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Aus der Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Michael Jünger) der Medizinischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der extrazellulären Matrixmoleküle bei Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz Inaugural – Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Medizin (Dr. med.) der Medizinischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald 2008 vorgelegt von: Mansfeld, Enrico geb. am: 21.04.1981 in: Neubrandenburg

Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

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Aus der Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten

(Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Michael Jünger) der Medizinischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der extrazellulären Matrixmoleküle

bei Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz

Inaugural – Dissertation

zur Erlangung des akademischen Grades

Doktor der Medizin (Dr. med.)

der

Medizinischen Fakultät der

Ernst-Moritz-Arndt-Universität

Greifswald

2008

vorgelegt von: Mansfeld, Enrico geb. am: 21.04.1981 in: Neubrandenburg

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Dekan: Herr Prof. Dr. rer. nat. Heyo K. Kroemer

1. Gutachter: Herr Prof. Dr. med. M. Jünger

2. Gutachter: Frau Prof. Dr. med. K. Scharffetter-Kochanek

Ort, Raum: Greifswald, Seminarraum 4 des Institutes für Community Medicine,

Erdgeschoss, Fleischmannstraße 42-44

Tag der Disputation: Mittwoch, 10.09.2008

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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungen und Begriffe .......................................................................................................3

1. Einleitung ................................................................................................................................5

1.1 Volkskrankheit „Chronische Venöse Insuffizienz“............................................................5 1.2 Definition, Ätiologie und Pathophysiologie.......................................................................6 1.3 Mikrozirkulation/Mikroangiopathie ...................................................................................8 1.4 Klassifikation......................................................................................................................9 1.5 Die Bedeutung der extrazellulären Matrix bei CVI .........................................................11 1.6 Die extrazellulären Matrix-Moleküle im Einzelnen.........................................................13

1.6.1 Kollagene I & IV .......................................................................................................13 1.6.2 Tenascin.....................................................................................................................16 1.6.3 Fibronektin ................................................................................................................18

1.7 Zielsetzung/Fragestellung.................................................................................................21

2. Patienten, Material und Methoden .....................................................................................22

2.1 Patienten ...........................................................................................................................22 2.1.1 Patientenkollektiv ......................................................................................................22 2.1.2 Voruntersuchung und Ausschlusskriterien................................................................23 2.1.3 Untersuchungstag/Untersuchungsablauf ...................................................................23

2.2 Untersuchung der kutanen Mikrozirkulation....................................................................26 2.2.1 Laser-Doppler-Fluxmetrie (LDF)..............................................................................26 2.2.2 Transkutane Sauerstoffpartialdruckmessung (TcPO2) ..............................................27 2.2.3 Statistik ......................................................................................................................28

2.3 Immunhistochemie ...........................................................................................................29 2.3.1 Materialien.................................................................................................................29

2.3.1.1 Verwendete Antikörper ......................................................................................29 2.3.1.2 Chemikalien........................................................................................................29 2.3.1.3 Lösungen ............................................................................................................30 2.3.1.4 Geräte und sonstige Materialien.........................................................................31

2.3.2 Untersuchungsschritte Immunhistochemie ...............................................................31 2.3.2.1 Gewebebiopsien .................................................................................................31 2.3.2.2 Paraffineinbettung und Paraffinschnitte .............................................................32 2.3.2.3 Entparaffinierung................................................................................................32 2.3.2.4 HE-Färbung ........................................................................................................32 2.3.2.5 Immunhistochemie .............................................................................................32 2.3.2.6 Kontrollreaktionen..............................................................................................34 2.3.2.7 Auswertung und Fotographie der mikroskopischen Präparate...........................34

3. Ergebnisse .............................................................................................................................35

3.1 Mikrozirkulationsuntersuchungen....................................................................................35 3.1.1 Transkutaner Sauerstoffpartialdruck .........................................................................35 3.1.2 Laser-Doppler-Fluxmetrie.........................................................................................38

3.2 Auswertung der Biopsien .................................................................................................41 3.2.1 Histopathologische Beurteilung der Biopsien ...........................................................41 3.2.2 Immunhistochemische Beurteilung der Biopsien......................................................43

3.2.2.1 Kollagen I ...........................................................................................................43 3.2.2.2 Kollagen IV ........................................................................................................45 3.2.2.3 Tenascin..............................................................................................................47

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3.2.2.4 Fibronektin .........................................................................................................49

4. Diskussion..............................................................................................................................52

4.1 Gliederung der Diskussion ...............................................................................................52 4.2 Kutane Mikroangiopathie.................................................................................................52 4.3 Extrazelluläre Matrixmoleküle.........................................................................................58 4.4 Auswirkungen der Mikroangiopathie auf die Expression der ECM-Moleküle................66

5. Zusammenfassung ................................................................................................................74

6. Literaturverzeichnis .............................................................................................................77

7. Anhang...................................................................................................................................92

8. Eidesstattliche Erklärung ....................................................................................................96

9. Danksagung...........................................................................................................................97

10. Lebenslauf ...........................................................................................................................98

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Abkürzungen und Begriffe

Abkürzungen und Begriffe Abb. Abbildung

AU Arbitrary Unit

BM Basalmembran

bzw. beziehungsweise

CVI Chronische Venöse Insuffizienz

dest. destilliert

ECM Extrazelluläre Matrix

EGF Epidermal Growth Factor

evtl. eventuell

FGF Fibroblast Growth Factor

Fn Fibronektin

GF Growth Factor

ICAM Intracellular Adhesion Molecule

IGF Insuline-like Growth Factor

IL Interleukin

Kol I Kollagen I

Kol IV Kollagen IV

LDF Laser-Doppler-Flux

LFA Leukocyte Function-associated Antigen

mmHg Millimeter Quecksilbersäule

MMP Matrix Metalloproteinase

mRNA Messenger Ribonucleic Acid

n Anzahl

OS Oberschenkel

PCR Polymerase Chain Reaction

PDGF Platelet Derived Growth Factor

Psys Systolischer Druck

Str Stratum

TcPO2 Transkutaner Sauerstoffpartialdruck

TGF Transforming Growth Factor

TIMP Tissue Inhibitor of Matrix Metalloproteinase

Tn Tenascin

TNF Tumor Nekrose Factor

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tw. teilweise

u.a. unter anderem

uPA Urokinase-type Plasminogen Activator

US Unterschenkel

usw. und so weiter

VCAM Vascular Cell Adhesion Molecule

VEGF Vascular Endothelial Growth Factor

VLA Very Late Antigen

x0,25 25. Perzentile

x0,75 75. Perzentile

z.B. zum Beispiel

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1. Einleitung 1.1 Volkskrankheit „Chronische Venöse Insuffizienz“

Unter einer Volkskrankheit verstehen wir Krankheiten, die mit einer hohen Prävalenz in der

Bevölkerung auftreten. Befragt man junge Ärzte/innen oder sucht im Internet unter diesem

Stichwort, so ist man sich schnell einig: Arterieller Hypertonus, Koronare Herzkrankheit,

Diabetes mellitus, Adipositas oder Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis gehören

dazu. In mehreren epidemiologischen Studien weltweit (Fischer 1981; Brand et al. 1988;

Partsch 1995; Bradbury et al. 1999; Heit et al. 2001; Ruckley et al. 2002; Pannier-Fischer et al.

2003) konnte allerdings gezeigt werden, dass wir es auch bei der CVI mit einer

„Volkskrankheit“ zu tun haben. Die Tübinger Studie (Fischer 1981) zeigte 1979 als eine der

ersten Querschnittsstudien zu diesem Thema in Deutschland, das nur 14% der untersuchten

Bevölkerung keine Venenveränderungen aufwiesen. Erstaunliche 13% hatten eine

fortgeschrittene chronische venöse Insuffizienz mit Hautveränderungen und immerhin 2,7%

zeigten ein florides oder abgeheiltes Ulcus cruris.

Das jüngste Äquivalent solcher Prävalenzstudien in Deutschland ist die Bonner Venenstudie

aus dem Jahr 2003 (Rabe et al. 2003). Über 20 Jahre nach den ersten epidemiologischen

Erhebungen zur CVI bestätigte sie die hohe Prävalenz dieser Krankheit, wenngleich vor allem

in fortgeschrittenen Stadien ein Rückgang der Erkrankungshäufigkeit von 15% (Tübinger

Studie) auf 3,6% (Bonner Venenstudie) zu verzeichnen war. Dies erklärte sich vor allem aus

dem gestiegenen diagnostischen und therapeutischen Aufwand (Rabe et al. 2003). Lediglich

9% der Probanden hatten in der Bonner Venenstudie keinerlei Venenveränderungen.

Durch die Erkrankungen mit dem venösen Ulkus cruris entstanden im ehemaligen

Westdeutschland geschätzte jährliche Gesamtkosten in Höhe von 2-3 Milliarden DM. Alleine

1991 verursachte diese Krankheit ca. 2 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage und 1,2 Millionen

Krankenhaustage (Rabe 1998).

Betrachtet man neben dem oft großen individuellen Leidensdruck den enormen

volkswirtschaftlichen Schaden, der durch die CVI verursacht wird, wird schnell klar, dass eine

weitere Forschung auf diesem Gebiet nötig ist, um den Krankheitsursachen noch besser auf den

Grund gehen zu können und die Behandlung zu optimieren.

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1.2 Definition, Ätiologie und Pathophysiologie

Der Begriff der chronischen venösen Insuffizienz bezeichnet alle klinischen Befunde, die in

der Folge von chronischen Venenerkrankungen unterschiedlicher Ätiologie entstanden sind.

Dazu zählen neben dem Ulcus cruris venosum als Maximalform auch das Phlebödem, die

Corona phlebectatica paraplantaris, Induration, Hyperpigmentierung und Atrophie der Haut

(Mohlen 1957). Bei fortschreitendem Krankheitsprozess ist auch eine Beteiligung der

Gelenkkapsel der Knöchelregion möglich, die zusammen mit einer Schrumpfung der

Muskulatur und Fibrosierung von periachillärem Gleitgewebe zu einer kontrakten

Spitzfussstellung führen kann.

Abb. 1.1a: Atrophie blanche (Quelle: Hautklinik der Eberhard-Karls-Universität Tübingen)

Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum

Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der

oberflächlichen Venen (Vena saphena magna, Vena saphena parva), des transfaszialen

Venensystems (Venae perforantes) oder der tiefen Leitvenen. Auch eine Kombination aus

diesen drei Formen wird nicht selten gesehen und führt zu einer chronischen

Rücktransportstörung des venösen Blutes aus dem Bein zum Herzen. Bei den meisten

Patienten beruht die Venenklappendysfunktion auf einer primären Varikose (suprafasziale

Form) oder dem postthrombotischen Syndrom (subfasziale Form). Eher selten findet man

angeborene Klappenagenesien, Klappendysgenesien oder dysplastische Veränderungen am

tiefen Venensystem als Ursache (Rabe et al. 2006).

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Durch diese Veränderungen am Klappensystem kommt es in der Folge zu wiederholten

pathologischen Blutdruckspitzen in den Beinvenen, auch als „ambulatorisch venöse

Hypertonie“ bezeichnet (Partsch 1985). Das venöse Blut, welches mit Hilfe der Muskel- und

Gelenkpumpen im Bein beim Gehen Richtung Herz gepumpt werden soll, wird nun bei jedem

Schritt entgegen der physiologischen Strömungsrichtung nach distal gepresst. Dabei kommt es

neben einer venösen Hypervolämie und Hypertension auf Grund des erhöhten transmuralen

Druckes auch zur Bildung von Ödemen (Partsch 1985).

Doch die chronischen Druckerhöhungen im venösen System ziehen noch andere

Konsequenzen nach sich, die für die Entstehung des chronischen venösen Ulkus verantwortlich

gemacht werden. Aufgrund des erhöhten venösen Druckes kommt es zu einem verminderten

kapillären Perfusionsdruck. Dieser führt wiederum zu einer Akkumulation von Leukozyten in

den Kapillaren, die die Mikrozirkulation erheblich stören und zu einer lokalen Ischämie führen

(„Leukozytenfalle“) (Thomas et al. 1988). Die aktivierten Leukozyten setzen zudem

proteolytische Enzyme und toxische Sauerstoffradikale frei, welche das Kapillarendothel

schädigen und deren Permeabilität erhöhen (Smith 1992; Pascarella et al. 2005). Dadurch wird

es neben den Granulozyten auch Lymphozyten und anderen Makromolekülen verstärkt

möglich, in das umliegende Gewebe abzuwandern und eine chronische Entzündungsaktivität

zu triggern. Verschiedene Studien konnten in den vergangenen Jahren zeigen, dass dieser

Mechanismus einen großen Anteil an der Entstehung des Ulcus cruris venosum haben muss. So

konnte zum einen gezeigt werden, dass die Adhäsionsmoleküle ICAM-1, VCAM-1, LFA-1

und VLA-4, die maßgeblich an der Migration von Leukozyten in das umliegende Gewebe

beteiligt sind, im Verlauf der CVI vermehrt exprimiert werden (Weyl et al. 1996; Hahn et al.

1997; Peschen et al. 1999). Zum anderen wurde bei Versuchen in der Flusskammer

nachgewiesen, dass erhöhte Drücke zu einer vermehrten Adhäsion von Leukozyten führen

können (Spathelf 2004). Bei Patienten mit CVI fand man nach Herabhängen des Beines zudem

eine signifikant stärkere Abnahme der Leukozytenzahl im Beinvenensystem als bei gesunden

Probanden (Moyses et al. 1987).

In nicht heilenden venösen Ulzera findet man häufig noch eine weitere Abnormalität. Um die

Gefäße in den betroffenen Regionen sieht man in histologischen Schnitten fast regelhaft

sogenannte „Fibrinmanschetten“, die wahrscheinlich eine Schutzfunktion für die Gefäße vor

den erhöhten venösen Drücken darstellen (Herrick et al. 1992). Diese wurden über viele Jahre

als Hauptursache für die Entstehung des Ulkus vermutet. Sie führen zu einer Störung der

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Diffusion von Sauerstoff in das umliegende Gewebe. Die Manschetten bestehen unter anderem

aus Fibronektin, Laminin, Tenascin, Kollagen I, III und IV und sind somit komplexe

extrazelluläre Strukturen, die nicht nur durch Diffusion der Bestandteile aus dem Blut

entstanden sein können, sondern anscheinend aktiv durch Zellen des umgebenen

Bindegewebes gebildet werden müssen (Herrick et al. 1992; Higley et al. 1995). Dafür spricht

auch, dass der Gehalt an Wachstumsfaktoren (TGF-ß1, PDGF, VEGF) in und um die

Manschetten erhöht ist (Peschen et al. 1998). In den vergangenen Jahren entstanden jedoch

Zweifel, ob die Fibrinmanschetten wirklich eine Diffusionsbarriere für Sauerstoff und andere

nutritive Moleküle darstellen (Cheatle et al. 1990).

1.3 Mikrozirkulation/Mikroangiopathie

Bei der Untersuchung von Patienten mittels Kapillarmikroskopie konnte gezeigt werden, dass

die von Partsch beschriebenen pathologischen Blutdruckspitzen im venösen Gefäßsystem auch

vor der Kapillarstrombahn nicht halt machen. Bei Messungen des Kapillardruckes in

Nagelfalzkapillaren der Großzehe bei Patienten mit CVI wurde gezeigt, dass sich der Druck,

der durch einmalige Kompression der Wade erzeugt wurde, bis in die Kapillare fortleitete. Ein

Effekt, der bei gesunden Probanden nicht zu beobachten war („ambulatorisch kapilläre

Hypertonie“) (Hahn et al. 1998).

Neben diesen Ergebnissen zeigten sich in der Kapillarmikroskopie auch erhebliche

Veränderungen in der Kapillarmorphologie der betroffenen Haut von CVI-Patienten. Mit

zunehmenden Schweregrad fand man deutlich dilatierte und elongierte Kapillaren bis hin zu

glomerulumförmigen Konfigurationen (siehe Abbildung 1.2). Auch nahm die Zahl der

Kapillaren pro Hautfläche mit zunehmenden Schweregrad der Erkrankung ab bis hin zur

nahezu vollständigen Abwesenheit in der Atrophie blanche (Franzeck et al. 1984; Hoffmann et

al. 1990; Franzeck et al. 1993; Jünger et al. 1999; Steins et al. 1999). Gleichzeitig beobachtete

man in der betroffenen Haut zum einen eine Abnahme des transkutan gemessenen

Sauerstoffpartialdruckes und zum anderen eine mittels Laser Doppler Fluxmetrie gemessene

Zunahme des totalen Blutflusses, vor allem im thermoregulativen Kompartiment der Haut

(„Luxus-Hyperperfusion“). Interessanterweise sind diese mikroangiopathischen

Veränderungen, wenn auch in geringerem Ausmaß, bereits in klinisch unauffälliger Haut am

Unterschenkel von CVI-Patienten gefunden worden, woraus sich schließen ließ, dass die

kutane Mikroangiopathie der Entstehung von trophischen Hautstörungen bei chronischer

venöser Stauung vorausgeht (Jünger et al. 2000). Der aus diesen mikroangiologischen

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Veränderungen resultierenden Hypoxie in betroffenen Hautarealen wird ebenfalls eine

wichtige Schlüsselrolle für die Entwicklung der klinischen Hautveränderungen bis hin zum

Ulcus cruris zugesprochen.

Abb. 1.2: Kapillarmikroskopie aus dem Ulkusrandgebiet, Widmer

Stadium III; Glomerulusförmige Darstellung der Kapillaren. In

gesunder Haut sind lediglich die Scheitelpunkte der Kapillaren

punkt- bis kommaförmig zu sehen.

1.4 Klassifikation

Für die Einteilung der CVI gibt es die Klassifikation nach Widmer und die CEAP-

Klassifikation („Hawaii-Klassifikation“) (Rabe et al. 2006). Letztere teilt die Patienten nach

unterschiedlichen Parametern ein: C-Clinical Signs (Hautveränderungen), E-Etiological

Classification (congenital, primär, sekundär), A-Anatomic Distribution (oberflächliches oder

tiefes Venensystem) und P-Pathophysiological Dysfunction (Reflux, Obstruktion).

Die Nomenklatur nach Widmer teilt die CVI hingegen je nach klinischen Symptomen in 3

Klassen ein. Trotz das eine ätiologische Zuordnung der Krankheit mit ihr nicht möglich ist,

wird sie wegen Ihrer Einfachheit häufig bevorzugt.

Widmer CEAP Klinische Zeichen

I C1,C3 Corona phlebectatica paraplantaris, Phlebödem

II C4 Zusätzliche trophische Störungen mit Ausnahme des Ulcus

cruris (z.B. Dermatoliposklerose, Hyperpigmentation,

Pigmentveränderung, Atrophie blanche)

III a C5 abgeheiltes Ulcus cruris venosum

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III b C6 florides Ulcus cruris venosum

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1.5 Die Bedeutung der extrazellulären Matrix bei CVI

Die extrazelluläre Matrix (ECM) hat für die Forschung in den vergangenen Jahren mehr und

mehr an Bedeutung erlangt. Sie umgibt in allen Organen und Geweben die Zellen und ist aus

einer Vielzahl von Proteinen (v.a. Kollagen) und Glykoproteinen (z.B. Tenascin, Fibronektin,

Elastin) aufgebaut. Weitere wichtige Bestandteile sind Proteoglykane (z.B. Decorin, Aggrecan)

und Glykosaminoglykane (z.B. Hyaluronan, Heparansulfat, Chondroitinsulfat) (Kreis et al.

1993).

In Ihrer Aufgabe ist das gestiegene Interesse der Wissenschaft zu finden: Die ECM stellt nicht

nur einen Schutz der Zellen vor mechanischen Einflüssen dar, sondern interagiert zudem über

spezielle Rezeptoren (Integrine) mit den Zellen und gewährleistet so lebensnotwendige

Prozesse, wie z.B. Adhäsion, Differenzierung, Proliferation und Signaltransduktion von Zellen

(Gailit et al. 1994). Zudem konnte nachgewiesen werden, dass die Trennung zwischen

normalen Epithelzellen und der ECM zum programmierten Zelltod (Apoptose) führt (Frisch et

al. 1994). Zu Ihren weiteren Funktionen gehört auch die Fähigkeit, Wachstumsfaktoren und

Zytokine zu speichern und freizusetzen (Raghow 1994; Gelse et al. 2003). Für die Synthese der

ECM-Moleküle sind hauptsächlich Fibroblasten (u.a. Kollagen, Glykosaminoglykane) und zu

einem gewissen Teil auch Epithelzellen und Endothelzellen (u.a. Kollagen IV) zuständig. Die

Basalmembran, als eine spezielle Form der ECM, ist für die Adhärenz und reguläre Funktion

der Zellen essentiell. Außerdem bildet sie eine Art selektives molekulares passives Sieb

zwischen Gewebskompartimenten und verhindert so die Passage von Zellen (Yurchenco et al.

1990). Entzündungs- und Tumorzellen besitzen allerdings spezifische Mechanismen, die dieses

Sieb stellenweise zersetzen und somit durchwandern können (Barsky et al. 1984).

Um ihre Funktionen wahrnehmen zu können, herrscht in der ECM ständig eine gewisse

Dynamik zwischen Auf- und Abbau der beteiligten Moleküle. Für die Abbauprozesse sind die

sogenannten Matrix-Metalloproteinasen (MMPs) zuständig. Es handelt sich um eine

wachsende Familie von nunmehr über 20 löslichen und Membran-gebundenen, Zink

abhängigen Endopeptidasen (Parks 1999). Sie sind in geringem Umfang in gesunder Haut

vorhanden und ihre Expression ist während verschiedener physiologischer und pathologischer

Prozesse, wie Entzündung, Tumor-Invasion oder Metastasierung, Gewebereparatur und

embryologischer Entwicklung hochreguliert (Mauch et al. 1994; Birkedal-Hansen 1995;

Shapiro 1998). Im aktivierten Zustand können MMPs nahezu alle extrazellulären

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Matrixmoleküle spalten und zersetzen, wobei jede einzelne dieser Proteasen bestimmte

Substratspezifitäten, die auch mehrere Moleküle umfassen können, aufweist (Parks 1999). Sie

werden neben Keratinozyten, Fibroblasten und Makrophagen von vielen anderen Zelltypen

produziert, wobei vor allem diverse Wachstumsfaktoren und Zytokine ihre vermehrte

Expression bewirken können (z.B. TNF-alpha, IL-1, EGF) (Saarialho-Kere et al. 1994; Goetzl

et al. 1996; Esteve et al. 1998).

Für die Wundheilung ist die Proteolyse durch MMPs ein essentieller Faktor, um die Migration

von Zellen zu fördern, das Granulationsgewebe umzuformen und die Architektur der normalen

Haut wieder herzustellen (Parks 1999; Fray et al. 2003). Im Vergleich zu akuten Wunden fand

man in lipodermosklerotischer Haut von Patienten mit CVI stark erhöhte mRNA und Protein-

Level an MMP-1, MMP-2 und MMP-3 (Herouy et al. 2000; Fray et al. 2003). Gleichzeitig war

hier aber nur das mRNA und Protein-Level des MMP-Inhibitors Timp-1 und das Protein-Level

des Timp-3 (Tissue Inhibitor of Matrix Metalloproteinase) erhöht, wohingegen das mRNA und

Protein-Level des TIMP-2 im Gegensatz zu den akuten Kontrollwunden keine Steigung zeigte

(Herouy et al. 1999; Vaalamo et al. 1999). Direkt in chronischen Ulzera fand man sogar eine

totale epidermale Abwesenheit von TIMP-1 und -3 mRNA und verminderte Level an Timp-1, -

2 und -3 Protein im Vergleich zu akuten Wunden sowie erhöhte Level an MMP-1, -2, -3, -9

und -13 (Weckroth et al. 1996; Vaalamo et al. 1999; Agren et al. 2000; Herouy et al. 2000).

