5
| FORSTMASCHINEN-PROFI Mai 2014 50 Motorsägen der Mittelklasse stehen in dem Ruf, für die Entastungsarbeiten im Nadelholz zu schwer und für das Fällen im stärkeren Laubholz zu schwach zu sein. Dabei ist der Wunsch nach einer Universalsäge aus Sicht eines professionel- len Holzfällers nachvollziehbar. Man spart schon beim Kaufpreis und reduziert den Ersatzteilvor- rat. Und das Wichtigste: Das kräftezehrende Mit- schleppen einer zweiten Säge wird Geschichte. Schaut man sich die technischen Daten der Husqvarna 560 XP an, scheint sie durchaus für viele Betriebsarbeiten geeignet. Sie verspricht eine Motorleistung von 3,5 kW also 4,8 PS bei ei- nem Gewicht von 5,6 Kilogramm ohne Schneid- garnitur. Betankt und mit Schneidgarnitur wiegt die Säge 7,44 Kilogramm. Vor wenigen Jahren hatten Sägen mit ähnlichem Gewicht nur etwa dreieinhalb Pferdestärken. FORSTMASCHINEN-PROFI-Tester Marco Reetz hat nun tief ins Innere der Säge geschaut, sie mit ins Holz genommen und dort auf Herz und Nieren, oder besser auf Kolben und Zylinder, getestet. Der erste Eindruck Die Husqvarna 560 XP ist die Nachfolgerin der von Pros geschätzten Husqvarna 357 XP. Aller- dings handelt es sich nicht um eine einfache Wei- terentwicklung, vielmehr haben die Schweden eine komplett neue Säge konstruiert. Die 560 XP fällt durch die sehr schlanke Bauweise mit einer fast schon Design-Award verdächtigen Linienführung auf. Neu ist aber auch Handfestes: Endlich hat auch Husqvarna bei den Prosägen einen werkzeuglosen Tankverschluß. Und der inke Stöpsel ist clever konstruiert, denn er wird nach wie vor geschraubt. Am neuen System wird lediglich ein Drehbügel ausgeklappt, mit dem der Tankverschluß problemlos aufgedreht und wieder verschlossen werden kann. Ein großes Plus: Sämtliche Versionen der 560 XP können mit den neuen Tankdeckeln nachgerüstet werden. Ins Auge fällt auch der Startergri, der nicht wie bei den meisten Motorsägen senkrecht aus dem Gehäuse ragt, sondern ungefähr 30 Grad nach hinten geneigt ist. Dieses unscheinbare Detail unterstützt die ergonomisch richtige Haltung der rechten Hand beim Startvorgang. Zudem läuft das Seil mittig durch die Seilführung und wird dadurch vor Abrieb geschützt. Sehr sinnig ist der Kombischalter mit automatischer Stopp- funktion. Nach Ausstellen des Motors arretiert der Schalter nicht, sondern springt automatisch zurück in die Startposition. Klein aber fein be- wahrt dieses Detail den Motorsägenführer vor erfolglosen Startversuchen mit unterbrochener Zündung infolge falscher Schalterstellung. Eine weitere Anwerferleichterung bei auf dem Boden abgestellter Säge ist eine große, mit rutschhemmenden Leisten versehene Trittä- che. Eine gute Idee, jedoch wird der Prodie Säge aufgrund des geringen Gewichts und der Starthilfen Dekompressionsventil und Primer wohl überwiegend im Stehen starten. Hinzu kommt, daß die Säge im Test nahezu immer nach zwei bis drei Anwerfzügen lief. Auf der Antriebsseite sitzen die seitliche Ketten- spannung und die verliersicheren Ketttenrad- deckelschrauben. Prima, gehört aber eigentlich schon zur Standardausstattung einer Pro-Mo- torsäge. Neu dagegen ist, daß die verliersicheren Muttern trotzdem einzeln ausgetauscht werden können. Für den unwahrscheinlichen Fall, daß ein Gewinde beschädigt wird, muß so nicht der gesamte Kettenraddeckel neu beschat werden. Fragen wirft allerdings die Schneidegarnitur auf. Die Standardschiene mit 38 Zentimeter Schnitt- länge wird von einer Halbmeißelkette ankiert. Was haben sich die Schweden denn dabei ge- dacht? Bei einer Prosäge erwartet man doch ei- gentlich einen Vollmeißelzahn? Große Schnellverschlüsse verbinden die Zylin- derabdeckung mit dem Sägenchassis und sor- gen so für einen schnellen, aber nicht werkzeug- losen Zugang zum Luftlter und allen wartungs- relevanten Bereichen des Motors. Eine schnelle Prüfung erlaubt die Funktionsanzeige der Ket- tenbremse. Ist das Bremsband frei, sind zwei Markierungen am Handschutz und am Ketten- raddeckel parallel ausgerichtet. Bei eingelegter Kettenbremse hingegen zeigt ein kleiner Versatz der beiden Markierungen dem Sägenführer an, daß das Bremsband die Kupplungsglocke fest im Grihat; der Startvorgang würde jetzt also zu- sätzlich erschwert, da bereits bei zügigem Zie- hen am Starterseil und damit schneller Kurbel- wellenumdrehung ein Kraftschluß mit dem Bremsband entsteht. Solche kreativen Kleinig- keiten stimmen den Sägentester Marco Reetz freudig: „Viele kleine und große Details sind schon gute Anzeichen, daß es sich bei der „Erleben Sie neue Dimensionen bei der Entwicklung von Motor- sägen“. Mit diesem Slogan be- wirbt der schwedische Motorsä- genhersteller seine aktuellen Prosägen der XP-Baureihe. Dieser Einladung kam FORSTMA- SCHINEN-PROFI natürlich gerne nach und nahm die Universal- säge Husqvarna 560 XP unter die Techniklupe. Taugt die Säge für nahezu alle Holzernte- arbeiten? Eine Husky für alle Fälle Die Husqvarna 560 XP im FMP-Praxistest

