9
Egypt Exploration Society Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue Author(s): Hellmut Brunner Source: The Journal of Egyptian Archaeology, Vol. 54 (Aug., 1968), pp. 129-134 Published by: Egypt Exploration Society Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3855916 . Accessed: 05/09/2013 13:06 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Egypt Exploration Society is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to The Journal of Egyptian Archaeology. http://www.jstor.org This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

Egypt Exploration Society

Eine Wiedergefundene Ägyptische StatueAuthor(s): Hellmut BrunnerSource: The Journal of Egyptian Archaeology, Vol. 54 (Aug., 1968), pp. 129-134Published by: Egypt Exploration SocietyStable URL: http://www.jstor.org/stable/3855916 .

Accessed: 05/09/2013 13:06

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Egypt Exploration Society is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to The Journalof Egyptian Archaeology.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 2: Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

(129)

EINE WIEDERGEFUNDENE AGYPTISCHE

STATUE

Von HELLMUT BRUNNER

AN einen Augustabend I965 erwahnte ich im Gesprach mit Ihnen, lieber und verehrter Herr Cerny, dal3 ich in Bellagio am Comersee in der Villa Melzi zwei agyptische Statuen gesehen hatte, und als ich den Wiirfelhocker beschrieb, stellten Sie sofort seine Identitat mit einem lange gesuchten Stuck her, das in einem Werk des i8.

Jahrhunderts abgebildet ist. So bringe ich Ihnen mit besonderer Freude in dieser Festschrift die Veroffentlichung des Fundes dar.

I

Der Wiirfelhocker (Taf. XIX, i)' ist 86 cm hoch, seine Basis miBt 62 cm Tiefe und 44 cm Breite bei I7 cm Hohe. Das Material ist kristallinischer, bei Verwitterung brockelnder Rosengranit. Die Periicke ist ein gut Stuck schmaler als die Schultern. Am Kinn sitzt ein kurzer, bis in die waagerechte Flache reichender Bart. Der ganze Kubus ist organisch belebt, man sieht an seinen Flachen die Schwellungen der Glieder, ohne daB diese ausgearbeitet waren. Nur die FuBe treten heraus, doch ist ein unterer Gewandsaum nicht mehr zu erkennen. Hinter den Fuiien setzt auf beiden Seiten ein oben und unten von einer Linie begrenztes Inschriftband an, das hinten ohne jede Trennungslinie vor dem untersten Teil von vier senkrechten Hieroglyphen- zeilen endet. Die Plinthe scheint an den Ecken abgerundet gewesen zu sein; sie ist heute stark abgeschliffen.

Die gesamte Oberflache ist stark verwittert und vermoost. Die Gesichtsziige sind nur noch im allgemeinen zu erkennen, das Lesen der Inschriften macht grol3e Mluhe. Bei meinem ersten Besuch 1953 konnte ich zwar die Namen des Eigentiimers und einige Titel feststellen, doch ergab sich kein zusammenhangender Text.

Erst mit Hilfe der mir von Cerny nachgewiesenen alten Veroffentlichung2 gelang es, wenigstens die Inschriften auf der Oberseite, zwischen den Beinen und auf der Riickseite bis auf wenige Zeichen wiederzugewinnen. Ein erneuter Besuch im Juni 1967 bestatigte und verbesserte einige Lesungen.3 Die seitlichen Inschriften dagegen muiissen, da heute ganz verwittert, ungelesen bleiben, und zwar sowohl die Texte zwischen den Horuss6hnen als auch die unteren Querzeilen.

I Ich glaube nicht, daB die bunte Oberflache bei der starken Verwitterung und NVermoosung eine deutliche Aufnahme erlaubt. Diese wurde I953 gemacht.

2 Taf. XX, i und 2; zur Fundstelle des Bildes vgl. u. S. 133. 3 Zwischen 1953 und I967 wurde die Statue auf einem Sockel in die Mitte eines Teiches gestellt, so daB3 die

Kollation sehr erschwert war-so malerisch sich die igyptische Figurjetzt in die Architektur des Parkes einfugt.

This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 3: Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

HELLMUT BRUNNER

Wir geben zunachst die Inschriften und eine Beschreibung der Reliefs, besprechen dann die Frage des Eigenttimers und beschliel3en unsere Betrachtung mit dem, was wir tiber die Geschicke der Statue erfahren konnen.

Um den Hals hangt an doppeltem Band ein Hathorsymbol, das bis an den vorderen Rand der waagerechten Flache reicht.' Auf derselben Flache steht auBfen je eine nach innen gewandte Gottin mit einer Feder auf dem Kopf, die Hande leer herabhangend. Vor der (vom Beschauer aus) linken Figur steht die Inschrift A, vor der rechten B.