Aus dieser Imbalance zwischen den MMPs und ihrer Inhibitoren resultiert wahrscheinlich eine

verschlechterte Wundheilung durch unkontrollierte proteolytische Aktivität, welche

maßgeblich an der Entstehung des Ulkus und seiner Vorstufen beteiligt sein könnte. Ob die

pathologisch veränderten mikrozirkulatorischen Parameter einen Einfluss auf die

beschriebenen Veränderungen der MMPs und ECM-Moleküle haben, ist bisher nicht

Bestandteil von Untersuchungen gewesen.

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1.6 Die extrazellulären Matrix-Moleküle im Einzelnen

1.6.1 Kollagene I & IV

Die Kollagene sind die am meisten vorkommenden Proteine der extrazellulären Matrix. Sie

sind nicht nur in allen Bindegeweben reichlich vorhanden, sondern auch im interstitiellen

Gewebe aller Organe. Ihre Hauptaufgabe wird in der Bildung eines extrazellulären Gerüstes

gesehen, welches für Stabilität und Aufrechterhaltung der strukturellen Integrität von Geweben

und Organen sorgt. Insgesamt ein Viertel des Gesamtproteingewichtes bei Säugetieren wird

durch die Kollagene verursacht, die damit das quantitativ häufigste Protein in dieser Klasse

darstellen (Gelse et al. 2003).

Die Gruppe der Kollagene besteht aus 26 genetisch verschiedenen Subtypen. Bei allen findet

sich im Zentrum eine charakteristische Tripel Helix Struktur, bestehend aus drei

Polypeptidketten (alpha-Ketten). Diese können aus drei identischen Ketten bestehen

(Homotrimer), wie z.B. im Kollagen II, III und VII, oder aus 2 oder mehreren verschiedenen

Ketten (Heterotrimer), wie z.B. im Kollagen I und IV. Die Grundstruktur der alpha-Ketten ist

in allen Kollagenen gleich: Sie bestehen typenabhängig aus ca. 200 bis über 1000

Aminosäuren, wobei sich an jeder dritten Position dieser Kette die Aminosäure Glycin befindet

(X-Y-Glycin-X-Y-Glycin). Die beiden fehlenden Positionen (X und Y) sind häufig mit Prolin

(10%), Hydroxyprolin (10%) und variablen Mengen Hydroxylysin besetzt. Je nach Kollagen

Typ findet man eine unterschiedliche Anzahl von spezifischen Lysin- und Prolinresten, die

posttranslational hydroxyliert und teilweise glykosyliert werden. Daraus ergeben sich

unterschiedliche Eigenschaften, vor allem in der Stabilität der Tripel Helix Konformation

(Fleischmajer et al. 1990). In dieser Arbeit sollen die Kollagene I und IV näher betrachtet

werden.

Das Kollagen I wird in die Gruppe der klassischen „fibrillären Kollagene“ eingeordnet und ist

gleichzeitig das am besten untersuchte Kollagen. Es ist ein Heterotrimer, welches aus zwei

identischen alpha1(I)-Ketten und einer alpha2(I)-Kette besteht. Mit wenigen Ausnahmen (z.B.

hyaliner Knorpel, Glaskörper) macht Kollagen I den überwiegenden Anteil am

Gesamtkollagen der interstitiellen Bindegewebe aus, wie beispielsweise in dem der Haut, der

Sehnen oder der Cornea (Brodsky et al. 1997). Alleine im Knochen bestehen über 90% der

organischen Masse aus diesem Kollagen (von der Mark 1999). Durch seine besondere Struktur

verleiht dieses Molekül den Organen und Geweben Zugfestigkeit und gibt dem Knochen seine

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besonderen Eigenschaften, wie hohe Belastungsfähigkeit, Druck- und Zugfestigkeit sowie

Torsionsstabilität. Je nach Gewebe oder Organ wird es von verschiedenen Zellen produziert,

die meistens mesenchymalen Ursprungs sind (u.a. Fibroblasten, Chondrozyten, Osteoblasten).

In der Haut erfolgt die Synthese hauptsächlich durch Fibroblasten (Kreis et al. 1993).

Typ IV Kollagen hingegen wird neben vielen anderen mesenchymalen Zellen zum Großteil

von endothelialen und epidermalen Zellen gebildet und stellt die wichtigste strukturelle

Komponente von Basalmembranen (lamina densa) dar. Eine seiner Hauptaufgaben wird in dem

Auffangen von Scherkräften, die z.B. in der Epidermis auftreten, gesehen (Yurchenco et al.

1990). Es ist wie Typ I Kollagen ein Heterotrimer, wobei die dominierende Form aus zwei

alpha1(IV)-Ketten und einer alpha2(IV)-Kette besteht (Hudson et al. 1993). Der wesentliche

Unterschied zwischen beiden Kollagenen liegt in dem Aufbau der Tripel Helix. Beim Kollagen

IV wird diese charakteristische Helix Struktur durch kurze, „nicht-kollagene“ Domänen

unterbrochen. Dadurch wird eine Anordnung zu fibrillären Strängen verhindert und es resultiert

eine flexible Tripel Helix, die eine netzartige Zusammenlagerung der Typ IV Kollagene in den

Basalmembranen ermöglicht. Des Weiteren kommt es durch die „nicht-kollagenen“ Domänen

zu einer besonderen intramolekulären Flexibilität und veränderten Eigenschaften in der

Proteolyse des Moleküls, da diese Regionen mögliche Angriffspunkte für Proteasen darstellen,

die in der nativen Tripel Helix Struktur nicht vorkommen (Gelse et al. 2003). Auf Grund dieser

besonderen Eigenschaften wird das Kollagen IV und seine Isoformen in eine eigene Gruppe,

die der „Basalmembran-Kollagene“, eingeordnet.

Neben den biomechanischen Aspekten gibt es aber noch andere Eigenschaften, die den

Kollagenen bei der Organentwicklung, Wundheilung und Gewebereparatur eine wichtige

Bedeutung zukommen lassen. Sie stehen über spezifische Rezeptoren, wie Integrinen,

Glykoprotein VI oder Proteoglykan Rezeptoren mit diversen Zellen und Molekülen in

Verbindung und beinflussen so auf verschiedenen Wegen die Adhäsion, das Wachstum und die

Differenzierung von Zellen sowie deren Überleben. Kollagen IV beispielsweise ist in der Lage,

unter anderem mittels Fibronektin als Mediatorsubstanz, eine feste Verankerung von

Keratinozyten an die Basalmembran zu fördern und gewährleistet darüber hinaus die Migration

und die Zellausbreitung von Keratinozyten am Wundrand (Kim et al. 1994). Die „nicht-

kollagenen“ Strukturen dieses Moleküls beeinflussen außerdem die Angiogenese und

Tumorgenese (Ortega et al. 2002). Besonders beim Kollagen I zeigt sich eine weitere

Eigenschaft der Kollagene. Sie binden eine große Anzahl an Wachstumsfaktoren und

14

Page 18: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Zytokinen, die sie zu bestimmten Zeitpunkten wieder freisetzen können. Dieser Effekt zeigte

sich besonders deutlich beim Knochen. Hier werden durch das Kollagen I reichlich

Wachstumshormone gespeichert, die dann, während der Zersetzung des kollagenen

Netzwerkes durch Osteoklasten, langsam wieder freigesetzt werden und diesem Abbauprozess

durch Stimulierung der Osteoblasten entgegenwirken (Bautista et al. 1990).

Bei vielen Krankheiten und Tumoren konnte in der Vergangenheit ein stark veränderter Gehalt

an Kollagenen nachgewiesen werden. Beim Ehlers-Danlos-Syndrom Typ IV sind zum Beispiel

die Gewebslevel an Kollagen I stark reduziert bzw. dieses ECM-Molekül fehlt gänzlich

(Kleinman et al. 1981). Aber auch bei Patienten mit varikösen Venen oder CVI konnten

signifikante Veränderungen im Kollagengehalt der ECM gefunden werden. So fand sich in der

ECM variköser Venen v.a. in der Intima und Media neben einer Erhöhung von Tenascin,

Laminin und Fibronektin auch ein erhöhter Gehalt an Kollagen I und IV (Kirsch et al. 1999;

Sansilvestri-Morel et al. 2003). In der Matrix variköser Venen konnte eine Überproduktion von

Kollagen I nachgewiesen werden, welche wahrscheinlich die Ursache für die enorme Rigidität

dieser Venen ist (verlorengegangene Ausdehnungsfähigkeit bei gleichzeitiger

Herunterregulierung von Kollagen III) und zusammen mit den Fibrinmanschetten einen

Schutzmechanismus gegen die gestiegenen Drücke darzustellen scheint (Sansilvestri-Morel et

al. 2003). In und um die Kapillaren von CVI Patienten wurden ähnliche Entdeckungen

gemacht. Hier konnten mehrere Forschungsgruppen perivaskulär einen erhöhten Anteil an

Kollagen IV beobachten, woraus sich insgesamt schließen ließ, dass die Basalmembran an der

Ausbildung der beschriebenen „perivaskulären Fibrinmanschetten“ beteiligt ist (Neumann et al.

1991; Tronnier et al. 1994). In lipodermosklerotischer Haut von CVI Patienten, auf der sich bei

Fortschreiten der Krankheit das Ulcus cruris venosum entwickelt, konnte gezeigt werden, dass

sich die Eigenschaften des Kollagens I bedeutend verändert haben. Es ist hier nicht nur

vermehrt vorhanden, sondern die kollagenen Fasern zeigen außerdem ein verändertes

Verhältnis von Hydroxylysyl/Lysylpyridinolinen und sind dichter gepackt als in gesunder Haut

(Herouy et al. 2000). Das fibröse Gewebe breitet sich in der betroffenen Haut zudem bis tief in

das subkutane Fettgewebe aus. Durch das verbreiterte fibröse, mit zahlreichen Kollagenfasern

durchsetzte Gerüst, kommt es dann zu der spürbaren Verhärtung dieser Haut (Greenberg et al.

1996).

15

Page 19: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

1.6.2 Tenascin

Die Tenascin-Familie (Tn-C, Tn-R, Tn-W, Tn-X und Tn-Y) ist eine Gruppe von

Glykoproteinen, die sich untereinander sehr ähnlich sind und alle dieselbe aufeinanderfolgende

Anordnung von Domänen wie das Tn-C haben. Dieses wurde unabhängig voneinander in

mehreren Laboratorien gleichzeitig entdeckt, weswegen es unter anderem auch unter den

Namen Myotendinous Antigen, Hexabrachion oder Neuronectin bekannt ist (Jones et al. 2000).

Das Tn-C besteht aus insgesamt 6 identischen Armen mit einem Knoten am Ende, wobei

jeweils 3 dieser Arme zu einem Trimer verknüpft sind. Durch die Verknüpfung mittels

Disulfid-Bindungen entsteht aus zwei solcher Trimere das Hexamer Tn-C, welches aufgrund

der identischen Arme auch als Homohexamer bezeichnet wird (Erickson et al. 1989; Taylor et

al. 1989). Tenascin wurde erstmalig in sich entwickelnden Embryos entdeckt, wo es

hauptsächlich an den Schnittstellen zwischen Epithel und Mesenchym gefunden wurde

(Aufderheide et al. 1987; Inaguma et al. 1988; Erickson et al. 1989). Während der embryonalen

Entwicklung des ZNS, des Skelets und der Gefäße fand man in der ECM dieser Gewebe ein

sehr dynamisches Expressionsmuster. Tenascin scheint daher im Embryo eine wichtige

Funktion in der Gewebsmorphogenese zu haben (Lightner 1994).

Bei Erwachsenen kommt Tenascin nur noch in sehr geringem Umfang in der ECM vor. In der

Haut findet es sich im Stratum papillare als ein relativ dünner, teilweise diskontinuierlicher

Streifen direkt unterhalb der Basalmembran zwischen Epidermis und Dermis. Auch in der

Basalmembran von Hautgefäßen und um Hautanhangsgebilde ist Tenascin in geringen Mengen

zu finden (Mackie 1994). Ein vermehrtes Vorkommen beobachtet man während der

Wundheilung, Neovaskularisation, Hyperproliferation der Epidermis und bei Prozessen mit

vermehrtem Umbau im Gewebe (Chiquet-Ehrismann et al. 1986; Latijnhouwers et al. 1996).

Aber auch in der Tumor und Metastasen umgebenden Matrix wurde eine Hochregulierung von

Tenascin gefunden (Erickson et al. 1988). Interessanterweise konnte in der Vergangenheit ein

Zusammenhang zwischen biomechanischen Kräften (z.B. hämodynamischer Stress) und der

Expression von Tn-C gefunden werden. Die ECM und ihre Zell-Adhäsionsrezeptoren scheinen

also mechanische Signale zu detektieren und über eine intrazelluläre Signalkaskade für eine

Modulation der Zell-Adhäsions Komponenten zu sorgen, so dass sich das gesamte Zell Matrix

Gerüst an die neuen Bedingungen (z.B. erhöhter mechanischer Druck) anpassen kann (Jones et

al. 2000). Des Weiteren vermutet man auf Grund seiner erhöhten Expression, dass Tenascin in

heilenden Wunden eine regenerative und morphoregulatorische Rolle besitzt.

16

Page 20: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

In verschiedenen Studien wurde beobachtet, dass dieses Molekül adhäsive und zusätzlich auch

anti-adhäsive Eigenschaften besitzt (Grumet et al. 1985; Lotz et al. 1989; Lightner 1994). Da

die Adhäsion nicht von allen Gruppen nachgewiesen werden konnte, vermutet man, dass die

Bindung von Zellen an Tenascin von der jeweiligen Oberfläche und Zeitdauer des Kontakts

abhängen. Hierdurch sind mögliche Konformationsänderungen und Freilegung verborgener

Adhäsionsbezirke im Tenascin Molekül denkbar, die diese Beobachtungen erklären könnten

(Lightner 1994). Eine weitere wichtige Funktion von Tenascin in der Wundheilung wird in der

Unterstützung der Zellmigration vermutet. Tenascin wird in heilenden Wunden schon früh

verstärkt gefunden und ist nach erfolgter Narbenbildung nicht mehr, bzw. nur im

physiologischen Maße, anzutreffen (Mackie et al. 1988). Es verstärkt die Migration von

Keratinozyten über permissive Substrate (u.a. Kollagen IV und Fibronektin), was

wahrscheinlich auf seine anti-adhäsiven Eigenschaften zurückzuführen ist (Kaplony et al.

1991). So ist es den Zellen möglich, sich von Ihrer Matrix zu lösen und vorwärts über das

Wundbett zu wandern.

Da man eine Erhöhung von Tenascin bisher vor allem in Umgebungen gestiegener

Proliferation gefunden hat, nahm man an, dass es selber als Wachstumsfaktor agieren könnte

(Engel 1989). Demgegenüber stehen allerdings Studien, die einen anti-proliferativen Effekt

von Tn-C auf schnell wachsende Kulturen von Fibroblasten und Keratinozyten nachgewiesen

haben (Lightner 1994). Ob Tenascin als Wachstumsfaktor oder Mitogen agiert bzw. evtl. beide

Funtionen innehält konnte bis heute nicht abschließend geklärt werden. Bei vielen Prozessen,

die in der ECM zu einer Hochregulierung von Tenascin geführt haben, wurde zeitgleich auch

eine erhöhte Expression und Aktivität von Matrix Metalloproteinasen gefunden. Daher wird

vermutet, dass Tn-C die MMP Expression und Aktivität induziert und so über die

Veränderungen in der ECM dieser Gewebe Einfluß auf die Zell-Motilität, das Wachstum,

Überleben und die Differenzierung von Zellen hat (Streuli 1999; Cowan et al. 2000).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Molekül eine wichtige Rolle während der

Wundheilung einnimmt und für die Zellmigration, das Zellwachstum und die Zelladhäsion

essenziell ist (Dandachi et al. 2001).

17

Page 21: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

1.6.3 Fibronektin

Von dem ubiquitär vorkommenden Glykoprotein Fibronektin (Fn), auch unter dem Namen

LETS bekannt, sind bis heute über 20 Varianten gefunden worden. Diese sind, im Gegensatz

zu den Kollagenen, das Produkt aus einem einzigen Gen und entstehen durch alternatives

Spleissen der pre-mRNA (Ffrench-Constant 1995). Das Molekül hat einen relativ einfachen

Aufbau. Es besteht aus 2 ca. 250 kDa schweren, nahezu identischen Untereinheiten, die durch

kovalente Disulfidbindungen zu einem Dimer verknüpft sind. Jede dieser Untereinheiten ist

wiederum aus 3 typischen Aminosäureketten aufgebaut (Modul I, II und III), die sich in

unterschiedlicher Anzahl wiederholen (sogenannte Fn-Repeats) (Patel et al. 1987). Fibronektin

wird im Wesentlichen an 2 Orten und in 2 Arten gebildet. Zum einen als lösliches „Plasma-

Fibronektin“ (repräsentiert ca. 1% des Serum Proteins), welches durch Hepatozyten in der

Leber synthetisiert wird und zum anderen als unlösliches „Zelluläres-Fibronektin“, welches vor

allem durch Fibroblasten, aber auch Chondrozyten, Endothelzellen und Makrophagen gebildet

wird. In der ECM wird es daher vor allem in der Umgebung dieser Zellen vermehrt gefunden,

entweder in regelmäßiger Verbindung mit Kollagen, oder in Form von Fasern (Fn-

Fibrillogenese) ohne jeden Kollagen-Kontakt (Pankov et al. 2002).

Fibronektin vermittelt eine Vielzahl von Interaktionen zwischen den Zellen und der ECM, wie

z.B. Zelladhäsion, -migration und -ausbreitung. So konnte zum Beispiel in in vitro Studien die

Bindung von Fibroblasten, Endothelzellen und epidermalen Zellen an Proteine der ECM (z.B.

Heparin, Kollagen und Fibrin) durch Fibronektin vermittelt werden (Grinnell et al. 1979; Clark

et al. 1986; Horsburgh et al. 1987). In den Untereinheiten dieses Moleküls wurden in den

vergangenen Jahren mehrere spezifische Bindungsstellen gefunden, die für seine Funktionen

essenziell sind. Ein besonderes Augenmerk gilt hierbei der sogenannten RDG-Sequenz

(Arginin-Glycin-Asparaginsäure), die sich in den Untereinheiten des Moleküls an definierter

Position befindet (im Modul III10) (Pankov et al. 2002). Sie sorgt für eine Bindung am Integrin

(v.a. α5β1) und gibt dem Fibronektin so die Möglichkeit, auf Zell-Adhäsion, Wachstum und

Differenzierung Einfluß zu nehmen (Kim et al. 1992). Natürlich existieren noch andere

zellbindende Bereiche im Fn-Molekül, wobei die eben genannte RDG-Sequenz aber die am

besten untersuchte und wahrscheinlich bedeutendste darstellt (Pankov et al. 2002). Auch

wurden diverse Rezeptoren auf Zellen gefunden (z.B. Integrine, Zytoadhäsine), die Fibronektin

binden können, wobei das Integrin α5β1 eine herausragende Stellung einnimmt (Watt 2002).

Kim konnte zeigen, dass die Migration von Keratinozyten auf einer Fibronektin Matrix nur auf

dem Modul des Fibronektins, welches die RDG-Sequenz enthält, erfolgen kann und darüber

18

Page 22: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

hinaus das Integrin α5β1 für die Wanderung dieser Zellen unabdingbar ist (Kim et al. 1992).

Auch die Migration von Fibroblasten und Endothelzellen während des Einwachsens von

Kapillaren wird durch einen erhöhten Fn-Gehalt um diese Zellen begleitet (Clark et al. 1982).

Daraus lässt sich schließen, das dieses Molekül möglicherweise eine provisorische Matrix für

die Anheftung von migrierenden Zellen darstellt, was für die Wundheilung von großer

Bedeutung ist (Wysocki et al. 1990). Bestätigt werden konnte diese Vermutung durch

Untersuchungen in der Verteilung von Fn-Rezeptoren während der Wundheilung (Toda et al.

1987; Kim et al. 1992). Weitere Bindungsstellen besitzt das Fn-Molekül für Heparin, Fibrin,

Kollagen/Gelatin, Chondroitinsulfat und Fibronektin selbst (Pankov et al. 2002).

Eine wichtige Rolle wird dem Fibronektin bei Prozessen der Wundheilung zugeschrieben.

Besonders in Bereichen erhöhter Gewebsproliferation, unterhalb der migrierenden Epidermis

und im Bereich einwandernder Fibroblasten und Endothelzellen ist es vermehrt zu finden

(Clark 1990). Diese Beobachtungen bestätigen erneut, dass es eine provisorische Matrix für die

Anheftung von migrierenden Zellen bereitzustellen scheint. Einen hohen Gehalt an Fibronektin

weisen auch die Plasma-Gerinnsel in Wunden auf. Hier vernetzt sich, unterstützt von Faktor

XIII, das Fibronektin mit dem Fibrin und kann so über seine zellulären Bindungsstellen die

Zell-Adhäsion an die ECM oder ein Einwandern von Zellen (z.B. Makrophagen) in das

Gerinnsel fördern (Pankov et al. 2002). Durch diesen Mechanismus wird wahrscheinlich

zudem die Clearance von Fibrin nach einem Trauma oder einer Entzündung gefördert. Auch

die Tatsache, das Fibronektin weit besser an denaturiertem Kollagen (=Gelatin) als an nativem

Kollagen bindet, führte zu der Vermutung, das dieses Molekül mit dafür verantwortlich ist,

denaturiertes kollagenes Material aus der ECM zu enfernen (Leikina et al. 2002). Aus

verschiedenen Studien weiß man, das Fn als direktes, vor allem aber als indirektes Opsonin (im

Sinne einer Förderung opsoniner Systeme), fungieren kann (Clark 1990). Einerseits bindet es

an ECM Bestandteile wie Fibrin, Gelatin, Aktin oder sogar Bakterien wie Staphylococcus

aureus und opsoniert diese, andernseits zum Beispiel an Gewebemakrophagen, die diese

Bestandteile dadurch leichter phagozytieren können (Pankov et al. 2002). Des Weiteren

erhöhte die Anwesenheit von Fn die Phagozytose von C3b und IgG umhüllten Partikeln durch

Monozyten, was für die indirekte Steigerung opsoniner Systeme spricht (Brown 1986).

Monozyten scheinen sich diese Eigenschaft des Fibronektins zu nutze zu machen, indem sie

beim Einwandern in entzündetes Gewebe von diesem Molekül umhüllt werden (Clark et al.

1984). Das Debridement der Wunde könnte durch Fibronektin auf diesem Wege beeinflusst

19

Page 23: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

und beschleunigt werden, wofür auch der klinische Erfolg der Behandlung einer CVI Patientin

mit Fibronektin-haltiger Lösung spricht (Wysocki et al. 1988).

Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass es innerhalb von Wunden zu einem Fn-

Gradienten kommt, welcher sich aus der Extravasation und Koagulation von Blut, der

Sekretion aus Thrombozyten (flüssige Form) und der in situ Produktion von ortsansässigen

Zellen herleitet (feste Form) (Clark et al. 1981; Clark et al. 1983). Die gleichzeitige

Feststellung, dass das Fn-Fragment mit der zellbindenden Domäne Monozyten und

Fibroblasten anziehen und deren Bewegung fördern kann, führte zu der Vermutung, dass es

auch als eine Art chemotaktischer Faktor fungiert (Clark 1990). Die Fn-Fragmente stimulieren

neben der Zellbewegung darüber hinaus auch das Einwachsen von Fibroblasten und

Endothelzellen in die extrazelluläre Matrix eines Gewebes (Kim et al. 1992).