Eine Husky für alle Fälleägenkette-schärfen.de/downloads/fmp... · Die Technik-Expedition endet mit der Demontage der Anwerfvorrichtung. Den Seitendeckel kann man mit vier Inbusschrauben

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Eine Husky für alle Fälleägenkette-schärfen.de/downloads/fmp... · Die Technik-Expedition endet mit der Demontage der Anwerfvorrichtung. Den Seitendeckel kann man mit vier Inbusschrauben

| FORSTMASCHINEN-PROFI M ai 201450

Motorsägen der Mittelklasse stehen in dem Ruf,für die Entastungsarbeiten im Nadelholz zuschwer und für das Fällen im stärkeren Laubholzzu schwach zu sein. Dabei ist der Wunsch nacheiner Universalsäge aus Sicht eines professionel-len Holzfällers nachvollziehbar. Man spart schonbeim Kaufpreis und reduziert den Ersatzteilvor-rat. Und das Wichtigste: Das kräftezehrende Mit-schleppen einer zweiten Säge wird Geschichte.Schaut man sich die technischen Daten derHusqvarna 560 XP an, scheint sie durchaus fürviele Betriebsarbeiten geeignet. Sie versprichteine Motorleistung von 3,5 kW also 4,8 PS bei ei-nem Gewicht von 5,6 Kilogramm ohne Schneid-garnitur. Betankt und mit Schneidgarnitur wiegtdie Säge 7,44 Kilogramm. Vor wenigen Jahrenhatten Sägen mit ähnlichem Gewicht nur etwadreieinhalb Pferdestärken.FORSTMASCHINEN-PROFI-Tester Marco Reetz hat nuntief ins Innere der Säge geschaut, sie mit ins Holzgenommen und dort auf Herz und Nieren, oderbesser auf Kolben und Zylinder, getestet.

