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4/2012 www.evang-klosterneuburg.at Inhalt: Seite Norddeutsches Gedicht Herr von Ribbeck auf Ribbeck 2 Leitartikel Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen ... 3 Miteinander Bericht vom Diakonietag 4 Astronomie Gedankensplitter 5 Ausrede? „Gottes Wille - das große Missverständnis“ 6-7 Physik & Gott Existenzielles 7-8 Varianten eines Gebetes Gespräche mit Gott 8-9 Gemeindeleben Termine nach Kreisen geordnet 10 eine wahre Begebenheit Taxifahrt in New York 11-12 Eine gesegnete Weihnacht sowie ein erfülltes Neujahr 2013 mit Gottes reichem Segen! wünscht Ihnen die Redaktion

Eine gesegnete Weihnacht sowie ein erfülltes Neujahr 2013

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Inhalt: SeiteNorddeutsches Gedicht Herr von Ribbeck auf Ribbeck 2Leitartikel Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen ... 3Miteinander Bericht vom Diakonietag 4Astronomie Gedankensplitter 5Ausrede? „Gottes Wille - das große Missverständnis“ 6-7Physik & Gott Existenzielles 7-8Varianten eines Gebetes Gespräche mit Gott 8-9Gemeindeleben Termine nach Kreisen geordnet 10

eine wahre Begebenheit Taxifahrt in New York 11-12

Eine gesegnete

Weihnacht

sowie

ein erfülltes

Neujahr 2013

mit Gottes

reichem Segen!

wünscht Ihnen die Redaktion

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Herr von Ribbeck

auf Ribbeck

Trugen von Ribbeck sie hinaus,Alle Bauern und Büdner, mit FeiergesichtSangen „Jesus meine Zuversicht“Und die Kinder klagten, das Herze schwer,„He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?“So klagten die Kinder. Das war nicht recht,Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,Der neue freilich, der knausert und spart,Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt,Aber der alte, vorahnend schonUnd voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,Der wußte genau, was damals er that,Als um eine Birn’ in’s Grab er bat,Und im dritten Jahr, aus dem stillen HausEin Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,Und in der goldenen HerbsteszeitLeuchtet’s wieder weit und breit.Und kommt ein Jung’ über’n Kirchhof her,So flüstert’s im Baume: „wiste ne Beer?“Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: „Lütt Dirn,Kumm man röwer, ick gew’ di ’ne Birn.“

So spendet Segen noch immer die HandDes von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

von Rolf Gutdeutsch entdeckt

Theodor Fontane:„Herr von Ribbeck

auf Ribbeck im Havelland“

(Die Schreibweise folgt demOriginaltext)

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,Ein Birnbaum in seinem Garten stand,Und kam die goldene Herbsteszeit,Und die Birnen leuchteten weit und breit,Da stopfte, wenn’s Mittag vom Thurme scholl,Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,

Und kam in Pantinen ein Junge daher,So rief er: „Junge, wist’ ne Beer?“Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,Kumm man röwer, ick hebb’ ne Birn.“So ging es viel Jahre, bis lobesamDer von Ribbeck auf Ribbeck zu ster-ben kam.Er fühlte sein Ende. ’s war Herbstes-zeit,Wieder lachten die Birnen weit und breit,Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab.Legt mir eine Birne mit in’s Grab.“Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,

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Wollen habe ich wohl,

aber das Gute vollbrin-

gen kann ich nicht...Röm 7,14-25

Liebe Gemeinde!

Vertraut den neuen Wegen!Ein gern gesungenes Kirchen-lied... Vertraut den neuen Wegen, die sich an den alten orientieren und aus der Wurzel versuchen, Kraft zu schöpfen.

„Seit leuchtend Gottes Bogen“ als Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen erschienen ist. Hier wird auf die Sintflut-Erzählung angespielt, bei der es abschließend über den Menschen heißt: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf1. Das trifft sich mit dem, was der Apo-stel Paulus in dialektischer Meisterschaft einer ihm fremden Gemeinde2 versucht, in kurzen Worten klar darzulegen.Es geht um Fleisch und Geist; um Gesetz und Evan-gelium! Soweit wir den Apostel Paulus kennen, ist er einer, der sich ganz pointiert und bewusst auf der Seite des Evangeliums einsetzt und sich gegen das Gesetz ausspricht. Selten hören wir von ihm Sätze wie „Das Gesetz ist gut“3. Vielleicht gut gedacht – aber nicht umsetzbar. In diesem Dilemma sieht er sich selbst und seine Mitmenschen. In imponierender Dialektik fordert er unser Denken und Hören heraus – was muss das für eine Gemeinde in Rom gewe-sen sein, die diese komplizierten Sachverhalte allein durchs Vorlesen mitbekommen hat! bzw. wie oft muss-ten hier die Verse wiederholt worden sein, bis die „Untiefen“ erkannt und begriffen wurden... Er schreibt „ich tue nicht, was ich will, sondern was ich hasse, das tue ich“.4 Dieser Spagat zwischen Wollen und Vollbringen ist uns nur zu bekannt und wir formulieren volksweisheitlich: Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach! Wie oft denken wir Gutes an – und sind nicht in der Lage es umzuset-zen. Es ist unser Verwurzelt-Sein in dem alten Adam würde jetzt der Theologe sagen; dieses Verhaftet-Sein