Durch immunhistochemische Untersuchungen und Studien an in vitro Fibroblasten konnte

gezeigt werden, dass die Fn-Matrix ein Gerüst für die Einbettung und Verknüpfung von

Kollagen bereitstellt (Keski-Oja et al. 1981; McDonald et al. 1982). Es ist durch seine direkte

Zell-Zell-Bindungsfähigkeit und der Vermittlung der Bindung von Kollagen an Zellen unter

anderem an der Wundkontraktion beteiligt, die bei akuten Wunden während der normalen

Wundheilung für eine Verkleinerung der Wundfläche verantwortlich ist. Fehlt die Fn-Matrix,

kommt es zu keiner Wundkontraktion und einer Störung im Aufbau der Kollagen-Matrix

(Clark 1990).

Direkt im Ulcus cruris sind bei Untersuchungen reduzierte Level an Fn gefunden worden, was

wahrscheinlich auf die erhöhte Proteasen Aktivitäten (MMPs) zurückzuführen ist, die man in

Wundsekreten nachgewiesen hat (Yager et al. 1996; Herouy et al. 2000). Dadurch könnte es zu

hemmenden Effekten auf die Wundheilung und sogar zu einer Art circulus vitiosus kommen,

da Fn-Fragmente angeschuldigt werden, die Sekretion von weiteren Proteasen zu stimulieren

und selbst einen zellzerstörenden Effekt zu haben (Clark 1990; Wysocki et al. 1999).

Besonders hohe Konzentrationen an Fibronektin scheinen zudem die Adhäsion von Zellen zu

verhindern, womit das Molekül ähnlich wie das Tenascin adhäsive, als auch unter bestimmten

Voraussetzungen, anti-adhäsive Eigenschaften besitzt (Yamada et al. 1984). Mit dem Abheilen

einer Wunde und der Entstehung einer neuen Basalmembran unter dem Neoepithel kommt es

zu einer Reduktion des Fibronektin Gehaltes, was die Bedeutung dieses Moleküls während der

Wundheilung untermauert (Clark et al. 1982; Loots et al. 1998).

20

Page 24: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

1.7 Zielsetzung/Fragestellung

Die ECM besitzt neben ihren mechanischen Funktionen einen großen Einfluß auf die Zellen,

die sie umgibt. So steuert sie unter anderem Prozesse wie Migration, Chemotaxis,

Zellmorphologie, Proliferation, Differenzierung und ist sogar als Überlebensfaktor bekannt, da

sie die Apoptose supprimieren kann (Frisch et al. 1994; Raghow 1994). In mehreren Studien

wurden die Veränderungen der ECM-Moleküle zwischen Patienten verschiedener CVI-

Schweregrade und in verschiedenen Bereichen pathologisch veränderter Haut untersucht. Des

Weiteren weiß man heute, dass es in klinisch veränderter Haut, aber auch in noch nicht

betroffenen Hautarealen bei Patienten mit CVI zu pathologischen mikroangiologischen

Veränderungen kommt, die einen Einfluß auf die Genese der Hautveränderungen und des

Ulcus cruris venosum haben könnten, z. B. durch die verschlechterte Nutrition des Gewebes.

Wenig ist bisher über die Veränderungen der Expression und Verteilung von ECM-Molekülen

innerhalb eines Patienten mit CVI in ihren verschiedenen Stadien bekannt. In der

vorliegenden Studie sollten diese Parameter daher erfasst werden, indem bei jedem Patienten

mit CVI in den Widmer Stadien II und III Biopsien von Oberschenkel, Unterschenkel und

medialem Malleolus (Widmer Stadium II) bzw. Ulkusrand (Widmer Stadium III) auf die

Moleküle Kollagen I und IV, Tenascin und Fibronektin hin untersucht wurden. Zusätzlich

haben wir an diesen Biopsiestellen die Mikrozirkulation erfasst, um auch hier die

Veränderungen zwischen gesunder und kranker Haut innerhalb eines Patienten aufzeigen zu

können. Auf der Grundlage dieser Daten sollte anschließend untersucht werden, ob die

Mikrozirkulation im Zusammenhang mit Veränderungen der ECM stehen könnte.

Zusammenfassend ergeben sich folgende Fragestellungen:

- Zu welchen Veränderungen kommt es bei den extrazellulären Matrixmolekülen (Kol I

und IV, Tn, Fn) und bei der Mikrozirkulation (LDF, TcPO2) innerhalb eines Patienten

an 3 verschiedenen Untersuchungsarealen eines Beines?

- Wie verändert sich die Expression der ECM-Moleküle und die Mikrozirkulation an den

definierten Untersuchungspositionen im Vergleich zwischen den Widmer Stadien II

und III?

- Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Mikroangiopathie und dem

Umbau der extrazellulären Matrix? Ist es möglich, dass die Mikroangiopathie direkt an

den Umbauprozessen in der ECM beteiligt ist?

21

Page 25: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

2. Patienten, Material und Methoden 2.1 Patienten

2.1.1 Patientenkollektiv

Für die Untersuchungen wurden über die interdisziplinäre Wundsprechstunde der Klinik und

Poliklinik für Hautkrankheiten der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald 23 Patienten (15

Frauen, 8 Männer) mit chronischer venöser Insuffizienz im Stadium II (n=9) und Stadium III

(n=14) nach Widmer ausgewählt. Die Studie wurde durch die Ethikkomission der Ernst-

Moritz-Arndt-Universität genehmigt und die Untersuchungen erfolgten auf der Grundlage der

Helsinki-Deklaration. Alle Studienteilnehmer wurden ausführlich über die anstehenden

Untersuchungen und das Studiendesign aufgeklärt und willigten freiwillig schriftlich ein.

Die 14 Patienten mit Ulcus cruris venosum (10 Frauen, 4 Männer) hatten ein Durchschnittsalter

von 71,2 Jahren (von 53 bis 81 Jahre). Die durchschnittliche Ulkusfläche betrug 28,3 cm2 (2,1–

103,1 cm2). Das Durchschnittsgewicht dieser Patientengruppe lag bei 89,7 Kg (72-116 Kg), die

durchschnittliche Körpergröße bei 167 cm (154-186 cm). Das Ulkus bestand bei 6 Patienten

zum Zeitpunkt der Untersuchung seit über 5 Jahren, bei 3 Patienten seit 1-5 Jahren und bei 5

Patienten seit 6-12 Monaten. Ein Rezidivulkus lag bei 6 Patienten vor. 12 der 14 Patienten mit

Ulcus cruris hatten eine Adipositas, 7 einen arteriellen Hypertonus und 6 einen Diabetes

mellitus Typ II ohne Komplikationen. Mit Hilfe der dopplersonographischen Untersuchung

fanden wir bei allen Patienten eine Insuffizienz des oberflächlichen Venensystems und bei 9

Patienten eine Insuffizienz der tiefen Leitvenen. Bei 3 Patienten konnte in der Vorgeschichte

eine tiefe Venenthrombose in dem betroffenen Bein eruiert werden. Lediglich bei einem

Patienten dieser Gruppe war in der Vergangenheit eine operative Maßnahme (Sklerosierung)

am Venensystem durchgeführt worden.

Das Durchschnittsalter der 9 Patienten mit Widmer Stadium II (5 Frauen, 4 Männer) betrug

66,0 Jahre (von 53 bis 87 Jahre). Das Durchschnittsgewicht in dieser Gruppe war 92,9 Kg (65-

140 Kg) bei einer Durchschnittsgröße von 172,4 cm (162-189 cm). Eine Adipositas zeigten 5

der 9 Patienten und 4 litten unter einem arteriellem Hypertonus. Bei einem Patienten war ein

Diabetes mellitus Typ II bekannt. Auch in dieser Gruppe fand sich dopplersonographisch bei

allen Patienten eine Insuffizienz des oberflächlichen Venensystems. Die tiefen Leitvenen

waren bei 3 Patienten insuffizient. Eine Thrombose in dem zu untersuchenden Bein war bei

22

Page 26: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

einem der Patienten in der Vorgeschichte zu eruieren. Operative Maßnahmen am Venensystem

(Sklerosierung) wurden wiederum lediglich bei einem der Patienten in der Vergangenheit

durchgeführt.

2.1.2 Voruntersuchung und Ausschlusskriterien

Im Rahmen der Auswahl der Patienten für diese Studie wurden neben einer ausführlichen

Anamnese eine bidirektionale Ultraschalluntersuchung der Beinvenen und eine

Photoplethysmographie zur Sicherung der Diagnose durchgeführt. Der Ausschluss einer

arteriellen Genese der Beschwerden erfolgte durch beiderseitige dopplersonographische

Messung (Typ ATL HDI 3500, Philips, Hamburg, Deutschland) des systolischen Blutdrucks

der Arteriae brachiales, dorsales pedum und tibiales posteriores. Der hieraus ermittelte cruro-

brachiale Index (Psys A. tibialis post / Psys A. brachialis) galt bei einer Größe von unter 0,9 als

Ausschlusskriterium für diese Studie.

Ausschlusskriterien waren:

- Periphere arterielle Verschlusskrankheit in der Anamnese oder cruro-brachialer

Index < 0,9

- Diabetes mellitus Typ I

- Dekompensierte Herzinsuffizienz (Stadium III und IV nach NYHA)

- Entzündliche Hauterkrankungen, die nicht auf die CVI zurückzuführen waren

- Ulzera nicht venöser oder unbekannter Genese

2.1.3 Untersuchungstag/Untersuchungsablauf

Am eigentlichen Untersuchungstag begannen wir mit der Untersuchung der kutanen

Mikrozirkulation. Dazu wurde der Patient auf einer Untersuchungsliege in Indifferenzebene

(horizontal) gelagert. Es folgte anschließend eine 10 minütige Ruhephase, um eine

ausreichende Akklimatisierung zu gewährleisten (Raumtemperatur konstant 22 + 1°C). Nach

Vermessung der Ulkusgröße (bei Stadium III nach Widmer) und des Knöchel-

/Wadenumfanges erfolgte die Anlage des Fixierungsringes für die TcPO2 Messung (Typ tina,

Radiometer, Copenhagen, Dänemark) und der Sondenhalterung für die LDFmetrie (PH 07-4,

Perimed AB, Jarfälla, Schweden). Die Messung dieser Parameter erfolgte an 3 verschiedenen

Lokalisationen (siehe Abbildung 2.1):

23

Page 27: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Position 1: Ulkusrand (Widmer III) oder über dem medialen Malleolus (Widmer II).

Position 2: Unterschenkel beim makroskopischen Übergang von kranker zu gesunder

Haut.

Position 3: Oberschenkel im Bereich makroskopisch gesunder Haut.

Messposition 1

Messposition 2Messposition 3

© K. Haarnagel

Abb. 2.1: Mess- und Biopsiepositionen bei Patienten mit Ulcus cruris venosum. Im Widmer

Stadium II befand sich die Messposition 1 über dem medialen Malleolus.

Um die Messpositionen exakt festhalten und die Abstände zwischen diesen ermitteln zu

können, erfolgte anschließend die Auflage eines Maßbandes auf das Bein, wobei der 0 Punkt

bei allen Patienten zwischen Digitus I und II lag. Danach wurden im rechten Winkel zum

Maßband mittels flexiblen Lineals die Distanzen zu den einzelnen Messpunkten bestimmt (y-

Wert = Entfernung vom 0 Punkt, x-Wert = Entfernung vom Maßband). Später erfolgte mittels

der Formel: ( ) ( )1212 yyxx −+− die Ermittlung der Abstände zwischen den einzelnen

Messpunkten.

Bei den Patienten des Widmer Stadiums II betrug der durchschnittliche Abstand zwischen der

Messposition 1 und 2 14,7 + 5,82 cm und zwischen der Messposition 1 und 3 59,19 + 7,34 cm.

Bei den Patienten des Widmer Stadiums III ergab sich ein durchschnittlicher Abstand zwischen

der Messposition 1 und 2 von 10,51 + 5,47 cm und zwischen der Messposition 1 und 3 von

49,88 + 7,28 cm.

Die Messung begann nach einer 30 minütigen Ruhephase, zum einen um eine ausreichende

Akklimatisierung des Patienten zu erreichen und zum anderen um die typische physiologische

24

Page 28: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Stabilisierungszeit für TcPO2 zu gewährleisten (siehe Kapitel 2.2.2). Die Temperatur des

Raumes betrug an den Messtagen konstant 22 + 1°C.

Im Anschluss an die Messungen erfolgte nach Entfernung der Halterungen von der Haut und

genauer Markierung dieser Stellen die Entnahme von 3 Stanzbiopsien (4 mm) in

Lokalanästhesie (Xylonest 1%) unter sterilen Bedingungen an genau diesen Messorten.

25

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2.2 Untersuchung der kutanen Mikrozirkulation 2.2.1 Laser-Doppler-Fluxmetrie (LDF)

Mit der Laser Doppler Fluxmetrie ist es möglich geworden, eine kontinuierliche und nicht-

invasive Quantifizierung der Hautmikrozirkulation vorzunehmen. Erstmals durchgeführt wurde

diese Methode in Tierversuchen bereits 1972 durch Riva (Riva et al. 1972).

Das durch einen Laser produzierte monochromatische Licht wird bei der LDFmetrie durch ein

Glasfaserkabel ca. 1,5-2 mm tief in die Haut eingeleitet. Hier wird es vor allem vom

Hämoglobin der Erythrozyten und anderer sich im Messbereich bewegender Teilchen

reflektiert. Die Reflexionen des Lichtes werden über ein Glasfaserkabel zum Gerät

zurückgeleitet und mittels eines Photodetektors registriert. Da die Blutzellen während der

Messung in Bewegung sind, kommt es zu einer Frequenzverschiebung des registrierten Lichtes

(Doppler-Effekt), die proportional zur Geschwindigkeit der Blutzellen ist (Hiller et al. 1991;

Hoffman et al. 1992; Bräuer 2000). Die als Flux bezeichnete, richtungslose relative Messgröße

wird in AU (Arbitrary Units) angegeben und resultiert aus dem Produkt der Anzahl der sich

bewegenden Blutzellen im Messbereich und deren mittlerer Geschwindigkeit (Nilsson et al.

1980).

Zu bedenken ist, das bei dieser Messung auf Grund der gegebenen Eindringtiefe des

monochromatischen Lichtes nicht nur der Blutfluss der oberflächlichen, nutritiven Kapillaren

gemessen wird (Anteil am Gesamtflux nur ca. 15%). Der Großteil des gemessenen Fluxes

erfasst die Perfusion des thermoregulativen subpapillären Gefäßplexus (Jünger et al. 1994;

Wollina et al. 2006).

Für unsere Untersuchungen verwendeten wir das PeriFlux System 5000 (PF5010, Perimed AB,

Jarfälla, Schweden), welches Laserlicht mit einer Wellenlänge von 780 nm benutzt

(Eindringtiefe ca. 1,0-1,5 mm). Der Sondenkopf des Glasfaserkabels (Periflux PF 408, Perimed

AB, Jarfälla, Schweden) wurde mit einer Kunststoffhalterung (PH 07-4, Perimed AB, Jarfälla,

Schweden) und einem doppelseitig klebenden Streifen auf der gereinigten Haut fixiert. Die

LDF-Messsonden waren dabei in unmittelbarer Nachbarschaft zu den

Sauerstoffpartialdrucksonden angebracht (siehe Abbildung 2.2). Die Eichung der Sonden und

die Nullpunktbestimmung erfolgten nach den Angaben des Herstellers. Registriert und

aufgenommen wurden die Daten durch einen angeschlossenen Computer mit der Software

26

Page 30: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

DIAdem 8.0 (Diadem National Instruments Engineering GmbH & Co KG, Aachen,

Deutschland).

2.2.2 Transkutane Sauerstoffpartialdruckmessung (TcPO2)

Auch diese Methode fand Ihre Anfänge bereits 1972 (Huch et al. 1972) und wurde seitdem

ständig weiterentwickelt. Sie basiert auf der Erkenntnis, das Kohlendioxid und Sauerstoff

durch die Haut ausgetauscht werden können, es also unter anderem zu einer Diffusion von

Sauerstoffmolekülen aus den Kapillaren zur Hautoberfläche kommt (Gerlach 1851).

Um den TcPO2 messen zu können (Periflux System 5000, PF5040, Perimeter AB, Jarfälla,

Schweden) haben wir am liegenden Patienten nach der Entfernung von Haaren und Reinigung

der Haut je einen selbstklebenden Fixierungsring (Typ tina, Radiometer, Copenhagen,

Dänemark) an den in Kapitel 2.1.3 beschriebenen Messpunkten befestigt. Um die

Diffusionsverhältnisse zu optimieren, wurde in die Fixierungsringe eine Kontaktlösung

(Contact Liquid, Radiometer Copenhagen, Dänemark) gefüllt. Mit Hilfe des in den

Fixierungsringen befindlichen Kurzgewindes konnten anschließend die mit einer für Sauerstoff

durchlässigen Membran versehenen Elektroden aufgeschraubt werden. Hierbei handelte es sich

um eine Sauerstoffelektrode vom Clark-Typ, die aus einer Silberchlorid-Anode und einer

Silberplatin-Kathode besteht. Zwischen der O2-permeablen Membran und der Elektrode

gewährleistet eine Elektrolytflüssigkeit konstante Diffusionsverhältnisse. Bei der Messung

werden nun die von den Kapillaren zur Hautoberfläche diffundierenden Sauerstoffmoleküle

(angelegte Polarisationsspannung zwischen den Elektroden ca. 500 MV) an der Silberplatin-

Kathode reduziert und erzeugen so zwischen den beiden Elektroden einen Stromfluss, der zum

Sauerstoffdruck des angrenzenden Mediums proportional ist.

Des Weiteren sind in die Elektrode ein Heizelement und ein Temperaturfühler integriert.

Hiermit wird für die Messung eine konstante Temperatur von 43°C erzeugt. Das Ziel dieser

Erwärmung ist es, eine Kapillardilatation mit maximaler Hyperämisierung der Haut zu

erreichen, um so den Sauerstoffverbrauch im Vergleich zum dadurch gestiegenen

Sauerstoffangebot vernachlässigbar klein werden zu lassen. Der TcPO2 korreliert unter diesen

Messbedingungen gut mit dem arteriellen Sauerstoffpartialdruck von untersuchten Personen,

weshalb er für eine semiquantitative Beurteilung der nutritiven Hautdurchblutung verwendet

werden kann (Huch et al. 1972). Die Eichung der TcPO2 Elektrode erfolgte vor jedem neuen

27

Page 31: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Messen in Zimmerluft nach den Angaben des Herstellers. Die gemessenen Werte werden in

mmHg ausgedrückt.

Pos. 1 Pos. 2

Abb. 2.2: Patientin mit Ulcus cruris nach

Anlage der Fixierringe und Sondenhalterungen

für die TcPO2 und LDF Messung.

2.2.3 Statistik

Die in den TcPO2 und LDF-Messungen erhobenen Daten wurden in MS Excel Tabellen (MS

Excel 2000, Version 9.0, Microsoft GmbH, Verl, Deutschland) eingepflegt und anschließend

mit dem Statistikprogramm SPSS (Version 12.0, SPSS GmbH Software, München,

Deutschland) weiter verarbeitet. Die Überprüfungen auf Signifikanzen erfolgte je nach

Fragestellung mit dem Mann-Whitney-Test für unverbundene und dem Wilcoxon Test für

verbundene Stichproben. Die Grafiken wurden durch SPSS generiert und in Form von Box

Plots ausgegeben. Eine Nachbearbeitung erfolgte in MS Word (MS Word 2000, Version 9.0,

Microsoft GmbH, Verl, Deutschland).

Die statistischen Berechnungen erfolgten nach Absprache und mit Hilfe von Herrn Dr. Haase

(Biomathematiker, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Ernst-Moritz-Arndt-Universität

Greifswald).

28

Page 32: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

2.3 Immunhistochemie

2.3.1 Materialien

2.3.1.1 Verwendete Antikörper

Antikörper Firma Verdünnung

Anti-Human-Collagen I Oncogene, San Diego, USA;

Cat. No. CP17L

1:400

Anti-Human-Collagen IV Oncogene, San Diego, USA;

Cat. No. CP56

1:400

Anti-Human-Fibronektin Sigma, Saint Louis, Missouri, USA;

Cat. No. F3648

1:4000

Monoclonal-Anti-Human-

Tenascin

Sigma, Saint Louis, Missouri, USA;

Cat. No. T2551

1:4000

2.3.1.2 Chemikalien

Aqua dest. SG Wasseraufbereitung und Regeneration GmbH,

Hamburg, Deutschland

BackgroundEraser Biocarta Europe GmbH, Hamburg, Deutschland

BackgroundSniper Biocarta Europe GmbH, Hamburg, Deutschland

Diaminobenzidin (DAB) Sigma Chemical Company, St Louis, USA

Eosin (1%ig in 70% Alkohol) Merck AG, Darmstadt, Deutschland

Ethanol (96% & absolut) J.T. Baker/Mallinckrodt Baker, Deventer, Holland

Formalin Roth, Karlsruhe, Deutschland

Neoclear Merck AG, Darmstadt, Deutschland

Neomount Merck AG, Darmstadt, Deutschland

Paraffin (Histoplast) Merck AG, Darmstadt, Deutschland

Peroxidazed-1 Biocarta Europe GmbH, Hamburg, Deutschland

Salzsäure (HCl) Roth, Karlsruhe, Deutschland

Strepta Vidin-HRP Biocarta Europe GmbH, Hamburg, Deutschland

Tris-Puffer Roth, Karlsruhe, Deutschland

Universal Link Biocarta Europe GmbH, Hamburg, Deutschland

29

Page 33: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Xylol J.T. Baker/Mallinckrodt Baker, Deventer, Holland

2.3.1.3 Lösungen

Citratpuffer 9 ml Stammlösung A (0,1 M Zitronensäure:

21,01 g/l C6H8O7xH2O)

41 ml Stammlösung B (0,1 M Natriumcitrat:

29,41 g/l C6H5O7Na3xH2O)

ad 500 ml Aqua dest.

ph 6,0

Hämalaun (nach Mayer) 2,5 g Hämatoxylin

0,5 g Natriumjodat

125 g Chloralhydrat

125 g Aluminiumkaliumsulfat-Dodecahydrat

2,5 g Zitronensäure

ad 2500 ml Aqua dest., anschließend 14d reifen lassen

PBS 0,2 g/l KCl

0,2 g/l KH2PO4

8,0 g/l NaCl

1,44 g/l Na2HOP4x7H2O

pH 7,2-7,4

Peroxidase-Substrat Lösung 10 mg DAB Chromogen Substrate (1 Tablette)

10 ml PBS

10µl H2O2

Proteinase-K-Lösung 50 ml Proteinase-K-Puffer

3 mg Proteinase-K

Proteinase-K-Puffer 25 ml Lösung A (1 M KCl)

5 ml Lösung B (1 M Tris)

1 ml Lösung C (1 M MgCl2)

ad 500 ml Aqua dest.

