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Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und ihre Transformation in eine Stabtheorie mit Anwendung auf den menschlichen Oberschenkelknochen Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor – Ingenieur des Fachbereiches Bauingenieurwesen der Bergischen Universität – Gesamthochschule Wuppertal von Dipl.-Ing. Andreas Kayser aus Bad Kreuznach Wuppertal 2000

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Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und ihre

Transformation in eine Stabtheorie mit Anwendung auf den

menschlichen Oberschenkelknochen

Dissertation

zur Erlangung des akademischen Grades

Doktor – Ingenieur

des Fachbereiches Bauingenieurwesen

der Bergischen Universität – Gesamthochschule Wuppertal

von

Dipl.-Ing. Andreas Kayser

aus Bad Kreuznach

Wuppertal 2000

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Dissertation eingereicht am: 17.05.2000

Tag der mündlichen Prüfung: 30.06.2000

Gutachter: Prof. em. Dr.-Ing. F. H. Schroeder

Prof. Dr.-Ing. D. Hoeborn

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Vorwort

Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent amLehr- und Forschungsgebiet für Mechanik des Fachbereichs für Bauingenieurwesen der Ber-gischen Universität - Gesamthochschule Wuppertal.

Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. em. Dr.-Ing. F. H. Schroeder danke ich herzlich für dieAnregung zu dieser Arbeit, die stets vorhandene Diskussionsbereitschaft mit den vielen wert-vollen Ratschlägen und die Übernahme des Referates.

Mein besonderer Dank gilt auch Herrn Prof. Dr.-Ing. D. Hoeborn für die Übernahme desKorreferates sowie für die hilfreichen fachlichen Gespräche.

Herrn Prof. Dr.-Ing. W. Zahlten danke ich für das entgegengebrachte Verständnis und dieDiskussionsbereitschaft.

Ebenso bedanke ich mich bei allen Kollegen am Lehrgebiet für die freundliche Atmosphäreund die angenehme Zusammenarbeit. Insbesondere möchte ich meinem ehemaligen KollegenHerrn Dr.-Ing. H. M. Giese für die Unterstützung meinen besten Dank aussprechen. HerrnDipl.-Ing. L. Jedenat und Herrn cand.-Ing. L. Heinen danke ich ebenfalls für ihre Hilfsbereit-schaft.

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i

Inhaltsverzeichnis

Symbolverzeichnis iii

1 Einleitung 1

1.1 Problemstellung 1

1.2 Ziel der Arbeit 2

2 Biomechanische Beschreibung des menschlichen Femurs 5

2.1 Anatomie und Osteologie des Femurs 5

2.2 Physikalische Eigenschaften von Knochengewebe 11

2.2.1 Materialeigenschaften des kortikalen Knochens 132.2.2 Materialeigenschaften des spongiösen Knochens 17

2.3 Physikalische Eigenschaften des Knochenmarks und der Knochenflüssigkeiten 20

3 Theorie der porösen Medien 23

3.1 Beschreibung von porösen Medien als Mehrkomponentenkontinua 23

3.2 Kinematik des Mehrkomponentenkontinuums 27

3.2.1 Allgemeine Betrachtungsweisen 27

3.2.2 Kinematische Beschreibung mit LAGRANGEkoordinaten nur für den

Feststoff 28

3.3 Erhaltungsgleichungen des Mehrkomponentenkontinuums 35

3.3.1 Massenerhaltung 35

3.3.2 Impulserhaltung 37

3.3.3 Drallerhaltung 393.3.4 Energieerhaltung 40

3.4 Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik 44

3.5 Erläuterungen zur konstitutiven Theorie 47

3.6 Das Zweikomponentenkontinuum 50

3.6.1 Zusammenstellung der Grundgleichungen 50

3.6.2 Konstitutive Theorie des Zweikomponentenkontinuums 53

3.6.2.1 Auswahl der Prozeßvariablen 53

3.6.2.2 Thermodynamische Restriktionen 55

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ii INHALTSVERZEICHNIS

3.6.2.3 Konstitutive Betrachtung in der Nähe des thermodynamischen

Gleichgewichts 59

3.6.3 Die thermoelastischen Stoffgleichungen 70

3.6.3.1 Konstitutive Gleichung für die Spannung des Feststoffes 70

3.6.3.2 Konstitutive Gleichung für die Spannung der Flüssigkeit 72

3.6.3.3 Wärmeleitungsgleichung für das Mehrkomponentenkontinuum 73

3.6.4 Bemerkungen zur Lösung der thermodynamischen Zustandsgleichungen 76

4 Transformation der Bewegungsgleichungen des Zweikomponentenkontinuums

in eindimensionale Gleichungen mit Hilfe von Hypothesen 81

4.1 Einleitende Bemerkungen 81

4.2 Kinematik des geraden Stabes mit Flüssigkeit 81

4.3 Belastung des Stabes durch Interaktionskräfte 85

4.4 Die konstitutiven Gleichungen für die Schnittgrößen des Feststoffes 87

4.5 Die eindimensionalen Bewegungsgleichungen des Feststoffes 89

4.6 Die eindimensionalen Bewegungsgleichungen der Flüssigkeit 91

4.7 Die Bestimmungsgleichungen für den Stab mit Flüssigkeit 95

5 Ein Lösungsverfahren für den Stab mit Flüssigkeit bei longitudinaler Bewegung 97

5.1 Formulierung des Problems 975.2 Das Lösungsverfahren 99

5.3 Ein Sonderfall bei Vernachlässigung der Trägheitskräfte 107

6 Anwendungsbeispiel 113

6.1 Modellbeschreibung 113

6.2 Berechnungen für eine sprungartige Belastung 115

6.3 Berechnungen für eine zeitveränderliche Belastung 118

6.4 Diskussion der Ergebnisse 122

7 Zusammenfassung und Ausblick 125

A Anhang 129

A.1 Definition der in der Medizin üblichen Bezugsebenen und Richtungen 129

A.2 Die GREENschen Verzerrungen des Mehrkomponentenkontinuums 130

A.3 Nichtlineare Beschleunigung der Flüssigkeit 131

Literaturverzeichnis 133

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Symbolverzeichnis

Koordinatensysteme

321 x,x,x raumfeste kartesische Koordinaten

321 ,, eee zugehörige orthogonale Einheitsvektoren321 θ,θ,θ körperfeste krummlinige Koordinaten

Allgemeine Bezeichnungen

(...) Augenblickszustand, z.B. r , ig++++

(...) Ausgangszustand, z.B. ++++r , i

+g

c(...) Bezeichnung des Stoffes c = I, II, ... bzw. c = s, f für Feststoff (solid)

und Flüssigkeit (fluid), z.B. fsc

,, rrr••••

c(...) materielle Zeitableitung bei festgehaltenen Koordinaten des Stoffes c

t(...), partielle Zeitableitung

i(...), partielle Ableitung nach iθ

i(...) kovariante Ableitung nach iθ

Lateinische Bezeichnungen

ia Basisvektoren auf der Stabachsekc

b Beschleunigung des Stoffes ckc

c Relativgeschwindigkeit des Stoffes c

Vc spezifische Wärmefunktion bei konstantem Volumen

d Direktor

E Elastizitätsmodul

dF Flächenelement des KontrollvolumenscFd Flächenelement des Stoffes c

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iv SYMBOLVERZEICHNIS

dV Volumenelement des KontrollvolumenscVd Volumenelement des Stoffes c

D DissipationikrsE Elastizitätstensor

cf spezifische freie HELMHOLTZsche Energie

.etcF,F,F 22 ΩΩ Flächenwerte der Stabtheorie

g Determinante der Metrik

ig Basisvektoren im Punkt P des Körpersik

ik g,g MetriktensorencG LAMÈsche Konstante (Schubmodul)

kch Wärmefluß pro FlächecK LAMÈsche Konstante

K~ Kompressionsmodul der Flüssigkeitc

m Masse des Stoffes c

m Streckenmomente des Stabes

Tm Rotationsträgheit des Stabes

m∆ Interaktionsmomentenvektor des Stabes

M Schnittmomentenvektor

s

cM∆ Drallkopplungsvektor

cn Volumenanteil des Stoffes c

N Schnittkraftvektor

N Normalkraft

q Streckenlast des Stabes

Tq Massenträgheit des Stabes

q∆ Interaktionskraftvektor des Stabes

Q thermische Arbeit

32 Q,Q Querkräftekc

Q Volumenkraftkc

Q∆ Interaktionskraft

r Ortsvektor zum Punkt P

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Symbolverzeichnis v

cr spezifische Wärmequelle

R Ortsvektor der Stabachsecs spezifische Entropie des Stoffes c

S Direktor des StabquerschnittescT Temperatur des Stoffes c

T Temperatur des Gemisches in Feststoffkoordinaten

u spezifische innere Energie

u∆ Kontaktenergie

u verwölbungsbedingter Verschiebungsvektorkc

v Geschwindigkeitskomponente des Stoffes ccw Verschiebungsvektor des Stoffes c

cw∆ relativer Verschiebungsvektor

w Verschiebungsvektor der Stabachse

W mechanische Arbeit

QW∆ Arbeit der Interaktionskräfte

ρ∆W Energiezuwachs aus Massenaustauchprozessen

Griechische Bezeichnungen

Tα Entropiekopplungskoeffizient

T

cα Wärmeausdehnungskoeffizient des Stoffes c

vα Diffusionskoeffizient

Tβ Wärmeleitfähigkeit des Gemisches

vβ Thermodiffusionskoeffizient

ik

cγ GREENscher Verzerrungstensor

kiδ KRONECKER-Deltaikm∈ Permutationstensor

Λ LAGRANGEscher Multiplikatorfµ Scherviskosität der Flüssigkeit

f

32

fµ+λ Volumenviskosität der Flüssigkeit

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vi SYMBOLVERZEICHNIS

nξ LEHRsches Dämpfungsmaßcρ partiale Dichte des Stoffes c bezogen auf das Kontrollvolumen dV

R

cρ wahre Dichte des Stoffes c

ikcτ partialer Spannungstensor (CAUCHY) des Stoffes c

ikR

cτ wahrer Spannungstensor des Stoffes c

iϕ Verdrehung des Stabquerschnittes

φ Volumenporosität

nω Eigenkreisfrequenz

Ω Einheitsverwölbung (auf den Schwerpunkt bezogen)

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1

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Die Röhrenknochen der unteren Extremitäten des menschlichen Bewegungsapparates sindäußeren Belastungen unterworfen, die sowohl im Hinblick auf die Häufigkeit als auch auf dieBelastungsstärke eine hohe Anforderung an die Struktur darstellen. Relativ leicht können dieäußeren Belastungen den physiologisch zulässigen Bereich verlassen und in extremen Situa-tionen (Sport, Unfall) Größenordnungen erreichen, die die Funktionstüchtigkeit beeinträchti-gen oder zu Schäden führen. Aber auch der gegensätzliche Fall eines belastungsfreien Bewe-gungsapparates führt zu einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit infolge eines Kno-chen- und Muskelabbaus, was aus den Erfahrungen mit bettlägerigen Personen oder eineslängeren Aufenthaltes in der Schwerelosigkeit bekannt ist.

Der Röhrenknochen übernimmt eine stützende Funktion des menschlichen Körpers, stelltjedoch im Gegensatz zu technischen Tragwerken eine lebende Struktur dar, die sich optimaldem äußeren Belastungszustand anpassen kann und Eigenschaften besitzt, schädigendeEinflüsse zu minimieren. Im Gegensatz zu den in der Regel überdimensionierten technischenBauteilen besitzen die Röhrenknochen, die eine optimale Leichtbaukonstruktion darstellen,keine großen Sicherheitsreserven. Die Beanspruchung des Knochengewebes, das mechani-sche und dynamische Verhalten sowie langfristige biophysikalische und biochemische Reakti-onen (funktionale Adaptivität) sind besonders aus der Sicht der Orthopädie und Prothetik vonInteresse. Ebenso ist eine biomechanische Beschreibung des Knochens zur Beurteilung vonkrankheitsbedingten Strukturveränderung, wie z.B. die Osteoporose, erforderlich.

Die biomechanischen Eigenschaften des Knochens werden in dieser Arbeit anhand des Ober-schenkelknochens (Femur) erläutert. Der Knochen stellt eine äußerst komplizierte Strukturdar, die nicht nur auf makroskopischer Ebene durch inhomogene und anisotrope Eigenschaf-ten, sondern auch im mikroskopischen Bereich durch die Porosität und verschiedene Stoffe(Flüssigkeiten und Knochenmark) mit stark differierenden Eigenschaften beschrieben werdenkann. Eine Berücksichtigung der Knochenflüssigkeiten ist in zweierlei Hinsicht notwendig.Zum einen übernimmt die viskose Knochenflüssigkeit bei großen Dehnungsgeschwindig-keiten eine unterstützende Wirkung auf den Knochen. Vor allem in den Gelenkbereichen, dieeine hohe Porosität besitzen, trägt eine Kompression des sehr viskosen Knochenmarks infolgestoßartiger Belastungen zu einer Entlastung des Knochengewebes und zu einer Dämpfung

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2 EINLEITUNG

schädlicher Spannungsspitzen bei. Dieser sogenannte hydraulische Effekt ist in der Literaturvielfach aber auch widersprüchlich dokumentiert worden. Zum anderen kommt der Flüssig-keit auch bei den Umbauprozessen und der Knochenneubildung eine bedeutende Rolle zu. Esist zwar bekannt, daß zur Aufrechterhaltung der Knochenumbauprozesse eine Druckbelastungnotwendig ist und der Einfluß einer dynamischen Belastung von Bedeutung ist, jedoch istnoch nicht hinreichend genau geklärt, welche mechanosensorischen Aspekte für die Prozesseverantwortlich sind. Es ist davon auszugehen, daß der Druckgradient der Flüssigkeit in demmikroskopisch porösen Knochengewebe die Umbauprozesse steuert.

Die komplexe Struktur des Knochens macht es nahezu unmöglich ein physikalisches Modellzu entwickeln, das allen Effekten Rechnung trägt. Somit sind nur Teilaspekte zu betrachtenund Vereinfachungen z.B. durch einen Homogenisierung oder isotrope Materialgesetze einzu-führen. Schon aus Gründen fehlender oder unzureichender Informationen über die Material-eigenschaften ist es sinnvoll, die konstitutiven Beziehungen auf einfache Fälle mit wenigenParametern zu reduzieren.

Um das Verhalten der porösen Knochenstruktur mit einer Flüssigkeit bei dynamischenBelastungen analysieren und verstehen zu können, ist die Entwicklung überschaubarerModelle erforderlich. Diese sind - auch im Hinblick auf eine thermodynamisch verträglicheFormulierung von Materialgesetzen - aus einer allgemeinen Theorie auf der Grundlage derMehrkomponentenkontinua zu entwickeln.

1.2 Ziel der Arbeit

Ziel der Arbeit ist somit die Entwicklung einer auf den Grundsätzen der Mechanik undThermodynamik basierenden Theorie für das poröse Medium Knochen, die es erlaubt wider-spruchsfreie konstitutive Beziehungen für die Stoffkomponenten aufzustellen. Das aus derTheorie der Mehrkomponentenkontinua hergeleitete allgemeine räumliche Gleichungssystemist sehr komplex und stellt einen zu hohen Aufwand an die Lösung dar, so daß eine Reduktionauf ein eindimensionales System in Stabkoordinaten notwendig ist. Für einen Sonderfall desStabmodells aus einem Feststoff und einer Flüssigkeit wird eine analytische Lösung herge-leitet und die Anwendung am Beispiel eines stoßartig belasteten Femurs aufgezeigt.

Dazu wird zunächst im Kapitel 2 die Anatomie und Osteologie menschlicher Röhrenknochenam Beispiel des Femurs beschrieben, wobei besonders auf den mikroskopischen Aufbau derporösen Knochenstruktur unter dem Gesichtspunkt eines Mehrkomponentenkontinuums ein-gegangen wird. Eine umfangreiche Literaturrecherche soll helfen, einen möglichst umfassen-den Überblick über die Materialeigenschaften des menschlichen Knochens, deren experimen-

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Ziel der Arbeit 3

telle Bestimmung sowie über den aktuellen Forschungsstand zu erhalten. Da der Knochenschon lange Gegenstand biomechanischer Untersuchungen ist, sind unterschiedliche For-schungszweige entstanden, die sich zum einen mit der Beschreibung von Materialgesetzen fürelastisches oder viskoelastisches Verhalten, der Anwendung experimenteller Verfahren (z.B.Ultraschall- und Nanomeßtechnik), der Bruchmechanik und zum anderen auch mit den Kno-chenumbauprozessen befassen. In letzter Zeit ist verstärkt der Einfluß der Knochenflüssig-keiten auf diese Prozesse aber auch auf strukturmechanische Effekt untersucht worden. Hiersoll vornehmlich auf die elastomechanische Beschreibung des Knochens und der Flüssigkeiteingegangen werden.

Die Theorie zur Beschreibung des porösen Mediums wird im Kapitel 3 auf der Grundlage derMischungstheorie und einer thermodynamisch fundierten konstitutiven Betrachtung im Ten-sorkalkül formuliert. Zunächst wird die Kinematik an einem allgemeinen Mehrkomponenten-kontinuum mit Hilfe einer LAGRANGEschen Betrachtungsweise für den Feststoff und derBeschreibung der Flüssigkeit über die Relativkinematik hergeleitet. Daraufhin werden dieErhaltungssätze für die Masse, den Impuls, den Drall und die Energie mit Hilfe desEULERschen Schnittprinzips für ein Volumenelement formuliert. Die Basis der konstitutivenTheorie stellt die Entropieungleichung dar, die für das Mehrkomponentenkontinuum unterBerücksichtigung spezieller Forderungen für ein Medium mit unmischbaren Komponenten,hergeleitet wird. Hierzu wird das Konzept der Volumenanteile eingeführt, mit dem eineZwangsbedingung aufgrund der Unmischbarkeit der Stoffkomponenten verbunden ist.

Die Entwicklung von konstitutiven Beziehungen anhand der sich aus der Entropieungleichungergebenden Restriktionen wird anschließend an einem speziellen Zweikomponentenkonti-nuum aus einem Feststoff und einer Flüssigkeit in der Nähe des sogenannten thermodyna-mischen Gleichgewichts fortgesetzt. Es werden Stoffgleichungen für die Spannungen desFeststoffes und der Flüssigkeit, für die Interaktionskräfte der beiden Komponenten, dieWärmeleitungsgleichung für das gesamte Kontinuum und eine Bestimmungsgleichung für dieVolumenanteile aufgestellt.

Das geschlossene räumliche Problem wird im Kapitel 4 mit Hilfe von Hypothesen auf eineindimensionales Differentialgleichungssystem in Stabkoordinaten transformiert. Währenddazu für den Feststoff die Hypothesen aus der klassischen Stabtheorie nach BERNOULLI, DE

ST. VENANT und WAGNER ihre Anwendung finden, werden die Gleichungen für die Flüssig-keit mit Hilfe geeigneter Ansatzfunktionen für die Relativverschiebungen mit der Methodenach GALERKIN hergeleitet.

Für den Sonderfall einer ausschließlich longitudinalen Bewegung der beiden Stoffkompo-nenten wird in Kapitel 5 ein Lösungsverfahren für das Anfangswert-Randwertproblem vorge-

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4 EINLEITUNG

stellt. Bei Vernachlässigung der Trägheitskräfte kann zusätzlich eine spezielle analytischeLösung des Problems formuliert werden.

Im Kapitel 6 folgt daraufhin die Anwendung des Lösungsverfahrens auf ein Stabmodell desFemurs, welches longitudinal mit einer Druckbelastung beaufschlagt wird. Parameterstudienfür eine Sprung- und eine Impulsbelastung sollen den Einfluß der Porosität und des Diffu-sionskoeffizienten auf den Feststoff und die Flüssigkeit aufzeigen. Die Abhängigkeit derBewegungsantwort von der Belastungsgeschwindigkeit bzw. –frequenz wird anhand unter-schiedlicher Impulsdauern sowie anhand einer Frequenzbereichsdarstellung für eine harmoni-sche Anregung gezeigt.

Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick ab.

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2 Biomechanische Beschreibung des menschlichenFemurs

2.1 Anatomie und Osteologie des Femurs

Das Femur, der größte Röhrenknochen des menschlichen Körpers, läßt sich anatomisch indrei Bereiche einteilen (siehe Bild 2.1). Der Schaftbereich, die sogenannte Diaphyse, stelltden mittleren Teil des Röhrenknochens dar, der durch das proximale und distale Gelenkende(Epiphysen) begrenzt wird. Die Übergangsbereiche zwischen der Diaphyse und den Epiphy-sen werden als Metaphyse bezeichnet. Zur Beschreibung der auf den menschlichen Körperbezogenen Richtungen und Bezugsebenen dienen die in der Medizin üblichen Bezeichnungen,die im Anhang A.1 erläutert werden.

Die Diaphyse des Femurs stellt einen in der Sagittalebene leicht gekrümmten Hohlstab miteiner variierenden Querschnittsform und –größe dar, dessen Flächenwerte im mittlerenBereich annähernd konstant sind und zu den Gelenkenden hin zunehmen. Zusätzlich ver-ändert sich die Richtung der Hauptträgheitsachsen des Knochenquerschnittes entlang derKnochenachse. Eine leistenförmige Verdickung, die Linea aspera, verläuft auf der dorsalenSeite des Schaftbereiches (Corpus ossis femoris) zwischen den Gelenkenden und stellt einezusätzliche Versteifung dar.

An dem proximalen Ende des Femurschaftes schließt der Schenkelhals unter einem Winkelvon ca. 125° (±5°) zur Diaphysenachse an [RAUBER 1987], der am Ende in den kugel-förmigen Gelenkkopf (Caput ossis femoris) des Hüftgelenkes übergeht. Der Schenkelhals(Collum ossis femoris), dessen Querschnitt sich zum Femurschaft hin aufweitet, ist mitmehreren Verknöcherungen und Erhebungen versehen, die als Ansätze für die Sehnen undMuskeln dienen. Dabei kommt den lateral und medial am Schenkelhals ansetzenden Höckern(Trochanter major und Trochanter minor) eine besondere Bedeutung zu, da sie als Knochen-hebel bei der Einleitung der Muskelkräfte dienen.

Das distale Ende des Femurs wird von den Kondylen (Condylus medialis / lateralis) gebildet,die beiden Rollhügel des Kniegelenkes. Die medial und lateral oberhalb der Kondylen anset-zenden Erhebungen (Epikondylen) stellen wiederum Sehnenansätze dar.

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6 BIOMECHANISCHE BESCHREIBUNG DES MENSCHLICHEN FEMURS

Die anatomische Achse des Femurs verläuft nicht vertikal, sondern nimmt mit der Traglinie,die Verbindungslinie zwischen den Mittelpunkten des Gelenkkopfes und der Kniegelenk-achse, einen Winkel von 5 bis 7° ein.

Bild 2.1: Rechtes Femur: a) von frontal, b) von medial

Der menschliche Knochen besteht im makroskopischen Sinn aus zwei Bauarten vonKnochengewebe, dessen Struktur später noch genauer beschrieben wird (Osteologie). Derkompakte, feste kortikale Knochen (Kortikalis oder Kompakta) tritt vorzugsweise an derOberfläche auf, während der schwammartig aufgelockerte spongiöse Knochen (Spongiosa)das Innere formt und die Kortikalis gegenüber eingeleiteter Kräfte abstützt. Während dasInnere der meisten Knochen vollständig mit Spongiosa ausgefüllt ist, befindet sich dieseGewebeart bei den Röhrenknochen, wie dem Femur, nur im Bereich der Epiphysen. Der vonKnochengewebe freie Markraum ist hingegen mit Fettmark ausgefüllt. Die in der Diaphyse

Trochantermajor

Caput ossis femoris

Collum ossis femoris

Epicondylusmedialis

Corpus ossis femoris

Epicondyluslateralis

Epiphyse

Diaphyse

Epiphyse

Condyluslateralis

Condylusmedialis

Linea aspera

Trochanterminor

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Anatomie und Osteologie des Femurs 7

sehr dicke kortikale Knochenschicht nimmt zu den Epiphysen hin ab und geht in den Gelenk-bereichen fließend in die Spongiosa über, die dort das ganze Volumen einnimmt (Bild 2.2).

Abgesehen von den Gelenkflächen ist der Knochen auf seiner Außenseite von einer dünnengefäß- und nervenführenden Knochenhaut, dem Periost, überzogen, die für die Ernährung undKnochenbildung zuständig ist. Im Inneren wird diese Aufgabe von einer Zellschicht, demEndost, übernommen, welches die Kortikalis zum Markraum hin abgrenzt und die Spongiosa-trabekel umhüllt.

Bild 2.2: Längsschnitt durch das proximale Femur

Der spongiöse und der kortikale Knochen werden aufgrund ihres schichtartigen Aufbausbeide als Lamellenknochen bezeichnet, besitzen aber sehr unterschiedliche Bauformen, dienachfolgend anhand ihres mikroskopischen Aufbaus genauer erläutert werden.

Die Lamellenschichten ( mμ73 −−−− dick), aus denen sich beide Knochenarten zusammensetzen,bestehen aus anorganischen Bestandteilen (Grundsubstanz, Mineralkristalle) und organischenBestandteilen (Kollagenfasern), wobei erstere für die Festigkeit und letztere für die Elastizitätverantwortlich sind [RAUBER 1987]. In den Lamellen sind die Kollagenfasern – ähnlich eines

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8 BIOMECHANISCHE BESCHREIBUNG DES MENSCHLICHEN FEMURS

Verbundwerkstoffes – mit paralleler Orientierung in die Grundsubstanz eingelagert (sieheauch Bild 2.3). Die Ausrichtung der Kollagenfasern kann über mehrere Lamellen alternierendverlaufen, so daß die Fasern in zwei benachbarten Schichten annähernd senkrecht zueinanderliegen.

Der spongiöse Knochen ist eine inhomogene und anisotrope Struktur, die in Form vonkleinen Stäben und Platten (Dicke der Trabekel ca. 0.2 mm) ein Tragwerk bildet und somiteine bezüglich der Masse und der Belastbarkeit optimierte Struktur darstellt. Die einzelnenTrabekel bestehen aus Lamellenfragmenten, die in der Regel parallel geschichteten sind. DieSpongiosa besitzt die Eigenschaft, sich an äußere Belastungen anzupassen, wodurch eineoptimierte Anordnung der Trabekel entsteht, die den Zug- und Drucktrajektorien für einengemittelten Belastungszustand entspricht (siehe Bild 2.2). Bei einer Veränderung der Bela-stung über einen längeren Zeitraum (z.B. infolge einer Verletzung oder einer Prothese) istdurch Anlagerung und Umbauprozesse von Knochenmaterial eine Verstärkung sowie Neu-orientierung der Trabekel möglich.

Der Zwischenraum des Trabekelwerks ist mit dem für die Versorgung des Knochens erfor-derlichen roten und gelben Knochenmark ausgefüllt. Die Volumenporosität der Spongiosa,die örtlich variiert und bis zu 80 % [MARTIN 1984] beträgt, übt einen großen Einfluß auf dieFestigkeit und Elastizität der Knochenstruktur aus.

Während die Struktur der Spongiosa aus Lamellenfragmenten besteht, lassen sich bei korti-kalem Knochen drei verschiedene Formen des Lamellenbaus unterscheiden: Osteone, Schalt-lamellen und Generallamellen. Den größten Teil der Kortikalis nehmen die sogenanntenOsteone (oder HAVERS-Systeme) ein, eine konzentrische Anordnung von bis zu 20 Lamellen-schalen, die einen Hohlzylinder mit einem Außendurchmesser von 250 bis mμ350 bilden[RAUBER 1987] (Bild 2.3). Die von den Osteonen gebildeten sogenannten HAVERSschenKanäle (Durchmesser ca. mμ50 ) sind mit Knochenflüssigkeit gefüllt und enthalten ein oderzwei Kapillare sowie Nervenfasern. Durch eine Aufspaltung dieser Kanäle entstehen Querver-bindungen, die als VOLKMANNsche Kanäle bezeichnet werden. Die Orientierung der Osteonerichtet sich nach der Lage der HAVERSschen Gefäße, die vorzugsweise parallel zur Knochen-achse, häufig aber auch wendelförmig verlaufen. In [PETRTYL 1996] wird die Ausrichtung derOsteone mit den Hautspannungsrichtungen begründet, wobei Druck- bzw. Biegespannungenzu einer longitudinalen und eine zusätzliche Torsionsbeanspruchung zu einer wendelförmigenOrientierung führen. Während eine Abgrenzung der Osteone im Knochenquerschnitt möglichist, lassen sie sich aufgrund ihrer U-förmigen Aufzweigungen nur schwer in der Länge alsBaueinheit abgrenzen. Somit sind in der Literatur unterschiedliche Längenangaben von 0.5bis 20 mm [COWIN 1990, PIDAPARTI 1992] zu finden. Die Anzahl und Verteilung der Osteonevariiert stark (Femur Mitte: 5000, Tibia: 500 pro Querschnitt), wobei größere Osteone mei-

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Anatomie und Osteologie des Femurs 9

stens marknah und kleinere peripher anzutreffen sind. Hierdurch wird auch die Porositätbeeinflußt, die trotz der kompakten Bauform des Knochens Werte bis zu 15 % [SCHAFFLER

1988] erreicht.

Bild 2.3: Konstruktiver Aufbau des Knochens

Abhängig von dem Steigungswinkel der Kollagenfasern in den Lamellen lassen sich flach-und steilgewickelte Osteone mit im Extremfall transversaler oder longitudinaler Faserausrich-tung unterscheiden. Neben der Steigung der Fasern hat aber auch die Menge der Fasern in denLamellen einen Einfluß auf die Festigkeitseigenschaften.

Die Zwischenräume der Osteone sind mit sogenannten Schaltlamellen ausgefüllt. Diese ent-stehen nach einem inneren Umbau des Knochens aus übriggebliebenen Bruchstücken alter,teilweise abgebauter Osteone. Nach außen wird die Kortikalis durch mehrere parallele Lamel-lenschichten abgegrenzt, die als äußere Generallamellen bezeichnet werden.

In Bild 2.4 ist der mikroskopische Aufbau eines Osteons dargestellt [PLATZER 1991]. In derlamellenartigen Schichtung sind einzelne Hohlräume (Lakunen) zu erkennen, die über einfeines Netz von Kanälchen (Canaliculi) miteinander und dem HAVERSschen Kanal verbunden

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10 BIOMECHANISCHE BESCHREIBUNG DES MENSCHLICHEN FEMURS

sind. Das flüssigkeitsgefüllte Gefäßsystem dient dem Stoffaustausch zwischen den HAVERS-schen Gefäßen und den umliegenden Lamellen. Die Lakunen beherbergen die für denStoffwechsel verantwortlichen und den Umbauprozeß beeinflussenden Knochenzellen, dieOsteozyten.

Bild 2.4: Querschnitt eines Osteons (1: Lamellen, 2: Lakunen mit Zytoplasmafortsätzen)

Kortikaler und spongiöser Knochen sind ständig Umbauprozessen unterworfen, die als Reak-tion auf Belastungsänderungen oder äußere Einflüsse zu Festigkeits-, Dichte- oder Porositäts-änderungen führen. Dabei spielen drei Arten von Knochenzellen eine wichtige Rolle. DieOsteoblasten sind für die Knochenbildung zuständig und befinden sich überall dort, woWachstums- oder Heilungsprozesse stattfinden. Hingegen sind die Osteoklasten für den Ab-bau von Knochensubstanz verantwortlich. Die Versorgung der Knochenzellen wird von denOsteozyten, die sich aus den Osteoblasten bilden und in den Lakunen der Lamellen einge-lagert sind, übernommen. Die Nährstoffversorgung ist durch den Flüssigkeitstransport überdas umfangreiche Netz von Kanälchen in den Osteonen gewährleistet. Auf diesem Weg findetebenfalls die Kommunikation zwischen den Osteozyten und den Osteoblasten statt, wodurchder Umbauprozeß des Knochens kontrolliert wird. Dieser wird durch eine äußere Belastungdes Knochens und der somit hervorgerufenen Flüssigkeitsbewegung beeinflußt. Nach [COWIN

1999] ist davon auszugehen, das der belastungssensitive Prozeß durch den Gradienten desPorenflüssigkeitsdrucks gesteuert wird.

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Physikalische Eigenschaften von Knochengewebe 11

Die An- und Abbauvorgänge hängen vornehmlich von der Belastung des Knochens, aber auchvom Alter, Gesundheit und äußerlichen Einflüssen ab, wobei das System Knochen mit einemMinimum an materiellem Aufwand eine optimale Anpassung an den Belastungszustanderzielt. Die Umbauvorgänge des Knochens, die unter dem Begriff „funktionale Adaptivität“ in[PAUWELS 1965, COWIN 1976/81/86/90, WENG 1997, JACOBS 1997] beschrieben werden,spielen sich in großen Zeiträumen von Monaten und Jahren ab, die hier jedoch nicht betrach-tet werden sollen.

Die physikalischen Eigenschaften des Knochengewebes werden nachfolgend am Femur, teil-weise auch an der Tibia (Schienbeinknochen) erläutert.

2.2 Physikalische Eigenschaften von Knochengewebe

Der Knochen besitzt aufgrund seiner im vorangegangenen Kapitel beschriebenen Struktur einäußerst komplexes Materialverhalten, was sich in der Abhängigkeit der Materialkennwerte,wie z.B. der Bruchfestigkeit oder des Elastizitätstensors, von sehr vielen Faktoren widerspie-gelt. Somit ist von einem zum Teil erheblichen Einfluß der Knochenart, der Mikrostruktur,der Dichte, dem Mineralisierungsgrad, der Porosität, des Flüssigkeitsgehalts, aber auch vomAlter und dem gesundheitlichen Zustand des Gewebes auszugehen.

Da Knochengewebe schon längere Zeit Gegenstand biomechanischer Untersuchungen ist,steht eine Vielzahl an Materialdaten zur Verfügung, die jedoch eine große Streubreite aufwei-sen. Dieses liegt zum einen an den individuellen Eigenschaften des Gewebes, zum anderen ander Vorgabe vereinfachter Modellbeschreibungen, wie z.B. linear-elastisches, homogenes undisotropes Materialverhalten. Erschwerend kommt hinzu, daß die Versuche an unterschied-lichen Probenkörpern und unter häufig nicht klar definierten Versuchsbedingungen durchge-führt wurden.

In den letzten zwei Jahrzehnten sind aufwendigere Materialmodelle, die anisotrope, inho-mogene aber auch viskoelastische Eigenschaften beschreiben, verstärkt betrachtet und meß-technisch realisiert worden. Somit stehen insbesondere Daten zur Verfügung, die orthotropesoder transversal isotropes Verhalten wiedergeben. Aufgrund der Inhomogenität und Aniso-tropie hängen die Versuchsergebnisse in besonderem Maße von der Probengröße und –formab [CHOI 1990, LINDE 1992], was den Vergleich der auf der Basis unterschiedlicher Proben-körper erzielten Versuchsergebnisse erschwert.