1 Gen 8,212 Die christl. Gemeinde von Rom muss es schon in den 40er Jahren des 1. Jhdts. gegeben haben; wer sie gegründet hat, ist unbekannt. Kaiser Claudius verbannt 49 n.Chr. die jüdische Gemeinde für 1 Jahr aus Rom, weil es Auseinandersetzungen um einen gewissen „Chrestus“(= Christus) gegeben hatte. 3 Rö 7,164 Rö 7,15

in unsere fleischliche Existenz erlaubt uns eben nicht Gutes zu 100% umzusetzen. Könnten wir es, wären wir vollkommen – Vollkommenheit aber steht uns nicht zu!Dieses Wort von einem, der vor Damaskus den Auf-erstandenen direkt erlebt hat, verzückt bis in den 3. Himmel war, aber wieder „geerdet“ wurde. Er fühlt die Spannung zwischen den beiden Polen Gut und Böse... Wir können mitdenken und mitfühlen, wenn wir uns redlich bemühen, den Alltag einigermaßen anständig zu gestalten: Immer wieder stehen wir vor der Wahl zwischen Gut und Böse – oder oft noch prekärer: vor der Wahl von zwei Übeln das geringere zu wählen! d.h. egal, was wir tun, wir sind auf keinen Fall auf der Sei-te des Guten!Das Böse – oder sollten wir nicht genauer noch von „dem“ Bösen reden? Luther kann nach ihm mit einem Tintenfass werfen.5 Und Immanuel Kant fügt6 in seine Philosophie den Begriff des „radikal Bösen“7 ein und überwindet so den grenzenlosen Bildungsoptimismus der Aufklärung (… und auch unserer Tage). Wenn wir die Naturkatastrophen der letzten Wochen und Monate bedenken, und Revue passieren lassen, wieviel Men-schen tagelang darunter zu leiden hatten – wird dieser Gedankengang nur allzu nachvollziehbar!Für Paulus gibt es diese bösen Kräfte in uns und um uns. „Ich tue nicht, was ich will, sondern was ich hasse“8 Goethe formuliert: Zwei Seelen sind ach in mei-ner Brust... – und da soll es uns arme nicht zerreißen?! Wie schaffen wir Tag für Tag den Spagat, den man uns abfordert... „Wollen hab ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht“9, sagt Paulus. Karl Valentin formuliert ähnlich: „Mögen hätt‘ ich schon wollen, aber dürfen hab‘ ich mich nicht getraut!“.Mit einem leichten Schmunzeln stellen wir fest, dass auch dort, wo man es nicht erwarten würde, Paulus stärker zum Tragen kommt als in so mancher theolo-gischen Erörterung. Fortsetzung nächste Seite >

5 auch wenn es nur eine Legende zu sein scheint.6 Als Auswirkung des Erdbebens von Lissabon 1755 – Kants Artikel erscheint März 1792 in Berlin7 außer Konkurrenz laufen zwei Theologen, die die Substanz des Bösen leugnen: Augustinus und Ignatius von Loyola. Sie definieren das Böse als zuwenig oder zuviel an Gutem.8 Rö 7,23 im Vergleich mit Rö 7,159 Rö 7,18

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Fortsetzung von S.3 DiakonietagLuther geht davon aus, das wir Menschen beides sind: simul iustus et peccator (in gleicher Weise Gerechtfer-tigte und nach wie vor noch Sünder). Natürlich stehen wir Tag täglich in dem Spannungsfeld zwischen gut und böse bzw. nur von zwei Übeln das geringere wählen zu können. Wir stellen uns immer wieder der Frage: was ist gut – was ist böse? Die Herkunft von „Mode“-Worten stimmt in diesem Zusammenhang immer wieder nachdenklich. Nehmen wir zum Beispiel den Begriff „Innovation“ in seinen verschie-denen Zusammensetzungen: Dieses Schlagwort unserer Tage – wie ist es besetzt? Der hat eine innovative Idee! Die ist gut, sie ist umzusetzen; es wird etwas erneuert, weitergebracht, stößt ein Tor in eine (hoffentlich) bes-sere Zukunft auf...Neues wird angedacht und umgesetzt. Josef Schumpeter10 hat diesen Begriff, der aus der Botanik stammt, und dort das Beschneiden alter Triebe bedeutet, in die Wirtschaftsphilosophie eingebracht. Das Abschneiden alter Triebe – bei Bäumen sicher sinnvoll, dies aber auf das wirtschaftlich-soziale Netzwerk über-tragen, lässt uns aufhorchen und wenn wir die Folgen bis zum Schluss durchdenken: frösteln - fürchte ich. So manches, was gut klingt ist es nur mit Vorbehalt. Es geht um den Menschen, der da als ‚alter Trieb‘ unter Umständen abgeschnitten werden soll...„Wollen hab ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht“. Wie oft sind wir von sogenannten Sachzwän-gen getrieben, die uns die Sache nicht erleichtern, son-dern nur verkomplizieren. Wir verstehen Paulus – und er versteht uns! Und es ist, als säße er jetzt irgendwo in Kleinasien und würde für uns diese Zeilen schreiben...Wie löst er, Paulus, diese schier ausweglose Situati-on?11 Er löst sie mit dem Hinweis auf das neue Sein in Christus; denn in Christus macht Paulus die Befreiung und Erlösung fest. Christus hat uns bereits erlöst! Die Zeit, die er uns gibt, ist Zeit der Gnade, wo wir umset-zen können, was wir von ihm erfahren haben. Gutes andenken und beginnen umzusetzen – in der Hoffnung, dass Gott in uns beides bewirkt: das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.12 Es liegt nicht ausschließlich an uns, dass etwas gelingt; es ist seine Gnadengabe, dass es gelingt – und noch einen Schritt weiter, dass wir auch erkennen und erleben dürfen, dass es gelingt.Mit diesen Gedanken über Gut und Böse – Gesetz und Evangelium – Wollen und Vollbringen - gehen wir in die Adventzeit. Gott schenke, dass wir Gutes nicht nur andenken und beginnen, sondern, dass diese Saat auch reift und zur Frucht wird. Es ist seine Gnade!

