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590 Fette und Seif,en 46. Jahrgang Tabelle I Gewebe- Wascherei festigkeit Festigk. Einzel-Faser Poly- trocken na13 naJ3 Dehnung Titer merisations- kg kg B naR 010 grad n. 1. Wasche 44,9 19,6 $ ,j 11. r. Wasche 5% H 38,l 19,o 36,6 16,l 16,O 5,5 27,6 15,3 G 800 mni 0 9.7 5,l $ [ G 900 mm 0 31,6 l4,9 e Die Bestiniiiiung der Einzelfasern und des Polymeri- sationsgrades wurden freundlicherweise durch das wisseii- schaftliche Untersucliungslaboratorium der I. G. Farben- industrie, Oppau, ausgefiihrt, wofiir an dieser Stelle bestens gedankt nird. Tab. I1 zcigt die Gesamtverluste, die aus dem Polymeri- sationsgrad ermittelte chemische Schadigung uiid die aus der Differenz (Gesamtverlust - cheni. Schadigung) festgestellte mechanische Schadigung. Chemische Mech. Tabelle I1 Schiidigung Schadigung nach 50 Waschen bei 100V0 bei 1000/0 hochnafi- hochna0- fester fester Wascherei trocken nad Zellwolle Zellwolle Gesamt-Festigkeitsverlust H. Baumwolle: Leinen: Duraflox: L. Banniwolle: Leincn: Duraflox: V. Baumwolle: Leilien: Duraflox: G. Baumnolle: 900 Q Leinen: Duraflox: G. Baumwolle: 800 0 Leinrn: Duraflox: F. Baumwolle: Leinen: lhraflox: 22,8 010 19,4 010 l5,l 010 ll,.iO/O 15,i O/o 18,5 O/o 29,2 010 23,6 010 - 22,6 O/o 31,6 O/o 29,6 O/o 28,4 010 43,l O/c i8,4 O/O .53,2 O/o 64,1 O/o - - 3O/o 13,4O/o l,i O/o - - 17,s O/o 15,9 O/o 2,6 O'o Ails den Untersuchungen geht hervor, dafi die Waschereie,i H. uutl L. schonend arheiten. Schon groRer siiitl die Verlustc hei den Waschereien V. uiid G. 900 mm 0. Sic liegen aber noch in der Grenze des Gutezeichens. Samtliche vier Wa- schereien hahen in Kupfertronimeln gearbeitet unter Ver- wenduiig voii Sauerstoffbleiche. Interessaiit ist, wie in den eiiizelnen Betrieben die mechanische und cliemische Schl- digung versehieden liegt. Die geringsten mechanischen 192 l5,O 1,30 245 128 9,5 1.29 ' 212 141 10,4 1,23 206 80 nicht mehr zu bestimmen 140 103 8,6 . 1,36 200 nicht mehr mefibar 135 groBe Streuung 198 Durchschnitt 73-157 ~Ch~digUiigeli liegen in tler Wischerei H. yor. Sie werden etwas groRer bei L. und steigen noch bei der Wascherei V. Noch hoher .lie@ die mechanische Schadigung in der W%- scherei G. in der 900-Maschine, in derselben haben wir leichte Korrosionen an den SchweiRnahten feStgeStellt. Die chemische Schadigung ist in den Waschereien H., L., V. und G. 900 tragbar. In den Waschereien G. 800 mm a und F. sind die chemischen Schadigungen sehr betrachtlich. In der Wascherei F. liegen Bleichfehler vor. In der Wascherei G. wurdcn starke Korrosionen der Kupferinnentrommel fest- gestellt. Die stark korrodierte Innentrommel rief nicht nur die hochstcn niechanischen Verluste, sondern auch die hochsten chemischen Schiidigungen hervor. Zusccmmenfassung 1. Bei schonendem Waschverfahren konnen auch 10W/oige Zellwollgenebe der neuen Herstellung wie WeiDwasche gcwaschen werden. Der Festigkeitsversust der 100°/oigen Zellwollgewebe liegt znischen dem von Baumwolle wid Reinleinen. hjiiiigel beim Waschverfahren haben h e n hedeutenden Festigkeitsverlust der 100°/oigen Zellwollgewebe zur Folgc, der den Verlust von Baum- wolle uiid Reinleincn betrdchtlich iihersteigt. 