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Einigung der Dachverbände wichtiger Baustein Jörg Engel, Sektionspräsident Classic im Hessischen Kegler- und Bowling-Verband, will mit Gremium an Reformen arbeiten Von Jörg Moll OFFENBACH Mitglieder- schwund und Nachwuchspro- bleme bereiten Jörg Engel, Sektionspräsident Classic im Hessischen Kegler- und Bow- ling-Verband (HKBV), Sorgen. Im Interview erläutert er Ur- sachen und Lösungsansätze. Herr Engel, das deutsche Ke- geln sorgt sich um seine Zu- kunft. Wie beurteilen Sie die Situation in Hessen? Nach den Zahlen, die wir jetzt mit den Bestandsmel- dungen für 2018 bekommen haben, ist erneut ein Mitglie- derrückgang zu verzeichnen. Für die nächsten Jahre ist kei- ne Besserung in Sicht, wenn wir es nicht schaffen, den Trend zu stoppen. Welche Ursachen sehen Sie für den teilweise rapiden Rückgang der bundesweiten Mitgliederzahlen? Leider liegt der Altersdurch- schnitt bei über 50 Jahren und wir gewinnen nicht so viele neue Mitglieder, wie wir derzeit verlieren. Die Ursa- chen sind vielfältig, zum Bei- spiel die Einführung der Ganztagsschulen, Änderung und wesentlich höhere An- forderungen des beruflichen Umfeldes, neue Medien. Ein großes Manko sind die feh- lenden Trainer und Betreuer, beziehungsweise die Bereit- schaft, im Verein ehrenamt- lich mitzuarbeiten. Immer wieder genannt wird, dass Kegeln in verstaubten Kellern und Kneipen unat- traktiv sei. Wie kann man dem begegnen? Kegelbahnen sind immer mit einer Gastwirtschaft verbun- den, daher ist es sehr schwer, dieser Meinung des „Knei- pensports“ entgegenzuwir- ken. Sportkegeln ist Leis- tungssport, ein Wettkampf ist mit einem 3000-Meter- Lauf vergleichbar, der einem körperlich und mental alles abverlangt. Leider wissen das die wenigsten. Viele Gaststät- tenbesitzer scheuen die Kos- ten, ihre Bahn zu modernisie- ren und/oder entsprechend Werbung dafür zu machen. Hier hat Bowling den Trend früher erkannt und bietet mit Musik und Lightshows ein viel besseres Gesamtpro- gramm an. Der damit verbun- dene drastische Rückgang der Auslastung hat vielen Gaststätten das Gennick ge- brochen. In den vergangen 20 Jahren hatten wir ein großes Sterben von Großanlagen in Hessen. Ein Beispiel ist die Keglervereinigung Offenbach in der Bahnhofstraße. Wie kann der Verband dem Trend entgegenwirken? Wir wollen die Zusammenar- beit von Schulen und Verei- nen stärken, den Kegelsport für Jugendliche attraktiver machen. Das Problem dabei: Kegeln kann man bis ins hohe Alter, aber anfangen erst ab sieben Jahren. Da ha- ben sich viele Kinder schon für eine Sportart entschie- den. Ich habe ein Gremium von erfahrenen Sportkeglern ins Leben gerufen, das die Ge- samtsituation in Hessen be- leuchten und neue Konzepte erarbeiten soll. Im Moment ist es noch zu früh, Ergebnis- se zu präsentieren, unser Ziel ist es, zum Sektionstag 2019 Konzepte und Systeme vorzu- legen. Einen großen Schritt haben wir mit der Umgestal- tung des Lehrwesens ge- macht. Wir haben 2017 30 neue Trainer gewonnen, die im Februar ihre Prüfung able- gen. Das sind so viele wie in den letzten zehn Jahren zu- sammen. Große Verbände in Sportar- ten wie Fußball, Handball oder Leichtathletik verfügen über erhebliche finanzielle Mittel. Wie sieht das im Ke- geln aus? Natürlich schwimmen wir nicht im Geld, ich kann für uns nur sagen, dass es höchs- te Priorität hat, Gelder für die Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Der TV Dreieichenhain hat es mit einer Schul-AG über Jah- re geschafft, Nachwuchs zu generieren. Welche weiteren Konzepte kennen Sie von Vereinen, die greifen? Schulprojekte sind natürlich sinnvolle Maßnahmen, um Mitglieder zu gewinnen. In ei- ner Zeit mit hohen Zuwande- rungsraten wurden auch Pro- jekte mit Integrationshinter- grund gestartet. Aber auch da hängt vieles an den ehren- amtlichen Mitgliedern. Kegel-Ligaspiele dauern oft vier, fünf Stunden. Ist das noch zeitgemäß? Meiner Meinung nach nicht, aber hier ist sehr schwer, ein Umdenken gerade unter den älteren Keglern zu erwirken. Wir haben in Hessen vor zwei Jahren in den unteren Klas- sen Vierer-Mannschaften ein- geführt, um die Zeiten für die Einsteiger zu verkürzen. Aber viele Vereine haben die Gele- genheit verpasst, ihre Start- zeiten anzupassen. Argumen- te wie „Es kommt keinerlei Stimmung mehr auf“, oder „Es mangelt an Aufsichten bei den Spielen“, sind an der Tagesordnung. Dabei hätte man gerade durch die Verkür- zung mehr Mannschaften an einem Tag spielen lassen kön- nen. Aber: Im Gegenteil, die- se Verkürzung wurde als Ar- gument genommen, um ganz aufzuhören. Viele andere Sportarten haben in den letz- ten Jahren Reformen durch- geführt, um attraktiver zu werden. In den meisten Fäl- len wurde die Spielzeit redu- ziert. Ich denke, im Kegel- sport ist es an der Zeit, auch diesen Weg zu gehen. Was halten Sie von einer Ver- änderung des Spielmodus? Als unser Dachverband DKBC einen neuen Spielmodus, 120 Wurf mit Wertungssystem, auf Druck des internationa- len Verbandes eingeführt hat, kam es zur Abspaltung von ei- nigen tausend Mitgliedern, die das klassische 100/200- Wurf-System nicht aufgeben wollten. Auch in Hessen ha- ben die Mitglieder sich für ei- nen Verband entschieden. Trotzdem ist es der einzige Landesverband, in dem Mit- glieder beider Dachverbände zusammen in Ligen kegeln. Welche Perspektiven sehen Sie in fünf Jahren für das hes- sische Kegeln? Wir werden auch in den kom- menden Jahren einen Rück- gang verzeichnen, da die meisten Kegler zwischen 50 und 59 Jahre alt sind. Umso wichtiger ist es, Konzepte zur Mitgliedergewinnung zu ent- wickeln. Es muss ein Umden- ken stattfinden. Persönliche Interessen und Befindlichkei- ten müssen über Bord gewor- fen werden. Ein wichtiger Baustein ist für mich, die Ei- nigung der beiden Dachver- bände herbeizuführen. Die- ser Streit spaltet ganz Deutschland und ist nicht förderlich für den Kegelsport. Jörg Engel Foto: p

