199
NMR-Spektroskopie 8.10. – 10.10.2012

Einführung in die NMR-Spektroskopie

  • Upload
    kobrasi

  • View
    25

  • Download
    0

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Vorlesungsfolien - Einführung in die NMR-Spektroskopie

Citation preview

Page 1: Einführung in die NMR-Spektroskopie

NMR-Spektroskopie

8.10. – 10.10.2012

Page 2: Einführung in die NMR-Spektroskopie

NMR-Spektroskopie

• NMR = Nuclear Magnetic Resonance spectroscopy oder Kernspinresonanzspektroskopie

• Kernspins im Magnetfeld• Spektroskopie: Absorption von Lichtquanten, deren

Frequenz (umgekehrte Wellenlänge) der Energiedifferenz zwischen zwei Zuständen entsprechen

E = h·(h = Planck‘sches Wirkungsquantum, h = 6,63 ·10-34 J·s )

Page 3: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Prinzip der NMR-Spektroskopie

• Die meisten Atomkerne haben einen intrinsischen Drehimpuls (Kernspin).

• Die Größe des Kernspins kann nur bestimmte Werte halb- oder ganzzahlige Werte haben. Dies ist durch die Spinquantenzahl I charakterisiert (I = 0, 1/2, 1, 3/2, 2…).

• Die Spinquantenzahl ist charakteristisch für ein Isotop.

• Der Spin (bewegte Ladung) ist bei Atomkernen mit einem magnetischen Moment verknüpft.

I

I

| | ( 1)I I I

Page 4: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Die Magnetquantenzahl mZ

Quantenmechanik:Ein Spin der Spinquantenzahl I kann im Magnetfeld (2I+1) stabile

Orientierungen einnehmen (stationäre Zustände) die durch die Magnetquantenzahl mZ charakterisiert sind: mZ= -I, -I+1,-I+2…I

+ 1/2

mZ

- 1/2

I

I = 1/2

= 54,7°

- 1

+ 1mZ

I

I = 1

0

= 45°

Page 5: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Spin-1/2-Kerne

• Kerne der Spinquantenzahl I= ½, sind besonders gut geeignet für die NMR-Spektroskopie

• Beispiele: 1H, 13C, 15N und 31P• Diese Kernspins können im äußeren

Magnetfeld 2 Zustände einnehmen, die als (parallel zum äußeren Magnetfeld) und (antiparallel zum äußeren Magnetfeld) bezeichnet werden.

• Quantenmechanik: Die exakte räumliche Ausrichtung eines Kernspins kann nicht ermittelt werden (Heisenberg)

Page 6: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Prinzip der NMR-Spektroskopie

• Im Magnetfeld haben die Zustände und unterschiedliche Energien• Die Energiedifferenz E zwischen zwei Zuständen ist proportional zum

Magnetfeld am Kernort• Außerdem hängt die Energiedifferenz von der Art des Kerns ab.• Das gyromagnetische Verhältnis gibt an, wie groß die

Energiedifferenz zwischen den beiden Eigenzuständen des Kernspins in einem gegebenen Magnetfeld ist.

B

E

E = ·h·B0/2

Page 7: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Ausgewählte Isotope und ihre KernspinsIsotop Kernspin Häufigkeit [%] γ [107 rad T-1s-1]

1H 1/2 99.985 26.75192H 1 0.015 4.106610B 3 19.6 2.874611B 3/2 80.4 8.584313C 1/2 1.11 6.7314N 1 99.6 7.215N 1/2 0.37 -2.7117O 5/2 0.04 -3.6319F 1/2 100 25.1827Al 5/2 100 6.97631P 1/2 100 10.873Ge 9/2 7.8 -0.935779Br 3/2 50.7 6.702

NB: 12C und 16O, die häufigsten Isotope dieser Elemente, haben einen Kernspin I = 0 und geben damit kein NMR-Signal

Page 8: Einführung in die NMR-Spektroskopie

NMR-Spektroskopie

• Besetzungsunterschied zwischen und : Boltzmann-Verteilung:

• Bei 300K und einem Feld von 18,8 T (800 MHz Protonenfrequenz): N = 0,99987·N

• Auf 10000 Spins im -Zustand kommen 10001,3 Spins im -Zustand

• NMR-Spektroskopie ist eine relativ unempfindliche Methode!

0exp expN BEN kT kT

Page 9: Einführung in die NMR-Spektroskopie

NMR-Spektroskopie

• Spektroskopie: Durch Einstrahlung von Lichtquanten geeigneter Energie lässt sich ein System vom energiearmen in den energiereichen Zustand überführen.

• Dabei werden Lichtquanten absorbiert.• Aus der Wellenlänge des absorbierten Lichtes kann auf die

Energiedifferenz zwischen den Zuständen geschlossen werden (→ Erkenntnisgewinn!):E = h· = ·h · B0/2

= · B0/2• Die Frequenz hängt vom äußeren Magnetfeld ab (rf-

Wellenbereich, bei 9,4 T ist die Resonanzfrequenz für Protonen 400 MHz, die höchste Frequenz ist 1GHz)

• Welche Erkenntnis wollen wir denn aus dem NMR-Spektrum gewinnen?

Page 10: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Chemische Verschiebung

E1

1

23

E2 E3

Unterschiedliche

Resonanzfrequenzen für

unterschiedliche Kerne

Im Molekül sind Atomkerne von Elektronenhüllen umgeben, die

das äußere Magnetfeld teilweise abschirmen. Diese Abschirmung hängt von der chemischen Umgebung ab.

→ Das Magnetfeld am Kernort gibt Auskunft über die

chemische Umgebung eines Atomkerns.

→ chemische Verschiebung

Page 11: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Die chemische Verschiebung ist proportional zum angelegten Magnetfeld

4.7 T

9.4 T

Page 12: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Die chemische Verschiebung wird in ppm angegeben

Referenzierung:

• Die chemische Verschiebung einer Referenzsubstanz wird willkürlich auf 0 ppm gesetzt (für Protonen und 13C Tetramethylsilan, TMS, für 15N flüssiges NH3)

• Damit ist unabhängig vom Magnetfeld

6[ ] 10 ref

ref

ppm

Page 13: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Puls-FT-NMR-Spektroskopie

Page 14: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Das Vektormodell (vereinfacht)

• z-Magnetisierung als Summe der einzelnen magnetischen Momente

• Im Gleichgewichtszustand ist die makroskopische Magnetisierung parallel zum angelegten Magnetfeld

0exp( / ) exp( / 2 )n

E kT hB kTn

Boltzmann Verteilung: bei 14.1 T: n/n 5·10-5

Page 15: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Vektormodell: magnetisches Moment

0exp( / ) exp( / 2 )n

E kT hB kTn

Boltzmann Verteilung: bei 14.1 T: n/n 5·10-5

Page 16: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Präzession im Magnetfeld

0M B

dLM r Fdt

I

0 0 sindIM I B I B edt

→ Das magnetische Moment eines Kernspins führt zu einem Drehmoment M

(Änderung des Drehimpulses mit der Zeit) senkrecht zum Drehimpuls I des

Kernspins.

→ Der Drehimpuls ändert seine Richtung, aber nicht seinen Betrag

→ Kreisbewegung (Präzession) um die Richtung des angelegten Magnetfeldes

→ Präzession mit der Larmorfrequenz des Kernspins

Page 17: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Wie kann der Magnetisierungsvektor von der Richtung des äußeren Magnetfeldes weggedreht

werden?