Der erste Eindruck

Die Husqvarna 560 XP ist die Nachfolgerin dervon Profis geschätzten Husqvarna 357 XP. Aller-dings handelt es sich nicht um eine einfache Wei-terentwicklung, vielmehr haben die Schwedeneine komplett neue Säge konstruiert.Die 560 XP fällt durch die sehr schlanke Bauweisemit einer fast schon Design-Award verdächtigenLinienführung auf. Neu ist aber auch Handfestes:Endlich hat auch Husqvarna bei den Profisägeneinen werkzeuglosen Tankverschluß. Und derflinke Stöpsel ist clever konstruiert, denn er wirdnach wie vor geschraubt. Am neuen System wirdlediglich ein Drehbügel ausgeklappt, mit demder Tankverschluß problemlos aufgedreht undwieder verschlossen werden kann. Ein großesPlus: Sämtliche Versionen der 560 XP können mitden neuen Tankdeckeln nachgerüstet werden.Ins Auge fällt auch der Startergriff, der nicht wiebei den meisten Motorsägen senkrecht aus demGehäuse ragt, sondern ungefähr 30 Grad nachhinten geneigt ist. Dieses unscheinbare Detailunterstützt die ergonomisch richtige Haltungder rechten Hand beim Startvorgang. Zudemläuft das Seil mittig durch die Seilführung undwird dadurch vor Abrieb geschützt. Sehr sinnigist der Kombischalter mit automatischer Stopp-funktion. Nach Ausstellen des Motors arretiertder Schalter nicht, sondern springt automatischzurück in die Startposition. Klein aber fein be-wahrt dieses Detail den Motorsägenführer vorerfolglosen Startversuchen mit unterbrochenerZündung infolge falscher Schalterstellung.Eine weitere Anwerferleichterung bei auf demBoden abgestellter Säge ist eine große, mitrutschhemmenden Leisten versehene Trittflä-che. Eine gute Idee, jedoch wird der Profi dieSäge aufgrund des geringen Gewichts und der

Starthilfen Dekompressionsventil und Primerwohl überwiegend im Stehen starten. Hinzukommt, daß die Säge im Test nahezu immer nachzwei bis drei Anwerfzügen lief.Auf der Antriebsseite sitzen die seitliche Ketten-spannung und die verliersicheren Ketttenrad-deckelschrauben. Prima, gehört aber eigentlichschon zur Standardausstattung einer Profi-Mo-torsäge. Neu dagegen ist, daß die verliersicherenMuttern trotzdem einzeln ausgetauscht werdenkönnen. Für den unwahrscheinlichen Fall, daßein Gewinde beschädigt wird, muß so nicht dergesamte Kettenraddeckel neu beschafft werden.Fragen wirft allerdings die Schneidegarnitur auf.Die Standardschiene mit 38 Zentimeter Schnitt-länge wird von einer Halbmeißelkette flankiert.Was haben sich die Schweden denn dabei ge-dacht? Bei einer Profisäge erwartet man doch ei-gentlich einen Vollmeißelzahn?Große Schnellverschlüsse verbinden die Zylin-derabdeckung mit dem Sägenchassis und sor-gen so für einen schnellen, aber nicht werkzeug-losen Zugang zum Luftfilter und allen wartungs-relevanten Bereichen des Motors. Eine schnellePrüfung erlaubt die Funktionsanzeige der Ket-tenbremse. Ist das Bremsband frei, sind zweiMarkierungen am Handschutz und am Ketten-raddeckel parallel ausgerichtet. Bei eingelegterKettenbremse hingegen zeigt ein kleiner Versatzder beiden Markierungen dem Sägenführer an,daß das Bremsband die Kupplungsglocke fest imGriff hat; der Startvorgang würde jetzt also zu-sätzlich erschwert, da bereits bei zügigem Zie-hen am Starterseil und damit schneller Kurbel-wellenumdrehung ein Kraftschluß mit demBremsband entsteht. Solche kreativen Kleinig-keiten stimmen den Sägentester Marco Reetzfreudig: „Viele kleine und große Details sindschon gute Anzeichen, daß es sich bei der

„Erleben Sie neue Dimensionenbei der Entwicklung von Motor-sägen“. Mit diesem Slogan be-wirbt der schwedische Motorsä-genhersteller seine aktuellenProfisägen der XP-Baureihe.Dieser Einladung kam FORSTMA-SCHINEN-PROFI natürlich gernenach und nahm die Universal-säge Husqvarna 560 XP unterdie Techniklupe. Taugt die Sägefür nahezu alle Holzernte-arbeiten?

