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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 Folie Nr. 1 w w w . a r m i n w i l d f e u e r . d e Einführung in die wissenschaftliche Hypothesenbildung Prof. Dr. Armin G. Wildfeuer, Köln 2015 www.armin-wildfeuer.de

Einführung wissenschaftliche Hypothesenbildung - armin-wildfeuer · 2016. 10. 1. · „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 –Folie Nr. 6 w w w . a r m i n –w i l

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  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 1

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Einführung in die

    wissenschaftliche

    Hypothesenbildung

    Prof. Dr. Armin G. Wildfeuer, Köln

    2015

    www.armin-wildfeuer.de

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 2

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Urteilsbildung im Alltag

    Denken = Urteilen

    Funktion von Urteilen/Aussagen: Herstellung von Zusammenhängen

    Relationsurteile:

    Kategorische Urteile: A (Subjekt) = B (Prädikat)

    Hypothetische Urteile: wenn Sachverhalt A, dann auch

    Sachverhalt B

    (A ist Grund, B ist Folge)

    In hypothetischen Urteilen wird ein Zusammenhang (Korrelation)

    zwischen zwei Sachverhalten (Urteile)

    im Sinne eines Grund-Folge-Verhältnisses behauptet.

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 3

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Was ist und zu welchem Zweck bildet man eine Hypothese?

    Unter einer Hypothese versteht man in der empirischen Sozialforschung eine

    anhand empirischer Daten zu prüfende Annahme (Arbeitshypothese).• Im Vorfeld einer Befragung, zumindest aber vor der Datenauswertung, entwickeln

    empirische Sozialforscher meist Vermutungen zu den Ergebnissen, die ihnen

    logisch erscheinen und die man mithilfe empirischer Daten untersuchen und

    überprüfen kann. Solche Vermutungen und Annahmen, werden Hypothesen

    genannt.

    • Die Hypothesen – bzw. das untersuchungsleitende Modell – bilden den

    Bezugsrahmen der Forschung; sie sind der Grund, warum bestimmte Fragen

    gestellt werden. Ihr Zweck sind Antworten, die als Daten der Überprüfung der

    Hypothesen dienen sollen.

    Im Rahmen der "quantitativen" (standardisierten) Sozialforschung meint man

    vor allem eine Annahme, die einem statistischen Test unterworfen werden

    kann. Diese Annahme richtet sich meistens darauf, dass zwischen zwei

    Merkmalen/Variablen ein Zusammenhang, oder dass zwischen Gruppen

    ein Unterschied besteht. [...]

    Hypothesen lassen sich durch die Ergebnisse einer empirischen

    Untersuchung entweder bestätigen oder widerlegen.

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 4

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Funktion der Hypothesenbildung

    die Untersuchung auf das Ziel zu fokussieren,

    die Untersuchung zu strukturieren,

    die "richtigen" Fragen für die Untersuchung zu

    finden

    zu verhindern, dass man bei der Auswertung der

    erhobenen Daten die Übersicht verliert.

    Hypothesen sorgen für eine gute Struktur der Untersuchung,

    ermöglichen, in überschaubarer Zeit zu Ergebnissen zu

    gelangen und dabei stets einen "roten Faden" während des

    Auswertens zu behalten

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 5

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Alltagserfahrung und wissenschaftliches Wissen

    Alltagshypothesen

    VorurteileWissenschaftliche

    HypothesenWissenschaftliche

    Theorien

    Bloße Annahme,

    Behauptung eines

    Zusammenhangs

    zw. Sachverhalten

    Begründete Annahme

    einer Gesetzmäßigkeit

    zw. Sachverhalten

    Bestätigte Annahmen

    einer Gesetzmäßigkeit

    zw. Sachverhalten

    AlltagswissenMethodisch erschlossenes

    wissenschaftliches Wissen

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 6

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Unter einer Hypothese versteht man eine theoretische Vermutung bzw. Annahme über die Zusammenhänge von interessierenden Sachverhalten.

    Anforderungen an eine wissenschaftliche Hypothese (WH):

    WH ist eine allgemeingültige, über den Einzelfall oder ein singuläres

    Ereignis hinausgehende Behauptung über einen realen Sachverhalt

    (Allsatz).

