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Masterarbeit Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten Am Beispiel von vier Deutschschweizer Nachrichtenportalen Masterarbeit im Studiengang «New Media Journalism» Leipzig School of Media eingereicht bei Prof. Dr. Martin Welker vorgelegt von Jan Derrer Obergass 26 8260 Stein am Rhein Stein am Rhein, 26. November 2010 Beginn der Arbeit: 01.06.2010 Abgabe der Arbeit: 26.11.2010

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Masterarbeit

Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

Am Beispiel von vier Deutschschweizer Nachrichtenportalen

Masterarbeit im Studiengang «New Media Journalism» Leipzig School of Media

eingereicht bei Prof. Dr. Martin Welker

vorgelegt von Jan Derrer Obergass 26 8260 Stein am Rhein Stein am Rhein, 26. November 2010

Beginn der Arbeit: 01.06.2010 Abgabe der Arbeit: 26.11.2010

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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1. EINLEITUNG ...........................................................................................................4

1.1 Überblick..........................................................................................................................................4

1.2 Begründung der Forschungsfrage und Untersuchungsziel.......................................................5

1.3 Abgrenzung .....................................................................................................................................5

1.4. Ablauf der Untersuchung..............................................................................................................6

1.5 Theoretischer Hintergrund.............................................................................................................6

2. BEGRIFFSKLÄRUNG, FORSCHUNGSSTAND UND UNTERSUCHUNGSFRAGEN .....................................................................................8

2.1 Literatur zu Bewegtbild/Multimedia-Inhalten ...............................................................................8 2.1.1 Verbreitung und Nutzung von Bewegtbildinhalten .....................................................................8 2.1.2 Rezeption von Multimedia-Inhalten............................................................................................9 2.1.3 Produzentenseite: Aufbereitung von Bewegtbild/Multimedia-Inhalten .....................................10 2.1.4 Diskrepanz zwischen multimedialem Wunschdenken und Praxis ...........................................10

2.2 Begriffsdefinition «Multimedia» ..................................................................................................11 2.2.1 Multimodalität und Multimedialität – Multimedia neu definiert..................................................12 2.2.2 Fazit .........................................................................................................................................13

2.3. Die untersuchten Nachrichten-Portale ......................................................................................14

2.4 Untersuchungsfragen und Ableitung der Hypothesen .............................................................16

3. UNTERSUCHUNGSDURCHFÜHRUNG ...............................................................18

3.1 Methode .........................................................................................................................................20

3.2 Auswahlverfahren und Stichprobe .............................................................................................21

3.3 Operationalisierung ......................................................................................................................25

3.4 Reliabilität und Validität ...............................................................................................................27

3.5 Einfluss der gewählten Methode und des Untersuchungsdesigns auf die Befunde.............29

4. ERGEBNISSE: BESCHREIBUNG UND DISKUSSION ........................................31

4.1 Das Bewegtbild/Multimediainhalte-Angebot ..............................................................................31 4.1.1 Anteil Bewegtbild/Multimediainhalte-Angebot am Gesamtangebot .........................................31 4.1.2 Anteil Mehrfachverwendungen von Artikeln mit Bewegtbild/Multimediainhalte-Angebot.........32

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Inhalt

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4.2 Geografische und thematische Zuordnung des Bewegtbild/Multimedia-Angebots ..............32 4.2.1 Geografische Zuordnung .........................................................................................................32 4.2.2 Thematische Zuordnung des Bewegtbild/Multimedia-Angebots ..............................................34 4.2.3 Anteil von Video, Bildstrecken und Informationsgrafiken.........................................................35

4.3 Videos ............................................................................................................................................35 4.3.1 Videoanteil der Portale.............................................................................................................35 4.3.2 Produzenten der Videos ..........................................................................................................36 4.3.3 Journalistische Darstellungsformen der Videos .......................................................................38 4.3.4 Dauer der Videos .....................................................................................................................39

4.4 Bildstrecken...................................................................................................................................40 4.4.1 Produzenten der Bildstrecken-Bilder .......................................................................................40 4.4.2 Bildmenge der Bildstrecken .....................................................................................................42

4.5 Informationsgrafiken ....................................................................................................................43

4.6 Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................................................................43

4.7 Leitfadeninterviews mit Redaktionsleitern und strategischen Entscheidungsträgern .........44 4.7.1 Leitfadengespräche blick.ch ....................................................................................................45 4.7.2 Leitfadengespräche nzz.ch ......................................................................................................47 4.7.3 Leitfadengespräche tagesanzeiger.ch und 20minuten.ch .......................................................49

5. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ............................................................53

LITERATUR...............................................................................................................56

ANHANG ...................................................................................................................59

Codebuch.............................................................................................................................................59

Datenerfassung, Hilfsmittel (verwendete Software) und Operationalisierung.............................64

Untersuchungsergebnisse, tabellarisch ..........................................................................................67

Reliabilitätsüberprüfung.....................................................................................................................78

Ablauf Stichproben-Erhebung...........................................................................................................79

Selbständigkeitserklärung .................................................................................................................82

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1. Einleitung Online-Nachrichtenportalen sind bei der Wahl der Darstellung von Inhalten kaum mehr Gren-zen gesetzt. Text, Bild, Ton, aufgezeichnetes Bewegtbild oder Bewegtbild als Live-Signal sind möglich. Dazu kommen weitere Möglichkeiten wie Interaktivität, Datenbankschnittstel-len und Visualisierung von Daten. Die fast grenzenlosen gestalterischen, technischen und nar-rativen Mittel des Onlinejournalismus sowie deren Kombinationsmöglichkeiten fasst übli-cherweise der Begriff «Multimedia» zusammen. Multimedia ist seit ungefähr 20 Jahren ein Modewort, das im Zusammenhang mit Online-Journalismus gerne und ausgiebig genutzt wird (Opgenhaffen 2008: 1-2). Obwohl der Begriff sehr verbreitet ist, bleibt er schwammig, ist jedoch meistens positiv besetzt. Multimedial gelungene Online-Produktionen wie «13 seconds in August» (Prast www. E: 2007. D: 02-11-2010) unterstützen diesen positiven Ruf. Die US-amerikanische Zeitung «Star Tribune» veröffentlichte 2007 eine aufwändige und eindrückliche Multimediaproduktion über einen Brückeneinsturz in Minneapolis, bei dem an die 200 Autofahrer ums Leben gekommen waren. Die Dokumentation vereinigt Video, Fotos, Audioeindrücke, Text und eine interaktive Datensammlung, die bis heute wächst. Eine solche journalistische Produktion ist in dieser Kombination nur online möglich. Sie unterstreicht Neubergers (2004: 11) Feststellung, dass sich die Stärken der traditionellen Medien im Internet potenzieren. Wer sich jedoch auf Online-Nachrichtenportalen umschaut merkt schnell, dass diese Potenzierung ein seltener (Ideal-) Fall ist. Multimediale Online-Produktionen, die gezielt die Stärken der traditionellen Medien nutzen und daraus neue online-spezifische Darstellungsformen schaffen, sind selten. Zumindest in deutschsprachigen Ländern erschöpft sich Multimedialität in Bildstrecken und Videos .

1.1 Überblick

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Inhaltsanalyse des Bewegtbild/Multimedia-Angebots von blick.ch, nnz.ch, Tagesanzeiger.ch/Newsnetz und 20minuten.ch. In Kapitel 2 werden die Hypothesen abgeleitet. Dieses Kapitel enthält zudem einen Überblick zur Literatur zum Thema Bewegtbild/Multimedia und stellt Nutzerzahlen von Bewegtbild-Inhalten und die ge-schichtlichen und wirtschaftlichen Hintergründe der untersuchten Nachrichten-Portale vor. Eingehend diskutiert wird der Begriff «Multimedia». Die Untersuchungsdurchführung wird in Kapitel 3 dargestellt. Dort wird auch ausführlich auf die technischen und theoretischen Schwierigkeiten einer Online-Inhaltsanalyse eingegangen. Kapitel 4 diskutiert nicht nur die Ergebnisse der Inhaltsanalyse, sondern ergänzt diese auch durch Interviews mit Redaktions-leitern und strategischen Entscheidungsträgern, die hinter den untersuchten Nachrichten-Por-talen stehen.

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1. Einleitung

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1.2 Begründung der Forschungsfrage und Unter-suchungsziel

Die vorliegende Arbeit untersucht nicht die wenigen «Idealfälle» journalistischer Multime-diaproduktionen, sondern den Ist-Zustand. Die Grundfrage, die anhand einer Inhaltsanalyse beantwortet werden soll, lautet: Welche Bewegtbild/Multimedia-Inhalte bieten die vier grössten Deutschschweizer Nachrichtenportale an? Die Ergebnisse sollen das Bewegtbild/Multimedia-Angebot zeigen von blick.ch, nnz.ch, Tagesanzeiger.ch/Newsnetz und 20minuten.ch. Die Konzentration auf das Alltägliche mag zunächst ernüchternd wirken. Denn die Bewegtbild/Multimedia-Inhalte dieser Nachrichten-Portale sind in Bezug auf die Produktionsart bescheiden: Keine aufwändigen Multimedia-Interfaces, keine attraktiv aufbe-reiteten Datenbanken, die ständig wachsen und vom Online-Nutzer ergänzt werden können, keine multimedialen Reportagen, die gekonnt Video, Audio, Text und animierte Infor-mationsgrafiken verweben. Kurz: Es wird nur ein Bruchteil der möglichen technischen, ge-stalterischen und narrativen Möglichkeiten genutzt. Die Konzentration auf den Ist-Zustand hat aber den Vorteil, die derzeitige journalistische Online-Wirklichkeit abzubilden, anstatt sich in Visionen und Möglichkeiten zu verlieren. Neuberger weist darauf hin, dass das Internet gerne als «Wunscherfüllungs-Maschine» diene und die technischen Möglichkeiten unbedacht mit deren journalistischer Umsetzung gleichge-setzt würden (2002b: 30). Die erhobenen Daten zur Verwendung von Bewegbild/Multimedia-Inhalten zeigen also einen Ausschnitt aus einem noch sehr jungen Medium, das sich stark ge-wandelt hat weiterhin in rasantem Wandel ist.

1.3 Abgrenzung

Es gibt bislang noch keine Untersuchung, die sich quantitativ mit den Bewegt-bild/Multimedia-Inhalten von Schweizer Nachrichtenportalen beschäftigt. Diese Lücke soll diese Arbeit füllen. Sie konzentriert sich dabei auf die Deutschschweiz, da dieser Online-Markt übersichtlich und relativ homogen ist und die einzelnen Nachrichtenportale gut mitein-ander vergleichbar sind. Den untersuchten Portalen gemeinsam ist die Zugehörigkeit zu den grössten und wichtigsten privaten Schweizer Medienunternehmen. Sie sind im Internet mit Nachrichtenportalen präsent, die Namen von in der Deutschschweiz etablierten Zeitungstiteln tragen. Zudem gehören sie zu den am meist genutzten Nachrichtenportalen (Net-Metrix www. E: 2010. D: 02-11-2010). Untersucht wurden die Nachrichtenportale www.blick.ch, www.nzz.ch, www.tagesanzeiger.ch und www.20minuten.ch. Blick.ch gehört zu Ringier, nnz.ch zum NZZ-Verlag und die Tamedia betreibt die beiden Portale tagesanzeiger.ch und 20minuten.ch. Wobei tagesanzeiger.ch zum sogenannten Newsnetz gehört. Zu diesem Ver-bund gehören neben dem Zürcher Tages-Anzeiger die Berner Zeitung, Der Bund, die Basler

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Zeitung und die Thurgauer-Zeitung. Die Onlineportale des Newsnetzes erscheinen unter dem jeweiligen Namen und haben ein eigenes Design. Sie bestehen jedoch zum grössten Teil aus einem inhaltlich identischen Mantel, der in Zürich produziert wird. Die einzelnen Titel steu-ern Lokal- und Regionalnachrichten bei.

1.4. Ablauf der Untersuchung

Die Bewegtbild/Multimedia-Inhalte der vier wichtigsten Deutschschweizer Nachrichtenpor-tale www.blick.ch, www.nzz.ch, www.tagesanzeiger.ch und www.20minuten.ch wurden mit einer quantitativen Inhaltsanalyse erfasst. Während einer Woche – vom 3. bis 9. Juni 2010 – wurden jeden Tag um dieselbe Zeit alle Artikel und Bewegtbild/Multimedia-Inhalte der un-tersuchten Portale lokal gespeichert und in einem zweiten Arbeitsschritt codiert. Bei den er-fassten Bewegtbild/Multimedia-Inhalten handelt es sich um Videos, Bildstrecken und Infogra-fiken. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse dienten zur Überprüfung der zuvor erstellten Hypo-thesen (siehe Kapitel 2). In einem weiteren Schritt wurden in allen Verlagen, deren Nach-richtenportale untersucht wurden, Interviews mit den Chefredaktoren und mit Entscheidungs-trägern zur allgemeinen Einschätzung von Bewegtbild/Multimedia-Inhalten geführt.

1.5 Theoretischer Hintergrund

Zusammen mit «Interaktivität» und «Hypertext» gehört das Schlagwort «Multimedia» zu den am meisten untersuchten Online-Eigenschaften in zeitgenössischen kommunikationswissen-schaftlichen Studien (Opgenhaffen 2008: 1). Dabei wird «Multimedia» meistens verstanden als Kombination und Integration von verschiedenen Darstellungsformen wie Text, Video, Bild und Ton (ebd.). Der Begriff «Multimedia» ist mehrdeutig und ein eigentliches Mode-wort. Auch online angebotenes Bewegtbild erhält viel Aufmerksamkeit. Und zwar nicht nur von Seiten der Kommunikationswissenschaft: Auch die Telekommunikationswirtschaft, die Politik und die Internet-Nutzungsforschug interessieren sich für die Entwicklung des Bewegt-bildes im Internet. Zu erwähnen sind zum Beispiel die Bewegtbildstudie der Universität Leipzig (Zerfass www. E: 2008. D: 1-11-2010), die Cisco Studie «Global Mobile Data Traffic Forecast Update, 2009-2014» (Cisco www. E: 2010. D: 02-11-2010) die Untersuchung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) zur Web-TV Nutzung in Deutschland (BLM www: E: 2010. D: 03.11.2010) oder die Schweizer Studie «NET-Metrix-Profile 2010-2» (Net-Metrix www. E: 2010. D: 02.11.2010). Während die Bewegbildstudie die Produzentenseite untersuchte (Einsatz von Video in Journalismus und PR), beschäftigen sich die anderen Studien mit der Konsumentenseite. Sie untersuchen unter anderem Nutzerzahlen, Nutzerverhalten und genutzte Hardware (zum Beispiel Internetzugang via Mobiltelefon oder Tischrechner).

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1. Einleitung

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Auf journalistische Online-Angebote zugeschnitten ist die vergleichende Studie «(No) News On The World Wide Web?» von Quandt (2008). Er untersuchte mit einer verlgeichenden In-haltsanalyse zehn Online-Nachrichtenportale in fünf Ländern (USA, Frankreich, Grossbri-tannien, Deutschland und Russland). Die Studie ergab länderübergreifend einen Mangel an Multimedia-Inhalten und Interaktivität. In der Schweiz konzentriert sich in Bezug auf Online-Journalismus die Diskussion stark auf Qualitätsfragen. Stellvertretend dafür soll das «Jahr-buch 2010 Qualität der Medien Schweiz – Suisse – Svizzera» (Bayraktar et al. www. E: 2010. D: 01.11 2010) genannt werden, das den Schweizer Online-Nachrichtenportalen mangelnde journalistische Qualität vorwirft. Diese Arbeit schliesst an die Untersuchungen von Quandt (2008) und Machill et al. (2010) an, indem sie in erster Linie eine Bestandesaufnahme der Bewegtbild/Multimedia-Inhalte erstellt.