Indem man das Magnetfeld kurzzeitig ausschaltet und ein Magnetfeld senkrecht dazu anlegt, um das der Magnetisierungsvektor dann präzediert.

Der Rotationswinkel ist dann proportional zur Zeit, die das Magnetfeld angelegt wurde, und zur Stärke des Magnetfeldes.

Page 18: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Exkurs: Oszillierendes Magnetfeld

Ein oszillierendes Magnetfeld kann als Summe zweier in entgegengesetzter Richtung rotierender Magnetfelder betrachtet werden.

Page 19: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Rotierendes Koordinatensystem

Wenn ein Radiofrequenzfeld, das mit der Larmor-Frequenz eines Kernspins oszilliert, spürt dieser rotierende Kernspin ein konstantes Magnetfeld, das senkrecht zum äußeren Magnetfeld ist.

Page 20: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Kreisbewegung (freie Präzession um die z-Achse)

• Die Kernspinmagnetisierung präzediert im rotierenden Koordinatensystem mit der Kreisfrequenz um die Richtung des äußeren Magnetfeldes.

• Mit der Larmorfrequenz L und der Rotationsfrequenz des Koordinatensystems 0

cos sin

cos sin

tx x y

ty y x

M M t M t

M M t M t

0[ / ]L rad s

Page 21: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Rf-Pulse

• Durch das Einstrahlen kurzer, intensiver Radiofrequenzpulse der Intensität B1 nahe der Larmorfrequenz lässt sich der makroskopische Magnetisierungsvektor um die Einstrahlrichtung rotieren.

• Vorteil: RF-Pulse lassen sich mit jeder beliebigen Phase und für definierte Zeiten einstrahlen

• Das äußere Magnetfeld muss dazu nicht abgeschaltet werden.

Page 22: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Wirkung von Radiofrequenzpulsen

→ Durch Einstrahlen von rf-Feldern mit definierter Frequenz und Phase kann man den Magnetisierungsvektor nach Belieben manipulieren („Spin-Choreographie“)

Page 23: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Transversale Magnetisierung

• - und -Zustand sind nun gleichbesetzt. Dafür zeigen Kernspins nun Phasenkohärenz (bevorzugte Ausrichtung in der xy-Ebene)

• Die transversale Magnetisierung präzediert (rotiert) in der xy-Ebene, und zwar jede Komponente mit ihrer Larmorfrequenz .

• Rotierende Magnetisierungsvektoren induzieren einen Wechselstrom in einer rf-Spule und kann somit detektiert werden.

Page 24: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fazit

• Transversale Magnetisierung präzediert mit der Larmorfrequenz der Kernspins

• Der Magnetisierungsvektor kann mit Hilfe von rf-Pulsen von der Richtung des äußeren Magnetfeldes weg rotiert werden.

• Wird der rf-Puls im rotierenden Koordinatensystem in Richtung des Magnetisierungsvektors eingestrahlt, so hat das rf-Feld keinen Einfluss („spin lock“).

Page 25: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Free Induction Decay FID

• Präzedierende Magnetisierung erzeugt in einer rf-Spule ein zeitabhängiges Signal, das freier Induktionszerfall oder FID genannt wird.

• Dieses Signal entspricht einer gedämpften Schwingung mit mehreren Frequenzkomponenten (Akkord, der auf dem Klavier angeschlagen oder auf der Gitarre gezupft wird, Paukenschlag, Erdbebenstoß).

• Das Signal klingt ab, weil– Die Spins mitunter aus dem Takt geraten („transversale

Relaxation“)– Der Gleichgewichtszustand (Überschuß an -Spins ohne

Phasenkohärenz) wieder erreicht wird („longitudinale Relaxation“)

• Analyse der Frequenzkomponenten (Fourier-Transformation) ergibt das Spektrum.

Page 26: Einführung in die NMR-Spektroskopie

NMR-“Spektroskopie“

E1

1

23

E2 E3

Unterschiedliche Resonanzfrequenzen

für unterschiedliche Kerne

Page 27: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fourier-Transformations-NMR / rf-Pulse

t

+

+

1

23

0

S( ) s(t) exp( i t2 )dt

x

z

yx

z

y

rf-Puls

x

z

y

Page 28: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fourier-Transformation

• Der freie Induktionszerfall (freeinduction decay, FID) kann dargestellt werden als die Summe aus frequenzabhängigen Komponenten, und deren einhüllender Funktion

• Die Oszillationsfrequenz k bestimmt die Lage des k-ten Signals, die Einhüllende fk(t) die Linienform

• Die Fourier-Transformation ist umkehrbar

Jean-Baptiste Fourier, 1768-1830( ) ( ) exp( 2 )k k

k

s t f t i t

Page 29: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fourier-Transformation

Page 30: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fourier-Paare

k = 50 Hz

k = 250 Hz

k = 1000 Hz

FT

Page 31: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fourier-Paare: konstante Amplitude( ) exp( 2 )s t i t ( ) ( )S

k = 100 Hz

k = 1000 Hz

Page 32: Einführung in die NMR-Spektroskopie

( ) exp( )f t t

= 1000 Hz

Fourier-Paare: Exponenzieller Abfall

2 22( )kF

= 100 Hz

Page 33: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fourier-Paare: Exponenzieller Abfall

( ) exp( )exp( 2 )s t t i t 22

2( )S

Page 34: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fourier-Paare: Rechtecksfunktionsin(2 )( )

2kF

1, 0

( )0,

if tf t

if t

= 1 ms

= 2 ms

Page 35: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fourier-Paare: Rechtecksfunktion

exp( 2 ), 0( )

0,i t if t

s tif t

= 5 ms

sin(2 ( ) )( )2 ( )

S

Page 36: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fazit FT-NMR

• Je länger der FID, umso schmaler das Signal• Die Oszillationsfrequenz bestimmt die Lage des

Signals• Die Linienform hängt von der Form des FID ab• Die Form des FID hängt unter anderem von der

Lebensdauer des Kernspinzustandes ab.

Page 37: Einführung in die NMR-Spektroskopie

FT-NMR- wozu?

• Große Zeitersparnis: Statt alle Wellenlängen einzeln durchzufahren (Dauer: Minuten) wird mit einem einzigen kurzen Puls das gesamte Spektrum angeregt (Dauer: wenige Sekunden)

• Vor allem die NMR-Spektroskopie von Kernen mit geringem gyromagnetischem Verhältnis und geringer natürlicher Häufigkeit wird dadurch ermöglicht (13C NMR-Spektroskopie in natürlicher Häufigkeit).

• Wir erinnern uns: Das Signal-zu-Rausch-Verhältnis S/N ist proportional zum Quadrat der Anzahl der aufgenommenen scans (das heißt, wenn wir in zwei Minuten 100 scans statt eines scans aufnehmen können, steigern wir die Empfindlichkeit um den Faktor 10)

Richard R. Ernst,

Nobelpreis 1991

Page 38: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Das gepulste NMR-Experiment

Frage: Wie lange dauert es, bis wir den nächsten FID aufnehmen können?

Page 39: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Relaxation

Zwei Arten der Kernspinrelaxation:• T1: longitudinale Relaxation (Spin-Gitter-Relaxation)

beschreibt die Zeit, bis die Magnetisierung wieder den Glechgewichtszustad erreicht hat (und der Magnetisierungsvektor entlang der z-Richtung ausgerichtet ist).