Der Knochen stellt im technischen Sinn nicht nur einen Verbundwerkstoff dar, sondern besitztauch die für ein Mehrkomponentenkontinuum typischen Eigenschaften, womit neben dem

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12 BIOMECHANISCHE BESCHREIBUNG DES MENSCHLICHEN FEMURS

Knochengewebe auch die Porenflüssigkeit und das Knochenmark von Bedeutung sind. Beigroßen Dehnungsgeschwindigkeiten kommen Kopplungseffekte dieser Komponenten, wiez.B. eine „hydraulische Steifigkeitserhöhung“, zum Tragen, deren Auswirkungen jedoch nochnicht zufriedenstellend beschrieben wurden.

Bei der Untersuchung von Knochengewebe sind Messungen in vivo und in vitro zu unter-scheiden. Da in-vivo-Messungen am lebenden Organismus stattfinden, wurden aufgrund derschwierigen meßtechnischen Umsetzung und ethischer Bedenken nur wenig Daten veröffent-licht, die vorwiegend auf Tierversuchen basieren. Die in-vitro-Messungen werden hingegenam extrahierten Knochen durchgeführt, also am toten Gewebe. Da sich der Knochen indiesem Zustand verändert hat, sind bei der Beurteilung von Messungen der postmortaleZeitpunkt sowie die Konservierungsart der Proben von Bedeutung, wozu in vielen Berichtennur unzureichend Angaben gemacht werden. In [YAMADA 1970] sind diese Einflüsse unter-sucht worden, wobei z.B. festgestellt wurde, daß ein präparierter, trockener Knochen einen ca.10 - 15 % höheren Elastizitätsmodul als ein frischer Knochen besitzt.

Die Festigkeitskennwerte basieren in der Regel auf einachsigen Versuchen (Zug- oder Druck-versuch), während zu mehrachsigen Belastungsfällen kaum Informationen vorhanden sind.Die in [KEAVENY 1993] zitierte Untersuchung propagiert z.B. für einen Schub-Zug-Versucheine geringere Schubfestigkeit als für einen reinen Schubversuch.

Neben den Standardversuchen bietet das Ultraschallverfahren eine weitere Möglichkeit zurErmittlung der Materialdaten, mit dem über die Messung der Wellenausbreitungsgeschwin-digkeit auf die Elastizitätskennwerte geschlossen werden kann. Bei vielen Untersuchungenwurde jedoch ein homogenes Einphasenmaterial zugrunde gelegt, obwohl der Knochen ausverschiedenen festen und flüssigen Stoffen mit unterschiedlichen Wellenausbreitungsge-schwindigkeiten besteht [WILMANSKI 1996]. Neben den klassischen Kompressions- undScherwellen tritt bei Mehrphasenkörpern eine zusätzliche Longitudinalwelle auf, deren Eigen-schaften für biomechanische Untersuchungen noch nicht genutzt wurden.

In zunehmenden Maße werden Materialeigenschaften an Knochenproben von mikroskopi-scher Größenordnung gemessen. In [TURNER 1999] sind z.B. die elastischen Eigenschaftenvon kortikalen und spongiösen Knochen mit einem mikroskopischen Ultraschallverfahren(Meßbereich: 30-60 μm) und einem sogenannten „Nano-Druckversuch“ (Meßbereich: 1-5μm) bestimmt worden.

Im folgenden werden die Materialeigenschaften für den kortikalen und den spongiösen Kno-chen sowie für die Flüssigkeiten quantitativ erläutert.

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Physikalische Eigenschaften von Knochengewebe 13

2.2.1 Materialeigenschaften des kortikalen Knochens

Der kortikale Knochen, der mit seiner faserverstärkten Struktur auch einen Verbundwerkstoffdarstellt, besitzt Materialeigenschaften mit einer ausgeprägten Anisotropie. Diese werden häu-fig auf einfache Materialgesetze reduziert, wie orthotropes, transversal isotropes oder isotro-pes Materialverhalten. Es hat sich herausgestellt, daß das transversal isotrope Materialgesetzmit 5 Stoffkonstanten eine effektive und ausreichend genaue Beschreibung der Diaphyselanger Röhrenknochen darstellt. Dabei besitzt der Knochen aufgrund der Anordnung derOsteone die höchste Steifigkeit in longitudinaler Richtung, während die nahezu gleichen Ela-stizitätsmoduln in radialer und tangentialer Richtung zu der Annahme einer Isotropie in derQuerschnittsebene führen.

In vielen Untersuchungen wurde das Knochengewebe zunächst als isotropes Material be-trachtet [DEMPSTER 1952, EVANS 1973, SEDLIN 1966, YAMADA 1970] und Materialkonstantenbestimmt, die teilweise erheblich voneinander abweichen. Für den Elastizitätsmodul sind z.B.Werte mit einer Streubreite von ca. E=6 bis 26 GPa zu finden, deren Ursachen vor allem inden unterschiedlichen Probenkörpern und Ausgangsbedingungen der Versuche liegen. Dieaufgeführten Materialgrößen stellen homogenisierte Ersatzkennwerte für die inhomogeneporöse Struktur dar, womit die Probengröße einen entscheidenden Einfluß besitzt, was von[CHOI 1990] untersucht wurde. Dabei ergaben sich für Probenkörper mit Abmessungen vonder Größenordnung eines Osteons bis zu einem Millimeter Elastizitätsmoduln von E=5.5 bis14.9 GPa.

Für einen im Sinne der Kontinuumsmechanik ausreichend großen Probenkörper und Be-trachtung der Materialeigenschaften in longitudinaler Richtung des Röhrenknochens sind ge-sicherte Werte von E=14.2 GPa [EVANS 1951] bis E=17.9 GPa [REILLY 1974] anzugeben. In[CHOI 1990] wird ein aus mehreren veröffentlichten Daten gemittelter Elastizitätsmodul vonE=16 GPa vorgeschlagen.

Eine ausführliche Untersuchung der anisotropen Materialeigenschaften wurde mit den Arbei-ten von [ASHMAN 1984, REILLEY 1975, KATZ 1987, EVANS 1973] durchgeführt, die für denkortikalen Knochen die orthotropen Elastizitätskennwerte ermittelten. In Tabelle 2.1 sind diemit der Ultraschallmethode gemessenen Elastizitäts-, Schubmoduln und Querkontraktions-zahlen aus [ASHMAN 1984] angegeben, die mit dem Wertebereich anderer Autoren gut über-einstimmen. Die Richtungen sind hier über die folgenden Indizes definiert: 1 = longitudinal,2 = radial, 3 = tangential. Für die Elastizitätskonstanten gilt die qualitative BeziehungE1 > E3 > E2, wobei der größte Elastizitätsmodul E1 aus der Orientierung der Osteone in Kno-chenlängsrichtung folgt. Der Unterschied zwischen den Werten in radialer und tangentialerRichtung wird mit der vorwiegend radialen Orientierung der VOLKMANNschen Kanäle be-gründet.

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14 BIOMECHANISCHE BESCHREIBUNG DES MENSCHLICHEN FEMURS

1E[GPa]

2E[GPa]

3E[GPa]

12G[GPa]

13G[GPa]

23G[GPa]

12ν 13ν 23ν

20.0 12.0 13.4 5.61 6.23 4.53 0.222 0.235 0.376

Tabelle 2.1: Orthotrope Materialdaten für kortikales Knochengewebe des Femurs [ASHMAN

1984]

Da die Werte in tangentialer und radialer Richtung annähernd gleich groß sind, kann der Kno-chen auch durch ein transversal isotropes Materialgesetz beschrieben werden (Tabelle 2.2).Die von [REILLY 1975] gemessen Daten beruhen auf Untersuchungen am feuchten Knochen(Alter 19 bis 80 Jahre) bei Dehnungsgeschwindigkeiten von 0.02 bis 0.05 s-1.

1E[GPa]

32 EE =[GPa]

1312 GG =[GPa]

1312 νν = 23ν

17.0 11.5 3.28 0.46 0.58

Tabelle 2.2: Transversal isotrope Materialdaten für kortikales Knochengewebe des Femurs[REILLY 1975]

Von einigen Autoren [KUMMER 1972, NATALI 1989] ist die Abhängigkeit der Elastizitäts- undFestigkeitseigenschaften von der Entnahmestelle der Probe bezüglich der Knochenlänge undder Querschnittsebene untersucht worden. Somit können im proximalen Drittel des Femurs,wo die Biegespannungen besonders groß sind, höhere Festigkeitswerte des Gewebes festge-stellt werden. In Bild 2.5 sind z.B. die Inhomogenitäten anhand der Verteilung des Elastizi-tätsmoduls über dem Umfang eines Querschnitts der Tibia für verschiedene Altersgruppendargestellt. Aufgrund des physiologischen Belastungszustandes (Biegebeanspruchung in derSagittalebene) ist die Steifigkeit des Knochens in dem ventralen Bereich 1 mit der sich verrin-gernden Querschnittsbreite erhöht. Der Elastizitätsmodul unterliegt innerhalb einer Quer-schnittsebene großen Schwankungen von bis zu 40 %.

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Physikalische Eigenschaften von Knochengewebe 15

Bild 2.5: Verteilung des Elastizitätsmoduls (longitudinal) über dem Querschnitt der Tibia fürunterschiedliche Altersgruppen: 25-34 Jahre (1), 35-59 (2), 60-95 (3), [NATALI

1989]

Die ortsabhängigen Materialeigenschaften können mit der Dichte- und Porositätsverteilungdes kortikalen Knochens in Verbindung gebracht werden. Für den Elastizitätsmodul werdenvon [SCHAFFLER 1988] Regressionsgleichungen in Abhängigkeit von den Parametern Volu-menporosität φ bzw. Strukturdichte ρ (scheinbare Dichte, Verhältnis von Knochenmasse zumGesamtvolumen der Struktur) angegeben:

GPa09.0E

GPa66.3E

4.7

55.0

ρ=

φ= −

(2.1)

Einen Vergleich unterschiedlicher Funktionen für den Elastizitätsmodul zeigt Bild 2.6. Hierinbeschreibt (b) eine hypothetische Funktion, die den Untersuchungsergebnissen (a) einesRinderfemurs [SCHAFFLER 1988], (c) eines Schädelknochens [MCELHANEY 1970] und (d)eines kortikalen Knochens verschiedener Säugetiere [CURREY 1988] gegenübergestellt ist.

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16 BIOMECHANISCHE BESCHREIBUNG DES MENSCHLICHEN FEMURS

Bild 2.6: Elastizitätsmodul als Funktion der Porosität [MARTIN 1991]

Sind Informationen über die Geometrie der Mikrostruktur und Materialeigenschaften der Bau-steine des Knochengewebes (Grundsubstanz, Kollagenfibrillen etc.) bekannt, so können mitHilfe von Homogenisierungsmethoden die anisotropen Eigenschaften des Knochens simuliertwerden. In [CROLET 1993 und AOUBIZA 1996] werden die orthotropen Materialdaten auf derBasis eines Modells berechnet, das die Mikrostruktur der Osteone sowie die HAVERSschenKanäle abbildet.

Die Bruchfestigkeit weist eine ähnlich hohe Streubreite auf wie die Elastizitätskonstantenund nimmt nach [REILLY 1974] für ein isotropes Material einen Wertebereich von 107σZ

B =bis 146 MPa für Zugproben und von 156σD

B = bis 215 MPa für Druckproben an. UnterVorgabe einer transversalen Isotropie werden in Tabelle 2.3 Werte für die Bruchfestigkeit inlongitudinaler und radialer Richtung aus unterschiedlichen Quellen angegeben.

longitudinal radial

ZBσ [MPa] D

Bσ [MPa] ZBσ [MPa] D

Bσ [MPa]

REILLY 1975 135 205 53 131

COWIN 1981 132 187 58 132

Tabelle 2.3: Bruchfestigkeit des Femurs in longitudinaler und radialer Richtung

a

c

d

b

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Physikalische Eigenschaften von Knochengewebe 17

Die viskoelastischen Eigenschaften des Knochengewebes drücken sich durch eine Zunahmeder Steifigkeit und der Bruchfestigkeit mit steigender Dehnungsgeschwindigkeit aus, wasanhand der Spannungs-Dehnungs-Beziehung in Bild 2.7 ersichtlich ist. Dabei variiert derElastizitätsmodul von 15.4 GPa bei 0.001 s-1 bis 40 GPa bei 1500 s-1. Während die Dehnungs-geschwindigkeiten bei einer physiologischen Belastung in einem Bereich von ca. 0.001 s-1

(langsames Gehen) bis 0.01 s–1 (Laufen) liegen, beschreiben Werte über 1 s-1 einen starkenAufprall oder Sturz. Die Bruchfestigkeit, die ebenfalls mit der Zunahme der Dehnungsge-schwindigkeit ansteigt, wird von [CARTER 1983] mit der Gleichung

MPaε147σ 055.0ZB !==== (2.2)

für eine Zugbeanspruchung beschrieben.

Bild 2.7: Spannungs-Dehnungs-Beziehung (Druckbelastung) des Femurs bei unterschiedli-chen Dehnungsgeschwindigkeiten [NATALI 1989]

2.2.2 Materialeigenschaften des spongiösen Knochens

Die Eigenschaften des spongiösen Knochens weisen aufgrund der schwammartigen Struktureine große Abhängigkeit von der Porosität aber auch von dem mikroskopischen Aufbau, d.h.der Form und Orientierung der Trabekel, auf. Während der kortikale Knochen überwiegenddurch die Knochenmatrix beschrieben wird, wird das Volumen der Spongiosa hauptsächlichdurch die Porenstruktur geprägt. Eine quantitative Beschreibung der porösen Struktur kanndurch eine stereologische Betrachtung erfolgen, mit der z.B. die Flächenverhältnisse von Po-ren zur Knochenmatrix in einer beliebigen Querschnittsfläche bestimmt werden. In [MARTIN

1984] wird gezeigt, daß das Verhältnis der durch einen Schnitt vorgegebenen Porenfläche zurgesamten Schnittfläche der Volumenporosität entspricht, ungeachtet einer Anisotropie.

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Mit einem anderen stereologischen Maß, dem sogenannten Gewebetensor kann eine Bezie-hung zwischen den anisotropen Materialeigenschaften der Spongiosa und der Mikrostrukturhergestellt werden [WHITEHOUSE 1974, COWIN 1990/91]. Hierzu wird über bildverarbeitendeVerfahren aus einem Knochenquerschnitt ein Längenmaß L(Θ) mit Hilfe von parallel orien-tierten Referenzlinien ermittelt, welches die mittlere Überdeckungslänge der Linien mit dervom Knochengewebe gefüllten Fläche beschreibt (Bild 2.8a). Wird der Steigungswinkel Θder Referenzlinien verändert, so beschreibt die Parameterdarstellung der Größe 1/L2(Θ) eineEllipse (Bild 2.8b). In [HARRIGAN 1984] wird gezeigt, daß die Vermessung der räumlichenStruktur zu einem Ellipsoid führt, dessen Hauptachsen die Hauptrichtungen der Trabekel-orientierung und dessen Eigenwerte die Stärke der Struktur in den zugehörigen Richtungenwiedergeben. Die mathematische Beschreibung des Ellipsoids erfolgt über einen positiv defi-niten Tensor zweiter Stufe M, dessen Koeffizienten als Funktionen des Winkels Θ aus dreiorthogonalen Projektionsflächen des Ellipsoids hergeleitet werden. Mit diesem Tensor wirddann der Gewebetensor H = M-½ berechnet.

a) b)

Bild 2.8: a) Referenzlinien über einen Querschnitt des spongiösen Knochens, b) Darstellungdes stereologischen Maßes als Ellipse

Die konstitutive Beziehung für die Spannung wird über das HOOKEsche Gesetz

rsikrsik γ),ρ(E~τ H==== (2.3)

beschrieben, wobei der Elastizitätstensor E~ von der Strukturdichte ρ und dem GewebetensorH abhängt. Da das eigentliche Knochenmaterial als isotrop angenommen wird, wird dieAnisotropie allein durch den Gewebetensor, also durch die Porenstruktur, beschrieben. In[TURNER 1990] werden Koeffizienten des Gewebetensors für ein Rinderfemur und einemenschliche Tibia hergeleitet und hiermit die Stoffgleichungen formuliert.

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Physikalische Eigenschaften von Knochengewebe 19

Eine Erkenntnis der Untersuchungen am spongiösen Knochen ist, daß sowohl die Festigkeitals auch der Elastizitätsmodul vorwiegend von der Strukturdichte abhängig sind [KEAVENY

1993, ASHMAN 1987, RHO 1993], die sich aus dem Produkt des Volumenanteils des Knochen-feststoffes, der zwischen 5 und 60 % liegt, und der realen Dichte der Trabekel (1.6 bis 2.0g/cm3) berechnet. Die Strukturdichte, die im folgenden lediglich als Dichte bezeichnet wird,liegt in einem typischen Bereich von ca. 0.1 bis 0.8 g/cm3.

Die große Streubreite der Dichte bzw. der Porosität führt zu den weit streuenden Werten fürden Elastizitätsmodul und die Festigkeit der Spongiosa. Für den Elastizitätsmodul einzelnerTrabekel sind Werte von 1.3 bis 5.3 GPa gemessen worden [COWIN 1991].

In der Literatur sind verschiedene Funktionen zur Beschreibung des Elastizitätsmoduls zu fin-den, die eine quadratische oder kubische Abhängigkeit von der Dichte beschreiben (Bild 2.9).Die von [CARTER 1977] aufgestellte Beziehung, in der Daten der Spongiosa und Kortikalisvom Menschen und vom Rind berücksichtigt wurden, beschreibt zusätzlich eine Abhängigkeitvon der Dehnungsgeschwindigkeit:

GPaρε3790E 306.0!==== (2.4)

In [RICE 1988] wird für den Elastizitätsmodul des spongiösen Knochens von Menschen undRindern eine quadratische Abhängigkeit von der Dichte angegeben.

Bild 2.9: Elastizitätsmodul (Druck) in Abhängigkeit von der Strukturdichte, 01.0ε ====![COWIN 1991]: (1) CARTER 1977 und (2) RICE 1988 für Rinder, (3) RICE 1988 fürMenschen

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20 BIOMECHANISCHE BESCHREIBUNG DES MENSCHLICHEN FEMURS

Die Bruchfestigkeit in longitudinaler Richtung des Knochens läßt sich ebenfalls als Funktionder Dehnungsgeschwindigkeit und der Dichte beschreiben [COWIN 1991]:

MPaρε68σ 206.0DB !==== (2.5)

Die elastischen Eigenschaften des Knochens sind immer im Hinblick auf die Porosität zusehen, womit der Volumenanteil der Knochenmatrix am Gesamtvolumen, aber auch der Ein-fluß der die Poren füllenden Flüssigkeiten und des Knochenmarks berücksichtigt werden.

2.3 Physikalische Eigenschaften des Knochenmarks undder Knochenflüssigkeiten

Der Einfluß, den das Knochenmark im spongiösen und die Porenflüssigkeiten im kortikalenKnochengewebe auf die mechanischen Eigenschaften der gesamten Struktur ausüben, ist nochnicht ausreichend erforscht. In [OCHOA 1991] wurde an einem Kaninchen-Femur durch eineBohrung der hydraulische Effekt des Knochenmarks eliminiert und eine Verringerung derdynamischen Steifigkeit des Femurkopfes um 30 % gemessen. [CARTER 1977] stellte anhandvon Druckversuchen an spongiösen Knochen von Rindern und Menschen nur eine geringeErhöhung der Festigkeit und des Elastizitätsmoduls mit Zunahme der Dehnungsgeschwin-digkeit fest. Ein signifikanter Einfluß des Knochenmarks wurde erst bei einer höheren Deh-nungsgeschwindigkeit von ε! =10 s-1 beobachtet (Bild 2.10), die oberhalb des physiologischenBereiches liegt. Nach [KAFKA 1993] übernimmt das Knochenmark bei großen Dehnungs-geschwindigkeiten eine stützende und somit für das Knochengewebe entlastende Wirkung.Unter der Annahme, daß kein Blut über die Gefäße aus dem Knochen austritt (z.B. infolgeeiner Muskelkontraktion) kann sich ein hydrostatischer Druck aufbauen, der zu einer Steifig-keitserhöhung führt. Ein großer Einfluß der Flüssigkeit im Knochengewebe wurde auchanhand einer Simulation gesunder und geschädigter Wirbelkörper in [MEROI 1994] beobach-tet, die unter anderem den durch eine Kompression der Wirbel hervorgerufenen Flüssigkeits-strom beschreibt.

Die Knochenflüssigkeiten beeinflussen nicht nur die elastischen Eigenschaften des Knochenssondern spielen auch eine wichtige Rolle bei der Nährstoffversorgung und bei Knochenum-bauprozessen. Um die Flüssigkeitsbewegung auf mikroskopischer Ebene beschreiben zu kön-nen, kann nicht mehr von einer homogenen Porenverteilung und einem einheitlichen Fluid fürden gesamten Knochen ausgegangen werden, es ist vielmehr, abhängig von den unterschied-lichen viskosen Eigenschaften (Extrazellularflüssigkeit, Blut etc.), eine differenziertere Be-trachtungsweise der Flüssigkeiten erforderlich [COWIN 1999]. Der Einfluß der Knochenflüs-

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Physikalische Eigenschaften des Knochenmarks und der Knochenflüssigkeiten 21

sigkeit ist jedoch immer im Zusammenhang mit der charakteristischen Porengröße des dieseumschließenden Gewebes zu sehen.

Bild 2.10: Spannungs-Dehnungs-Beziehung für spongiösen Knochen bei einer Dehnungsge-schwindigkeit von 1s10ε −=! mit und ohne Knochenmark [CARTER 1977]

Im Knochen sind vier typische Porenbereiche zu unterscheiden, deren Porengrößen um meh-rere Potenzen variieren. Dabei ist die intertrabekulare Porosität im spongiösen Knochen mitcharakteristischen Abmessungen bis zu 1 mm die größte. Die drei übrigen Porenbereicheergeben sich aus der mikroskopischen Struktur des kortikalen Knochens. Die kleinste Poro-sität der Kollagen-Apatit-Matrix ist von untergeordneter Bedeutung, da die Flüssigkeit an dieGewebematrix gebunden ist und als Teil der Struktur betrachtet werden kann. Somit werdenim kortikalen Knochen maßgeblich zwei Porenbereiche unterschieden, nämlich zum einen diedurch die HAVERSschen und VOLKMANNschen Kanäle vorgegebene sogenannte vaskularePorosität und zum anderen die durch die wesentlich kleineren Lakunen und das diese um-gebende feine Netz aus Kanälchen gebildete lakunar-canaliculare Porosität (siehe auch Bild2.4). Obwohl die Knochenflüssigkeiten in beiden Porenbereichen annähernd die gleiche Vis-kosität besitzen, ergeben sich aufgrund der verschiedenen Permeabilitätskoeffizienten unter-schiedliche Eigenschaften für den Knochen.

Der Porendruck in den HAVERSschen und VOLKMANNschen Kanälen mit der charakteristi-schen Porengröße von bis zu 50 μm ist nach [COWIN 1999] ein bis zwei Größenordnungenkleiner als der Porendruck in dem lakunar-canalicularen Bereich, der eine Porengröße von ca.0.1 μm besitzt. Für den Flüssigkeitsdruck in den HAVERSschen Kanälen kann als Kriteriumder Blutdruck in den Gefäßen (40 – 60 mm Hg) angegeben werden, der nicht überschrittenwerden darf, um ein Kollabieren dieser auszuschließen. Hingegen kann das Gewebe mit derkleineren charakteristischen Porengröße aufgrund der langsameren Relaxation der Poren-

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flüssigkeit einen höheren Druck infolge einer mechanischen Belastung aufnehmen. DieseBereiche stehen mit den HAVERSschen Kanälen, die als Reservoir dienen, im Flüssigkeits-austausch.

Im Gegensatz zum kortikalen Knochen ist der spongiöse Knochen durch eine sehr viel höherecharakteristische Porengröße und mehreren Flüssigkeiten mit sehr unterschiedlichen Visko-sitäten (Mark, Fett, Blutgefäße) gekennzeichnet, die ein bis zwei Größenordnungen höhersind als die der Knochenflüssigkeit. Dementsprechend ist auch mit einer kürzeren Relaxa-tionszeit und einem geringeren Druck zu rechnen. Aufgrund des hohen Porenvolumens kannjedoch dem viskoelastischen Einfluß des Knochenmarks eine erhöhte Bedeutung zukommen.

Der Kompressionsmodul der Knochenflüssigkeit beträgt in etwa ein Sechstel des Wertes fürKnochen und wird näherungsweise mit GPa3.2K~ = für salzhaltiges Wasser angenommen.Während bei weichen Geweben (Knorpel etc.) die Gewebematrix und die Porenflüssigkeiteinen annähernd gleichen Kompressionsmodul besitzen und somit die Annahme eines inkom-pressiblen Körpers gerechtfertigt erscheint, kann dieses für den Knochen nicht vorausgesetztwerden und würde zu Fehlern bei der Ermittlung des Flüssigkeitsdruckes führen.

In Tabelle 2.4 sind die für die Simulationsrechnung einzelner Osteone und Knochenmodellevon [COWIN 1999] vorgeschlagenen Werte für die Volumenanteile, Permeabilitäten, Visko-sitäten und Relaxationszeiten der beiden zuvor erläuterten Porenbereiche angegeben. Die demRelaxationsprozeß zugrunde gelegten charakteristischen Längen entsprechen für die vaskularePorosität der Dicke des kortikalen Knochens (ca. 1 cm) und für die lakunare Porosität demRadius eines Osteons mit ca. m100 µ . Die unterschiedlichen Relaxationszeiten besagen, daßin den HAVERSschen Kanälen eine Druckspitze 1000 mal schneller abgebaut werden kann alsin den Lakunen und Kanälchen. Die übrigen Materialkennwerte sind über die gemesseneRelaxationszeit des Porendruckes abgeschätzt worden, da die viskosen Eigenschaften derFlüssigkeiten und die Permeabilität bisher noch nicht experimentell ermittelt wurden.

Bereiche unterschiedlicherPorengröße

Volumenanteil[%]

Permeabilitätk [m²]

Viskositätμ [Pa s]

Relaxationszeitτ [ms]

Vasculare Porosität 4.0 6.36 10-13 10-3 1.36 10-3

Lakunar-canalicularePorosität

5.0 1.47 10-20 10-3 4.9

Tabelle 2.4: Porosität und viskose Materialkennwerte in Bereichen unterschiedlicher charak-teristischer Porengrößen

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3 Theorie der porösen Medien

3.1 Beschreibung von porösen Medien als Mehrkompo-nentenkontinua

In der klassischen Theorie der Mehrkomponentenkontinua (Mischungstheorie) wird voneinem Ersatzkörper ausgegangen, bei dem die einzelnen Stoffkomponenten über ein defi-niertes Kontrollvolumen „verschmiert“ werden (Bild 3.1). Diese Vorstellungsweise beinhal-tet, daß alle Komponenten über ein Volumenelement statistisch verteilt sind und das gesamteVolumen gleichzeitig einnehmen. Alle physikalischen Größen, wie die Verschiebungen,Spannungen, Dichten etc., sind im Bezug auf das gesamte Volumenelement definiert undstellen somit einen statistischen Mittelwert dar. Mit diesen Feldgrößen werden die Erhaltungs-gleichungen und konstitutiven Gleichungen für jede Komponente des Mischungskörpersaufgestellt. Die hieraus zu berechnenden Zustands- und Feldgrößen, wie z.B. die Dichten oderSpannungen, stellen jedoch partiale makroskopische Größen und nicht die realen Werte dar.

Bild 3.1: Schematische Betrachtung des porösen Mediums als homogenes Mehrkomponen-tenkontinuum

Mehrkomponentenkontinua, wie poröse Medien, bestehen hingegen aus sich voneinander ab-grenzenden Komponenten, die also unmischbar sind. Im Gegensatz zur klassischen Mi-schungstheorie sind somit zusätzliche Feldgrößen erforderlich, die Informationen zur „innerenStruktur“ eines Volumenelementes liefern. Während die Erhaltungsgleichungen poröser Me-dien in derselben Weise wie in der klassischen Theorie über die Partialgrößen formuliert

Feststoff

Flüssigkeit

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24 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

werden, sind für die neuen Feldgrößen jedoch zusätzliche Beziehungen einzuführen und diesein der konstitutiven Theorie zu berücksichtigen. Für diese Größen können z.B. die Volumen-und Flächenanteile der Komponenten am gemeinsamen Kontrollvolumen gewählt werden,mit denen der innere Aufbau des Kontinuums (Mikrostruktur) auf makroskopischer Ebenebeschrieben wird. Hierdurch ergibt sich die Möglichkeit, neben den partialen Zustandsgrößenauch die realen physikalischen Größen (z.B. die wirklichen Spannungen) zu bestimmen. AlsKontrollvolumen dV kann z.B. das durch den Porenkörper des Feststoffes definierte Gesamt-volumen gewählt werden.

Zur „mikroskopischen Beschreibung“ des Mehrkomponentenkontinuums, welches im folgen-den vereinfacht als Gemisch bezeichnet wird, werden die Volumenanteile

cn der Komponen-

ten c = I, II, ..., k als stetige Funktionen über den gesamten Körper angenommen und mit denTeilvolumina

cVd wie folgt definiert:

dVVd

)t,θ(nnc

icc

====

====(3.1)

Aus der Berechnung des Gesamtvolumens über die Summe der Teilvolumina ergibt sich diefolgende Bedingung für die Volumenanteile:

∑∑∑∑ ====c

c1n (3.2)

Während die Volumenanteile )t,(n ic

θ zur Zeit t unbekannte Funktionen darstellen, sind dieVolumenanteile im Ausgangszustand 0

cn als bekannt vorauszusetzen. Hierfür gilt ebenfalls die

oben angeschriebene Bedingungsgleichung. Diese Gleichung stellt eine in der konstitutivenTheorie zu berücksichtigende Zwangsbedingung dar, da sich die Volumenanteile nichtunabhängig voneinander verändern können.

Ein Gemisch, für das die Bedingung (3.2) zutrifft, wird als gesättigtes Gemisch bezeichnet. Inder Literatur sind auch Definitionen für die Volumenanteile mit der Summe kleiner einsanzutreffen, die ein ungesättigtes Gemisch beschreiben. Dabei werden nur der Feststoff unddie Flüssigkeit als Komponenten des Gemisches betrachtet und ein eventuell gasgefüllterZwischenraum als leer angenommen. Diese Formulierung ist jedoch für viele Anwendungennicht ausreichend, da das Gas in der Regel nicht vernachlässigbar ist.

Entsprechend der Beziehung für die Volumenanteile (3.1) kann für das Verhältnis des Flä-chenanteils einer Komponente

cFd zu der gesamten Seitenfläche des Kontrollvolumens Fd

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Beschreibung von porösen Medien als Mehrkomponentenkontinua 25

nach dem DELESSEschen Prinzip, ausgehend von einer statistischen Modellbildung und einerhomogenen Porenverteilung [EHLERS 1989], derselbe Ansatz gewählt werden:

dFnFdcc

= (3.3)

Da die physikalischen Größen, wie z.B. die Partialdichte cρ oder die partialen Spannungen ikc

τ ,auf die Geometrie des gesamten Volumenelementes bezogen sind, stellen diese nicht dierealen Größen der einzelnen Stoffkomponenten dar. Diese müssen vielmehr über die Volu-menverhältnisse aus den Partialgrößen berechnet werden. Für die Beziehung zwischen realerDichte R

cρ und der Partialdichte c

ρ der Komponente c gilt mit der Teilmasse

c

R

cccVddVmd ρ=ρ= (3.4)

und (3.1) der folgende Zusammenhang:

R

cccn ρ=ρ (3.5)

Hiermit wird über die reale Dichte eine mikroskopische Eigenschaft in die makroskopischeBetrachtungsweise übernommen, nämlich die Kompressibilität bzw. Inkompressibilität einesStoffes.

Für die Spannungen kann mit (3.3) eine entsprechende Beziehung formuliert werden:

ikR

ccikcn τ=τ (3.6)

Im Rahmen dieser Modellbildung wird von einer statistischen Verteilung der Stoffe über demKontrollvolumen ausgegangen, so daß durch die Einführung der Volumenanteile keine Infor-mationen über anisotrope Eigenschaften, wie eine richtungsabhängige Permeabilität, Elasti-zität oder Wärmeleitfähigkeit, zur Verfügung stehen. Die Berücksichtigung einer möglichenAnisotropie ist vielmehr über die Formulierung der konstitutiven Gleichungen durchzuführen.

Durch die Erweiterung der unbekannten Grundvariablen (Partialdichte cρ , Verschiebung kc

wund Temperatur

cT ) auf die zusätzliche Beschreibung der Volumenanteile

cn wird das Pro-

blem statisch unbestimmt, da für ein Gemisch mit k Stoffkomponenten den 6·k-1 unbekanntenGrundvariablen nur 5·k Erhaltungsgleichungen gegenüberstehen (k Massen-, 3·k Impuls- undk Energieerhaltungsgleichungen). Dabei ist zu beachten, daß wegen der Bedingung (3.2) nurk-1 unabhängige Funktionen für die Volumenanteile zu verwenden sind. Die fehlenden

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26 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Bestimmungsgleichungen können auf zwei unterschiedlichen Wegen entweder über zusätz-liche konstitutive Beziehungen oder über zusätzliche Differentialgleichungen in Form vonErhaltungs- oder Evolutionsgleichungen formuliert werden. Die Entwicklung von Funktionenfür die Volumenanteile gestaltet sich jedoch schwierig, da diese Größen von mikroskopischenEigenschaften abhängen, die in einer kontinuumsmechanischen Formulierung unberücksich-tigt bleiben.

In [BOWEN 1982, EHLERS 1989] wird zur Herleitung der Bestimmungsgleichungen für dieVolumenanteile eine zusätzliche Feldgröße eingeführt, die die materielle Zeitableitung derVolumenanteile ( )

•cn beschreibt und die aus (3.2) hervorgehenden Bedingungen erfüllen muß:

∑ =•

cI

c0)n( , ∑ =

ck

c0,n (3.7)

Der Klammerausdruck mit dem Index I bedeutet, daß die materielle Zeitableitung bei festge-haltenen Koordinaten des hier gewählten Stoffes I durchzuführen ist. Für diese Größen sollenBestimmungsgleichungen gefunden werden, die eine Ermittlung der unbekannten Volumen-anteile

cn unter Berücksichtigung der aus dem 2. Hauptsatz resultierenden Restriktionen

ermöglichen. Ein konstitutiver Ansatz bleibt bei [EHLERS 1989] jedoch aus; vielmehr wird einGemisch betrachtet, welches aus inkompressiblen Komponenten besteht, so daß für diesekeine Feldgrößen ( )

.cn erforderlich sind. [BOWEN 1982] formuliert für die zusätzlichen Feld-

größen ( ).c

n , die von den Grundvariablen, wie Verschiebungen, Temperatur etc., aber auch vonden Volumenanteilen abhängen, Evolutionsgleichungen.

