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Bedeutung von „Sprache“
1.
Die menschliche Kommunikationsfähigkeit schlechthin (Satz A).
2.
Eine bestimmte Einzelsprache, etwa Deutsch, Englisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch,
Chinesisch, usw. … (Satz B)
3.
Eine ganz bestimmte Art der Sprachverwendung (Satz C)
4.
Andere Arten von Kommunikationsmitteln: nichtsprachliche
Kommunikationsmittel
(Satz D) oder künstliche Sprachen (Satz E).
5.
Metaphorische Verwendungen des Wortes „Sprache“
für das kommunikative Potenzial
von Gegenständen (Satz F)
Bedeutung von „Sprache“
Gegenstand der wissenschaftlichen Beschreibung sind nur die ersten 3
Bedeutungen (Sätze A, B und C).
Bei den übrigen handelt es sich nicht um „Sprache“
im Sinne der
Sprachwissenschaft, sondern um übertragene Bedeutungen:
Im Satz D wird zwar kommuniziert, jedoch nicht mit Hilfe lautlicher Äußerungen.
In den Sätzen E und F ist zumindest ein Kommunikationsteilnehmer kein Mensch,
sondern eine Maschine (Satz E) bzw. Bilder (Satz F).
Gegenstand der Linguistik
Die Unterscheidung langue
–
parole
geht auf Ferdinand de Saussure zurück,
den Begründer der sprachwissenschaftlichen Richtung des Strukturalismus
(Anfang des 20. Jahrhunderts).
Die Unterscheidung zwischen Kompetenz und Performanz
stammt von Noam
Chomsky, dem Begründer des Generativismus
in den 1950er Jahren.
Drei Arten von Zeichen
Die Verbindung zwischen der Ausdrucks‐
und der Inhaltsseite des Zeichens kann
unterschiedlicher Art sein. Ikonische Zeichen:
Die Verbindung von Ausdruck und Inhalt beruht auf äußerer Ähnlichkeit.
Der Ausdruck bildet den Inhalt ab, er macht eine Kopie der außersprachlichen
Realität.
Diese Art der Verbindung nennt man bildlich oder ikonisch.
Indexikalische
Zeichen:
Die Verbindung von Ausdruck und Inhalt beruht auf einer inneren Notwendigkeit
Der Ausdruck ist hier nicht Abbild sondern die notwendige Folge des Inhalts.
Die äußere Form des Zeichens ist somit infolge ihres Inhalts entstanden, sie verweist
daher auf ihn oder indiziert ihn.
Symbolische Zeichen:
Die Verbindung von Ausdruck und Inhalt ist rein willkürlich festgelegt.
Es besteht weder äußerliche Ähnlichkeit noch innere Notwendigkeit.
Im Prinzip könnte daher für denselben Inhalt auch ein völlig anderer Ausdruck stehen
Der Strukturalismus
Ferdinand de Saussure (!)
Struktur (= System): Menge von Elementen (sprachlichen Zeichen) und Relationen
zwischen den Elementen
Ein Zeichen erhält erst seinen sprachliches Wert durch die Beziehung zu anderen
Zeichen.
Sämtliche Zeichen stehen in Opposition zueinander, d.h. ein Zeichen lässt sich
negativ als das beschreiben, was alle anderen Zeichen nicht sind.
Zum Beispiel, ein Tisch
ist eben kein Stuhl oder kein Schrank, dadurch erhält der
Ausdruck Tisch an sich erst seine Bedeutung.
Die Bedeutung des Worts Tisch
ist unscharf, auf jeden Fall endet die Reichweite der
Gegenstände, die unter „Tisch“
fallen da, wo die Reichweite anderer Wörter beginnt.
Ein „einsames“
Zeichen, ohne weitere Zeichen, mit denen es in Zusammenhang
steht, hätte keine Funktion oder Bedeutung.
Der Strukturalismus
F. de Saussure prägte auch den ersten klaren Zeichenbegriff.
Seine Definition eines Zeichens ist ein zweiseitiges Modell.
Ausdruck (= Bezeichnendes/ Form, französisch: signifiant)
Bedeutung (= Bezeichnetes/ Inhalt, französisch: signifié)
diese beiden Seiten des Zeichens sind untrennbar miteinander verbunden.
+ + + +
Sprache als Zeichensystem
Wörter
werden als Zeichen aufgefasst, die einen Ausdruck mit einem Inhalt
assoziieren, wobei der Ausdruck den Inhalt symbolisiert.
symbolisiert (SesselSessel, ‘sessel’)
Sätze
haben selbst Zeichencharakter, d.h. sie assoziieren einen Ausdruck und
einen Inhalt.
symbolisiert (boysboys
admireadmire
girlsgirls, ‘boys
admire
girls’)
boyboy
s s
admireadmire
girlgirl
ss‘boy’
‘plural’
‘admire’
‘girl’
‘plural’
Das Prinzip der Kompositionalität
besagt, dass die Bedeutung komplexer
Ausdrücke sich aus den Bedeutungen der einzelnen Elementarzeichen
in Abhängigkeit von der syntaktischen Struktur zusammensetzt.