• T2: transversale Relaxation (Spin-Spin-Relaxation)beschreibt die Zeitkonstante, mit der der die spinsirreversibel (?!?) dephasieren (die Spins haben ihre Phaseninformation verloren, unter Umständen ist der Gleichgewichtszustand aber noch nicht wieder erreicht).

Page 40: Einführung in die NMR-Spektroskopie

a=100Hz

Homogene Linienverbreiterung: kurze Lebensdauer des Spinzustandes

exp(-at) 1/(1+(2/a)2

a=1kHz

Page 41: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Inhomogene Linenverbreiterung:Jeder Kernspin hat eine etwas andere

Larmorfrequenz

Page 42: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Rekapitulation: Präzession

+

+

1

23

x

y

Unterschiedliche Larmorfrequenzen→ unterschiedliche Präzessionsfrequenzen

x

z

yx

z

y

rf-Puls

x

z

y

Page 43: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Inhomogene Linenverbreiterung:Jeder Kernspin hat eine etwas andere

Larmorfrequenz

Page 44: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Inhomogene Linienverbreiterungen lassen sich refokussieren – homogene nicht

Inhomogen! Homogen!

x

y

Page 45: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Spinecho

Page 46: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Homogene/Inhomogene Linienbreiten -Lochbrennen

rf

Einstrahlung einer rf-Frequenz sättigt alle Übergänge dieser Frequenz

Inhomogene Linienverbreiterung: Lochbrennen

Homogene Linienverbreiterung: Das gesamte Signal wird gesättigt

Page 47: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fazit

• Transversale Relaxation führt zu homogener Linienverbreiterung

• Wenn die Phaseninformation verloren ist, kann sie nicht mehr zurückgewonnen werden.

• Inhomogene Linienverbreiterungen können durch einen 180°-Puls refokussiert werden (Spinecho).

Page 48: Einführung in die NMR-Spektroskopie

NMR von Proteinen

• Sekundäre chemische Verschiebungen• Kernsorten in Proteinen• Labelling• Multidimensionale NMR-Spektroskopie:Prinzip• COSY, NOESY, Transfer, TOCSY

Page 49: Einführung in die NMR-Spektroskopie

NH (Amidprotonen)

Page 50: Einführung in die NMR-Spektroskopie

H,N-HSQC von Kanamycin-

Kinase (Protein mit 264 Aminosäuren).Jedes Signal entspricht der

Amidgruppe einer Aminosäure.

(aufgenommen bei 21.1T, oder 900

MHz Protonenfrequenz)

© Dr. Matthias Stoldt

Page 51: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D-NMR-Spektroskopie

Page 52: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D-NMR

• Präparation: Die Magnetisierung wird angeregt (in die xy-Ebene gebracht)

• Evolution: Die Magnetisierung präzediert in der xy-Ebene, jede Komponente enthält am Ende der Evolution eine Phase, die proportional zur Evolutionszeit und der Larmorfrequenz ist.

• Mischen: Durch geeignete Radiofrequenzpulse kann Magnetisierung zwischen verschiedenen Kernspins übertragen werden. Dazu können J-Kopplungen oder die räumliche Nachbarschaft ausgenutzt werden. Der Transfer ist homo-oder heteronuklear möglich.

• Detektion: Der FID wird aufgenommen.

Page 53: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D-NMR-Spektroskopie

Dieser Vorgang wird wiederholt, und mit linear

zunehmenden t1-Evolutionszeiten

durchgeführt.

Page 54: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D-NMR-Spektroskopie

Fourier-Transformation in t2 ergibt eine Serie von Spektren. Jedes Signal ist entlang t1 amplitudenmoduliert.

→ Projektion auf t1 ergibt…

Page 55: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D-NMR-Spektroskopie

…ein Signal, das in t1ebenfalls mit einer charakteristischen Frequenz oszilliert.Dieses Signal lässt sich selbstverständlich auch in t1 fourier-transformieren.

Page 56: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D-Spektrum

Darstellung als Höhenlinien

Page 57: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Informationsgehalt von 2D-Spektren

• Wenn während des Mischens „Magnetisierung“ von einer Spinart auf die andere übertragen wurde, erscheint im Spektrum ein Kreuzkorrelationssignal („Crosspeak“), das in beiden Dimensionen unterschiedliche Frequenzen hat.

• Die beiden Kernspins, die diese Larmorfrequenzen haben, stehen also in irgendeiner Beziehung zueinander.

• Z.B. J-Kopplung, aber auch räumliche Nähe (je nach Art der Mischsequenz)

Page 58: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D NMR-Spektren

• Es gibt ein großes Arsenal an verschiedenen 2D-NMR-Experimenten, die sich in der Art der Präparation und der Art des Magnetisierungstransfers unterscheiden.

Page 59: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D NMR-Spektren

• Homonuklear: Der Magnetisierungstransfer erfolgt zwischen Kernspins der gleichen Sorte (meist Protonen)

• Heteronuklear: Der Magnetisierungstransfer erfolgt zwischen verschiedenen Kernspins (1H/13C oder 1H/15N)

• Verschiedene Transfermechanismen für die Mischsequenz: – Durch Bindungen (Information über die chemische Struktur)– Durch den Raum (Information über die räumliche Struktur in

Proteinen)

Page 60: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Homonukleare 2D-NMR-Experimente

• COSY (COrrelation SpectroscopY): Nutzt J-Kopplungen aus, Kreuzkorrelationssignale zwischen Protonenspins, die über 3 Bindungen miteinander verbunden sind.

• TOCSY (TOtal Correlation SpectroscopY): Magnetisierungstransfer zwischen allen Kernspins, die über J-Kopplungen miteinander verbunden sind

• NOESY (Nuclear Overhauser Effect SpectroscopY): Transfer durch den Raum über dipolare Kopplungen (Abstandsinformation)

Page 61: Einführung in die NMR-Spektroskopie

J-Kopplungen homonuklear: COSY

Frage: Welche Spinsystemeliegen in diesem Substanzgemisch vor?

Page 62: Einführung in die NMR-Spektroskopie

TOCSY: TOtal Correlation SpectroscopY

• Alle miteinander gekoppelten Protonen ergeben Kreuzkorrelationssignale

• Jede Aminosäure gibt einen miteinander korrelierten Signalsatz

Page 63: Einführung in die NMR-Spektroskopie

TOCSY

Frage: Welche Spinsystemeliegen in diesem Substanzgemisch vor?Und: Welches Spektrum sagt mehr über die Moleküle aus: das COSY oder das TOCSY?

Page 64: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Einfachstes 2D-Spektrum: H,H COSY (COrrelation SpectroscopY)

Zwischen Kernspins, die miteinander koppeln, gibt es Kreuzkorrelationssignale.

Page 65: Einführung in die NMR-Spektroskopie

1H von 1-13C-Glucose

H1H1

J(H,C) = 179 Hz

© Dr. Rudolf Hartmann

J(H,C) = 167 Hz

Page 66: Einführung in die NMR-Spektroskopie

H,H-COSY von 1-13C-Glucose

H1

H1H2

H3

H4

H5

H6

© Dr. Rudolf Hartmann

H1

H1

H2

H3

H4 H5

2xH6

Page 67: Einführung in die NMR-Spektroskopie

TOCSY von Valin

Page 68: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Abstandsinformation

• J-Kopplungen geben Auskunft über chemische Struktur und sind daher für die chemische Analyse organischer Moleküle sehr wertvoll

• Die chemische Struktur von Proteinen sollte allerdings bekannt sein, bevor es mit NMR-Spektroskopie untersucht wird.