Tris-Puffer 0,1 M Tris-HCl (15,76 g/l)

0,15 M NaCl (8,7 g/l)

pH 7,5

30

Page 34: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

2.3.1.4 Geräte und sonstige Materialien

Analysenwaage BP 210S Sartorius analysis, Göttingen, Deutschland

Deckgläschen quadratisch Firma Marienfeld, Lauda-Königshofen, Deutschland

Eppendorf – Röhrchen

(0,5 ml, 1,5 ml, 2 ml)

Eppendorf Research, Hamburg, Deutschland

Gewebe-Einbettautomat

(Histokinette)

MEDIS-Weber, Buseck, Deutschland

Gewebe-Ausblockstation MEDIM Histotechnologie, Gießen, Deutschland

Kamera Colorview II SIS Olympus Europa GmbH, Hamburg, Deutschland

Magnetrührer IKAMAG RET IKA-Werke GmbH & Co KG, Staufen, Deutschland

Mikrotom Leica SM 2000 R Leica Microsystems, Nussloch, Deutschland

Mikrowelle Typ M 696 Miele und Cie GmbH & Co, Gütersloh, Deutschland

Monomixer (Vortexer) Jahnke & Kunkel, IKA Labortechnik, Staufen,

Deutschland

Objektträger Superfrost Menzel, Braunschweig, Deutschland

PH-Meßgerät inoLab pH Level1 WTW, Weilheim, Deutschland

Pipettenspitzen Eppendorf Research, Hamburg, Deutschland

Schüttler Polymax 2040 Heidolph, Herdrich GmbH, Rust, Deutschland

SIS, SoftwareanalySIS Soft Imaging System GmbH, Münster, Deutschland

Streckplatte Leica HI1220 Leica Microsystems, Nussloch, Deutschland

Universalmikroskop Axioplan Zeiss, Oberkochen, Deutschland

Zentrifuge MiniSpin plus Eppendorf Research, Hamburg, Deutschland

2.3.2 Untersuchungsschritte Immunhistochemie

2.3.2.1 Gewebebiopsien

Die in der Hautklinik nach dem in Kapitel 2.1.3 beschriebenen Verfahren gewonnen

Gewebeproben wurden sofort nach der Entnahme in einer 4%igen gepufferten

Formaldehydlösung fixiert. Die weitere Bearbeitung erfolgte anschließend nach Transfer der

Proben im Institut für Anatomie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

31

Page 35: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

2.3.2.2 Paraffineinbettung und Paraffinschnitte

Nach ca. 24-stündiger Fixierung in der 4%igen Formaldehydlösung erfolgte ein Auswaschen

der Fixierungslösung unter fließendem Leitungswasser (24h). Die Gewebeproben wurden

anschließend in die Histokinette überführt, wo sie zur Entwässerung für je 2 Stunden eine

aufsteigende Ethanolreihe (50%, 70%, 80%, 90%, 96%, 2x absoluter Alkohol) durchliefen.

Nach je 2 weiteren Stunden in Xylolersatz (Neoclear), sowie 2 mal in Paraffin (56-58°C;

Histoplast) zur vollständigen Durchtränkung des Gewebes, wurden die Proben in unbenutztem,

frischen und filtrierten Paraffin ausgegossen (Gewebe-Einbettautomat MEDIS-Weber, Buseck,

Deutschland).

Die Herstellung der 5µm dicken Paraffinschnitte erfolgte mit einem Schlittenmikrotom.

Anschließend wurden diese auf beschichtete Objektträger aufgezogen und auf der Streckplatte

bei 38°C getrocknet.

2.3.2.3 Entparaffinierung

Zum Herauslösen des Paraffins wurden die Schnitte in Xylol gestellt (2 x 10 min) und

anschließend über eine absteigende Ethanolreihe (100%, 96%, 80%, 70%, 50% für jeweils 5

min) und Aqua dest. (5 min) rehydriert.

2.3.2.4 HE-Färbung

Zur Kontrolle der Schnittführung und der Gesamtmorphologie des Gewebes wurden vor der

Immunhistochemie von allen vorhanden Gewebeproben HE-Schnitte angefertigt. Dazu wurden

die Objektträger nach der Entparaffinierung (s.o.) in Hämalaun (1 min) gefärbt, in fließendem

Leitungswasser gebläut (10 min) und zum Abstoppen der Reaktion mit Aqua dest. gespült.

Nach der Gegenfärbung mit Eosin 1%ig (5 min) wurden die so erhaltenen Präparate durch eine

aufsteigende Alkoholreihe (2 x 96%, 100%; jeweils 5 min) und Neoclear (2x5 min) wieder

dehydriert und unter Verwendung von Neomount eingedeckelt.

2.3.2.5 Immunhistochemie

Für die immunhistochemische Färbung wurde das Biocarta-System verwendet (4plusTM

Universal Immunoperoxidase Detection System, Biocarta Europe GmbH, Hamburg,

Deutschland). Nach der Entparaffinierung erfolgte das Vorgehen nach dem Standardprotokoll

32

Page 36: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

des Herstellers. Lediglich leichte Modifikationen wurden auf Grund langjähriger Erfahrungen

mit diesem System vorgenommen:

1. Blocken der endogenen Peroxidase (Peroxidazed 1, 5 min, 22°C).

2. Spülen in Leitungswasser (5 min) und Aqua dest. (5 min).

3. Überführen der Schnitte in Citratpuffer und hitzebeständige Objektträgerbehälter,

Kochen in der Mikrowelle (700 W, 20 min) mit Kontrolle der Füllhöhe des

Citratpuffers alle 5 min und ggf. Wiederauffüllung mit Aqua dest. Nach der

Mikrowellenbehandlung Abkühlung der Schnitte für ca. 45 min.

4. Spülen in Leitungswasser (5 min), Aqua dest. (5 min) und PBS (5 min).

5. Ziehen einer hydrophoben Barriere um den Schnitt herum (Dako Cytomation Pen,

Dakocytomation, Glostrup, Dänemark) und Blocken der nichtspezifischen

Hintergrundfärbungen (Backgrounderaser, 5 min, 22°C).

6. Abkippen des Proteinblockers und Inkubation mit dem primären Antikörper (Tn:

1:4000; Fn: 1:4000; Kol I: 1:400; Kol IV: 1:400) (12h, 4-6 °C).

7. Waschen in PBS (2x5 min).

8. Inkubation mit dem sekundären, biotinylierten Antikörper (Universal Link, 10 min,

22°C).

9. Waschen in PBS (2x5 min).

10. Inkubation mit einer konjugierten Streptavidin-Peroxidase (Streptavidin-HRP, 10 min,

22°C).

11. Waschen in PBS (2x5 min).

12. Inkubation mit Peroxidase-Substrat-Lösung (5 min, 22°C).

13. Abkippen der Lösung und zum Beenden der Reaktion Waschen in Aqua dest. (2x5

min).

14. Überführen der Schnitte in Hämalaun zur Gegenfärbung der Zellkerne (1 min, 22°C)

mit anschließendem Bläuen unter fließendem Leitungswasser (5 min).

15. Abstoppen der Färbereaktion durch Waschen in Aqua dest. (2x5 min).

Im Anschluss wurden die Schnitte zur Dehydrierung wieder durch eine Alkoholreihe geführt

(2x 96%, 100%, 2x Neoclear; jeweils 5 min) und in Neomount eingebettet.

33

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2.3.2.6 Kontrollreaktionen

Bei jedem immunhistochemischen Untersuchungsgang wurden mehrere Kontrollen mitgeführt,

um:

1. eine endogene Peroxidaseaktivität,

2. unspezifische Bindungen des Detektionssystems und

3. unspezifische Bindungen des primären Antikörpers

auszuschließen. Dazu wurden (zu 1.) die Kontrollschnitte bis zur Farbentwicklung

(Arbeitsschritte 1-11 s.o.) nur mit PBS anstelle der lt. Standardprotokoll vorgeschriebenen

Reagenzien inkubiert, (zu 2.) die Kontrollschnitte anstelle des primären Antikörpers nur mit

PBS inkubiert und (zu 3.) die Kontrollschnitte anstelle des primären Antikörpers mit einem

nicht-paraffingängigen monoklonalen Antikörper (z.B. gegen β1-Integrin, Verdünnung

entspricht der des primären Antikörpers) inkubiert.

2.3.2.7 Auswertung und Fotographie der mikroskopischen Präparate

Die mikroskopische Auswertung erfolgte mit dem Universalmikroskop Axioplan in 10, 20

oder gegebenenfalls 40facher Vergrößerung. Hierbei wurden die Präparate semiquantitativ und

deskriptiv durch 2 voneinander unabhängige Untersucher in der gleichen Vergrößerung

analysiert. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Anfärbung in den verschiedenen Schichten

der Dermis, der epidermalen und endothelialen Basalmembranen und der perikapillären

Umgebungen gewidmet. Für die deskriptive Auswertung aller Schnitte wurde zwischen

schwacher, mittlerer und starker Anfärbung differenziert. Die Veränderungen im Färbemuster

wurden zudem im Vergleich zur Anfärbung in der Oberschenkelhaut des jeweiligen Moleküles

beschrieben. Mit Hilfe der in das Mikroskop integrierten digitalen Kamera Colorview II SIS

wurden zur Veranschaulichung Bilder angefertigt, über das Programm SoftwareanalySIS

eingelesen und als jpg-Datei abgespeichert. Die weitere endgültige Bearbeitung erfolgte mit

dem Programm Corel Photo Paint (Version 7.0, Corel Corporation, Unterschleissheim,

Deutschland).

34

Page 38: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

3. Ergebnisse

3.1 Mikrozirkulationsuntersuchungen

3.1.1 Transkutaner Sauerstoffpartialdruck

Bei den Patienten des Widmer Stadiums II lag der Median des TcPO2 an der Haut des

Oberschenkels bei 56,77 mmHg (x0,25=52,00 mmHg, x0,75=58,50 mmHg). An der

Unterschenkelhaut fand sich nur noch ein im unteren Normbereich liegender medianer Wert

von 49,14 mmHg (x0,25=41,50 mmHg, x0,75=62,49 mmHg) und in der Haut des medialen

Malleolus von 28,50 mmHg (x0,25 14,10=mmHg, x0,75=48,87 mmHg). Die Abnahme des

TcPO2 war somit zwischen Oberschenkel und Malleolus statistisch stark signifikant (p<0,01).

Der Unterschied der TcPO2 Werte zwischen Unterschenkel und medialem Malleolus war zwar

deutlich, verfehlte aber knapp das Signifikanzniveau (p=0,055).

Medialer Malleolus Unterschenkel Oberschenkel

0,00

20,00

40,00

60,00

80,00 p < 0,01

p = 0,055 (n.s.) p = 0,15 (n.s.)

TcPO

2 [m

mH

g]

Abb. 3.1: Transkutaner Sauerstoffpartialdruck in mmHg bei Patienten des Widmer Stadiums II

(n=9).

35

Page 39: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Die Werte der Patienten im Widmer Stadium III zeigten ebenfalls eine Abnahme der

transkutanen Sauerstoffpartialdrücke und somit eine Verschlechterung der nutritiven

Versorgung der Haut zum Ulkus hin. So lag der Median in der Oberschenkelhaut bei 55,00

mmHg (x0,25=42,25 mmHg, x0,75=65,00 mmHg), in der Unterschenkelhaut bei 26,00 mmHg

(x0,25=7,75 mmHg, x0,75=46,00 mmHg) und in der Haut des Malleolus bei 7,00 mmHg

(x0,25=2,5 mmHg, x0,75=17,25 mmHg). Am Ulkusrand war der TcPO2 damit gegenüber dem

Unterschenkel signifikant (p<0,05) und gegenüber dem Oberschenkel stark signifikant

(p<0,001) erniedrigt. Des Weiteren zeigte sich bereits zwischen den Werten der

Unterschenkel- und Oberschenkelhaut ein stark signifikanter Unterschied (p<0,001).

Ulkusrand Unterschenkel Oberschenkel

0,00

10,00

20,00

30,00

40,00

50,00

60,00

70,00

p < 0,001

p < 0,05 p < 0,001

TcPO

2 [m

mH

g]

Abb. 3.2: Transkutaner Sauerstoffpartialdruck in mmHg bei Patienten des Widmer Stadiums

III (n=14).

36

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Beim Vergleich der transkutanen Sauerstoffpartialdrücke zwischen beiden Widmer Gruppen

war ein stark signifikanter Unterschied im Bereich der Unterschenkel- und Ulkusrand- bzw.

Malleolusregion (p<0,01) festzustellen. Die nutritive Versorgungsleistung der kutanen

Zirkulation war demnach im Widmer Stadium III an diesen beiden Messpositionen stärker

beeinträchtigt als bei Stadium II Patienten. Auffällig war in beiden Gruppen die große

Streubreite der Werte im Bereich von Unterschenkel und Malleolus/Ulkusrand. Die Messwerte

der Oberschenkelhaut beider Gruppen zeigten im Vergleich einen nicht signifikanten

Unterschied (p=0,68).

OberschenkelUnterschenkelUlkusrand/ Medialer Malleolus

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Widmer II

Widmer III

p < 0,01

p < 0,01

p = 0,68 (n.s.)

TcPO

2 [m

mH

g]

Abb. 3.3: Messwerte des transkutanen Sauerstoffpartialdruckes in mmHg im Vergleich

zwischen dem Widmer Stadium II (n=9) und III (n=14).

37

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3.1.2 Laser-Doppler-Fluxmetrie

Bei den Messungen der Patienten im Widmer Stadium II zeigte sich eine signifikante

Zunahme des Ruheflux in der Haut in Richtung des medialen Malleolus (p<0,05 zwischen OS

und Malleolus). In der Oberschenkelhaut wurde ein im Normbereich liegender Flux von 4,80

AU (x0,25=2,65 AU, x0,75=10,70 AU) gemessen. Die Ruhefluxe vom Unterschenkel, 8,20 AU

(x0,25=3,60 AU, x0,75=15,85 AU), und medialem Malleolus, 7,00 AU (x0,25=2,85 AU,

x0,75=17,30 AU), lagen nahe beieinander. Eine Signifikanz zwischen diesen beiden bestand

nicht (p=0,91). Die Steigerung des Fluxes zwischen Oberschenkel und Unterschenkel war zwar

deutlich, verfehlte jedoch knapp das Signifikanzniveau (p=0,051).

Medialer Malleolus Unterschenkel Oberschenkel

0,00

10,00

20,00

30,00

40,00

50,00

60,00

p < 0,05

p = 0,051 (n.s.)p = 0,91 (n.s.)

LDF

[AU

]

Abb. 3.4: Messwerte der Laser-Doppler-Fluxmetrie in AU der Patienten im Widmer Stadium

II (n=9).

38

Page 42: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

In der Widmer III Patientengruppe war der Ruheflux am Ulkusrand gegenüber den anderen

beiden Messpositionen signifikant (p<0,05 gegenüber Unterschenkelhaut) bzw. stark

signifikant (p<0,001 gegenüber Oberschenkelhaut) erhöht. Mit einem Median von 45,90 AU

(x0,25=28,05 AU, x0,75=69,10 AU) lag er deutlich über den medianen LDF-Werten der

Unterschenkelhaut mit 30,60 AU (x0,25=8,55 AU, x0,75=43,25 AU) und der Oberschenkelhaut

mit 8,50 AU (x0,25=3,50 AU, x0,75=11,55 AU).

Ulkusrand Unterschenkel Oberschenkel

0,00

50,00

100,00

150,00

200,00

p < 0,001

p < 0,05 p < 0,01

LDF

[AU

]

Abb. 3.5: Messwerte der Laser-Doppler-Fluxmetrie in AU der Patienten im Widmer Stadium

III (n=14).

39

Page 43: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Der Vergleich der LDF-Werte zwischen beiden Widmer Gruppen zeigte in der Malleolus- bzw.

Ulkusrand- und Unterschenkelregion signifikant höhere Flux-Werte bei den Patienten im

Widmer Stadium III (p<0,0001 zwischen Ulkusrand und medialem Malleolus; p<0,02

zwischen den Unterschenkelregionen). In dieser Patientengruppe fiel des Weiteren eine

wesentlich größere Streubreite der Werte in diesen Regionen auf. In der Haut des

Oberschenkels dagegen fanden sich in beiden Gruppen nahezu identische Werte.

OberschenkelUnterschenkelUlkusrand/ Medialer Malleolus

120

100

80

60

40

20

0

Widmer II

Widmer III

p < 0,0001

p < 0,02

p = 0,44 (n.s.)

LDF

[AU

]

Abb. 3.6: Vergleich zwischen den Messwerten der Laser-Doppler-Fluxmetrie in AU zwischen

den Widmer Gruppen II (n=9) und III (n=14).

40

Page 44: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

3.2 Auswertung der Biopsien 3.2.1 Histopathologische Beurteilung der Biopsien

Alle Präparate (HE-Färbung) der Oberschenkelhaut wiesen die Charakteristika gesunder Haut

auf. So war eine normale Epidermis mit korbgeflechtartigem Stratum corneum vorhanden, und

im Stratum papillare und reticulare der Dermis fanden sich vereinzelt Kapillaren, die sich meist

kreisrund darstellten (quer zum Verlauf angeschnitten) (Abb. 3.7a).

Bei den Patienten im Widmer Stadium II zeigte sich bei der untersuchten Haut am

Unterschenkel kein wesentlicher Unterschied zu der am Oberschenkel. Die Haut des Malleolus

dagegen zeichnete sich in dieser Patientengruppe durch eine Zunahme der Schichtdicke der

Epidermis (Akanthose), bei gleichzeitiger Hyperkeratose, aus. Darüber hinaus war des öfteren

eine erhöhte Zahl an angeschnittenen Kapillaren, vor allem im Stratum papillare, zu

beobachten. Diese zeigten häufig einen geschlängelten Verlauf.

Bei den Proben der Patienten aus dem Widmer Stadium III nahm die Akanthose und

Hyperkeratose der Epidermis zum Ulkusrand hin deutlich zu. Bereits in der Unterschenkelhaut

waren neben der verdickten Epidermis (Akanthose) verbreiterte und verlängerte Reteleisten

sowie eine Zunahme von Kapillaranschnitten im Stratum papillare auffällig. In der Dermis der

Haut des Ulkusrandes waren die Reteleisten häufig stark verbreitert und verlängert sowie die

Anzahl der Kapillaranschnitte erhöht. Diese Gefäße zeigten oftmals vergrößerte Lumina, waren

länglich oder geschlängelt und wirkten wandverdickt. In einigen Präparaten war eine starke

Häufung von angeschnittenen Kapillaren zu finden, die histopathologisch eine Ähnlichkeit mit

glomerulumartigen Strukturen aufwiesen (Abb. 3.7b).

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Page 45: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Abb. 3.7a: HE-Färbung an klinisch gesunder Oberschenkelhaut (10x); Normale Epidermis und vereinzelt Gefäße (↑). Normalbefund.

Abb. 3.7b: HE-Färbung am Ulkusrand, gleicher Patient wie links (10x); Kompakte Hyperkeratose, Akanthose, verlängerte Reteleisten, entzündliches Infiltrat (↑) und zahlreiche Kapillaren (→) im Stratum papillare.

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Page 46: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

3.2.2 Immunhistochemische Beurteilung der Biopsien

Die Darstellung der immunhistochemischen Ergebnisse erfolgt für jedes Molekül in einer

vergleichenden Darstellung zwischen den Widmer Stadien II und III nach den Regionen

Oberschenkel – Unterschenkel – medialer Malleolus/Ulkusrand. Im Anhang findet sich für

jedes Molekül zudem eine tabellarische Darstellung der immunhistochemischen Ergebnisse

(siehe Kapitel 7).

3.2.2.1 Kollagen I

In der Oberschenkelhaut zeigte sich in beiden Patientengruppen ein ähnliches

Anfärbungsmuster. In der gesamten Dermis sahen wir im Bindegewebe und im Bereich von

Nervenfasern und Gefäßanschnitten eine Färbung für Kollagen I. In der dermo-epidermalen

Junktionszone und dem oberen Anteil des Stratum papillare der Dermis war eine stärkere

Anfärbung (ein breiter, stark gefärbter Saum im Vergleich zum Rest des Präparates) zu sehen.

Die Kollagenfasern waren überwiegend horizontal (tangential zur Oberfläche) ausgerichtet

(Abb. 3.8a).

Während in der untersuchten Haut des Unterschenkels bei Patienten im Widmer Stadium II

keine wesentlichen Unterschiede zur Haut des Oberschenkels festzustellen waren, zeigten sich

in dieser Region bei Patienten des Stadiums III Veränderungen in der Immunreaktion für

Kollagen I. So war bei 3 Patienten eine schwächere Anfärbung im Stratum papillare (ein

breiter, stärker gefärbter Saum war nicht mehr abzugrenzen vom restlichen Gewebe) auffällig.

Bei 7 Patienten nahm die Breite der Schicht immunreaktiven Gewebes um die Gefäße (aber

nicht die Färbeintensität) zu. Weiterhin fiel auf, das bei der Hälfte der Patienten die Expression

von Kollagen I in der retikulären Dermis (oberer Anteil) jetzt inhomogen war, wobei die

Fasern hier scheinbar teilweise Ihre horizontale Ausrichtung verloren hatten.

Bei der immunhistochemischen Untersuchung der Haut des medialen Malleolus bzw. des

Ulkusrandes zeigten sich nun auch Veränderungen bei Patienten des Widmer Stadiums II. Bei

fast allen Patienten ergab sich eine Abnahme der Farbintensität in der dermo-epidermalen

Junktionszone und des oberen Stratum papillare (ein verstärkter Saum wie bei der

Oberschenkelhaut war nun nicht mehr zu beobachten und die Farbintensität glich der der

übrigen Dermis). Es kam bei 3 Patienten zu einer Zunahme der Färbung im Bereich der

retikulären Dermis und bei 3 weiteren Patienten zur Zunahme der Faserschicht um die

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Page 47: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

angeschnittenen Gefäße (Abb. 3.9). Auch in der Widmer III Patientengruppe zeigte sich bei

fast allen Patienten eine Abnahme der Färbung im Bereich des oberen Stratum papillare. Der

Verlauf der Kollagenfasern war hier horizontal, während er im unteren Teil der papillären

Dermis und großen Teilen der retikulären Dermis unregelmäßig erschien. In diesen Schichten

waren häufiger auch vertikal ausgerichtete Kollagenfasern zu finden. Außerdem war bei 9

Patienten eine stärkere Reaktion in der retikulären Dermis und bei weiteren 9 die schon in der

Unterschenkelhaut beschriebene verstärkte Faserschicht um die Gefäße zu beobachten (Abb.

3.8b).

Abb. 3.8a: Immunhistochemischer Nachweis von Kollagen I am OS, Widmer III, (10x); Überwiegend horizontal ausgerichtete Kollagenfasern, die in der papillären Dermis unterhalb der epidermalen BM stärker gefärbt sind (↑).

Abb. 3.8b: Immunhistochemischer Nachweis von Kollagen I am Ulkusrand, Widmer III, (10x); Verstärkte Anfärbung unterhalb der epidermalen BM nicht mehr zu sehen. Mehr vertikaler Verlauf der Kollagen I Fasern in der retikulären Dermis (→).

Abb. 3.9a: Immunhistochemischer Nachweis von Kollagen I am medialen Malleolus, Widmer II, (10x); Horizontaler Faserverlauf in der papillären Dermis mit verstärkter Anfärbung (↑). In der retikulären Dermis mehr vertikaler/diffuser Verlauf der Kollagenfasern mit verstärkter Faserschicht um die Gefäße (→). Zahlreiche Gefäßanschnitte.

Abb. 3.9b: Immunhistochemischer Nachweis von Kollagen I am medialen Malleolus, Widmer II, (10x - Ausschnittsvergrößerung); Verstärkte Faserschicht um die Gefäße. Zahlreiche Gefäßanschnitte und viel entzündliches Infiltrat in der papillären Dermis.

