Click here to load reader
View
2
Download
0
Embed Size (px)
DISSERTATION
Titel der Dissertation
Einflussnahme der Geber im Rahmen von
Budgethilfe-Dialogmechanismen auf die Entwicklung von
Politiken und Strategien
Fallstudie Sektor Landwirtschaft in Mosambik (ProAgri)
Verfasserin
Mag. Roswitha Kremser, MA
angestrebter akademischer Grad
Doktorin der der Philosophie (Dr.phil.)
Wien, im Mai 2011
Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 092 300
Dissertationsgebiet lt. Studienblatt: Politikwissenschaft
Betreuerin / Betreuer: Ao. Univ.-Prof. DDr. Ingfrid Schütz-Müller
1
Zusammenfassung
Die Verabschiedung der Pariser Erklärung im Jahr 2005 brachte wesentliche
Veränderung für die Zusammenarbeit von Gebern und ihren Partnerländern im Rahmen
der Entwicklungszusammenarbeit: Klare Zielsetzungen und Indikatoren fördertern den
Einsatz von Budgethilfe, einem neuen und flexiblen Finanzierungsinstrument der
Entwicklugszusammenarbeit, welches einen direkten Transfer von Geldern an die
Partnerregierung ermöglicht, ohne dass diese Finanzierung an spezifische Aktivitäten
gebunden ist. Der Dialog zwischen den Budgethilfe-Gebern und der Partnerregierung
wird durch ein komplexes vertragliches Regelwerk bestimmt, welches sowohl für Geber
als auch die Partnerregierung Rechte und Pflichten enthält. Die Einflussmöglichkeiten
sind jedoch assymetrisch verteilt und ermöglichen Gebern den Einsatz von
Sanktionsmechanismen.
Die Budgethilfe-Operation im Sektor Landwirtschaft in Mosambik („ProAgri“)
besteht seit 1999, wobei wechselnde Gebergruppen bisher zwei Phasen von ProAgri
finanzierten. Die vorliegende Fallstudie untersucht die Rahmenbedingungen im Sektor
sowie die Mechanismen im Rahmen der Budgethilfe-Operation. Sechs Studienfälle, die
in die Fallstudie eingebettet sind, werden konkret analysiert: Der politische Dialog, die
Formulierung landwirtschaftlicher Politiken, die Auswirkungen Geber-finanzierter
Projekte auf den Sektor, die Formulierung der Landpolitik, die Intervention der Weltbank
in die Cashew-Industrie sowie die Reform des öffentlichen Finanzmanagements.
Die Fallstudie lässt erkennen, dass ProAgri-Geber zwar oft Konditionalitäten
formulierten, diese aber nur teilweise von der Regierung Mosambiks im Zuge der
Formulierung von Politiken und Strategien im Sektor Landwirtschaft aufgenommen
wurden. Die Nutzung von Sanktionsmechanismen durch Geber beschränkte sich
oftmals auf die Androhung von Sanktionen, hatte jedoch stets die Einbeziehung der
Geber-Forderungen in die Formulierung mosambikanischer Politiken und Strategien zur
Folge. Zudem konnte bestätigt werden, dass die Koordination von Gebern die
Wahrscheinlichkeit der Einbeziehung der Geber-Forderungen durch die Regierung
Mosambiks erhöhte. Die ProAgri-Geber nutzten die Dialogforen der Generellen
Budgethilfe als Eskalationsmöglichkeit. Die Analyse der Fallstudie verdeutlicht, dass
nach Verabschiedung der Pariser Erklärung die Geber Sanktionsmechanismen seltener
nutzten und die Eigenverantwortung Mosambiks bei der Formulierung von Politiken und
Strategien gestiegen ist. Dies entspricht den Prinzipien der Pariser Erklärung.
2
Abstract
The adoption of the Paris Declaration in 2005 resulted in various changes in the
coordination of donors and their partners within the development cooperation: Clear
targets and indicators promoted the use of budget support, a new and flexible financing
instrument of development cooperation, which allows a direct transfer of funds to the
partner government without further specification about the use of the funds. The
dialogue between budget support donors and the partner government is regulated
through a complex contractual framework, which determines rights and obligations for
the donors and the partner. The power relationship is nevertheless asymmetrical and
allows donors the use of sanctions.