Einigung der Dachverb nde wichtiger Baustein - hkbv-ev.de · PDF fileSEITE 34 SPORT Mittwoch, 14. Februar 2018 Thema des T ages KEGLER IN SORGE UM IHREN SPOR T Gr n-W ei§ sucht Spieler

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Mittwoch, 14. Februar 2018SEITE 34 SPORT

Thema des Tages

KEGLER IN SORGEUM IHREN SPORT

Grün-Weißsucht Spielerab 28 JahrenOFFENBACH � Nachwuchssor-gen auf der Kegelbahn sindauch den Verantwortlichendes Kegelclubs Grün-Weiß Of-fenbach nicht fremd. Sport-wart Manfred Ripberger undseine Mitstreiter haben sichein verändertes Konzept zurVerjüngung ausgedacht. „Wirsetzen unsere Hoffnungennicht auf die ganz Jungen,wir hoffen darauf, dass 28-,30-Jährige Gefallen am Ke-geln finden und so zu unskommen“, erklärt der 53-Jäh-rige. Bei Patrick Schmitt, mit28 Jahren jüngster Sportlerder Grün-Weißen, hat das ge-klappt. Er kam vom KSCHainstadt zu den Offenba-chern, die im SportzentrumMartinsee in Heusenstammihre sportliche Heimat ha-ben. Die einzige Mannschaft,die in der Gruppenliga an-tritt, besteht aus elf Mitglie-dern. Das Durchschnittsalterbeträgt laut Ripberger „48Jahre“.