• Wie bekommt man Abstandsinformation?• Wir erinnern uns: Atomkerne sind kleine

Magnetnadeln, die als solche auch ein Magnetfeld um sich herum aufbauen.

• Frage: Was spüren Nachbarkernspins von diesem Magnetfeld?

Page 69: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Dipolare Kopplungen

B0

Page 70: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Dipolare Kopplungen

B0

Page 71: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fazit Dipolkopplungen

• Das Magnetfeld, das ein Kernspin von seinem Nachbarn spürt, hängt von drei Dingen ab– Dem Kernspinzustand des Nachbarn (mZ)– der Entfernung r der beiden Spins– der relativen Orientierung des Abstandsvektors zum äußeren

Magnetfeld (charakterisiert durch den Winkel , zwischen r und dem äußeren Magnetfeld)

21 23 3cos 1Z

AB

D mr B0

rAB

Page 72: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Wie macht sich die Dipolkopplung im NMR-Spektrum bemerkbar?

• In Flüssig-NMR-Spektren: zunächst gar nicht.• Wir erinnern uns: NMR-Spektroskopie ist eine langsame

Methode und misst oft nur zeitliche Mittelwerte• Der Mittelwert der dipolaren Kopplung über alle Orientierungen

ist 0• Für Moleküle mit einem Molekulargewicht < 30 kDa in wässriger

Lösung sind dipolare Kopplungen durch die schnelle Reorientierung ausgemittelt (keine Aufspaltung)

• Bei größeren Proteinen: Linienverbreiterung (deshalb auch Größenlimitierung), wenn die Ausmittelung zu langsam erfolgt.

• Festkörper-NMR-Spektroskopie: Wenn die Moleküle statisch im Magnetfeld liegen, sind Dipolkopplungen sichtbar!

Page 73: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Kreuzrelaxation, NOE2 2 2

1 6 2 2

320 1

I I S c

I c

Wr

Normale Relaxation in den Grundzustand (→keine Crosspeaks)

2 2 2

0 26 2

110 1

I S c

I S c

Wr

Nullquantenkreuzrelaxation (große Moleküle )

2 2 2

2 26 2

35 1

I S c

I S c

Wr

Doppelquantenkreuzrelaxation (kleine Moleküle )

→ Dipolar gekoppelte (räumlich benachbarte)

Kernspins können durch den Raum Magnetisierung

miteinander austauschen

Page 74: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D NOESY-Spektroskopie

→ Kreuzrelaxation während der longitudinalen Mischzeit führt zu Crosspeaks im 2D-Spektrum

→ Treten Crosspeaks auf, so wissen wir, dass diese Kernspins räumlich benachbart sind

(Abstandsinformation).

Page 75: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Abstände zwischen Protonen

Ausschnitt aus einem 2D NOESY; zeigtKreuzsignale zwischen Amidprotonenund aliphatischen Protonen

Kreuzsignale:- zuordnen- kalibrieren- quantifizieren

NOE ~ rAB-6

rAB

Page 76: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D-NOESY- schematisch

Welches Proton ist zu wem räumlich benachbart?

→ Abstände sind wertvolle Strukturinformationen.→Kennt man genügend

Abstände, lässt sich daraus die gesamte Molekülstruktur

rekonstruieren

Page 77: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fazit 2D-NMR

• Zweidimensionale NMR-Spektroskopie bietet ein Arsenal an Möglichkeiten, Informationen über Konnektivitäten (J-Kopplungen) oder räumliche Nähe (Kopplungen durch den Raum) in einem Molekül zu bekommen.

• Die Methoden lassen sich noch erweitern:– Heteronuklearer Transfer (von H auf N oder C)– Dreidimensionale NMR-Spektroskopie: Das Spektrum ist ein Würfel,

in dem jeder Punkt im Raum eine gewisse Signalintensität hat.

Page 78: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Protein-Flüssig-NMR-Spektroskopie

P

Page 79: Einführung in die NMR-Spektroskopie

nicht auf Proteine beschränkt:

- Nukleinsäuren (RNA, DNA)- Polysaccharide- Membransysteme- Molekülkomplexe- ganze Zellen („in cell NMR“)

Page 80: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Aufbau Puls-FT-NMR-Spektrometer

-> in Jülich während Praktikum P

Page 81: Einführung in die NMR-Spektroskopie

• Was verstehen wir unter 3D Proteinstruktur?• Warum experimentelle Bestimmung der Proteinstruktur?

• Wie funktioniert das mit Flüssig-NMR-Spektroskopie?

• Ligandenbindung und NMR-Spektroskopie

Page 82: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Was verstehen wir unter 3D Proteinstruktur?

• Kartesische (Raum)Koordinaten aller Atome zusammen mit der Kenntnis der kovalenten (chemischen) Struktur

oder• Torsionswinkel zusammen

mit der Kenntnis der kovalenten Struktur

Eigentlich Konformation!Verschiedene Betrachtungsebenen:- Primärstruktur (Aminosäuresequenz, kovalente (chemische) Struktur- Sekundärstruktur (Konformation des Proteinrückgrates- Tertiärstruktur (gesamte Struktur, Faltung)- Quartärstruktur (Oligomere, Komplexe, supramolekulare Strukturen)

P

Page 83: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Warum experimentelle Bestimmung der Proteinstruktur?

• Proteinstruktur bestimmt Funktion des Proteins (Enzyme, Ionenkanäle, Rezeptoren, Strukturproteine, Regulationsproteine etc.; Proteinfehlfaltungen -> Krankheiten)

• Vertieftes Verständnis nur mit/durch die 3D Struktur

Page 84: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Wie funktioniert das mit Flüssig-NMR-Spektroskopie?

Strukturvalidierung und -interpretation

Strukturrechnung

Sammeln von Struktureinschränkungen (NOE-Zuordnung, 3J, sekundäre chem. Versch.)

Präparation der Protein-NMR-Probe

Aufnahme der NMR-Spektren

Sequenzspezifische Resonanzzuordnung (Proteinrückgrat)

Resonanzzuordnung der Seitenketten

Page 85: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Protein-NMR-Probe

• Konzentration: ca. 1 mM• Reinheit > 95%• ab ca. 50 Aminosäurereste -> Isotopenanreicherung mit

13C und 15N: warum?• monodisperse Probe (keine Aggregation, keine

verschiedenen Zustände)• langzeitstabil

Page 86: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Protein-NMR-Probe

Transformation

Page 87: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Protein-NMR-Probe

Page 88: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Protein-NMR-Probe

• Zellaufschluß• Proteinreinigung (chromatographische Methoden)• Konzentrierung der Proteinprobe (Ultrafiltration)• Vorcharakterisierung der Probe (Reinheit: SDS-PAGE,

lichtspektroskopische Methoden, Lichtstreuung usw.)

