeKirche, von Gott selbst zurLehrerin und Wächterin derUnversehrtheit und Ehrbarkeitder Sitten bestellt, inmittendieses Sittenverfalls, zum Zei-chen ihrer göttlichen Sendung,

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152 Die Revolution in der Kirche

Abtreibung ein verabscheuungs-würdiges Vergehen ist. Aber esbestätigt auch, daß die Elterngegenüber Gott und der Kirchedie Verantwortung haben, dieZahl der Kinder und den Zeit-punkt der Geburt zu bestimmen.Wäre es nun nicht notwendig,die Aussagen des Lehramtesüber den Unterschied zwischender verwerflichen Abtreibungund der vertretbaren Geburten-kontrolle klarer zu machen als inder Vergangenheit?

Wäre es nicht angebracht dieLast (die Schwierigkeit) derUnterscheidung zwischennatürlichen und künstlichenFormen der Geburtenkontrollevon den Schultern der Eltern zunehmen?“

um die Reinheit des Ehebundesvon solch schimpflicher Makelunversehrt zu bewahren, durchUnseren Mund laut ihre Stimmeund verkündet von neuem:«Jeder Gebrauch der Ehe, beidessen Vollzug der Akt durchdie Willkür der Menschen sei-ner natürlichen Kraft zurWeckung neuen Lebensberaubt wird, verstößt gegendas Gesetz Gottes und derNatur: und die solches tun,beflecken ihr Gewissen mitschwerer Schuld».

Kraft Unserer höchsten Auto-rität und wegen der Uns oblie-genden Sorge um das Heil allerMenschen, ermahnen Wir daherdie Beichtväter und die übrigenSeelsorger, die ihnen anvertrau-ten Gläubigen über diesesschwer verpflichtende, göttlicheGesetz nicht im Irrtum zu lassen,noch mehr aber, sich selber vonderartigen falschen Meinungenfreizuhalten und ihnen nicht ausSchwäche nachzugeben. Sollteaber ein Beichtvater oder See-lenhirte, was Gott verhüte, sel-ber die ihm anvertrautenGläubigen in solche Irrtümerführen oder durch seine Zustim-mung oder durch böswilliges

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153Diverses

Osservatore Romanovom 2. Dezember 1991

Synode 4. Generalversammlung

Ansprache des Rev.Rein Öunapuu,

Pfarrer von Tallinn (Estland):

,,Ich bin ein katholischerPriester von Estland und bindem Heiligen Vater sehr dank-bar für die Ehre, hier zu sein.Ich empfinde große Freude, vorden Heiligen Vater und allenMitgliedern der Synode über dieLage der katholischen Kirche inEstland, einem kleinen Land vonnur 1,5 Millionen Einwohner,

Schweigen sie darin bestärken,so möge er wissen, daß erdereinst Gott, dem höchstenRichter, wird ernste Rechen-schaft über den Mißbrauchseines Amtes ablegen müssen.Er möge sich das Wort Christigesagt sein lassen: «Blinde Blin-denführer sind sie. Wenn aberein Blinder einen Blinden führt,so fallen beide in die Grube».“(Matth. 15, 14).

Konzil von Trient,

24. Sitzung, Kanon 9

11. November 1563

Kanones über das Sakra-ment der Ehe.

,,Wer sagt, Kleriker, die inden heiligen Weihen stehen,oder Ordensleute, die feierlichKeuschheit gelobt haben, könn-ten eine Ehe schließen, undder Vertrag sei gültig, trotzKirchengesetz oder Gelübde,und der entgegengesetzte Stand-punkt sei nichts anderes, als dieEhe zu verurteilen; und allekönnten eine Ehe schließen, dienicht fühlen, daß sie die Gabeder Keuschheit (auch wenn sie

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sprechen zu können…Wir sind vor allem der letti-

schen Kirche dankbar für diegroße Unterstützung, die sie unswährend der sowjetischen Beset-zung gewährt hat. In Estlandgibt es gegenwärtig vier Pfar-reien. Wir sind drei Priester,von denen der eine verheiratetund heimlich geweiht worden ist.Seit zwei Jahren haben wir einemonatliche erscheinende Zeit-schrift mit einer Auflage von 150Exemplaren, die auch von Pro-testanten gelesen wird. Einbesonderes Problem ist derzeitin dem rechtlichen Status derKirche gegeben, und dazugehört auch das Problem derRestitution von früherem Eigen-tum.“