2. Die Bestinimung des Polymerisatioiisgrades gibt Auf- schluB iibcr die chemische und mechanische Schadi- gung dcr Zellnolle. 3. Die Anfarbung der gewaschenen Zellwollgewebe mit Nrokarniin zeigt mechanische Scliadigungen an und gibt einen gewissen Anhaltspunkt dafiir, wie hoch die mechanische Schadigung liegt. 4. Waschmaschinen aus nichtrostendem Stahl rufen gerin- gere Festigkeitsverluste hervor als solche aus *Kupfer. 5. Eiue schonende Bleiche wird auch von reinen Zellwoll- gewchrn gut vertragen. Es ist bei richtiger Durch- fuhrung der Bleiche kein Unterschied zwischen der Sauerstoff- und Chlorbleiche hinsichtlich des Festig- keitsverlustes Eestzustellen. Fehler bei der Bleiche wirken sich allerclings bei der Zellwolle vie1 starker aus als bei Bauinwolle und Leinen. Der richtigen Durchfuhrung der Bleiche ist daher die grol3te Beach- tung zii widmen. Einheimische Gerbstoffdrogen in der Kosmetik') Von Apotheker H. S c h w n r z , Miinchen Die technische und medizinische Anwendung von ,,Gerh- stolren" ist bereits be1 den alten dgyptern nacnweisbar. Die Kenntnis der Reaktion der Gerbstoffe mit Eisensalzen is1 bereits in der vorchristlichen Zeit vorhanden. Die Ver- falschung des Grunspaiis (aerugo) durch den WCniger wert- vollen Eisenvitriol !aRt P 1 i n i u s durch Verweiidung eines Gallapfelauszuges ermitteln. Da die Gerbstoffe adstringierend wirken, werden sie in die Gruppe der Adstringentien eingereiht. Die adstringierende Wirkung kommt folgendermaden zustande: Durch EinriR- gewinnung lritt eine ,,Verdichtung" der oberflachlichen Zell- lagen ein, die der Schwellung und entziindlichen Lockeriing des Gewebes entgegenwirkt; gleichzeitig die erkrankte Schleinihaut vor Rcizen und Schadigungen, die das Gewebe von auDen treffen, schiitzt. Auf Grund dieser adstringieren- den Wirkung findcn Gerbstoffe und Gerbstoffdrogen vielsei- tige Verwendung: als Yund\vasserzusiitze, gegell Frostbeulen, gegen iibermafiige SchwriBsekrrtion, iii Haarwasseni gCgen den durch die iiberniaRige Fettproduktion bedingten Haarausfall und als Badezusatze. ,,Die Blutgefadchen, die mit deni Gerbstoff in Beriihrung gelangen, werden untkr Schrumpfung fur die plasniatischen und organisierten Blut- bestaiidteile uudurchlassig. Die Hautdriisentatigkeit wird aus dcni gleichen Grundc herabgesetzt und die gesamte Oberfliiche der behandelten Haut oder Schleimhaut gegen- *) Realenzyklopadie der gesamten Pharmazie, Berlin 1905; T r u t t w i n , Haridbuch der kosmetischen Chemie, Leipzig 1924; A n s e 1 m i n o und G i 1 g , Kommentar zum Deutschen L4rzneibuch VI, Berlin 1928; M a d a us, Lehrbuch cler biologischeii Heilmittel, Leipzig 1938; H. S c h w a r z , Haanvasser, Eberswalde 1931.

