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Einführung in die Theorie und Praxis der Literaturverfilmung

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  • Einfhrung in die Theorie und Praxis der Literaturverfilmung

  • (1) Begriffsbestimmung: Verfilmung

    (2) Medienspezifische Vorurteile

    (3) Grundbegriffe: Text / Intertextualitt / Transtextualitt / Medium

    (4) Die Medien im Vergleich

    (5) Erzhlen in Literatur und Film

    (6) Typen der Adaption

    (7) Grundbegriffe der Filmanalyse

    (8) Verwendete Literatur

    (9) Online-Quellen

    Gliederung

  • Verfilmung (weiterer Begriff)

    Literaturverfilmung als Prozess und Produkt der Umsetzung eines schriftsprachlich fixierten Textes in das audiovisuelle Medium des Films

    trifft im Prinzip auf einen Groteil aller Filme zu (Drehbcher)

    Begriffsbestimmung I (vgl. Bohnenkamp 12)

  • Verfilmung (engere Definitionen)

    Literaturverfilmung als Reproduktion einer literarischen Quelle bzw. als Umsetzung des literarischen Stoffes

    spezifische Werk-Gestalt des Quelltextes sollte in der Adaption erkennbar bleiben (Werktreue)

    Werkkenntnis des Rezipienten als Kriterium fr (erfolgreiche) Literaturverfilmung

    Fazit: vielfltige Anstze fr Begriffbestimmungen, keine allgemein gltige Definition

    Begriffsbestimmung II (vgl. Bohnenkamp 13)

  • Das ltere Medium = das bessere Medium?

    berlegenheit der Literatur als historisch gewachsenes gegenber dem Film als eine vergleichsweise junges Medium

    Orientierung am literarischen Text, da diesem als Vorlage in derRegel ein hherer Stellenwert zugeschrieben wird als seiner (zumeist spteren) Verfilmung

    Medienspezifische Vorurteile I

  • The writer and the filmmaker [] are traveling in the same boat but they both harbour a secret desire to throw the other overboard. (Stam 4)

    Literatur und Film stehen in Konkurrenz zueinander

    Prozess der Selektion welcher jegliche Mglichkeit des Dialogs bzw. der gegenseitigen Befruchtung kategorisch ausschliet

    Medienspezifische Vorurteile II

  • Am Anfang war das Wort

    kulturell tief verwurzelter Argwohn gegenber dem Bild als gefhrliches, manipulatives Medium

    Medienspezifische Vorurteile III

  • Wahrnehmung vs. Vorstellung, Oberflche vs. Tiefe

    "Krperlichkeit" und "Greifbarkeit" des filmischen Textes zielt auf die krperliche Wahrnehmung des Rezipienten

    Konstruktion hierarchisierender Analogien von Film/Krper bzw. Literatur/Geist

    Film kann lediglich Oberflche darstellen, die Darstellung der Tiefe bleibt der Literatur vorbehalten

    Medienspezifische Vorurteile IV

  • a director merely films what's thereit takes no brain to sit down and watch a film (Stam 7)

    der Regisseur arrangiert und fotografiert lediglich bereits Vorhandenes

    die eigentliche Leistung ist im Falle einer Verfilmung durch den Autor der literarischen Vorlage erbracht worden

    das Verstehen eines Filmes stellt keine grere intellektuelle Herausforderung dar

    Medienspezifische Vorurteile V

  • Film ein vulgres Medium fr die Massen?