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2. Begriffsklärung, Forschungsstand und Untersuchungsfragen 2.1 Literatur zu Bewegtbild/Multimedia-Inhalten

Umfassende Inhaltsanalysen von Nachrichtenportalen sind in der Journalismusforschung dünn gesät. Die Forscher konzentrierten sich in der Vergangenheit auf die Produzentenseite. Untersucht wurden vor allem die Online-Journalisten selber, also ihre Motive, Meinungen und ihre Arbeitsabläufe (Quandt 2008: 717-718). Auch partizipatorische Ansätze, die den Nutzer als Produzent von Inhalten in den Mittelpunkt stellen, waren laut Quandt (ebd.) in letzter Zeit im Fokus des Forscherinteressens. Quandt (2008: 720) betont jedoch, wie wichtig es ist, den eigentlichen Inhalt von Nachrichtenseiten zu untersuchen. Es genüge nicht, die formalen Attribute der Webseiten bloss aus der technischen Perspektive zu betrachten; also festzustellen, ob die technischen Möglichkeiten von Nachrichtenportalen voll ausgeschöpft werden oder nicht. Quandts bereits oben erwähnte vergleichende Inhaltsstudie (Quandt 2008) ist also die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Die Studie vergleicht zehn Nachrichtenportale aus fünf Ländern (USA, Frankreich, Grossbritannien, Deutschland und Russland). Die Ergeb-nisse sind in Bezug auf Bewegtbild/Multimedia ernüchternd: Es wird länderübergreifend ein Mangel an Multimedia-Inhalten festgestellt. Der grösste Teil der Inhalte besteht aus Text und Fotos. Machill et al. (2010) untersuchten das Online-Video-Angebot von deutschen Lokal- und Regionalzeitungen. Ihre Ergebnisse haben sie unter dem Titel «Viel Fremdes, wenig Ei-genes» zusammengefasst: Eigenproduzierte Online-Bewegtbildinhalte werden von den unter-suchten Zeitungen in der lokalen Berichterstattung nur spärlich eingesetzt. Die meisten Videos stammen von externen Anbietern, behandeln internationale Themen und fast die Hälfte der Videos kann dem Ressort «Vermischtes» zugeordnet werden (ebd.: 1). Die Ten-denz, Videoinhalte extern produzieren zu lassen, zeigt auch die deutsche Bewegtbildstudie (Zerfass www. E: 2008. D: 1-11-2010). 34,7% der befragten Redaktoren geben an, dass Videoinhalte intern produziert werden, bei 31,1% wird vorwiegend intern produziert. 22,5% beziehen Bewegtbildinhalte vorwiegend extern, 11,7% vollständig extern.

2.1.1 Verbreitung und Nutzung von Bewegtbildinhalten

Während Inhaltsanalysen dünn gesät sind, gibt es eine grosse Menge an Studien, die den Ge-brauch und die Verbreitung von Bewegtbildinhalten untersuchen. Vor allem Marktfor-schungsfirmen erheben regelmässig Daten. Die bereits weiter oben erwähnten Untersu-chungen stellten alle eine Zunahme des Bewegtbildkonsums fest: Die jüngste Untersuchung des Schweizer Online-Marktes – inklusive Liechtenstein – (Net-Metrix www. E: 2010. D: 02-11-2010) stellt eine starke Zunahme der regelmässige Online-Nutzung von Radio, TV und Video im zweiten Quartal 2010 von 17% fest im Vorjahresvergleich. Die Studie von Cisco

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2. Begriffsklärung, Forschungsstand und Untersuchungsfragen

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(Cisco www. E: 2010. D: 02-11-2010: 2) sagt voraus, dass Video hauptverantwortlich sein wird für die Zunahme des Datenverkehrs in der Periode 2009 bis 2014. Die Untersuchung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) zur Web-TV Nutzung in Deutschland (BLM www. E: 2010. D: 03-11-2010) stellt eine Verdoppelung des Video-Übertragungsvolu-mens alle zwei bis drei Jahre fest. Gemäss dieser Studie schauen rund 65% der deutschen Online-Nutzer schauen gemäss dieser Studie Online-Videos (ebd.: 5). Dabei stammen 26% der konsumierten Videos von Nachrichten-Onlineportalen, die Submarken von Printmedien sind (ebd.: 16). Auch die Erhebungen des Marktforschungsinstituts Nielsen ergeben durch-wegs eine Zunahme der online konsumierten Videos. Ein Vergleich in den USA des Online-Video-Konsums zwischen 2009 und 2010 zeigt eine Zunahme von 5% (Nielsen Wire www. D: 11-03-2010). Global schauen ungefähr 70% der Online-Nutzer Videos, wobei der Anteil in Nordamerika und Europa im Vergleich zur restlichen Welt tiefer ist (Nielsen Company www. D: 10-11-2010). Das Pew Research Center fand heraus, das 62% der Online-Nutzer schon einmal eine Video-Direktübertragung online angeschaut haben (Pew Research Center www. E: 2010. D: 11-11.2010).

2.1.2 Rezeption von Multimedia-Inhalten

Darüber, wie Multimedia-Inhalte rezipiert werden, herrscht nach wie vor Unklarheit. Zwar gibt es bereits eine beträchtliche Reihe an Untersuchungen, ihre Resultate sind allerdings widersprüchlich. Die Ergebnisse von Lee et al. (2004) deuten darauf hin, dass Nachrichtenmeldungen, die mit visuellen Elementen angereichert sind, besser erinnert werden als Meldungen, die nur verbale Elemente (Text oder Audio) enthalten. Zudem würden Video- und Audioclips die wahrgenommene Glaubwürdigkeit einer Nachricht verstärken. In Bezug auf die Erinnerung kommt Sundar allerdings zu einem gegenteiligen Schluss: Multimedia-Inhalte hätten die Tendenz, die Erinnerung an die Nachricht zu schwächen (Sundar 2000). Eine andere Studie untersuchte mit Hilfe von Eyetracking, wie sich Online-Nutzer auf Nach-richtenseiten orientieren und fand Hinweise darauf, dass Text vermutlich der wichtigste erste Orientierungspunkt für den Nutzer ist – und nicht visuelle Inhalte (Stanford Poynter Project www. E: 2000. D: 06-11-2010). Um die Rezipienten geht es auch bei Heijnk (2002) und von Greer und Mensing. Während Heijnk prophezeit, dass sich Mediennutzer nur langsam an multimediale Darstellungsformen gewöhnen würden, sind Greer und Mensing (zitiert nach Tremayne et al. 2007: 826) der Meinung, der Nutzer werde immer anspruchsvoller und ver-langte nach mehr multimedialen Inhalten.

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2.1.3 Produzentenseite: Aufbereitung von Bewegtbild/Multimedia-Inhalten

Ebenfalls stark beachtet wird in der Literatur die Produzentenseite. Kurz gesagt interessiert in diesem Bereich die Frage: «Wie sollen Bewegtbild/Multimedia-Inhalte aufbereitet werden?». Ein Pionierwerk im deutschen Sprachraum stammt von Stefan Heijnk (2002). Er gibt klare Anweisungen, wie Texte und Bewegtbild/Multimedia-Inhalte für den Online-Nutzer aufzube-reiten und zu portionieren sind. Wie oben erwähnt, ist er eher vorsichtig in der Einschätzung der Akzeptanz von Bewegtbild/Multimedia-Inhalten. US-amerikanische Autoren sind dage-gen euphorischer, wenn es um die journalistischen Möglichkeiten von Online-Nachrichten und den Einsatz von Bewegtbild/Multimedia-Inhalten geht. Paradigmatisch dafür steht das Manifest von Joshua Quittner (www. E: 2000. D: 04-11-2010), das im Onlinemagazin Hotwired erschien. Dank der technischen Möglichkeiten der Online-Berichterstattung sieht er eine eigentliche Revolution des Journalismus. Yaros hingegen will eine Brücke bauen zwischen Journalismusforschung und journalistischer Onlinepraxis. Er plädiert dafür, Be-wegtbild/Multimedia-Inhalte nach Erkenntnissen aufzubereiten, die aus der Forschung stammen (Yaros 2009: 31). So soll erreicht werden, dass der Nutzer multimedial aufbereitete Nachrichten tatsächlich beachtet und konsumiert. Eher allgemeiner Art sind die Empfehlung von Moser-Wellman (www. E: 2008. D: 03-11-2010 30ff.). Sie identifiziert aufgrund von Interviews mit Entscheidungsträgern aus US-amerikanischen Medien, Softwareunternehmen, Onlineunternehmen und Marktforschungsinstituten Kernkompetenzen, die für Nachrichten-Produzenten in Zukunft entscheidend sind. Zu diesen Kernkompetenzen zählt auch, Nach-richten umfassend zu erzählen, also reichen Kontext zur Verfügung zu stellen, Interaktions-möglichkeiten zu offerieren und Information zu visualisieren. Dabei gehe es nicht einfach um bloss Text, Fotos und Videos, sondern um die richtige Mischung.

2.1.4 Diskrepanz zwischen multimedialem Wunschdenken und Praxis

Eine britische Studie zeigt, wie auf der Produzentenseite Wunschdenken und Realität ausein-ander klaffen: Zwar sind die Redaktionen von Online-Nachrichtenportalen erpicht darauf, mit Hilfe von Bewegtbild/Multimedia die Berichterstattung onlinespezifisch aufzubereiten. Im Redaktionsalltag ist Text jedoch immer noch das Mittel der ersten Wahl (Thurman/Lupton 2008: 445f.). Die Studie zeigt auch, dass von Online-Journalisten in erster Linie klassische journalistische Fähigkeiten erwartet werden wie schnelles, aber korrektes Schreiben und ein Gefühl für gute Geschichten und Schlagzeilen (ebd. 443f.). Ein ähnliches Bild fand Neuberger (2002a) in Deutschland: Die Arbeitgeber verlangen eine fundierte journalistische Ausbildung (ebd: 374). Kenntnisse in der Umsetzung von Bewegtbild/Multimedia werden also nicht explizit verlangt, im Vordergrund stehen allgemeine journalistische Fähigkeiten, die sich implizit an der Print-Tradition orientieren. Eine neuere Studie aus den USA ergibt Ähnliches: LeBailly et al. (2010) befragten Redaktoren von Business-to-Business

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2. Begriffsklärung, Forschungsstand und Untersuchungsfragen

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Onlinepublikationen. Auch hier zeigt sich, dass der durchschnittliche Online-Redaktor keine oder nur wenige Bewegtbild/Multimedia-Inhalte produzieren kann (ebd. 4f.). Die meisten befragten Redaktoren wünschen sich, besser für onlinespezifische Tätigkeiten geschult zu werden (ebd: 11).

2.2 Begriffsdefinition «Multimedia»

Wilke (2009: 329) definiert im Fischer Lexikon «Publizistik Massenkommunikation» den Begriff Multimedia als Synonym für Konvergenz, also der Verschmelzung bisher getrennter Kommunikationstechniken. Multimedia integriere unterschiedliche Kommunikationsmodali-täten wie gesprochene Sprache, Text, Video, Audio, Telekommunikation, Unterhaltungselek-tronik und Computertechniken. Ebenfalls unter dem Gesichtspunkt der Konvergenz betrachtet McQuail die Multimedialität des Internets, ohne dabei jedoch den Begriff Multimedia zu verwenden. Dem Internet beziehungsweise den neuen Medien eigen sei, dass sie Radio, Film und Fernsehen einverleiben würden (McQuail 2005: 138). Neu gegenüber den alten Medien sei die umfassende Digitalisierung und die Konvergenz verschiedener Medien (ebd.: 140). Deuze (2004: 140) wählt in Bezug auf Online-Journalismus zwei Arten von Definitionen. In der ersten umschreibt er Multimedia als die Präsentation einer Nachrichten-Geschichte unter Miteinbeziehung von zwei oder mehr Medienformaten. Als Beispiele für Medienformate nennt er gesprochenes und geschriebenes Wort, Musik, Bild und Bewegtbild, grafische Ani-mationen, sowie interaktive und hypertextuelle Elemente. Die zweite Definition bezieht sich auf die Vertriebskanäle. Als multimedial definiert er die integrierte Präsentation einer Nach-richten-Geschichte auf mehreren Medienkanälen: Website, Newsgruppen, Email, SMS, MMS, Radio, Fernsehen, Teletext oder gedruckte Medien. Er verwendet dafür den Begriff «horizontale Integration von Medien». Die beiden Definitionen seien idealtypische Annahmen und ständen am Ende eines Kontinuums, das von «keine Konvergenz» bis «volle Konvergenz» reichen würde. Diese Definitionen sind bei genauerem Hinschauen problematisch. Ihnen gemeinsam ist, dass als Unterton immer die Konvergenz mitschwingt. Konvergenz ist jedoch als Begriff zu viel-seitig und komplex; er alleine kann zur Definition von Multimedia nicht beigezogen werden. Und wenn Deuze Multimedia durch eine Mindestzahl von verwendeten Medienformaten definiert, werden die Grenzen seiner Definition schnell sichtbar. So wären auch Zeitungen, die Text und Bild verwenden, multimedial – denn es handelt sich um zwei verwendete Medienformate. Sinnvoller wäre es, an Stelle von Medienformaten den linguistischen Begriff «multimodal» zu verwenden. Lemke (2005: 46) weist darauf hin, dass jedes geschriebene Genre multimodal ist. Bereits ein reiner Text enthält mehr Modalitäten als nur Text: die Sei-tengestaltung und verwendete Typographien sind weitere Modalitäten. Sichtbarer oder leich-ter erkennbar sind Modalitäten wie Fotos und Grafiken, die zusammen mit Texten verwendet

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werden. Das linguistische Konzept der Modalität bringt die Definition von Multimedia ent-scheidend weiter, wie die Neudefinition des Begriffes durch Opgenhaffen (2008) (siehe gleich anschliessend) zeigt. Diese Neudefinition arbeitet mit dem Begriffspaar Multimedialität-Multimodalität und berücksichtigt durch die Unterteilung der Nachrichtenherstellung in Design, Produktionsphase und Vertrieb alle wesentlichen Teilprozesse der Medienherstellung, inklusive der Vertriebskanäle (bei Deuze ist ein Nachricht bereits dann multimedial, wenn sie auf zwei verschiedenen Medienkanälen vertrieben wird). Und sie wird der Hypertextualität des Internets gerecht, indem sie die Begriffe integriert – desintegriert einführt, um die Ab-grenzung zwischen Medien und Modalitäten zu ermöglichen.