Einheimische Gerbstoffdrogen in der Kosmetik

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590 Fette und Seif,en 46. Jahrgang

Tabelle I Gewebe-

Wascherei festigkeit Festigk. Einzel-Faser Poly- trocken na13 naJ3 Dehnung Titer merisations-

kg kg B naR 010 grad

n. 1. Wasche 44,9 19,6 $ ,j 11. r. Wasche

5 % H 38,l 19,o 36,6 16,l 16,O 5,5 27,6 15,3

G 800 mni 0 9.7 5,l $ [ G 900 mm 0 31,6 l4,9 e Die Bestiniiiiung der Einzelfasern und des Polymeri-

sationsgrades wurden freundlicherweise durch das wisseii- schaftliche Untersucliungslaboratorium der I. G. Farben- industrie, Oppau, ausgefiihrt, wofiir an dieser Stelle bestens gedankt nird.

Tab. I1 zcigt die Gesamtverluste, die aus dem Polymeri- sationsgrad ermittelte chemische Schadigung uiid die aus der Differenz (Gesamtverlust - cheni. Schadigung) festgestellte mechanische Schadigung.

Chemische Mech. Tabelle I1 Schiidigung Schadigung

nach 50 Waschen bei 100V0 bei 1000/0 hochnafi- hochna0-

fester fester Wascherei trocken nad Zellwolle Zellwolle

Gesamt-Festigkeitsverlust

H. Baumwolle: Leinen: Duraflox:

L. Banniwolle: Leincn: Duraflox:

V. Baumwolle: Leilien: Duraflox:

G. Baumnolle: 900 Q Leinen:

Duraflox: G. Baumwolle:

800 0 Leinrn: Duraflox:

F. Baumwolle: Leinen: lhraflox:

22,8 010

19,4 010

l 5 , l 010

l l , . i O / O 15 , i O/o

18,5 O/o

29,2 010

23,6 010

-

22,6 O/o

31,6 O/o 29,6 O / o

28,4 010

43,l O/c i 8 , 4 O/O

.53,2 O/o

64,1 O/o

-

-

3O/o 13,4O/o l , i O / o - -

17,s O / o 15,9 O / o 2,6 O'o

Ails den Untersuchungen geht hervor, dafi die Waschereie,i H. uutl L. schonend arheiten. Schon groRer siiitl die Verlustc hei den Waschereien V. uiid G. 900 mm 0. Sic liegen aber noch in der Grenze des Gutezeichens. Samtliche vier Wa- schereien hahen in Kupfertronimeln gearbeitet unter Ver- wenduiig voii Sauerstoffbleiche. Interessaiit ist, wie in den eiiizelnen Betrieben die mechanische und cliemische Schl- digung versehieden liegt. Die geringsten mechanischen

192 l5,O 1,30 245

128 9,5 1.29 ' 212 141 10,4 1,23 206 80 nicht mehr zu bestimmen 140

103 8,6 . 1,36 200

nicht mehr mefibar 135 groBe Streuung 198

Durchschnitt 73-157

~Ch~digUiigeli liegen in tler Wischerei H. yor. Sie werden etwas groRer bei L. und steigen noch bei der Wascherei V. Noch hoher .lie@ die mechanische Schadigung in der W%- scherei G. in der 900-Maschine, in derselben haben wir leichte Korrosionen an den SchweiRnahten feStgeStellt. Die chemische Schadigung ist in den Waschereien H., L., V. und G. 900 tragbar. In den Waschereien G . 800 mm a und F. sind die chemischen Schadigungen sehr betrachtlich. In der Wascherei F. liegen Bleichfehler vor. In der Wascherei G. wurdcn starke Korrosionen der Kupferinnentrommel fest- gestellt. Die stark korrodierte Innentrommel rief nicht nur die hochstcn niechanischen Verluste, sondern auch die hochsten chemischen Schiidigungen hervor.

Zusccmmenfassung 1. Bei schonendem Waschverfahren konnen auch 10W/oige

Zellwollgenebe der neuen Herstellung wie WeiDwasche gcwaschen werden. Der Festigkeitsversust der 100°/oigen Zellwollgewebe liegt znischen dem von Baumwolle wid Reinleinen. hjiiiigel beim Waschverfahren haben h e n hedeutenden Festigkeitsverlust der 100°/oigen Zellwollgewebe zur Folgc, der den Verlust von Baum- wolle uiid Reinleincn betrdchtlich iihersteigt.

2. Die Bestinimung des Polymerisatioiisgrades gibt Auf- schluB iibcr die chemische und mechanische Schadi- gung dcr Zellnolle.

3. Die Anfarbung der gewaschenen Zellwollgewebe mit Nrokarniin zeigt mechanische Scliadigungen an und gibt einen gewissen Anhaltspunkt dafiir, wie hoch die mechanische Schadigung liegt.

4. Waschmaschinen aus nichtrostendem Stahl rufen gerin- gere Festigkeitsverluste hervor als solche aus *Kupfer.

5 . Eiue schonende Bleiche wird auch von reinen Zellwoll- gewchrn gut vertragen. Es ist bei richtiger Durch- fuhrung der Bleiche kein Unterschied zwischen der Sauerstoff- und Chlorbleiche hinsichtlich des Festig- keitsverlustes Eestzustellen. Fehler bei der Bleiche wirken sich allerclings bei der Zellwolle vie1 starker aus als bei Bauinwolle und Leinen. Der richtigen Durchfuhrung der Bleiche ist daher die grol3te Beach- tung zii widmen.