Ihr Pfarrer Julian Sartorius

Die neu gewählte Superinten-dentialkuratorin Dr. Gisela Melekpour lud am 15. Sep-tember zum Diakonietag in Klosterneuburg ein. Von den Gemeinden Amstetten, Gloggnitz, Krems, Mödling, Neunkirchen, St. Pölten, Stockerau und Traisen-St.Aegyd kamen Ehrenamtliche,

die in Bereichen der Diakonie tätig sind.Zu Beginn der Tagung hielt Pfarrer Julian Sartorius den Gottesdienst mit dem Thema: Heilung des Taub-stummen.Das Wort „Diakonie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet Dienst. Nach evangelischem Selbstver-ständnis also gelebte Nächstenliebe an Menschen in Notlagen.Nach der Vorstellungsrunde wurden die einzelnen Bereiche der diakonischen Tätigkeiten zusammenge-stellt, um die Vielfalt zu veranschaulichen.18 Teilbereiche arbeiteten die TeilnehmerInnen heraus:Hausbesuche, Geburtstagsbesuche, Tauftropfen, Zugezo-gene, Krankenhausbesuche, Pflegeheime, Seniorengrup-pe, Alten- und Krankenbetreuung, Telefonseelsorge, Flüchtlingsbetreuung, Armuts- und Obdachlosenbetreu-ung, Behindertenbetreuung, Sterbebegleitung, Gefan-genenseelsorge, Nachbarschaftshilfe, Suchtbetreuung, Sachwalterschaft und Projekte im Ausland, wobei die evangelische Gemeinde Klosterneuburg nicht alle Bereiche abdeckt, da es auch auf die Notwendigkeiten in den einzelnen Gebieten ankommt. Zum Beispiel ist der ebenfalls am Diakonietag teilgenommene Pfarrer Fellinger aus Krems für die Gefangenen-Seelsorge zuständig. In diesem Zusammenhang wurde angeregt, dass man die einzelnen Arbeitsgruppen im Gemeinde-blatt mit Bildern und Kontaktadressen veröffentlichen soll, um es Interessierten zu erleichtern, Kontakt aufzunehmen.Nach dem Mittagessen bildeten sich fünf Arbeitsgrup-pen, um über Armut und soziale Ausgrenzung, Haus-besuche und Seniorenarbeit, Flüchtlingsarbeit, Sucht-betreuung, Gefangene, Haftentlassene und deren Ange-hörige zu diskutieren und die gemeinsamen Gedanken zusammenzufassen. Der Abschluss der Tagung erfolgte durch Pfarrer Fellinger mit einem Reisesegen.Der nächste Diakonietag wird am 14. April 2013 mit einem Gottesdienst in ganz Österreich gefeiert wer-den.

Christine Zippel

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Vom Kreiszur Ellipse

(Der Schein trügt).

Alles was wir heute in einer fin-steren Nacht am Himmel sehen können, haben schon vor 6000 Jahren sumerische Ziegenhirten gesehen. Durch andauernde und

regelmäßige Aufzeichnungen (das waren dann nicht mehr die Hirten) wurden regelmäßige Wiederholungen, aber auch Unregelmäßigkeiten – die Planeten – ent-deckt. Der Augenschein zeigte eindeutig: Unsere Erde steht im Mittelpunkt des Universums, alle sichtbaren Himmelsobjekte bewegen sich in Kreisbahnen am Him-melszelt.Ein griechischer Philosoph (Aristarch) beobachtete viel und dachte viel nach und kam zur Erkenntnis: Die Planeten und auch die Erde umkreisen die Son-ne. Ein anderer Philosoph (Aristoteles) konnte dieser Theorie folgen – aber bei näherer Betrachtung kamen ihm Zweifel: Wenn unsere Erde die Sonne umkreist, müssten wir bei genauer Beobachtung der Sterne Ver-schiebungen (eine Paral-laxe) feststellen.[Parallaxe: Wenn wir aus dem fahrenden Zug blicken, bewegen sich die naheliegenden Strommasten gegen die Fahrtrichtung, weiter entfernte Bäume und Häuser bewegen sich langsamer, ganz weit entfernte Bergrücken bewegen sich kaum.]Trotz genauester Mes-sungen konnten keine Verschiebungen unter den Sternen festgestellt werden. Daher, sagte Aristoteles, kann die Hypothese von Aristarch bei aller Glaubwürdigkeit nicht stimmen.In den nächsten 1500 Jahren unserer Zeitrechnung wurde das geozentrische Weltsystem1 auf der Grund-lage von Bibeltexten durch die Kirche in Rom als Dogma postuliert. Abweichende Forschungen und The-orien wurden als ketzerisch verworfen. Andersdenken-

1 geozentrische Weltsystem: Die Erde steht im Mittelpunkt des Universums

Gedankensplitterde wurden verurteilt – Giordano Bruno zum Tod auf dem Scheiterhaufen, Galileo Galilei zu lebenslangem Hausarrest.Aber das heliozentrische Planetensystem – nieder-geschrieben von Nikolaus Kopernikus (ein Domherr) – war nicht mehr zu leugnen. Kepler räumte mit den Kreisbahnen auf und postulierte die elliptischen Bah-nen. Newton erkannte die Gravitation als Naturkraft, die das Universum zusammenhält. Große Probleme bereitete in den kommenden Jahrhunderten den Astro-nomen die Vermessung des Weltalls.Und jetzt kommen wir wieder zurück zu Aristarch und Aristoteles: In den folgenden 2000 Jahren wurden die Messgeräte von hölzernen Quadranten zu Riesentele-skopen und die Messmethoden mit dem Einsatz von Mikroskopen und Mikrometerschrauben verfeinert. Und so konnte erst 1838 konnte Friedrich Wilhelm Bessel die erste Fixsternparallaxe messen und die Entfernung unseres nächstgelegenen Sternes mit mehr als 4 Licht-jahren feststellen.Aristarch hatte Recht und die Bibel (eher wohl ihre Exegeten aus jener Zeit) hatte nicht Recht.