Eine Husky für alle FälleDie Husqvarna 560 XP im FMP-Praxistest

Page 2: Eine Husky für alle Fälleägenkette-schärfen.de/downloads/fmp... · Die Technik-Expedition endet mit der Demontage der Anwerfvorrichtung. Den Seitendeckel kann man mit vier Inbusschrauben

51FORSTMASCHINEN-PROFI M ai 2014 |

TECHNIK • TECHNIK

Husqvarna 560 XP um richtig gute Motorsägen-technik handelt.“

Die TechnikAuf der Anwerfvorrichtung findet sich der BegriffX-Torq. Dahinter verbirgt sich die Motortechnikder Schichtladung. Hierbei wird, vereinfacht ge-sagt, durch einen zweigeteilten Ansaugkanalzum einen ein Kraftstoff-Luft-Gemisch in dasKurbelgehäuse eingebracht. Zum anderen wirddurch einen zweiten Ansaugkanal über diese Ge-mischfüllung eine Schicht, daher der Name, reineLuft gelegt. Beim Überströmen verdrängt nundie reine Luft die Abgase aus dem Zylinder. An-schließend strömen die frischen Gase nach. Inder Folge weisen Sägen mit dieser Motorbau-weise deutlich weniger Spülverluste auf. Motor-sägen mit herkömmlichen Zweitaktmotoren da-gegen haben Spülverluste bis zu 25 Prozent. Beieinem Tagesverbrauch von vier Litern Kraftstoffpassiert gut ein Liter des teuren Sonderkraftstof-fes unverbrannt und damit ungenutzt den Aus-puff der Säge. Seit Einführung der EU-Richtlinie2002/88/EG im August 2011 müssen alle Herstel-ler für die Einhaltung der Abgasgrenzwerte ga-rantieren. Eine Variante ist die Schichtentladung.Technisch gesehen ist die 560 XP mit X-Torqschon auf der Höhe der Zeit. Mit der automati-schen Motorsteuerung, genannt Autotune, setztHusqvarna technisch noch eins drauf. Das überein Mikroprozessor gesteuerte Motormanage-ment überprüft in sehr kurzen zeitlichen Abstän-den die Vergasereinstellung und stellt sie bei Be-darf mittels Magnetventilsteuerung neu ein.Hierfür findet sich am Lüfterrad ein zweites Mag-netpaar, das den zusätzlichen Strombedarf desMikroprozessors sicherstellt. Der Mikroprozessorerhält während der Sägenarbeit Daten aus demMotor und „errechnet“ daraus den Zündzeit-punkt und die optimale Kraftstoffdosierung. Ei-nen ungleichmäßigen Leerlauf zum Beispiel ver-ändert das System durch die Einstellung des

Zündzeitpunktes sofort, die Vergasereinstellung dagegen wird erst nach etwa zehn Kurbelwellen-umdrehungen wirksam. Für die Beschleunigungund den Vollastbereich ist die richtige Gemisch-aufbereitung durch das System maßgebend. DieGeschwindigkeit mit der das System arbeitet,verdeutlicht erst die Komplexität: Bei Drehzahlenzwischen 8.000 und 12.000 Umdrehungen setztder elektronische Regelprozeß selbständig ein.Der Mikroprozessor unterbricht nach jeder drit-ten Kurbelwellenumdrehungen die Kraftstoffzu-fuhr für einen Sekundenbruchteil und unmerk-lich für den Sägenführer. Steigt zum Beispiel dieDrehzahl in der Folge an, war die Gemischaufbe-reitung zuvor zu fett (weniger Kraftstoff in glei-cher Menge Luft steigert die Drehzahl). Aus dergemessenen Drehzahlveränderung errechnetder Prozessor die Kraftstoffdosierung für dienächsten drei Rotationen der Kurbelwelle undmeldet diese Info dem Magnetventil. Der Nach-teil der modernen Steuertechnik: Die Säge ver-schließt sich dem Zugriff durch den Forstwirt, derzunehmend weniger eigenverantwortlich Ein-stellungen an der Säge vornehmen kann. VieleProfis mögen das bedauern und sind skeptisch.Solange die neue Technik funktioniert, ist sieaber sicher eine Erleichterung.Die Gemischaufbereitung an sich funktioniertaber noch wie vor 20 Jahren. Eine Membrane för-dert den Kraftstoff aus dem Tank und übergibtsie an die Regelseite des Vergasers. Lediglich dieVergaser-Einstellschrauben fehlen. Hier über-nimmt das Autotune-System, das die Säge aufdie Witterungsbedingungen, Höhenlagen oderKraftstoffsorte selbstständig einstellt. So werdenstets eine optimale Motorleistung sowie best-mögliche Abgaswerte erzielt.Und aller guten sind Dinge drei: Mit demRevboost-System steht dem Sägenführer in derVollaststellung für zwei Sekunden eine um 800bis 1000 Umdrehungen pro Minute höhere Mo-tordrehzahl zur Verfügung. Bei der Arbeit war der