A B Zu A: Gemeint ist offenbar eine in der Ramsesstadt verehrte

D?p 5 Gottin Maat.2 Sie ist mir sonst nicht bekannt. DaB es sich bei den ___, beiden Maat-Figuren urn das Berufsnumen des Wesirs handelt, J 0 sic! versteht sich.

0 Auf der Vorderflache steht links eine nach innen gewandte Figur

T?' Sic des Ptah, der ein einschaftiges Monogramm aus den drei Zeichen ___

' (von oben nach unten) , p und I halt. Vor dem Gott: 2j. Ihm Gegenuber steht Osiris, Herr des Westens (~ ~ }) mit Krummstab und 'Geil3el'. Zwischen den beiden Gottern lauft eine senkrechte

Zeile, die sich zwischen den FuBen auf der Oberflache der Plinthe fortsetzt und iiber einer querliegenden Vertiefung von 6 cm x 3,5 cm bei einer Tiefe von o,6 cm endet.

C' ~ ,3~ ̂I I " .: 3 '::"' ~ -C --T sic

a nur zwei Striche. Uber dem Konigsring liegt der Winkel, so daB der Name auf der waage- rechten Flache steht.

'Der Richter des Hauses,a Stadtvorsteher und Wesir der Ramses-StadtO Parahotep.' a. Dieser Titel ist mir nicht bekannt. Ob es sich um eine Entstellung aus g^H

handelt? Aber dann ware die Stellung vor mr-nwt ungewdhnlich. Auch laBt die Qualitat von Statue wie Inschriften keine Schreibfehler erwarten.

f3. n + Bezeichnung des Ortes, wo die Funktion ausgeiibt wurde, wird in der Ramessidenzeit regelmaBig durch den Namen vom Titel getrennt.

Auf den beiden Seiten des Wiirfelhockers zeigt das Relief je zwei der vier Horus- sohne, und zwar auf der linken Seite der Figur (vom Beschauer rechts) den affenkop- figen Hapi, hinter ihm den falkenk6pfigen Kebehsenuef,3 auf der rechten Seite vorne ist Amset ganz zerstort, dahinter steht der schakalkopfige Duamutef. Von den Bei- schriften sind noch ahnungsweise die Namen erkennbar sowie auf der linken Seite etwa in Brusthohe von einer senkrechten Zeile ein '\,\ rechts vor dem Namen des Duamutef ein Q.

Das waagerechte Schriftband in H6he der Fii3e ist auf der rechten Seite der Figur vollig zerstdrt,4 auf der linken ist soviel zu erkennen, daB dort eine Bitte um Opfergaben

I Seine Form ist die gleiche wie bei Kairo (CGC) 42164; vgl. auch 42167. Literatur zu diesem Bat-Hathor- Symbol bei Erika Feucht-Putz, Die kgl. Pektorale (Diss. Miinchen, 1967), S. 41, Anm. 5.

2 Diese Schreibung mit pr vor dem Namen Ramses scheint Montet recht zu geben, der die Gotternamen samtlich auf die Stadt beziehen mochte (zuletzt Geographie I, 196), gegen Gardiner, der das 'Ramses' nur auf den K6nig bezogen verstehen will (JEA I9, 127, Anm. i).

3 Von seinem Namen ist noch das =- erhalten. 4 Diese Seite war offenbar dem Wetter stirker ausgesetzt; sie ist auch heute noch sehr stark vermoost.

I30

This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 4: Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

i. Wiirfelhocker des (Pa-)Rahotep 2. Eine lowenkopfige G6ttin

ZWEI STATUEN IN DER VILLA MELZI IN BELLAGIO

-

m

This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 5: Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

Pt. X~II

V !;·

'I:: :~ ~ ~

~s

:i

4· V ·.·:·. 4 ¼?~~~~~~

-···': ~ -.; ·-

lid iv An·,

=1

2. I.

DER WURFELHOCKER DES (PA-)RAHOTEP (Taf. xiii und xiv in Altichiero von J.W.C.D.R.)

II ----

IFll

I . I

This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 6: Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

EINE WIEDERGEFUNDENE AGYPTISCHE STATUE 131

stand: Die Zeile beginnt mit dem Namen des Atum und eines Horus(?), rechts steht ein , dem die Figur eines Gottes (Thot?) vorhergeht. Die Zeichen ganz rechts vor der Ecke k6nnten ~ sein.

