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- 1 - SFB 696 Technical Report 0901 ISSN 1867-3473 Sonderforschungsbereich 696 Forderungsgerechte Auslegung von intralogistischen Systemen – Logistics on Demand Universität Dortmund 44221 Dortmund Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur Vorbereitung der kundenspezifischen Eingangsgrößen eines Quality Function Deployments Priv. Doz. Dr.-Ing. R. Refflinghaus

Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

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- 1 - SFB 696

Technical Report 0901

ISSN 1867-3473

Sonderforschungsbereich 696

Forderungsgerechte Auslegung von intralogistischen Systemen – Logistics on Demand

Universität Dortmund

44221 Dortmund

Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur Vorbereitung der kundenspezifischen Eingangsgrößen eines

Quality Function Deployments

Priv. Doz. Dr.-Ing. R. Refflinghaus

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- 2 - SFB 696

Sonderforschungsbereich 696

Forderungsgerechte Auslegung von intralogistischen Systemen

– Logistics on Demand

Technical Report 0901

ISSN 1867-3473

Teilergebnisse zum Teilprojekt A1: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur Vorbereitung der kundenspezifischen Eingangsgrößen eines Quality Function Deployments

SFB-Arbeitsgruppe A1 (gesamt):

Prof. Dr.-Ing. H.-A. Crostack (TP A1, D1) Dipl.-Kff. S. Klute Priv. Doz. Dr.-Ing. R. Refflinghaus (TP A1) Dipl.-Logist. N. Schlüter (TP A1)

Dortmund, den 26.05.2009

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- 3 - SFB 696

Abstract

Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte

kundengerecht entwickeln und produzieren. Nur so ist eine Kundenzufriedenheit

sicherzustellen und somit auch eine Kundenbindung möglich. Neben den

Kundenanforderungen selbst sind die Gewichtungen der Kundenanforderungen die

Haupteingangsgrößen der weltweit anerkannten QM-Methode „Quality Function

Deployment“ (QFD). Mit einer QFD werden Kundenanforderungen in gewichtete

Produkt- und später Prozessmerkmale transferiert. Bislang wurden meist absolute

Gewichtungen der Kundenanforderungen als Eingangsgrößen der QFD genutzt. Jetzt

wurde analysiert, ob durch den Einsatz von relativen Gewichtungen die Genauigkeit

der Kundenaussagen gesteigert werden kann. Die aus dem von Saaty entwickelten

Analytic Hierarchie Prozess (AHP) gewonnenen relativen Gewichtungen bilden

sicherlich die Kundenmeinung exakter ab. Ein Grund hierfür kann die intensivere

Befragungstechnik beim Kunden sein. Es wurde nun untersucht, ob die Nutzung von

relativen Gewichtungen als Eingangsgröße einer QFD überhaupt möglich ist, ob diese

ggf. noch umgerechnet werden müssen und ob eine Steigerung der Genauigkeit

gegenüber der Nutzung von absoluten Gewichtungen vorhanden ist. Bei der

Anwendung des AHP im Rahmen der Planung einer logistischen Anlage wurde deutlich,

dass maximal sieben Anforderungen gleichzeitig von einem Kunden bewertet werden

können. Somit musste eine entsprechende Hierarchie aufgebaut werden, um

anschließend die Anforderungen und ihre Gewichtungen korrekt in die QFD

transferieren zu können.

Schlagwörter:

Quality Function Deployment (QFD), Analytic Hierarchie Process (AHP),

Kundenanforderungen, Stakeholder, Gewichtung, relative Gewichtung, absolute

Gewichtung

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- 4 - SFB 696

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .......................................................................................................... 10

2 Kundenspezifische Eingangsgrößen einer QFD – Stand der Technik ................... 12

2.1 Quality Function Deployment nach Akao und ASI ........................................ 12

2.1.1 Die Struktur der Vorgehensweise nach Akao ........................................... 13 2.1.2 Die Struktur der Vorgehensweise nach ASI .............................................. 17 2.1.3 Der Vergleich der beiden QFD-Ansätze nach ASI und Akao ...................... 23

2.2 Strukturierungsmöglichkeiten für Kundenanforderungen ........................... 26

2.2.1 KANO-Modell .......................................................................................... 29 2.2.2 Der Lagerprozess .................................................................................... 31 2.2.3 Einsatz- und Auswahlkriterien für Sortiersysteme nach Jodin und ten

Hompel [Ten Hompel '06b] ...................................................................... 33 2.2.4 Sakowski-Modell [Crostack '06a]............................................................ 36

2.3 Vergleich verschiedener Priorisierungsverfahren ........................................ 38

2.3.1 Der Analytische Hierarchieprozess AHP .................................................. 40

2.3.1.1 Einführung ....................................................................................... 40

2.3.1.2 Charakteristika des AHP .................................................................. 41

2.3.1.3 Methodik ......................................................................................... 44

2.3.2 Die Nutzwertanalyse ............................................................................... 71 2.3.3 Methodischer Vergleich zwischen NWA und AHP ..................................... 77 2.3.4 Kepner-Tregoe-Verfahren ....................................................................... 78 2.3.5 Conjoint-Analyse ..................................................................................... 79

2.3.5.1 Definition der Alternativen ............................................................... 80

2.3.5.2 Bewertung der Alternativen ............................................................. 81

2.3.5.3 Ermitteln der Teilnutzwerte ............................................................. 82

2.3.5.4 Ermitteln der Gesamtnutzwerte ....................................................... 82

2.3.6 Vergleich der Priorisierungsverfahren im Hinblick auf die Kundenanforderungsgewichtung ............................................................ 83

2.3.6.1 Vergleich der Bewertungstechniken ................................................. 83

2.3.6.2 Vergleich der Bewertungsmethoden ................................................ 91

3 Entwicklung einer Vorgehensweise zur Verwendung relativer

Gewichte als Eingangsgrößen einer QFD ...................................................... 93

3.1 Entwicklung einer Hierarchie von Anforderungen an intralogistische Anlagen ........................................................................................................... 93

3.1.1 Lösungsansatz I: Überführung der Anforderungsstruktur in eine AHP-geeignete Struktur .................................................................................. 93

3.1.1.1 Problematik der Zielformulierung .................................................... 96

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3.1.1.2 Erfordernis einer Anforderungstypisierung ...................................... 97

3.1.1.3 Anforderungsinterdependenzen ...................................................... 97

3.1.1.4 Bewertung quantifizierbarer Kriterien ............................................. 100

3.1.2 Zweiter Lösungsansatz .......................................................................... 101

3.1.2.1 Hierarchisierung der wirtschaftlichen Kriterien .............................. 101

3.1.2.2 Anforderungstypisierung ................................................................ 104

3.2 Auswirkungen der Nutzung relativer Gewichtungen in einer QFD ............... 111

3.2.1 Höhe des Datenniveaus bei den Gewichtungen ...................................... 111 3.2.2 Auswirkungen einer Integration relativer Gewichte ................................ 113 3.2.3 Schwierigkeiten innerhalb der QFD bei der Umstellung auf

relative Werte ......................................................................................... 122

3.2.3.1 Problematik bei relativ gewichteten Kundenanforderungen ............ 123

3.2.3.2 Beispiel ........................................................................................... 127

3.2.3.3 Der Einfluss des verwendeten Verfahrens ....................................... 132

3.2.3.4 Die Bedeutung von Inkonsistenzen ................................................. 137

3.3 Möglichkeiten der Transformation von relativen in absolute Gewichtungen ........................................................................................... 140

3.3.1 Integration relativer Gewichte durch Anpassung der Skalen ................... 140

3.3.1.1 Anpassung der Skala durch Erweiterung ......................................... 141

3.3.1.2 Anpassung der Skala durch Transformation .................................... 143

3.3.1.3 Veränderung der Transformation .................................................... 147

3.3.2 Integration relativer Gewichte durch Anpassung aller Eingangswerte .... 150

3.3.2.1 Technische Schwierigkeit und kaufmännische Bedeutung .............. 151

3.3.2.2 Korrelation der Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen 152

3.3.3 Integration relativer Gewichte durch Umrechnung in absolute Werte ..... 154

3.3.3.1 Beispiel zur Umrechnung von relativen Werten ............................... 154

3.3.3.2 Der Genauigkeitsverlust .................................................................. 157

4 Einsatz der entwickelten Vorgehensweise ........................................................ 169

4.1 Durchführung der Stakeholder-Befragung ................................................. 169

4.1.1 Gewichtung der Anforderungen durch S1 ............................................... 170 4.1.2 Gewichtung der Anforderungen durch S2, S3.1 und S3.2 ........................ 174

4.2 Darstellung und Analyse der Bewertungsergebnisse .................................. 175

4.2.1 Analyse der Anforderungsklassifizierung von S1 .................................... 175 4.2.2 Analyse der relativen und absoluten Bewertung von S1 .......................... 176 4.2.3 Analyse der Anforderungsklassifizierung von S2, S3.1 und S3.2 ............. 178 4.2.4 Analyse der relativen und absoluten Einzelbewertung von S2, S3.1 und

S3.2 ........................................................................................................ 181

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4.2.5 Analyse der verdichteten relativen und absoluten Bewertungen von S2, S3.1 und S3.2 ......................................................................................... 182

4.2.6 Anmerkungen zur absoluten und relativen Gewichtung der Kann-Anforderungen aus Block B, C und D ....................................................... 184

4.3 Fazit ........................................................................................................... 186 4.4 Analyse der Umrechnung der relativen in absolute Gewichtungen ............. 188

4.4.1 Die Ergebnisse der Befragung ................................................................ 188 4.4.2 Nutzung der relativen Gewichte ............................................................. 191

5 Zusammenfassung und Ausblick ...................................................................... 199

6 Literaturverzeichnis ......................................................................................... 202

7 Anhang ............................................................................................................ 212

7.1 Anforderungsgliederung ............................................................................. 212

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Struktur des QFD-Systems nach Akao [Akao '92] ................................... 16

Abbildung 2: Ablaufschema des Vier-Phasen Ansatzes .............................................. 20

Abbildung 3: House of Quality .................................................................................... 19

Abbildung 4: Vergleich der Ansätze nach ASI und Akao .............................................. 25

Abbildung 5: KANO-Modell [Rupp '02] ........................................................................ 29

Abbildung 6: Die fünf Bereiche des Lagerprozesses ................................................... 31

Abbildung 7: Einsatz und Auswahlkriterien von logistischen Anlagen ........................ 33

Abbildung 8: Systemspezifische Kriterien .................................................................. 33

Abbildung 9: Gutspezifische Kriterien ........................................................................ 34

Abbildung 10: Organisatorische Kriterien ................................................................... 34

Abbildung 11: Übergreifende Kriterien ....................................................................... 35

Abbildung 12: Anforderungskatalog nach Sakowski [Sakowski '05]............................ 37

Abbildung 13: Übergreifende Anforderungen ............................................................. 38

Abbildung 14: Ablaufschema des AHP ........................................................................ 44

Abbildung 15: Monohierarchie ................................................................................... 48

Abbildung 16: Polyhierarchie I .................................................................................... 48

Abbildung 17: Polyhierarchie II ................................................................................... 49

Abbildung 18: Hierarchie – Auswahl einer optimalen Universität ............................... 49

Abbildung 19: AHP-Skala ........................................................................................... 51

Abbildung 20: Kriteriengewichte ................................................................................ 56

Abbildung 21: Verdichtung von Einzelentscheidungen ............................................... 66

Abbildung 22: Einbezug von Stakeholdergewichten in die Problemhierarchie .......... 677

Abbildung 23: Ablaufschema einer NWA .................................................................. 722

Abbildung 24: Beispiele für typische Nutzenfunktionen ........................................... 755

Abbildung 25: Ablaufschema einer Conjoint-Analyse ............................................... 800

Abbildung 26: Beispielhierarchie 1, Teil 1 ................................................................. 955

Abbildung 27: Beispielhierarchie 1, Teil 2 ................................................................. 966

Abbildung 28: Beispielhierarchie 2 ............................................................................. 99

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Abbildung 29: Beispielhierarchie 3 ......................................................................... 1000

Abbildung 30: ROI-Hierarchie ................................................................................. 1022

Abbildung 31: Liste der Messniveaus [Konerding '89] ............................................. 1122

Abbildung 32: QFD mit Prozentzahlen als relative Gewichte................................... 1177

Abbildung 33: QFD mit Zahlen ohne Einheit als relative Gewichte .......................... 1188

Abbildung 34: QFD mit absoluten Gewichten ......................................................... 1211

Abbildung 35: Beispiel eines House of Quality [Pfeifer '01] ..................................... 1244

Abbildung 36: QFD mit sehr unterschiedlichen relativen Gewichten ...................... 1288

Abbildung 37: QFD mit absoluten Gewichten ......................................................... 1300

Abbildung 38: Beispielhafte Hierarchie von Kundenanforderungen ........................ 1333

Abbildung 39: Hierarchie bei der alle Anforderungen verglichen werden ................ 1344

Abbildung 40: Hierarchie bei der nicht alle Anforderungen verglichen werden ....... 1355

Abbildung 41: Paarweiser Vergleich für den AHP .................................................... 1388

Abbildung 42: Berechnung des Eigenvektors ......................................................... 1388

Abbildung 43: Struktur des Auftretens der Problematik ....................................... 13939

Abbildung 44: Angepasste Skala ............................................................................ 1422

Abbildung 45: Vergrößerung der Abstände der Skalenwerte ................................... 1444

Abbildung 46: Formel zur linearen Transformation ................................................. 1444

Abbildung 47: Lineare Transformation einer Skala von 1 bis 9 ................................ 1455

Abbildung 48: Lineare Transformation einer Skala von 1 bis 10 .............................. 1455

Abbildung 49: Diagramm zum Beispiel der linearen Transformation ...................... 1477

Abbildung 50: Formel zur nicht linearen Transformation ........................................ 1488

Abbildung 51: Nicht lineare Transformation einer Skala von 1 bis 9 ....................... 1488

Abbildung 52: Nicht lineare Transformation einer Skala von 1 bis 10 ................... 14949

Abbildung 53: Diagramm zum Beispiel der nicht linearen Transformation .............. 1500

Abbildung 54: Berechnung der Intervallgrenzen bei einer Skala von 1 bis 10 .......... 1566

Abbildung 55: Berechnung der Intervallgrenzen bei einer Skala von 1 bis 5 ............ 1588

Abbildung 56: Berechnung der Gesamtbewertung mit relativen Werten ................. 1600

Abbildung 57: Berechnung der Gesamtbewertung mit einer Skala von 1 bis 10 ...... 1611

Abbildung 58: Berechnung der Gesamtbewertung mit einer Skala von 1 bis 5 ........ 1622

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Abbildung 59: Diagramm der relativen Gesamtbewertung ...................................... 1655

Abbildung 60: Alternative Umrechnung der relativen Werte ................................... 1677

Abbildung 61: Relative Anforderungsgewichtung – Werte und Ranking (S2) ........... 1744

Abbildung 62: Relative Gewichtung der ROI-Anforderungen ................................... 1766

Abbildung 63: Absolute Gewichtung der ROI-Anforderungen .................................. 1777

Abbildung 64: Hierarchie der Kann-Anforderungen (B, C, D) ................................... 1800

Abbildung 65: Anforderungen (Block A-D) an die Anlage mit Bewertung ............... 18989

Abbildung 66: Betriebswirtschaftliche Anforderungen (Block E) an die Anlage ...... 1900

Abbildung 67: ROI-Anforderungen (Block R) an die Anlage mit Bewertung ............. 1900

Abbildung 68: Intervallgrenzen für die relativen allgemeinen Anforderungen ......... 1933

Abbildung 69: Zuordnung der absoluten Wert bei den allgemeinen Anforderungen 1944

Abbildung 70: Intervallgrenzen der ROI-Anforderungen ......................................... 1977

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1 Einleitung

Unternehmen, die in einem Hochlohnland wie der Bundesrepublik Deutschland ihre

Produkte fertigen, können langfristig nur dann am Markt bestehen, wenn sich

entweder ihre Produkte qualitativ stark von denen anderer Produzenten

unterscheiden, oder wenn sie durch eine effektive Produktion Kostenvorteile erreichen

können. Durch die Öffnung der Europäischen Union in Richtung Osten wird es immer

schwieriger, Kostenvorteile zu erzielen. Zudem nimmt die Ähnlichkeit der am Markt

angebotenen Produkte und Anlagenkomponenten aufgrund der technologischen

Globalisierungstendenzen stetig zu. Somit ist es den deutschen Unternehmen nur

noch möglich, durch eine hohe Qualität der Produkte Wettbewerbsvorteile und eine

ausreichende Kundenbindung zu erreichen.

Durch die Einführung der Normen DIN EN ISO 9000ff., VDA 6.1, QS-9000, ISO TS 16949,

u. a. ist in vielen Fällen der trügerische Eindruck entstanden, Qualität sei mit der

Erfüllung der Forderungen der Normen „erledigt“. Diese stellen aber nur eine

notwendige, keine hinreichende Bedingung für das Bestehen im Wettbewerb und

entsprechende Markterfolge dar. Zum anderen ist es die unreflektierte Erfüllung von

Spezifikationen und Pflichtenheften. Die Anforderungen werden in der Regel über

Lasten-/ Pflichtenhefte vorgegeben, die auf der Erfahrung in der Vergangenheit mit

ähnlichen Produkten oder den Vorgaben von groben Marktanalysen basieren. Die

„Qualität“ des Anforderungsprofils ist dabei in der Regel nicht Gegenstand der

Betrachtung. Eine durchgeführte Erhebung bei Zulieferern der Automobilindustrie

ergab, dass die Lasten-/ Pflichtenhefte von 17 Herstellern für ein einziges Produkt

drastisch unvollständig waren und z.T. Forderungen auf verschiedener Basis

(Produkteigenschaften, Prüfmerkmale) enthielten. Erste Ansätze, die Anforderungen

systematischer zu erheben [Schwarze '02], erstrecken sich dabei vorwiegend auf das

„Kern“-Produkt. Neuere Ergebnisse im Bereich der Kundenorientierung belegen aber

die zunehmende Bedeutung auch produktbegleitender Faktoren für den

Kaufentscheid, so dass heute u. a. vom „erweiterten Produktbegriff“ gesprochen wird.

Der allgemeine Stellenwert von Kundenanforderungen liegt im Bereich von

logistischen Dienstleistungen laut einer im August 2005 durchgeführten Umfrage

[Pötzsch '05] bei Betreibern von logistischen Anlagen hoch (40%), bzw. sehr hoch

(50%). Allerdings ist die Erfassung von Kundenanforderungen an sich nicht so gut

organisiert, wie dies aus Sicht einer umfassenden Kundenorientierung angebracht

wäre. Lediglich 40% der Befragten gaben an, mit Art und Umfang der Erfassung von

Kundenanforderungen durch Hersteller ausreichend zufrieden zu sein. Hierfür können

mehrere Gründe angeführt werden. Ein Grund ist die kaum vorhandene Bedeutung der

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Marktforschung in diesem Bereich. Diese spielt gegenwärtig eine stark

untergeordnete Rolle. Lediglich 10% der befragten Betreiber wurden von

Herstellerfirmen, von denen sie direkt kaufen, mittels Gesprächen, Workshops oder

sonstigen Marktforschungsmethoden nach ihren Wünschen befragt.

Die schon lange Zeit bekannte und verfügbare Qualitätsmanagement-Methode

„Quality Function Deployment“ (QFD) wird vorrangig angewendet, um bereits in den

frühen Phasen des Produktentstehungsprozesses durch ein systematisches Vorgehen

eine hohe Qualität der Produkte zu erreichen. Hierfür müssen die

Kundenanforderungen möglichst vollständig erfasst und exakt gewichtet werden. Nur

so können die anschließend definierten Produktmerkmale, die aus den

Kundenanforderungen abgeleitet werden, nutzenorientiert optimiert werden

[Crostack '06a].

Bei der konventionellen Vorgehensweise einer QFD, wie sie in der Praxis Anwendung

findet, werden die Kundenwünsche jedoch oft nicht mit sehr hoher Präzision erfasst.

Meist werden Anforderungslisten mit der Möglichkeit an Kunden gegeben, die

Gewichtungen auf Skalen zwischen 1 und 5 anzukreuzen. Diese Art der Befragung

führt zu schnellen Antworten der Kunden und zu meist nahe dem Mittelwert liegenden

Gewichtungen. Es ist bei der Analyse der Ergebnisse solcher Befragungen leicht

erkennbar, dass sich die Befragten meist nicht intensiv mit der Fragestellung bzw. den

Anforderungen auseinandergesetzt haben.

Daraus resultiert, dass auch die Ergebnisse einer QFD nicht exakt sein können, da ihre

Aussagekraft entscheidend von der Qualität der Eingangsgrößen abhängt. Deshalb

wurde im Rahmen der hier beschriebenen Arbeiten versucht, eine

Genauigkeitssteigerung der Eingangsgrößen durch die Anwendung ergänzender

Techniken z.B. des Analytic Hierarchy Process (AHP), zu erreichen. Hierbei werden die

Befragten nicht mit einer Liste von Anforderungen konfrontiert, sondern sie bewerten

mit paarweisen Vergleichen die Anforderungen von ihrer Wichtigkeit her

untereinander. Die Folge ist, dass die gewichteten Kundenanforderungen unter

Umständen nicht wie bei der konventionellen QFD als absolute Werte eines definierten

Skalenintervalls, z. B. von 1 bis 5 oder 1 bis 10, sondern in Form von relativen Werten

zwischen 0 und 1 in die Berechnung der QFD eingehen [SFB696 '07]. Hier gilt es nun

eine Vorgehensweise zu erarbeiten, mit der die exakteren relativen Gewichtungen in

eine Form überführt werden, welche eine Nutzung in einer QFD zulässt.

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- 12 - SFB 696

2 Kundenspezifische Eingangsgrößen einer QFD – Stand der Technik

Die Qualitätsmanagementmethode „Quality Function Deployment“ (QFD) soll vorrangig

dazu dienen, Kundenanforderungen (inklusive deren Gewichtungen) in

Produktmerkmale zu überführen, um Produkte zu entwickeln, die möglichst

umfassend die Wünsche der Kunden erfüllen. Haupteingangsgrößen einer QFD sind

einerseits die Kundenanforderungen und andererseits mögliche Produktmerkmale.

Eine präzise Darstellung der tatsächlichen Kundenwünsche in Form von

Kundenanforderungen und deren Gewichtungen ermöglicht ein möglichst präzises

Ergebnis der QFD. Im Rahmen dieses Kapitels wird der Stand der Technik für

Methoden zur Strukturierung und Handhabung der kundenspezifischen

Eingangsgrößen einer QFD dargestellt. Hierzu wird die QFD selbst kurz skizziert und

darauf aufbauend werden die Möglichkeiten der Strukturierung der Anforderungen

und der Darstellung der Gewichtung der Anforderungen analysiert.

2.1 Quality Function Deployment nach Akao und ASI

Die Methode der QFD als Grundkonzept zur Qualitätsplanung geht zurück auf den

Japaner Yoji Akao im Jahre 1966. Die erste praktische Anwendung ist 1972 auf der

Kobe-Schiffswerft der Mitsubishi Heavy Industries datiert. Die Toyota Motor Company

Ltd. übernahm kurz darauf diese Methode und entwickelte sie nach eigenen

Ansprüchen weiter. Im Jahr 1983 wurden die Ausführungen von Yoji Akao in den USA

erstmalig veröffentlicht. Als erste amerikanische Firmen führten Rank Xerox und Ford

die Methodik ein. Weitere Firmen folgten.

Für die QFD sind derzeit im Wesentlichen zwei Varianten bekannt. Einerseits die von

Prof. Akao entwickelte „Ur-QFD“ und anderseits die vom American Supplier Institute

(ASI) gestaltete Variante. Beide Varianten sollen hier kurz vorgestellt werden, um

daraus die Unterschiede und Gemeinsamkeiten hinsichtlich der kundenspezifischen

Eingangsgrößen verdeutlichen zu können.

Bei einer QFD werden in den Matrizen existente Verknüpfungen von Zeilen und Spalten

der Eingangsgrößen dargestellt. Die Wertung der Verknüpfungen ist üblicherweise in

"schwach", "mittel" und "stark" eingestuft. Die angesprochenen Daten werden durch

eine QFD-typische WAS-WIE-Fragestellung angeordnet.

Für Forderungen auf der Zeilenebene gelten die Fragen: "WAS braucht der Kunde?,

WAS will er haben?, WAS wird benötigt?, WAS ist für alle sinnvoll?, WAS soll erreicht

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- 13 - SFB 696

werden?, ...". Die Fragestellungen hinsichtlich der Produkt- bzw. Qualitätsmerkmale

sind: "WIE bekommt man es?, WIE stellt man es her?, WIE setzt man es ein?, WIE soll

das erreicht werden?, ...".

Die QFD-Matrizen lassen sich mit diesen Fragestellungen überall dort einsetzen, wo

sich Schnitt- oder Übergabestellen befinden. Die weiterführenden Tabellen sind

aufbereitete Informationen - Gewichtungen von Listeneigenschaften oder Vergleiche -,

die je nach Bedarf neu entwickelt oder von bestehenden Matrizen übernommen

werden. Eine häufig genutzte Funktion ist die Korrelation mit sich selbst, durch die

Widersprüche sehr gut erkannt werden können.

Durch die Darstellung der Informationen in gewichteten Listenfeldern und durch

Korrelation der Felder besitzt die QFD verschiedene vorteilhafte Anwendungs-

möglichkeiten:

• Aufbereitung und klare Darstellung von Daten in den Feldern;

• Aufzeigen von Abhängigkeiten und Einflüssen durch die Korrelation;

• Darstellung von Zielkonflikten durch Angaben der Korrelation und der weiterführenden Tabellen.

Die angewandte Gewichtung und Korrelation kann von relativ einfacher Mathematik

bis hin zu komplizierten Algorithmen gehen. Meist werden die Zeilenebenen mit den

Korrelationen (schwach = 1; mittel = 5; stark = 9) multipliziert und die Werte pro

Spalte addiert.

2.1.1 Die Struktur der Vorgehensweise nach Akao

Der Entwickler von QFD Yoji Akao prägte bezüglich seiner Methodik den Satz:

"Copy the spirit, not the form."

Er wollte, dass seine Methode nicht Matrize für Matrize kopiert wird, vielmehr sollte

QFD flexibel bleiben und neue bedarfsgerechte Funktionalitäten adaptieren.

Ein umfassendes QFD-System muss nach Yoji Akao außer der Qualitätsentwicklung

auch die Technologie-, Zuverlässigkeits- und Kostenentwicklungen beinhalten. Dabei

muss der Konkretisierungsgrad im Laufe der Entwicklung steigen und die Weitergabe

der Informationen sicher gewährleistet sein. Dies realisiert Yoji Akao über sogenannte

Informationspfade, die im Allgemeinen einen Konkretisierungsgrad (Detailstufe bei der

Bearbeitung des Produkts/Prozesses) beibehalten und Informationen der Listenfelder

von einer Matrix auf weitere Matrizen und Tabellen übertragen. Durch die

Informationspfade können Änderungen in einer Liste sofort auf die verknüpften

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Matrizen und Tabellen übertragen werden. Die Gefahr einer nicht durchgängigen

Änderung und Aktualisierung von Zusammenhängen wird so verringert.

Durch die zusammenhängende Darstellung der einzelnen Elemente (Matrizen,

Tabellen, Listen, ...) ist ein durchgängiges Vermitteln, Umwandeln und Verknüpfen der

Anforderungen über die Konkretisierungsebenen im Produkterstellungsprozess mit

Gewichtungen möglich. Das Ablaufschema von Yoji Akao hat sich in vielen Fällen

bewährt, ist aber nicht als fix anzusehen, sondern hilft bei der Entwicklung einer

eigenen Variante. Die einzelnen Matrizen sollen miteinander kombiniert werden.

Ergänzungen sowie Änderungen bestehender Matrizen sind hierbei jederzeit möglich.

Die QFD-Methodik soll nicht alle Datenkorrelationen und Prozessschritte festhalten

und verbessern, sondern nur wichtige und kritische Merkmale genauer analysieren

und verbessern. Ziel ist es, die Methode so klein wie möglich zu halten und dabei so

genau wie möglich zu arbeiten.

Die in Abbildung 1 gezeigte Struktur des QFD-Systems nach Akao [Akao '92] besteht

im Wesentlichen aus den vier Spalten:

I Qualitätsentwicklung

II Technologieentwicklung

III Kostenentwicklung

IV Zuverlässigkeitsentwicklung

Jede Spalte besteht wiederum aus den einzelnen Zeilen 1 bis 4 und enthält

grundsätzlich sogenannte Qualitätstabellen, in denen Informationen bereitgestellt

und miteinander verknüpft werden. Weiterhin sind einzelne Tabellen einer Spalte

„bereichsübergreifend“ mit Tabellen einer anderen Spalte verknüpft. Die Bezeichnung

der einzelnen Qualitätstabellen ergibt sich aus der Verknüpfung von Zeilen- und

Spaltennummer, beispielsweise „2-II“. Die in Abbildung 1 grün, blau und rot

eingefärbten Dreiecke sollen bereits an dieser Stelle verdeutlichen, dass ihre Inhalte

identisch sind.

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Akao empfiehlt eine einzelne und sequentielle Bearbeitung der Spalten beginnend mit

der Spalte I, wobei jede Spalte zeilenweise von 1 bis 4 und von „oben nach

unten“[Akao '92], entwickelt werden kann. In den folgenden Kapiteln wird diese

Bearbeitungsreihenfolge des QFD-Systems aufgegriffen.

Ist ein ausreichendes Verständnis über die QFD-Methode vorhanden und ist diese im

Unternehmen implementiert, kann von der starren Reihenfolge abgewichen werden.

Es ergibt sich der Vorteil der Nutzung von Synergieeffekten, wenn folgendes

angenommen wird: Überschneiden sich die Produktentwicklungszyklen von zwei

Produkten, Produkt A und Produkt B, so muss nicht auf den Abschluss der gänzlichen

Ausarbeitung der QFD-Systematik bei Produkt A gewartet werden. Es können die

bereits bei Produkt A erarbeiteten Qualitätstabellen bei der Entwicklung von Produkt B

genutzt werden.

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- 16 - SFB 696

Abbildung 1: Struktur des QFD-Systems nach Akao [Akao '92]

Die Methode QFD nach der Entwicklung von Yoji Akao zeichnet sich durch

grundlegende Analyse- und Bewertungs-, sowie Dokumentationsfähigkeiten aus. Der

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- 17 - SFB 696

Entwickler legt Wert auf eine Verbesserung von bestehenden Produkten und

Prozessen, wobei er Technologiesprünge vorsieht. Die Methode QFD ist nach Akaos

Aussagen niemals als vollständiges Werk zur Produkterstellung gedacht, sondern soll

die Schnittstelle zwischen Kundenwunsch und Produktmerkmalen bestmöglich

realisieren. Yoji Akao legt Wert auf die Beachtung dieser Kundenwünsche in jeder

Entwicklungsphase. Auf der anderen Seite gibt er dem Konstrukteur eine

richtungsweisende Methode zur Identifikation von Engpassteilen, die flexibel den

Unternehmensbedürfnissen angepasst werden kann [Akao '92].

2.1.2 Die Struktur der Vorgehensweise nach ASI

Eine sehr geläufige Variante der QFD, insbesondere in den Vereinigten Staaten und

Europa, ist die des American Supplier Institute, kurz ASI. Das American Supplier

Institute ist eine Nonprofit-Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die

Wettbewerbssituation der amerikanischen Zulieferindustrie zu verbessern

[Fachbibliothek '06, Kämpf '06].

Das von Neumann als amerikanisches Modell bezeichnete Vorgehen ist der

„sogenannte konkrete QFD Ansatz“ [Neumann '96]. Er ist von den Arbeiten der Japaner

Makabe und Fukuhara geprägt und steht in der deutschsprachigen Literatur zum

Thema QFD meist im Vordergrund. Er greift den Ansatz von Akao auf, reduziert aber

den Inhalt sehr stark und zeichnet sich durch eine eindeutige Gliederung aus.

Charakteristisch ist die serielle Abfolge der einzelnen Phasen. Späte Phasen bauen

auf den Ergebnissen der vorherigen auf. Mögliche Rücksprünge zu vorherigen Phasen

sieht dieser Ansatz nicht vor [Mai '98, Neumann '96].

Der von der ASI verbreitete Ansatz für eine QFD wird als Vier-Phasen Ansatz

bezeichnet. Abbildung 2 zeigt das Grundprinzip der Methode. Zu sehen sind die vier

Phasen, ihre Bezeichnungen und die jeweiligen Ergebnisse der einzelnen

Planungsschritte. Die vier Phasen sind durchgängig miteinander verknüpft. Jede

Phase hat als Ergebnis bestimmte Zielgrößen. Diese gehen in den linken Teil der

nächsten Phase ein [Mai '98].

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- 18 - SFB 696

Abbildung 2: Ablaufschema des Vier-Phasen Ansatzes

Im Mittelpunkt des Vier-Phasen Ansatzes steht das Aufstellen von sogenannten

Planungstafeln. Für jede der vier Phasen gibt es eine eigene, die je nachdem als

Produktplanungstafel, Komponentenplanungstafel, Prozessplanungstafel oder

Produktions-planungstafel bezeichnet wird [Kämpf '06, Saatweber '06].

Die Matrizen der ersten Phase, der Produktplanung, werden als House of Quality

bezeichnet. Dort werden die Kundenbedürfnisse mit den technischen Anforderungen

zusammengebracht. Hierbei können kritische technische Anforderungen erkannt

werden, um so Engpässe bei der Entwicklung aufzuzeigen. Das Ergebnis sind die

Qualitätsanforderungen für die Konstruktion. Gelegentlich wird das House of Quality

fälschlicherweise mit dem QFD gleichgesetzt [Hoffmann '97, Saatweber '06].

Die Teileplanung bildet die zweite Phase des QFD-Ansatzes nach ASI. Hier werden die

Teile des Produktes den technischen Anforderungen gegenüber gestellt. Diese

technischen Anforderungen werden aus den Spezifikationen der ersten Phase

übernommen. So gehen die Qualitätsmerkmale in die Baugruppen, Unterbaugruppen

und Bauteile ein. Nach dem QM-InfoCenter sind die Ziele der Phase II neben der

Ermittlung der kritischen Teile auch die Wahl des bestgeeigneten Konzeptes für die

Entwicklung. So werden hier die wesentlichen Elemente für die dritte Phase bestimmt

[Hoffmann '97]Die Prozessplanung, die dritte Phase, stellt Prozesse und kritische Teile

des Produktes gegenüber. Auch hier entstammen die Informationen über die Teile den

Spezifikationen der vorherigen Phasen. Es werden Prozess- und Prüfablaufpläne

erstellt und kritische Prozessmerkmale ermittelt. Ziele der dritten Phase sind die

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- 19 - SFB 696

Festlegung der Prozesscharakteristika und der Prozesszielwerte. Auch sollten die zu

bearbeitenden Kriterien für die vierte Phase ermittelt werden. Am Ende sollten alle

kritischen Prozessparameter ermittelt worden sein. Für diese können z.B. besondere

Prüfpläne erstellt werden [Hoffmann '97, Saatweber '06]. Die letzte Phase ist die der

Produktionsplanung. Wie schon bei den letzten beiden Phasen zuvor, wird auch hier

das Ergebnis der vorherigen Phase, also die kritischen Prozesse, übernommen. Diese

werden jetzt mit der Produktionsplanung zusammengebracht. Die so entstehende

Produktions-Planungsmatrix zeigt Aspekte, die bei den Prozessen zu beachten sind.

Saatweber nennt als Beispiele: Betriebsbedingungen, Qualitätssicherungspläne,

sowie Arbeitsanweisungen [Hoffmann '97, Saatweber '06].

Im Folgenden wird auf die erste der vier Phasen näher eingegangen. Auch wenn das

House of Quality nicht mit QFD gleichzusetzen ist, so erhält es doch besondere

Beachtung. Das House of Quality ist der wesentliche Bestandteil des Ansatzes nach

ASI, und M. Larry Shillito bezeichnet es als das „nerve center“ [Shillito '95] des QFD-

Prozesses. In der Literatur dominiert es über die Methode nach ASI.

Wie oben bereits erwähnt, wird die Produktplanungstafel, also die Matrizen der ersten

Phase des Vier-Phasen Ansatzes, als House of Quality bezeichnet. In Abbildung 3 ist

ein House of Quality in einer allgemeinen Form dargestellt.

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Abbildung 3: House of Quality

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- 20 - SFB 696

Die einzelnen Schritte zum Ausfüllen der Tabellen werden in verschiedener Literatur

unterschiedlich bezeichnet und abgegrenzt. Kämpf gliedert das Vorgehen in acht

Schritte:

1. Bewertung der Kundenanforderungen

2. Wettbewerbsvergleich durch Kunden

3. Erarbeitung der konstruktiven Auslegungsanforderungen bzw.

Produktmerkmale aus den Kundenanforderungen

4. Korrelation zwischen den Kundenanforderungen und den Produktmerkmalen

ermitteln

5. Ermittlung der Kundenorientierten technischen Bedeutung der einzelnen

Produktmerkmale

6. Festlegung der Sollwerte und der Optimierungsrichtung

7. Ermittlung der Korrelation zwischen den Produktmerkmalen

8. Analyse des House of Quality

Der erste Schritt, die Bewertung der Kundenanforderungen, teilt sich in die

Strukturierung und die Gewichtung der Anforderungen auf. Eine Strukturierung der

Kundenanforderungen, die in der Terminologie des QFD auch als „Whats“ bezeichnet

werden, ist unerlässlich. Dies geschieht, um einen einheitlichen Detaillierungsgrad zu

erlangen und so eine möglichst unverzerrte Sichtweise auf die Anforderungen zu

bekommen [Kämpf '06, Pfeifer '01]. Im Wesentlichen werden in diesem Schritt die

kundenseitigen Eingangsgrößen der QFD eingebracht. Diese bestehen zum einen aus

den Anforderungen selbst und zum anderen aus den zugehörigen Gewichtungen. Mit

diesen Gewichtungen wird dann im weiteren Verlauf der QFD weiter gerechnet.

Der nächste Schritt ist der Wettbewerbsvergleich durch die Kunden. Hierbei geht es

darum, das zu entwickelnde Produkt mit Konkurrenzprodukten hinsichtlich der

Erfüllung der einzelnen Anforderungen zu vergleichen. Zu empfehlen ist, dass dafür

mindestens zwei Produkte von anderen Anbietern ermittelt werden, die als „Best in

Class“ gelten. Dies ist wichtig, damit das eigene Produkt die Konkurrenz übertreffen

kann. Für die Bewertung wird meistens eine Skala von 1 „niedrigste Erfüllung“ bis 5

„höchster Grad der Erfüllung“ angewendet.

Die Erarbeitung der konstruktiven Auslegungsanforderungen stellt den nächsten

Schritt dar. Hier werden die technischen Konstruktions- und Produktmerkmale

ermittelt, die zur Erfüllung der Kundenanforderungen benötigt werden. Das bedeutet,

dass die Merkmale die Anforderungen der Kunden in einer gewissen Weise

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- 21 - SFB 696

beeinflussen. So können die Kundenanforderungen durch technisch messbare

Merkmale, die so genannten „How“s, ausgedrückt werden. Zu beachten ist, dass bei

der Wahl der Konstruktions- und Produktmerkmale noch keine bestimmte Lösung

bevorzugt wird. Dies könnte z.B. der Fall sein, wenn nur Merkmale aufgenommen

werden, die für eine mögliche Realisierung besonders günstig sind. Die Folgen wären,

dass der Rahmen zur Realisierung eingeengt wird und so nicht die optimale Lösung

ermittelt werden kann.

Im vierten Schritt werden die Korrelationen zwischen den Kundenanforderungen und

den Produktmerkmalen ermittelt. Dies geschieht, indem jedes Merkmal dahingehend

beurteilt wird, wie stark der Einfluss zur Erfüllung der Kundenanforderungen ist. Zu

diesem Zweck wird die Korrelationsmatrix in der Mitte des House of Quality mit

folgenden Symbolen ausgefüllt:

• Starker Zusammenhang 9

• Mittlerer Zusammenhang 3

• Δ Schwacher Zusammenhang 1

• nichts Kein Zusammenhang 0

Durch die große Differenz von 3 zu 9 wird erreicht, dass die wichtigen und weniger

wichtigen Merkmale deutlich auseinander liegen.

Die Ermittlung der kundenorientierten technischen Bedeutung der einzelnen

Produktmerkmale erfolgt in drei Teilschritten:

1. Technische Schwierigkeiten ermitteln

2. Wettbewerbsvergleich aus interner Sicht

3. Bedeutung absolut und relativ berechnen

Beim ersten Teilschritt wird von Experten für die einzelnen Produktmerkmale

eingeschätzt, wie schwierig sich die Realisierung gestalten wird. So kann bei einer

Betrachtung der Produktmerkmale eingeschätzt werden, ob eine Lösungsmöglichkeit

weiter verfolgt wird oder nicht. Beispielsweise ist eine Lösung mit wenig Nutzen für

den Kunden und einem hohen Schwierigkeitsgrad wenig sinnvoll. Dies kann in einer

Skala von 1 „sehr schwierig“ bis 9 „ohne Probleme“ erfolgen. Der interne

Wettbewerbsvergleich ist ein Verfahren, um das zu entwickelnde Produkt mit der

Konkurrenz in Bezug auf seine Merkmale zu vergleichen. Der Vergleich sollte

möglichst objektiv sein, um eine realistische Einschätzung der neuen Merkmale im

Vergleich zu den Wettbewerbern zu erlangen [Kämpf '06, Pfeifer '01].

Das Vorgehen für die Berechnung der technischen Bedeutung ist wie folgt: Die im

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- 22 - SFB 696

vierten Schritt bestimmten Beziehungsstärken werden mit den im ersten Schritt

ermittelten Gewichtungen multipliziert. Die anschließende Aufaddierung der Werte

innerhalb einer Spalte liefert die absolute technische Bedeutung. Die relative

technische Bedeutung ergibt sich aus einer prozentualen Berechnung. Zunächst

werden sämtliche Werte der technischen Bedeutungen aufsummiert. Anschließend

werden die einzelnen absoluten Bedeutungen durch diese Summe geteilt und für eine

Prozentzahl mit 100 multipliziert. Die ermittelten Werte geben Aufschluss darüber,

welche Merkmale bei der Realisierung des Produktes bevorzugt behandelt werden

sollen.

Weiterhin ist eine Berechung der technischen Gesamtbewertung möglich. Hierzu

werden die Werte der absoluten technischen Bedeutung mit dem Zahlenwert für die

technische Schwierigkeit multipliziert. Die Ermittlung der kaufmännischen

Gesamtbewertung erfolgt ähnlich wie die der technischen Gesamtbewertung. Anstelle

des Wertes für die technischen Schwierigkeitsgerade wird die absolute Bedeutung

diesmal mit einem Wert für die kaufmännische Bedeutung multipliziert. Als drittes

folgt eine allgemeine Gesamtbewertung. Dafür wird die absolute Bedeutung mit der

Zahl für die technische Schwierigkeit und dem Wert für die kaufmännische Bedeutung

multipliziert. Auch für diese drei Gesamtbewertungen ist die Berechung einer

prozentualen Zahl nach dem oben beschriebenem Vorgehen möglich.

Im sechsten Schritt werden die Sollwerte und die Optimierungsrichtung festgelegt. Da

die Merkmale bis jetzt nur qualitativ sind, sollen sie für einen exakten Zielwert eine

quantifizierbare Größe erhalten. Aus diesem Grund wird eine bezifferbare Größe mit

einer Einheit, dem sogenannten „How Much“ bestimmt. So ist eine konkrete

Beschreibung für die Produktentwicklung möglich. Es empfiehlt sich, für die Zielwerte,

die eine direkte Beziehung zu sehr wichtigen Kundenanforderungen haben,

herausfordernde Werte zu wählen. So wird erreicht, dass bei den entscheidenden

Kriterien das neue Produkt besser ist, als die bereits vorhandenen. Bei der Festlegung

der Optimierungsrichtung gibt es drei Möglichkeiten. Ein Pfeil nach oben bedeutet,

dass das Merkmal maximiert werden soll, umgekehrt bedeutet ein nach unten

zeigender Pfeil, dass das Merkmal zu minimieren ist [Kämpf '06, Pfeifer '01,

Saatweber '06].

Die Ermittlung der Korrelation zwischen den Produktmerkmalen findet im siebten

Schritt statt. Hierzu wird das so genannte „Dach“ des House of Quality verwendet.

Jedes Merkmal wird mit jedem anderen verglichen. Geprüft wird, ob sich die Merkmale

gegenseitig unterstützen oder behindern. Die üblicherweise verwendeten Symbole

sind Kreise für positive und Kreuze für negative Korrelationen. An dieser Stelle ist

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- 23 - SFB 696

häufig gut abzuschätzen, ob eine technische Lösungsvariante geeignet ist oder nicht.

Problematisch ist es, wenn für die Realisierung zu viele Kompromisse eingegangen

werden müssen. Die Folge ist, dass das Produkt nicht mehr der für den Kunden

idealen Lösung entspricht. In diesem Fall muss geprüft werden, ob ein anderer Ansatz

zur Lösung möglich ist. Sind bei negativen Korrelationen Kompromisse unumgänglich,

so können einzelne Projektteams mit der Kompromisssuche beauftragt werden

[Kämpf '06, Pfeifer '01].

Der letzte Schritt ist die Analyse des House of Quality. Da in den Matrizen viele

Informationen und viel Wissen des Ersteller-Teams steckt, lohnt sich eine gründliche

Auswertung der Daten [Kämpf '06]. Kämpf gibt als Beispiele an:

• „Leere Zeilen bzw. nur schwache Zusammenhänge deuten auf fehlende Übersetzung einzelner Kundenforderungen hin“ [Kämpf '06].

• „Leere Spalten bzw. nur schwache Zusammenhänge zeigen auf, dass Produktmerkmale unnötig oder Basis- bzw. Begeisterungsmerkmale eingeplant wurden“ [Kämpf '06].

Auch ein Vergleich der Ergebnisse der beiden Wettbewerbsvergleiche, intern und aus

Sicht des Kunden, kann lohnenswert sein. Sollte es so sein, dass ein Produkt zwar

intern gute Noten bekommen hat, aber trotzdem aus Sicht des Kunden schlecht

bewertet wurde, so ist das Produkt am Markt vorbei entwickelt worden. Genau das

sollte durch die Anwendung von QFD verhindert werden [Pfeifer '01].

2.1.3 Der Vergleich der beiden QFD-Ansätze nach ASI und Akao

Der QFD-Ansatz von Akao wird als klassischer Ansatz bezeichnet. Er ist zeitlich

gesehen der Erste und alle weiteren bauen mehr oder weniger auf ihm auf. So wurde

dieser klassische Ansatz z.B. von dem japanischen Ingenieur Makabe

weiterentwickelt. Auch die Vorgehensweise nach ASI entstand durch eben so eine

Weiterentwicklung.

Der wohl offensichtlichste Unterschied der Ansätze nach Akao und ASI liegt in der

Komplexität. Die Methode von ASI scheint wesentlich kompakter und übersichtlicher

zu sein als die von Akao. Hoffmann bezeichnet die Vorgehensweise von ASI als

„Partialkonzept des Akao-Ansatzes“. Hingegen handelt es sich seiner Meinung nach

bei der Methode von Akao um einen „breitbandigen unternehmensweiten Ansatz“

[Hoffmann '97].

Das Vorgehen nach ASI besteht aus den genau abgegrenzten vier Phasen

Produktplanung, Komponentenplanung, Prozessplanung und Produktionsplanung.

Eine derartige Einteilung findet sich im QFD-Ansatz von Akao nicht wieder.

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- 24 - SFB 696

Stattdessen gibt es dort die vier Entwicklungsbereiche Qualitätsentwicklung,

Technologieentwicklung, Kostenentwicklung sowie Zuverlässigkeitsentwicklung. Eine

integrierte Betrachtung der letzten drei Säulen ist bei der Methode nach ASI nicht

vorgesehen. Aufgrund der Komplexität des Akao-Ansatzes besteht hier ein höheres

Risiko, dass ein QFD-Projekt scheitert. Insbesondere wenn viele

Kundenanforderungen berücksichtigt werden, wird der Umfang immens groß. Infolge

eines nicht mehr zu überblickenden Arbeitsaufwandes sind in der Vergangenheit

bereits einige QFD-Projekte abgebrochen worden [Mai '98, Pfeifer '01].

Im Gegensatz zum Ansatz von Akao, der QFD als eine unternehmensweite Sache

ansieht, ist die Methode nach ASI als ein eher projektorientiertes Konzept zu

bezeichnen, das über den Entstehungsprozess eines Produktes gut nachvollziehbar

ist. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der Verbesserung von Produkten. Allerdings

fehlt ein einheitliches Konzept zur Ermittlung der Kundenanforderungen. Ein weiterer

Kritikpunkt liegt laut Hoffmann in der unzureichenden Kostenentwicklung, die auf der

Ebene der Funktionen durchgeführt wird [Hoffmann '97, Mai '98].

Die größte Gemeinsamkeit der beiden Methoden liegt in ihrem Ziel: Beide versuchen,

Kundenanforderungen durch eine Transformation in die sogenannte „Sprache des

Unternehmens“ zu überführen. Der Ansatz von ASI ist mit seinen genau definierten

vier Phasen sehr stark formalisiert. Das hat zur Folge, dass er sehr starr ist und aus

diesem Grund schlechter an spezifische Probleme angepasst werden kann als der

Akao-Ansatz. Akao betont bei seiner Erklärung von QFD immer die Flexibilität. So

sollen nur die Schritte oder Tabellen bearbeitet werden, die für den konkreten

Sachverhalt nötig sind. Mai entgegnet allerdings, dass das Verfahren sich „aufgrund

der geforderten Durchgängigkeit letztlich doch wieder stark an den logischen

Zusammenhängen der Tabellen und Daten orientieren muss“ [Mai '98].

Abbildung 4 zeigt zusammenfassend die wesentlichen Unterschiede und

Gemeinsamkeiten der beiden QFD-Ansätze auf.

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- 25 - SFB 696

Abbildung 4: Vergleich der Ansätze nach ASI und Akao

Die Kundenorientierung wird beim Ansatz von Akao durch die vorbeugende

Fehlervermeidung und das Ermitteln der Kundenbedürfnisse erreicht. Ein konkretes

Vorgehen des Letzteren ist in der Methode von ASI nicht vorgesehen. Beide Ansätze

bieten weiterhin keine Möglichkeit, zukünftige Kundenanforderungen zu ermitteln.

In Bezug auf die einfache Integration der Ansätze in das Unternehmen liegen die

Vorteile bei der Vorgehensweise nach ASI. Diese bietet einen höheren Nutzen sofort

nach der Einführung, ist leichter zu erlernen und hat eine höhere

Anwendungsfreundlichkeit. Beide Ansätze haben allerdings Mängel bei der

Anpassbarkeit und erfordern Vorkenntnisse für die Anwendung.

In Bezug auf die Ganzheitlichkeit erweist sich der Ansatz von Akao vorteilhafter.

Ausschlaggebend sind die integrierte Kostenentwicklung, die beim ASI-Ansatz

unzureichend ist, und die vollständige Betrachtungsweise. Die Implementierung

anderer QM-Methoden ist bei beiden Ansätzen gut möglich. Auch die geforderte

Überwachung eines Projektes kann teilweise erfüllt werden. Beide Methoden erfüllen

diese Anforderungen der Funktionssicherheit recht gut durch hohe Reproduzierbarkeit

der Ergebnisse, die Beobachtung des Standes der Technik und eine hohe Neutralität.

●●hohe Neutralität, Objektivität

●●Umsetzung von wissenschaftlichen Grundsätzen, Beachtung des Standes der Technik

●●hohe Reproduzierbarkeit der Ergebnisse●◘hohe Planungssicherheit (Durchgängigkeit, Transparenz)

hohe Funktions-sicherheit

◘●vollständige Betrachtungsweise (Technik, Organisation, Umwelt, rechtliche Anforderungen)

●●leichte Implementierung von anderen QM-Methoden◘●integrierte Kostenentwicklung◘◘Steuerung und Überwachung eines Entwicklungsprojekts

ganzheitlicher Ansatz

●◘hohe Anwenderfreundlichkeit○○hohe Anpassbarkeit an ein Unternehmen (KMU)◘◘aufgabenspezifische Anpassbarkeit○○ohne Vorkenntnisse des Anwenders bzgl. Der Methodik einsetzbar●◘leichte Erlernbarkeit●◘sofortiger Nutzen bei der Einführung

einfache Integration

in ein Unternehmen

●●präventive Fehlervermeidung○○Herleiten von innovativen zukünftigen Kundenbedürfnissen○●Ermitteln und Aktualisieren von Kundenbedürfnissen

hohe Kunden-orientierung

QFD-Ansätze

Legende: ● erfüllt

◘ teilweise erfüllt

○ nicht erfüllt

●●hohe Neutralität, Objektivität

●●Umsetzung von wissenschaftlichen Grundsätzen, Beachtung des Standes der Technik

●●hohe Reproduzierbarkeit der Ergebnisse●◘hohe Planungssicherheit (Durchgängigkeit, Transparenz)

hohe Funktions-sicherheit

◘●vollständige Betrachtungsweise (Technik, Organisation, Umwelt, rechtliche Anforderungen)

●●leichte Implementierung von anderen QM-Methoden◘●integrierte Kostenentwicklung◘◘Steuerung und Überwachung eines Entwicklungsprojekts

ganzheitlicher Ansatz

●◘hohe Anwenderfreundlichkeit○○hohe Anpassbarkeit an ein Unternehmen (KMU)◘◘aufgabenspezifische Anpassbarkeit○○ohne Vorkenntnisse des Anwenders bzgl. Der Methodik einsetzbar●◘leichte Erlernbarkeit●◘sofortiger Nutzen bei der Einführung

einfache Integration

in ein Unternehmen

●●präventive Fehlervermeidung○○Herleiten von innovativen zukünftigen Kundenbedürfnissen○●Ermitteln und Aktualisieren von Kundenbedürfnissen

hohe Kunden-orientierung

QFD-Ansätze

Legende: ● erfüllt

◘ teilweise erfüllt

○ nicht erfüllt

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- 26 - SFB 696

Allerdings weist die Vorgehensweise nach ASI eine noch höhere Planungssicherheit

auf [Hoffmann '97].

Bei der Frage nach der Relevanz der Ansätze für die Praxis scheint sich die Literatur

einig zu sein. Der Ansatz nach ASI ist nicht nur der bekanntere, sondern auch der am

häufigsten angewendete Ansatz. So schreibt Pfeifer: “In nahezu allen

Anwendungsfällen gehen Unternehmen nach ASI vor“ [Pfeifer '01], das QM-InfoCenter

spricht von „den meist gebräuchlichen vier Phasen“ [Saatweber '06] und Kämpf meint:

„Die gegenwärtig vorherrschende Anwendungspraxis in den USA und in Europa

orientiert sich an der durch das Institut der Amerikanischen Zulieferindustrie

(American Supplier Institute) formalisierten Vorgehensweise“ [Kämpf '06]. Weiter

glaubt Hoffmann: “Der am besten geeignete Ansatz ist der ASI-Ansatz“ [Hoffmann

'97]. QM-Trends bestätigen: „Dieses Konzept stellt eine standardisierte

Vorgehensweise mit zahlreichen erfolgreichen Anwendungen in amerikanischen

Unternehmen“ dar [Fachbibliothek '06].

2.2 Strukturierungsmöglichkeiten für Kundenanforderungen

Als kundenseitige Eingangsgrößen in eine QFD werden sowohl die Anforderungen

selbst, als auch die jeweiligen Gewichtungen genutzt. Die Problematik bei der

Betrachtung der Anforderungen und ihren Gewichten ist vielschichtig: Häufig werden

Anforderungen unterschiedlicher Detailierungsstufe in einer Ebene in die QFD

eingegeben. Zum Teil werden auch Anforderungen in diese eine Ebene gegeben, die

nicht miteinander vergleichbar sind. Bei genauerer Analyse dieser Vorgehensweise ist

schnell erkennbar, dass eine solch fehlerhafte Gruppe von Eingangsgrößen nur zu

falschen Ergebnissen einer QFD führen kann. Um nun zu vermeiden, dass die

Anforderungen untereinander nicht vergleichbar sind (Vergleich von Äpfeln mit

Birnen), sollen die Anforderungen entsprechend sortiert bzw. strukturiert werden.

Hier wird eine Eingrenzung der Thematik bzw. der Strukturierungsmöglichkeiten auf

den Anwendungsfall der intralogistischen Anlagen vorgenommen. Im Folgenden

werden unterschiedliche Möglichkeiten zur Strukturierung von Anforderungen an

intralogistische Anlagen zunächst allgemein und dann exemplarisch beschrieben.

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- 27 - SFB 696

Im Allgemeinen liefert die Literatur verschiedenste Ansätze zur Anforderungs-

strukturierung, welche die unterschiedlichsten Eigenschaften, sowie Vor- und

Nachteile aufweisen [Balderjahn '98, Borchert '03, Bors '95, Brandenburg '02,

Brückmann '04, Danner '96, Ehrlenspiel '03, Geisinger '99, Gierl '03, Groß-Engelmann

'99, Größer '92, Hansen '02, Heimannsfeld '01, Herrmann '99, Hinterhuber '98, Krusche

'00, Pahl '05, Pfeifer '03, Sauerwein '02, Schuckel '98, Stauss '96, URL11, Weckenmann

'99, Wenzke '03].

Betrachtet man die Vielzahl an Modellen, so lässt sich zunächst feststellen, dass

diese in fünf verschiedene Kategorien eingeteilt werden können:

• Strukturierung nach Merkmalen • Hierarchische Strukturierung • Strukturierung aus konstruktionstechnischer Sicht • Strukturierungsansätze im Qualitätsmanagement • Sonstige Strukturierungsverfahren

Da in vielen Anforderungen dargelegt wird, welche Eigenschaften bzw. (Produkt-)

Merkmale eine Anlage aufweisen soll, ist eine Strukturierung der Anforderungen nach

Merkmalen möglich und auch sinnvoll. In der Literatur sind mehrere Verfahren zur

Einteilung nach Produktmerkmalen in so genannte Klassen bekannt, welche für die

Strukturierung von Anforderungen genutzt werden können, obwohl diese Verfahren

ursprünglich nicht hierzu entwickelt wurden. „Eine vollständige Zuordnung von

Anforderungen zu entsprechenden Klassen kann hiermit jedoch nicht erreicht werden,

da sich viele Anforderungen nicht auf Produktmerkmale beziehen (z.B. Anforderungen,

die sich auf Prozesse beziehen, organisatorische Forderungen und

Randbedingungen)“ [Krusche '00]. Dennoch werden diese Verfahren zunächst nicht

außer Acht gelassen und sind hier beispielsweise genannt: Strukturierung nach

Wögebauer, Verzeichnis technischer Eigenschaften nach Kesselring, VDI Richtline

2225, Eigenschaftskategorien nach Hubka, Einteilung von Produktmerkmalen

technischer Systeme nach DIN 2330 [Krusche '00].

Die hierarchische Strukturierung strebt „eine Reduzierung bzw. Bündelung der meist

relativ großen Anzahl von Forderungen“ an [Geisinger ´99]. Die Anforderungen werden

folglich zu Gruppen zusammengefasst, welche anschließend auf ihre Beziehungen

untereinander untersucht werden. Hieraus lässt sich dann ein so genanntes

Baumdiagramm erstellen. „Ein Baumdiagramm ist eine graphische Darstellung,

welche die Beziehungen zwischen einzelnen Elementen eines Netzwerkes zueinander

(also ihre Verwandtschaft oder hierarchische Abhängigkeiten) durch Verbindungslinien

darstellt.“ [URL01]. In diese Gruppe lassen sich die folgenden Verfahren einordnen:

Hierarchisches Clustern/Clusteranalyse, Group Consensus Process/Customer Sort

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- 28 - SFB 696

and Cluster Process /Customer Input Process, KJ-Methode [URL13].

Innerhalb des Entstehungsprozesses neuer Produkte ist die Bedeutung einer

korrekten Aufgabenklärung und der daraus folgenden Anforderungsermittlung

hervorzuheben. Verschiedene Ansätze aus der Konstruktionsmethodik verfolgen dabei

das Ziel, möglichst vollständig alle an das neue Produkt gestellten Anforderungen zu

ermitteln. Die zu diesem Zweck im Folgenden dargestellten Methoden können jedoch,

obgleich vorrangig als Assoziationshilfen gedacht, ebenso als adäquate

Strukturierungsmethoden angewendet werden:

• Liste mit Hauptmerkmalen nach Pahl und Beitz [Pahl '05]

• Einteilung nach Hauptmerkmalen nach Krusche [Krusche '00]

• Klassifikation nach Ehrlenspiel [Ehrlenspiel '03]

• Klassifizierung nach VDI 2247

Die Erfüllung von Kundeninteressen durch die Umsetzung im

Produktentwicklungsprozess und die bewusste Einbeziehung von Kundenwünschen

spielt insbesondere im Qualitätsmanagement eine sehr wichtige Rolle. Daher finden

sich auch in diesem Bereich verschiedene Verfahren, die sich mit der Verarbeitung von

Kundenanforderungen an ein Produkt beschäftigen. Hervorzuheben sind aus diesem

Bereich das Kano-Modell, sowie das ServQual-Modell.

Zusätzlich zu den bisherigen Verfahren beschäftigen sich noch weitere Quellen mit der

Strukturierung von Anforderungen, welche jedoch keiner der vorherigen Kategorien

explizit zugeordnet werden können und deshalb unter die Kategorie Sonstige

Methoden fallen. Hierbei handelt es sich um

• Strukturierung nach Myers und Shocker [Schuckel '98]

• Strukturierung nach Tanaka [Geisinger '99]

• Strukturierung nach Sakowski [Crostack '06a]

• Strukturierung nach funktionalen und nichtfunktionalen Anforderungen nach Schienmann [Schienmann '02]

• 10 Einteilungsverfahren für Anforderungen nach Krusche [Krusche '00]

Von den hier geschilderten Modellen werden im Folgenden noch die vier für eine

Strukturierung von Anforderungen für eine intralogistische Anlage am geeignetesten

erachteten Modelle detaillierter diskutiert.

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- 29 - SFB 696

2.2.1 KANO-Modell

Das KANO-Modell wurde 1978 von Professor Dr. Noriaki Kano an der Universität in

Tokio zur Analyse von Kundenanforderungen entwickelt. Mit dem Modell ist es

möglich, die Kundenanforderungen zu strukturieren und gleichzeitig ihren Einfluss auf

die Kundenzufriedenheit zu bestimmen [Kano '84].

Das Modell unterscheidet drei Ebenen der Qualität:

• Basisfaktoren

• Leistungs- und Qualitätsfaktoren

• Begeisterungsfaktoren

Abbildung 5: KANO-Modell [Rupp '02]

Abbildung 5 veranschaulicht den Verlauf der Kurven der drei unterschiedlichen

Faktoren. Die untere Kurve stellt die Grundanforderungen (Basisfaktoren) dar, die so

grundlegend und selbstverständlich sind, dass sie dem Kunden erst bei

Nichterfüllung bewusst werden.

Die mittlere Kurve im Modell spiegelt die Leistungs- und Qualitätsfaktoren wieder. Im

Gegensatz zu den Basisfaktoren sind diese Faktoren dem Kunden bewusst. Es sind

sehr gering

Sehr hoch

sehr unzufrieden

Sehr zufrieden

Zeit

Grad derAusführungvorausgesetzte,

unausgesprochene Merkmale

Unerwartete, unausgesprochene

Merkmale

erwartete, ausgesprochene

Merkmale

Kundenzufriedenheit

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genau diejenigen Anforderungen, die der Kunde explizit z.B. an ein Produkt stellt. Sie

können je nach Erfüllungsgrad einen hohen Zufriedenheitsgrad hervorrufen, aber auch

einen sehr geringen im Fall der Nichterfüllung.

Die obere Kurve repräsentiert diejenigen Produktmerkmale, die nach Kano „den

eigentlichen Unterschied zu konkurrierenden Produkten ausmachen“ [Pfeifer '01]. Es

sind Merkmale, mit denen der Kunde nicht unbedingt rechnet. Im Gegensatz zu den

bereits genannten Kurven führt dieser Faktor zur Begeisterung des Kunden und diese

Produktmerkmale werden entsprechend auch Begeisterungsmerkmale genannt.

Festzuhalten ist zudem, dass sich über die Zeit die Zuordnung der Merkmale zu den

einzelnen Gruppen ändern kann. So kann z.B. ein Begeisterungsmerkmal im Laufe der

Zeit zu einer Basisanforderung werden. Als Beispiel sei hier das ABS beim Automobil

genannt. Früher galt dies als Begeisterungsmerkmal, aber im Laufe der Zeit ist es zu

einer Basisanforderung geworden [Pfeifer '01].

Um die Eigenschaften einteilen zu können, wird ein Kano-Fragebogen verwendet.

Dieser stellt dem Befragten jede Frage in zweifacher Form: Zuerst wird hinsichtlich

der Beurteilung gefragt, wenn die Eigenschaft gegeben oder hoch ist (funktionale

Frage) und anschließend, wenn die Eigenschaft nicht gegeben oder niedrig ist

(dysfunktionale Frage). Es werden fünf Antwortmöglichkeiten jeweils zur Verfügung

gestellt (z.B. „das würde mich sehr freuen“, „das setze ich voraus“, „das ist mir egal“,

„das könnte ich in Kauf nehmen“). Anhand der Antwortmöglichkeiten erfolgt eine

Einstufung in die drei Faktoren (Basis, Leistungs- und Qualitäts,

Begeisterungsfaktoren) [Crostack '06b, Sauerwein '00a, Sauerwein '96, Sauerwein

'00b].

Kritische Bewertung des Modells

Das Kano-Modell ermöglicht eine Gliederung jeglicher Anforderungen, die an eine

logistische Anlage gestellt werden, in drei Kategorien, wobei die Auswertung der

Befragungsmethode entscheidet, welche Anforderung zu welchen der drei Faktoren

zählen soll. Zudem werden die sich mit der Zeit wandelnden Anforderungen ebenfalls

innerhalb der Strukturierung nach Kano erfasst.

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- 31 - SFB 696

2.2.2 Der Lagerprozess

Der Lagerprozess kann im Gegensatz zum Produkt-Lebenszyklus sowohl

Anforderungen beinhalten, die direkt die logistische Anlage betreffen, als auch

Anforderungen, die die Produkte anbelangen, die durch eine logistische Anlage geführt

werden. Der Arbeitsprozess setzt sich wie in Abbildung 6 dargestellt aus den

folgenden fünf Teilprozessen zusammen.

Abbildung 6: Die fünf Bereiche des Lagerprozesses

Der Wareneingang ist der Bereich, in dem die Ware physisch übernommen wird [Ten

Hompel '06a]. Hinsichtlich der gegebenen Modalitäten bedeutet dies, dass in diesem

Bereich Anforderungen zu finden sind, die zum Beispiel den Übergabezeitpunkt des

Produktes durch die logistische Anlage vom Hersteller zum Kunden zu einem

bestimmten Termin bestimmen. Zudem kann dieses Intervall Anforderungen

beinhalten, die sich mit den anzuliefernden Produkten auseinandersetzen.

Der I-Punkt (Identifikationspunkt) beinhaltet eine Reihe von materialflusstechnischen

Funktionen. Nach dem Wareneingang erfolgt die Identifikation der Produkte. Die

Identifikation überprüft datentechnisch die Ware, zudem werden dort die Lagerplätze

definiert. Außerdem werden Gewicht, Form, Ladeeinheitenkontur und mechanischer

Zustand von z.B. Paletten kontrolliert.

Der folgende Prozess ist die Einlagerung. Dieser „fasst alle datentechnischen und

operativen Vorgänge unter einem Begriff zusammen, die vom Eintreffen einer

Ladeeinheit in das (fördertechnische) System bis zur Ablage auf einem Lagerplatz

ablaufen“ [Ten Hompel '06a]. Dieses Intervall beinhaltet vorrangig Anforderungen, die

die Produkte anbelangen, die für eine logistische Anlage benötigt werden.

Wareneingang I-Punkt Einlagerung Kommissionierstrasse Warenausgang

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In der Kommissionierstraße werden Einzelpositionen zu Aufträgen zusammengestellt.

Dabei hat die Kommissionierung das Ziel, aus einer Gesamtmenge von Gütern

Teilmengen aufgrund von Aufträgen zusammenzustellen [VDI3590].

Aus dem Blickwinkel des Materialflusses betrachtet, werden in diesem Bereich

folgende Grundfunktionen ausgeführt:

• Bewegung der Güter zur Bereitstellung

• Bereitstellung

• Fortbewegung des Kommissionierers zur Bereitstellung

• Entnahme der Güter durch den Kommissionierer

• Transport der Entnahmeeinheit zur Abgabe

• Abgabe der Entnahmeeinheit

• Transport der Kommissioniereinheit zur Abgabe

• Rücktransport der angebrochenen Ladeeinheit [Ten Hompel '06a]

Der Warenausgang folgt direkt nach dem Kommissionieren und Verpacken. Die Ware

wird in diesem Prozess auftragsgerecht bereitgestellt, um nach dem Holprinzip vom

Auftraggeber oder einer Spedition abgeholt bzw. direkt zum Empfänger gebracht zu

werden [Ten Hompel '06a].

Kritische Bewertung des Modells

Bei diesem Modell ist festzuhalten, dass es sowohl Anforderungen beinhaltet, die

direkt an eine logistische Anlage gestellt werden, als auch Anforderungen, die die zu

transportierenden Güter anbelangen. Problematisch könnte die eindeutige Zuordnung

der Anforderungen sein. Wenn diese Schwierigkeit gelöst ist, sind jegliche Arten von

Anforderungen in diesem Modell eindeutig zuzuordnen.

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2.2.3 Einsatz- und Auswahlkriterien für Sortiersysteme nach Jodin und ten Hompel [Ten Hompel '06b]

Die von ten Hompel vorgeschlagene Strukturierung von Anforderungen bei Sortier-

systemen enthält, wie in Abbildung 7 dargestellt, vier Aspekte.

Abbildung 7: Einsatz und Auswahlkriterien von logistischen Anlagen

Die vier Gruppen werden im Folgenden näher beschrieben.

Systemspezifische Kriterien

Die Systemspezifischen Kriterien beinhalten alle Anforderungen, die für den

Einsatzbereich des Sortiersystems zuständig sind. Abbildung 8 zeigt einige mögliche

Elemente, die zu den systemspezifischen Kriterien gezählt werden können. Da die

Definition von den systemspezifischen Kriterien auf Sortiersysteme zugeschnitten ist,

muss der Inhalt der Definition den gegebenen Modalitäten einer ganzen

intralogistischen Anlage angepasst werden. Am Beispiel einer logistischen Anlage

beinhalten die systemspezifischen Kriterien außerdem noch Anforderungen, die für

den Einsatzbereich an Kommissionier- und Transportsystemen genannt werden.

Abbildung 8: Systemspezifische Kriterien

Einsatz- und AuswahlkriterienEinsatz- und Auswahlkriterien

system-spezifisch

system-spezifisch gutspezifischgutspezifisch organisa-

torisch

organisa-torisch übergreifendübergreifend

systemspezifisch

Zahl der Ausschleuspositionen Sortierleistung Fördergeschwindigkeit

Endstellenanzahl

Speicherkapazitätder Endstellen

Länge des Verteilförderers Anordnung der Endstellen

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Gutspezifische Kriterien

Die gutspezifischen Kriterien beinhalten, wie Abbildung 9 zeigt, Anforderungen, die

sich mit der Form, Anmessung, Festigkeit, Gewicht etc. des (zu fördernden) Gutes

auseinandersetzen. Logistische Anlagen weisen z. B. bei den zu transportierenden

Gütern eine große Bandbreite auf, da sie sich durch verschiedenste Eigenschaften

auszeichnen.

Abbildung 9: Gutspezifische Kriterien

Organisatorische Kriterien

Diese Kriterien sind aus der Organisation und dem Betriebssystem entstanden und

beinhalten die dargestellten Anforderungen (Abbildung 10). Zu dem kommen weitere

Anforderungen, die speziell auf eine logistische Anlage zutreffen.

Abbildung 10: Organisatorische Kriterien

gutspezifisch

Form Abmesung Endstellenanzahl

Festigkeit

Reibverhalten

Gewicht Schwerpunktlage

organisatorisch

Endstellenentleerung Art der Zuführung Betriebsart

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- 35 - SFB 696

Übergreifende Kriterien

Die übergreifenden Kriterien beinhalten alle Anforderungen, die keiner der genannten

Klassifikationen zugeordnet werden können. Abbildung 11 beinhaltet exemplarisch

einige Anforderungen. Diese Liste kann beliebig ergänzt werden, sobald eine

Anforderung weder den systemspezifischen, gutspezifischen, noch organisatorischen

Kriterien zugeordnet werden kann.

Abbildung 11: Übergreifende Kriterien

Kritische Bewertung des Modells

Das hier vorgestellte Modell hat den Vorteil, dass es speziell auf den Anwendungsfall

einer logistischen Anlage zugeschnitten ist und somit die fachspezifischen

Anforderungen überschaubar strukturiert. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass

durch das Intervall „übergreifend“ prinzipiell jegliche Art von Anforderung, wenn sie in

keine der anderen Gruppen gehört, in diese eingeordnet werden kann.

Zudem ist die die Problematik der Überschneidung von Strukturklassen durch die

eindeutige Definition der vier logistik-spezifischen Kategorien gelöst.

Kritisch sollte hinterfragt werden, ob es sinnvoll ist, eine Kategorie zu schaffen, die

sehr unterschiedliche Anforderungen, wenn sie in keine der anderen Gruppen gehören,

in sich zusammenfasst. Dieses Modell weist keine Wichtungsmöglichkeiten der

Anforderungen auf. Da es für die QFD erforderlich ist, dass die Anforderungen

gewichtet vorliegen, ist in weiteren Schritten zu prüfen, ob Anforderungen in diesem

Modell in irgendeiner Form gewichtet werden können.

übergreifend

Flächenbedarf Bauhöhe Investitionskosten

Betriebskosten

Raumgängigkeit

Geräuschemissionen Erweiterungsfähigkeit

Verfügbarkeit

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2.2.4 Sakowski-Modell [Crostack '06a]

Das von Sakowski entwickelte Modell beschäftigt sich mit der Systematisierung von

Anforderungen an eine logistische Anlage. Die Anforderungen werden in sechs Klassen

eingeordnet.

• Personelle Anforderungen

• Betriebswirtschaftliche Anforderungen

• Informationsverarbeitungsanforderungen

• Produktionstechnische Anforderungen

• Technische Anforderungen

• Räumlich-betriebliche Anforderungen

Die dargestellten Anforderungslisten (s. Abbildung 12) wurden von Sakowski erstellt

und beinhalten allgemeine Anforderungen an eine logistische Anlage. Die Liste soll an

dieser Stelle als Beispiel angeführt werden.

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Abbildung 12: Anforderungskatalog nach Sakowski [Sakowski '05]

C10

C9

C8

C7

C6

C5

C4

C3

C2

C1

B7

B6

B5

B4

B3

B2

B1

A15

A14

A13

A12

A11

A10

A9

A8

A7

A6

A5

A4

A3

A2

A1

Die Anlage muss stetig fördern

Die Anlage muss unstetig fördern.

Die logistische Anlage muss Schüttgüter fördern.

Die logistische Anlage muss Stückgut fördern.

Die logistische Anlage muss variabel sein in Quelle-/ Senke – Verhältnis.

Die Anlage muss auf hohe Gewichte ausgelegt sein.

Die logistische Anlage muss variabel sein in Streckenführung.

Die Bedienfehlerquote muss minimal bleiben.

Die logistische Anlage muss variabel sein in Stetig-/Unstetigförderung.

Die Anlage darf keine Rüstzeiten erfordern.Die logistische Anlage muss variabel sein beim Gewicht des Förderguts.

Die Anlage darf keine Ausfallzeiten aufweisen.

Die logistische Anlage kann Raum für Zusatzaggregate beanspruchen.

Die logistische Anlage muss variabel sein in den Abmessungen des Förderguts.

Die Ladungsträger müssen wieder verwendbar sein.

Die logistische Anlage kann ohne Fachwissen gewartet werden.

Die logistische Anlage muss variabel sein in der Fördermenge.

Der Automatisierungsgrad der Anlage muss möglichst hoch sein.

Die logistische Anlage kann bei laufendem Betrieb gewartet werden.

Die logistische Anlage muss schienenlos betrieben werden.

Die Anlage muss über Puffermöglichkeiten verfügen.

Die logistische Anlage kann hohen Sicherungsaufwand benötigen.

Die logistische Anlage benötigt eine Sortierfunktion.

Die Anlage darf keine Beschädigungen am Fördergut verursachen.

Die logistische Anlage kann Fremdwartung benötigen.

Die logistische Anlage muss flurfrei betrieben werden.

Die Anlage darf annähernd keine Ausfallzeiten aufweisen.

Die logistische Anlage kann häufig gewartet werden.

Die logistische Anlage muss flurfrei installiert werden.

Die Anlage muss über einen hohen Durchsatz verfügen.

Die logistische Anlage kann in hohem Maße weitere Betriebsmittel benötigen.

Die logistische Anlage muss jederzeit mit möglichst geringem Aufwand erweiterbar sein.

Produktionstechn. Anforderungen

Technische AnforderungenRäumlich-betriebliche Anforderungen

C10

C9

C8

C7

C6

C5

C4

C3

C2

C1

B7

B6

B5

B4

B3

B2

B1

A15

A14

A13

A12

A11

A10

A9

A8

A7

A6

A5

A4

A3

A2

A1

Die Anlage muss stetig fördern

Die Anlage muss unstetig fördern.

Die logistische Anlage muss Schüttgüter fördern.

Die logistische Anlage muss Stückgut fördern.

Die logistische Anlage muss variabel sein in Quelle-/ Senke – Verhältnis.

Die Anlage muss auf hohe Gewichte ausgelegt sein.

Die logistische Anlage muss variabel sein in Streckenführung.

Die Bedienfehlerquote muss minimal bleiben.

Die logistische Anlage muss variabel sein in Stetig-/Unstetigförderung.

Die Anlage darf keine Rüstzeiten erfordern.Die logistische Anlage muss variabel sein beim Gewicht des Förderguts.

Die Anlage darf keine Ausfallzeiten aufweisen.

Die logistische Anlage kann Raum für Zusatzaggregate beanspruchen.

Die logistische Anlage muss variabel sein in den Abmessungen des Förderguts.

Die Ladungsträger müssen wieder verwendbar sein.

Die logistische Anlage kann ohne Fachwissen gewartet werden.

Die logistische Anlage muss variabel sein in der Fördermenge.

Der Automatisierungsgrad der Anlage muss möglichst hoch sein.

Die logistische Anlage kann bei laufendem Betrieb gewartet werden.

Die logistische Anlage muss schienenlos betrieben werden.

Die Anlage muss über Puffermöglichkeiten verfügen.

Die logistische Anlage kann hohen Sicherungsaufwand benötigen.

Die logistische Anlage benötigt eine Sortierfunktion.

Die Anlage darf keine Beschädigungen am Fördergut verursachen.

Die logistische Anlage kann Fremdwartung benötigen.

Die logistische Anlage muss flurfrei betrieben werden.

Die Anlage darf annähernd keine Ausfallzeiten aufweisen.

Die logistische Anlage kann häufig gewartet werden.

Die logistische Anlage muss flurfrei installiert werden.

Die Anlage muss über einen hohen Durchsatz verfügen.

Die logistische Anlage kann in hohem Maße weitere Betriebsmittel benötigen.

Die logistische Anlage muss jederzeit mit möglichst geringem Aufwand erweiterbar sein.

Produktionstechn. Anforderungen

Technische AnforderungenRäumlich-betriebliche Anforderungen

F7

F6

F5

F4

F3

F2

F1

E7

E6

E5

E4

E3

E2

E1

D11

D10

D9

D8

D7

D6

D5

D4

D3

D2

D1

Das Informationsverarbeitungssystem muss mit möglichst geringem Aufwand erweiterbar sein.

Die Fehlerquote der Datenübertragung muss möglichst gering sein.

Das Datenübertragungssystem muss dem vorhandenen entsprechen.

Die Software muss kompatibel zur vorhandenen sein.

Die Gesamtpersonalkosten sollen möglichst gering sein.

Der Return on Investment soll maximal sein.

Die Informationsweitergabe und Verarbeitung wird benötigt.

Schichtbetrieb ist unmöglich.Die Anschaffungskosten müssen möglichst gering sein.

Das Identifizierungssystem muss möglichst billig sein.

Schichtbetrieb ist erforderlich.Die Anlage soll geleast werden.Das Identifizierungssystem muss möglichst viele Daten speichern.

Die Qualifikation der nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering sein können.

Die Anlage soll gekauft werden.Die Fehlerquote des Identifizierungssystems muss möglichst gering sein.

Der Schulungsaufwand für das nutzende Personal soll möglichst gering sein.

Die Anlage soll gemietet werden können.Die Anlage muss ein Identifizierungssystem aufweisen.

Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal soll möglichst gering sein.

Die laufenden Kosten müssen möglichst gering sein.

Die Datenübertragungsrate muss hoch sein.

Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der Anlage soll möglichst gering sein.

Die Anlage muss sich schnell amortisieren.Die Informationsübertragung muss kabellos erfolgen.

Personelle AnforderungenBetriebswirtschaftliche Anforderungen

Informationsverarbeitungs-anforderungen

F7

F6

F5

F4

F3

F2

F1

E7

E6

E5

E4

E3

E2

E1

D11

D10

D9

D8

D7

D6

D5

D4

D3

D2

D1

Das Informationsverarbeitungssystem muss mit möglichst geringem Aufwand erweiterbar sein.

Die Fehlerquote der Datenübertragung muss möglichst gering sein.

Das Datenübertragungssystem muss dem vorhandenen entsprechen.

Die Software muss kompatibel zur vorhandenen sein.

Die Gesamtpersonalkosten sollen möglichst gering sein.

Der Return on Investment soll maximal sein.

Die Informationsweitergabe und Verarbeitung wird benötigt.

Schichtbetrieb ist unmöglich.Die Anschaffungskosten müssen möglichst gering sein.

Das Identifizierungssystem muss möglichst billig sein.

Schichtbetrieb ist erforderlich.Die Anlage soll geleast werden.Das Identifizierungssystem muss möglichst viele Daten speichern.

Die Qualifikation der nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering sein können.

Die Anlage soll gekauft werden.Die Fehlerquote des Identifizierungssystems muss möglichst gering sein.

Der Schulungsaufwand für das nutzende Personal soll möglichst gering sein.

Die Anlage soll gemietet werden können.Die Anlage muss ein Identifizierungssystem aufweisen.

Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal soll möglichst gering sein.

Die laufenden Kosten müssen möglichst gering sein.

Die Datenübertragungsrate muss hoch sein.

Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der Anlage soll möglichst gering sein.

Die Anlage muss sich schnell amortisieren.Die Informationsübertragung muss kabellos erfolgen.

Personelle AnforderungenBetriebswirtschaftliche Anforderungen

Informationsverarbeitungs-anforderungen

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Kritische Bewertung des Modells

Sicherlich sind noch nicht alle Anforderungen in diesem Modell genannt. Ein großer

Teil der Anforderungen kann jedoch bereits den einzelnen Gruppen eindeutig

zugeordnet werden.

Bei näherer Betrachtung der Anforderungslisten wird dennoch auch deutlich, dass

einige Anforderungen nicht untergebracht werden können. Als Beispiel sei hier die

Anforderung „Rechtliche Aspekte müssen eingehalten werden“ aufgezeigt. Diese

Anforderung lässt sich in keiner der existierenden Anforderungsgruppen unterbringen.

Um der Gefahr vorzubeugen, möglicherweise eine Gruppe zu finden, die wieder nur

spezielle Anforderungen zulässt, scheint es sinnvoller, genau wie in dem Modell

„Einsatz- und Auswahlkriterien einer logistischen Anlage“, eine Gruppe hinzu zu

fügen, die jegliche Art von Anforderungen „auffangen“ kann. Aus diesem Grund soll

eine weitere Gruppe klassifiziert werden, die übergreifende Anforderungen beinhaltet.

Die hinzugekommene Gruppe wird folglich „übergreifende Anforderungen“ genannt.

Übergreifende Anforderungen beinhalten jegliche Art von Anforderungen, die nicht

speziell einer der aufgeführten Anforderungsgruppen zugeordnet werden können. In

Anlehnung an dieses Modell könnten dies zum Beispiel solche Anforderungen sein, wie

sie in Abbildung 13 dargestellt sind, wobei dieses Beispiel sicherlich nicht vollständig

ist.

Abbildung 13: Übergreifende Anforderungen

2.3 Vergleich verschiedener Priorisierungsverfahren

In diesem Kapitel werden zunächst die Verfahren zur Anforderungspriorisierung

untersucht. Dabei wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Nutzwertanalyse (NWA)

gelegt, weil diese - im Gegensatz zum Analytischen Hierarchieprozess (AHP) - im

übergreifend

Gesetze, Normen, Patente Ökologische Aspekte Garantien

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- 39 - SFB 696

Rahmen der Kundenanforderungspriorisierung und auch bei vielen anderen

Entscheidungsproblemen im deutschsprachigen Raum häufig eingesetzt wird.

Deshalb schließt sich der Beschreibung der NWA ein direkter methodischer Vergleich

zum AHP an. Abschließend werden Vor- und Nachteile verschiedener

Bewertungsverfahren im Hinblick auf die Anforderungsgewichtung diskutiert.

Die zur Anforderungspriorisierung eingesetzten Verfahren können bezüglich ihres

methodischen Umfangs in Bewertungstechniken und -methoden eingeteilt werden. Im

Folgenden soll ein Bewertungsverfahren als Methode bezeichnet werden, wenn der

Gewichtung ein Entscheidungsmodell zugrunde liegt und eine oder mehrere Techniken

zur Entscheidungsfindung herangezogen werden. Demnach ist der AHP eine

Bewertungsmethode und die zugehörige Bewertungstechnik der Paarvergleich.

Bewertungstechniken können auch isoliert, also ohne methodischen Bezug, zur

Priorisierung von Kundenanforderungen eingesetzt werden. Die nachstehende Tabelle

zeigt einige gängige Bewertungsverfahren. Die Methoden sind den jeweils

verwendeten Techniken zugeordnet.

Bewertungstechniken Bewertungsmethoden

Ranking Conjoint-Analyse

Rating (absolut) NWA, Kepner-Tregoe-Verfahren

Rating (relativ) NWA, Kepner-Tregoe-Verfahren

verkürzter Paarvergleich NWA, Kepner-Tregoe-Verfahren

Paarvergleich nach Saaty AHP

Tabelle 1: Techniken und Methoden zur Anforderungspriorisierung

Die obige Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es existieren

zahlreiche andere Bewertungsverfahren und methodische Varianten, die zum Teil

gesichtet wurden, jedoch hier nicht weiter diskutiert werden sollen, weil die jeweilige

Zielsetzung nur einen geringen Überdeckungsgrad mit der hier vorliegenden

Aufgabenstellung hat. Im Folgenden werden nur die aufgeführten Methoden, und

damit auch die Bewertungstechniken, näher erläutert.

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- 40 - SFB 696

2.3.1 Der Analytische Hierarchieprozess AHP

In diesem Kapitel sollen nach einer kurzen Einführung und Beschreibung der

Charakteristika des AHP die Grundlagen der Methodik näher erläutert werden. Anhand

eines durchgängigen Beispiels wird der Ablauf einer Entscheidungsfindung

ausführlich demonstriert. Die mathematischen Grundlagen des AHP sollen nur

insofern vertieft werden, wie sie für das Verständnis und die Anwendung der Methodik

erforderlich sind. Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den

Grundlagenkapiteln von Saatys „Multicriteria Decision Making – The Analytic Hieracy

Process“[Saaty '90b], falls nicht auf andere Quellen verwiesen wird.

2.3.1.1 Einführung

Der AHP ist eine von dem Mathematiker Dr. Thomas Saaty (University of Pittsburgh,

USA) Anfang der 70er Jahre entwickelte Methode zur Unterstützung komplexer

Entscheidungsprozesse. Der AHP ist

• „analytisch“, da alle relevanten Einflussgrößen auf ein zuvor definiertes Entscheidungsproblem umfassend analysiert werden

• „hierarchisch“, da die zuvor erfassten Einflussgrößen hierarchisch strukturiert werden

• ein „Prozess“, da die einzelnen Ablaufschritte Bestandteil eines problemneutralen, prozessualen Ablaufes sind [Meixner '02]

Zur Problembeschreibung können sowohl quantitative als auch qualitative

Einflussgrößen herangezogen werden. Die relative Wichtigkeit qualitativer Größen wird

in Paarvergleichen mit Hilfe einer vorgegebenen Skala ermittelt. Quantitative Größen

können direkt in die Bewertung integriert werden. Zudem kann die Logik der Einzel-

entscheidungen bestimmt werden, da der AHP im Gegensatz zu anderen relativen

Gewichtungsmethodiken, wie z. B. der Nutzwertanalyse, mathematisch fundiert ist.

Unter den Einflussgrößen eines Problems sind sowohl die Spezifikationsmerkmale als

auch die jeweiligen Lösungsmöglichkeiten zu verstehen. In der Sprache des AHP

werden die Spezifikationsmerkmale als Kriterien und die Lösungsmöglichkeiten als

Alternativen bezeichnet. Einzelne Kriterien können wiederum durch weitere

Merkmale, so genannte Subkriterien, beschrieben werden.

Der AHP wird derzeit zur Unterstützung zahlreicher Entscheidungsprozesse in

Forschung, Wirtschaft und Politik weltweit eingesetzt. Eine von Saaty erstellte

Sammlung von mehreren hundert praxisorientierten AHP-Entscheidungsmodellen

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befasst sich u. a. mit volkswirtschaftlichen, betriebswirtschaftlichen, juristischen,

energiewirtschaftlichen und medizinischen Entscheidungsproblemen [Saaty '96]. Im

Gegensatz zu Amerika und Japan findet der AHP als Managementinstrument in Europa

bisher nur in den skandinavischen Ländern, Österreich und der Schweiz größere

Beachtung [URL06].

Um einen detaillierteren Einblick in das Konzept der Methodik zu bekommen, werden

im folgenden Abschnitt die Charakteristika des AHPs näher erläutert, bevor

anschließend die methodischen Grundlagen vermittelt werden. In Kapitel 2.3.6 erfolgt

eine direkte Gegenüberstellung mit der NWA sowie anderen Techniken und Methoden

zur Unterstützung der Entscheidungsfindung. Auch hier wird die Diskussion der

jeweiligen Vor- und Nachteile vorrangig auf den speziellen Anwendungsfall der

Anforderungsgewichtung ausgerichtet sein.

2.3.1.2 Charakteristika des AHP

Saaty hat den AHP mit dem Ziel entwickelt, ein einfaches und flexibles Werkzeug zur

Unterstützung von Entscheidungsprozessen zu schaffen. Sein Motto lautet: „What we

need is not a more complicated way of thinking, since it is difficult enough to do

simple thinking“. Dass er die an die Entwicklung der Methodik gestellten

Anforderungen erfolgreich umgesetzt hat, zeigen die vielen Vorteile des AHP im

Vergleich zu anderen Decision Support Systemen (DSS). DSS sind im weiteren Sinne

Methodiken und im engeren Sinne Softwarelösungen, die eine Entscheidungsfindung

bei komplexen Problemen unterstützen sollen. Die oft von Managern beklagten

allgemeinen Nachteile von DSS, wie z. B. mangelnde Robustheit und Flexibilität, die

komplizierte Anwendung sowie teuere Softwarelösungen, kann der AHP leicht

entkräften, wie die folgenden Ausführungen zeigen werden [Meixner '02].

Intuitive Anwendung:

Der AHP ist einfach und intuitiv anwendbar, da das Ablaufschema der Methodik dem

menschlichen Denkmuster entspricht. Auch ohne methodische Herangehensweise

wird ein Entscheidungsproblem – bewusst oder unbewusst – vom

Entscheidungsträger in all seine Einflussgrößen zerlegt und einzelne

Lösungsmöglichkeiten im Hinblick auf die zuvor definierten Merkmale bewertet

[Meixner '02]. Ein einfaches Beispiel soll dies verdeutlichen:

Ein Supermarkt verfügt oftmals über eine Fülle an Auswahlmöglichkeiten für eine

bestimmte Produktart, wie z. B. für Waschmittel. Der Kunde will das für ihn

bestmögliche Produkt erwerben. Er löst dieses Entscheidungsproblem, indem er

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Produktmerkmale, wie z. B. Qualität, Kosten, Design, usw. definiert und die einzelnen

Konkurrenzprodukte im Hinblick auf diese Merkmale bewertet.

Der AHP systematisiert dieses Prinzip, indem zunächst alle Einflussgrößen auf ein

Entscheidungsproblem gesammelt werden müssen und in einem zweiten Schritt die

Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Größen durch die Einbindung in eine

hierarchische Struktur berücksichtigt werden können. Dies ist insbesondere bei

komplexeren Auswahlentscheidungen von großer Bedeutung. Der AHP sollte immer

dann angewendet werden, wenn ein Entscheidungsproblem aufgrund seiner

Komplexität nicht unmittelbar, also ohne fundierte Analyse seiner Struktur, gelöst

werden kann.

Entscheidungsqualität und Transparenz:

Der Prozess der Hierarchisierung und die sich hieran anschließende Bewertung der

Kriterien und Alternativen in Paarvergleichen fordern den Entscheider heraus, sich mit

dem zugrunde liegenden Problem intensiv zu beschäftigen. Für das Hierarchiedesign

werden umfangreiche Kenntnisse vorausgesetzt. Hierdurch können die

Einflussfaktoren in ein hierarchisches Modell integriert werden, das die Realität

hinreichend genau widerspiegelt. Die relative Bewertung zweier Einflussgrößen setzt

voraus, dass der Entscheider mit dem Problem vertraut ist. Nur so kann er in der Lage

sein, zwei Elemente im Hinblick auf ein übergeordnetes Kriterium miteinander zu

vergleichen.

Die Gliederung eines Entscheidungsproblems in seine Teilprobleme und die sich

hieran anknüpfende lokale Bewertung von Einflussgrößen in Paarvergleichen, im

Gegensatz zu einer globalen Bewertung des Gesamtproblems, hat zudem den Vorteil,

dass nur wenige Informationen gleichzeitig verarbeitet werden müssen. Somit wird

vermieden, dass der Entscheider mit der Bewertung überfordert ist. Die Güte jeder

einzelnen Entscheidung und damit auch des Gesamtergebnisses wird dadurch erhöht,

da sich letzteres aus der Verdichtung der Teilgewichtungen zusammensetzt.

Ist eine Entscheidungsfindung durch den AHP unterstützt worden, so kann der

Anwender nachweisen, dass er sich mit der Entscheidungssituation ausführlich

beschäftigt hat und erklären, wie sich die Gesamtlösung aus den Gewichtungen der

einzelnen Einflussgrößen zusammensetzt. Die sich jeder Einzelbewertung

anschließende Konsistenzprüfung ermöglicht zudem eine Aussage über die Logik der

Gewichtungen. Dadurch, dass zweifelhafte Teilentscheidungen wiederholt werden

müssen, können durch Anwendung des AHP nur Lösungen gefunden werden, die in

sich stringent sind.

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Eine Entscheidung kann jedoch niemals, auch nicht durch Anwendung einer

analytischen Methodik, objektiviert werden, da sie immer nur aus der Sicht des

Entscheiders eine optimale Lösung des Problems darstellt. Der AHP kann einem

Entscheidungsträger aber helfen, eine gewählte Lösung gegenüber sich selbst und

Dritten, die von den Konsequenzen der Entscheidung beeinflusst werden, zu

bekräftigen. Zur Erläuterung soll das im vorherigen Abschnitt gewählte Beispiel erneut

herangezogen werden.

Kunde A präferiert unter Abwägung aller Einflussgrößen ein bestimmtes Waschmittel

(im Vergleich zu den anderen zur Auswahl stehenden Produkte). Kunde B wählt

hingegen ein ganz anderes Waschmittel und ist ebenfalls der Meinung, die (für ihn)

beste Entscheidung getroffen zu haben. Die Gewichtung von Einflussgrößen kann

folglich nicht verallgemeinert werden und liefert stets eine subjektive Aussage über

die zu bewertenden Merkmale. In dem gewählten Beispiel könnte der AHP helfen, der

jeweils anderen Partei die eigene Entscheidung zu erläutern.

Akzeptanz durch Gruppenentscheidungen:

Die Akzeptanz einer Entscheidung kann zudem dadurch erhöht werden, dass all

diejenigen an einer Lösungsfindung mitwirken, die die Entscheidung letztlich zu

verantworten haben oder von ihren Auswirkungen unmittelbar betroffen sind. Der AHP

unterstützt zwei unterschiedliche Arten von Gruppenentscheidungen. Zum einen kann

die Entscheidungsfindung gemeinschaftlich im Team erfolgen. Eine andere

Möglichkeit besteht darin, dass alle Beteiligten getrennt urteilen und die

Einzelergebnisse anschließend zu einer Gesamtlösung statistisch verdichtet werden.

Hierfür kann zwischen zwei verschiedenen Algorithmen gewählt werden. Darüber

hinaus können allen Befragten unterschiedliche Gewichtungsfaktoren zugeordnet

werden.

Qualitative und quantitative Bewertung von Einflussgrößen:

Ein großer Vorteil des AHP im Vergleich zu anderen Entscheidungstools ist, dass

sowohl qualitative als auch quantitative Daten in die Entscheidung mit einbezogen

werden können. Oftmals kann ein Entscheidungsproblem nicht ausschließlich durch

harte oder weiche Kriterien beschrieben werden. Viele DSS können aber nur einen der

beiden Bewertungstypen verarbeiten oder erfordern zumindest eine komplizierte

Umrechnung.

Mit dem AHP können die verschiedenen Einflussgrößen mittels einer metrischen Skala

qualitativ bewertet werden. Quantitative Größen können direkt in normierter Form in

den Bewertungsprozess integriert werden. Dies ist, neben dem einfachen Ablauf der

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- 44 - SFB 696

Methodik, ein Hauptgrund dafür, dass sich der AHP im Vergleich zu anderen DSS im

amerikanischen und japanischen Raum durchgesetzt hat.

2.3.1.3 Methodik

Unabhängig von einem konkret vorliegenden Entscheidungsproblem lässt sich für den

AHP ein allgemeines Ablaufschema definieren, das der folgenden Abbildung zu

entnehmen ist.

Abbildung 14: Ablaufschema des AHP

Demnach gliedert sich der Prozess in insgesamt zehn Einzelschritte und drei Phasen.

Als erstes muss das vorliegende Entscheidungsproblem genau beschrieben und die

das Problem spezifizierenden Merkmale definiert werden. In einem zweiten Schritt

werden diese in Form von Kriterien, Subkriterien und Alternativen hierarchisch

strukturiert. Hiermit ist die Modellierungsphase abgeschlossen. Dieser sollte

mindestens soviel Beachtung geschenkt werden, wie der sich anschließenden

Bewertung. Nur eine wirklichkeitsgetreue Abbildung des Entscheidungsproblems in

Zielformulierung

Hierarchiedesign

Kriteriengewichtung

Alternativengewichtung

Sensitivitätsanalyse

Modellieren

Entscheiden

Validieren

Konsistenzprüfung

Konsistenzprüfung

Konsistenzprüfung

Synthese der Einzelbewertungen

Ergebnisdarstellung

Zielformulierung

Hierarchiedesign

Kriteriengewichtung

Alternativengewichtung

Sensitivitätsanalyse

Modellieren

Entscheiden

Validieren

Konsistenzprüfung

Konsistenzprüfung

Konsistenzprüfung

Synthese der Einzelbewertungen

Ergebnisdarstellung

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- 45 - SFB 696

Form eines hierarchischen Modells kann eine fundierte Entscheidungsfindung im

Sinne des AHP ermöglichen.

Im Folgenden werden nun alle Elemente einer Hierarchieebene, also Kriterien und

Alternativen, paarweise im Hinblick auf das oder die übergeordneten Elemente

miteinander verglichen. Nach der sich jeder Ebenenbewertung anschließenden

Konsistenzprüfung können alle ermittelten Einzelgewichte zu einem Gesamtergebnis

verdichtet werden. Dieses Ergebnis wird wiederum auf seine Konsistenz hin überprüft.

Ergibt eine Konsistenzberechnung, dass die vorgenommene Gewichtung zu viele

Widersprüche enthält, so wird empfohlen, diese zu wiederholen. Dies soll durch die

drei Iterationspfeile in Abbildung 14 ausgedrückt werden.

Ist die Bewertungsphase abgeschlossen, so können die einzelnen Teilergebnisse und

das Gesamtergebnis durch eine Sensitivitätsanalyse bezüglich ihrer Stabilität validiert

werden.

Die einzelnen Ablaufschritte können alle durch eine Software unterstützt werden.

Sämtliche in Abbildung 14 grau unterlegten Teilprozesse können jedoch nicht

automatisiert werden. Zum einen kann keine allgemeingültige Hierarchie für ein

bestimmtes Entscheidungsproblem definiert werden, da bereits die zu integrierenden

Einflussgrößen von subjektiven Vorstellungen geprägt sind. Zum anderen kann die

Bewertung einzelner Kriterien und Alternativen nur der Entscheider selbst vornehmen.

Schließlich ist die Aufgabe eines DSS, die Entscheidungsfindung zu unterstützen, aber

nicht diese für den Entscheidungsträger zu übernehmen. Die fett markierten

Ablaufschritte müssen unbedingt von der gleichen Person, oder bei

Gruppenentscheidung vom gleichen Team, durchgeführt werden. Die

Modellierungsaufgaben können jedoch auch von einer anderen, nicht am

Entscheidungsprozess beteiligten Person übernommen werden, die mit dem Problem

vertraut ist. Da aber die Definition von Einflussgrößen und die anschließend folgende

Hierarchisierung maßgeblich zum Verständnis der Situation beitragen, sollten diese

Schritte nach Möglichkeit von dem oder den Entscheidern selbst durchgeführt

werden.

Anhand des Entscheidungsproblems „Auswahl einer optimalen Universität“ sollen die

einzelnen Prozessschritte sowie die zur Bewertung notwendigen Werkzeuge nun näher

erläutert werden.

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- 46 - SFB 696

Zielformulierung und Definition von Entscheidungsgrößen

In dem gewählten Beispiel möchte ein angehender Student die aus seiner Sicht ideale

Universität finden. Das Ziel des Entscheidungsproblems könnte mit einem Satz wie

folgt ausgedrückt werden: „Auswahl einer optimalen Universität“.

Als Entscheidungsgrößen wählt er die drei Kriterien „Umfang und Qualität des

Lehrangebots“, „Reputation der Universität“ und „Kosten“. Letzteres Kriterium stellt

eine Summengröße aus Studiengebühren und Lebenshaltungskosten dar, die für den

jeweiligen Standort anfallen würden. Die drei Universitäten A, B und C stellen die

möglichen Alternativen des Entscheidungsproblems dar.

Es könnten aber auch andere oder ergänzende qualitative und quantitative Kriterien

zur Bewertung des vorliegenden Entscheidungsproblems herangezogen werden, wie z.

B. die „Vorliebe für eine bestimmte Stadt oder Region“, das „Freizeitangebot“, das

sich wiederum durch „Sportangebote“ und „Nachtleben“ weiter spezifizieren ließe,

oder die „Entfernung des Studienortes vom Elternhaus“. Auch könnten andere oder

mehrere Alternativen definiert werden. Dies soll zeigen, dass die Definition von

Einflussgrößen bereits eine erste Wertung beinhaltet. Kriterien die aus der Sicht des

Entscheiders gar nicht wichtig sind oder nur eine untergeordnete Rolle spielen,

werden bei der Bewertung des Problems nicht beachtet. Welche Einflussgrößen

relevant sind und welche nicht, kann also nur der Entscheider für sich selbst

festlegen. Dies ist der Grund dafür, dass im vorherigen Abschnitt befürwortet wurde,

dass sowohl die Modellierung, als auch die Gewichtung von der gleichen Person oder

Gruppe vorgenommen werden sollte.

Generell ist bei der Zielformulierung darauf zu achten, dass die Problemstellung

hierdurch korrekt wiedergegeben wird. Diese wirkt bereits wie ein Filter auf die

abzuleitenden Einflussgrößen. Würde für das Beispiel das Ziel „Auswahl einer

optimalen Universitätsstadt“ lauten, so hätten die im vorherigen Absatz aufgeführten

Kriterien mit Sicherheit Beachtung gefunden. Da bei dem tatsächlich formulierten Ziel

jedoch die Universität und nicht der Standort im Vordergrund steht, werden diese

Kriterien hier nicht in die Bewertung aufgenommen.

Hierarchiedesign

Nachdem alle relevanten Einflussgrößen im vorherigen Schritt ermittelt wurden,

müssen sie nun in eine hierarchische Struktur gebracht werden. Bevor dies für die

Kriterien und Alternativen des Beispiels umgesetzt wird, sollen zunächst die beim

Hierarchiedesign allgemein zu beachtenden Richtlinien sowie die daraus ableitbaren

zulässigen Hierarchietypen vorgestellt werden.

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- 47 - SFB 696

Richtlinien zur hierarchischen Strukturierung

Die im Folgenden erläuterten Grundsätze wurden von Saaty definiert [Saaty '90a] und

sind Voraussetzung für eine hierarchische Strukturierung im Sinne des AHP und damit

auch für die sich anschließende Bewertungsphase.

Gliederung der Einflussgrößen:

Das Entscheidungsproblem sollte durch die Hierarchie stets so genau wie nötig

abgebildet werden. Es müssen also alle wesentlichen Einflussfaktoren auf das

Problem aus der Sicht des Entscheiders in die Struktur integriert werden. Allerdings

darf es wiederum nicht so fein aufgegliedert werden, dass die einzelnen Elemente

einer Ebene keine signifikanten Unterschiede aufweisen und somit nicht mehr

vergleichbar wären. Es ist zudem zulässig, dass einzelne Elemente nach erfolgter

Bewertung nachträglich gestrichen werden, wenn sie ein vernachlässigbar kleines

Gewicht im Vergleich zu anderen Elementen erhalten haben. Auf Basis der reduzierten

Hierarchie muss die Bewertung dann allerdings wiederholt werden.

Dimensionalität der Vergleichsobjekte:

Es ist desweiteren darauf zu achten, dass ein Vergleich zwischen zwei Elementen dem

Bewerter sinnvoll erscheint. Dies führt dazu, dass die Subelemente einer Ebene im

Hinblick auf das oder die übergeordneten Elemente die gleiche Dimensionalität

bezogen auf den zu bewertenden Kontext aufweisen müssen. Beispielsweise

erscheint es wenig sinnvoll, eine Ameise und einen Elefanten im Hinblick auf die

Körpergröße miteinander zu vergleichen. Wird aber als übergeordnetes Kriterium das

Paarungsverhalten oder die sozialen Strukturen innerhalb des gemeinschaftlichen

Lebensraums betrachtet, so ist ein Vergleich zwischen einer Ameise und einem

Elefanten durchaus möglich und zulässig. Grundsätzlich können alle Sachverhalte

miteinander sinnvoll in Beziehung gesetzt werden, sofern der Kontext dies zulässt.

Anordnung der Elemente:

Bei der Strukturierung ist zudem zu beachten, dass Kriterien, die einen globalen

Charakter aufweisen, z. B. strategische Einflussgrößen, auf höheren Ebenen

angeordnet werden. Lokale Aspekte, z. B. operative Größen, sollten hingegen eher auf

niederen Kriterienebenen eingebunden werden. Die einzelnen Alternativen sind stets

auf der untersten Ebene in die Hierarchie zu integrieren und mit allen Elementen der

nächst höheren Ebene zu verknüpfen.

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- 48 - SFB 696

Hierarchietypen:

Im Sinne des AHP sind sowohl Mono- als auch Polyhierarchien zulässig. So können

einzelne Subelemente mehreren oder allen übergeordneten Elementen unterstellt

sein, müssen es aber nicht. Es ist also auch möglich, dass jede Ebene das Problem aus

einer jeweils anderen Perspektive beleuchtet, die untereinander völlig unabhängig

voneinander sind. Eine AHP-Hierarchie sollte also nicht mit einem klassischen

Entscheidungsbaum verwechselt werden. Die folgenden drei Abbildungen zeigen

Beispiele für alle zulässigen Hierarchietypen. Dabei wurden zwei vereinfachende

Annahmen getroffen: Um den Umfang der Hierarchien zu begrenzen und die

Vergleichbarkeit zu vereinfachen, soll jede Hierarchie genau drei Ebenen aufweisen.

Desweiteren sollen nur Kriterien und Subkriterien, aber keine Alternativen als

Elemente zugelassen werden.

Abbildung 15: Monohierarchie

Abbildung 15 repräsentiert eine klassische Monohierarchie, in der jedes Element bis

auf das oberste Ziel jeweils genau einem anderen unterstellt ist. Die Abkürzung „K“

steht für „Kriterium“. Die Nummerierung eines Elements enthält zwei Informationen.

Die jeweils erste Zahl definiert die Elementzugehörigkeit. Wird die Gliederungsanzahl

mit 1 addiert, so kann die Ebenenzugehörigkeit ermittelt werden.

Abbildung 16: Polyhierarchie I

Ziel

K 1 K 2 K 3

K 1.1 K 1.2 K 1.3 K 3.1 K 3.2

Ziel

K 1 K 2 K 3

K 1.1 K 1.2 K 1.3 K 3.1 K 3.2

Ziel

K 1 K 2 K 3

SK 4SK 3SK 2SK 1

Ziel

K 1 K 2 K 3

SK 4SK 3SK 2SK 1

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Abbildung 16 zeigt eine klassische Polyhierarchie, in der jedes Subelement (SK)

ausnahmslos jedem übergeordneten Element (K) unterstellt ist. Bei der folgenden

Abbildung handelt es sich ebenfalls um eine Polyhierarchie. Die Subelemente sind hier

aber nicht allen übergeordneten Elementen unterstellt. Auch diese Variante ist

zulässig.

Abbildung 17: Polyhierarchie II

Beispielhierarchie

Bezogen auf die im vorherigen Abschnitt für das Beispiel definierten Kriterien und

Alternativen ergibt sich unter Beachtung der beschriebenen Richtlinien die folgende

Hierarchie.

Abbildung 18: Hierarchie – Auswahl einer optimalen Universität

Die Beispielhierarchie besteht demnach aus drei Ebenen. Das Ziel „Auswahl einer

optimalen Universität“ wird an oberster Stelle platziert. Die Kriterien „Lehrangebot“

Ziel

K1 K2 K3

SK4SK3SK2SK1

Ziel

K1 K2 K3

SK4SK3SK2SK1

Optimale Uni

Reputation Kosten

Uni A Uni B Uni C

Lehrangebot

Optimale Uni

Reputation Kosten

Uni A Uni B Uni C

Lehrangebot

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„Reputation“ und „Kosten“ werden in die zweite Ebene integriert. Die Alternativen

werden grundsätzlich und damit auch in der Beispielhierarchie, auf der letzten Ebene

ausgewiesen.

Durch die Anordnung der Elemente ergibt sich eine Polyhierarchie, da gemäß der

Definition einige Einflussgrößen mehreren Elementen gleichzeitig untergeordnet sind.

Die Alternativen sind, wie gefordert, allen Kriterien der nächst höheren Ebene

unterstellt. Hieraus folgt allgemein, dass jedes Entscheidungsproblem, welches eine

Auswahl an Alternativen zum Ziel hat, durch eine Polyhierarchie repräsentiert wird.

Die Abhängigkeiten der Elemente untereinander werden im Beispiel durch die

Verknüpfungen sinnvoll beschrieben. Das Ziel wird durch die definierten Kriterien

beeinflusst, die Alternativen sind durch diese klassifizierbar. Die Einflussgrößen auf

das Entscheidungsproblem können mit Hilfe des AHP, wie im folgenden Absatz

beschrieben, in paarweisen Vergleichen bewertet werden.

Gewichtung der Einflussgrößen

Wie bereits erläutert, geben die Verknüpfungslinien in der Hierarchie Aufschluss

darüber, welche Elemente untereinander in Paarvergleichen im Hinblick auf

mindestens ein übergeordnetes Element bewertet werden sollen.

Die Anzahl der Paarvergleiche p je Verknüpfungsobjekt kann allgemein nach der

folgenden Formel ermittelt werden:

2)1n(*np −

=

Bezogen auf das Beispiel ergeben sich insgesamt zwölf Paarvergleiche. Zunächst

werden die Kriterien der ersten Ebene im Hinblick auf das Ziel miteinander verglichen.

Hieraus resultieren drei Paarvergleiche. Nun werden die drei Alternativen in Bezug zu

allen nächst höheren Elementen gewichtet. Hieraus resultieren insgesamt neun

Paarvergleiche. Um das Entscheidungsproblem zu lösen, müssen demnach zwölf

Einzelbewertungen durchgeführt werden.

Wie ein Vergleich im Sinne des AHP konkret durchgeführt wird, soll nun beschrieben

werden. Der Ablauf der Bewertung ist für alle Elementtypen gleich, so dass die

Prozessschritte „Kriteriengewichtung“ und „Alternativengewichtung“ beide nach

folgendem Schema ablaufen.

Für den qualitativen Vergleich zweier Elemente im Hinblick auf ein übergeordnetes

Kriterium schlägt Saaty eine metrische Skala vor, die die Werte von eins bis neun

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sowie deren Kehrwerte enthält. Sie ist in der nachstehenden Abbildung dargestellt

[Meixner '02].

Abbildung 19: AHP-Skala

Die Skala ist nach oben und unten beschränkt, um unabhängig von einer konkreten

Entscheidungssituation eine homogene Bewertung zu gewährleisten. Sie kann

innerhalb ihrer Grenzen theoretisch beliebig fein unterteilt werden. Die Bewertung

muss also nicht unbedingt mit ganzen Zahlen sowie deren Kehrwerten erfolgen, sofern

feinere Abstufungen abschätzbar sind. Generell wird die Verwendung ganzzahliger

Werte empfohlen, da eine neunteilige Abstufung einerseits hinreichend genau und

andererseits auch nicht zu umfangreich ist. Wie die einzelnen Skalenwerte genau zu

interpretieren sind, wird anhand der folgenden Tabelle erläutert [Saaty '90a].

1/9 1/8 1/7 1/6 1/5 1/4 1/3 1/2 1 2 3 4 5 6 7 8 9

indi

ffere

ntkleinerunwichtiger

weniger zu präferierenunbedeutender

weniger wahrscheinlich...

größerwichtiger

mehr zu präferierenbedeutender

wahrscheinlicher...

1/9 1/8 1/7 1/6 1/5 1/4 1/3 1/2 1 2 3 4 5 6 7 8 9

indi

ffere

ntkleinerunwichtiger

weniger zu präferierenunbedeutender

weniger wahrscheinlich...

größerwichtiger

mehr zu präferierenbedeutender

wahrscheinlicher...

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Intensität derWichtigkeit

Definition Erklärung

1 Gleiche

Bedeutung

Beide Elemente haben die gleiche Bedeutung im Hinblick auf das betrachtete, übergeordnete Kriterium.

3 Etwas größere

Bedeutung

Erfahrungen und Ansicht sprechen für eine etwas größere Bedeutung eines Elementes im Vergleich zu einem anderen.

5 Sehr viel größere

Bedeutung

Erfahrung und Ansicht sprechen für eine sehr viel größere Bedeutung eines Elementes im Vergleich zu einem anderen.

7 Erheblich größere

Bedeutung

Ein Element ist im Vergleich zu einem anderen von erheblich größerer Bedeutung. Der Anwender kann hier auf praktische Erfahrungen zurückgreifen.

9 Absolut

dominierend Größtmöglicher Bedeutungsunterschied zwischen zwei Elementen.

2,4,6,8 Zwischenwerte Kompromiss zwischen zwei Werten

Tabelle 2: Interpretation der AHP-Skala

Die Ergebnisse eines abgeschlossenen Vergleichs aller Elemente einer Ebene können

übersichtlich in einer Paarvergleichsmatrix dargestellt werden. Je nach Elementtyp

wird von einer Kriterien- oder Alternativenvergleichsmatrix gesprochen. Bezogen auf

das bekannte Beispiel könnte sich für den paarweisen Vergleich der Kriterien im

Hinblick auf das Ziel die folgende Kriterienvergleichsmatrix ergeben.

opt. Universität Lehrangebot Reputation Kosten

Lehrangebot 1 3 1/5

Reputation 1/3 1 1/7

Kosten 5 7 1

Tabelle 3: Kriterienprioritätenmatrix

Jede Zeile gibt den Vergleich eines Elements in Bezug auf sich selbst und auf alle

anderen Elemente an. Hieraus können vier allgemeingültige Eigenschaften einer

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Paarvergleichsmatrix abgeleitet werden:

• Die Diagonalelemente weisen stets den Wert 1 auf

• Die Elemente oberhalb der Diagonalen entsprechen den Kehrwerten der Spiegelelemente unterhalb der Diagonalen (Grundsatz der Reziprozität)

• Die Anzahl der Zeilen entspricht der Anzahl der zu vergleichenden Elemente

• Die Anzahl der Zeilen und Spalten ist identisch

Die Gewichtung der Kriterien wurde beispielhaft durchgeführt. Hiernach ist das

Lehrangebot etwas wichtiger als die Reputation der Universität, im Vergleich zu den

Kosten hingegen sehr viel weniger wichtig. Desweiteren wurde die Reputation als

erheblich weniger wichtig eingestuft als die Kosten. Alle anderen Werte können aus

dem Grundsatz der Reziprozität abgeleitet werden.

Im Folgenden müsste jetzt die Bewertung der einzelnen Alternativen in Hinblick auf

die beiden qualitativen Kriterien vorgenommen werden. Hierauf soll an dieser Stelle

verzichtet werden, da der Ablauf mit der zuvor erläuterten Kriteriengewichtung

identisch ist. Im kommenden Abschnitt soll nun gezeigt werden, wie aus einer

Paarvergleichsmatrix eine relative Gewichtung der Elemente abgeleitet werden kann

und wie quantitative Größen in das Entscheidungsproblem integriert werden.

Berechnung der Prioritäten

Saaty konnte mathematisch beweisen, dass der einer Prioritätenmatrix zugehörige

Eigenvektor die relative Gewichtung der Vergleichselemente angibt. Dies ist auf

spezielle Eigenschaften der Matrix zurückzuführen. Eine Herleitung des

Eigenwertproblems sowie eine genaue Beschreibung der von Saaty diskutierten

iterativen Berechnungsmethoden soll hier nicht weiter erläutert werden. Stattdessen

wird nur die sogenannte Potenzmethode beschrieben, die auch als Algorithmus in

allen gängigen AHP-Softwarelösungen implementiert ist. Abhängig von einem zu

definierenden Abbruchkriterium ist diese im Vergleich zu anderen numerischen

Ansätzen wesentlich genauer, jedoch auch sehr rechenintensiv. Letzteres ist

insbesondere ein Grund dafür, weshalb der AHP erst Anfang der 90er Jahre größere

Verbreitung fand, da die Nutzung eines PCs für eine effiziente Anwendung der

Methode Voraussetzung ist. Der Ablauf gliedert sich wie folgt:

Zunächst wird die betrachtete Paarvergleichsmatrix quadriert. Dann werden die

Zeilensummen der quadrierten Matrix gebildet und anschließend normiert. Diese

Werte repräsentieren die Elemente des approximierten Eigenvektors der

Ausgangsmatrix. Ein zu Anfang definiertes Abbruchkriterium legt die Anzahl der

Iterationsstufen fest. Hierfür könnte z. B. die Differenz der Eigenvektoren aus der

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- 54 - SFB 696

Iteration i und i + 1 herangezogen werden. Solange die Elemente des sich hieraus

ergebenen Differenzvektors größer als ein zuvor definierter Wert ε sind, werden die

einzelnen Iterationsschritte wiederholt. Dieses Vorgehen soll nun am Beispiel der

Kriterienprioritätenmatrix dargestellt werden.

1) Festlegen des Abbruchkriteriums

|ε| ≤ 0,01

2) Quadrieren der Prioritätenmatrix I

L

R

K

L 1 3 0,2

R 0,33 1 0,14

K 5 7 1

*

L

R

K

L 1 3 0,2

R 0,33 1 0,14

K 5 7 1

=

L

R

K

L 3 7,4 0,83

R 1,38 3 0,35

K 12,3

3 29 3

4) Quadrieren der Prioritätenmatrix II

L R K

L 3 7,4 0,83

R 1,38 3 0,35

K 12,33 29 3

*

L R K

L 3 7,4 0,83

R 1,38 3 0,35

K 12,33 29 3

=

L R K

L 29,44 68,43 7,58

R 12,63 29,44 3,26

K 114,05 265,27 29,44

3) Ermitteln der Zeilensummen und Normierung I

L

R

K Σ

1/ Σ

L 3 7,4 0,83 11,23 0,1862

R 1,38 3 0,35 4,73 0,0785

K 12,33 29 3 44,33 0,7353

Σ 60,3

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6) Ermittlung des Differenzvektors und Vergleich mit ε

EVi

0,1862

0,0785

0,7353

-

EVi+1

0,1884

0,081

0,7306

=

ΔEV

- 0,0022

- 0,0025

0,0047

< 0,01

< 0,01

= 0,01

7) Abbruch und Angabe des Eigenvektors

EVK

0,1884

0,081

0,7306

5) Ermitteln der Zeilensummen und Normierung II

L R K Σ 1/ Σ

L 29,44 68,43 7,58 105,45 0,1884

R 12,63 29,44 3,26 45,33 0,081

K 114,05 265,27 29,44 408,75 0,7306

Σ 559,53

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- 56 - SFB 696

Der mit Hilfe der Potenzmethode ermittelte Eigenvektor gibt die Prioritäten der

Kriterien Lehrangebot, Reputation und Kosten wieder. Diese werden nun in die

Beispielhierarchie eingetragen.

Abbildung 20: Kriteriengewichte

Wie quantitative Größen in eine AHP-Bewertung einfließen können, soll anhand der

Gewichtung der drei Beispielalternativen in Bezug auf das dritte Kriterium

demonstriert werden. Die anfallenden Kosten werden als bekannt oder schätzbar

vorausgesetzt und ebenfalls fiktiv veranschlagt.

Alternativen SG

in €

LK

in €

SG + LK

in €

Gesamtkosten

normiert

Universität A 500 100 600 0,4481

Universität B 0 1000 1000 0,2689

Universität C 450 500 950 0,2830

SG: Studiengebühren; LK: Lebenshaltungskosten

Tabelle 4: Ermittlung der Alternativengewichte

Wie der obigen Tabelle zu entnehmen ist, können relative Gewichte quantitativer

Einflussgrößen ohne paarweisen Vergleich durch Normierung der Einzelwerte

berechnet werden. Dabei muss unterschieden werden, ob sich die Höhe eines Wertes

positiv oder negativ auf die Priorität auswirken soll. Hierzu ein kurzes Beispiel: Ein

Unternehmen wird in der Regel bestrebt sein, seinen Umsatz zu maximieren, aber

seine Kosten zu minimieren. Je höher der Umsatz und je geringer die Kosten, desto

besser werden die Ziele des Unternehmens erreicht. Bei n Elementen ergeben sich die

Optimale Uni

Reputation(0,081)

Kosten(0,7306)

Lehrangebot(0,1884)

Optimale Uni

Reputation(0,081)

Kosten(0,7306)

Lehrangebot(0,1884)

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jeweiligen Gewichte wi in Abhängigkeit der beiden Fälle wie folgt:

a) Maximierung:

w...wwww

n21

ii +++=

b) Minimierung:

w1...

w1

w1

w1

w

n21

ii

+++=

Die normierten Werte für die Summe aus Studiengebühren und Lebenshaltungskosten

ergeben sich durch Anwendung der zweiten Formel. Diese ist hier zu wählen, da der

Student bestrebt sein wird, die Gesamtkosten zu minimieren.

Bei der Integration quantifizierbarer Kriterien muss beachtet werden, dass diese

jeweils auf unterschiedlichen Einheiten basieren. Demnach ist es beispielsweise

möglich, Alternativen in Hinblick auf die Kriterien Kosten [€], Temperatur [°C] und

Entfernung [km] zu bewerten und die jeweiligen Werte in normierter Form in die

Bewertung zu integrieren. Kriterien, die hingegen in der gleichen Maßeinheit bewertet

werden, müssen zuvor additiv zusammengefasst werden. Im Beispiel setzt sich das

dritte Kriterium aus den Studiengebühren und Lebenshaltungskosten zusammen. Für

die Berechnung der Alternativengewichtungen wurden beide Kostenarten addiert. Eine

getrennte Bewertung in Form von Subkriterien würde dagegen falsche Ergebnisse

liefern, da bei der Auswertung durch die vorherige Normalisierung nur die

Verhältnisse, und nicht die Absolutwerte betrachtet werden.

Konsistenzprüfung

Eine Prioritätenmatrix weist im Idealfall die Eigenschaft der Konsistenz auf. Das

Merkmal der Reziprozität ist dabei eine notwendige Voraussetzung für die Konsistenz

einer Matrix. Eine konsistente Bewertung dreier Elemente A, B, C kann allgemein

folgendermaßen beschrieben werden, wenn x und y beliebige Elemente der

Bewertungsskala nach Saaty sind:

• A = x * B

• B = y * C

• C = x * y * A

Im vorliegenden Fall müssen drei Paarvergleiche vorgenommen werden, um alle

Abhängigkeiten zwischen den Elementen zu definieren. Das Entscheidungsproblem ist

übersichtlich und eine konsistente Bewertung erscheint einfach. Aber bereits bei

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- 58 - SFB 696

Betrachtung eines weiteren Elementes D müssten drei zusätzliche Paarvergleiche

durchgeführt werden. Eine vollkommen konsistente Bewertung abzugeben gestaltet

sich hierbei schon als wesentlich schwieriger. Saaty zitiert in einem seiner

veröffentlichten Fachartikel zum AHP eine Studie des Psychologen George Miller, die

Folgendes belegt: Je nach Fähigkeiten des Einzelnen können nicht mehr als fünf bis

neun Informationen gleichzeitig verarbeitet werden. Auf diese Studie wird im Rahmen

der Gegenüberstellung verschiedener Bewertungstechniken und –methoden im

Folgenden noch näher eingegangen. Bezogen auf den AHP ergibt sich somit, dass

Abweichungen von der Konsistenz, gerade bei einer höheren Anzahl von

Paarvergleichen, akzeptiert werden müssen und nicht zur Hinfälligkeit der

Entscheidungstheorie führen dürfen [Saaty '90a]. Es muss aber ein Kriterium

gefunden werden, welches festlegt, wie groß die Konsistenzabweichung in

Abhängigkeit von der Dimensionalität des Entscheidungsproblems sein darf, damit

eine Bewertung als stringent bezeichnet werden kann. Dies setzt voraus, dass die

Inkonsistenz quantifizierbar ist. Es soll nun erläutert werden, wie

Konsistenzabweichungen im Sinne des AHP bestimmt werden können.

Zur Ermittlung des Inkonsistenzfaktors C.R. bedarf es zweier Hilfsgrößen. Zunächst

muss der Konsistenzindex C.I. bestimmt werden:

1nn.I.C max

−−λ=

λmax ist der maximale Eigenwert zum Eigenvektor einer vorliegenden Prioritätenmatrix

mit der Dimensionalität n und kann wie folgt ermittelt werden:

)w*aw*aw*a(*w1

33i22i11ii

i ++=λ , wobei gilt:

• i = Iterationsvariable von 1 bis n

• wi = Eigenvektorelement

• aij = Matrixelement (i = Zeilennummer; j = Spaltennummer)

ni

maxλΣ=λ

Für den Fall der absoluten Konsistenz ist λmax der einzig existierende Eigenwert und

entspricht der Dimensionalität n der Matrix. Der Konsistenzindex wäre somit gleich

null.

Mit Hilfe des sogenannten durchschnittlichen Zufallsindex R.I. als zweite Hilfsgröße

wird der Einfluss der Paarvergleichsanzahl auf das Entscheidungsverhalten

berücksichtigt. Dieser kann statistisch für alle n ermittelt werden. Für n = 1 bis 10

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ergeben sich die in der nachfolgenden Tabelle aufgelisteten Werte.

n 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

R.I. 0,00 0,00 0,58 0.9 1,12 1,24 1,32 1,41 1,45 1,49

Tabelle 5: Durchschnittlicher Zufallsindex R.I.

Der Inkonsistenzfaktor ergibt sich nun durch Division der zuvor definierten

Hilfsgrößen:

.I.R

.I.C.R.C =

Nach Saaty muss bei C.R. > 0,1 die Bewertung solange wiederholt werden, bis ein

akzeptabler Wert ermittelt wurde. Bezüglich des Grenzwertes divergieren die

Meinungen von Theoretikern und Anwendern. In der Praxis wird vielfach auch ein

Inkonsistenzfaktor bis 0,2 akzeptiert [URL02].

Anhand der Kriterienprioritätenmatrix soll der Inkonsistenzfaktor nun beispielhaft

ermittelt werden.

1) Ermitteln des maximalen Eigenwertes und des Konsistenzindex

05,3)73,0*2,0*08,0*319,0*1(*19,01

1 =+=λ

13,3)73,0*14,008,0*119,0*33,0(*08,01

2 =++=λ

01,3)73,0*108,0*719,0*5(*73,01

3 =++=λ

07,33

01,313,305,3max =

++=λ

03,02

307,3.I.C =−

=

2) Ablesen des durchschnittlichen Zufallsindex für n = 3

R.I. = 0,58 3) Ermitteln des Inkonsistenzfaktors

1,005,058,003,0.R.C ≤== Bewertung muss nicht wiederholt werden

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- 60 - SFB 696

Für Vergleichsmatrizen der Eigenschaft n = 2 muss keine Berechnung durchgeführt

werden. Aus den obigen Ausführungen folgt, dass solche Matrizen stets konsistent

sind, n somit λmax entspricht, C.I. und somit auch C.R. gleich null sind.

Synthese der Einzelgewichte

Bisher wurde nur die Berechnung der Prioritäten und der zugehörigen Inkonsistenzen

für eine bestimmte Hierarchieebene betrachtet. Es stellt sich nun die Frage, wie die

Einzelergebnisse zu einem Gesamtergebnis verdichtet werden können.

Verdichtung der Prioritäten

Globale Prioritäten repräsentieren die Bedeutung der jeweiligen Hierarchieelemente

im Zusammenhang mit der Gesamthierarchie. Um zu ermitteln, wie sich die

Gesamtprioritäten für die unterste Kriterien- oder die Alternativenebene ergeben,

müssen alle Einzelprioritäten bekannt sein. Das bedeutet, dass zu jeder aufgestellten

Prioritätenmatrix zunächst der zugehörige Eigenvektor nach dem zuvor erläuterten

Schema bestimmt werden muss.

Es wird angenommen, dass eine Entscheidungshierarchie aus n Ebenen besteht,

wobei das Ziel auf der ersten Ebene angeordnet ist. Die jeweiligen Gesamtprioritäten

werden aus der hierarchischen Perspektive nun von oben nach unten ermittelt.

Allgemein kann der Verdichtungsprozess wie folgt beschrieben werden.

Um die globalen Elementgewichte einer beliebigen Ebene x ermitteln zu können,

müssen die jeweiligen Prioritätenvektoren mit dem Kriterienprioritätenvektor der

Ebene x – 1 verrechnet werden. Hierzu wird eine Matrix aufgestellt, die aus den

einzelnen Elementprioritätenvektoren zusammengesetzt ist. Somit muss die

Spaltenzahl der Anzahl der Elemente der nächst höheren Ebene und die Zeilenzahl der

Anzahl der Elemente der x-ten Ebene entsprechen. Diese Matrix wird mit dem lokalen

Kriterienvektor multipliziert, dessen Elementanzahl mit der Spaltenzahl der Matrix

übereinstimmen muss. Das Ergebnis dieser Matrixmultiplikation ist ein neuer, globaler

Prioritätenvektor, der die Gewichtung der Elemente in Hinblick auf die (x -2)-te Ebene

angibt und dessen Elementanzahl mit der Anzahl der Matrixzeilen identisch ist.

Als Startwert für die Verdichtung wird x = 3 gewählt. Für x ≠ n muss der zuvor

beschriebene Verdichtungsalgorithmus für die (x + 1)-te Ebene wiederholt werden.

Wiederum gehen die lokalen Prioritätenvektoren in eine Matrix ein, die mit dem zuvor

ermittelten globalen Elementvektor der Ebene x multipliziert wird. Die Iteration wird

abgebrochen, wenn keine Folgeebene existiert.

Sowohl bei Mono- als auch bei Polyhierarchien besteht die Möglichkeit, dass nicht alle

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- 61 - SFB 696

Elemente einer Ebene mit allen direkt übergeordneten Kriterien verknüpft sind. Indem

jede fehlende Verknüpfung in der zu erzeugenden Matrix durch eine Null

berücksichtigt wird, kann die obige Berechnungsweise auf jeden zulässigen

Hierarchietyp angewendet werden.

Die Verdichtung der lokalen Gewichte zu einer Gesamtpriorität soll nun anhand des

Beispiels erläutert werden. Bis jetzt sind nur die Prioritäten der Alternativen in

Hinblick auf die Kosten bekannt. Da auf die Darstellung der Ermittlung der

Gewichtungen bezüglich der anderen beiden Kriterien verzichtet werden soll, wird die

Verdichtung auf Basis fiktiv festgelegter Eigenvektoren durchgeführt, die im

Folgenden aufgeführt sind.

1) Auflistung der lokalen Alternativenprioritäten

i) Lehrangebot ii) Reputation iii) Kosten

EVK1

Uni A 0,3

Uni B 0,1

Uni C 0,6

EVK2

Uni A 0,45

Uni B 0,15

Uni C 0,4

EVK3

Uni A 0,4481

Uni B 0,2689

Uni C 0,2830

2) Ermitteln der globalen Alternativenprioritäten

EVK1 EVK2 EVK3

Uni A 0,3 0,45 0,4481

Uni B 0,1 0,15 0,2689

Uni C 0,6 0,4 0,2830

*

EVK

L 0,1884

R 0,081

C 0,7306

=

GEVA

Uni A 0,4204

Uni B 0,2275

Uni C 0,3522

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- 62 - SFB 696

Meixner schlägt eine etwas andere Vorgehensweise zur Verdichtung der lokalen

Prioritäten vor. Im mathematischen Sinne handelt es sich hierbei aber nur um eine

andere Berechnungsreihenfolge und stellt somit keinen Gegensatz zur vorherigen

Methodik nach Saaty dar. Diese Variante soll dennoch ebenfalls kurz erläutert werden,

da sie zum Verständnis der Prioritätenverdichtung beiträgt.

In einem ersten Schritt werden tabellarisch alle Kriterien und Subkriterien aufgelistet,

die hierarchisch in direkter Beziehung zu den Alternativen bzw. den untersten

Kriterien stehen. Die durch den paarweisen Vergleich zuvor ermittelten absoluten

Gewichte werden ebenenabhängig rechts hinzugefügt. Nun können die relativen

Kriteriengewichte durch Multiplikation der absoluten Gewichte je Ebene ermittelt

werden. Da die Beispielhierarchie nur eine Kriterienebene aufweist, können keine

relativen Kriteriengewichte ermittelt werden. Dieser Zwischenschritt soll deshalb

anhand eines anderen, allgemeinen Beispiels, kurz erläutert werden.

Auflistung der Kriterien und Subkriterien

absolute Gewichte Ebene 1

Absolute Gewichte Ebene 2

Relative Gewichte

Kriterium 1 0,3 0,3

Kriterium 2 0,2 0,4

Kriterium 3:

Subkriterium 1

Subkriterium 2

0,5

0,7

0,3

0,35

0,15

Σ 1 1 1

Tabelle 6: Ermittlung der Gesamtgewichte I

In einer zweiten Tabelle gleicher Gliederung werden entweder die absoluten

Kriteriengewichte oder, falls ermittelbar, die relativen Kriteriengewichte eingetragen.

Hinzugefügt werden die absoluten Alternativengewichte, die im Hinblick auf das

jeweilige Kriterium zuvor ermittelt wurden. Diese können in relative Gewichte durch

Multiplikation der absoluten bzw. relativen Kriterienprioritäten mit den absoluten

Werten der jeweiligen Alternative transformiert werden. Die alternativenbezogene

Summe der relativen Gewichte ergibt die gesuchte Gesamtpriorität. Die untere Tabelle

zeigt die Berechnung der Gesamtprioritäten für das bekannte Beispiel zur Auswahl

einer optimalen Universität.

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Auflistung der Kriterien (und Subkriterien)

Relative Gewichte

Absolute Gewichte

Uni A

Absolute Gewichte

Uni B

Absolute Gewichte

Uni C

Relative Gewichte

Uni A

Relative Gewichte

Uni B

Relative Gewichte

Uni C

Lehrangebot 0,1884 0,3 0,1 0,6 0,057 0,019 0,113

Reputation 0,081 0,45 0,15 0,4 0,036 0,012 0,0324

Kosten 0,7306 0,4481 0,2689 0,2830 0,3274 0,1965 0,2068

Σ 1 0,4204 0,2275 0,3522

Tabelle 7: Ermittlung der Gesamtgewichte II

Verdichtung der Inkonsistenzbewertung

Zuvor wurde bereits gezeigt, wie der Inkonsistenzfaktor einer Prioritätenmatrix

ermittelt werden kann. Der AHP ermöglicht darüber hinaus nach Abschluss der

Bewertungsphase die Berechnung eines globalen Inkonsistenzfaktors, der eine

Aussage über die Gesamtkonsistenz aller Teilentscheidungen trifft. Da die Ermittlung

sehr aufwendig und aus der Sicht des Anwenders wenig interessant ist, soll hier die

allgemeine Vorgehensweise nur kurz erläutert werden.

Der globale Inkonsistenzindex bezieht sich auf die gesamte Hierarchie und wird

deshalb mit C.R.H. abgekürzt. In Anlehnung an die Ermittlung der lokalen

Konsistenzen wird dieser ermittelt, indem der Inkonsistenzfaktor C.I. und der

Zufallsindex R.I. jeweils zu einer globalen Größe verdichtet und diese anschließend ins

Verhältnis zueinander gesetzt werden. Der globale C.I. wird ermittelt, indem der Wert

für die jeweils betrachtete Ebene mit den Produkten aus Kriterienprioritäten und den

zugehörigen lokalen C.I. addiert wird. Die Berechnung des globalen R.I. erfolgt nach

dem gleichem Schema. Der lokale R.I. wird mit dem Produkt aus Kriterienprioritäten

und dem zugehörigen R.I. addiert. Auch für die Gesamtbetrachtung gilt, dass alle

C.R.H. ≤ 0,1 akzeptiert werden. Für größere Werte wird die Wiederholung der

gesamten Bewertung empfohlen. Falls einzelne Inkonsistenzfaktoren grenzwertig

sind, kann es sinnvoll sein, zunächst diese Teilentscheidungen zu überdenken. In den

meisten Fällen kann der C.R.H. hiermit effektiv gesenkt werden, ohne dass die

komplette Bewertungsphase wiederholt werden muss [Saaty '90b].

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Gruppenentscheidungen

Vielfach ist es wünschenswert oder sogar zwingend notwendig, dass mehrere

Interessensparteien an der Entscheidungsfindung beteiligt werden. Im Rahmen der

Kundenanforderungspriorisierung ist die Verdichtung von Entscheidungen Einzelner

zu einem Gesamtergebnis sogar eine notwendige Voraussetzung für die Anwendung

einer bestimmten Bewertungsmethode. Der AHP bietet mehrere Varianten, Gruppen-

entscheidungen durchzuführen, die nun näher vorgestellt werden sollen.

Kompromissfindung im Team

Dieser Lösungsansatz unterscheidet sich nur geringfügig von dem klassischen

Ablaufschema des AHP. Die sich der Definition und Hierarchisierung von

Einflussgrößen anschließende Bewertung wird hierbei nicht von einer Person, sondern

von allen am Entscheidungsprozess Beteiligten gemeinschaftlich vorgenommen. Bei

auftretenden Unstimmigkeiten müssen die jeweiligen Positionen diskutiert und

abschließend ein Kompromiss gefunden werden. Ist dies nicht möglich, so liegt die

letzte Entscheidung bei einem zuvor bestimmten Gruppenmoderator. Dieser kann

sowohl eine der Extrempositionen einnehmen, als auch einen Mittelwert aus den

unterschiedlichen Meinungen wählen [Meixner '02].

Voraussetzung für die Entscheidungsfindung im Team ist, dass die einzelnen

Gruppenmitglieder diskussionserfahren sind und unabhängig entscheiden können.

Letzteres ist häufig dann nicht gewährleistet, wenn gruppeninterne

Machtverhältnisse, z. B. aufgrund hierarchischer Differenzen, das

Entscheidungsverhalten einzelner beeinflussen. Darüber hinaus sollte diese Technik

nur dann angewendet werden, wenn die Anzahl der Beteiligten eine produktive

Diskussion ermöglicht. Aus organisatorischer Sicht ist diese Methode vorteilhaft, da

pro Bewertung jeweils nur ein Wert berücksichtigt wird und nicht, wie bei den

folgenden Varianten, einzelne Bewertungen zu einem Gesamtergebnis verdichtet

werden müssen.

Verdichtung von Einzelentscheidungen

Kommt eine Bewertung im Team aus den oben beschriebenen Gründen nicht in Frage,

so müssen die aus getrennten Bewertungen resultierenden Ergebnisse zu einer

Gesamtlösung aggregiert werden. In Abhängigkeit des Zeitpunkts der Verdichtung und

der mathematischen Methode werden jeweils zwei Verfahren unterschieden.

Zum einen können die jeweiligen Elemente der Evaluationsmatrizen zu einer Matrix

zusammengefasst und der zugehörige Eigenvektor, und damit die resultierenden

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- 65 - SFB 696

Prioritäten, ermittelt werden. Zum anderen besteht auch die Möglichkeit, aus denen

pro Entscheider und Prioritätenmatrix ermittelten Eigenvektoren eine Gesamtpriorität

zu ermitteln. Die jeweiligen Daten können nun entweder durch Mittelwertbildung

(arithmetischer bzw. geometrischer Mittelwert) oder durch Anwendung des Medians

berechnet werden. Meixner empfiehlt grundsätzlich die Anwendung des

geometrischen Mittels, da das arithmetische Mittel und der Median keine Invertierung

der ermittelten Werte zulässt [Meixner '02].

Da die Reziprozität eine notwendige Eigenschaft einer Prioritätenmatrix ist, kann

folglich nur der geometrische Mittelwert zur Berechnung befürwortet werden.

Lediglich bei großen Streuungen wäre die Berechnung mit Hilfe des arithmetischen

Mittelwerts vorteilhaft, da er nicht zu einer Nivellierung der Präferenzen führt, wie

dies bei Anwendung des geometrischen Mittels der Fall wäre. Wird trotz stark

ungleicher Prioritätenverteilungen das geometrische Mittel angewendet, so müssen

für die betroffenen Teilentscheidungen Kompromisslösungen, z. B. durch Diskussion

im Team, gefunden werden [Meixner '02].

Die nachstehende Abbildung zeigt jeweils ein Beispiel für die Verdichtung der fiktiv

gewählten Prioritätenmatrizen 1 und 2 sowie der zugehörigen Eigenvektoren. Durch

Mittelwertbildung (geometrischer Mittelwert) der Elemente der Eigenvektoren 1 und 2

kann ein resultierender Eigenvektor berechnet werden (siehe Zeile 2). Hierzu werden

die Komponenten multipliziert und durch die zweite Wurzel geteilt, da die Anzahl der

Evaluationsmatrizen gleich zwei ist. Der resultierende Eigenvektor kann aber auch

durch Verdichtung der Matrizen 1 und 2 zu einer resultierenden Prioritätenmatrix nach

obigem Prinzip ermittelt werden (siehe Zeile 3). Der zugehörige Eigenvektor II

unterscheidet sich einschließlich der zweiten Nachkommastelle nicht von dem zuvor

ermittelten Eigenvektor I in Zeile 2. Kleinere Abweichungen sind allgemein üblich und

zulässig, da beide Methoden bezüglich des Prioritätenrankings zu gleichen

Ergebnissen führen.

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- 66 - SFB 696

Prioritätenmatrix 1

Übergeordnetes Kriterium A B C

A 1 2 3

B ½ 1 ¼

C 1/3 4 1

Prioritätenmatrix 2

Übergeordnetes Kriterium A B C

A 1 3 4

B 1/3 1 1/5

C ¼ 5 1

Eigenvektor 1

EV 1

0,56

0,13

0,31

Eigenvektor 2

EV 2

0,64

0,09

0,27

resultierender Eigenvektor I

EV II

0,6

0,11

0,29

resultierende Prioritätenmatrix Eigenvektor II

Abbildung 21: Verdichtung von Einzelentscheidungen

Einbeziehung von Stakeholdergewichtungen

Bei beiden im vorherigen Abschnitt vorgestellten Lösungsansätzen können

unterschiedliche Gewichte einzelner Entscheider berücksichtigt werden.

Grundsätzlich soll hierfür wiederum der geometrische Mittelwert herangezogen

werden. Zusätzlich fließen aber die Bedeutungsgewichte wi einzelner Stakeholder mit

in die Berechnung ein.

Diese wird nach folgender Formel durchgeführt, wobei n wiederum die Elementanzahl

angibt [Bronstein '01]:

w wnn

2w2

1w1 xxx *...**x = , wobei gilt: www n21 ...w +++=

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- 67 - SFB 696

Beim klassischen geometrischen Mittel sind die einzelnen Bedeutungsgewichte stets

gleich eins. Beim gewichteten geometrischen Mittel können diese Elemente aus allen

positiven, reellen Zahlen bestehen. Vorteilhaft ist die normierte Angabe der Gewichte,

da ihre Summe stets eins ergibt und die Wurzelberechnung somit umgangen werden

kann:

xxx wnn

2w2

1w1 *...**x = , wobei gilt: 10 wi ≤≤ ; 1...w www n21 =+++=

Eine Invertierung der Werte ist beim gewichteten wie beim klassischen geometrischen

Mittel möglich, so dass es sich für die Verdichtung von Einzelbewertungen ebenso

eignet. Die Berechnung der resultierenden Prioritätenmatrizen bzw. der

Gesamtprioritätenvektoren erfolgt analog zu den Ausführungen im vorherigen

Abschnitt unter Anwendung der obigen Formel.

Um unterschiedliche Gewichte einzelner Stakeholder zu berücksichtigen, schlägt

Meixner für die Verdichtung der Eigenvektoren eine etwas andere Herangehensweise

vor. Hiernach wird jede Hierarchieebene um eine weitere Ebene ergänzt, die die

Wichtigkeit der am Entscheidungsprozess Beteiligten in die Bewertung integriert

[Meixner '02]. Die folgende Abbildung zeigt anhand eines allgemeinen Beispiels den

Aufbau einer derart modifizierten Entscheidungshierarchie. Es ist durchaus zulässig,

wenn auch nicht üblich, dass die Gewichte je Stakeholder für jede Teilentscheidung

variieren.

Abbildung 22: Einbezug von Stakeholdergewichten in die Problemhierarchie

Die von Meixner vorgestellte Methode unterscheidet sich vom Ablauf nicht von der

zuvor erläuterten Herangehensweise. Alle Kriterien und Subkriterien werden von

jedem Stakeholder bewertet und anschließend aggregiert. Allerdings wird hierfür der

gewichtete arithmetische Mittelwert herangezogen. Um beispielsweise die

Stakeholder A(Problem)

Stakeholder B(Problem)

Kriterium 1 Kriterium 2 Kriterium 3

Subkriterium 1.1 Subkriterium 1.2 Subkriterium 1.3

Problem

Subkriterium 3.1 Subkriterium 3.2

Stakeholder A(Kriterium 3)

Stakeholder B(Kriterium 3)

Stakeholder A(Kriterium 1)

Stakeholder B(Kriterium 1)

Stakeholder A(Problem)

Stakeholder B(Problem)

Kriterium 1 Kriterium 2 Kriterium 3

Subkriterium 1.1 Subkriterium 1.2 Subkriterium 1.3

Problem

Subkriterium 3.1 Subkriterium 3.2

Stakeholder A(Kriterium 3)

Stakeholder B(Kriterium 3)

Stakeholder A(Kriterium 1)

Stakeholder B(Kriterium 1)

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Subkriterien 1.1, 1.2 und 1.3, die von Stakeholder A und B in paarweisen Vergleichen

bewertet wurden, zu verdichten, werden die sich hieraus ergebenen Eigenvektoren zu

einer Matrix zusammengefasst und mit dem Stakeholdervektor multipliziert. Jedes

Element des neuen Vektors wird durch ein Skalarprodukt ermittelt, dass der folgenden

Formel – und somit dem gewichteten arithmetischen Mittelwert – entspricht

[Bronstein '01]:

xwxwxw nn2211 *...**x +++= , wobei gilt: 1...w www n21 =+++=

Meixner kritisiert allgemein den Einbezug unterschiedlicher Stakeholdergewichte mit

dem Verweis, sie seien zu umständlich und sollten deshalb vermieden werden

[Meixner '02]. Dieser Aspekt kann so nicht nachvollzogen werden, da der

Rechenaufwand im Vergleich zu der gleichrangigen Datenverdichtung im vorherigen

Abschnitt nur unwesentlich höher ist. Zudem ist unverständlich, warum Meixner an

dieser Stelle den arithmetischen Mittelwert präferiert, obwohl er zuvor das

geometrische Mittel aufgrund seiner spezifischen Vorteile bevorzugt. Wie die weiteren

Ausführungen zeigen werden, ist die Anwendung unterschiedlicher Gewichtungen

durchaus sinnvoll und realisierbar. Es wird dabei auf den gewichteten geometrischen

Mittelwert zurückgegriffen.

Kritische Anmerkungen zum AHP

Abschließend sollen nun einige kritische Anmerkungen zum AHP erläutert werden.

Einige davon werden seit Veröffentlichung der Methodik in der Fachwelt lebhaft

diskutiert. Es soll zuvor nochmals darauf hingewiesen werden, dass hier nur rein

methodenbasierte und nicht auf den speziellen Anwendungsfall der

Kundenanforderungspriorisierung bezogene Schwachstellen vorgestellt werden.

Sofern die Ausführungen nicht ausschließlich auf eigenen Beobachtungen beruhen, ist

dies durch die Angabe einer Literaturquelle kenntlich gemacht.

Rang-Reversal:

Wird ein Entscheidungsmodell nachträglich geändert, indem z. B. eine weitere

Alternative hinzugefügt wird, so kann dies zu einer Änderung der sich aus einer

vorherigen Bewertung ergebenen Reihenfolge der Alternativen führen. Hat

beispielsweise eine erste Bewertung mit drei Alternativen ergeben, dass A > B > C ist,

so kann, muss aber nicht, eine der folgenden Konstellationen durch Betrachtung einer

weiteren Alternative zu Stande kommen: D > A > B > C, A > D > B > C, A > B > D > C oder

A > B > C > D. Eine erneute Bewertung könnte durchaus aber auch ergeben, dass

C > D > A > B ist. Diese Aussage erscheint zumindest auf den ersten Blick unlogisch, da

C zuvor die niedrigste Bedeutung zugemessen wurde und jetzt allen anderen

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Alternativen vorgezogen wird. Dieses Phänomen, das in der Fachwelt als Rang

Reversal bezeichnet wird, ist in der Praxis vielfach zu beobachten. Ein möglicher

Grund für ein solches Entscheidungsverhalten kann z. B. sein, dass die Modifikation

der Einflussgrößen eine neue Sichtweise auf die Problemstellung liefert [Meixner '02].

Da sich die Bewertung mittels AHP immer nur auf eine zuvor fest definierte Hierarchie

bezieht, ist der AHP unter derartigen Bedingungen instabil. Zuvor wurde aber bereits

auch darauf hingewiesen, dass der AHP nur dann sinnvolle Ergebnisse liefert, wenn

das Entscheidungsproblem zuvor korrekt und damit vollständig abgebildet wurde.

Eine mögliche Umkehrung der Alternativenrangfolge bei nachträglicher Änderung der

Einflussgrößen sollte deshalb vielmehr als Eigenschaft, statt als Kritik gewertet

werden.

Mögliche Fehlinterpretation der Skalenwerte:

Die Verknüpfung der einzelnen Skalenelemente mit den linguistischen Variablen, wie

z. B. „etwas größere Bedeutung als“ oder „sehr viel größere Bedeutung als“ kann zu

Irritationen bei der Auswertung führen. Obwohl ein Kriterium A nur etwas wichtiger im

Vergleich zu B erscheint, also gilt: A = 2 * B, ergibt sich die folgende relative

Gewichtung, wenn nur diese beiden Kriterien miteinander verglichen werden:

A = 66,67% und B = 33,33%, da gilt: A= 2 * B = 66,67%. Wird die prozentuale

Verteilung und damit der Multiplikationsfaktor 2 nicht mit der linguistischen Variable

„etwas wichtiger als“ verknüpft, so erscheint A gegenüber B deutlich wichtiger. Bei

der Interpretation der Ergebnisse einer Bewertung mittels AHP ist folglich ein

gewisses Hintergrundwissen zur Methodik gefragt.

Unvermeidbare Inkonsistenzen:

Inkonsistenzen sind nicht immer zu vermeiden, auch wenn der Bewerter absolut

konsistent entscheiden will. Wird in einem ersten Vergleich festgelegt, dass A = 5 * B

ist und B = 3 * C ist, wobei A, B, und C drei Vergleichselemente (Kriterien, Subkriterien,

Alternativen) darstellen, so müsste der Entscheider zu der Aussage kommen, dass

A = 15 * B ist. Dieser Faktor ist aber kein Element der AHP-Skala. Es kann also

höchstens festgelegt werden, dass A = 9 * B ist. Da die sich hieraus ergebende

Inkonsistenz klein ist – für dieses Beispiel ist C.R. = 0,03 – und geringe Inkonsistenzen

durchaus zulässig sind, überwiegen laut Meixner die Vorteile der von Saaty gewählten

Skala [Meixner '02].

Allerdings wird das beschriebene Phänomen durch eine hohe Anzahl an

Paarvergleichen in Verbindung mit vielen Extremgewichtungen innerhalb einer

Prioritätenmatrix verstärkt. In Addition zu einer geringfügig inkonsistenten Bewertung

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könnte der von Saaty empfohlene Grenzwert von C.R. ≤ 0,01 überschritten werden, so

dass die Bewertung wiederholt werden müsste, obwohl der Entscheider eventuell nur

leicht oder ausschließlich aufgrund der begrenzten Skala inkonsistent entschieden

hat. Hieraus ergibt sich die Frage, ob es nicht durchaus im Ermessen des Entscheiders

liegen sollte, ob er bei einem C.R. zwischen 0,1 und 0,2 die Paarvergleiche wiederholen

will.

Nicht abbildbare Abhängigkeiten zwischen Einflussgrößen:

Die Möglichkeit, Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Einflussgrößen durch eine

AHP-Hierarchie auszudrücken, ist begrenzt. Laut Definition dürfen weder die

Elemente einer Ebene, noch die Elemente unterschiedlicher Ebenen, die nicht

hierarchisch miteinander verknüpft sind, sich gegenseitig beeinflussen. Umgekehrt

bedeutet das, dass nur die Subelemente einer Ebene die jeweils übergeordneten

Elemente bedingen, die auf dem gleichen Hierarchiepfad liegen, also über

Verbindungslinien miteinander verknüpft sind.

K1 wird durch SK1 und SK2 beeinflusst. K2 und K3 sind ebenfalls beide auch von SK1

abhängig, K2 aber nicht von SK2, sondern von SK3. K3 wird bis auf SK3 von allen

Subkriterien beeinflusst. Diese Art von komplexeren hierarchischen Abhängigkeiten

kann im Gegensatz zu einer Monohierarchie durch eine Polyhierarchie ausgedrückt

werden. Eine gleichzeitige Verknüpfung eines untergeordneten Elementes mit

Elementen verschiedener Ebenen ist aber auch hiermit nicht möglich. Würde die

Hierarchie der gleichen Abbildung um eine Ebene auf insgesamt vier erweitert und

sollte die Abhängigkeit eines Sub-Subkriteriums auf vierter Ebene gleichzeitig mit

einem Element auf der dritten und zweiten Ebene ausgedrückt werden, so könnte dies

durch keine zulässige Verknüpfung realisiert werden. Der beschriebene Konflikt

könnte aber auch nicht durch eine Umsiedelung des Sub-Subkriteriums auf eine

andere Ebene umgangen werden, da somit das Entscheidungsproblem wiederum nicht

korrekt abgebildet würde.

Können Abhängigkeiten zwischen einzelnen Einflussgrößen nicht durch eine

hierarchische Verknüpfung berücksichtigt werden, so ist das Entscheidungsproblem

nicht mit Hilfe des AHPs lösbar. In solchen Fällen müssen andere

Entscheidungstheorien zur Lösungsfindung herangezogen werden, wie z. B. der

Analytische Netzwerk Prozess. Der ANP ist eine ebenfalls von Saaty entwickelte

Entscheidungstheorie, die den AHP dahingehend verallgemeinert, dass die

Einflussgrößen auf ein Entscheidungsproblem nicht zwingend in eine Hierarchie

integriert werden müssen. Grundlage eines Entscheidungsmodells ist ein Netzwerk,

das Abhängigkeiten zwischen Elementen nicht nur durch hierarchische

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- 71 - SFB 696

Verknüpfungen, also von oben nach unten, berücksichtigen kann, sondern diese

zwischen allen Faktoren zulässt. Unterstützt wird dies durch eine nichtlineare

Berechnungsweise [URL01].

2.3.2 Die Nutzwertanalyse

Die NWA ist - wie der AHP - eine Methode zur Unterstützung komplexer

Auswahlentscheidungen. Sie wurde in den Vereinigten Staaten im Bereich der

Ingenieurwissenschaften entwickelt und ist im angloamerikanischen Raum unter dem

Betriff „multi-attribute utility analysis“ bekannt. Ziel ist die Evaluierung einer Menge

von Alternativen im Hinblick auf rein qualitative Einflussgrößen, die ein zuvor

definiertes Entscheidungsproblem klassifizieren und in einer Hierarchie abgebildet

werden können. Anfang der 70er Jahre wurde die NWA durch Professor Christof

Zangemeister im deutschsprachigen Raum bekannt. In den 70er und 80er Jahren

wurde sie vielfach in politischen Gremien zur Bewertung ökologischer und

verkehrspolitischer Problemstellungen angewendet. Ein berühmtes Beispiel ist die

Planung der Erweiterung des Berliner Innenrings im Jahre 1987. Heutzutage wird sie

vielfach - zumindest in modifizierter Form - als Basis von Expertensystemen zur

Entscheidungsunterstützung (DSS) eingesetzt [URL09].

Der methodische Ablauf der NWA und des AHP gleichen sich stark, da die theoretische

Grundlage beider Entscheidungstools identisch ist. Der AHP stellt lediglich eine

Erweiterung der NWA dar, weshalb alle zuvor diskutierten methodischen Restriktionen

auch hier gelten. Mathematisch basiert die Methode auf einem additiven

Näherungsverfahren, so dass die Logik der Entscheidungen nicht in Form eines

Inkonsistenzfaktors bewertet werden kann.

Im Folgenden sollen einige Einzelschritte des prozessualen Ablaufs, der in der

nachstehenden Abbildung dargestellt ist, näher erläutert werden. In Anlehnung an

Abbildung 14 sind auch hier alle nicht automatisierbaren Ablaufschritte grau

hinterlegt. Fett markierte Teilprozesse müssen ebenfalls von der gleichen Person bzw.

dem gleichen Team vorgenommen werden. Der Iterationspfeil deutet an dass, bei

instabilen Lösungen, die Bewertungsphase wiederholt werden sollte.

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Abbildung 23: Ablaufschema einer NWA

Die ersten und letzten zwei Ablaufschritte sollen hier nicht näher betrachtet werden,

da sie mit der Vorgehensweise beim AHP vollständig übereinstimmen. Unterschiede

sind jedoch bei der Definition und Gewichtung der Kriterien, der Bewertung der

Alternativen sowie der Ermittlung der Gesamtprioritäten zu verzeichnen. Diese

Aspekte sollen nun näher erläutert werden. Die methodischen Grundlagen sind, soweit

nicht anders kenntlich gemacht, aus der Wikipedia-Online-Enzyklopädie entnommen

[URL09].

Definition der Kriterien

Grundsätzlich ist der Ablauf zur Bestimmung und Strukturierung der Einflussgrößen

wie beim AHP vorzunehmen. Zusätzlich können bei der NWA jedoch K.O.-Kriterien,

sowie Ober- und Untergrenzen definiert werden. Alternativen, die das Kriterium nicht

erfüllen oder die Grenzwerte über- bzw. unterschreiten, werden je nach

Bewertungsskala mit einem Wert kleiner oder gleich 0 gewichtet und können somit

direkt in die Bewertungsphase integriert werden.

Definition der Ziele

Definition der Alternativen

Definition der Kriterien

Gewichtung der Alternativen

Modellieren

Entscheiden

Validieren

Ermitteln der Gesamtpriorität

Ergebnisdarstellung

Gewichtung der Kriterien

Sensitivitätsanalyse

Definition der Ziele

Definition der Alternativen

Definition der Kriterien

Gewichtung der Alternativen

Modellieren

Entscheiden

Validieren

Ermitteln der Gesamtpriorität

Ergebnisdarstellung

Gewichtung der Kriterien

Sensitivitätsanalyse

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- 73 - SFB 696

Einflussgrößen, die für die Lösung des Entscheidungsproblems zwar von Vorteil, aber

nicht von absoluter Wichtigkeit sind, werden als Soll-Kriterien bezeichnet. Nur diese

können im Unterschied zur NWA mit Hilfe des AHP bewertet werden.

Gewichtung der Kriterien

Ausgangspunkt für die Gewichtung der Kriterien ist, dass alle relevanten

Bewertungskriterien und Alternativen bekannt und hierarchisch strukturiert sind.

Diese Phase wird von Zangemeister als Konkretisierung eines mehrdimensionalen

Zielsystems bezeichnet [Zangemeister '76]. Unterschieden werden zwei mögliche

Verfahren zur Bewertung der Wichtigkeit der einzelnen Kriterien. Entweder erfolgt die

Reihung der Alternativen durch direkte Vergabe von relativen Punktwerten, auch

relatives Rating genannt, oder mittels eines vereinfachten Paarvergleichs. Unabhängig

von der Methode muss die Summe aller Kriteriengewichte 100% ergeben. Die

Gewichtsverteilung spiegelt die Aufteilung des Gesamtnutzens wieder.

Beim relativen Rating wird der Gesamtnutzen von 100% direkt auf die einzelnen

Kriterien aufgeteilt. Beim Paarvergleich werden - wie schon zuvor beim AHP - alle

Kriterien einer Ebene miteinander im Hinblick auf ein übergeordnetes Kriterium oder

das Ziel vergleichen. Lediglich die Skala unterscheidet sich hinsichtlich der zulässigen

Werte und des Abstufungsumfangs. Bei der NWA sind meist nur drei Urteile möglich,

die der folgenden Tabelle zu entnehmen sind.

Beschreibung Skalenwert

Kriterium 1 ist wichtiger als Kriterium 2 2

Kriterium 1 ist genauso wichtig wie Kriterium 2

1

Kriterium 1 ist nicht so wichtig wie Kriterium 2

0

Tabelle 8: Paarvergleichsskala (NWA)

Für die Kriterien „Lehrangebot“ und „Reputation“ aus dem Beispiel zur Auswahl einer

optimalen Universität kann, unter Berücksichtigung der zuvor angenommenen

Gewichte, die folgende Kriterienmatrix abgeleitet werden.

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- 74 - SFB 696

opt. Universität

Lehrangebot Reputation Summe Normierung

Lehrangebot 1 2 3 75

Reputation 0 1 1 25

Summe 4 100

Tabelle 9: Kriterienbewertung mittels Paarvergleich (NWA)

Die Zeilensumme gibt Aufschluss über die Gesamtprioritäten je Kriterium. Je größer

ihr Wert, desto wichtiger ist die Erfüllung der jeweiligen Einflussgröße aus der Sicht

des Bewerters für das vorliegende Entscheidungsproblem. Die resultierenden Werte

werden i. d. R. in einem weiteren Schritt normiert, so dass die Summe - wie gefordert -

100 (%) ergibt. Die Prioritäten können mit Hilfe der folgenden Formel transformiert

werden:

100*w

wwi

igesamt,i Σ

=

Das Kriterium Kosten kann zwar in die Kriterien-, nicht aber in die

Alternativenbewertung direkt eingehen, so dass diese Einflussgröße hier

vernachlässigt wurde. Grundsätzlich sollen mit der NWA nur qualitative Größen

betrachtet werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, über eine Definition von

Nutzenfunktionen Alternativen im Hinblick auf harte Kriterien zu bewerten. Dieser

Aspekt wird im Folgeabschnitt noch näher erläutert.

Die mittels Paarvergleich resultierenden Kriterienprioritäten sollen für die

Gesamtauswertung übernommen werden. Wie bereits geschildert, hätten diese aber

auch durch ein relatives Rating bestimmt werden können. Zunächst soll jedoch auf die

Gewichtung der Alternativen eingegangen werden.

Gewichtung der Alternativen

Im Gegensatz zur Kriterienbewertung fordert die NWA standardmäßig für die

Gewichtung der Alternativen eine direkte Punktevergabe. Diese Bewertungstechnik

wird als absolutes Rating bezeichnet. Der Umfang der Bewertungsskala kann frei

gewählt werden. Meist wird – wie beim Schulnotensystem – eine sechselementige

Skala bevorzugt, die die Werte von 0 (ganz schlecht) bis 5 (sehr gut) beinhaltet. Üblich

sind aber auch andere Skalen mit ganzzahligen Werten von 0 bis 10. Grundsätzlich gilt,

dass ein größerer Wert eine höhere Priorität ausdrückt.

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- 75 - SFB 696

Um die jeweiligen Alternativen im Hinblick auf komplexe qualitative oder

quantifizierbare Kriterien bewerten zu können, muss zunächst die Verknüpfung

zwischen dem Wert der Einflussgröße und dem hieraus resultierenden Nutzen

definiert werden. Diese Beziehung wird durch eine so genannte Nutzenfunktion

ausgedrückt. Die folgende Abbildung zeigt Beispiele für mögliche Verläufe von

Funktionen, die den Einfluss von quantitativen Größen auf den Nutzen beschreiben

[URL03].

Abbildung 24: Beispiele für typische Nutzenfunktionen

Wie der obigen Graphik zu entnehmen ist, können die Eigenschaften der

Nutzenfunktionen vielfältig divergieren. Zulässig sind stetige und unstetige, sowie

lineare und nichtlineare Verläufe. Der Nutzen kann mit zunehmenden Abszissen-

werten steigen oder fallen. Die Funktionen können auch glocken- oder parabelförmig

verlaufen. Ziel ist die aus der Sicht des Entscheiders wirklichkeitsgetreue Abbildung

der Verknüpfung von Input- und Outputgrößen.

Für das diskutierte Beispiel könnten somit auch die Kosten in die Bewertung integriert

werden, indem beispielsweise pro Subkriterium eine linear fallende Funktion definiert

wird, die ausdrückt, dass der Nutzen der jeweiligen Alternative mit zunehmenden

Kosten sinkt, also umso höher ist, je geringer die finanzielle Belastung ist.

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- 76 - SFB 696

Ermittlung der Gesamtpriorität

Für die Verdichtung der Daten zu einer Gesamtpriorität werden die einzelnen

Kriterien- und Alternativennutzenwerte miteinander multipliziert und mit den jeweils

anderen, resultierenden Teilgewichtungen addiert. Diese Summe repräsentiert den

Gesamtnutzen je Alternative. Diejenige Alternative, die den höchsten Nutzen aufweist,

wird i. d. R. gewählt. Liegen einzelne Werte nahe beieinander, empfiehlt es sich, der

Auswertungsphase eine Sensitivitätsanalyse anzuschließen. Durch gezielte Variation

der Kriteriengewichte können Auswirkungen auf die Rangfolge der Alternativen

simuliert werden.

Für das obige Beispiel kann die Gesamtpriorität folgendermaßen ermittelt werden. Für

die Kriterien Lehrangebot und Reputation, die rein qualitative Einflussgrößen

darstellen, wurde keine Nutzenfunktion definiert. Es wird angenommen, dass der

Nutzen mit zunehmender Erfüllung der Kriterien steigt. Die Bewertung wurde

beispielhaft je Alternative mit einer Skala von 1 bis 10 durchgeführt und ist der

folgenden Tabelle zu ntnehmen.

Kriterien Gewichtung Uni A A * G Uni B B * G Uni C C * G

Lehrangebot 75 5 375 2 150 8 600

Reputation 25 7 175 4 100 6 150

Summe 550 250 750

Ranking 2 3 1

Gi: Gewicht des jeweiligen Kriteriums; A, B, C: Gewichte der Alternativen

Tabelle 10: Alternativenbewertung (NWA)

Demnach ist die Alternative Uni C deutlich der Alternative Uni A und Uni B vorzuziehen.

Auf eine Sensitivitätsanalyse soll an dieser Stelle verzichtet werden, da das Prinzip

bereits zuvor erläutert wurde.

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- 77 - SFB 696

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass der Gesamtnutzen lediglich der Ordnung

der Alternativen dient, aber keine Information über den Nutzen selbst liefert. Er wird

aus der Summe der einzelnen Zielerreichungsgrade ermittelt, die sich wiederum aus

der Multiplikation der Kriterien und Alternativengewichte ergeben. Unabhängig davon,

ob der einzelne Nutzwert über eine Funktion, eine direkte Bewertung oder mittels

paarweisen Vergleichs ermittelt wurde, stellt er immer eine dimensionslose Größe dar.

Es kann also beispielsweise nicht angenommen werden, dass die Alternative A

doppelt so gut wie die Alternative B ist, weil für den Gesamtnutzen gilt: A = 500 und B

= 250. Diese Aussage ist unzulässig. Aus diesem Grunde kann der ermittelte

Gesamtnutzen auch nicht - wie beim AHP - in Relation zu den Kosten gesetzt werden.

2.3.3 Methodischer Vergleich zwischen NWA und AHP

Einzelne Unterschiede zwischen den beiden Methoden wurden bereits in den

vorherigen Abschnitten erwähnt. So ist z. B. eine Konsistenzprüfung bei der NWA nicht

möglich, da die Gewichtungen nicht konsequent in paarweisen Vergleichen

durchgeführt werden müssen und die der Bewertung zugrunde liegende Skala beim

vereinfachten Paarvergleich zudem nicht reziprok aufgebaut ist. Somit ist das von

Saaty entwickelte Modell zur Herleitung des Inkonsistenzfaktors hinfällig.

Desweiteren ist die Integration quantitativer Größen bei der NWA wesentlich

aufwendiger als beim AHP. In den meisten Fällen kann eine Nutzenfunktion definiert

werden, die u. a. die Betrachtung harter Kriterien ermöglicht. Unabhängig von der Art

der Einflussgröße ist die wirklichkeitsgetreue Abbildung eines Sachverhaltes in Form

einer solchen Funktion nicht immer umsetzbar oder sehr kompliziert. Darüber hinaus

ist eine Kosten-Nutzen-Analyse, wie im vorherigen Abschnitt geschildert, zumindest

bei der klassischen Nutzwertanalyse gar nicht möglich.

Zudem ist die NWA ausschließlich auf die Bewertung von Auswahlproblemen

ausgerichtet. Der AHP ermöglicht auch die Betrachtung anderer Fragestellungen, die

z. B. eine reine Bewertung einzelner Kriterien und Subkriterium zum Ziel haben.

Darüber hinaus kann ein solches Entscheidungsproblem jeder Zeit dahingehend

erweitert werden, dass eine Auswahl aus verschiedenen Alternativen getroffen werden

kann. Hierzu muss die Hierarchie nur um die Alternativenebene ergänzt werden.

Theoretisch ist eine reine Kriterienbewertung auch mittels NWA realisierbar, aufgrund

der ungenaueren Bewertungsmethoden, die hierfür zur Auswahl stehen, aber in

diesem Zusammenhang nicht zweckmäßig.

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- 78 - SFB 696

Viele Charakteristika der NWA können im Vergleich zum AHP nicht grundsätzlich als

besser oder schlechter klassifiziert werden und weisen sowohl Vor- als auch Nachteile

auf. Welche Methode vorteilhafter ist, hängt vom Einzelfall, also vom konkreten

Entscheidungsproblem, den Präferenzen des Anwenders oder vielen anderen

möglichen Faktoren, ab. Für den Anwender sind z. B. die leichte Verständlichkeit und

die einfache Anwendung eines Entscheidungstools mit Sicherheit von Vorteil, da der

Aufwand geringer ist. In dieser Hinsicht ist die NWA dem AHP deutlich überlegen. Sie

zwingt nicht zum paarweisen Vergleich, die Skalen für die absolute Bewertung sind

frei definierbar, der Paarvergleich verlangt lediglich eine „Größer-Kleiner-Gleich-

Betrachtung“. Zudem werden für die Verdichtung der Daten zu einem Gesamtnutzen

lediglich die Grundrechenarten und keine Matrizenmultiplikationen, wie beim AHP,

benötigt. Deshalb bedarf es bei der Anwendung der NWA auch nicht zwingend einer

Softwareunterstützung. Bei größeren Entscheidungsproblemen wird dies jedoch auch

erforderlich sein.

Alle aufgezählten Eigenschaften könnten aber auch aus einer anderen Perspektive

betrachtet werden. Der methodische Ablauf des AHP ist nur unwesentlich

komplizierter als bei der NWA. Der Anwender muss das mathematische Konzept nicht

kennen oder verstehen, um den AHP erfolgreich anzuwenden. Lediglich der strenge

paarweise Vergleich bedeutet einen größeren Aufwand, ist allerdings auch wesentlich

genauer. Zudem kann der Inkonsistenzfaktor als Richtwert für die Plausibilität der

Entscheidungen angegeben werden. Die von Saaty definierte Skala lässt außerdem

eine wesentlich feinere Abstufung zu. Entscheidungsprobleme, die diese Eigenschaft

fordern, sind mit der NWA gar nicht zu lösen.

Im Gegensatz zum AHP fordert die NWA, wie schon erwähnt, eine Klassifizierung der

Kriterien im Hinblick auf ihre Wichtigkeit. So können Muss- und Soll-Kriterien (Kann-

Kriterien) definiert und direkt in die Berechnung integriert werden. Dies ist beim AHP

nicht möglich. Alternativen, die mindestens ein Muss-Kriterium nicht erfüllen, können

nicht in den Bewertungsprozess mit einbezogen werden.

2.3.4 Kepner-Tregoe-Verfahren

Das Kepner-Tregoe-Verfahren, auch unter dem Namen KT-Analyse bekannt, stellt eine

methodische Erweiterung der NWA dar und wird im Rahmen von QFD-Projekten häufig

angewendet. Im Vergleich zur NWA weist die Methode im Wesentlichen drei

Unterschiede auf, die den sonst gleichen Ablauf erweitern [URL08].

Nach erfolgter Definition der Bewertungskriterien fordert die KT-Analyse zusätzlich

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- 79 - SFB 696

eine konsequente Einteilung in Muss- und Soll-Kriterien. Alternativen, die die

definierten K.O.-Kriterien nicht erfüllen, gehen - wie beim AHP und im Gegensatz zur

NWA - gar nicht erst in die Bewertung ein.

Desweiteren unterscheidet sich die Paarvergleichsskala dahingehend, dass sie nur

zwei Werte aufweist. Ist ein Kriterium A besser als ein Kriterium B, so wird eine 1 in die

Paarvergleichsmatrix eingetragen. Andernfalls wird der Vergleich mit einer 0 bewertet,

unabhängig davon, ob die Kriterien gleich wichtig sind, oder B besser als A ist. Die

einzelnen Prioritäten werden, wie bei der NWA, über Addition der Zeilenwerte und

anschließende Normierung ermittelt.

Nach Abschluss der Bewertungsphase wird eine Risikobetrachtung durchgeführt. Die

Alternativen werden im Hinblick auf die Konsequenzen, die durch ihre Realisierung

entstehen, analysiert. Diejenigen, die mit einem zu hohen Risiko behaftet sind, werden

nachträglich von der Auswahlentscheidung ausgeschlossen. Dabei kann es sich

durchaus um Alternativen handeln, die bei der Bewertung zuvor stark präferiert

wurden.

2.3.5 Conjoint-Analyse

Die Conjoint-Analyse verfolgt im Vergleich zu den vorherigen Methoden einen etwas

anderen Ansatz zur Bewertung multikriterieller Entscheidungsprobleme.

Charakteristisch ist das dekompositionelle Prinzip des Verfahrens. Der Befragte

bewertet mögliche Entscheidungsalternativen im Hinblick auf ihren Nutzen, ohne

zuvor die Kriterien gewichten zu müssen, die die jeweiligen Alternativen

charakterisieren. Die Conjoint-Analyse findet aufgrund dieser Vorgehensweise seit

den 70er Jahren im Rahmen der Anforderungspriorisierung große Beachtung und ist

heute eine der meist eingesetzten Bewertungsverfahren überhaupt. Es existieren viele

verschiedene methodische Varianten, die hier aufgrund Ihrer Vielfalt nicht näher

erläutert werden. Im Folgenden soll der allgemeine Ablauf kurz vorgestellt werden, der

in der nachstehenden Abbildung schematisch dargestellt ist. Falls nicht anders

kenntlich gemacht, so wurden die methodischen Grundlagen der nachstehenden

Quelle entnommen [URL07].

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- 80 - SFB 696

Abbildung 25: Ablaufschema einer Conjoint-Analyse

Wie auch bei den anderen Entscheidungsmethoden muss bei der CA zunächst das Ziel

der Bewertung klar definiert werden. Die Einflussgrößen können z. B. intern durch

Brainstorming oder extern mittels Vorstudien erhoben werden. Die Ablaufschritte

Definition und Bewertung der Alternativen sowie Ermitteln und Verdichten der

Teilnutzwerte sollen im kommenden Absatz näher erläutert werden. In Anlehnung an

die vorherigen Ablaufschemata sind auch hier wieder alle Teilprozesse, die nicht

automatisiert werden können, grau hinterlegt. Der fett markierte Prozess muss von

dem oder den Bewertenden durchgeführt werden. Alle anderen Ablaufschritte können

und werden i. d. R. von einem Projektteam übernommen. Alle automatisierbaren

Teilabläufe sind durch Abrundung der jeweiligen Prozesskästen kenntlich gemacht.

2.3.5.1 Definition der Alternativen

Den zuvor definierten Kriterien können mehrere Ausprägungen zugeordnet werden.

Hieraus werden die möglichen Alternativen, so genannte Stimuli, ermittelt.

Unterschieden werden zwei divergierende Ansätze zur Auswahl der Alternativen. Bei

der Full-Profile-Methode werden alle Kombinationsmöglichkeiten aus Kriterien und

deren Ausprägungen berücksichtigt. Beim Trade-off-Ansatz werden nicht alle

Kriterien je Alternative berücksichtigt, um v. a. bei größeren Datenmengen eine

effiziente Bewertung durchführen zu können.

Definition des Bewertungsziels

Definition der Kriterien

Definition der Alternativen (Stimuli)

Modellieren

Entscheiden

Analysieren

Ermitteln der Teilnutzwerte

Ergebnisdarstellung

Bewertung der Alternativen

Ermitteln der Gesamtnutzwerte

Definition des Bewertungsziels

Definition der Kriterien

Definition der Alternativen (Stimuli)

Modellieren

Entscheiden

Analysieren

Ermitteln der Teilnutzwerte

Ergebnisdarstellung

Bewertung der Alternativen

Ermitteln der Gesamtnutzwerte

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- 81 - SFB 696

Ein Beispiel für den Full-Profile-Ansatz zeigt, dass bereits drei Kriterien und zwei

unterschiedliche Realisierungsformen zu einer Bewertung von acht Alternativen

führen. Es sollen acht (fiktive) Automodelle miteinander verglichen werden, die sich

durch die Kriterien „Leistung“, „Sparsamkeit“ und „Komfort“ auszeichnen. Es werden

zudem zwei unterschiedliche Ausprägungen „hoch“ und „niedrig“ unterschieden. Die

nachstehende Tabelle zeigt die sich hieraus ergebenen Produktkombinationen.

Leistung Sparsamkeit Komfort

Variante 1 hoch hoch hoch

Variante 2 hoch hoch gering

Variante 3 hoch gering hoch

Variante 4 hoch gering gering

Variante 5 gering hoch hoch

Variante 6 gering hoch gering

Variante 7 gering gering hoch

Variante 8 gering gering gering

Tabelle 11: Beispiel für mögliche Produktkombinationen (Full-Profile-Ansatz)

Die einzelnen Varianten können als marktetablierte Produkte oder in Form von

Prototypen vorliegen, müssen es aber nicht. Im letzteren Fall spricht man von

virtuellen Stimuli.

2.3.5.2 Bewertung der Alternativen

Zur Auswahl oder Priorisierung der einzelnen Alternativen können viele

unterschiedliche Entscheidungstechniken angewendet werden. Eine methodische

Variante verlangt die Auswahl einer oder keiner der Alternativen. Hiermit wird z. B.

eine Kaufentscheidung real nachgebildet. Ein anderer Ansatz fordert die Bildung einer

Rangfolge bezüglich der persönlichen Präferenzen des Entscheiders. Dies wird als

Ranking bezeichnet. Aber auch die zuvor diskutierten Techniken, wie das absolute

Rating oder der paarweise Vergleich, finden bei der CA vielfach Anwendung.

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- 82 - SFB 696

2.3.5.3 Ermitteln der Teilnutzwerte

Der Algorithmus zur Ermittlung der Teilnutzwerte hängt von dem zugrunde liegenden

Skalenniveau der Bewertungstechnik ab. Allgemein basiert das Ergebnis auf einer

Regressions- oder Varianzanalyse. Hierdurch wird eine Aussage über die einzelnen

Kriterienprioritäten sowie die Teilnutzwerte je Merkmalsausprägung ermöglicht.

Bei mehreren Befragten müssen die Resultate aus der Alternativenbewertung zu

einem Gesamtergebnis verdichtet werden. Hierzu wird der Mittelwert oder Median je

Alternative und die Standardabweichung ermittelt. Die Standardabweichung erlaubt

eine Aussage über die Streuung der Ergebnisse. Liegen diese weit auseinander, so

kann es hilfreich sein, mittels einer Rangkorrelationsanalyse eine Clusterbildung

vorzunehmen. Somit können Teilnehmer mit ähnlichen Präferenzen zu einer Gruppe

zusammengefasst werden. Bei dieser Option muss die statistische Analyse pro Cluster

wiederholt werden [URL04].

Falls eine Gruppenbildung vorgenommen wurde, müssen die Kriteriengewichte und

Teilnutzwerte je Cluster bestimmt werden. Welche der Alternativen letztlich bevorzugt

wird, kann anhand von zuvor definierten Kriterien bestimmt werden. Sinnvoll ist z. B.

die Realisierung derjenigen Alternative, die dem Cluster mit der größten

Teilnehmerzahl zugeordnet wird [URL04].

2.3.5.4 Ermitteln der Gesamtnutzwerte

Wie bereits bei der NWA in Kapitel 2.3.2 geschildert, werden die Gesamtnutzwerte je

Alternative ermittelt, indem alle Teilnutzwerte mit dem jeweiligen Kriteriengewicht

multipliziert und die hieraus resultierenden Teilnutzen schließlich

alternativenbezogen aufsummiert werden.

Die jeweiligen Teilnutzwerte erlauben eine Angabe über die Abstände zwischen den

unterschiedlichen Ausprägungen. Somit ist es, im Gegensatz zu den vorherigen

Methoden, möglich zu analysieren, durch welche Maßnahmen der Nutzen einer

schlechteren Alternative verbessert werden kann, so dass ein Bewerter diese

vorziehen würde.

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- 83 - SFB 696

2.3.6 Vergleich der Priorisierungsverfahren im Hinblick auf die Kundenanforderungsgewichtung

Wie zu Anfang des Kapitels erläutert, werden die einzelnen Priorisierungsverfahren

hinsichtlich des methodischen Umfangs in Bewertungstechniken und

Bewertungsmethoden eingeteilt. Auf diese Gliederung soll auch bei den weiteren

Ausführungen Bezug genommen werden. Es gilt die Frage zu klären, welche der

vorgestellten Tools unter Beachtung verschiedener Rahmenbedingungen die optimale

Lösung darstellt.

Problematisch ist, dass hinsichtlich der Bewertung und Auswertung zwei

konfliktionäre Forderungen bestehen. Zum einen soll das Verfahren im Sinne des

Kunden einfach verständlich und schnell durchführbar sein. Zum anderen muss die

Bewertung so präzise wie möglich vorgenommen werden, so dass die sich hieraus

ableitbaren Prioritäten verlässliche Informationen für das Unternehmen liefern.

Letzteres kann nur realisiert werden, wenn eine intensive Konfrontation mit der

Problemstellung verlangt wird. Andererseits können komplizierte Verfahren den

Befragten überfordern und führen deshalb, trotz Genauigkeitsanspruch, zu keinen

brauchbaren Ergebnissen. Alle denkbaren Methodiken zur Priorisierung von

Kundenanforderungen lösen den beschriebenen Zielkonflikt nicht optimal. Es muss

letztlich im Hinblick auf den konkreten Anwendungsfall ein geeignetes Verfahren

ausgewählt werden.

2.3.6.1 Vergleich der Bewertungstechniken

Die Bewertungstechniken können hinsichtlich verschiedener Kriterien klassifiziert

werden. Zum einen unterscheiden sie sich in der Art und Genauigkeit der

resultierenden Ergebnisse, die von der zugehörigen Bewertungsskala und dem

Bewertungsstil abhängen. Dieser hat wiederum einen Einfluss auf den

verfahrensbedingten Schwierigkeitsgrad und damit an die kognitiven Fähigkeiten des

Anwenders. Über die Eignung einer Bewertungstechnik bestimmen zum anderen viele

weitere Kriterien, deren Ausprägungen vor dem Hintergrund der jeweiligen

Rahmenbedingungen divergieren. Diese Aspekte sollen nun näher diskutiert werden.

Die einer Bewertung zugrunde liegende Skala entscheidet über die Aussagekraft der

Ergebnisse. Bezüglich dieser Eigenschaft können die zuvor vorgestellten

Bewertungstechniken in zwei Gruppen eingeteilt werden. Eine absolute Bewertung

fordert die Gewichtung der Anforderungen mit Hilfe einer Nominal-, Ordinal- oder

Intervallskala. Eine differenziertere Betrachtung wird durch eine relative Bewertung

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- 84 - SFB 696

ermöglicht, die mittels einer Verhältnisskala vorgenommen wird. Bevor die jeweiligen

Techniken dahingehend näher klassifiziert werden, sollen die unterschiedlichen

Skalenniveaus anhand der nachstehenden Tabelle kurz erläutert werden, um den

Unterschied zwischen beiden Varianten besser verdeutlichen zu können [URL12].

Beschreibung zulässige

Operanden Niveau

Nominalskala

Objekte, denen bestimmte Merkmalsausprägungen zuzuordnen sind, können hinsichtlich der Übereinstimmung der Eigenschaften miteinander verglichen werden.

Beispiele: Farben, Geschlecht, Tierrassen

=

Ordinalskala

Ein Vergleichsobjekt kann hinsichtlich einer Eigenschaft dominieren, unterliegen oder übereinstimmen. Die Abstände zwischen den betrachteten Größen können nicht interpretiert werden.

Beispiel: Schulnotensystem

>

=

<

Intervallskala

Der Abstand zweier Größen kann hinsichtlich einer Merkmalsausprägung quantitativ begründet werden. Der Nullpunkt der Skala ist aber willkürlich festgelegt.

Beispiel: Temperatur (°C)

+

-

Verhältnisskala

Die Skala beinhaltet einen absoluten Nullpunkt. Multiplikation und Division sind somit zulässig.

Beispiel: Temperatur (K), Gewicht (g), Geschwindigkeit (km/h)

*

:

Tabelle 12: Darstellung und Definition der Skalenniveaus

Bezüglich der obigen Tabelle ist anzumerken, dass die Skalendefinitionen aufeinander

aufbauen. Das bedeutet, dass eine Skala höheren Niveaus die Eigenschaften aller

niedrigeren in sich vereint, nicht aber deren Einschränkungen. Folglich können je

Skalentyp nicht nur die neu definierten, sondern auch alle primitiveren Operanden

angewendet werden.

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- 85 - SFB 696

Die Operanden einer Ordinalskala ermöglichen ein Ranking der Bewertungsobjekte.

Kundenanforderungen können folglich mit Hilfe von absoluten Bewertungstechniken

bezüglich der Präferenzen eines Entscheiders geordnet werden. Unabhängig davon, ob

die Skala drei oder mehr Elemente enthält, können die Abstände zwischen den

Bewertungsstufen nicht interpretiert werden, da die Ergebnisgrößen dimensionslos

sind. So kann z. B. bei einer Bewertung nach dem Schulnotensystem nicht

angenommen werden, dass ein Schüler A mit der Note gut den gleichen

Leistungsunterschied gegenüber einem Schüler B mit der Note sehr gut aufweist, wie

ein anderer Schüler C mit ausreichenden Leistungen gegenüber einem weiteren

Schüler D mit der Note befriedigend. Es kann nur festgestellt werden, dass der

Schüler A schlechter als B, aber besser als C und D ist, nicht jedoch um wie viel dieser

schlechter oder besser ist.

Um eine differenziertere Bewertung zu ermöglichen, kann die klassische

Notenvergabe an eine Intervallskala geknüpft werden. Einem zuvor definierten

Punkteintervall wird genau eine Note zugeordnet. Hiermit kann beispielsweise

angegeben werden, dass der Schüler A mit 80 Punkten um 40 Punkte besser ist, als ein

Schüler C. Falsch ist jedoch die Aussage, dass A doppelt so gut wie C ist. Eine

Gegenüberstellung beider Bewertungssysteme ist der nachfolgenden Tabelle zu

entnehmen.

absolute Bewertung

relative Bewertung

[Punkte] Rang

Schüler A 2 80 2

Schüler B 1 90 1

Schüler C 4 40 4

Schüler D 3 45 3

Tabelle 13: Beispiel für eine Oridnal- und Intervallbewertung

Nur bei einer relativen Bewertung sind die Abstände zwischen den Ergebnisgrößen

eindeutig ableitbar. Bezogen auf die Kundenanforderungspriorisierung können - im

Gegensatz zu den absoluten Verfahren - Nutzendifferenzen gebildet und die

Ergebnisse dahingehend interpretiert werden. Allerdings können hiermit keine

Aussagen über den totalen Nutzen getroffen werden. Es ist unklar, ob die

Anforderungen insgesamt eher wichtig oder unwichtig sind, feststellbar ist nur, in

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- 86 - SFB 696

welchem Verhältnis diese zueinander stehen.

Die nachstehende Tabelle zeigt die zuvor diskutierten Bewertungstechniken in

Abhängigkeit von dem Niveau ihrer Bewertungsskala.

Bewertungstechnik Skalenniveau Skalenelemente

absolute

Bewertung

Ranking Ordinalskala keine

vereinfachter Paarvergleich

Ordinalskala z.B.: [0 : 2]

absolutes Rating Ordinalskala z.B.: [1 : 5]

relative

Bewertung

relatives Rating Verhältnisskala [0% : 100%]

Paarvergleich nach Saaty

Verhältnisskala [1/9 : 9]

Tabelle 14: Einteilung der Bewertungstechniken (Skalenniveau)

Festzuhalten ist, dass relative Verfahren differenziertere Ergebnisse liefern als

absolute Bewertungstechniken. Aus den resultierenden Werten kann nicht nur die

Reihung der Anforderungen nach ihrer Wichtigkeit, sondern es können auch die

Nutzenverhältnisse abgeleitet werden. Zudem enthält die Skala wesentlich mehr

Elemente, so dass die Bewertung viel differenzierter erfolgen kann. Da aber keine

absoluten Werte vorliegen, kann die Ausprägung der Präferenzen mit dieser

Verfahrensvariante nicht bestimmt werden.

Um eine umfassende Auswertung vornehmen zu können, müssten folglich beide

Verfahren miteinander kombiniert werden. Dies ist in der Praxis aber nicht üblich.

Auch alle im vorherigen Abschnitt genannten Methoden wenden, zumindest je

abgeschlossener Bewertungsphase, jeweils nur eine der Techniken an. Unabhängig

von dem Interpretationsspektrum der Ergebnisse ist deren Qualität ein weiterer

wesentlicher Aspekt, der im Folgenden diskutiert werden soll.

Grundsätzlich gilt, dass die Zuverlässigkeit von Bewertungsergebnissen in einer

direkten Verbindung zu der Komplexität der angewendeten Technik steht. Dies lässt

sich einfach nachvollziehen. Je intensiver ein Befragter gezwungen wird, sich mit

einem konkreten Entscheidungsproblem auseinander zu setzen, desto mehr wird

dieser auch in der Lage sein, dessen Einflussgrößen differenziert zu gewichten.

Allerdings ist der Mensch aufgrund seiner kognitiven Fähigkeiten nur begrenzt in der

Lage, mehrere Informationen gleichzeitig zu berücksichtigen. Die „Millersche Zahl“

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wurde im Rahmen einer in den 50er Jahren durchgeführten Studie von dem

amerikanischen Psychologen George Miller ermittelt und besagt, dass das

Kurzzeitgedächtnis nur plus 7 oder minus 2 Informationen parallel berücksichtigen

kann. Diese Eigenschaft ist genetisch vorgeschrieben und kann nicht trainiert werden.

Der Durchschnitt liegt bei 6 bis 7 Chunks (Informationseinheiten). 9 Chunks konnten

nur bei überdurchschnittlich intelligenten Menschen mit einem IQ über 150% ermittelt

werden [Miller '56].

Hieraus kann zum einen abgeleitet werden, dass die Zerlegung komplexer

Problemstellungen jeglicher Art eine notwendige Voraussetzung ist, um eine fundierte

Lösung zu finden. Zum anderen dürfen diese aber nicht aus mehr als 7 Teilsystemen

und letztere wiederum nicht aus mehr als 7 Subsystemen bestehen.

Hinsichtlich der Vergleichskriterien Genauigkeit und Schwierigkeitsgrad sollen die

bekannten Bewertungstechniken nun gegenübergestellt werden. Desweiteren können

sie bezüglich der Anzahl der gleichzeitig zu bewertenden Anforderungen

folgendermaßen eingeteilt werden.

Anzahl der gleichzeitig zu bewertenden Objekte

Bewertungstechniken Genauigkeit Schwierig-keitsgrad

- absolutes Rating geringer

zwei Anforderungen

vereinfachter PV,

Ranking,

PV nach Saaty höher

alle Anforderungen relatives Rating

PV: Paarweiser Vergleich

Tabelle 15: Einteilung der Bewertungstechniken hinsichtlich der kognitiven Anforderungen

Beim absoluten Rating müssen keine Beziehungen zwischen den jeweiligen

Bewertungsgrößen beachtet werden. Jedes Objekt wird einzeln gewichtet. Im Rahmen

der Kundenanforderungspriorisierung ist bei Anwendung dieser Methode deshalb

häufig zu beobachten, dass die Kunden alle Anforderungen als wichtig einstufen und

damit hoch bewerten, weil sie nicht gezwungen werden, differenziert zu urteilen.

Dennoch ist das absolute Rating eine der am häufigsten eingesetzten

Bewertungsverfahren überhaupt, da die simple Bewertungstechnik wenig

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Anforderungen an die Befragten stellt und keine unmittelbaren Einschränkungen

hinsichtlich der Bewertungsanzahl zu beachten sind [URL05].

Beim Ranking werden die Anforderungen in Hinblick auf den subjektiven Nutzen des

Entscheiders aufsteigend geordnet. Es existieren zahlreiche Sortieralgorithmen, die

ein systematisches Vorgehen ermöglichen und unbewusst von einem Befragten

angewendet werden. Unabhängig von der Methode müssen hierfür jeweils nur zwei

Objekte miteinander verglichen werden. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar gering, aber

aufgrund der wenigen Informationen, die aus einer solchen Bewertung resultieren,

wird diese Technik nicht so häufig zur Gewichtung von Kundenanforderungen

eingesetzt wie z. B. die beiden Ratingverfahren. Schließlich können aus den

Ergebnissen der anderen Verfahren - zusätzlich zum Ranking der Anforderungen -

weitere nützliche Informationen abgeleitet werden. Zudem ist der Zeitaufwand für die

Bewertung beim absoluten und relativen Rating, wenn überhaupt, nur geringfügig

höher.

Auch beim paarweisen Vergleich muss der Befragte, unabhängig vom Umfang der

Bewertungsskala, zwei Anforderungen miteinander in Beziehung setzen. Im Gegensatz

zum absoluten Rating und Ranking wird er gezwungen, Abstufungen vorzunehmen.

Zwar können zwei Vergleichsobjekte auch als gleich wichtig bewertet werden,

allerdings wird dies bei einer Gewichtung von Kann-Anforderungen selten der Fall

sein. Der Leistungsanspruch an die kognitiven Fähigkeiten ist im Vergleich zum

absoluten Rating nur unwesentlich höher, da lediglich zwei Objekte konkret bewertet

werden müssen. Allerdings verlangt eine konsistente Entscheidung einen

Gesamtüberblick, d. h. dass dem Bewerter alle Anforderungen und deren

Wechselwirkungen bekannt seinen müssen. Demnach sollten aus den oben genannten

Gründen nicht mehr als sechs Vergleichsgrößen je Entscheidungsabschnitt bewertet

werden müssen.

Der Unterschied zwischen den beiden Paarvergleichsverfahren besteht in der

Eigenschaft der jeweiligen Bewertungsskala und den daraus resultierenden

Ergebnissen. Zunächst ist der Abstufungsumfang beim Paarvergleich nach Saaty

wesentlich größer und ermöglicht somit einen genaueren Ausdruck der Präferenzen.

Desweiteren ist die Skala und damit auch die Prioritätenmatrix reziprok aufgebaut, so

dass, im Gegensatz zum vereinfachten Paarvergleich, ein Inkonsistenzfaktor bestimmt

und damit die Logik der Gewichtung bewertet werden kann. Da beim vereinfachten

Paarvergleich keine Abstufung der Nutzenausprägungen gefordert wird, ist er

einfacher verständlich und v. a. schneller durchführbar. Allerdings verlangt auch Saaty

nicht, dass die gesamten Skalenelemente bei der Bewertung eingesetzt werden

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müssen. Will oder kann der Bewerter feinere Nuancen nicht ausdrücken, so können z.

B. die Zwischenwerte 2, 4, 6 und 8 vernachlässigt werden. Hiermit werden die

möglichen Bewertungsstufen auf fünf reduziert. Obwohl die Bewertung damit kaum

schwieriger und langwieriger ist, können jetzt die Nutzenverhältnisse ermittelt

werden.

Beim vereinfachten Paarvergleich kann nur ein Ranking vorgenommen werden. Zwar

handelt es sich hierbei um ein absolutes Verfahren, wie beim Rating, es können aber

keine zusätzlichen Informationen über den Totalnutzen gewonnen werden. Wie bereits

oben beschrieben, ist die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zudem fragwürdig und nicht

überprüfbar. Dass die Auswertung beim Paarvergleich nach Saaty wesentlich

aufwendiger ist, kann aus der Sicht des Anwenders vernachlässigt werden. Bei Einsatz

einer Softwarelösung läuft dieser Prozess ohnehin vollständig im Hintergrund ab.

Somit ist der Zeitaufwand für die Bewertungsphase nicht deutlich höher anzusetzen.

Der Befragte muss auch nicht den mathematischen Hintergrund verstanden haben,

um die Technik erfolgreich anwenden zu können.

Beim relativen Rating werden mit Abstand die höchsten Anforderungen an die

kognitiven Fähigkeiten gestellt, da nicht nur eine Reihung, sondern auch der

quantitative Abstand zwischen den Objekten mittels einer direkten Punktevergabe

ausdrücket werden muss. Wie auch beim Paarvergleich nach Saaty handelt es sich bei

diesem Verfahren um eine relative Bewertungstechnik, so dass diese gut miteinander

vergleichbar sind. Zwar ist eine direkte Punktevergabe zumeist schneller als ein

Paarvergleich durchführbar, jedoch ist die Verlässlichkeit der Ergebnisse fragwürdig.

Wie auch beim absoluten Ranking wird der Befragte nicht gezwungen, sich intensiv mit

der Entscheidungssituation auseinanderzusetzen. Zudem kann eine höhere Zahl an

Einflussgrößen, die es gewissenhaft zu gewichten gilt, schnell zu einer Überforderung

und damit zum Unmut seitens der Anwender führen. Ein relatives Rating von

Kundenanforderungen ist also, ebenso wie der vereinfachte Paarvergleich, nur bedingt

zu empfehlen.

Abschließend sollen noch drei weitere Kriterien angesprochen werden, die über die

Tauglichkeit einer Bewertungstechnik im Rahmen der Anforderungspriorisierung

entscheiden. Hierbei werden die Rahmenbedingungen einer konkreten

Befragungssituation betrachtet. Je nach Anforderungsumfang, Anzahl der Befragten

und der Situation vor Ort eignen sich die jeweiligen Bewertungstechniken

unterschiedlich gut. Die Zuordnung der Verfahren zu der jeweiligen

Kriterienausprägung kann der folgenden Tabelle entnommen werden. Dabei muss

beachtet werden, dass die Grenzen meist fließend sind und kein Anspruch auf eine

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allgemein gültige Klassifikation erhoben wird, sondern lediglich Tendenzen

ausgedrückt werden sollen.

Kriterien Ausprägung Bewertungstechniken

Anforderungsumfang hoch absolutes Rating

gering alle

Anzahl der Befragten hoch

Ranking, vereinfachter Paarvergleich, absolutes und relatives Rating

gering alle

Befragungssituation kompliziert

absolutes und relatives Rating, vereinfachter Paarvergleich

einfach alle

Tabelle 16: Klassifikation der Bewertungstechniken

Bei einem geringen Anforderungsumfang können alle genannten Bewertungstechniken

eingesetzt werden. Bei einer höheren Anzahl weisen die Verfahren hingegen jeweils

unterschiedliche Nachteile auf. Je höher der Konzentrationsanspruch an die Befragten

ist, desto schneller wollen diese die Bewertung abschließen. Dies wirkt sich direkt auf

die Qualität der Aussagen aus. Im Extremfall wird die Bewertung mangels Motivation

sogar abgebrochen.

Auf der anderen Seite stellt sich bei den einfacheren Methoden sehr schnell eine

Monotonie und damit Langeweile bei den Bewertungen ein. Auch hierunter leidet die

Zuverlässigkeit der Ergebnisse. Unter allen genannten Techniken eignet sich das

absolute Ranking hierfür am meisten, da im Gegensatz zu den anderen Verfahren

keine Anforderungsgliederung vorgenommen werden muss und die Befragten weder

über- noch unterfordert werden.

Grundsätzlich stellt sich bei einer Bewertung von Anforderungen durch mehrere,

unabhängige Personen die Frage, wie die einzelnen Präferenzen zu einem

Gesamtergebnis verdichtet werden sollen und damit für ein Projekt auswertbar sind.

In Kapitel 2.3.1.3 wurden Ansätze für Gruppenentscheidungen thematisiert und

statistische Methoden benannt, mit deren Hilfe die Daten ausgewertet werden

können. Diese Verfahren sind für alle Bewertungstechniken geeignet. Da

Softwarelösungen, die einen Paarvergleich nach Saaty ermöglichen, aber oftmals

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keine Gruppenentscheidungen unterstützten, ist dieses Verfahren lediglich bei einer

direkten Integration der Gewichtungen aller Befragten in die Bewertung wesentlich

aufwendiger und daher zumindest momentan noch nicht zu empfehlen. Bei einer

Auswertung der Endergebnisse je Befragten ergibt sich jedoch kein Unterschied zum

relativen Rating.

Bei beliebig gestaltbaren Befragungsbedingungen können wiederum alle Verfahren

angewendet werden. Bei einer komplexen Befragungssituation ist dies nicht ohne

Weiteres möglich. Hiermit sind Umstände gemeint, die keine langen Erklärungen

erlauben. Die Bewertungen müssen schnell und möglichst ohne Rechnerunterstützung

durchführbar sein. Dies ist beispielsweise bei einer Massenbefragung im Kaufhaus der

Fall. Hier eignen sich besonders die beiden Ratingverfahren und der vereinfachte

Paarvergleich.

2.3.6.2 Vergleich der Bewertungsmethoden

Da die im vorherigen Abschnitt beschriebenen Methoden eine oder mehrere der

analysierten Priorisierungstechniken einsetzen, treffen auch alle zuvor diskutierten

Charakteristika auf diese zu. Deshalb sollen abschließend nur die sich aus dem

jeweiligen methodischen Rahmenkonzept ergebenen Vor- und Nachteile in Bezug auf

die Anforderungsgewichtung kurz gegenübergestellt werden. Grundsätzlich kann die

Anwendung einer Methodik dann von Vorteil sein, wenn die Anforderungsstruktur

komplex ist und damit eine Gliederung in Teilaspekte verlangt.

Der AHP stellt unter allen vorgestellten Methoden das genaueste Verfahren da. Zum

einen fordert er eine streng hierarchische Strukturierung der Anforderungen und damit

im Hinblick auf hierarchische Problemstellungen eine realitätsnahe Abbildung des

Entscheidungsprozesses. Zudem fördert der Prozess des Hierarchiedesigns das

Verständnis für die Problemstruktur und hilft, weitere Einflussgrößen zu finden. Zum

anderen ist er mathematisch fundiert und erlaubt neben einer präzisen Berechnung

von Verhältnisprioritäten die Bewertung der Inkonsistenz einer Entscheidung. Dieses

Kontrollinstrument steht bei keiner der anderen Methoden zur Verfügung.

Die NWA und die KT-Analyse sind mit dem theoretischen Konzept des AHP sehr

verwandt, allerdings sind beide sehr stark auf Auswahlprobleme ausgerichtet.

Deshalb sollten sie nur dann angewendet werden, wenn nicht nur die Anforderungen

selbst, sondern auch die Bewertung möglicher Produktalternativen in die Befragung

integriert werden soll. Der AHP ist diesbezüglich offen, da er alle Einflussgrößen im

Paarvergleich bewertet.

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Der Vorteil der Conjoint-Analyse liegt in der realitätsnahen Simulation von

Kaufentscheidungen. Damit ist die CA die einzige Methode, die beachtlich stark auf

die Priorisierung von Kundenanforderungen fixiert ist. Allerdings können die

eigentlichen Anforderungsgewichte hier nur durch bereits bekannte

Produktalternativen (Stimuli) ermittelt werden, so dass wiederum ausschließlich

Auswahlprobleme betrachtet werden können.

Bis auf den AHP, der bei der Bewertung aller Einflussgrößen einen Paarvergleich

verlangt, sind die anderen Methoden variabel in der Wahl der Bewertungstechniken

und damit flexibler einsetzbar, allerdings auch ungenauer.

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3 Entwicklung einer Vorgehensweise zur Verwendung relativer Gewichte als Eingangsgrößen einer QFD

Von den in Kapitel 2 beschriebenen Bewertungsmethoden wird der AHP grundsätzlich

als der geeigneteste Ansatz zur Priorisierung von Anforderungen erachtet.

Insbesondere die höhere Genauigkeit der erfragten Bewertung gibt den Ausschlag für

diese Auswahl. In diesem Kapitel wird nun eine Vorgehensweise entwickelt, mit der

einerseits die Vorteile des AHPs genutzt werden können und andererseits aber auch

kundenseitige Eingangsgrößen für eine QFD bereitgestellt werden. Hierzu wird

insbesondere die Problematik von relativen Gewichten innerhalb einer QFD diskutiert.

3.1 Entwicklung einer Hierarchie von Anforderungen an intralogistische Anlagen

Grundlage für die weiteren Überlegungen ist der in Kapitel 2.2.4 beschriebene

Anforderungskatalog. Es besteht nun die Aufgabe darin, ein Konzept zu entwickeln,

das die Hierarchisierung und Bewertung einer hohen Anzahl an Anforderungen aus

diesem Anforderungskatalog, welcher noch erweitert werden kann, im Sinne des AHP

ermöglicht.

Im Folgenden werden zwei Hierarchisierungskonzepte vorgestellt, wobei das erste die

in Kapitel 2.3.1.3 vorgestellten Regeln zur Hierarchieerstellung nicht erfüllt und somit

für die Bewertung mittels AHP nicht geeignet ist. Es soll an dieser Stelle dennoch

ausführlich erläutert werden, da mittels dieses Konzeptes mögliche Fehler beim

Hierarchiedesign erklärt werden können und die Motivation geschaffen wird, ein

zweites Konzept zu entwickeln, das im Vergleich zum ersten zwar aufwendiger ist,

aber eine Bewertung der Anforderungen aus dem Katalog mit Hilfe des AHP

ermöglicht.

3.1.1 Lösungsansatz I: Überführung der Anforderungsstruktur in eine AHP-geeignete Struktur

Dieser Lösungsansatz sieht eine direkte Umwandlung der von Sakowski gewählten

Anforderungsstruktur in eine AHP-Hierarchie vor. Demnach würden die sechs

Gliederungspunkte in Form von Kriterien und die jeweiligen Anforderungen als

Subkriterien in eine Hierarchie integriert werden. Diese Art der Gliederung wurde von

den einzelnen Stakeholdern im Praxistest des Anforderungskataloges mehrheitlich als

realitätsnah und übersichtlich eingeschätzt [Sakowski '05].

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Eine Umwandlung dieses Schemas in eine AHP-Hierarchie scheint deshalb eine

sinnvolle und schnelle Lösung des Strukturierungsproblems zu liefern. Die oben

aufgeführten sechs Kategorien könnten als Kriterien definiert und die jeweils

zugehörigen Anforderungen als Subkriterien integriert werden.

Die hohe Anzahl an Anforderungen würde allerdings eine weitere, thematisch sinnvolle

Aufteilung erforderlich machen, so dass nie mehr als sechs Kriterien aus den in

Kapitel 2.3.6.1 beschriebenen Gründen miteinander verglichen werden müssten. Zum

Beispiel könnten die räumlich-organisatorischen Anforderungen „Die logistische

Anlage muss in den Abmessungen des Fördergutes variabel sein“ und „Die logistische

Anlage muss beim Gewicht des Förderguts variabel sein“ einem neu formulierten

Subkriterium „Die logistische Anlage muss in den Eigenschaften des Fördergutes

variabel sein“ wiederum als Sub-Subkriterien, also auf dritter Ebene, untergeordnet

werden.

Dieser Lösungsansatz hätte in Ergänzung zu einer unkomplizierten Realisierung den

weiteren Vorteil, dass die zu einem späteren Zeitpunkt eingeholten Angebote

verschiedener Anlagenhersteller leicht als Alternativen in die Hierarchie integriert

werden könnten. Wenn die bereits vorliegende Kriterienhierarchie n Ebenen aufweist,

so müsste die um eine Alternativenebene ergänzte Hierarchie aus n + 1 Ebenen

bestehen, wobei die einzelnen Alternativen auf unterster Ebene angeordnet werden

müssten. Die folgende Abbildung zeigt einen Hierarchieausschnitt, der nach der zuvor

beschriebenen Vorgehensweise erstellt wurde.

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Abbildung 26: Beispielhierarchie 1, Teil 1

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Abbildung 27: Beispielhierarchie 1, Teil 2

Da die Hierarchisierung an verschiedene Regeln geknüpft ist, kann das oben

beschriebene Schema nicht direkt umgesetzt werden. Im Folgenden werden die

Schwachstellen dieses Strukturierungskonzepts erläutert.

3.1.1.1 Problematik der Zielformulierung

Wie in Kapitel 2.3.1.3 erläutert, ist die Zielformulierung der erste Schritt einer

Entscheidungsfindung und hat ausschlaggebenden Einfluss auf die Ableitung der

Kriterien und Alternativen. Lautet das Ziel „Priorisierung der Anforderungen an eine

logistische Anlage mittels AHP“, so müssten die Kriterien Einflussfaktoren auf eine

relative Bewertung mittels AHP, und die Alternativen verschiedene

Umsetzungsmöglichkeiten einer Priorisierung darstellen.

Das tatsächliche Ziel muss aber lauten, diejenige Anlage für das Unternehmen

auszuwählen, die den höchsten Nutzen bietet oder das beste Kosten/Nutzen-

Verhältnis aufweist. Auch wenn zunächst nur die Kriterien und Subkriterien, also die

Anforderungen an die logistische Anlage, bewertet werden sollen, so kann zu einem

späteren, noch unbestimmten Zeitpunkt, die Alternativenebene in die Hierarchie

eingebaut und das eigentliche Entscheidungsproblem, die Auswahl einer geeigneten

Anlage, gelöst werden.

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3.1.1.2 Erfordernis einer Anforderungstypisierung

Der Anforderungskatalog nach Sakowski ist nicht speziell für die Anschaffung einer

logistischen Anlage bei dem betrachteten Praxisanwender entwickelt worden.

Vielmehr sollte hiermit branchenneutral, unabhängig von organisatorischen

Restriktionen und der technischen Realisation und weiteren ähnlichen

Randbedingungen, eine erste Auswahl und Gewichtung von Anforderungen für eine

intralogistsiche Anlage ermöglicht werden. Da die Stakeholder bei einer absoluten

Bewertung auch die Möglichkeit haben, eine Anforderung als absolut wichtig oder

völlig unwichtig einzustufen, wird mit jeder Gewichtung gleichzeitig eine

Auswahlentscheidung getroffen. Der (absolute) Punktwert enthält die Information, ob

eine Anforderung für das vorliegende Problem überhaupt relevant ist und wenn ja, wie

wichtig sie für den Bewerter ist.

Bei Anwendung relativer Bewertungsverfahren muss eine vorherige Einteilung in

Muss- und Kann-Anforderungen vorgenommen werden, da nur Kann-Kriterien sinnvoll

miteinander verglichen werden können. Die Informationen zur Einteilung der

Anforderungen in „absolut notwendig“, „vorteilhaft“ und „absolut unwichtig“ könnten

grundsätzlich aus einer absoluten Bewertung entnommen werden. Anforderungen, die

mit den Werten „absolut unwichtig“ und „sehr wichtig“ deklariert wurden, könnten

aus der Hierarchie gestrichen werden, so dass nur diejenigen Anforderungen durch

den AHP bewertet würden, die mit einem der Zwischenwerte gewichtet werden.

3.1.1.3 Anforderungsinterdependenzen

Wie in Kapitel 2.3.1.3 bereits diskutiert, können Abhängigkeiten zwischen zwei

Elementen der Hierarchie nur dann ausgedrückt werden, wenn diese auf einem

gemeinsamen Hierarchiepfad liegen. Daraus folgt auch, dass die Elemente einer

Ebene stets unabhängig voneinander sein müssen. Bezogen auf die zuvor vorgestellte

Modellhierarchie bedeutet diese Forderung, dass alle Subkriterien, die dem gleichen

Kriterium unterstellt sind, sich folglich auf gleicher Ebene befinden, unabhängig

voneinander sein müssten. Desweiteren dürfen sie aber auch keine Abhängigkeiten zu

denjenigen Subkriterien aufweisen, die anderen Kriterien unterstellt sind. Die sich

hieraus ergebende Problematik soll im Folgenden an einigen Beispielen erläutert

werden.

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Die Anforderungen „Die Anlagenleistung soll hoch sein“ und „Der

Automatisierungsgrad der Anlage soll möglichst hoch sein“ sind beides Subkriterien

der produktionstechnischen Anforderungen. Zwischen ihnen besteht jedoch die

folgende Korrelation: Je höher der Automatisierungsgrad, desto höher wird tendenziell

auch die Anlagenleistung sein. Eine Einordnung auf derselben Hierarchieebene bzw.

ein Paarvergleich zwischen diesen beiden Subkriterien würde keine sinnvolle Aussage

liefern, da eine hohe Anlagenleistung unter anderem die Folge eines hohen

Automatisierungsgrades sein kann.

Die hierarchische Untergliederung einer der beiden Anforderungen kann das

Abhängigkeitsproblem in diesem Fall auch nicht lösen, da sich die beiden Kriterien

gegenseitig nicht näher klassifizieren. Das Kriterium Automatisierungsgrad könnte

durch technische Realisierungsmerkmale als Subkriterien, wie z. B. „Die logistische

Anlage soll automatisch bestückt und entladen werden“, beschrieben werden. Diese

Anforderung ist nicht im Katalog nach Sakowski enthalten und soll nur zum besseren

Verständnis des Hierarchisierungsproblems beitragen. Die Anlagenleistung hingegen

kann kein Subkriterium des Kriteriums Automatisierungsgrad sein. Umgekehrt ist dies

auch nicht realisierbar, da diese durch die Kenngrößen „Durchsatz“, „Ausfallzeiten“

und – falls erforderlich – „Rüstzeiten“, nicht aber durch die Höhe des

Automatisierungsgrades, beeinflusst wird. Die folgende Abbildung zeigt einen

Hierarchieausschnitt für das diskutierte Beispiel.

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Abbildung 28: Beispielhierarchie 2

Ein weiteres, kurzes Beispiel soll zeigen, dass zahlreiche solcher Interdependenzen

zwischen einzelnen Subkriterien bestehen, die sich auf ein gemeinsames Kriterium

beziehen. Ebenso wie mit der Anlagenleistung und der Höhe des

Automatisierungsgrades verhält es sich mit den betriebswirtschaftlichen

Anforderungen „Die Anlage soll sich innerhalb eines Jahres amortisieren“ und „Der

Return on Investment (ROI) der Anlage soll maximal sein“. Je schneller sich die Anlage

amortisiert, desto größer ist der ROI. Eines der beiden Subkriterien müsste folglich

aus der Hierarchie gestrichen werden. Die Kennzahl ROI wird im Kapitel 3.1.2.1 näher

erläutert.

Abschließend soll die Problematik durch die Abhängigkeiten zwischen zwei

Subkriterien verdeutlicht werden, die nicht dem gleichen Kriterium unterstellt sind.

Zwischen der betriebswirtschaftlichen Anforderung „Die laufenden Kosten für die

Anlage sollen möglichst gering sein“ und der personellen Anforderung „Die

Gesamtpersonalkosten der Anlage sollen möglichst gering sein“ besteht eine klar

ersichtliche Abhängigkeit. Um diese auszudrücken, müsste das zweite Subkriterium

zweierlei Kriterien unterstellt sein: Zum einem dem Kriterium „personelle

Anforderungen“ und zum anderen dem zuerst beschriebenen Subkriterium 5.1.2. der

folgenden Abbildung. Dieser Konflikt ist auch nicht durch die Umwandlung in eine

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Polyhierarchie realisierbar, da das einzuordnende Subkriterium sowohl auf der ersten

Subkriterienebene (6.1) als auch auf der untersten Subkriterienebene (5.1.2.1)

eingeordnet werden müsste.

Abbildung 29: Beispielhierarchie 3

3.1.1.4 Bewertung quantifizierbarer Kriterien

Bei den Ausführungen zur quantitativen Bewertung von Einflussgrößen in Kapitel 2.3.1

wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Integration quantifizierbarer Kriterien

gleicher Dimension innerhalb einer Hierarchie grundsätzlich nicht möglich ist. Dies ist

lediglich möglich, wenn keine Auswahlentscheidungen getroffen werden sollen, oder

die Alternativen nicht quantitativ bewertet werden können.

Da die Bewertung einer logistischen Anlage letztlich zum Ziel hat, unter mehreren

Alternativen auszuwählen, die dann bezüglich quantifizierbarer Kriterien direkt

bewertet werden, wird hier gegen den beschriebenen Grundsatz mehrfach verstoßen.

Mehrere Subkriterien der betriebswirtschaftlichen Anforderungen stellen

Kostengrößen dar. Zudem werden Gesamtpersonalkosten bei den personellen

Anforderungen betrachtet. Es müsste stattdessen eine einzige Anforderung definiert

werden, die minimale Gesamtkosten verlangt und als Kriterium auf zweiter Ebene in

die Hierarchie eingeht. Damit würde aber verhindert, dass die einzelnen Subkriterien

relativ gewichtet werden und die hieraus ableitbaren Einzelinformationen über die

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Präferenzen der Stakeholder gingen somit verloren. Eine Aggregation der einzelnen

Kostenarten kann die Problematik für den konkreten Anwendungsfall dadurch nicht

zufriedenstellend lösen.

Die Ausführungen dieses Abschnittes haben gezeigt, dass für die Priorisierung der

Anforderungen nach Sakowski ein anderes Hierarchisierungskonzept entwickelt

werden muss.

3.1.2 Zweiter Lösungsansatz

Um die Anzahl der Bewertungen gering zu halten, sollten die Anforderungen nach

Möglichkeit in eine Monohierarchie integriert werden können. Wie zuvor erläutert,

können hierbei aber nur bedingt Abhängigkeiten zwischen diesen berücksichtigt

werden. Ziel ist es also, eine andere Art der Gliederung zu finden, so dass ein einfacher

Hierarchietyp realisiert werden kann. Dies ist im vorliegenden Anwendungsfall nicht

mit allen Anforderungen gleichzeitig möglich. Das Entscheidungsproblem muss also

durch mehrere Hierarchien beschrieben werden, wobei eine zeitliche Reihenfolge bei

der Bewertung zu beachten ist.

3.1.2.1 Hierarchisierung der wirtschaftlichen Kriterien

Ausgehend von der ROI-Kennzahl können alle erfolgs- und kostenabhängigen

Anforderungen nach Sakowski in eine hierarchische Struktur integriert werden, die in

der folgenden Abbildung zu sehen ist. Auf die Darstellung zweier Alternativen „hoher

Automatisierungsgrad“ und „niedriger Automatisierungsgrad“, die später noch näher

erläutert werden, wurde zunächst aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet. Wie

auch in den vorherigen Abbildungen, würden diese hier stetes auf der letzten Ebene

ausgewiesen werden.

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Abbildung 30: ROI-Hierarchie

Ziel eines jeden ökonomisch motivierten Investitionsvorhabens ist im weiteren Sinne

die langfristige Sicherung des Unternehmenserfolgs. Dies kann nur dann

gewährleistet werden, wenn der ROI einer Investition möglichst hoch ist. Im konkreten

Fall lautet also die Problemstellung, den ROI der zu erwerbenden logistischen Anlage

zu maximieren und basierend auf den Kriteriengewichtungen die Höhe des

Automatisierungsgrades zu ermitteln.

Der ROI zur Beurteilung von Investitionsvorhaben darf nicht mit der Spitzenkennzahl

des DuPont-Kennzahlensystems verwechselt werden. Er kann sowohl bezogen auf die

gesamte Nutzungsdauer einer Investition, als auch periodisch ermittelt werden

[URL10].

a) Langfristige Berechnung:

100nskostenInvestitio

gTotalerfol∗

b) Periodische Berechnung:

100nskostenInvestitio

Rückflüsse∗

Hieraus folgt, dass die Summe aller Rückflüsse über die gesamte Nutzungsdauer dem

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Totalerfolg einer Investition entspricht. Unabhängig von der Methode steht im Zähler

eine Leistungs- und im Nenner eine Kostengröße. Der Bruch kann demnach maximiert

werden, indem das Investitionsobjekt einen hohen Erfolg erzielt und/oder geringe

Kosten verursacht.

Bezogen auf die logistische Anlage kann die Leistungsgröße maximiert werden, indem

die „Güte des Einsparpotentials“ möglichst hoch ist und die durch ihre Nutzung

anfallenden Kosten möglichst gering sind. Die Investitionskosten setzen sich aus den

„Anschaffungskosten“, den „Installationskosten“ und den „Schulungskosten“

zusammen. Der ROI wird maximiert, wenn ihre Summe möglichst gering ist. Alle

weiteren wirtschaftlichen Anforderungen sind Subkriterien dieser

entscheidungsrelevanten Größen.

Bei dem vorliegenden Teilentscheidungsproblem handelt es sich um eine

Auswahlentscheidung, bei der fast alle Einflussgrößen quantitativ erfassbar sind.

Lediglich das Subkriterium „geringe Qualifikation des Bedienpersonals“ kann

ausschließlich qualitativ bewertet werden. Die Präferenzenverteilung zwischen

Leistungs- und Kostengrößen entscheidet hier also maßgeblich über die

Alternativengewichtungen. Da die Bewertung aber nicht die Auswahl einer logistischen

Anlage, sondern die Bestimmung eines optimalen Automatisierungsgrades zum Ziel

hat, müssen und können die einzelnen Kriterien nicht quantitativ bewertet werden. Die

Integration mehrerer, artgleicher Anforderungen, wie z. B. Kostengrößen, ist somit

zulässig und mit Hilfe des AHP sinnvoll bewertbar.

Die Höhe des Automatisierungsgrades ergibt sich aus der spezifischen Gewichtung der

erfolgsbezogenen Anforderungen, also der Kriterien und Subkriterien. Hier wurde eine

zweiteilige, grobe Gliederung in hoch und gering gewählt. Die Grenzen zwischen den

beiden Automatisierungsstufen können zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die

Bewertung konkreter Herstellerangebote vorgenommen wird, näher definiert werden.

Die zwei gewählten Alternativen sollen hier in einem ersten Schritt lediglich dazu

dienen, die strategische Ausrichtung als Grundlage für die weitere Bewertung zu

klären.

Einen „mittleren Automatisierungsgrad“ als dritte Alternative einzufügen, wäre

technisch zwar ohne Weiteres möglich, ist jedoch überflüssig, da sich unabhängig von

der jeweiligen Alternativenbewertung lediglich die Positionen des hohen und niedrigen

Automatisierungsgrad vertauschen würden. Der mittlere Automatisierungsgrad stünde

stets an zweiter Stelle in der Rangfolge und kann somit von vornherein weggelassen

werden. Liegen die beiden Alternativen in der Gesamtbewertung nahe beieinander, so

wird der Wunsch nach Realisierung eines „mittleren Automatisierungsgrades“ implizit

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ausgedrückt.

Der Einfluss der drei Größen Einsparpotential, laufende Kosten und Investitionskosten

auf den Automatisierungsgrad kann allgemein wie folgt beschrieben werden:

• Je höher der Automatisierungsgrad, desto höher sind die Investitionskosten.

• Je höher der Automatisierungsgrad, desto geringer sind die laufenden Kosten.

• Je höher der Automatisierungsgrad, desto höher ist die Anlagenleistung.

Bei zwei Alternativen, hier „hoher Automatisierungsgrad“ (Alternative A) und

„niedriger Automatisierungsgrad“ (Alternative B) lauten die zulässigen Bewertungen:

• A > B: A erfüllt das Vergleichskriterium besser als B

• A < B: B erfüllt das Vergleichskriterium besser als A

• A = B = 1: beide Alternativen erfüllen das Kriterium gleich gut oder gar nicht, falls keine Abhängigkeiten bestehen

Für die ersten beiden Entscheidungsmöglichkeiten muss bei der Bewertung im

Einzelfall geklärt werden, um wie viel besser eine Alternative im Vergleich zur anderen

ein Kriterium erfüllt.

3.1.2.2 Anforderungstypisierung

Das Ergebnis der Bewertung der ROI-Hierarchie liefert eine Aussage über die Höhe des

Automatisierungsgrades der logistischen Anlage. Jetzt erst sollten die technischen

Spezifikationen bewertet werden. Die Anforderungen nach Sakowski könnten

durchaus auch ohne Kenntnis der ROI-Bewertung und somit auch zu Anfang

durchgeführt werden. Dieses Vorgehen hätte den Vorteil, dass die Beteiligten spontan

und unbeeinflusst über technische Anforderungen urteilen würden. Ob diese aber

wirtschaftlich realisierbar sind und damit ins Gesamtkonzept passen, ist an dieser

Stelle unklar. Jeder versucht seine Interessen an der geplanten Anlage durch die

Gewichtung der Anforderungen bestmöglich durchzusetzen. Dieser Effekt wird zwar

dadurch abgeschwächt, dass die Meinungen der einzelnen Stakeholder mit einem

zuvor festgelegten Faktor verknüpft werden und somit einen unterschiedlich starken

Einfluss auf die Gesamtgewichtung haben. Es kann jedoch hiermit nicht vermieden

werden, dass stark divergierende Meinungen zu einem Kompromiss führen, der unter

Beachtung den strategischen Restriktionen, in diesem Fall die Höhe des

Automatisierungsgrades, gar nicht umsetzbar ist. Deshalb wurde hier eine andere

Reihenfolge der Bewertung bevorzugt.

Wie in Kapitel 3.1.1.2 erläutert, muss vor der Bewertung der noch ausstehenden

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Anforderungen mittels AHP zunächst geklärt werden, welche Kriterien für das

vorliegende Entscheidungsproblem überhaupt relevant und welche davon lediglich

vorteilhaft und nicht absolut notwendig sind. Hierzu soll eine „Vorabbefragung“

dienen, die eine Typisierung der Anforderung nach dem folgenden Schema ermöglicht:

Die Umsetzung einer Anforderung an eine logistische Anlage ist aus der Sicht des

Bewerters

• absolut wichtig, also von so fundamentaler Bedeutung, dass bei Nichterfüllung dieses Kriteriums der Erwerb der Anlage von vornherein ausgeschlossen wird, da ihre Funktionalität soweit eingeschränkt ist, dass sie nicht mehr von Nutzen ist

• vorteilhaft, da im Sinne der Zweckbestimmung die Funktionalität und damit auch der Nutzen der Anlage erhöht wird

• absolut unwichtig, also der Nutzen weder erhöht, noch geschmälert wird, so dass die Realisation der Anforderung nicht von Bedeutung ist

• nicht unmittelbar abschätzbar und bedarf somit einer weiteren Analyse

Bei der Erstellung des Fragebogens zur Anforderungsklassifizierung wurde die von

Sakowski entwickelte Anforderungsgliederung in sechs Themenblöcke unterteilt und

die Einordnung der Anforderungen in diese Struktur zum größten Teil übernommen. Es

bestehen kleine Abweichungen, die nun erläutert werden sollen.

Organisatorische Abweichungen

Allgemein ist anzumerken, dass die monetären Anforderungen zum größten Teil in die

zuvor vorgestellte ROI-Hierarchie integriert wurden und somit im Fragebogen nicht

mehr aufgeführt werden. Eine vorherige Klassifizierung dieser Anforderungen ist

ohnehin nicht erforderlich, da dieser Anforderungstyp stets nur eine Möglichkeit, nie

aber ein absolutes Muss oder das genaue Gegenteil ausdrückt. Beispielsweise kann

die Forderung von geringen Kosten nur optimal, nicht aber absolut erfüllt werden.

Inhaltliche Abweichungen

Die räumlich-betriebliche Anforderung „Die logistische Anlage muss zwischen Stetig-

und Unstetigförderung variabel sein“ ist überflüssig.

Diese Forderung wird implizit ausgedrückt, wenn der Bewerter die beiden Kriterien

“Die logistische Anlage muss stetig fördern“ und „Die logistische Anlage muss

unstetig fördern“ als Muss-Anforderungen deklariert.

Die räumlich-betrieblichen Anforderungen „Die logistische Anlage soll in den

Abmessungen/beim Gewicht des Förderguts variabel sein“ wurde um eine weitere

übergeordnete Anforderung ergänzt. Nur dann, wenn eine Variation der physikalischen

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Eigenschaften des Förderguts erforderlich ist, bedarf es einer Bewertung der

Unterpunkte Abmessungen und Gewicht.

Die Informationsverarbeitungsanforderungen wurden um einen weiteren Aspekt

ergänzt. Nur dann, wenn die Anlage ein Datenverarbeitungssystem aufweisen muss

oder soll, müssen die spezifischen Eigenschaften des DVS näher betrachtet werden.

Diese wurden unter der Hauptanforderung „Das DVS muss/soll spezifische

Eigenschaften aufweisen“ zusammengefasst. Nach gleichem Prinzip wurden die

Anforderungen bezüglich eines Identifikationssystems gegliedert.

Die betriebswirtschaftliche Anforderung „Die Anlage soll sich innerhalb eines Jahres

amortisieren“ wurde weder in die ROI-Hierarchie noch in den Fragebogen integriert, da

diese von der Ausprägung mehrerer anderer Anforderungen abhängt. Ist

beispielsweise der ROI der logistischen Anlage hoch und die Anschaffungskosten

gering, so kann das definierte Ziel erreicht werden. Aufgrund mehrerer

Interdependenzen darf diese Anforderung nicht isoliert betrachtet und damit mittels

AHP bewertet werden.

Die personelle Anforderung „Eine gute Qualifikation der Mitarbeiter soll für den

Betrieb der Anlage erforderlich sein“ kann ebenfalls nicht in die Bewertung

aufgenommen werden, da eine weitere Anforderung eine genau gegenteilige Aussage

trifft. Hier wird ein möglichst niedriger Qualifikationsgrad gefordert.

Bewertung und Ergebnisverdichtung

Zunächst müssen die einzelnen Wertungsmöglichkeiten definiert werden. Es handelt

sich hierbei um eine dreielementige Ordinalskala, mit deren Hilfe die geforderten

Differenzierungen ausgedrückt werden können. Die einzelnen Skalenwerte sind der

nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.

Anforderungstyp Skalenwert w

absolut wichtig 1

vorteilhaft 0

absolut unwichtig

-1

Tabelle 17: Bewertungsskala zur Anforderungstypisierung

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- 107 - SFB 696

Da die Stakeholder unabhängig voneinander urteilen, kann es bei der Befragung zu

unterschiedlichen Antworten kommen, so dass für jede Anforderung das aus allen

Befragungen resultierende Gesamtergebnis ermittelt werden muss. Lediglich wenn

eine Anforderung von einem der Befragten nicht direkt klassifiziert werden kann, soll -

unabhängig von der Wertung der anderen - dieses Urteil ausschlaggebend sein. Das

Gesamtergebnis für alle übrigen Anforderungen wird wie folgt ermittelt:

Die einzelnen Gewichtungen werden anforderungs- und stakeholderbezogen erfasst.

Um das Gesamtergebnis je Anforderung zu ermitteln, wird das Anforderungsgewicht

mit dem jeweiligen Stakholderfaktor multipliziert und das Produkt je Stakeholder

aufsummiert. Die folgende Tabelle zeigt schematisch den beschriebenen

Auswertungsprozess.

Anforderung Stakeholder 1 Stakeholder 2 Stakholder n

Gesamt-ergebnis

wi.1 wi.2 wi.n

A1 w1.1

g1

w2.1

g2

wn.1

gn

G1

A2 w1.2 w2.2 wn.2 G2

... ... ... ... ...

Am w1.n w2.n wn.m Gm

wi.j: Stakeholderbezogene Gewichtung i: Anforderungsnummer, j: Stakeholdernummer; m: Anzahl der Anforderungen; gi: Stakeholdergewicht;

n: Stakeholderanzahl; Gi: Gesamtgewicht

Tabelle 18: Auswertungsschema der Anforderungsklassifizierung

Formal handelt es sich bei der Einzelergebnisergebnisverdichtung um die Berechnung

eines gewichteten, arithmetischen Mittelwertes. Anhand der Ergebnisberechnung für

die Anforderung A1 soll dies exemplarisch gezeigt werden:

G1 = w1.1 * g1 + w2.1 * g2 + ... + w3.1 * gn

Bei einer ganzzahligen Rundung der einzelnen Gesamtergebnisse kann je Anforderung

einer der drei Skalenelemente ermittelt und damit der Anforderungstyp zugeordnet

werden.

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- 108 - SFB 696

Aufstellen einer AHP-Hierarchie

Alle nach obigem Schema ausgewerteten Anforderungen, die „absolut wichtig“ (Muss-

Anforderungen) oder „absolut unwichtig“ sind, müssen nicht mittels AHP bewertet

werden. Im Sinne der Definition der Gliederungspunkte nach Sakowski stellen die

Muss-Anforderungen „räumlich-betriebliche“ Anforderungen dar.

Alle Anforderungen, deren Realisation vorteilhaft ist (Kann-Anforderungen) müssen

nun in eine Hierarchie integriert werden, um die relative Wichtigkeit durch die

Stakeholder bestimmen lassen zu können. In Anlehnung an das

Strukturierungsschema nach Sakowski werden hierfür folgende Kriterien definiert:

• Technik

• Subkriterien sind räumlich-betriebliche Anforderungen, die als „Kann-

Anforderungen“ deklariert wurden und nach der Definition von Sakowski auch

den technischen Anforderungen zuordbar sind, sowie alle technischen

Anforderungen, die als vorteilhaft deklariert wurden.

• Produktionstechnik

• Subkriterien sind alle übrigen räumlich-betrieblichen sowie produktions-

technischen Anforderungen (bis auf die Informationsverarbeitungs-

anforderungen), die als „Kann-Anforderungen“ deklariert wurden.

• Informationsverarbeitung

• Subkriterien sind alle Informationsverarbeitungsanforderungen, die als

„Kann-Anforderungen“ deklariert wurden.

Alle Anforderungen, die Handlungsalternativen darstellen und in einem ersten Schritt

nicht eindeutig klassifizierbar waren, müssen im Folgenden durch einzelne AHP-

Bewertungen ausgewählt werden. Als Kriterien können z. T. andere Anforderungen aus

dem Katalog von Sakowski dienen. Falls nicht, so müssen neue Kriterien durch den

Befragten definiert werden und die Alternativen im Hinblick auf diese bewertet

werden. Dies soll an einem kurzen Beispiel verdeutlicht werden.

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- 109 - SFB 696

Wird angenommen, dass eine Alternative zur „Installations- und Betriebsart“, die ein

„Muss-Kriterium“ darstellt, nicht unmittelbar ausgewählt werden kann, so könnte

nach folgendem Schema eine Hierarchie aufgestellt werden, auf deren Basis eine

Entscheidung mittels AHP getroffen werden kann.

Ziel:

• Auswahl einer optimalen Installations- und Betriebsart

• Kriterien (aus dem Anforderungskatalog nach Sakowski):

• Die Anlage soll in der Streckenführung variabel sein

• Die Anlage soll mit möglichst geringem Aufwand erweiterbar sein

• Die Anlage soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigen

• Die Anlage soll behindertengerecht sein

• ...

Alternativen:

• Die Anlage muss flurfrei installiert und betrieben werden

• Die Anlage muss aufgeständert installiert und betrieben werden

• Die Anlage muss flurfrei installiert und flurgebunden betrieben werden

• Die Anlage muss flurgebunden installiert und betrieben werden

• Die Anlage muss flurgebunden, aber schienenlos betrieben werden

Da alle aufgeführten betriebswirtschaftlichen Anforderungen Handlungsalternativen

von (nicht definierten) Muss-Kriterien darstellen, können diese nicht in die Haupt-

Hierarchie integriert, sondern nur in Teilprozessen nach obigem Schema bewertet

werden. Deshalb fällt dieser Gliederungspunkt vollständig heraus.

Verdichtung der Bewertungsergebnisse

Da die Bewertung der ROI-Hierarchie im konkreten Anwendungsfall nur durch einen

Stakeholder, den Experten, welcher eine betriebswirtschaftliche Ausbildung hat,

bewertet werden soll, müssen hier keine weiteren Prozessschritte folgen. An der

Bewertung der restlichen Kann-Kriterien nehmen jedoch mehrere Personen teil, so

dass die Einzelauswertungen hier zu einem Gesamtergebnis verdichtet werden

müssen. Die Berechnung ähnelt dem Auswertungsschema der

Anforderungsklassifizierung und kann der folgenden Tabelle entnommen werden.

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- 110 - SFB 696

Anforderung Stakeholder 1 Stakeholder 2 Stakeholder n

EVG EV EV EV

a1 w.a1.1

g1

w.a2.1

g2

w.an.1

gn

Ga1

a2 w.a1.2 w.a2.2 w.an.2 Ga2

... ... ... ... ...

am w.a1.m w.a2.m w.an.m Gan

b1 w.b1.1 w.b2.1 w.bn.1 Gb1

b2 w.b1.2 w.b2.2 w.bn.2 Gb2

... ... ... ... ...

b3 w.b1.m w.b2.m w.bn.m Gbn

wi.j: Stakeholderbezogene Gewichtung i: Anforderungsnummer, j: Stakeholdernummer; EV: Eigenvektor (Einzelprioritäten); m: Anzahl der

Anforderungen je Bewertungseinheit (entspricht der Elementanzahl der EV); gi: Stakeholdergewicht; n: Stakeholderanzahl;

EVG: Eigenvektor (Gesamtprioritäten); Gi: Gesamtgewichte

Tabelle 19: Verdichtung der Einzelbewertungsergebnisse

Im Unterschied zur Anforderungsklassifizierung liegen die Ergebnisse hier in Form von

Verhältniszahlen vor. Somit muss je Eigenvektor eine getrennte Verdichtung der

Gewichtungen vorgenommen werden. Desweiteren soll an dieser Stelle nicht das

gewichtete arithmetische, sondern das geometrische Mittel zur Zusammenfassung

der Einzeldaten herangezogen werden. Damit entspricht die Ergebnisauswertung den

in Kapitel 2.3.1.3 definierten Richtlinien zur Auswertung von Gruppenentscheidungen

mittels AHP. Dabei wurde die Variante der Eigenvektoraggregation gewählt, da diese

Berechnung einfach durchzuführen und bei einer hohen Anzahl von Anforderungen

generell zu bevorzugen ist.

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- 111 - SFB 696

3.2 Auswirkungen der Nutzung relativer Gewichtungen in einer QFD

Wird der AHP bei der Anforderungspriorisierung eingesetzt, so sind dort als Ergebnis

relative Gewichtungen zu verzeichnen. Bislang wird jedoch im Quality Function

Deployment nur mit absoluten Gewichtungen gearbeitet. In diesem Kapitel sollen nun

die Auswirkungen auf eine QFD diskutiert werden, die auftreten, wenn relative

Gewichtungen als Eingangsgrößen genutzt werden.

3.2.1 Höhe des Datenniveaus bei den Gewichtungen

Die Höhe des Datenniveaus ist ein sehr wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Form

der Gewichtungen innerhalb einer QFD, da sie festlegt, welche Rechenoperationen und

statistischen Berechnungen mit den ermittelten Urteilswerten zulässig sind.

Sind die ermittelten Daten z.B. nur auf Ordinalniveau, so sind weder Addition,

Subtraktion, Multiplikation, Division noch die Bildung des arithmetischen Mittelwertes

erlaubt. Die Berechnung des Medians hingegen wäre erlaubt. [Böhler '77, Bortz '06,

Karmasin '77]. Da innerhalb des House of Quality Berechnungen und statistische

Auswertungen vorgenommen werden, ist demnach ein ausreichendes Niveau der

durch das Beurteilungsverfahren ermittelten Daten sicherzustellen.

Es wird nun zunächst überprüft, welche Berechnungen mit den Gewichtungen

durchgeführt werden sollen, um anschließend das minimal erforderliche Datenniveau

als Entscheidungskriterium festlegen zu können.

Die Gewichtungen der Kundenanforderungen im House of Quality werden mit den

Werten der Beziehungsmatrix multipliziert. Hierbei handelt es sich nur um eine lineare

Transformation und nicht um eine Datenmultiplikation. Anschließend werden die

Ergebnisse dieser linearen Transformation spaltenweise addiert. Da es sich bei den

Werten innerhalb einer Spalte jeweils um linear transformierte Daten handelt, muss

hierzu die Datenaddition zulässig sein.

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- 112 - SFB 696

Es ist festzuhalten, dass für die Berechnungen innerhalb des House of Quality die

folgenden mathematischen Operationen durchgeführt werden müssen:

• Lineare Transformation

• (Daten-)Addition

Die Eingangsdaten für eine QFD müssen also auf einem Niveau vorliegen, bei dem

diese Operationen zulässig sind.

Die Operationen lineare Transformation und Addition von Daten sind erst mit

mindestens intervallskalierten Daten möglich. Mit Daten eines niedrigeren Niveaus,

z.B. Ordinalniveau dürften diese Operationen nicht durchgeführt werden [Konerding

'89]

Abbildung 31: Liste der Messniveaus [Konerding '89]

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- 113 - SFB 696

3.2.2 Auswirkungen einer Integration relativer Gewichte

Betrachtet man das House of Quality, so sind von den offensichtlichen Änderungen bei

dem Einsatz von relativen Gewichtungen vor allem drei zu nennen:

• Die Höhe der Zahlenwerte der Gewichtungen ist von der Anzahl der eingehenden Kundenanforderungen abhängig

• Es gibt in der Regel Zahlen mit Kommastellen

• Die Höhe der Werte der absoluten Zwischen- und Endergebnisse ändert sich

Diese drei Veränderungen werden im Folgenden näher betrachtet. Desweiteren soll

festgestellt werden, inwieweit diese Veränderungen zu Problemen für eine Einbindung

in die QFD führen.

Die Höhe der Zahlenwerte der Gewichtungen

In einer QFD, wie sie heute üblicherweise durchgeführt wird, ist die Höhe des

Zahlenwertes einer einzelnen Kundengewichtung von der verwendeten Skala und von

der Beurteilung der Personen, die die QFD durchführen, abhängig. Bei der

verwendeten Skala gibt es meist nur wenige Unterschiede. Vorwiegend werden Skalen

von 1 bis 9 verwendet. In anderen Fällen werden auch Skalen von 1 bis 5 oder 10

verwendet.

Werden relative Gewichtungen von Kundenanforderungen verwendet, so ist die Höhe

der Zahlenwerte auch weiterhin maßgeblich von der Beurteilung der durchführenden

Personen abhängig. Anders verhält es sich mit der zweiten Einflussgröße. Eine

Bewertungsskala ist bei relativen Gewichtungen nicht mehr existent, aber eine neue

Einflussgröße tritt auf. Mit einer steigenden Anzahl an Anforderungen werden die

einzelnen Zahlenwerte der Gewichtungen tendenziell immer kleiner. Der Grund dafür

ist, dass bei einer relativen Gewichtung immer genau 100% auf alle

Kundenanforderungen verteilt werden. Von diesen 100% entfällt natürlich mehr auf

eine einzelne Anforderung, wenn z.B. insgesamt nur acht Anforderungen vorhanden

sind, als wenn es 30 oder mehr sind.

Deutlich wird die Abhängigkeit der Höhe der einzelnen Zahlen von der Anzahl der

Kundenanforderungen bei relativen Werten auch bei der theoretischen Betrachtung,

dass alle Anforderungen gleichwertig sind. Bei absoluter Bewertung in diesem Fall

kann z.B. jede Anforderung den Höchstwert von 10 bekommen, aber genauso gut einen

tieferen Wert von vielleicht 6. Bei der Verwendung von relativen Werten ist die Höhe

des Wertes, den alle Anforderungen für den Fall erhalten, das sie alle gleich bewertet

werden, durch die Anzahl der verschiedenen Anforderungen exakt auf 100%/Anzahl

aller Kundenanforderungen festgelegt. Das bedeutet, wenn es zehn

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- 114 - SFB 696

Kundenanforderungen gibt, erhalten alle genau 10%, wenn es elf Anforderungen gibt,

verringert sich der Wert auf gerundete 9,09%.

Zu einem Problem für eine Verwendung von relativen Eingangsgrößen führt diese

Abhängigkeit nicht, da sie sich nicht auf die relativen Zwischen- und Endergebnisse

auswirkt. So wirkt sich auch die beschriebene Veränderung des Wertes aller

Gewichtungen von 10 nach 6 lediglich auf die absoluten Ergebniswerte in einem HoQ

aus. Der Rang der Gesamtbewertung, der als letztes ermittelt wird, erfährt dadurch

keine Veränderung.

Das Vorhandensein von Zahlen mit Kommastellen

Bei relativ gewichteten Kundenanforderungen ergeben sich Zahlen mit Nachkomma-

stellen. Da es sich bei den Gewichtungen der Kundenwünsche um die ablauftechnisch

erste numerische Eingangsgröße handelt, zieht sich das Vorhandensein von Zahlen

mit Nachkommastellen von der technischen Bedeutung bis zur absoluten

Gesamtbewertung.

Diese Ergebnisse sind jedoch in einer konventionellen QFD nach ASI immer ganzzahlig,

da sie sich lediglich aus den beiden Rechenoperationen der Addition und der

Multiplikation ergeben. Da weiterhin alle Eingangsgrößen in der konventionellen QFD

ganzzahlig sind, kann es mathematisch auch nur Ergebnisse geben, die keinerlei

Nachkommastellen aufweisen.

Fast immer, wenn mit Zahlen gearbeitet wird die mehrere Nachkommastellen

aufweisen, stellt sich die Frage, ab wann gerundet wird. Diese Frage sollte auch für die

Durchführung einer QFD beantwortet werden. Zu beachten ist dabei, ob die

Eingangswerte in einer Prozentschreibweise z.B. 10%, oder um den Faktor 100 kleiner

als Zahlen ohne Einheit z.B. 0,1 eingehen. Auch ist es wichtig, dass kein Wert auf null

abgerundet wird. Dies würde z.B. bei einem Runden auf zwei Nachkommerstellen mit

dem Wert der Gewichtung von 0,004 geschehen. Die Folge wäre, dass die betreffende

Kundenanforderung an dieser Stelle nicht in die weitere Betrachtung eingeht. Auf der

anderen Seite scheint auch eine Betrachtung von vielen Nachkommastellen als nicht

sinnvoll. Insbesondere wenn durch die Rechenoperationen die einzelnen Werte der

Ergebnisse relativ hoch sind, ist es meistens nicht zweckmäßig, fünf oder mehr

Nachkommastellen zu betrachten.

Bei der Wahl der Anzahl von Nachkommastellen sollte also ein Mittelweg gefunden

werden, der beide Aspekte berücksichtigt. Diese Entscheidung kann auch vor

Durchführung der eigentlichen QFD getroffen werden. So kann beim Betrachten der

Zahlenwerte der relativen Gewichte entschieden werden, wie viele Nachkommastellen

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- 115 - SFB 696

wirklich nötig und auch sinnvoll sind. Bei der anschließenden Durchführung der QFD

kann diese Zahl dann beibehalten werden. Zu beachten ist auch, dass es aus

mathematischer Sicht unsinnig ist, ein Ergebnis mit mehr Nachkommastellen zu

betrachten, wenn vorher Werte eingegangen sind, die auf wenige Nachkommastellen

gerundet worden sind.

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Verwendung von Kommazahlen

kein Unterscheidungskriterium für eine QFD mit absoluten oder relativen

Gewichtungen ist. Auch eine konventionelle QFD könnte trotz absoluter

Eingangsgrößen mit Kommazahlen durchgeführt werden. Der Grund, warum dies nicht

geschieht, liegt in der Verwendung der konventionellen Skalen. Theoretisch wären

aber auch Skalen von 1 bis 9, in Schritten von je 0,5 denkbar. Auch noch detailliertere

Skalen wären möglich. Sie finden allerdings keine Anwendung, da eine so genaue

Zuordnung ohne Hilfsmittel wie z.B. den Paarweisen Vergleich kaum möglich ist.

Das Auftreten von Kommazahlen ist also nicht ausschließlich beim Verrechnen von

relativen Eingangsgrößen möglich, jedoch bei diesem meist unumgänglich.

Schwierigkeiten, die eine Verrechung von Kommazahlen in einer QFD nicht möglich

machen, treten dabei nicht auf. Auch sei an dieser Stelle bereits erwähnt, dass im

QFD-Ansatz von Akao durchaus absolute Zahlenwerte mit Nachkommastellen

auftreten.

Die Höhe der Werte der absoluten Zwischen- und Endergebnisse

In einem direkten Vergleich einer QFD mit absolut und einer mit relativ gewichteten

Kundenanforderungen, werden die Werte der absoluten Zwischen- und Endergebnisse

z.B. der Gesamtbedeutung, bei der absoluten Variante in der Regel größer sein. Die

Gründe hierfür sind zum einen, dass die Höhe der Werte der Eingangsgrößen mit

zunehmender Anzahl der Anforderungen abnimmt. Zum anderen liegt es auch an der

Fragestellung, ob die relativen Werte Prozentzahlen oder Zahlen ohne Einheit und

damit immer kleiner als 1 sind.

Nur in einem Fall, in dem die Eingangsgrößen als Prozentzahlen eingehen und es

verhältnismäßig wenige Kundenanforderungen gibt, können die Werte auch höher

liegen als in einer konventionellen QFD.

Auch dieser Effekt bereitet, wie schon die beiden vorher beschriebenen Änderungen,

wenige Probleme bei der Nutzung relativer Gewichte in einer QFD. Dies liegt darin

begründet, dass die Höhe der Eingangswerte zwar die absolut betrachteten Höhen der

Ergebnisse, also der Gesamtbewertung, beeinflusst, nicht aber die relative

Verhältnismäßigkeit der einzelnen Werte der Gesamtbewertung. Mit anderen Worten:

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- 116 - SFB 696

Bei einer Normierung der Ergebnisse einer QFD ergeben sich die gleichen Werte und

somit kann sich auch die Rangfolge der Gesamtbewertung nicht ändern. Diese

Tatsachen werden in einem Beispiel im folgenden Abschnitt anschaulich dargelegt.

Beispiel

Die zuvor beschriebenen Veränderungen bei dem Einsatz von relativen Gewichten als

Eingangsgrößen einer QFD stellen bei Durchführung einer QFD keine größeren

Schwierigkeiten da. Um das zu veranschaulichen, soll in diesem Kapitel ein etwas

umfangreicheres Beispiel durchgeführt werden. Die Abbildung 32, Abbildung 33 und

Abbildung 34 zeigen jeweils den Teil einer QFD, mit dem die Gesamtbewertung

berechnet wird. Auf die Teile einer QFD, die nicht zur Berechnung beitragen, wie die

Wettbewerbsvergleiche und die Korrelationen der Produktmerkmale im „Dach“, wird

der Übersichtlichkeit halber verzichtet. Das Beispiel verliert dadurch allerdings nicht

an Aussagekraft, da diese Teile einer QFD von der Umstellung auf relative Gewichte

nicht betroffen sind. Abbildung 32 zeigt eine Berechnung mit relativen

Kundengewichtungen als Prozentzahlen, Abbildung 33 eine Berechnung mit relativen

Kundengewichtungen mit einheitslosen Zahlen und Abbildung 34 zeigt abschließend

eine Berechnung mit absoluten Kundengewichtungen, die zuvor durch eine Tabelle

umgewandelt werden. Dabei werden jeweils die zehn Kundenanforderungen A bis J

und die zehn Produktmerkmale k bis t betrachtet.

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- 117 - SFB 696

Abbildung 32: QFD mit Prozentzahlen als relative Gewichte

910

23

18

74

56

Ran

g

2,68

680,

5891

18,4

182

13,7

322

20,6

339

3,70

655,

7792

13,5

149

11,0

957

9,84

34R

elat

iv

848,

6418

6,08

5817

,42

4337

,34

6517

,26

1170

,72

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,36

4268

,735

04,6

3109

,05

Abs

olut

Ges

amtb

ewer

tung

310

26

48

95

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Ran

g

12,5

227

2,74

5814

,307

29,

1433

10,6

856

4,31

893,

3669

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983

25,8

573

6,55

40R

elat

ivG

esam

tbew

ertu

ng

848,

6418

6,08

969,

5761

9,62

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1429

2,68

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1,45

1752

,344

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988

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14,1

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Rel

ativ

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1714

2,29

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714

8,05

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91

1,19

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93

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39

21,3

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hkei

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Kundenanforderungen

Page 118: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 118 - SFB 696

Abbildung 33: QFD mit Zahlen ohne Einheit als relative Gewichte

910

23

18

74

56

Ran

g

2,68

680,

5891

18,4

182

13,7

322

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339

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7792

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957

9,84

34R

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8,48

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58,1

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536

42,6

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4805

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23

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36A

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Kundenanforderungen

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- 119 - SFB 696

Damit in diesem Beispiel den beiden zuvor gezeigten Berechnungen (absolute Werte),

eine vergleichbare mit absoluten Werten gegenüber stehen kann, müssen die relativen

Werte der letzten Tabelle zuvor durch eine Tabelle in absolute Werte überführt

werden. Auf die verschiedenen Möglichkeiten der Umrechnung wird noch detailliert

eingegangen. An dieser Stelle ist lediglich zu beachten, dass die Tabelle 20 auf ihrer

linken Seite denjenigen absoluten Wert angibt, der möglichst identisch mit den

relativen Werten ist, die in das Intervall auf der rechten Seite der Tabelle fallen. Ein

Genauigkeitsverlust ist bei solch einer Umrechnung unumgänglich, doch weisen die

absoluten Werte eine, für dieses Beispiel ausreichende, Präzision auf, so dass ein

Vergleich der Berechnung in Abbildung 34 mit den beiden relativen Werten möglich ist.

Tabelle 20: Umrechnungstabelle für relative in absolute Werte

Bei Anwendung der Tabelle 20 ergeben sich für die zehn Kundenanforderungen, die in

Tabelle 21 gezeigten absoluten Gewichte.

0,00-2,371

2,37-4,752

4,75-7,123

7,12-9,494

9,49-11,875

11,87-14,246

14,24-16,617

16,61-18,998

18,99-21,369

0,00-2,371

2,37-4,752

4,75-7,123

7,12-9,494

9,49-11,875

11,87-14,246

14,24-16,617

16,61-18,998

18,99-21,369

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- 120 - SFB 696

Tabelle 21: Absolute und relative Werte für die Anforderungen

Mit den in Tabelle 21 gezeigten absoluten Gewichten kann jetzt eine Berechnung der

Gesamtbewertung erfolgen, die mit der Berechnung mit relativen Gewichtungen

vergleichbar ist. Abbildung 34 zeigt diese Berechnung auf.

11,19J

23,19I

23,21H

35,85G

48,28F

510,67E

613,05D

715,39C

817,81B

921,36A

Absolute Werte

Relative Werte

Kundenanfor-derungen

11,19J

23,19I

23,21H

35,85G

48,28F

510,67E

613,05D

715,39C

817,81B

921,36A

Absolute Werte

Relative Werte

Kundenanfor-derungen

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- 121 - SFB 696

Abbildung 34: QFD mit absoluten Gewichten

910

23

18

74

56

Ran

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20,8

777

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301

10,9

883

9,82

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33R

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646

11,3

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Kundenanforderungen

Lösu

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Page 122: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 122 - SFB 696

Bei Betrachtung dieses Zahlenbeispiels ist folgendes feststellbar: Die Abbildung 32

und die Abbildung 33 zeigen, dass es kein Problem darstellt, eine QFD mit

Kommazahlen zu berechnen. Werden diese beiden Grafiken miteinander verglichen, so

ist leicht ersichtlich, dass sie zu einem exakt gleichen Ergebnis führen, was wiederum

bedeutet, dass der Rang und die relative Gesamtbewertung identisch sind. Damit wird

auch gezeigt, dass durch das Vorhandensein sehr kleiner Zahlenwerte, wie in

Abbildung 33, keine Schwierigkeiten auftreten. Es ändern sich lediglich die absoluten

Ergebnisse, die relativen bleiben jedoch von der Größendimension der Eingangsgröße

unberührt.

Unter Einbeziehung der Abbildung 34 im Rahmen dieses Beispiels ist feststellbar,

dass der Rang der Gesamtbewertung mit dem der relativen Berechnungen identisch

ist. Auch die relativen Werte der Gesamtbewertung sind bei absoluten und relativen

Eingangsgrößen in diesem Beispiel sehr ähnlich. Die größte Abweichung ist bei

Produktmerkmal r zu verzeichnen, dort beträgt sie lediglich:

18,4182% - 17,9475% = 0,4707%

Aus den sehr ähnlichen Ergebnissen kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass

es grundsätzlich möglich ist, eine QFD mit relativen Größen zu berechnen. Allerdings

stellt sich beim Vergleich der Abbildung 32 und der Abbildung 34 heraus, dass es z.B.

beim Rang der kaufmännischen Gesamtbewertung zu Unterschieden bei den beiden

Berechnungen gekommen ist. Diese Unterschiede werden im Folgenden noch erläutert

und genauer analysiert.

3.2.3 Schwierigkeiten innerhalb der QFD bei der Umstellung auf relative Werte

In Kapitel 3.2.2 sind die auffälligen Änderungen bei der Umstellung von absolute auf

relative Gewichtungen der Kundenanforderungen aufgezeigt worden. Die Gesamtheit

dieser Veränderungen führte allerdings zu keinen umfangreicheren Schwierigkeiten.

Die Beschreibung der auftretenden Probleme ist Gegenstand des Kapitels 3.2.3.

Page 123: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 123 - SFB 696

3.2.3.1 Problematik bei relativ gewichteten Kundenanforderungen

Die Problematik bei der Integration relativ gewichteter Kundenanforderungen in einer

QFD ist sehr weit reichend. Wie in Kapitel 2.1 beschrieben, berechnet sich die

allgemeine Gesamtbewertung für die Produktmerkmale in einem House of Quality aus

insgesamt vier Eingangsgrößen, wobei die vierte nicht immer betrachtet wird:

• Gewichtung der Kundenanforderungen

• Korrelation der Anforderungen mit den Produktmerkmalen

• Technische Schwierigkeit

• Kaufmännische Bedeutung

Die drei Punkte Gewichtung der Kundenanforderungen, technische Schwierigkeit und

kaufmännische Bedeutung werden konventionell auf einer starren Skala, meist von 1

bis 5, 9 oder 10 bewertet. Die Korrelation der Anforderungen mit den

Produktmerkmalen erfolgt meist über das Eintragen eines der drei Symbole:

• nichts 0

• Δ 1

• 3

• 9

Im Gegensatz zu den anderen drei Bewertungen kann bei Korrelation der Wert null

vorkommen, der höchstmögliche Wert ist aber meist die 9. Die Gesamtbewertung

errechnet sich nun durch Multiplikation und Addition dieser vier Werte.

Werden nur die drei Eingangsgrößen ohne Berücksichtigung der Werte der Korrelation

betrachtet, so ist feststellbar, dass in verschiedenen Anwendungen zwar

unterschiedliche Skalen verwendet werden, aber innerhalb einer Anwendung in der

Regel eine identische Skala benutzt wird. Hierfür gibt es zahlreiche Beispiele, wobei

folgende Abbildung 35 exemplarisch ein Beispiel aufzeigt:

Page 124: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 124 - SFB 696

Abbildung 35: Beispiel eines House of Quality [Pfeifer '01]

Wie in diesem Beispiel zu sehen ist, werden sowohl die Customer Needs, also die

Kundenanforderungen, als auch die Größe der Technical difficulty in einer Skala von 1

bis 5 bewertet. Der gleiche Zusammenhang findet sich auch in einer Arbeit von

Herzwurm wieder, in der ebenfalls alle verwendeten Skalen von 1 bis 5 als ausreichend

betrachtet werden [Herzwurm '00].

Bei einem Beispiel, bei dem die Kundenanforderungen von 1 bis 10 gewichtet sind,

werden auch die anderen Skalen von 1 bis 10 verlaufen.

Es ist somit von einer Art „Gleichberechtigung“ dieser Eingangsgrößen auszugehen. In

den Fällen, in denen die Skalen von 1 bis 9 verlaufen, gilt dieses Gleichgewicht sogar

für alle Eingangsgrößen einschließlich der Korrelation. Sieht man von einer möglichen

null bei der Korrelation ab, so können alle vier Eingangsgrößen einen Faktor höchstens

„neun mal so hoch“ wie einen anderen Faktor bewerten, da der minimale Wert 1 und

der Höchstwert 9 ist. Verlaufen die Skalen von 1 bis 10, gilt das gerade beschriebene in

ähnlicher Form, da der Unterschied der Maximalwerte von 9 zu 10 bei der späteren

Berechnung der Gesamtbewertung nicht erheblich ist. Wird eine Skala von 1 bis 5

Page 125: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 125 - SFB 696

verwendet, besteht dieses Gleichgewicht zwar nicht zwischen allen Eingangsgrößen,

dennoch stehen die Skalen in einem genau definierten und konstanten Verhältnis

zueinander.

Beim Einsatz einer relativen Gewichtung kann sich diese Tatsache jedoch anders

verhalten. Das im vorigen Absatz beschriebene fest definierte Verhältnis oder das

Gleichgewicht der Eingangsgrößen gilt hier meist nicht. So sind in diesem Fall

Bewertungen möglich, die nicht nur ein „neun oder zehn mal so hoch“ zulassen,

sondern einen Faktor auch z.B. 40-mal höher einstufen können als einen anderen.

Dabei gibt es drei mögliche Ursachen, die bewirken, dass diese extremeren

Eingangsgrößen auftreten können. Diese sind jeweils verbunden mit folgenden Fragen:

• Welches Verfahren wird zur Ermittlung der relativen Größen verwendet?

• Welche Hierarchie wird beim AHP verwendet?

• Treten beim AHP Inkonsistenzen auf?

Allen drei gemeinsam ist, dass sie theoretisch dazu führen können, dass z.B. eine

Kundenanforderung 40-mal höher bewertet wird als eine andere Kundenanforderung.

Die zuvor beschriebene Begrenzung auf das neunfache ist hier also aufgehoben. Die

Konsequenzen daraus sind gravierend, wie das folgende Beispiel zeigt.

Dieses Beispiel geht von der vereinfachenden Annahme aus, dass es jeweils nur eine

Korrelation gibt. Unter dieser Voraussetzung setzt sich der Wert der Gesamtbewertung

aus der einfachen Multiplikation aller vier Eingangsgrößen zusammen. Betrachtet wird

zuerst ein Fall A mit einer sehr wichtigen Kundenanforderung und anschließend ein

Fall B mit einer eher untergeordneten und unbedeutenden Anforderung. Dabei sind die

anderen Eingangsgrößen für den Fall A unterer Durchschnitt, aber die Eingangsgrößen

für den Fall B sehr gut. Bei der absoluten Gewichtung mit einer Skala von 1 bis 9 erhält

logischerweise die sehr wichtige Anforderung den Höchstwert 9 und die unbedeutende

den Mindestwert von 1. Bei einer relativen Gewichtung sind bei den gleichen

Anforderungen auch die zuvor beschriebenen Prozentzahlen 40 bis 1 möglich.

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- 126 - SFB 696

So können sich die Gesamtgewichtungen wie folgt berechen:

Absolut Relativ

A: 9 3 3 3 = 243 0,4 3 3 3 = 10,8

B: 1 9 9 9 = 729 0,01 9 9 9 = 7,29

Erkennbar ist, dass sich in diesem Beispiel die Reihenfolge der Werte für die

Gesamtbewertung bei absoluten und relativen Eingangsgrößen der

Kundenanforderungen vertauscht hat. Bei reinen absoluten Werten erhält Fall B eine

fast dreimal höhere Zahl als Gesamtbewertung wie im Fall A. Im Beispiel mit relativen

Gewichtungen liegt der Wert der Gesamtbewertung bei Fall A über dem von Fall B.

Diese sehr gravierenden Auswirkungen auf die Ergebnisse einer QFD haben ihre

Ursache in der extremeren Bewertungsmöglichkeit bei relativen Gewichtungen. Die

Folge ist, dass das zuvor beschriebene Gleichgewicht der vier Eingangsgrößen nicht

mehr vorhanden ist. Stattdessen dominiert jetzt die Eingangsgröße der Gewichtung

der Kundenanforderungen über das Ergebnis der Gesamtbewertung. In diesem

Beispiel ist der Wert der relativen Gewichtung der Kundenanforderungen so niedrig,

dass dies auch die höchsten Werte der anderen drei Eingangsgrößen nicht

kompensieren können und so der Fall B den niedrigeren Endwert erhält.

Die Problematik ist aber noch weit reichender. Bei der Ermittlung der relativen

Kundenanforderungen können, wie gerade beschrieben, auch sehr extreme

Bewertungen auftreten, sie müssen es aber nicht. So ist es durchaus denkbar, dass in

drei verschiedenen Fällen mit relativen Kundenwünschen folgende Maximal- und

Minimalwerte auftreten:

Maximalwert Minimalwert

Fall 1: 40% 1%

Fall 2: 20% 1%

Fall 3: 10% 1%

Wie zuvor beschrieben, würde im ersten Fall die Eingangsgröße der gewichteten

Kundenanforderungen über die Berechnung der Gesamtbewertung dominieren. Bei

dem dritten Fall sieht das allerdings ganz anders aus, denn hier ist die Bedeutung der

gewichteten Kundenanforderung lediglich so hoch, wie es bei einer konventionellen

Skalabewertung der Fall ist. Der zweite Fall liegt genau in der Mitte von Fall 1 und 3.

Die Konsequenz ist, dass in jeder QFD, in die diese Werte eingehen würden, die

Eingangsgröße der Gewichtung der Kundenanforderungen die Berechnungen und das

Page 127: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 127 - SFB 696

Ergebnis immer unterschiedlich stark beeinflusst. Demzufolge entsteht eine

Unausgeglichenheit innerhalb der QFD bzw. eine Abweichung der Ergebnisse.

Die beschriebene Problematik wurde bis jetzt an einem Beispiel gezeigt, das von der

sehr vereinfachenden Annahme ausging, dass die Kundenanforderungen und die

Produktmerkmale jeweils genau eine Korrelation aufweisen. Diese Vereinfachung

wurde allerdings nur vorgenommen, um die Anschaulichkeit der Problematik zu

steigern. An dieser Stelle soll aber zusätzlich gezeigt werden, dass die Problematik

auch in dem komplexeren Umfeld einer vollständigen Berechnung einer QFD auftritt.

Zu diesem Zweck wird im nächsten Abschnitt ein weiteres Beispiel mit der

Berechnung einer Gesamtbewertung gezeigt.

3.2.3.2 Beispiel

Das jetzt folgende Beispiel ist dem aus Kapitel 3.2.2 nachempfunden. Auch hier

werden die zehn Kundenanforderungen A bis J den Produktmerkmalen k bis t

gegenübergestellt. Allerdings gehen in diesem Fall andere relative Werte in das

Beispiel ein, auch ist es an anderen Stellen leicht modifiziert, um den Effekt deutlicher

zu zeigen. Abbildung 36 zeigt die Berechnung einer QFD mit relativ gewichteten

Kundenanforderungen, die sehr hohe Größenunterschiede aufweisen. Dabei ist der

Größenunterschied des höchsten und des niedrigsten Wertes der

Kundenanforderungen so gewählt, dass er in etwa dem im vorherigen Abschnitt

entspricht.

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- 128 - SFB 696

Abbildung 36: QFD mit sehr unterschiedlichen relativen Gewichten

910

28

37

16

54

Ran

g

2,19

810,

4744

24,4

792

4,51

4317

,595

24,

7037

25,0

558

6,26

127,

1978

7,52

02R

elat

iv

612,

7213

2,24

6823

,44

1258

,32

4904

,55

1311

,12

6984

,16

1745

,28

2006

,34

2096

,22

Abs

olut

Ges

amtb

ewer

tung

210

39

58

64

17

Ran

g

12,2

004

2,63

3115

,096

43,

5794

10,8

510

6,52

6717

,383

45,

7920

19,9

750

5,96

28R

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ng

612,

7213

2,24

758,

1617

9,76

544,

9532

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873,

0229

0,88

1003

,17

299,

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23

73

Bed

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aufm

änni

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910

58

26

14

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Ran

g

1,05

290,

4545

10,4

223

2,88

309,

6317

6,00

7948

,004

97,

9973

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019,

6054

Rel

ativ

Ges

amtb

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76,5

933

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758,

1620

9,72

700,

6543

7,04

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6,62

698,

74A

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11

97

94

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27

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sche

89

610

73

15

24

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g

6,44

942,

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352,

5228

6,55

559,

2004

36,7

569

8,16

4612

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68,

4055

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933

,06

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429

,96

77,8

510

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436,

5196

,96

143,

3199

,82

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93

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99

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91

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,84

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910

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1311

,12

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,16

1745

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2006

,34

2096

,22

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39

58

64

17

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,096

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5794

10,8

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45,

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ng

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7213

2,24

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9,76

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46A

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84

96

73

23

73

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910

58

26

14

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6317

6,00

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9973

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933

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6,62

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97

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610

73

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Ran

g

6,44

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559,

2004

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4612

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ativ

Bed

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ng

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,96

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3199

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01J

93

2,19

I

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06G

93

35,

53F

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5B

944

,84

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Kundenanforderungen

Lösu

ngsm

öglic

hkei

ten

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- 129 - SFB 696

Wie schon zuvor werden die relativen Werte mit Hilfe der Tabelle 22 umgerechnet.

Tabelle 22: Umrechnungstabelle für absolut und relativ Werte

Mit dieser Tabelle lassen sich die relativen Werte in absolute überführen. Somit

ergeben sich für die zehn Kundenanforderungen A bis J die in Tabelle 23 gezeigten

Werte.

Tabelle 23: Absolute und relative Werte für die Anforderungen

0,00-4,981

4,98-9,962

9,96-14,953

14,95-19,934

19,93-24,915

24,91-29,896

29,89-34,887

34,88-39,868

39,86-44,849

0,00-4,981

4,98-9,962

9,96-14,953

14,95-19,934

19,93-24,915

24,91-29,896

29,89-34,887

34,88-39,868

39,86-44,849

11,01J

12,19I

13,21H

14,06G

25,53F

27,52E

28,93D

29,36C

313,35B

944,84A

Absolute Werte

Relative Werte

Kundenanfor-derungen

11,01J

12,19I

13,21H

14,06G

25,53F

27,52E

28,93D

29,36C

313,35B

944,84A

Absolute Werte

Relative Werte

Kundenanfor-derungen

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- 130 - SFB 696

Mit diesen Werten kann wiederum die gleiche Berechnung mit absoluten Gewichten

durchgeführt werden. Diese Berechnung wird in Abbildung 37 gezeigt.

Abbildung 37: QFD mit absoluten Gewichten

910

24

18

37

65

Ran

g

2,05

980,

6866

20,8

554

8,41

0821

,627

84,

6345

20,8

268

6,17

947,

2093

7,50

97R

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iv

144

4814

5858

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tbew

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272

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57

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6924

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tbew

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ng

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162

9821

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97

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Ran

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6,22

844,

1522

6,22

844,

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31,4

879

8,30

4512

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Abs

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91

J

93

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91

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G

93

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19

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Kundenanforderungen

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öglic

hkei

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Page 131: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 131 - SFB 696

In diesem Beispiel ist es aufgrund der vielen verschiedenen Korrelationen nicht

möglich, eine veränderte Gewichtung genau einem Produktmerkmal zuzuordnen.

Dadurch ist es hier auch etwas schwieriger, den zuvor beschriebenen Effekt zu

erkennen.

Betrachtet man nun die beiden Produktmerkmale, die jeweils die stärksten

Korrelationen zu den höchsten und zu den niedrigsten Werten der

Kundenanforderungen aufweisen, so wird ersichtlich, dass der Effekt auch in dieser

vollständigen Berechnung auftritt. In Abbildung 36 erhält das Produktmerkmal n, das

die stärkste Korrelation mit dem höchsten Wert der Kundenanforderungen aufweist,

mit 25% den ersten Rang. Hingegen kommt das Produktmerkmal, das die höchste

Korrelation mit dem niedrigsten Wert der Kundengewichtung aufweist, mit 4,5% nur

auf den achten Rang. Setzt man die beiden Zahlen der relativen Gesamtbewertung ins

Verhältnis zueinander, so stellt man fest:

25 / 4,5 = 5,6

Das bedeutet, dass das Produktmerkmal n bei der Gesamtbewertung knapp sechsmal

höher bewertet wird als das Produktmerkmal q. Dieser Zusammenhang verhält sich in

der Berechnung von Abbildung 37 anders. Der Rang der Produktmerkmale n und q

beträgt hier 3 und 4. Liegen die Werte für den Rang bei der Berechnung mit absoluten

Werten noch um sieben Plätze auseinander, so sind sie hier eng beieinander. Die

Zahlenwerte für die relative Gesamtbewertung beträgt bei dieser Berechung 20,8%

und 8,4%, dadurch ist das Verhältnis der beiden Werte zueinander:

20,8 / 8,4 = 2,5

Damit liegen beide Werte immer noch deutlich auseinander, der Abstand hat sich

jedoch durch die Verwendung anderer Werte halbiert. Es sei an dieser Stelle noch

einmal daran erinnert, dass im ähnlichen Beispiel, in dem nur mäßige

Größenunterschiede zwischen den relativen Werten der Kundenanforderungen

vorhanden sind, überhaupt keine Veränderungen an der Rangfolge der

Gesamtbewertungen auftreten. In den folgenden Abschnitten wird erläutert, wann es

zu solchen extremen Werten für die Gewichte der Kundenanforderungen kommen

kann.

Page 132: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 132 - SFB 696

3.2.3.3 Der Einfluss des verwendeten Verfahrens

Zur Ermittlung der relativen Gewichte der Kundenanforderungen können verschiedene

Verfahren herangezogen werden, diese sind z.B. der AHP, der 100$-Test oder die 1-2-3

Prioritization Method. Abhängig von der gewählten Methode zur Ermittlung der

relativen Gewichtungen können auch extreme Werte in eine QFD eingehen. So werden

bei dem 100$-Test, die 100% der relativen Gewichtungen auf die einzelnen

Anforderungen völlig frei verteilt. Denkbar ist also eine Verteilung von z.B. 40%, 30%,

20%, 9% und 1%. Bei einer solchen Konstellation ist die erste Anforderung 40-mal so

hoch bewertet wie die letzte. Ein solcher Fall würde zu dem zuvor beschriebenen

Problem führen [Francisco Tamayo-Enríquez '04].

Die Bedeutung der Hierarchie

Gehen in eine QFD relativ gewichtete Eingangsgrößen ein, so ist die Struktur dieser

Kundenanforderungen von großer Bedeutung. Eine relative Gewichtung bedeutet, dass

die Kundenanforderungen untereinander verglichen wurden. Dies kann allerdings auf

verschiedenen Wegen erfolgen und wird durch die Art der Hierarchie ausgedrückt.

Die in eine QFD eingehenden Kundenanforderungen weisen häufig die in Abbildung 38

dargestellte Struktur auf. Sie gliedern sich in Primär-, Sekundär- und

Tertiäranforderungen.

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- 133 - SFB 696

Abbildung 38: Beispielhafte Hierarchie von Kundenanforderungen

Eine Betrachtung, die lediglich die Primär- und Sekundäranforderungen

berücksichtigt, führt bei vielen Systemen zu einer sehr oberflächlichen Untersuchung.

Hierunter würde auch die Qualität der später durchzuführenden Korrelation mit den

Produktmerkmalen stark leiden und zu undifferenzierten Ergebnissen führen.

Umgekehrt ist auch eine Berücksichtigung von mehr als drei Ebenen möglich. In

Fällen, in denen eine sehr detaillierte Betrachtung als nötig erscheint, werden in der

Regel die Anforderungen auf diesen untergeordneten Ebenen betrachtet. Allerdings

spricht der deutlich gesteigerte Aufwand, der durch den erhöhten Detaillierungsgrad

entsteht, gegen eine ständige Verarbeitung von Kundenanforderungen auf diesen

Ebenen. Um einen guten Ausgleich von erforderlicher Genauigkeit und Aufwand zu

finden, gehen meist die tertiären Kundenanforderungen in eine QFD ein.

Tertiäre Kundenanforderungen können auf zwei verschiedenen Wegen relativ bewertet

sein. Entweder werden alle tertiären Anforderungen untereinander verglichen, damit

würde die Beispiel-Hierarchie aus Abbildung 38, wie in Abbildung 39 dargestellt,

aussehen:

Primäran-forderungen

Sekundäran-forderungen

Tertiäran-forderungen

Primäran-forderungen

Sekundäran-forderungen

Tertiäran-forderungen

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- 134 - SFB 696

Abbildung 39: Hierarchie bei der alle Anforderungen verglichen werden

Hierbei muss die Summe der sechs tertiären Anforderungen T1 bis T6 immer 100%

ergeben. Die andere Möglichkeit ist, dass nur die tertiären Anforderungen

untereinander verglichen werden, die zusammen der gleichen sekundären

Anforderung angehören. Die sekundären Anforderungen selbst werden dann

verglichen, wenn sie zu der gleichen Primäranforderung gehören, wie es in Abbildung

40 gezeigt wird.

Primäran-forderungen

Sekundäran-forderungen

Tertiäran-forderungen

T1: 30%

T2: 26%

T3: 21%

T4: 14%

T5: 5%

T6: 4%

Primäran-forderungen

Sekundäran-forderungen

Tertiäran-forderungen

T1: 30%

T2: 26%

T3: 21%

T4: 14%

T5: 5%

T6: 4%

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- 135 - SFB 696

Abbildung 40: Hierarchie bei der nicht alle Anforderungen verglichen werden

Bei einem derartigen Vorgehen ist die Summe aller tertiären Anforderungen ungleich

100 %. Stattdessen verteilen sich diese 100 % jeweils auf die tertiären Anforderungen,

die zur selben sekundären Anforderung gehören. Dabei werden die sekundären

Anforderungen selbst auch bewertet und ergeben in der Summe ebenfalls 100%, wenn

sie zur gleichen primären Anforderung gehören.

Die erste Möglichkeit hat einen entscheidenden Vorteil, der darin besteht, dass die

Werte der Gewichtungen hier ohne weiteres Umrechnen für die QFD übernommen

werden können. Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist, dass meist sehr viele

Anforderungen miteinander verglichen werden müssen. Dadurch geht bei einigen

Verfahren wie z. B. dem 100 $ - Test oder der Rankingmethode die Übersichtlichkeit

verloren. Bei anderen Verfahren, die auf einem paarweisen Vergleich beruhen, wie z. B.

der AHP, nimmt die Anzahl der Paarvergleiche schnell sehr hohe Werte an. So müssen

bei 20 tertiären Anforderungen bereits 190 Vergleiche durchgeführt werden.

Der Vorteil der zweiten Möglichkeit liegt gerade in der Reduktion des

Arbeitsaufwandes der ersten Vorgehensweise. In der ideal gleichmäßigen Verteilung

der tertiären Anforderungen von Abbildung 40 müssen nur 6 Vergleiche vorgenommen

werden. Dies ist in diesem Fall nicht einmal die Hälfte der Vergleiche der anderen

Methode. Die so ermittelten Werte können allerdings nicht ohne weiteres in eine QFD

Primäran-forderungen

Sekundäran-forderungen

Tertiäran-forderungen

T1: 70%

T2: 30%

T3: 60%

T4: 40%

T5: 90%

T6: 10%

S1: 70%

S2: 20%

S3: 10%

P1: 100%

Primäran-forderungen

Sekundäran-forderungen

Tertiäran-forderungen

T1: 70%

T2: 30%

T3: 60%

T4: 40%

T5: 90%

T6: 10%

S1: 70%

S2: 20%

S3: 10%

Primäran-forderungen

Sekundäran-forderungen

Tertiäran-forderungen

T1: 70%

T2: 30%

T3: 60%

T4: 40%

T5: 90%

T6: 10%

Primäran-forderungen

Sekundäran-forderungen

Tertiäran-forderungen

T1: 70%

T2: 30%

T3: 60%

T4: 40%

T5: 90%

T6: 10%

S1: 70%

S2: 20%

S3: 10%

P1: 100%

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- 136 - SFB 696

eingehen. Der Grund dafür ist, dass hier nur die tertiären Anforderungen verglichen

wurden, die zur selben sekundären gehören. In der weiteren Betrachtung der QFD

entfällt aber diese zuvor vorgenommene Differenzierung. Auch werden die sekundären

Anforderungen weiterhin nicht mehr betrachtet, so dass die relativen Gewichtungen

der einzelnen sekundären Anforderungen überhaupt nicht in die QFD eingehen

würden. Eine direkte Nutzung der Ergebnisse dieser zweiten Möglichkeit in einer QFD

ist somit nicht möglich.

Um die Ergebnisse einer solchen relativen Kundenanforderungsgewichtung dennoch

nutzen zu können, müssen sie umgerechnet werden. Dies soll in einem Beispiel mit

den Zahlen aus Abbildung 40 kurz gezeigt werden.

T1 = 0,7 0,7 = 0,49 = 49 %

T2 = 0,7 0,3 = 0,21 = 21 %

T3 = 0,2 0,6 = 0,12 = 12 %

T4 = 0,2 0,4 = 0,08 = 8 %

T5 = 0,1 0,9 = 0,09 = 9 %

T6 = 0,1 0,1 = 0,01 = 1 %

Die sechs tertiären Anforderungen T1 bis T6 ergeben jetzt in der Summe 100% und

können so in eine QFD eingebracht werden. Allerdings ergibt sich bei ihrer Nutzung

das zuvor geschilderte Problem: Durch eine derartige Umrechnung können auch

Gewichtungen entstehen, die weiter auseinander liegen als um den Faktor 9. So hat

hier z. B. die Anforderung T1 ein 49-mal höheres Gewicht als die Anforderung T6. Dies

führt zu dem zuvor beschriebenen Problem, der Unausgewogenheit der QFD.

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- 137 - SFB 696

3.2.3.4 Die Bedeutung von Inkonsistenzen

Werden die relativen Gewichtungen von Kundenanforderungen mit einem AHP

ermittelt, ist immer die Frage nach der Inkonsistenz von zentraler Bedeutung.

Inkonsistenzen können aus zwei verschiedenen Gründen entstehen. Das folgende

Beispiel zeigt einen Paarweisen Vergleich mit der ersten Inkonsistenz:

A erhält eine 2 gegenüber B

B erhält eine 3 gegenüber C

A erhält eine 5 gegenüber C

Nachdem derjenige, der A, B und C miteinander verglichen hat, die ersten beiden

Entscheidungen getroffen hat, müsste er aus rein mathematisch-logischer Denkweise

die dritte bewerten mit:

A erhält eine 6 gegenüber C

Dies folgt aus der einfachen Überlegung, dass 2 mit 3 multipliziert 6 ergibt. Da der

Mensch aber nicht immer rein mathematisch-logisch entscheidet und dies

insbesondere bei sehr vielen Vergleichen aus Gründen der Übersicht auch gar nicht

kann, treten hier Inkonsistenzen auf. Diese sind aber zumindest theoretisch zu

vermeiden. Die zweite Art von Inkonsistenzen zeigt das nächste Beispiel:

A erhält eine 4 gegenüber B

B erhält eine 5 gegenüber C

A erhält eine 9 gegenüber C

Hat die bewertende Person erst einmal die beiden ersten Entscheidungen getroffen,

so müsste sie aus mathematisch-logischer Sicht den dritten Vergleich bewerten mit:

A erhält eine 20 gegenüber C

Auch dies folgt aus einer einfachen Überlegung: 4 mal 5 ergibt 20. Dies ist aber in

einem AHP nach Saaty überhaupt nicht möglich. Die Skala ist von 1 bis 9 beschränkt.

Das heißt, selbst wenn die Person an dieser Stelle mathematisch-logisch entscheiden

möchte, kann sie es nicht und muss den Höchstwert von 9 wählen. Sie handelt also

inkonsistent, aber trotzdem logisch.

Treten diese Inkonsistenzen auf, so können die Ergebnisse des AHP, also die relativ

gewichteten Kundenwünsche, untereinander größere Differenzen als den Faktor 9

aufweisen. Dies soll mittels der folgenden Abbildungen gezeigt werden.

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- 138 - SFB 696

100%116,03909823Summe:

1%0,0086298210,1384145490,000000003J

4%0,0379300840,6083643420,006944444I

5%0,0506420240,8122523960,125H

4%0,0390371120,6261200690,009259259G

4%0,0435702250,6988271190,027777778F

7%0,072467171,1623080654,5E

10%0,0956210051,53367468772D

9%0,0918214561,47273335848C

11%0,1098396911,76172959288B

45%0,4504414127,224674056387420489A

rel. GewichteP-Vektor10-WurzelZeilenprodukt

100%116,03909823Summe:

1%0,0086298210,1384145490,000000003J

4%0,0379300840,6083643420,006944444I

5%0,0506420240,8122523960,125H

4%0,0390371120,6261200690,009259259G

4%0,0435702250,6988271190,027777778F

7%0,072467171,1623080654,5E

10%0,0956210051,53367468772D

9%0,0918214561,47273335848C

11%0,1098396911,76172959288B

45%0,4504414127,224674056387420489A

rel. GewichteP-Vektor10-WurzelZeilenprodukt

Abbildung 41: Paarweiser Vergleich für den AHP

Abbildung 42: Berechnung des Eigenvektors

In diesem Beispiel wird die Anforderung A als extrem wichtig bewertet. Hingegen spielt

die Anforderung J eine sehr untergeordnete Rolle. Alle anderen Anforderungen liegen

10,10,10,10,10,10,10,10,10,1J

910,510,30,50,310,30,1I

9211110,30,50,50,1H

911110,30,30,30,30,1G

931110,30,30,30,30,1F

9213310,50,510,1E

934332110,30,1D

9124321110,1C

9423413110,1B

9999999991A

JIHGFEDCBA

10,10,10,10,10,10,10,10,10,1J

910,510,30,50,310,30,1I

9211110,30,50,50,1H

911110,30,30,30,30,1G

931110,30,30,30,30,1F

9213310,50,510,1E

934332110,30,1D

9124321110,1C

9423413110,1B

9999999991A

JIHGFEDCBA

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- 139 - SFB 696

in der Mitte und werden untereinander mit eher gemäßigten Werten belegt. Heraus

kommt, dass Anforderung A 45% und Anforderung J 1% aufweisen. Dies bedeutet,

dass A 45-mal höher bewertet wird als J. Hierbei ist der Betrag des

Inkonsistenzfaktors noch nicht einmal besonders hoch. Er liegt mit 10% an der Grenze

dessen, was noch vertretbar ist, um die Ergebnisse weiter zu verwenden.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Aufgrund der zentralen Bedeutung der beschriebenen Problematik sollen an dieser

Stelle noch einmal die Möglichkeiten des Auftretens zusammengefasst werden.

Abbildung 43: Struktur des Auftretens der Problematik

Die drei Ebenen in Abbildung 43 - Verfahren, Hierarchie und Inkonsistenz -

entsprechen den drei zuvor beschriebenen Fragestellungen. Ist eine konkrete

Anwendung von relativen Daten nach dem Durchlaufen dieser drei Ebenen thematisch

auf der linken Seite des Diagramms einzuordnen, so sind nur die in Kapitel 3.2.2

beschriebenen Veränderungen zu berücksichtigen. Sollte aber eine konkrete

Anwendung auf der rechten Seite einzuordnen sein, so kann es dazu kommen, dass

die vier Eingangsgrößen Gewichtung der Kundenanforderungen, Korrelation der

Anforderungen mit den Produktmerkmalen, technische Schwierigkeit und

Relative Gewichtungen

Verfahren: AHP 100$-Test und andere

Hierarchie: Alle Anforderungenwerden untereinander

verglichen

Nicht alle Anforderungenwerden untereinander

verglichen

Inkonsistenz: Nicht Vorhanden Vorhanden

Relative Gewichtungen

Verfahren: AHP 100$-Test und andere

Hierarchie: Alle Anforderungenwerden untereinander

verglichen

Nicht alle Anforderungenwerden untereinander

verglichen

Inkonsistenz: Nicht Vorhanden Vorhanden

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- 140 - SFB 696

kaufmännische Bedeutung nicht mehr in einem festen Verhältnis zueinander stehen.

Ob dies so ist, hängt vom Einzellfall ab. Letztendlich entscheiden die verwendeten

Zahlenwerte über die Verhältnisse zueinander, jedoch ist ein Auftreten des Problems

demnach theoretisch möglich und auch nicht unwahrscheinlich.

Ist ein Anwendungsfall auf der rechten Seite einzuordnen, so ist es grundsätzlich egal,

durch welche der drei Fragestellungen dies geschieht. Die Konsequenz ist immer die

gleiche: Es besteht die Möglichkeit, dass Kundenanforderungen für eine QFD mehr als

neunmal so hoch bewertet werden wie andere Kundenanforderungen. Dadurch wird,

wie in Kapitel 3.2.3 beschrieben, das Ergebnis der QFD - die Gesamtbewertung - zu

einem viel stärkeren Teil durch die Eingangsgröße der Gewichtung der

Kundenanforderungen bestimmt, als durch die anderen Eingangsgrößen. Die

Ausgeglichenheit oder die konstante Verhältnismäßigkeit der vier Eingangsgrößen, die

in der konventionellen QFD herrscht, ist dadurch nicht mehr gegeben.

Tritt die beschriebene Problematik bei einem konkreten Anwendungsfall auf und

möchte man auf eine direkte und unmittelbare Nutzung von relativ gewichteten

Kundenanforderungen nicht verzichten, so ergeben sich zwei Möglichkeiten. Die erste

besteht darin, dass die QFD ohne weitere Veränderungen mit den relativen

Kundengewichtungen durchgeführt wird. Hierbei muss man sich bei der späteren

Auswertung der Ergebnisse der entstehenden Unausgeglichenheit der Eingangsgrößen

bewusst sein. Eine stärkere Beachtung der Gewichtung der Kundenanforderungen im

Verhältnis zu den anderen drei Eingangsgrößen kann unter Umständen sogar von den

Anwendern der QFD gewollt sein.

Die zweite Möglichkeit ist, dass die QFD an weiteren Stellen modifiziert wird, um die

beschriebene Unausgeglichenheit zu beseitigen. Mögliche Lösungsansätze um dieser

Problematik zu begegnen, werden im Folgenden beschrieben.

3.3 Möglichkeiten der Transformation von relativen in absolute Gewichtungen

3.3.1 Integration relativer Gewichte durch Anpassung der Skalen

Um die Anforderung nach einer Ausgewogenheit der vier Eingangsgrößen zu erfüllen,

und somit die in Kapitel 3.2.3 beschriebene Problematik zu vermeiden, liegt eine

Umrechnung der relativen Werte nahe. Das Problem hierbei ist allerdings, dass jede

Umrechnung und Anpassung an eine Skala, wie sie bei den anderen drei

Eingangsgrößen Anwendung findet, einen Genauigkeitsverlust mit sich bringt. Dieser

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- 141 - SFB 696

Genauigkeitsverlust ist dadurch bedingt, dass nicht alle Nuancen der relativen

Gewichtungen bei der Umrechnung erhalten bleiben. Dies würde bedeuten, dass die

Anforderung nach einer Genauigkeitssteigerung der Ergebnisgrößen nicht in vollem

Umfang erfüllt wird.

Aus diesem vermutlichen Widerspruch ergibt sich jedoch eine andere Lösung. So

besteht die Möglichkeit, dass die drei nicht relativen Eingangsgrößen - die Korrelation

der Anforderungen mit den Produktmerkmalen, die technische Schwierigkeit sowie die

kaufmännische Bedeutung - angepasst werden. Dies scheint auf den ersten Blick

deutlich umständlicher zu sein, denn so müssen die drei absoluten Größen an eine

relative angepasst werden, anstatt eine relative an drei absolute Größen. Trotzdem

bietet diese Vorgehensweise einen ganz entscheidenden Vorteil: Durch das Anpassen

und mathematische Umrechnen der drei absoluten Eingangsgrößen kann kein

Präzisionsverlust resultieren. Der Grund hierfür ist, dass die Werte für die relativ

gewichteten Kundenanforderungen ohne irgendeinen Zwischenschritt direkt, z.B. aus

dem AHP, in die QFD übernommen werden können. Die drei absoluten Eingangsgrößen

wiederum verfügen über keine erhöhte Präzision, so dass sich die Transformation

dieser Skalenwerte nicht negativ auf die Qualität der Endergebnisse einer QFD

auswirkt.

Die Transformation der Skalen kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. In den

nächsten drei Abschnitten sollen hierzu verschiedene Möglichkeiten vorgestellt

werden.

3.3.1.1 Anpassung der Skala durch Erweiterung

Die einfachste Möglichkeit eine Skala anzupassen, scheint diejenige zu sein, diese so

zu vergrößern, dass sie an die relativen Werte angepasst ist. Die Skalen würden so

weiter in Schritten von je einer Einheit verlaufen. Der genaue Wert, bis zu dem die

Skala vergrößert wird, hängt dabei von der Eingangsgröße der relativ gewichteten

Kundenanforderungen ab. Diese Werte könnten sich, wie z.B. in Tabelle 24 dargestellt,

verhalten.

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- 142 - SFB 696

Tabelle 24: Beispielwerte von Kundenanforderungen

Um den Maximalwert einer angepassten Skala zu ermitteln, muss der größte durch

den kleinsten Wert aus Tabelle 24 geteilt werden. Dies würde für diesen Fall ein

Ergebnis bedeuten von:

0,4 / 0,02 = 20

Damit würden die angepassten Skalen für die technische Schwierigkeit und die

kaufmännische Bedeutung wie in Abbildung 44 aussehen.

Abbildung 44: Angepasste Skala

Die Werte für die Korrelation der Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen

stellen auch hier einen Sonderfall dar, da sie nicht durch eine Skala mit Schritten, die

jeweils eine Einheit betragen, ausgedrückt werden können. Eine mögliche Anpassung

muss die bewusst großen Sprünge der drei Werte 1, 3 und 9 berücksichtigen. Dabei ist

die folgende Lösung denkbar: Der Wert 1 ist der kleinste mögliche Wert in der

konventionellen Vorgehensweise und bleibt deshalb auch bei der Anpassung der QFD

bei 1. Die 9 ist der Maximalwert, also sollte für diese Position immer der Höchstwert

der angepassten Skalen verwendet werden, dies ist in dem hier gewählten Beispiel die

20. Etwas schwieriger ist die Anpassung des Wertes 3. Bei den konventionellen Werten

0,02J

0,03I

0,04H

0,05G

0,06F

0,07E

0,08D

0,1C

0,15B

0,4A

WertAnforderung

0,02J

0,03I

0,04H

0,05G

0,06F

0,07E

0,08D

0,1C

0,15B

0,4A

WertAnforderung

20181716151413121110987654321 20181716151413121110987654321

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- 143 - SFB 696

ist dieser Wert ein Drittel des Maximalwertes, also des Wertes 9. Dieses Verhältnis

kann auch bei den angepassten Werten beibehalten werden. Damit würde der

angepasste Wert in diesem Beispiel, hier auf vier Nachkommastellen gerundet, wie

folgt lauten:

20 / 3 = 6,6667

Mit dieser Vorgehensweise könnte zwar, wie zuvor beschrieben, die Problematik der

Unausgeglichenheit der vier Eingangsgrößen beseitigt werden, allerdings weist diese

Vorgehensweise auch neue Nachteile auf. So hätten die Skalen in jeder QFD mit relativ

gewichteten Kundenanforderungen eine andere Anzahl von verschiedenen Werten. In

diesem Fall sind es 20, es können aber auch z.B. 50 verschiedene Werte möglich sein.

Dieser Zusammenhang wirkt sich negativ auf eine mögliche QFD-Erfahrung aus. Würde

beispielsweise in einer vergleichbaren QFD ein Zusammenhang mit einer 5 bei der

kaufmännischen Bedeutung bewertet, kann ein sehr ähnlicher Zusammenhang in

einer anderen QFD mit einer 12 bewertet werden. Dies bedeutet, dass man sich bei

jeder QFD immer in neue und verschieden große Skalen hineindenken muss. So

können Erfahrungen, die man bei einer vorherigen QFD gesammelt hat, schlecht bei

einer aktuellen eingesetzt werden.

Desweiteren erhöht sich durch das Auftreten von Skalen mit eventuell sehr vielen

Werten die Qualität der einzelnen Bewertungen nicht. Auch ist eine Bewertung mit z.B.

50 verschiedenen Werten schwer oder gar nicht möglich. Dies ist der Grund, weshalb

die Skalen in einer konventionellen QFD in der Regel von 1 bis höchstens 10 gehen.

3.3.1.2 Anpassung der Skala durch Transformation

Im letzten Abschnitt wurden folgende zwei Probleme bei der Anpassung durch

Erweiterung der Skalen beschrieben:

• Die Skalen verändern sich bei jeder QFD

• Die Skalen können sehr groß werden

Anstatt die Skalen zu vergrößern, indem sie aus mehr Werten bestehen als dies

konventionell der Fall ist, können die Werte der Skalen transformiert werden, um auf

diese Art eine Anpassung zu erreichen. Hierdurch bleibt es bei der konventionellen

Anzahl von Werten, aber die Zwischenräume der einzelnen Skalensegmente werden

verändert. Abbildung 45 soll dies anhand der Zahlen 1 bis 9 veranschaulichen. Diese

stellen nicht den konkreten Wert dar, sondern die jeweilige Position innerhalb der

Skala.

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- 144 - SFB 696

Abbildung 45: Vergrößerung der Abstände der Skalenwerte

Für die Transformation ist es notwendig, dass jedem Wert in der konventionellen Skala

ein neuer Wert zugeordnet wird. Dieser neue Wert ist abhängig von der Größe des

Verhältnisses vom größten zum kleinsten Eingangswert der relativ gewichteten

Kundenanforderungen. So müssen diese beiden Werte, wie es schon im vorherigen

Abschnitt der Fall war, durcheinander geteilt werden. Außerdem sind die Werte von

der Größe des Maximalwertes der konventionell verwendeten Skala abhängig. Dies

sind in der Regel die Werte 9 oder 10. Die neuen Skalenwerte berechnen sich durch die

in Abbildung 46 gezeigte Formel:

Abbildung 46: Formel zur linearen Transformation

Dabei stellt X den jeweils transformierten Wert dar, der Index i steht für die Position

innerhalb der Skala. Der Wert X1 ist mit dieser Formel nicht zu berechnen, da hierfür

ein Summand X0 benötigt würde. Dieser ist in den Skalen nicht vorgesehen, denn sie

beginnen immer mit dem Wert 1. Aus diesem Grund läuft der Index von 2 bis zum

maximalen Skalenwert. Die erste Position X1 erhält immer den Wert 1. In den

nachfolgenden zwei Abbildungen soll anhand von Beispieldaten die Anwendung der

Formel zur Transformation verdeutlicht werden. Als Grundlage für die beiden

Transformationen dienen die Beispieldaten aus Tabelle 24. Abbildung 47 zeigt die

Transformation einer Skala mit den Werten 1 bis 9, Abbildung 48 transformiert eine

Skala von 1 bis 10.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

1 2 3 4 5 6 7 8 9

1 2 3 4 5 6 7 8 9

1 2 3 4 5 6 7 8 9

Xi = Xi-1 + maximaler Skalenwert - 1

kleinster relativer Wert

höchster relativer Wert- maximaler Skalenwert

+ 1Xi = Xi-1 + maximaler Skalenwert - 1

kleinster relativer Wert

höchster relativer Wert- maximaler Skalenwert

+ 1

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- 145 - SFB 696

Abbildung 47: Lineare Transformation einer Skala von 1 bis 9

Abbildung 48: Lineare Transformation einer Skala von 1 bis 10

höchster relativer Wert: 0,4kleinster relativer Wert: 0,02maximaler Skalenwert: 9

X1 = 1Xi = Xi-1 + 2,375

209

17,6258

15,257

12,8756

10,55

8,1254

5,753

3,3752

11

Xii

(((0,4 / 0,02) – 9) / (9-1)) + 1 = 2,375

höchster relativer Wert: 0,4kleinster relativer Wert: 0,02maximaler Skalenwert: 10

X1 = 1Xi = Xi-1 + 2,1111

2010

17,88899

15,77788

13,66677

11,55566

9,44445

7,33334

5,22223

3,11112

11

Xii

(((0,4 / 0,02) – 10) / (10 – 1)) + 1 = 2,1111

höchster relativer Wert: 0,4kleinster relativer Wert: 0,02maximaler Skalenwert: 10

X1 = 1Xi = Xi-1 + 2,1111

2010

17,88899

15,77788

13,66677

11,55566

9,44445

7,33334

5,22223

3,11112

11

Xii

(((0,4 / 0,02) – 10) / (10 – 1)) + 1 = 2,1111

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- 146 - SFB 696

Die beiden Beispiele zeigen, dass die mathematische Anforderung an diese

Transformation nicht hoch ist. Die drei Werte für die Korrelation der

Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen lassen sich leicht aus den

transformierten Skalen entnehmen. Dies wird in der folgenden Tabelle gezeigt.

Tabelle 25: Lineare Transformation bei unterschiedlichen Skalen

Für die Korrelationswerte gilt, dass der kleinste Wert immer eine 1 ist. Der höchste

Wert entspricht stets dem Verhältnis vom größten zum kleinsten relativen Wert der

Kundenanforderung. Einzig der mittlere Wert weist eine Abhängigkeit von der

Maximalzahl der konventionell eingesetzten Skala auf. Auffällig an den

Korrelationswerten ist, dass die im letzten Abschnitt beschriebene Beziehung des

höchsten und des mittleren Wertes zueinander für die transformierten Werte nicht

mehr gilt. Der mittlere Wert 3 ist exakt ein Drittel des Maximalwertes 9, für die beiden

transformierten Skalen gilt allerdings folgendes:

20 / 3 = 6,6667 ≠ 5,75

20 / 3 = 6,6667 ≠ 5,2222

Dieser Effekt liegt mathematisch darin begründet, dass nicht alle neun,

beziehungsweise zehn Werte transformiert werden. Stattdessen werden die

Zwischenräume der einzelnen Zahlen vergrößert, dafür bleibt aber der erste Wert, also

die 1, ohne Veränderung. Eine Umwandlung des Wertes 1 ist auch nicht sinnvoll, da

durch die Transformation das gleiche Verhältnis der jeweils kleinsten und größten

Werte der relativen Kundenwünsche und der Skalen erreicht werden sollte, so das gilt:

0,4 / 0,02 = 20 / 1 = 20

Mit einem Wert ungleich 1 wäre dieses Gleichgewicht erneut gestört. Der Anwender

dieser Transformation in dem Beispiel hat allerdings die Freiheit, sich, bezogen auf

den mittleren Wert der Korrelation, für den Wert 6,6667 zu entscheiden, anstatt die

Werte 5,75 bzw. 5,2222 zu verwenden. Dies sollte er tun, wenn für ihn der

Zusammenhang von mittlerem und maximalem Wert, durch das Verhältnis von einem

Drittel, von Bedeutung ist.

205,22221max. Skalenwert 10

205,751max. Skalenwert: 9

931konventionell

205,22221max. Skalenwert 10

205,751max. Skalenwert: 9

931konventionell

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- 147 - SFB 696

3.3.1.3 Veränderung der Transformation

Die zuvor beschriebene Transformation zeichnet sich durch eine Linearität aus. Die

konventionelle Skala wird linear in die neuen Werte transformiert. Dabei haben die

Abstände der einzelnen Werte immer die gleiche Größe: im gewählten Beispiel sind es

bei neun Skalenwerten stets 2,375 und bei zehn Skalenwerten 2,1111. Trägt man die

Transformation dieses Beispiels in ein Koordinatensystem ein, so ergibt sich folgende

Abbildung:

Abbildung 49: Diagramm zum Beispiel der linearen Transformation

Durch die Abbildung 49 wird die Linearität der Werte dieses Beispiels noch einmal

visuell verdeutlicht. Eine Anpassung der konventionellen Skala kann allerdings auch

durch eine nicht lineare Transformation erfolgen. Zu diesem Zweck wird eine andere

Formel zur Transformation benötigt, die in Abbildung 50 dargelegt wird.

0

5

10

15

20

25

1 2 3 4 5 6 7 8 9konventionelle Werte

trans

form

ierte

Wer

te

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- 148 - SFB 696

Abbildung 50: Formel zur nicht linearen Transformation

Wie auch im letzten Abschnitt beschrieben, stellt X den transformierten Wert dar,

während der Index i für die Position innerhalb der Skala steht. Im Gegensatz zu einer

linearen Transformation ist hierbei der Wert X1 mit der Formel zu berechnen. Da der

Term (i – 1) für diesen Fall gleich null ist, reduziert sich die Formel auf Xi = 1 i. Dies

bedeutet, dass in jedem Fall das Ergebnis für X1 gleich 1 sein muss. Um eine

Vorstellung von den Ergebnissen dieser Formel zu vermitteln, soll das Beispiel aus

dem vorherigen Abschnitt mit der veränderten Gleichung wiederholt werden. Wieder

dienen die Beispieldaten aus Tabelle 24 als Grundlage für die Transformationen der

Skalen. Abbildung 51 und Abbildung 52 transformieren jeweils die Werte einer Skala

von 1 bis 9, beziehungsweise von 1 bis 10.

Abbildung 51: Nicht lineare Transformation einer Skala von 1 bis 9

Xi = maximaler Skalenwert

kleinster relativer Wert

höchster relativer Wert

- 1

maximaler Skalenwert - 1

(i – 1) + 1 iXi = maximaler Skalenwert

kleinster relativer Wert

höchster relativer Wert

- 1

maximaler Skalenwert - 1

(i – 1) + 1 i

höchster relativer Wert: 0,4kleinster relativer Wert: 0,02maximaler Skalenwert: 9

Xi = (0,1528 (i – 1) + 1) i

(((0,4 / 0,02) / 9) – 1) / 8 = 0,1528

209

16,55568

13,41677

10,58336

8,05565

5,83334

3,91673

2,30562

11

Xiihöchster relativer Wert: 0,4kleinster relativer Wert: 0,02maximaler Skalenwert: 9

Xi = (0,1528 (i – 1) + 1) i

(((0,4 / 0,02) / 9) – 1) / 8 = 0,1528

209

16,55568

13,41677

10,58336

8,05565

5,83334

3,91673

2,30562

11

Xii

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- 149 - SFB 696

Abbildung 52: Nicht lineare Transformation einer Skala von 1 bis 10

Analog zum vorherigen Abschnitt ergeben sich die Werte für die Korrelation der

Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen, die in der folgenden Tabelle

gezeigt werden:

Tabelle 26: Nicht lineare Transformation bei unterschiedlichen Skalen

Vergleicht man die mittleren Werte aus Tabelle 26 mit denen aus Tabelle 25, so stellt

man fest, dass sie kleiner geworden sind. Dies bedeutet, dass die Werte noch weiter

von dem Drittel des Maximalwertes entfernt sind, als die Werte in Tabelle 25.

3,9167 < 5,75 < 6,6667

3,6667 < 5,2222 < 6,6667

Demgemäß spricht bei der nicht linearen Transformation noch mehr dafür, bei der

Korrelation nicht die Werte 3,9167 beziehungsweise 3,6666 als mittlere Werte zu

verwenden, sondern, nach der Regel des Drittels des Maximalwertes, den Wert 6,6666

zu benutzen. Der Grund für die kleineren Werte bei den mittleren Korrelationswerten

ist der leicht exponentielle Verlauf bei dieser Transformation. Parallel zu den Werten

höchster relativer Wert: 0,4kleinster relativer Wert: 0,02maximaler Skalenwert: 10

Xi = (0,1111 (i – 1) + 1) i

(((0,4 / 0,02) / 10) – 1) / 9 = 0,1111

2010

179

14,22228

11,66677

9,33336

7,22225

5,33334

3,66673

2,22222

11

Xiihöchster relativer Wert: 0,4kleinster relativer Wert: 0,02maximaler Skalenwert: 10

Xi = (0,1111 (i – 1) + 1) i

(((0,4 / 0,02) / 10) – 1) / 9 = 0,1111

2010

179

14,22228

11,66677

9,33336

7,22225

5,33334

3,66673

2,22222

11

Xii

203,66671max. Skalenwert 10

203,91671max. Skalenwert: 9

931konventionell

203,66671max. Skalenwert 10

203,91671max. Skalenwert: 9

931konventionell

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- 150 - SFB 696

aus dem vorherigen Abschnitt werden auch die Werte aus diesem Beispiel bei einer

Skala von 1 bis 9 in ein Koordinatensystem eingetragen. Es ergibt sich der in Abbildung

53 dargestellte Zusammenhang, bei dem die leicht exponentielle Tendenz zu erkennen

ist.

Abbildung 53: Diagramm zum Beispiel der nicht linearen Transformation

3.3.2 Integration relativer Gewichte durch Anpassung aller Eingangswerte

Eine völlig andere Möglichkeit der Integration relativ gewichteter

Kundenanforderungen besteht darin, alle numerischen Eingangsgrößen als relative

Werte zu ermitteln. Die Motivation für eine solche Vorgehensweise entstammt aus der

Anforderung nach einer höheren Präzision der Ergebnisgrößen in einer QFD. Bei der

Verrechnung sehr präziser Eingangsgrößen besteht hinsichtlich Werten aus groben

Skalen das Problem, dass ein Genauigkeitszuwachs der Ergebnisse oft nur sehr

unzureichend erfüllt werden kann.

Abhilfe für diese Problematik könnte dadurch geschaffen werden, indem es gelingt,

die Genauigkeit aller vier Eingangsgrößen in einer QFD zu steigern. Der

Präzisionsgewinn der Gewichte der Kundenanforderungen kommt durch die relative

Bewertung dieser Werte zustande. In diesem Abschnitt soll geprüft werden, ob es

möglich und auch sinnvoll ist, alle Eingangsgrößen relativ zueinander zu betrachten.

0

5

10

15

20

25

1 2 3 4 5 6 7 8 9konventionelle Werte

trans

form

ierte

Wer

te

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- 151 - SFB 696

3.3.2.1 Technische Schwierigkeit und kaufmännische Bedeutung

In einer konventionellen QFD werden die drei Eingangsgrößen Gewichtung der

Kundenanforderungen, technische Schwierigkeit sowie kaufmännische Bedeutung in

der Regel mit einer Skala bewertet, die bei allen dreien die gleiche Größe aufweist.

Verändert sich die Art der Bewertung bei der Gewichtung der Kundenanforderung, so

dass sie nicht mehr durch eine Skala sondern durch z.B. einen AHP erfolgt, so ist

dieses Vorgehen auch auf die beiden anderen Größen theoretisch übertragbar. Dabei

erscheint es sinnvoll, die gleiche Methode zur Ermittlung der relativen Werte für alle

drei Größen zu verwenden. Das beinhaltet, dass im Falle der Ermittlung der relativ

gewichteten Kundenanforderungen mit einem AHP, dieser Hierarchieprozess auch für

die beiden anderen Eingangsgrößen verwendet werden sollte. Von Vorteil erscheint

hierbei, dass die drei Werte, die später miteinander verrechnet werden, alle aus einem

ähnlichen Entstehungsprozess kommen. Dadurch ist die Dimension bei diesen

Eingangsgrößen identisch.

Ein Problem hierbei ist allerdings der entstehende Mehraufwand. Die konventionelle

Skalenbewertung ist für ein erfahrenes Team natürlich wesentlich schneller

durchzuführen, als ein vollständiger Hierarchieprozess. Erschwerend kommt noch

hinzu, dass es bei den Produktmerkmalen keine Hierarchie gibt, wie es bei den

Kundenanforderungen der Fall ist. Wie in Kapitel 3.2.3 beschrieben, gibt es für den

Paarweisen Vergleich von Kundenanforderungen zwei Möglichkeiten: entweder

werden sie alle untereinander verglichen oder sie werden nur dann miteinander

verglichen, wenn sie zur gleichen übergeordneten Anforderung gehören. Es wurde

bereits erläutert, dass letztere Vorgehensweise zu einer erheblichen Erleichterung des

notwendigen Arbeitsaufwandes führt. Da diese Arten von Hierarchien, die es bei

Kundenanforderungen gibt, aber nicht bei den Produktmerkmalen vorhanden sind,

müssen bei einem AHP, für die technische Schwierigkeit und die kaufmännische

Bedeutung, alle Merkmale miteinander verglichen werden. Dies induziert einen

erheblichen Arbeitsaufwand, denn bei z.B. 25 Produktmerkmalen beträgt die Anzahl

der Vergleiche für eine Eingangsgröße:

25 + 24 +23 +22 + … + 2 + 1 = 325

Diese Zahl ist noch mit 2 zu multiplizieren, um die Anzahl der erforderlichen Vergleiche

für beide Eingangsgrößen zu erhalten.

Sieht man allerdings von diesem großen Aufwand ab, so ist grundsätzlich nichts gegen

die Anwendung eines AHPs bei diesen beiden Eingangsgrößen einzuwenden.

Insbesondere wirkt sich auch der Effekt, der darin besteht, dass bei der Durchführung

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- 152 - SFB 696

des AHP die zu vergleichenden Elemente meist gewissenhafter und überlegter als bei

einer konventionellen Skalabewertung bewertet werden, positiv auf die gesamte QFD

aus.

3.3.2.2 Korrelation der Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen

Die Werte der Korrelation der Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen

stellen unter den Eingangsgrößen in einer QFD einen Sonderfall dar. Auf der einen

Seite bekommen nicht alle Korrelationen einen Wert zugeordnet, denn Korrelationen,

die nicht existent sind, werden auch nicht betrachtet. Auf der anderen Seite sind die

Abstände zwischen den drei möglichen Werten 1, 3 und 9 für eine Korrelation bewusst

unterschiedlich groß. Diese beiden Besonderheiten stellen bei einer relativen

Betrachtung der Werte erhebliche Probleme dar.

Die Anzahl aller möglichen Korrelationen in einer QFD ist verhältnismäßig groß. So gibt

es bei z.B. 20 Kundenanforderungen und ebenso vielen Produktmerkmalen insgesamt

400 potentielle Korrelationen. Dies würde bei einem AHP bedeuten, dass rechnerisch

80.200 Paarweise Vergleiche durchgeführt werden müssten. Da diese Anzahl

unrealistisch ist, müssen im Vorfeld einer relativen Bewertung dieser Eingangsgröße

diejenigen Korrelationen aufgezeigt werden, die überhaupt vorhanden sind, und

deshalb einen Wert größer als null aufweisen sollen. Damit verringert sich die Anzahl

der zu betrachtenden Korrelationen drastisch, allerdings wird die Anzahl der Werte

immer noch deutlich über denen der Kundenanforderungen liegen. Der Grund dafür ist,

dass in der Regel jede Kundenanforderung eine oder mehrere Korrelationen mit

verschiedenen Produktmerkmalen aufweist. Dadurch wird es in vielen Fällen immer

noch dazu kommen, dass für einen vollständigen Paarweisen Vergleich zu viele

Korrelationen vorhanden sind.

Dieses Problem könnte umgangen werden, indem für die relative Bewertung ein

Verfahren benutzt wird, dass nicht auf einem vollständigen Paarweisen Vergleich

beruht. An dieser Stelle sind z.B. die sogenannte Ranking-Methode und der 100$-Test

zu nennen. Allerdings wird betreffend der Anwendung dieser Methoden empfohlen,

dass die Anzahl der zu vergleichenden Objekte nicht zu groß ist. So sollten nicht mehr

als 10 bis 15 Aspekte verglichen werden, da sonst eine Bewertung aufgrund der

mangelnden Übersichtlichkeit kaum mehr möglich ist [Francisco Tamayo-Enríquez

'04]. Da aber in dem hier betrachteten Zusammenhang der Korrelation mit deutlich

mehr Vergleichen zu rechnen ist, scheinen auch diese Methoden eher ungeeignet zu

sein.

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Eine Möglichkeit, um dieses Problem zu lösen, stellt das Vorgehen dar, das Baier bei

der Durchführung zur Bewertung des Kundennutzens eingesetzt hat. Bei der

Bewertung der Korrelationen der technischen Merkmale mit den „kundenwichtigen

Merkmalen“ [Baier '00] verwendet auch er relative Werte. Allerdings werden nicht alle

vorhandenen Korrelationen miteinander verglichen, sondern lediglich diese, die zum

gleichen Kundenwunsch gehören. So verteilen sich 100% nicht auf sämtliche

Korrelationswerte, sondern auf alle Korrelationswerte eines Kundenwunsches. Dies

hat zur Folge, dass zwar mehrere Vergleiche notwendig sind, aber in einem Vergleich

nicht zu viele Zusammenhänge auf einmal verglichen werden. Insgesamt werden

dadurch in der gesamten Korrelationsmatrix mehrere hundert Prozent vergeben,

abhängig von der Anzahl der Kundenwünsche. In dem konkreten Fall, den Baier in

seiner Arbeit beschreibt, werden die Korrelationen zunächst auf einer Skala von 1

(„Merkmal trifft überhaupt nicht zu“) bis 7 („Merkmal trifft voll und ganz zu“) von

mehreren Fachkräften des Unternehmens bewertet. Aus diesen Daten sind

anschließend mit Hilfe einer multivariaten Regressionsanalyse die Prozentzahlen zu

ermitteln [Baier '00].

Es sei angemerkt, dass, in dem konkreten Fall den Baier beschreibt, auch die

Gewichtung der Kundenwünsche als relative Werte betrachtet und als solche mit den

relativen Korrelationswerten verrechnet werden. Allerdings handelt es sich bei der

durchgeführten Betrachtung nicht um eine QFD, sondern um eine Conjoint Analysis.

Diese CA unterscheidet sich von einer QFD dadurch, dass sich der Kunde die

Ausprägungen nicht fiktiv vorstellen muss, sondern diese durch direktes Vorzeigen

gewichtet werden. Das Ziel hingegen ist bei beiden Methoden identisch, denn beide

sollen „Kundenaussagen über verschiedene Merkmale eines Produktes ermitteln und

gewichten“ [Jahn '07]. Auch die Verrechnung der beiden Eingangsgrößen ist

vergleichbar, allerdings beschränkt sich die Berechnung auf diese zwei Werte, so dass

hierbei lediglich eine „Wichtigkeit“ aus diesen beiden Größen berechet wird [Baier

'00].

Das zuvor beschriebene zweite Problem kann durch keines dieser Verfahren

zufriedenstellend gelöst werden. Da es gerade einer der Vorteile der relativen

Bewertungen ist, auch feinere Nuancen zu berücksichtigen, können nicht gleichzeitig

die immer gleich großen Differenzen beibehalten werden. Das hat zur Folge, dass der

Zweck der großen Differenzen, also die deutliche Trennung von wichtigen und weniger

wichtigen Produktmerkmalen, nicht mehr erfüllt werden kann.

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- 154 - SFB 696

3.3.3 Integration relativer Gewichte durch Umrechnung in absolute Werte

In diesem Abschnitt wird eine sehr nahe liegende Lösung zur Integration relativ

gewichteter Kundenanforderungen beschrieben: die Umrechnung relativer Werte in

absolute. Es wurde bereits mehrfach von solchen Umrechnungen Gebrauch gemacht,

um Berechnungen von relativen mit Berechnungen von absoluten Werten zu

vergleichen. Umrechnungen dieser Art werden im Folgenden näher erläutert.

Durch eine Umrechnung der relativen Werte können diese mit wenig Zeitaufwand in

jede beliebige Skala überführt werden. Wie bereits beschrieben, gibt es verschiedene

Arten von Skalen, die z.B. einen Bereich von 1 bis 5 oder 1 bis 9 aufweisen. In welche

dieser verschiedenen Skalen die relativen Werte letztendlich überführt werden, hängt

maßgeblich von den Präferenzen des Anwenders ab.

3.3.3.1 Beispiel zur Umrechnung von relativen Werten

Für die Umrechnung der relativen Zahlen werden als erstes Intervalle mit bestimmten

Grenzwerten festgelegt. Anschließend wird überprüft, in welches Intervall die

vorhandenen relativen Werte jeweils hinein passen. Da jedem Intervall genau ein

absoluter Zahlenwert zugeordnet ist, kann jetzt jeder relative Wert einem absoluten

Wert zugeordnet werden.

Nachfolgend soll an einem Beispiel demonstriert werden, wie solche Umrechnungen

durchgeführt werden. Zu Beginn werden die in Tabelle 27 gezeigten relative Werte für

die zehn Kundenanforderungen A bis J benötigt. Diese könnten z.B. durch einen AHP

ermittelt worden sein.

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Tabelle 27: Relative Werte für Kundenanforderungen

Mit diesen relativen Werten und mit dem Wissen, in welche Skala die Werte

umgerechnet werden sollen, kann jetzt die Größe der Intervalle bestimmt werden. Zu

diesem Zweck wird der höchste relative Wert durch den maximalen Skalenwert geteilt.

Bei einer Skala von 1 bis 10 würde das in diesem Fall bedeuten:

24,48 / 10 = 2,448

Dieser Wert ist die Ausgangsbasis, um sämtliche Grenzen der Intervalle zu bestimmen.

Da in diesem Beispiel eine Skala von 1 bis 10 gewählt wurde, sind auch zehn Intervalle

notwendig. Diese liegen zwischen insgesamt elf Grenzwerten, die durch die

Multiplikation der Zahlen 0 bis 10 mit jeweils dem Wert von 2,448 ermittelt werden.

Abbildung 54 zeigt das Zustandekommen der Intervallgrenzen.

1,55J

3,96I

4,19H

5,81G

6,14F

8,25E

10,08D

14,91C

20,63B

24,48A

relativer WertKundenanforderung

1,55J

3,96I

4,19H

5,81G

6,14F

8,25E

10,08D

14,91C

20,63B

24,48A

relativer WertKundenanforderung

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- 156 - SFB 696

Abbildung 54: Berechnung der Intervallgrenzen bei einer Skala von 1 bis 10

Sind die Intervallgrenzen bestimmt, können die jeweiligen Intervalle einfach abgelesen

werden, wie es die rechte Seite der Abbildung 54 zeigt. Anschließend muss für jeden

relativen Wert bestimmt werden, in welchem Intervall er liegt und welchen absoluten

Wert er damit bekommt. Für dieses Beispiel mit den Werten aus Tabelle 27 zeigt

Tabelle 28 das Ergebnis einer solchen Zuordnung.

00 • 2,448

2,451 • 2,448

4,902 • 2,448

7,343 • 2,448

9,794 • 2,448

12,245 • 2,448

14,696 • 2,448

17,147 • 2,448

19,588 • 2,448

22,039 • 2,448

24,4810 • 2,448

IntervallgrenzenBerechnung

0-2,451

2,45-4,902

4,90-7,343

7,34-9,794

9,79-12,245

12,24-14,696

14,69-17,147

17,14-19,588

19,58-22,039

22,03-24,4810

IntervalleSkalenwerte

00 • 2,448

2,451 • 2,448

4,902 • 2,448

7,343 • 2,448

9,794 • 2,448

12,245 • 2,448

14,696 • 2,448

17,147 • 2,448

19,588 • 2,448

22,039 • 2,448

24,4810 • 2,448

IntervallgrenzenBerechnung

00 • 2,448

2,451 • 2,448

4,902 • 2,448

7,343 • 2,448

9,794 • 2,448

12,245 • 2,448

14,696 • 2,448

17,147 • 2,448

19,588 • 2,448

22,039 • 2,448

24,4810 • 2,448

IntervallgrenzenBerechnung

0-2,451

2,45-4,902

4,90-7,343

7,34-9,794

9,79-12,245

12,24-14,696

14,69-17,147

17,14-19,588

19,58-22,039

22,03-24,4810

IntervalleSkalenwerte

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Tabelle 28: Zuordnung der absoluten Werten bei einer Skala von1 bis 10

Natürlich ergibt sich für den höchsten relativen Wert bei einer solchen Umrechnung

immer der maximale Skalenwert. Dies liegt darin begründet, dass der höchste relative

Wert für die Festlegung der Intervallgrenzen mit verantwortlich ist. Dadurch ist bei

einem solchen Vorgehen immer der obere Grenzwert des maximalen Skalenwertes mit

dem Höchstwert der relativen Zahlen identisch. In den weiteren Rechnungen und

Betrachtungen finden nun nur noch diese absoluten Beträge Anwendung.

3.3.3.2 Der Genauigkeitsverlust

Die in diesem Abschnitt beschriebene Methode zur Integration relativer

Kundenanforderungen weist, im Vergleich mit den beiden zuvor beschriebenen, einen

hohen Genauigkeitsverlust auf. Eine maßgebliche Einflussgröße auf diesen

Genauigkeitsverlust ist die Anzahl der Intervalle bei der Umrechnung und dadurch die

Art der Skala, in die die relativen Werte überführt werden. Dabei gilt: Je kleiner die

Anzahl der Skalenelemente, desto größer der Genauigkeitsverlust. Das nachfolgende

Beispiel soll diese Aussage veranschaulichen.

Ausgehend von den Werten der relativ gewichteten Kundenanforderungen aus Tabelle

27 soll der Einfluss der Größe der Skala an zwei verschiedenen Umrechnungen gezeigt

werden. Da im vorherigen Abschnitt bereits eine Umrechnung vollzogen wurde, muss

an dieser Stelle noch eine weitere Umrechnung in eine andere Skala durchgeführt

10-2,451,55

22,45-4,903,96

22,45-4,904,19

34,90-7,345,81

34,90-7,346,14

47,34-9,798,25

59,79-12,2410,08

714,69-17,1414,91

919,58-22,0320,63

1022,03-24,4824,48

Absoluter Wert

Entsprechendes Intervall

Relativer Wert

10-2,451,55

22,45-4,903,96

22,45-4,904,19

34,90-7,345,81

34,90-7,346,14

47,34-9,798,25

59,79-12,2410,08

714,69-17,1414,91

919,58-22,0320,63

1022,03-24,4824,48

Absoluter Wert

Entsprechendes Intervall

Relativer Wert

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- 158 - SFB 696

werden, damit diese beiden anschließend miteinander verglichen werden können.

In der hier durchgeführten zweiten Umrechnung wird eine Skala von 1 bis 5 betrachtet.

Damit ergibt sich ein neuer Abstand zwischen den jeweiligen Intervallgrenzen.

24,48 / 5 = 4,896

Da die Höhe des größten relativen Wertes, im Vergleich zur anderen Umrechnung,

konstant geblieben ist, hat sich der berechnete Wert mit 4,896 genau verdoppelt. Mit

diesem neuen Wert lassen sich die Grenzwerte der Intervalle analog zum Beispiel im

vorherigen Abschnitt berechnen. Abbildung 55 zeigt die neuen Intervallgrenzen.

Abbildung 55: Berechnung der Intervallgrenzen bei einer Skala von 1 bis 5

Zu diesen neuen Intervallen werden als nächstes die Werte aus Tabelle 27 zugeordnet,

so wie bereits im vorherigen Abschnitt. Die sich dadurch ergebende Zuordnung der

absoluten Werte zu den relativen zeigt Tabelle 29.

00 • 4,896

4,901 • 4,896

9,792 • 4,896

14,693 • 4,896

19,584 • 4,896

24,485 • 4,896

IntervallgrenzenBerechnung

0-4,901

4,90-9,792

9,79-14,693

14,69-19,584

19,58-24,485

IntervalleSkalenwerte

00 • 4,896

4,901 • 4,896

9,792 • 4,896

14,693 • 4,896

19,584 • 4,896

24,485 • 4,896

IntervallgrenzenBerechnung

0-4,901

4,90-9,792

9,79-14,693

14,69-19,584

19,58-24,485

IntervalleSkalenwerte

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- 159 - SFB 696

Tabelle 29: Zuordnung der absoluten Werte bei einer Skala von1 bis 5

Bereits an dieser Stelle ist erkennbar, dass der Genauigkeitsverlust bei der

Umrechnung in eine Skala von 1 bis 5 zugenommen hat. Vergleicht man Tabelle 28 und

Tabelle 29 miteinander, so ist feststellbar, dass in der zweiten Tabelle jeweils drei

relative Zahlen den Wert 1 und den Wert 2 zugeordnet bekommen. Bei einer Skala von

1 bis 10 bekommen die gleichen relativen Werte nie mehr als zweimal einen gleichen

absoluten Wert zugeordnet. Dies spricht eindeutig für eine Zunahme des

Genauigkeitsverlustes bei einer Verkleinerung der Anzahl der Skalenelemente. Um

diesen Genauigkeitsverlust näher zu betrachten, sollen die unterschiedlichen

Auswirkungen auf die Gesamtbewertung bei verschiedenen Skalen betrachtet werden.

Zu diesem Zweck wird das Beispiel des Kapitels 3.2.2 jetzt mit den ermittelten Werten

betrachtet. Als erstes erfolgt in Abbildung 56 die Berechnung mit den relativen Werten

aus Tabelle 27. Anschließend zeigen die Abbildung 57 und die Abbildung 58 die gleiche

Berechnung mit den umgerechneten absoluten Werten der Skalen 1 bis 10 und 1 bis 5

in dieser Reihenfolge.

10-4,901,55

10-4,903,96

10-4,904,19

24,90-9,795,81

24,90-9,796,14

24,90-9,798,25

39,79-14,6910,08

414,69-19,5814,91

519,58-24,4820,63

519,58-24,4824,48

Absoluter Wert

Entsprechendes Intervall

Relativer Wert

10-4,901,55

10-4,903,96

10-4,904,19

24,90-9,795,81

24,90-9,796,14

24,90-9,798,25

39,79-14,6910,08

414,69-19,5814,91

519,58-24,4820,63

519,58-24,4824,48

Absoluter Wert

Entsprechendes Intervall

Relativer Wert

Page 160: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 160 - SFB 696

Abbildung 56: Berechnung der Gesamtbewertung mit relativen Werten

910

13

28

75

46

Ran

g

3,04

580,

7505

18,7

928

16,2

832

18,0

041

3,42

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0794

10,9

176

12,9

625

8,73

82R

elat

iv

913,

4422

5,08

5635

,98

4883

,34

5399

,46

1027

,44

2123

,12

3274

,238

87,4

626

20,5

9A

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32

45

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,892

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8729

3,79

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0728

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5368

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3369

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3954

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16

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g

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11,0

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698

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68,

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358,

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479

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7815

,826

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1447

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114,

1856

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134,

1911

6,27

99,9

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265,

3910

9,14

215,

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4,79

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93

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19

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99

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31

19

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39

24,4

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13

28

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16,2

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176

12,9

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8,73

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913,

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3274

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87,4

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5,08

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698

12,3

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3,89

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9151

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67

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19,4

479

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7815

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49,

1447

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9,14

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91

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93

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31

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3B

39

24,4

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Kundenanforderungen

Page 161: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 161 - SFB 696

Abbildung 57: Berechnung der Gesamtbewertung mit einer Skala von 1 bis 10

910

13

28

75

46

Ran

g

3,09

230,

7731

18,9

406

15,6

335

18,5

540

3,60

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4137

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963

12,3

694

9,01

93R

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iv

432

108

2646

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2592

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896

1620

1728

1260

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310

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96

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,076

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9585

9,19

254,

0217

3,57

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5,74

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108

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112

270

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11,3

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10,9

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12,9

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6R

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420

Abs

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159

17,8

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8,58

5115

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39,

5390

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406

15,6

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18,5

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11,5

963

12,3

694

9,01

93R

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2184

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1728

1260

Abs

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24

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17

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,076

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9585

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864

180

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män

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76

62

15

93

Bede

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910

45

27

16

83

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1,61

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11,3

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10,9

015

12,9

380

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6R

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11

67

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27

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103

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48

93

bez.

41

6 be

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25

Ran

g

8,58

514,

2925

10,0

159

8,26

717,

6312

10,0

159

17,8

060

8,58

5115

,262

39,

5390

Rel

ativ

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utun

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5427

6352

4863

112

5496

60A

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chni

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91

1J

93

2I

99

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91

13

G

93

33

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4E

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9B

39

10A

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po

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Lösu

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öglic

hkei

ten

Kundenanforderungen

Page 162: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

- 162 - SFB 696

Abbildung 58: Berechnung der Gesamtbewertung mit einer Skala von 1 bis 5

910

23

18

74

56

Ran

g

3,24

640,

6886

18,5

932

16,0

108

19,9

213

3,54

165,

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12,1

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264

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fmän

nisc

he

84

76

62

15

93

Bed

eutu

ngK

aufm

änni

sche

910

64

27

15

83

Ran

g

1,75

530,

7447

11,4

894

11,5

426

14,3

617

7,65

9624

,255

310

,531

95,

7447

11,9

149

Rel

ativ

Ges

amtb

ewer

tung

3314

216

217

270

144

456

198

108

224

Abs

olut

Tech

nisc

he

11

67

94

86

27

Sch

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rigke

itTe

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sche

5 bz

w. 6

103

bzw

.48

93

bzw

.41

5 bz

w. 6

27

Ran

g

9,26

973,

9326

10,1

124

8,70

798,

4270

10,1

124

16,0

112

9,26

9715

,168

58,

9888

Rel

ativ

Bed

eutu

ng

3314

3631

3036

5733

5432

Abs

olut

Tech

nisc

he

91

1J

93

1I

99

1H

91

12

G

93

32

F

19

2E

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93

34

C

31

19

5B

39

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ten

Kundenanforderungen

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- 163 - SFB 696

Bei einer ersten Betrachtung der Abbildung 56, Abbildung 57 und Abbildung 58 fällt

auf, dass sich der Rang der Gesamtbewertungen bei der Berechnung mit der Skala von

1 bis 10 gegenüber der Berechnung mit den relativen Werten nicht verändert hat. Dies

spricht dafür, dass die Gesamtbewertung bei der Skala von 1 bis 10 verhältnismäßig

gut die relativen Werte wiedergibt. Anders sieht es mit dem Rang der Skala von 1 bis 5

aus. Im direkten Vergleich mit dem Rang der Gesamtbewertung bei den relativen

Werten stellt sich heraus, dass einige Veränderungen stattgefunden haben. So haben

sich jeweils die Plätze 1 und 2 sowie 4 und 5 vertauscht.

Eine noch weitergehende Betrachtung ist möglich, wenn die relativen Werte der

Gesamtbewertung der drei Berechnungen gegenübergestellt werden. Es scheint

vergleichsweise schwierig, genau eine Größe zu finden, mit der der

Genauigkeitsverlust dieser zwei verschiedenen Umrechnungen quantifizierbar wird. Es

soll an dieser Stelle trotzdem versucht werden, eine konkrete Größe anzugeben, die

zwar nicht als alleiniges Vergleichsinstrument aller möglichen Alternativen dient, aber

dennoch etwas über die Qualität von Umrechnungen aussagen kann.

Definiert man in einem Fall, wie er in diesem Beispiel vorliegt, das Ergebnis der

Berechnungen mit relativen Werten als „richtig“, so ist von Interesse, wie weit die

Ergebnisse der Berechnungen mit absoluten Werten von diesen „richtigen“ Werten

abweichen. Um dies aufzuzeigen, werden die betragsmäßigen Differenzen der

Gesamtbewertungen von den beiden Berechnungen mit absoluten Werten jeweils mit

der Berechnung mit relativen Werten ermittelt. Tabelle 30 zeigt diese Werte für das

Beispiel.

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- 164 - SFB 696

Tabelle 30: Differenzen der relativen Gesamtbewertungen

Bei der Betrachtung der Werte ist erkennbar, dass in nur zwei Fällen der Wert bei der

Berechnung mit der Skala von 1 bis 5 näher an den Werten mit der relativen

Berechnung liegt. Mit Ausnahme der Produktmerkmale o und q liegen die Werte der

Berechnung mit einer Skala von 1 bis 10 näher an denen der Berechnung mit den

relativen Werten. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Skala von 1 bis 10 einen geringeren

Genauigkeitsverlust aufweist.

Werden diese Beträge der Differenzen aufsummiert und durch die Anzahl der

Produktmerkmale geteilt, so ergibt sich ein arithmetischer Mittelwert, der die

durchschnittliche Abweichung der relativen Gesamtbewertungen bei der Verwendung

einer Skala von den Ergebnissen bei der Verwendung von relativen Werten angibt. Die

Formel für den arithmetischen Mittelwert lautet:

∑=

=n

iix

nx

1

1

Für das hier betrachtete Beispiel ergeben sich mit den zehn Kundenanforderungen als

x1 bis x10 die folgenden Zahlen:

Arithmetischer Mittelwert bei einer Skala von 1 bis 10: 3,8169 / 10 = 0,3817

Arithmetischer Mittelwert bei einer Skala von 1 bis 5: 6,9787 / 10 = 0,6979

Damit liegt die durchschnittliche Abweichung bei der Verwendung einer Skala von 1

0,20060,0465t

0,06190,0226s

0,19960,1478r

0,27230,6497q

1,91720,5499p

0,11560,1818o

1,47190,6657n

1,25650,6787m

1,00970,5931l

0,47450,2811k

Differenz:Relativ - Skala 1 bis 5

Differenz:Relativ - Skala 1 bis 10

Produkt-merkmal

0,20060,0465t

0,06190,0226s

0,19960,1478r

0,27230,6497q

1,91720,5499p

0,11560,1818o

1,47190,6657n

1,25650,6787m

1,00970,5931l

0,47450,2811k

Differenz:Relativ - Skala 1 bis 5

Differenz:Relativ - Skala 1 bis 10

Produkt-merkmal

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- 165 - SFB 696

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

0 2 4 6 8 10

Produktmerkmal

Rel

ativ

e G

esam

tbew

ertu

ng

Relative WerteSkala von 1 bis 10Skala von 1 bis 5

bis 5 fast doppelt so hoch, wie bei der Verwendung einer Skala von 1 bis 10.

Dieser Zusammenhang soll auch noch einmal visuell verdeutlicht werden. Abbildung

59 zeigt ein Diagramm, in dem die drei Ergebnisse der relativen Gesamtbewertung

dargestellt sind. Zu sehen ist, dass die Werte, die sich bei einer Skala von 1 bis 5

ergeben, häufig weiter von den relativen entfernt sind, als die Werte, die sich bei einer

Skala von 1 bis 10 ergeben.

Abbildung 59: Diagramm der relativen Gesamtbewertung

k l m n o p q r s t

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- 166 - SFB 696

Vielfach ist bei Betrachtungen dieser Art auch der Wert der Varianz von Interesse.

Diese ergibt sich mit der nachfolgenden Formel aus den Werten:

)(1

1)(1

1 2

1

2

1

22 xnxn

xxn

sn

ni

n

iiX −

−=−

−= ∑∑

==

Varianz bei einer Skala von 1 bis 10: 0,0733

Varianz bei einer Skala von 1 bis 5: 0,4406

Der Wert der Varianz, der ein statistisches Streumaß darstellt, ist eine Kenngröße für

die Abweichung der Werte von ihrem Erwartungswert E(X). Allerdings stellt sich in der

Praxis häufig das Problem, dass die Varianz über keine identische Einheit mit den

Daten, aus denen sie ermittelt worden ist, verfügt. Aus diesem Grund wird als

nächstes die Standardabweichung berechnet:

2XX ss =

Standardabweichung bei einer Skala von 1 bis 10: 0,2707

Standardabweichung bei einer Skala von 1 bis 5: 0,6638

Die Werte der Varianz und der Standardabweichung bestätigen die bereits zuvor

aufgestellte Vermutung: die in eine Skala von 1 bis 5 umgerechneten Werte weisen

weniger Präzision auf als die Werte in der Skala von 1 bis 10.

Alternativen zur Umrechnungsmethode

In diesem Kapitel wurde bis jetzt lediglich eine Methode behandelt, um relative

Größen in absolute umzurechnen. Neben dieser Vorgehensweise sind allerdings noch

weitere möglich. Der Vollständigkeit halber soll im Folgenden eine dieser Alternativen

kurz betrachtet werden.

Die zuvor betrachtete Methode basierte darauf, dass für jeden absoluten Wert jeweils

ein Intervall bestimmt wird, zu dem die relativen Werte anschließend zugeordnet

werden. Es ist aber auch möglich, auf diese Intervalle zu verzichten und die relativen

Werte durch eine Art prozentuale Aufteilung in absolute zu überführen. Dabei können

die Prozentanteile, die zu den jeweiligen absoluten Werten gehören, gleich groß oder

unterschiedlich sein. Weisen die prozentualen Anteile eine identische Größe auf, so

werden 100% durch die Anzahl der verschiedenen Skalenelemente geteilt. Mit einer

konventionellen Skala von 1 bis 5 würden so jeweils 20% der relativen Werte auf eine

absolute Zahl entfallen. Wichtig ist dabei, dass die relativen Werte vorher der Größe

nach sortiert sind, so dass in den 20% der relativen Werte, die auf die 5 entfallen, auch

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- 167 - SFB 696

die betragsmäßig größten Werte enthalten sind. Für die Zahlen aus Tabelle 27 ergibt

sich damit die Zuordnung, die Abbildung 60 zeigt:

Abbildung 60: Alternative Umrechnung der relativen Werte

Es werden hierbei immer 20% der zehn Kundenanforderungen dem gleichen absoluten

Wert zugeordnet, d.h. jeder absolute Wert bekommt zwei relative zugewiesen. Der

Vorteil einer solchen Umrechnung der relativen Werte ist der sehr geringe Aufwand. Es

müssen keine Intervalle bestimmt werden, die Werte werden lediglich der Höhe nach

sortiert und können anschließend direkt den absoluten zugeordnet werden.

Eine Umrechnung in dieser Form bietet allerdings auch erhebliche Nachteile. So ist

der Genauigkeitsverlust weitaus größer als es bei der Variante, die zuvor in diesem

Abschnitt verwendet wurde, der Fall ist. Der Grund ist die starre Einteilung der

relativen Werte in die prozentualen Abschnitte. Auch kommt es in den meisten Fällen

dazu, dass keine glatte Anzahl der relativen Werte einem absoluten Wert zugeordnet

werden kann. Wenn z.B. elf Kundenanforderungen vorhanden sind, die in eine Skala

von 1 bis 5 umgerechnet werden sollen, ist die Zuordnung des elften Wertes ein

Problem. Dieser gehört rechnerisch gesehen zu genau einem Fünftel zu jedem der fünf

absoluten Werte, da 20% von elf genau 2,2 ergeben. Das bedeutet, dass 2,2 relative

Zahlen zu jedem absoluten Wert gehören, was sich natürlich nicht exakt realisieren

lässt.

Da die Nachteile dieser Alternative zur Umrechnung der relativen Werte in absolute

sehr gravierend sind, wird eine Verwendung der Methode eher selten sein. Die

11,55J

13,96I

24,19H

25,81G

36,14F

38,25E

410,08D

414,91C

520,63B

524,48A

absoluter wert

relativer Wert

Kundenan-fordeung

20%

20%

20%

20%

20%

11,55J

13,96I

24,19H

25,81G

36,14F

38,25E

410,08D

414,91C

520,63B

524,48A

absoluter wert

relativer Wert

Kundenan-fordeung

11,55J

13,96I

24,19H

25,81G

36,14F

38,25E

410,08D

414,91C

520,63B

524,48A

absoluter wert

relativer Wert

Kundenan-fordeung

20%

20%

20%

20%

20%

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- 168 - SFB 696

Umrechnungsmethode, die zuvor in diesem Kapitel beschrieben wurde, erfüllt die an

sie gestellten Anforderungen besser. Aus diesem Grund wurden sämtliche

Umrechnungen dieser Art mit der zuerst beschriebenen Methode durchgeführt.

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- 169 - SFB 696

4 Einsatz der entwickelten Vorgehensweise

Um das in den vorherigen Kapiteln hergeleitete Konzept zu testen, wurde im Juli 2007

eine Befragung bei einem der führenden Produzenten für innovative Lichtsysteme

durchgeführt. Um die intralogistischen Prozesse im Produktionsbereich zu optimieren,

ist die Anschaffung einer logistischen Anlage geplant. Hiermit soll der Übergang

zwischen dem Wareneingang und dem Automatischen Kleinteilelager (AKL)

rationalisiert werden.

Im Rahmen von Forschungsarbeiten wurde bereits im Jahr 2005 eine Befragung mit

absoluter Gewichtung der Anforderungen an eine logistische Anlage für den

Wareneingang durchgeführt. Die Bewertung der allgemein formulierten Anforderungen

sollte eine erste Bedarfsanalyse ermöglichen. Auch die relative Bewertung mittels

AHP zielt auf das ursprüngliche Motiv ab. Zusätzlich soll aber analysiert werden, ob

sich die beiden Bewertungstechniken hinsichtlich ihrer Aussagekraft unterscheiden.

4.1 Durchführung der Stakeholder-Befragung

Da alle Anforderungen bereits absolut bewertet wurden, hätte eine erneute Erhebung

theoretisch entfallen können. Der lange Zeitraum zwischen den beiden Befragungen

spricht jedoch gegen einen direkten Vergleich der Ergebnisse, weil es sein kann, dass

sich die Ansichten der Befragten zu den einzelnen Aspekten möglicherweise im

Verlauf der Zeit geändert haben könnte. Zudem müssen nur die bei der Klassifizierung

ermittelten Kann-Anforderungen erneut „absolut“ gewichtet werden. Im Verhältnis zur

relativen Bewertung entsteht hierdurch nur ein geringer zeitlicher Mehraufwand.

An der Befragung waren, wie bereits im Jahr 2005, drei Stakeholder und insgesamt vier

Mitarbeiter beteiligt:

• Geschäftsführung (S1)

• Experte (S2)

• Anwender 1 - Wareneingang (S3.1)

• Anwender 2 - Lager (S3.2)

Bei dem Vergleich der Bewertungsergebnisse von 2005 und 2007 ist zu beachten, dass

der Experte nicht derselben Person entspricht.

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- 170 - SFB 696

Die Anforderungen werden in folgende Anforderungstypen eingeteilt:

A: räumlich-betriebliche Anforderungen

B: technische Anforderungen

C: produktionstechnische Anforderungen

D: Informationsverarbeitungsanforderungen

E: betriebswirtschaftliche Anforderungen

R: ROI-Anforderungen

Wie in den vorherigen Kapiteln beschrieben, gliederte sich die Befragung in sechs

Ablaufschritte. Diese sind in der nachstehenden Tabelle aufgelistet und den jeweiligen

Anforderungstypen und Stakeholdern zugeordnet.

Beschreibung Anforderungstyp Stakeholder

Anforderungsklassifizierung I E

S1

Relative Bewertung der aus der Klassifizierung ermittelten Kann-Anforderungen sowie der ROI-Anforderungen

E, R Absolute Bewertung der aus der Klassifizierung ermittelten Kann-Anforderungen sowie der ROI-Anforderungen

Anforderungsklassifizierung II A, B, C, D S2, S3.1, S3.2

Relative Bewertung der aus der Klassifizierung ermittelten Kann-Anforderung

B, C, D S2, S3.1, S3.2 Absolute Bewertung der aus der Klassifizierung ermittelten Kann-Anforderung

Tabelle 31: Ablauf der Befragung

4.1.1 Gewichtung der Anforderungen durch S1

Da der Geschäftsführer am vereinbarten Befragungstermin verhindert war, musste die

Anforderungsklassifizierung I sowie die relative und absolute Bewertung der

wirtschaftlichen Anforderungen zwei Tage zuvor per Telefon durchgeführt werden.

Diese wurde durch eine hierfür erstellte Excel-Datei unterstützt, die beiden Parteien

vorlag. Somit konnte der Befragte den einzelnen Ablaufschritten besser folgen, da er

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- 171 - SFB 696

stets die jeweiligen Anforderungen und zulässigen Wertungsmöglichkeiten vor Augen

hatte. Die einzelnen Gewichtungen wurden mittels Interviewtechnik erfragt. Im

Gegensatz zur Klassifizierung und absoluten Gewichtung der Anforderungen

gestaltete sich die relative Bewertung auf diesem Wege deutlich schwieriger, da dem

Bewerter die graphische Unterstützung durch das Programm SelectBest fehlte. Auf

diese Problematik wird bei der Auswertung der wirtschaftlichen Anforderungen

ausführlicher eingegangen.

Da alle wirtschaftlichen Anforderungen, die sich auf die ROI-Kennzahl beziehen,

Kosten- oder Leistungsgrößen darstellen, können diese stets nur maximiert, nie aber

vollständig erfüllt werden. Hieraus ergibt sich, dass nur die sieben Anforderungen aus

Block E (betriebswirtschaftliche Anforderungen) klassifiziert werden müssen. Der

Aufbau des Fragebogens ist der nachstehenden Tabelle zu entnehmen.

E Betriebswirtschaftliche Anforderungen

absolut wichtig

vorteilhaft absolut unwichtig

bedarf weiterer Analyse

E1 Finanzierungsart

Alternativen:

E1.1 Die Anlage muss/ soll gemietet werden können

x

E1.2 Die Anlage muss/ soll gekauft werden können

x

E1.3 Die Anlage muss/ soll geleast werden können x

Tabelle 32: Anforderungsklassifizierung I (Ausschnitt)

Der Fragebogen enthält alle zu bewertenden Anforderungen, sowie vier

Bewertungsmöglichkeiten, die der Anforderungsklassifizierung dienen. Alle als

„absolut wichtig“ und „absolut unwichtig“ deklarierten Anforderungen müssen im

Folgenden nicht weiter betrachtet werden. Ihnen kann direkt der höchste bzw.

niedrigste absolute Wert zugeordnet werden. Alle als „vorteilhaft“ bewerteten

Anforderungen stellen Kann-Kriterien dar, die im Folgenden relativ und absolut

gewichtet werden sollen. Anforderungen, deren Nutzen (momentan) nicht abschätzbar

ist, müssen zunächst weiter analysiert werden.

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- 172 - SFB 696

Die relative Bewertung der aus der Klassifizierung ermittelten Kann-Anforderungen

sowie der Anforderungen aus Block R wurde mithilfe des Programms SelectBest

durchgeführt. Hierbei werden alle Anforderungen einer Ebene im Hinblick auf einen

übergeordneten Aspekt miteinander verglichen. SelectBest unterstützt den

Entscheidungsprozess in diesem Zusammenhang optimal. Ein virtueller Schieberegler

ermöglicht die einfache Eingabe der Gewichtungen. Nach Abschluss jeder

Teilbewertung wird die Konsistenz der Entscheidung von dem Programm ermittelt. Am

Ende der Befragung können die Einzel- und Gesamtgewichtungen sowie ein Ranking

der Anforderungen in zahlreichen Diagrammen und Bildern dargestellt werden.

Die absolute Bewertung der Kann-Anforderungen basiert wiederum auf einem

Fragebogen, der sich an der ursprünglichen Vorgehensweise nach Sakowski und

Schlüter orientiert [Crostack '06a]. Hierin sind alle Anforderungen aufgelistet, die

mittels einer vierelementigen Skala bewertet werden können. Die

Wertungsmöglichkeiten „sehr wichtig“ und „absolut unwichtig“ können hier nicht

mehr gewählt werden, da diese bereits durch die vorherige

Anforderungsklassifizierung abgefragt wurden. Ein Ausschnitt aus dem Fragebogen ist

der nachstehenden Tabelle zu entnehmen.

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- 173 - SFB 696

R ROI-Anforderungen sehr wichtig

ziemlich wichtig

eher wichtig

eher unwichtig

ziemlich unwichtig

absolut unwichtig

Ziel:

Der Return on Investment der logistischen Anlage soll maximal sein

x

R1

Die Güte des Einsparpotentials soll möglichst hoch sein

x

R1.1 Die Anlagenleistung soll möglichst hoch sein

x

R1.1.1

Die logistische Anlage soll über einen hohen Durchsatz verfügen

x

R1.1.2

Die logistische Anlage soll keine Beschädigungen am Fördergut verursachen

x

R1.1.3

Die logistische Anlage soll keine Ausfallzeiten aufweisen

x

R1.1.3.1

Die Bedienfehlerquote soll minimal bleiben

x

R1.1.3.2

Die logistische Anlage soll nicht häufig gewartet werden müssen

x

R1.1.4

Die logistischen Anlage soll keine Rüstzeiten erfordern

x

Tabelle 33: Absolute Bewertung der wirtschaftlichen Kann-Anforderungen

(Ausschnitt)

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- 174 - SFB 696

4.1.2 Gewichtung der Anforderungen durch S2, S3.1 und S3.2

Die Hilfsmittel der einzelnen Bewertungsphasen sind mit denen von S1 identisch. Die

Klassifizierung II und die Bewertung der Kann-Anforderungen wurden jeweils mit

einem Fragebogen durchgeführt, der sich lediglich hinsichtlich der zu bewertenden

Anforderungen unterscheidet. Die relative Bewertung erfolgte wiederum mit

SelectBest. Im Unterschied zu S1 waren die anderen Stakeholder allerdings dadurch

im Vorteil, dass sie das Programm - und damit die Analysetools - direkt nutzen

konnten.

Beispielsweise wurde nach jeder abgeschlossenen Teilentscheidung ein

Balkendiagramm gezeigt, dass alle Anforderungen und die zugehörigen relativen

Werte auflistet. Hiermit konnte sich der Befragte ein Bild von der Gesamtverteilung

machen und auf Wunsch die Befragung korrigieren, falls diese nicht mit seinen

Präferenzen übereinstimmte. Zudem wurde nach Abschluss der relativen

Anforderungsgewichtung ein weiteres Balkendiagramm generiert, das die prozentuale

Gesamtverteilung sowie ein Ranking der Anforderungen zeigt. Die folgende Abbildung

demonstriert den Aufbau des Diagrammes exemplarisch für die Bewertung von S2.

Abbildung 61: Relative Anforderungsgewichtung – Werte und Ranking (S2)

Der Ablauf der Befragung konnte aus organisatorischen Gründen nicht, wie im Konzept

beschrieben, durchgeführt werden. Ursprünglich hätte die Klassifizierung am gleichen

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- 175 - SFB 696

Tag wie die relative und absolute Gewichtung im Unternehmen stattfinden sollen, um

Fragen bezüglich der Methode und Inhalte direkt klären zu können. Um den hierdurch

erhöhten zeitlichen Aufwand zu minimieren, wurden jedoch der Fragebogen und die

Ergebnisse der Klassifizierung per Internet vorab übermittelt. Den einzelnen

Stakeholdern stand der Fragebogen als Word-Datei zur Verfügung und enthielt eine

kurze Beschreibung zur Vorgehensweise sowie die Definitionen aller aufgelisteten

Anforderungen.

Eine weitere Abweichung zum ursprünglichen Konzept besteht darin, dass den

Stakeholdern S2, S3.1 und S3.2 die Höhe des Automatisierungsgrades als Ergebnis der

Gewichtung der ROI-Anforderungen bereits vor der Klassifizierung der nicht-

wirtschaftlichen Anforderungen bekannt sein sollte. Da die Befragung von S1 der

Anforderungsklassifizierung zeitlich nachgelagert war, konnte diese Forderung nicht

eingehalten werden.

4.2 Darstellung und Analyse der Bewertungsergebnisse

Im Folgenden sollen nun die stakeholderbezogenen Bewertungsergebnisse analysiert

werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem Vergleich der sich aus der relativen

und absoluten Bewertung ergebenen Einzel- und Gesamtergebnisse.

4.2.1 Analyse der Anforderungsklassifizierung von S1

Die Klassifizierung der Anforderungen aus Block E hat ergeben, dass lediglich zwei

Anforderungen bezüglich des Kriteriums „Schichtbetrieb“ als vorteilhaft deklariert

wurden und somit eine relative Bewertung mittels AHP erfordern. Alle anderen

Anforderungen wurden als „absolut wichtig“ (28,57%) oder „absolut unwichtig“

(42,86%) deklariert.

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- 176 - SFB 696

4.2.2 Analyse der relativen und absoluten Bewertung von S1

Die relative und absolute Bewertung der betriebswirtschaftlichen Anforderungen zeigt

keinerlei Widersprüche. Ein Vergleich der Rangplätze zwischen der relativen und

absoluten Bewertung der ROI-Anforderungen lässt hingegen folgende Aussagen zu:

• Es existieren keine vollständigen Übereinstimmungen im Rang, somit sind weder der erste noch der letzte Rang identisch

• Abstände im Rang größer als eins treten zu 69,23% auf; die gleiche Aussage kann auch für Abstände größer als zwei getroffen werden

• Bis auf die Anforderungen R1.2.3.2, R2.1, R2.3.1 und R2.3.2 sind die Rangdifferenzen größer als 3

Es kann folglich festgestellt werden, dass die Abweichungen zwischen den

Ergebnissen beider Bewertungstechniken extrem sind. Dies liegt vornehmlich darin

begründet, dass bei der absoluten Bewertung der Rang 2 insgesamt 11-mal vergeben

ist. Dies zeigt aber auch, dass die absolute Bewertung kaum differenzierte Aussagen

bezüglich der Präferenzen des Entscheiders zulässt. Die AHP-Bewertung weist

hingegen nur zwei doppelte Rangplatzvergaben auf und lässt somit wesentlich

präzisere Aussagen zu. Die folgenden Abbildungen dienen der Verdeutlichung.

Abbildung 62: Relative Gewichtung der ROI-Anforderungen

Relative Gewichtung der ROI-Anforderungen

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

R1.1.1R1.1.2

R1.1.3.1R1.1.3.2

R1.1.4R1.2.1R1.2.2

R1.2.3.1R1.2.3.2

R2.1R2.2

R2.3.1R2.3.2

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- 177 - SFB 696

Abbildung 63: Absolute Gewichtung der ROI-Anforderungen

Ein Vergleich der Gewichtungsverteilung der Alternativen RA1 und RA2 mit der

absoluten Bewertung bezüglich der Höhe des Automatisierungsgrades zeigt keine

Widersprüche. Die AHP-Bewertung hat ergeben, dass S1 ein niedriger

Automatisierungsgrad ca. 3-mal wichtiger (Faktor 2,58) als ein hoher

Automatisierungsgrad ist. In der Sprache des AHP bedeutet dies „etwas wichtiger“.

Die absolute Bewertung bestätigt, dass für S1 ein hoher Automatisierungsgrad

lediglich „eher wichtig“ und nicht „ziemlich wichtig“ ist.

Zu der relativen Bewertung der ROI-Anforderungen ist anzumerken, dass die

Gewichtung der Anforderungen R1.1, R1.2, R1.3 und R1.4 einen Inkonsistenzfaktor von

16% ergeben hat und somit über der von Saaty empfohlenen Grenze liegt. Da S1 auch

auf Nachfrage mit den abgegebenen Wertungen konform ging und der Faktor deutlich

unter 20% liegt, wurde auf eine erneute Bewertung verzichtet.

Bei der absoluten Bewertung von 2005 wurden fast alle ROI-Anforderungen als sehr

wichtig eingestuft. Die jetzige absolute Bewertung zeigt, dass lediglich eine

Anforderung (R1.1.2) als „ziemlich wichtig“ eingeschätzt wurde. Die maximale

Wertungsmöglichkeit wurde folglich nur einmal vergeben. Bis auf R2.2, die als „eher

unwichtig“ deklariert wurde, wurden alle anderen Anforderungen als „eher wichtig“

eingestuft. Wenn auch das Anforderungsprofil hiermit leicht verschoben ist, so kann

ebenfalls aus dieser Bewertung wiederum nur in geringem Maße abgeleitet werden,

welche Anforderungen wichtiger als andere sind. Hierfür ist der Umfang der

Bewertungskala verantwortlich zu machen. Mit Hilfe des AHP können Nuancen

Absolute Gewichtung der ROI-Anforderungen

-1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5

R1.1.1R1.1.2

R1.1.3.1R1.1.3.2

R1.1.4R1.2.1R1.2.2

R1.2.3.1R1.2.3.2

R2.1R2.2

R2.3.1R2.3.2

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- 178 - SFB 696

wesentlich besser festgehalten werden, so dass das Bewertungsergebnis deutlich

mehr Informationen enthält, als das einer absoluten Bewertung. Zudem können die

Abstände zwischen den einzelnen Präferenzen aufgrund des höheren Skalenniveaus

interpretiert werden. Dies wurde im vorherigen Absatz anhand der Anforderungen RA1

und RA2 beispielhaft gezeigt.

Zu Anfang dieses Kapitels wurde bereits auf die besonderen Umstände der Befragung

von S1 hingewiesen. Die Klassifizierung und absolute Bewertung der wirtschaftlichen

Anforderung konnte mithilfe eines jeweiligen Fragebogens auch per Telefon

unkompliziert durchgeführt werden. Die relative Bewertung mittels AHP ist aufgrund

der durchzuführenden Paarvergleiche und des höheren Umfangs der Bewertungsskala

deutlich komplizierter, so dass eine mediale Unterstützung durch ein Programm, wie

SelectBest, von Vorteil ist. Missverständnisse bezüglich der Ausrichtung der

Präferenzen können hiermit vermieden werden. Nach Auswertung der Ergebnisse und

im Hinblick auf die Äußerungen von S1 während der Befragung wird vermutet, dass bei

der Bewertung der Anforderungen R2.1, R2.2 und R2.3 die Ausrichtung der

Präferenzen vertauscht festgehalten wurden. Die nachstehende Tabelle zeigt die

ursprüngliche und nachträglich geänderte Gewichtung.

ursprüngliche Gewichtung veränderte Gewichtung

• R2.1 = 1/6 R2.2

• R2.1 = 1/6 R2.3

• R2.2 = R2.3

• R2.1 = 6 R2.2

• R2.1 = 6 R2.3

• R2.2 = R2.3

Tabelle 34: Bewertungsvarianten – ROI-Anforderungen (S1)

Es sei darauf hingewiesen, dass die veränderten Werte einen erheblichen Einfluss auf

die ersten Rangplätze der ROI-Anforderungen haben.

4.2.3 Analyse der Anforderungsklassifizierung von S2, S3.1 und S3.2

Da die Klassifizierung der Anforderungen aus Block A, B, C und D von insgesamt drei

Personen durchgeführt wurde, müssen die Einzelergebnisse anschließend zu einem

Gesamtergebnis verdichtet werden. Hieraus können die Kann-Anforderungen

abgeleitet und eine Hierarchie im Sinne des AHP aufgestellt werden.

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Die Verteilung der jeweiligen Wertungen der Stakeholder S2, S3.1 und S3.2 auf die

verschiedenen Anforderungstypen sind der nachstehenden Tabelle zu entnehmen.

Auffällig ist, dass die jetzige Befragung wesentlich mehr Extrembewertungen

aufweist, als die vorherige.

Anforderungstyp 2005 2007 absolut wichtig 59 58,42% 67 62,04% vorteilhaft 42 41,58% 28 25,53% absolut unwichtig 0 0% 9 8,33% bedarf weiterer Analyse 0 0% 4 3,70%

Tabelle 35: Verteilung der Gewichtungen auf die einzelnen Anforderungstypen

Folglich wurden mehr Anforderungen als „absolut wichtig“, hingegen deutlich weniger

als „vorteilhaft“ eingestuft. Im Gegensatz zur vorherigen Bewertung wurden auch

einige Anforderungen als „absolut unwichtig“ deklariert.

Diese Umverteilung ist auf das veränderte Bewertungsschema zurückzuführen. Die

Anforderungsklassifizierung basiert lediglich auf einer dreiteiligen Bewertungsskala,

abgesehen von der Möglichkeit, dass die Wichtigkeit einer Anforderung zum aktuellen

Zeitpunkt nicht einschätzbar ist. Der zuvor durchgeführten absoluten Bewertung lag

hingegen eine sechselementige Skala zugrunde. Somit mussten alle als „vorteilhaft“

eingestuften Anforderungen direkt als „ziemlich wichtig“, „eher wichtig“, „eher

unwichtig“ oder „ziemlich unwichtig“ deklariert werden. Aus der Sicht des Bewerters

erscheint es jedoch wesentlich einfacher, zunächst festzulegen, ob eine Anforderung

überhaupt relevant ist oder nicht.

Die Verdichtung der Einzelklassifizierungen hat die folgende Aufteilung bezüglich der

verschiedenen Anforderungstypen ergeben.

Anforderungstyp Anzahl

absolut wichtig 21

vorteilhaft 14

absolut unwichtig

1

Tabelle 36: Verteilung der zu klassifizierenden Anforderungen

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Die Auswertung der Anforderungsklassifizierung hat desweiteren gezeigt, dass die

Wertung der befragten Stakeholder zu 63,89% vollständig identisch ist. In 22,22% der

Fälle sind zumindest zwei der drei Befragten gleicher Meinung. Lediglich in 13,89% der

Fälle sind keinerlei Übereinstimmungen festzustellen.

Alle als „vorteilhaft“ deklarierten Anforderungen können nach dem zuvor vorgestellten

Konzept nun in eine Hierarchie integriert werden, um diese anschließend von S2, S3.1

und S3.2 relativ und absolut bewerten zu lassen.

Abbildung 64: Hierarchie der Kann-Anforderungen (B, C, D)

Um einen sinnvollen Vergleich der Informationsverarbeitungsanforderungen zu

gewährleisten, müssen zwei Hilfskriterien, „technische Komponenten“ und

„Eigenschaften der technischen Komponenten“, definiert werden. Somit wird

vermieden, dass die Eigenschaften mit der Existenz eines Datenverarbeitungssystems

und denen von Warn- und Prüfsystemen verglichen werden.

Darüber hinaus ist festzustellen, dass fünf produktionstechnische Spezifikationen

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miteinander verglichen werden müssen. Im Hinblick auf die Konsistenz könnten

Schwierigkeiten bei der Befragung vermutet werden. Bei der Durchführung konnte

erstaunlicherweise aber beobachtet werden, dass nur einer der Stakeholder nicht auf

Anhieb einen Inkonsistenzfaktor kleiner oder gleich 10% erhielt. Nach zweimaliger

Wiederholung dieses Befragungsblocks konnte jedoch auch bei S3.2 ein akzeptabler

Faktor erzielt werden. Hierbei beschäftigte sich der Stakeholder nochmals intensiver

mit seinen Bewertungen, hinterfragte nochmals die Definitionen der einzelnen

Anforderungen und bewertete dann konsistent.Gerade hierbei wurde deutlich, dass es

einerseits wichtig ist, dass die Anforderungen exakt und verständlich definiert werden

und andererseits diese Art der Befragung zu einer intensiveren Auseinandersetzung

der Stakeholder mit der Bewertung führt.

4.2.4 Analyse der relativen und absoluten Einzelbewertung von S2, S3.1 und S3.2

Ein Vergleich zwischen den relativen und absoluten Wertungen von S2 zeigt, dass nur

7,14% der Anforderungen im globalen Rang vollständig übereinstimmen. Die Abstände

sind zu 64,29% größer 1 und zur Hälfte größer als 2. Die Anforderungen A8, B5, A2.1

und A2.2, sowie D2.1, D2.6 und D4.3 liegen über drei Positionen auseinander.

Desweiteren ist zu verzeichnen, dass der erste Rang identisch und der zweite

zumindest widerspruchsfrei ist. Dies gilt auch für den letzten Rang. Der Vergleich der

lokalen Ränge zeigt eine vollständige Übereinstimmung.

Die Ergebnisse der AHP-Befragung machen deutlich, dass die Anforderungen aus den

Blöcken B und C sehr viel wichtiger (Faktor 9,01) als diejenigen aus D sind. Dies deckt

sich mit der Aussage des Experten nach Abschluss der Befragung. Die absolute

Bewertung zeigt jedoch teilweise ein völlig anderes Bild. Die Hälfte der Anforderungen

aus Block B und C sind dem letzten Rangplatz zugeordnet. Umgekehrt ist

beispielsweise A2.1 laut AHP dem achten Rangplatz zuzuordnen, in der absoluten

Bewertung ist dieselbe Anforderungen auf dem ersten Rang zu finden.

Im Gegensatz zu S2 stimmen bei S3.1 die globalen Ränge zu 14,29% überein. Die

Abweichungen sind zusätzlich deutlich geringer: Größer als 1 in 35,71% und größer 2

in nur 21,43% der Fälle. Differenzen größer als drei Rangplätze sind nur für D6 und

D2.6 zu beobachten. Der erste Rang ist identisch, bis Rang 8 liegen keine

Widersprüche vor. Auch der letzte Rang ist widerspruchsfrei. Im lokalen Rang sind

keine Widersprüche, aber auch teilweise keine vollständigen Übereinstimmungen

festzustellen.

Im Hinblick darauf, dass der Anforderungsblock C mittels AHP sehr viel höher (Faktor

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14,3) als D bewertet wurde, ist es verwunderlich, dass zwei Anforderungen aus diesem

Block bei der absoluten Bewertung auf dem letzten Rang zu finden sind, hingegen zwei

Anforderungen aus C auf dem vierten Rang eher vorne liegen. Trotz zahlreicher

Konformitäten zwischen den beiden Bewertungstechniken, sind also auch hier

zahlreiche methodenbedingte Abweichungen zu finden.

Bei der relativen Gewichtung durch S3.1 hat sich eine weitere Besonderheit gezeigt.

Der paarweise Vergleich der einzelnen Anforderungsblöcke B, C und D führte zu einer

hohen Inkonsistenz (19%), die der Befragte nicht zu verantworten hat. Aufgrund der

beschränkten AHP-Skala können Inkonsistenzen unter gewissen Voraussetzungen

nicht vermieden werden. Der Befragte war der Meinung, dass gilt: B = 1/6 C und B = 6

D. Um konsistent zu entscheiden, hätte er folgende Bewertung vornehmen müssen: C

= 36 D. Da als maximale Wertung nur C = 9 D möglich ist, ergibt sich aufgrund der

ersten zwei Paarvergleiche ein derart hoher Inkonsistenzfaktor. Das

Bewertungsergebnis muss folglich, wie dargestellt, akzeptiert werden.

Anders als bei S3.1 zeigt sich bei S3.2 wiederum eine extreme Abweichung zwischen

den beiden Bewertungsmethoden. Der globale Rang weißt keine Gemeinsamkeiten

auf. Über 85% der Ränge liegen mehr als eine Position auseinander. In 78,57% gilt dies

auch für Rangdifferenzen größer als 2. Abweichungen größer 3 sind für die

Anforderungen B4, B5, A2.1, A2.2, A3.2.2, A6, D1, D6 und D2.6 zu verzeichnen. Der

Anforderungsblock C, der um den Faktor 3 weniger wichtig als B und C ist, weist bei

der absoluten Bewertung dennoch drei mal den Rang 1 auf. Auch sind weder der erste

noch der letzte Rang identisch. Selbst der lokale Rang zeigt nur einige

Übereinstimmungen, oftmals sind im Vergleich sogar Widersprüche festzustellen.

4.2.5 Analyse der verdichteten relativen und absoluten Bewertungen von S2, S3.1 und S3.2

Ein Vergleich der stakeholderbezogenen relativen Bewertungen der Kann-

Anforderungen hat ergeben, dass nur 4,55% vollständig übereinstimmen, immerhin

aber 59,09% teilweise identisch sind, also zwei von drei Befragten gleich geurteilt

haben. Nur 13,63% weisen eine ungleiche Orientierung der jeweiligen Wertung auf.

Das bedeutet, dass ein Stakeholder im Vergleich zu den anderen beiden die

Anforderung als wichtig bzw. unwichtig eingestuft hat. In 63,64% der Fälle liegen

allerdings mindestens zwei der insgesamt drei Wertungen über drei AHP-

Skalenpunkte auseinander. Da eine Mittelwertbildung bekanntermaßen zu einer

Nivellierung der zu mittelnden Werte führt, müssen die sich aus der Verdichtung

ergebenen Präferenzen stets kritisch betrachtet werden.

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Die stakeholderbezogene Erfassung der jeweiligen Gewichtungen ermöglicht, die

einzelnen Bewertungen unterschiedlich stark in das Gesamtergebnis einfließen zu

lassen. Unabhängig von der Bewertungsmethode wird hierfür der gewichtete

arithmetische Mittelwert angewendet. In Anlehnung an die von Schlüter ermittelten

Faktoren muss dieser Aspekt hier allerdings nicht berücksichtigt werden, da S2, S3.1

und S3.2 mit dem gleichen Faktor belegt wurden [Crostack '06a, Crostack '07] Diese

könnten aber jederzeit beliebig verändert und das verdichtete Ergebnis neu ermittelt

werden, da die Faktoren in der zugrunde liegenden Exceldatei bereits hinterlegt sind.

Ein Vergleich der Ergebnisse beider Bewertungsmethoden (relativ und absolut) zeigt,

dass immerhin 21,43% der Anforderungen den gleichen Rang belegen und nur die

Hälfte einen Abstand größer als 1 aufweist. Immerhin liegen 42,86% mehr als 2

Rangplätze auseinander. Nur 3 von 14 Anforderungen sind mehr als 3 Rangplätze

voneinander entfernt. Die größten Abweichungen sind bei den Anforderungen A2.1 und

D2.6 zu verzeichnen. B4 ist bei beiden Befragungen als wichtigste Anforderung

ermittelt worden. Bis zum vierten Rang können keine Widersprüche verzeichnet

werden. Zwar stimmt der letzte Rang nicht überein, die unteren Ränge liegen aber bis

auf eine Ausnahme (D2.6) nahe beieinander.

Es ist also festzustellen, dass die Übereinstimmungsquoten bei den verdichteten

Ergebnissen wesentlich höher liegen, als bei den Einzelgewichtungen. Dies ist zum

einen darauf zurückzuführen, dass die verdichteten absoluten Werte nicht mehr

ausschließlich den vier Skalenelementen entsprechen. Wird eine Anforderung

beispielsweise von S2 und S3.2 als „ziemlich wichtig“, von S3.1 hingegen als „eher

unwichtig“ deklariert, so ergibt sich der Wert 0,83 als (arithmetisches) Mittel, der nicht

Element der Bewertungsskala ist. Ähnlich wie bei der relativen Gewichtung zeigt sich

hierdurch ein wesentlich differenzierteres Rangbild, als bei den Einzelgewichtungen.

Ein weiterer Grund für die weitaus stärkere Übereinstimmung kann auch aus dem

zuvor beschriebenen Effekt bei arithmetischer Mittelwertbildung abgeleitet werden.

Ein Vergleich der aktuellen absoluten Bewertung mit der vorherigen im Jahr 2005 hat

gezeigt, dass die Stakeholder S3.1 und S3.2 nur ca. die Hälfte absolut identisch

beantwortet haben. S3.1 hat zu 35,29% sogar gegensätzlich geantwortet, S3.2

immerhin in 15,15% der Fälle. Das bedeutet, dass die gleiche Anforderung zuvor als

wichtig bzw. unwichtig eingestuft wurde. Dies ist aufgrund des längeren Zeitraums

nicht verwunderlich, zeigt aber, dass eine erneute absolute Bewertung für den

Vergleich mit relativen Werten zwingend erforderlich war. Die Befragung von S2 kann

nicht direkt miteinander verglichen werden, da diese von zwei verschiedenen

Personen durchgeführt wurde. Dennoch kann festgestellt werden, dass in immerhin

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26,47% der Fälle eine vollständige Übereinstimmung vorliegt. Eine gegensätzliche

Ausrichtung liegt zu 38,24% vor. Diese Quote liegt nur knapp über der von S3.1. Hieran

zeigt sich nochmals die Notwendigkeit einer erneuten Erhebung der absoluten Werte.

4.2.6 Anmerkungen zur absoluten und relativen Gewichtung der Kann-Anforderungen aus Block B, C und D

Nach Abschluss der absoluten und relativen Bewertung der Kann-Anforderung wurde

deutlich, dass sich die Befragten hinsichtlich der Definitionen einzelner

Anforderungen nicht sicher oder einig waren. Da die Interpretation aber einen

entscheidenden Einfluss auf die Bewertung hat, sollen die kritischen Anforderungen

aller drei Anforderungsarten abschließend diskutiert werden.

B) Technische Spezifikationen:

Die Forderung nach einem behindertengerechten Aufbau der logistischen Anlage

wurde bei der vorangegangenen Befragung von einem der Stakeholder genannt und

somit nachträglich integriert. Die Diskussion dieser Anforderung bei der absoluten und

relativen Bewertung hat hingegen ergeben, dass die allgemeinen Voraussetzungen für

körperlich beeinträchtigte Mitarbeiter momentan nicht gegeben sind und somit eine

Beschäftigung in absehbarer Zukunft gar nicht möglich ist. Deshalb ist auch ein

behindertengerechter Aufbau der anzuschaffenden Anlage grundsätzlich

uninteressant. Dass die Anforderung B5 von allen Befragten bei der Klassifizierung als

vorteilhaft und nicht als absolut unwichtig eingestuft wurde, hängt damit zusammen,

dass keiner dies grundsätzlich ausschließen wollte.

C) Produktionstechnische Spezifikationen:

Auffällig ist, dass die produktionstechnischen Anforderungen A2.1 und A2.2 (stetige

und unstetige Förderung) in der Anforderungsklassifizierung sowie der absoluten und

relativen Bewertung völlig unterschiedlich gewichtet wurden. Die Bewertung von S2

ergibt, dass eine stetige Förderung „vorteilhaft“, eine unstetige Förderung hingegen

„absolut unwichtig“ ist. Die Befragung von S3.1 zeigt, dass A2.1 „absolut unwichtig“,

A2.2 hingegen „absolut wichtig“ ist. S3.2 bewertete A2.2 identisch, deklarierte aber

A2.1 als „vorteilhaft“, so dass der Wunsch nach einer variablen Förderfrequenz

ausgedrückt wird.

Nach Abschluss der absoluten Bewertung der Kann-Anforderungen wurde durch

Hinterfragen deutlich, dass alle Befragten die gleiche Lösung anstreben. Wird die

Ware im Wareneingang angeliefert, so soll sie stetig ins AKL befördert werden. Da die

Anlieferung diskontinuierlich erfolgt, muss die logistische Anlage aber nicht

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unentwegt fördern. Die verschiedenen Antworten basieren nur auf einer

unterschiedlich Interpretation der Begriffe „stetig“ und „unstetig“.

Da die Anforderungsverdichtung ergeben hat, dass sowohl A2.1, als auch A2.2 als

vorteilhaft deklariert wurden, implizierte dies die Forderung nach einer variablen

Förderfrequenz. Diese neu formulierte Anforderung wurde deshalb in die absolute und

relative Bewertung integriert. Unabhängig von den Ergebnissen der einzelnen

Befragungen ist hingegen letztlich davon auszugehen, dass A2.1 eine Muss-

Anforderung darstellt, A2.2 hingegen „völlig unwichtig“ ist. Letzteres gilt

dementsprechend auch für die neu definierte Anforderung A2.

Die Anforderung A3.2.2 (schienenloser Betrieb der Anlage) wurde von S3.1 und S3.2 als

„absolut wichtig“, von S2 hingegen als „absolut unwichtig“ eingestuft. Deshalb hat die

Verdichtung der Klassifizierung ergeben, dass A3.2.2 als Kann-Anforderung bewertet

werden soll. Da hiermit aber ausschließlich Bodenschienen gemeint sind, hat auch S2

im Nachhinein diese Anforderung als „absolut wichtig“ eingestuft. Diese stellt folglich

auch nach der Verdichtung eine Muss-Anforderung dar.

Bezüglich der Anforderung C3 hat die Befragung ergeben, dass das Fördergutgewicht

auf 50 kg beschränkt ist, da das AKL dieses Höchstgewicht vorschreibt. Somit sind

keine Extremgewichte erforderlich und diese Anforderung „absolut unwichtig“. Da aus

der Definition nicht hervorgeht, welche Fördergutgewichte als „hoch“ einzustufen

sind, haben die Befragten die Anforderung bei der Klassifizierung als „absolut wichtig“

bzw. „vorteilhaft“ eingestuft. Bei der Bewertung der Kann-Anforderungen wurde aber

deutlich, dass C3 im Sinne der ursprünglichen Intention „absolut unwichtig“ ist.

D) Informationsverarbeitungsanforderungen:

Die sich der absoluten und relativen Befragung anschließende Diskussion hat

außerdem ergeben, dass die logistische Anlage weder ein Datenverarbeitungssystem

noch Warn- und Prüfsysteme sowie ein Informationsübertragungssystem aufweisen

muss, da bereits alle Anforderungen im Ist-Zustand realisiert sind. Die Befragten sind

zuvor jedoch davon ausgegangen, dass sich die Informationsanforderungen nicht

zwangsläufig auf die anzuschaffende Anlage beziehen, sondern auch extern erfüllt

werden können. Die einzelnen Gewichtungen bezüglich der Existenz der Komponenten

sowie deren spezifischen Eigenschaften sind folglich im Hinblick auf das

ursprüngliche Verständnis der Bewerter zu interpretieren.

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4.3 Fazit

Die Befragung hat gezeigt, dass der AHP als Bewertungsmethode gut angenommen

wurde. Auch ohne methodisches Hintergrundwissen waren die Befragten in der Lage,

sich schnell auf die Ihnen unbekannte Befragungstechnik einzulassen. Trotz einer

deutlich höheren Anzahl an Bewertungen konnte die Befragung zügig durchgeführt

werden. Erstaunlicherweise wurde auch eine höhere Anzahl von Paarvergleichen mit

einem geringen Inkonsistenzfaktor bewertet, in den meisten Fällen sogar direkt im

ersten Anlauf.

Die Problematik der telefonischen Befragung von S1 hat allerdings auch gezeigt, dass

der AHP im Gegensatz zu absoluten Bewertungstechniken in Bezug auf

organisatorische Voraussetzungen wesentlich unflexibler ist. Idealerweise sollte die

Befragung durch eine mit der Methodik vertraute Person vor Ort begleitet und durch

eine Software, wie z.B. SelectBest, unterstützt werden.

Die Softwareunterstützung hat zudem ermöglicht, dass die einzelnen AHP-

Bewertungen, aber auch das Gesamtergebnis direkt als Balkendiagramm visualisiert

werden konnten. Somit war der jeweilige Befragte in der Lage, die Gesamtverteilung zu

überblicken und mit seinen Präferenzen nochmals zu vergleichen. Eine korrigierende

Bewertung war jederzeit möglich und wurde in einigen Fällen auch genutzt. Bei diesen

Korrekturen wurde deutlich, dass es wichtig ist, die Anforderungen exakt zu

definieren. Hierdurch können die Korrekturen sicherlich noch weiter reduziert werden.

Diese Rückkopplung fehlte bei der absoluten Bewertung jedoch völlig.

Die Analyse der Einzelbewertungen der Kann-Anforderungen aus Block B, C und D hat

gezeigt, dass die Bewertungstechnik einen starken Einfluss auf das Ergebnis, und

damit auf das Ranking der Anforderungen hat. Eine pauschale Aussage, welche der

beiden Methoden vorteilhaft ist, kann nicht getroffen werden. Beide weisen

spezifische Vor- und Nachteile auf, die sich bei der Befragung und Auswertung

bestätigt haben. Vor allem der Vergleich der Einzelbewertungen aller Stakeholder hat

aber gezeigt, dass der AHP wesentlich präzisere Aussagen über die Präferenzen des

jeweiligen Befragten zulässt.

Dass die Unterscheide zwischen den relativen und absoluten Bewertungsergebnissen

meist stark divergieren, ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen. Zum einen ist beim

AHP der Einfluss der hierarchischen Position einer Anforderung im Hinblick auf die

Gesamtpräferenz stets zu beachten. Diese Beziehung besteht bei einer absoluten

Bewertung nicht. Wird beispielsweise der Anforderungsblock D beim AHP deutlich

unwichtiger als B und C eingestuft, so werden auch tendenziell die D untergeordneten

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Anforderungen unwichtiger sein, als diejenigen aus B und C.

Zum anderen ist aber auch denkbar, dass die divergierende Fragestellung eine völlig

andere Perspektive auf das Gesamtproblem liefert. Zwei Anforderungen miteinander

zu vergleichen ist eine andere Aufgabe, als jeweils nur eine Anforderung unabhängig

von den anderen zu bewerten.

Desweiteren ist bei der Auswertung der Anforderungsklassifizierung und der

absoluten Bewertung der Kann-Anforderungen aufgefallen, dass die Bewerter

dieselben Anforderungen zwei Befragungen, welche nur wenige Tage

auseinanderlagen, unterschiedlich bewerten. Wurde beispielsweise bei der

Klassifizierung von einem der Stakeholder festgelegt, dass eine Anforderung „absolut

wichtig“ ist, die Verdichtung aber ergeben hat, dass diese Anforderung „vorteilhaft“

ist, so musste diese erneut absolut gewichtet werden. Obwohl zwischen den beiden

Bewertungen nur einige Tage lagen, zeigt sich teilweise ein stark divergierendes Bild.

Wurde die Anforderung zuvor als extrem wichtig eingestuft, so muss vermutet werden,

dass diese bei der sich anschießenden absoluten Bewertung den Maximalwert

„ziemlich wichtig“ zugewiesen bekommt. Oftmals wurden diese aber nur noch als

„eher wichtig“ eingestuft. Es ist folglich auch festzustellen, dass unabhängig von der

Befragungsmethode Schwankungen in der Bewertung eines Stakeholders, trotz kurzer

Zeitabstände, durchaus üblich sind. Diese erschweren allerdings den Vergleich

zwischen den unterschiedlichen Methoden.

Dadurch dass nicht alle Anforderungen in eine Hierarchie integriert werden konnten,

können auch nicht alle Blöcke miteinander in Beziehung gesetzt werden. Ein Vergleich

ist stets auf die untersten Anforderungen einer Hierarchie beschränkt. Dies könnte als

Nachteil für den AHP angesehen werden. Es ist jedoch hierbei zu beachten, dass die

Vergleichbarkeit auf die Befragung von 2005 abzielt. Wäre die Definition und

Gliederung der Anforderungen unabhängig von einer zuvor durchgeführten absoluten

Befragung vorgenommen worden, so wäre dieser Effekt nicht aufgetreten.

Es hat sich darüber hinaus gezeigt, wie wichtig die Güte der Einflussgrößen auf eine

Fragestellung für die Qualität des zu ermittelnden Ergebnisses ist. Eine präzise und

ausführliche Definition von Kundenanforderungen ist folglich Voraussetzung für ein

möglichst exaktes Bewertungsergebnis. Kommunikationsschwierigkeiten zwischen

dem Fragenden und dem Befragten können somit vermieden werden. Auf eine exakte

Anforderungsdefinition sollte - unabhängig von der verwendeten Bewertungsmethodik

- stets geachtet werden.

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4.4 Analyse der Umrechnung der relativen in absolute Gewichtungen

In diesem Kapitel soll an einer konkreten Anwendung gezeigt werden, wie relative

Gewichtungen von Kundenanforderungen genutzt werden können. Zu diesem Zweck

werden die in Kapitel 3.2 erfolgten Betrachtungen auf eine praktische Anwendung

übertragen. Die im Zuge dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse sollen bei der

genauen Auswahl der Umrechnungsmethode und Vorgehensweise berücksichtigt

werden.

4.4.1 Die Ergebnisse der Befragung

Im Folgenden werden die Anforderungen und die dazu ermittelten relativen

Gewichtungen aus dieser Arbeit zusammengefasst dargestellt. Die folgenden

Abbildungen zeigen die allgemeinen, die betriebswirtschaftlichen und die ROI-

Anforderungen in dieser Reihenfolge.

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Abbildung 65: Anforderungen (Block A-D) an die Anlage mit Bewertung

2,28 %Warn- und Prüfsysteme müssen/ sollen integriert werdenD6

absolut wichtigDie Software muss/ soll integrierbar in vorhandene Systeme seinD5

0,99 %Das IDS muss/ soll (möglichst) flexibel seinD4.3

absolut wichtigDas IDS muss/ soll (möglichst) viele Daten enthalten könnenD4.2

absolut wichtigDie Fehlerquote des IDS muss/ soll (möglichst) gering seinD4.1

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll ein Identifikationssystem (IDS) aufweisenD3

1,45 %Das Informationsverarbeitungssystem muss/ soll mit (möglichst) geringem Aufwand erweiterbar seinD2.6

absolut wichtigDas Datenübertragungssystem muss/ soll dem Vorhandenen entsprechenD2.5

absolut wichtigDas DVS muss/ soll Daten weitergeben und verarbeiten könnenD2.4

absolut wichtigDie Fehlerquote der Datenübertragung des DVS muss/ soll (möglichst) gering seinD2.3

absolut wichtigDie Datenübertragungsrate im DVS muss/ soll (möglichst) hoch seinD2.2

0,99 %Die Informationsübertragung im DVS muss/ soll kabellos erfolgenD2.1

2,54 %Die Anlage muss/ soll ein Datenverarbeitungssystem (DVS) aufweisenD1

2,25 %Die Anlage muss/ soll auf hohe Gewichte ausgelegt seinC3

absolut wichtigDie auf der Anlage verwendeten Ladungsträger müssen/ sollen wieder verwendbar seinC2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll über Puffermöglichkeiten verfügenC1

5,62 %Die Anlage muss/ soll behindertengerecht seinB5

23,65 %Die Anlage muss/ soll bei laufendem Betrieb gewartet werden könnenB4

absolut wichtigDie Anlage darf/ soll keinen Raum für Zusatzaggregate beanspruchenB3

absolut wichtigDie Anlage darf/ soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigenB2

absolut wichtigDie Anlage darf/ soll nicht (in hohem Maße) weitere Betriebsmittel benötigenB1

absolut unwichtigDie Anlage muss/ soll über eine Sortierfunktion verfügenA9

7,41 %Die Anlage muss/ soll (mit möglichst geringem Aufwand) erweiterbar seinA8

7,58 %Die Anlage muss/ soll in der Streckenführung variabel seinA7

7,26 %Die Anlage muss/ soll im Quelle-/ Senke-Verhältnis (Förderrichtung) variabel seinA6

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll in der Fördermenge variabel seinA5

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll beim Gewicht des Förderguts variabel seinA4.2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll in den Abmessungen des Förderguts variabel seinA4.1

23,22 %Die Anlage muss/ soll schienenlos betrieben werdenA3.2.2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll unaufgeständert installiert und betrieben werdenA3.2.1

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll flurfrei betrieben werdenA3.2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll flurfrei installiert werdenA3.1

7,59 %Die Anlage muss/ soll unstetig fördernA2.2

7,16 %Die Anlage muss/ soll stetig fördernA2.1

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll Schüttgut fördernA1.2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll Stückgut fördernA1.1

BewertungAnforderungenNummer

2,28 %Warn- und Prüfsysteme müssen/ sollen integriert werdenD6

absolut wichtigDie Software muss/ soll integrierbar in vorhandene Systeme seinD5

0,99 %Das IDS muss/ soll (möglichst) flexibel seinD4.3

absolut wichtigDas IDS muss/ soll (möglichst) viele Daten enthalten könnenD4.2

absolut wichtigDie Fehlerquote des IDS muss/ soll (möglichst) gering seinD4.1

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll ein Identifikationssystem (IDS) aufweisenD3

1,45 %Das Informationsverarbeitungssystem muss/ soll mit (möglichst) geringem Aufwand erweiterbar seinD2.6

absolut wichtigDas Datenübertragungssystem muss/ soll dem Vorhandenen entsprechenD2.5

absolut wichtigDas DVS muss/ soll Daten weitergeben und verarbeiten könnenD2.4

absolut wichtigDie Fehlerquote der Datenübertragung des DVS muss/ soll (möglichst) gering seinD2.3

absolut wichtigDie Datenübertragungsrate im DVS muss/ soll (möglichst) hoch seinD2.2

0,99 %Die Informationsübertragung im DVS muss/ soll kabellos erfolgenD2.1

2,54 %Die Anlage muss/ soll ein Datenverarbeitungssystem (DVS) aufweisenD1

2,25 %Die Anlage muss/ soll auf hohe Gewichte ausgelegt seinC3

absolut wichtigDie auf der Anlage verwendeten Ladungsträger müssen/ sollen wieder verwendbar seinC2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll über Puffermöglichkeiten verfügenC1

5,62 %Die Anlage muss/ soll behindertengerecht seinB5

23,65 %Die Anlage muss/ soll bei laufendem Betrieb gewartet werden könnenB4

absolut wichtigDie Anlage darf/ soll keinen Raum für Zusatzaggregate beanspruchenB3

absolut wichtigDie Anlage darf/ soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigenB2

absolut wichtigDie Anlage darf/ soll nicht (in hohem Maße) weitere Betriebsmittel benötigenB1

absolut unwichtigDie Anlage muss/ soll über eine Sortierfunktion verfügenA9

7,41 %Die Anlage muss/ soll (mit möglichst geringem Aufwand) erweiterbar seinA8

7,58 %Die Anlage muss/ soll in der Streckenführung variabel seinA7

7,26 %Die Anlage muss/ soll im Quelle-/ Senke-Verhältnis (Förderrichtung) variabel seinA6

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll in der Fördermenge variabel seinA5

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll beim Gewicht des Förderguts variabel seinA4.2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll in den Abmessungen des Förderguts variabel seinA4.1

23,22 %Die Anlage muss/ soll schienenlos betrieben werdenA3.2.2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll unaufgeständert installiert und betrieben werdenA3.2.1

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll flurfrei betrieben werdenA3.2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll flurfrei installiert werdenA3.1

7,59 %Die Anlage muss/ soll unstetig fördernA2.2

7,16 %Die Anlage muss/ soll stetig fördernA2.1

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll Schüttgut fördernA1.2

absolut wichtigDie Anlage muss/ soll Stückgut fördernA1.1

BewertungAnforderungenNummer

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- 190 - SFB 696

Abbildung 66: Betriebswirtschaftliche Anforderungen (Block E) an die Anlage

Abbildung 67: ROI-Anforderungen (Block R) an die Anlage mit Bewertung

Die getrennte und unterschiedliche Bewertung der Anforderungen zeigt sich jetzt bei

den Ergebnissen. So sind die Anforderungen in Abbildung 65 zunächst unterteilt in

absolut wichtige, absolut unwichtige sowie relativ wichtige Anforderungen. Bei der

letzten Kategorie ist der entsprechende Prozentwert des Ergebnisses der Bewertung

angegeben. Diese Prozentwerte ergeben zusammen die für eine Bewertung zu

vergebenden 100%. Die in Abbildung 67 dargestellten ROI-Anforderungen sind

Die Anlage muss/ soll sich schnell amortisierenE3

Die Anlage muss/ soll im Dreischichtbetrieb betrieben werden könnenE2.3

Die Anlage muss/ soll im Zweischichtbetrieb betrieben werden könnenE2.2

Die Anlage muss/ soll im Einschichtbetrieb betrieben werden könnenE2.1

Alternativen:

SchichtbetriebE2

Die Anlage muss/ soll geleast werden könnenE1.3

Die Anlage muss/ soll gekauft werden könnenE1.2

Die Anlage muss/ soll gemietet werde könnenE1.1

Alternativen:

FinanzierungsartE1

Betriebswirtschaftliche AnforderungenNummer

Die Anlage muss/ soll sich schnell amortisierenE3

Die Anlage muss/ soll im Dreischichtbetrieb betrieben werden könnenE2.3

Die Anlage muss/ soll im Zweischichtbetrieb betrieben werden könnenE2.2

Die Anlage muss/ soll im Einschichtbetrieb betrieben werden könnenE2.1

Alternativen:

SchichtbetriebE2

Die Anlage muss/ soll geleast werden könnenE1.3

Die Anlage muss/ soll gekauft werden könnenE1.2

Die Anlage muss/ soll gemietet werde könnenE1.1

Alternativen:

FinanzierungsartE1

Betriebswirtschaftliche AnforderungenNummer

5,36 %Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal für die logistische Anlage soll möglichst gering seinR2.3.2

5,36 %Der Schulungsaufwand für das die logistische Anlage nutzende Personal soll möglichst gering seinR2.3.1

10,71 %Die Installationskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering seinR2.2

64,28 %Die Anschaffungskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering seinR2.1

4,08 %Die Qualifikation der die logistische Anlage nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering seinR1.2.3.2

0,68 %Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der logistischen Anlage soll möglichst gering seinR1.2.3.1

1,19 %Die Wartungskosten für die Anlage sollen möglichst gering seinR1.2.2

1,19 %Die Betriebskosten für die Anlage sollen möglichst gering seinR1.2.1

0,33 %Die logistischen Anlage soll keine Rüstzeiten erfordernR1.1.4

0,42 %Die logistische Anlage soll nicht häufig gewartet werden müssenR1.1.3.2

2,55 %Die Bedienfehlerquote soll minimal bleibenR1.1.3.1

2,97 %Die logistische Anlage soll keine Beschädigungen am Fördergut verursachenR1.1.2

0,87 %Die logistische Anlage soll über einen hohen Durchsatz verfügenR1.1.1

BewertungROI-AnforderungenNummer

5,36 %Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal für die logistische Anlage soll möglichst gering seinR2.3.2

5,36 %Der Schulungsaufwand für das die logistische Anlage nutzende Personal soll möglichst gering seinR2.3.1

10,71 %Die Installationskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering seinR2.2

64,28 %Die Anschaffungskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering seinR2.1

4,08 %Die Qualifikation der die logistische Anlage nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering seinR1.2.3.2

0,68 %Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der logistischen Anlage soll möglichst gering seinR1.2.3.1

1,19 %Die Wartungskosten für die Anlage sollen möglichst gering seinR1.2.2

1,19 %Die Betriebskosten für die Anlage sollen möglichst gering seinR1.2.1

0,33 %Die logistischen Anlage soll keine Rüstzeiten erfordernR1.1.4

0,42 %Die logistische Anlage soll nicht häufig gewartet werden müssenR1.1.3.2

2,55 %Die Bedienfehlerquote soll minimal bleibenR1.1.3.1

2,97 %Die logistische Anlage soll keine Beschädigungen am Fördergut verursachenR1.1.2

0,87 %Die logistische Anlage soll über einen hohen Durchsatz verfügenR1.1.1

BewertungROI-AnforderungenNummer

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- 191 - SFB 696

ausschließlich relative Anforderungen. Auch sie ergeben aufsummiert erneut 100%.

Die betriebswirtschaftlichen Anforderungen in Abbildung 66 sind lediglich der

Vollständigkeit halber dargestellt. Da die wenigen Anforderungen dieses Bereiches

Alternativen darstellen, erscheint eine weitere Betrachtung dieser Anforderungen in

einer QFD nicht sinnvoll. Aus diesem Grund beschäftigen sich die weiteren

Betrachtungen lediglich mit den Anforderungen aus Abbildung 65 und Abbildung 67.

4.4.2 Nutzung der relativen Gewichte

Bevor mit der Nutzung der relativen Gewichtung begonnen werden kann, muss

zunächst definiert werden, mit welcher Methode dies geschehen soll. In Kapitel 3.3

dieser Arbeit wurden verschiedene Ansätze aufgezeigt, mit dem dies theoretisch

geschehen kann. Unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile wird für das weitere

Vorgehen eine Umrechnung der relativen Werte in eine absolute Skala festgelegt.

Wie bereits beschrieben, können die Anforderungen aus den unterschiedlichen

Bereichen nicht kombiniert werden. Deshalb werden im Weiteren die allgemeinen

Anforderungen (Block A-D) und die ROI-Anforderungen (Block R) getrennt und

nacheinander umgerechnet. Aufgrund des in Kapitel 3.3.3.2 beschriebenen

Genauigkeitsverlustes soll dabei eine Umrechnung in eine Skala von 1 bis 10 erfolgen.

Eine Umrechnung in eine Skala mit wenigeren Elementen würde zu einem noch

höheren Genauigkeitsverlust führen.

Für die Überführung der Ergebnisse der Anforderungsbewertung stellt sich zunächst

das Problem des kombinierten Auftretens von absoluten und relativen Bewertungen

bei den allgemeinen Anforderungen dar. Von den insgesamt 36 Anforderungen sind 21

als absolut wichtig identifiziert worden. Lediglich eine Anforderung ist dagegen als

absolut unwichtig anzusehen. Dies liegt darin begründet, dass die Anforderung nach

einer Sortierfunktion nicht besteht, da sie in dem Fall für die konkrete Anwendung

nicht benötigt wird. Auf Grund dessen verliert diese Anforderung für die weitere

Betrachtung ihre Bedeutung und kann somit vernachlässigt werden. Die übrigen 14

Anforderungen sind relativ wichtig und dementsprechend mit einer gewissen

Prozentzahl bewertet.

Die absolut wichtigen Anforderungen müssen bei der Zuweisung eines absoluten

Wertes den Höchstwert erhalten. Der Grund hierfür ist, dass sie als unverzichtbar

identifiziert worden sind und dementsprechend keine der relativen Anforderungen

über ihnen stehen kann. Bei einer absoluten Skala von 1 bis10 wird ihnen folglich der

Wert 10 zugeschrieben.

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- 192 - SFB 696

Die Umrechnung der 14 relativen Werte der allgemeinen Anforderungen erfolgt in

Anlehnung an die in Kapitel 3.3.3 dargestellte Vorgehensweise. Aus diesem Grund wird

hier auf eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Rechenschritte verzichtet. Eine

Änderung soll allerdings für den Höchstwert der relativen Werte gelten. Um den

Unterschied der absolut wichtigen und der relativ wichtigen Anforderungen gerecht zu

werden, soll der Skalenhöchstwert ausschließlich für die zuletzt genannten

Anforderungen vorbehalten bleiben. Das bedeutet, dass die relativen Anforderungen

lediglich in die Skalenwerte von 1 bis 9 eingeteilt werden. Tabelle 37 zeigt noch einmal

die relativen Anforderungen und ihre Gewichte in Prozent zusammengefasst:

Tabelle 37: Relativer Teil der allgemeinen Anforderungen (Block A-D)

Mit diesen Werten ergibt sich die Größe des Intervalls zu dem gerundeten Wert:

23,65 / 9 = 2,63

2,28D6

0,99D4.3

1,45D2.6

0,99D2.1

2,54D1

2,25C3

5,62B5

23,65B4

7,41A8

7,58A7

7,26A6

23,22A3.2.2

7,59A2.2

7,16A2.1

relativer WertKundenanforderung

2,28D6

0,99D4.3

1,45D2.6

0,99D2.1

2,54D1

2,25C3

5,62B5

23,65B4

7,41A8

7,58A7

7,26A6

23,22A3.2.2

7,59A2.2

7,16A2.1

relativer WertKundenanforderung

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- 193 - SFB 696

Das Zustandekommen der neun Intervalle für die absoluten Skalenwerte 1 bis 9 zeigt

Abbildung 68:

Abbildung 68: Intervallgrenzen für die relativen allgemeinen Anforderungen

(Block A-D)

Mit Hilfe der Intervallgrenzen kann nun für jeden relativen Wert der entsprechende

absolute Skalenwert bestimmt werden.

00 • 2,63

2,631 • 2,63

5,262 • 2,63

7,883 • 2,63

10,514 • 2,63

13,145 • 2,63

15,776 • 2,63

18,397 • 2,63

21,028 • 2,63

23,659 • 2,63

IntervallgrenzenBerechnung

0-2,631

2,63-5,262

5,26-7,883

7,88-10,514

10,51-13,145

13,14-15,776

15,77-18,397

18,39-21,028

21,02-23,659

IntervalleSkalenwerte

00 • 2,63

2,631 • 2,63

5,262 • 2,63

7,883 • 2,63

10,514 • 2,63

13,145 • 2,63

15,776 • 2,63

18,397 • 2,63

21,028 • 2,63

23,659 • 2,63

IntervallgrenzenBerechnung

0-2,631

2,63-5,262

5,26-7,883

7,88-10,514

10,51-13,145

13,14-15,776

15,77-18,397

18,39-21,028

21,02-23,659

IntervalleSkalenwerte

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- 194 - SFB 696

Abbildung 69: Zuordnung der absoluten Wert bei den allgemeinen Anforderungen

(Block A-D)

Damit ergeben sich als Eingangsgröße für eine mögliche QFD die Anforderungen und

ihre Bewertungen, wie sie in der folgenden Tabelle 38 gezeigt werden.

10-2,632,28

10-2,630,99

10-2,631,45

10-2,630,99

10-2,632,54

10-2,632,25

35,26-7,885,62

921,02-23,6523,65

35,26-7,887,41

35,26-7,887,58

35,26-7,887,26

921,02-23,6523,22

35,26-7,887,59

35,26-7,887,16

Absoluter Wert

Entsprechendes Intervall

Relativer Wert

10-2,632,28

10-2,630,99

10-2,631,45

10-2,630,99

10-2,632,54

10-2,632,25

35,26-7,885,62

921,02-23,6523,65

35,26-7,887,41

35,26-7,887,58

35,26-7,887,26

921,02-23,6523,22

35,26-7,887,59

35,26-7,887,16

Absoluter Wert

Entsprechendes Intervall

Relativer Wert

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- 195 - SFB 696

Tabelle 38: Absolute Gewichte der allgemeinen Anforderungen (Block A-D)

1Warn- und Prüfsysteme müssen/ sollen integriert werdenD6

10Die Software muss/ soll integrierbar in vorhandene Systeme seinD5

1Das IDS muss/ soll (möglichst) flexibel seinD4.3

10Das IDS muss/ soll (möglichst) viele Daten enthalten könnenD4.2

10Die Fehlerquote des IDS muss/ soll (möglichst) gering seinD4.1

10Die Anlage muss/ soll ein Identifikationssystem (IDS) aufweisenD3

1Das Informationsverarbeitungssystem muss/ soll mit (möglichst) geringem Aufwand erweiterbar seinD2.6

10Das Datenübertragungssystem muss/ soll dem Vorhandenen entsprechenD2.5

10Das DVS muss/ soll Daten weitergeben und verarbeiten könnenD2.4

10Die Fehlerquote der Datenübertragung des DVS muss/ soll (möglichst) gering seinD2.3

10Die Datenübertragungsrate im DVS muss/ soll (möglichst) hoch seinD2.2

1Die Informationsübertragung im DVS muss/ soll kabellos erfolgenD2.1

1Die Anlage muss/ soll ein Datenverarbeitungssystem (DVS) aufweisenD1

1Die Anlage muss/ soll auf hohe Gewichte ausgelegt seinC3

10Die auf der Anlage verwendeten Ladungsträger müssen/ sollen wieder verwendbar seinC2

10Die Anlage muss/ soll über Puffermöglichkeiten verfügenC1

3Die Anlage muss/ soll behindertengerecht seinB5

9Die Anlage muss/ soll bei laufendem Betrieb gewartet werden könnenB4

10Die Anlage darf/ soll keinen Raum für Zusatzaggregate beanspruchenB3

10Die Anlage darf/ soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigenB2

10Die Anlage darf/ soll nicht (in hohem Maße) weitere Betriebsmittel benötigenB1

0Die Anlage muss/ soll über eine Sortierfunktion verfügenA9

3Die Anlage muss/ soll (mit möglichst geringem Aufwand) erweiterbar seinA8

3Die Anlage muss/ soll in der Streckenführung variabel seinA7

3Die Anlage muss/ soll im Quelle-/ Senke-Verhältnis (Förderrichtung) variabel seinA6

10Die Anlage muss/ soll in der Fördermenge variabel seinA5

10Die Anlage muss/ soll beim Gewicht des Förderguts variabel seinA4.2

10Die Anlage muss/ soll in den Abmessungen des Förderguts variabel seinA4.1

9Die Anlage muss/ soll schienenlos betrieben werdenA3.2.2

10Die Anlage muss/ soll unaufgeständert installiert und betrieben werdenA3.2.1

10Die Anlage muss/ soll flurfrei betrieben werdenA3.2

10Die Anlage muss/ soll flurfrei installiert werdenA3.1

3Die Anlage muss/ soll unstetig fördernA2.2

3Die Anlage muss/ soll stetig fördernA2.1

10Die Anlage muss/ soll Schüttgut fördernA1.2

10Die Anlage muss/ soll Stückgut fördernA1.1

Absoluter WertAnforderungenNummer

1Warn- und Prüfsysteme müssen/ sollen integriert werdenD6

10Die Software muss/ soll integrierbar in vorhandene Systeme seinD5

1Das IDS muss/ soll (möglichst) flexibel seinD4.3

10Das IDS muss/ soll (möglichst) viele Daten enthalten könnenD4.2

10Die Fehlerquote des IDS muss/ soll (möglichst) gering seinD4.1

10Die Anlage muss/ soll ein Identifikationssystem (IDS) aufweisenD3

1Das Informationsverarbeitungssystem muss/ soll mit (möglichst) geringem Aufwand erweiterbar seinD2.6

10Das Datenübertragungssystem muss/ soll dem Vorhandenen entsprechenD2.5

10Das DVS muss/ soll Daten weitergeben und verarbeiten könnenD2.4

10Die Fehlerquote der Datenübertragung des DVS muss/ soll (möglichst) gering seinD2.3

10Die Datenübertragungsrate im DVS muss/ soll (möglichst) hoch seinD2.2

1Die Informationsübertragung im DVS muss/ soll kabellos erfolgenD2.1

1Die Anlage muss/ soll ein Datenverarbeitungssystem (DVS) aufweisenD1

1Die Anlage muss/ soll auf hohe Gewichte ausgelegt seinC3

10Die auf der Anlage verwendeten Ladungsträger müssen/ sollen wieder verwendbar seinC2

10Die Anlage muss/ soll über Puffermöglichkeiten verfügenC1

3Die Anlage muss/ soll behindertengerecht seinB5

9Die Anlage muss/ soll bei laufendem Betrieb gewartet werden könnenB4

10Die Anlage darf/ soll keinen Raum für Zusatzaggregate beanspruchenB3

10Die Anlage darf/ soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigenB2

10Die Anlage darf/ soll nicht (in hohem Maße) weitere Betriebsmittel benötigenB1

0Die Anlage muss/ soll über eine Sortierfunktion verfügenA9

3Die Anlage muss/ soll (mit möglichst geringem Aufwand) erweiterbar seinA8

3Die Anlage muss/ soll in der Streckenführung variabel seinA7

3Die Anlage muss/ soll im Quelle-/ Senke-Verhältnis (Förderrichtung) variabel seinA6

10Die Anlage muss/ soll in der Fördermenge variabel seinA5

10Die Anlage muss/ soll beim Gewicht des Förderguts variabel seinA4.2

10Die Anlage muss/ soll in den Abmessungen des Förderguts variabel seinA4.1

9Die Anlage muss/ soll schienenlos betrieben werdenA3.2.2

10Die Anlage muss/ soll unaufgeständert installiert und betrieben werdenA3.2.1

10Die Anlage muss/ soll flurfrei betrieben werdenA3.2

10Die Anlage muss/ soll flurfrei installiert werdenA3.1

3Die Anlage muss/ soll unstetig fördernA2.2

3Die Anlage muss/ soll stetig fördernA2.1

10Die Anlage muss/ soll Schüttgut fördernA1.2

10Die Anlage muss/ soll Stückgut fördernA1.1

Absoluter WertAnforderungenNummer

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- 196 - SFB 696

Die als absolut unwichtig identifizierte Anforderung A9 ist in Tabelle 38 mit einer 0

angesetzt worden. Das ansonsten lediglich vier verschiedene absolute Werte

vorkommen, ist ein zufälliger Effekt.

Die Umrechnung der ROI-Anforderungen erfolgt nach dem gleichen Schema. Allerdings

müssen hierbei keine Unterscheidungen in absolut wichtige, absolut unwichtige und

relativ wichtige Anforderungen beachtet werden. Stattdessen liegen alle 13

Anforderungen mit relativen Gewichtungen vor. Aus diesem Grund verteilen sich jetzt

die kompletten Skalenwerte 1 bis 10 auf die relativen Gewichte. Die folgenden

Abbildungen und Tabellen dokumentieren die Schritte der Umrechnung der relativen

Werte in die absolute Skala.

Tabelle 39: Relative Gewichtungen der ROI-Anforderungen (Block R)

5,36R2.3.2

5,36R2.3.1

10,71R2.2

64,28R2.1

4,08R1.2.3.2

0,68R1.2.3.1

1,19R1.2.2

1,19R1.2.1

0,33R1.1.4

0,42R1.1.3.2

2,55R1.1.3.1

2,97R1.1.2

0,87R1.1.1

relativer WertKundenanforderung

5,36R2.3.2

5,36R2.3.1

10,71R2.2

64,28R2.1

4,08R1.2.3.2

0,68R1.2.3.1

1,19R1.2.2

1,19R1.2.1

0,33R1.1.4

0,42R1.1.3.2

2,55R1.1.3.1

2,97R1.1.2

0,87R1.1.1

relativer WertKundenanforderung

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- 197 - SFB 696

Abbildung 70: Intervallgrenzen der ROI-Anforderungen

Tabelle 40: Zuordnung der absoluten Werte bei den ROI-Anforderungen

00 • 6,428

6,431 • 6,428

12,862 • 6,428

19,283 • 6,428

25,714 • 6,428

32,145 • 6,428

38,576 • 6,428

45,007 • 6,428

51,428 • 6,428

57,859 • 6,428

64,2810 • 6,428

IntervallgrenzenBerechnung

0-6,431

6,43-12,862

12,86-19,283

19,28-25,714

25,71-32,145

32,14-38,576

38,57-45,007

45,00-51,428

51,42-57,859

57,85-64,2810

IntervalleSkalenwerte

00 • 6,428

6,431 • 6,428

12,862 • 6,428

19,283 • 6,428

25,714 • 6,428

32,145 • 6,428

38,576 • 6,428

45,007 • 6,428

51,428 • 6,428

57,859 • 6,428

64,2810 • 6,428

IntervallgrenzenBerechnung

0-6,431

6,43-12,862

12,86-19,283

19,28-25,714

25,71-32,145

32,14-38,576

38,57-45,007

45,00-51,428

51,42-57,859

57,85-64,2810

IntervalleSkalenwerte

10-6,435,36

10-6,435,36

26,43-12,8610,71

1057,85-64,2864,28

10-6,434,08

10-6,430,68

10-6,431,19

10-6,431,19

10-6,430,33

10-6,430,42

10-6,432,55

10-6,432,97

10-6,430,87

Absoluter Wert

Entsprechendes Intervall

Relativer Wert

10-6,435,36

10-6,435,36

26,43-12,8610,71

1057,85-64,2864,28

10-6,434,08

10-6,430,68

10-6,431,19

10-6,431,19

10-6,430,33

10-6,430,42

10-6,432,55

10-6,432,97

10-6,430,87

Absoluter Wert

Entsprechendes Intervall

Relativer Wert

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- 198 - SFB 696

Nach diesen Berechnungen ergeben sich die absoluten Werte für die ROI-

Anforderungen wie in Tabelle 41 dargestellt:

Tabelle 41: Absolute Gewichte der ROI-Anforderungen

Auffällig ist, dass 11 von 13 Anforderungen mit derselben Bewertung versehen worden

sind und zwar mit der 1. Der Grund hierfür liegt bei den Zahlen der relativen

Bewertungen. Zum einen ist der höchste relative Wert der ROI-Anforderungen mit

64,28 % extrem hoch. Die Konsequenz ist, dass auch die Intervalle, in die die

restlichen relativen Werte einsortiert werden, sehr groß sind. Zum anderen sind den

meisten relativen Anforderungen sehr niedrige Werte zugeordnet worden und bleiben

somit unter der ersten Grenze von 6,428 %. Hierdurch fallen sie in die unterste

Kategorie. Festzustellen ist aber auch, dass dieser beschriebene Effekt bei den

allgemeinen Anforderungen nicht so deutlich auftritt.

1Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal für die logistische Anlage soll möglichst gering seinR2.3.2

1Der Schulungsaufwand für das die logistische Anlage nutzende Personal soll möglichst gering seinR2.3.1

2Die Installationskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering seinR2.2

10Die Anschaffungskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering seinR2.1

1Die Qualifikation der die logistische Anlage nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering seinR1.2.3.2

1Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der logistischen Anlage soll möglichst gering seinR1.2.3.1

1Die Wartungskosten für die Anlage sollen möglichst gering seinR1.2.2

1Die Betriebskosten für die Anlage sollen möglichst gering seinR1.2.1

1Die logistischen Anlage soll keine Rüstzeiten erfordernR1.1.4

1Die logistische Anlage soll nicht häufig gewartet werden müssenR1.1.3.2

1Die Bedienfehlerquote soll minimal bleibenR1.1.3.1

1Die logistische Anlage soll keine Beschädigungen am Fördergut verursachenR1.1.2

1Die logistische Anlage soll über einen hohen Durchsatz verfügenR1.1.1

BewertungROI-AnforderungenNummer

1Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal für die logistische Anlage soll möglichst gering seinR2.3.2

1Der Schulungsaufwand für das die logistische Anlage nutzende Personal soll möglichst gering seinR2.3.1

2Die Installationskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering seinR2.2

10Die Anschaffungskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering seinR2.1

1Die Qualifikation der die logistische Anlage nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering seinR1.2.3.2

1Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der logistischen Anlage soll möglichst gering seinR1.2.3.1

1Die Wartungskosten für die Anlage sollen möglichst gering seinR1.2.2

1Die Betriebskosten für die Anlage sollen möglichst gering seinR1.2.1

1Die logistischen Anlage soll keine Rüstzeiten erfordernR1.1.4

1Die logistische Anlage soll nicht häufig gewartet werden müssenR1.1.3.2

1Die Bedienfehlerquote soll minimal bleibenR1.1.3.1

1Die logistische Anlage soll keine Beschädigungen am Fördergut verursachenR1.1.2

1Die logistische Anlage soll über einen hohen Durchsatz verfügenR1.1.1

BewertungROI-AnforderungenNummer

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- 199 - SFB 696

5 Zusammenfassung und Ausblick

Im Rahmen der hier beschriebenen Arbeiten wurde deutlich, dass eine konsequente

Typisierung, Strukturierung und relative Gewichtung von Kundenanforderungen

mittels AHP im Vergleich zu absoluten Bewertungstechniken einen hohen

Initialaufwand fordern. Im Gegenzug kann aber die Qualität der Eingangsgrößen

hierdurch deutlich gesteigert und somit die gesamte QFD verbessert werden.

Zum einen wird durch den konzeptionellen Rahmen der AHP-Methodik vermieden,

dass Kundenanforderungen ungleicher Dimension direkt miteinander in Bezug gesetzt

werden. Desweiteren werden die Befragten durch den paarweisen Vergleich

gezwungen, sich intensiv mit der Problemstellung auseinander zu setzen und eine

differenzierte Gewichtung vorzunehmen. Dies ist bei einer absoluten Bewertung nicht

der Fall. Hier kann der Kunde die Anforderungen theoretisch völlig willkürlich

gewichten, ohne dass dies objektiv festgestellt werden kann. Der AHP bietet hingegen

mit der Berechung des Inkonsistenzfaktors ein einfaches Kontrollinstrument zur

Beurteilung der Qualität der Kundenaussagen.

Die Bewertungstechnik des paarweisen Vergleichs eignet sich vor allem aus zweierlei

Gründen für die Gewichtung von Kundenanforderungen. Zum einen wird vom

Befragten augrund der umfangreichen Bewertungsskala und der Forderung nach

Konsistenz mehr Aufmerksamkeit als bei den absoluten Verfahren abverlangt. Da das

Bewertungsschema eine starke Analogie zu alltäglichen menschlichen

Lösungsstrategien aufweist, wirkt sich dieser Effekt positiv auf die Genauigkeit der

Ergebnisse aus, ohne dabei den Befragten methodisch zu überfordern. Zum anderen

können die Nutzendifferenzen zwischen einzelnen Anforderungen sinnvoll

interpretiert werden. Dies ist mit einer absoluten Bewertung nicht zulässig.

Ob der AHP zur Priorisierung von Kundenanforderungen eingesetzt werden sollte,

hängt entscheidend von den Einflussgrößen eines konkreten Projektes ab. Tendenziell

wird die Anwendung sowohl für die Befragten, als auch für diejenigen, die die

Ergebnisse auswerten und weiterverarbeiten mit einer hohen Anzahl von

Anforderungen schwieriger und ist hierfür nur bedingt zu empfehlen. Aufgrund der

methodischen Restriktionen müssen viele Einzelschritte durchgeführt werden, um

eine komplexe Anforderungsstruktur abbilden zu können. Hinzu kommt, dass mit

zunehmender Komplexität des Modells auch der Aufwand für die Bewertung und

Auswertung schnell ansteigt.

Da die mittels AHP gewonnenen Ergebnisse in Form von relativen Zahlen vorliegen,

müssen bei einer Integration in die QFD-Methodik zwei Folgeaspekte beachtet

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- 200 - SFB 696

werden. Zwar kann ein Ranking der Anforderungen gebildet und sogar die Abstände

zwischen den einzelnen Prioritäten bestimmt werden, jedoch fehlt die Angabe eines

absoluten Nutzenwertes, wie er mittels direkter Punktevergabe ermittelt wird. Nur die

Punkte können aber direkt in das HoQ übernommen und weiterverrechnet werden.

Ein Lösungsansatz zur Integration relativ gewichteter Kundenanforderungen in eine

QFD muss verschiedene Anforderungen erfüllen. Die wichtigsten von ihnen sind eine

Genauigkeitssteigerung der Ergebnisse, eine geringe Verfremdung, eine leichte

Verständlichkeit, ein geringer Zeitaufwand sowie die Vermeidung von

Unausgewogenheiten bei den Eingangsgrößen. Im Rahmen dieser Arbeiten konnte kein

Lösungsansatz gefunden werden, der alle fünf Anforderungen gleichermaßen optimal

erfüllt. Stattdessen sind drei sehr unterschiedliche Möglichkeiten zur Integration

relativer Werte beschrieben worden, die bei den Anforderungen jeweils einen anderen

Schwerpunkt setzten. So tritt bei der Anpassung der Skalen kein Genauigkeitsverlust

auf und auch der Aufwand ist vergleichsweise gering, aber es kommt zu einer leichten

Verfremdung. Der zweite Lösungsansatz, die Anpassung aller Eingangswerte, ist

gekennzeichnet durch eine Erhöhung der Genauigkeit aller Eingangsgrößen, doch der

Aufwand für die Umsetzung ist erheblich. Bei der Umrechung der relativen in absolute

Werte ist sowohl der Aufwand als auch die Verfremdung äußerst gering, allerdings tritt

bei dieser Vorgehensweise immer ein Genauigkeitsverlust auf. Die Übertragbarkeit der

Auswirkungen, Problemstellungen und Lösungsansätze, die auf Grundlage des QFD-

Ansatzes nach ASI entwickelt worden sind, auf den QFD-Ansatz von Prof. Akao, ist

schwierig und gelingt nur sehr eingeschränkt. Dies liegt auch daran, dass die

gewichteten Kundenanforderungen zwar zunächst als absolute Werte in diesem QFD-

Ansatz eingehen, dann aber in der Qualitätsplanung zu der relativen Größe

„Gewichtungsfaktor der Qualitätsforderung“ verrechnet werden. Eine Kombination

von AHP und dem QFD-Ansatz von Akao wird sich am einfachsten durch die

Umrechnung der relativen Werte in absolute ermöglichen lassen.

Die praktische Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse auf die bewerteten

Anforderungen konnte ohne Probleme durchgeführt werden. Dies zeigt, dass eine

Umrechnung von relativen Werten in eine absolute Skala auch in der Praxis schnell

und einfach möglich ist. Zusätzlich wurde die Problematik des kombinierten

Auftretens von absolut und relativ wichtigen Anforderungen gelöst. Weitere

Forschungsschritte in diesem Umfeld können eine exaktere Abschätzung des

Genauigkeitsverlustes ergeben, der bei der Umrechnung der relativen in absolute

Werte entsteht. Hierbei ist einerseits die tatsächliche Umrechnungsmethodik zu

analysieren und andererseits abzuschätzen, wie groß die äußeren Einflüsse auf die

Befragung selbst sind. Derzeit wird vermutet, dass diese äußeren Einflussgrößen

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- 201 - SFB 696

deutlich mehr Einfluss auf die Eingangsgrößen einer QFD haben, als der

Genauigkeitsverlust der durch die Umrechnung entsteht.

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7 Anhang

7.1 Anforderungsgliederung

A, B, C, D: Anforderungsklassifizierung (S2, S3.1, S3.2)

E: Anforderungsklassifizierung (S1)

R: Anforderungen der ROI-Bewertung (S1)

A Räumlich-betriebliche Anforderungen

A1 Fördergutart

A1.1 Die Anlage muss/ soll Stückgut fördern

A1.2 Die Anlage muss/ soll Schüttgut fördern

A2 Die Anlage soll in der Förderfrequenz variabel sein

A2.1 Die Anlage muss/ soll stetig fördern

A2.2 Die Anlage muss/ soll unstetig fördern

A3 Installations- und Betriebsart

A3.1 Die Anlage muss/ soll flurfrei installiert werden

A3.2 Die Anlage muss/ soll flurfrei betrieben werden

Restriktion zu A3.2

A3.2.1 Die Anlage muss/ soll unaufgeständert installiert und betrieben werden

Antirestriktion zu A3.2

A3.2.2 Die Anlage muss/ soll schienenlos betrieben werden

A4 Variable Förderguteigenschaften

A4.1 Die Anlage muss/ soll in den Abmessungen des Förderguts variabel sein

A4.2 Die Anlage muss/ soll beim Gewicht des Förderguts variabel sein

A5 Die Anlage muss/ soll in der Fördermenge variabel sein

A6 Die Anlage muss/ soll im Quelle-/ Senke-Verhältnis (Förderrichtung) variabel sein

A7 Die Anlage muss/ soll in der Streckenführung variabel sein

A8 Die Anlage muss/ soll (mit möglichst geringem Aufwand) erweiterbar sein

A9 Die Anlage muss/ soll über eine Sortierfunktion verfügen

B Technische Anforderungen

B1 Die Anlage darf/ soll nicht (in hohem Maße) weitere Betriebsmittel benötigen

B2 Die Anlage darf/ soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigen

B3 Die Anlage darf/ soll keinen Raum für Zusatzaggregate beanspruchen

B4 Die Anlage muss/ soll bei laufendem Betrieb gewartet werden können

B5 Die Anlage muss/ soll behindertengerecht sein

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C Produktionstechnische Anforderungen

C1 Die Anlage muss/ soll über Puffermöglichkeiten verfügen

C2 Die auf der Anlage verwendeten Ladungsträger müssen/ sollen wieder verwendbar sein

C3 Die Anlage muss/ soll auf hohe Gewichte ausgelegt sein

D Informationsverarbeitungsanforderungen

D1 Die Anlage muss/ soll ein Datenverarbeitungssystem (DVS) aufweisen

D2 Spezifische Eigenschaften des DVS

D2.1 Die Informationsübertragung im DVS muss/ soll kabellos erfolgen

D2.2 Die Datenübertragungsrate im DVS muss/ soll (möglichst) hoch sein

D2.3 Die Fehlerquote der Datenübertragung des DVS muss/ soll (möglichst) gering sein

D2.4 Das DVS muss/ soll Daten weitergeben und verarbeiten können

D2.5 Das Datenübertragungssystem muss/ soll dem Vorhandenen entsprechen

D2.6 Das Informationsverarbeitungssystem muss/ soll mit (möglichst) geringem Aufwand erweiterbar sein

D3 Die Anlage muss/ soll ein Identifikationssystem (IDS) aufweisen

D4 Spezifische Eigenschaften des IDS

D4.1 Die Fehlerquote des IDS muss/ soll (möglichst) gering sein

D4.2 Das IDS muss/ soll (möglichst) viele Daten enthalten können

D4.3 Das IDS muss/ soll (möglichst) flexibel sein

D5 Die Software muss/ soll integrierbar in vorhandene Systeme sein

D6 Warn- und Prüfsysteme müssen/ sollen integriert werden

E Betriebswirtschaftliche Anforderungen

E1 Finanzierungsart

Alternativen:

E1.1 Die Anlage muss/ soll gemietet werde können

E1.2 Die Anlage muss/ soll gekauft werden können

E1.3 Die Anlage muss/ soll geleast werden können

E2 Schichtbetrieb

Alternativen:

E2.1 Die Anlage muss/ soll im Einschichtbetrieb betrieben werden können

E2.2 Die Anlage muss/ soll im Zweischichtbetrieb betrieben werden können

E2.3 Die Anlage muss/ soll im Dreischichtbetrieb betrieben werden können

E3 Die Anlage muss/ soll sich schnell amortisieren

R ROI-Anforderungen

RZ Der Return on Investment der logistischen Anlage soll maximal sein

R1 Die Güte des Einsparpotentials soll möglichst hoch sein

R1.1 Die Anlagenleistung soll möglichst hoch sein

R1.1.1 Die logistische Anlage soll über einen hohen Durchsatz verfügen

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- 214 - SFB 696

R1.1.2 Die logistische Anlage soll keine Beschädigungen am Fördergut verursachen

R1.1.3 Die logistische Anlage soll keine Ausfallzeiten aufweisen

R1.1.3.1 Die Bedienfehlerquote soll minimal bleiben

R1.1.3.2 Die logistische Anlage soll nicht häufig gewartet werden müssen

R1.1.4 Die logistischen Anlage soll keine Rüstzeiten erfordern

R1.2 Die laufenden Kosten für die Anlage sollen möglichst gering sein

R1.2.1 Die Betriebskosten für die Anlage sollen möglichst gering sein

R1.2.2 Die Wartungskosten für die Anlage sollen möglichst gering sein

R1.2.3 Die Gesamtpersonalkosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein

R1.2.3.1 Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der logistischen Anlage soll möglichst gering sein

R1.2.3.2 Die Qualifikation der die logistische Anlage nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering sein

R2 Die Investitionskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein

R2.1 Die Anschaffungskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein

R2.2 Die Installationskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein

R2.3 Die Schulungskosten sollen möglichst gering sein

R2.3.1 Der Schulungsaufwand für das die logistische Anlage nutzende Personal soll möglichst gering sein

R2.3.2 Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal für die logistische Anlage soll möglichst gering sein

RA Automatisierungsgrad der logistischen Anlage

RA. Der Automatisierungsgrad der logistischen Anlage soll möglichst hoch sein

RA2 Der Automatisierungsgrad der logistischen Anlage soll möglichst gering sein

Page 215: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur ... · - 3 - SFB 696 Abstract Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte kundengerecht entwickeln

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Sonderforschungsbereich 696

Bisher erschienene Technical Reports

0801 Dorothee Wieczorek, Bernd Künne: Untersuchung des

Auslegungskriteriums Tragrollenteilung bei Rollenförderern 0802 Bernd Künne, Jan Eggert: Belastungsprofile eines intralogistischen

Fördersystems auf der Basis von Nutzungsprofilen 0901 Robert Refflinghaus: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses

zur Vorbereitung der kundenspezifischen Eingangsgrößen eines Quality Function Deployments

Alle Technical Reports können im Internet unter http://www.sfb696.uni-dortmund.de/

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