• 13C/15N-Isotopenanreicherung: spezielle, künstliche Wachstumsmedien für Bakterienkulturen -> Minimalmedium, z.B. M9 (Kohlenstoffquelle z.B. 13C-Glukose, Stickstoffquelle 15N-Ammoniumsalze)

Page 89: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Protein-NMR-Probe

Alternative Expressionssysteme:

- Hefe- oder Insektenzellkulturen (posttranslationaleModifikationen eukaryotischer Proteine) -> sehr teuer

- Zellfreie Expression (Zellextrakte mit allen wichtigen Komponenten)

Page 90: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Aufnahme NMR-Spektren

methyl

aliphatic

Hbackbone HN

aromatic

side-chain HN

1D Protonenspektrum („Lieblingskern“: höchste Empfindlichkeit)

P

Page 91: Einführung in die NMR-Spektroskopie
Page 92: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Ausweg: 2D Protonen-Spektren

2D 1H-1H-TOCSY (28 Aminosäurereste-Peptid, Zink-Finger)

Page 93: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Ausweg: 2D Protonen-Spektren

2D 1H-1H-COSY (128-aa Protein, Lysozym)

Page 94: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Ausweg: 2D Protonen-Spektren

2D 1H-1H-NOESY (85 aa, HPr)

Page 95: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Ausweg: Heteronukleare NMRAusweg: Höherdimensionale NMR

Page 96: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Ausweg: Heteronukleare NMR1H-15N-Korrelations-Spektrum (HSQC)

(1H) [ppm]

(15

N) [

ppm

]

P

Page 97: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Ausweg: Heteronukleare NMR1H-15N-Korrelations-Spektrum (HSQC)

(1H) [ppm]

(15

N) [

ppm

]=1/(4*1JHN)

4=1/1JHN=1/90-95Hz=10-11 ms

Page 98: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Ausweg: Heteronukleare NMRAusweg: Höherdimensionale NMR-> 3D Zuordnungsexperimente

Page 99: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Ausweg: Höherdimensionale NMR-> 3D Zuordnungsexperimente

Page 100: Einführung in die NMR-Spektroskopie

3D Zuordnungsexperimente

3D HNCACB

13C

15N1HN

Page 101: Einführung in die NMR-Spektroskopie

3D Zuordnungsexperimente

3D HNCACB

C(i)

C(i-1)

C(i)

C(i-1)

P

Page 102: Einführung in die NMR-Spektroskopie

3D Zuordnungsexperimente

Page 103: Einführung in die NMR-Spektroskopie

3D Zuordnungsexperimente

2D (1H-15N)-HSQC zugeordnet!

P

Page 104: Einführung in die NMR-Spektroskopie

3D Zuordnungsexperimente

Page 105: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter(experimentell aus NMR-Spektren!!)

• Torsionswinkel-Einschränkungen aus 3J-Kopplungskonstanten

• Torsionswinkel-Einschränkungen () aus chemischen Verschiebungen des Rückgrates

• Definition von Wasserstoffbrückenbindungen aus 1H/2H-Austauschexperimenten („H/D-Austausch) oder aus hJ-Kopplungskonstanten

• 1H-1H-Abstände aus NOE-Korrelationen

Page 106: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter

• Torsionswinkel-Einschränkungen aus 3J-Kopplungs-konstanten -> Karplus-Beziehung

Beispiel: Torsionswinkel φ des Proteinrückgrates aus3JHN-Hα

C)60cos(B)60(cosA)(J 2

Page 107: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter

• Torsionswinkel-Einschränkungen aus 3J-Kopplungs-konstanten -> Karplus-Beziehung

Page 108: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• Torsionswinkel-Einschränkungen () aus chemischen

Verschiebungen des Rückgrates: C, C, C‘, H u.a.-> sekundäre chemische Verschiebung (chemischer-Verschiebungs-Index, CSI)

P

Page 109: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• Definition von Wasserstoffbrückenbindungen aus 1H/2H-Austausch-

experimenten („H/D-Austausch) oder aus hJ-Kopplungskonstanten

P

Page 110: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• Definition von Wasserstoffbrückenbindungen aus 1H/2H-Austausch-

experimenten („H/D-Austausch) oder aus hJ-Kopplungskonstanten

2hJHN-C‘=0,5 Hz

Page 111: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• 1H-1H-Abstände aus NOE-Korrelationen (Kreuzrelaxation)

2 2 2

1 6 2 2

320 1

I I S c

I c

Wr

Normale Relaxation in den Grundzustand (→keine Crosspeaks)

2 2 2

0 26 2

110 1

I S c

I S c

Wr

Nullquantenkreuzrelaxation (große Moleküle )

2 2 2

2 26 2

35 1

I S c

I S c

Wr

Doppelquantenkreuzrelaxation (kleine Moleküle )

→ Dipolar gekoppelte (räumlich benachbarte) Kernspins können durch den Raum Magnetisierung

miteinander austauschen

Kern (nuclear)-Overhauser-Effekt (enhancement)

Page 112: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• 1H-1H-Abstände aus NOE-Korrelationen (Kreuzrelaxation)

Kreuzsignale:- zuordnen- kalibrieren- quantifizieren

rAB < 5Å

Page 113: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• 1H-1H-Abstände aus NOE-Korrelationen (Kreuzrelaxation)

3D (1H-1H-15N)-NOESY-HSQC

2D (1H-15N)-HSQC

INOE ~ r-6

1H [ppm]

Page 114: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• NOEs und Sekundärstruktur-Elemente: -Helix

P

Page 115: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• NOEs und Sekundärstruktur-Elemente: -Helix

P

Page 116: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• NOEs und Sekundärstruktur-Elemente: -Faltblatt parallel

P

Page 117: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• NOEs und Sekundärstruktur-Elemente: -Faltblatt antiparallel

P

Page 118: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Struktureinschränkende Parameter• Sekundärstruktur-Elemente zusammen gefaßt

Page 119: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Strukturberechnung• Möglichst alle gemessenen NOEs zuordnen

1H [ppm]

HN

HNOE

Page 120: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Strukturberechnung

HN V275

1H [ppm]

Page 121: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Strukturberechnung1H

[ppm]

HA V275

HB V275

HG2 V275HG1 V275

1H [ppm]

Page 122: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Strukturberechnung

HN V275

HA V275

HB V275

HG2 V275HG1 V275

HN F274

HD F274

HA F274

HBs F274

HN F295

HA F295

HN A294

HB A294

HA P292

HN V276

P292F295

A294

V276

F274

1H [ppm]

Page 123: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Strukturberechnung• Möglichst alle gemessenen NOEs zuordnen

Page 124: Einführung in die NMR-Spektroskopie

StrukturberechnungDie potenzielle Energie einer Modell-Struktur: Molekülmechanik / Kraftfeld

Page 125: Einführung in die NMR-Spektroskopie

StrukturberechnungDie potenzielle Energie einer Modell-Struktur: Molekülmechanik / Kraftfeld

Page 126: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Strukturberechnung

Die potenzielle Energie einer Modell-Struktur plus zusätzliches Potential (Energie) für NOE-Abstandseinschränkungen

Page 127: Einführung in die NMR-Spektroskopie

StrukturberechnungMolekulardynamik-Simulation

Lösen der Newtonschen Bewegungsgleichungen für alleAtome i im Potentialfeld U

Kinetische Energie folgt einem Temperaturprotokoll

Koordinaten des Protein-Modells ändern sich mit t

Ziel: Minimierung der potenziellen Energie

P

Page 128: Einführung in die NMR-Spektroskopie

StrukturberechnungMolekulardynamik-Simulation

Movie!