Dass dieses Konzept alleinenicht reichen wird, ist Rip-berger bewusst: „Wir müss-ten das Kegeln attraktivermachen, aber da fängt dasProblem schon an: Viele wol-len das nämlich nicht.“ DieGrün-Weißen gehen selbstmit gutem Beispiel voran. Beider jüngst in Heusenstammausgetragenen Hessenpokal-Qualifikation hatten sich dieOffenbacher ein besonderesRahmenprogramm ausge-dacht. Unter anderem hattensie Cheerleader engagiert, dieim Sportzentrum Martinseefür gute Stimmung sorgten.„Das kommt gut an und hatsich auch schon bei anderenVereinen herumgesprochen“,freut sich Thomas Dutine,Vorsitzender der OffenbacherGrün-Weißen. � jm

Einigung der Dachverbände wichtiger BausteinJörg Engel, Sektionspräsident Classic im Hessischen Kegler- und Bowling-Verband, will mit Gremium an Reformen arbeiten

Von Jörg Moll

OFFENBACH � Mitglieder-schwund und Nachwuchspro-bleme bereiten Jörg Engel,Sektionspräsident Classic imHessischen Kegler- und Bow-ling-Verband (HKBV), Sorgen.Im Interview erläutert er Ur-sachen und Lösungsansätze.

Herr Engel, das deutsche Ke-geln sorgt sich um seine Zu-kunft. Wie beurteilen Sie dieSituation in Hessen?

Nach den Zahlen, die wirjetzt mit den Bestandsmel-dungen für 2018 bekommenhaben, ist erneut ein Mitglie-derrückgang zu verzeichnen.Für die nächsten Jahre ist kei-ne Besserung in Sicht, wennwir es nicht schaffen, denTrend zu stoppen.

Welche Ursachen sehen Siefür den teilweise rapidenRückgang der bundesweitenMitgliederzahlen?

Leider liegt der Altersdurch-schnitt bei über 50 Jahrenund wir gewinnen nicht soviele neue Mitglieder, wie wirderzeit verlieren. Die Ursa-chen sind vielfältig, zum Bei-spiel die Einführung derGanztagsschulen, Änderungund wesentlich höhere An-forderungen des beruflichen

Umfeldes, neue Medien. Eingroßes Manko sind die feh-lenden Trainer und Betreuer,beziehungsweise die Bereit-schaft, im Verein ehrenamt-lich mitzuarbeiten.

Immer wieder genannt wird,dass Kegeln in verstaubtenKellern und Kneipen unat-traktiv sei. Wie kann mandem begegnen?

Kegelbahnen sind immer miteiner Gastwirtschaft verbun-den, daher ist es sehr schwer,dieser Meinung des „Knei-pensports“ entgegenzuwir-ken. Sportkegeln ist Leis-tungssport, ein Wettkampfist mit einem 3000-Meter-Lauf vergleichbar, der einemkörperlich und mental allesabverlangt. Leider wissen dasdie wenigsten. Viele Gaststät-tenbesitzer scheuen die Kos-ten, ihre Bahn zu modernisie-ren und/oder entsprechendWerbung dafür zu machen.Hier hat Bowling den Trendfrüher erkannt und bietetmit Musik und Lightshowsein viel besseres Gesamtpro-gramm an. Der damit verbun-dene drastische Rückgangder Auslastung hat vielenGaststätten das Gennick ge-brochen. In den vergangen 20Jahren hatten wir ein großesSterben von Großanlagen in

Hessen. Ein Beispiel ist dieKeglervereinigung Offenbachin der Bahnhofstraße.

Wie kann der Verband demTrend entgegenwirken?

Wir wollen die Zusammenar-beit von Schulen und Verei-nen stärken, den Kegelsportfür Jugendliche attraktivermachen. Das Problem dabei:Kegeln kann man bis inshohe Alter, aber anfangenerst ab sieben Jahren. Da ha-ben sich viele Kinder schonfür eine Sportart entschie-den. Ich habe ein Gremiumvon erfahrenen Sportkeglernins Leben gerufen, das die Ge-samtsituation in Hessen be-leuchten und neue Konzepteerarbeiten soll. Im Momentist es noch zu früh, Ergebnis-se zu präsentieren, unser Zielist es, zum Sektionstag 2019Konzepte und Systeme vorzu-legen. Einen großen Schritthaben wir mit der Umgestal-tung des Lehrwesens ge-macht. Wir haben 2017 30neue Trainer gewonnen, dieim Februar ihre Prüfung able-gen. Das sind so viele wie inden letzten zehn Jahren zu-sammen.