    Einer WH muss zumindest implizit die Formalstruktur eines sinnvollen

    Konditionalsatzes („Wenn-dann-Satz“, „Je-desto-Satz“) zu Grunde

    liegen.

    Der Konditionalsatz muss potentiell falsifizierbar sein. D. h., es müssen

    Ereignisse denkbar sein, die dem Konditionalsatz widersprechen.

    „Hypothese“

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 7

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Hypothese und Wahl der Untersuchungsart

    Hypothesenprüfende

    Studien

    (explanative Studien)

    Erkundende

    Studien

    (explorative Studien)

    Beschreibende

    Studien

    (deskriptive Studien)

    Ziel ist es … Ziel ist es … Ziel ist es …

    Annahmen über Zusammen-

    hänge, Unterschiede und

    Veränderungen ausgewählter

    Merkmale bei bestimmten

    Populationen zu testen.

    Neben der Prüfung von

    Variablenbeziehungen sind

    auch Prognose und

    Erklärung von Effekten

    wichtige Ziele.

    in einem relativ unerforschten

    Bereich neue Hypothesen

    zu entwickeln oder

    theoretische bzw. begriffliche

    Voraussetzungen zu

    schaffen, um erste

    Hypothesen formulieren

    zu können.

    Die Beschreibung von etwas

    hinsichtlich ausgewählter

    Merkmale zur Vorbereitung

    der Hypothesenbildung

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 8

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    In den Sozialwissenschaften

    untersuchen wir häufig

    Zusammenhänge zwischen

    Merkmalen.

    • Einen gut bewährten/bestätigten

    Zusammenhang nennt man

    Gesetz.

    • Wollen wir erst herausfinden bzw.

    prüfen, ob der Zusammenhang

    besteht, so sprechen wir von

    Hypothese.

    G E S E T Z

    HYPOTHESE

    Gesetz und Hypothese Die Bildung von Hypothesen ist eine

    (Forschungs-) Strategie

    zur Findung von

    Gesetzmäßigkeiten.

    Sie haben eine

    „heuristische“ Funktion

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 9

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Hypothesenbildung

    Aufgrund von Beobachtungen bzw. den Ergebnissen der Literaturrecherche werden Hypothesen zu den Ursachen des Problems erstellt.

    Hypothesen müssen empirisch überprüfbar sein.

    Eine Hypothese stellt versuchsweise einen Zusammenhang zwischen zwei oder mehren Variablenher. (z.B. Durkheims Hypothese: Je besser Menschen in sozialen Gruppen integriert sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie Selbstmord begehen)

    Dabei werden zwei Variablen verknüpft: (1) Der Integrationsgrad der sozialen Gruppe und (2) die Suzidrate

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 10

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Elemente einer Hypothese

    Integrationsgrad der

    sozialen GruppeSuizidrateKorrelation

    Variable 1 Variable 2

    empirisch nachweisbare

    Korrelation zwischen

    Akteuren,

    Verhaltensweisen,

    Zuständen,

    Personen, Systemen,

    Institutionen

    etc.

    Jede Erklärung einer Gesetzmäßigkeit erlaubt eine Prognose

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 11

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    5 Schritte der Hypothesenbildung/-testung

    Wahl eines Untersuchungsplanes zur Hypothesentestung

    Datenanalyse

    1. Schritt: Faktensammlung zur

    direkten oder indirekten Messung der Variablen

    2. Schritt: Wahl der disziplinären Perspektive

    3. Schritt: Wahl der Methode

    Bildung einer Hypothese

    Schlussfolgerungen mit Blick auf die Bewährung der Hypothese

    Folgeuntersuchungen

    1

    2

    3

    4

    5

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 12

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Wahl eines Untersuchungsplans zur Hypothesentestung

    Zur Hypothesentestung werden Fakten bzw. Daten benötigt.

    Daten= Statistiken, Interviewauswertungen, andere Infos

    Zunächst muss geklärt werden, wie die verschiedenen zu untersuchenden Variablen beobachtet und gemessen werden können

    Einige Variablen können direkt (Suizidrate), andere nur indirekt(Grad der Entfremdung) gemessen werden.

    Indikator = Ersatzmessgröße für die indirekte Messung von Variablen

    Soziale Integration misst Durckheim z.B: über Familienstand und Kirchmitgliedschaft (Ausgangsüberlegung verheiratete und aktive Kirchenmitglieder sind besser in die Gesellschaft integriert).

