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Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Univ.Prof. Dr. Marcus Hudec Statistik 1 für SoziologInnen

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Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung

Univ.Prof. Dr. Marcus Hudec

Statistik 1 für SoziologInnen

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It is remarkable that a science which began with the consideration of games of chance should have become the most important object of human knowledge ...

The most important questions of life are, for the most part, really only problems of probability.

Pierre Simon de LaplaceTheorie Analytique des Probabilities, 1812

WAHRSCHEINLICHKEITSRECHNUNG

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Zufall und Erkenntnis

Klassischer wissenschaftstheoretischer Fortschrittsglauben:

Gegensätzliche Standpunkte: Demokrit:

Die Natur ist in ihrer Grundlage streng determiniert Zufälliges entspricht dem Nichterkannten

Epikur:Der Zufall ist immanenter Bestandteil der Natur der Erscheinungen unserer Welt

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Unsicherheit und Unschärfe (Zufall) können durch fortschreitende wissenschaftliche Erkenntnis reduziert werden

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Zweifel am deterministischen Weltbild

Das Gewebe dieser Welt ist aus Notwendigkeit undZufall gebildet; die Vernunft des Menschen stellt sich zwischen beide und weiß sie zu beherrschen; sie behandelt das Notwendige als den Grund ihres Daseins; das Zufällige weiß sie zu lenken, zu leiten und zu nutzen, ...

Johann Wolfgang von Goethe

Dissertation von Karl Marx (1841) beschäftigte sich über den Unterschied in der Naturphilosophie Demokrits und Epikurs

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Paradigmenwechsel im 20.Jahrhundert

Erkenntnisse der theoretischen Physik"Existenz der Wahrscheinlichkeit in der Natur"

Thermodynamik (Boltzmann) Bewegungen von Molekülen werden nicht durch Gesetze

der Newtonschen Mechanik sondern durch Wahrscheinlichkeitsgesetze gesteuert

Quantenmechanik (Heisenberg) Radioaktivität: freie Neutronen zerfallen zufällig Ihre Anzahl gehorcht jedoch einem bestimmten Gesetz

Kalkül des Zufalls ~ Wahrscheinlichkeitsrechnung Einstein: "Gott würfelt nicht"

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Unschärferelation der Quantenmechanik

Grundpostulat der modernen Physik:Die Elementarvorgänge im materiellen Geschehen entziehen sich grundsätzlich einer exakten raum-zeitlichen Darstellung. Voraussagen über Ort und Geschwindigkeit der kleinsten Partikeln haben immer nur den Charakter von Wahrscheinlichkeitsaussagen.

Werner Heisenberg

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Wahrscheinlichkeit und Biologie

Theorie der Evolution: umweltbedingt kommt es zu zufälligen Änderungen des Genotyps crossing over Mutuation

Evolution ist keine Entwicklung von primitiven zu komplexen Lebensformen sondern eine Entwicklung von weniger angepassten Arten zu besser angepassten

Die Rolle des Zufalls für moderne Biologie und Genetik==> M. Eigen "Das Spiel“

Die Rolle des Zufalls für moderne Physik und Biologie==> L. Tarassow „Wie der Zufall will? - Vom Wesen

der Wahrscheinlichkeit“

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Wahrscheinlichkeit und Risiko im Alltag

Unsere Gesellschaft muss stärker lernen, Risiken zu bewerten, ganz generell gesprochen. Das Leben mit der Chance und dem Risiko ist ein wichtiges gesellschaftliches Problem. Ich finde es in einer komplexer werdenden Welt auch wichtig, Kinder bereits frühzeitig an solche Abwägungen heranzuführen, die sie später immer wieder vornehmen müssen. Im Kindergarten und in der Schule können Kinder spielerisch lernen, was Wahrscheinlichkeit und Risiko bedeuten.