    Film als fester Bestandteil der Populrkultur

    Kino als Spektakel fr die Massen

    Literaturverfilmungen werden fr anspruchlosere Rezipientenschichten produziert, whrend die Lektre der literarischen Vorlage einer gebildeten Elite zugeordnet wird

    Medienspezifische Vorurteile VI

  • Literaturverfilmung ein parasitres Genre?

    filmischen Verarbeitungen trivialisieren ihre literarischen Vorlagen und trocknen sie damit regelrecht aus

    entziehen der Literatur die Attraktivitt fr ein Publikum welches es vorzieht, sich im Kino oder vorm Fernseher berieseln zu lassen anstatt zu lesen

    Medienspezifische Vorurteile VII

  • Grundbegriffe I

    Was ist ein Text?

    eng gefasster Textbegriff umfasst ...

    verbalsprachlich fixierte Texte

    weit gefasster Textbegriff umfasst ...

    verbalsprachlich fixierte aber auch filmische oder theatrale Texte bis hin zur Idee der Kultur als Text

  • Grundbegriffe II: Intertextualitt

    weiter Begriff (nach Julia Kristeva)

    Jeder Text baut sich als ein Mosaik von Zitaten auf, jeder Text ist Absorption und Transformation eines anderen Textes. An die Stelle des Begriffs der Intersubjektivitt tritt der Begriff der Intertextualitt, und die poetische Sprache lt sich zumindest als eine doppelte lesen. (Kristeva, 337)

  • Grundbegriffe III: Transtextualitt

    enger Begriff (nach Grard Genette)

    Untergliederung in fnf Erscheinungsformen der Transtextualitt

    (vgl. Stam 27-31):

    1) Intertextualitt

    2) Paratextualitt

    3) Metatextualitt

    4) Architextualitt

    5) Hypertextualitt

  • Grundbegriffe III: Transtextualitt

    Typ I: Intertextualitt

    die effektive Prsenz eines Textes in einem anderen

    3 Arten: Zitat, Plagiat, Anspielung

    literarischer Intertext wird im Film oft nicht explizit sondern als historischer Hintergrund wahrgenommen (z.B. Bezugnahme auf verschiedene Teile der Bibel im Film)

    speziell im Medium Film findet sich dieser Typus der Transtextualitt z.B. in Form auergewhlicher Kamera-bewegungen als Referenz auf frhere Filme

  • Grundbegriffe III: Transtextualitt

    Typ II: Paratextualitt

    Paratext als Kommentar zum eigentlichen Text, welcher diesem dieLektre steuernde Informationen hinzufgt

    literarischer Paratexte sind z.B. der Titel eines Buches, Gattungsangaben, Vor- und Nachworte aber auch der Schutzumschlag (Peritexte) sowie rumlich abgetrennte, externe Mitteilungen zum Buch wie Interviews, Briefwechsel, etc. (Epitexte)

    Paratexte zum Film sind z.B. Plakate, Trailer, Rezensionen, etc. weitere Paratexte zum Film durch Mglichkeiten der DVD (Directors Cut, alternative Enden, Audiokommentar, etc.)

  • Grundbegriffe III: Transtextualitt

    Typ III: Metatextualitt

    Metatext als kritischer Kommentar zu einem anderen Text

    2 Typen: critcal relation(Kritik) oder silently evoked (Lesart) [Stam 28]

    literarischer Metatexte finden sich z.B. in der Literaturkritik oder in Form des wissenschaftlichen Schreibens ber Literatur aber auch in Form literarischer Wiederaufnahme (z.B. Jean Rhys' The Wide Sargasso Sea als feministisch kritische Perspektive auf Charlotte Bronts Jane Eyre)

    filmische Metatexte funktionieren in Analogie zu literarischen als direkte Kritik frherer, meist jedoch als Lesarten bzw. Umschreibungen auch literarischer Texte

  • Grundbegriffe III: Transtextualitt

    Typ IV: Architextualitt

    Einschreibung eines Textes in eine Textgattung

  • Grundbegriffe III: Transtextualitt

    Typ V: Hypertextualitt

    Hypertext als komplette Umformung eines anderen Textes, welcher als Hypotext bezeichnet wird

    2 Techniken: Imitation, Transformation

    lmitation: Stil der Vorlage wird beibehalten, Thema wird verndert

    Transformation: Thema der Vorlage wird beibehalten, jedoch in einem anderen Stil behandelt