Eine konstitutive Herleitung der Volumenanteile auf der Grundlage mikroskopischer Größenwird in [BLUHM 1997, DE BOER 1996] vorgestellt. Hierbei wird eine semi-mikroskopischeBetrachtungsweise gewählt, bei der die Verformung der lokalen Konfiguration jeder Kompo-nente über einen „realistischen Deformationsgradienten“ beschrieben wird. Da dieser Gra-dient nicht integrierbar ist, wird ein zweiter partialer Deformationsgradient gefunden, mit demnach Multiplikation ein integrierbarer Deformationsgradient erzeugt wird. Mit diesem werdendaraufhin die konstitutiven Gleichungen für die Volumenanteile hergeleitet.

In [GOODMAN 1972] wird die zweite Vorgehensweise gewählt und entsprechend der Impuls-erhaltung eine zusätzliche Gleichgewichtsbedingung („balance of equilibrated force“), jedochmit einer unklaren physikalischen Bedeutung, eingeführt. Basierend auf dieser Vorgehens-weise zur Beschreibung der Mikrostruktur werden von [PASSMAN 1984] korrigierte Modellevorgestellt.

In [WILMANSKI 1995/96] wird für die Porosität eine Differentialgleichung entsprechend derMassenerhaltung aufgestellt, die die Änderung der Porosität über einen Zuflußvektor sowie

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Kinematik des Mehrkomponentenkontinuums 27

eine Quelle beschreibt. Anstelle der Volumenanteile der Komponenten wird die Porosität ein-geführt, die über das Volumen des Feststoffes

sVd definiert ist:

dVVd1s

−=φ (3.8)

[GRAY 1998] wählt eine andere mikroskopische Beschreibungsweise des Gemisches, in derdas Kontrollvolumen in reale Teilvolumina aufgeteilt wird, die durch Kontaktflächen und-linien miteinander in Verbindung stehen. Für jede Komponente werden Erhaltungsglei-chungen für das Teilvolumen und zusätzlich für die Kontaktflächen und -linien formuliert.Über Mittelungsverfahren gelingt die Übertragung der mikroskopischen in die makrosko-pische Betrachtungsweise, in der die Erhaltungsgleichungen und konstitutiven Gleichungenunter anderem in Abhängigkeit von geometrischen Parametern zur Beschreibung der Mikro-struktur hergeleitet werden.

Da die meßtechnische Bestimmung derartiger Parameter aufgrund der Komplexität der mei-sten porösen Strukturen nahezu aussichtslos erscheint, wird eine einfachere, auf konstitutivenÜberlegungen basierende Vorgehensweise gewählt, bei der eine exakte Beschreibung derMikrostruktur nicht erforderlich ist.

3.2 Kinematik des Mehrkomponentenkontinuums

3.2.1 Allgemeine Betrachtungsweisen

Zur Beschreibung der Kinematik des Mehrkomponentenkontinuums sind geeignete Koor-dinaten einzuführen, die auf der Grundlage der LAGRANGEschen oder der EULERschenBetrachtungsweise formuliert werden können. Gebräuchliche Vorgehensweisen sind dieBeschreibung der Kinematik jeder einzelnen Stoffkomponente nur mit LAGRANGE- oderEULERkoordinaten. Es ist aber auch eine „gemischte Betrachtungsweise“ möglich, die eineausgewählte Komponente (z.B. Feststoff) mit LAGRANGEkoordinaten beschreibt und dieübrigen Komponenten mit Relativkoordinaten bezüglich der ausgewählten Komponente.Bevor diese Betrachtungsweise erläutert wird, soll kurz auf die Verwendung von LAGRANGE-und EULERkoordinaten eingegangen werden [SCHROEDER 1981].

In der LAGRANGEschen Betrachtungsweise wird das Kontinuum im Ausgangszustand zur Zeit0t durch raumfeste Koordinaten beschrieben. Unter Vorgabe dieser Koordinaten als Funktion

unabhängiger Parameter ),,(xx 321kk θθθ=++

sind alle Komponenten des Kontinuums durch

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28 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Koordinatenlinien iθ ausgemessen, wodurch auch die Form eines Volumenelementes ++++Vd

bekannt ist. Nach einer Verformung des Körpers sind die Komponenten aus dem Volumen-element ausgetreten und nehmen unterschiedliche Positionen

cP im verformten Körper ein.

Dabei wird der verformte Zustand jeder Komponente c durch die materiellen (körperfesten)Koordinatenlinien iθ , dessen Lage sich zum raumfesten Koordinatensystem geändert hat, unddie Zeit t beschrieben: )t,,,(xx 321k

ck

cθθθ= . Die Verschiebungen der Komponenten werden

sinnvollerweise auf die Basisvektoren i

+g des Volumenelementes im Ausgangszustand be-

zogen.

In der EULERschen Betrachtungsweise wird hingegen der Raum durch die Vorgabe der Koor-dinaten ),,(xx 321kk θθθ= ausgemessen, womit die Geometrie des Körpers im Augenblicks-zustand zur Zeit t bekannt ist. In das verformte Volumenelement dV sind die Komponenten cvon unterschiedlichen Punkten des Ausgangszustandes eingeflossen, deren Ortsvektoren vonden EULERkoordinaten iθ und der Zeit t abhängen. Zur Beschreibung des Bewegungszu-standes werden die Verschiebungen der einzelnen Komponenten auf die Basisvektoren ig desverformten Körpers bezogen.

Die EULERsche Betrachtungsweise führt auf lineare Differentialgleichungen für die Ge-schwindigkeitsfelder, aber nichtlineare Gleichungen für die Verschiebungen. Da die nicht-linearen Differentialgleichungen schwer lösbar sind, eignet sich die Formulierung in EULER-koordinaten nicht für die Ermittlung der Verschiebungen. Hierzu ist die Beschreibung inLAGRANGEkoordinaten besser geeignet. Desweiteren sind mit der EULERschen Betrachtungs-weise die Randbedingungen schwierig zu beschreiben, da sich der Körper durch den vonKoordinatenlinien iθ ausgemessenen Raum bewegt und sich somit seine Randbedingungenüber der Zeit ändern. Mit der LAGRANGEschen Beschreibung lassen sich die Randbedin-gungen hingegen besser formulieren. Zur Aufstellung der Erhaltungsgleichungen soll dasSchnittprinzip am verformten Körper angewendet werden, womit eine EULERsche Betrach-tungsweise der sich relativ zum Feststoff bewegenden Komponenten vorzuziehen ist, die einebessere Formulierung der Interaktionskräfte zwischen den Komponenten ermöglicht. Um dieVorteile beider Vorgehensweisen zu nutzen, bietet es sich an, eine Kombination der beidenBetrachtungsweisen zur Beschreibung der Kinematik eines Mehrkomponentenkontinuums zuformulieren, wie sie nachfolgend erläutert wird.

3.2.2 Kinematische Beschreibung mit LAGRANGEkoordinatennur für den Feststoff

Im folgenden wird eine Betrachtungsweise gewählt, in der der Bewegungszustand durch diemateriellen Koordinaten iθ des Stoffes I (hier: Feststoff) beschrieben wird [SCHROEDER

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Kinematik des Mehrkomponentenkontinuums 29

1976]. Die Bewegungen der übrigen Komponenten werden über die Relativbewegung zumFeststoff ebenfalls auf dessen Koordinaten bezogen. Die modifizierte LAGRANGEsche Be-trachtungsweise hat den Vorteil, daß die Verschiebungen aller Stoffkomponenten verfolgtwerden können und die Stoffgesetze sich einfacher formulieren lassen.

In Bild 3.2 ist das Mehrkomponentenkontinuum, welches hier exemplarisch aus den Stoffen I,II und III besteht, im Ausgangs- und Augenblickszustand zur Zeit 0t bzw. t dargestellt. Dasunverformte Kontinuum ist unter Vorgabe des Ortsvektors zum Punkt

+IP

kkII

x er++

= mit ),,(xx 321kIkIθθθ=

++

(3.9)

durch die LAGRANGEschen Koordinaten iθ ausgemessen, da die raumfesten kartesischen Ko-ordinaten kI

x+

als Funktionen der Parameter iθ dargestellt sind. In der Gleichung ist dabei dieEINSTEINsche Summationskonvention verwendet worden, womit über gegenständige Indizes

Bild 3.2: Mehrkomponentenkontinuum im Ausgangszustand 0t und in den Augenblickszu-

ständen Dttundt +

3

II+

III+

I+

g2I

+

rw∆ II

w∆III

wIII

wIIwI

D III

III

Pr

I i+ i

g1

g3

II i+ IIIi

+

III+

r II+

r

g3 I

+

g2

I+

g1

3

I

II

III

θ 2θ

1θ 3θ

2θ wDt

w=

D IIIIw Dtw=

D IIw

Dtw=

e

2e

1e

P

P

XX X

X

P

P

P

IP+

t0

t+Dtt

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30 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

mit 3,2,1k ==== zu summieren ist. Durch die Beschreibung des Körpers mit Koordinatenlinien

ist auch das Volumenelement im Punkt +IP , welches von diesen gebildet wird, bekannt. Die

Kantenvektoren des Volumenelementes entsprechen den Basisvektoren bzw. Tangentenvek-

toren an die Koordinatenlinien iθ :

i

I

i

I

i

I,

++

+

=θ∂

∂= rrg (3.10)

Das Volumenelement +I

Vd läßt sich mit Hilfe der Determinante ik

II

gdetg++

= und der bekannten

Maßzahlen k

I

i

I

ik gggI

++++++++++++

⋅⋅⋅⋅==== wie folgt bestimmen:

321IIdddgVd θθθ=

++

(3.11)

Die Gesamtmasse des Volumenelementes +I

Vd mit bekannter Geometrie ergibt sich aus denMassen der Stoffe c = I, II, III zu

++++++++

++++++++====I

0

III

0

II

0

IVd)ρρρ(md , (3.12)

wobei die Dichten 0

cρ im Ausgangszustand gegeben sind.

Im Augenblickszustand wird der verformte Körper durch den Ortsvektor r des Punktes P inAbhängigkeit der materiellen Koordinaten des Stoffes I und der Zeit t beschrieben:

kkII

x er = mit )t,,,(xx 321kIkIθθθ= (3.13)

Zur Formulierung der Erhaltungsgleichungen wird im Punkt P ein Volumenelement herausge-schnitten, welches durch die Koordinatenlinien iθ gebildet wird. Die Kantenvektoren desverformten Volumenelementes folgen aus der Beziehung (3.13) zu:

iii ,rrg =θ∂

∂= (3.14)

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Kinematik des Mehrkomponentenkontinuums 31

In dieses Volumenelement dV fließen von den Punkten +++IIIIIIP,P,P des unverformten Kontinuums

die Massen der Stoffe I, II und III ein, womit sich die Gesamtmasse im Punkt P zu

dV)ρρρ(mdIIIIII

++++++++==== (3.15)

ergibt. Hierin sind die Dichten cρ der Stoffe c unbekannte Größen. Das Volumen dV läßt sich

jedoch mit Hilfe der Determinante ikgdetg = und der Maßzahlen ki gg ⋅⋅⋅⋅====ikg des verformtenKörpers bestimmen:

321 dddgdV θθθ= (3.16)

Die Lage der unbekannten Punkte ++++++++IIIIIP,P,P ist nach Bild 3.2 durch die Vektoren

IIIIII,, www ∆∆

bezogen auf den bekannten Punkt +IP festgelegt:

k

IkIIw

+

= gw )t,θ(ww ikIkI====

k

IkIIIIw

+

∆=∆ gw mit )t,(ww ikIIkIIθ∆=∆ (3.17)

k

IkIIIIIIw

+

∆=∆ gw )t,(ww ikIIIkIIIθ∆=∆

Hierin sind die Verschiebungskomponenten von den materiellen Koordinaten iIx+

des Punktes+IP und der Zeit t abhängig. Durch die Beziehungen (3.17) ist die Kinematik des Mehrkompo-nentenkontinuums vollständig beschrieben, wobei die materiellen Koordinaten des Stoffes Ials unabhängige Variablen gewählt wurden.

Mit Rücksicht auf die noch zu bildenden Zeitableitungen werden anstelle der UnbekanntenIIw∆ ,

IIIw∆ die unbekannten Verschiebungsvektoren

IIw ,

IIIw der materiellen Punkte

++++++++IIIII

P,P einge-führt:

k

IkIIIkIIIIIIII

k

IkIIkIIIIII

)wΔw(Δ

)wΔw(Δ

++++

++++

−−−−====−−−−====

−−−−====−−−−====

gwww

gwww(3.18)

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32 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Somit können die Verschiebungen cw der Stoffe I, II, III auf die Basisvektoren kI

+

g desStoffes I bezogen werden:

k

Iikcc)t,(w

+

θ= gw c = I, II, III (3.19)

Die noch unbekannten Dichten cρ der Stoffe I, II, III werden ebenfalls in Abhängigkeit der

materiellen Koordinaten des Stoffes I und der Zeit t formuliert.

Es können auch die materiellen Koordinaten eines anderen Stoffes (z.B. kIIx+

oder kIIIx+

) als

unabhängige Veränderliche gewählt und die Feldgrößen cρ und

cw hierdurch beschrieben

werden. Die Wahl der Komponente I ist schon aus der physikalischen Anschauung heraus

sinnvoll, da der Feststoff den Kontrollraum beschreibt, durch den sich die anderen Kompo-

nenten (Flüssigkeiten und Gase) relativ bewegen.

Zur Herleitung der Geschwindigkeiten der einzelnen Stoffe im Augenblickszustand werden

die jeweiligen Verschiebungen Dt)t(Dcc•

=ww der Stoffe zu den Punkten cP (c = I, II, III)

betrachtet. Die materiellen Zeitableitungen •cw der von den Koordinaten i

Ix abhängigen Ver-

schiebungsfunktionen sind über die implizite Differentiation zu finden, wenn die Koordinaten

des Stoffes I als Funktion von iIIx und iIII

x angenommen werden.

Für die einzelnen Stoffe erhält man die materiellen Zeitableitungen der Verschiebungen zu:

t

II,ww =

kII

k

II

t

IIIIc,, www ++++====

••••

mitII

kkII

DtDc

θ= (3.20)

kIII

k

III

t

IIIIIIc,, www ++++====

••••

III

kkIII

DtDc

θ=

Die Klammer mit Index besagt, daß die Zeitableitung bei festgehaltenen Koordinaten desangegebenen Stoffes durchzuführen ist. Entsprechend der Vorgehensweise für die materielleZeitableitung der Verschiebungsvektoren werden auch die Zeitableitungen der Verschie-bungskomponenten und die anderer Feldgrößen, wie z.B. der Dichte, bestimmt, auf dessenDarstellung hier verzichtet wird.

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Kinematik des Mehrkomponentenkontinuums 33

Die in (3.20) noch unbekannten konvektiven Anteile kIIc und kIII

c , die nur bei Mehrkomponen-

tenkontinua auftreten, sind im folgenden durch die Verschiebungen cw auszudrücken. Hierzu

wird zunächst die materielle Zeitableitung der Ortsvektoren ( )•

+IIr und ( )•

+IIIr betrachtet, die im

Ausgangszustand gleich Null sind:

( )

( ) 0c,,

0c,,

kIII

k

III

t

IIIIII

kII

k

II

t

IIII

=+=

=+=

++

++

+

+

rrr

rrr(3.21)

Da die Ortsableitungen k

c,

+

r die Basisvektoren k

c+

g in den materiellen Punkten +cP darstellen

( III,IIc = ), folgt aus (3.21):

t

III

k

IIIkIII

t

II

k

IIkII

,c

,c

++

++

−=

−=

rg

rg(3.22)

Hierin sind die unbekannten kIIc , k

IIIc die negativen Komponenten der Relativgeschwindig-

keiten t

II,

+

r , t

III,

+

r der materiellen Punkte ++IIIIIP,P gegenüber

+IP . Um die konvektiven Anteile kc

c

durch die Verschiebungen auszudrücken, werden die folgenden Ausdrücke für die Ortsvek-

toren in (3.22) eingesetzt:

IIIIIIII

IIIIII

wwrr

wwrr

−−−−++++====

−−−−++++====

++++++++

++++++++

(3.23)

Unter Berücksichtigung der erforderlichen partiellen Ableitungen k

c

k

c,

++

= rg und t

c,

+

r der Glei-

chung (3.23) läßt sich (3.22) in Komponenten der Basisvektoren m

I+

g schreiben:

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34 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

tmI

tmIII

kmI

kmIIIm

kkIII

tmI

tmII

kmI

kmIIm

kkII

,w,wwwc

,w,wwwc

−=

+−δ

−=

+−δ

(3.24)

Mit diesem linearen Gleichungssystem können die gesuchten Größen kIIc , k

IIIc durch die

Verschiebungen ausgedrückt werden.

Werden kleine Verformungen angenommen, so können die Ortsableitung gegenüber der Einsin der Klammer vernachlässigt werden, so daß das Gleichungssystem entkoppelt wird und diekonvektiven Anteile sich direkt aus den Geschwindigkeitsdifferenzen ergeben. Die materiel-len Zeitableitungen der Verschiebungen nach (3.20) lauten somit:

t

II,ww =

),w,w(,, tkI

tkII

k

II

t

IIII−+≅

www (3.25a)

),w,w(,, tkI

tkIII

k

III

t

IIIIII−+≅

www

Bei einer linearen Theorie entfallen die nichtlinearen konvektiven Anteile, so daß die mate-riellen Zeitableitungen näherungsweise durch die partiellen Zeitableitungen ausgedrücktwerden können:

t

cc,ww ≅

III,II,Ic ==== (3.25b)

Entsprechende Beziehungen gelten auch für andere Feldgrößen, wie z.B. die Dichten undVolumenanteile der Stoffkomponenten.

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Erhaltungsgleichungen des Mehrkomponentenkontinuums 35

3.3 Erhaltungsgleichungen des Mehrkomponentenkonti-nuums

Im folgenden werden die Erhaltungsgleichungen für die Masse, den Impuls, den Drall und dieEnergie des Mehrkomponentenkontinuums am herausgeschnittenen Volumenelement in lokalerForm hergeleitet.

3.3.1 Massenerhaltung

In dem verformten Volumenelement im Augenblickszustand zur Zeit t (siehe auch Bild 3.2)befinden sich die Stoffe c = I, II, III, ... mit den Teilmassen

dVρmdcc

= . (3.26)

Die partialen Dichten cρ stellen hier die über das Volumenelement dV „verschmierten“ Dichten

der Stoffe dar, die über die in Kapitel 3.1 erläuterten Volumenanteile mit den realen Dichtenverknüpft sind. Da die Dichten

cρ auf das gemeinsame Volumenelement bezogen sind, können

diese superponiert werden und ergeben somit eine gemittelte Dichte des Mischungskörpers:

∑ ρ=ρc

c(3.27)

Die Massenerhaltung des Gemisches kann unter Berücksichtigung der Definition (3.27) und einergedachten mittleren Verformungsgeschwindigkeit analog zum Einkomponentenkontinuum for-muliert werden:

( ) 0dVmd =ρ=••

(3.28)

Während von der Erhaltung der Gesamtmasse des Gemisches ausgegangen wird, können sich dieMassen der einzelnen Komponenten nach einer Verschiebung des Volumenelementes jedoch ver-ändern. Der zeitliche Massenzuwachs einer Komponente

••••c

md , der durch chemische Reaktionenoder Massenaustauschprozesse zwischen den Stoffen hervorgerufen wird, lautet:

dVmdccρ∆=

(3.29)

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36 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Hierin sind cρΔ unbekannte lokale Massenquellen, die durch geeignete Stoffgesetze in Abhängig-

keit chemischer und physikalischer Zustandsgrößen formuliert werden müssen.

Unter Berücksichtigung der materiellen Zeitableitung des Volumens dV

( ) dVvdVwdV kkc

kkc

c ==•

(3.30)

und der Definition der Geschwindigkeitskomponente kc

kc

wv•

≡ kann die Gleichung (3.26) bei fest-gehaltenen materiellen Koordinaten der Komponente c zeitlich differenziert werden:

dVvmd kkcccc

ρ+ρ=

••

(3.31)

Aus (3.29) und (3.31) folgt daraufhin die Massenerhaltung für die Komponente c:

c

kkccc

v ρ∆=ρ+ρ•

(3.32)

Finden chemische Reaktionen oder Massenaustauschprozesse nur im Inneren des Körpers statt,so muß die Summe aller Massenquellen gleich Null sein:

0c

c=ρ∆∑ (3.33)

Mit dieser Nebenbedingung für die Massenquellen (3.33) folgt aus der Summation von (3.32)über alle Komponenten c unter Beachtung der mittleren Dichte und Verzerrungsgeschwindigkeitdie Massenerhaltung auch für das Gemisch in Analogie zum Einkomponentenkontinuum.

Wird (3.32) über das Gesamtvolumen integriert und der Integralsatz von GREEN angewendet,erhält man die Massenerhaltung für die Komponente c in globaler Form:

dVdFwdVc

kk

ccc

∫∫∫ℜℜ

ρ∆=ρ+ρ••

FFFF

(3.34)

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Erhaltungsgleichungen des Mehrkomponentenkontinuums 37

3.3.2 Impulserhaltung

Um die Impulserhaltungsgleichungen für ein Mehrkomponentenkontinuum herzuleiten, mußzunächst der Begriff der Spannungen formuliert werden. Hierzu wird beispielhaft die Schnittflä-che dF1 des verformten Volumenelementes, die durch die Basisvektoren 2g und 3g gebildet wird,im Augenblickszustand betrachtet. Die auf diese Fläche wirkende Schnittkraft

1dp kann wie folgt

über die Spannungen der einzelnen Komponenten dargestellt werden:

1kk1

c

c1dFd gp ∑τ= (3.35)

Die CAUCHY-Spannungen kikc

gτ sind hier auf die gesamte Seitenfläche 321 θθgdF ==== des ver-

formten Volumenelementes bezogen, so daß sie im Sinne eines Makromodells die Mittelwerteder tatsächlich auftretenden Spannungen wiedergeben. Entsprechendes gilt auch für die an denFlächen dF2 und dF3 angreifenden Kräfte 2

d p und 3

d p . Sollen die Spannungen auf die wirklichenTeilflächen der Komponenten bezogen werden, sind zusätzliche Größen notwendig, die dasVerhältnis der Teilflächen zur Gesamtfläche beschreiben. Zur Umrechnung können, wie in Kapi-tel 3.1 beschrieben, die Volumenanteile herangezogen werden.

Durch die Wahl einer gemeinsamen Bezugsfläche sowie gemeinsamer Basisvektoren können diepartialen Spannungen superponiert werden:

∑∑∑∑====c

ikc

ik ττ (3.36)

Die Volumenkräfte der einzelnen Komponenten werden auf das Volumenelement dV und diegemeinsamen Basisvektoren im Augenblickszustand kg bezogen. Für die Summe der Volumen-kräfte folgt somit:

∑=c

kc

k QQ (3.37)

Zur Herleitung der Impulserhaltung werden aus dem betrachteten Volumenelement im verformtenAugenblickszustand die einzelnen Komponenten c herausgeschnitten, wobei jeweils „Porenkör-per“ für die einzelnen Stoffe entstehen. In Bild 3.3 ist beispielhaft der Porenkörper der Kompo-nente I mit allen angreifenden Kräften dargestellt. Neben den Schnittkräften ik

ikc

dFgτ (derÜbersicht halber nur an den Flächen dF1) und den Volumenkräften dVQ k

kc

g treten zusätzlich

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38 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

noch Interaktionskräfte dVQ kk

cg∆ auf, die durch den inneren Schnitt in dem Mehrkomponenten-

kontinuum entstehen.

Bild 3.3: Herausgeschnittener Porenkörper des Stoffes I (Schnittkräfte exemplarisch nur an 1dF )

Die Bewegungsgleichung für den herausgeschnittenen Porenkörper der Komponente c lautetentsprechend der klassischen Kontinuumsmechanik in allgemeiner Form:

••••

====−−−−++++

dVvρdVQΔQτ kk

cc

kk

c

kk

c

kiik

cgggg (3.38)

Unter Berücksichtigung der Massenerhaltung (3.32) in der materiellen Zeitableitung der Bewe-gungsgröße der Gleichung (3.38) und der Beschleunigung der Komponente c

kmkc

mc

kk

c

kk

cvvvb ggg +=

(3.39)

kann die Impulserhaltung in folgender Form angegeben werden:

kc

kcc

kcc

kc

iikc

QvbQ ∆=ρ∆−ρ−+τ (3.40)

Die Interaktionskräfte kcQΔ stellen hier innere Schnittkräfte dar, die durch die Relativverschiebung

der Komponenten entstehen und - wie später noch gezeigt wird - viskose Kräfte darstellen. DieseKräfte müssen sich in der Summe aufheben, womit sich die folgende Nebenbedingung ergibt:

θ

-∆Qs k dVg

3

3

( + 1d ) dF1gτ1ksτ1ksg dF1-

rQs k dVg - ρs vs k dVg

P

θ2

θ1

θ1

τ ks

e

2e1e

( )

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Erhaltungsgleichungen des Mehrkomponentenkontinuums 39

0Qk

c

c=∆∑ (3.41)

Hierin besteht die Interaktionskraft kcQΔ des Porenkörpers c aus mehreren Anteilen, die sich aus

den Schnittkräften dieses Körpers mit den übrigen Komponenten des Kontinuums ergeben. Fürdie Komponenten I, II, III eines 3-Komponentengemisches ergeben sich beispielhaft die folgen-den Beziehungen:

kIIIIIkIIIIkIII

kIIIIIkIIIkII

kIIIIkIIIkI

QΔQΔQΔ

QΔQΔQΔ

QΔQΔQΔ

−−−−−−−−

−−−−−−−−

−−−−−−−−

++++====

++++====

++++====

(3.42)

Da aufgrund des Prinzips „actio = reactio“ die paarweise zugeordneten Kräfte entgegengesetzteVorzeichen besitzen, z.B. kIIIkIII

QQ−−

∆−=∆ , ist auch die Nebenbedingung (3.41) erfüllt, wie man nachEinsetzen der Beziehung (3.42) in (3.41) leicht prüfen kann.

Die Superposition der Gleichung (3.40) über alle Komponenten führt unter Beachtung derNebenbedingung (3.41) und der Beziehung (3.36), (3.37) sowie einer aus der Bewegungsgrößeder Gleichung (3.38) resultierenden mittleren Beschleunigung auf die Impulserhaltung desGemisches entsprechend der Darstellung eines Einkomponentenkontinuums.

Auf die Darstellung der Impulserhaltung in globaler Form soll verzichtet werden, da sich hierauskeine neuen Informationen ergeben.

3.3.3 Drallerhaltung

Die Betrachtung des Momentengleichgewichts am verformten Volumenelement führt auf dieDrallerhaltungsgleichung. Wird durch einen inneren Schnitt die Komponente c aus dem Volu-menelement herausgetrennt, so kann an dem entstandenen Porenkörper das Momentengleichge-wicht für diese Komponente angeschrieben werden:

s

c

iksikc

MΔτ ====∈∈∈∈ (3.43)

Hierin sind iks∈ der schiefsymmetrische Permutationstensor und s

cMΔ der Drallkopplungsvektor,

der die Momente aus den Kontaktkräften zwischen den Komponenten darstellt. Ebenso wie die

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40 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Impulserhaltung, muß auch die Drallerhaltung von dem gesamten Gemisch entsprechend dereines Einkomponentenkontinuums erfüllt werden, womit sich die folgende Nebenbedingungergibt:

0MΔ sc

c====∑∑∑∑ (3.44)

Diese Forderung besagt, daß der Spannungstensor des Gemisches symmetrisch ist, während diepartialen Spannungen der einzelnen Komponenten auch schiefsymmetrisch sein können. DieMomente ΔMs sind wie die Spannungen unbekannte Größen, für die geeignete Stoffgesetzeformuliert werden müssen. Im folgenden wird jedoch keine Drallkopplung zwischen den Kompo-nenten angenommen, so daß die folgende Forderung gilt:

0MΔ s

c==== (3.45)

Aus der Drallerhaltung (3.43) folgt mit dieser Bedingung die Symmetrie der partialen Spannungs-tensoren:

kic

ikc

ττ = (3.46)

Durch die Annahme einer Symmetrie der partialen Spannungstensoren reduzieren sich dieerforderlichen Erhaltungsgleichungen um die nicht mehr benötigten Drallerhaltungsgleichungen.

3.3.4 Energieerhaltung

Die Volumenelemente dV des Mehrkomponentenkontinuums stellen für sich thermodynamischeSysteme dar, die im gegenseitigen Wärme- und Arbeitsaustausch stehen. Der Energieerhaltungs-satz (1. Hauptsatz der Thermodynamik) besagt, daß der zeitliche Zuwachs der inneren Energiegleich dem zeitlichen Zuwachs der mechanischen Arbeit der angreifenden Spannungen und derInteraktionskräfte plus der von außen über die Seitenflächen des Porenvolumens einfließendenWärmemenge und der eingeprägten Wärmequelle plus der Energie aus dem Massenzuwachssowie der Kontaktenergie ist.

Wie bei den zuvor hergeleiteten Erhaltungsgleichungen soll auch hier von der lokalen Betrach-tungsweise ausgegangen werden und die Energieerhaltung für ein Volumenelement formuliertwerden. Für die Stoffkomponente c ergibt sich der zeitliche Zuwachs der inneren Energie zu:

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Erhaltungsgleichungen des Mehrkomponentenkontinuums 41

cc

Q

cccccuWWQWDtdVu ∆δ+δ+δ+δ+δ=

ρ ρ∆∆

(3.47)

Hierin sind cu die spezifische innere Energie pro Masse dV

cρ ,

cWδ die äußere mechanische Arbeit

aller Kräfte am Volumenelement, cQδ die thermische Arbeit aus den Wärmeströmen über die

Seitenflächen und aus der eingeprägten Wärmequelle, Q

cW ∆δ die Arbeit der Interaktionskräfte,

ρ∆δc

W der Energiezuwachs infolge Massenaustauschprozesse und cuΔδ die Kontaktenergien, die

über die Seitenflächen des Teilkörpers einfließen. Die in Bild 3.4 dargestellten Augenblickszu-stände des Volumenelementes zu den Zeiten t und Dtt + sollen die Herleitung des Energieer-haltungssatzes veranschaulichen. Zur Beschreibung der mechanischen Arbeit sind am Volumen-element zur Zeit t für die Stoffkomponente Ic = alle Volumenkräfte und die äußeren Kräfteexemplarisch nur an den Flächen dF1 angetragen. Anhand des nach der Zeit Dtt + aus dem Vo-lumen dV ausgetretenen Stoffes I wird der Energiezustand erläutert. Hierbei sind wiederum ausÜbersichtsgründen die Wärmeströme exemplarisch nur an den Flächen dF1 dargestellt.

Bild 3.4: Volumenelement im Augenblickszustand t mit Volumenkräften und Schnittkräften(exemplarisch nur an den Flächen 1dF ) des Stoffes I und Porenkörper I zur Zeit Dtt +mit Energiezuwächsen und Wärmestrom

Im folgenden werden die einzelnen Energieterme der Erhaltungsgleichung (3.47) beschrieben.Die mechanische Arbeit aller am Volumenelement angreifenden äußeren Kräfte, die entlang derVerschiebung Dtw

c•

geleistet wird, ergibt sich unter Berücksichtigung der Impulserhaltung (3.40)zu:

dVDt,wgW i

c

kikcc

τ=δ (3.48)

-∆QI k dVg k

( + )τ 1kIτ1kIgk

dF1-

QI k dVgk

- ρI I k dVgkv

gkdF1

I

II

III

h DtI1 dF1 h Dt

I1 dF1- (h DtI1 dF1) 1dθ

ρI rI Dt dV

∆QI k

gkwI Dt dV

uI Dt dV

,

θ1θ3

θ2

θ1

( )

τ kI1d

t t+Dt

wI k wIk∆ρ DtdV1

2

DtIIIw

DtIIw

DtIw

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42 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Die thermische Arbeit aus den Wärmeströmen kch , die zur Zeit Dtt + über die Seitenflächen in

das Volumen hineinfließen, sowie aus der eingeprägten massenspezifischen Wärmequelle cr

lautet:

dVDthdVDtrρQδ kkcccc

−−−−==== (3.49)

Die Interaktionskräfte kcQ∆ des herausgeschnittenen Porenkörpers c mit den übrigen Stoffkompo-

nenten erzeugen über den Verschiebungsweg Dtc•

w die mechanische Arbeit

dVDtwQW k

ck

c

Q

c•

∆=δ ∆ , (3.50)

die als Reibungsarbeit gedeutet werden kann. Werden Massenaustauschprozesse zugelassen, dannwird die innere Energie der Komponenten c durch die kinetische Energie des Massenzuwachses

cρΔ erhöht:

dVDtwwρWδ k

ckcc

ρΔ

21

••••••••

==== (3.51)

Ein weiterer Austauschprozeß der Stoffkomponenten wird durch die Kontaktenergie beschrieben,die sich aus dem Energiezuwachs des Volumenelementes pro Zeit und Volumen

cu∆ ergibt:

dVDtuucc

∆=∆δ (3.52)

Neben den klassischen Energietermen ist die Erhaltungsgleichung bei Mehrkomponentenkontinuadurch zusätzliche Terme erweitert, die die Austauschprozesse von innerer Energie und Massesowie die Reibungsarbeit der Interaktionskräfte zwischen den Komponenten beschreiben.

Bevor die endgültige Energieerhaltung angeschrieben wird, sind noch die Verzerrungsmaße ein-zuführen, die sich aus der Herleitung der äußeren mechanischen Arbeit (3.48) von selbst ergeben.Wird die Verschiebung

cw über die Ortsvektoren der Punkte

+P und

cP beschrieben, gelingt die

Darstellung der Ortsableitungen der Verschiebungen mit Hilfe der Basisvektoren ig :

( )

k

c

k

k

cc

k

c,,

+

+

−=

−=

gg

rrw(3.53)

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Erhaltungsgleichungen des Mehrkomponentenkontinuums 43

Mit der materiellen Zeitableitung des Basisvektors •

ci )(g bei festgehaltenen Koordinaten desStoffes c und Beachtung der Symmetrie des Tensors folgt somit für die Verformungsgröße in(3.48)

ik

c

cikciki

c

k γ))(, g(21

••••

••••••••

••••

≡≡≡≡======== ggwg , (3.54)

die dem GREENschen Verzerrungsmaß entspricht. Im Anhang A.2 sind die Verzerrungen in Ab-hängigkeit der Verschiebungen für die einzelnen Stoffkomponenten hergeleitet.

Zusätzlich wird in Gleichung (3.47) der Term für die innere Energie unter Berücksichtigung derMassenerhaltung (3.32) wie folgt umgeformt:

dDtdVuuDtdVucccccc

ρ∆+ρ=

ρ

••

(3.55)

Nach Einsetzen von (3.48) bis (3.55) in (3.47) und Division durch das Volumen dV und die ZeitDt folgt die Energieerhaltung in lokaler Form:

c

kkccc

k

ckc

ki

cikc

k

ckcccccuΔhrρvQΔγτvvuρΔρu

21 ++++−−−−++++++++++++

−−−−−−−−====

••••••••

(3.56)

Hierin beschreiben insbesondere der erste Term auf der rechten Seite den Energiezuwachs infolgevon Massenaustauschprozessen und der dritte Term die Arbeit der Interaktionskräfte, die beimDurchdringen der Komponenten geleistet wird.