    1. Schritt

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 13

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Im zweiten Schritt wird ein Untersuchungsplan skizziert

    Wahl der disziplinären Perspektive (Soziologie, Psychologie etc.)

    Dabei werden die bevorzugten Methoden ausgewählt: z.B. Auswertung von Statistiken oder teilnehmende Beobachtung oder Befragung mit Hilfe eines Fragebogens oder die Kombination von mehren Methoden

    Ziel des Untersuchungsplans = genügend Informationen zu gewinnen

    (1) um ein solides Verständnis für das Problem zu entwickeln

    (2) die vorgeschlagenen Hypothesen zu testen

    Wahl eines Untersuchungsplans zur Hypothesentestung

    2. Schritt

    3. Schritt

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 14

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Nach der Datenerhebung erfolgt die Analyse und Auswertung der Informationen in Form von Statistiken oder quantitativen Analysen.

    Dabei wird versucht die Teile so zusammenzusetzen, dass sie ein Muster oder Ganzes bilden und es wird überlegt wie sie zusammenhängen (vgl.bar Mit einem Puzzle)

    Dazu verwendet die Soziologie eine Reihe von Maßen

    Als letzter Schritt werden aus den Ergebnissen Schlussfolgerungen in Bezug auf den theoretischen Ausgangspunkt gezogen (haben sich die Hypothesen bestätigt oder wurde eine Theorie widerlegt usw)

    Datenanalyse und Schlussfolgerungen

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 15

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Ein Forschungsprojekt kann einen wichtigen Forschungsgegenstand nie restlos ausschöpfen

    Daher ist meist Raum für Folgeuntersuchungen

    Dabei kann man den Forschungsgegenstand aus einer anderen theoretischen Perspektive betrachten, neue Fragen stellen, weitere Daten erheben usw.

    Damit wird unser Wissen von der sozialen Wirklichkeit kontinuierlich verfeinert

    Folgeuntersuchung

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 16

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Quantitative Sozialforschung:

    Ermittlung der Häufigkeit eines sozialen Phänomens und der Versuch einen statistischen Zusammenhang mit anderen sozialen Faktoren herzustellen

    Qualitative Sozialforschung:

    verbale Beschreibungen, direkte Beobachtungen und Bilder um die Bedeutung sozialen Handlungen zu interpretieren oder um Gesetzmäßigkeiten des sozialen Lebens im Detail zu analysieren.

    2 Forschungsstrategien

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 17

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Hypothesen in der „qualitativen“ Forschung

    Der Begriff Hypothese wird in der qualitativen Forschung offener gebraucht; aber auch hier geht es um nur möglicherweise korrekte oder ungesicherte Aussagen.

    Qualitative Forschung beginnt häufig mit der Analyse einzelner Fälle. Bei diesem Vorgehen werden ,Fallhypothesen‘ gebildet (Bsp.: „Die Gestaltung des Beziehungsalltags bei diesem Paar wird durch die [unterschiedlichen] Beziehungskonzepte der beiden Partner bestimmt“).

    Weitergehende Hypothesen sind möglich (z. B.: ,Der Beziehungsalltag von Paaren wird wesentlich durch die jeweiligen Beziehungskonzepte der Partner bestimmt‘).

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 18

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Hypothesen in der standardisierten Forschung

    Es gibt viele Arten von Hypothesen; man kann auch Aussagen über einzelne Sachverhalte als Hypothese bezeichnen (z. B: „Der Stimmenanteil von Partei XY beträgt so und so viel Prozent“; deskriptive Hypothese).

    Uns interessieren aber vor allem Zusammenhangshypothesen –im weitesten Sinn, also Hypothesen, die behaupten, dass zwei Merkmale/Variablen etwas miteinander zu tun haben. (Solche Hypothesen werden auch in der ,qualitativen‘ Forschung formuliert, haben aber geringere Bedeutung.)

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 19

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Gute und schlechte Hypothesen

    • Schlecht: Bildung und Einkommen hängen zusammen.

    • Besser: Höhere Bildung geht mit höherem Einkommen

    einher.

    • Noch besser: Höhere Bildung verursacht ein höheres

    Einkommen.