Große Verbände in Sportar-ten wie Fußball, Handballoder Leichtathletik verfügen

über erhebliche finanzielleMittel. Wie sieht das im Ke-geln aus?

Natürlich schwimmen wirnicht im Geld, ich kann füruns nur sagen, dass es höchs-te Priorität hat, Gelder für dieJugendarbeit zur Verfügungzu stellen.

Der TV Dreieichenhain hat esmit einer Schul-AG über Jah-re geschafft, Nachwuchs zugenerieren. Welche weiterenKonzepte kennen Sie vonVereinen, die greifen?

Schulprojekte sind natürlichsinnvolle Maßnahmen, umMitglieder zu gewinnen. In ei-ner Zeit mit hohen Zuwande-rungsraten wurden auch Pro-jekte mit Integrationshinter-grund gestartet. Aber auch dahängt vieles an den ehren-

amtlichen Mitgliedern.

Kegel-Ligaspiele dauern oftvier, fünf Stunden. Ist dasnoch zeitgemäß?

Meiner Meinung nach nicht,aber hier ist sehr schwer, einUmdenken gerade unter denälteren Keglern zu erwirken.Wir haben in Hessen vor zweiJahren in den unteren Klas-sen Vierer-Mannschaften ein-geführt, um die Zeiten für dieEinsteiger zu verkürzen. Aberviele Vereine haben die Gele-genheit verpasst, ihre Start-zeiten anzupassen. Argumen-te wie „Es kommt keinerleiStimmung mehr auf“, oder„Es mangelt an Aufsichtenbei den Spielen“, sind an derTagesordnung. Dabei hätteman gerade durch die Verkür-zung mehr Mannschaften aneinem Tag spielen lassen kön-nen. Aber: Im Gegenteil, die-se Verkürzung wurde als Ar-gument genommen, um ganzaufzuhören. Viele andereSportarten haben in den letz-ten Jahren Reformen durch-geführt, um attraktiver zuwerden. In den meisten Fäl-len wurde die Spielzeit redu-ziert. Ich denke, im Kegel-sport ist es an der Zeit, auchdiesen Weg zu gehen.

Was halten Sie von einer Ver-

änderung des Spielmodus?Als unser Dachverband DKBCeinen neuen Spielmodus, 120Wurf mit Wertungssystem,auf Druck des internationa-len Verbandes eingeführt hat,kam es zur Abspaltung von ei-nigen tausend Mitgliedern,die das klassische 100/200-Wurf-System nicht aufgebenwollten. Auch in Hessen ha-ben die Mitglieder sich für ei-nen Verband entschieden.Trotzdem ist es der einzigeLandesverband, in dem Mit-glieder beider Dachverbändezusammen in Ligen kegeln.

Welche Perspektiven sehenSie in fünf Jahren für das hes-sische Kegeln?

Wir werden auch in den kom-menden Jahren einen Rück-gang verzeichnen, da diemeisten Kegler zwischen 50und 59 Jahre alt sind. Umsowichtiger ist es, Konzepte zurMitgliedergewinnung zu ent-wickeln. Es muss ein Umden-ken stattfinden. PersönlicheInteressen und Befindlichkei-ten müssen über Bord gewor-fen werden. Ein wichtigerBaustein ist für mich, die Ei-nigung der beiden Dachver-bände herbeizuführen. Die-ser Streit spaltet ganzDeutschland und ist nichtförderlich für den Kegelsport.