Osservatore Romano vom 8. Dezember 1991

Synode 10. Generalversammlung

Zusammenfassender Berichtvon Kardinal Ruini:

,,…Die Evangelisierung mußnicht bloß einzelne Personen,sondern auch die Kulturen errei-chen. Es besteht die Pflicht

diese gelobt haben) besitzen:der sei mit dem Anathemabelegt. Denn Gott verweigert(sie) denen nicht, die rechtdarum bitten, und duldet nicht,daß wir über das hinaus versuchtwerden, was wir nicht können.“(vgl. 1. Kor. 10,13, Dz. 1809).

Leo XIII.Immortale Dei

1. November 1885

Der Staat untersteht Gott,,Beruht der Staat auf dieser

Grundlage, so ist es klar, daß erseinen vielfachen und überauswichtigen Verpflichtungen, dieihn mit Gott verknüpfen, durchöffentliches Gottesbekenntnis

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einer neuen evangelischenInkulturation des postmoder-nen Europas. Überdies ist esnötig, das Evangelium mit denneuen Mitteln der Massenkom-munikation zu predigen; daherergibt sich die Forderung, tat-sächlich erfahrene Personen imGebrauch dieser Mittel auszu-bilden. Auch muß Sorge getra-gen werden, daß sich bewährteLaien in der politischen Arbeiteinsetzen und dies als eine Formder Nächstenliebe betrachten.Es handelt sich sicherlich nichtdarum, in einem pluralistischenEuropa eine Form des «Konfes-sionalismus» wieder vorzu-legen; vielmehr muß man daraufachten, Religion und Politiknicht zu verwechseln, aber auchnicht zu trennen. Man soll dieFreiheit der Kirche und der Bür-ger in ihren religiösen Andachts-formen garantieren.

Das Problem der Freiheit hatzwei Aspekte: die Freiheit alsein unverzichtbares Moment desgesellschaftlichen Lebens unddie Freiheit verstanden als eineAblehnung jeglicher morali-schen Bindung. Diese letztekann nicht geteilt sein. Einerechte Auffassung der Freiheit

völlig Genüge leisten muß. -Natur und Vernunft befehlen denEinzelmenschen, Gott zu vereh-ren in heiliger und ehrfurchts-voller Weise, weil wir in seinerMacht stehen, von ihm ausge-gangen sind und zu ihm zurück-kehren müssen. DasselbeGesetz verpflichtet auch dasbürgerliche Gemeinwesen.Denn die Menschen, die sich zueiner Gemeinschaft zusammen-geschlossen haben, stehen eben-so unter Gottes Gewalt wie derEinzelne, die Gemeinschaftschuldet Gott nicht wenigerDank als der Einzelmensch, dasie durch ihn entstanden ist,durch seine Vorsehung erhaltenwird und von seiner Güte einenüberreichen Schatz von Wohlta-ten empfangen hat. Wie es daherniemandem erlaubt ist, seinePflichten gegen Gott zu vernach-lässigen, und wie es die aller-höchste Pflicht ist, in Gesinnungund Lebensführung sich an dieReligion zu halten, und zwarnicht irgend an eine Religion,wie sie gerade jedem paßt, son-dern die gottgewollte und diedurch sichere und untrüglicheBeweise als die einzig wahrerwiesene, so können auch die

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wird es Europa erlauben, dieaus den aufkommenden Nationa-lismen herrührenden Problemezu überwinden. Überdies kommtEuropa durch die Lösung seinerProbleme ein exemplarischerCharakter zu, die ihm die Aufla-ge macht, sich der universalenSolidarität zu öffnen.“