Auf dem Rucken stehen vier senkrechte Zeilen (D). Sie lief3en sich durch Kombina- tion der noch vorhandenen Spuren mit der Zeichnung des i8. Jhdts. fast sicher wiedergewinnen. In der ZeichnungI sind Zeichen, von denen heute keine Spur mehr zu erkennen ist, punktiert.

D 2 1 3 4

a Mo b°l c

a 0qD 0 a 0/

L o

0I

a a = cQ sic,

b. Oder _ .

Der reine Arm-re hat, wenn er den Ptah verehrt, GroBer Leiter der Handwerker in ...a Stadt- vorsteher und Wesir Rahotep."

Geheimer Schrein der Urzeit,y Leiter des ganzen Landes, Wesir Rahotep.

Vorsteher des Geheimnisses im Ptahtempel, Leiter der Weberinnen in der n6rdlichen Kapelle (des Neithtempels in Sais),a Stadtvorsteher und Wesir Rahotep.

4 Steuermann im Gottesschiff,c der die Barke in Frieden fahren lMi3t, Wesir Rahotep.

a. Die Lesung der beiden Zeichen f hat Helck vorgeschlagen; die Nachpruifung am Original hat sie bestatigt. Dagegen ist das haufig damit verbundene mr wcbt fir

ein unter ist ausgeschlossen. f. S. unten Abschnitt II.

. Oder auch: 'Schrein des Geherimnisses der r Urzeit'. Gemeint ist, da Rahotep um die VorgLnge der Urzeit weic, sie aber, wie es sich fur arrheta ge h6rt, in sich

umI Es handelt sich nicht urzm ein Faksimilein soiches herzustelen erlaubt der Verwitterungszustand nicht mehr.

This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 7: Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

HELLMUT BRUNNER

verschlossen halt. In profanerem Zusammenhang wahlt man das Alltagswort hn fur ahnliche Bilder, vgl. JEA 47, I03. Zum Ideal der Verschwiegenheit vgl. z. B. Eb. Otto, Die biographischen Inschriften d. Spdtzeit, 67 f.

8. Dieser Titel scheint sont nicht bekannt zu sein. Aus dem NR und alterer Zeit kennen wir nur die Priesterinnen-Weberinnen selbst, teils mit Zuweisung an eine der beiden Kapellen rsnt und mhnt, teils ohne diesen Zusatz.' Leiter dieser Weberinnen mit dem Titel hrj hndwt, wieder mit oder ohne Nennung einer der beiden Kapellen, sind erst aus der Spatzeit belegt.2

c. Offenbar hat (Pa-)Rahotep bei einer kultischen Feier, vermutlich in Memphis, das Steuerruder des auf dem Nil mit dem Gotterbild fahrenden Schiffes gefiihrt. Diese Position begehren besonders Verstorbene auf der Sonnenbarke (Belegstellen zu Wb iI, 80, I7); in der Neschmet-Barke des Osiris nimmt sie mythisch Horus ein (Davies, NLeferhotep I, Taf. 22); bei der Amunbarke tritt sogar Atum als jrj-hmw auf (Pleyte und Rossi, Papyrus de Turin, 20, 5).

II

Drei Eigennamen erscheinen auf unserer Statue: Rahotep, Parahotep und o2tA. Cerny hat als erster gezeigt, daB die beiden ersten demselben Mann gehoren konnen, indem er weitere Belege fiir Setzen und Fehlen des Artikels vor Personennamen der Ramessidenzeit erbrachte;3 De Meulenaere hat durch weitere Dokumente diese Annahme erhartet.4 Er hat zugleich bewiesen, daB es zwei Wesire des gleichen Namens (Pa-)Rahotep gegeben hat, von denen der eine nach Unteragypten (Pi-Ramses -

Memphis) gehort und aus Sedment stammen diirfte, der andere dagegen aus Abydos.5 Bei dem nicht ganz eindeutigen etwaigen Verwandtschaftsverhaltnis der beiden brauchen wir uns hier nicht aufzuhalten - es gentigt festzustellen, daB unsere Statue auf Grund ihrer Inschriften einwandfrei dem ersten zugeschrieben werden kann. So reduziert sich die Zahl der Eigennamen auf zunachst zwei - es liegt auf der Hand, da3 auch die ungew6hnliche Schreibung otG T nichts weiter als denselben Namen birgt, und zwar in Kryptographie.6

I Vgl. auBer den Belegstellen zu Wb III, 313, 24 noch CT vII, 21 c (mit einem Krokodil determiniert), sowie die in Kemi 14, 38, Anm. 5 genannte Literatur.