Jörg Engel � Foto: p

Zehn Teams beiU18-Junioren

Im Hessischen Kegler- und Bow-ling-Verband (HKBV) sind derzeit47 Frauen- und 258 Männer-mannschaften aktiv. Dem Ver-band, der 1947 gegründet wur-de, gehören 199 Vereine mit fast10 000 Mitgliedern an. Vor allemim Nachwuchsbereich plagen diehessischen Kegler massive Pro-bleme. In der Altersklasse U18gehen in der Landesliga lediglichje fünf Teams bei Mädchen undJungen auf die Bahnen. Je einedavon stellt die SG Hainhausen,die als einziger Klub im Kreis Of-fenbach Jugendteams hat.Noch weniger Teams sind es inden Landesligen der Altersklasseunter 14 Jahren: Zwei bei denMädchen, sieben bei den Jungs.Im Bezirk 1 gibt es nur noch fünfNachwuchsmannschaften, dieden sogenannten Schülerzu-kunftspokal ausspielen. Um denJugendlichen mehr Spielpraxis zuermöglichen, wurde 2017 be-schlossen, sie am Spielbetriebder unteren Aktiven-Ligen teil-nehmen zu lassen. � jm

Andreas Kristen kegelt für den TV Dreieichenhain. Der Zweitligisthat einen Altersdurchschnitt von 25 Jahren. � Foto: Postl

Hainhausener AusnahmestellungKegeln in der Region: Auch Zweitliga-Neuling TV Dreieichenhain mit jungem Team / Münsters Jugend geht fremdOFFENBACH � Wie steht es umdas Kegeln in der Region? EinÜberblick:

Kreis OffenbachAn sportlichen Aushänge-

schildern mangelt es nicht.Die SG Hainhausen hat mitzwei Jugendteams eine Aus-nahmestellung. Zudem trittsie mit dem TV Dreieichen-hain mit jeweils recht jungenMannschaften in der 2. Ligader Männer an. Eine Klassetiefer in der Hessenliga liegtder KSC Hainstadt als unge-schlagener Tabellenführerauf Aufstiegskurs. Hainhau-sen II kämpft in der Regional-

liga B um den Klassenerhalt.Bei den Frauen treten die TSGBürgel und der KSC Hainstadtin der Hessenliga an.

Doch die Gesamtsituationentspricht dem bundeswei-ten Trend. „Wir haben aktu-ell keine Jugendmannschaft“,sagt etwa Thomas Sinnß vomKSC Hainstadt, der mit fünfTeams (drei bei den Männern,zwei bei den Frauen) eben-falls zu den Großvereinenzählt. Vor Weihnachten star-tete der KSC ein in Hainstadtviel beachtetes Projekt: Weildie Sporthalle saniert wurde,konnte kein Schulsport statt-

finden. Der KSC sprang spon-tan ein, bot der Gutenberg-schule jeweils FreitagfrühEinheiten auf der Kegelbahnan. „Die Nachfrage nach Ge-sellschaftskegeln nimmt aberstark ab“, räumte Sinnß ein:„2017 haben vier von elf Frei-zeitclubs, die regelmäßig beiuns auf den Bahnen kegelten,aufgegeben.“

Kreis HanauDie Frauen des DKC Hanau

spielen leistungsmäßig dieerste Geige, sind in der viert-klassigen Regionalliga A amStart. Blau-Weiß Bischofs-

heim tritt in der RegionalligaB an. Bei den Männern hatder GK Jahn Hanau, langeZeit ein Zugpferd im HanauerKegeln, in dieser Saison seineMannschaft aus der Gruppen-liga abgemeldet. In Blau-Weiß Bischofsheim und demSKC Nidderau sind nur zweiKlubs in der Gruppenliga ver-treten. Im Nidderauer Stadt-teil Ostheim betreibt eineIkone des Kegelsports dieBahn: Christian Schwarz istneunmaliger Weltmeister.„Aber das interessiert dochkeinen, das ist 20 Jahre her“,sagte er jüngst.

Kreis DieburgDie DJK Blau-Weiß Münster

und der KC Germania Schaaf-heim sind rein von der Spiel-klassenzugehörigkeit dieNummer eins. Die Männerder DJK Blau-Weiß sind aktu-ell Sechster in der Regionalli-ga B. Die Münsterer habendrei weitere Mannschaftenim Spielbetrieb. Jugendlichemüssen aber mangels Massebei anderen hessischen Verei-nen (Mörfelden) mitspielen.Die Frauen des KC GermaniaSchaafheim kämpfen in derRegionalliga A um den Klas-senerhalt. � jm