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3.2.2.2 Kollagen IV

Das immunhistochemische Anfärbungsmuster für Kollagen IV war bei den Patienten beider

Widmer Stadien in der Oberschenkelhaut identisch. Zu beobachten war die regelhafte

Anfärbung der Basalmembran zwischen Stratum basale der Epidermis und der Dermis in Form

einer zarten Linie. Interessanterweise war in einigen Basalzellen eine supranukleäre, eher

unspezifische Immunreaktion zu erkennen. In der Dermis wiesen die Basalmembranen der

Endothelzellen angeschnittener Gefäße Kollagen IV auf (Abb. 3.10a, 3.11a).

In der untersuchten Haut am Unterschenkel waren deutliche Unterschiede in der

Immunreaktion für Kollagen IV im Vergleich zum Oberschenkel und auch zwischen beiden

Patientengruppen festzustellen. So zeigte sich eine vergleichsweise starke Färbung (sowohl

breiter als auch intensiver) im Bereich der Basalmembran zwischen Epidermis und Dermis bei

nur 4 von 9 Patienten im Stadium II aber bei allen Patienten im Stadium III. Außerdem war im

Bereich der Gefäßendothelzellen (Basalmembran und umgebende Strukturen) im Stratum

papillare und reticulare bei 5 Patienten im Widmer Stadium II und 13 Patienten im Widmer

Stadium III eine intensivere Färbung für Kollagen IV zu beobachten (Abb. 3.10b).

In der untersuchten Haut des medialen Malleolus bzw. des Ulkusrandes war in der epidermalen

Basalmembran bei allen Patienten beider Gruppen ein gleich breiter Kollagen IV positiver

Saum vorhanden, der im Vergleich zur untersuchten Unterschenkelhaut beider Gruppen

wiederum häufig stärker war. Auch die verstärkte Färbung um die Endothelzellen war in

beiden Gruppen zu finden, wobei die Kollagen IV Schicht bei den Ulkus Patienten tendenziell

etwas dicker war. Vor allem in gefäßreichen Anschnitten fand sich bei den Patienten beider

Widmer Gruppen insbesondere im Stratum papillare auch eine starke Immunreaktion in

Strukturen, die die Kapillaren umgeben. Diese stellte sich „feinflockig“ dar (Abb. 3.10c,

3.11b).

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Page 49: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Abb. 3.10a: Immunhistochemischer Nachweis von Kollagen IV am OS, Widmer III, (20x); Zarte Anfärbung in der epidermalen BM.

Abb. 3.10b: Immunhistochemischer Nachweis von Kollagen IV am US, Widmer III, (10x); Starke Anfärbung der epidermalen (→) und endothelialen (↑) BM. Vermehrte Gefäßanschnitte im Str. papillare.

Abb. 3.10c: Immunhistochemischer Nachweis von Kollagen IV am Ulkusrand, Widmer III, (10x); Starke Anfärbung der epidermalen (↑) und endothelialen (←) BM. Vermehrte Gefäßanschnitte und tw. feinflockige Färbung in deren Umgebung (↔).

Abb. 3.11a: Immunhistochemischer Nachweis von Kollagen IV am OS, Widmer II, (20x); Schwache Anfärbung der endothelialen BM.

Abb. 3.11b: Immunhistochemischer Nachweis von Kollagen IV am medialen Malleolus, Widmer II, gleicher Patient wie links (20x); Starke Anfärbung der endothelialen BM.

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3.2.2.3 Tenascin

Tenascin wurde in der Oberschenkelhaut beider Patientengruppen als schmaler, teilweise

diskontinuierlicher Saum im Stratum papillare direkt unterhalb der Basalmembran lokalisiert.

Im Bereich dermaler Gefäße und im Hüllgewebe von Nervenfasern fand sich Tenascin als

feine netzartige Struktur. Eine vergleichsweise etwas stärkere Immunreaktion wurde im

Bereich von Hautanhangsgebilden (z.B. Schweißdrüsen) gefunden. In der Epidermis kam es

gelegentlich zu einer Anfärbung der basolateralen Membranen der Basalzellen (Abb. 3.12a).

Im Widmer Stadium II war die Tenascin-Immunreaktion im Stratum papillare in allen

untersuchten Proben der Unterschenkelhaut stärker als in der Oberschenkelhaut. Tenascin war

dabei als ein dichtes, homogenes und durchgehendes, an die Basalmembran der Basalzellen

grenzendes Band, vorhanden. Außerdem fand sich eine netzartige Anfärbung im gesamten

Bereich des Stratum papillare (Abb. 3.13a). Bei den Patienten des Stadiums III war die Stärke

der Immunreaktion im Stratum papillare intensiver als bei Widmer II Patienten. Des Weiteren

war Tenascin bei diesen Patienten außer im Stratum papillare in vielen Präparaten auch im

oberen Anteil der retikulären Dermis vorhanden. Die Expression von Tenascin im Bereich der

Kapillaren war bei 5 der Patienten des Widmer Stadiums II, aber bei allen Patienten des

Widmer Stadiums III wesentlich stärker als im Vergleich zur Oberschenkelhaut (Abb. 3.12b).

Im Bereich der Drüsen und Nerven zeigten sich bezüglich der Tenascinexpression keine

Unterschiede im Vergleich beider Gruppen.

In der Haut der Malleolarregion bei Stadium II Patienten fand sich die stärkste Immunreaktion

für Tenascin im Stratum papillare, die sich aber nicht auf die retikuläre Dermis erstreckte. Im

Bereich der Gefäße nahm die Intensität der Immunreaktion weiter deutlich zu (Abb. 3.13b). In

der Ulkusrandregion der Stadium III Patienten war die Reaktionsstärke für Tenascin unterhalb

der Basalmembran und in der papillären Dermis genau so intensiv wie in der

Unterschenkelhaut dieser Patientengruppe. Gleichzeitig zeigte sich in der Ulkusrandregion nun

bei allen Patienten eine positive Reaktion im Stratum reticulare, die sich bis auf den unteren

Teil dieser Schicht erstreckte (Abb. 3.12c). Die Farbintensität im Bereich der Gefäße war bei

beiden Patientengruppen in etwa gleich stark.

Bei der Auswertung der Schnitte fiel weiterhin auf, dass die beschriebene Anfärbung im

Bereich der basolateralen Membran von Basalzellen der Epidermis in vielen Präparaten zum

Ulkusrand/Malleolus hin stärker wurde. Ansonsten kam es zu keiner Färbung der Epidermis.

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Page 51: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Abb. 3.12a: Immunhistochemischer Nachweis von Tenascin am OS, Widmer III, (10x); Geringe, diskontinuierliche Anfärbung unterhalb der epidermalen BM (↑). Zarte Färbung um die Gefäße (←).

Abb. 3.12b: Immunhistochemischer Nachweis von Tenascin am US, Widmer III, gleicher Patient wie links (10x); Intensivere, kontinuierliche Anfärbung unterhalb der epidermalen BM, die netzartig bis in das obere Str. reticulare reicht (↑).

Abb. 3.12c: Immunhistochemischer Nachweis von Tenascin am Ulkusrand, Widmer III, gleicher Patient wie links (10x); starke Anfärbung im Str. papillare und reticulare. Unspezifische Färbung in der basalen Reihe.

Abb. 3.13a: Immunhistochemischer Nachweis von Tenascin am US, Widmer II, (10x); Kontinuierliche Anfärbung für Tn unterhalb der epidermalen BM. Teilweise verstärkte Färbereaktion im Str. papillare (→). Starke Färbung um die Gefäße (↑).

Abb. 3.13b: Immunhistochemischer Nachweis von Tenascin am medialen Malleolus, Widmer II, gleicher Patient wie links (10x); Starke Anfärbung unterhalb der epidermalen BM und des Str. papillare. Starke Färbung um die Gefäße (↑).

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Page 52: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

3.2.2.4 Fibronektin

In beiden Patientengruppen war in der Oberschenkelhaut ein relativ homogenes Färbeverhalten

in der Dermis festzustellen. Im Bereich von Hautanhangsgebilden, um Fibroblasten und an

Endothelzellen zeigte sich im Vergleich dazu eine stärkere Anfärbung (Abb. 3.14a).

In der Haut des Unterschenkels bei den Patienten im Widmer Stadium II entsprach das

Anfärbemuster dem der Oberschenkelhaut beider Gruppen (Abb. 3.16a). Im Stadium III

hingegen kam es bei der Hälfte der Patienten in dieser Region zu einer leichten Abnahme der

Farbintensität im Bereich der epidermalen Basalmembran und des oberen Stratum papillare. Im

Gegensatz dazu zeigte sich bei fast allen Patienten dieses Stadiums eine verstärkte Anfärbung

im Bereich der Gefäßendothelien und der Hautanhangsgebilde sowie bei 6 Patienten in der

retikulären Dermis, wobei das Färbemuster in dieser Hautschicht eher

aufgelockert/fragmentiert schien.

Eine geringere Reaktionsstärke der epidermalen Basalmembran und oberen papillären Dermis

zeigte sich nun ebenso in der Haut des medialen Malleolus bei Stadium II Patienten. Die

Bereiche um die Kapillaren waren in dieser Gruppe jetzt bei allen Patienten stark angefärbt

(Abb. 3.16b). Die Immunreaktion für Fibronektin zeigte in der Haut des Ulkusrandes bei

Patienten im Stadium III in der retikulären Dermis und unteren papillären Dermis bei vielen

Patienten ein grobmaschiges Muster. Bei 10 Patienten war die retikuläre Dermis zudem wie in

der Unterschenkelhaut dieser Widmer Gruppe verstärkt angefärbt. Im oberen Stratum papillare

dagegen war die Intensität schwächer. Das die Endothelzellen umgebende Gewebe zeigte eine

kräftige Anfärbung, die hier tendenziell etwas stärker als am medialen Malleolus der Widmer

II Patienten erschien (Abb. 3.15).

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Abb. 3.14a: Immunhistochemischer Nachweis von Fibronektin am OS, Widmer III, (10x); Anfärbung in der gesamten Dermis mit etwas verstärkter Intensität um Endothelzellen (↑).

Abb. 3.14b: Immunhistochemischer Nachweis von Fibronektin am Ulkusrand, Widmer III, (10x); Abnahme der Anfärbung im Stratum papillare bei massiver Infiltration von Entzündungszellen. Deutliche kräftigere Färbung im Bereich von Gefäßen (↑).

Abb. 3.15a: Immunhistochemischer Nachweis von Fibronektin am Ulkusrand, Widmer III, (10x); Nur noch schwache Anfärbung für Fn im Stratum papillare. Intensive Färbung um Endothelzellen (↑).

Abb. 3.15b: Immunhistochemischer Nachweis von Fibronektin am Ulkusrand, Widmer III, gleicher Patient wie links, (10x); Verstärkte, inhomogene, grobmaschige/fragmentierte Anfärbung für Fn im Stratum reticulare (↑).

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Page 54: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Abb. 3.16a: Immunhistochemischer Nachweis von Fibronektin am US, Widmer II, (10x); Mäßige Anfärbung dieses Moleküls in der gesamten Dermis. Etwas verstärkte Intensität um Endothelzellen (↑) vergleichbar mit der Haut des Oberschenkels.

Abb. 3.16b: Immunhistochemischer Nachweis von Fibronektin am medialen Malleolus, Widmer II, (20x); Starke Reaktion für Fn im Bereich der Endothelzellen (←). Viel entzündliches Infiltrat im Gewebe mit aufgelockerter Anfärbung für Fn (↑).

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4. Diskussion 4.1 Gliederung der Diskussion Der Diskussionsteil folgt aus Gründen der Übersichtlichkeit in seinem Aufbau dem des

Ergebnisteils. Es werden demnach zuerst die Ergebnisse der mikroangiologischen

Untersuchungen (siehe Kapitel 3.1) diskutiert und danach die der immunhistochemischen

Untersuchungen (siehe Kapitel 3.2.2). Abschließend soll ein möglicher Zusammenhang von

Mikroangiopathie und Expression der Matrix-Moleküle Kollagen I, Kollagen IV, Tenascin und

Fibronektin anhand der gewonnenen Ergebnisse überprüft und dargestellt werden.

4.2 Kutane Mikroangiopathie In den vergangenen Jahren weltweiter intensiver Forschung auf dem Gebiet der chronischen

venösen Insuffizienz haben sich 2 Ursachen durchgesetzt, die maßgeblich an der Entstehung

der klinischen Manifestationen dieser Krankheit beteiligt sein sollen. Das ist zum Einen die

Mikroangiopathie und zum Anderen die Inflammation. Bislang konkurrierten diese beiden in

der Literatur häufig als Entstehungsursachen für die CVI – anhand der Ergebnisse dieser Studie

ist auch eine gemeinsame und gleichzeitige Einwirkung beider Faktoren auf die Genese dieser

Krankheit und ihrer kutanen Manifestiationen denkbar.

Die chronische venöse Insuffizienz stellt unter anderem eine mögliche Folge einer primären

Varikose oder eines postthrombotischen Ereignisses dar. Die dadurch gestörte Hämodynamik

führt nicht nur zu weiteren Schäden und Umbauten an den Leit- und oberflächlichen

Hautstammvenen und ihren Klappen (Kirsch et al. 1999; Badier-Commander et al. 2000;

Sansilvestri-Morel et al. 2003; Nicolaides 2005), sondern beeinträchtigt auch die kutane

Mikrozirkulation. Das venöse Blut, welches physiologischerweise beim Gehen unter Einsatz

der Muskelpumpe Richtung Herz gepumpt werden soll, wird nun auf der Grundlage defekter

Venenklappen und evtl. erhöhter Abstromwiderstände nach einem postthrombotischen Ereignis

nach distal gepresst (Partsch 1985). Hahn konnte nachweisen, dass sich die pathologischen

Druckwellen bis in die Kapillaren der Patienten fortleiten und sich diese hämodynamische

Störung bei der CVI hauptsächlich unter Einsatz der Muskel- bzw. Gelenkpumpen zeigt (Hahn

et al. 1998). Die konsekutive ambulatorische Druckerhöhung in den Hautkapillaren hat

wahrscheinlich einen großen Einfluss auf deren pathologische Veränderungen und somit auf

die kutane Mikrozirkulation.

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In dieser Arbeit konnte der in mehreren Studien aufgezeigte Zusammenhang zwischen dem

CVI-Schweregrad und der Schwere der mikroangiopathischen Veränderungen bestätigt

werden, womit die Mikroangiopathie weiterhin als mögliches Bindeglied zwischen den

Veränderungen im venösen Gefäßsystem und der makroskopischen kutanen Manifestation in

Frage kommt (Franzeck et al. 1984; Partsch 1984; Jeggle 1996). So zeigte sich bei der TcPO2-

Messung am medialen Malleolus bzw. Ulkusrand zwischen den Patienten im Widmer Stadium

II (28,50 mmHg) und III (7,00 mmHg) ein stark signifikanter Unterschied. Diese Werte liegen

weit unter dem Normbereich (50-60 mmHg, (Franzeck 1991; Jünger et al. 1994) ) und decken

sich mit den Messungen zahlreicher anderer Autoren an Patienten verschiedener Schweregrade

in dieser Region (Franzeck et al. 1984; Neumann et al. 1984; Partsch 1984; Creutzig et al.

1987; Mannarino et al. 1988; Leu et al. 1991; Jünger et al. 2000). Auch der Unterschied des

Sauerstoffpartialdruckes in einiger Entfernung vom Ulkus (Messposition 2: Unterschenkel)

zeigte mit medianen Werten von 49,14 mmHg im Stadium II und 26,00 mmHg im Stadium III

eine stark signifikante Abnahme. Da die gemessenen Werte am Unterschenkel bei den Widmer

II Patienten im Bereich klinisch gesunder Haut und bei den Widmer III Patienten am Übergang

von krankhaft affektierter zu gesunder Haut erhoben wurden, können diese Werte als weiteres

Indiz dafür gesehen werden, dass die Mikroangiopathie der Hautdermatose vorausgeht (Jünger

et al. 1999; Steins et al. 1999; Jünger et al. 2000). Die Abhängigkeit des TcPO2 vom

Schweregrad der CVI konnte schon früh u.a. durch Mannarino nachgewiesen werden, der

vermutete, dass die durch venöse Stase hervorgerufene Hypoxie eine wichtige Rolle in der

Pathogenese der Hautläsionen spielt (Mannarino et al. 1988). Bei Untersuchungen des

transkutanen Sauerstoffpartialdruckes proximal des medialen Malleolus an gesunden

Probanden und Patienten verschiedener CVI-Schweregrade fand er eine deutliche Korrelation

zwischen dem TcPO2 und den Widmer Stadien.

Die Ursache für die Hypoxie wurde lange den perikapillären Fibrinmanschetten zugeschrieben,

die für unphysiologische Diffusionsbarrieren gehalten wurden (Burnand et al. 1982). Da mit

zunehmenden Widmer Schweregrad nicht nur die Hypoxie in betroffenen Hautarealen zunahm,

sondern auch die Stärke der Fibrinmanschetten und perikapillären Ablagerungen an

extrazellulärer Matrix, wie auch in dieser Studie gezeigt werden konnte (siehe Kapitel 3.2.2),

schien die Fibrinmanschetten-Hypothese als Ursache für die TcPO2-Abnahme sehr

wahrscheinlich. In zahlreichen späteren Untersuchungen, die u.a. zeigten, dass diese

Fibrinhüllen weder signifikante Mengen an Sauerstoff blocken, noch selber konsumieren,

53

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konnte diese Theorie als Hauptursache für die erniedrigten Werte jedoch widerlegt werden

(Cheatle et al. 1990; Michel 1990; Vanscheidt et al. 1993).

Für den Abfall des TcPO2 in Abhängigkeit des CVI-Schweregrades scheint die

Kapillarrarefezierung (sowohl morphologisch als auch funktionell durch Mikrothromben)

verantwortlich zu sein, die in ihrer Ausprägung gut mit der Sauerstoffpartialdruckerniedrigung

kongruiert (Franzeck et al. 1984; Mourad et al. 1989; Hoffmann et al. 1990; Jünger et al.

2000). Die Abnahme der Hautkapillaranzahl führt zu längeren Diffusionsstrecken, welche sich

durch das häufig vorhandene Mikroödem und der Hyperkeratose in der Haut von Patienten

noch weiter vergrößern (Leu et al. 1995). Des Weiteren konnte in kapillarmikroskopischen

Studien gezeigt werden, dass bei Patienten mit CVI je nach Schweregrad Veränderungen in der

Kapillarmorphologie vorliegen, die teilweise auch in klinisch noch gesunder Haut von CVI-

Patienten zu finden waren. In nicht oder nur gering betroffenen Hautarealen zeigten sich die

Kapillaren dilatiert und elongiert bis hin zu korkenzieherförmigen, glomerulumartigen

Formationen in stärker veränderter Haut (Fagrell 1979; Fagrell 1982; Leu et al. 1991; Franzeck

et al. 1993; Jünger et al. 2000). Auch diese Veränderungen wiesen eine direkte Korrelation

zum TcPO2 auf (Franzeck et al. 1984) und sorgen auf Grund der enormen Kapillarelongation

und Glomerulumformation insbesondere in schwerer betroffenen Hautgebieten für eine hohe

Querdiffusion zwischen arteriellen und venösen Schenkeln entlang der Kapillarschlingen

(arterio-venöse Shunts), was die Nutrition der Haut weiterhin verschlechtert (Jünger 1996).

Im Ulkus und Ulkusrandbereich muss zudem ein durch Entzündungs- und Reparaturprozesse

erhöhter Sauerstoffverbrauch berücksichtigt werden (Albrecht et al. 1991). Während die

Ursache für die Rarefizierung und veränderte Morphologie der Kapillaren und Endothelzellen

durch zahlreiche Autoren in dem pathologisch erhöhten venösen bzw. kapillären Druck und

seinem mechanischen Einfluss auf diese Gefäße gesehen wird (Smith 1992; Leu et al. 1995),

vermutete Pascarella jüngst Inflammationsprozesse hinter diesen Veränderungen (Pascarella et

al. 2005). Das solche Prozesse sekundär zu einer Progredienz der Mikroangiopathie führen

können, konnte in mehreren Arbeiten belegt werden (Pappas et al. 1999; Guillet et al. 2001).

Allerdings erklären diese nicht die mikroangiologischen Veränderungen, die in dieser Arbeit

im Bereich des Unterschenkels bei Widmer II und III Patienten festgestellt wurden

(stadienabhängig gesunkener TcPO2 und gestiegener LDF; siehe Kapitel Ergebnisse 3.1). In

diesen Messbezirken klinisch gesunder, aber hämodynamisch geschädigter Haut, konnte Hahn

keine Entzündungszeichen nachweisen (Hahn et al. 1997). Dies spricht für eine primäre

54

Page 58: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

mechanische Ursache der Mikroangiopathie, die dann das pathologische Korrelat für sekundäre

Entzündungsprozesse bildet.

Für diese Theorie sprechen auch die gemessenen LDF-Werte dieser Arbeit. Bei diesen fand

sich bereits bei den Messungen am Unterschenkel bei Widmer II (8,20 AU) und III (30,60 AU)

Patienten eine Zunahme des LDF im Vergleich zur gesunden Oberschenkelhaut dieser

Patienten. Der Flux-Anstieg war hierbei im Vergleich zwischen beiden Patientengruppen in der

Widmer III Gruppe signifikant größer. Im Bereich stärker geschädigter Haut (Ulkusrand bzw.

medialer Malleolus) fanden wir einen nochmals erhöhten Flux, der wiederum in der Widmer

III Gruppe (45,90 AU) stark signifikant größer war als in der Widmer II Gruppe (7,00 AU).

Diese, in Abhängigkeit vom Schweregrad erhöhten Fluxwerte, wurden auch in der Literatur

beschrieben (Partsch 1984; Sindrup et al. 1987; Cheatle et al. 1991; Leu et al. 1991; Mayrovitz

et al. 1994; Jeggle 1996) und spiegeln die Entdeckungen von Partsch wieder, der neben stark

reduzierten TcPO2 Werten im Ulkus Ruhefluxwerte feststellte, die den Messwerten von

gesunden Probanden unter maximaler Vasodilatation gleichkamen (Partsch 1984). Das

Missverhältnis zwischen vermehrter Perfusion und verminderter Oxygenierung beschrieb er

treffend als „hyperämische Hypoxie“, die auch bei den Patienten dieser Arbeit mit

zunehmendem Schweregrad der Erkrankung und kutanen Läsionen zu einer ineffektiven,

verschlechterten kutanen nutritiven Perfusion führte. Über die in Richtung medialen Malleolus

zunehmende „high flow hypoxia“ kann es durch die somit mangelnde nutritive Versorgung der

betroffenen Hautstellen direkt oder über andersweitige Mechanismen zum Gewebsuntergang

(Ulkus cruris) kommen.

Als Ursache für die erhöhten LDF-Werte im Krankheitsverlauf wird die entzündlich bedingte

Mehrdurchblutung („Hypodermitis“) und die Stauung des Hautplexus gesehen. Das konnte

auch in dieser Arbeit beeindruckend gezeigt werden, da mit zunehmender Nähe zum

Ulkus/medialen Malleolus, und somit zunehmender Entzündungsaktivität (Hahn et al. 1997),

der LDF gruppenabhängig stark anstieg. Auch beim Vergleich zwischen beiden Widmer

Gruppen fand sich an gleichen Messpositionen dieser Anstieg der Fluxwerte, welcher auf eine

erhöhte Entzündungsaktivität und verschlechterte mikroangiologische Situation bei Widmer III

Patienten schließen lässt. Allerdings fand sich in beiden Patientengruppen bereits am

Unterschenkel ein Anstieg des Ruhefluxes (wenngleich im Widmer Stadium II das

Signifikanzniveau verfehlt wird), was darauf hindeutet, dass auch bei diesem

mikroangiologischen Parameter primär eine mechanische Komponente die Ursache für die

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Page 59: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

gezeigten Veränderungen darstellt. In Frage kommen hier die mechanische Dilatation und

Elongation der Kapillaren (Chittenden et al. 1992; Malanin et al. 2004) oder eine

druckabhängige Öffnung von arteriovenösen Shunts, die in gesunder Haut unter normalen

Bedingungen nicht perfundiert werden (Schmidt et al. 1980; Schalin 1981; Reikeras et al.