  • Grundbegriffe III: Transtextualitt

    Typ V: Hypertextualitt

    Imitation in der Literatur:

    Vergils Aeneis (Hypertext), in der im Stile der Homerischen Iliasund Odyssee (Hypotexte) ein anderes Thema behandelt wird

    Transformation in der Literatur:

    James Joyce' Ulysses welcher das Thema der Odyssee und das von Shakespeares Hamlet bernimmt aber in einem vllig anderen Stil transformiert

  • Grundbegriffe III: Transtextualitt

    Typ V: Hypertextualitt

    Imitation (Lesart) im Film:

    verschiedene Adaptionen von Flauberts Madame Bovary (Renoir, Minnelli, Mehta)

    Transformation im Film:

    Jean-Luc Godard's Le Mpris (Die Verachtung) als Adaption der Ilias und der Odyssee sowie Alberto Moravias Dizprezzo

  • Medien als ...

    Trger physikalischer und chemischer Vorgnge (z.B. Luft als Medium der Tonvermittlung)

    Kommunikationskanle bzw. semiotisch beschreibbare Kommunikationsmittel

    technische Artefakte die der Kommunikation dienen

    Grundbegriffe IV: Medium (vgl. Bohnenkamp 20f.)

  • (1) Bikodales vs. multikodales Medium

    (2) Linearitt und Simultaneitt

    (3) Wahrnehmung und Vorstellung

    (4) Filmischer und literarischer Realittseffekt

    (5) Produktion und Rezeption

    Die Medien im Vergleich (nach Tschilschke)

  • Die Medien im Vergleich I: Bikodal vs. multikodal

    optischer Kanal

    Bild

    Schrift

    Literatur Film

    Sprache

    Gerusch

    Musik

    akustischer Kanal

  • Frage nach der raumzeitlichen Organisation der Medien:

    Literatur und Film sind lineare Medien und entfalten sich in derZeit (Vorraussetzung fr die Mglichkeit des Erzhlens)

    Literatur:

    akustische Zeichen der gesprochenen Sprache sind ausschlielich zeitlich organisiert

    schriftsprachliche Zeichen haben zustzlich eine rumliche Dimension

    Leseprozess ist, durch die Mglichkeiten der simultanen Zugnglichkeit des Druckbildes, nicht strikt linear (hnlichkeiten zur Bildbetrachtung)

    Die Medien im Vergleich II: Linearitt und Simultaneitt

  • Film:

    24 Bilder pro Sekunde erzeugen im Kopf des Betrachters einen kontinuierlichen (linearen) Bilderflu

    Abfolge von einzelnen Einstellungen in der Montage erzeugt Linearitt

    aber:

    das Filmbild bzw. die einzelne Einstellung prsentiert sich dem Betrachter als komplexes Arrangement simultaner Elemente

    Die Medien im Vergleich II: Linearitt und Simultaneitt

  • Film:

    weitere Mglichkeiten simultaner Informationsvergabe durch Koexistenz verschiedener Zeichensysteme (Sprache, Gerusche, Musik)

    zustzliche technische Mglichkeiten Simultaneitt im Film zu erzeugen: berblendungen, Mehrfachbelichtungen, split screen

    Fazit:

    sowohl Film als Literatur sind sowohl lineare als auch simultan organisiert, es ist jedoch notwendig alle Vergleichsebenen zu bercksichtigen (Aufzeichnungsmedium, Zeichenstruktur, Rezeptionsverhalten)

    Die Medien im Vergleich II: Linearitt und Simultaneitt

  • Wahrnehmung:

    Bewusstsein richtet sich auf real vorhandene Gegenstnde

    Vorstellung:

    bringt abwesende Gegenstnde zur Erscheinung, die entweder anderswo existieren oder in der Wirklichkeit berhaupt nicht vorkommen

    Die Medien im Vergleich III: Wahrnehmung und Vorstellung

  • Literatur:

    in der Rezeption literarischer Texte werden diese zunchst visuell wahrgenommen, darber hinaus werden jedoch anschauliche Vorstellungen im Kopf des Lesers evoziert