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Angela Merkel in einem Interview 12/2006

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Risikovermeidung

9 © Hudec

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Definitionen - 1

Kalkulatorische Erfassung des Phänomen Zufalls Zufallsvorgang

Vorgang mit ungewissem AusgangEs gibt mehrere mögliche Ergebnisse des VorgangsDas Ergebnis bei einer Durchführung ist nicht mit Sicherheit vorhersehbar

ZufallsexperimentDer Vorgang ist unter gleichen Randbedingungen beliebig oft wiederholbar

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Bestimmung der Wahrscheinlichkeit

Das Prinzip "günstige Fälle" dividiert durch alle "möglichen Fälle" im Rahmen eines Modells gleicher Wahrscheinlichkeiten für die EinzelereignisseLaplace klassischer Wahrscheinlichkeitsbegriffeinfache ideale Glücksspiele

Statistische Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses ist jener Wert, bei dem sich die relative Häufigkeit bei einer wachsenden Zahl von Versuchswiederholungen stabilisiert Mises frequentistischer Wahrscheinlichkeitsbegriffalle Zufallsexperimente

Das Konzept subjektiver Wahrscheinlichkeitende Finetti subjektiver Wahrscheinlichkeitsbegriffalle Zufallsvorgänge

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Beispiele:

Laplace: Teilnahme an einer LotterieAnzahl der Möglichkeiten (verschiedene Lose) sei 100.000Anzahl der „günstigen“ Fälle (gewinnende Lose) sei 5.000 Ich besitze ein Los Wahrscheinlichkeit = 5%, dass ich einen Gewinn erhalte

Voraussetzung: Echte Zufallsauswahl – alle Lose haben die gleiche Chance gezogen zu werden.

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Beispiele:

Mises Wiederholte Durchführung der Teilnahme an der Lotterie und Ermittlung der relativen Häufigkeit, wie oft mein Los gewinnt. Verwende diese relative Häufigkeit, als Maß für die Wahrscheinlichkeit

Voraussetzung: Wiederholbarkeit muss möglich sein De Finetti

Subjektive Einschätzung kann Zweifel an Zufälligkeit berücksichtigenBei Lotterie wenig relevant aber z.B. bei Sportwetten

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Was ist Wahrscheinlichkeit?

Wahrscheinlichkeit ist der Grad der Gewissheit für das Eintreten von Ereignissen

Je nach Sichtweise können Wahrscheinlichkeiten hergeleitet werden, als ein Maß für die Unsicherheit konkreter Ereignisse

aufgrund der möglichen Alternativen ein Maß für die relative Häufigkeit des Auftretens von

Ereignissen ein Maß für den Grad an persönlicher Überzeugung

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Wahrscheinlichkeiten und Mengen

Aus der Sicht der Mathematik werden Wahrscheinlichkeiten so definiert, dass sie Mengen eine Zahl im Bereich von null und eins [0, 1] zuzuordnen.

Diese Zahl quantifiziert die Wahrscheinlichkeit, dass das durch die Menge repräsentierte Ereignis eintritt.

Unter einer Wahrscheinlichkeitsverteilung versteht man demnach eine Abbildung, die auf einem Mengensystem definiert ist und den (in wenigenFolien vorgestellten) Kolmogorov-Axiomen genügt

Zuvor wiederholen wir aber noch einige Grundbegriffe der Mengenlehre

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Grundlegende Definitionen

Ein möglicher Ausgang (mögliches Ergebnis) eines Zufallsexperiments wird als Elementarereignisbezeichnet. e1, e2, ...

Die Menge aller Elementarereignisse eines Zufallsexperiments wird als Ergebnismenge oder Stichprobenraum bezeichnet.E={e1, e2, ...}

Eine Teilmenge A der Ergebnismenge heißt (zusammengesetztes) Ereignis. Ein Ereignis A tritt ein, wenn ein Ergebnis beobachtet wird, das zu A gehört. AE

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Beispiel

Wir wählen im Rahmen eines Exit-Polls nach dem Zufallsprinzip Wähler beim Verlassen des Wahllokals aus, und befragen Sie nach Ihrer Wahlentscheidung.