1983). Auch die bei CVI-Patienten verschlechterte posturale Vasokonstriktion, die durch einige

Autoren auf den erhöhten venösen Druck zurückgeführt wird, führt wegen der abgeschwächten

präkapillären Konstriktion der Arteriolen zur Hyperperfusion der Hautkapillaren (Jünger et al.

1996; Bollinger et al. 1997).

Bei der Betrachtung der LDF Werte soll noch erwähnt sein, dass diese zu 90 % die

thermoregulative Perfusion der Haut repräsentieren, welche demzufolge von der

Mikroangiopathie mitbetroffen ist und so die regelmäßig zu messenden erhöhten Temperaturen

in der Haut von Ulkuspatienten miterklären kann (Schalin 1981; Leu et al. 1995). Die

Beurteilung der nutritiven kutanen Perfusion mittels LDFmetrie ist daher nur sehr begrenzt

möglich. Hierfür eignet sich die transkutane Sauerstoffpartialdruckmessung besser bzw. die

Kombination aus beiden Messverfahren, wie sie in unserer Arbeit benutzt wurde (Fagrell

1984).

Betrachtet man die mikroangiologischen Ergebnisse der Oberschenkelhaut (LDF: Widmer II

4,80 AU, Widmer III 8,50 AU; TcPO2: Widmer II 56,77 mmHg, Widmer III 55.00 mmHg),

stellt man fest, dass es hier keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Widmer

Gruppen gibt und diese Werte denen von gesunden Probanden entsprechen (Jünger et al.

2000). Diese Region ist von der ambulatorisch venösen Hypertonie auf Grund ihrer Lage

anscheinend nicht mehr betroffen. Es ist zwar möglich, dass defekte Venenklappen auch

oberhalb dieser Messareale lokalisiert sind, dies scheint jedoch keinen wesentlichen Einfluss

auf die Mikrozirkulation in den Kapillaren am Oberschenkel zu haben (unter anderem hier kein

Einfluss d. Wadenmuskelpumpe, Zunahme des hämodynamischen Druckes bei defekten

Klappen vor allem nach distal). Trotz das auch in jüngster Zeit immer wieder systemische

Komponenten für die Entstehung der CVI verantwortlich gemacht werden (Vanscheidt et al.

1992; Takase et al. 1999; Nicolaides 2005), sprechen diese Ergebnisse neben anderen Studien

(Pappas et al. 1995; Hahn et al. 1997; Peschen et al. 1999) gegen eine solche Genese.

Die Methode der Laser-Doppler-Fluxmetrie unterliegt teilweise großen interindividuellen

Schwankungen, die einen direkten Vergleich absoluter LDF-Werte schwierig machen können.

56

Page 60: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Dennoch ist sie ein häufig verwendetes Verfahren, da sie bei nicht-invasivem Vorgehen eine

gute Korrelation zu invasiven Methoden (z.B. Xenon-Clearance, Wärme-Clearance) aufwies

(Hopkins et al. 1983; Hoffman et al. 1992). Intraindividuelle Schwankungen, die bei der LDF-

Metrie bei Messungen zu verschiedenen Zeitpunkten auftreten können, haben wir durch

gleichzeitige Messung von jeweils 2 Messpunkten minimieren können.

Die TcPO2-Messwerte lassen eine bessere inter- und intraindividuelle Vergleichbarkeit zu.

Leicht abweichende Ergebnisse im Vergleich zu anderen Studien können durch unterschiedlich

Messgeräte, -temperaturen und -lokalisationen bedingt sein (Franzeck et al. 1984). Zu

bedenken ist auch, dass bei Patienten mit CVI normale und schwer geschädigte Hautareale

unmittelbar nebeneinander liegen können, was u.a. die große interindividuelle Streuung der

transkutanen Sauerstoffpartialdrücke an den Messpositionen 2 (Unterschenkel) und 3

(Ulkusrand, medialer Malleolus) erklärt (Bollinger et al. 1990).

57

Page 61: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

4.3 Extrazelluläre Matrixmoleküle Die kutane Wundheilung ist ein komplexer biologischer Vorgang, bei dem ein geordnetes

Zusammenspiel von Zellen und der sie umgebenden extrazellulären Matrix von höchster

Bedeutung ist. Sie durchläuft auf ihrem Weg mehrere Phasen (Hämostase – Inflammation –

Granulationsgewebebildung – Epithelisierung – Narbenbildung), welche durch eine bestimmte

zeitliche und räumliche Verteilung der ECM-Moleküle charakterisiert sind. Über Zell-Matrix-

Kontakte stehen die Zellen in Kontakt mit Ihrer Umwelt und erhalten von ihr Signale, die viele

Zellfunktionen beeinflussen können und so zu einer kontrollierten Wundheilung beitragen

(Eming et al. 2000). Bei Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz wurden in der

Vergangenheit in erkrankten Hautarealen und im Ulkus für verschiedene Moleküle teilweise

stark veränderte Expressionsmuster in der ECM gefunden. Diese können nicht nur Prozesse

wie die der Wundheilung negativ beeinflussen und zur Chronifizierung führen, sondern auch

an der Entstehung der klinischen Zeichen in der Haut bei Patienten mit CVI beteiligt sein. Wir

haben in dieser Arbeit die Verteilung der ECM-Moleküle Tenascin, Fibronektin, Kollagen I

und IV bei Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz immunhistochemisch untersucht, da

diese eine besondere Bedeutung im Hinblick auf die Entwicklung dieser Krankheit zu haben

scheinen.

Die Verteilung der in dieser Arbeit untersuchten ECM-Moleküle in der Oberschenkelhaut war

bei Patienten im Widmer Stadium II und III identisch und entsprach der Verteilung dieser

Moleküle in gesunder Haut (Mackie et al. 1988; Raghow 1994; Latijnhouwers et al. 1996;

Pankov et al. 2002; Gelse et al. 2003). Vergleichbare Studien, in der die Verteilung der ECM-

Moleküle in klinisch und mikroangiologisch gesunder Haut bei Patienten mit CVI untersucht

wurden, liegen nach heutigem Erkenntnisstand nicht vor. Die durch verschiedene

Arbeitsgruppen vermutete systemische Entzündung, die hinter der Entstehung der chronisch

venösen Insuffizienz stehen soll, scheint somit, insbesondere in Kombination mit den im

physiologischen Bereich liegenden mikroangiologischen Parametern beider Patientengruppen

im Oberschenkelbereich, nicht vorzuliegen (Jünger et al. 1991). Entzündliche Aktivität oder

eine vermehrte Anheftung von Leukozyten an das Endothel führt, vor allem durch die daraus

resultierende Freisetzung von Zytokinen, Wachstumsfaktoren und Proteasen, zu einem Umbau

der ECM, welche sich in veränderten Mustern in den von uns untersuchten Molekülen

niedergeschlagen hätte (Raghow 1994; Parks 1999; Yager et al. 1999). Die Homöostase, die in

der ECM physiologischerweise zwischen Auf- und Abbau ihrer Moleküle herrscht, scheint in

der immunhistochemisch untersuchten Haut des Oberschenkels jedoch nicht gestört zu sein.

58

Page 62: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Erste Veränderungen in den Expressionsmustern für Tenascin und Fibronektin fanden sich in

der Unterschenkelhaut und waren im Ulkusrandbereich/medialem Malleolus noch deutlicher.

Die Zunahme der Expression von Tenascin und Veränderung der Verteilung von Fibronektin

im Ulkusrandbereich/medialem Malleolus im Vergleich zu gesunder Haut in beiden Widmer

Gruppen entsprach früheren Studien anderer Autoren (Latijnhouwers et al. 1996; Schild 2001).

Eine vermehrte Expression dieser beiden Matrixmoleküle konnte man ebenfalls während der

physiologischen Frühreaktion auf verwundeter Haut beobachten (Mackie et al. 1988;

Latijnhouwers et al. 1996). Tenascin und Fibronektin haben wichtige Funktionen hinsichtlich

der Anheftung, Abheftung und Migration von Zellen und sorgen für einen kontrollierten

Ablauf der Reepithelisierung. Im Verlauf der physiologischen Wundheilung sorgen Zytokine

(v.a. TGF-beta, IL-4, TNF-alpha), die teilweise aus Thrombozyten, teilweise aus Leukozyten

stammen, nicht nur für einen massiven Influx von inflammatorischen Phagozyten

(Chemotaxis), sondern auch für eine erhöhte Produktion dieser ECM-Moleküle in Fibroblasten

(Raghow 1994). Diese stellen für Entzündungszellen wie Makrophagen eine provisorische

Matrix dar, um zielgerichtet in das Blutgerinnsel zu migrieren und dieses abzubauen und

fungieren zudem als Matrix für die Fibroblastenmigration durch das Wundbett und die

Keratinozytenmigration vom Wundrand her über die Wunde (Kim et al. 1992). Gleichzeitig

sorgen Proteasen, wie die MMPs, für ein geordnetes Zusammenspiel zwischen Auf- und Abbau

der Matrix in den einzelnen Wundheilungsphasen und fördern so z.B. die zielgerichtete

Migration von Zellen. Zytokine, wie TGF-alpha (produziert von Keratinozyten, Fibroblasten

und Makrophagen) und TGF-beta (produziert u.a. von Keratinozyten, Fibroblasten,

Endothelzellen, Makrophagen und glatten Muskelzellen), führen außerdem zur Expression von

verschiedenen Integrinen, die von den Keratinozyten, Endothelzellen und anderen Zellen für

die Migration benötigt werden (Tamariz-Dominguez et al. 2002). Die durch uns festgestellte

Hochregulierung von Tenascin und Fibronektin wird durch die Entdeckung bestärkt, dass bei

Patienten mit Ulcus cruris und Dermatoliposklerose die Hochregulierung des

endothelgebundenen Integrin-Rezeptors VLA-4 nachgewiesen werden konnte, welcher

Fibronektin als Liganden besitzt (Ruiter et al. 1993; Haapasalmi et al. 1995). Nach Abheilung

einer Wunde werden diese ECM-Moleküle und Rezeptoren wieder herabreguliert und durch

persistierende ECM-Moleküle, im wesentlichen Kollagen I, ersetzt (Eming et al. 2000).

Die Ergebnisse in dieser Arbeit zeigen, dass dieser Mechanismus bei Patienten mit CVI gestört

zu sein scheint. In mehreren Studien konnte mittels PCR und anderer quantitativer Verfahren in

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Page 63: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

klinisch veränderter Haut von CVI-Patienten nachgewiesen werden, dass neben einer

Hochregulierung der ECM-Moleküle auch eine signifikante Zunahme der proteolytischen

Aktivität vorhanden ist. Diese Veränderungen zeigten sich nicht nur in

lipodermatosklerotischer Haut, sondern vor allem im Ulcus cruris venosum und seinem

Exsudat (Palolahti et al. 1993; Weckroth et al. 1996; Herouy et al. 1999). Die anabolen und

katabolen Prozesse in der ECM laufen somit nicht mehr geordnet ab, sondern sind dysreguliert.

Diese proteolytische Aktivität konnte in dieser Arbeit anhand der Abnahme des Fibronektins

im Bereich der papillären Dermis und seiner zunehmenden Fragmentierung in der tieferen

Dermis gezeigt werden. Dabei fiel auf, dass die Fn-Fragmentierung im Ulkusrandbereich

(Widmer III) stärker als am medialen Malleolus (Widmer II) war, was eine höhere

proteolytische Aktivität in diesem Bereich vermuten lässt. Bestätigt wird diese Vermutung

durch mehrere Arbeitsgruppen, die in ihren Arbeiten erhöhte MMP-Aktivitäten (mit

Substratspezifitäten u.a. für Kollagen I, IV und Fibronektin) und verringerte TIMP-Aktivitäten

in lipodermatosklerotischer Haut gefunden haben, ein Ungleichgewicht, welches sich am

Ulkusrand und im Ulkusexsudat noch ausgeprägter zeigte (Vaalamo et al. 1996; Vaalamo et al.

1999; Herouy et al. 2000; Fray et al. 2003).

Da die Fn-Fragmente wahrscheinlich für die Keratinozyten keine adäquate Matrix für die

Migration mehr darstellen (gestörte Adhäsion), kommt es zu einer verlangsamten

Epithelisierung und somit verschlechterten Heilung des Ulkus. Diese Hypothese konnte durch

verschiedene Studien untermauert werden, in denen durch topische Zugabe von intaktem

Fibronektin oder vor allem durch Inhibierung der Proteasen-Aktivität mittels Aprotinin eine

verbesserte Heilung der Ulzera erreicht werden konnte (Pospisilova et al. 1986; Wysocki et al.

1988). Des Weiteren wurde u.a. durch Herrick nachgewiesen, dass direkt im Ulkus intaktes

Fibronektin weitestgehend fehlt und die Proteasen-Aktivität des Ulkus-Exsudates in der Lage

ist, zugesetztes intaktes Fibronektin als auch Tenascin schnell zu zersetzen (Herrick et al. 1992;

Palolahti et al. 1993; Yager et al. 1999). Da Fn-Fragmente darüber hinaus chemotaktisch

wirksam sind, die Degranulierung von Granulozyten fördern und zudem selber proteolytische

Aktivität triggern (MMPs↑, uPA↑), ist anzunehmen, dass diese Prozesse sich teilweise selbst

unterhalten und so zum Gewebeuntergang mit Störung der Keratinozytenmigration führen

(Wachtfogel et al. 1988; Gailit et al. 1994).

Intaktes Fibronektin ist zudem in der Lage, insbesondere denaturiertes Kollagen (=Gelatin)

und Fibrin zu binden (Pankov et al. 2002). Durch diese Verbindungen wird es Makrophagen

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Page 64: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

möglich, diese Bestandteile zu phagozytieren und zu beseitigen (Kollagen/Gelatin-Clearance).

Zersetztes Fibronektin kann dies nicht mehr gewährleisten, was die Clearance von Fibrin, aber

auch Gelatinen, in Gegenden mit hoher proteolytischer Aktivität evtl. verschlechtert (Pankov

et al. 2002). Diese Vermutung deckt sich mit Studienergebnissen aus der Vergangenheit, dass

die Dicke von Fibrinmanschetten um Blutgefäße, die neben Fibrin auch Kollagene enthalten,

mit steigendem CVI-Schweregrad zunimmt, was die mögliche Folge einer Abbau- bzw.

Abtransportstörung sein könnte (Burnand et al. 1982; Leu et al. 1995). Auch in unserer Arbeit

kam es stadienabhängig zu einer Zunahme der ECM-Moleküle im perivaskulären Bereich. Dies

könnte daher neben der vermehrten Expression auch auf eine Abtransportstörung

zurückzuführen sein (siehe Kapitel 4.4).

Tenascin, welches bei unseren Patienten in beiden Widmer Stadien am Unterschenkel und

Ulkusrand/medialem Malleolus einer Hochregulierung unterlag, spielt ebenfalls für die

Zellmigration eine wichtige Rolle (Gailit et al. 1994; Jones et al. 2000). Dabei war es in

mehreren Studien von Lightner in vitro alleine nicht in der Lage, Keratozytenmigration

hervorzurufen, konnte dafür aber die Migration dieser Zellen auf permissiven Substraten (Fn,

Col IV) fördern (Kaplony et al. 1991; Lightner 1994). Bei Arbeiten von Kanno, Chiquet-

Ehrismann und Lotz zeigte sich sowohl in vitro als auch in vivo, dass Tenascin einerseits die

Integrin-vermittelte Anheftung von Zellen (Fibroblasten, Keratinozyten) an Fibronektin und

Laminin inhibiert und andernseits die Kraft dieser Matrix-Zell-Adhäsion vermindert (Chiquet-

Ehrismann et al. 1988; Lotz et al. 1989; Kanno et al. 1994). Dies führt laut Vermutung dieser

Arbeitsgruppen zu einer reduzierten Zell-Adhäsion an Fibronektin und ermöglicht diesen

Zellen so zu migrieren, da der Migrationsprozess ein ständiges An- und Abheften von der

Matrix erfordert.

Des Weiteren wurde in mehreren in vivo Studien und Arbeiten mit Gewebekulturen

herausgefunden, dass das Vorhandensein von Tenascin mit der Zellproliferation von

Keratinozyten korreliert (Mackie 1994; Jones et al. 2000). Dies führte zu Spekulationen

darüber, ob dieses Molekül als Wachstumsfaktor fungieren kann. Beweisend hierfür existieren

zahlreiche Studien, die eine fördernde Wirkung von Tenascin auf das Wachstum verschiedener

Zelltypen (z.B. humane Keratinozyten, Endothelzellen) belegen (Chiquet-Ehrismann et al.

1988; Engel 1989; End et al. 1992; Jones et al. 1996; Seiffert et al. 1998; Matsuda et al. 1999).

Allerdings existieren auch Studien, die einen hemmenden Effekt dieses Moleküls auf die

Zellproliferation von humanen Keratinozyten, dermalen Fibroblasten und neuronalen Zellen

61

Page 65: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

zeigen (End et al. 1992; Lightner 1994; Probstmeier et al. 1999). Das lässt es für möglich

erscheinen, das Tenascin eine Art Wachstumskontrolle für die Zellen darstellt und somit

Geweben ermöglicht, eine Homöostase nach einer Wachstumsphase zu erreichen.

Auch unsere Studie zeigte in beiden Widmer Gruppen am Unterschenkel und Ulkus/medialem

Malleolus ein zunehmendes Vorhandensein von Tenascin unterhalb der epidermalen

Basalmembran. Zudem konnten wir bei vielen Patienten, insbesondere am Ulkusrand, eine

Akanthose (nummerische Hypertrophie) feststellen, was auf eine erhöhte proliferative Tätigkeit

in der dem Ulkus angrenzenden Epidermis schließen lässt. Diese wurde in einer

immunhistochemischen Arbeit, die den Proliferationsmarker Ki-67 verwendete, bestätigt

(Latijnhouwers et al. 1996). Somit scheint es möglich, dass Tenascin eine Rolle als

Wachstums- bzw. Proliferationsregulator spielt. Andere Autoren vermuten eher eine

Ausschüttung von Zytokinen durch proliferierende Keratinozyten (TNF-alpha, TGF-beta, IL-

1), die wiederum die Tenascin Expression fördern (Tucker et al. 1993; Rettig et al. 1994). In

Anbetracht der Tatsache, dass wir auch im Ulkusrandbereich unter der epidermalen BM eine

starke Zunahme der Tenascin Expression gefunden haben, kann angenommen werden, dass die

Proliferation der Zellen im Ulkusrand nicht gestört ist, sondern eine Störung bei der Migration

dieser Zellen vorliegt, was die Wundheilung verhindert.

Eine weitere wichtige Entdeckung wurde durch Riva und Paganelli gemacht, die feststellten,

dass radioaktiv-markierte Anti-TN-C-Antikörper in der Lage sind, eine Regression von frühen

und fortgeschrittenen Gliomen, die hohe Level an TN-C im Stroma produzieren, zu induzieren

(Paganelli et al. 1999; Riva et al. 1999). Weitere Studien belegen, dass TN-C daher wohl als

eine Art Überlebensfaktor gesehen werden kann, da auch in diesen Arbeiten die Behandlung

von glatten Gefäßmuskelzellkulturen mit TN-C entgegengerichteten Oligonukleotiden das

Wachstum dieser Zellen unterdrückte und Apoptose hervorrief (Cleek et al. 1997; Cowan et al.

2000). Dies könnte auch eine Erklärung dafür sein, warum die Expression von Tenascin in

unserer Arbeit bereits bei Patienten im Widmer Stadium II mit klinisch gesunder

Unterschenkelhaut gesteigert war. Durch die (negativen) Veränderungen in der Umgebung der

Zellen, insbesondere im mikroangiologischen Bereich, erscheint es möglich, dass dieses

Molekül bereits hier eine Art Überlebensfaktor für diese darstellt.

Das fibröse Rückgrat der extrazellulären Matrix wird durch die Kollagene gebildet (Vuorio et

al. 1990). Das gilt insbesondere für das Kollagen I, welches zu den fibrillären Kollagenen zählt

62

Page 66: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

und universaler Bestandteil der gesunden Haut ist (Brand-Saberi et al. 1995). Während es bei

Patienten im Widmer Stadium II in gesunder Unterschenkelhaut noch zu keinen

Veränderungen in der Expression dieses Moleküls kam, zeigten sich bei den Patienten im

Stadium III bereits erste Störungen in der Expression und Ausrichtung der Kollagenfasern. Vor

allem in der retikulären Dermis fand sich teilweise eine vermehrte Expression von Kollagen I,

wobei die kollagenen Fasern langsam ihre normale Ausrichtung verloren und ein diffuseres

Bild aufzeigten. Diese Veränderungsprozesse weisen starke Ähnlichkeiten zu denen bei

Patienten mit lipodermatosklerotischer Haut auf (Herouy et al. 1999). Am medialen Malleolus

bei Widmer II- und in der Ulkusrandregion bei Widmer III Patienten zeigten sich diese

Veränderungen noch deutlicher. Das Vorhandensein von Kollagen I nahm in der papillären

Dermis unterhalb der epidermalen Basalmembran im Vergleich zur Oberschenkelhaut ab und

in der retikulären Dermis zu, während die Ausrichtung der Fasern in dieser Schicht eher diffus

erschien (im Widmer Stadium III deutlicher und häufiger sichtbar als im Widmer Stadium II).

Ein Ergebnis, welches weitestgehend mit früheren Studien an Patienten mit CVI in

verschiedenen Stadien übereinstimmt (Herouy et al. 1999; Schild 2001).

Kollagen I besitzt eine Schlüsselrolle in der Aktivierung der Kollagenase-Produktion

(insbesondere MMP-1) durch Keratinozyten. Dieses Enzym spaltet das Kollagen zu Gelatin

und hilft der Zelle so, sich von der dermalen Matrix zu trennen und eine optimale Bewegung

über die dermale und provisorische Matrix zu erreichen (Sudbeck et al. 1994; Pilcher et al.

1997). Die These der Kollagenase-Produktion (MMP-1) durch Keratinozyten passt zu der

Beobachtung in dieser Arbeit, dass in der papillären Dermis unterhalb der epidermalen

Basalmembran eine Abnahme an Kollagen I in der krankhaft veränderten Haut zu beobachten

war. Die Neuausrichtung der Fasern in der tieferen Dermis, die im Widmer Stadium III am

deutlichsten zu beobachten war, zeigt darüber hinaus einen Zusammenhang zur vermehrten

Ausschüttung von uPA und Plasminogen im Ulkusbereich auf, welche nicht nur die Expression

von Kollagenen steigern, sondern auch für eine erhöhte proteolytische Aktivität, z.B. durch

Aktivierung von Plasminogen und MMP2 (Substratspezifität u.a. für Kollagen I), sorgen

(Peschen 1999; Peschen et al. 2000; Pascarella et al. 2005). Auch hier bestätigt sich anhand

unserer Ergebnisse die Vermutung anderer Arbeitsgruppen, dass die proteolytische Aktivität

im Ulkus- bzw. Ulkusrandbereich am stärksten ist (Herouy et al. 2000). Der Ab- und Aufbau

der extrazellulären Matrix im Rahmen der Wundheilung scheint bei der CVI auf ein höheres

Maß übersteuert zu sein, d.h. es werden zwar vermehrt ECM-Moleküle synthetisiert, dafür aber

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Page 67: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

auch durch eine erhöhte Aktivität von Proteasen wieder abgebaut. Ein Prozess, der eine

geordnete Wundheilung verzögert bzw. unmöglich werden lässt.