Staaten sich nicht ohne einVerbrechen derart benehmen,als ob es gar keinen Gott gebe,oder die Pflege des Glaubensle-bens als etwas ablehnen, was sienicht angeht und was keinenNutzen bringt, oder unter ver-schiedenen Religionsformeneine beliebige auswählen. Auchsie müssen unbedingt die Artund Weise der Gottesverehrungannehmen, die Gottes Willeselbst vorgezeichnet hat. - Heiligmuß daher den Staatsober-häuptern der Name Gottessein; und es gehört zu ihrenvorzüglichen Pflichten, dieReligion zu begünstigen, siewohlwollend zu schützen, sie zuverteidigen durch die Autoritätund Macht der Gesetze, und garnichts zu beschließen oderanzuordnen, was ihr schadenkönnte. Das schulden sie auchden Bürgern, denen sie vorste-hen. Sind wir Menschen dochalle geboren und geschaffen fürein höchstes und letztes Gut, dasnach diesem vergänglichen undkurzen Leben unser im Himmelwartet, und auf das wir unserganzes Sorgen richten müssen.Weil nun der Menschen vollesund allseitiges Glück davon

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Osservatore Romano vom 27. Mai 1991

Mgr. Piero Marini, Zeremonienmeister für die

päpstliche Liturgie:

,,Im Vergleich zum traditionel-len Text wird der Kreuzweg (ViaCrucis) 1991 einige Abänderun-gen der «Themen» der Stationenaufweisen. Im Lichte der Ge-schichte können solche Varian-ten nicht als Neuerungen ver-

abhängt, so ist die Erreichungdieses erwähnten Zieles von sol-cher Bedeutung für die einzel-nen, daß es nichts Wichtigeresgeben kann. Darum soll diestaatliche Gemeinschaft, diezum Nutzen aller da ist, dasstaatliche Wohl in der Weisewahrnehmen, daß sie die Bürgerin ihrem Streben nach Erlangungjenes höchsten und unwandelba-ren Gutes, nicht nur nicht behin-dert, sondern auf alle möglicheWeise fördert. Und das geschiehtvorzüglich dadurch, daß mansich bemüht, den Glauben heiligund unverletzt zu erhalten, des-sen Pflichten den Menschen mitGott verbinden.“

Konzil von Trient4. Sitzung

8. April 1546

,,Das hochheilige ökumenischeund allgemeine Konzil vonTrient, im Heiligen Geisterechtmäßig versammelt, ... undanerkennend, daß diese Wahr-heit und Lehre in geschriebenenBüchern und ungeschriebenenÜberlieferungen enthaltensind, die, von den Aposteln aus

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standen werden, es handelt sichdabei mehr um eine Wiederer-langung.

Im Kreuzweg von 1991 werdendie Stationen, die keinen bibli-schen Bezug haben, nichterscheinen, wie das dreimaligeNiederstürzen des Herrn (III, V,VII), Jesu Begegnung mit seinerMutter (IV) und mit Veronika(VI). Statt dessen gibt es Statio-nen wie Jesu Todesangst imÖlgarten (I), das ungerechteUrteil des Pilatus (V), das Ver-sprechen des Paradieses für denguten Schächer (XI) und dieAnwesenheit der Mutter und desJüngers bei dem Kreuz (XII).“

Osservatore Romanovom 21. Dezember 1991:

Der «lebendige» Glaube derkoreanischen Katholiken undihre Einstellung gegenüber derHeiligen Kommunion nacheiner Statistik des «OsservatoreRomano»:

,,Die überwältigende Mehrheitder Befragten (92,9%) aner-kennt, daß die Heilige Kommu-nion für das geistliche Lebenwesentlich ist.

dem Munde Christi selbst emp-fangen oder von den Apostelnselbst auf Diktat des HeiligenGeistes gleichsam von Hand zuHand weitergegeben, bis auf unsgekommen sind.“

Konzil von Trient, 13. Sitzung

11. Oktober 1551

,,Zu Beginn lehrt das heiligeKonzil und bekennt offen undehrlich, daß im segensreichenSakrament der heiligenEucharistie nach der Konsekra-tion von Brot und Wein UnserHerr Jesus Christus als wah-rer Gott und Menschwahrhaft, wirklich und sub-stanzhaft (Kan. 1) unter derGestalt jener sinnenfälligen

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Die Mehrheit (66%) glaubtfest, daß die Eucharistie derLeib Jesu Christi ist, während29% manchmal daran zweifeln,mögen sie auch sonst glauben.