Werden die Energien aller Komponenten aufaddiert, so erhält man die Energieerhaltung für dasGemisch, wobei die Energiezuwächse der folgenden Nebenbedingung genügen müssen:

0uc

c=∆∑ (3.57)

Nachfolgend wird die Energieerhaltung beispielhaft für ein Gemisch mit 3 Komponenten angege-ben:

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44 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

−−−−++++

−−−−++++

−−−−++++

−−−−++++++++

−−−−−−−−====

−−−−−−−−−−−−

========∑∑∑∑∑∑∑∑

••••••••

k

III

k

IIkIIIII

k

III

k

IkIIII

k

II

k

IkIII

III

Ick

kccc

ki

cik

c

k

ck

cccIII

Ic

cc

vvQΔvvQΔvvQΔ

hrργτvvuρΔuρ21

(3.58)

Die Arbeit der Interaktionskräfte ist von den Differenzen der Geschwindigkeiten abhängig, womitauch die Forderung erfüllt ist, daß nur bei einer Relativbewegung der Komponenten eine Arbeitentsteht, die anschaulich der Reibungsarbeit entspricht.

3.4 Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik

Der Umwandlungsprozeß von Arbeit in Wärme und umgekehrt kann mit dem Energieerhaltungs-satz (1. Hauptsatz der Thermodynamik) nur teilweise gelöst werden. Damit Prozesse, die zwarnach dem 1. Hauptsatz möglich sind, aber in der Natur nicht vorkommen, ausgeschlossen werden,muß jeder Prozeß zusätzlich den 2. Hauptsatz erfüllen. Dieser besagt, daß die Entropieänderungim Inneren des Porenvolumens immer größer aber mindestens gleich der Summe der Entropie-flüsse aus den Wärmeströmen über die Seitenflächen und der Entropie der eingeprägten Wärme-quelle ist. Die Entropieungleichung wird zunächst entsprechend der klassischen Formulierungfür ein Einkomponentenkontinuum hergeleitet und dann auf das Mehrkomponentenkontinuumübertragen.

Die Entropieungleichung geht aus zwei physikalischen Erkenntnissen nach CLAUSIUS und DUHEM

hervor, die durch den 1. Hauptsatz nicht berücksichtigt werden [SCHROEDER 1987]. Zum einenkann Wärme nur in Richtung abfallender Temperaturen fließen, so daß das Produkt aus demWärmefluß pro Fläche kh und dem Temperaturgradienten k,T immer negativ ist:

0,Th kk ≤ (3.59)

Zum anderen kann die durch eine mechanische Arbeit erzeugte Wärme nicht vollständig inmechanische Arbeit zurückgewandelt werden. Der erzeugte Zuwachs der Wärmemenge Qδ , derdie Arbeit einer ungeordneten Bewegung der Atome beschreibt, wird von CLAUSIUS durch einegedachte geordnete thermische Arbeit STδ ersetzt, mit der Entropie S als neue Zustandsgröße.Hiermit wird die Forderung, daß die thermische Arbeit immer größer als die zugeführte Wärme-menge ist, in der nachstehenden Ungleichung formuliert:

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Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik 45

Tshr kk

!ρ≤−ρ (3.60)

Das Gleichheitszeichen steht dabei für einen reversiblen Prozeß. In der Gleichung sind die einge-prägte Wärmequelle r und die spezifische Entropie s pro Massenelement definiert.

Aus den beiden Bedingungen (3.59) und (3.60) folgt die Entropieungleichung für das Einkompo-nentenkontinuum nach MEIXNER zu

sTh

Tr

k

k

!ρ≤

−ρ . (3.61)

Die für ein Einkomponentenkontinuum formulierte Entropieungleichung muß bei Gemischen fürjede Stoffkomponente in entsprechender Weise formuliert werden. Dabei ist jedoch abweichendvon der spezifischen Entropie in (3.61) die materielle Zeitableitung der Entropie ∫ρ= dVsS in

der Form zu berücksichtigen, daß dem Entropiefluß infolge Massenaustauschprozessen Rechnunggetragen wird.

Nach heutigem Kenntnisstand ist die Entropieforderung angewandt auf jede einzelne Kompo-nente zwar eine hinreichende Bedingung, aber eine zu strenge Formulierung, die zu Einschrän-kungen beim späteren Aufstellen der konstitutiven Gleichungen führt. Hingegen ist eine gemein-same Entropieungleichung aller Komponenten eine notwendige und hinreichende Bedingung fürdie Existenz von Dissipationsvorgängen innerhalb des Gemisches.

Für das Gemisch ergibt sich die Entropieungleichung aus der Summe der Entropieänderungen(3.61) aller Komponenten c = I, II, ... in globaler Form:

∑ ∫∑∫•

ρ≤

−ρ

ℜℜ c

cc

ck

c

kc

c

cc

dVsdVT

h

T

r (3.62)

Nach Umformung der kovarianten Ableitung und Berücksichtigung der Massenerhaltung (3.32)wird die Entropieungleichung in folgende lokale Form überführt:

∑∑

ρ+ρ∆≤

+−ρ

c

cccc

c

c

2c

kkc

ck

kc

c

cc

ssT

,Th

T

h

T

r (3.63)

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46 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Um die homogene Entropieungleichung zu erhalten, werden die Wärmequellen cr in (3.63) durch

den Energieausdruck (3.56) ersetzt sowie die spezifische innere Energie cu durch die spezifische

freie HELMHOLTZsche Energie cf

ccccTsfu += (3.64)

beschrieben. Die spezifischen Größen beziehen sich wiederum auf ein Massenelement.

Somit folgt aus (3.63) für die Entropieungleichung des Gemisches:

∑∑∑∑ ≥≥≥≥

++++++++−−−−++++

−−−−−−−−

++++−−−−

••••••••••••

c

c

k

ck

c

ck

ckc

ki

cik

c

k

ck

ccccccc

c 0uΔvQΔT

,ThγτvvfρΔTsfρ

T

121 (3.65)

Eine Vereinfachung der Entropieungleichung kann durch die Vorgabe eines einheitlichen Tempe-raturfeldes für alle Komponenten des Gemisches erreicht werden, was für die Beschreibung vielerProzesse auch gerechtfertigt erscheint. Hierdurch können die unbekannten Energiezuwächse

cu∆

aufgrund der Beziehung (3.57) eliminiert werden und man erhält die Entropieungleichung fürTT

c= hier beispielhaft für ein 3-Komponentenkontinuum zu:

0vvQvvQvvQ

T,Th

vvfTsf

k

III

k

IIkIIIII

k

III

k

IkIIII

k

II

k

IkIII

III

Ic

kk

c

ki

cik

c

k

ck

cccccc

21

−∆+

−∆+

−∆+

−γτ+

−ρ∆−

+ρ−

−−−

=∑

••

(3.66)

Eine Vereinfachung der Entropieungleichung unter Verwendung der Beziehung (3.57) ist nur beieiner einheitlichen Temperatur T für alle Komponenten des Gemisches möglich, was in[SCHROEDER 1984] nicht beachtet wurde.

Die Annahme einer gemeinsamen Temperatur führt auch zu einer Vereinfachung bei der Ermitt-lung der Wärmeleitungsgleichung aus der Energieerhaltung. Während bei der Vorgabe unter-schiedlicher Temperaturen

cT aus jeder partialen Energiebilanz eine Wärmeleitungsgleichung zu

ermitteln ist, die über die Energiezuwächse cu∆ gekoppelt sind, läßt sich bei einer gemeinsamen

Temperatur TTc= die Wärmeleitungsgleichung direkt aus der Energiebilanz des Gemisches be-

stimmen. Auch sind keine konstitutiven Gleichungen für die Energiezuwächse erforderlich.

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Erläuterungen zur konstitutiven Theorie 47

Im Gegensatz zur konventionellen Mischungstheorie, bei der alle Stoffe über das Kontrollvolumen

verschmiert werden und dieses gleichzeitig einnehmen, werden bei porösen Medien die Stoffe als

unmischbar angenommen. Da die Volumenanteile der Komponenten sich nicht unabhängig voneinander

verändern können, ist die aus dem Konzept der Volumenanteile resultierende Zwangsbedingung (3.7)1

in der Entropieungleichung zu berücksichtigen. Somit kann der mit einem LAGRANGEschen Multiplikator

Ë versehene Ausdruck

0)vv(,nnnIIc

k

I

k

c

k

ccI=

−−+Λ ∑

=

••

(3.67)

der Entropieungleichung hinzugefügt werden, ohne dessen Wert zu verändern. Die in (3.67) zusätzlich

enthaltenen konvektiven Anteile in dem Summenausdruck ergeben sich aufgrund der materiellen Zeitab-

leitung der Volumenanteile bei festgehaltenen Koordinaten des Stoffes I.

3.5 Erläuterungen zur konstitutiven Theorie

In den vorherigen Kapiteln sind für ein allgemeines Mehrkomponentenkontinuum die Erhaltungsgleichun-

gen hergeleitet worden, die im Rahmen der Kontinuumsmechanik als Grundlage zur Beschreibung

beliebiger mechanischer und thermischer Zustände dienen. Das Verhalten des Kontinuums unter

Vorgabe eines beliebigen Zustandes ist jedoch von seinen Materialeigenschaften abhängig, womit

zusätzliche Gleichungen erforderlich sind, die über die konstitutive Theorie ermittelt werden. Dieses ist

auch zwingend notwendig, da die Anzahl der Erhaltungsgleichungen nicht zur Berechnung der eingeführ-

ten Feldgrößen ausreicht. Zur vollständigen Beschreibung des Kontinuums sind somit konstitutive

Gleichungen für alle mechanischen und thermodynamischen Feldgrößen erforderlich, die sich unter

Vorgabe des Bewegungs- und Temperaturzustandes nicht direkt aus den Erhaltungsgleichungen ergeben.

Der mechanische und thermische Zustand des Mehrkomponentenkontinuums werden durch die Dichten,die Verschiebungen, die Temperaturen und die Volumenanteile der einzelnen Komponenten, diesogenannten Grundvariablen

cckccn,T,w,ρ=GG , beschrieben. Hierbei sind über das Konzept der

Volumenanteile die Größen c

n als weitere Grundvariablen eingeführt worden, womit zusätzliche Glei-chungen zur Bestimmung dieser aufgestellt werden müssen, da weniger Erhaltungsgleichungen alsunbekannte Grundvariablen vorhanden sind. Um ein mathematisch bestimmtes System zu erhalten, sinddie fehlenden Gleichungen, wie in Kapitel 3.1 erläutert, über Erhaltungs-, Evolutions- oder konstitutiveGleichungen für die Volumenanteile zu formulieren.

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48 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Die Erhaltungsgleichungen sowie die Zwangsbedingung aus dem Konzept der Volumenanteile sind

jedoch nicht als direkte Funktionen der Grundvariablen aufgestellt worden, sondern enthalten allgemein

die folgenden unbekannten Feldgrößen:

ρ∆∆∆τ=•

ccck

cckik

ccc

n,,u,Q,h,,s,fFF (3.68)

Somit sind konstitutive Gleichungen für die freie HELMHOLTZsche Energie c

f , die Entropie c

s , den

Spannungstensor ikcô , den Wärmefluß k

ch , die Änderung der Volumenanteile

•cn jeder Komponente

sowie für die Kontaktkräfte kc

Q∆ , den Massenaustausch cñÄ und den Energiezuwachs

c

u∆ als interakti-

ve Größen aufzustellen. Die durch Fernwirkung eingeprägten Größen der Volumenkräfte kG

ck

c

bQ ρ= (bG:

Erdbeschleunigung) und der Wärmequelle c

r können als bekannt vorausgesetzt werden und sind in den

Feldgrößen FF somit nicht enthalten. Aufgrund der angenommenen Symmetrie der partialen Span-

nungstensoren (3.46) entfällt ebenfalls der Drallkopplungstensor k

cMÄ .

Bei der Aufstellung geeigneter konstitutiver Beziehungen sind neben Schwierigkeiten bei der mathemati-

schen Formulierung von teilweise sehr komplexen Materialeigenschaften auch die Prinzipien der Ther-

modynamik zu beachten. Das bedeutet, daß die konstitutiven Gleichungen den aus der Entropieunglei-

chung folgenden thermodynamischen Restriktionen genügen müssen. Dabei ist die Auswahl geeigneter

Prozeßvariablen, die sich aus den Grundvariablen und deren zeitlichen und örtlichen Ableitungen

ergeben, von besonderer Bedeutung. Die Aufstellung der konstitutiven Gleichungen in Abhängigkeit einer

gemeinsamen Menge von Prozeßvariablen (Prinzip der Äquipräsenz) erfolgt somit nicht willkürlich,

sondern nach einem durch die thermodynamischen Prinzipien vorgegebenen Schema. Die Schwierigkeit

bei der Entwicklung der konstitutiven Gleichungen liegt jedoch in einer geeigneten Auswahl der Prozeß-

variablen, um bestimmten Materialeigenschaften (z.B. viskos, elastisch-plastisch, inkompressibel etc.)

gerecht zu werden. Hierbei sind im Gegensatz zu Einkomponentenkontinua konstitutive Gleichungen nicht

nur für die einzelnen Komponenten, sondern auch für die Koppelmechanismen (Massen-, Impuls- und

Energieaustausch) und für die zeitliche Änderung der Volumenanteile herzuleiten.

Unter der allgemeinen Annahme eines Gemisches mit elastischen oder viskosen Stoffen, unterschiedli-chen Temperaturen sowie Massenaustauschprozessen sind die Stoffgleichungen ( )PPFFFF = in Abhän-gigkeit der folgenden Prozeßvariablen aufzustellen:

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Erläuterungen zur konstitutiven Theorie 49

,...III,IIa

,...III,II,Icmit

...,vv,vv,vv,,n,n,,,,,,,T,T k

III

k

II

k

III

k

I

k

III

kk

aa

k

cc

ik

c

ik

c

k

cc

==

−−−ρργγ=•

PP

(3.69)

Da die Prozeßvariablen voneinander unabhängig sein müssen, sind für die Volumenanteile und derenörtlichen Ableitungen wegen (3.2) nur a = II, III, ... Variablen anzugeben. Durch die Einführung desGREENschen Verzerrungsmaßes sowie der Geschwindigkeitsdifferenzen ist auch die materielle Objekti-vität der Prozeßvariablen gewährleistet. Mit diesen Prozeßvariablen können elastische sowie viskoseStoffverhalten, aber auch Effekte wie Massenaustausch und der Energiezuwachs von Komponenten mitunterschiedlichen Temperaturen beschrieben werden.

Für einige Problemstellungen, wie z.B. die Beschreibung elasto-plastischen Materialverhaltens, ist eserforderlich, weitere Prozeßvariablen zuzulassen [EHLERS 1989]. Da die Menge an Variablen ohnehinschon zu einem großen Aufwand bei der Entwicklung der konstitutiven Gleichungen führt, ist es sinnvoll,Vereinfachungen im Rahmen der konstitutiven Theorie vorzunehmen. So kann z.B. unter der Vorgabeeiner einheitlichen Temperatur für alle Komponenten die materielle Zeitableitung der Temperaturunmittelbar aus der Energieerhaltung des Gemisches bestimmt werden und die Ermittlung der Energiezu-wächse

cu∆ entfällt somit. Eine weitere Vereinfachung ist durch das Ausschließen von Massenaus-

tauschprozessen möglich, womit die Variablen für die Dichte und deren Ortsableitung nicht mehr benötigtwerden.

Die größte Vereinfachung der konstitutiven Theorie bewirkt hingegen die Inkompressibilitätsbedingung

für einzelne oder alle Komponenten, womit keine Bestimmungsgleichungen für die entsprechenden

Feldgrößen •

c

n zu entwickelt sind. Eine solche Annahme kann bei einigen porösen Medien auch gerecht-

fertigt sein, wenn der Feststoff und die als kompressibel anzunehmende Flüssigkeit annähernd gleiche

Elastizitätseigenschaften haben (z.B. Knorpelgewebe).

Die Anwendung der konstitutiven Theorie und die Herleitung der Stoffgleichungen werden im folgenden

Kapitel anhand eines Zweikomponentenkontinuums zur Beschreibung des Knochenfeststoffes mit einer

Flüssigkeit erläutert.

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50 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

3.6 Das Zweikomponentenkontinuum

3.6.1 Zusammenstellung der Grundgleichungen

Im folgenden wird ein Zweikomponentenkontinuum, bestehend aus einem elastischen Fest-stoff und einer viskosen Flüssigkeit (c = s bzw. f), betrachtet. Zur Vereinfachung der Rech-nung werden ein einheitliches Temperaturfeld für alle Komponenten TTT

fs== , welches über

die Koordinaten des Feststoffes definiert ist, angenommen sowie Massenaustauschprozesseausgeschlossen. Es wird bei der Herleitung allgemein von kompressiblen Stoffen ausge-gangen, wobei aber auch auf Gemische mit inkompressiblen Komponenten eingegangen wird.Nachfolgend werden für diese Vorgaben das Konzept der Volumenanteile, die Erhaltungs-gleichungen sowie die Entropieungleichung zusammengefaßt.

Aus dem Konzept der Volumenanteile ergeben sich die folgenden Beziehungen:

1nnfs

=+ , R

cccn ρ=ρ (3.70)

0)nn( s

fs=+ • , 0,n,n k

f

k

s=+ (3.71)

Der Klammerausdruck mit Index bezeichnet die materielle Zeitableitung bei festgehaltenenKoordinaten des Feststoffs.

Die Massen-, Impuls- und Energieerhaltung für die einzelnen Komponenten ( f,sc = )sowie die aus dem Gemisch resultierenden Nebenbedingungen sind nachfolgend aufgeführt.Dabei ergibt sich die Massenerhaltung aus (3.32) mit Einführung der GREENschen Verzer-rungsgeschwindigkeit nach (3.54). Die Impulserhaltung und die aus dem Gemisch resultie-rende Nebenbedingung sind über (3.40) bis (3.42) definiert. Aus den Beziehungen (3.56) und(3.57) folgen die Energieerhaltung sowie die zugehörige Nebenbedingung. Die Drallerhaltungentfällt, da die Symmetrie der partialen Spannungstensoren vorausgesetzt wurde. Die Erhal-tungsgleichungen und Nebenbedingungen lauten somit:

0kk

ccc=γρ+ρ

••

(3.72)

kc

kcc

kc

iikc

QbQ ∆=ρ−+τ (3.73)

mit 0QQ kfks=∆+∆ (3.74)

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Das Zweikomponentenkontinuum 51

ccc

kkc

k

ckc

ki

cikcccuΔrρhvQΔγτuρ ====−−−−++++−−−−−−−−

••••••••

(3.75)

mit 0uufs

=∆+∆ (3.76)

Wegen TTTfs

== kann die Energieerhaltung des Gemisches zur Ermittlung der Wärmelei-tungsgleichung verwendet werden. Aus (3.75) folgt mit Einführung der freien HELMHOLTZ-schen Energie (3.64) und unter Berücksichtigung von k

fk

sQQ ∆−=∆ aus (3.74) sowie den

materiellen Zeitableitungen der Temperatur

( )( ) )vv(,TTT

TT

k

f

k

s

kf

s

−−=

=•

••

(3.77)

die Energieerhaltungsgleichung für das Gemisch:

0rρrρhh)vv(QΔγτγτ

)vv(,Tsρ)TsTsf(ρ)TsTsf(ρ

ffss

kkf

kks

k

f

k

sks

ki

fikf

ki

siks

k

f

k

s

k

ffffffssss

====−−−−−−−−++++++++−−−−−−−−−−−−−−−−

−−−−−−−−++++++++++++++++++++••••••••

••••••••••••

••••••••••••

(3.78)

Aufgrund der Unmischbarkeit der Komponenten ist die folgende Zwangsbedingung nach(3.71)1 bzw. in der Form (3.67) der Energieerhaltungsgleichung und der Entropieungleichungzuzufügen:

( ) 0)vv(,nnn k

s

k

f

k

ffs=−−+Λ

••

(3.79)

Die Entropieungleichung ergibt sich für das Zweikomponentenkontinuum aus (3.66) unterHinzufügen der oben aufgeführten Zwangsbedingung:

0))vv(,nnn(ΛT,T)hh()vv(QΔ

γτγτ)vv(,Tsρ)Tsf(ρ)Tsf(ρ

k

s

k

f

k

ffsk

kkf

kks

k

f

k

sks

ki

fikf

ki

siks

k

fs

kk

fffffsss

≥≥≥≥−−−−−−−−++++++++++++−−−−−−−−++++

++++++++−−−−++++++++−−−−++++−−−−••••••••

••••••••••••

••••••••

••••

(3.80)

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52 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Besteht das Gemisch aus inkompressiblen Komponenten, so vereinfacht sich die Zwangsbe-dingung unter Berücksichtigung der Massenerhaltung (3.72), die mit (3.70)2 und der Bedin-gung für die Inkompressibilität 0ρR

c====

••••

wie folgt formuliert werden kann:

0nn kk

ccc=γ+

••

(3.81)

Werden die aus (3.81) folgenden Beziehungen für die materiellen Zeitableitungen der Volu-menanteile in die Nebenbedingung (3.71)1 eingesetzt, erhält man die Zwangsbedingung in derForm

( ) 0)vv(,nnn k

s

k

f

k

fkk

ffkk

ss=−+γ+γΛ

••

, (3.82)

die der Entropieungleichung (3.66) hinzuaddiert werden muß. Hiermit ergibt sich die Entro-pieungleichung für das inkompressible Gemisch zu:

0T,T

)hh()vv(),nΛQΔ(

γ)δnΛτ(γ)δnΛτ()vv(,Tsρ)Tsf(ρ)Tsf(ρ

kk

kf

kks

k

f

k

s

k

fk

s

ki

fik

fik

f

ki

sik

sik

s

k

fs

kk

fffffsss

≥≥≥≥++++−−−−−−−−−−−−++++

++++++++++++++++−−−−++++++++−−−−++++−−−−••••••••

••••••••

••••••••

(3.83)

Die Spannungen bzw. die Interaktionskraft und die Terme mit dem freien Parameter Λ , derals Porendruck zu deuten ist, können zu den sogenannten Extragrößen bzw. wirksamenSpannungen [TRUESDELL 1965] zusammengefaßt werden:

k

fks

kE

s

ikfikfikE

f

iksiksikE

s

,nΛQΔQΔ

δnΛττ

δnΛττ

−−−−====

++++====

++++====

(3.84)

Wird von einem Gemisch mit ausschließlich inkompressiblen Komponenten ausgegangen,dann sind die konstitutiven Gleichungen statt für die Spannungen ik

cτ und die Interaktions-

kraft ksQΔ für die Extragrößen (3.84) zu entwickeln.

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Das Zweikomponentenkontinuum 53

3.6.2 Konstitutive Theorie des Zweikomponentenkontinuums

3.6.2.1 Auswahl der Prozeßvariablen

Der mechanische und thermodynamische Zustand des Zweikomponentenkontinuums ist mit

den 10 Grundvariablen fk

fk

sfsn,T,w,w,, ρρ=GGGG vollständig beschrieben. Da jedoch nur neun

Erhaltungsgleichungen (3.72), (3.73), (3.78) zur Verfügung stehen, ist eine weitere Gleichung

erforderlich, um eine geschlossene Lösung des Problems zu ermöglichen. Hierzu wird eine

Bestimmungsgleichung für den Volumenanteil fn aufgestellt, die über eine konstitutive

Gleichung, eine Erhaltungs- oder eine Evolutionsgleichung (siehe Kapitel 3.1) formuliert

werden kann.

In den Erhaltungsgleichungen sind noch weitere unbekannte Feldgrößen enthalten, für diekonstitutive Gleichungen formuliert werden müssen. Aufgrund der Vorgabe einer einheit-lichen Temperatur und dem Ausschluß von Massenaustauschprozessen sind für die Energie-zuwächse

cuΔ und die Massenzuwächse

cρΔ der allgemeinen Feldgrößen (3.68) keine konsti-

tutiven Gleichungen erforderlich. Ebenfalls entfallen hier die Größen kfQ∆ und

•fn , da diese

aufgrund der Nebenbedingungen (3.74) und (3.71)1 von den entsprechenden Größen derjeweilig anderen Komponente abhängen. Die durch Fernwirkung hervorgerufenen Größen k

cQ

und cr sowie die Dichten und Volumenanteile im Ausgangszustand 0

cρ und 0

cn werden als

bekannt vorausgesetzt. Somit sind die nachfolgend aufgeführten Feldgrößen zu beschreiben:

∆ττ=•s

kf

ks

ks

ikf

iksfsfs

n,h,h,Q,,,s,s,f,fFFFF (3.85)

Die in FFFF enthaltenen Feldgrößen sind als Funktionen der gemeinsamen Prozeßvariablen PPPPzu formulieren:

−γγγ=•

k

f

k

s

k

ff

ik

fkk

f

ik

s

k vv,,n,n,,,,,T,TPPPP (3.86)

Hierin ist das Temperaturfeld T über die Koordinaten des Feststoffes definiert. Aufgrund derIsotropiegruppe für Fluide ist die Invariante k

k

fγ eingeführt worden, die auch äquivalent durch

die Dichte fρ ersetzt werden kann. Zusätzlich ist die Verzerrungsgeschwindigkeit ik

fγ••••

in dem

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54 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

cρ sind in PPPP nicht enthalten, diese sind vielmehr durch die Verzerrungen ik

cγ und die Dichten

im Ausgangszustand 0

cρ zu bestimmen. Die Beschreibung des Volumenanteils

fn ist hingegen

erforderlich, da das Gemisch kompressible Stoffe enthält. Statt dem Volumenanteil fn , der im

Fall eines Zweikomponentenkörpers der Porosität entspricht, hätte auch der Parameter sn

gewählt werden können. Mit dem Parametersatz (3.86) ist die Unabhängigkeit der Prozeß-variablen sowie die materielle Objektivität gewährleistet.

Werden Gemische mit inkompressiblen Komponenten betrachtet, sind die Feldgrößen FFFF unddie Prozeßvariablen PPPP zu modifizieren. Dieses wird im folgenden beispielhaft an den beidenSonderfällen inkompressibler Feststoff / kompressible Flüssigkeit sowie inkompressiblerFeststoff / inkompressible Flüssigkeit erläutert.

Im ersten Fall ist die Zeitableitung des Volumenanteils des Feststoffes •sn über (3.81) durch

die Verzerrungsgeschwindigkeiten definiert. Mit (3.71)1 ergibt sich somit eine Bestimmungs-

gleichung für •fn , womit keine konstitutiven Gleichungen für die Zeitableitungen der Volu-

menanteile erforderlich sind. Außerdem kann aus (3.81) der Volumenanteil sn in Abhängig-

keit von dem Volumenanteil im Ausgangszustand 0

sn und der Determinante der Maßzahlen

ikgdetg = über die Beziehung gg0

ssnn

+= berechnet werden. Hiermit sind auch der

Volumenanteil fn entsprechend (3.70)1 sowie dessen Ortsableitung k

f,n bekannt, womit diese

Größen aus dem Prozeßvariablensatz zu streichen sind. Die Feldgrößen und die Prozeßvaria-

blen lauten somit:

−γγγ=

∆ττ=

k

f

k

s

ik

fkk

f

ik

s

k

kf

ks

ks

ikf

iksfsfs

vv,,,,,T,T

h,h,Q,,,s,s,f,f

PPPP

FFFF

(3.87)

Im zweiten Fall entfällt zusätzlich die Prozeßvariable kk

fγ , da sie über den Volumenanteil

fn

bzw. sn definiert und somit von der Volumendehnung k

k

sγ abhängig ist. Da die Zwangsbe-

dingung in der Form (3.82) der Entropieungleichung hinzugefügt wird, können somit dieSpannungen als sogenannte Extraspannungen in Abhängigkeit des LAGRANGEschen Multi-plikators Λ angegeben werden. Dementsprechend ergeben sich die folgenden Feldgrößen undProzeßvariablen:

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Das Zweikomponentenkontinuum 55

−γγ=

Λ−∆δΛ+τδΛ+τ=

k

f

k

s

ik

f

ik

s

k

kf

ks

k

fk

sik

fik

fik

sik

sfsfs

vv,,,,T,T

h,h,,nQ,n,n,s,s,f,f

PPPP

FFFF

(3.88)

Nachfolgend werden die thermodynamischen Restriktionen für das Gemisch mit zwei kom-pressiblen Stoffkomponenten hergeleitet.

3.6.2.2 Thermodynamische Restriktionen

Bevor die konstitutiven Gleichungen aufgestellt werden können, sind Restriktionen, die sichunter Berücksichtigung der gewählten Prozeßvariablen (3.86) aus der Entropieungleichungergeben, zu formulieren. Zunächst werden die materiellen Zeitableitungen der freien HELM-HOLTZschen Energien gebildet:

••••••••••••

••••••••

••••

••••••••

••••••••••••

−−−−−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂∂∂∂∂++++

∂∂∂∂∂∂∂∂====

sk

f

k

s

k

f

k

s

s

sk

f

k

f

s

s

f

f

s

s

ik

f

ik

f

s

s

kk

f

kk

f

s

ik

s

ik

s

s

kk

sss

)vv()vv(

f),n(,n

f)n(n

f

γγ

fγγ

fγγ

f,T,TfT

Tff

(3.89)

••••

••••••••

••••••••

••••

••••

••••••••••••

••••

−−−−−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂∂∂∂∂++++

∂∂∂∂∂∂∂∂====

fk

f

k

s

k

f

k

s

f

k

f

k

f

ff

f

f

ik

f

ik

f

s

kk

f

kk

f

f

fik

s

ik

s

f

fkk

f

f

ff

)vv()vv(

f,n,n

fnn

f

γγ

fγγ

f)γ(γ

f),T(,Tf)T(

Tff

Die mit einer Klammer und Index versehenen Terme stellen die Zeitableitungen bei festge-haltenen materiellen Koordinaten des anderen Stoffes dar. Die benötigten Zeitableitungenlauten:

)vv(,)( msmf

mkk

fkk

f

skk

f−γ−γ=γ

)vv(,)( msmf

mik

f

ik

f

sik

f−γ−γ=γ

•••

)vv(,nn)n( ms

mf

m

ff

s

f−−−−−−−−====

••••

••••

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56 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

)vv(,n,n),n( msmf

km

f

k

f

sk

f−−=

)vv(vv)vv(,vvv)vv( isif

ki

f

k

f

k

smsmf

mk

f

k

f

k

s

sk

f

k

s−γ+−=−+−=−

•••••

• (3.90)

)vv(,TT)T( mfms

mf −−=•

)vv(,T,T),T( mfms

kmkfk −−=•

)vv(,)( mfms

mik

s

ik

s

fik

s−γ−γ=γ

)vv(vv)vv(,vvv)vv( isif

ki

s

k

f

k

smfms

mk

f

k

f

k

s

fk

f

k

s−γ+−=−−−=−

•••••

Nach Einsetzen von (3.89) und (3.90) in (3.80) folgt die Entropieungleichung für das Ge-misch:

0)vv(,nnnΛT,T

)hh()vv(QΔγτγτ

)vv(,TsTs)vv(γ)vv(

f

)vv()vv(

f,n,n

fnn

γ

fγγ

f)vv(,γγ

f

γγ

f)vv(,T,Tf,T

,Tf)vv(,T

TfT

Tfρ

Ts)vv(γ)vv(

f)vv()vv(

f

)vv(,n,n

f,n,n

f)vv(,nn

fnn

f)vv(,γ

γ

f

γ

γ

f)vv(,γγ

fγγ

fγγ

f,T,TfT

Tfρ

ks

kf

k

ffskk

fk

s

k

f

k

sk

s

ik

fik

f

ik

sik

s

mf

ms

m

ffi

si

f

ik

s

k

f

k

s

f

k

f

k

s

k

f

k

s

f

k

f

k

f

ff

f

f

ik

f

ik

f

f

kk

f

kk

f

f

mf

ms

mik

s

ik

s

f

ik

s

ik

s

f

mf

ms

kmk

f

kk

f

mf

ms

m

fff

si

si

f

ik

f

k

f

k

s

s

k

f

k

s

k

f

k

s

s

ms

mf

km

f

k

f

s

k

f

k

f

s

ms

mf

m

f

f

sf

f

s

ms

mf

mik

f

ik

f

s

ik

f

ik

f

s

ms

mf

mkk

f

kk

f

s

kk

f

kk

f

s

ik

s

ik

s

s

kk

sss

≥≥≥≥

−−−−−−−−++++++++++++−−−−−−−−++++++++++++

−−−−−−−−++++−−−−

−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

−−−−−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−

∂∂∂∂

∂∂∂∂++++−−−−∂∂∂∂∂∂∂∂−−−−

∂∂∂∂∂∂∂∂++++−−−−

∂∂∂∂∂∂∂∂−−−−

∂∂∂∂∂∂∂∂−−−−

++++−−−−−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++−−−−−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++−−−−

∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−

∂∂∂∂

∂∂∂∂++++−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂∂∂∂∂++++

∂∂∂∂∂∂∂∂−−−−

••••••••••••••••

••••••••

••••••••••••••••••••••••

••••

••••

••••••••••••

••••••••••••••••

••••••••••••

••••

••••••••

••••

••••••••••••••••

(3.91)

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Das Zweikomponentenkontinuum 57

In den Prozeßvariablen PPPP nach (3.86) sind die Größen •

T ; k,T•

; km,T ; ik

s•

γ ; ik

f••

γ ; mik

s,γ ; mik

f,γ ;

mik

f,

γ ;•fn ; k

f,n

; km

f,n ; )vv( k

f

k

s••

− nicht enthalten. Die Entropieungleichung kann für beliebige Werte

dieser freien Parameter daher nur erfüllt sein, wenn die Faktoren vor diesen verschwinden

oder bestimmte Symmetrieeigenschaften erfüllen. Es ergeben sich somit die folgenden

Restriktionen:

0sTfs

TfT

ff

fss

s: =

+

∂∂ρ+

+

∂∂ρ

0,Tf

,Tf,T

k

ff

k

ss

k : =∂∂ρ+

∂∂ρ

)vv(,Tf)vv(

,Tf,T kfks

m

ffmfms

k

ff

km : −∂∂ρ−=−

∂∂ρ

0)vv()vv(

fff iks

is

if

k

f

k

s

ff

ik

s

ff

ik

s

ss

ik

s: =τ+−

−∂

∂ρ−γ∂

∂ρ−γ∂

∂ρ−γ•

0ff

ik

f

ff

ik

f

ss

ik

f: =

γ∂

∂ρ+

γ∂

∂ργ••

••

0)vv(f, mfms

ik

s

ff

mik

s: =−

γ∂

∂ργ

0)vv(f, ms

mf

kk

f

ss

mkk

f: =−

γ∂

∂ργ (3.92)

0)vv(f, msmf

ik

f

ss

mik

f: =−

γ∂

∂ργ•

0n

f

n

fn f

ff

f

ssf

: =Λ−∂

∂ρ+∂

∂ρ•

0,n

f

,n

f,nk

f

ff

k

f

ss

k

f: =

∂ρ+∂

∂ρ•

)vv(,n

f)vv(,n

f,n kskf

m

f

ssmsmf

k

f

ss

km

f: −

∂ρ−=−∂

∂ρ

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58 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

0)vv(

f

)vv(

fvvk

f

k

s

ff

k

f

k

s

ss

k

s

k

f: =

−∂

∂ρ+−∂

∂ρ−••

Während die meisten Restriktionen direkt aus der Entropieungleichung folgen, sind für dieBeziehungen (3.92)3 und (3.92)11 Symmetrie- und Antimetrieeigenschaften auszunutzen.Somit ergeben sich aus der Symmetrie der Tensoren km,T und km

f,n die offensichtlichen

Eigenschaften von (3.92)3,11. Die Restriktionen (3.92)5 und (3.92)8 führen auf die Unab-hängigkeit der freien HELMHOLTZschen Energien

sf ,

ff von der Prozeßvariablen

ik

f•

γ . Desweite-ren besteht bezüglich der Verzerrungen keine Kopplung der freien HELMHOLTZschen Ener-gien, da diese entsprechend (3.92)6,7 von den Prozeßvariablen des jeweilig anderen Stoffesunabhängig sind. Die freien HELMHOLTZschen Energien sind somit nicht von allen Parame-tern abhängig:

)vv,,n,n,,,T,T(ff

)vv,,n,n,,,T,T(ff

k

f

k

s

k

ffkk

f

k

ff

k

f

k

s

k

ff

ik

s

k

ss

−γ=

−γ=(3.93)

Aus den Restriktionen (3.92)1 und (3.92)4 ergeben sich die Bedingungen zur Berechnung derEntropien

ss ,

fs und des Spannungstensors iks

τ :

Tf

Tfss

ff

ssffss

∂∂ρ−

∂∂ρ−=ρ+ρ (3.94)

)vv()vv(

ff isif

k

f

k

s

ff

ik

s

ssiks

−−∂

∂ρ+γ∂

∂ρ=τ (3.95)

Die Beziehung (3.92)9 liefert eine Bestimmungsgleichung für den LAGRANGEsche Multi-plikator Λ .