2.2.1 Multimodalität und Multimedialität – Multimedia neu definiert

Laut Opgenhaffen (2008: 6) ist der Begriff Multimedia wegen seiner unpräzisen Definition nicht geeignet, Anwendungen auf Nachrichten-Portalen schlüssig zu beschreiben. Die Be-grenzung des Begriffs wird an einem einfachen Beispiel ersichtlich: In einer Online-Enzyklopädie wird die Verwendung von Text und Fotos als multimedial bezeichnet. Niemand käme aber auf die Idee, die Verwendung von Text und Fotos in der Druckausgabe ebenfalls als multimedial zu bezeichnen (ebd.: 2). Opgenhaffen fordert eine eindeutigere Definition von Multimedia, um die Vergleichbarkeit verschiedener Studien zu gewährleisten (ebd.: 6). Er sieht das Internet nicht als ein einziges Medium an, sondern gewissermassen als Ansammlung verschiedener Medien, also multipler Medien (ebd.: 7). Laut seinem Ansatz ist jedes Online-Medium vergleichbar mit einem Offline-Gegenstück. Eine Internet-Zeitung ist zum Beispiel das digitale Gegenstück einer Druckzeitung, die Email hat ihre digitale Entsprechung in der Briefpost, ein Forum ist ein digitaler Marktplatz. Damit soll ausgedrückt werden, dass Multi-media verstanden werden kann als eine Kombination multipler Medien und nicht als eine Kombination verschiedener Zeichensysteme. In diesem Sinne wird Multimedia zu Multime-dialität (multimediality). So gesehen sind Online-Zeitungen, Blogs und Foren jeweils eigen-ständige Medien oder Sub-Medien, die unter dem Begriff Multimedialität zusammengefasst werden können. Vermieden wird dabei, die Kombination verschiedener Zeichensysteme als Definitionsmerkmal zu verwenden. Diese Zeichensysteme werden bloss als Material gesehen, aus denen die verschiedenen Online-Medien bestehen (ebd.: 8f., 11). Die Zeichensysteme werden unter dem Begriff Multimodalität (multimodality) zusammengefasst, der aus der Linguistik und Semiotik stammt (ebd.: 1). Modi sind zum Beispiel Text, gesprochene Sprache, Bild, Bewegtbild, Musik oder Geräusche (ebd.: 11). Die Kombination verschiedener Medien (Multimedialität) und Zeichensysteme (Multimodalität) sind zu unterscheiden: Nach-richten können mit Hilfe verschiedener Medien (Multimedialität) verteilt werden, wobei jedes einzelne Medium seine bestimmte Logik hat, also bestimmte Zeichen oder Kombination von Zeichen verwendet (Multimodalität) (ebd.: 23). Um den Unterschied zwischen Modi und Me-dien oder zwischen Multimodalität und Multimedialität zu verdeutlichen, benutzt Opgenhaffen (ebd.: 12f.) die multimodale Theorie von Kress und Van Leeuwen (2001; zit.

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2. Begriffsklärung, Forschungsstand und Untersuchungsfragen

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nach Opgenhaffen). Dabei wird die Medienproduktion in die drei Schritte Design, Produktion und Vertrieb unterteilt. Beim Design wird entschieden, welche Modi oder Kombinationen von Modi für die Produktion einer Nachricht verwendet werden, also zum Beispiel Text oder Video. Diese Phase ist noch getrennt von der Produktionsphase, in der das eigentliche Medienprodukt hergestellt wird. Als Letztes findet der Vertrieb statt, und zwar mit Hilfe von Medien wie unter anderem Fernsehen, Druckzeitungen, Online-Zeitungen oder Nachrichten-Blogs. Diese Medien transportieren gewissermassen den Sinngehalt der in der Design- und Produktionsphase konstruiert wurde. Der Begriff Multimedia alleine reicht nicht aus, um Zei-chensysteme (Modalitäten) und Medien genügend scharf zu unterscheiden (ebd.: 10f.). Durch die Konvergenz verschiedener Anwendungen und Inhalte verwischen die Grenzen zwischen verschiedenen Medien. Dies ist nicht nur eine Folge der Digitalisierung von Infor-mationen. Auch die Hyperlinks ermöglichen ein Navigieren über die Mediengrenzen hinweg. Es ist schwierig festzustellen, ob Medien online integriert oder desintegriert sind (ebd.: 16). Opgenhaffen beschreibt das Konzept von Integration und Desintegration an einem gängigen Beispiel: Es ist auf Nachrichtenseiten üblich, ein Nachrichtenthema mit Text und Bewegtbild abzuhandeln. Der Online-Nutzer hat die Möglichkeit, entweder den mit einem Foto versehenen Text zu lesen, oder auf einen Textlink zu klicken, um das Video anzuschauen (ebd.:18f.) Auf den ersten Blick können Text/Foto und das Video als zwei integrierter Teile der Nachrichtenseite gesehen werden. Opgenhaffen definiert sie jedoch als «desintegriert» – obwohl beide Medien (also Text/Foto und Video) die gleiche Geschichte erzählen, stehen beide Medien für sich selber. Die Situation ist vergleichbar mit einem Nachrichten-Nutzer, der zunächst die Druckzeitung liest und dann den Fernseher einschaltet und die Nachrichten schaut (ebd.: 19). Von integrierten Medien hingegen spricht man, wenn es sich um Modalitä-ten handelt. Als Beispiel dient ein Artikel, der über dem Text eine Bildstrecke anbietet. Da es möglich ist, sich die Fotos während des Lesens anzusehen, bezeichnet Opgenhaffen Bilder und Text als integriert und schliesst daraus, dass es sich hier bei Text und Bildern um zwei Modalitäten handelt (ebd.: 20). Die Art der (Hyper)-Verlinkung entscheidet also darüber, ob Inhalte integriert oder desintegriert sind und ob sie als Modalität oder Medium betrachtet werden müssen. Enthält ein Text einen Text-Link zu einem Video, dann bezieht sich dieser Text-Link auf ein anderes Medium. Ist jedoch ein Video als Videofenster zum Beispiel unter-halb des Textes sicht- und anwählbar, ist dieses Video als integriert und somit als Modalität zu betrachten (ebd.: 24).

2.2.2 Fazit

Multimedia ist ein auf den ersten Blick einfaches und klares Konzept. Bei genauerem Hin-schauen wird die Tiefe und Problematik erst offensichtlich. Die Definition von Opgenhaffen ist gut geeignet, um der Komplexität moderner Nachrichtenproduktion und Distribution ge-recht zu werden. Es ist keine einfache Definition, sie zwingt zu Genauigkeit und sie zeigt, wie

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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sehr sich das Internet von bisherigen Technologien unterscheidet. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird weiterhin mit dem Begriff Bewegtbild/Multimedia gearbeitet. Der Einfachheit halber dient im Folgenden «Multimedia» als Sammelbegriff für Multimedialität und Multi-modalität.

2.3. Die untersuchten Nachrichten-Portale

Die vier Online-Nachrichtenportale tragen die Titel von bekannten Deutschschweizer Print-produkten mit unterschiedlicher redaktioneller Ausrichtung. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) ist ein eher elitärer liberaler Titel von internationalem Ruf. Ein Schwerpunkt bilden traditionellerweise Politik- und Wirtschaftsnachrichten. Der Tages-Anzeiger ist die grösste abonnierte Zeitung der Schweiz und hat den Anspruch, ausgewogen und politisch neutral zu berichten, wird jedoch oft als eher links wahrgenommen. Der Blick ist die einzige Schweizer Boulevardzeitung und 20 Minuten die einzige morgendlich erscheinende Pendlerzeitung. 20 Minuten unterscheidet sich vom Blick vor allem durch das viel jüngere Zielpublikum. Die Onlineportale orientieren sich inhaltlich und vom redaktionellen Stil her im Grossen und Ganzen an ihren «Print-Schwestern». Nur tagesanzeiger.ch unterscheidet sich relativ stark vom Zeitungstitel: Die Onlineausgabe ist reisserischer (vor allem die Titelgebung) und hat eine Tendenz zu mehr weichen Themen. Alle vier Nachrichtenportale gewähren freien Zu-gang zu ihren gesamten Inhalten und müssen sich auf dem kleinen Deutschschweizer Markt behaupten. Die untersuchten Nachrichtenportale gehören traditionsreichen Deutschschweizer Verlags-häusern. NZZ Online wird betrieben von der NZZ-Gruppe, deren Geschichte bis ins Jahr 1780 zurückreicht (NZZ-Verlag www. E: 2009. D: 07.11.2010). Das Fundament für das Ver-lagshaus Ringier AG wurde 1833 gelegt, es steht hinter dem Boulevard-Titel blick.ch (Ringier AG www. E: 2010b. D: 07.11.2010). Tagesanzeiger.ch/Newsnetz und 20 Minuten Online gehören der Tamedia AG, deren ältester Zeitungstitel «Tages-Anzeiger» 1893 zum ersten Mal erschien (Tamedia AG: www. E: 2010b. D: 07-11-2010) und stark in Stadt und Kanton Zü-rich verwurzelt ist . Die drei Verlagshäuser sind horizontal und vertikal tätig. Sie sind alle im Print- (Tageszeitungen, Zeitschriften), Online-, Radio- und TV-Markt und im Druckereigeschäft aktiv. Der wirtschaftliche Druck auf die Verlage stieg aber nach 2000 stetig. Es kam zu dra-matischen Rückgängen im Print-Anzeigenbereich, der Druck der ausländischen Konkurrenz wurde stärker, Online verlangte nach grossen Investitionen, dazu kam 2003 eine Rezession, die sich negativ auf die Werbeeinnahmen auswirkte (vgl. Meier 2004: 603). Dies führte bei allen drei Verlagen zu grossen Umwälzungen. Es wurden neue Strategien entwickelt, Beteiligungen wurden aufgebaut, Partnerschaften eingegangen sowie Sparmassnahmen umge-setzt – eine Entwicklung, die durch die jüngste Rezession noch verstärkt wurde. Trotz schwie-

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2. Begriffsklärung, Forschungsstand und Untersuchungsfragen

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riger wirtschaftlicher Bedingungen engagierten sich vor allem Ringier und Tamedia in der zweiten Hälfte des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends immer stärker im Onlinege-schäft. Auf die Umwälzungen im Medienmarkt reagierte die Tamedia AG bereits 2005 mit der Über-nahme der erfolgreichen gratis verteilten Pendlertageszeitung «20 Minuten» (Meier 2005: 603), die ursprünglich in der Schweiz vom norwegischen Medienunternehmen Schibsted herausgegeben wurde. 2007 übernahm Tamedia die Aktienmehrheit an der Berner Espace Me-dia Groupe (Tamedia/Espace www. E: 2007. D: 07-11-2010), die unter anderem die Tageszeitungstitel «Der Bund» und «Berner Zeitung» herausgibt sowie ein Lokalradio und einen lokalen Fernsehsender besitzt. Im Online-Bereich besitzt Tamedia AG das Veranstaltungsportal tillate.ch und ist unter anderem beteiligt an Internportalen im Bereich Stellensuche (Jobup AG), Immobilien (Homegate AG) und Onlinesuche (Search.ch AG). 2008 wurde das sogenannte Newsnetz gestartet, zu dem unter anderem Tagesanzeiger.ch gehört (Tamedia AG www. E: 2008. D: 07-11-2010). Die Zürcher Mantelredaktion versorgt nicht nur die Tamedia-eigenen Titel Tages-Anzeiger, Berner Zeitung und Der Bund mit einem Online-Mantel, sondern auch die Basler Zeitung, die nicht zur Tamedia gehört. Stark engagiert ist die Tamedia auch im Regionalzeitungsmarkt. Der neuste Erwerb aus diesem Bereich ist die Mehrheitsbeteiligung an der Zürichsee Zeitung (Tamedia AG www. E: 2010a. D: 07-11-2010). Seit dem 7. März 2010 werden die vier Ringier-Titel Blick, Blick.ch, Blick am Abend und Sonntagsblick in einem Newsroom produziert, durch die Zusammenlegung der vier Redaktionen kann es zum Abbau von 25 Stellen (Grossrieder 2010). Das Familienunternehmen Ringier AG verfolgt mit dem Newsroom die Strategie eines «Integrierten Multibrands» (Estermann 2009: 24). Die Beteiligung am Konzertveranstalter «Good News» zeigt, dass der Ringier-Verlag sein Betätigungsfeld nicht nur im Bereich Me-dien sieht. Ringier ist zudem auch im Ausland tätig, und zwar in Mittel- und Osteuropa, China und Vietnam (Ringier AG www. E: 2010a. D: 07-11-2010). Dem Newsroom voraus ging 2008 die Lancierung der Gratisabendzeitung «Blick am Abend» (Ringier AG www. E: 2008. D: 07-11-2010). Im Vergleich zu Ringier AG und Tamedia AG ist das Online-Engagement der NZZ-Gruppe bescheiden. Ihr Online-Bereich konzentriert sich die NZZ-Gruppe vor allem auf Zeitungstitel. Das bekannteste NZZ-Onlineportal ist nzz.ch. Daneben bereibt die Gruppe kleinere Portale in der Ostschweiz, Zentralschweiz und Region Zürich (NZZ-Verlag www. E: 2010b. D: 07-11-2010). Das einzige Portal, das nicht zu einem Zeitungstitel gehört, ist ebalance.ch, das sich an Übergewichtige wendet. Einen Hinweis, dass die NZZ-Gruppe sich zukünftig stärker im On-line-Bereich betätigen will, könnte die im Frühling 2010 neu geschaffene Stelle «Leiter Digitale Medien» sein (NZZ Online: www. E: 2010. D: 07-11-2010).

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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Alle drei Verlagsgruppen erlitten 2009 Gewinnrückgänge. Der Jahresgewinn von Ringier sank nach Steuern um 72,4 Prozent auf 17,2 Millionen Schweizer Franken. Der Umatz auf dem Schweizer Markt ging um 9,5 Prozent zurück (SDA www. E: 2010a. D: 07-11-2010). Tamedia erlitt einen Rückgang des Betriebsgewinns von 61,3 Prozent, der Umsatz sank um 14 Prozent. Der Gewinn betrug 46,7 Millionen Franken, 55,8 Prozent weniger als 2008 (SDA www. E: 2010b. D: 07-11-2010). Die NZZ-Gruppe erzielte ein negatives Ergebnis von 3,9 Millionen Franken (NZZ-Verlag www. E: 2010a. D: 07-11-2010).

2.4 Untersuchungsfragen und Ableitung der Hypothesen

Auf den untersuchten Nachrichtenportalen wurden folgende Bewegtbild/Multimedia-Inhalte erfasst:

• Bewegtbild • Bildstrecken • interaktive Informationsgrafiken1

Diese Bewegtbild/Multimedia-Inhalte wurden in Bezug auf folgende formalen und inhaltlichen Kategorien untersucht:

• Quantität: Wie hoch ist die Anzahl der Artikel mit Bewegtbild/Multimedia-Inhalten im Verhältnis zu allen erfassten Artikeln?

• Geografische Zuordnung: Welchen geografischen Regionen können die Artikel zugeordnet werden, die Bewegtbild/Multimedia-Inhalte enthalten?

• Mehrfach-Verwendung: Wie gross ist der Anteil der Artikel mit Bewegt-bild/Multimedia-Inhalten, die während der Erhebungsperiode mehr als einmal erfasst wurden?

• Themen: Welchen Themen/Ressorts können die Artikel mit Bewegtbild/Multimedia-Inhalten zugeordnet werden?

• Quellen: Aus welchen Quellen stammen die Videos, Bildstrecken und Informationsgrafiken?

• Formales Kennzeichen Bewegtbild: Wie lange sind die Bewegtbildbeiträge? • Journalistische Darstellungsformen Bewegtbild: Mit welchen journalistischen Dar-

stellungsformen wird in den Bewegtbildbeiträgen gearbeitet? • Formales Kennzeichen Bildstrecke: Wie viele Bilder enthalten die Bildstrecken?