    Intensitt der Vorstellung hngt zum einen von der Beschaffenheit des Textes, zum anderen von der situationsabhngigen, interessenbedingten sowie von der durch individuelle Imaginations-, Kognitions- und Emotionsfhigkeiten geprgten Disposition des Lesers ab

    beim Leseprozess entstehen Vorstellungsbilder aus einen Wissen, das teils vom Text zur Verfgung gestellt wird, teils vom individuellen Leser eingebracht wird

    Die Medien im Vergleich III: Wahrnehmung und Vorstellung

  • Film:

    Film ist das, was man nicht imaginieren kann.(J. Monaco)

    Wahrnehmung des Films hnelt der Wahrnehmung der Umwelt (Abweichung durch: Auswahl des Blickobjekts, Eingrenzung des Blickfeldes, Festlegung der Blickdauer, Gestaltung der Blickweise = fremdbestimmte Blickweise)

    Gegenstnde werden nicht erst in der Vorstellung konstituiert sondern sind bereits in optischer und akustischer Wahrnehmung konkret gegeben

    Die Medien im Vergleich III: Wahrnehmung und Vorstellung

  • aber:

    Wahrnehmungsakt enthlt immer auch schon kognitive, von Erfahrungen und Erwartungen gesteuerte Komponenten

    filmische Wahrnehmung zieht eine Reihe von Bewutseinsaktivitten nach sich (abhngig von Film und Zuschauer)

    Notwendigkeit der Entschlsselung des teilweise kodifizierten Kameraverhaltens

    Verstehen der Verknpfung der Elemente einer Einstellung, zwischen Bild und Ton, zwischen den Einstellungen, etc.

    Fazit: ob der Rezipient gefordert wird hngt nicht vom Medium,sondern vielmehr von der Struktur des jeweiligen Werkes ab

    Die Medien im Vergleich III: Wahrnehmung und Vorstellung

  • Literatur:

    kein medialer Realittseffekt durch die Abstraktheit der sprachlichen Zeichen (symbolisch, konventionell)

    sprachliches Erzhlen als Mimesis-Illusion

    selbst die Wiedergabe von Dialogen, also die szenische Darstellung, ist noch immer Diegesis (Erzhlung)

    Herstellung eines Realittseffektes ber erzhlerische Mittel

    Die Medien im Vergleich IV: Filmischer und literarischerRealittseffekt

  • Film:

    medialer Realittseffekt ist im Film unhngig davon in welchem Verhltnis das Dargestellte im Verhltnis zur empirisch-historischen Wirklichkeit steht

    fotografische Ikonizitt des filmischen Bildes, unvergleichliche Konkretheit

    Bewegung im Film verleiht den Bildern Krperlichkeit, Stofflichkeit und Tiefe

    zustzliche Verstrkung des Realittseffektes durch Sprache und Gerusche

    Die Medien im Vergleich IV: Filmischer und literarischerRealittseffekt

  • Literatur:

    in der Regel ein Produzent (Autor)

    eingeschrnkter Rezipientenkreis

    Film:

    Film als kollektives Produkt

    heterogenes, disperses Publikum

    Die Medien im Vergleich V: Produktion und Rezeption

  • Erzhlen in Literatur und Film I: Erzhlperspektive und

    Erzhlsituation im Film (nach Hickethier)

    a) auktorialer, allwissender Erzhler (heterodiegetisch)

    Innenperspektive: Auenperspektive:

    Off-Stimme selten Off-Stimme

    Einschbe (Trume, Visionen, erzhlende Kamerainnere Bilder, etc.) Montage

    Kamera entspricht nicht dem allwissenden Erzhler besitzt zwar auktoriale Zge, ist aber in der Regel an die fotographisch wahrnehmbare Auenwelt gebunden

    Darstellung der Innenwelt bedarf zustzlicher Konstruktionen (Traumsequenzen, Flashbacks, Off-Stimme)