Eine weitere Ursache für die vermehrte Expression der durch uns untersuchten ECM-Moleküle

könnte auch in dem gesteigerten Abbau des Kollagens zu finden sein. Dieses Molekül besitzt

die Fähigkeit, Wachstumsfaktoren und Zytokine (IGF-I, IGF-II, TGF-beta) zu binden

(Yamaguchi et al. 1990; Gelse et al. 2003). Ein Abbau des Kollagens durch den Einfluss

diverser Proteasen hätte die Freisetzung dieser GFs zur Folge und würde die Synthese von

Matrixmolekülen steigern. Das es am Ulkusrand und im Ulkusexsudat nicht an

Wachstumsfaktoren mangelt, konnte unter anderem durch Tarnuzzer, Pappas und Lagattolla

gezeigt werden (Lagattolla et al. 1995; Tarnuzzer et al. 1997; Pappas et al. 1999). Allerdings

stellen neuere Studien in Frage, ob die GFs oder Ihre Rezeptoren in diesem Umfeld überhaupt

aktiv sind, oder durch die enorme Proteasen-Aktivität inaktiviert wurden (Lagattolla et al.

1995; Agren et al. 2000; Fray et al. 2003).

Kollagen IV, welches durch seine nicht-kollagenen Domänen eine wesentlich flexiblere

Struktur als Kollagen I besitzt, ist als essenzielles Netzwerk in den meisten embryologischen

und adulten Basalmembranen zu finden. Über Integrine ist auch dieses Molekül in der Lage,

eine Anheftung an Zellen zu vermitteln und Zellfunktionen zu modulieren (Kim et al. 1994).

Dazu zählen neben dem proliferativen Potenzial auch die Fähigkeit, die Migration von Zellen

zu fördern (Kim et al. 1994; Legrand et al. 1999; Tamariz-Dominguez et al. 2002). Diese

Tatsache gibt eine Erklärung für den durch uns beobachteten Anstieg der Kollagen IV

Expression in Basalmembranen bei Patienten mit CVI. Insbesondere im Bereich des medialen

Malleolus (Widmer Stadium II) und des Ulkusrandes (Widmer Stadium III) war diese

besonders ausgeprägt. Zwar beobachtete man auch bei der Heilung akuter Wunden eine

vermehrte Expression des Kollagen IV in den Basalmembranen, diese persistierte allerdings

weniger lange als bei CVI Patienten (Tamariz-Dominguez et al. 2002).

Bei der immunhistochemischen Färbung der Haut auf Kollagen IV fiel uns zudem

hauptsächlich bei den Schnitten des Ulkusrandes des Öfteren eine „wolkenhafte“ Anfärbung

des Stratum papillare auf. Auch Schild konnte in seiner immunfluoreszenzhistochemischen

Studie in dieser Untersuchungsregion ein ähnliches Färbemuster für Kollagen IV bei Patienten

im Widmer Stadium II und III beobachten (Schild 2001). Dieses, in beiden Widmer Stadien

vor allem in gefäßreichen Schnitten vorgefundene Phänomen, könnte eine unspezifische

Färbung darstellen. Wahrscheinlicher scheint aber, wie auch von Schild postuliert, dass es sich

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Page 68: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

hierbei um persistierende Epitope des Kollagen IV nach proteolytischer Zersetzung handelt, da

dieses Muster nicht in der Ober- und Unterschenkelhaut beider Patientengruppen gefunden

wurde. Möglich ist dies durch die Eigenschaft von Kollagen IV, andere BM-Moleküle, wie

Entactin, Laminin oder Heparansulfat-Proteoglykane zu binden und damit Bestandteil eines

Geflechtes zu sein, in welchem seine Fragmente trotz des Abbaus verbleiben können (Schild

2001). Dies wäre darüber hinaus im Einklang mit der erhöhten Proteasen-Aktivität in diesen

Regionen bei den Widmer Stadien II und III (Herouy et al. 1999; Agren et al. 2000).

Interessanterweise zeigte neben der Hochregulierung des Tenascin auch das Kollagen IV bei

der Hälfte der Widmer II Patienten eine vermehrte Expression in den Basalmembranen klinisch

gesunder Haut am Unterschenkel. Da Kollagen IV der Basallamina die nötige Flexibilität und

Widerstandsfähigkeit verleiht, erscheint es möglich, dass die Hochregulierung in der

Unterschenkelhaut eine Anpassungsreaktion auf die veränderte Mikroumgebung (siehe Kapitel

4.4) darstellt.

Das durch uns verwendete immunhistochemische Verfahren ist ein etabliertes Verfahren und

wird seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt. Da das Ergebnis der Immunhistochemie

insbesondere durch Einbettungsmethoden, Fixierungsart und Fixierungsdauer beeinflussbar ist,

wurden alle Biopsien unter gleichen Bedingungen fixiert, nachbehandelt und eingebettet. Die

Antigen-Antikörper-Reaktion ist im Wesentlichen von der Temperatur, Konzentration,

Inkubationszeit und dem Reaktionsmilieu (z.B. ph-Wert) abhängig, weswegen die

immunhistochemischen Färbungen nach einem standardisierten Protokoll durchgeführt

wurden. Bei allen Präparaten wurde die gleiche Schnittdicke verwendet. Die für die

Immunhistochemie verwendeten Chemikalien stammten immer von denselben Herstellern.

Trotz regelmäßiger Prüfung und Eichung der Messinstrumente können geringe Abweichungen

bzw. Messfehler (z.B. bei Mikropipetten, Waage usw.) nicht ausgeschlossen werden, die einen

systematischen Fehler nach sich ziehen würden.

Um noch genauere Aussagen über die Quantität der extrazellulären Matrixmoleküle bei

Patienten mit CVI in verschiedenen Hautarealen zu bekommen, ist die Durchführung einer

Polymerase-Chain-Reaction (PCR) auf Protein und mRNA für zukünftige Studien zu

empfehlen.

65

Page 69: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

4.4 Auswirkungen der Mikroangiopathie auf die Expression der ECM-Moleküle In dieser Arbeit konnte bei immunhistochemischen Untersuchungen gezeigt werden, dass es

bei Patienten mit CVI in den Widmer Stadien II und III zu Veränderungen in der Expression

der ECM-Moleküle kommt. Während alle untersuchten Matrixmoleküle in der

Oberschenkelhaut beider Patientengruppen eine Verteilung zeigten, die der von gesunder Haut

entsprach, kam es bereits in der Unterschenkelhaut stadienabhängig zu einer vermehrten

Expression von Kollagen I, IV, Tenascin und Fibronektin, die sich im Malleolus- bzw.

Ulkusbereich weiter steigerte. In gleichen Untersuchungsregionen war diese Zunahme bei

Widmer III Patienten intensiver als bei den Widmer II Patienten. Die ECM-Moleküle Kollagen

I und Fibronektin veränderten zudem, wahrscheinlich unter dem Einfluss stärker werdender

proteolytischer Aktivität, auch den Aufbau bzw. die Ausrichtung ihrer Fasern.

Doch was führt nun bei Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz zu einer vermehrten

Expression dieser Matrixmoleküle?

Betrachtet man die Veränderungen des transkutanen Sauerstoffpartialdruckes und der Laser-

Doppler-Fluxmetrie an den Biopsiestellen, kann ein Zusammenhang zwischen der

Mikroangiopathie und der Expression der extrazellulären Matrixmoleküle hergestellt werden.

Am Oberschenkel konnte bei beiden Patientengruppen keine Mikroangiopathie nachgewiesen

werden. Auch die Matrixmoleküle zeigten hier eine Verteilung, wie sie in der Literatur in

gesunder Haut beschrieben wurde. Am Unterschenkel der Widmer II Patienten, wo eine (nicht

signifikante) Veränderung von LDF (↑) und TcPO2 (↓) zu sehen war und somit mutmaßlich

eine Verschlechterung der nutritiven Versorgung der Haut eingetreten ist, konnte bei vielen

Patienten eine vermehrte Expression von Kollagen IV und Tenascin gefunden werden. In der

Unterschenkelhaut der Widmer III Patienten waren die mikroangiologischen Veränderungen

noch stärker und somit die Nutrition der Haut noch schlechter, während sich hier in allen

untersuchten Matrixmolekülen eine Veränderung zeigte. Am medialen Malleolus bzw.

Ulkusrand zeigten sich bei beiden Patientengruppen die geringsten transkutanen

Sauerstoffpartialdrücke und die höchsten Ruhefluxwerte, wobei parallel dazu die

Expressionszunahme der ECM-Moleküle hier am Größten war. Ob nun die Zunahme der

Mikroangiopathie bzw. die daraus resultierende Verschlechterung der nutritiven Versorgung zu

der Veränderung der ECM-Moleküle beiträgt, bedarf einer genaueren Betrachtung:

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Page 70: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Die Produktion der Matrixmoleküle erfolgt in der Haut zum Großteil in Fibroblasten (Koll I,

Fn, Tn), in Endothelzellen (Kol IV, Fn) und Keratinozyten (Kol IV, Tn). Eine Ausnahme bildet

das flüssige Fibronektin, welches im Blut zirkuliert und durch die Hepatozyten gebildet wird.

Einen großen Einfluß auf die Steuerung der Expression in der Haut haben Zytokine und

Wachstumsfaktoren. Hier existieren zahlreiche Studien, die eine Induktion der ECM-

Molekülexpression durch diese nachweisen konnten (z.B. Induktion der Tn-Expression in

Fibroblasten durch TGF-beta, PDGF-BB, bFGF, TNF-alpha; Induktion der Fn- und Kol-I-

Expression in Fibroblasten durch TGF-beta) (Tucker et al. 1993; Rettig et al. 1994; Tamariz-

Dominguez et al. 2002). Der Wachstumsfaktor TGF-beta wird auch als Prototyp-Zytokin für

die Entstehung der Gewebefibrose bezeichnet (Pappas et al. 1999). Ein Großteil dieser

Faktoren wird vor allem durch Thrombozyten und diverse Entzündungszellen, wie

Makrophagen oder Leukozyten, ausgeschüttet (Gailit et al. 1994; Raghow 1994). Dies würde

die vermehrte Expression der untersuchten ECM-Moleküle im Bereich des medialen Malleolus

und des Ulkusrandes erklären. In beiden Widmer Stadien konnte durch mehrere

Arbeitsgruppen mittels Immunhistochemie in diesen Regionen eine erhöhte

Entzündungsaktivität und verstärkte Aktivierung des Gefäßendothels nachgewiesen werden

(Loots et al. 1998; Peschen et al. 1999). Vor allem am Ulkusrand konnte von Hahn eine starke

Infiltration insbesondere der papillären Dermis mit Makrophagen, T-Lymphozyten und

Mastzellen gefunden werden (Hahn 1998). Diese Ergebnisse wurden in Arbeiten von Loots

und Abd-El-Aleem bestätigt (Loots et al. 1998; Abd-El-Aleem et al. 2005). Insgesamt lässt

sich aus diesen Ergebnissen auf eine erhöhte Freisetzung von GFs und Zytokinen am medialen

Malleolus und Ulkusrand schließen, die an einer vermehrten Expression der ECM-Moleküle

beteiligt sein könnten.

Allerdings scheint die entzündliche Aktivität nicht die einzige Ursache für die veränderte

Expression der Matrixmoleküle zu sein, da im Bereich klinisch gesunder Haut des Widmer

Stadiums II zwar eine vermehrte Expression von Tn und Kol IV vorliegt, aber keine

entzündliche Aktivität. Das war das Ergebnis einer Studie von Hahn, der in klinisch gesunder,

aber mikroangiologisch bereits geschädigter Haut bei CVI Patienten mit Ulkus weder eine

verstärkte Expression der endothelialen Adhäsionsmoleküle, noch eine generelle Infiltration

oder Entzündungsreaktion beobachtete. Nur selten zeigten sich in seiner Arbeit entlang stark

veränderter Kapillaren kleinere Ansammlungen von T-Lymphozyten (Hahn 1998). Auch

Peschen konnte bei CVI Patienten in klinisch gesunder Haut und der Haut mit Teleangiektasien

keine Zunahme der ICAM-1, LFA-1 und VLA-4 mRNA Level finden, wohingegen die Haut

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Page 71: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

mit Stasisdermatitis, Lipodermatosklerose und Ulkus im Vergleich höhere und teilweise

signifikant erhöhte Level zeigte (Peschen et al. 1999). Es kann daher vermutet werden, dass die

vermehrte Expression der ECM-Moleküle in der Unterschenkelregion in klinisch gesunder

Haut mit auf die gestörte Mikroangiopathie zurückzuführen ist.

Für einige Moleküle konnte ein Einfluss der Mikroangiopathie auf deren Expression bereits

nachgewiesen werden. Tenascin beispielsweise wurde in varikösen Venenwänden durch glatte

Muskelzellen vermehrt expremiert, nachdem man diese mechanischem Stress (Hypertension)

ausgesetzt hatte (Mackie et al. 1992). Weiterhin konnte hämodynamischer Stress in Saphenus-

Venen-Transplantaten beim Menschen die Expression von Tenascin und in Pulmonalarterien

bei Ratten die Expression von Tenascin und Typ I Prokollagen steigern (Tanaka et al. 1996;

Wallner et al. 1999). Auch der Hypoxie, die bei unseren Patienten bereits am Unterschenkel

gesehen wurde (Widmer II gering, Widmer III stärker), konnte in verschiedenen Geweben ein

Einfluss auf die Expression der ECM-Moleküle nachgewiesen werden. Dermale Fibroblasten

reagierten in einer Arbeit von Falanga auf geringe Sauerstoffspannungen in vitro mit

vermehrter Kollagen-Synthese (Falanga et al. 1993). Chen stellte bei Untersuchungen an

menschlichen Plazenten fest, dass eine prolongierte Hypoxie für diverse Veränderungen in der

ECM verantwortlich ist. So kam es unter ihr z.B. zu einer Zunahme der Kollagen IV und

Fibronektin Produktion (Chen et al. 2003).

Ob die Veränderungen in der Expression der untersuchten Matrixmoleküle in Abhängigkeit

von der Mikroangiopathie auf direkten (direkte Wirkung von Hypoxie oder Hypertension auf

Zellen) oder indirekten (vermehrte Ausschüttung bzw. Aktivierung von Zytokinen, GFs oder

MMPs unter Hypoxie) Mechanismen beruht, bleibt unklar. Bekannt ist, dass sich unter

veränderten mikroangiologischen Bedingungen wie Hypoxie und Hypertension auch die

Expression von bestimmten zellulären Mediatoren, aber auch Proteasen und ihren Inhibitoren

zu ändern scheint. Bei Untersuchungen von Claudy führte eine gesunkene Sauerstoffspannung

bei kultivierten Monozyten zu einer vermehrten Freisetzung von TNF-alpha, welches einen

mitogenen Effekt auf Fibroblasten hat, die Kollagenproduktion und Neoangiogenese fördert

und Wachstumsfaktoren und Zytokine wie TGF-beta steigert (Claudy et al. 1991). Mehrere

Arbeitsgruppen bewiesen zudem den hochregulierenden Einfluss von Hypoxie und

Hypertension auf die Proteasenaktivität (MMPs) (Badier-Commander et al. 2000; Pascarella et

al. 2005). Somit ist es denkbar, dass auch indirekte Mechanismen, z.B. vermehrte

Zytokinfreisetzung oder MMP bedingte strukturelle Veränderungen in der präexistierenden

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Page 72: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

ECM, unter dem Einfluss der Mikroangiopathie zu einer Veränderung in der Expression der

ECM-Moleküle führen.

Warum es in Bereichen klinisch gesunder Haut zu diesen Veränderungen kommt bzw. welche

Bedeutung ihr beigemessen werden muss, kann nur spekuliert werden. Es ist wahrscheinlich,

dass Veränderungen im Umfeld von Geweben wie der Haut durch die ECM nicht nur

wahrgenommen werden, sondern dass diese über Integrine und intrazelluläre Signale zu einer

Modulierung der Molekülexpression und Zelladhäsionskomponenten führen, um eine

Anpassung und Interaktion mit dieser veränderten Mikroumgebung zu gewährleisten.

Andernseits könnten die vermehrt expremierten Matrixmoleküle in Bereichen einer Hypoxie

auch die Grundlage für eine Verbesserung der Sauerstoffversorgung darstellen, da sie in der

Lage sind, Migration und Proliferation von Endothelzellen zu beeinflussen (siehe Kapitel 4.3).

Das Matrixmolekül Tenascin, dass wahrscheinlich auch als Überlebensfaktor fungiert, könnte

zudem für ein Überleben der Zellen (Keratinozyten, Endothelzellen usw.) in einem Umfeld

sorgen, wo die nutritive Versorgung sich verschlechtert hat (Jones et al. 2000).

Im Bereich des Ulkusrandes (Widmer III) und des medialen Malleolus (Widmer II) ist neben

der Mikroangiopathie zusätzlich eine starke Entzündungsreaktion vorhanden, was

zusammengenommen, wie diese Arbeit zeigen konnte, einen erheblichen Einfluss auf die

Expression der untersuchten Matrixmoleküle hat. Bei Untersuchungen an akuten chirurgischen

Wunden fand man während der Heilung einen ähnlichen Anstieg in der Expression der

Matrixmoleküle Tenascin und Fibronektin wie bei CVI-Patienten am Ulkusrand (Loots et al.

1998). Daraus ergibt sich die Frage, warum es bei Patienten mit Ulkus nicht ebenfalls zu einer

normalen Abheilung kommt, da die Voraussetzungen in der ECM dafür ja scheinbar erfüllt

sind. Loots entdeckte bei immunhistochemischen Untersuchungen von akuten und chronischen

Wunden (u.a. Ulcus cruris), dass normale Wunden während der einzelnen

Wundheilungsphasen ein charakteristisches Bild bezüglich Zellinfiltrat und ECM Ablagerung

zeigen. Die zu Beginn der Wundheilung aufgetretene Hochregulierung von Tn und Fn erreichte

bei akuten Wunden nach einiger Zeit wieder Level, wie sie vor der Verletzung vorgelegen

hatten. Im Gegensatz dazu blieb die Expression dieser Moleküle in der Arbeit von Loots bei

venösen Ulzera unvermindert hoch, was sie auf eine Störung des Wundheilungsprozesses mit

Arretierung in der Proliferations- und/oder Entzündungsphase zurückführte (Loots et al. 1998).

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Page 73: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Anhand aller hier diskutierten Arbeiten kann vermutet werden, dass der progrediente Stimulus

auf die Zellen und ihre ECM durch Mikroangiopathie und Entzündungsreaktion bei Patienten

mit CVI im Ulkusbereich eine koordinierte, normale Wundheilung unmöglich werden lässt.

Hinzu kommt die vorrangig durch die Entzündungsreaktion getriggerte proteolytische Aktivität

(MMPs, neutrophile Elastase, uPA, Plasmin), die vor allem im Ulkusexsudat und Ulkusrand im

Vergleich zu akuten Wunden stark erhöhte Level zeigt (Vaalamo et al. 1996; Weckroth et al.

1996; Wysocki et al. 1999). Der vermehrten Expression von ECM-Molekülen steht ein

vermehrter, unkontrollierter Abbau gegenüber, womit eine Matrix geschaffen wird, die für die

Migration von Keratinozyten ungeeignet ist. Ågren bezeichnete diesen Sachverhalt auch als

„high turnover pathology“ (Agren et al. 2000).

Abschließend soll die perivaskuläre Region genauer betrachtet werden. Schon früh ist

beschrieben worden, dass es bei Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz zur Ausbildung

sogenannter Fibrinmanschetten um die Kapillaren kommt (Burnand et al. 1982). Bei der

Auswertung unserer Präparate konnte im Bereich der klinisch gesunden Unterschenkelhaut von

Widmer II Patienten eine Zunahme von Tenascin und Kollagen IV im perivaskulären Bereich

gefunden werden. Diese war im Stadium III an der Unterschenkelhaut noch stärker, wobei hier

nun auch eine perikapilläre Expressionszunahme von Fibronektin und Kollagen I auffiel. In

den Biopsien des medialen Malleolus und Ulkusrandes waren alle 4 Matrixmoleküle

perivaskulär verstärkt vorhanden (besonders beeindruckend bei Kollagen IV und Tn), wobei

diese Expressionszunahme tendenziell im Widmer Stadium III am stärksten ausfiel. Diese

Ergebnisse sind in Übereinstimmung mit Untersuchungen von Tronnier, der eine Korrelation

zwischen dem Vorhandensein der Fibrinmanschetten und der Schwere der trophischen

Hautveränderungen beobachtete (Tronnier et al. 1994).

Nach neuerem Erkenntnisstand bestehen die Fibrinmanschetten aus Fibrin, Fibronektin,

Kollagen I, III und Tenascin (Herouy et al. 2000). Zusätzlich konnte, wie auch in unserer

Arbeit zu sehen, von Brakmann am Ulkusrand eine Zunahme der Expression von Kollagen IV

im Fibrinnetzwerk des perivaskulären Bereiches gefunden werden (Brakman et al. 1992).

Tronnier bestätigte das Vorhandensein von Kollagen IV in den Manschetten

elektronenmikroskopisch und kam zu der Erkenntnis, dass die Basalmembranen ein Bestandteil

von Fibrinmanschetten sind (Tronnier et al. 1994).

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Page 74: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Diskrepanzen gibt es in der Literatur über deren Entstehung. Mehrere Arbeitsgruppen konnten

eine auf den erhöhten kapillären Druck zurückzuführende Schädigung des Kapillarendothels

nachweisen, was eine erhöhte Permeabilität der Gefäße zur Folge hat und so der Entstehung

von Ödemen und Fibrinmanschetten (Exsudation von Fibrinogen) Vorschub leistet (Leu et al.

1980; Leu et al. 1995; Jünger et al. 2000). In Arealen mit Entzündungsaktivität erhöht sich die

Permeabilität auf Grund diverser Mediatoren noch weiter (Ryan et al. 1977). Bereits Herrick

postulierte 1992, dass die Manschetten auf Grund ihrer vielen Bestandteile zudem aktiv

produziert werden müssen (Herrick et al. 1992). Ferguson bestätigte später diese These und

vermutete, dass das ständige Ischämie-Reperfusionstrauma (Leukozyten verstopfen im Stehen

die Kapillaren und werden dann bei Elevation des Beines aktiviert) in Kapillaren bei CVI

Patienten zu einer Aktivierung der Leukozyten führt, welche hohe Level an Zytokinen und

freien Sauerstoff-Radikalen freisetzen (Agren et al. 2000). Diese veranlassen Endothelzellen

und Fibroblasten anschließend zur Synthese von ECM-Molekülen, welche die Manschetten

bilden. Frühe Studien über die Fibrinmanschetten vermuteten, dass diese persistieren, da die

fibrinolytische Aktivität in ihnen herabgesetzt ist (Tronnier et al. 1994). Neuere Arbeiten

konnten allerdings nachweisen, dass in Fibrinmanschetten eine erhöhte Aktivität an uPA und

seinem Rezeptor zu finden sind, was auf eine erhöhte proteolytische Aktivität schließen lässt

(Wysocki et al. 1999; Herouy et al. 2000). Das deutet darauf hin, dass auch hier eine „high

turnover pathology“ vorliegt.