1 Definition siehe S. 43.

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2. Begriffsklärung, Forschungsstand und Untersuchungsfragen

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Der Formulierung der Hypothesen dienen folgende drei Arbeiten als Grundlage: «Qualität der Medien Schweiz», die Bewegtbildstudie der Universität Leipzig und die Studie von Quandt über Nachrichtenportale. In den Hypothesen interessiert die thematische Ausrichtung der Be-wegtbild/Multimedia-Inhalte, ihre Herkunft (eigenproduziert oder extern bezogen), sowie das Mengenverhältnis zwischen Artikeln mit Bewegtbild/Multimedia-Inhalten und solchen ohne. Laut der Studie «Qualität der Medien Schweiz» (Bayraktar et al. www. E: 2010. D: 03-11-2010) zeichnen sich Schweizer Newsportale durch starke Boulevardisierung aus. Alle Newsseiten würden «höhere Werte an emotionalisierender Berichterstattung» aufweisen als die jeweiligen Offlineausgaben (ebd. Kapitel V). Es dominierten Human Interest- und Sport-ereignisse. In die gleiche Richtung weist die deutsche Bewegtbildstudie (Zerfass www. E: 2008. D: 1-11-2010) in Bezug auf Video: Journalisten nutzen Videos vor allem für «weiche» Themen.

H1: Es ist zu erwarten, dass die in der Inhaltsanalyse (IA) erfassten Bewegt-bild/Multimedia-Inhalte mehrheitlich den Themen/Ressorts «Unfälle,/Natur-katastrophen», «Kriminalität», «Vermischtes» und «Sport» zugeordnet werden können.

Die Bewegtbildstudie stellte fest, dass viele journalistische Videoinhalte extern bezogen wer-den.

H2: Der grösste Teil der Bewegtbild/Multimedia-Inhalte wird nicht von den Redak-tionen produziert.

Die «Qualität der Medien Schweiz» (Bayraktar et al. www. E: 2010. D: 03-11-2010) stellt weiter fest, dass Boulevardmedien in ihren Online-Ausgaben den höchsten Anteil redaktio-neller Eigenleistungen aufweisen.

H3: Die beiden Boulevevard-Nachrichtenportale blick.ch und 20minuten.ch weisen mehr eigenproduzierte Bewegtbild/Multimedia-Inhalte auf als tagesanzeiger.ch und nzz.ch.

Die von Quandt (2008) untersuchten Nachrichtenportale in USA, Frankreich, Grossbritan-nien, Deutschland und Russland haben – im Vergleich zum Gesamtinhalt – einen sehr kleinen Multimedia-Anteil und sind in ihren formalen Mittel den Druckzeitungen sehr nahe: Es domi-nieren auch online gedrucktes Wort und Fotos.

H4: Die untersuchten Nachrichtenportale weisen im Vergleich zum Gesamtinhalt nur wenige Bewegtbild/Multimedia-Inhalte auf. Vorherrschend sind Text und Fotos.

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3. Untersuchungsdurchführung Die Deutschschweizer Nachrichtenportale blick.ch, nzz.ch, tagesanzeiger.ch und 20minuten.ch wurden während einer Woche untersucht. Und zwar jeweils ab 12 Uhr mittags während sieben aufeinanderfolgenden Tagen von Donnerstag 03.06.2010 bis Mittwoch 09.06.20102. Erfasst wurden alle redaktionellen und journalistischen Inhalte auf der Index-seite (= Hauptseite, Einstiegsseite, «Home»-Seite) und im Ressort Schweiz. Diese Stichprobe ist einerseits aussagekräftig genug, um Forschungsfragen in Bezug auf die Bewegt-bild/Multimedia-Inhalte zu generieren und die Hypothesen zu untersuchen, andererseits hat die Stichprobe mit knapp 2000 erfassten Artikeln eine Grösse, die noch mit vertretbarem Aufwand verarbeitet werden kann. Eine Beschränkung auf eine Stichprobe ist für die empirische Untersuchung aufgrund der grossen Zahl von Untersuchungselementen unum-gänglich (vgl. Meier 2010: 105). Alle Textinhalte (Artikel) und Bewegtbild/Multimedia-Inhalte (Videos, Bildstrecken, interak-tive Informationsgrafiken) der Stichprobe wurden lokal abgespeichert, damit sie für eine spä-tere Codierung und Inhaltsanalyse zur Verfügung stehen und auch die intersubjektive Nach-vollziehbarkeit gewährleistet ist (vgl. Herbers 2010: 248). Zudem ermöglicht das komplette Abspeichern der Stichprobe, der Charakteristik von Online-Inhalten gerecht zu werden: On-line-Inhalte zeichnen sich durch ihre Multimedialität aus, würde diese nicht beachtet, könnte dies negative Auswirkungen auf die Validität haben. Denn der Ausschluss multimedialer Elemente in der Inhaltsanalyse würde ein wichtiger Bestandteil des Internets vernachlässigen (vgl. Welker 2010: 20). Es wurden deshalb alle Bewegtbild/Multimedia-Inhalte erfasst – unabhängig davon, ob sie in einen Textartikel integriert waren oder für sich alleine standen. Ziel war, die gesamten potentiell zugänglichen Inhalte festzuhalten. Ein Bewegt-bild/Multimediainhalt, der nicht in einen Artikel eingebettet war, wurde ebenfalls als Artikel behandelt. Die Artikel und Bewegtbild/Multimedia-Inhalte wurden anschliessend unter for-malen und inhaltlichen Gesichtspunkten ausgewertet. Als Ausgangspunkt für die gewählten Kategorien diente die Bewegtbild-Untersuchung von Machill et al. (2010): Bewegtbildinhalte wurden in jener Untersuchung in Bezug auf formale Kriterien (Länge der Videos, Anzahl, Quelle der Inhalte) und journalistische Kriterien (geographische Zuordnung, Zuordnung zu Ressorts, Darstellungsform) ausgewertet. Diese Einteilung wurde bis auf das Kriterium «jour-nalistische Darstellungsform» (interessiert in dieser Arbeit nur in Bezug auf Bewegtbildin-halte) für Textartikel, Bildstrecken und interaktive Informationsgrafiken übernommen. Dazu kam das Kriterium «Mehrfachverwendung», das aussagt, ob bestimmte Inhalte während der

2 Infolge einer technischen Panne wurden am Dienstag 08.06.2010 die Inhalte für nzz.ch nicht erfasst. An ihrer Stelle wurden die Inhalte vom Dienstag 13.07.2010 erfasst.

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3. Untersuchungsdurchführung

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Untersuchungsperiode mehr als einmal publiziert wurden. Und bei den Bildstrecken wurde die Menge der Bilder erfasst. Es gibt kein standardisiertes Verfahren zur Archivierung und Auswertung von Webinhalten (vgl. Herbers 2010: 248). Die nichtlineare Struktur des Internets und die «Flüchtigkeit» seiner Inhalte (zum Beispiel die stetige Aktualisierung und Neuanordnung von Inhalten) sowie seine Reaktivität erschweren das Archivieren (vgl. Welker 2010: 19). Forscher verwenden verschiedenen Verfahren, um die Webseiten-Inhalte zu speichern und archivieren und so einen Ist-Zustand abzubilden, der als Untersuchungsgenstand dienen kann. Gemeinsam ist den meisten Online-Untersuchungen jedoch, dass in einem begrenzten Zeitraum eine be-grenzte Zahl von Webseiten analysiert wird (vgl.Welker 2010). Gerade weil es noch keine standardisierten Verfahren zur Erhebung von Onlineinhalten gibt und die spezifischen Eigen-heiten von Webinhalten wie Flüchtigkeit, Dynamik und die Transitorik der Online-Inhalte, die fortlaufend neu erstellt, verändert oder gelöscht werden (vgl. Meier 2010: 109), das Aus-wahlverfahren erschweren, ist es wichtig, den Ablauf der Forschung offenzulegen (vgl. Meier 2010: 115). Aus diesem Grund wird hier relativ ausführlich auf die Untersuchungsdurchfüh-rung eingegangen. Damit die vier Nachrichtenportale mittags ab zwölf Uhr in einem möglichst engen Zeitfenster erhoben werden konnten, wurden zwei Mac-Rechner eingesetzt. Die Inhalte wurde mit einem «Add-on» (Zusatzfunktion) des Firefox-Browsers erfasst, das «Link-Sidebar»3 heisst. Dieses Add-on erfasst alle Links auf einer Webseite und listet sie auf. Alle Links auf den Index- und den Schweiz-Seiten wurden jeweils damit erfasst. Die Linkslisten wurden dann in das «Batch»-Fenster der Webseitenspeicher-Software «Paparazzi»4 kopiert. Dieses Fenster er-laubt das Herunterladen von ganzen Link-Sätzen und deren Umwandlung in PDF-Dateien. Am Ende des Erfassungvorgangs lag eine grosse Menge an PDF-Dateien vor, die offline die untersuchten Webseiten abbildeten. Das Design, die Texte und Bilder wurden genauso erfasst, wie sie auf dem Rechnerbildschirm online zu sehen waren. Die Software Adobe Acrobat Pro ermöglicht, von einer durch Paparazzi als PDF-Datei erfassten Webseite aus andere PDF-Da-teien anzusteuern. Bewegtbild/Multimedia-Inhalte werden aber nicht von Paparazzi erfasst. Die PDF-Files zeigen jedoch in Acrobat Pro alle Linkverbindungen an. Die Videoinhalte wurden dann auf zwei Arten lokal heruntergeladen: entweder mit dem Firefox-Add-on «Download Helper»5 oder – falls diese Applikation das Video nicht erfassen konnte6 – mit der Bildschirmaufzeichnungsfunktion der Software «Quicktime». Quicktime wurde auch zur Ar-chivierung der Bildstrecken und Informationsgrafiken verwendet. Der Download Helper hat

3 Siehe: https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/8360/. 4 Siehe: http://derailer.org/paparazzi/. 5 Siehe: https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/3006/. 6 Das Streamingprotokoll der Webseitenbetreiber entscheidet darüber, ob Videos mit einer Zusatzapplikation wie dem «Download Helper» heruntergeladen werden können oder nicht.

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den Vorteil, dass er Videos rasch als Datei herunterlädt. Die Bildschirmaufzeichnungsfunk-tion Quicktime hingegen zeichnte Videos nur in Echtzeit auf. Die Software Paparazzi kenn-zeichnete die heruntergeladenen Webseiten mit Datum und Uhrzeit. Der geschilderte Arbeits-ablauf ermöglichte es, das Erscheinungsbild und die Inhalte der untersuchten Nachrichten-portale zu einem bestimmten Zeitrahmen festzuhalten, also die stets sich verändernden Seiten «einzufrieren». Für die weitere Untersuchung des archivierten Materials dienten jeweils die PDF-Files der Index- und Schweiz-Seiten als Ausgangspunkt. Jeder Artikel und alle nicht eingebetteten Be-wegtbild/Multimedia-Inhalte erhielten eine Kennnummer. Es wurden ausnahmslos alle re-daktionellen und journalistischen Inhalte7 in die Untersuchung aufgenommen, unabhängig von ihrer Platzierung oder Grösse. In einem weiteren Schritt wurde dann jeder Artikel unter-sucht und codiert. Dabei mussten die Artikel und die Bewegtbild/Multimedia-Inhalte aufgeru-fen und von Auge überprüft werden.

3.1 Methode

Um die grosse Datenmenge in einen Zusammenhang zu bringen, der Aussagen über das Be-wegtbild/Multimedia-Angebot der Nachrichtenportale erlaubt, sowie die aufgestellten Hypo-thesen überprüfen lässt, bot sich die Inhaltsanalyse an. Sie analysiert durch eine Forschungs-frage eingegrenzte Kommunikationsinhalte und misst diese an Analyseeinheiten (Früh 2007: 82). Die Inhaltsanalyse als empirische Methode überführt ein empirisches Relativ, also einen beobachteten Realitätsausschnitt in ein numerisches Relativ (ebd.: 33); sie unterteilt komplexe Phänomene in Teilaspekte, «abstrahiert unterscheidbare Element von einer Ganzheit, um diese Elemente hinterher dann wieder nach Massgabe des erkenntnisleitenden Forschungsin-teresses zu Ganzheiten zusammenzusetzen» (ebd.: S. 49f.). Eine Untersuchung kann standardmässig eingeteilt werden in Entdeckungszusammenhang (Forschungsinteresse), Begründungszusammenhang (Methodenwahl, Inhaltsanalyse) und Verwertungszusammenhang (Interpretation und Bericht) (vgl. Früh 2007: 102). Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Inhaltsanalyse: Sie beinhaltet als wesentliche Schritte die Hypothe-senbildung, die Kategorienbildung und Definition der Anelyseeinheit sowie die Codierung inklusive Überprüfung der Validität und Reliabilität (ebd.). Die Inhaltsanalyse ist eine grundlegende Methode der Medien- und Kommunikationswissen-schaft (vgl. Welker 2010: 9), sie hat den grossen Vorteil, dass sie auf verschiedene Medienin-halte angewendet werden kann (ebd.). Eine Online-Inhaltsanalyse unterscheidet sich somit zum Beispiel nicht grundlegend von einer Analyse gedruckter Zeitungsartikel. Der grosse Unterschied zwischen der Untersuchung von Online-Inhalten und Inhalten «alter» Medien liegt jedoch darin, dass bei den alten Medien auf eine ritualisierte Publikationspraxis zurück-

7 Genaue Defintion siehe Codebuch im Anhang.

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3. Untersuchungsdurchführung

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gegriffen werden kann, und dass sie systematisch archiviert werden (Meier 2010: 108). Im Gegensatz dazu sind Online-Inhalte flüchtig und bilden eine sich stets verändernde Grundge-samtheit, bei der immer nur Auszüge manifest sind. Welker et al. (2010: 10ff.) weisen auf die wesentliche Faktoren hin, die eine Online-Inhaltsanalyse von Inhaltsanalysen unterscheiden, die sich mit festen, klar umrissenen Forschungsgegenständen beschäftigen:

• Online-Inhalte sind stark heterogen • Flüchtigkeit: Online-Inhalte werden stetig neu erstellt, verändert oder gelöscht • Medialiät, Multimedialität/Multimodalität: Digitalisierung ermöglicht vielfältige me-

diale Zeichenträger (digitale Bild-, Video-, Audio-Formate für die verschiedensten Ausgabegeräte) und Zeichenmodalitäten (Film, Bild, Sprache, Design/Layout)

• Nonlinearität/Hypertextualität: viele Online-Inhalte sind nicht linear; durch Verlin-kung verwischen die Grenzen zwischen verschiedenen Inhalten

• Reaktivität und Personalisierung: Online-Inhalte können auf Benutzereingaben reagieren und sich somit verschiedenen Nutzer unterschiedlich darstellen

• Digitalisierung/Maschinenlesbarkeit: digitalisierte Inhalte lassen sich mit wenig Auf-wand elektronisch Verarbeiten

• Quantität: Die Menge an Daten ist im Internet riesig Aufgrund der Eigenschaften des empirische Relativs (vgl. Welker 2010: 10), kann deshalb in Bezug auf die Online-Inhaltsanalyse von einem Spezialfall einer Inhaltsanalyse gesprochen werden (ebd.: 18). In dieser Arbeit wurden die erfassten Artikel und Bewegtbild/Multimedia-Inhalte mit einer quantitativen Inhaltsanalyse beziehungsweise Frequenzanalyse untersucht. Es handelt sich dabei um eine Häufigkeitsauszählung von zuvor festgelegten Merkmalen (vgl. Früh 2007).