Einheimische Gerbstoffdrogen in der Kosmetik') Von Apotheker H . S c h w n r z , Miinchen

Die technische und medizinische Anwendung von ,,Gerh- stolren" ist bereits be1 den alten dgyptern nacnweisbar. Die Kenntnis der Reaktion der Gerbstoffe mit Eisensalzen is1 bereits in der vorchristlichen Zeit vorhanden. Die Ver- falschung des Grunspaiis (aerugo) durch den WCniger wert- vollen Eisenvitriol !aRt P 1 i n i u s durch Verweiidung eines Gallapfelauszuges ermitteln.

Da die Gerbstoffe adstringierend wirken, werden sie i n die Gruppe der Adstringentien eingereiht. Die adstringierende Wirkung kommt folgendermaden zustande: Durch EinriR- gewinnung lritt eine ,,Verdichtung" der oberflachlichen Zell- lagen ein, die der Schwellung und entziindlichen Lockeriing des Gewebes entgegenwirkt; gleichzeitig die erkrankte Schleinihaut vor Rcizen und Schadigungen, die das Gewebe von auDen treffen, schiitzt. Auf Grund dieser adstringieren- den Wirkung findcn Gerbstoffe und Gerbstoffdrogen vielsei-

tige Verwendung: als Yund\vasserzusiitze, gegell Frostbeulen, gegen iibermafiige SchwriBsekrrtion, i i i Haarwasseni gCgen den durch die iiberniaRige Fettproduktion bedingten Haarausfall und als Badezusatze. ,,Die Blutgefadchen, die mit deni Gerbstoff in Beriihrung gelangen, werden untkr Schrumpfung fur die plasniatischen und organisierten Blut- bestaiidteile uudurchlassig. Die Hautdriisentatigkeit wird aus dcni gleichen Grundc herabgesetzt und d ie gesamte Oberfliiche der behandelten Haut oder Schleimhaut gegen-

*) Realenzyklopadie der gesamten Pharmazie, Berlin 1905; T r u t t w i n , Haridbuch der kosmetischen Chemie, Leipzig 1924; A n s e 1 m i n o und G i 1 g , Kommentar zum Deutschen L4rzneibuch VI, Berlin 1928; M a d a u s , Lehrbuch cler biologischeii Heilmittel, Leipzig 1938; H. S c h w a r z , Haanvasser, Eberswalde 1931.

September 1939, Heft 9 Fette und Seifen 591

iiber Schadigungeii widerstandsfahiger, eine etwa bestehende Entziindung in ihren Symptomen gebessert" (W a s i c k y). Die Anwendung gerbstoffhaltiger Mittel erfolgt am besten in wasseriger oder alkoholischer Losung, gelegentlich wird in Glyzerin geloste Gerbsaure gebraucht. Zubereitungen auf Fettgrundlage sind als unzweckmaSig zu bezeichnen (W a s i c k y) ,

Mit den meisten Metallsalzen geben die Gerbstoffe F11- lungen. Die Zusamniensetzung des oft anzutreff enden aus essigsaurer Tonerdelosung und Ratanhialinktur bestehenden Mundwassers ist unrichtig.

Die Gerbstoff e sind keine chemisch einheitlichen Stoffe, sondern Gemenge bestimmter, meist amorpher Verbindun- gen, die u. a. rnit Eisensalzen blaue oder griine Fillungen geben. Auch die Gerbsaure des deutschen Arzneibuches ist kein einheitlicher Stoff, sondern ein Gemenge, dessen wesent- lichen Anteil die Pentadigalloylglukose bildet. Maagebend fur den Wert gerbstoffhaltiger D r g e n ist deren Gerbstoff - gehalt, der ermittelt werden kann durch die Blutkorperchen- agglutinationsmethode vermittels Hautpulver, Fallung durch Alkaloide, Fonnaldehyd-Salzsaure usw.