Jedoch was die Vorbereitungauf die Heilige Kommunionangeht, so beachten nur 49%der Befragten immer das eucha-ristische Fasten vor dem Emp-fang der Heiligen Kommunion.Wenn sie im Stande der tödli-chen Sünde sind, so beichtennicht mehr als 63% immer vordem Empfang der HeiligenKommunion.“

Dinge enthalten ist. …Die kirchliche Gepflogenheit

aber erklärt, daß diese Prüfungnotwendig ist, so daß keiner,der sich einer Totsündebewußt ist, so sehr er sich auchreuevoll erscheinen mag, ohnevorausgeschickte sakramentaleBeichte zur heiligen Eucharistiehinzutreten darf.

Dieses heilige Konzil be-schloß, daß dies von allen Chri-sten, auch von denjenigen Prie-stern, denen es von Amts wegenobliegt, zu zelebrieren, immer-fort beachtet werden muß,sofern ihnen nicht die Gelegen-heit fehlt, einen Beichtvater zuerreichen.“

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UMFRAGE IM WALLIS

Eine im Schweizerischen Wallis 1990 durchgeführte Umfrage ergab,daß 81,3% der Katholiken der Meinung sind, die Konfession seinicht von Bedeutung, denn alle Religionen könnten zum ewigenHeile führen.Den Lehrsatz «Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil» (Pius IX.,Denz. 2867) empfinden viele als brutal. Dennoch drückt er klar dieWahrheit aus.

Jesus Christus ist gekommen, um alle Menschen zu retten. Er hatdurch sein Sterben unendliche Verdienste erworben, die er seinerKirche als Wächterin anvertraut hat. Nun aber hat er nur eine Kirchegegründet, seine Kirche, deren Haupt er geblieben ist; der Papst istnur sein Stellvertreter auf Erden, sein Repräsentant unter den Men-schen.Die katholische Lehre sagt uns, daß alle Gnaden durch die Kirchevermittelt werden, wobei es selbstverständlich ist, daß die Zugehö-rigkeit zur Kirche Christi nicht ausschließlich durch äußere Kriterienbestimmt sind, von denen wir die wichtigsten festhalten: Taufe undKredo. Aber der gewöhnliche Weg des Heiles ist die Zugehörigkeitzur Kirche durch die Taufe und das Erdenleben unter ihrer Leitungund ihrer Hilfe, denn sie hat von ihrem Meister die Worte des ewigenLebens. Zu behaupten, die Religion habe keine Bedeutung und daß alle Reli-gionen zum ewigen Heile führen könnten, heißt nichts anderes alsüber Jesus-Christus zu spotten und zu vergessen, daß Er unser einzi-ger Retter ist.

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Ergebnis

Die Antwort der Walliser Katholiken ist ein eloquenter Beweis derverschwommenen Unterweisung, die sie seit einer Generation er-halten haben. Von den Befragten erklärten sich 81,3 % mit diesergotteslästerlichen Behauptung einverstanden, davon mehr Frauen(83,5 %) als Männer (79,1 %), und was noch erstaunlicher ist, mehrältere Personen als jüngere, so waren es davon 84,0 % über Fünfzig-jährige und 70,1 % über Zwanzigjährige.Auf diese Weise bestätigt das Ergebnis der Umfrage, daß nur einervon sieben Wallisern katholisch rechtgläubig ist.

«L'état du catholicisme en Valais» — «Lage des Katholizismus im Wallis»Verlag Renouveau Rhodanien 1920, Martigny

4.90%

13.80%

81.30%

Weiss nicht4,9 %

Nicht einverstanden13,8 %

Einverstanden81,3 %

Frage 26: Die Religion hat keine Bedeutung, alle Religionen können zum ewigen Heile führen!