3.2 Auswahlverfahren und Stichprobe

Es gibt zwei Wege, um zu Aussagen über eine grosse Anzahl von Untersuchungselemente zu gelangen: Entweder werden alle Elemente analysiert oder man macht eine Stichprobe und schliesst dann mit Hilfe einer Regel von der Teiluntersuchung auf alle Elemente (Meier 2010: 103). Wesentlich bei der Stichprobe ist, dass die in der Stichprobe enthaltenen Elemente die Grundgesamtheit repräsentieren (ebd.: 104). Aufgrund der riesigen Datenmenge, aus der Nachrichtenportale bestehen, war klar, dass mit einer Stichprobe gearbeitet werden musste. Da die untersuchten Nachrichtenportale von ihren Indexseiten aus auf verschiedene Ressorts verlinken, ist davon auszugehen, dass die Bewegtbild/Multimedia-Inhalte entsprechend der tatsächlichen Verwendung in der Stichprobe abgebildet wurden. Es ist nicht anzunehmen, dass Bewegtbild/Multimedia-Inhalte nur auf tieferen Ebenen angeboten werden, die von der Indexseite aus nicht erreichbar sind. Und wäre dem tatsächlich so, würden diese Inhalte ge-wissermassen nur latent vorhanden sein und für den durchschnittlichen Nutzer keine grosse

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Rolle spielen. Ein solches Portal hätte also nur wenige manifeste Bewegtbild/Multimedia-In-halte. Aber um die manifesten Inhalte ging es gerade in der Untersuchung, es sollten Bewegt-bild/Multimedia-Inhalte untersucht werden, die tatsächlich genutzt werden konnten. Die Ziehung der Stichprobe kann entweder in einem zufälligen oder nichtzufälligen Verfahren erfolgen (vgl. Meier 2010: 105). Zufallsbasierte Verfahren haben den Vorteil, dass sich Stich-probengrösse und die Wahrscheinlichkeit, mit der das Ergebnis auf die Grundgesamtheit zu-trifft mathematisch und nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung bestimmen lassenlassen (ebd.: 104f.). Die nichtzufälligen Verfahren haben den Nachteil, dass Repräsen-tativität nur angestrebt, nicht aber sichergestellt werden kann (ebd.: 105). Bei nichtzufälligen, bewussten Auswahlen können verschiedene Arten unterschieden werden (ebd. 105): die Be-stimmung typischer Fälle, extremer Fälle, Auswahl nach dem Konzentrationsprinzip, bei der die Stichprobenziehung in einem definierten Teil der Grundgesamtheit stattfindet oder Aus-wahl gemäss Quoten in der Grundgesamtheit. Die Stichprobe in dieser Untersuchung wurde in einem nichtzufälligen Verfahren mit einer systematischen Auswahl nach dem Konzentrationsprinzip erstellt. Die Stichprobenziehung fand in einem klar definierten Teil der Grundgesamtheit statt. Durch die Auswahl der Nach-richtenportale, zeitliche Eingrenzung (sieben Tage), quantitative und thematische Beschrän-kung (Artikel der Seiten Index und Schweiz) und Zugriffshäufigkeit (einmal täglich) wurde die Stichprobe auf eine bearbeitbare Menge eingeschränkt. Dies wird dadurch gerechtfertigt, dass es bei Inhaltsanalysen nicht um Ergebnisse in Bezug auf Einzeltexte geht, sondern um allgemeine Aussagen, die jedoch auf einer systematischen Analyse einer Textmenge beruhen müssen (Meier 2010: 106), (Früh 2007: 39f.). Auf einer ersten Stufe wurde die Auswahl der Nachrichtenportale durch die Geographie be-stimmt (Deutschschweizer Portale) und dadurch, dass sie im Besitz der grössten privaten Schweizer Medienhäuser sind und sich daher im Allgemeinen vergleichen lassen. Auf einer zweiten Stufe ging es darum, die eigentliche Stichprobe zu bestimmen: Welche Inhalte sollen dazugehören? Dabei tauchte unmittelbar die nächste entscheidende Fragen auf: Wie sind überhaupt die Inhalte definiert? Und was ist eigentlich die Grundgesamtheit? Klar war, dass die Stichprobe ermöglichen sollte, quantitative, formale und inhaltliche Aussagen über redak-tionelle und journalistische Bewegtbild/Multimedia-Inhalte zu überprüfen. Daraus folgte na-türlich, dass diese Inhalte erfasst werden mussten. Diese sind jedoch in verschiedenen Formen auf Nachrichtenportalen anzutreffen, gewissermassen «latent» oder «manifest». Ein Video kann zum Beispiel mit einem Videofenster in die Seite eingebettet sein, wie es bei Youtube üblich ist. Beim Anklicken des Videofensters oder eines Abspielsymbols läuft das Video in diesem Fenster. Ein Video kann aber auch durch einen blossen Textlink verlinkt sein. Klickt man auf den Link, kommt der Nutzer auf eine neue Seite, auf der das Videofenster eingebettet ist. Wiederum muss das Video angeklickt werden. Vielleicht führt aber der Link zu einem

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3. Untersuchungsdurchführung

23

Popupfenster, in dem das Video eingebettet ist. Bewegtbild/Multimedia-Inhalte können also integriert oder desintegriert in Webseiten eingebunden sein (vgl. Opgenhaffen 2008: 15-26). Um sich die Eigenheit von Online-Inhalt vor Augen zu führen, ist die Unterscheidung zwischen «Web-Seite» und «Web-Auftritt» nach Luzar (zitiert nach Bock 2010: 226) hilf-reich. Eine Web-Seite ist definiert als Ansammlung von verschiedenen Objekten, wie zum Beispiel Texte, Bilder, Bewegtbild oder Audioinhalte, durch die auf dem Bildschirm ohne Nutzung von Hyperlinks navigiert werden kann, bloss das Scrollen ist erlaubt. Hingegen wird ein Web-Auftritt definiert als der gesamte Inhalt, der sich unter einer bestimmten URL finden lässt. In dieser Definition stellen Hyperlinks keine Grenzen dar, sofern sie auf Inhalte führen, die zum Webauftritt gehören und nicht auf einen anderen Web-Auftritt weiterleiten. Für diese Untersuchung wurde eine Art Mittelweg gewählt. Die Definition als Web-Seite ist zu eng, da sie sich auf das Sichtbare beschränkt. Da Webseiten bei jedem Nutzer anders dar-gestellt werden – abhängig vom verwendeten Browser, der Computer-Bildschirmgrösse oder des verwendeten Geräts (zum Beispiel iPad oder Smartphone), hilft diese Definition alleine nicht weiter. Geeigneter ist die Sichtweise, dass es sich bei den untersuchten Nachrichtenpor-talen um einen Web-Auftritt handelt. Vor allem hat diese Definition den Vorteil, dass Hyper-links ausdrücklich als Teil des Auftritts verstanden werden. Hyperlinks sind ein integraler und unverzichtbarer Bestandteil von Nachrichtenportalen, und müssen deshalb für die Auswahl unbedingt berücksichtigt werden. Und da nach dieser Definition der gesamte Inhalt, der sich unter einer bestimmten URL finden lässt, zum Auftritt gehört, ist auch schon ein Hinweise auf die Grundgesamtheit gegeben, aus der die Stichprobe gezogen werden kann. Wichtig war aber für die Untersuchung auch, die realistischerweise anwählbaren Inhalte zu erfassen. Hier hilft wiederum die Sichtweise einer Seite als Web-Seite (die Seite als Ansammlung von Objekten, zwischen denen ohne Hyperlinks navigiert werden kann) weiter. Die Anzahl der latent er-reichbaren Inhalte ist viel grösser als die manifest zugänglichen. Viele ältere Inhalte werden von Nachrichtenportalen nicht mehr aktiv verlinkt. Sie sind nur noch durch die Suchfunktion auf dem Nachrichtenportal oder über eine Suchmaschine erreichbar. Auch manifeste Inhalte sind nicht alle gleich gut erreichbar. Ein Artikel mit einem grossen Foto zuoberst auf der In-dexseite ist leichter auffindbar als ein Artikel, auf den weit unten, ausserhalb des sichtbaren Browserfenster-Ausschnitts verlinkt wird. Eine Web-Seite zeigt Inhalte an, die zu einem ge-gebenen Zeitpunkt theoretisch erreichbar sind. Für diese Untersuchung werden die Online-Auftritte der Nachrichtenportale einerseits als Web-Seiten betrachtet, also als Ansammlung von Objekten. Andererseits mussten die Seiten auch als Web-Auftritt definiert werden, denn viele der Inhalte sind nur über Hyperlinks erreichbar. Um einen gemeinsamen Nenner für die Bestimmung der Stichprobe zu finden, wurden die relevanten Seiten der untersuchten Nachrichtenportale als Ebenen betrachtet. Da entschieden wurde, nur die Index-Seiten und die Schweiz-Seiten in die Stichprobe aufzunehmen, wurden

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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diese als Ebene 1 definiert. Untersucht wurden alle redaktionellen und journalistischen In-halte, auf die von diesen beiden Ebenen aus verlinkt wurde. Die verlinkten Inhalte bildeten in der Folge Ebene 2. Und zwar unabhängig davon, wie tief in der Linkstruktur diese Inhalte tatsächlich lagen. Entscheiden war, dass die Inhalte, die auf Ebene 2 liegen, mit maximal zwei Klicks von Ebene 1 aus erreichbar oder aktivierbar waren. Oder anders definiert: Relevant waren grundsätzlich nur die mit einem bis maximal zwei Klicks zugänglichen journalistischen Inhalte, die auf Ebenen 1 oder Ebene 2 liegen. Wie in Tabelle 2 zu sehen ist, spielt es auf Ebene 2 keine Rolle, in welchem Verzeichnis auf dem Server ein Inhalt abgelegt ist (Schräg-striche stehen in der URL für Verzeichnisse). Ebene 2 ist immer in Relation zu Ebene 1 zu sehen. Die Betrachtung der Seiten als Ebenen hat auch den Vorteil, dass die Art der Objekt-einbindung – also integriert oder desintegriert – keine Rolle spielt, da nämlich unabhängig von ihrer Einbindungsart alle Bewegtbild/Multimediainhalte erfasst werden. Tabelle 1: Ebenen 1 und 2

Ebene 1 Ebene 2 (Beispiele) blick.ch www.blick.ch

www.blick.ch/news/schweiz/

www.blick.ch/people/international/alena-gerber-liebt-rockstar-148343

nzz.ch www.nzz.ch www.nzz.ch/nachrichten/schweiz

www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/g-20-finanzminister_nehmen_sich_die_finanzmaerkte_vor_1.5920077.html

tagesanzeiger.ch

www.tagesanzeiger.ch www.tagesanzeiger.ch/schweiz/

www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Belege-fuer-heikle-Steuerberatung-durch-die-UBS/story/10259736

20min.ch www.20min.ch www.20min.ch/news/schweiz/

http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Was-weiss-der-Autostoeppler--28781518

Es genügte aber nicht, bloss Bewegtbild/Multimedia-Inhalte in die Auswahl aufzunehmen. Denn um Aussagen über Verbreitung und Einsatz dieser Inhalte zu gewinnen, mussten auch alle anderen Inhalte erfasst werden. Nur so konnten Beziehungen zwischen den verschiedenen Modalitäten (Text, Bild, Bewegtbild) hergestellt werden. Als Analyseeinheiten wurde «(On-line)-Artikel» mit redaktionellem oder journalistischen Inhalt gewählt. Ein Artikel konnte für diese Untersuchung vier Modalitäten aufweisen: Text/Foto, Bildstrecke, Video und Informa-tionsgrafik. Diese Modalitäten konnten in allen möglichen Kombinationen vorkommen oder für sich alleine stehen. In jedem dieser Fälle bildete die Modalität oder eine Kombination von Modalitäten die Analyseeinheit «Artikel». Text und Bild wurden zusammengefasst, da (Stand-)Bilder in dieser Untersuchung nicht zu Bewegtbild/Multimedia-Inhalten gezählt und deshalb ausserhalb von Bildstrecken nicht untersucht wurden. Es spielte also keine Rolle, ob ein Textartikel Bilder enthält oder nicht. Vermerkt wurde nur, ob der Artikel Bewegt-

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3. Untersuchungsdurchführung

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bild/Multimedia-Inhalte enthält. Anders ausgedrückt: ein Textartikel, der keine Bewegt-bild/Multimedia-Inhalte enthält, kann durchaus ein Foto enthalten. Die Modalität «Informationsgrafik» musste als Minimalkriterium ein Mindestmass an Interaktivtät enthal-ten. Eine statische Grafik wurde nicht zu Bewegtbild/Multimedia-Inhalten gezählt, weder Links noch Hyperlinks erfüllten in einer Informationsgrafik das Kriterium «interaktiv». Unter Interaktivität wurde verstanden, dass sich die Grafik zum Beispiel von der Form her oder farblich verändert, wenn der User mit der Maus über bestimmte Stellen fährt, und so Infor-mationen visualisiert.

3.3 Operationalisierung

In der Inhaltsanalyse wird die Komplexität der Grundgesamtheit oder der Realität mit Hilfe von Kategorien reduziert. Kategorien sind Dimensionen, die der Beantwortung der For-schungsfrage und Prüfung von Hypothesen dienen. Und bei der Datenerhebung und dem Co-dieren dienen die Kategorien als Klassifikationskriterien. Zu beachten ist, dass die Kategorien in Bezug auf ihre Ausdifferenzierung so gewählt werden, dass sie sich genügend unterschei-den. Kategorien sollten aber auch nicht differenzierter als nötig sein, denn eine zu grosse Differenzierung, die in Bezug auf die Forschungsfrage keinen Erkenntnisgewinn ergibt, ist nutzlos. Beim Codieren werden schliesslich die Kategorien und ihre Ausprägungen in nume-rische Relative übergeführt (vgl. Früh 2007: 82-84). Dabei werden je nach Kategorie verschiedene Skalen eingesetzt. Das niedrigste Messniveau hat die Nominalskala (zum Bei-spiel die Einteilung männlich/weiblich), es handelt sich hier um einfache Klassifikationen. Die Ordinalskala misst eine Rangordnung. Die Intervallskala misst nicht nur die Rangpositionen, sondern auch die Differenzen zwischen Messwerten. Die Verhältnisskala hat einen natürlichen Nullpunkt, aber keine natürliche Masseinheit (zum Beispiel Längenmasse). Die absolute Skala besitzt einen absoluten Nullpunkt und absolut definierte Masseinheiten (Beispiel: Zählen von Dingen) (Früh 2007: 32f.).