Page 129: Einführung in die NMR-Spektroskopie

StrukturberechnungStrukturschar

r.m.s. Abweichung zur mittleren Struktur:

Proteinrückgrataller Schweratome

r.m.s. Abweichung zur mittleren Struktur:

Proteinrückgrataller Schweratome

0.037 nm0.070 nm0.037 nm0.070 nm

r.m.s. Abweichung zur mittleren Struktur:

Proteinrückgrataller Schweratome

0.037 nm0.070 nm

cAMP-freie CNBD

Konformerenschar (15 Strukturen)

cAMP-freie CNBD

Konformerenschar (15 Strukturen)

NC

P

Page 130: Einführung in die NMR-Spektroskopie

StrukturberechnungValidierung

- Anzahl und Stärke von Verletzungen (Nichteinhalten) der experimentellen Einscränkungen

- Ramachandran-Plot (erlaubte -Bereiche)- Allgemeine Geometrie der Struktur, van-der-Waals-

Zusammenstöße- Machen lokale Interaktionen Sinn? (polare WW -> H-

Brückenbind., Salzbrücken; unplolare WW -> hydrophober Kern)

- Beantwortet die Struktur biologische Fragen?

P

Page 131: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Bindungsstudien mit NMR

LPLP 'onk

offk

.

.

..

..

.koff groß

koff klein

Page 132: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Bindungsstudien mit NMR

1H chemische Verschiebung [ppm]

15N

che

mis

che

Vers

chie

bung

[ppm

]

CNBDcAMP-frei

NMR-Titrationsexperiment von CNBD mit cAMP

CNBD+ 250 µM cAMP

Page 133: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Bindungsstudien mit NMR

cAMP-freie CNBDcAMP-freie CNBD cAMP-gebundene CNBDcAMP-gebundene CNBD

-> starker Binder (hohe Affinität): zwei komplette Strukturen lösen!

Page 134: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Bindungsstudien mit NMR-> schwächere Binder (geringere Affinität): Mapping des Bindeepitops sehr schnell möglich!Titrationsexperimente mit 15N-Protein und unmarkiertem Ligand (natürliche Isotopenhäufigkeit)

NMR-Struktur(GABAA-Rezeptor

assoziierte Protein

GABARAP)

Interaktions-Partner (Trp)

Interaktions-analyse

Page 135: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Zeitskalen

From M.H. Levitt, „Spin Dynamics“

Alle Zustandsänderungen, die schneller als die

spektrale Zeitskala sind, führen dazu, dass im

Spektrum ein Mittelwert beobachtet wird (z.B. Entkopplung, dipolare

Kopplungen, Austausch von Protonen)

Alle Zustandsänderungen, die langsamer als die

spektrale Zeitskala sind, führen dazu, dass im Spektrum

zwei getrennte Signale beobachtet

werden.

Page 136: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Wechselwirkungen

• Zeeman-Wechselwirkung HZ: Wechselwirkung mit dem äußeren Magnetfeld

• Chemische Verschiebung HCS: Modulation des äußeren Magnetfeldes durch die Elektronenhülle

• Magnetfelder benachbarter Kernspins, die im Magnetfeld unterschiedliche stationäre Zustände einnehmen können:– Durch den Raum (Dipolkopplungen) HD

– Über Bindungen vermittelt (indirekte, oder J–Kopplungen) HJ

Page 137: Einführung in die NMR-Spektroskopie

NMR –Wechselwirkungen sind orientierungsabhängig

• NMR Wechselwirkungen hängen von der Orientierung im Magnetfeld ab

• Sie werden durch einen orientierungsabhängigen Tensor repräsentiertB0k

rk

11 21 31

12 22 32

13 23 33

ˆA A A

A A A AA A A

0ˆI A B

Page 138: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Beispiel chemische Verschiebung

0

0

0 0

00

CSx xx xy xz xzCSy yx yy yz yzCSz zx zy zz zz

B BB BB B B

0ˆCSB B

Page 139: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Tensoren

• Tensoren repräsentieren Vektortransformationen (Drehungen, Streckungen)• Tensoren beschreiben die Wechselwirkungen zweier vektorieller Größen in

Abhängigkeit der Orientierung• Die Spur eines Tensors (A11+ A22+ A33) ist orientierungsunabhängig• Für drei Orientierungen beschreibt der Tensor eine Streckung ohne

Drehung. • In diesem Fall liegt der Tensor in Diagonalenform vor

• Axx, Ayy und Azz sind die drei Tensorhauptwerte• Ein Tensor wird durch drei Tensorhauptwerte sowie

drei Winkel, die ihn im Raum orientieren, vollständigcharakterisiert.

0 00 00 0

xx

yy

zz

AA A

Ax y

z

Page 140: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Tensoren

• Jeder Tensor ist durch drei Hauptwerte Axx, Ayy und Azz sowie drei Winkel, die ihn relativ zum Bezugskoordinatensystem orientieren, charakterisiert.

• Alternativ zu den drei Werten Axx, Ayy und Azz lassen sich auch drei andere charakterisitsche Größen angeben, die die Form des Tensors anschaulicher wieder geben und folgendermaßen von den drei Tensorhauptwerten abhängen:

• Der isotrope Wert Aiso= 1/3(Axx+Ayy+Azz)

Konvention |Azz-Aiso| ≥ |Axx-Aiso| ≥ |Ayy-Aiso|

• Die Anisotropie A = Azz - Aiso

• Die Asymmetrie = (Ayy - Axx)/A

Azz

AyyAxx

Page 141: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Die chemische Verschiebung hängt von der Orientierung des Moleküls im Magnetfeld ab (CSA = Chemical Shift Anisotropy)

Pulverspektrum (Summe über alle Orientierungen) CSA Tensor ist ein Maß für die Elektronenverteilung

Chemische Verschiebungs-Anisotropie

32

1

1 (3cos 1)3

obs iso k kkk

Page 142: Einführung in die NMR-Spektroskopie

zz

yy

xx

0 0.5 1

0 0.5 1

>0

xx

yy

zz

yy

yy yy yy

yy xx

zz xx

xx

xx zzzz

zz xx zz

Chemische Verschiebungs-Anisotropie

Page 143: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Dipolare Kopplungen

B0

Page 144: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Dipolare Kopplungen

B0

Page 145: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Dipolare Kopplungen

21 23~ (1 3cos )DH

r

Page 146: Einführung in die NMR-Spektroskopie

„Pulverspektrum eines isolierten Spinpaares

Dipolare Kopplungen

21 23~ (1 3cos )DH

r

B0

r

Page 147: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Reduktion der Linienbreiten (I): Orientierte ProbenAlle Moleküle werden gleichausgerichtet (Einkristall, Lipiddoppelschicht, auf Glasplatten aufgetragen) Chemische Verschiebungund Dipolkopplung gebenAufschluss auf Orientierungdes Tensors (und damit auchdes Moleküls)

Page 148: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Linienverschmälerung(I): Orientierung

Einkristall in verschiedenen Orientierungen (31P-Spektrum)Naito, A.; Sastry, D. L.; McDowell, C. A. Chem. Phys. Lett. 1985, 115, 19.