Angenommen es standen 3 Parteien zur Wahl (Partei-A, Partei-B und Partei-C), dann ist der Stichprobenraum durch folgende 4 Elementarereignisse definiert:{Stimmabgabe für A, Stimmabgabe für B, Stimmabgabe für C, ungültige Stimme}

Ein zusammengesetztes Ereignis, wäre etwa:Gültige Stimmenabgabe ‐ es handelt sich hierbei um eine Teilmenge des Stichprobenraums, welche durch folgende 3 Elementarereignisse definiert ist: {Stimmabgabe für A, Stimmabgabe für B, Stimmabgabe für C}

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Ereignis A als Teilmenge von E: A E

A ist Teil von E18 Statistik 1 - Einführung in die

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E

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B ist ein Teilereignis von A : B A E

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E

B ist Teil von A

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Komplementärereignis (Inversion)

A'

A A' = E Nicht A

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E

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Durchschnitt von A und B

A B={e| e A und e B} sowohl als auch

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E

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Vereinigung von A und B

A B={e| e A oder e B}oder (aber nicht exklusiv)22 Statistik 1 - Einführung in die

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E

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Differenzmenge: A ohne B

A \ B={e| e A und nicht e B} ohneBeachte: E \ A = A'

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E

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Exklusives Oder

(A B') (A' B) = (A B) \ (A B) entweder oder

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E

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Wahrscheinlichkeitsmaß

Ein Wahrscheinlichkeitsmaß P ist eine Abbildung, die allen möglichen Elementarereignissen eines Zufallsexperiments eine Zahl zuordnet und dabei den Axiomen von Kolmogorov genügt.

Die Wahrscheinlichkeit eines beliebigen Ereignisses A ergibt sich durch die Summe der Wahrscheinlichkeiten jener Elementarereignisse, die in A enthalten sind.

• Positivität 0 P(A) 1• Normierung P(E) = 1• Additivität P(A1A2)=P(A1)+P(A2) falls A1 A2=

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Die Axiome in Worten

Für jedes Ereignis ist die Wahrscheinlichkeit eine reelle Zahl zwischen 0 und 1.

Das sichere Ereignis hat die Wahrscheinlichkeit 1. Das unmögliche Ereignis hat die Wahrscheinlichkeit

null. Die Wahrscheinlichkeit einer Vereinigung abzählbar

vieler unterschiedlicher Elementarereignisse entspricht der Summe der Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Elementarereignisse.

Die Summe der Wahrscheinlichkeit von 2 komplementären Ereignissen ist 1. P(AA')=P(E)=1 P(A)+P(A')=1 P(A')=1-P(A)

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Einfaches Beispiel (1)

Zufallsexperiment: Eine Münze wird einmal geworfen Elementarereignisse: Kopf, Adler bzw. kurz K, A Ergebnismenge E = {K, A} Geht man von einer Gleichverteilung aus so ergibt sich: P(K) = 1/2 P(A) = 1/2 Additivität:

E=K A P(K A) = 1/2 + 1/2 = 1

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Einfaches Beispiel (2)

Zufallsexperiment: Eine Münze wird zweimal geworfen Es gibt jetzt 4 Elementarereignisse: KK, KA, AK, AA Ergebnismenge E = {KK, KA, AK, AA} Geht man wieder von einer Gleichverteilung aus so

ergibt sich:P(KK) = P(KA) = P(AK) = P(AA) = 1/4

Additivität:E=KK KA AK AA P(E) = 1/4 + 1/4 + 1/4 + 1/4 = 1

Zusammengesetztes Ereignis: A = "zwei gleiche Ergebnisse" A = {KK, AA} = P(A) = 1/4 + 1/4 = 1/2

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Beispiel: Würfelwurf

mögliche Elementarereignisse 1, 2, 3, 4, 5, 6 P(1) = P(2) = P(3) = P(4) = P(5) = P(6) = 1/6 P(E) = 1/6 + 1/6 + 1/6 + 1/6 + 1/6 + 1/6 = 1

(Zusammengesetzte) Ereignisse A ... gerade Augenzahl A={2, 4, 6} P(A) = 1/6 + 1/6 + 1/6 = 3/6 B ... Augenzahl < 3 B={1, 2} P(B) = 1/6 + 1/6 = 2/6