  • Erzhlen in Literatur und Film I: Erzhlperspektive und

    Erzhlsituation im Film (nach Hickethier)

    b) Ich-Erzhler und subjektive Kamera (homodiegetisch)

    Innenperspektive: Auenperspektive:

    beschrnkt auf die Figur, beschrnkt auf das

    die die Rolle des Erzhlers durch die Figur bernimmt, zugleich aber Erlebtein die Handlung involviert ist

    Darstellung subjektiver Sichtweisen im Film ist beschrnkt durch scheinbare Objektivitt des technischen Apparates Kamera

    Subjektivittseffekt wird durch Abweichung vom gewohnten Kamerablick (ruhige Bewegungen durch Einsatz von Steadycam bzw. Dollycam) erreicht

  • Erzhlen in Literatur und Film I: Erzhlperspektive und

    Erzhlsituation im Film (nach Hickethier)

    individueller Blick durch Reischwenks, Verwacklungen, Unschrfen, etc.

    zustzlich oft Einsatz einer Off-Stimme nachtrgliche Subjektivierung ganzer Passagen im Film die aus einer auktorialen Haltung heraus visuell und auditiv organisiertsind (z.B in Akira Kurosawas Rashomon) => subjektive Sichtweisen

  • Erzhlen in Literatur und Film I: Erzhlperspektive und

    Erzhlsituation im Film (nach Hickethier)

    c) Position der identifikatorischen Nhe

    Annherung des Rezipienten an handelnde Figuren durch Wechsel von subjektiver Kamera und auktorialer Position

  • Erzhlen in Literatur und Film II: Erzhlzeit und erzhlte Zeit im Film

    (nach Hickethier)

    Bindung des filmischen Erzhlens an den Zeitpfeil, d.h. die Abfolge der Handlung mit Anfang und Ende ist vorwrts gerichtet

    prsentische Grundform audiovisueller Medien:

    Gegenwart der Wahrnehmung der Zuschauer ist auch die Gegenwart der Wahrnehmung der Figuren im Film

    Beschleunigung bzw. Verlangsamung des filmischen Bildes hat Einschrnkungen des Realittseffektes zur Folge

  • Erzhlen in Literatur und Film III: Zeitraffung und Zeitdehnung im

    Film (nach Hickethier)

    Zeitraffung:

    zu erzhlender Zeitraum ist in der Regel lnger als die Erzhldauer einer Filmhandlung

    Raffung als wesentliches Element der Komprimierung des zu Erzhlenden und Konzentration der Darstellung

    vor allem durch Auslassen der fr unwichtig gehaltenen Teile der Erzhlung

    Ellipse mu erzhlerisch plausibel bzw. durch formale Mittel berbrckt werden (z.B. durch hnlichkeit von Bildelementen in den zu verbindenden Einstellungen oder einfach ber Zwischentitel)

  • Erzhlen in Literatur und Film III: Zeitraffung und Zeitdehnung im

    Film (nach Hickethier)

    Zeitdehnung:

    seltener als Raffung

    dient in der Regel der Darstellung psychischer Extrem-situationen der handelnden Figuren

    Einschub von Handlungen und Situationen innerhalb eines in der filmischen Gegenwart vorgegebenen Zeitrahmens, die einen deutlich greren Zeitraum umfassen (z.B. gekennzeichnet durch das Einblenden einer Uhr)

    Verlangsamung von Bewegungen bis zum Stillstand

  • Erzhlen in Literatur und Film IV: Vorgreifen und Rckwenden im

    Film (nach Hickethier)

    a) Rckwendungen und Rckblende

    verbale Berichte durch die Figuren oder Off-Stimme (oft in der Exposition verwendet)

    eigenstndige visuell abgegrenzte Sequenzen (flash back)

    bis in die 60er Jahre Kennzeichnung der bergnge als filmische Konvention (durch Blende, verbale Ankndigung, Zwischentitel, musikalische Kennzeichnung)