Postskriptum: Die Solvay-Kongresse brachten seit 1922 die Weltspitzen der Naturwissenschaft – Planck, Ein-stein, Nils Bor, Heisenberg, Curie, ... – zum Gedan-kenaustausch zusammen. Eines Abends wurde ein Teil-nehmer vermisst – man fand ihn in einem finsteren Winkel des Hotelparks im Gras auf dem Rücken liegend – er blickte zu den Sternen hinauf wie einst der sumerische Ziegenhirt.

Alfred Fischer

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Gottes Wille“ – das große Miss-

Ob katholischer Priester, evan-gelischer Pfarrer oder frei-kirchlicher Pastor – fast kein christlicher Prediger lässt sich bei einer Traueransprache die Floskel entgehen: „Es hat dem Herrn gefallen ...“ oder „nach Gottes unergründlichem Willen ...“.

Es hat sich im Christentum die durch den Katechis-mus der katholischen Kirche übrigens ebenso wenig wie durch Luthers Schriften gestützte Überzeugung verbreitet, alles, was geschieht, auch das Schreck-liche, entspräche Gottes Willen, denn Gott sei allgütig und allmächtig und würde daher nichts zulassen, was Er nicht wolle. Selbst Robert Spaemann, einer der großen zeitgenössischen Philosophen mit theologischer Ausbildung, spricht in seinem neuesten Buch „Der letzte Gottesbeweis“ vom „Willen Gottes, der sich in dem zeigt, was geschieht und was wir nicht ändern können“, und er folgert: „Wovon Gott will, dass es geschieht, das wissen wir erst, wenn es geschehen ist.“

Welch ein Missverständnis!

Ich will jetzt gar nicht verharren bei der Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, von „Gottes Willen“ zu sprechen, also einen Begriff unseres anthropomorphen Erfahrungswortschatzes auf den absolut unfassbaren Gott anzuwenden – da Christus selbst vom „Vater im Himmel“ sprach, ist beim Nachdenken über Gott wohl die Reduktion auf das uns Menschen Nachvollziehbare zulässig.Ich will auch nicht bestreiten, dass der gläubige Christ selbstverständlich davon ausgehen darf, dass die Welt mit ihren Naturgesetzen und der Mensch mit seinen Möglichkeiten und Einschränkungen, dass die Schöpfung also ist, wie sie ist, weil Gott es so wollte („Und Gott sah, dass es gut war“). Die Frage, warum Gott die Welt so wollte, wie sie ist, ist natürlich nicht beantwortbar. Die Frage aber, warum Gott in dieser von ihm geschaffenen Welt auch das Böse zulässt, die alte Frage nach der Theo-dizee also, ist eindeutig beantwortet: weil Er den Menschen „nach seinem Abbild“ mit der Fähigkeit schuf, Gut und Böse zu unterscheiden, als autonomes, selbstbestimmtes Wesen, als Wesen mit freiem Willen und Orientierung gebendem Gewissen.Wenn also ein verantwortungsloser Autofahrer durch

ein Dorf rast und ein am Straßenrand spielendes Kind ins Jenseits befördert, wenn eine eifersüchtige Ehe-frau ihrem ehebrecherischen Mann das Messer in die Brust rammt, wenn der gutverdienende Manager die Erlagscheine der Hilfsorganisationen grundsätzlich weg-wirft oder die Sekretärin, die es besser weiß, zu einer verleumderischen Anklage schweigt, die eine Kollegin belastet: Es ist völlig absurd, in all diesen Fällen den Willen oder Ratschluss Gottes zu unterstellen.Warum ich das so sicher weiß?Weil wir nach den von Christus empfohlenen Worten beten dürfen „Dein Wille geschehe – wie im Himmel, so auf Erden“, weil Gott hier also Geschehen nach mensch-lichem Willen zulässt! Weil wir um die Kraft beten dürfen, das Übel zu über-winden, der Versuchung zum Schlechten zu widerstehen, weil wir also das Böse rund um uns brauchen, um unse-re guten Potenziale zu entwickeln!Weil wir – und das haben natürlich schon viele gescheite Denker seit Jahrhunderten erklärt – die Freu-de am Guten und Schönen, an der Selbstüberwindung und am Verzicht, am Risiko und beim Engagement für eine gute Sache oder beim Eintreten für die Wahrheit nur erleben dürfen und schätzen können, wenn wir die Folgen des Gegenteils auch kennengelernt haben. Freiheit, die uns (in allem) so wichtig geworden ist, setzt die Alternative von Gut und Böse, Besser und Schlechter voraus. Und die ungezählten Witze über Menschen, die sich nach einem Blick ins Paradies von Petrus wieder verabschieden, weil ihnen das Hallelujah-singende Nichtstun wenig reizvoll erscheint, sind psycho-logisch ebenso fundiert wie der Satz der Dichterin Erika Mitterer „Was ohne Gefahr ist, ödet mich an“.Es ist also nicht Gottes Wille, dass wir zueinander böse sind, es ist auch nicht Gottes Wille, dass gerade der aufopferungsvolle, anständige Mensch vorzeitig an Krebs stirbt: All dies ist der Preis dafür, dass wir Menschen sein dürfen. Dies ist Gottes Wille: dass wir Menschen sein können! Natürlich ist es zulässig, sich angesichts des Leids dieser Welt in eine paradiesische, bewusst-seins- und willensfreie Existenz versetzt zu wünschen. Es bleibt dennoch ein Faktum: Der Apfel der Erkenntnis schmeckt zu gut...Warum ich, liebe Leserin, lieber Leser, mich zu dieser (kompetenzüberschreitenden) „Predigt“ aufgerafft habe? Weil ich die ständigen Versuche satt habe, dem Men-schen seinen freien Willen und seine Verantwortung abzusprechen, damit also den Menschen „abzuschaffen“ (C. S. Lewis: Die Abschaffung des Menschen, 1943!) oder