The budget support operation in the agricultural sector in Mozambique (“ProAgri”)
has existed since 1999, whereas a changing number of donors financed so far two
phases of ProAgri. The hereby presented case study analyses the general set-up of the
sector and the mechanisms within the budget support operation. Six study cases, which
are embedded in the case study, are analysed in detail: The political dialogue, the
formulation of agricultural policies, the effects of donor-financed projects in the sector,
the formulation of the land law, the interventions of the World Bank in the cashew
industry and the reform of the public financial management in Mozambique.
The case study reveals that ProAgri donors often formulated conditions, which
were only partially integrated in the formulation of policies and strategies in the
agricultural sector. But the use of sanctions by donors, often limited to the threat of the
use of sanctions, usually resulted in the integration of donor conditions in the formulation
of policies and strategies. Additionally the case study confirmed that the coordination of
donors improved the probability that the donor conditions were taken on board by the
government of Mozambique. The ProAgri donors also used the dialogue fora of the
general budget support group as a possibility of escalating difficult questions to other
dialogue fora. The analysis of the case study underlines nevertheless that after the
adoption of the Paris Declaration donors used sanctions less often and the ownership of
Mozambique within the formulation of policies and strategies improved. This is in line
with the principles of the Paris Declaration.
3
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG ............................................................................................................................. 5
2. THEORETISCHER HINTERGRUND DER FORSCHUNGSARBEIT ............................... 6 2.1 KURZER ÜBERBLICK ÜBER DIE ENTWICKLUNGSTHEORIEN ............................................................ 6 2.2 ENTWICKLUNGSHILFE UND ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT .................................................... 9 2.3 ABGRENZUNG DER BUDGETHILFE INNERHALB DER ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT ............. 10 2.4 ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT, SOUVERÄNITÄT UND EINFLUSSNAHME ............................... 12 2.4.1 Souveränität ................................................................................................................................ 12 2.4.1.1 Der Souveränitätsbegriff in der Entwicklungszusammenarbeit................................................................... 14 2.4.2 Einfluss und Macht...................................................................................................................... 16 2.4.2.1 Einflussnahme und Entwicklungszusammenarbeit...................................................................................... 21 2.4.2.2 Zusammenarbeit und Einflussnahme in der Internationalen Politikwissenschaft ........................................ 25 2.4.3 Einflussnahme und Budgethilfe ................................................................................................... 27 2.5 FORSCHUNGSFRAGEN UND HYPOTHESEN..................................................................................... 29 2.6 FORSCHUNGSANSATZ: DESIGN UND METHODOLOGIE .................................................................. 32 2.6.1 Forschungsdesign........................................................................................................................ 32 2.6.2 Methoden der Datenerhebung..................................................................................................... 36 2.6.3 Datenauswertung ........................................................................................................................ 39
3. KONTEXT DER FORSCHUNGSARBEIT: ALLGEMEINER HINTERGRUND ZUR DIALOGSTRUKTUR IN MOSAMBIK ................................................................................. 40
3.1 DIE VERPFLICHTUNG DER GEBER DURCH DIE PARISER ERKLÄRUNG ........................................... 40 3.2 GESCHICHTLICHER HINTERGRUND DER BUDGETHILFE IN MOSAMBIK ......................................... 42 3.3 CHARAKTERISTIKA DER BUDGETHILFE-DIALOGMECHANISMEN IN MOSAMBIK ........................... 47 3.4 ANDERE GRUPPIERUNGEN VON GEBERVERTRETERN ................................................................... 54 3.5 EINBINDUNG DER ZIVILGESELLSCHAFT IN DIE DIALOGMECHANISMEN ........................................ 55 3.6 ABSTIMMUNG DER GEBER IM RAHMEN DER GEBERKOORDINATION ............................................ 56
4. DER SEKTOR LANDWIRTSCHAFT IN MOSAMBIK: POLITISCHER RAHMEN, DIALOGSTRUKTUR UND FINANZIERUNG..................................................................... 59
4.1 DER SEKTOR LANDWIRTSCHAFT IN MOSAMBIK IN ZAHLEN ........................................................ 60 4.2 STAATLICHE AKTEURE IM SEKTOR LANDWIRTSCHAFT IN MOSAMBIK......................................... 62 4.3 POLITISCHER RAHMEN DES SEKTORS UND PROAGRI STRATEGIEDOKUMENTE............................. 64 4.4 FINANZIERUNG DES SEKTORS LANDWIRTSCHAFT ........................................................................ 72 4.5 DIALOGFOREN MIT MINAG UND GEBERKOORDIN