Bei der Husqvarna 560 XP fällt der ergonomischnach hinten geneigte Startergriff auf. Die Tank-deckel sind mit einem ausklappbaren Bügel ver-sehen und lassen sich ohne Werkzeug öffnen.

Für einen Ritzelwechsel muß die Kupplung de-montiert werden. Der Montageaufwand istdadurch leicht erhöht, insgesamt dauert derWechsel zirka fünf Minuten.

Die Rückholfeder der Anwerfvorrichtung sitztin einem eigenen Gehäuse. So läßt sich einezweite Feder als Ersatzteil mitführen, und einAustausch kann problemlos im Wald erfolgen.

Das Triebwerk ist für die täglichen Wartungs-arbeiten optimal zugänglich. Der Nylonluftfil-ter läßt sich rasch über einen Bügel abbauenund zum Reinigen zerlegen.

Page 3: Eine Husky für alle Fälleägenkette-schärfen.de/downloads/fmp... · Die Technik-Expedition endet mit der Demontage der Anwerfvorrichtung. Den Seitendeckel kann man mit vier Inbusschrauben

TECHNIK • TECHNIK

Drehzahlgewinn deutlich zu spürenund gerade beim Entasten macht diedamit verbundene höhere Kettenge-schwindigkeit Sinn. Die Beschränkungauf zwei Sekunden begründetHusqvarna mit der Schonung des Mo-tors.

WartungWie schon im Vorgängermodell sorgtauch in der 560 XP eine außenlie-gende Kupplung für den Kraftflußvom Motor zur Sägenkette. Ist der Ket-tenraddeckel entfernt, erkennt mansofort die dreiteilige Metallscheibe, inder wiederum Federn für den geord-neten Rückzug der Kupplungsbackensorgen. Die Sägekette und das Ritzelrücken durch dieses System näher an den Mittel-punkt – die Pleuelstange – der Säge. Diese Bau-weise reduziert die Gyrokräfte (Kreiselkräfte, dieeinen Kreisel während der Rotation aufrichten)der rotierenden Bauteile, wodurch im Gegenzugein vereinfachtes Schwenken der Säge beim Entastungsvorgang ermöglicht wird. Allerdingsist die Kettenmontage etwas kniffliger als bei ei-ner Säge mit innenliegender Kraftübertragung.Außerdem muß die Kupplung für den Ritzel-wechsel abgenommen werden. Unterstellt man

bei Sägen im Profieinsatz, daß nach vier ver-brauchten Ketten ein Ritzelwechsel fällig wird, somuß alle zwei bis drei Monate der erhöhte Mon-tageaufwand in Kauf genommen werden. Dennhierbei muß die Zündkerze entfernt, mit einemKolbenstopper der Kolben blockiert und danndie Fliehkraftkupplung abgeschraubt werden.Die gute Nachricht: Hierfür ist kein Spezialwerk-zeug nötig. In die Kupplung sind drei leichte Ver-tiefungen eingearbeitet, in denen ein kleinerSchraubendreher Halt findet. Durch schnelle,

leichte Hammerschläge auf den Schraubendre-her läßt sich die Kupplung im Uhrzeigersinn vomKurbelwellenstumpf abschrauben. Dafür ist dietägliche Reinigung des Luftfilters und der Kühl-rippen ein Kinderspiel. Nach dem Lösen derTriebwerksabdeckung läßt sich der Luftfilterüber einen Spannbügel demontieren. Der teil-bare Nylonfilter ist für den Einsatz in der Forst-wirtschaft ideal, für Arbeiten in trockenen undstaubigen Regionen sind andere Luftfilter erhält-lich. Die Säge verfügt zudem über das bewährteAir-Injection-System, eine Zentrifugalreinigungder Ansaugluft durch das Lüfterrad. Grober

Die verliersicheren Muttern können ausge-wechselt werden.