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zumindest alle Werte für irrelevant zu erklären, die man unter dem Begriff „Humanität“ zusammenfassen kann (Jean-Claude Guillebaud: Le Principe d’humanité, 2001)!Weil ich meine, dass wir Christen aller Konfessionen, in wahrhaft ökumenischem Geist und abseits aller trennenden theologischen Spitzfindigkeiten, uns viel deutlicher zu unserem Menschenbild und zu unserer Ver-antwortung bekennen sollten! Dass wir in Überwindung des Zeittrends zu hedonistischer Lustoptimierung wie-der Vorbilder an selbstlosem Engagement und gelebter Prinzipien- (Glaubens-) Treue werden müssten. Weil ich davon überzeugt bin, dass es in hohem Maße an uns selbst liegt, dafür zu sorgen, dass Gottes Wille auch auf Erden geschehe!Vergessen wir also die Ausrede „Es ist Gottes Wille ...“, vergessen wir auch – und hier spreche ich das zweite große Missverständnis an – die Ausrede, wir könnten im Rahmen einer vom allmächtigen und allwissenden Gott vorherbestimmten Existenz ohnedies nichts ändern. „Vorhergewusst“ durch den allwissenden Gott bedeutet – siehe oben – eben noch lange nicht „vorherbestimmt“ im Sinne einer Einschränkung der menschlichen Freiheit. Und jede Art von Prädestinationslehre ist daher nichts anderes als bequeme Abschiebung von Verantwortung.

Martin G. Petrowskyaus der Zeitschrift „Der literarische Zaunkönig“

(2009) www.erika-mitterer.org

[Anm.d.Red.: Herr Petrowsky, wohnhaft in Klosterneu-burg, hat auf den Artikel „Mitge-d-l-m-acht in der letzten Ausgabe des Gemeindeblattes reagiert und uns diesen Text freundlicherweise zur Verfügung gestellt.]

-verständnis Existenzielles

Ein Universitätsprofessor forderte seine Studierenden mit folgender Frage heraus:

„Gott schuf alles, was existiert?“

Ein Student antwortete mutig: „Ja, Er schuf alles.“„Gott hat also alles erschaffen?“, fragte von neuem der Professor.„Ja, Herr Professor“, antwortete der junge Mann.Der Professor fuhr fort: „Wenn Gott alles erschaffen hat, dann schuf er auch das Böse; denn das Böse existiert. Doch gemäß der Annahme, dass unsere Werke uns selbst widerspiegeln, ist Gott demnach böse“.Der Student blieb stumm nach dieser Antwort, und der Professor, triumphierend, rühmte sich, einmal mehr bewiesen zu haben, dass der Glaube ein Mythos ist.Ein anderer, noch sehr junger Student hob seine Hand und sagte: „Kann ich eine Frage stellen, Herr Professor?“„Natürlich“, antwortete der Professor.Der junge Mann erhob sich und fragte: „Herr Profes-sor,

existiert die Kälte?

Der Professor entgegnete: „Was soll das für eine Fra-ge sein? Natürlich existiert sie. Ist Ihnen etwa noch nie kalt gewesen?“Der Student antwortete: „In der Tat, Herr Professor, die Kälte existiert nicht. Nach den Gesetzen der Physik ist das, was wir als kalt empfinden, in Wirk-lichkeit Fehlen von Wärme. Jeder Körper oder Gegen-stand kann untersucht werden, wenn er Energie hat oder abgibt; Wärme ist, was besagtem Körper Energie verleiht. Der absolute Nullpunkt ist die totale Abwe-senheit von Wärme. Alle Körper werden träge, reakti-onsunfähig, aber die Kälte gibt es nicht. Wir habendiesen Ausdruck erfunden, um zu beschreiben, wie wir uns ohne Wärme fühlen.Und,

existiert die Dunkelheit?

fragte der Student weiter.Der Professor antwortete: „Natürlich existiert die Dunkelheit. Haben Sie noch nie im Dunkeln den Weg verfehlt und sich gestoßen?“

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Fortsetzung von S.7 Gespräche...Das Gebet wird oft als Gespräch mit Gott bezeichnet. Während des Gebetes lausche ich in mich hinein, ob tatsächlich eine leise Stimme antwortet. Manchmal spüre ich sie, manchmal nicht. Häufiger entsteht ein Gefühl von Erleichterung, vergleichbar dem inneren Auftrieb nach einer

freundlichen Zusage.Viele Situationen habe ich erlebt, die mich zu einem stillen Gebet veranlasst haben. Das geschah, wenn mir eine schwierige Aufgabe bevorstand, auf die ich mich gut oder auch nicht gut vorbereitet hatte – zum Bei-spiel vor wichtigen Prüfungen.

Ich habe die Todesangst kennengelernt – damals während des Krieges im Luftschutzkeller, als die Bomben fielen – das waren die Gebete verzweifelter Hilferufe. Doch unvergesslich sind mir Momente, Jahrzehnte später, da betete ich zu Gott um die glückliche Geburt unserer Kinder, während meine Frau in den Wehen lag. Unser gemeinsames Dankesgebet, nachdem das Kind gesund geboren war, bestand in einer namenlosen Urfreude und dem Wissen um dieses kostbare Geschenk – uns beiden unvergesslich!

Schließlich kenne ich das gemeinsame Sprechen des Vater Unsers in den Gottesdiensten. Sie bedeuten für mich Zeichen unserer Gemeinschaft im Glauben, denn die Stimme eines Jeden trägt zum Gebet bei.

