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19.06.2019 | Patrick Lobacher | OKR Master Day

Einführung in die Systemtheorie und ihr Nutzen im OKR-Prozess


Systemtheorie?


Anzahl Beziehungen =

n(n-1)/2

Die Welt in der wir leben…

Menschen Beziehungen

2 1

3 3

4 6

5 10

10 45

100 4.950

1.000 499.500

10.000 49.995.000

100.000 4.999.950.000

402.000 80.801.799.000 VUCA



KomplizierteProbleme

Komplexe Probleme

§ Management byObjectives (MbO -Peter Drucker)

§ Strict cascading

§ Management§ Betriebswirtschaft

§ Management by Policy(MbP – Hoshin Kanri)

§ Objectives & Key Results (OKR)

§ Loosely coupled

§ (Servant) Leadership§ Agilität


Systemtheorie - Einordnung

Die Systemtheorie nach Niklas Luhmann ist eine soziologische Theorie, durch die Gesellschaft als ein „umfassendes soziales System, das alle anderen sozialen Systeme in sich einschließt“ beschrieben und erklärt wird. Niklas Luhmann

(1927-1998)„Die Gesellschaft ist ein System. Alles – Wirtschaft, Politik, Massenmedien, Familien, alle sozialen Kontakte, usw. – sind ausnahmslos soziale Systeme.“Margot Berghaus:

Luhmann leicht gemacht


Systemtheorie - Einführung

Biologische Systeme

Psychische Systeme

(Person)

Soziale Systeme(Wirtschaft, Unternehmen,

Familie, Recht, Kirche, Politik,…)

„Der Mensch mag für sich selbst und für Beobachter als Einheit erscheinen, aber er ist kein System. Erst recht kann aus einer Mehrheit

von Menschen kein System gebildet werden.“

Systeme



System

„Nur ein System kann operieren, und nur Operationen können ein System produzieren.“

Operation

operiert (existiert)

produziert (und reproduziert)

Biologische System:LebenPsychische Systeme:Bewusstseinsprozesse

Autopoiesis



System

„Die Umwelt kann an der Reproduktion das Systems nicht teilnehmen, sie kann nicht instruktiv, sondern nur destruktiv auf die Reproduktion

einwirken.“

Umwelt

operiert

beobachtet

Selbstreferenz Fremdreferenz

Systeme sind operativ (selbstreferentiell) geschlossenaber umweltoffen (kognitiv/kausal offen)

irritiertdifferenziert sich aus

(Evolution)


Systemtheorie - Einordnung

System System

Soziales SystemGesellschaft

Soziales SystemWirtschaft

Aus was besteht das soziale System

„Unternehmen“?

Soziales SystemUnternehmen

?



Operation

„Autopoietische Systeme können ihre Strukturen nicht als Fertigprodukte aus ihrer Umwelt beziehen. Sie müssen sie durch eigene

Operationen aufbauen und das erinnern – oder vergessen“

Operation

System sichert die nächsten Operationen

Anschluss-fähigkeit

System erzeugt Strukturen für die Anschlussfähigkeit


Aus was besteht ein soziales System?

Kommunikation ist das, voraus soziale Systeme bestehen. Alle sozialen Systeme konstituieren sich ausschließlich über Kommunikation; daneben gibt es keine anderen soziale Operationsweise.

Nicht Menschen, sondern nur soziale Systeme können kommunizieren.


Was ist Kommunikation?

Kommunikation ist ein dreiteiliger Selektionsprozess

1. Selektion der Information (Alter)2. Selektion der Mitteilung (Alter)3. Selektion des Verstehens (dass es sich um eine Mitteilung handelt) (Ego)

(nicht Übertragung von Informationen!)

A1,2 E3

Kommunikation ist Verstehen der Differenz von Information und Mitteilung. Kommunikation verfolgt kein Telos, sondern nur Anschlussfähigkeit.Die Vergangenheit der Kommunikation ist die Kultur.

„Nicht die Mitteilungsabsicht eines Senders, sondern die Interpretation als Mitteilung durch einen Empfänger entscheidet darüber, ob Kommunikation vorliegt oder nicht.“

Nicht der Mensch, nur die Kommunikation kommuniziert!


Strukturelle Kopplung

Soziale Systeme sind operativ geschlossen, kognitiv offen und strukturell gekoppelt

Mensch(psychisches

System)


Soziales SystemUnternehmenCode: Geld

strukturelleKopplung„Sprache“


Entscheidungsprämissen

• Eine der zentralen Leistungen, die eine Organisation erbringt, ist es, viele Akteure zu koordinieren.

• Um diese Leistung zu erbringen, nutzen Organisationen etwas, was mit einem Begriff von H. Simon und Niklas Luhmann Entscheidungsprämissen genannt wird.

• Entscheidungsprämissen legen den Spielraum für Entscheidungenfest, wirken aber nicht kausal auf sie ein.

• Sie begrenzen und ermöglichen auf diese Weise Komplexität.