Das Autotune-System wird durch einen zweiten Mag-neten (blaues Gehäuse) mit Strom versorgt. Durch dieZentrifugalreinigung wird außerdem die Ansaugluftvorgereinigt und gelangt durch den schwarzen An-saugkanal zum Luftfilter.

Page 4: Eine Husky für alle Fälleägenkette-schärfen.de/downloads/fmp... · Die Technik-Expedition endet mit der Demontage der Anwerfvorrichtung. Den Seitendeckel kann man mit vier Inbusschrauben

Schmutz wird durch die Rotation der Ansaugluft schon vor dem Eintritt inden Vergaserraum entfernt, das erhöht die Luftfilterstandzeit deutlich undist heute markenübergreifender Standard. Die Technik-Expedition endet mit der Demontage der Anwerfvorrichtung.Den Seitendeckel kann man mit vier Inbusschrauben lösen, darunterkommt bewährte Technik zum Vorschein. Die zwei Anwerfklinken sindHusqvarna-typisch am Lüfterrad befestigt, im Anwerfdeckel selbst sind nurdie Seilrolle und die Rückholfeder untergebracht. Erst das System entspan-nen, dann auseinanderbauen. Die Rückholfeder ist in einem eigenen Ge-häuse integriert, was bei der Reparatur einer gebrochenen Rückholfederderen mühseliges Aufspannen in das Gehäuse erspart. Alles in allem einsehr durchdachtes Startersystem, bei dem der Motorsägenführer auch voreiner Reparatur im Wald nicht zurückschrecken braucht. Schnell ist so auchein neues Starterseil per Knoten montiert.

AnwenderschutzWartungsfreie Stahlfedern reduzieren gemeinsam mit Kunststoffelemen-ten die schädlichen Vibrationen sehr wirkungsvoll. Laut Kuratorium fürWaldarbeit und Forsttechnik (KWF) – die Säge trägt das KWF-Profi-Zei-chen – weist die 560 XP verhältnismäßig geringe Vibrationswerte auf. Fürden vorderen und hinteren Handgriff wurden ein äquivalenter Schwin-gungsgesamtwert von 2,7 und 3,2 m/s2 ermittelt. Beim Thema Lärm dage-gen schlägt die Husky, wie Husqvarna auch genannt wird, nach oben aus.Die Säge ist nicht wirklich ein Leisetreter und liegt mit einem garantiertenSchalleistungspegel (laut KWF-Messung) von 116 db (A) im oberen Bereichverglichen mit aktuellen Mittelklassesägen anderer Hersteller.Was die Motorleistung und den Verbrauch angeht, ist die Husqvarna 560XP ebenfalls Spitzenreiter in ihrer Klasse. Nun scheint das Leistungs-/Ver-brauchsverhältnis der Säge mit 4,8 PS und einem gemessenen Verbrauchvon 2,1 Liter pro Stunde angemessen. Rechnet man den Verbrauch abereinmal pro PS um, kommt die Husqvarna auf einen Wert von 0,44 Liter proPS und Stunde – ein vergleichsweise hoher Verbrauch.