Arbitrarität / Konvention
Eine jede Sprache formt Ausdrücke für beliebige
Bedeutungen, und dabei
kommt die Verbindung zwischen Form und Inhalt durch Konvention
zustande.
Zur Zeit des Aufkommens des Strukturalismus war es notwendig, darauf
hinzuweisen, dass Symbole (dazu gehören die Zeichen der Sprache) keine
„natürliche“
Beziehung zwischen Ausdruck und Inhalt besitzen.
Früher glaubte man, die Wörter seien mit dem „Wesen“
der Dinge verbunden (z.B.
aufgrund göttlicher Schöpfung).
Man darf Arbitrarität allerdings nicht mit völliger Beliebigkeit verwechseln.
So wird man keine Sprache finden, in der die Bedeutung von „du“
oder „ist“
mit
Ausdrücken kodiert ist, die zum Beispiel 22 Silben lang wären.
Es gibt vielmehr allgemeine Sprachgesetze, die bestimmte Zusammenhänge
steuern, so unter anderem den Zusammenhang zwischen Länge und Häufigkeit von
Ausdrücken.
Das kombinatorische Potenzial der sprachlichen Einheiten
zwei grundlegende Arten von Beziehungen
Paradigmatik
Syntagmatik
Eine systematische Beschreibung von sprachlichen Einheiten
vollzieht sich unter zwei Aspekten
Die Austauschbarkeit (als abgrenzende Opposition) in einem gegebenen
Kontext ist Grundlage für die Erfassung des paradigmatischen Aspekts.
Die Kombinatorik (als kontrastive Zusammenstellung) konstituiert den
syntagmatischen Aspekt des Systems.
Der Strukturalismus
Beispiel 1
In dieser Liste stehen die Buchstaben jeweils innerhalb eines Wortes in
syntagmatischen Beziehungen, indem sie nach gewissen Regeln angeordnet
sind und auf diese und nur diese Weise zusammen ein bestimmtes Wort bilden.
Die Liste zeigt außerdem, dass die Buchstaben H, B
und R
in Bezug auf die erste
Position
in den dargestellten Wörtern und die Buchstaben u
und a
an zweiter
Position
in paradigmatischer Beziehung stehen.
syntagmatische Achse
paradigm
atisch
e Ach
se
Der Strukturalismus
Beispiel 2
Hier stehen die Wörter in einem einfachen Aussagesatz in syntagmatischen und
paradigmatischen Beziehungen zueinander.
Vertauscht man die Wörter in den Spalten, ergeben sich wieder korrekte Sätze,
während man dies innerhalb eines Satzes nicht kann, ohne die Konstruktion
grundlegend zu ändern oder zu einer ungrammatischen Wortfolge zu machen.
syntagmatische Achse
paradigm
atisch
e Ach
se
Paradigmatik
Paradigmatische Beziehungen bestehen zwischen Einheiten, die in
ein und demselben Kontext auftreten können und sich in diesem
Kontext gegenseitig ausschließen.
Paare von Einheiten, die in paradigmatischer Beziehung
zueinander stehen, bilden eine Opposition.
Paradigma (griech. parádeigma
„Beispiel, Abgrenzung“)
Die Gesamtheit der Elemente, die in paradigmatischer Beziehung
zueinander stehen.
Der Begriff ist insofern relativ, als es jeweils auf die Definition des Kontextes
ankommt.
Syntagmatik
Syntagmatische Beziehungen beruhen auf dem linearen Charakter
der Sprache.
Syntagma (griech. sýntagma
„Zusammengestelltes“)
Durch Segmentierung gewonnene strukturierte, aber noch unklassifizierte
Folge von sprachlichen Ausdrücken, die aus Lauten, Wörtern, Wortgruppen,
Teilsätzen oder ganzen Sätzen bestehen kann.
Eine Wortgruppe, die als syntaktische Einheiten fungiert, heißt Syntagma.
Sprachanalyse bei Saussure
synchronisch
auf Grundlage eines repräsentativen
Korpus
durch Segmentierung und
Klassifizierung
Strukturelle Linguistik
Strukturalistische
Schulen
1929 wurde die Prager Schule gegründet, die nach dem
Funktionieren und nach den Funktionen von Sprache fragt. Sie ist stark sozio‐
und psycholinguistisch geprägt.
Bedeutende Vertreter sind Roman Jakobson und Nikolai
Trubetzkoy
sowie Karl Bühler.
Strukturalistische
Schulen
Die Kopenhagener Schule wurde 1933 gegründet und versucht mit
einem hohen Grad an Abstraktheit eine formalisierte
Sprachbeschreibung zu erreichen. Dabei arbeitet diese Schule deduktiv, also von der langue
aus.