Unter Berücksichtigung der Restriktionen (3.92) folgt aus (3.91) die Restentropieunglei-chung:

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Das Zweikomponentenkontinuum 59

0))vv(,nn(Λ

T,T)hh()vv(QΔγτ

)vv(,Tsργγ

fρ)vv(,TTfρ

)vv(γ)vv(

fρ)vv(,nn

ks

kf

k

fs

kkfks

k

f

k

sk

s

ik

fikf

kf

ks

k

ffkk

f

kk

f

ff

kf

ks

k

ff

is

if

ik

f

k

f

k

s

ss

ks

kf

k

f

f

ss

≥≥≥≥−−−−−−−−++++

++++−−−−−−−−++++++++

−−−−++++∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−−−−−∂∂∂∂∂∂∂∂++++

−−−−−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂

••••

••••

••••

••••

(3.96)

Die Zeitableitung des Volumenanteils •

sn ist hier als unbekannte Feldfunktion in Abhängigkeit

der Prozeßvariablen PPPP anzusehen. Nach kurzer Umformung und Verwendung der Bezie-hungen (3.92)9 und (3.92)12 lautet die Restentropieungleichung:

0n

fρn

fρn

)vv()vv(

fρgγ

fρτγ

,nn

fρQΔ)vv(

T1)hh()vv(s

Tfρ,TD

f

ff

f

sss

if

is

k

f

k

s

ff

ik

mm

f

ff

ikf

ik

f

k

f

f

ffk

s

k

f

k

s

kf

ks

kf

ksf

ff

k

≥≥≥≥

∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

−−−−

−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−++++

∂∂∂∂

∂∂∂∂++++−−−−++++

++++−−−−−−−−

++++

∂∂∂∂∂∂∂∂====

••••

••••++++

(3.97)

Die vier Terme in (3.97) beschreiben die Dissipation infolge des Entropie- und Wärmeflusses,der Diffusion, der Viskosität der Flüssigkeit und der Porositätsänderung.

3.6.2.3 Konstitutive Betrachtung in der Nähe des thermodynamischenGleichgewichts

Im folgenden sollen die thermodynamischen Zustände in der Nähe des sogenannten thermo-dynamischen Gleichgewichts betrachtet werden, siehe hierzu [BOWEN 1982, EHLERS 1989].Das thermodynamische Gleichgewicht, in dem die Entropieungleichung (Dissipation) einMinimum annimmt, ist hier durch die folgenden Prozeßvariablen definiert:

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60 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

=−=γγγ==•

0vv,,n,n,0,,,0,T,T k

f

k

s

k

f

0

f

ik

f

ik

f

ik

s

k0PPPP (3.98)

Im thermodynamischen Gleichgewicht verschwinden somit der Temperaturgradient, die Ver-zerrungsgeschwindigkeit der Flüssigkeit sowie die Relativgeschwindigkeit. Zusätzlich wirdvorausgesetzt, daß die Ableitung der Summe der freien HELMHOLTZschen Energien nach demVolumenanteil

fn zu Null wird und die zweite Ableitung für ein lokales Minimum der Entro-

pieungleichung einen positiven Wert annimmt [BOWEN 1982]:

0ffn

0ffn

0ff

0ff

nn

ffss

2f

2

nn

ffss

f

>

ρ+ρ∂

=

ρ+ρ∂

=

=

(3.99)

Es ist ersichtlich, daß die Entropieungleichung (3.97) für den Parametersatz 0PPPP gleich Nullist:

0)(D =0PPPP (3.100)

Um Zustände im thermodynamischen Gleichgewicht zu betrachten, werden die Variationendes Temperaturgradienten, der Geschwindigkeitsdifferenzen und der Verzerrungsgeschwin-digkeit sowie die Abweichung des Volumenanteils vom Gleichgewichtszustand eingeführt:

dεnn

cεγ

bεvv

aε,T

0

ff

ikik

f

kk

f

k

s

kk

====−−−−

====

====−−−−

====

•••• (3.101)

Hierin sind ε und d beliebige Skalare, ka und kb beliebige Vektoren und ikc ein beliebigerTensor.

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Das Zweikomponentenkontinuum 61

Mit den Beziehungen (3.101) ergeben sich die Prozeßvariablen wie folgt:

εε+εγγε= kk

f

0

f

ikkk

f

ik

s

k b,,n,dn,c,,,a,TPPPP (3.102)

Die Bedingungen für ein lokales Minimum der Entropieungleichung sind:

0)(Dεd

d

0)(Dεd

d

0ε2

2

>>>>

====

====

====

PPPP

PPPP(3.103)

Einsetzen der Prozeßvariablen PPPP in (3.97) führt auf die Entropieungleichung in folgenderForm:

0)(m)()(lc)(kb)(qaT1)(D ik

ikk

kk

k ≥Λ+ε+ε+ε−= PPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPP (3.104)

mit

)vv(sTfThh)(q k

fk

sff

fk

fk

sk −

+

∂∂ρ−+=PPPP

k

f

f

ff

ks

k ,nn

fQ)(k∂

∂ρ+∆=PPPP (3.105)

)vv()vv(

fgf)(l if

is

k

f

k

s

ff

ik

mm

f

ff

ikf

ik −−∂

∂ρ−γ∂

∂ρ−τ=+

PPPP

=sn)(m PPPP

Die Ableitung von (3.104) nach ε für das thermodynamische Gleichgewicht lautet

0)(m)(lc)(kb)(qaT1)(D

dd

0

ikik

kk

kk0 =

ε∂Λ∂+++−=

ε =ε=ε 0000 PPPPPPPPPPPPPPPPPPPP , (3.106)

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62 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

wobei die Ableitung im letzten Term mit (3.92)9 und (3.101)4 folgendermaßen formuliertwerden kann:

dfρfρnε

n

n

ΛεΛ ffss

2f

2

f

f0ε 0P

++++∂∂∂∂

∂∂∂∂====∂∂∂∂

∂∂∂∂

∂∂∂∂

∂∂∂∂====∂∂∂∂∂∂∂∂

========

(3.107)

Für beliebige ka , kb , ikc , d ist (3.106) erfüllt, wenn die einzelnen Terme kq , kk , ikl und mverschwinden, womit sich die nachstehenden Bedingungen ergeben:

0hh kfks

=+

= 0PP

(3.108)

0,nn

fQ k

f

f

ffk

s=

∂ρ+ ∆

= 0PP(3.109)

0gγ

fρτ ik

mm

f

ff

ikf

====

∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−

====

++++

0PP(3.110)

0nms

====

00 PPPP(3.111)

Der tiefgestellte Index 0PPPP bedeutet, daß die Feldgrößen von dem Parametersatz 0PPPP im thermo-dynamischen Gleichgewicht abhängig sind.

Um die Feldgrößen für einen Zustand in der Nähe des thermodynamischen Gleichgewichtszu beschreiben, werden die Größen in einen Gleichgewichts- und in einen Nichtgleichge-wichtsanteil zerlegt. Für eine Funktion

cF aus FFFF gilt allgemein

)(F)(F)(F N

c

0

ccPPPPPPPPPPPP += 0 (3.112)

mit der Forderung, daß

0)(FN

c=0PPPP . (3.113)

Für die Dissipationsgleichung D folgt mit der entsprechenden additiven Zerlegung

)(D)(D)(D N0 PPPPPPPPPPPP += 0 , (3.114)

Page 73: Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und ihre ...elpub.bib.uni-wuppertal.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-668/d110001.pdf · Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und

Das Zweikomponentenkontinuum 63

daß die nachstehenden Größen verschwinden:

0)(D

0)(D

N

0

=

=

0

0

PPPP

PPPP(3.115)

Somit wird die Restentropieungleichung nur durch den Nichtgleichgewichtsanteil beschrie-ben:

0)(m)()(l)(k)vv()(qT,T)(D NN

ikNik

fkNk

f

k

skN

kN ≥Λ+γ+−+−=

PPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPP (3.116)

Da nur kleine Temperaturgradienten, Differenzgeschwindigkeiten und Verzerrungsgeschwin-digkeiten betrachtet werden, können die Nichtgleichgewichtsanteile k

Nq , kNk , ik

Nl , NΛ und

Nm in der Nähe des thermodynamischen Gleichgewichts linearisiert werden. Hierzu werdendie Feldgrößen nach den Variablen k,T , k

f

k

svv − und ik

f•

γ in einer TAYLORreihe entwickelt unddie nichtlinearen Terme gestrichen. Aufgrund der Vorgabe isotropen Materialverhaltens istdie Entwicklung nach 0

ffnn− nur für den Dissipationsanteil Nm erforderlich.

Für kNq ergibt sich:

im

f

im

f

kN

i

f

i

s

if

is

kN

ii

kNk

NkN

q)vv(

)vv(

q,T

,Tq

)(q)(q•

•γ

γ∂

∂+−

−∂

∂+

∂∂

+=

===

00

0PP

PPPP0PPPPPPPP (3.117)

Mit 0)(q kN =0PPPP folgt hieraus

im

fkimγi

f

i

skivi

kiT

kN γQ)vv(Q,TQ)(q

••••

−−−−−−−−++++−−−−====PPPP (3.118)

mit den Tensorkomponenten, die unter Berücksichtigung der materiellen Objektivität folgen-de isotrope Form annehmen:

Page 74: Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und ihre ...elpub.bib.uni-wuppertal.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-668/d110001.pdf · Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und

64 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

kimγ

im

f

kNkim

γ

kiv

if

is

kNki

v

kiT

i

kNki

T

β

γ

qQ

δβ)vv(

qQ

δβ,T

qQ

∈∈∈∈====

∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−====

====−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂====

====∂∂∂∂∂∂∂∂−−−−====

====

====

====

••••

0

0

0

PP

PP

PP

(3.119)

Unter Berücksichtigung der Beziehung

0im

fkim =γ∈•

, (3.120)

die besagt, daß der dem symmetrischen Tensor im

fγ•

zugeordnete axiale Vektor verschwindet,erhält man aus (3.118):

)vv(,T)(q kfks

vkTkN −β+β−=PPPP (3.121)

Eine entsprechende Beziehung ergibt sich für

im

fkimγi

f

i

skivi

kiT

kN γK)vv(K,TK)(k

••••

−−−−−−−−++++−−−−====PPPP (3.122)

mit

.0α

γ

kK

δα)vv(

kK

δα,T

kK

kimγ

im

f

kNkim

γ

kiv

i

f

i

s

kNki

v

kiT

i

kNki

T

====∈∈∈∈====

∂∂∂∂

∂∂∂∂−−−−====

====−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂====

====∂∂∂∂∂∂∂∂−−−−====

====

====

====

••••

0

0

0

PP

PP

PP

(3.123)

Page 75: Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und ihre ...elpub.bib.uni-wuppertal.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-668/d110001.pdf · Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und

Das Zweikomponentenkontinuum 65

Aus (3.122) folgt somit:

)vv(,T)(k kfks

vkTkN −α+α−=PPPP (3.124)

Für den letzten Term gilt

mn

fikmnγm

f

m

sikmvm

ikmT

ikN γL)vv(L,TL)(l

••••

++++−−−−++++====PPPP (3.125)

mit

kminγ~

mnikγ

knimγ

mn

f

ikNikmn

γ

ikmv

m

f

m

s

ikNikm

v

ikmT

m

ikNikm

T

δδηδδηδδη

γ

lL

0η)vv(

lL

0η,T

lL

++++++++====

∂∂∂∂

∂∂∂∂====

====∈∈∈∈====−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂====

====∈∈∈∈====∂∂∂∂∂∂∂∂====

====

====

====

••••

0

0

0

PP

PP

PP

(3.126)

unter Vorgabe isotroper Ansätze. Aufgrund der Symmetrie von ik

f•

γ kann (3.126)3 wie folgtgeschrieben werden:

mnikfknimfikmnγ δδλδδμ2L ++++==== (3.127)

mit

( )

γ

γγ

η=λ

η+η=µ

f

~f

21

(3.128)

Hiermit ergibt sich aus (3.125) schließlich:

ikmm

ffikffikN gγλγμ2)(l

++++••••••••

++++====PPPP (3.129)

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66 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Die Skalarfelder NΛ und Nm in dem letzten Term der Dissipationsgleichung sind ebenfallsüber eine TAYLORreihe zu linearisieren:

)nn(

)nn(n

)(

0

ff

0

ff

fN

N

0

−ψ=

−∂

Λ∂=Λ

=PP

PPPP

(3.130)

)nn(

)nn(n

m)(m

0

ff

0

ff

fN

N

0

−κ=

−∂

∂=

=PP

PPPP

(3.131)

Hierbei sind wiederum die Gleichgewichtsanteile )(N 0PPPPΛ , )(m N 0PPPP entsprechend (3.111) und(3.99)1 gleich Null. Eine Entwicklung von Nm und NΛ nach den übrigen Variablen ist nichterforderlich, da die entsprechenden Terme aufgrund isotroper Ansätze für das thermodynami-sche Gleichgewicht Null sind.

Die skalare Größe ψ ist aufgrund der Beziehung (3.99)2 positiv definiert:

0ffn

ffss

2f

2

>

ρ+ρ∂

∂=ψ= 0PP

(3.132)

Damit das Produkt aus κ und ψ und somit der entsprechende Dissipationsterm immer posi-tiv sind, wird der Ansatz

0)(MMmit

ffn

Mmffss

fN

>=

ρ+ρ∂

∂=

PPPP(3.133)

eingeführt, der nach Linearisierung und Koeffizientenvergleich mit (3.131) die folgendeBeziehung für den Faktor κ liefert:

)()(M 00 PPPPPPPP ψ=κ (3.134)

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Das Zweikomponentenkontinuum 67

Der Kehrwert von κ wird auch als sogenannte Relaxationszeit des Porendrucks bezeichnet[BOWEN 1982]. Aufgrund der sich aus dem thermodynamischen Gleichgewicht ergebendenBedingungen ist der Materialparameter positiv definiert. In [WILMANSKI 1996] wird diePorenrelaxation mit einer Neuordnung des realen Feststoffmaterials im Volumenelementinfolge einer mikroskopischen Deformation (Kompressibilität, Mikrobewegung) erklärt, diezu einer Änderung der Volumenanteile führt.

Aus (3.116) erhält man nach Einsetzen von (3.121), (3.124), (3.129), (3.130), (3.131) und(3.134) die Dissipationsfunktion:

0)nn(Mκ

gγλγμ2γ

)vv(α)vv(,Tα)vv(

)vv(βT,T

,TβT,T

)(D

20

ff2

ikmm

ffikff

ik

f

kfks

vk

f

k

s

kTk

f

k

s

kfks

vk

kTk

N

≥≥≥≥−−−−++++

++++++++

−−−−−−−−++++−−−−−−−−

−−−−−−−−====

++++••••••••••••

PPPP

(3.135)

Nach kurzer Umformung folgt hieraus unter Verwendung des Deviators der Verzerrungsge-

schwindigkeit ikmm

f

ik

fDik

fgγγγ

3

1 ++++••••••••••••

−−−−==== :

0)nn(Mκγμλγγμ2

)vv(,TαβT1)vv)(vv(α,T,Tβ

T1)(D

20

ff22

kk

fffikDfDik

ff

kfks

kTvkfks

k

f

k

s

vkkTN

32 ≥≥≥≥−−−−++++

++++++++++++

−−−−

++++−−−−−−−−−−−−++++====

••••••••••••

PPPP

(3.136)

Die einzelnen Terme der Dissipationsgleichung beschreiben die Verluste (volumenspezifischeLeistung) infolge des Wärmeflusses, der Diffusion, der Thermodiffusion, der Scher- undVolumenviskosität der Flüssigkeit sowie der Porositätsänderung.

Aus der Dissipationsgleichung (3.136) können die folgenden Restriktionen für die Material-

parameter f

vTvT ,,,, µααββ und ffμλ

3

2++++ (Wärmeleitfähigkeit des Gemisches, Thermodiffusi-

onskoeffizient, Entropiekopplung, Diffusionskoeffizient, Scherviskosität, Volumenviskosität)gewonnen werden:

0T ≥β , 0v ≥α , TTv α−=β , 0f

≥µ , 0μλff

3

2 ≥≥≥≥++++ (3.137)

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68 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Es ist zu beachten, daß diese Parameter Funktionen der Prozeßvariablen im thermodyna-mischen Gleichgewicht 0PPPP sind. Der Diffusionskoeffizient vα kann über den Quotienten ausder Viskosität und der spezifischen Permeabilität bestimmt werden. Es ist anzumerken, daßdie Vorgabe einer isotropen Permeabilität bzw. Diffusion nicht zwingend notwendig ist; eskann auch eine Anisotropie in (3.122) angenommen werden, siehe [KUBIC 1986].

Im folgenden werden die konstitutiven Beziehungen für Zustände in der Nähe des thermo-dynamischen Gleichgewichts angegeben.

Die konstitutive Beziehung für die Spannung des Feststoffes ist der Gleichung (3.95) zu ent-nehmen:

)vv()vv(

ff is

if

k

f

k

s

ff

ik

s

ss

iks

−−∂

∂ρ+γ∂

∂ρ=τ (3.138)

Für den Spannungstensor der Flüssigkeit folgt aus (3.105)3 und (3.129) die konstitutive Bezie-hung:

)vv()vv(

fρgγλγμ2gγ

fρτ if

is

k

f

k

s

ff

ikm

m

ffik

ffik

mm

f

ff

ikf

−−−−−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++++++++++∂∂∂∂

∂∂∂∂====++++++++

••••••••

(3.139)

Aus (3.105)2 und (3.124) ergibt sich eine Beziehung für die Interaktionskraft:

k

f

f

ffkfk

s

vkTk

s,n

n

f)vv(,TQ∂

∂ρ−−α+α−=∆ (3.140)

Nach Einsetzen von (3.121) in (3.105)1 erhält man für die Summe der Wärmeflüsse:

)vv(sTfT)vv(,Thh kfk

sff

fkfks

vkTkfk

s−

+

∂∂ρ+−β+β−=+ (3.141)

Um für die Entropien konstitutive Beziehungen zu erhalten, wird die Gleichung (3.141) fürdas thermodynamische Gleichgewicht angeschrieben, wobei die Wärmeflüsse verschwinden,wenn der Temperaturgradient zu Null wird. Die sich somit unter Berücksichtigung von(3.137)3 ergebende Beziehung

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Das Zweikomponentenkontinuum 69

Tv

ff

f

Ts

Tf α=

β−=

+

∂∂ρ (3.142)

liefert mit (3.94) die Bestimmungsgleichungen für die Entropien:

T

ssss

T

ffff

Tfs

Tfs

α−∂∂ρ−=ρ

α+∂∂ρ−=ρ

(3.143)

Hierin bewirkt Tα eine Kopplung der Entropien beider Stoffkomponenten.

Die Bestimmungsgleichung für die zeitliche Änderung der Volumenanteile der Flüssigkeitergibt sich nach Einsetzen von (3.131) in (3.71)1 zu:

0

fks

kf

k

fffn)vv(,nnn κ=−−κ+

(3.144)

Zur Vereinfachung der konstitutiven Theorie werden einige Annahmen getroffen. Zumeinen soll von einer geringen Kopplung der Entropien ausgegangen und näherungsweise

0T =α gesetzt werden. Hieraus folgt mit (3.137)3 somit auch 0v =β , womit die sogenannteThermodiffusion vernachlässigt wird. Zum anderen kann unter Beachtung der Restriktionen(3.92)3,10,11,12 und der sich hieraus ergebenden Symmetrie- und Antimetrieeigenschaften fürdas thermodynamische Gleichgewicht ein vereinfachter Ansatz für die freien HELMHOLTZ-schen Energien eingeführt werden. Somit sind die freien HELMHOLTZschen Energien

cf von

der Differenzgeschwindigkeit k

f

k

svv − , dem Temperaturgradienten k,T und der Porositätsände-

rung k

f,n unabhängig, was für einen Zustand in der Nähe des thermodynamischen Gleich-

gewichts gerechtfertigt erscheint.

Mit diesen Überlegungen ergeben sich aus (3.138) bis (3.143) die folgenden konstitutivenBeziehungen für die Spannungen der beiden Komponenten, die Interaktionskraft, den Wärme-fluß des Gemisches sowie die Entropien:

ik

s

ssiks f

γ∂

∂ρ=τ (3.145)

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70 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

ikmm

ffik

ffik

mm

f

ff

ikf

g2gf ++••

γλ+γµ+γ∂

∂ρ=τ (3.146)

k

f

f

ffkfk

s

vk

s,n

n

f)vv(Q∂

∂ρ−−α=∆ (3.147)

kTkfks

,Thh β−=+ (3.148)

Tfs,

Tfs

ff

ss

∂∂−=

∂∂−= (3.149)

Aufgrund der Definition der Interaktionskräfte kcQ∆ als Druckkräfte entspricht (3.147) wegen

kfksQQ ∆−=∆ der auf die Flüssigkeit wirkenden Zugkraft. Zur Herleitung der thermoelasti-

schen Stoffgleichungen werden im nachfolgenden Kapitel die hier getroffenen Vereinfachun-gen der konstitutiven Theorie zugrunde gelegt.

3.6.3 Die thermoelastischen Stoffgleichungen

3.6.3.1 Konstitutive Gleichung für die Spannung des Feststoffes

Mit den zuvor gemachten Annahmen ist die freie HELMHOLTZsche Energie )n,T,(fff

ik

sssγ=

für ein isotropes Kontinuum von den Invarianten des Verzerrungstensors, der Temperatur und

der Porosität abhängig. Ein spezieller Ansatz kann über die Aufspaltung der freien HELM-

HOLTZschen Energie in zwei von der Temperatur und der Verzerrung abhängige Funktionen

formuliert werden, wobei letztere zusätzlich vom Quadrat der Porositätsänderung abhängig

ist:

20

ff

3

s

2

s

1

s

1

s

3

s

2

s

1

s

0

ss)nn()T,S,S,S(f

21)T,S,S,S(ff −+= (3.150a)

Mit diesem Ansatz werden auch die Bedingungen für das thermodynamische Gleichgewicht(3.99)1,2 befriedigt.

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Das Zweikomponentenkontinuum 71

Da ein lineares Stoffgesetz hergeleitet werden soll, kann auf den zweiten Term in (3.150a)verzichtet werden und die freie HELMHOLTZsche Energie nimmt die folgende bekannte Forman:

)T,S,S,S(ff 3

s

2

s

1

sss= (3.150b)

Dabei sind die Invarianten in Abhängigkeit der gemischtvarianten Verzerrungen definiert:

31

s

2

s

1

ssm

sns

smn

s

3

s

21

sn

m

smn

s

2

s

kk

s

1

s

SSSγγγS

)Sγγ(S

γS

3

1

3

12

1

−−−−−−−−====

−−−−====

====

(3.151)

Nach Einsetzen von (3.150b) in (3.145), Umformung der kovarianten Verzerrungen mit Hilfeder Maßzahlen mkg

+ und Anwendung der Kettenregel folgt:

mk

mi

s3

s

3

s

s

mi

s2

s

2

s

s

mi

s1

s

1

s

ss

iks

gS

S

fS

S

fS

S

f +

γ∂

∂+γ∂

∂+γ∂

∂ρ=τ (3.152)

Mit den Ableitungen der Invarianten und Sortieren nach Potenzen von im

sγ lautet das Stoffge-

setz für den Feststoff:

mkin

sn

m

s

2

si

m

s

1

sim0

s

0

s

s

iks

gaaa+

γγ+γ+δρ

ρ=τ (3.153)

Hierin sind die Koeffizienten folgendermaßen definiert:

3

s

s

2

s

3

s

s

1

s

2

s

s

1

s

3

s

s

2

s

2

s

s

1

s

1

s

s

0

s

S

fa

S

fSS

fa

S

fSS

fSS

fa

∂=

∂−∂

∂=

∂−∂

∂−∂

∂=

(3.154)

Page 82: Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und ihre ...elpub.bib.uni-wuppertal.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-668/d110001.pdf · Eine Theorie für Mehrkomponentenkontinua und

72 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Die Koeffizienten hängen somit von der bekannten freien HELMHOLTZsche Energie ab undsind nicht frei wählbar.

Im folgenden soll ein lineares isotropes Stoffgesetz formuliert werden. Hierzu muß derKoeffizient 2

sa in (3.153) verschwinden, was unter Berücksichtigung von (3.154) nur der Fall

ist, wenn die freie HELMHOLTZsche Energie von der Invarianten 3

sS unabhängig ist. Zusätzlich

müssen die übrigen Koeffizienten 0

sa , 1

sa so gewählt werden, daß die Stoffgleichung (3.153)

linear in ik

sγ und T ist. Diese lauten somit:

s

1

s

0T

s

1

ss

0

s

G2a

)TT(αSKa

====

−−−−−−−−====(3.155)

Hiermit folgt die lineare thermoelastische Stoffgleichung für den Feststoff:

mkim0T

si

m

ssim

nn

ss

0

s

s

iks

gδ)TT(αγG2δγKρ

ρτ++++

−−−−−−−−++++==== (3.156)

Hierin sind die LAMÉschen Stoffkonstanten ss

G,K sowie der Wärmeausdehnungskoeffizient

T

sα des Feststoffes bekannt.

3.6.3.2 Konstitutive Gleichung für die Spannung der Flüssigkeit

Die konstitutive Beziehung für eine NEWTONsche Flüssigkeit mit linearer Abhängigkeit deselastischen Spannungsanteils von den Invarianten m

m

fγ und T ist der Gleichung (3.146) zu ent-

nehmen:

ikmm

ffikffik

mm

f

ffikf

g2gf ++••

γλ+γµ+γ∂

∂ρ=τ (3.157)

Mit einem geeigneten Ansatz für die freie HELMHOLTZsche Energie ff ergibt sich die folgende

Ableitung:

−−−−−−−−====∂∂∂∂

∂∂∂∂ )TT(αγKρ

1

γ

f0T

fmm

ff

0

fmm

f

f

(3.158)

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Das Zweikomponentenkontinuum 73

Aus (3.157) folgt hiermit die konstitutive Beziehung für die Flüssigkeit:

ikkk

ffikffik0T

fmm

ff

0

f

f

ikfgγλγμ2g)TT(αγK

ρ

ρτ++++++++

••••••••

++++++++

−−−−−−−−==== (3.159)

Die Volumendehnung wird häufig über die Dichteänderung in der konstitutiven Gleichungbeschrieben. Für die Invariante kann der nachstehende Zusammenhang (Näherung über Rei-henentwicklung) verwendet werden:

0

f

f0

f

f

mm

f

1

ln

ρ

ρ

ρ

ρ−=γ

−≈

(3.160)

In der konstitutiven Gleichung sind der Kompressionsmodul fK , der Wärmeausdehnungs-

koeffizient T

fα und die Scher- und Volumenviskosität f

32

ff, µ+λµ der Flüssigkeit gegeben.

3.6.3.3 Wärmeleitungsgleichung für das Mehrkomponentenkontinuum

Zur Herleitung der Wärmeleitungsgleichung wird von der Energieerhaltung des Gemisches(3.78) unter Hinzufügen der Nebenbedingung (3.79) ausgegangen:

0))vv(,nnn(Λ

rρrρhh)vv(QΔγτγτ

)vv(,Tsρ)TsTsf(ρ)TsTsf(ρ

k

s

k

f

k

ffs

ffss

kkf

kks

k

f

k

sks

ki

fikf

ki

siks

k

f

k

s

k

ffffffssss

====−−−−−−−−++++++++

++++++++−−−−−−−−−−−−−−−−++++++++

−−−−++++++++++++−−−−++++++++−−−−

••••••••

••••••••

••••••••••••

••••••••••••

(3.161)

Um die in (3.161) enthaltenen Zeitableitungen der freien HELMHOLTZschen Energien und derEntropien zu bestimmen, werden die im Abschnitt 3.6.2.3 getroffenen Annahmen zurVereinfachung der konstitutiven Theorie verwendet und die Thermodiffusion ( 0vT =β=α )ausgeschlossen. Unter der Vorgabe, daß die freien HELMHOLTZschen Energien nur von T , ik

und fn abhängig sind, folgen die Ableitungen für diese und mit (3.149) für die Entropien:

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74 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

•••

•••

•••

•••

∂∂

∂−γγ∂∂

∂−−∂∂+

∂∂−=

−∂∂

∂+∂∂

∂−γγ∂∂

∂−∂∂−=

∂+γγ∂

∂+−∂∂−

∂∂=

−∂

∂−∂

∂+γγ∂

∂+∂∂=

f

f

f2kk

f

kk

f

f2kfk

s

k2

f2

2

f2f

ks

kf

k

f

f

s2f

f

s2

ik

s

ik

s

s2

2

s2s

f

f

f

kk

f

kk

f

f

kfks

k

fff

kskf

k

f

f

sf

f

s

ik

s

ik

s

sss

nnT

f

T

f)vv(,TT

fTT

fs

)vv(,nnT

fnnT

f

T

fTT

fs

nn

ff)vv(,TTfT

Tff

)vv(,nn

fnn

ffTTff

(3.162)

Nach Einsetzen dieser Zeitableitungen in (3.161) und Verwendung der Beziehungen (3.149),(3.145), (3.146), (3.92)9, (3.130) und (3.131) kann die Energieerhaltung in nachstehenderForm angeschrieben werden:

0rρrρhh)vv()vv(αΛn

)vv(TnT

fρn

fρ,nTnT

fρnT

fρn

)gγλγμ2(γTgγT

fργTγT

fργ

)vv(TT

fρ,TTT

fρT

fρT

ffss

kkf

kks

kfks

k

f

k

s

v

s

kfks

f

s2s

f

ff

k

f

f

f2f

f

s2sf

ikmm

ffikff

ik

fik

mm

f

f2f

ik

f

ik

s

s2s

ik

s

kfks

2

f2s

k2

f2f

2

s2s

====++++++++−−−−−−−−−−−−−−−−++++++++

−−−−

∂∂∂∂∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

∂∂∂∂∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

++++++++∂∂∂∂∂∂∂∂

∂∂∂∂++++∂∂∂∂∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

−−−−∂∂∂∂∂∂∂∂−−−−

∂∂∂∂∂∂∂∂++++

∂∂∂∂∂∂∂∂

••••

••••

••••••••••••••••••••

••••

++++++++

(3.163)

Mit dem folgenden Ansatz für die freie HELMHOLTZsche Energie

20

ff

ik

c

1

c

ik

c

0

cc)nn()(f),T(ff

2

1 −γ+γ= (3.164)

wird eine Entkopplung der Porositätsänderung von der Temperatur erzielt, womit die ge-mischten Ableitungen in der dritten Zeile von (3.163) eliminiert werden. Mit der Einführung

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Das Zweikomponentenkontinuum 75

der spezifischen Wärmefunktion bei konstantem Volumen entsprechend der klassischen Kon-tinuumsmechanik

f,scT

fTTsTc 2

c2

V

c

v

c=

∂∂−=

∂∂= (3.165)

sowie Verwendung von (3.131), (3.132) und (3.134) kann die Energieerhaltung umgeformtwerden:

0rρrρhh)vv()vv(α)nn(Mκ

)vv(n

fρ,n)gγλγμ2(γTgγT

fργ

TγT

fργ)vv(cρ,TcρcρT

ffss

kkf

kkskfks

k

f

k

s

v2

0

ff2

kfks

f

ff

k

fikmm

ffikff

ik

fik

mm

f

f2f

ik

f

ik

s

s2s

ik

skfk

s

v

fs

kv

ff

v

ss

====++++++++−−−−−−−−−−−−−−−−++++−−−−++++

−−−−∂∂∂∂

∂∂∂∂++++++++++++∂∂∂∂∂∂∂∂

∂∂∂∂++++

∂∂∂∂∂∂∂∂

∂∂∂∂++++−−−−−−−−++++

++++++++••••••••••••••••

••••••••

(3.166)

Sind die freien HELMHOLTZschen Energien linear von T abhängig, dann verschwinden dieWärmefunktionen, womit nur der stationäre thermische Zustand beschrieben wird. Mit denisotropen Ansätzen für die Thermoelastizitätstensoren

ikT

f

mm

f

f2fikT

s

ik

s

s2s

T

f,T

f δα=γ∂∂

∂ρδα=γ∂∂

∂ρ (3.167)

und der Beziehung (3.148) ergibt sich dann die Wärmeleitungsgleichung:

kkT

ffss

321ik

T

f

ik

fikT

s

ik

s),,T(rrDDDTT β−=ρ+ρ++++δαγ+δαγ

••

(3.168)

Hierin sind die auf der Viskosität der Flüssigkeit, der Porositätsänderung und der Reibungs-arbeit der Interaktionskräfte basierenden Dissipationsterme definiert:

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76 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

)vv()vv(D

)nn(M

)vv(n

f,nD

)2(D

kfks

k

f

k

s

v3

20

ff2kfk

s

f

ff

k

f

2

ikmm

ffikff

ik

f

1

−−α=

−κ+−∂

∂ρ=

δγλ+γµγ=•••

(3.169)

Die Beziehung (3.168) enthält als Sonderfall die FOURIERsche Wärmeleitungsgleichung,wenn die Koppelterme zwischen Temperatur und Verzerrungsgeschwindigkeit sowie dieDissipationsterme iD vernachlässigt werden.