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Anmerkungen:

*1) ,,Le Sillon“ (Die Furche): Vereinigung junger französischerKatholiken zu gemeinsamer Arbeit im Dienste der Religion und dermenschlichen Gesellschaft. Der ,,Sillon“ wurde 1893 in dem vonMaristen geleiteten Collège Stanislas zu Paris von vier jugendlichenZöglingen ins Leben gerufen. Das ,,Bulletin de la crypte“ war daserste Organ der Vereinigung; dazu kam seit dem 10. Januar 1894 dieMonatszeitschrift ,,Le Sillon“ (1906: 4000 Abonnenten), von der dieganze Bewegung ihren Namen erhielt. ,,Der Sillon“ fand allgemeineSympathie und Verbreitung, er betonte entschieden katholischenCharakter und religiöse Tendenz der Bewegung und erhielt für seinWerk das Lob der Päpste Leo XIII. und des Hl. Pius X., sowie vielerfranzösischer Bischöfe.

Seit 1902 fanden alljährlich Generalversammlungen der Sillonistenstatt. Von da an hatte Marc Sangnier, der von Anfang an die Seeleder Bewegung war und an ihrer Spitze stand, aus der ,,Action socialecatholique“ allmählich eine ,,Action démocratique“, eine ver-schwommene sozialpolitische Bewegung gemacht. Seit 1905 wurdeschließlich der religiöse Charakter der Bewegung in Abrede gestellt,die Verbindung mit der kirchlichen Autorität gelöst und die Demo-kratie als allein berechtigte Gesellschaftsform erklärt.

Auf dem Kongreß zu Orléans, im Februar 1907, wird die Aufhe-bung der Standesunterschiede als Ziel erklärt und im ,,Plus grandSillon“ (Größerer Sillon), eine Vereinigung von Katholiken, Prote-stanten, Freidenkern, etc. geschaffen.

In seinem Apostolischen Schreiben an die französischen Bischöfe,,Notre charge apostolique“ vom 25. August 1910 hat der Hl. Pius X.die verkehrten Ansichten und Bestrebungen des ,,Sillon“ verworfenund zur Auflösung und Umwandlung des ,,Sillon“ in katholischeDiözesangruppen (,,Sillons catholiques“) unter Leitung der Bischöfeaufgefordert. (Auszug aus dem Kirchlichen Handlexikon, Bd. 2,Wien 1912)

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*2) Laktanz : Lactantius, Lucius Cae(ci)lius Firmianus (Laktanz),geboren in N.-Afrika zw. 250 und 260, gestorben in Trier (?) nach317, lateinischer Schriftsteller, ,,Cicero christianus“ genannt; seinHauptwerk, ,,Divinae institutiones“ in sieben Büchern, ist eine Apo-logie des Christentums gegen heidnische Angriffe.

(Großes Volkslexikon, Bd. 6)

*3) ,,Tu ne cede malis, sed contra audentior ito.“

(Vergil, Äneis VI 95)

*4) ,,Macte nova virtute, puer, sic itur ad astra.“

(Vergil, Äneis IX 641)

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Nach dem Sprichwort: ,,Onde Cristo è Romano“ Dante Alighieri: ,,DivinaCommedia,“ Purgatorio, XXXII, – 102 — (Christ ist ein Römer) (S.E. Erzbischof

Marcel Lefebvre: ,,Itinéraire spirituel“ — ,,Geistlicher Wegweiser“, S. 81).

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Seiten

Vorwort 1

Kuzte Zusammenfassung aller Kapitel 3

1. Kapitel — Die Religionsfreiheit 14

2. Kapitel — Die Menschenrechte 33

3. Kapitel — Der Ökumenismus 53

4. Kapitel — Die neue Weltordnung 100

5. Kapitel — Die Kollegialität 110

6. Kapitel — Die Ost-Politik 114

7. Kapitel — Der Bruch mit der Vergangenheit 118

8. Kapitel — Gegen Proselytenmacherei 130

9. Kapitel — Diverses 138

Für Kopien der Originaltexte wenden Sie sich bitte an Rom-Kurier, Postfach 789 — CH – 1951 Sitten

Inhaltsverzeichnis

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11. Februar 1994, Fest Unserer Lieben Frau von Lourdes

VerlagLes Amis de St François de SalesPostfach 789, CH — 1951 Sion

ISBN 3–905519–04–6

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… Weder modernistisch,noch schismatich …