2 Vgl. Kemi 14, 38, Anm. 6. 3 In der Besprechung von W. Helck, Zur Verwaltung des MR und NR: Bi. Or. I9 (I962), 142. 4 'Deux vizirs de Ramses II', Chron. d'1Eg. 41 (I966), 223 ff.- Ahnliche Erscheinungen der I8. Dynastie

sind vielleicht anders zu erklaren: BM 282 (Hierogl. Texts vII, 19) steht P4-sd neben Sd, und im Grabe Theben Nr. go aus der Zeit Thutmosis' IV. ist der Name einer Tochter des Grabherrn mit Farbe hieratisch vor-

gezeichnet als T;-zvrt, in Hieroglyphen ausgefiihrt ist aber nur Wrt (N. de G. Davies, Tombs of Two Officials, Taf. xxI und S. 28, Anm. 5; diesen Hinweis verdanke Herrn B. Kroeber). Ich m6chte in diesen Fallen aber nicht meinen, da13 neben der neuagyptischen Form mit Artikel die mitteliigyptische ohne diesen steht, sondem daB es sich bei Sd und Wrt um Abktirzungen der Vollformen P;-(n)-d bzw. T;-(nt)-wrt handelt, vgl. H. Ranke, PN II, III f.

5 Ausgangspunkt fur seinen Beweis ist der Umstand, daf sich bei der Grabung in Sedment im Jahre 1921

ein Fragment eines Kanopengefii3es vom Typ Kebehsenuef gefunden hat, obwohl in Briissel ein vollstan- diges Gefai3 gleichen Typs und gleichen Namens vorhanden ist. Vgl. Bull. Musees royaux, 4e serie, 37. Jahrg. (I965), 5 und den in Anm. 4 genannten Aufsatz.

6 Solche Schriftspielereien, wenn wir den anspruchsvolleren Namen Kryptographie nicht in Anspruch nehmen wollen, lieben gerade die beiden etwa gleichzeitigen Wesire (Pa-)Ra-hotep: Der unsere in Zeile I der

132

This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 8: Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

EINE WIEDERGEFUNDENE AGYPTISCHE STATUE I33 Ob der Eigentuimer unserer Statue derselbe ist, von dem Chnumibre etwa 700

Jahre spater behauptet, er sei bekannter als Imhotep aus der Zeit Djosers,I wissen wir nicht - es mag sich bei dieser Beruihmtheit auch um den abydenischen Wesir handeln.

III

Die Kombination dieser Statue mit einer, die im i8. Jhdt. in der Villa Altichiero bei Padua stand, hat Cerny nach der Beschreibung sofort vorgenommen, ohne zu ahnen, da3 bereits 1901 E. Schiaparelli diese Gleichsetzung gefunden und sogar gedruckt hat.2 Auch Gardiner, der 1918 auf die gleich zu nennende Erstpublikation des Wurfel- hockers hinweist,3 hatte von Schiaparellis Bemerkung keine Kenntnis.4 Schiaparelli aber zitiert bereits jenes Werk des i8. Jhdts., in dem unsere Statue erstmals in vier Ansichten abgebildet wird: Mad. J. W. C. D. R., Altichiero, Padua, 1787 (Taf. XIII- XVI). Die Verfasserin war Justine Wynne Countess De Rosenberg, Gemahlin des damaligen osterreichischen Gesandten in Padua und ehemalige Geliebte Casanovas.5 Altichiero hieB eine Villa, die sich der venetianische Senator Angelo Querini erbaut und deren Park er durch ein 'Kanopus' nach dem Vorbild der Villa Hadriani bei Tivoli verschonert hat. Um das agyptische Kolorit echt zu gestalten, hatte er sich mehrere agyptische Statuen verschafft - wir wissen nicht, woher. Eine von ihnen war unser (Pa-)Rahotep, den dann ein spaterer Besitzer von Altichiero, Antonio San Chirico, an den Herzog Francesco Melzi D'Eril (I753-I8I6)6 abgetreten hat; dieser iiberfiihrte sie anlaf3lich seines Neubaus des Schlosses in seinen Park in Bellagio.

IV Das einzige weitere agyptische Stuck der Villa Melzi sei hier noch kurz besprochen.

Es handelt sich um die Statue einer stehenden lowenkopfigen Gottin aus festem grauem Riickeninschrift, wo die Verehrung des Ptah bildlich erscheint, der sudliche Wesir in einer dieser eben ge- nannten sehr ahnlichen Schreibung auf seiner Hockerstatue aus Abydos (Petrie, Abydos, ii, Taf. XXXV, 2 und xxxvII), jetzt in Boston (Inv. 03. I891), die auch schwierigere ainigmatische Texte enthilt.