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Komplementbildung

A' ... Nicht A ungerade Augenzahl A' = {1, 3, 5} A' = E \ A P(A') = P(E) - P(A) = 1 - P(A) = 1 - 3/6 = 3/6

2 146

3

5A

A'E

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Durchschnittsbildung

A B ... gerade Augenzahl und Augenzahl kleiner 3

A B = {2} P(A B) = 1/6

2 146

3

5A

EB

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Vermutung: P(A B) =?= P(A)*P(B)= 1/3*1/2 =1/6

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Differenzmenge

A \ B ... gerade Augenzahl ohne den Augenzahlen kleiner 3

A \ B = {4, 6} P(A \ B) = P(A) - P(A B) = 2/6

2 146

3

5A

EB

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Beispiel zur Ereignisalgebra

Wir betrachten eine Gesamtheit mit 2 Merkmalen: Geschlecht, Alter

A...(Geschlecht = männlich) .... n(A)=50 ...h(A)=0,50

A‘...(Geschlecht = nicht männlich) (Geschlecht = weiblich) .... n(A‘)=50 ... h(A‘)=0,50

B...(Alter <= 25) ...................... n(B)=60 ... h(B)=0,60

B‘...(Alter > 25) ....................... n(B‘)=40 ... h(B‘)=0,40

Wenn wir zufällig eine der 100 Personen auswählen, so können wir die relativen Häufigkeiten auch als Wahrscheinlichkeit interpretieren

<=25 >25 Gesamtmännlich 20 30 50weiblich 40 10 50Gesamt 60 40 100

Sex

Alter

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Beispiel zur Ereignisalgebra

Durchschnitt

AB (Geschlecht = männlich) und (Alter <= 25)

n(AB )=20 ...h(AB )=0,20

<=25 >25 Gesamtmännlich 20 30 50weiblich 40 10 50Gesamt 60 40 100

Sex

Alter

34 Statistik 1 - Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung

Man beachte P(AB) ist offensichtlich nicht immer gleich dem Produkt P(A) mal P(B) – 0,5*0,6 0,30(Weitere Details dazu im nächsten Kapitel)

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Beispiel zur Ereignisalgebra

Vereinigung

AB (Geschlecht = männlich) oder (Alter <= 25)

n(AB )=90 (ergibt sich aus 20+30+40)

h(A B )=0,90

<=25 >25 Gesamtmännlich 20 30 50weiblich 40 10 50Gesamt 60 40 100

Sex

Alter

35 Statistik 1 - Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung

Man beachte: P(A B) = P(A) + P(B) - P(AB )0,90 = 0,50 + 0,60 – 0,20

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Beispiel zur Ereignisalgebra

Differenzmenge

A \ B (Geschlecht = männlich) ohne (Alter <= 25)

n(A \ B )=30 ...h(A \ B )=0,30

<=25 >25 Gesamtmännlich 20 30 50weiblich 40 10 50Gesamt 60 40 100

Sex

Alter

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Man beachte: P(A \ B) = P(A) - P(A B)0,30 = 0,50 - 0,20

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ZUSAMMENFASSUNG

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Manchmal gilt: P(AB) = P(A) . P(B)Manchmal gilt: P(AB) P(A) . P(B) Der Begriff der Unabhängigkeit wird darüber definiert, ob die obige Gleichung hält oder nicht (Details siehe nächste Lektion)

P(A \ B) = P(A) - P(A B)Die Wahrscheinlichkeit eines durch die Differenzmenge A\B definierten Ereignisses ist die Wahrscheinlichkeit von A minus der Wahrscheinlichkeit des gemeinsamen Durchschnitts von A und B.

P(A B) = P(A) + P(B) - P(AB )Die Wahrscheinlichkeit eines durch Vereinigung definierten Ereignisses ist die Summe der Wahrscheinlichkeiten der beiden Ereignisse minus der Wahrscheinlichkeit des Durchschnitts (Doppelzählung!)