    • Am allerbesten: Jedes Jahr erworbener Bildung steigert

    das Einkommen um X Prozent (in der BRD: ca. 5 bis 8 Prozent).

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 20

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Die beliebtesten Hypothesen

    Wenn-Dann-Hypothesen (kategoriale Merkmale)z. B.:

    Wenn eine Person regelmäßig (mehr als 10 Zigaretten pro Tag)

    raucht, dann steigt die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts (um

    soundsoviel Prozent).

    oder: Wenn ein Schüler einen Migrationshintergrund hat, dann sind

    die schulischen Leistungen schlecht.

    Je-desto-Hypothesen (metrische Merkmale)z.B.:

    Je höher das Bildungsniveau einer Person, desto höher das erzielte Erwerbseinkommen.

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 21

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Die beliebtesten Hypothesen

    Individualhypothese

    z.B.: Männer sind Schweine (d.h.: Wenn eine

    Untersuchungsperson männlichen Geschlechts ist,

    dann handelt es sich um ein Schwein)

    Kollektivhypothese

    z.B.: Je größer die Arbeitslosigkeit in einer Population,

    desto größer auch die Jugendkriminalität.

    Kontexthypothesen

    Bei einer Kontexthypothese wird von

    Kollektivmerkmalen auf Individualzusammenhänge

    geschlossen. Die Aussagen auf Individualebene

    müssen sich nicht zwingend auf das Kollektivmerkmal

    beziehen:

    z.B.: Je heterogener eine Schulklasse hinsichtlich der

    Leistungsfähigkeit ist, desto besser sind die

    Leistungen aller SchülerInnen/der schlechten

    SchülerInnen/der guten SchülerInnen?

    Bei Kollektivhypothesen sind

    die ,Kollektive‘ (Länder,

    Gemeinden, Bezirke,

    Schulklassen . . . ) die

    Untersuchungseinheiten; somit

    liegen die Merkmale nur in

    Form von ,Kollektivdaten‘

    (oder Aggregatdaten) vor

    (Anteil der Arbeiter, der CDU-

    Wähler, der Männer, der

    Schweine . . . in den

    Untersuchungsgruppen).

    Bei Kontexthypothesen: sind

    Individuen-in-Kollektiven die

    Untersuchungseinheiten; es

    liegen also Individual- und

    Aggregatdaten vor, analysiert

    werden Einflüsse auf

    Individualebene mit Kontext

    als weiterem Einfluss.

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 22

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Varianten von Hypothesen

    Zusammenhangshypothese

    • Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Alkohol und dem

    Reaktionsverhalten im Straßenverkehr.

    Unterschiedshypothese

    • z.B.: Es gibt einen Unterschied zwischen dem Intelligenzquotienten von

    Deutschen und Österreichern

    Nullhypothese

    • z.B.: Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Intelligenzquotienten von

    Männern und Frauen.

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 23

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Varianten von Hypothesen

    Gerichtete Hypothesen

    • Auch einseitige Hypothesen genannt

    • Gibt die genaue Richtung der Zusammenhangs- bzw. Unterschiedshypothese an

    • Beispiel:

    „Alkoholkonsum verschlechtert die Reaktionszeit im Straßenverkehr“

    bzw. „Frauen haben durchschnittlich einen höheren IQ als Männer“

    Ungerichtete Hypothesen

    • Auch zweiseitige Hypothesen genannt

    • Lassen Unterschiede bzw. Hypothesen in zweierlei Richtungen zu

    • Beispiel:

    „Alkoholkonsum verändert die Reaktionszeit im Straßenverkehr“

    (die Reaktionszeit könnte sich verschlechtern oder aber auch verbessern)

    bzw.

    „Der IQ von Frauen unterscheidet sich von dem der Männer“ (auch hier sind

    zwei Richtungen möglich: Der IQ ist höher oder niedriger als der der Männer)

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 24

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Phase der Hypothesenbildung im wissenschaftlichen Arbeiten

    1. Schritt: Entwicklung einer FragestellungNachdem ein eigenes Thema gefunden wurde und die Literaturrechercheabgeschlossen ist, wird eine oder mehre Fragestellungen formuliert. Sie dient der Eingrenzung und Präzisierung des häufig komplexen Untersuchungsgegenstands. Die Fragestellung sollte aus der Literatur abgeleitet (begründet) und möglichst präzise formuliert sein. Ist die Fragestellung zu ungenau, kann es schwierig werden, diese zu überprüfen.