Page 149: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Orientierte ProbenPISEMA : 2D Correlationspekrum (dipolare NH-Kopplung) (Abstand bekannt) mit 15N Verschiebung korelliert (CSA tensor bekannt) Orientierungen aller AMidgruppen. Powder Spectrum

NH

Dip

olar

Cou

plin

g

15N Chemical Shift

M. Bak, J.T. Rasmussen, N.Nielsen, J. Magn. Reson. 2000, 147, 296-330.

Homonuclear Decoupling

t1

DECCP

CP

1H

15N

t2

Page 150: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Orientierte Lipiddoppelschichten

Opella, S.J., Marassi F.M.., Chem. Rev. 2004, 104, 3587-3606.

Page 151: Einführung in die NMR-Spektroskopie

PISEMA Spektren Orienter Helices

Circular patterns(PISA Wheels) depend on the tiltangle of the helixaxis

Opella, S.J., Marassi F.M.., Chem. Rev. 2004, 104, 3587-3606.

30°

NH

dip

olar

cou

plin

g (k

Hz)

250 150 50250 150 50

=0° 60°

90°

15N Chemical Shift (ppm)

Page 152: Einführung in die NMR-Spektroskopie

PISA Wheels of Membrane Proteins

Opella, S.J., Marassi F.M.., Chem. Rev. 2004, 104, 3587-3606.

Residue-type labeling of amino acids facilitates sequential assignments

Ile Val

Ala Leu

full

simulated

Page 153: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Imitation der Brown’schen Molekularbewegung durch schnelle Rotation um den magischen Winkel

54.7°

32

1

1 (3cos 1)3

obs iso k kkk

21 23~ (1 3cos )DH

r

1arccos 54.73

Reduktion der Linienbreiten: Magic Angle Spinning

Page 154: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Magic-Angle Spinning (MAS)

• >: isotropes Signal (wie in Lösung)

• Inhomogene Linienbreiten (z.B. CSA):Rotationsseitenbanden im Abstand ±n·rot von der isotropen chemischen Verschiebung

• Homogene Verbreiterungen (Netzwerk dipolar gekoppelter Kerne):Keine vollständige Elimination der Linienverbreiterungen; Spindiffusionseffekte

Page 155: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Rotationsseitenbanden: Warum?

+

+

1

23

x

y

Unterschiedliche Resonanzfrequenzen → unterschiedliche Präzessionsfrequenzen

x

z

yx

z

y

rf-Puls

x

z

y

Page 156: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Anisotrope Verschiebungen-Der statische Fall

Verschiedene Orientierungen

x

y

t

Page 157: Einführung in die NMR-Spektroskopie

t

MAS

x

y

Page 158: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Rotationsechos

2 kHz

4 kHz

Page 159: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Rotationsechos und Rotationsseitenbanden

trot

1rot

rot

t

t

FT

Page 160: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Rotationsechos und die zugehörigen Seitenbanden

2 kHz

4 kHz

Page 161: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Rotationsechos (Glycin, simuliert)

Page 162: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Magic Angle Spinning – Zwischenbilanz

• Magic-Angle-Spinning eliminiert anisotrope Linienverbreiterungen

• Ist die Rotationsfrequenz kleiner als die Anisotropie, so treten Rotationsseitenbanden im Abstand ± nrot auf.

• Dies gilt exakt nur für inhomogene Linienverbreiterungen (Chemische Verschiebungsanisotropie, Dipolkopplungen zwischen isolierten Spinpaaren).

• Homogene Linienverbreiterungen (homonukleare Dipolkopplungen in einem Netzwerk stark gekoppelter Spins) lassen sich durch Magic-Angle-Spinning nicht vollständig eliminieren.

Page 163: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Inhomogene Linienverbreiterung

→ jedes Molekül hat eine definierte Resonanzfrequenz

Page 164: Einführung in die NMR-Spektroskopie

a=100Hz

Homogene Linienverbreiterung: kurze Lebensdauer des Spinzustandes

exp(-at) 1/(1+(2/a)2

a=1kHz

Page 165: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Inhomogene Linienverbreiterungen lassen sich refokussieren – homogene nicht

Inhomogen! Homogen!

x

y

Page 166: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Homogene/Inhomogene Linienbreiten -Lochbrennen

rf

Einstrahlung einer rf-Frequenz sättigt alle Übergänge dieser Frequenz

Inhomogene Linienverbreiterung: Lochbrennen

Homogene Linienverbreiterung: Das gesamte Signal wird gesättigt

Page 167: Einführung in die NMR-Spektroskopie

1 23~DH

r

Netzwerk homonuklearer dipolar gekoppelter Spins

• „Flip-flop“-Übergänge (Nullquantenübergänge)

• Je stärker die dipolare Kopplung (je größer das gyromagnetische Verhältnis und je höher die Dichte an Kernspins), desto wahrscheinlicher ist so ein Übergang.

• Im 3D-Netzwerk wird Magnetisierung sehr schnell ausgetauscht und durch die gesamte Probe weitergereicht.

→ Spindiffusion.

• Vor allem Protonen (hohes gyromagnetisches Verhältnis, hohe Dichte).

Page 168: Einführung in die NMR-Spektroskopie

t

Dipolkopplungen-isoliertes Spinpaar

x

y

Page 169: Einführung in die NMR-Spektroskopie

t

Dipolkopplungen - Netzwerk

y

x

Page 170: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Protonen in der Festkörper-NMR-Spektroskopie

800 MHz, Rotationsfrequenz: 20 kHz

HNNH

+H3N

CO2-

+

H2H

H21

H12

NH

Aromaten+ NH3

HH

DQ(SPC5)

Page 171: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Konsequenzen

• Hochauflösende Festkörper-NMR-Spektroskopie von Protonen ist oft nicht realisierbar

• Stattdessen: 13C und 15N Isotopenmarkierung• Heteronukleare Kopplung zum Protonennetzwerk macht

auch 13C- und 15N-Linienbreiten homogen • Protonenentkopplung

– Einstrahlung von rf-Strahlung auf dem 1H-Kanal während der Evolutions-und Detektionsperioden

– Dadurch wechseln die Protonen so häufig ihren Spinzustand, dass benachbarte 13C- und 15N Kerne nur noch einen gemittelten Duchschnittsuzstand sehen.

Page 172: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Protonen in der Festkörper-NMR-Spektroskopie

800 MHz, Rotationsfrequenz: 20 kHz

HNNH

+H3N

CO2-

+

H2H

H21

H12

NH

Aromaten+ NH3

HH

DQ(SPC5)C

C

C

CC

CO

13C-Spektrum mit high-power Protonenentkopplung

Page 173: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Isotopenmarkierung

• Kurze Peptide, Festphasensynthese: Vollständig markierte Aminosäuren oder spezifisch isotopenmarkierte Aminosäuren können beliebig und sequenzspezifisch eingeführt werden.

Abstandsmessung zwischen einzelnen Spins möglich

• Rekombinant exprimierte Proteine:

Minimalmedium aus isotopenmarkierten Nährstoffen; markierte Isotope werden statistisch eingebaut.*

*Geib, K. H.; Bonhoeffer, K. F., Z Phys Chem. A 1936, 175, 459-468.