Besonders bemüht ist die Kopenhagener Schule auch um die
Glossematik. Ihre bekanntesten Vertreter sind Hjelmslev
und Brøndal.
Strukturalistische
Schulen
Im gleichen Jahr wurde die Amerikanische Schule gegründet, die
auf Bloomfields Werk „Language“
basiert und behavioristisch
(nach Skinner) geprägt ist. Diese strukturalistische Schule arbeitet induktiv, von der parole
aus, und die bekanntesten Anhänger sind Boas und Sapir
Empirisch zu beobachten sind:
Laute (Form, Ausdruck)
Bedeutung(Funktion, Inhalt)
Oberflächenorientierung:sprachliche Einheiten
werden so beschrieben, wie sie nach
einem herkömmlichen Verständnis „tatsächlich“
auftreten.
Beschreibung / Modellierung der Sprache
Sprachliche Äußerungen sind in Bestandteile zerlegbar
(= segmentierbar oder analysierbar).
Durch Analyse oder Kombination dieser Bestandteile erhält man
die jeweiligen linguistischen Beschreibungsebenen.
Die kleinsten Einheiten erhält man durch Teilung (Analyse) von
größeren Einheiten.
Mikroebene
der linguistischen Beschreibung.
Die größeren Einheiten erhält man durch Kombination von
kleineren Einheiten.
Makroebene
der linguistischen Beschreibung.
Sprachliche Einheiten & linguistische Beschreibungsebenen
Laut (Phon/Phonem): Der Sprachlaut ist die kleinste sprachliche
Einheit und nicht weiter zerlegbar, vereinigt in sich aber "Bündel"
von Merkmalen, die ihn von anderen Lauten unterscheidbar
machen.
Morphem: Ein Morphem besteht aus (keinem), einem oder
mehreren Lauten.
Wort: Ein Wort besteht aus einem oder mehreren Morphemen.
Satzglied (Syntagma): Ein Satzglied besteht aus einem oder
mehreren Wörtern.
Satz: ein Satz besteht aus einem oder mehreren Satzgliedern.
Text: ein Text besteht aus einem oder mehreren Sätzen.
Diskurs: ein Diskurs besteht aus einem oder mehreren Texten.
Sprachliche Einheiten & linguistische Beschreibungsebenen
Linguistische Teildisziplinen beschäftigen sich mit den
entsprechenden Bestandteilen der sprachlichen Äußerung:
Phonetik: beschäftigt sich mit den Lauten der Sprache, d.h. mit
ihrer Erzeugung (der Artikulation) und mit ihren physikalischen
Eigenschaften
Phonologie: beschäftigt sich mit der Funktion der Laute im
System der Sprache, d.h. welche Lautunterschiede können
Bedeutungsunterschiede nach sich ziehen
Morphologie (Formbildung, Wortbildung): beschäftigt sich mit
den Bestandteilen des Wortes und ihrer Funktion
Teilgebiete der Sprachwissenschaft
Linguistische Teildisziplinen beschäftigen sich mit den
entsprechenden Bestandteilen der sprachlichen Äußerung:
Syntax: beschäftigt sich mit der Verbindung von Wörtern zu
größeren Einheiten: Wortverbindungen (Syntagmen) bis zur Ebene
des Satzes.
Textlinguistik / Textsyntax: beschäftigt sich mit der Verbindung
von Sätzen zu größeren Einheiten (Satzverbindungen bis zur
Ebene des Textes)
Diskursanalyse: beschäftigt sich mit der inhaltlichen und
sprachlichen Analyse gesellschaftlicher Diskurse
Teilgebiete der Sprachwissenschaft
Linguistische Teildisziplinen beschäftigen sich mit den
entsprechenden Bestandteilen der sprachlichen Äußerung:
Lexikologie: beschäftigt sich mit den regelmäßigen Beziehungen
zwischen den Wörtern
Lexikographie: Lehre von der Erstellung von Wörterbüchern
Semantik: Lehre von der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke (von
Morphemen, Wörtern, Sätzen)
Pragmatik: Lehre von der Beziehung der Sprache zum
außersprachlichen
Kontext (Situation, soziales Umfeld, "Diskurs",
"Sprechhandlung")
Teilgebiete der Sprachwissenschaft
Aufteilung der Aufgaben auf Teilgebiete der Linguistik
PhonologiePhonologie MorphoMorpho‐‐
phonologiephonologie MorphologieMorphologie MorphoMorpho‐‐
syntaxsyntax SyntaxSyntax
PragmatikPragmatik Pragmatik Pragmatik
& Semantik& Semantik
(Satz(Satz‐‐))
SemantikSemantik
Struktur und FunktionStruktur und Funktion
BedeutungBedeutung
Gesteuert durch das
Kompositionalitätsprinzip