    Markierung heute eher selten (vernderte Sehgewohnheiten) aber immer noch verwendet (weniger eindeutig)

    vorwrts schreitende Chronologie innerhalb der Rckblende wird beibehalten

  • Erzhlen in Literatur und Film IV: Vorgreifen und Rckwenden im

    Film (nach Hickethier)

    a) zeitliche Vorgriffe

    im Vergleich zur Rckblende eher selten verwendet

    haben hufig den Charakter von Trumen bzw. Visionen (Kennzeichnung wie bei Rckblende mglich aber oft auch ber das Motiv der Zeitmaschine)

  • Erzhlen in Literatur und Film V: Gegenwart und Gleichzeitigkeit im

    Film (nach Hickethier)

    a) Gleichzeitigkeit paralleler Handlungen

    spezifische Fhigkeit des Filmes, Dinge, die nacheinander erzhlt werden, als gleichzeitig geschehende erscheinen zu lassen

    durch Parallelmontage werden Einstellungen aus zwei Handlungsstrngen nacheinander im Wechsel montiert (zusammen geschnitten), was den Eindruck der Gleichzeitigkeit hervorruft

    Gerichtetheit auf ein Zusammentreffen wirkt spannungs-erzeugend (hufig bei Verfolgungsjagden)

    Besonderheit der audiovisuellen Medien: Erzeugung des Eindrucks an mehreren Orten gleichzeitig zu sein

  • Erzhlen in Literatur und Film V: Gegenwart und Gleichzeitigkeit im

    Film (nach Hickethier)

    Besonderheit der audiovisuellen Medien: Erzeugung des Eindrucks an mehreren Orten gleichzeitig sein zu knnen

    aber: meist keine echte Parallelitt sondern Zulaufen auf einen Schnittpunkt (filmische Konvention)

  • Erzhlen in Literatur und Film VI: Montage im Film

    handwerklicher Begriff aus der Filmpraxis:

    Aufnahmen aus unterschiedlichen Positionen (dcoupage)

    Auswahl, zeitliche Begrenzung der Einstellungen und das Arrangement derselben (editing)

    Meint der Schnitt (cutting) die Begrenzung jeder Einstellung, indem ganz konkret der belichtete Film geschnitten und damit die Lnge einer Einstellung festgelegt wird, verbindet die Montage (editing) verschiedene Einstellungen miteinander, indem die Schnittstellen verschiedener Einstellungen zusammengeklebt werden. (Hickethier 144)

  • Arten der Literaturverfilmung I

    nach Brian McFarlane (1996): Verfilmung als ...

    (1) commentary (2) deconstruction

  • Arten der Literaturverfilmung II

    nach Helmut Kreuzer (1993):

    Verfilmung als ...

    (1) Aneignung von literarischem Rohstoff (2) Illustration (3) interpretierende Transformation bzw. transformierende

    Bearbeitung (4) Dokumentation

  • Arten der Literaturverfilmung II

    (1) Aneignung von literarischem Rohstoff

    bernahme von Handlungselementen oder Figuren ohne Anspruch auf vollstndige, werktreue Verarbeitung

  • Arten der Literaturverfilmung II

    (2) Illustration

    bebilderte Literatur weitgehende bernahme von Handlung und Figurenkon-

    stellationen der literarischen Vorlage bis hin zur analogen Verwendung von auktorialem Erzhltext (als Off-Stimme) und wrtlichem Dialog

    Gefahr:

    Adaptionen welche die Eigengesetzlichkeiten der Medien (Zeichenstruktur, Wirkung) nicht bercksichtigen knnen fehlschlagen

  • Arten der Literaturverfilmung II

    (3) interpretierende Transformation

    bertragung der Inhalte der Vorlage bei gleichzeitiger Beachtung ihrer formalen Merkmale, des verwendeten Zeichen- und Textsystems sowie der spezifische Wirkungsweise

    Entstehung eines neuen, anderen aber dennoch mglichst analogen Kunstwerkes in einem anderen Medium (Film)