I S. Gg. Posener, Premiere Domination perse, Doc. 14, S. 104 (q): leider sind Lesung wie tbersetzung nicht iiber jeden Zweifel erhaben.

2 Auf den Seiten 147-9 des 1901 erschienenen Fuhrers von Dr. Giulio Carotti, Capi d'arte appartenenti a S.E. la duchessa Josdphine Meizi D'Eril-Barbo, Bergamo, Istituto Italiano d'Arti Grafiche, 1901. Den Hinweis auf dieses Werk und eine Abschrift der Satze von Schiaparelli verdanke ich der grof3en Freundlichkeit von Frau Virginia Grafin Gallarati Scotti in Bellagio. 3 JEA 5, I83.

4 So wenig wie ich, als ich mir 1953 an den Rand meiner Kopie der Texte notierte: 'Ob identisch mit der von Gardiner erwahnten Statue in Padua, s. JEA 5, 183 ?'

5 Ich konnte dies Buch nicht einsehen, verdanke aber der Liebenswiirdigkeit von Dr. R. Moss Repro- duktionen, nach denen hier die Abb. I und 2 auf Taf. XX gemacht sind. Bereits 1792 haben Bouchard und Gravier in ihren Monumens egyptiens vol. ii auf Taf. 10-I3 unseren Wiirfelhocker reproduziert. Den Park von Altichiero erwahnen N. Pevsner und S. Lang in ihrer grundlegenden Untersuchung uiber die Rolle igyptischer Kunst im Abendland vom Ausgang der Antike bis ins 19. Jhdt.: The Architectural Reviezv, vol. cxix (I956), 243-54. (Fur diese Hinweise danke ich Herrn Kollegen John R. Harris herzlich.) Erwahnt wird die 'Villa Altichiero auch bei E. Iversen, The Myth of Egypt, 112.

6 Ober die politische Rolle dieses berihmtesten Trigers des Namens Melzi, besonders sein Verhaltnis zu Napoleon und damit wohl auch seine Liebe zu Agypten, gibt Stendhal Auskunft, zunachst 1817 im Bellagio- Kapitel seines Tagebuch-Werkes Rome, Naples et Florence, und dann, 1839, in seinem Roman La Clwuzrtreiuse de Parme, besonders den ersten Kapiteln, allerdings jetzt ohne Namensnennung. Vgl. auch die Enciclopedia italiana s. v.

This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 9: Eine Wiedergefundene Ägyptische Statue

Granit, ohne Inschriften (Taf. XIX, 2). Der heutige Torso ist 102,5 cm hoch. Die Beine sind etwas oberhalb der Knie abgebrochen, beide Oberarme und der rechte Unterarm abgeschlagen. Der obere Teil des Kopfes ist flach abgearbeitet, und an Stelle der Krone sitzt heute ein trapezformiges Loch von I3 cm Lange, vorne 5,5 cm, hinten 8 cm Breite und etwa 2,5 cm Tiefe. Die Gottin halt mit der linken Hand ein Papyrus- szepter vor den Leib, in der herabhangenden Rechten tragt sie ein Lebenszeichen. Halskragen und Haarstrahnen der herabfallenden Periicke sowie die ringformige Mahne sind deutlich und sorgfaltig eingraviert. Der Riickenpfeiler ist nach oben verbreitert (unten 16,5 cm, oben i8,5 cm) und im obersten Teil, vom Hals an auf- warts, eine Spur gedreht.

Wahrscheinlich gehort die Figur zu einer der beiden Gruppen solcher Gestalten, die Amenophis III. im Muttempel und in seinem Totentempel in Theben-West

aufgestellt hat, vermutlich als Ex-Votos bei schwerer Erkrankung. Schiaparelli gibt zwar an, daB auch dieses Stiick von Altichiero stamme, und

tatsachlich bildet das oben genannte Werk des i8. Jhdts. auf Tafel xix eine lowen-

kopfige Gottin ab, die ebenfalls gleich unterhalb der Knie abgeschlagen ist. Dennoch kann es sich diesmal nicht um dasselbe Stiick handeln: Die Figur in Padua saB namlich! Sie halt das Lebenszeichen in der linken Hand, die rechte liegt flach auf dem Knie. Was bei der Auflosung von Altichiero aus ihr geworden ist, liegt im Dunkel. Es mag uns trosten, daB sich zu (Pa-)Rahotep, als er seine Padua-Gefahrtin verloren hatte, die gleiche Gottin wieder gesellt hat, n rh tw bw jjnsjm.

HELLMUT BRUNNER I34

This content downloaded from 205.133.226.104 on Thu, 5 Sep 2013 13:06:48 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions