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Einleitung Jesus Christ Superstar ist eine US-Amerikanische Musical Produktion, von Tim Rice, untermalt mit der Musik Andrew Lloyd Webber’s. Die Erstaufführung erfolgte 1971 in London, 1973 wurde das Musical auch als Film veröffentlicht. Die rockige Darstellung Jesu und seiner Geschichte traf den damaligen Zeitgeist, trotz vielen Kritiken wurde das Musical zum Welterfolg. Schlussendlich wurde es in über zehn Sprachen übersetzt und in 22 Ländern aufgeführt. Handlung: Während die Menschen Jesus für den Sohn Gottes halten, glaubt Judas, einer der Jünger Jesu, dass dem Sohn Gottes die Situation langsam aus den Händen gleitet. Außerdem haltet er nichts von der Freundschaft Jesu mit der Prostituierten Maria Magdalena. Jesus vergibt ihr ihre Schulden und nimmt sie in seine Gefolgschaft auf, zaghaft verliebt sie sich in ihn. Im Glauben, Jesus stoppen zu müssen, um ihm und seinen Jüngern das Leben zu retten, vertraut sich Judas den jüdischen Hohepriestern an. Diese befürchten einen Volksaufstand, den sie verhindern wollen, indem sie Jesus ermorden. Jesus möchte mit seinen Jüngern noch einmal das Pessach-Fest feiern. Er bricht das Brot und segnet den Wein, erzählt seinen Anhängern, dass dies ihr letztes gemeinsames Abendmahl sein werde, bevor er hingerichtet wird. Die Jünger können nicht glauben, was sie da hören und scheinen überhaupt den Ernst der Sache nicht zu begreifen. „Immer schon wollt’ ich Apostel werden“, singen sie und erzählen einander davon, dass sie einmal die Evangelien schreiben werden. Vor dieser Kulisse der einfältigen Jünger liefern sich Jesus und Judas ein heftiges Wortgefecht, indem Jesus schon vorhersagt, dass Judas ihn noch am gleichen Abend verraten werde und Judas seinerseits entgegnet, dass dies doch schließlich Jesu Wille sei. Dann verschwindet er, um die Hohepriester und ihre Wächter zu holen. Jesus ist allein im Garten Getsemani und betet zu Gott. Jesus ist sich nicht sicher, ob sein Opfer überhaupt die Erlösung der Menschen bewirken kann, oder ob er sein Leben umsonst hingibt. Judas betritt mit den Wachen der Hohepriester den Garten und gibt Jesus einen Bruderkuss als Erkennungszeichen. Jesus fragt ihn: „verrätst du mich mit einem Kuss?“ Judas beginnt zu weinen. Doch Jesus hat ihm bereits vergeben. Er lässt sich ohne Widerstand verhaften und Judas wird die Folge seiner furchtbaren Tat bewusst. Er erhängt sich in dem Glauben, dass Jesus ihn nie wieder lieben könne. Jesus wird derweil von Pontius Pilatus verhört, doch als er auf keine der ihm gestellten Fragen antwortet, wird er zu König Herodes gebracht. Dieser verspottet Jesus nur und fordert ihn auf, ein Wunder zu tun, um zu beweisen, dass er tatsächlich Gottes Sohn ist. Am Ende ist er wütend auf Jesus, weil dieser nur schweigt, und schickt ihn zurück zu Pilatus. Pilatus hatte einen Traum der ihm verhieß, Jesus nicht töten zu lassen. Um die aufgebrachte Menge zu beruhigen lässt er Jesus auspeitschen. Doch als das Volk Jesu Tod am Kreuz fordert, gibt er schließlich nach. Jesus bekommt daraufhin die Dornenkrone aufgesetzt und ein schweres Holzkreuz aufgeladen, das er selbst zur Hinrichtungsstätte tragen soll.

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Einleitung Jesus Christ Superstar ist eine US-Amerikanische Musical Produktion, von Tim Rice, untermalt mit

der Musik Andrew Lloyd Webber’s. Die Erstaufführung erfolgte 1971 in London, 1973 wurde das

Musical auch als Film veröffentlicht. Die rockige Darstellung Jesu und seiner Geschichte traf den

damaligen Zeitgeist, trotz vielen Kritiken wurde das Musical zum Welterfolg. Schlussendlich wurde es

in über zehn Sprachen übersetzt und in 22 Ländern aufgeführt.

Handlung: Während die Menschen Jesus für den Sohn Gottes halten, glaubt Judas, einer der Jünger Jesu, dass

dem Sohn Gottes die Situation langsam aus den Händen gleitet. Außerdem haltet er nichts von der

Freundschaft Jesu mit der Prostituierten Maria Magdalena. Jesus vergibt ihr ihre Schulden und nimmt

sie in seine Gefolgschaft auf, zaghaft verliebt sie sich in ihn.

Im Glauben, Jesus stoppen zu müssen, um ihm und seinen Jüngern das Leben zu retten, vertraut sich

Judas den jüdischen Hohepriestern an. Diese befürchten einen Volksaufstand, den sie verhindern

wollen, indem sie Jesus ermorden.

Jesus möchte mit seinen Jüngern noch einmal das Pessach-Fest feiern. Er bricht das Brot und segnet

den Wein, erzählt seinen Anhängern, dass dies ihr letztes gemeinsames Abendmahl sein werde,

bevor er hingerichtet wird.

Die Jünger können nicht glauben, was sie da hören und scheinen überhaupt den Ernst der Sache

nicht zu begreifen. „Immer schon wollt’ ich Apostel werden“, singen sie und erzählen einander

davon, dass sie einmal die Evangelien schreiben werden. Vor dieser Kulisse der einfältigen Jünger

liefern sich Jesus und Judas ein heftiges Wortgefecht, indem Jesus schon vorhersagt, dass Judas ihn

noch am gleichen Abend verraten werde und Judas seinerseits entgegnet, dass dies doch schließlich

Jesu Wille sei. Dann verschwindet er, um die Hohepriester und ihre Wächter zu holen.

Jesus ist allein im Garten Getsemani und betet zu Gott. Jesus ist sich nicht sicher, ob sein Opfer

überhaupt die Erlösung der Menschen bewirken kann, oder ob er sein Leben umsonst hingibt.

Judas betritt mit den Wachen der Hohepriester den Garten und gibt Jesus einen Bruderkuss als

Erkennungszeichen. Jesus fragt ihn: „verrätst du mich mit einem Kuss?“ Judas beginnt zu weinen.

Doch Jesus hat ihm bereits vergeben. Er lässt sich ohne Widerstand verhaften und Judas wird die

Folge seiner furchtbaren Tat bewusst. Er erhängt sich in dem Glauben, dass Jesus ihn nie wieder

lieben könne.

Jesus wird derweil von Pontius Pilatus verhört, doch als er auf keine der ihm gestellten Fragen

antwortet, wird er zu König Herodes gebracht. Dieser verspottet Jesus nur und fordert ihn auf, ein

Wunder zu tun, um zu beweisen, dass er tatsächlich Gottes Sohn ist. Am Ende ist er wütend auf

Jesus, weil dieser nur schweigt, und schickt ihn zurück zu Pilatus.

Pilatus hatte einen Traum der ihm verhieß, Jesus nicht töten zu lassen. Um die aufgebrachte Menge

zu beruhigen lässt er Jesus auspeitschen. Doch als das Volk Jesu Tod am Kreuz fordert, gibt er

schließlich nach. Jesus bekommt daraufhin die Dornenkrone aufgesetzt und ein schweres Holzkreuz

aufgeladen, das er selbst zur Hinrichtungsstätte tragen soll.

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Der Spannungshöhepunkt zeigt sich im Nageln von Jesu Händen und Füßen ans Holzkreuz. „Vater,

vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, sagt Jesus, bevor das Kreuz aufgerichtet wird. Am

Kreuz hängend fragt Jesus: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“, und schließlich kehrt sein

Vertrauen in seinen himmlischen Vater zurück: „Vater, meinen Geist befehle ich in deine Hände.“

Jesus stirbt.

Geschichtlicher Hintergrund Wer weiss noch, wann das Musical uraufgeführt wurde? (Wir haben es anfangs erwähnt…)

Es war 1971. Was war im 1971 für eine Zeit. Tipp: kurz später kam auch das Musical Hair ins Kino.

Richtig es war Hippie-Zeit. Damals sollte der Held nicht ein Krieger, sondern eher ein softy-Typ sein. -

eher ist er ein Nicht-Held, der klar gegen Gewalt ist und für dies auch ohne Gewalt kämpft.

Figuren: (TSCH)Jesus Christ Superstar wurde von radikalen Christen in den USA nicht überraschend abgelehnt,

in Südafrika sogar verboten. Insgesamt gab es zwar weniger Kritik von Seiten der Kirche als erwartet,

aber wie ihr gehört habt, gibt es offenbar doch von einigen Leuten einiges an Kritik an der

Darstellung der letzten sieben Tage Jesu. Anhand der Figurenzeichnung im Musical versuchten wir

herauszuarbeiten, was mögliche Ursachen dafür sein könnten.

Maria Magdalena: Im Musical ist sie eine einfühlsame Person, welche sich führsorglich um Jesus kümmert und zu ihm

steht. Durch eine abschätzige Bemerkung Judas erfahren wir, dass sie eine Prostituierte ist. Sie salbt

ihn mit einem wertvollen, wohlriechenden Öl ein. Judas ist empört, dass Jesus das Öl annimmt und

nicht zu einem besseren Zweck verwendet. Er hätte es zum Beispiel den Armen geben können.

Darauf Jesus: (BIBEL) Arme wird es immer bei euch geben, und ihr könnt ihnen helfen, sooft ihr wollt,

aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch.

(MUSICAL): XXXXXX

Später singt Maria Magdalena, dass sie nicht wisse wie sie ihn lieben sollte. Die Ballade I don’t know

how to love you wurde zu einem Hit.

In der Bibel steht nichts explizit von Liebe zwischen Maria Magdalena und Jesus. Auch steht nicht

explizit dass sie eine Prostituierte war. Es gibt zwar die Szene der Einbalsamierung Jesu vor seinem

Tod. Aber es wurde nicht ausdrücklich gesagt, dass Maria Jesus eingesalbt hat, noch dass Judas

darauf Vorwürfe an Jesus gemacht hat. Es waren einfach Frauen, die den Messias einbalsamiert

haben und irgendwelche Männer, welche reklamierten. Maria Magdalena war bei allen Key-

Momenten dabei. Sie war auch die erste, die von Jesu Auferstehung erfuhr. Aber die Bibel lässt auch

recht viel Platz für Interpretationen und man kann durchaus argumentieren, dass zwischen Maria

Magdalena und Jesus von Nazareth aussergewöhnliche Beziehung herrschte. Dan Brown, der Autor

von The Da Vinci Code, entwarf seine eigene Version und ging davon aus, dass Maria Magdalena ein

Verhältnis mit Jesus hatte und sie von ihm ein Kind hat. Folglich hat Jesus in Brown‘s Romanen

Nachkommen. Aber wie gesagt, dass ist nur eine fiktive Version von der Geschichte Jesus, aber sie

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soll zeigen, dass die Beziehung von Maria Magdalena und Jesus immer noch interessant ist und bis

heute verwendet wird.

Herodes Der selbstverliebte und machtgeile Herodes schaut von oben herab auf Jesus. Dargestellt wird dies

mit einer tollen Zirkus-mässigen Inszenierung. Der für damalige Verhältnisse modisch gekleidete

(GAY) Herodes macht sich über Jesus lustig, geniesst seine Macht und erwartet von ihm ein Wunder.

Als Jesus, wie in der Bibel, stumm bleibt, ist Herodes enttäuscht und schickt ihn zurück zu Pilatus.

Interessant ist die Tatsache, dass er, Herodes Antipach, der Sohn aus der 4. Ehe von Herodes dem

Grossen war. PS: Herodes der grosse hatte 10 Ehen.

Auf alle Fälle, war es dieser Herodes der Grosse, der laut dem Lukas Evangelium den Kindermord von

Betlehem befahl, da er Angst vor Jesus, dem “neuen König“ hatte. Nun kann sein Sohn über das

Leben dieses Königs der Juden entscheiden.

Judas: Judas wird in (TSCH)Jesus Christ Superstar gegenüber der Bibel viel stärker in den Vordergrund

gestellt. Das gängige Bild von „Judas, dem Verräter und Abgesandten des Teufels“ wird hinterfragt. Er

ist die eigentlich die Identifikationsfigur, die durch das Musical hindurch leitet und gegen die soziale

Ungerechtigkeit und die nationale Unterdrückung durch die Römer aufruft. Enttäuscht über Jesus, in

dem er den Vollender seiner Ziele gesehen hat, verrät er ihn. Wie all die anderen sieht Judas in Jesus

keinen Verkünder einer neuen Religion sondern einen Superstar. Er sieht diesen Verrat auch als den

eigentlichen Willen Jesu an. In einem heftigen Wortgefecht schreit der Messias diesen auch an: Geh!

Geh doch und verrate mich! Jesus ist immer klar, es muss so kommen. Die Propheten vor ihm hatten

es schon gesagt und der Tod war der einzige Weg um die Sünden der Menschen auf sich zu nehmen

und so sie mit Gott zu versöhnen. Unter dieser Betrachtung der Bibel, ist die Frage verständlich: War

Judas von Satan besessen, als er Jesus verriet, oder war es irgendwo durch doch, wie er das hoffte,

Gottes Wille?

Im Musical wird er, in dem er den Superstar nicht des Geldes wegen verrät, als Werkzeug im

Erlösungswerk Gottes dargestellt. Er wird bedauert, besonders in den Szenen, in denen er seine Tat

schrecklich bereut, aber nicht verdammt.

Jesus Jeder von euch kennt einige Wunder Jesu, die Musical-Macher gehen auch davon aus, dass die

Zuschauer über diese im Bilde sind, es werden keine gezeigt. Das führt zu einer untypischen Jesus-

Darstellung. Er wirkt nicht allzu sympathisch. Er ist nicht der demütige Weltherrscher und der ideale

Mensch, wie wir ihn grösstenteils aus der Bibel kennen. Tim Rice stellt Jesus viel mehr als

verblassender Superstar dar, der zuerst als Idol angesehen wird, in seinen letzten Tagen jedoch

immer mehr zu einem überforderten Menschen, mit Schwächen und menschlichen Bedürfnissen

wird. Diese Überforderung zeigt sich ganz stark in der Szene, in der Jesus von Leidenden berängt wird

und am Schluss ihnen zuschreit, sie sollen sich doch alle selber heilen. In der Bibel jedoch heilt er sie

alle.

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Völlig passiv lässt er im Gegensatz zum starken Judas, der eigentlichen zentralen Figur im Musical,

alles auf sich zukommen und mit sich geschehen. (let the world turn without me tonight)

Was das Musical offen lässt, ist ob Jesus schon vor seinem nahenden Ende mit einer solchen

Überforderung zu leben hatte.

Ist Jesus ein Verzweifelter, der an den ihm gestellten Ansprüchen zerbricht und nicht hätte sterben

müssen, oder ist er unser Erlöser, der Sohn Gottes?

Ich denke das Musical möchte uns zu dieser Frage führen, beantwortet sie aber nicht vollends.

Und so hat (TSCH)Jesus Christ Superstar seinen Sinn wahrscheinlich erreicht. Wir sprechen wieder

über den Glauben, tauschen uns aus, hinterfragen einige Dinge, und gelangen vielleicht selbst zu

neuen Erkenntnissen. Tim Rice und Andrew Lloyd Webber wären wahrscheinlich zufrieden.

Kritik und Musik

Musik Andrew Lloyd Webber bezeichnet sein Musical als Rock-Oper. Die Musik ist poppig, rockig. Praktisch

alle Lieder würden sich für die Hitparade eignen, wenn sie nicht von den Schauspielern zum Teil

beinahe etwas übertrieben interpretiert werden, was live aber natürlich absolut nötig ist. Was mir

besonders gefällt ist, wie sich die Melodien immer wieder wiederholen. Einige Melodien kamen uns

sehr bekannt vor, was auch den Riesenerfolg dieses Musicals zeigt. An eine Ballade reiht sich ein Rock

Stück, mit klassischen Elementen und danach kommt ein swingender Pop-Song.

Kritik Die Musik hat uns grösstenteils ziemlich gut gefallen, ein Kritikpunkt haben wir jedoch, der eigentlich

auf den ganzen Film zutrifft. Einige Stücke ziehen sich zu sehr in die Länge, was den ganzen Film

etwas langweilig macht. Andrew Lloyd Webber Fans können diese Kritik aber perfekt kontern:

Wenn ihr das Musical live seht, stört das überhaupt nicht. Dann sei es extrem spannend und

überwältigend. Mit dem Film kommt dies nicht so richtig rüber und deshalb war auch Andrew Lloyd

Webber lange gegen die Verfilmung seiner Musicals.