    Herstellung von Analogie erfordert mitunter gerade die nderung von bestimmten Elementen um dieselbe Wirkung zu erzielen

    deshalb: semiotisch, sthetisch und soziologisch adquate Umformung statt mechanischer bernahme

  • Arten der Literaturverfilmung II

    zwar Werkbezug aber keine Werktreue im Sinne einer Imitation

    es gibt keine absolute Adaption eines literarischen Werkes

    Adaptionen sind immer Interpretationen ihrer Vorlagen

    fast immer Selektion und Akzentuierung bestimmter Elemente

    Verfilmung vergleichbar mit der sinnlichen Konkretisierung des Buchtextes durch die Vorstellungskraft des Lesers

  • Arten der Literaturverfilmung II

    (3) transformierende Bearbeitung

    Sonderfall der interpretierenden Transformation

    Werkbezug bleibt erhalten aber Abweichungen werden wichtiger als bereinstimmungen mit der Vorlage

    Abweichungen knnen sich aus einer kritische Haltung gegenber der Vorlage ergeben oder einer intendierten Wirkung, welchem derhistorische Rahmen der Vorlage entgegen steht

  • Arten der Literaturverfilmung II

    (4) Dokumentation

    Aufzeichnungen von Theaterstcken, die spter im Kino oder Fernsehen ausgestrahlt werden

  • Arten der Literaturverfilmung III

    inhaltliche Fllung des Adaptionskonzeptes nach Wolfgang Gast (1993):

    Verfilmung als ...

    (1) aktualisierende Adaption(2) aktuell-politisierende Adaption(3) ideologisierende Adaption(4) historisierende Adaption(5) sthetisierende Adaption(6) psychologische Adaption(7) popularisierende Adaption(8) parodierende Adaption

  • Arten der Literaturverfilmung III

    (1) aktualisierende Adaption

    bertragung der Handlung eines literarischen Textes in die heutige Zeit

    dahinter steht die Idee einen ber den historischen Kontext hinaus als wichtig erachteten Problemkomplex fr den Zuschauer in einer zeitgemen Form zu prsentieren

    Problemkomplexe lassen sich mitunter nicht ohne weiteres aus dem historischen Kontext lsen, weshalb Grundkomponenten der Vorlage oft erhalten bleiben

    auch verdeckte, partielle Aktualisierungen (z.B. R.W. FabindersLola aktualisiert in gewisser Weise Heinrich Manns Professor Unrat)

  • Arten der Literaturverfilmung III

    (2) aktuell-politisierende Adaption

    Adaption einer literarischen Vorlage als Beitrag zu einer aktuellenpolitische Diskussion

  • Arten der Literaturverfilmung III

    (3) ideologisierende Adaption

    Orientierung von Adaptionen an vorherrschenden literarischenIdeologiekonzepten (z.B. Curt Oertels Der Schimmelreiter)

  • Arten der Literaturverfilmung III

    (4) historisierende Adaption

    zum einen als Adaption, die das Historische einer Vorlage alsOrnament in den Vordergrund rckt ohne den historischen Geistderselben zu erfassen (in Analogie zu Kreuzers Kategorie derillustrierenden Adaption)

    zum anderen als Adaption die das Historische der Vorlage erstherausarbeitet und in das gegenwrtige Bewusstsein des Rezipienten rckt

  • Arten der Literaturverfilmung III

    (5) sthetisierende Adaption

    Adaptionen die versuchen, lteren Texten eine neue film-sthetische Gestalt zu verleihen (z.B. R.W. Fabinders Effi Briest)

  • Arten der Literaturverfilmung III

    (6) psychologische Adaption

    Psychologisierung von Figurenkonstellationen die in derliterarischen Vorlage evtl. nur in andeutungsweise stattfindet

  • Arten der Literaturverfilmung III

    (7) popularisierende Adaption

    Verfilmungen die literarische Vorlagen fr ein breiteres Publikumaufbereiten sollen

  • Arten der Literaturverfilmung III

    (8) parodierende Adaption

    Verfilmungen die ihre literarischen Vorlagen parodieren

  • Arten der Literaturverfilmung IV

    nach Helmut Schanze (1996):

    Verfilmung als ...