3.6.4 Bemerkungen zur Lösung der thermodynamischen Zu-standsgleichungen

Der thermodynamische Zustand des Zweikomponentenkontinuums wird durch die zehnGrundvariablen G , die von den Raumkoordinaten iθ und der Zeit t abhängen, vollständigbeschrieben. Zur Lösung stehen ebenso viele Zustandsgleichungen zur Verfügung, die sichaus den Erhaltungsgleichungen (3.72) bis (3.76) und dem Konzept der Volumenanteile (3.71)1

unter Verwendung der konstitutiven Beziehungen für die Feldgrößen ergeben. Die Zustands-gleichungen werden im folgenden noch einmal zusammengestellt.

Aus der Massen- und Impulserhaltung ergeben sich die Beziehungen:

0

0

kk

fff

kk

sss

=γρ+ρ

=γρ+ρ

••

••

(3.170)

)(QbQ)(

)(QbQ)(

ks

kffkf

iikf

ks

kss

ks

iik

s

GG

GG

∆−=ρ−+τ

∆=ρ−+τ(3.171)

In den Gleichungen (3.171) ist dabei die Beziehung (3.74) für die Interaktionskräfte ver-wendet worden. Die Funktionen )(iks

Gτ , )(ikfGτ und )(Qk

sG∆ deuten an, daß hierfür die

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Das Zweikomponentenkontinuum 77

entsprechenden konstitutiven Gleichungen (3.156), (3.159) und (3.147) einzusetzen sind.Werden noch die Verzerrungen durch die Verschiebungen ausgedrückt, erhält man ein gekop-peltes Differentialgleichungssystem in den unbekannten Grundvariablen G .

Die aus den zuvor getroffenen Vereinfachungen resultierenden konstitutiven Beziehungen fürdie Spannungen und die Interaktionskraft werden ebenfalls noch einmal zusammengefaßt:

)vv(αQΔ

gγλγμ2g)TT(αγKρ

ρτ

gδ)TT(αγG2δγKρ

ρτ

kfks

vks

ikkk

ffikffik0T

fmm

ff

0

f

f

ikf

mkim0T

sim

ssim

nn

ss

0

s

s

iks

−−−−====

++++++++

−−−−−−−−====

−−−−−−−−++++====

++++++++

++++

••••••••

(3.172)

Der Einfluß einer Temperaturänderung des Kontinuums wird über die Energieerhaltung desGemisches (3.78) erfaßt. Für den hier angenommenen Fall eines einheitlichen Temperatur-feldes T für beide Stoffkomponenten wurde aus der Energieerhaltung unter Verwendung derkonstitutiven Ansätze für die Wärmeströme

ch , die Entropien

cs und die freien HELMHOLTZ-

schen Energien cf die Wärmeleitungsgleichung zur Berechnung der Temperatur gewonnen:

kkT

ffssikT

f

ik

fikT

s

ik

s),,T(rrDT)( β−=ρ+ρ++δαγ+δαγ

••

(3.173)

Hierin sind die in (3.169) beschriebenen Dissipationsterme 321 DDDD ++= zusammen-gefaßt worden.

Mit der zeitlichen Änderung der Volumenanteile des Feststoffes

)nn(n 0

ffs−κ=

mit )()(M 00 PPPPPPPP ψ=κ (3.174)

folgt aus (3.71)1 die Bestimmungsgleichung für die Porosität fn :

0)vv(,n)nn(n kskf

k

f

0

fff=−−−κ+

(3.175)

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78 THEORIE DER PORÖSEN MEDIEN

Wird für κ eine geeignete konstitutive Beziehung )(Gκ=κ eingesetzt, so erhält man eineDifferentialgleichung in den unbekannten Grundvariablen G .

Mit den Zustandsgleichungen (3.170), (3.171), (3.173) und (3.175) stehen ebenso viele Be-stimmungsgleichungen wie unbekannte Grundvariablen zur Verfügung, das Gleichungs-system ist somit mathematisch bestimmt und kann mit gegebenen Rand- und Anfangsbedin-gungen gelöst werden.

Als mechanische Randbedingungen werden an den Oberflächen der Stoffe entweder die Ver-schiebungen oder die Oberflächenkräfte vorgegeben:

is

kik

s

ksks

pn

Ww1

=

2R

R

if

kikf

kfkf

pn

Ww

=

2

1

R

R

(3.176)

Die thermischen Randbedingungen sind durch die Wärmeflüsse oder die Temperatur desGemisches an der Oberfläche definiert:

ks

kk

sHnh =

3Rkf

kkf

Hnh ====3R RTT =

3R (3.177)

Die Anfangsbedingungen werden über den Verschiebungs- und Geschwindigkeitszustand zurZeit 0t = beschrieben:

k0

s

0tks

k0

s

0tks

Ww

Ww

••

=

=

=

=

k0

f

0tkf

k0

f

0tkf

Ww

Ww

••

=

=

=

=

(3.178)

Die Lösung des Gleichungssystems kann theoretisch mit geeigneten Ansatzfunktionen für dieGrundvariablen f

kf

ks

n,T,w,w über Näherungsverfahren, wie die Methode der gewichtetenResiduen (GALERKIN), die Variationsrechung (RAYLEIGH-RITZ) etc., gefunden werden. Eineexakte dreidimensionale Berechnung des Knochens, z.B. mit der FE-Methode, scheint jedochnicht angebracht zu sein, da zum einen die komplizierte Struktur des Knochens einen fastunüberwindlichen Aufwand an die Modellierung darstellt und zum anderen aufgrund unzu-reichender Informationen bezüglich der Materialeigenschaften eine Verifikation der Ergebnis-se gar nicht möglich ist. Somit verlangt eine konsequente Analyse der Systemeigenschaftenzunächst die Beschreibung einfacher überschaubarer Modelle. Dieses ist auch im Hinblick auf

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Das Zweikomponentenkontinuum 79

die Entwicklung von Materialgesetzen und die experimentelle Bestimmung der unbekanntenMaterialparameter erforderlich.

Eine Vereinfachung des Gleichungssystems kann, abhängig von der betrachteten geome-trischen Struktur (z.B. schalenförmiger Rand des Femurkopfes oder lange Röhrenknochen),durch die Verwendung von Schalen- oder Stabkoordinaten erzielt werden. Im nächstenKapitel wird für den hier betrachteten stabförmigen Schaftbereich des Femurs mit geeignetenHypothesen eine Reduktion des allgemeinen dreidimensionalen Problems auf Stabkoordina-ten durchgeführt und somit ein eindimensionales Differentialgleichungssystem gewonnen.

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80

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81

4 Transformation der Bewegungsgleichungen desZweikomponentenkontinuums in eindimensiona-le Gleichungen mit Hilfe von Hypothesen

4.1 Einleitende Bemerkungen

Die Bewegungsgleichungen der beiden Komponenten Feststoff und Flüssigkeit sollen imfolgenden durch Stabkoordinaten beschrieben und mit Hilfe geeigneter Hypothesen auf eindi-mensionale Differentialgleichungen reduziert werden. Mit Rücksicht auf den Umfang derArbeit und Beschränkung auf die wesentlichen Grundgedanken werden einige Vereinfachun-gen eingeführt. Somit wird im folgenden der Knochen als gerader Stab mit einem idealenFluid unter kleinen Verformungen betrachtet, was zu einer linearen Theorie führt. Zusätzlichwird von einem isothermen Zustand ausgegangen sowie eine konstante Porosität vorausge-setzt.

Während die Bewegung des Feststoffes mit der klassischen Stabtheorie unter Verwendung derHypothesen von BERNOULLI, DE ST. VENANT und WAGNER beschrieben wird, ist aufgrundeiner Relativbewegung der Flüssigkeit gegenüber dem Feststoff in allen Richtungen die An-wendung der Hypothesen vom Ebenbleiben des Querschnittes und der Erhaltung der Form-treue nicht mehr möglich. Über geeignete Ansatzfunktionen für die Relativverschiebung derFlüssigkeit wird mit Hilfe des Verfahrens von GALERKIN (Prinzip der virtuellen Arbeit) eineReduktion der Bewegungsgleichungen auf partielle Differentialgleichungen in Abhängigkeitder Stabachsenkoordinate und der Zeit erreicht.

4.2 Kinematik des geraden Stabes mit Flüssigkeit

Zur Herleitung der Kinematik ist in Bild 4.1 der Stab im Ausgangszustand 0t und im Augen-blickszustand zur Zeit t dargestellt. Die Geometrie des Stabes (Feststoff) wird im unver-formten Zustand durch den Ortsvektor

+R der Stabachse im Schwerpunkt und den Direktor

+d

beschrieben, der auf die Basisvektoren 321 ,,+++aaa der Stabachse bezogen ist. Diese stellen

kartesische Einheitsvektoren dar, wobei 1

+a in Richtung der Stabachse orientiert ist und 21,

++aa

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82 TRANSFORMATION DER BEWEGUNGSGLEICHUNGEN

den Stabquerschnitt aufspannen. Die Basisvektoren in einem beliebigen Punkt +P sind im Fall

des geraden Stabes identisch mit denen der Stabachse.

Nach der Zeit t hat sich der Punkt +P bei gleichen Parameterwerten 321 θ,θ,θ nach P ver-

schoben, der durch den Direktor d und die Verwölbung u , bezogen auf die verdrehte Basis

321 ,, aaa , dargestellt wird. In diesem Augenblickszustand fließt die Flüssigkeit in das durchdie Feststoffkinematen vorgegebene Volumenelement in P ein. Die Verschiebung w~ von demunbekannten Punkt

+

P~ der Flüssigkeit im Ausgangszustand zum Punkt P im Augenblickszu-stand wird entsprechend den Erläuterungen in Kapitel 3.2.2 mit Hilfe des Vektors w~Δ auf dieunverformte Basis i

+a bezogen.

Die Unterscheidung der Feststoff- und Flüssigkeitskinematen erfolgt durch eine aufgesetzteTilde für letztere. Im folgenden braucht aufgrund der orthonormalen Basisvektoren nichtzwischen der ko- und kontravarianten Darstellungsweise unterschieden zu werden, womit nurtiefgestellte Indizes verwendet werden.

Bild 4.1: Stab im Ausgangszustand t0 und im Augenblickszustand t

Die Verschiebung des Feststoffes +P im Stabraum setzt sich aus einer Verschiebung der Stab-

achse )t,θ( 1w , einer Verdrehung des Stabquerschnittes )t,θ( 1φ und einer Verwölbung

3

+

+r

re

2e1e

P

3a2a

1a S

R+

d w

d

w3a

2a1a

t0

Q

uP

Q

wDt Dt

+

P w+

+

+

+

+

∆wθ1

θ2

θ3

θ1r

t

θ3

θ2

_

w

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Kinematik des geraden Stabes mit Flüssigkeit 83

)t,θ,θ,θ( 321u zusammen. Unter Vorgabe kleiner Verformungen werden die linearisierten Be-ziehungen, die auf die unverformten Basisvektoren bezogen sind, angegeben:

)t,θ,θ,θ()θ,θ()t,θ()t,θ()t,θ,θ,θ( 3213211321 udφww ++++××××++++====++++

1132321

332232

3223111

3322111

'φ),()t,,,(

),(

'w'wφ)t,(

www)t,(mit

+

+++

+++

+++

θθΩ=θθθ

θ+θ=θθ

+−=θ

++=θ

au

aad

aaaφ

aaaw

(4.1)

Dabei wurden in (4.1)3 die Hypothesen von BERNOULLI und DE ST. VENANT und in (4.1)5 dieHypothese von WAGNER berücksichtigt. In (4.1)5 ist die Einheitsverwölbung )θ,θ(Ω 32 als

bekannt vorauszusetzen. Die Ableitung nach der Koordinate 1θ ist mit einem hochgestellten

Strich gekennzeichnet: (...)'(...)1d

d =θ

.

Die Geschwindigkeit des Feststoffes im Punkt P berechnet sich aus der materiellen Zeitab-leitung des zugehörigen Ortsvektors •

s)(r und setzt sich aus der Translationsgeschwindigkeit•

w des Schwerpunktes, der Rotationsgeschwindigkeit des Stabquerschnittes •

φ und der Ver-wölbungsgeschwindigkeit

u zusammen. Für kleine Verformungen gelten die folgenden linea-ren Beziehungen mit Bezug auf die unverformte Basis:

)t,,,(),()t,()t,(

)t,(

3213211

i

θθθ+θθ×θ+θ=

θ≡•••

+udφw

wv

(4.2)

1132321

3223111

3322111

'φ)θ,θ(Ω)t,θ,θ,θ(

'w'wφ)t,θ(

www)t,θ(mit

++++

++++++++++++

++++++++++++

••••••••

••••••••••••••••

••••••••••••••••

====

++++−−−−====

++++++++====

au

aaaφ

aaaw

Aus der materiellen Zeitableitung der Geschwindigkeit (4.2) folgt die Beschleunigung desFeststoffes

)t,θ( iwb !!≡≡≡≡ (4.3)

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84 TRANSFORMATION DER BEWEGUNGSGLEICHUNGEN

und lautet in Komponentenschreibweise:

2133

3122

132332211

ww

ww

'),('w'www

θϕ+=

θϕ−=

ϕθθΩ+θ−θ−=

••••••

••••••

••••••••••

(4.4)

Die Flüssigkeitsbewegung soll aufgrund einer anschaulicheren physikalischen Interpretationund besseren Formulierung der Randbedingungen über die Relativkinematik zum Feststoffbeschrieben werden. Die Relativverschiebung der Flüssigkeit entspricht hier dem negativenVerschiebungsvektor im Ausgangszustand ww ~~

rel ∆−= (siehe Bild 4.1) und kann somit aufdie unverformte Basis i

+a bezogen werden:

33rel22rel11rel321rel w~w~w~)t,θ,θ,θ(~ ++++++++++++++++++++==== aaaw (4.5)

Die Absolutverschiebung der Flüssigkeit läßt sich mit dem Verschiebungsvektor des Fest-stoffes w berechnen:

ireli

iii

w~w~Δmit

)w~Δw(~

−−−−====

−−−−====++++aw

(4.6)

Die Verschiebungskomponenten )t,θ,θ,θ(w~ 321irel sind unbekannte Funktionen, die keinenebenen Querschnitt, wie bei der Hypothese von BERNOULLI, beschreiben. Für diese sind mitspäter noch zu erläuternden Randbedingungen geeignete Ansätze zu finden.

Die Geschwindigkeit der Flüssigkeit folgt aus der materiellen Zeitableitung des Ortsvektorsim Augenblickszustand •

f)(r und lautet entsprechend den Erläuterungen in Kapitel 3.3.2 mitden Gleichungen (3.20)2 und (3.24)1:

tmrel1

kmrelkmk

kkt

f

,w~),w~δ(c~mit

c~,~,~~)~~(~

−−−−

++++

−−−−====

++++========++++≡≡≡≡ ••••

wwwwrv !

(4.7)

Zusätzlich wird die Relativgeschwindigkeit der Flüssigkeit im Augenblickszustand definiert:

kkreltrelrel c~),~(,~~~ wwwwwv ++=−≡ !! (4.8)

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Belastung des Stabes durch Interaktionskräfte 85

Die Beschleunigung der Flüssigkeit ergibt sich aus der materiellen Zeitableitung der Ge-schwindigkeit (4.7):

mmkktkkmkmkkkttt

fkkt

c~,c~,~,c~,~c~c~,~c~,~2,~

)c~,~,~(~~

wwwww

wwvb

++++=

+=≡ ••

(4.9)

Nach Einsetzen von (4.4), (4.6) und (4.7)2 lauten die Beschleunigungen in Komponenten-schreibweise bezogen auf die unverformte Basis i

+a :

3tt3rel2133

2tt2rel3122

1tt1rel132332211

b~,w~wb~

b~,w~wb~

b~,w~'),('w'wwb~

∆++θϕ+=

∆++θϕ−=

∆++ϕθθΩ+θ−θ−=

!!!!

!!!!

!!!!!!!!

(4.10)

Hierin entsprechen die materiellen Zeitableitungen des Feststoffes den partiellen Zeitab-leitungen: t(...),(...) =• . Der letzte Term in den Beschleunigungskomponenten ib~∆ enthältgemischte Produkte aus den Feststoff- und Flüssigkeitskinematen sowie weitere Termehöherer Ordnung (u.a. Zentrifugal- und CORIOLIS-Beschleunigung). Die gemischten Produktekönnen auch bei kleinen Feststoffverformungen bedeutsam sein, wenn die Flüssigkeits-geschwindigkeit groß ist. Im Anhang A.3 sind die Beschleunigungskomponenten mit diesenTermen aufgeführt.

Die Relativbeschleunigung

wbb !!−−−−≡≡≡≡ ~~rel (4.11)

wird später bei der Aufstellung der Bewegungsgleichungen für die Flüssigkeit benötigt.

4.3 Belastung des Stabes durch Interaktionskräfte

Die aus der Bewegung der Flüssigkeit resultierenden Trägheitskräfte werden über die Inter-aktionskräfte zwischen den viskos gekoppelten Komponenten auf den Feststoff übertragen.Diese über den Stabquerschnitt resultierenden Kräfte werden sinnvollerweise auf die Stabach-

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86 TRANSFORMATION DER BEWEGUNGSGLEICHUNGEN

se bezogen und sind in der klassischen Stabtheorie als äußere Streckenkräfte und -momentezu deuten (siehe Bild 4.2):

∫∆×−=∆

∆−=∆

F

F

dF~

dF~

Qdm

Qq(4.12)

Mit der konstitutiven Gleichung für die Interaktionskraft Q~∆ entsprechend (3.172)3 lautendie auf die Gesamtfläche bezogenen Komponenten der Streckenlasten:

dF),τ~b~ρ~(θdFv~θαmΔ

dF),τ~b~ρ~(θdFv~θαmΔ

dF)b~ρ~θb~ρ~θ(dF)v~θv~θ(αmΔ

dFb~ρ~dFv~αqΔ

dFb~ρ~dFv~αqΔ

dF),τ~b~ρ~(dFv~αqΔ

F111121rel2

Fv3

F111131rel3

Fv2

F23322rel33rel2

Fv1

F33rel

Fv3

F22rel

Fv2

F11111rel

Fv1

∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫

−−−−−−−−========

−−−−====−−−−====

−−−−====−−−−−−−−====

====−−−−====

====−−−−====

−−−−====−−−−====

(4.13)

Zur Deutung der Interaktionsterme können die Koppelterme in den Feststoffgleichungen unterVorgabe einer idealen Flüssigkeit entsprechend der rechten Integralausdrücke in (4.13) durchdie Flüssigkeitskräfte ausgedrückt werden. Diese Darstellung dient jedoch nur der Anschau-ung, für eine weitere Rechnung ist diese Form nicht geeignet. In den Gleichungen (4.13)2,3

sind die Spannungszuwächse 222 ,τ~ und 333 ,τ~ nicht enthalten, da aufgrund der angenom-menen Randbedingung, daß keine Flüssigkeit über die Außenseite aus dem Querschnittaustreten kann, die gesamte Trägheitskraft der Flüssigkeit im integralen Mittel auf das inQuerrichtung starre Stabelement übertragen wird. In Stablängsrichtung kann hingegen einTeil der Trägheitskraft über die Verformung der Flüssigkeit aufgenommen und z.B. über dieStirnseiten des Stabes abgetragen werden. Somit hat die Stabverformung einen Einfluß auf dieFlüssigkeitsbewegung in Längsrichtung und den Spannungszustand der Flüssigkeit.

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Die konstitutiven Gleichungen für die Schnittgrößen des Feststoffes 87

dθ1

3a

2a1a

θ1

-∆q dθ1

m dθ1∆-

ka

kak

k

a) b)

Bild 4.2: Definition der Interaktionskräfte a) am Stabelement des Feststoffes (ohne Schnitt-größen) und b) am Volumenelement der Flüssigkeit

4.4 Die konstitutiven Gleichungen für die Schnittgrößendes Feststoffes

Die konstitutiven Gleichungen für die Schnittgrößen des Feststoffes können über die zeitlicheÄnderung der Formänderungsarbeit aus dem räumlichen Kontinuum hergeleitet werden.Nachfolgend werden die Schnittgrößen für den geraden Stab unter Verwendung der Hypo-thesen von BERNOULLI, DE ST. VENANT und WAGNER zusammengefaßt. Eine ausführlicheHerleitung, insbesondere in krummlinigen Koordinaten und in COSSERAT-Kinematen, ist denArbeiten von [SCHROEDER 1982], [HOEBORN 1988] und [FISCHER 1994] zu entnehmen.

Die Komponenten der Schnittgrößen wirken in den aus Bild 4.3 (Kapitel 4.5) ersichtlichenKoordinatenrichtungen und lauten bei Vorgabe eines Hauptachsensystems wie folgt:

122D32223

133D23332

Ω333D2222D31ΩΩ1t1

1

''φEFθ''wEFM

''φEFθ''wEFM

M)'''wEFθ''wEFθ()'''φEF('φGIM

'wEFN

−−−−====

−−−−−−−−====

−−−−−−−−++++−−−−====

====

(4.14)

dθ1

3a2a

1aτ + dθ1

( ) dθ1dF11 τ11

τ dθ1dF11--∆Q dVkk

ρb dV-

a

ka

ka

kak

θ1

d ( )Qk

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88 TRANSFORMATION DER BEWEGUNGSGLEICHUNGEN

In dem Torsionsmoment M1 beschreibt der erste Term die DE ST. VENANTsche Torsion. Diebeiden nachfolgenden Terme entstehen aus der sekundären Schubspannung und stellen dieWölbkrafttorsion und die Kopplung zwischen Biegung und Drillung abhängig von der Lagedes Drillruhepunktes dar. Der letzte Term in (4.14)2 beschreibt das Bimoment aus einer gege-benen Streckenlängskraft )θ(n 1 :

∫∫∫∫====s

321Ω ds)θ,θ(Ω)θ(nM (4.15)

Die Lage des Drillruhepunktes )θ,θ( D3D2 und das Torsionsträgheitsmoment It lassen sich ausden im Anschluß aufgeführten Flächenwerten berechnen:

22

2D3

33

3D2 F

F,

FF ΩΩ =θ−=θ (4.16)

23 ,3,23322t FFFFI ΩΩ −++= (4.17)

Die Flächenwerte sind folgendermaßen definiert:

∫∫

∫∫

∫∫

Ωθ=Ωθ=

θΩ=θΩ=

ΩΩ=

θθ=θθ=

=

ΩΩ

ΩΩ

ΩΩ

F23,3

F32,2

F33

F22

F

F3333

F2222

F

dF,FdF,F

dFFdFF

dFF

dFFdFF

dFF

23

(4.18)

Aufgrund der verwendeten Hypothesen von BERNOULLI und DE ST. VENANT sind nur 4 Kine-maten zur Beschreibung des verformten Zustandes notwendig, denen 6 Gleichgewichtsbe-dingungen gegenüberstehen. Damit das Problem mathematisch bestimmt ist, werden nebenden vier unbekannten Kinematen 1321 ,w,w,w ϕ die beiden Querkräfte 2Q , 3Q , für die keinekonstitutiven Beziehungen existieren, als Unbekannte eingeführt. Die Bewegungsgleichungenwerden für diese Kinematen im folgenden Kapitel hergeleitet.

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Die eindimensionalen Bewegungsgleichungen des Feststoffes 89

4.5 Die eindimensionalen Bewegungsgleichungen desFeststoffes

In Bild 4.3 ist das Stabelement des freigeschnittenen Feststoffes mit allen angreifenden Kräf-ten im verformten Zustand zur Zeit t dargestellt.

Bild 4.3: Stabelement des Feststoffes im Augenblickszustand zur Zeit t

Da kleine Verformungen betrachtet werden, können das Kräfte- und das Momentengleichge-wicht näherungsweise in den unverformten Basisvektoren i

+a angeschrieben werden:

mmmNaM

qqqN

∆=++×+

∆=+++

T1

T

'

'(4.19)

Hierin sind die folgenden Schnittgrößen, Streckenlasten, Trägheitsanteile und Interaktions-terme enthalten:

dθ1

3a

2a1a

-M

-N

θ1

N d

M dθ1

θ1

Tmdθ1+ qdθ1+

∆qdθ1

q dθ1m dθ1T

+M

+N

mdθ1∆

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90 TRANSFORMATION DER BEWEGUNGSGLEICHUNGEN

32211

332211

333222111T

332211T

332211

332211

332211

33221

mΔmΔmΔΔ

qΔqΔqΔΔ

φΘφΘφΘ

wμwμwμ

mmm

qqq

MMM

QQN

++++++++++++

++++++++++++

−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−

++++

−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−

++++++++

++++++++++++

++++++++++++

++++++++++++

++++++++++++

++++++++++++

++++++++====

++++++++====

−−−−−−−−−−−−====

−−−−−−−−−−−−====

++++++++====

++++++++====

++++++++====

++++++++====

aaam

aaaq

aaam

aaaq

aaam

aaaq

aaaM

aaaN

!!!!!!

!!!!!!(4.20)

In (4.20) sind die Massenbelegung Fρμ 0==== und die auf die Schwerpunkthauptachsen bezo-genen Massenträgheitsmomente iΘ pro Länge gegeben. Die Gleichungen (4.19) entsprechenden herkömmlichen Bewegungsgleichungen der Stabtheorie, jedoch um die Interaktionstermeauf der rechten Seite erweitert. In den Streckenlasten q und m können neben den äußerenBelastungen auch die Volumenkräfte des Feststoffes enthalten sein. Die unterstrichelten Träg-heitsterme in (4.20)6 werden in der Regel weggelassen, da sie von geringem Einfluß sind.

Die auf die unverformte Basis bezogenen sechs Komponenten der Gleichgewichtsbeziehun-gen (4.19) lauten somit:

3323

2232

11111

3333

2222

111

mmQ'M

mmQ'M

mm'M

qwq'Q

qwq'Q

qwq'N

∆=++

∆=+−

∆=ϕΘ−+

∆=µ−+

∆=µ−+

∆=µ−+

!!

!!

!!

!!

(4.21)

Da die Querkräfte zu den unbekannten Variablen zählen, sind die Gleichungen (4.21)5,6 nach32 Q,Q aufzulösen und in (4.21)2,3 einzusetzen, um diese zu eliminieren. Es ergeben sich

unter Berücksichtigung der konstitutiven Beziehungen (4.14) somit vier Bestimmungsglei-chungen für die unbekannten Kinematen 1321 ,w,w,w ϕ des Feststoffes:

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Die eindimensionalen Bewegungsgleichungen der Flüssigkeit 91

1111333D2222D311t

23323133D2333

32232122D3222

1111

mm'M')'''wEF''wEF(')'''EF()''IG(

'mqw'mq')'''EF(')'''wFE(

'mqw'mq')'''EF(')'''wFE(

qwq)''wEF(

∆=ϕΘ−+−θ−θ+ϕ−ϕ

∆+∆=µ−++ϕθ−−

∆+∆=µ−−+ϕθ−−

∆=µ−+

ΩΩΩ !!

!!

!!

!!

(4.22)

Die auf der rechten Seite von (4.22) stehenden Interaktionsterme iqΔ und imΔ bewirken eineKopplung mit den Bewegungsgleichungen der Flüssigkeit.

4.6 Die eindimensionalen Bewegungsgleichungen derFlüssigkeit

Die Bewegungsgleichungen der Flüssigkeit sollen mit Hilfe der Methode von GALERKIN,entsprechend dem Prinzip der virtuellen Verschiebungen, auf eindimensionale Differential-gleichungen in Stabkoordinaten reduziert werden. Hierzu werden für die Relativverschiebun-gen Ansätze in der Form eines Separationsansatzes gemacht, mit einer von der Stabkoordinate

1θ und der Zeit t abhängigen Koeffizientenfunktion und einer ausschließlich von den Quer-schnittskoordinaten 32 , θθ abhängigen Vergleichsfunktion, die die wesentlichen Randbedin-gungen und die Bewegungsgleichung im gewichteten Mittel erfüllt:

),(w~~)t,(w~w~ 32irel

n

n1irel

n

irel θθθ= ∑ (4.23)

Während der erste Term irel

nw~ die noch offenen Koeffizientenfunktionen darstellt, ist für den

zweiten Term irel

n

w~~ ein Potenzreihenansatz in den Querschnittskoordinaten zu formulieren. Ein

möglicher Ansatz für die Vergleichsfunktionen, der die Randbedingungen erfüllt, wird nach-folgend beispielhaft vorgegeben. Für die Ansatzfunktion in longitudinaler Richtung 1relw~

wird ein linearer und in den Querrichtungen 3rel2rel w~,w~ ein kubischer Ansatz in den Koor-dinaten 2θ und 3θ gewählt:

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92 TRANSFORMATION DER BEWEGUNGSGLEICHUNGEN

323333222213rel

4

33333222213rel

3

23333222213rel

2

3333222213rel

1

3rel

323333222212rel

4

33333222212rel

3

23333222212rel

2

3333222212rel

1

2rel

311rel

3

211rel

2

11rel

1

1rel

θθ)θθ()θθ()θθ()θθ()t,θ(w~

θ)θθ()θθ()θθ()θθ()t,θ(w~

θ)θθ()θθ()θθ()θθ()t,θ(w~

)θθ()θθ()θθ()θθ()t,θ(w~w~

θθ)θθ()θθ()θθ()θθ()t,θ(w~

θ)θθ()θθ()θθ()θθ()t,θ(w~

θ)θθ()θθ()θθ()θθ()t,θ(w~

)θθ()θθ()θθ()θθ()t,θ(w~w~

θ)t,θ(w~θ)t,θ(w~)t,θ(w~w~

−−−−−−−−−−−−−−−−++++

−−−−−−−−−−−−−−−−++++

−−−−−−−−−−−−−−−−++++

−−−−−−−−−−−−−−−−====

−−−−−−−−−−−−−−−−++++

−−−−−−−−−−−−−−−−++++

−−−−−−−−−−−−−−−−++++

−−−−−−−−−−−−−−−−====

++++++++====

(4.24)

Die Relativverschiebungen in Querrichtung sind an den oberen und unteren Rändern )s(2θ ,)s(2θ , )s(3θ , )s(3θ des Stabquerschnittes Null und erfüllen somit die Forderung, daß keine

Flüssigkeit aus der Oberfläche des Stabes austreten darf. Für die Bewegung in Längsrichtungsind hier noch keine Einschränkungen erforderlich, erst bei der Lösung der Differential-gleichungen sind Randbedingungen an den Stirnflächen des Stabes zu formulieren. Die An-satzfunktionen können beliebig durch zusätzliche Terme erweitert werden, z.B. um auch einerexzentrischen Flüssigkeitsströmung durch den Stabquerschnitt zu genügen, was jedoch denRechenaufwand stark erhöht.

Zur Bestimmung der unbekannten Koeffizientenfunktionen werden die Ansätze (4.23) in dieBewegungsgleichungen (3.171)2 eingesetzt, mit jeweils einer Vergleichsfunktion

irel

m

w~~ mul-

tipliziert und über das Volumen integriert. Es ergeben sich somit ebenso viele Bestimmungs-gleichungen wie Koeffizientenfunktionen:

33rel

m

V3

22rel

m

V2

11rel

m

V1

n2,1m0dVw~~]~[L~

n2,1m0dVw~~]~[L~

n2,1m0dVw~~]~[L~

"

"

"

========

========

========

∫∫∫∫

∫∫∫∫

∫∫∫∫

w

w

w

(4.25)

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Die eindimensionalen Bewegungsgleichungen der Flüssigkeit 93

Der Operator ]~[L~ i w deutet darauf hin, daß die Ansatzfunktionen unter Verwendung der kon-stitutiven Beziehungen in die Bewegungsgleichung der Flüssigkeit eingesetzt wurden. Dabeiist zu beachten, daß auch die Bewegungsgrößen des Feststoffes mit in die Gleichungen ein-gehen und somit eine Kopplung hervorrufen.

Mit den oben vorgeschlagenen Ansatzfunktionen ergeben sich somit entsprechend der in)3,2,1i( ==== unbekannten Koeffizientenfunktionen elf Bestimmungsgleichungen.

Nach Einsetzen der Bewegungsgleichung (3.171)2 in (4.25) unter Berücksichtigung der kon-stitutiven Beziehungen für eine ideale Flüssigkeit und für die Interaktionskräfte

kk

kkkk

~K~3

~)~2~3(~

γ=

γµ+λ=τ(4.26)

krelvk v~αQ~Δ ==== (4.27)

folgen die Integralausdrücke zu:

irelii

kkrelkkk

iV

irel

m

irelviiikk

b~wb~

),w~w(~mit

n2,1m0dVw~~)v~b~~Q~,~K~(

+=

+=γ

==α−ρ−−γ∫

!!

"

(4.28)

Die Volumendehnung kkγ~ berechnet sich aus der Verschiebung des Feststoffes (4.1) und derRelativverschiebung der Flüssigkeit (4.23). Ebenso läßt sich auch die Absolutbeschleunigungentsprechend (4.10) aus einer Feststoffkinemate und einem Relativanteil zusammensetzen.Für die Relativgeschwindigkeit und –beschleunigung werden Ansätze in der entsprechendenForm der Relativverschiebung (4.23) eingeführt.

Unter Vorgabe eines konstanten Querschnittes und homogener Materialeigenschaften ergebensich nach längerer Rechnung die Bestimmungsgleichungen:

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94 TRANSFORMATION DER BEWEGUNGSGLEICHUNGEN

3m3

n4n

1n3rel

n

vm3

n4n

1n3rel

n

m3

02

1m3

0

3m3

0

3

n

1nm3

n3

3rel

nn

1nm3

n2

2rel

n

m3

n1n

1n1rel

n

m3

Ω0

1m3

0

3

2m2

n4n

1n2rel

n

vm2

n4n

1n2rel

n

m2

03

1m2

0

2m2

0

2

n

1n

n

1nm2

n3

3rel

n

m2

n2

2rel

n

m2

n1n

1n1rel

n

m2

Ω0

1m2

0

2

1m1

n4n

1n1rel

n

vm1

n4n

1n1rel

n

m1

Ω0

1m1

03

3m1

02

2m1

0

1m1

0

1

n

1nm1

n3

3rel

nn

1nm1

n2

2rel

n

m1

n1n

1n1rel

n

m1

Ω0

1m1

03

3m1

02

2m1

0

1

n2,1mFv~αFb~FφFwρ~FQ~

Fw~Fw~F'w~F''φF''wK~

n2,1mFv~αFb~FφFwρ~FQ~

Fw~Fw~F'w~F''φF''wK~

n2,1mFv~αFb~F'φF'wF'wFwρ~FQ~

F'w~F'w~F''w~F'''φF'''wF'''wF''wK~

33

321

22

2 31

11

321

"!!!!

"!!!!

"!!!!!!!!