Die perikapillären Fibrinmanschetten lassen noch einen weiteren Zusammenhang zur

Mikroangiopathie erkennen. Der perikapilläre Anstieg von Kollagen IV und Tenascin in der

Unterschenkelhaut kann nicht auf Mediatoren aus Leukozyten oder anderen Entzündungszellen

zurückgeführt werden, da eine Entzündsaktivität hier weitestgehend fehlt (Hahn 1998). Die

kapilläre Hypertension und die Hypoxie scheinen somit, wie oben erwähnt, eine Ursache für

den Umbau der ECM zu sein. Unter Bedingungen vermehrter Zelldehnung (mechanischer

Stress) und von Hypoxie wurde zugleich eine vermehrte Expression von MMPs beobachtet

(Nicolaides 2005). Das bestärkt noch einmal die Vermutung, dass die Manschetten nicht nur

passiv entstehen, sondern wahrscheinlich eine aktive Anpassungsreaktion auf die veränderten

mikroangiologischen Bedingungen darstellen, damit Gefäße und Zellen in dieser

Mikroumgebung weiter existieren können. Außerdem könnte die Hochregulierung von

Tenascin und Kollagen IV zu einer Migration der Endothelzellen beitragen, um die

Angiogenese zu fördern und somit eine adäquate Antwort auf den hypoxischen Stimulus zu

geben. Problematisch scheint allerdings zu sein, dass mit zunehmender Schwere der

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Page 75: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Erkrankung die Manschetten und ihre Bestandteile immer komplexer und dicker werden,

wodurch eine Angiogenese dann anscheinend verhindert wird (Herrick et al. 1992). Weiterhin

stehen die Manschetten im Verdacht, die Gefäße in ihren ektatischen Stellungen zu fixieren

und so zu einer weiteren Progression der CVI beizutragen (Neumann et al. 1991).

Aufbauend auf bestehenden Hypothesen über die Genese der CVI wird anhand der Ergebnisse

unserer Arbeit folgender Ablauf als möglich erachtet:

Der erhöhte venöse Druck, der bei Patienten mit CVI zu messen ist, leitet sich in der Form von

Druckwellen bis in die Kapillaren fort und führt hier über die mechanische Dilatation zu ersten

Schäden. Diese bestehen aus einer Dilatation und Elongation der Kapillaren, die bereits zu

ersten Einschränkungen in der nutritiven Versorgung der Umgebung führen (O2 ↓). Der erhöhte

venöse/kapilläre Druck und die Hypoxie führen in mikroangiopathischen Arealen darüber

hinaus zu einem ersten Umbau der extrazellulären Matrix, um sich an die veränderte

Mikroumgebung anzupassen und mögliche Schäden beheben zu können (Angiogenese).

Durch eine weitere Drucksteigerung kommt es im Verlauf durch einen verminderten

Gradienten zwischen arteriellen und venösen Schenkeln zu einer Verlangsamung des

Blutflusses in den Kapillaren. Das führt 1.) zu einer verstärkten Interaktion von Leukozyten

und Endothelzellen und 2.) zu einer temporären Verstopfung von Kapillaren durch

Leukozyten. Über verschiedene Mechanismen resultiert hieraus eine lokale Aktivierung der

Leukozyten (insbesondere neutrophile Granulozyten), die proteolytische Enzyme und reaktive

Sauerstoffspezies freisetzen. Die Folge ist eine weitere Schädigung des Endothels mit einer

erhöhten Permeabilität für nieder- und hochmolekulare Substanzen (z.B. flüssiges Fn) und eine

gesteigerte Aktivierung des Endothels. Ab diesem Punkt scheint es wahrscheinlich, dass die

progrediente Mikroangiopathie und die beginnende Entzündungsreaktion gemeinsam an der

weiteren Pathogenese beteiligt sind. Über zunehmende mechanische Einflüsse verändert sich

die Struktur der „microvascular unit“ weiter. Die Kapillaren verlieren zudem durch Sprengung

des Perizytenkorsetts regulative Funktionen (Dilatation, Torquierung). Die erhöhte

Extravasation von Fibrinogen, Fibronektin und Erythrozyten, die sich in der Folge perivaskulär

ablagern und organisieren, triggern die Entzündungsreaktion weiter. Der Körper versucht,

diese unphysiologisch abgelagerten Substanzen z.B. mit Hilfe von Makrophagen und erhöhter

proteolytischer Aktivität aus dem Gewebe zu eliminieren. Die Kombination aus erhöhtem

kapillären Druck und der Entzündungsreaktion führt zur Zerstörung oder maximalen

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Page 76: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Verformung (Glomerulumform) vieler Kapillaren in den betroffenen Hautgebieten. Außerdem

sorgen Mikroangiopathie und Entzündungsreaktion gemeinsam für eine verstärkte Synthese

von ECM-Molekülen, um den Gewebeuntergängen durch Bereitstellung einer optimalen

Matrix entgegenwirken zu können. Gleichzeitig kommt es zu einer erhöhten proteolytischen

Aktivität in diesen Arealen.

Das es zu keiner Gewebereparatur, sondern zu einem totalen Gewebeuntergang kommt, kann

auf den persistierenden Stimulus zur ECM-Synthese und Proteasen-Aktivität zurückgeführt

werden. Dadurch kommt es, im Gegensatz zu akuten Wunden, zu einer „high turnover

pathology“, wobei der erhöhte Auf- und Abbau der ECM unkoordiniert abläuft und eine

Gewebsreparatur unmöglich werden lässt. Zudem kommt es zu keiner Verbesserung der

nutritiven Versorgung mehr, da die perikapillären Fibrinmanschetten nun auf Grund ihrer

zunehmenden Dicke einer Angiogenese entgegenwirken und die Kapillaren in ihren

ektatischen Stellungen fixieren. Im Ulkus wird schließlich ein Punkt erreicht, an dem die

verminderte nutritive Versorgung (Nährstoffe, Sauerstoff) und die verstärkte proteolytische

Aktivität zu einem totalen Gewebeuntergang führen. Durch die persistierenden hohen

intravasalen Drücke bleiben die Mikroangiopathie und die Entzündungsreaktion, die sich

zudem selber unterhält, bestehen und führen zur Chronifizierung dieser Krankheit.

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Page 77: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

5. Zusammenfassung In der vorliegenden Studie wurde bei 23 Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz

unterschiedlicher Schweregrade (Widmer II, n=9; Widmer IIIb, n=14) die Mikrozirkulation der

Haut mittels transkutaner Sauerstoffpartialdruckmessung und Laser-Doppler-Fluxmetrie am

Oberschenkel, Unterschenkel und medialem Malleolus (im Widmer Stadium II) bzw.

Ulkusrand (im Widmer Stadium III) des betroffenen Beines erfasst. An allen Messpunkten ist

im Anschluss je eine Stanzbiopsie entnommen und immunhistochemisch auf die

extrazellulären Matrixmoleküle Kollagen I, Kollagen IV, Fibronektin und Tenascin untersucht

worden.

Die klinischen Untersuchungen der transkutanen Sauerstoffpartialdruckmessung und der Laser-

Doppler-Fluxmetrie zeigten bei beiden Patientengruppen für die Oberschenkelhaut nahezu

identische Werte, die zudem im Normbereich gesunder Probanden lagen. Die Messungen an

der Unterschenkelhaut und dem medialen Malleolus (Widmer Stadium II) bzw. dem Ulkusrand

(Widmer Stadium III) erbrachten dagegen teilweise stark pathologische Werte. So kam es in

beiden Patientengruppen bereits in der Unterschenkelhaut zu einem Abfall des TcPO2 und

einem Anstieg des Ruhefluxes. Diese Veränderungen waren bei den Patienten des Widmer

Stadiums III ausgeprägter. Am Ulkusrand bzw. medialem Malleolus zeigte sich eine weitere

Abnahme des Sauerstoffpartialdruckes und Zunahme des Ruhefluxes, welche wiederum im

Widmer Stadium III wesentlich stärker waren.

Bei der Auswertung der Hautbiopsien zeigte sich bei beiden Patientengruppen für alle

untersuchten ECM-Moleküle im Oberschenkelbereich ein gleiches Expressionsmuster, welches

darüber hinaus dem gesunder Haut entsprach. Die Matrixmoleküle Tenascin und Kollagen IV

zeigten bereits bei einigen Patienten in der gesunden Unterschenkelhaut des Widmer Stadium

II eine verstärkte Anfärbung, die im Widmer Stadium III sogar bei allen Patienten in dieser

Region zu sehen war. Eine weitere Zunahme der Expression dieser Moleküle ergab sich in der

Haut des medialen Malleolus und des Ulkusrandes, wobei die Farbintensität in dieser

Untersuchungsregion im Widmer Stadium III erneut kräftiger als im Stadium II war. Die ECM-

Moleküle Kollagen I und Fibronektin erbrachten in der klinisch gesunden Unterschenkelhaut

der Widmer II Patienten ein im Vergleich zur Oberschenkelhaut unverändertes Färbemuster.

Im Widmer Stadium III zeigte sich jedoch in dieser Untersuchungsregion neben einer

vermehrten Anfärbung eine veränderte Verteilung und Darstellung der Moleküle Kollagen I

und Fibronektin. In den Biopsien des medialen Malleolus und des Ulkusrandes kam es zu einer

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weiteren Zunahme der Anfärbung für diese beiden Moleküle und zudem zu einem noch stärker

verändertem Verteilungs- und Expressionsmuster, welches in der Haut des Ulkusrandes am

ausgeprägtesten war. Insgesamt ließ sich für alle untersuchten Matrixmoleküle eine Steigerung

in der Expression feststellen, die nicht nur stadienabhängig war, sondern auch intraindividuell

(Zunahme vom Oberschenkel Richtung medialem Malleolus bzw. Ulkusrand innerhalb eines

Patienten) festgestellt werden konnte. Zudem war diese Expressionszunahme für die Moleküle

Tenascin und Kollagen IV bereits in klinisch gesunder, aber mikroangiologisch veränderter

Haut zu finden. Insbesondere um die angeschnittenen Gefäße war regelhaft eine vermehrte

Expression aller 4 ECM-Moleküle zu sehen, welche am medialen Malleolus und Ulkusrand am

intensivsten war.

Die Ergebnisse dieser Arbeit und die in ihr diskutierten Studien bestätigen die These, dass der

Mikroangiopathie primär eine mechanische Ursache zu Grunde liegt und sie der kutanen

Manifestation der CVI vorausgeht. Des Weiteren scheint eine systemische Komponente bei der

Genese dieser Krankheit keine Rolle zu spielen, da sowohl die mikroangiologische als auch die

immunhistochemische Situation in der Oberschenkelhaut nicht pathologisch verändert

erschienen. Mit zunehmender Verschlechterung der nutritiven Versorgung konnte eine immer

stärker werdende Expression der untersuchten Matrixmoleküle aufgezeigt werden, was für

einen Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ECM-Moleküle spricht. Bestärkt

wurde diese Vermutung durch die Entdeckung in dieser Arbeit, dass bereits in klinisch

gesunder, aber mikroangiologisch geschädigter Haut, eine verstärkte Expression einiger ECM-

Moleküle zu finden war. Die vermehrte Expression der Matrixmoleküle in Abhängigkeit von

der Mikroangiopathie könnte für Prozesse wie Neoangiogenese oder Wundheilung

verantwortlich sein, aber auch einen Schutz der Gefäße vor hohen Drücken darstellen bzw.

eine Anpassung der ECM an die veränderte Mikroumgebung gewährleisten. Das es trotzdem

zu einer progredienten Schädigung der Haut bis zum Ulcus cruris venosum im Verlaufe dieser

Krankheit kommt, kann auf die erhöhte proteolytische Aktivität, insbesondere in

lipodermatosklerotischer Haut und im Ulkusbereich, zurückgeführt werden („High turnover

pathology“). Die vermehrte proteolytische Aktivität in den genannten Arealen konnte in dieser

Studie indirekt an veränderten Darstellungsmustern der Moleküle Fibronektin und Kollagen I

beobachtet werden.

Zusammenfassend konnte in dieser Arbeit erstmalig gezeigt werden, dass es bei Patienten mit

CVI einen Zusammenhang zwischen der Mikroangiopathie und der Expression der ECM-

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Moleküle zu geben scheint. Um diesen Sachverhalt weiter zu verifizieren sollten Studien

folgen, die für eine genauere Quantifizierung der untersuchten Moleküle die Methode der

Polymerase-Chain-Reaction auf Protein und mRNA verwenden. Zudem wäre es zu empfehlen,

neben der Mikroangiopathie auch die Entzündungsaktivität z.B. mittels Immunhistochemie in

den gleichen Biopsien mitzuerfassen, um der Genese der Veränderungen in der ECM noch

besser auf den Grund gehen zu können. Auch in der Zukunft sollte unbedingt eine weitere

Forschung auf dem Gebiet der extrazellulären Matrixmoleküle und ihrer Regulation bei

Patienten mit CVI erfolgen. Durch ihre wichtige Rolle in der Wundheilung könnte ein noch

besseres Verständnis für Prozesse in der ECM-Matrix zu neuen Behandlungsoptionen

beitragen.

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6. Literaturverzeichnis

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7. Anhang Immunhistochemische Ergebnisse (Tabellarische Form) Kollagen I Widmer II (n=9) Widmer III (n=14)

OS In beiden Widmer Stadien gleiches Färbemuster: - Relativ homogene Färbung von Bindegewebe, Nervenfasern und

Gefäßanschnitten, Ausrichtung der Fasern überwiegend horizontal (tangential zur Oberfläche).

- In der dermoepithelialen Junktionszone (oberes Stratum papillare) etwas stärkere Färbung im Vergleich zum Rest des Schnittes.

US - Kein Unterschied bei der

Anfärbung im Vergleich zur Oberschenkelhaut.

- Färbung von Kollagen I in der retikulären Dermis inhomogen mit Verlust der horizontalen Faserausrichtung(7/14).

- Zunahme der Schichtbreite immunreaktiven Gewebes um die Gefäße (7/14).

- Abnahme der in der Oberschenkelhaut beschriebenen verstärkten Anfärbung im oberen Stratum papillare (Farbintensität hier nun wie im restlichen Gewebe) (3/14).

MM/

UR

- Abnahme der in der Oberschenkelhaut beschriebenen verstärkten Anfärbung im Stratum papillare (7/9).

- Zunahme der Schichtbreite immunreaktiven Gewebes um die Gefäße (3/9).

- Zunahme der Farbintensität im Stratum reticulare (3/9).

- Abnahme der in der Oberschenkelhaut beschriebenen verstärkten Anfärbung im Stratum papillare nun bei fast allen Patienten (12/14).

- Weitere Zunahme der Schichtbreite immunreaktiven Gewebes um die Gefäße (9/14).

- Zunahme der Farbintensität im Stratum reticulare (9/14).

- Vorwiegend diffuser Faserverlauf im Stratum reticulare mit häufig vertikal ausgerichteten Fasern.

92

Page 96: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Kollagen IV Widmer II (n=9) Widmer III (n=14)

OS In beiden Widmer Stadien gleiches Färbemuster: - Schwache Anfärbung der Basalmembran zwischen Epidermis und Dermis in

Form einer zarten Linie. - Schwache Anfärbung der Basalmembranen der Endothelzellen in der Dermis.

US - Stärkere Färbung der epidermalen BM (4/9).

- Stärkere Färbung im Bereich der BM der Gefäßendothelien (5/9).

- Stärkere Färbung der epidermalen BM (14/14).

- Stärkere Färbung im Bereich der BM der Gefäßendothelzellen (14/14).

- In beiden Widmer Gruppen zeigte sich bei allen Patienten ein kräftiger, gleich breiter, für Kollagen IV positiver Saum in den epidermalen Basalmembranen (im Vergleich zu den epidermalen Basalmembranen der US-Haut nochmals stärker).

MM/

UR

- Starke Färbung der Basalmembranen der Kapillaren nun bei allen Patienten (9/9).

- Starke Färbung der Basalmembranen der Kapillaren bei allen Patienten (im Vergleich zum Widmer Stadium II tendenziell stärker) (14/14).

- Des Öfteren „feinflockige“ Anfärbung im Stratum papillare in kapillarreichen Schnitten (7/14).

93

Page 97: Einfluss der Mikroangiopathie auf die Expression der ... · Abb. 1.1b: Ulcus cruris venosum Die Ursache für die venöse Insuffizienz liegt in einem Schaden der Venenklappen der oberflächlichen

Tenascin Widmer II (n=9) Widmer III (n=14)

OS In beiden Widmer Stadien gleiches Färbemuster: - Schmaler, teilweise diskontinuierlicher Saum im Stratum papillare direkt

unterhalb der BM. - Schwache Färbung im Bereich dermaler Gefäße und im Hüllgewebe von

Nervenfasern. - Im Bereich von Hautanhangsgebilden (z.B. Talgdrüsen) etwas stärkere Reaktion.

US - Dichtes, relativ homogenes, durchgehendes an die epidermale BM grenzendes Band mittlerer Farbintensität (9/9).

- Zusätzlich schwache bis mittlere netzartige Anfärbung im gesamten Stratum papillare (6/9).

- Stärkere Anfärbung im Bereich der Kapillaren (5/9).

- Dichtes, relativ homogenes, durchgehendes an die BM grenzendes Band (14/14) (im Vergleich intensivere Färbung als US Widmer II).

- Mittlere bis starke Anfärbung des gesamten Stratum papillare (14/14) und des oberen Anteils des Stratum reticulare (10/14).

- Stärkere Anfärbung im Bereich der Kapillaren (14/14).

MM/

UR

- Gleiches Färbemuster wie in der Unterschenkelregion der Widmer II Patienten im Stratum papillare mit nun vorwiegend mittlerer Farbintensität (keine Ausbreitung der Anfärbung auf das Stratum reticulare) (8/9).

- Stärkere Anfärbung im Bereich der Gefäße nun bei fast allen Patienten(8/9).

- Gleiches Färbemuster wie in der Unterschenkelregion der Widmer III Patienten.

- Zusätzlich nun mittlere bis starke Anfärbung im Stratum reticulare bei allen Patienten, die häufig bis in sehr tiefe Regionen des Schnittes reichte (14/14).

- Stärkere Anfärbung im Bereich der Gefäße nun bei fast allen Patienten (13/14).

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Fibronektin Widmer II (n=9) Widmer III (n=14)

OS In beiden Widmer Stadien gleiches Färbemuster: - Homogene Färbeverhalten in der gesamten Dermis. - Im Bereich von Hautanhangsgebilden, um Fibroblasten und Endothelzellen

etwas stärkere Anfärbung.

US - Kein Unterschied bei der Anfärbung im Vergleich zur Oberschenkelhaut.

- Leichte Abnahme der Anfärbung im oberen Stratum papillare (7/14).

- Verstärkte Anfärbung im Bereich von Endothelzellen (7/14).

- Verstärkte Anfärbung des Stratum reticulare (6/14).

- Das Färbemuster in der retikulären Dermis erschien bei einigen Patienten aufgelockert bzw. fragmentiert.

MM/

UR

- Leichte Abnahme der Anfärbung im oberen Stratum papillare (8/9).

- Starke Färbung im Bereich um die Kapillaren (9/9).

- Leichte Abnahme der Anfärbung im oberen Stratum papillare (11/14).

- Starke Anfärbung im Bereich um die Kapillaren (7/14), tendenziell etwas stärker als am medialen Malleolus im Widmer Stadium II.

- Verstärkte Anfärbung des Stratum reticulare (10/14).

- Das Färbemuster in der retikulären Dermis erschien fast regelhaft aufgelockert bzw. fragmentiert.

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8. Eidesstattliche Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbständig verfasst und keine ande-

ren als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.

Die Dissertation ist bisher keiner anderen Fakultät vorgelegt worden.

Ich erkläre, dass ich bisher kein Promotionsverfahren erfolglos beendet habe und dass eine

Aberkennung eines bereits erworbenen Doktorgrades nicht vorliegt.

Dargun, Januar 2008 Enrico Mansfeld

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9. Danksagung Bei der Planung, Durchführung und Auswertung dieser klinisch-experimentellen Arbeit haben

mich viele Personen unterstützt, denen ich an dieser Stelle gerne danken möchte.

Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Michael Jünger für die Überlassung des Themas. Besonderer

Dank gilt Frau Dr. Susanna Heising, die mir während aller Abschnitte dieser Arbeit immer

beratend zur Seite stand. Für die Lehrstunden in medizinischer Statistik und Unterstützung bei

der Auswertung der erhobenen Daten danke ich zudem sehr herzlich Herrn Dr. Haase.

Desgleichen gilt mein Dank den Mitarbeitern der Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten der

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, die trotz des stressigen Klinikalltags stets sehr

motiviert an dem klinischen Teil dieser Studie mitgewirkt haben. Insbesondere waren dies Frau

Dr. Kirstin Sippel, Frau Millie Heitmann und Frau Helene Riebe.

Diese Studie ist in Zusammenarbeit mit dem Institut für Anatomie und Zellbiologie der Ernst-

Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Leitung: Prof. Dr. Karlhans Endlich) durchgeführt

worden. Tatkräftige Hilfe in der praktischen Durchführung des experimentellen Teils erhielt

ich hier von der liebenswerten Frau Bansemir. Ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle

Herrn Prof. Dr. Jürgen Giebel, der mich mit viel Geduld und Engagement durch den

experimentellen Teil dieser Arbeit begleitete. Weiterer Dank gilt Frau Dr. Bärbel Miehe.

Auch bei meiner Frau Katharina Mansfeld, meiner Familie und meinen Schwiegereltern

möchte ich mich herzlich bedanken. Mit viel Ausdauer standen diese lieben Personen mir über

die letzten Jahre zur Seite, unterstützten mich nach ihren Möglichkeiten und halfen mit

motivierenden Worten durch schwierige Zeiten. Besonders meinem Bruder, cand. ing.

Christian Mansfeld, möchte ich für die tatkräftige Hilfe bei der Bewältigung der MS Excel

Formelwelt danken.

Leider kann ich meinem Vater, der im Juni 2004 plötzlich verstarb, nicht mehr persönlich

danken. Insbesondere ihm möchte ich daher diese Arbeit widmen.

Dargun, Januar 2008 Enrico Mansfeld

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10. Lebenslauf Name Enrico Mansfeld

Geburtsdatum 21.04.1981

Geburtsort Neubrandenburg

Familienstand verheiratet

Nationalität deutsch

Schulausbildung 1987 – 1993

1993 – 1994

1994 – 1999

Arthur-Becker-Oberschule Neubrandenburg

Kooperative Gesamtschule Burg Stargard

Sportgymnasium Neubrandenburg

Abschluss: Abitur

Hochschulausbildung 2000 – 2006

09/2002

09/2003

09/2005

2005 - 2006

11/2006

seit 10/2006

Studium der Humanmedizin an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Physikum

1. Staatsexamen

2. Staatsexamen

Praktisches Jahr, Klinkum Güstrow

3. Staatsexamen

Studiengang „Master of Science in Health Care Management” an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Beruflicher Werdegang 2002

2002 – 2003

2002 – 2005

seit 06/2007

Studentische Hilfskraft im Schlaflabor der HNO-Klinik der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Studentische Hilfskraft in der Klinik für Allgemein-, Thorax- Gefäß- & Visceralchirurgie, Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg

Medizinischer Fallbearbeiter der Unfallforschung in der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Arzt in Weiterbildung in der Kinderabteilung des Kreiskrankenhauses Demmin

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