    (1) Transposition (2) Adaption (3) Transformation (4) Transfiguration

  • Arten der Literaturverfilmung IV

    (1) Transposition

    selektive Umsetzung des literarischen Werkes

    (2) Adaption

    Umsetzung des literarischen Werkes orientiert am Grundsatz der Werktreue

  • Arten der Literaturverfilmung IV

    (3) Transformation

    tendiert zu einer narrativen Tiefenstruktur, aus der sich gleichberechtigt in den knstlerischen Mglichkeiten, das literarische Werk und das Filmwerk durch Transformationen unterschiedlicher Art generieren lsst.

    (4) Transfiguration

    bezeichnet ein Verfahren, in dem auf das Literarische der Vorlage weitgehend verzichtet wird zugunsten einer Metamorphose von literarischen Spurenelementen in strikt filmische Signaturen

  • Grundlagen der Filmanalyse I: Beobachtungskategorien(mediaculture-online)

  • Grundlagen der Filmanalyse II: Einstellungsgren(mediaculture-online)

  • Grundlagen der Filmanalyse II: Einstellungsgren(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse II: Einstellungsgren(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse III: Kamerabewegungen(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse III: Kamerabewegungen(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse IV: Perspektive(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse IV: Perspektive(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse IV: Perspektive(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse IV: Perspektive(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse V: Montage(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse V: Montage(mediaculture-online)

  • Grundbegriffe der Filmanalyse V: Montage(mediaculture-online)

  • Verwendete Literatur

    Bohnenkamp, Anne, Hg. Literaturverfilmungen. Stuttgart: Reclam, 2005.

    Bohnenkamp, Anne. Literaturverfilmungen als intermediale Herausforderung.Literaturverfilmungen. Hg. Anne Bohnenkamp. Stuttgart: Reclam, 2005, 9-38.

    Gast, Wolfgang. Einfhrung in Begriffe und Methoden der Filmanalyse. Frankfurt am Main: Diesterweg, 1993.

    Gast, Wolfgang. Literaturverfilmung. Bamberg: Buchner, 1999.

    Hickethier, Knut. Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart [u.a.]: Metzler, 2001.

    Kimmich, Dorothee, Hg. Texte zur Literaturtheorie der Gegenwart. Stuttgart. Reclam, 2004.

    Kreuzer, Helmut. Arten der Literaturadaption. Literaturverfilmung. Hg. Wolfgang Gast. Bamberg: Buchner, 1999, 27-31.

    Kristeva, Julia. Bachtin, das Wort, der Dialog und der Roman.Texte zur Literaturtheorie der Gegenwart. Hg. Dorothee Kimmich. Stuttgart: Reclam, 1996, 334-348.

    McFarlane, Brian. Novel into Film: An Introduction to the Theory of Adaptation. Oxford: ClarendonPress, 1996.

    Schanze, Helmut, Hg. Fernsehgeschichte der Literatur: Voraussetzungen, Fallstudien, Kanon. Mnchen: Fink, 1996.

    Stam, Robert und Alessandra Raengo, Hgg. Literature and Film: A Guide to the Theory and Practice of Film Adaptation. Malden MA [u.a.]: Blackwell, 2005.

    Stam, Robert. Introduction: The Theory and Practice of Adaptation. Literature and Film: A Guide to the Theory and Practice of Film Adaptation. Hgg. Stam, Robert und Alessandra Raengo. Malden MA [u.a.]: Blackwell, 2005, 1-52.

    Tschilschke, Christian von. Roman und Film: Filmisches Schreiben im franzsischen Roman der Postavantgarde. Tbingen: Narr, 2000.

  • Online-Quellen

    http://www.mediaculture-online.de