========

++++++++−−−−++++

++++++++++++++++−−−−

========

++++−−−−−−−−++++

++++++++++++++++−−−−

========

++++++++−−−−−−−−−−−−++++

++++++++++++++++−−−−−−−−

∑∑∑∑∑∑∑∑

∑∑∑∑∑∑∑∑∑∑∑∑

∑∑∑∑∑∑∑∑

∑∑∑∑ ∑∑∑∑∑∑∑∑

∑∑∑∑∑∑∑∑

∑∑∑∑∑∑∑∑∑∑∑∑

========

============

========

==== ========

========

============

(4.29)Hierin sind die folgenden Flächenwerte definiert:

dFw~~w

~~FdFw~~w

~~FFF

dFw~~,w~~FdFw~~,w~~FdFw~~,w~~F

dFw~~,w

~~FdFw~~,w

~~FdFw~~,w

~~F

dFw~~,w

~~FdFw~~,w

~~FdFw~~w

~~F

dFw~~,ΩFdFw

~~,ΩFdFw~~ΩF

dFw~~θFdFw

~~θF

dFw~~θFdFw~~θF

dFw~~FdFw

~~FdFw~~F

3rel

m

F3rel

n

m3

n4

2rel

m

F2rel

n

m2

n4

m1

n1

m1

n4

3rel

m

F333rel

n

m3

n3

2rel

m

F323rel

n

m2

n3

1rel

m

F33rel

n

m1

n3

3rel

m

F232rel

n

m3

n2

2rel

m

F222rel

n

m2

n2

1rel

m

F22rel

n

m1

n2

3rel

m

F31rel

n

m3

n1

2rel

m

F21rel

n

m2

n1

1rel

m

F1rel

n

m1

n1

F1rel

m

3m1

Ω0

F1rel

m

2m1

Ω0

F1rel

m

m1

Ω0

F2rel

m

3m2

03

F1rel

m

3m1

03

F3rel

m

2m3

02

F1rel

m

2m1

02

F3rel

m

m3

0

F2rel

m

m2

0

F1rel

m

m1

0

∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫

∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫∫

============

============

============

============

============

========

========

============

(4.30)

Der Kompressionsmodul der Flüssigkeit K~ und der Diffusionskoeffizient vα sind über denStabquerschnitt als konstant angenommen worden.

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Die Bestimmungsgleichungen für den Stab mit Flüssigkeit 95

4.7 Die Bestimmungsgleichungen für den Stab mit Flüs-sigkeit

Aufgrund der Kopplung der beiden Stoffkomponenten setzt sich das für die Ermittlung derunbekannten Kinematen und Koeffizientenfunktionen zu lösende Gleichungssystem aus dennachfolgend zusammengestellten Feststoffgleichungen und den in (4.29) aufgeführten Flüs-sigkeitsgleichungen zusammen.

Um die Bestimmungsgleichungen für die Feststoffkinematen zu erhalten, sind zunächst dieInteraktionsterme (4.13) mit Hilfe der Ansatzfunktionen der Flüssigkeit (4.23) zu formulieren:

∫∫∫∫∑∑∑∑

∫∫∫∫∑∑∑∑

∫∫∫∫∑∑∑∑∫∫∫∫∑∑∑∑

∫∫∫∫∑∑∑∑

====

−−−−====

++++−−−−====

====−−−−====

F1rel

n

2n

1rel

n

v3

F1rel

n

3n

1rel

n

v2

F2rel

n

3n

2rel

n

vF

3rel

n

2n

3rel

n

v1

Firel

n

nirel

n

vi

dFv~~θv~αmΔ

dFv~~θv~αmΔ

dFv~~θv~αdFv

~~θv~αmΔ

3,2,1idFv~~v~αqΔ

(4.31)

Die erforderlichen Bestimmungsgleichungen für die Feststoffkinematen ergeben sich nachEinsetzen von (4.31) in die Bewegungsgleichungen (4.22):

n2

30n

1n2rel

n

vn3

20n

1n3rel

n

v

111333D2222D311t

n1

30n

1n1rel

n

vn3

0n

1n3rel

n

v323133D2333

n1

20n

1n1rel

n

vn2

0n

1n2rel

n

v232122D3222

n1

0n

1n1rel

n

v111

Fv~Fv~

m'M')'''wEF''wEF(')'''EF()''IG(

F'v~Fv~w'mq')'''EF(')'''wFE(

F'v~Fv~w'mq')'''EF(')'''wFE(

Fv~wq)''wEF(

23

13

12

1

∑∑

∑∑

∑∑

==

ΩΩΩ

==

==

=

α+α−=

=ϕΘ−+−θ−θ+ϕ−ϕ

α−α−=µ−++ϕθ−−

α+α−=µ−−+ϕθ−−

α−=µ−+

!!

!!

!!

!!

(4.32)

Die Gleichungen (4.29) und (4.32) ergeben ein vollständiges Gleichungssystem zur Bestim-mung der unbekannten Feststoffkinematen und Koeffizientenfunktionen der Flüssigkeit. An-

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96 TRANSFORMATION DER BEWEGUNGSGLEICHUNGEN

hand der folgenden matriziellen Darstellung dieses Gleichungssystems soll nun die „Struktur“sowie mögliche Reduktionen auf einfachere Modelle aufgezeigt werden.

Mit dem gesuchten Verschiebungsvektor aus den 4 Feststoffkinematen und den ∑=

3

1iin Koeffi-

zientenfunktionen der Flüssigkeit

3,2,1i,n2,1mmitw~,w~,w~,,w,w,w ii3rel

m

2rel

m

1rel

m

1321

321

==

ϕ= "

#w (4.33)

und unter Berücksichtigung ausschließlich linearer Terme in den Flüssigkeitsgeschwindig-keiten und –beschleunigungen (4.8) und (4.10) lautet das Gleichungssystem wie folgt:

RwKwKwKwKwKwDwDwMwM =++++++++ '''''''''''' 543212121#####!#!#!!#!!# (4.34)

Die Matrizen dieses Gleichungssystems, die im allgemeinen nicht symmetrisch sind und dieMaterialkonstanten und Flächenwerte enthalten, werden nicht im einzelnen angegeben, son-dern können über die Gleichungen (4.29) und (4.32) ermittelt werden.

Wird eine ausschließlich longitudinale Verschiebung des Feststoffes angenommen und nurdie für eine symmetrische Flüssigkeitsströmung über den Querschnitt relevanten Koeffizien-tenfunktionen zugelassen, so vereinfacht sich das Gleichungssystem maßgebend:

RwKwKwKwDwM ====++++++++++++++++ ''' 321###!#!!# (4.35)

mit dem unbekannten Verschiebungsvektor

==== 3rel

3

2rel

2

1rel

1

1 w~,w~,w~,ww# (4.36)

Die äußere Anregung des Stabes erfolgt entweder über die in dem Vektor R enthaltenenStreckenlasten des Feststoffes oder über zeitveränderliche Randbedingungen.

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97

5 Ein Lösungsverfahren für den Stab mit Flüssig-keit bei longitudinaler Bewegung

5.1 Formulierung des Problems

Im folgenden wird das Lösungsverfahren an einem vereinfachten Modell des Knochens mitausschließlich longitudinaler Bewegung der beiden Komponenten Feststoff und Flüssigkeitbeschrieben. Dieser Betrachtungsweise liegt die Vorstellung zugrunde, daß der Knochen miteiner Vielzahl von longitudinal orientierten und homogen über den Stabquerschnitt verteiltenKanälen versehen ist, die die Knochenflüssigkeit enthalten. Hieraus ergibt sich unter Vorgabehomogener und isotroper Materialeigenschaften ein Modell aus zwei über Interaktionskräftegekoppelten Stäben.

Da nur die longitudinale Bewegung betrachtet wird, kann im folgenden auf die Indizierungder Richtungen verzichtet werden, so daß für die Absolutverschiebung des Feststoffes und dieRelativverschiebung der Flüssigkeit die folgenden Bezeichnungen eingeführt werden:

)t,(w~)t,(u~

)t,(w)t,(u

11rel1rel

111

θ≡θ

θ≡θ(5.1)

Neben den Verformungen werden auch die Geschwindigkeiten und Beschleunigungen linearangenommen, so daß zwischen partieller und materieller Zeitableitung nicht unterschiedenwerden braucht:

)t,(b~)t,(u~

)t,(b)t,(u

)t,(v~)t,(u~

)t,(v)t,(u

11rel1rel

111

11rel1rel

111

θ≡θ

θ≡θ

θ≡θ

θ≡θ

!!

!!

!

!

(5.2)

Die Bewegungsgleichungen (4.32)1 und (4.29)1 reduzieren sich in diesem Fall auf:

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98 EIN LÖSUNGSVERFAHREN FÜR DEN STAB MIT FLÜSSIGKEIT

qΔq~q~'N~

qΔqq'N

T

T

−−−−====++++++++

====++++++++(5.3)

Hierin sind die Stoffgleichungen für die Schnittgrößen und die Interaktionskraft

,u~FαqΔ

)'u~'u(FK~N~

'uEFN

relv

rel

!−−−−====

++++====

====

(5.4)

die Trägheitskräfte

)u~u(Fρ~q~

uFρq

relT

T

!!!!

!!

++++−−−−====

−−−−====(5.5)

sowie die Streckenlasten (Eigengewicht, äußere Last) q~,q in longitudinaler Richtung ent-halten. Die Fläche F beschreibt den gesamten Stabquerschnitt und setzt sich aus den Teil-flächen der beiden Stoffkomponenten zusammen, deren Verhältnis über die Volumenanteilebzw. Porosität definiert ist. Die Stoffkonstanten K~,E und die Dichten ρρ ~, sind auf dieGesamtfläche bezogene Größen, die über die Volumenanteile mit den realen Werten zusam-menhängen (z.B.: REnE = , Rnρ=ρ mit n~1n −= ).

Die Randbedingungen sind an den Stabenden 11 , θθ entweder durch die Verschiebungen Ubzw. relU~ oder durch die äußeren Belastungen P bzw. P~ vorgegeben:

P~N~PN

U~u~Uu

11

11

θθ

relθrelθ

========

========

(5.6)

Die Anfangsbedingungen sind durch die Vorgabe des Verschiebungs- und Geschwindigkeits-zustandes im gesamten Bereich zur Zeit 0t = bekannt:

0rel0trel00t

0rel0trel00t

U~u~Uu

U~u~Uu

!!!! ========

========

========

========

(5.7)

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Das Lösungsverfahren 99

Hiermit ist das vorliegende Anfangswert-Randwert-Problem vollständig beschrieben. Ein Lö-sungsverfahren für dieses Problem wird im nachfolgenden Kapitel beschrieben.

5.2 Das Lösungsverfahren

Der Lösung des beschriebenen Problems wird das Lösungsverfahren nach KANTOROWITSCH

zugrunde gelegt (siehe [HOEBORN 1981]), jedoch im Hinblick auf die Berücksichtigung vonTrägheitskräften und der Lösung eines Schwingungsproblems modifiziert. Zusätzlich wird derBewegungszustand der Flüssigkeit durch die Relativverschiebung beschrieben. Für die Ver-schiebungen werden die folgenden Lösungsansätze gewählt:

)t(f)θ(u~)t,θ(u~u~

)t(f)θ(u)t,θ(uu

nn

1nrel10relrel

nn

1n10

∑∑∑∑

∑∑∑∑

++++====

++++====

(5.8)

Die Absolutverschiebung der Flüssigkeit ergibt sich zu relu~uu~ += . Aufgrund der vorhan-denen Kopplung werden die unbekannten Zeitfunktionen )t(fn für die beiden Komponentenin gleicher Weise angenommen. Es ist zu bemerken, daß eine Phasenverschiebung derSchwingungsantworten beider Stoffe auch bei gleichen Zeitfunktionen durch die Annahmekomplexer Ortsfunktionen beschrieben werden kann.

In (5.8) sind 0rel0 u~,u Orts-Zeit-Funktionen, die die inhomogenen Differentialgleichungenohne die Interaktionskräfte

0q~q~'N~0qq'N

T

00T

00

=++

=++(5.9)

)u~u(F~q~uFq

)'u~'u(FK~N~'uEFNmit

0rel0T

0

0T

0

0rel0

00

0

!!!!

!!

+ρ−=

ρ−=

+=

=

und alle Randbedingungen an den beiden Stabenden 11 θ,θ befriedigen:

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100 EIN LÖSUNGSVERFAHREN FÜR DEN STAB MIT FLÜSSIGKEIT

0000

rel

0

0rel

0

0

P~N~PN

U~u~Uu

11

11

==

==

θθ

θθ

(5.10)

Die Größen nreln u~,u sind linear unabhängige Vergleichsfunktionen, welche die homogenenDiffusionsdifferentialgleichungen einschließlich der Interaktionskräfte

h

T

hh

h

T

hh

qq~'N~qq'N

∆−=+

∆=+(5.11)

α−=∆

+ρ−=

ρ−=

+=

=

nnnrelv

hn

nnrelnT

hn

nnT

h

nn

nreln

hn

nn

h

)t(fu~Fq

)t(f)u~u(F~q~

)t(fuFq

)t(f)'u~'u(FK~N~

)t(f'uEFNmit

!

!!

!!

und die homogenen Randbedingungen

0N~0N

0u~0u

11

11

hh

nreln

==

==

θθ

θθ

(5.12)

befriedigen.

Der gesamte Lösungsansatz (5.8) muß die Bewegungsgleichung (5.3) und die Anfangsbedin-gungen (5.7) im gewichteten Mittel befriedigen. Zur Bestimmung der unbekannten Zeitfunk-tionen )t(f n ist der Ansatz (5.8) in (5.3) einzusetzen, die Gleichung für den Feststoff mit muund die Gleichung für die Flüssigkeit mit mrelmm u~uu~ += zu multiplizieren und über dieStablänge zu integrieren. Für die beiden Stoffkomponenten folgen unter Berücksichtigung derinhomogenen Differentialgleichung (5.9) die virtuellen Arbeiten zu:

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Das Lösungsverfahren 101

∫∑ ∫

∑ ∫∑ ∫

∫∑ ∫

∑ ∫∑ ∫

θ+α+θ+α=

=θ++ρ−θ++

θα−θα−=

=θρ−θ

l1mrelm0relvn

n l1mrelmnrelv

nn l

1mrelmnrelnnn

1mrelml

nreln

l1m0relvn

n l1mnrelv

nn l

1mnnn

1ml

n

d)u~u(u~Ffd)u~u(u~F

fd)u~u()u~u(F~fd)u~u(')'u~u(FK~

duu~Ffduu~F

fduuFfdu''uFE

!!

!!

!!

!!

(5.13)

Die Stoffkonstanten und die Fläche sind über die Stablänge konstant angenommen worden.Werden die beiden so erhaltenen Gleichungen addiert und durch die Fläche geteilt, folgt dieBeziehung:

( )

( ) mvnn

nmvnn

nmnmnmnmnm

nn

nmnmnmnmnm

d~fD~f)D~DC~C(~C

f)B~BA~A(K~AE

α+α=+++ρ+ρ−

++++

∑∑

∑!!!

(5.14)

Hierin sind die folgenden Integralwerte definiert:

1mrell

0relm

1mrell

nrelnm1ml

nrelnm

1mrell

nnm1ml

nnm

1mrell

nrelnm1ml

nrelnm

1mrell

nnm1ml

nnm

du~u~d~

du~u~D~duu~D

du~uC~duuC

du~''u~B~du''u~B

du~''uA~du''uA

θ=

θ=θ=

θ=θ=

θ=θ=

θ=θ=

∫∫

∫∫

∫∫

∫∫

(5.15)

Um die Anfangsbedingungen im gewichteten Mittel zu befriedigen, wird der Ansatz (5.8) in(5.7) eingesetzt. Die Flüssigkeitsbewegung ist jedoch über die Absolutverschiebungen darzu-stellen, da sich nur hierdurch symmetrische Koeffizienten ergeben und die Ausnutzung vonOrthogonalitätsbedingungen ermöglicht wird. Die Anfangsbedingungen lauten somit:

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102 EIN LÖSUNGSVERFAHREN FÜR DEN STAB MIT FLÜSSIGKEIT

( ) 0rel0nn

1nrel1n10rel10

0nn

1n10

U~U)0(f)(u~)(u)0,(u~)0,(u

U)0(f)(u)0,(u

+=θ+θ+θ+θ

=θ+θ

∑(5.16)

( ) 0rel0nn

1nrel1n10rel10

0nn

1n10

U~U)0(f)(u~)(u)0,(u~)0,(u

U)0(f)(u)0,(u

!!!!!

!!!

+=θ+θ+θ+θ

=θ+θ

∑(5.17)

Zur Berechnung der virtuellen Arbeit werden die Anfangsbedingungen (5.16)1 und (5.16)2 mitden jeweiligen Trägheitskräften

)u~u(F~q~

uFq

mrelm2mmT

m2mmT

+ωρ=

ωρ=

(5.18)

multipliziert, in denen bereits der Ansatz tjm

me)t(f ω−= berücksichtigt wurde. Nach der Inte-gration der beiden Gleichungen über die Stablänge und Addition dieser folgt die Bedingungs-gleichung für die Anfangsverschiebung:

( )

)B~BA~A(~A

)0(f)D~DC~C(~C)b~ba~a(~a

mmmmm

nn

nmnmnmnmnmm

0

m

0

m

0

m

0

m

0

+++ρ+ρ=

=+++ρ+ρ++++ρ+ρ ∑(5.19)

Für die Anfangsgeschwindigkeit (5.17) ergibt sich entsprechend der folgende Ausdruck:

( )

)B~BA~A(~A

)0(f)D~DC~C(~C)b~ba~a(~a

mmmmm

nn

nmnmnmnmnmm

0

m

0

m

0

m

0

m

0

!!!!!

!

+++ρ+ρ=

=+++ρ+ρ++++ρ+ρ ∑•

••••

(5.20)

In diesen Gleichungen sind die folgenden Integralwerte enthalten:

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Das Lösungsverfahren 103

1mrell

0relm1ml

0relm

1mrell

0m1ml

0m

1mrell

0relm

0

1ml

0relm

0

1mrell

0m

0

1ml

0m

0

du~U~B~duU~B

du~UA~duUA

du~)(u~b~du)(u~b

du~)(ua~du)(ua

0t0t

0t0t

θ=θ=

θ=θ=

θ=θ=

θ=θ=

∫∫

∫∫

∫∫

∫∫

==

==

(5.21)

Mit der Einführung weiterer Abkürzungen werden die Differentialgleichung (5.14) und dieAnfangsbedingungen (5.19) und (5.20) nochmals vereinfacht:

)t(q)t(fγ)t(fβ)t(fα mnn

nmnn

nmnn

nm !!!! ++++====−−−−−−−− ∑∑∑∑∑∑∑∑∑∑∑∑ (5.22)

mnn

nmm

0

mnn

nmm

0

s)0(fp

s)0(fp

!! =β+

=β+

∑•

(5.23)

Hierin sind die folgenden Abkürzungen definiert:

)B~BA~A(~As

)b~ba~a(~ap

d~q

D~)D~DC~C(~C

)B~BA~A(K~AE

mmmmmm

m

0

m

0

m

0

m

0

m

0

m

0

mvm

nmvnm

nmnmnmnmnmnm

nmnmnmnmnmnm

+++ρ+ρ=

+++ρ+ρ=

α=

α=γ

+++ρ+ρ=β

+++−−=α

(5.24)

Es ist anzumerken, daß nmα aufgrund des Vorzeichenwechsels bei der Ausführung der par-tiellen Integration in (5.15)1-4 positiv definit ist.

Zur Bestimmung der unbekannten Zeitfunktionen )t(fn ergeben sich aus (5.22) und (5.23) fürn...,2,1m ==== somit n gekoppelte Differentialgleichungen sowie jeweils n algebraische Glei-

chungen für die Anfangsbedingungen )0(fn und )0(fn! .

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104 EIN LÖSUNGSVERFAHREN FÜR DEN STAB MIT FLÜSSIGKEIT

Um das Gleichungssystem zu entkoppeln, sind zunächst die Symmetrieeigenschaften der Inte-gralwerte auszunutzen und daraufhin mit speziellen Forderungen an die Vergleichsfunktionen

nreln u~,u die Orthogonalitätsbedingungen zu formulieren.

Nach Anwendung des GREENschen Integralsatzes auf die Integralwerte nmA und nmB~ in(5.15) folgt unter Beachtung der Randbedingungen deren Symmetrie und Selbstadjungiert-heit: mnnm AA = bzw. mnnm B~B~ = . Wird die Beziehung mnnm A~B = in (5.24)1 berücksichtigt,ergibt sich aufgrund der Symmetrie des daraus folgenden Ausdrucks mnnm A~A~ + auch dieSymmetrie und Selbstadjungiertheit von nmα :

mnnm α=α (5.25)

Nach entsprechender Vorgehensweise folgt, daß auch (5.24)2 selbstadjungiert ist:

mnnm β=β (5.26)

Die Symmetrie von nmD~ in (5.15) führt zudem auf die Beziehung:

mnnm γ=γ (5.27)

Zur Herleitung der Orthogonalitätsbedingungen wird neben den in (5.11) und (5.12) formu-lierten Forderungen für die Vergleichsfunktionen nreln u~,u die Annahme reeller Eigenformengetroffen. Hierzu ist es erforderlich, die allgemeine Dämpfung nmγ in einen die RAYLEIGH-dämpfung beschreibenden Anteil nmγ

" (Linearkombination aus massen- und steifigkeitspro-portionalen Termen) und in einen Restterm nmγ aufzuspalten:

mnmnnm γ+γ=γ " (5.28)

Unter Vorgabe der RAYLEIGHdämpfung kann das Gleichungssystem (5.22) orthogonalisiertwerden. Der Restterm wird, multipliziert mit der aktuellen Geschwindigkeit, als zusätzliche„äußere Kraft“ auf der rechten Seite berücksichtigt. Auf das Lösungsverfahren wird späternoch eingegangen.

Zur Ermittlung der Orthogonalitätsbedingungen werden die Lösungsansätze ∑ ω−=n

tjn

neuu

bzw. ∑ ω−=n

tjnrelrel

neu~u~ in (5.11)1,2 eingesetzt und entsprechend der oben geschilderten Vor-

gehensweise die virtuelle Arbeit gebildet, was auf die Beziehung

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Das Lösungsverfahren 105

02n

nnm

nnm =ωβ−α ∑∑ (5.29)

führt. Das Vertauschen der Indizes n und m in (5.29) liefert zusätzlich die Beziehung:

02m

nmn

nmn =ωβ−α ∑∑ (5.30)

Werden die beiden Gleichungen subtrahiert, folgen

( ) 02m

2nnm =ω−ωβ (5.31)

und hieraus unter Ausnutzung der Symmetrieeigenschaften die Orthogonalitätsbedingungen:

mn0nm ≠=β (5.32)

Aus (5.29) folgt dann mit (5.32) auch:

mn0nm ≠=α (5.33)

Mit Hilfe der Orthogonalitätsbedingungen kann das Gleichungssystem (5.22) entkoppelt wer-den. Es folgt jeweils eine Bestimmungsgleichung für die unbekannten Zeitfunktionen )t(f n :

)t(q)t(fγ)t(fβ)t(fα nnnnnnnnnn !!"!! ++++====−−−−−−−− (5.34)

Die Gleichung (5.34) wird hier noch in die allgemeine Darstellungsform überführt:

nn

nn

2nnnnn

qff2fβ−=ω+ωξ+!!!! (5.35)

mit

nn

nnn

nnn

nnn 2

βα

βωγ

=ξ"

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106 EIN LÖSUNGSVERFAHREN FÜR DEN STAB MIT FLÜSSIGKEIT

Die Anfangsbedingungen ergeben sich unter Berücksichtigung der Orthogonalitätsbedingung(5.32) in den Gleichungen (5.23) zu:

nn

n

0

nn

nn

nn

n

0

nn

nn

ps)0(f

ps)0(f

β−

β=

β−

β=

!!

(5.36)

Die allgemeine Lösung der Differentialgleichung (5.35) lautet unter Berücksichtigung derAnfangsbedingungen (5.36) für die beiden Fälle einer unter- und einer überkritischen Däm-pfung bekanntlich:

(((( ))))

(((( )))) 1ξτd)τt(ωsine)τ(qωβ1

)tωcosh()0(f)tωsinh(ω

ωξ)0(f)0(fef

1ξτd)τt(ωsine)τ(qωβ1

)tωcos()0(f)tωsin(ω

ωξ)0(f)0(fef

Dn)τt(ωξ

t

0n

Dnnn

DnnDnnD

nnnntωξn

Dn)τt(ωξ

t

0n

Dnnn

DnnDnDn

nnnntωξn

nn

nn

nn

nn

>>>>−−−−−−−−++++

++++

++++====

<<<<−−−−−−−−++++

++++

++++====

−−−−−−−−

−−−−

−−−−−−−−

−−−−

∫∫∫∫

∫∫∫∫

!

!

!

!

(5.37)

Hierin ist die gedämpfte Eigenkreisfrequenz n2

nD 1 ωξ−=ω und der Wert n2

nD 1ˆ ω−ξ=ω

definiert.

Während der erste Term der Lösung aufgrund der Dämpfung mit der Zeit abklingt, beschreibtder zweite Term die Schwingungsanregung durch die Größe )t(q n! , die aus der Geschwindig-keitsdifferenz der inhomogenen Lösungen von (5.9) resultiert und den Kopplungseffekt durchdie Interaktionskräfte beinhaltet.

Die Gesamtlösungen für die beiden Komponenten Feststoff und Flüssigkeit folgen nachEinsetzen der Zeitfunktion (5.37) in die Verschiebungsansätze (5.8), auf deren Darstellunghier verzichtet wird.

In (5.35) ist nnγ" die neu eingeführte RAYLEIGHdämpfung, die über die Proportionalitäts-

konstanten an die gegebene Dämpfung nnγ anzupassen ist:

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Ein Sonderfall bei Vernachlässigung der Trägheitskräfte 107

nnnnnn ba β+α=γ" (5.38)

Der Restterm der Dämpfung

nnnmnmˆ γ−γ=γ " (5.39)

kann über die im folgenden beschriebene iterative Vorgehensweise berücksichtigt werden.

Zunächst wird die Gleichung (5.35) in einem ersten Schritt 1i = unter Vorgabe der RAY-LEIGHdämpfung nnγ

" gelöst und die Geschwindigkeit )t(f )1(n! berechnet. Der Dämpfungsterm

nmγ wird daraufhin mit dieser Geschwindigkeit multipliziert und als zusätzliche Kraft auf dierechte Seite der Bestimmungsgleichung geschrieben:

)t(fβγ

βq

fωfωξ2f )i(m

m nn

nm

nn

n)1i(n

2n

)1i(nnn

)1i(n

!!!!! ∑∑∑∑−−−−−−−−====++++++++ ++++++++++++ (5.40)

Für das modifizierte Gleichungssystem wird im nächsten Schritt eine neue Schwingungs-antwort )t(f )1i(

n++++! entsprechend (5.37) ermittelt, mit der wieder die rechte Seite über die

Dämpfungskraft korrigiert wird und so fort. Die Berechnung wird solange fortgesetzt, bis dieLösung die vorgegebene Genauigkeit erreicht.

5.3 Ein Sonderfall bei Vernachlässigung der Trägheits-kräfte

Werden die Trägheitskräfte in den Gleichungen (5.3) vernachlässigt, läßt sich entsprechendder vorherigen Vorgehensweise eine exakte analytische Lösung finden. Für das hier betrach-tete gekoppelte Gleichungssystem

qq~'N~

qq'N

∆−=+

∆=+(5.41)

wird der gleiche Lösungsansatz (5.8) gewählt. Die Herleitung folgt dem in Kapitel 5.2 be-schriebenen Lösungsweg und kann somit kurz gehalten werden. Mit den für das nachfolgendeAnwendungsbeispiel gewählten Randbedingungen

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108 EIN LÖSUNGSVERFAHREN FÜR DEN STAB MIT FLÜSSIGKEIT

0N~PN

0u~0u

ll

0rel0

11

11

==

==

=θ=θ

=θ=θ

(5.42)

und Vernachlässigung der Streckenlasten ( 0q~,0q ======== ) lautet die Lösung der inhomogenenDifferentialgleichungen ohne Kopplung:

0θFK~)t(P~)t,θ(u~

θFE)t(P)t,θ(u

110

110

========

====

(5.43)

Während bei dem allgemeinen Problem aus Kapitel 5.2 die Schwierigkeit darin bestand, diehomogene Lösung bzw. die hierzu notwendigen Vergleichsfunktionen aus dem partiellenDifferentialgleichungssystem zu bestimmen, können diese für den hier betrachteten Sonder-fall aus einer einzigen gewöhnlichen Differentialgleichung ermittelt werden. Diese wird durchdie Addition der beiden homogenen Gleichungen (entsprechend (5.11) ohne Trägheitsterme)

nrelvnreln

nrelvn

u~Fα')'u~u(FK~

u~Fα''uFE

!

!

====++++

−−−−====(5.44)

gebildet:

nnreln ''uE')'u~u(K~ −=+ (5.45)

Nach der Integration von (5.45) ergibt sich folgende Beziehung

n21n1nnrel ddu1K~Eu~ +θ+

+−= , (5.46)

die in (5.44)1 eingesetzt und unter Berücksichtigung des Ansatzes tn

ne)t(f λ−= zu der Bestim-mungsgleichung für die Vergleichsfunktionen nu führt:

)dθd(Eλα

uK~EK~Eλα''u n21n1

vnvn ++++====++++++++ (5.47)

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Ein Sonderfall bei Vernachlässigung der Trägheitskräfte 109

Die Lösung der Differentialgleichung (5.47) lautet bekanntlich

)dd(K~E

K~)cos(c)sin(cu n21n11n21n1n +θ+

+θµ+θµ= (5.48)

mit K~EK~E

v+λα=µ ,

und die Lösung für die Vergleichsfunktionen der Flüssigkeit folgt hiermit zu:

(((( )))))θμcos(c)θμsin(cK~

K~Eu~ 1n21n1nrel ++++++++−−−−==== (5.49)

Mit den homogenen Randbedingungen

0)l(N~0)l(N

0)0(u~0)0(u

nn

nreln

========

========(5.50)

folgt unmittelbar 0dc n2n2 == und damit

.0)lcos(cK~

K~E

0ldK~E

K~)lcos(c

n1

n1n1

=µµ+−

=+

+µµ

(5.51)

Die Linearkombination der beiden Gleichungen liefert 0d n1 = . Eine nichttriviale Lösung deshomogenen Gleichungssystems ist somit nur für 0)lcos( =µ vorhanden, woraus sich die fol-genden Eigenwerte ergeben:

π⋅−=µl21n2 (5.52)

Die Vergleichsfunktionen für den Feststoff und die Flüssigkeit folgen hiermit aus (5.48) und(5.49):

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110 EIN LÖSUNGSVERFAHREN FÜR DEN STAB MIT FLÜSSIGKEIT

θ

⋅π−+−=

θ

⋅π−=

1n1nrel

1n1n

l2)1n2(sin

K~K~Ecu~

l2)1n2(sincu

(5.53)

Zur Berechnung der unbekannten Zeitfunktionen )t(f n werden aus den Gleichgewichtsbedin-gungen (5.44) über die virtuellen Arbeiten die Bestimmungsgleichungen äquivalent zu (5.14)aufgestellt:

( ) mvnn

nmvnn

nmnmnmnmnm d~fD~f)B~BA~A(K~AE•

α+α=++++ ∑∑ ! (5.54)

Die hierin enthaltenen Integralwerte wurden bereits in (5.15) erklärt.

Die in Kapitel 5.2 beschriebenen Symmetrieeigenschaften gelten ohne Einschränkungen undführen zu den Orthogonalitätsbedingungen:

0D~

mnfür0B~BA~A

0A

nm

nmnmnmnm

nm

=

≠=+++

=

(5.55)

Hiermit läßt sich das Gleichungssystem entkoppeln und liefert mit den Abkürzungen (5.24)die n Bestimmungsgleichungen für die Zeitfunktionen:

nn

nnn

nn

nnnn mit

qff

γα

=ζγ

−=ζ+!! (5.56)

Die Anfangsbedingungen werden für den betrachteten Sonderfall ausschließlich durch dieVerschiebungen der beiden Komponenten zur Zeit 0t ==== vorgegeben:

0rel0trel

00t

U~u~

Uu

=

=

=

=

(5.57)

Zur Bildung der virtuellen Arbeit werden die Anfangsbedingungen über die Absolutverschie-bungen dargestellt und mit den jeweiligen Verschiebungen mu und mrelm u~u + multipliziert.Die beiden Gleichungen werden daraufhin über 1θ integriert und addiert (entsprechend der

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Ein Sonderfall bei Vernachlässigung der Trägheitskräfte 111

Herleitung von (5.23)1). Werden die virtuellen Verschiebungen vertauscht, ergibt sich eineweitere Gleichung. Nach Subtraktion dieser Gleichung von der ersten folgen unter Ausnut-zung der Orthogonalitätsbedingungen die Zeitfunktionen der Anfangsbedingungen:

nn

n

nn

nvn γ

)0(qγ

B~α)0(f −−−−==== (5.58)

Die Lösung der Differentialgleichung (5.56) lautet unter Berücksichtigung der Anfangsbe-dingungen (5.58) bekanntlich:

τde)τ(qeγζ

B~αγ

)t(q)t(f τζ

t

0n

nn

ntζ

nn

nv

nn

nn

nnn ∫∫∫∫−−−−−−−− ++++++++−−−−==== (5.59)

Wird der Stab mit einer zeitlich konstanten Last beaufschlagt, die zur Zeit 0t ==== sprungartigaufgebracht wird, dann ist nq ebenfalls konstant und die Lösung kann in die folgende ein-fache Form überführt werden:

nn

n

nn

nvn

neγ

)t(qγ

B~α)t(f −−−−

−−−−==== (5.60)

Die Verschiebungen des Feststoffes und der Flüssigkeit sind aus dem Lösungsansatz (5.8)nach Einsetzen der Zeit- und Vergleichsfunktionen zu berechnen, auf dessen Darstellung hierverzichtet wird.

Zur Betrachtung der Lösung im Fall einer harmonischen Anregung ist es sinnvoll, die Bestim-mungsgleichung für die Zeitfunktionen nf in den Frequenzbereich zu transformieren. Mitden Ansätzen für die Zeitfunktion und den Interaktionsterm

tjnn

tjnn

eQ)t(q

eF)t(f

Ω

Ω

=

=(5.61)

folgt aus (5.56) über die FOURIERtransformation die Bestimmungsgleichung im Frequenzbe-reich:

nn

n22

n

nn

Q)j(j)(F

γΩ+ζΩ−ζΩ

−=Ω (5.62)

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112 EIN LÖSUNGSVERFAHREN FÜR DEN STAB MIT FLÜSSIGKEIT

Hierin ergibt sich für den Interaktionsterm mit der für das nachfolgende Beispiel getroffenenAnnahme, daß die äußere Belastung mit der Amplitude P nur auf den Feststoff wirkt, derAusdruck

1mrell

1vn θdu~θαEPQ ∫∫∫∫==== . (5.63)

Die Gesamtlösungen für die Verschiebungen der beiden Stoffkomponenten berechnen sichaus der Transformation der Gleichungen (5.8) und lauten mit der FOURIERtransformation derinhomogenen Lösungen (5.43) )(U0 Ω und )(U~ 0 Ω :

)(F)(u~),(U~),(U~

)(F)(u),(U),(U

nn

1n101

nn

1n101

Ωθ+Ωθ=Ωθ

Ωθ+Ωθ=Ωθ

∑(5.64)

Die Ausdrücke 00 U~,U und nF sind komplexe Funktionen und stellen das Übertragungsver-halten des Systems bei einer harmonischen Belastung abhängig von der Anregungsfrequenzdar.