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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Die erfassten Artikel und Bewegtbild/Multimedia-Inhalte wurden mit Hilfe eines Codebu-ches8 in Bezug auf formale und inhaltliche Kategorien analysiert. Tabelle 1 zeigt, die für die Codierung verwendeten Kategorien und ihre verschiedenen Ausprägungen. Artikel ohne Be-wegtbild/Multimedia-Inhalte sind in der Tabelle nicht aufgeführt. Aber auch sie wurden in Bezug auf Kategorien codiert. Tabelle 2: Operationalisierung basierend auf Machill et al. (2010)

Kategorien Videos Bildstrecken Infografiken

Quelle

formal

Skala: nominal

• Eigenleistung • Agentur • UGC (User Generated Content) • Youtube • andere Videoportale • sonstige Quellen • Zuordnung nicht möglich

• Eigenleistung • Agentur • UGC • sonstige Quellen • Zuordnung nicht möglich

Länge der Vi-deos / Anzahl der Bilder

formal Skala: Verhält-nis / absolut

• < 30 Sekunden • 30 – 59 Sekunden • 1 Min. – 1.29 • 1.30 – 2.00 • 2.00 -2.29 • > 2.30

• < 6 • 6 – 12 • 12-24 • > 24

geografische Zuordnung

inhaltlich

Skala: nominal

• Lokal/regional • National • Europa • USA • International • Zuordnung nicht möglich

8 Siehe Anhang.

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3. Untersuchungsdurchführung

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Videos Bildstrecken Infografiken

Themen/Ressorts

inhaltlich

Skala: nominal

• Politik, Wirtschaft, Gesellschaft • Unfälle, Naturkatastrophen • Kriminalität • Kultur, Medien • Konsum

Auto/Motor Unterhaltungs-/Kommunikations-Elektronik Computer Reisen Verbrauchsgüter Digital

• Vermischtes Lifestyle Promis Tiere Soft-News

• Sport • Sonstiges

journalistische Darstellungs-formen

inhaltlich

Skala: nominal

• Nachricht/Bericht • Interview • Umfrage • Reportage • sonstiges

3.4 Reliabilität und Validität

Für die Erstellung einer brauchbaren Inhaltsanalyse braucht es laut Früh (2007: 39f.) prüfbare Hypothesen. Das Untersuchungsmaterial, sowie die Analyse-, Codier- und Messeinheiten müssen zudem definiert werden und ein Kategoriensystem ist nötig. Schliesslich müssen Va-lidität und Reliabilität überprüft werden. Brauchbar heisst, dass ein beobachtbarer Realitäts-ausschnitt in eine Datenstruktur übertragen wird und dass diese Datenstruktur den Realitäts-ausschnitt zuverlässig abbildet (Früh 2007: 33). Die Erhebung dieser Datenstruktur muss intersubjektiv erfolgen, also unabhängig von den Datenerhebern (ebd.: 22). Dabei bewegt sich der Forscher auf drei Ebenen (ebd.: 22): der Konstruktebene, der Objektebene und der Ebene der empirischen Daten. Auf der Konstruktebene entsteht zunächst eine Vorstellung oder Theorie, die einen Bezug zur Realität hat. Dieser Bezug wird auf der Objektebene mit Hilfe von Indikatoren überprüft. Die empirische Ebene bildet dann das Ergebnis ab. In seinem Mo-dell der empirischen Vorgehensweise spricht Früh von empirischem und numerischem Rela-tiv (ebd.: 23). Das numerische Relativ besteht aus empirisch gewonnenen Daten; der gewählte Realitätsausschnitt und das gewählte mentale Modell (Theorie, Hypothese) sind empirische Relative. Entscheidend ist, dass vom numerischen Relativ aus gültige (valide) Rückschlüsse

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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auf den Realitätsausschnitt gemacht werden können. Validität (Gültigkeit) «meint die Frage, ob der Forscher mit seinem methodischen Instrumentarium auch tatsächlich das misst, was er messen will» (Früh 2007: 120). Inhaltsanalytische Ergebnisse müssen jedoch nicht nur valide sein, sondern auch verlässlich oder reliabel. Kriterium für die Verlässlichkeit ist dabei die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse (vgl. Früh 2007: 120). Die Relibialität verlangt also eine präzise «Beschreibung des methodischen Instrumentariums einerseits sowie dessen korrekte Anwendung andererseits» (ebd.). Abbildung 1: Modell der empirischen Vorgehensweise (Früh 2007: 23)

Wie bei allen Inhaltsanalysen gilt es auch bei einer Online-Inhaltsanalyse, möglichst reliable und valide Ergebnisse zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen jedoch «die Transi-torik, Dynamik, Hypertextualität bzw. Nicht-Linearität und Multimedialität der Online-In-halte reflektiert und methodisch berücksichtigt werden» (vgl. Herbers 2010: 241). Es ist schwierig, ausreichende Reliabilitätswerte zu erreichen, denn die Dynamik des Internets erschwert das präzise Erfassen und Verarbeiten von Daten. Webinhalte werden aktualisiert, verschwinden, kommen neu hinzu. Der Forscher hat es also mit einer sich stetig wandelnden und unübersichtlichen Grundgesamtheit zu tun. Deshalb ist es nötig, die zu codierenden In-halte zu archivieren und genau zu datieren und in einem möglichst engen Zeitfenster zu sam-meln (Herbers 2010: 248).

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3. Untersuchungsdurchführung

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3.5 Einfluss der gewählten Methode und des Untersuchungsdesigns auf die Befunde

Das Zeitfenster zur Erfassung der Daten wurde möglichst eng gehalten. Es war jedoch nicht möglich, die vier Nachrichtenportale jeweils synchron und auf einen Schlag zu erfassen. Das Abspeichern der Webseiten dauerte pro Nachrichtenportal teilweise bis zu 30 Minuten. Es standen zwei Rechner zur Verfügung, So war es möglich das Zeitfenster der Erhebung auf ungefähr eine Stunde zu reduzieren. Die für das Abspeichern der Webseiten verwendete Pro-gramm Paparazzi versah am Ende der URL jede abgespeicherte Seite mit Datum und Uhrzeit im Forma Jahr/Monat/Tag sowie Stunden/Minuten/Sekunden (siehe Abbildung 2). Abbildung 2: Bildschirmaufnahme von mit der Anwendung «Paparazzi» als PDF-Dateien erfassten Internetsei-ten (alphabetisch geordnet)

Paparazzi speicherte die Seiten jeweils nacheinander. Paparazzi bildet die Webseiten exakt ab, aber Bewegtbild/Multimedia-Inhalte kann die Software nicht erfassen. Deshalb mussten in einem zweiten Arbeitsschritt alle Videos, Bildstrecken und Informationsgrafiken manuell aufgesucht und heruntergeladen werden. Bei den Nachrichtenportalen blick.ch, tagesanzei-ger.ch und 20minuten.ch war das Herunterladen mit dem Firefox-Addon «Download Helper» einfach zu bewerkstelligen. Dieses Addon erlaubt es, Videoinhalte lokal als Datei abzuspei-chern. Dies ist möglich, weil die drei Portale die Videos über das HTTP-Protokoll anbieten. Nzz.ch hingegen benutzt das «Real Time Messaging Protocol» (RTMP). Bei diesem Proto-koll werden die Videodaten gestreamt, also kontinuierlich übertragen, und können daher nicht als Dateien heruntergeladen werden. Sie mussten deshalb in Echtzeit am Bildschirm aufge-zeichnet werden (mit Quicktime). Blick.ch verwendet manchmal Flashapplikationen, um Text- und Bildinhalte darzustellen. Die Links von Flashapplikationen zu den Inhalten können jedoch von Paparazzi nicht erfasst werden. Dies musste händisch geschehen. Die Codierung wurde von einem einzigen Codierer durchgeführt. Dies hat den Nachteil, dass sich allfällige Ungenauigkeiten, die Art des Codierstils und falsche Kategorienzuweisungen addieren. Um die Reliabilität festzustellen, wurde deshalb 10 Prozent der Stichprobe von ei-

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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nem zweiten Codierer gegencodiert. Die Reliabilitätskoeffizienten waren alle über 0.9.9 Ge-mäss Früh (Früh 2007: 192f.) gibt es zwar keine fixe Richtgrösse für die Höhe des Reliabili-tätskoeffizienten, allgemein werden jedoch Werte über 0.8 als gut im Hinblick auf die Relia-bilität bewertet. Die Wahl einer «echten» Woche anstatt einer «künstlichen» für diese Untersuchung könnte eine Einfluss auf die Stichprobe haben. In einer «künstlichen» Woche wird über einen be-stimmten Zeitraum hinweg jeweils ein Wochentag im rotierenden Verfahren ausgewählt (Früh 2007: 109). Mit der «künstlichen» Woche soll vermieden werden, dass bestimmte Erei-gnisse überrepräsentiert sind, zudem können schwankende Themenschwerpunkte und Gross-ereignisse vor allem kleinere Stichproben verzerren (ebd.: 109). Da die Untersuchung im Vor-feld der Fussballweltmeisterschaft 2010 stattfand, besteht tatsächlich die Gefahr, dass dieses Grossereignis die Stichprobe verzerrte. Da die Stichprobe relativ hoch war und potentiell alle Themen und Ressorts vorkommen konnten, sollte sich die Verzerrung jedoch im Rahmen halten. Zudem sind die vier Nachrichtenportale auf dem gleichen Markt tätig und arbeiten im Rahmen derselben Nachrichtenlage. Trotz der oben geschilderten Probleme – die zum gröss-ten Teil gewissermassen in der «Natur» von Online-Inhalten liegen (Flüchtigkeit, Transitorik, unbekannte oder schwierig zu errechende Grundgesamthheit), ist es möglich, gültige Aussagen zu gewinnen. Die erwähnten Eigenheiten der Online-Stichprobenerfassung bedingen laut Meier (Meier 2010: 115), den Forschungsprozess möglichst transparent zu gestalten.

9 Siehe Anhang.

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Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion Die Ergebnisse werden einerseits als Ganzes für alle vier untersuchten Nachrichtenportale zusammen dargestellt und zusätzlich werden Eigenheiten der jeweiligen Portale dargestellt und verglichen. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass diese Ergebnisse nur eine Mo-mentaufnahme sind. Die Online-Angebote wandeln sich stetig. Dennoch können die Ergeb-nisse einen – wenn auch flüchtigen – Status quo anzeigen und Eigenheiten, Unterschiede so-wie Gemeinsamkeiten der untersuchten Nachrichtenportale festhalten. Zu beachten ist auch, dass bei der Erhebung nur aktuelle Artikel berücksichtigt wurden, die sich in der Seitenhierar-chie auf Ebene 1 oder Ebene 210 zwei befanden, also von der Indexseite und der Schweizseite aus leicht erreichbar waren. Nicht berücksichtigt wurden zum Beispiel reine Videoarchive der Portale. Die Absicht war, diejenigen Bewegtbild/Multimediainhalte zu erfassen, die während der Erhebungsperiode in die aktuelle Berichterstattung eingebunden waren.

4.1 Das Bewegtbild/Multimediainhalte-Angebot

In diesem Teil werden diejenigen Artikel näher angeschaut, die Bewegt-bild/Multimediainhalte haben. Das heisst, diese Artikel beinhalten mindestens ein Video, eine Bildstrecke oder eine Informationsgrafik. Wobei gleich vorauszuschicken ist, dass der Anteil an Informationsgrafiken äusserst gering ist.

4.1.1 Anteil Bewegtbild/Multimediainhalte-Angebot am Gesamtangebot

Von den 1969 untersuchten Artikeln haben 755 (38,3 Prozent) Artikel Bewegt-bild/Multimediainhalte. 1214 (61,7 Prozent) Artikel haben keine Bewegt-bild/Multimediainhalte (nur Text und/oder Fotos, die nicht in Bildstrecken eingebunden sind). Bei blick.ch hat die Mehrheit der Artikel (72,1 Prozent) einen Bewegtbild/Multimediainhalt. Auffallend ist der niedrige Bewegtbild/Multimediainhalt-Anteil von nzz.ch: er beträgt bloss 19,9 Prozent. Es scheint hier die Formel «je Boulevard, desto mehr Bewegt-bild/Multimediainhalt» zu gelten. Nach blick.ch hat nämlich das ebenfalls dem Boulevard nahe stehende Portal 20min.ch den grössten Anteil an Bewegtbild/Multimediainhalten (47,1 Prozent).

10 Siehe S. 24.

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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Tabelle 3: Anteil Artikel mit Bewegtbild/Multimedia Alle Portale blick.ch nzz.ch tagesanzeiger.ch 20min.ch Anzahl 755 240 44 164 307 Prozent 38,3 % 72,1 % 14,9 % 23,8 % 47,1% Basis (N=Artikel)

N=1969 N= 333 N=296 N=688 N=652

Basis: Alle Artikel. N=1969.

4.1.2 Anteil Mehrfachverwendungen von Artikeln mit Bewegtbild/Multimediainhalte-Angebot

Insgesamt wurden in der Erhebungsperiode 21,6 Prozent der erfassten Artikel, die Bewegt-bild/Multimediainhalte beinhalten, mehr als einmal verwendet. In Bezug auf die einzelnen Portale ist die Zahl der Anteil von Mehrfachverwendungen mit je knapp über 20 Prozent bei blick.ch und 20minuten.ch ähnlich. Nur bei nzz.ch und tagesanzeiger.ch ist der Anteil wie-derverwendete Artikel tiefer, er liegt deutlich unter 20 Prozent. Tabelle 4: Anteil wiederverwendete Artikel mit Bewegtbild/Multimedia Alle Portale blick.ch nzz.ch tagesanzeiger.ch 20min.ch Anzahl 147 51 7 22 67 Prozent 19,5 % 21,3 % 15,9 % 13,4 % 21,8 % Basis (N=Artikel)

N=755 N= 240 N=44 N=164 N=307

Basis: Alle Artikel mit Bewegtbild/Multimedia. N=755.

4.2 Geografische und thematische Zuordnung des Bewegtbild/Multimedia-Angebots

4.2.1 Geografische Zuordnung

Lokal-regionale Themen und Schweizer Themen sind im Gesamtvergleich des Bewegt-bild/Multimedia-Angebots sehr deutlich in der Minderheit. Nur 13,5 Prozent der Inhalte be-ziehen sich auf die Schweiz; auf Lokales und Regionales entfallen nur 11,7 Prozent. Bewegt-bild/Multimedia-Inhalte finden ihre Themen vorwiegend in der Ferne. Insgesamt 68,3 Prozent der Beiträge haben thematische einen Bezug zu Europa, USA oder dem Rest der Welt.

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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Tabelle 5: Geografische Zuordnung alle Portale

lokal/regional Schweiz Europa USA international keine Zu-ordnung

Anzahl 88 102 143 161 212 49 Prozent 11,7% 13,5% 18,9% 21,3% 28,1% 6,5% Basis: Alle Artikel mit Bewegtbild/Multimedia-Inhalten. N = 755.

Internationale Themen dominieren auf allen vier Nachrichtenportalen das Bewegt-bild/Multimedia-Angebot – dicht gefolgt von Themen, die einen USA-Bezug haben. Blick.ch hat mit 20,8 Prozent den tiefsten Anteil an internationalen Themen, nzz.ch mit 52,3 Prozent den höchsten. Es kann jedoch sein, dass der Erhebungszeitpunkt dieses Ergebnis beeinflusst, denn die Daten wurden im Vorfeld der Fussballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika erfasst. Am meisten lokale Themen behandelt tagesanzeiger.ch. Dies ist aus der traditionell starken Verwurzelung des Tages-Anzeigers in Stadt- und Kanton Zürich erklärbar. Eine Rolle dürfte aber auch der Newsnetz-Onlineverbund spielen, zu dem neben dem Tages-Anzeiger unter anderem die Berner Zeitung und die Basler Zeitung gehören (die einzelnen Online-Ausgaben treten unter eigenem Namen auf). Der Mantel für das Newsnetz wird in Zürich produziert, für lokale Themen sind die einzelnen Zeitungen vor Ort zuständig. So hat auch tagesanzeiger.ch eine lokale Online-Redaktion. Nzz.ch hat gar keine lokalen Bewegtbild/Multimedia-Inhalte. Dies erstaunt wenig, denn die NZZ ist als «Weltblatt» international ausgerichtet. Themen aus den USA sind bei blick.ch und 20minuten.ch mit 20,4 respektive 23,5 Prozent gut vertreten. Da beide Portale ein hohen Anteil an Meldungen haben, die unter «Vermischtes» eingeordnet werden können (siehe weiter unten), ist zu vermuten, dass die vielen für die Boulevard-Presse so wichtigen Stars aus dem US-amerikanischen Showbusiness zum hohen USA-Anteil beitra-gen. Tagesanzeiger.ch hat mit 17,7 Prozent den tiefsten Anteil an USA-Themen.