Wahrscheinlich auf Franz von Assisi geht ein Gebet zurück, das aus einer übergeordneten geistigen Ebe-ne, nämlich der Demut heraus zu verstehen ist: Der demütig Betende weiß, daß niemand Gottes Plan für diese Welt kennen kann. Darum bittet er, als Werkzeug Gottes zur Verwirklichung dieses Planes beizutragen – und zwar in seinem Dienst an der Gemeinschaft alles Lebendigen dieser Erde.

Dieses Gebet ist in mehreren Versionen überliefert. Eine nachweislich originale Urfassung des Textes konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden.Zwei Versionen möchte ich hier vorstellen – Version 1 ist dem Evangelischen Gesangbuch (Nr. 416) ent-nommen, Version 2 stammt aus A. Rotzinger & E. Hug: “Klassiker der Meditation Franz von Assisi – Die Demut Gottes“ ISBN 3 545 20507 X.

Der Student erwiderte darauf: „Sie irren sich wieder, Herr Professor. Die Dunkelheit existiert nicht. Dun-kelheit ist in Wirklichkeit Mangel an Licht. Das Licht lässt sich untersuchen, die Dunkelheit nicht. Wir kennen das Prisma von Nichols, um weißes Licht in die verschiedenen Farben zu zerlegen, aus denen es zusammengesetzt ist, mit der je verschiedenenWellenlänge. Ein einfacher Lichtstrahl bricht die Dunkelheit und erhellt die Oberfläche, auf der sein Schein endet. Wie kann man bemessen, wie „dunkel“ ein bestimmter Raum ist? Nur aufgrund der Lichtmen-ge, die in diesem Raum präsent ist. Nicht wahr?Dunkelheit ist ein Begriff, den der Mensch entwickelt hat, um zu beschreiben, was geschieht, wenn kein Licht vorhanden ist.“Schlussendlich fragte der Student den Professor: „Herr Lehrer,

existiert das Böse?

Der Professor antwortete: „Natürlich existiert es, wie ich anfangs erwähnt habe; wir sehen Gewalt und Ver-brechen auf der ganzen Welt. Diese Dinge sind böse.“Worauf der Student antwortete: „Das Böse existiert nicht, Herr Professor. Oder wenigstens nicht aus sich selbst. Das Böse ist schlicht die Abwesenheit Gottes. Das Böse ist – genau wie die vorigen Beispiele –ein Begriff, den der Mensch erfunden hat, um diese Abwesenheit Gottes zu beschreiben.

Gott hat nichtdas Böse geschaffen.

Es verhält sich damit nicht wie mit dem Glauben oder der Liebe, die existieren wie die Wärme oder das Licht. Das Böse ist das Ergebnis dessen, dass der Mensch Gott nicht in seinem Herzen gegenwärtig hat. So wie er es kalt empfindet, wenn Wärme fehlt, oder dunkel, wenn kein Licht da ist und dunkel, wenn Gott nicht bei ihm ist.“Darauf nickte der Professor mit dem Kopf und schwieg.Der Name dieses jugendlichen Studenten war ALBERT EINSTEIN.

Entdeckt von Rolf Gutdeutsch

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...mit Gott

Kommentar zu Version 1

Dieses Gebet gehört für mich zu den stärksten per-sönlichen Bekenntnissen eines Christen: Gott hat einen Plan und ein Ziel für diese Welt. Dieses Ziel kennt Franziskus nicht, aber er vertraut Gott. Er betet darum, als Werkzeug Gottes zur Verwirklichung dieses Planes mitzuwirken. Das Besondere daran ist, dass er aus sich selbst heraus, d.h. in der Ich-Form spricht. Die Botschaft an uns ist, dass was er sagt, seine ganz persönliche Überzeugung ist. Dadurch gewinnt sein Gebet eine Kraft, die in einer ande-ren Dimension als einer theoretische Beweisführung liegt. Er bittet, in der Hand Gottes als Werkzeug zur Verwirklichung seines Planes in Demut mitzuwirken. – Das Wort Demut nehme ich als eine Umschreibung für seine Einstellung. Es fällt auf, dass weder das Tätigkeitswort „bitten“ noch das Hauptwort „Bitte“ in seinem Gebet vorkommen. Doch die Formulierung „Laß mich…“ verstehe ich als die Bitte „handeln zu dürfen“, also nicht vergleichbar einem Gebet aus Not heraus.

Kommentar zu Version 2

Diese Wiedergabe des Gebetes des Franz von Assisi ist offensichtlich ein Versuch, es in die Sprache von Menschen des 21. Jahrhunderts zu übertragen. Darin sind zwei Eigenschaften wichtig: I) Überflüssige Worte werden weggelassen. Dadurch wird die Botschaft so kurz wie möglich gesagt. Das Weglassen von Unnötigem bezieht sich zum Beispiel auf 14 mal das „ich“ und das „O“ in Version 1. Dadurch wird die Zahl der Worte auf etwa 3/4 der ursprünglichen Textlänge verkürzt. II) Die Wortwahl des Textes stimmt mit dem bekann-ten Hohen Lied der Liebe von Paulus (1. Kor. 13) in der reichen Verwendung abstrakter Begriffe (Liebe, Hass, Wahrheit, Glaube, Irrtum, usw.) überein.

Rolf Gutdeutsch

Version 1

O Herr,mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,daß ich Liebe übe, wo man sich haßt,daß ich verzeihe, wo man sich beleidigt,daß ich verbinde, da wo Streit ist,daß ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,daß ich Glauben bringe wo der Zweifel drückt,daß ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,daß ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert, daß ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.Herr laß mich trachten, nicht daß ich getröstet werde,sondern daß ich tröste,nicht daß ich verstanden werde,sondern daß ich verstehe,nicht daß ich geliebt werde,sondern daß ich liebe.Denn wer dahin gibt, der empfängt,Wer sich selbst vergißt, der findet,Wer verzeiht, dem wird verziehen;und wer stirbt, erwacht zum ewigen Leben.