Page 174: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Festkörper-NMR:Experimente

Page 175: Einführung in die NMR-Spektroskopie

E. HahnJ.S. Waugh

A. Pines

Page 176: Einführung in die NMR-Spektroskopie

1H

X

1H

X

,RF

S,RF

90

Kreuzpolarisation (Cross Polarisation CP)

• Signalverstärkung

• Umgehen der oft langen T1-Relaxation für Heterokerne

• Selektion bestimmter Spinpaare

• Spinlock der 1H-Magnetisierung

• Durch gleichzeitiges Einstrahlen eines rf-Feldes auf dem X-Kanal wird der Polarisationstransfer auf X begünstigt, wenn I,RF = S,RF

Page 177: Einführung in die NMR-Spektroskopie

CP MAS 1 1 , 1,2I S Rk k

CP MAS

I-S/R=-2 -1 1 2

Magnetisierungstransfer ist möglich, wenn:

1H

X

,RF

S,RF

90

Hartmann-Hahn-Bedingung

Page 178: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Mixing time [ms]

0

100

200

300

400

500

600

700

0 1 2 3 4 5 6

1.5 2.5 3.5 Distance inÅ

I-S=MASSignal buildup

Abstandsmessung ist möglich

1H

X

Page 179: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Cross-Polarization 2D

t1

t2

I

S

CP

CP

Entkopplung

I

S

HETCOR-Spektren:Korrelation zwischen dipolar gekoppelten Kernen

Page 180: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Selektiver Transfer auf CO oder Cmöglich: Specific-CP

Baldus, M.; Petkova, A. T.; Herzfeld, J.; Griffin, R. G. Mol. Phys. 1998, 95, 1197-1207.

N/C transfer: intraresidue N/C correlation

N/CO transfer: interresidue N/C correlation

CP für heteronuklearen Transfer

Page 181: Einführung in die NMR-Spektroskopie

2D Spektren

Tripeptid AGG (Ala-Gly-Gly)

Page 182: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Imitation der Brown’schen Molekularbewegung durch schnelle Rotation um den magischen Winkel

54.7°

32

1

1 (3cos 1)3

obs iso k kkk

21 23~ (1 3cos )DH

r

1arccos 54.73

Wiedereinkopplung (Recoupling)

Page 183: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Dipolar Recoupling

Homonuklear:

Rotational resonancerotary resonanceHORRORRFDRC-Sequences (SPC5, POST-C7 ect)R-sequences (R18, R14)

Heteronuklear:

REDOR

Double-quantum Hamiltonian:

HDQ =deff (I1+I2+ + I1-I2-)

Zero-quantum Hamiltonian:

HZQ = deff (I1+I2- + I1-I2+)

Idee: Wird die periodische Modulation der

Dipolkopplung mit einer zweiten periodischen

Modulation überlagert, so wird die Ausmittelung

aufgehoben.

Page 184: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Heteronukleare Wiedereinkopplung

2 180°-Pulse pro Rotorperiode

Page 185: Einführung in die NMR-Spektroskopie

t

Dipolkopplungen-isoliertes Spinpaar

x

y

Page 186: Einführung in die NMR-Spektroskopie

t

REDOR Recoupling

y

x

Page 187: Einführung in die NMR-Spektroskopie

REDOR Signal:dephasiert aufgrund der Dipolkopplung

Abstandsmessung15N

13C13C

REDOR Abstandsmessung

Page 188: Einführung in die NMR-Spektroskopie

1

2

R

R

RR Bedingung

Rotational Resonance (RR)

13C

13CR.G. Griffin

Page 189: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Symmetrie-basierte Pulssequenzen

C-Sequenzen R-SequenzenM. H. Levitt

Page 190: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Homonuclear Dipolar Recoupling: Longitudinal Mixing

exc t1 Recoupling t2

Diagonal peaks: I(1,1) = I(2,2) = cos2(defftmix)

Cross-peaks: I(1,2) = I(2,1) = ±sin2(defftmix)

k l

k

l

Page 191: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Doppelquantenspektroskopie

t1DQ excitation t2

01

-1

1 2 rec

p11 + p22 = -rec

p1 = ±2p2 = -11 = {0°,90°,180°,270°}4

2 = {0°}4 {90°}4 {180°}4 {270°}4

rec= {0°,180°}2 {90°,270°}2 {180°,0°}2 {270°,90°}2

DQ reconversion

Ohne t1-Evolutionszeit: Doppelquantenfilter (siehe Praktikum)

-2

2

Page 192: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Doppelquantenspektroskopie

t1DQ excitation t2

1 2 rec

DQ reconversion

1 2

1+2

3

1+3

2+3 Keine Diagonalsignale.

Page 193: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Cross-Relaxation (Spin Diffusion)

exc t1 t2mix

Spin-Diffusion: Austausch von Magnetisierung zwischen dipolar gekoppelten Kernen

Protonen

Heterokerne: keine Protonenentkopplung während des Mischens

Page 194: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Fazit

• Im Festkörper sind chemische Verschiebung und dipolareKopplungen zwischen den Kernspins abhängig von der Orientierung des Moleküls im Magnetfeld.

• MAS eliminiert die anisotrope Linienverbreiterung.

• Die Ausmittelung durch MAS kann durch rotor-synchronisierte rf-Felder ausgeschaltet werden.

• Wechselwirkungen können so kurzzeitig ein- und ausgeschaltet werden. → Großes Arsenal an Möglichkeiten.

Page 195: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Festkörper-NMR-Spektroskopie von Biomolekülen Wozu?

• Röntgenkristallographie setzt kristalline Proben voraus

• Flüssig-NMR setzt lösliche Proben voraus

• Proteine in ihrer natürlichen Umgebung sind oft weder löslich nochkristallin. (Membranproteine, Protzeinaggregate, molekulareKomplexe mit großer Masse)

Page 196: Einführung in die NMR-Spektroskopie

MAS NMR von extensiv isotopenmarkiertenProteinen

Heise, H.; Hoyer, W.; Becker, S.; Andronesi, O. C.; Riedel, D.; Baldus, M., Proc. Natl. Acad. Sci. U. S. A. 2005, 102, 15871-15876.

Erster Schritt: sequenzielle ZuordnungBeispiel: 140 Proteinfibrille aus einem Protein mit 140-Aminosäuren (-Synuclein)

Page 197: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Luca, S.; Heise, H.; Baldus, M. Acc. Chem. Res. 2003, 36, 858-865.

2D Homonukleare 13C Korrelationsspektroskopie

CO C C

Doppelquantenkorrelation

Homonuklear: SD, DQ-mixingIntraresidue transfer-> spin systems

160

60

20

180

40

CO C C

Einquantenkorrelation

Tripeptid: Ala-Gly-Gly

Page 198: Einführung in die NMR-Spektroskopie

Die Zukunft: Sensitivity, sensitivity, sensitivity

• Größter Nachteil der NMR-Spektroskopie: die geringe Empfindlichkeit

Boltzmann:

• N/N ~ exp(-E/kT)

• 600 MHz, RT: auf 500000 -spins kommen 500001 spins im -Zustand.

Page 199: Einführung in die NMR-Spektroskopie

DNP

• Dynamic Nuclear Polarization (historischer Name, nicht wirklich aussagekräftig): Magnetisierung wird von Elektronen auf Kernspins übertragen

• Der Original-Overhauser-Effekt beruht auf dem Magnetisierungstransfer von Elektronen auf Kernspins durch Kreuzrelaxation (Elektronen-Kern-NOESY)

• Overhauser-Effekt: Doppelquanten-Kreuzrelaxation• Solid-Effekt: Verbotene Übergänge werden angeregt• Cross-Effekt/Thermal mixing: Dreispinprozess