• Es gibt: • entscheidbare Entscheidungsprämissen (formale Struktur,

Regeln, Gesetze, …) • Entschiedene entscheidbare Entscheidungsprämissen• Nichtentschiedene entscheidbare Entscheidungsprämissen

• unentscheidbare Entscheidungsprämissen (informelle Struktur, Werte, Kultur, Mindset, …) => nimmt durch Komplexität zu, Formalisierung führt (oft) zum entgegengesetzten Effekt (Übergriffigkeit)


Systemtheorie für Einsteiger: Zusammenfassung

Kultur

SystemUmwelt

Kultur = Gedächtnis

des Systems

Kommunikationen

System§ soziale, biologische, psychische§ operiert (anschlussfähig) § in Differenz zur Umwelt§ in Autopoiesis

§ operativ geschlossen§ kognitiv offen (ermöglicht

strukturelle Kopplung)§ Beobachtung durch Selbst-

/Fremdreferenz

System

Mensch(psychisches

System)

strukturelleKopplung

Persona

Soziales SystemUnternehmenCode: Geld

Soziales System§ Operation: Kommunikation§ Code: Geld, Macht, Wahrheit, Recht,

Liebe, ... (binär z.b. recht/unrecht)§ Das soz. System „Gesellschaft“ schließt

alle anderen sozialen Systeme mit ein§ Beispiele: Unternehmen,

Interaktionen, Wirtschaft, Politik, Familie, Massenmedien, Schule, ...

§ Mensch ist NICHT teil des soz. Systems

Kommunikation1. Selektion der Information (Alter)2. Selektion der Mitteilung (Alter)3. Selektion des Verstehens (dass es

sich um eine Mitteilung handelt) (Ego)


A1,2 E3

Mensch(biologisches

System)

System

Irritation

nicht anschlussfähig


Folgen der Systemtheoriefür Unternehmen und

Nutzung im OKR


Folge 1

Unternehmen, Teams, Abteilungen, Menschen lassen sich von außen nicht zu einem Wunschzustand hin verändern.

§ Bei der Zielformulierung darauf achten§ Insbesondere bei den Company OKR§ Auf Haltung (z.B. Theory-X/Y) achten


Folge 2

Soziale Systeme reagieren immer auf Veränderungen in der Umwelt – leider nie vorhersagbar.

Der Einfluss der Umwelt kann erheblich sein –dadurch muss man ein „dynamik-robustes System“ erschaffen.

§ OKR als „loosley coupled“ anstelle von „strict cascading“

§ https://de.wikipedia.org/wiki/Kopplung_(Organisationstheorie)


Folge 3

Soziale Systeme sind konservativ und vergangenheitsstabilisierend.

§ Schutzraum durch konsequentes „Management-Buy-in“

§ OKR-Master als „Prozesswächter“§ Reflexion und Feedback§ Retrospektive ist eines der wichtigsten

Events! („Lernende Organisation“)


Folge 4

Soziale Systeme brauchen die Wünsche und Ideen der Menschen für einen Richtungswechsel.

§ Soziokratisches Prinzip: „Immer zwei Hierarchieebenen gemeinsam ins OKR-Team“

§ Im Team hierarchiefrei arbeiten§ Alle Team-Mitglieder aktivieren (Schreiben,

LEGO® SERIOUS PLAY®, …)


Folge 5

Unter gleichen Anfangsbedingungen werden zwei gleiche Interventionen nie identische Konsequenzen haben.

§ Rot/Blau Evangelist§ Kein Backlog verwenden§ Kritische Fragen zur Aktivierung


Folge 6

Menschen sind nicht Autoren der Kommunikation – sie orientiert sich nicht an den Wünschen der Menschen.

§ OKR selbst bildet ein soziales Subsystem mit einer eigenen Kommunikation – vertraut darauf!

§ Achtet auf die Spiegelfunktion von OKR und stoßt daraufhin Veränderung an.


Folge 7

In jeder Rolle wird man anders gesehen und verhält sich anders. Wenn Du versuchst ein Problem mit einzelnen Personen als Ursache zu beschreiben, dann hast Du das Problem noch nicht verstanden.

Im Unternehmen agiert stets eine Person(a) –nicht der Mensch.

§ Fördert die Selbstorganisation§ Stärkung des Teams§ Verzicht auf individuelle OKR


Folge 8

Gehe davon aus, das jedes menschliche Verhalten einer Vernunft unterliegt, auch wenn es unvernünftig wirkt.

Jeder im Unternehmen handelt aus seiner Sicht opportun.

§ Finde heraus, was im System diese Opportunität „belohnt“ (z.B. Retrospektive) und thematisiere es.


Folge 9

Obwohl Du jeden Tag von der Kultur Gebrauch machst, kannst Du sie nicht zielgerichtet verändern.

Menschen können keine Kultur „mitbringen“ oder „mitnehmen“.

Kultur folgt der Struktur.

§ Personen lernen über die Veränderung ihres Bewusstseins, z. B. durch neue Einsichten; Organisationen lernen über Veränderung ihrer Kommunikationsstrukturen.


Folge 10

Change bedeutet, unentscheidbareEntscheidungsprämissen zu beobachten, um entscheidbare Entscheidungsprämissen zu verändern.

§ Sei im Workshop achtsam auf Appelle an untentscheidbare Entscheidungsprämissen und lasse entscheidbare herausarbeiten bzw. als Ziel formulieren.


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