Version 2

Herr,Mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens Laß mich Liebe bringen in den HaßVerzeihung in die Schuld Einheit in die Zwietracht Wahrheit in den Irrtum Glauben in den Zweifel Hoffnung in die Verzweiflung Licht in das Dunkel Freude in die Traurigkeit Herr, Laß mich mehr danach trachten zu trösten als Trost zu finden zu verstehen als Verständnis zu finden zu lieben als Liebe zu findenIm Geben empfange ich Im Mich-Vergessen finde ich mich Im Verzeihen empfange ich VerzeihungIm Sterben stehe ich auf zum ewigen Leben.

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Termine

Alternativ-Gottesdienst (AGo)

(3. So im Monat, 17:45h)16.12. „Was hat wohl der Esel gedacht...?“ mit Weihnachtsspiel20.1. / 17.2. / 17.3. / 21.4. 18:45 (Sommerzeit)

Arbeitskreis (1. Do im Monat, 9h)6.12. / 10.1. (!) / 14.2. (!) / 7.3. / 4.4. / 2.5. / 6.6.

Bibelcheck (letzter Fr im Monat, 18:30–21:30h)So, 23.12. 18h (!) / 25.1. / 22.2. / 29.3. / 28.4.

Bibelfrühstück (4. Mi im Monat, 9h) 19.12. / 23.1. / 27.2. / 20.3.(!) / 24.4.

Chor(Fr, 14-tägig, 19:30-21h )7.12. / 14.12. / 11.1. / 25.1. / 15.2. / 1.3. / 22.3. / 5.4. / 19.4. / 3.5. / 17.5. / 7.6. / 21.6.

Eltern-Kind-Treff jeden Mi, 9-11:30 Leitung: Rahel Cerna-Willi

Gespräche über Gott und die Welt

(2. Mo im Monat, 19h)10.12. / 14.1. / 11.2. / 11.3. / 8.4. / 3.6. (!)

Mi-Gesprächskreis (3. Mi im Monat, 9-11h) 19.12. / 16.1. / 20.2. / 20.3. / 17.4.

Do-Gesprächskreis (3. Do im Monat, 16-18h) 19.12. 9-11h (!) / 17.1. / 21.2. / 21.3. / 18.4.

GottesdienstFamiliengottesdienst mit Weihnachtsspiel am So, 16.12. um 9:30hjeden So um 9:30h, parallel dazu KiGO (außer in den Ferien);jeden 3. So im Monat: AGO (siehe oben)

KiGO KinderGottesdienst (außer in den Schulferien)parallel zum Haupt-GO – wir fangen gemeinsam an.

Konfi-Kurs (Sa, 14-18h)19.1. / 16.2. / 16.3. / 13.4. / 20.4. / 21.4. PräsentationsGO / 27.4.

Konzerte

Orgelmatineen mit Christian Stiegler (jeweils im Anschluss an den GO):So, ca. 10:30h, 9.12. / 24.2. / 28.4. / 23.6.

Fr, 15.2. 19h „sing and swing around the world mit seelenklang“Melanie Lipphard (Gesang), Gerhard Hajny (Gesang, Gitarre), Horst Nur-schinger (Gesang, Keyboard), Joe White Wolf (Gesang, Percussion)

Sa, 23.2. 17h Konzert der Musikschule KlosterneuburgFr, 29.3. 19:30 Ensemble Neue Streicher: Haydn „Die 7 letzten Worte Christi am Kreuz“

Seniorenkreis(letzter Do im Monat 15-17h) Jause & Vortrag20.12. Grete Huber: „Besinnlicher Advent“31.1. / 28.2. / 28.3. / 25.4.

Talentefest So, 28.4. 9:30-16h

Tauferinnerungs-kurs

(Do 16-17:30h) für Kinder der 2. und 3. Kl. Volksschule10.1. / 14.2. / 2.3. Kinderbibeltag / 4.4. / 7.4. FamilienGO

Weltgebetstagder Frauen

Fr, 1.3. 19h Evangelische Kirche

Redaktionsschluss Gemeindeblatt 2013-1 So, 24.2.2013

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4/2012

Taxifahrt in New York

nicht in Eile. Ich bin auf dem Weg in ein Hospiz.“

„Ein Hospiz?“schoss es mir durch den Kopf

Oh Mann! Dort werden doch sterbenskranke Menschen versorgt und beim Sterben begleitet. Ich schaute in den Rückspiegel, schaute mir die Dame noch einmal an.„Ich hinterlasse keine Familie“ fuhr sie mit sanfter Stimme fort. „Der Arzt sagt, ich habe nicht mehr sehr lange.“Ich schaltete das Taxameter aus. „Welchen Weg soll ich nehmen?“ fragte ich.Für die nächsten zwei Stunden fuhren wir einfach durch die Stadt. Sie zeigte mir das Hotel, indem sie einst an der Rezeption gearbeitet hatte. Wir fuhren zu den unterschiedlichsten Orten. Sie zeigte das Haus, in dem sie und ihr verstorbener Mann gelebt hatten, als sie noch „ein junges, wildes Paar“ waren. Sie zeigte mir ein modernes neues Möbelhaus, das früher „ein angesagter Schuppen“ zum Tanzen war. Als junges Mädchen habe sie dort oft das Tanzbein geschwungen.An manchen Gebäuden und Straßen bat sie mich besonders langsam zu fahren. Sie sagte dann nichts. Sie schaute dann einfach nur aus dem Fenster und schien mit ihren Gedanken noch einmal auf eine Rei-se zu gehen. Hinter dem Horizont kamen die ersten Sonnenstrahlen. Waren wir tatsächlich die ganze Nacht durch die Stadt gefahren?„Ich bin müde“ sagte die alte Dame plötzlich. „Jetzt können wir zu meinem Ziel fahren.“

Schweigend fuhren wir zur Adresse, die sie mir am Abend gegeben hatte. Das Hospiz hatte ich mir viel größer vorgestellt. Mit seiner Mini-Einfahrt wirkte es eher wie ein kleines freundliches Ferienhaus. Jedoch stürmte kein kaufwütiger Makler aus dem Gebäude sondern zwei eilende Sanitäter, die, kaum hatte ich den Wagen angehalten, die Fahrgasttüre öffneten. Sie schienen sehr besorgt.

Sie mussten schon sehr langeauf die Dame gewartet haben.

Und während die alte Dame im Rollstuhl Platz nahm, trug ich ihren Koffer zum Eingang des Hospiz. Wie viel bekommen sie von mir für die Fahrt?“ fragte sie, während sie in ihrer Handtasche kramte.

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Bitte nimm dir etwas Zeit für diese schöne, kleine Lektion über Geduld:

Ich wurde zu einer Adresse hinbestellt und wie gewöhnlich hupte ich als ich ankam. Doch kein Fahr-gast erschien. Ich hupte erneut. Nichts. Noch einmal. Nichts. Meine Schicht war fast zu Ende, dies sollte meine letzte Fahrt sein. Es wäre leicht gewesen, ein-fach wieder wegzufahren. Ich entschied mich jedoch dagegen, parkte den Wagen und ging zur Haustür. Kaum hatte ich geklopft, hörte ich eine alte gebrech-liche Stimme sagen „Bitte, einen Augenblick noch!“Durch die Tür hörte ich, dass offensichtlich etwas über den Hausboden geschleift wurde.Es verging eine Weile bis sich endlich die Tür öff-nete. Vor mir stand eine kleine alte Dame, bestimmt 90 Jahre alt. Sie trug ein mit Blümchen bedrucktes Kleid und einen dieser Pillbox-Hüte mit Schleier, die man früher immer getragen hat. Ihre gesamte Erscheinung sah so aus, als wäre sie aus einem Film der 40er-Jahre entsprungen. In ihrer Hand hielt sie einen kleinen Nylon-Koffer. Da die Tür offen war, konnte ich nun auch in die Wohnung sehen. Die Wohnung sah aus als hätte hier über Jahre niemand mehr gelebt. Alle Möbel waren mit Tüchern abge-deckt. Die Wände waren völlig leer – keine Uhren hingen dort. Die Wohnung war fast komplett leer – kein Nippes, kein Geschirr auf der Spüle, nur hinter der Ecke sah ich etwas. Einen Karton, der wohl mit Fotos und irgendwelchen Glas-Skulpturen bepackt war.

„Bitte, junger Mann, tragen sie mir meinen Koffer zum Wagen?“ sagte sie. Ich nahm den Koffer und packte ihn in den Kofferraum. Ich ging zurück zur alten Dame, um ihr beim Gang zum Auto ein wenig zu helfen. Sie nahm meinen Arm und wir gingen gemeinsam in Richtung Gehsteig, zum Auto.Sie bedankte sich für meine Hilfsbereitschaft. „Es sei nicht der Rede wert“ antwortete ich ihr, „Ich behandle meine Fahrgäste schlicht genauso, wie ich auch meine Mutter behandeln würde!“„Oh, sie sind wirklich ein vorbildlicher junger Mann.“ erwiderte sie.Als die Dame in meinem Taxi Platz genommen hatte, gab sie mir die Zieladresse, gefolgt von der Frage, ob wir denn nicht durch die Innenstadt fahren könnten.„Nun, das ist aber nicht der kürzeste Weg, eigentlich sogar ein erheblicher Umweg.“ gab ich zu bedenken.„Oh, ich habe nichts dagegen“, sagte sie, „ich bin

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4/2012

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geraten wäre, der nur schnell seine Schicht hätte beenden wollen. Was wäre, wenn ich die Fahrt nicht angenommen hätte. Was wäre, wenn ich nach dem ersten Hupen einfach weggefahren wäre?Wenn ich an diese Fahrt zurück denke, glaube ich,

dass ich noch nie-mals etwas Wich-tigeres im Leben getan habe.In unserem hek-tischen Leben, legen wir besonders viel Wert auf die großen, bomba-stischen Momente. Größer. Schneller. Weiter.Dabei sind es doch die kleinen Momente, die klei-nen Gesten, die im Leben wirklich etwas zählen. Für diese kleinen und

schönen Momente sollten wir uns wieder Zeit nehmen. Wir sollten wieder Geduld haben – und nicht sofort hupen – dann sehen wir sie auch.

Jenzine Bonganay, facebook-Seite „Liebe & Freundschaft“

Taxifahrt Fortsetzung von S.11

„Nichts“, sagte ich. „Sie müssen doch ihren Lebensun-terhalt verdienen«, antwortete sie. „Es gibt noch andere Passagiere“ erwiderte ich mit einem Lächeln. Und ohne lange drüber nachzudenken, umarmte ich sie. Sie hielt mich ganz fest an sich.

„Sie haben einer alten Frau auf ihren letzten Metern noch ein klein wenig Freude und Glück geschenkt. Danke!“ sagte sie mit glasigen Augen zu mir.Ich drückte ihre Hand, und ging dem trüben Sonnen-aufgang entgegen... Hinter mir schloss sich die Tür des Hospiz. Es klang für mich wie der Abschluss eines Lebens.Meine nächste Schicht hätte jetzt beginnen sollen, doch ich nahm keine neuen Fahrgäste an. Ich fuhr einfach ziellos durch die Straßen – völlig versunken in meinen Gedanken. Ich wollte weder reden, noch jemanden sehen. Was wäre gewesen, wenn die Frau an einen unfreundlichen und mies gelaunten Fahrer