Tabelle 6: Geografische Zuordnung in Bezug auf die einzelnen Portale

lokal/ regional

Schweiz Europa USA interna-tional

keine Zu-ordnung

blick.ch (N=240) 11,3% 22,1% 19,6% 20,4% 20,8% 5,8%

nzz.ch (N=44) 0,0% 11,4% 6,8% 25,0% 52,3% 4,5%

tagesanzeiger.ch (N=164)

19,5% 11,0% 18,9% 17,7% 29,9% 3,0%

20min.ch (N=307)

9,4% 8,5% 20,2% 23,5% 29,3% 9,1%

Basis: alle Artikel mit Bewegtbild/Multimedia-Inhalten. N = 755.

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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4.2.2 Thematische Zuordnung des Bewegtbild/Multimedia-Angebots

Viel Vermischtes, Sport und Politik – dieses Bild zeigt sich bei Betrachtung der thematischen Zuordnung aller untersuchten Portale. 28,9 Prozent des Bewegtbild/Multimediangebots gehö-ren zur Rubrik «Vermischtes», also Promis, Lifestyle, Skandale, Tiergeschichten und Soft-News. Sport hat einen Anteil von 18,9 Prozent. Zur Rubrik «Politik, Wirtschaft und Gesellschaft» gehören 15,9 Prozent. Niedrigere Anteile haben die Rubriken «Kriminalität» und «Konsum». Das könnte mit der Art der Codierung zu tun haben. Prominente, die im Zu-sammenhang mit kriminellen Vergehen in Bewegtbild/Multimediangebot-Inhalten erschie-nen, wurden zum Beispiel der Kategorie «Vermischtes» zugeordnet. Und Vergehen im Zu-sammenhang mit der Finanzkrise wurden unter «Politik, Wirtschaft, Gesellschaft» codiert. Der niedrige Anteil an Konsum-Themen (3,6 %) könnte daran liegen, dass die Online-Portale viele Konsumthemen in Form von so genannten «Publireportagen» abhandeln. Da es sich da-bei jedoch um Werbung und nicht um redaktionelle Inhalte handelt, wurde diese Art von Be-richterstattung nicht erfasst. Tabelle 7: Thematische Zuordnung alle Portale

Politik, Wirt-schaft, Gesell.

Unfälle, Naturk.

Kriminali-tät

Kultur, Medien Konsum Vermisch

-tes, Sport sonstiges

Anzahl 120 90 48 73 27 218 143 36 Prozent 15,9% 11,9% 6,4% 9,7% 3,6% 28,9% 18,9% 4,8 % Basis: Alle Artikel mit Bewegtbild/Multimedia-Inhalten. N = 755.

Bei den beiden Boulevard-Portalen blick.ch und 20minuten.ch ist der Anteil von «Vermisch-tes» mit 35,4 und 32,9 Prozent am höchsten. nzz.ch hingegen hat fast keine Themen aus die-ser Rubrik (2,3 Prozent). Bei tagesanzeiger.ch halten sich die Rubriken «Politik, Wirtschaft und Gesellschaft» und «Vermischtes» mit 18,9 % die Waage, den grössten Anteil hat der Sport. Blick.ch hat neben viel Vermischtem auch viele Sportthemen, nämlich 23,8 Prozent; bei 20minuten.ch spielen sie mit 13 Prozent eine kleinere Rolle. Nzz.ch hat einen Anteil an Sport von 11,4 Prozent. Auch hier muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Erhebung der Daten imVorfeld der Fussballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika stattfand und daher Sport-themen vielleicht stärker vertreten waren als sonst. Nzz.ch hat einen hohen Anteil an «Un-fälle, Naturkatastrophen». Dieser könnte sich aus der BP-Katastrophe im Golf von Mexiko erklären, über die in der Erhebungsperiode viel berichtet wurde.

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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Tabelle 8: Thematische Zuordnung in Bezug auf die einzelnen Portale

Politik Unfälle Kriminali-tät

Kultur Konsum Vermisch-tes Sport sonstiges

blick.ch (N=240) 8,3% 8,8% 5,8% 9,2% 5,4% 35,4% 23,8% 3,30%

nzz.ch (N=44)

27,3% 27,3% 2,3% 6,8% 4,5% 2,3% 11,4% 18,2%

tagesanzeiger.ch (N=164)

18,9% 7,3% 6,1% 14,0% 5,5% 18,9% 25,0% 4,3%

20min.ch (N=307)

18,6% 14,7% 7,5% 8,1% 1,0% 32,9% 13,0% 4,2%

Basis: Alle Artikel mit Bewegtbild/Multimedia-Inhalten. N = 755.

4.2.3 Anteil von Video, Bildstrecken und Informationsgrafiken

Bildstrecken sind das mit Abstand am häufigsten eingesetzte Element. 67 Prozent der Be-wegtbild/Multimedia-Inhalten entfallen darauf, gefolgt von Video mit 31,3 Prozent. Fast keine Rolle spielen mit 1,9 Prozent Informationsgrafiken.

Tabelle 9: Aufteilung der Bewegtbild/Multimedia-Inhalte

Video Bildstrecke Informationsgrafik

Anzahl 274 590 17

Prozent 31,1 % 67 % 1,9 %

Basis: Alle Videos, Bildstrecken und Infografiken. N = 881

4.3 Videos

Die Videos werden aufgeschlüsselt nach Anteil an den jeweiligen Portalen sowie in Bezug auf die Produzenten (Eigenleistung, Agentur, UGC oder Videoportale wie Youtube), die Dar-stellungsformen und die Längen.

4.3.1 Videoanteil der Portale

Im Gesamtvergleich hat 20minuten.ch mit 40,1 Prozent den höchsten Bewegtbildanteil, ge-folgt von blick.ch (30,7 Prozent) und tagesanzeiger.ch (22,6 Prozent). Mit 6,6 Prozent hat nzz.ch den niedrigsten Anteil. Auffallend ist der hohe Bewegbtbildanteil der beiden Boule-vardportale 20minuten.ch und blick.ch.

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Abbildung 3: Videoanteil im Portalvergleich

Basis: Alle erfassten Videos. N=274.

4.3.2 Produzenten der Videos

Die meisten Videos stammen von Youtube, nämlich 32,1 Prozent. Darauf folgen mit 25,2 Prozent die eigenproduzierten Videos. Zu den eigenproduzierten Videos zählen auch von der Redaktion bearbeitete Agenturvideos, die zum Beispiel mit einem Off-Sprecher versehen oder grafisch als Produkt des Onlineportals gekennzeichnet wurden. 9,9 Prozent der Videos stam-men von Agenturen wie zum Beispiel Reuters oder Keystone und werden unbearbeitet auf die Portale gestellt. Sehr niedrig ist mit 1,5 Prozent der Anteil an User Generated Content (UGC). Der Anteil von Videos, die keinem Produzenten zugeordnet werden können, beträgt 16,4 Pro-zent. Tabelle 10: Videos aller Portale nach Produzenten

Eigenleis-tung Agentur UGC Youtube

andere Videopor-tale

sonstige Produzen-ten

Zuord-nung nicht möglich

Anzahl 69 27 4 88 14 27 45 Prozent 25,2% 9,9% 1,5% 32,1% 5,1% 9,9% 16,4 Basis: Alle erfassten Videos. N = 274.

Blick.ch hat von den vier Portalen mit 38,1 Prozent den höchsten Anteil an eigenproduzierten Videos. Dieser hohe Anteil hat vermutlich damit zu tun, dass blick.ch Agentur-Videos oft nachbearbeitet und mit einem eigenen «Branding» versieht. Diese Videos wurden als «eigen-produziert» erfasst. Tiefer ist der eigenproduzierte Anteil bei nzz.ch und tagesanzeiger.ch. Beide Portale haben einen Anteil von rund 27 Prozent: bei nzz.ch beträgt er 27,8 Prozent, bei tagesanzeiger.ch 27,4 Prozent. Nur 13,6 Prozent beträgt der Anteil an eigenproduzierten Vi-deos bei 20minuten.ch. Dieser tiefe Anteil ist erstaunlich, denn 20minuten.ch hat für das

30.7%

6.6%

22.6%

40.1%

0.0%

10.0%

20.0%

30.0%

40.0%

blick.ch nzz.ch tagesanzeiger.ch 20min.ch

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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Drehen von Video 300 Stellenprozente zur Verfügung11. Ein möglicher Grund für den tiefen Anteil: 20minuten.ch präsentiert sehr viele Videos in einem eigenen Videoportal, dieses wurde jedoch von der Stichprobe nicht erfasst, denn sie konzentrierte sich nur auf Videos, die auf den Seiten Index und Schweiz vorhanden waren. Hier zeigt sich einmal mehr die Schwie-rigkeit, der komplexen Struktur eines Onlineportals in einer Inhaltsanalyse gerecht zu werden. Während nzz.ch in der Erhebungsperiode gar keine Youtube-Videos publizierte, ist das be-kannteste Videoportal für die anderen Nachrichtenportale die Hauptquelle für Bewegtbildin-halte. Bei 20minuten.ch stammen 40,9 Prozent der Videos von Youtube, bei tagesanzeiger.ch 40,4 Prozent und bei blick.ch 21,4 Prozent. Andere Videoportale als Youtube spielen zudem bei 20minuten.ch mit 10 Prozent eine beachtliche Rolle. Bei blick.ch und 20minuten.ch können 20 Prozent der Videoinhalte keinem Produzenten zugeordnet werden, weil die Quellenangaben fehlen. Auch hier zeigt sich wieder ein Unterschied zwischen den beiden Boulevard-Online-Portalen auf der einen und nzz.ch und tagesanzeiger.ch auf der anderen Seite. Die beiden letztgenannten sind sorgfältiger, wenn es um die Quellenangaben geht. Bei nzz.ch fehlen bei 5,6 Prozent der Videos Quellenangaben, bei tagesanzeiger.ch machen die fehlenden Quellenangaben 8,1 Prozent aus. Nzz.ch bezieht die meisten Videos bei Agenturen (61,1 %). Bei blick.ch ist der Agentur-Anteil mit 9,5 Prozent und tagesanzeiger.ch mit 12,9 Prozent viel kleiner. Bei blick.ch ist aber wie schon erwähnt zu beachten, dass viele Agen-turmeldungen durch ein «Branding» als eigenproduziert erscheinen. Gar keine Agentur-Videos wurden während der Erhebungsperiode bei 20minuten.ch erfasst. Dies muss nicht be-deuten, dass 20minuten.ch tatsächlich gar keine Agentur-Videos veröffentlicht hat. Da bei 20 Prozent der 20minuten.ch-Videos wegen fehlender Quellenangabe eine Einordnung nicht möglich war, könnte es gut sein, dass sich darunter Agenturmaterial befindet. Marginal ist bei allen Portalen der Anteil an UGC-Videos. Die nzz.ch hat gar kein UGC-Videos. tagesanzei-ger.ch hat mit 3,2 Prozent am meisten UGC Videos. Tabelle 11: Videos aufgeteilt nach Portalen und Produzenten

Eigenlei-stung Agentur UGC Youtube and. Vi-

deoport.

sonstige Produ-zenten

Zuord-nung nicht möglich

blick.ch (N=84) 38,1% 9,5% 1,2% 21,4% 2,4% 7,1% 20,2%

nzz.ch (N=18) 27,8% 61,1% 0,0% 0,0% 5,6% 0,0% 5,6%

tagesanzeiger.ch (N=62)

27,4% 12,9% 3,2% 40,3% 0,0% 8,1% 8,1%

20min.ch (N=110)

13,6% 0,0% 0,9% 40,9% 10,0% 14,5% 20,0%

Basis: Anzahl der erfassten Videos: N=274.

11 Siehe Seite 51.

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4.3.3 Journalistische Darstellungsformen der Videos

Klassische journalistische Darstellungsformen wie Nachricht und Interviews sind unter den Videos in der Minderheit: 22,6 Prozent der Videos sind Nachrichten, 15,3 Prozent Interviews. Auf der anderen Seite wurden 60,6 Prozent der Videos unter «sonstiges» erfasst. Dass diese Kategorie so dominant ist, hat mit dem sehr hohen Anteil an Youtube-Videos zu tun. Die meisten Videos, die via Youtube eingebunden werden, sind nicht unter gängigen journalisti-schen Darstellungsformen einzuordnen. Es überwiegen episodische, meist unkommentierte Clips, die losgelöst von einem Erklärungszusammenhang sind. Auf tagesanzeiger.ch und 20minuten.ch werden auch viele Youtube-Ausschnitte von Fernsehprogrammen – auch fremdsprachigen – eingebettet. Diese sind ebenfalls schwierig einzuordnen und wurden in dieser Unterschuchung der Rubrik «sonstiges» zugeteilt. Idealerweise müsste für Youtube-Videos ein eigenes, feineres abgestuftes Kategoriesystem entwickelt werden, das nicht nur auf die Einteilung in klassische Darstellungsformen zurückgreift, sondern erweitert und der Viel-fältigkeit des Youtube-Angebots gerecht wird. Umfragen sind während der Erhebungsperiode keine erfasst worden. Äusserst gering ist der Anteil an Reportagen (1,5 Prozent). Tabelle 12: Videos aller Portale nach journalistischen Darstellugsformen

Nachricht Interview Umfrage Reportage sonstiges Anzahl 62 42 0 4 166 Prozent 22,6% 15,3% 0,0% 1,5% 60,6% Basis: Alle erfassten Videos N = 274.

Je mehr Youtube-Videos ein Portal einbindet, desto höher ist der Anteil an Videos, die unter «sonstiges» eingeordnet wurden. Bei 20minuten.ch bildet diese Kategorie 79,1 Prozent, bei Tagesanzeiger.ch 58,1 Prozent und bei blick.ch 48,8 Prozent. Bei nzz.ch, wo keine Youtube-Videos erfasst wurden, beträgt der Anteil an Videos die zur Kategorie «sonstiges» gehören nur 11,1 Prozent. Auffällig ist bei nzz.ch mit 61,1 Prozent der hohe Anteil an Nachrichten. Den niedrigsten Nachrichten-Anteil hat mit 11,8 Prozent 20minuten.ch. Reportagen sind auf nzz.ch praktisch nicht vertreten. Der hohe Anteil an Nachrichten bei nzz.ch liegt daran, dass das Portal viele Agentur-Videos anbietet, die ausschliesslich in Nachrichtenform produziert werden.

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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Tabelle 13: Videos aufgeteilt nach Portalen und Darstellungsformen

Nachricht Interview Umfrage Reportage sonstiges

blick.ch (N=84) 29,8% 19,0% 0,0% 2,4% 48,8%

nzz.ch (N=18) 61,1% 27,8% 0,0% 0,0% 11,1%

tagesanzeiger.ch (N=62) 21,0% 21,0% 0,0% 0,0% 58,1%

20min.ch (N=110) 11,8% 7,3% 0,0% 1,8% 79,1%

Basis: Alle erfassten Videos. N=274.