Zwei Classic-Verbände im Kegelnbund und Deutsche Bowling-Uni-on. 2012 spaltete sich die DeutscheClassic-Union (DCU), die traditio-nell 100/200 Wurf anbietet, vomDKC ab, der die internationale Va-riante (120 Wurf) anbietet. � jm

Der Deutsche Kegler- und Bowling-bund (DKB) beherbergt als Dach-verband vier Disziplinverbände:Deutscher Keglerbund Classic(DKC), Deutscher Bohle Kegler Ver-band, Deutscher Schere-Kegler-

„Kegeln ist nichtmehr zeitgemäß“

Mitgliederschwund beim einstigen Volkssport der DeutschenOFFENBACH � Kegeln war einsteine Art Volkssport. TausendeMänner und Frauen kegelten inVereinen oder mieteten zumSpaß nach der Arbeit eine Bahn.Mittlerweile haben die Vereinegroße Nachwuchsprobleme.Stirbt die Sportart aus?

Ein geselliger Abend auf derKegelbahn - vor 30 Jahren ge-hörte das für viele Deutschezum festen Freizeitpro-gramm. Wer mit Kollegenoder Freunden kegeln wollte,musste sich oft Wochen imVoraus um die Reservierungder Bahnen kümmern. Inzwi-schen hat sich die Lagegrundsätzlich geändert.„Wartezeiten gibt es heutekaum noch“, sagt der Präsi-dent des Deutschen Kegler-und Bowlingbundes, Uwe Ol-denburg. Die Zahl der Keglersei inzwischen stark zurück-gegangen.

Wie schlecht es um dieeinst so beliebte Sportartsteht, zeigen die Zahlen des

Spitzenverbandes für Kegelnund Bowling. „Wir waren inden 1980er Jahren mal fast200000 Mitglieder und habenjetzt noch 80000“, bilanziertder 68 Jahre alte Oldenburg.„Wir verlieren jedes Jahr zwi-schen drei und fünf Prozent.“Einen Weg, den Niedergangzu stoppen, habe bislang nie-mand gefunden. Beim Bow-ling sei es nicht besser. „Es istdas Gleiche wie beim Ke-geln.“

Der Freizeitforscher RainerHartmann von der Hochschu-le Bremen erklärt die Ent-wicklung mit dem Ende einesTrends. „Es hat auch etwasmit Zeitgeist zu tun“, sagt derProfessor. In den 70er Jahrensei Kegeln eine beliebte Mög-lichkeit gewesen, Sport undGeselligkeit zu verbinden. In-zwischen seien die Gaststät-ten mit Kegelbahnen aber altgeworden, Globalisierungund Digitalisierung hättendie Welt und die Ansprücheder Menschen verändert.

„Wenn man Kegeln wiederhip machen wollte, müssteman es modernisieren undbräuchte andere Räume.“

Tatsächlich interessierensich junge Menschen kaumnoch für diesen Sport. „Ke-geln ist total überaltert“, sagtder Vorsitzende des Kegler-verbandes Niedersachsen,Jürgen Ketelhake. „Es gibt dieKlientel nicht mehr.“ NachEinschätzung des 66-Jährigenbietet ein körperlich einseiti-ger Sport in veralteten ge-schlossenen Kellerräumenwenig Anreize. „Kegeln istnicht mehr zeitgemäß“, sagtKetelhake. FreizeitforscherHartmann sieht durchausChancen für die Sportart, ver-weist aber darauf, dass Verei-ne bereit sein sollten, sich zuverändern. „Sportvereinemüssen flexibel sein in ihremAngebot und sich dem Zeit-geist und den Trends anpas-sen.“

Der Präsident des Deut-schen Kegler- und Bowling-bundes sieht genau darin dasProblem. „Wir sind ein sehrkonservativer Sport. Verände-rungsprozesse sind im Kegel-sport relativ schlecht durch-zusetzen“, sagt Oldenburgund fordert: „Der Kegelsportist in meinen Augen ein we-nig zu sehr auf Tradition aus-gelegt. Man sollte auch malein bisschen an die Zukunftdenken.“ � dpa

Maximilian Hausmann kegelt mit der SG Hainhausen in der 2. Bundesliga. Die Rodgauer stellen als ein-ziger Klub der Region zwei Jugendteams. � Foto: Eyßen