Die Husqvarna 560 XP im PraxistestSoweit die Daten und Fakten. Was die gefühlte Motorleistung angeht,konnte die Husqvarna 560 im Praxistest in jeder Hinsicht überzeugen undglänzte mit satter Leistung von der Beschleunigung bis zur Vollast. In ei-nem mittelstarken Buchenbestand fand die 560 XP ideale Testbedingun-gen. Anfang März steht in diesem Jahr der Frühling schon in den Startlö-chern und Tester Reetz mußte sich beeilen, die letzten Buchen für diesesJahr auf den Boden zu bekommen. Die Säge wird mit 0,62 Litern Alkylatkraftstoff und 0,33 Liter Biokettenölbetankt und ein Blick in die Bedienungsanweisung geworfen. Im Kapitel„Vergasereinstellung“ wird der Anwender aufgefordert, beim ersten Startund auch nach dem Wechsel der Einsatzbedingungen (Meereshöhe, Kraft-stoffwechsel, Luftfilter) die Säge zu starten und für drei bis fünf Minutenzwischen 8.000 und 12.000 U/min laufen zu lassen und dabei immer wie-der in einen Holzstamm zu sägen. Dahinter steckt das Autotune-System,das sich erst auf die Bedingungen vor Ort einstellen muß. Der bereits be-schriebenen Regelvorgang setzt (alle drei Kurbelwellenumdrehungen)erst bei Drehzahlen zwischen 8.000 und 12.000 U/min ein. Damit die Sägesich auf die „neuen“ Bedingungen einstellen kann, braucht sie diese Warm-laufphase. Um die Säge zu starten hilft ein Primer. Der rote Start-Stopp-Schalter mußherausgezogen und nach oben in die Kaltstartposition gebracht werden.Nach den ersten Zündvorgängen dann den Hebel nach unten, und dieSäge läuft betriebsbereit in der Halbgasstellung. Die Husqvarna 560 XPspringt sofort an. Kaum erkennbar stößt sie am Anfang wenige, blaue Ab-gaswölkchen aus. Vorbei die Zeiten als man beim Starten durch das fetteGemisch Rauchzeichen geben konnte. Die 560 XP reagiert sofort auf dieersten Gasschübe und schreit geradezu nach Drehzahl. Und die bekommt

Page 5: Eine Husky für alle Fälleägenkette-schärfen.de/downloads/fmp... · Die Technik-Expedition endet mit der Demontage der Anwerfvorrichtung. Den Seitendeckel kann man mit vier Inbusschrauben

| FORSTMASCHINEN-PROFI M ai 201454

sie dann auch: Eine Buche mit einem Stock-durchmesser von rund 40 Zentimter muß fallen.Mühelos zieht die Säge beim Schneiden des Fall-kerbes durch das Holz. Es kommt nie das Gefühlauf, der Motor würde an seine Leistungsgrenzestoßen. Vor allem beim Beschneiden der Wurze-lanläufe wird beim Schnitt durch die stehendeHolzfaser eher deutlich, daß die Säge mit dieserSchneidgarnitur unterfordert ist. Beim Fäll-schnitt taucht die Führungsschiene komplett indas frische Buchenholz ein und offensichtlichdürfte es ein bißchen mehr Holz sein.Bei der Aufarbeitung schlägt die Stunde derschlanken Schwedin. Durch die kompakte Bau-weise und reduzierten Gyrokräfte läßt sich dieSäge fast schon spielerisch von einen Ast zumnächsten schwenken. Gerade im Laubholz ste-hen auch stärkere Äste häufig unter Spannung,die richtige Schnittechnik ist hier entscheidend.Der schlanke Sägenkörper läßt sich in engenBaumkronen leicht positionieren und auchschwierige Schnittechniken an verwinkelten Äs-ten gelingen. Durch die erhöhte Kettenge-schwindigkeit dank Revboost verringert sich zu-dem die Gefahr einer eingeklemmten Säge.Nach 2,5 Festmeter im Buchenholz ist der Tanknoch etwas über halb voll, was ein Blick von au-ßen auf die Füllstandsanzeige fix möglich macht;etwa 50 Minuten und fünf Festmeter nach Ar-beitsbeginn muß getankt werden. Für die Arbeitim Laubholz und eine Säge mit dieser Motorleis-tung ist das eine respektable Laufzeit.Auch bei Buchen mit 60 bis 80 Zentimeter Stock-durchmesser überzeugt die Motorleistung der560 XP, die 38 Zentimeter der Führungsschienedagegen weniger. Eine 50er Schiene empfände

Reetz als ideale Kombination für dieses Holz.Technisch wäre das machbar, schließlich emp-fiehlt Husqvarna für die 560 XP eine Schienen-länge von 33 bis 61 Zentimeter. Abschließenddürfen ein paar vom Wind geworfene Fichten die560 XP erleben. Auch hier entfaltet der Motor injeder Arbeitsphase, egal ob Trennschnitt oderEntastungsarbeit, seine Leistungsklasse und beiden zahlreichen Ästen der Fichten kommt danndas Revboost-System noch einmal zur Geltung.