In der Medizin und in der Kosmetik hat man meist aus- Iandische Gerbstoffdrogen zum Gebrauch herangezogen. Indes verfiigen wir iiber eine Anzahl gerbstoff haltiger heimi- scher Drogen, die die Verwendung der Auslanddrogen iiber- fliissig machen. Allerdings ist bei der Verwendung zu Mund- und Zahnwassern der Geschmack zu beriicksichtigen. Es gibt eine Anzahl schlecht schmeckender Gerbstoff drogen, zu denen beispielswcise die Eichenrinde und die Wurzeln von Storchschnabelgewachsen (wie Ruprechtskraut) gehoren.

uber einen staunenswerten hohen Gerbstoffgehalt von 30 v. H. verfiigt die Nelkenwurzel, Radix Caryophyllatae, von Gerrm urbanum L., Nelkenwurzel, Benediktenwurzel aus der Familie der Rosaceen (Rosenbliitler) . Der Geschmack des Drogenauszuges ist dorrobstartig und milde, die Droge laSt sich also sehr gut zu Mundwassern verwenden und leicht iiberparfiimieren.

Eine interessante Gerbstoffdroge ist der iiberall in Graben, Hecken, Waldern, Gebiischen, an Wegrandern und auf Magerwiesen verbreitete Giinsel, Ajuga reptans L., aus der Familie der Labiaten (Lippenbliitler) , dessen Gerbstoffgehalt rnit 14,55 bis 23,28 v. H. angegeben wird. Der Giinsel ist

aus dem Heilmittel-Schrifttum, selbst aus dem volksarznei- lichen Schrifttum, fast vollig verschwunden. Nur noch ge- legentlich liest man, daS er Anwendung bei Mundkrank- heiten und als Wundinittel gefunden hat. Das Kraut war friiher unter den Bezeichnungen Herbu Consolidae mediae oder Herba Bugulae niedizinisch verwendet worden und soll in einigen Gegenden in hohem Ansehen gestanden haben. Es ist zur Herstellung einer Tinktur, die man Mundwassern zusetzt, vorziiglich geeignet. Man stellt die Tinktur her, indeni man 1 Teil der kleiii zerschnittenen oder noch besser grob gepulverten Droge mit 5 Teilen verdiinnteni Weingeist (68 v. H. Alkohol) in einer gut verschlieabaren Flasche 1 Woche lang mazeriert, worauf geprel3t und filtriert wird.

Als einheimische Gerbstoffdroge wird die Tormentill- oder Blutwurzel vielfach empfohlen. Sie starnmt von Potentilla Tormentilla Schrank (Potentilla silvestris Necker) und ge- hBrt zur Familie der Rosaceen. Geschmack und Geruch die- ser Droge sind jedoch eigenartig und schwer zu iiberdecken. Der Gerbstoffgehalt wird mit etwa 14-17 v. H. angegeben.

Eine Pflanzenfamilie, deren Angehorige sich grofienteils durch eineii guten Gerbstoffgehalt auszeichnen, stellen die Boraginaceen (Boretschgewachse) dar. Boretsch, Borago officinalis L. enthalt 5-9 v. H., Hundszunge, Cynoglossum olficinrtle L., 8,09-9,56 v. H., Ochsenzunge, ilnchusa offi- cinrilis L., 6,94-9,08 v. H.

Eine bekaiinte Mundwasser- und Gerbstoffdroge aus der Familie der Labiaten (Lippenbliitler) ist der Salbei, Saluia officinalis L. Der Gerbstoffgehalt mit 5-7,91 v. H. wird von dcm des Yssop, Hyssopus officinalis L., gleichfalls ein Lippenbliitler, mit 8,22 v. H. iiberlroffen.

Zu Haarwassern werden Gerbstoffdrogen, wie bereits an- gedeutet, ihrer adstringierenden Wirkung halber benutzt. Sehr bckannt sind die Chinarinden-Haarwlsser, im Orient soll' das Rosmarin-Haarwasser einen hohen Ruf besitzen. Auch die Tormentillwurzel wird zur Haarwasserherstellung bcmutzt, zweifellos lassen sich aber auch andere einheimische Gerbstoffdrogen mit Vorteil verwenden. Auf das Kilogramm Haarwasser nimnit man 1-50 g Droge, wobei man jedoch zii beriicksichtigen hat, daS die Drogenauszuge Haarwasser leicht klebrig machen. Man hiite sich daher, eine zu grof3e Menge von Drogen zu Haarwassern zu gebrauchen.