    2. Schritt: Formulierung der HypotheseIm Anschluss an die Fragestellungen werden die Hypothesen formuliert bzw. aus der Fragestellung abgeleitet. Dieser Schritt ist vor allem bei den quantitativen Methoden unerlässlich. Während eine Fragestellung noch unspezifisch formuliert sein kann, muss in der Hypothese erkennbar sein, welche Zusammenhänge oder Unterschiedeuntersucht werden sollen und welches der Untersuchungsgegenstand (relevante Merkmale/Variablen) ist. Wissenschaftliche Hypothesen müssen somit bestimmten Kriterien genügen.

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 25

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Zusammenhang von Fragestellung und Hypothese

    Beispiel 1: Beispiel 2:

    FragestellungInwieweit ist die neue Therapiemethode der alten Therapiemethode bei der Behandlung von Schizophrenie überlegen?

    Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Belastung von Studierenden und der Einführung von Studiengebühren?

    HypothesenPatienten, die nach der neuen Therapiemethode behandelt werden, erleiden weniger Rückfälle als Patienten, die nach der alten Therapiemethode behandelt werden.

    Patienten, die nach der neuen Therapiemethode behandelt werden, berichten weniger Nebenwirkungen als Patienten, die nach der alten Therapiemethode behandelt werden.

    Studierenden an Universitäten mit Studiengebühren berichten von mehr Belastungen als Studierende an Universitäten ohne Studiengebühren.

    Je mehr Zeit Studierende für ihre finanzielle Versorgung aufwenden müssen, desto größer ist die empfundene Belastung.

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 26

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Elemente einer Hypothese

    Belastung von

    Studierenden an

    Hochschulen ohne

    Studiengebühren

    Belastung von

    Studierenden an

    Hochschulen mit

    Studiengebühren

    Korrelation

    Variable 1 Variable 2

    empirisch nachweisbare

    Korrelation zwischen

    Hypothese:Je mehr Zeit Studierende für ihre finanzielle Versorgung aufwenden müssen, desto größer ist die empfundene

    Belastung.

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 27

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Kriterien wissenschaftlicher Hypothesenbildung

    Wissenschaftliche Hypothesen müssen bestimmten Kriterien genügen. Zu

    diesen gehören:

    • Allgemeingültig

    (über den Einzelfall oder ein singulären Ereignis hinausgehende

    Behauptung)

    • Operationalisierbarkeit

    (Begriffen müssen Beobachtungen zuordenbar sein)

    • Widerspruchsfreiheit

    (Es sind keine Widersprüche enthalten.)

    • Falsifizierbarkeit

    (Es sind Ereignisse denkbar, die dem Satz widersprechen)

    • Formalstruktur eines sinnvollen Konditionalsatzes

    („Wenn-dann-Satz“ / „Je-desto-Satz“)

    • Begründet sein, d.h. die Herleitung der Hypothese sollte nachvollziehbar

    sein.

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 28

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Aufgabenstellung für die Teilnehmer eines Übungsseminars

    1. Entwickeln Sie eine Fragestellung, die Sie untersuchen wollen!

    2. Klären Sie: Was ist Ihr erkenntnisleitendes Ziel?

    3. Formulieren Sie eine Hypothese!

    4. Klären Sie: Was hat Sie veranlasst, eine bestimmte Hypothese

    anzunehmen (Beobachtung, Befragung, andere Theorien,

    Auswertung von Literatur etc.)?

    5. Klären Sie die zentralen Begriffe der Hypothese!

    6. Welche empirischen Fakten wollen Sie zur direkten oder

    indirekten Bestimmung der Variablen sammeln!

    7. Aus der Sicht welcher Disziplin wollen Sie die Hypothese testen?

    8. Mit welcher Methode wollen sie die Hypothese testen?

    9. Was muss der Fall sein, damit sich Ihre Hypothese im gewählten

    Untersuchungsdesign bewährt!

  • „Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 29

    w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e

    Copyright byProf. Dr. Armin G. Wildfeuer2015

    Mail: [email protected]: www.armin-wildfeuer.de