Fazit von Marco ReetzTechnische Daten hin oder her, für den Profi imWald zählt, wie die Säge ihre Arbeit verrichtet.Und da leistet sich die Husqvarna 560 XP kaumSchwächen. Egal ob Laub- oder Nadelholz, dieSäge packt alle über das Jahr anfallenden Holz-erntearbeiten. Die für eine mittelstarke Sägeenorme Motorleistung konnte genauso überzeu-gen wie das professionelle Handling und diehandschonenden Vibrationswerte. Wobei dieFORSTMASCHINEN-PROFI-Testsäge aus dem Baujahr2014 nach Aussage des Husqvarna-FachhändlersWerner Nauroth, Eigentümer von Garten- & ForstTechnik Nauroth, bereits einige Verbesserungenerfahren hat, wie verstärkte Dämpfungsfedern.Das Startverhalten ist spitze und der Pflegeauf-wand gering, denn durch das Air-Injection-Sys-tem reicht eine tägliche Reinigung des Luftfiltersalle mal. Im Laubholz betrug die Filterstandzeitauch schon mal zwei bis drei Tage. Als Spaß-bremse erwies sich die Halbmeißelkette imLaubholz, hier sind die Profis gut beraten, schonbeim Kauf eine Vollmeißelzahnkette zu bestel-len. Ansonsten zeigt sich Marco Reetz schwer an-getan: „Ich bin überzeugt, daß die Husqvarna 560

XP im klassischen Einschlag, also mittleres undstarkes Holz, eine Säge für annähernd alle Arbei-ten darstellt.“ Wobei bei einem Gewicht von 7,44Kilogramm (vollgetankt sowie mit Schwert undKette) ist die 560 natürlich nicht für Pflegearbei-ten zumutbar. Und wer häufig im oberen Laub-starkholzbereich arbeitet, dem sei die Husqvarna562 XP empfohlen. Diese bietet die gleichentechnischen Daten wie die 560 XP, unterscheidetsich aber durch eine leicht veränderte Gehäuse-form im Luftfilterbereich sowie eine größereSchienenaufnahme. Standardmäßig ist bei der562 eine 3/8 Zoll Schneidgarnitur mit einer 51Zentimeter langen Führungsschiene verbaut.Sogar eine Schneidgarnitur mit 71 ZentimeterLänge ist möglich. Oder man greift gleich zu ei-ner Säge mit mehr Hubraum, denn wie lautet einaltes Sprichwort: Es geht eben nichts über Hub-raum, außer noch mehr Hubraum!

MARCO REETZ

Faktenbox: Husqvarna 560 XP

Motor: Einzylinder-Zweitakt mit SpülvorlageHubraum (ccm): 59,8Leistung (PS) bei U/min: 4,8 / 9800Drehzahl max. (U/min): 14.000

Schienenlänge (cm): 38 Kettenteilung (Zoll): 0,325Treibgliedstärke (mm): 1,5Zahnform: HalbmeißelKettengeschwindigkeit bei Vollast (m/sec): 21,3

Gewicht gewogen (kg): 7,44(mit Schneidgarnitur sowie Betriebsstoffen)

Gewicht laut Hersteller (kg): 5,6(ohne Schneidgarnitur sowie Betriebsstoffe)

Leistungsgewicht (kg/PS): 1,55(mit Schneidgarnitur sowie Betriebsstoffen)

Volumen Kraftstoff (l): 0,62Volumen Kettenöl (l): 0,33

Äquiv. Schalldruckpegel: 106nach DIN EN ISO 22868 (dB(A))

Äquiv. Schalleistungspegel: 116nach DIN EN ISO 22868 (db(A))

Äquiv. Schwingungsgesamtwertnach DIN EN ISO 22867Vorderer Handgriff (m/s2) 2,7Hinterer Handgriff (m/s2) 3,2

Listenpreis (Euro): 1.129

Bei Entastungsarbeiten zeigt sich die 560 XP wendig und durch die Reboost-Funktion sehr Dreh-zahlfreudig. Fotos: Reetz

www.husqvarna.dewww.motorsaegenkette-schaerfen.de