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113

6 Anwendungsbeispiel

6.1 Modellbeschreibung

Dynamische Untersuchungen des Femurs im Vorfeld haben gezeigt, daß sowohl bei einerphysiologischen Belastung (Gehen: ca. 1 Hz) als auch bei einer Impulsbelastung infolgesportlicher Tätigkeiten oder eines Unfalls (Impulsdauer bis ca. 5 ms) die Trägheitskräfte ver-nachlässigbar sind, da sich die „Anregungsfrequenz“ bei Betrachtung von Stablängsschwin-gungen weit im unterkritischen Bereich befindet. Somit werden im folgenden die Verformun-gen und Spannungen des Knochenmodells mit Hilfe der in Kapitel 5.3 hergeleiteten Lösungzunächst für eine quasistatische Belastung mit einer Sprungfunktion und darauffolgend füreine dynamische Belastung mit einer Impulsanregung sowie einer harmonischen Anregungberechnet. Die Untersuchungen sollen unter anderem einen Aufschluß über den Einfluß derPorosität und des Diffusionskoeffizienten der Knochenstruktur auf die Verformungscharak-teristik geben. Die erforderlichen Berechnungsroutinen sind mit dem symbolischen und nu-merischen Gleichungslöser MATHCAD erstellt worden.

Der Oberschenkelknochen (Femur) wird als gerader Stab aus einem Feststoffgewebe undeiner Flüssigkeit betrachtet, der am unteren Ende fest eingespannt ist und an seinem freienEnde mit der Belastung P(t) beaufschlagt wird (siehe Bild 6.1). Die Last P wirkt dabei nur aufden Feststoff. Die Porenflüssigkeit kann bei einer Belastung des Knochens aus diesem austre-ten, was in dem Stabmodell durch die Randbedingung 0)l(N~ ==== am oberen Stabende beschrie-ben wird.

Für die Länge des Stabes wird die Abmessung des stabförmigen Schaftbereich des Femurs(Diaphyse) mit cm40l ==== gewählt. Die ringförmige Querschnittsfläche des Röhrenknochenswird näherungsweise über der Stablänge als konstant angenommen und mit einem mittlerenWert von ²cm4.4F = beschrieben. Das Flächenverhältnis zwischen Feststoff und Flüssigkeitentspricht dem Volumenverhältnis bzw. der Porosität, die sich, wie im Kapitel 2 erläutert,hauptsächlich aus den Anteilen des vaskularen (HAVERSsche Kanäle) und des lakunarenPorenvolumens (Lakunen und Canaliculi) zusammensetzt. Hier werden die beiden Bereicheunterschiedlicher Porenstrukturen näherungsweise zu einer einheitlichen, homogen verteiltenPorosität zusammengefaßt, die %10n~ ==== beträgt.

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114 ANWENDUNGSBEISPIEL

Bild 6.1: Stabmodell für den Knochen mit Randbedingungen im unverformten und verform-ten Zustand

Die elastischen Eigenschaften der Struktur werden durch den eindimensionalen Steifemodul Edes Knochenfeststoffes und den Kompressionsmodul der Flüssigkeit K~ beschrieben. Dieseauf die Gesamtfläche bezogenen Elastizitätswerte werden anhand der Volumenanteile aus denwirklichen (realen) Werten berechnet. Für den kortikalen Knochen wird nach Angaben von[MAK 1997, COWIN 1999] der reale Elastizitätsmodul GPa16E R = gewählt und für die Flüs-sigkeit der Kompressionsmodul von salzhaltigem Wasser mit GPa3.2K~ R ==== zugrunde gelegt.Somit ergeben sich die für die Rechnung erforderlichen Elastizitätswerte zu =−= )n~1(EE R

GPa4.14 und GPa25.0n~K~K~ R == .

Der Diffusionskoeffizient k~

vη=α hängt zum einen von der Viskosität der Flüssigkeit η~ und

zum anderen von der Permeabilität k ab, die allein durch die Porenstruktur beschrieben wird.

Für die Viskosität wird der Wert von salzhaltigem Wasser mit smkg310η~ −−−−==== angenommen.

Aufgrund der hier verwendeten Modellbeschreibung sind Daten zur spezifischen Permeabi-

lität aus der Literatur nur eingeschränkt übertragbar, da dieser Größe aufgrund der Diffusions-

länge des gesamten Stabes hier eine andere Bedeutung zukommt. Basierend auf den Unter-

suchungen verschiedener Gewebe und Porenstrukturen von [COWIN 1999, LAI 1980, MAK

1997] und einer Ähnlichkeitsbetrachtung der unterschiedlichen Diffusionslängen wird

4mNs7

v 105α ⋅⋅⋅⋅==== gewählt.Den folgenden Berechnungen für die verschiedenen Belastungsfunktionen wird eine maxi-male Druckbelastung von N8000P ==== zugrunde gelegt, die einer physiologischen Beanspru-chung des Femurs (z.B. beim Springen) entspricht [SUBKE 1997].

N(l) = -P(t)

N(l) = 0

u(0) = 0u(0) = 0

l

θθθθ1

~

~

P(t)

θθθθ1

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Berechnungen für eine sprungartige Belastung 115

6.2 Berechnungen für eine sprungartige Belastung

Anhand einer quasistatischen Belastung des Knochens mit einer Heaviside-Sprungfunktionwerden im folgenden die Einflüsse der Porosität und des Diffusionswiderstandes erläutert.Hierzu wird die Lösung (5.60) verwendet, die für den Sonderfall einer zeitunabhängigen Be-lastung mit der Sprungfunktion in Kapitel 5.3 beschrieben wurde.

Im Bild 6.2 sind die Verschiebungen des Feststoffes und der Flüssigkeit am oberen Stabendelθ1 ==== über der Zeit aufgetragen. Beide Stoffe erfahren nach der Lastaufbringung zur Zeit++++==== 0t die gleiche Anfangsverschiebung von mm49.0)0(u~)0(u −−−−======== ++++++++ . Während sich der

Feststoff nur noch wenig in Belastungsrichtung verschiebt, entspannt sich die komprimierteFlüssigkeit und nähert sich asymptotisch dem unverformten Ausgangszustand an.

Bild 6.2: Verschiebungen von Feststoff und Flüssigkeit infolge einer sprungartig aufgebrach-ten Druckbelastung

Die Geschwindigkeit mit der die Flüssigkeit aus dem porösen Medium austritt hängt vorallem von der Porosität und dem Diffusionskoeffizienten ab (siehe Bild 6.3 und 6.5). ZurBeschreibung derartiger Entspannungsprozesse von Flüssigkeiten wird allgemein die Relaxa-tionszeit eingeführt, die der Zeitspanne entspricht, in der der Flüssigkeitsdruck näherungs-weise wieder den Ausgangszustand erreicht. Die Bedeutung dieser Größe wird deutlich, wenndie Struktur einer dynamischen Belastung (siehe Kapitel 6.4) unterworfen wird, die zu einerhöheren Verformungsgeschwindigkeit führt als die von der Flüssigkeit benötigte Relaxations-zeit. Hierdurch wird das Austreten der Flüssigkeit aus dem Porenkörper behindert, womit sichein Druck in den Poren aufbaut, der unter anderem eine unterstützende Wirkung auf dasFeststoffgewebe ausübt und die Gesamtsteifigkeit des Knochens etwas erhöht. Der Effekt

0.1

]mm[

u~,u

0 0.050.6

0.4

0.2

0

]s[t

Flüssigkeit

Feststoff

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116 ANWENDUNGSBEISPIEL

eines Zuwachses des Porendrucks bei einer charakteristischen Frequenz kann mit dem aus derRegelungstechnik bekannten Hochpaßfilter beschrieben werden, wobei die sogenannte Eck-frequenz dem Kehrwert der Relaxationszeit entspricht.

Die Abhängigkeit der Verschiebungen am oberen Stabende lθ1 ==== beider Komponenten vonder Porosität ist den Bildern 6.3 und 6.4 zu entnehmen. Mit Zunahme der Porosität ( %,5n~ ====

%20und%10 ) nimmt die Steigung der Flüssigkeitskurve zu, das heißt, daß der spannungs-freie Ausgangszustand in einer kürzeren Zeit erreicht wird. Die Feststoffverformung nimmtwegen der reduzierten Gesamtsteifigkeit der Struktur etwas zu, da sich das Flächenverhältnisäquivalent zur Porosität verändert.

Bild 6.3: Verschiebung des Feststoffes und der Flüssigkeit für verschiedene Porositäten%20und%10%,5n~ ====

Bild 6.4: Verschiebung des Feststoffes zur Zeit ++++==== 0t und ∞∞∞∞====t über der Porosität

++++==== 0t

∞∞∞∞====t]mm[

u

0 20 401

0.8

0.6

[%]n~

0.4

]mm[

u~,un~

0 0.050.6

0.4

0.2

0

]s[t

Flüssigkeit

Feststoffn~

0.1

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Berechnungen für eine sprungartige Belastung 117

Das Relaxationsverhalten der Porenflüssigkeit ist vor allem von dem Diffusionskoeffizientenabhängig, was anhand der Verschiebungs- und Spannungs-Zeit-Funktionen am oberen Stab-ende lθ1 ==== in den Bildern 6.5 und 6.6 veranschaulicht wird. Mit der Zunahme des Diffusi-onswiderstandes verlangsamt sich folglich der Relaxationsprozeß und die Flüssigkeit erreichtdeutlich später den belastungsfreien Ausgangszustand. Hieraus resultiert eine unterstützendeWirkung auf den Feststoff kurz nach der Lastaufbringung, was sich in der Spannungs-Zeit-Funktion (Bild 6.6) niederschlägt. Die zu erkennende Abnahme der Steigung im Spannungs-verlauf mit Zunahme des Diffusionskoeffizienten ist besonders bei einer zeitveränderlichenAnregung von Bedeutung (siehe Kapitel 6.3).

Bild 6.5: Verschiebungen des Feststoffes und der Flüssigkeit über der Zeit für unterschied-liche Diffusionskoeffizienten ( 4m

Ns877v 10,105,105.2α ⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅==== )

a) b)

Bild 6.6: Reale Normalspannungen des a) Feststoffes und b) der Flüssigkeit über der Zeit fürunterschiedliche Diffusionskoeffizienten ( 4m

Ns877v 10,105,105.2α ⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅==== )

vα][MPa

0 0.05t [s]

20.3

20.2

20.1

20

19.9

19.8

0.1

][MPa

τ~R

0 0.05t [s]

4

3

2

1

0

0.1

0 0.05t [s]

0.6

0.4

0.2

0

0.1

Flüssigkeit

Feststoff

]mm[

u~,u

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118 ANWENDUNGSBEISPIEL

6.3 Berechnungen für eine zeitveränderliche Belastung

Nachfolgend werden die Struktureigenschaften anhand zeitveränderlicher Druckbelastungenmit einem Sinusimpuls sowie einer harmonischen Anregung untersucht. Hierzu wird die inKapitel 5.3 beschriebene allgemeine Lösung (5.59) bzw. (5.62) verwendet.

In den Bildern 6.7 sind für eine Impulsanregung mit der Impulsdauer 50TΔ ==== bzw. ms5(äquivalent einer halben Sinusperiode mit f = 10 bzw. 100 Hz) die Verschiebungen des Fest-stoffes und der Flüssigkeit am oberen Stabende lθ1 ==== über der Zeit aufgetragen. Die durchdie viskosen Interaktionskräfte hervorgerufene Kopplung führt zu einer zeitlichen Verzöger-ung der Flüssigkeitsbewegung. Nach der Entlastung fließt die durch die Kompression heraus-gedrückte Flüssigkeit wieder in den Knochen zurück.

a) b)Bild 6.7: Verschiebungen infolge einer Belastung mit einem Sinusimpuls der Impulsdauer

ms50TΔ)a ==== und b) ms5TΔ ====

Der Einfluß des Diffusionskoeffizienten wird in den Bildern 6.8 und 6.9 anhand der Verschie-bungs-Zeit- und der Verschiebungs-Orts-Funktionen dokumentiert, die für die beiden Impuls-dauern ms5und50TΔ ==== dargestellt sind. Mit der Zunahme des Diffusionswiderstandes undsomit der Interaktionskräfte nähert sich die Flüssigkeitsverschiebung der Verformung desFeststoffes an.

]s[t0 0.05

0.6

0

Flüssigkeit0.2

0.1

Feststoff0.4

0.2]mm[

u~,u

]s[t

Flüssigkeit

]mm[

u~,u

0 0.0050.6

0.4

0.2

0

0.2

Feststoff

0.01

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Berechnungen für eine zeitveränderliche Belastung 119

a) b)

Bild 6.8: Verschiebungs-Zeit-Funktionen für unterschiedliche Diffusionskoeffizienten( ,105.2α 7

v ⋅⋅⋅⋅==== 4mNs87 10,105 ⋅⋅⋅⋅ ), Impulsdauer: a) ms50TΔ ==== und b) ms5TΔ ====

Bild 6.9: Verschiebungs-Orts-Funktionen (Impulsdauer 05.0TΔ ==== ) zur Zeit s025.0t ==== fürunterschiedliche Diffusionskoeffizienten ( 4m

Ns877v 10,105,105.2α ⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅==== )

In den Bildern 6.10 und 6.11 sind die realen Spannungen der beiden Komponenten für eineAnregung mit der Impulsdauer ms5TΔ ==== sowie im letzteren auch mit ms50TΔ ==== darge-stellt. Abhängig von der Belastungsgeschwindigkeit, bzw. antiproportional zur Impulsdauer,wird ein Teil der auf den Stab wirkenden Last von der Flüssigkeit getragen, womit eineunterstützende Wirkung auf das Knochengewebe entsteht. Diese ist aufgrund der niedrigenPorosität sehr gering, so daß die Variation des Diffusionskoeffizienten in dem hier betrachte-ten Bereich keinen nennenswerten Einfluß aufzeigt. Für eine größere Porosität von 70 %, wiesie im Bereich der Epiphysen anzutreffen ist, ist die entlastende Wirkung auf das Knochen-gewebe im Bild 6.12 dargestellt.

Flüssigkeit

]mm[

u~,u

0 100 200 300 4000.6

0.4

0.2

0

Feststoff

Flüssigkeit

]mm[

u~,uvα

]mm[θ1

0 0.0050.6

0.4

0.2

0

0.2

]mm[

u~,u

Feststoff

Flüssigkeit

0.01]s[t

Flüssigkeit

]s[t

]mm[

u~,u

0 0.050.6

0

0.1

0.2

0.4

0.2

Feststoff

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120 ANWENDUNGSBEISPIEL

Bild 6.10: Spannung des Feststoffes infolge eines Sinusimpulses mit der Impulsdauerms5TΔ ==== (Variation vα ohne nennenswerten Einfluß)

a) b)Bild 6.11: Spannung der Flüssigkeit infolge eines Sinusimpulses mit der Impulsdauer

a) ms50TΔ ==== und b) ms5T =∆ ( 4mNs877

v 10,105,105.2α ⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅==== )

Bild 6.12: Bezogene Spannungen des Feststoffes und der Flüssigkeit infolge eines Sinus-impulses mit der Impulsdauer ms5TΔ ==== für eine Porosität von %70n~ ====( 4m

Ns877v 10,105,105.2α ⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅==== )

][MPa

0 0.005t [s]

20

10

0

0.01

][τ~

MPa

R vα

0 0.005t [s]

4

2

0

2

0.01

][τ~,τ

MPa

0 0.005t [s]

10

0

0.01

Flüssigkeit

Feststoff

0 0.05t [s]

4

2

0

2

0.1

][τ~

MPa

R

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Berechnungen für eine zeitveränderliche Belastung 121

Die Relativverschiebung der Flüssigkeit am oberen Rand des Stabes ist in Bild 6.13 für ver-schiedene Diffusionskoeffizienten über der Zeit aufgetragen.

Bild 6.13: Relativverschiebung der Flüssigkeit bei lθ1 ==== (Impulsdauer s005.0TΔ ==== ) fürunterschiedliche Diffusionskoeffizienten ( 4m

Ns877v 10,105,105.2α ⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅==== )

Das Übertragungsverhalten für eine harmonische Belastung des Knochens ist im Bild 6.14anhand der Verschiebungen der Flüssigkeit über der Anregungsfrequenz in doppelt logarith-mischer Darstellung zu sehen. Hierzu wurde die Bewegungsgleichung in den Frequenzbereichtransformiert (siehe Gleichung (5.64)).

Bild 6.14: Übertragungsfunktionen der Flüssigkeitsverschiebung für die Diffusionskoeffi-zienten 4m

Ns877v 10,105,105.2α ⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅==== im doppelt-logarithmischen Maßstab

Der Kurvenverlauf zeigt die Eigenschaften des beschriebenen Hochpaßfilters. Die Eckfre-quenz - graphisch durch den Schnittpunkt der Tangenten an die beiden linearen Bereiche einer

]mm[

u~relvα

0 0.0050

0.1

0.2

0.3

]s[t0.01

]mm[

U~

]Hz[f1 10 100 1000

0.01

0.1

1

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122 ANWENDUNGSBEISPIEL

Kurve definiert – verschiebt sich mit der Zunahme des Diffusionswiderstandes zu niedrigerenFrequenzen. Eine entsprechende Charakteristik weisen auch die Flüssigkeitsspannungen auf,auf dessen Darstellung hier verzichtet wird. Wie auch die Verschiebungen nehmen die Span-nungen der Flüssigkeit mit steigender Belastungsgeschwindigkeit bis zur Eckfrequenz zu undtragen bei hohen Anregungsfrequenzen zu einer Entlastung des Knochenfeststoffes bei. Dieentlastende Wirkung ist bei Knochengewebe mit einer hohen Porosität, wie die Spongiosa,von Bedeutung. Spannungen mit einer hohen Frequenz werden durch den Kopplungseffektmit der Flüssigkeit somit „herausgefiltert“.

Für einen Knochen mit einer Porosität von 70 % sind die Verschiebungen und Spannungendes Feststoffes und der Flüssigkeit in dem Bild 6.15 über der Frequenz dargestellt. Zur Ver-deutlichung der entlastenden Wirkung auf den Knochenfeststoff, sind die Verschiebungen undSpannungen linear über dem Logarithmus der Frequenz aufgetragen.

Bild 6.15: Übertragungsfunktionen der Verschiebungen und der Spannungen von spongiö-sem Knochen ( %70n~ = ) für die Diffusionskoeffizienten 77

v 105,105.2α ⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅⋅====und 4m

Ns810

6.4 Diskussion der Ergebnisse

Die Untersuchungen an dem Stabmodell des Knochens haben gezeigt, daß trotz der verein-fachten Modellabbildung einige interessante Effekte des realen Knochens gut wiedergegebenwerden konnten. Zum einen ist bei einer zeitveränderlichen Belastung eine erhöhte Zunahmedes Porenflüssigkeitsdruckes zu verzeichnen, wenn bei zunehmender Anregungsfrequenz eineRelaxation des Flüssigkeitsdruckes erschwert wird. Zum anderen trägt dieser Effekt durch dieInteraktionskräfte zu einer, wenn auch geringen, Entlastung des Knochenfeststoffes bei. Die

]Hz[f1 10 100 1000

0

5

10

15

20

[[[[ ]]]]MPa

τ~,τvα

Feststoff

Flüssigkeit

1 10 100 1000

0.5

1

1.5

2

]Hz[f

]mm[

U~,U

Flüssigkeit

Feststoff

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Diskussion der Ergebnisse 123

Reduktion der Feststoffspannungen ist jedoch wesentlich von der Porosität und dem Diffu-sionskoeffizienten abhängig und kann bei einem großen Porenvolumen, wie z.B. im spon-giösen Knochen, bedeutsam werden. Für den Diffusionskoeffizienten sind aufgrund derkomplexen Knochenstruktur und Schwierigkeiten bei der experimentellen Bestimmung keinegesicherten Daten vorhanden und somit eine große Streubreite möglich. Die Variation desDiffusionskoeffizienten bei den Berechnungen hat den Einfluß der Kopplung beider Stoffeaufgezeigt.

Die Flüssigkeitsbewegung ruft zudem durch die viskosen Interaktionskräfte eine Dämpfunghervor, die große Belastungsspitzen infolge stoßartiger Belastungen abschwächt und somit dieEntstehung von Schäden in dem Knochengewebe reduziert. Dieser Dämpfungseffekt ist inden volumigen Gelenkköpfen (Epiphysen) des Femurs mit einer sehr hohen Porosität (Spon-giosa: bis zu 70 %) besonders ausgeprägt.

Der Porenflüssigkeitsdruck ist auch für die Beschreibung knochenspezifischer Wachstums-und Umbauprozesse von Bedeutung. Der mit dem Modell ermittelte maximale Porendruckbeträgt für die gewählte Belastung ca. 3 kPa für eine Porosität von 10 % bzw. ca. 5 kPa füreine Porosität von 70 % und liegt in dem Bereich des vascularen Porendrucks, wie er z.B. in[COWIN 1999] angegeben wird. Eine Differenzierung des Flüssigkeitsdruckes entsprechendder vascularen und lakunaren Porenstrukturen ist mit diesem Modell jedoch nicht möglich.

Es ist aber anzumerken, daß für eine Untersuchung mikroskopischer Vorgänge, wie sie in dergenannten Literatur an einzelnen Osteonen beschrieben werden, das Stabmodell ebenfalls ver-wendet werden kann. Hiermit kann z.B. die Flüssigkeitsbewegung in der aus Lakunen undKanälen (Canaliculi) gebildeten Porenstruktur eines einzelnen Osteons beschrieben werden,welches ebenfalls eine stabförmige Struktur darstellt.

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125

7 Zusammenfassung und Ausblick

In der vorliegenden Arbeit wurde ein mechanisches Modell zur Beschreibung der Eigen-schaften des Oberschenkelknochens (Femur) als poröses Medium basierend auf der Theorieder Mehrkomponentenkontinua entwickelt.

Anhand einer umfangreichen Literaturrecherche wurden zunächst die Materialeigenschaftendes Knochengewebes und der Knochenflüssigkeiten aufgezeigt sowie ein Überblick über denaktuellen Forschungsstand gegeben. Es hat sich dabei gezeigt, daß dem mikroskopischen Auf-bau der porösen Knochenstruktur und dem Einfluß der Flüssigkeiten eine besondere Bedeu-tung zukommen.

Die Kinematik des Mehrkomponentenkontinuums wurde über eine LAGRANGEsche Betrach-tungsweise für den Feststoff und die Beschreibung der übrigen Komponenten in Relativkoor-dinaten formuliert. Zur Herleitung einer konstitutiven Theorie für das Mehrkomponentenkon-tinuum war eine in sich widerspruchsfreie Formulierung der Erhaltungsgleichungen und derkonstitutiven Beziehungen erforderlich. Dabei wurde das Konzept der Volumenanteile be-rücksichtigt, welches aufgrund der Unmischbarkeit der Stoffkomponenten eine Zwangsbedin-gung in der konstitutiven Theorie darstellt. Die konstitutiven Gleichungen wurden für ausge-wählte Prozeßvariablen aus den Restriktionen der Entropieungleichung entwickelt, womit der2. Hauptsatz der Thermodynamik erfüllt war. Für ein Zweikomponentenkontinuum aus einemFeststoff und einer Flüssigkeit wurden die konstitutiven Gleichungen für die Spannungen derStoffkomponenten, die Interaktionskräfte, den Wärmefluß des Gemisches und die Volumen-anteile für einen Zustand in der Nähe des sogenannten thermodynamischen Gleichgewichtshergeleitet. Das allgemeine räumliche Problem ist mathematisch bestimmt und kann mit denentsprechenden Rand- und Anfangsbedingungen theoretisch gelöst werden. Aufgrund derenormen Komplexität des Modells war jedoch eine Vereinfachung des Differentialgleichungs-systems erforderlich.

Mit Hilfe der bekannten Hypothesen der Stabtheorie (BERNOULLI, DE ST. VENANT, WAGNER)für den Feststoff und einer speziellen Hypothese für die Flüssigkeit wurde eine Reduktion aufein eindimensionales Gleichungssystem in Stabkoordinaten erreicht. Die Reduktion der räum-lichen Flüssigkeitsbewegung erfolgte dabei mit geeigneten Ansatzfunktionen für die Relativ-verschiebungen über die Methode der virtuellen Arbeit nach GALERKIN.

Für den Sonderfall einer ausschließlich longitudinalen Bewegung der beiden Stoffkomponen-ten wurde ein Lösungsverfahren für das Anfangswert-Randwert-Problem vorgestellt. Unter

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126 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

Vernachlässigung der Trägheitskräfte konnte zusätzlich eine spezielle analytische Lösung desProblems formuliert werden.

Die Anwendung des Lösungsverfahrens erfolgte an einem Stabmodell des Femurs, welchesmit einer zeitveränderlichen Druckbelastung beaufschlagt wurde. Parameterstudien für eineSprung- und eine Impulsbelastung zeigten den Einfluß der Porosität und des Diffusionskoeffi-zienten auf den Feststoff und die Flüssigkeit. Der Einfluß der Parameter auf die Feststoff-spannungen machte sich dabei erst bei einer höheren Porosität, wie sie z.B. durch den spongi-ösen Knochen vorgegeben ist, stark bemerkbar. Der maximale Porenflüssigkeitsdruck zeigtehingegen eine große Abhängigkeit vor allem von dem Diffusionskoeffizienten. Hierdurchwurde auch die Relaxationszeit des Flüssigkeitsdruckes und somit die Abhängigkeit von derErregerfrequenz bzw. der Impulsdauer beeinflußt, womit der Knochen die Eigenschafteneines Hochpaßfilters annimmt und hochfrequente schädliche Spannungsspitzen durch dieunterstützende Wirkung der Flüssigkeit herausfiltert. Diese Eigenschaften sind von dem spon-giösen, markhaltigen Knochengewebe der Gelenkbereiche mit einer Porosität von bis zu 70 %bekannt.

Das in dieser Arbeit entwickelte Modell und die durchgeführten Untersuchungen liefern eineGrundlage für weitere Forschungsziele zur biomechanischen Beschreibung des Knochens.

Somit kann das allgemeine Modell durch komplexere Materialgesetze erweitert werden, dieunter anderem anisotrope Eigenschaften der einzelnen Stoffe und der Koppelmechanismenbeschreiben. Jedoch ist zu bemerken, daß insbesondere für die Kopplungsgrößen, wie demDiffusionskoeffizienten, aufgrund meßtechnischer Hürden nur unzureichend Informationenvorhanden sind.

Die infolge der Diffusion entstehenden Interaktionskräfte üben nicht nur einen Einfluß auf dieSpannungen der beiden Stoffkomponenten aus, sondern bewirken eine Dämpfung der Kno-chenbewegung bei einer stoßartigen Belastung. Dieser Dämpfungseffekt wird noch verstärkt,wenn neben den viskosen Interaktionskräften in einem erweiterten Stabmodell die viskosenEigenschaften der Knochenflüssigkeit berücksichtigt werden. Aber auch eine komplexereFlüssigkeitsströmung durch den Knochen (z.B. zusätzlich in Querrichtung zur Stabachse)trägt hierzu bei.

Die Kenntnis über die Druckverteilung der Porenflüssigkeit ist auch für das Verständnis me-chanosensorischer Aspekte der Knochenumbauprozesse von Interesse. Hierzu müßte jedochmit dem allgemeinen Stabmodell die Druckverteilung der Porenflüssigkeit unter Vorgabegeeigneter Ansatzfunktionen für die Flüssigkeitsbewegung in der Querschnittsebene bestimmtwerden. Mit der Vorgabe z.B. eines rotationssymmetrischen Stabmodells sind somit Ansatz-funktionen für die Flüssigkeitsbewegung in longitudinaler und radialer Richtung abhängig

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Zusammenfassung und Ausblick 127

von den Querschnittskoordinaten erforderlich. Dieses Modell ist vor allem durch die jewei-ligen Orientierungen der HAVERSschen und VOLKMANNschen Kanäle in dem kortikalen Kno-chen motiviert.

Das Stabmodell eignet sich nicht nur zur Beschreibung der mechanischen Eigenschaften desgesamten Röhrenknochens, sondern kann auch für die mikroskopische Baueinheit des kortika-len Knochengewebes, das Osteon, herangezogen werden, da dieses ebenfalls einen stabförmi-gen Aufbau besitzt.

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129

A Anhang

A.1 Definition der in der Medizin üblichen Bezugsebenenund Richtungen

Im folgenden werden die in der Medizin üblichen Bezugsebenen und Richtungen erläutert. Inder Abbbildung 1 sind die drei Hauptebenen mit Transversal-, Frontal- und Medianebenebezeichnet. Eine zur Medianebene parallele Fläche heißt Sagittalebene. Entsprechend sind dieRichtungen bezogen auf den menschlichen Körper der Darstellung zu entnehmen.

Abbildung 1: Definition der Bezugsebenen und Richtungen des menschlichen Körpers

dorsal

ventral proximal

distal

medial

lateral

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130 ANHANG

A.2 Die GREENschen Verzerrungen des Mehrkomponen-tenkontinuums

Die in den Stoffgleichungen benötigten Verzerrungen ik

cγ werden im folgenden durch die

Verschiebungskomponenten der Stoffe c beschrieben. Über die materielle Integration der Ver-zerrungsgeschwindigkeiten folgt:

(((( ))))

−−−−========

++++••••∫∫∫∫ ik

c

ikct

ikik

cgg

21dtg

21γ (A.1)

Während sich die Maßzahlen ik

Ig+

aus den bekannten Basisvektoren des Körpers im Ausgangs-

zustand ergeben, sind die übrigen Maßzahlen ikg , ik

IIg+

, ik

IIIg+

von den Verschiebungen

abhängig. Im einzelnen erhält man:

km

I

imI

ik

I

ki

I

ik

I

k

II

i

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wwwwg

,,g

+++=

+

+=

+

++

wrwr

−+−+−+=

−+

−+=

+

+++

km

II

km

I

im

II

im

I

ik

II

ik

I

ki

II

ki

I

ik

I

k

IIII

i

IIII

ik

II

wwwwwwwwg

,,g wwrwwr(A.2)

−+−+−+=

−+

−+=

+

+++

km

III

km

I

imIII

imI

ik

III

ik

I

ki

III

ki

I

ik

I

k

IIIII

i

IIIII

ik

III

wwwwwwwwg

g ,wwr,wwr

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Anhang 131

Die Verzerrungen ergeben sich nach Einsetzen von (A.2) in (A.1) wie folgt:

++++++++==== km

I

imI

ik

I

ki

I

ik

Iwwwwγ

21

−−−−++++++++++++==== km

II

imII

km

I

imII

km

II

imI

ik

II

ki

II

ik

IIwwwwwwwwγ

21 (A.3)

−−−−++++++++++++==== km

III

imIII

km

I

imIII

km

III

imI

ik

III

ki

III

ik

IIIwwwwwwwwγ

21

Während (A.3)1 das bekannte GREENsche Verzerrungsmaß darstellt, sind die restlichen Ver-

zerrungen ik

III

ik

IIγγ , von den Verschiebungen i

Iw abhängig, wodurch eine Kopplung der Verzer-

rungen in den nichtlinearen Gliedern entsteht.

A.3 Nichtlineare Beschleunigung der Flüssigkeit

Die Beschleunigungskomponenten der Flüssigkeit inklusive gemischter Produkte aus Fest-stoffkinematen und Relativgeschwindigkeit werden nachfolgend aufgeführt. Neben den Orts-ableitungen nach 1θ (hochgestellter Strich) kommen hier die Ableitungen nach den anderenKoordinaten 32 θ,θ hinzu, die mit einem Komma vor dem entsprechenden Index gekenn-zeichnet sind.

.O.h.T'w'v~'w'v~

),v~φ'v~'w

,v~'w,v~'w,v~'φ),θ,θ(Ω'w(v~

),v~φ'v~'w,v~'w,v~'w,v~'φ),θ,θ(Ω'w(v~

),v~'w,v~'w

'v~'wv~''w'v~'wv~''w'v~''φ)θ,θ(Ωθ''wθ''w'w(v~

v~'φ)θ,θ(Ωθ'wθ'wwb~

3s3rel2s2rel

21rel11rel3s

33rel3s32rel2s31rel1332

3s3rel

31rel11rel2s

23rel3s22rel2s21rel1232

2s2rel

31rel3s21rel2s

3rel3s3rel3s2rel2s2rel2s

1rel1322

2s3

3s1s1rel

1rel1322

2s3

3s1s1

++++−−−−−−−−

−−−−−−−−

−−−−−−−−++++++++−−−−++++

−−−−−−−−

−−−−−−−−++++++++−−−−++++

−−−−++++

−−−−−−−−−−−−−−−−

++++++++−−−−−−−−++++

++++++++−−−−−−−−====

!!

!!

!!

!!!!

!!!!!!!!!

(A.4)

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132 ANHANG

.O.h.Tφv~'wv~

),v~φ'v~'w,v~φ,v~'w,v~φ(v~

),v~φ'v~'w,v~φ,v~'w,v~(v~

),v~'w,v~'w'v~φv~'φ'v~'w

v~''w'v~θ'φ'w2(v~

v~θφwb~

13rel2s1rel

22rel12rel3s33rel131rel2s32rel13rel

32rel12rel2s23rel121rel2s22rel2rel

32rel3s22rel2s3rel13rel11rel2s

~~~~~~~~~~~~1rel2s2rel

312s1rel

2rel3

12s2

++++−−−−++++

−−−−−−−−−−−−++++++++++++

++++−−−−−−−−++++++++

++++++++−−−−−−−−++++

++++++++−−−−++++

++++−−−−====

−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−

!!

!

!!

!!!!!

(A.5)

.O.h.Tφv~'wv~

),v~φ'v~'w,v~φ,v~'w,v~(v~

),v~φ'v~'w,v~φ,v~'w,v~φ(v~

),v~'w,v~'w'v~φv~'φ'v~'w

v~''w'v~θ'φ'w2(v~

v~θφwb~

12rel3s1rel

23rel13rel3s32rel131rel3s33rel3rel

33rel13rel2s22rel121rel3s23rel12rel

33rel3s23rel2s2rel12rel11rel3s

~~~~~~~~~~~~1rel3s3rel

213s1rel

3rel2

13s3

++++++++++++

−−−−−−−−++++++++++++

++++−−−−++++++++−−−−++++

++++++++++++++++++++

++++++++++++++++

++++++++====

−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−

!!

!

!!

!!!!!

(A.6)

Die unterstrichelten Terme stellen die CORIOLISbeschleunigungen, die unterschlängeltenTerme die Zentrifugalbeschleunigungen dar. Die Terme höherer Ordnung resultieren aus-schließlich aus der Verdrillung und der Verwölbung.

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