Fortschritte auf dem Gebiet der Insektenvettilgungsmittel") Das Problem der Schadlingsbekampfung im Obstbau und

in der Landwirtschaft ist in Deutschland im Rahmen der uns durch den Vierjahresplan gestellten Aufgaben sehr wichtig geworden. Es diirfte daher von Interesse sein, etwas iiber die Fortschritte auf diesem Gebiet zu erfahren. - Eine Veroffentlichung an dieser Stelk rechtfertigt sich, wenn man an die immerhin schon groSen Olfruchternten denkt, die vor Schadlingen beschiitzt werden miissen, und weiter iiberlegt, daS gewisse Insektenvertilgungsmittel, von denen noch die Rede sein wird, in Beziehung zur Chemie der Fette stehen.

Die wachsenden Bemiihungen der letzten 20 Jahre uni die Bekampfung von Insektenplagen mit chemischen Mitteln sind wohl der Wachsamkeit und Aufklarungsarbeit einiger weniger Pioniwe vor 50 bis 60 Jahren zuzuschreiben. Sie gehen heute in vielen Landern von den Gesundheitsamtern und Landwirtschaftsbehorden aus. In welchem MaSe die Anwendung insekticider Mittel wahrend der vergangenen 2 Jahrzehnte stieg, mogen einige Zahlen zeigen. Der Ver- brauch an Blei- und Calciumarsenat in USA betrug (in Millionen kg) :

1919 1934 1936 1937 22

Calciumarsena t 0,6 15 22,5 -

Bleiarsenat 5,75 20 -

Die Weltproduktion an Nicotinprodukten (bezogen auf 100°/o Nicotin) wird auf iiber 1000 t fur 1938 gegen 500 1 im Jahre 1930 geschltzt, die derzeitige an Derriswurzel auf 2500-3000 t pro Jahr, ivahrend die Gesamtausfuhr der 5 Hauptexportlander daran im Jahre 1918 nur 100, 1928 nur 550 t betrug. Die Weltproduktion an Pyrethrum (in t) wird wie folgt angegeben:

1911 1918 1928 1938 775 2750 6300 14000

Der Verbrauch gewisser Insektenvertilgungsmittel (be- sonders Calciumarsenat) ist natiirlich Schwankungen unter- worfen, die auf das periodische Auftreten gewisser Schad- linge zuriizkzufuhren sind.

Die F o r s c h u n g auf allen Gebieten der insekticiden Mittel, die besonders nach dem Weltkrieg einsetzte, ist recht bedeutend gewesen. Wenn auch nicht erwartet werden kann, daS weitere Forschungsarbeit in demselben MaSe Erfolg bringen wird wie in den wenigen vergangenen Jahren, so ilst es doch zweifelhaft, ob der Hohepunkt der Profduktion schon erreicht worden ist. Viiele der zur Zek ver- M andten Insektenvertilgungsmittel waren vor 1919 bekannt. Ungeachtet der Entdeckung neuer, sind diese alteren Pro- dukte von groSer Wichtigkeit, obgleich Anzeichen dafiir vorhanden sind, daS die Vormachtstellung einiger gebrochen werden diirfte.

Mrigengift-Znsektenvertilgungsmittel Wenn hier die Vorherrschaft der Arsenuerhindungen zur

le i t auch keine Frage ist, so hat doch die Festsetzung eines ?,lindrstgehaltes an Arsen und Blei in Nahrungsmitteln durch die offentlichen Gesundheitsamter die Suche nach Ersatz angeregt. Da aber z. B. PbHAsO, wetterfest ist und in BitBerst fein verteiltem Zustand nnd von gleichbleibender Qualitat hergestellt werden kann, hat es bisher nllen Ver- suchen, es zu ersetzen. widerstanden. Die Brmiihungen, Blei im Molekiil zu ensetzen, haben auch - niit Ausnahnie des Calciumarsenats, das besondere Anwendung findet - keinen gr6Beren Erfolg gehabt. - Bnriun- und Natrium- silicofluorid, sowie ,41uminiumfluorid haben sirh als wirk- same Magengifte erwiesen, doch da sich bei der Anwendung schon geringer Menigen von Fluoriden ein patliologischrr

1:. T a t t e r s f i e l d , *) S-iehe auch .J. T. M a r t i n 11

(,hem. Ind. 58, 635 [1939].