4.3.4 Dauer der Videos

Bei Betrachtung aller Videos fällt auf, dass die Mehrheit (34,3 Prozent) länger als 150 Sekun-den dauert. Nur wenige Videos (10,6 Prozent) sind kürzer als 30 Sekunden. Eine gewisse Häufung kann mit 18,2 Prozent bei den Videos mit einer Länge von 90 bis 120 Sekunden festgestellt werden. Tabelle 14: Videos aller Portale nach Länge

< 30 s 30-59 s

1 Min- 1.29 1.30 -1.59 2.0 - 2.29

> 2.30 Min

Anzahl 29 41 50 36 24 94 Prozent 10,6% 15,0% 18,2% 13,1% 8,8% 34,3% Basis: Alle erfassten Videos. N = 274.

Die vier Portale zeigen bei der Videolänge eine Gemeinsamkeit: Bei allen sind die meisten Videos länger als 150 Sekunden. Am meisten kurze Videos haben blick.ch und 20minuten.ch mit einem Anteil von 10,7 beziehungsweise 8,1 Prozent. Vermutlich schauen diese beiden Portale wegen ihrer Boulevard-Orientierung stärker auf die Kürze. Gar keine Videos unter 30 Sekunden länge hat nzz.ch online.

Tabelle 15: Videos nach Dauer und Portalen aufgeteilt

< 30 s 30-59 s 1 Min- 1.29 1.30 -1.59 2.0 - 2.29 > 2.30 Min

blick.ch (N=84) 10,7% 15,5% 21,4% 17,9% 10,7% 23,8%

nzz.ch (N=18) 0,0% 11,1% 27,8% 11,1% 11,1% 38,9%

tagesanzeiger.ch (N=62)

8,1% 12,9% 16,1% 12,9% 11,3% 38,7%

20min.ch (N=110)

13,6% 16,4% 15,5% 10,0% 5,5% 39,1%

Basis: Alle erfassten Videos: N=274.

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4.4 Bildstrecken

Mengenmässig sind Bildstrecken am meisten verbreitet, sie gehören gewissermassen zum täglichen Brot von Online-Nachrichtenportalen. Dies liegt sicherlich an ihrer günstigen Pro-duktionsart und dem geringen technischen Aufwand, den ihre Herstellung benötigt. Auch eine Rolle dürfte spielen, dass Bildstrecken viele für den Werbeverkauf relevante Klicks generie-ren (Page Impressions). Jeder Redaktor ist zudem in der Lage, eine Bildstrecke zu erstellen. Die beiden Boulevard-Portale blick.ch und 20minuten.ch haben den grössten Bildstreckenan-teil im Vergleich zu nzz.ch und tagesanzeiger.ch. Wie im Print scheinen hier auch die Boule-vard-Medien stark auf das Visuelle zu setzen. Abbildung 4: Bildstrecken im Portalvergleich.

Basis: Alle erfassten Bildstrecken. N=590.

4.4.1 Produzenten der Bildstrecken-Bilder

Mit Produzenten ist hier nicht das eigentliche Zusammenstellen der Bildstrecken gemeint. Dies passiert ausschliesslich in den Redaktionen. Hier interessiert, woher die Fotos stammen. Analog zur gedruckten Zeitung stammen die meisten Fotos in Bildstrecken aus Agenturen. Nur 6,4 Prozent der Fotos werden von Redaktoren oder eigenen Fotografen gemacht. Diese Angabe ist jedoch mit Vorsicht zu geniessen, denn aufgrund der alleinigen Namensangabe des Fotografen konnte nicht immer eruiert werden, in welchem Auftragsverhältnis er zur On-line-Redaktion steht. Es wurden daher nur Bilder in Bildstrecken als Eigenleistung erfasst, wenn Gewissheit über das Auftragsverhältnis bestand. Ansonsten wurden die Bilder unter «Agentur» erfasst.

40.3%

4.6%

19.50%

35.60%

0.0%

10.0%

20.0%

30.0%

40.0%

blick.ch nzz.ch tagesanzeiger.ch 20min.ch

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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Zu beachten ist auch, dass bei 11,9 Prozent der Bilder die Quellenangabe fehlt. Bildstrecken mit Bildern von unterschiedlichen Produzenten, also zum Beispiel Agenturen und Leserbil-dern, wurden unter «mehrere Produzenten» erfassten. Wie auch bei den Videos spielt UGC mit 2,7 % nur eine kleine Rolle. Tabelle 16: Bildstrecken aller Portale nach Produzenten

Eigenlei-stung Agentur UGC

sonstige Produzen-ten

mehrere Produzen-ten

Zuordnung nicht mög-lich

Anzahl 38 367 16 66 33 70 Prozent 6,4% 62,2% 2,7% 11,2% 5,6% 11,9% Basis: Alle erfassten Bildstrecken. N=590.

Nzz.ch bezieht fast das gesamte Bildmaterial für Bildstrecken von Agenturen (96,3 Prozent) und hat gar keine Bilder, die von Hausfotografen oder Redaktoren stammen. Den grössten Teil von eigenproduzierten Bilder hat tagesanzeiger.ch mit 9,6 Prozent. Am meisten UGC-Bilder hat mit 5,7 Prozent 20minuten.ch. Bei tagesanzeiger.ch haben 23,5 Prozent der Bilder keine Quellenangabe, bei 20minuten fehlt sie bei 14,8 Prozent. Am besten schneidet nzz.ch bei den Quellenangaben ab, alle Bilder besitzen auf diesem Portal eine Quellenangabe. Tabelle 17: Bildstrecken aufgeteilt nach Portalen und Produzenten

Eigenlei-stung

Agentur UGC sonstige Produzen-ten

mehrere Produ-zenten

Zuord-nung nicht möglich

blick.ch (N=238) 8,4% 61,3% 1,3% 20,2% 3,8% 5,0%

nzz.ch (N=27) 0,0% 96,3% 0,0% 3,7% 0,0% 0,0%

tagesanzeiger.ch (N=115)

9,60% 49,60% 0,90% 7,80% 8,70% 23,50%

20min.ch (N=210)

3,30% 65,70% 5,70% 3,80% 6,70% 14,80%

Basis: Alle erfassten Bildstrecken. N=590.

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4.4.2 Bildmenge der Bildstrecken

Tabelle 18: Bildmenge in Bildstrecken aller Portale

< 6 Bilder 6 - 12 12-24 > 24

Anzahl 120 233 162 75 Prozent 20,3% 39,5% 27,5% 12,7% Basis: Alle erfassten Bildstrecken. N=590.

Die Bildstrecken enthalten in den meisten Fällen zwischen 6-12 oder 12-24 Bilder. Der Anteil an Bildstrecken mit über 24 Bildern ist am kleinsten. Im Einzelvergleich der Portale kann bei nzz.ch eine Tendenz zu längeren Bildstrecken festgestellt werden, bei 20minuten ebenfalls. blick.ch hingegen hat eine Tendenz zu kürzeren Bildstrecken. Und bei tagesanzeiger.ch hat mehr als die Hälfte der Bildstrecken einen Anteil von 6-12 Bilder. Tabelle 19: Bildmenge in Bildstrecken aufgeteilt nach Portalen

< 6 Bilder 6 - 12 12-24 > 24

blick.ch (N=238) 36,6% 43,3% 12,6% 7,6%

nzz.ch (N=27) 3,7% 11,1% 48,1% 37,0%

tagesanzeiger.ch (N=115)

18,3% 55,7% 23,5% 2,6%

20min.ch (N=210)

5,2% 30,0% 43,8% 21,0%

Basis: Alle erfassten Bildstrecken. N=590.

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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4.5 Informationsgrafiken

Es wurden während der Erhebungsperiode bloss insgesamt 17 Informationsgrafiken erfasst. Informationsgrafiken mussten als Mindestkriterium eine Interaktionsmöglichkeit oder eine Animation aufweisen. Statische Grafiken, die auch gedruckt werden könnten, wurden nicht erfasst. Alle Informationsgrafiken sind eigenproduziert. Dies könnte zugleich den niedrigen Anteil erklären: Eine interaktive Informationsgrafik kann nicht von jedem Onlineredaktor erstellt werden, für die Umsetzung braucht es Grafiker und Programmierer. Deutlich am mei-sten Informationsgrafiken hat 20minuten.ch (67 Prozent). Bei den restlichen Portalen ist der Anteil sehr klein. Tabelle 20: Anzahl Informationsgrafiken aller Portale

blick.ch (N=1)

nzz.ch (N=2)

tagesanzeiger.ch (N=3)

20min.ch (N=11)

Anzahl 1 2 3 11

Prozent 5,9 % 11,8 % 17,6 % 64,7 %

Basis: Alle erfassten Infografiken. N=17.

4.6 Zusammenfassung der Ergebnisse

In der ersten Hypothese (H1) wurde erwartet, dass die in der Inhaltsanalyse (IA) erfassten Bewegtbild/Multimedia-Inhalte mehrheitlich den Themen/Ressorts «Un-fälle/Naturkatastrophen», «Kriminalität», «Vermischtes» und «Sport» zugeordnet werden können. Ganz falsch war diese Annahme nicht. Tatsächlich gehört fast ein Drittel der Be-wegtbild/Multimedia-Inhalte thematisch zu «Vermischtes» und an zweiter Stelle folgt der Sport. An dritter Stelle steht jedoch die Rubrik «Politik, Wirtschaft und Gesellschaft». Ein Blick auf die einzelnen Portale zeigt, dass die Annahme, Vermischtes sei bei allen Portalen vorherrschend, im Fall von nzz.ch verworfen werden muss. Denn dieses Portal hat praktisch keine Bewegtbild/Multimedia-Inhalte, die dieser Rubrik zugeordnet werden können. Zudem zeigte sich, dass das Themen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stärker vertreten sind als die Themen Unfälle und Kriminalität. Die zweite Hypothese (H2) besagte, dass die Mehrheit der Bewegtbild/Multimedia-Inhalte aus redaktionsexternen Quellen stammt. Diese Hypothese kann bestätigt werden. Der grösste Teil der Bewegtbild/Multimedia-Inhalte wird aus redaktionsexternen Quellen bezogen. Bei den Videos ist bei allen Portalen ausser nzz.ch Youtube der «Hauptlieferant». Auch die Bilder für die Bildstrecken werden zum allergrössten Teil nicht von den Redaktionen selber produ-

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ziert, sondern von Agenturen bezogen. Nur bei den Informationsgrafiken sieht es anders aus, diese werden ausschliesslich von den Redaktionen produziert. Die Menge der Informations-grafiken ist jedoch im Vergleich zu Bewegtbild und Bildstrecken verschwindend klein. Gemäss der dritten Hypothese (H3) haben die beiden Boulevard-Nachrichtenportale blick.ch und 20minuten.ch mehr eigenproduzierte Bewegtbild/Multimedia-Inhalte als tagesanzeiger.ch und nzz.ch. Diese These konnte für blick.ch bestätigt werden. Dieses Portal hat am meisten eigenproduzierte Videos und Bildstrecken. 20minuten.ch hat von den untersuchten Portalen am wenigsten eigenproduzierte Videos. In Bezug auf das in den Bildstrecken verwendete Material konnte die Hypothese gar nicht bestätigt werden. Tagesanzeiger.ch hat den höchsten Bildanteil aus eigener Produktion, gefolgt von blick.ch und 20minuten.ch. Hingegen hat 20minuten.ch am meisten Informationsgrafiken, gefolgt von tagesanzeiger.ch. Die vierte Hypothese (H4) schliesslich nimmt an, dass die untersuchten Portale im Vergleich zum Gesamtinhalt nur wenige Bewegtbild/Multimedia-Inhalte aufweisen und Text und Fotos vorherrschen. Die meisten Portale hatten einen grösseren Anteil von Artikeln mit Bewegt-bild/Multimedia-Inhalten im Vergleich zur Gesamtmenge der Artikel als erwartet. Alle Por-tale zusammengefasst haben einen Bewegtbild/Multimedia-Anteil von fast vierzig Prozent. Bei den einzelnen Portalen schwankt der Anteil stark, aber nur bei tagesanzeiger.ch und nzz.ch haben weniger als ein Viertel der Artikel Bewegtbild/Multimedia-Inhalte. Blick.ch hat mit über 70 Prozent den grössten Bewegtbild/Multimedia-Anteil, gefolgt von 20minuten mit 47,1 Prozent.

4.7 Leitfadeninterviews mit Redaktionsleitern und strategischen Entscheidungsträgern

Die Ergebnisse wurden mit den Chefredaktoren und Entscheidungsträgern der Verlage, die in die Strategieentwicklung involviert sind, anhand von Leitfadeninterviews diskutiert. Die Fra-gen dienten als grobe Struktur. Jede der Fragen wurde in den Gesprächen gestellt, jedoch nicht zwingend in der unten aufgeführten Reihenfolge. Die Gespräche wurden bewusst offen gehalten. Aus den Gesprächen wurden die wichtigsten Aussagen zum Thema ausgewählt. Fragen an die Chefredaktoren:

1. Wie viele Leute oder Stellenprozente beschäftigen sich in Ihrer Redaktion mit der Pro-

duktion von Video, Bildstrecken, Infografiken oder sonstigen Multimediainhalten? 2. Wie ist Ihre Redaktion organisiert? 3. Was für einen Stellenwert hat für Sie Video/Multimedia?

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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4. Warum nutzen Sie die technischen und multimedialen Möglichkeiten im Internet nicht stärker, sondern stützen sich mehrheitlich auf Bildstrecken und Videos ab?

5. Wie sehen Sie die Zukunft von Bewegtbild/Multimedia? 6. Offene Frage: Was ist Ihnen noch wichtig in Bezug auf Bewegtbild/Multimedia?

Fragen an Entscheidungsträger der Verlage:

1. Was für einen Stellenwert hat für Sie Video/Multimedia? 2. Was für eine Rolle spielen für Sie Bewegtbild/Multimediainhalte bei der Strategieent-

wicklung? 3. Wie sehen Sie die Zukunft von Bewegtbild/Multimedia? 4. Offene Frage: Was ist Ihnen noch wichtig in Bezug auf Bewegtbild/Multimedia?

4.7.1 Leitfadengespräche blick.ch

Rolf Cavalli, Chefredaktor blick.ch12 Wir arbeiten in einem Newsroom. Von diesem aus werden alle Blick-Titel beliefert, also die Printzeitungen Blick, Blick am Abend, Sonntags-Blick und blick.ch. Video wird vom Ringer Web-Center geliefert, das gehört organisatorisch nicht zum Newsroom, sondern ist eigenstän-dig, obwohl wir auf dem selben Stockwerk untergebracht sind. Mit dem Web-Center arbeiten wir im Auftragsverhältnis. Das Web-Center stellt mir täglich zwei VJs zur Verfügung und je nach Geschichte einen Reporter mit Kamera. Und täglich bearbeiten und schneiden zwei Per-sonen Video-Agenturmaterial. Mich erstaunt ein bisschen, dass sich in der Untersuchung nicht mehr unsere Eigenleistung in Bezug auf das Ressort Inland spiegelte, also dass dort «Internationales» stark vertreten ist. Denn wir investierten stärker als die Konkurrenz im Ressort Inland in Bewegtbilder. Bei den Fotostrecken ist es aber schon so, dass zu internationalen Themen viel mehr Bilder vorhanden sind. Bewegtbild und Multimedia hat für uns einen sehr hohen Stellenwert und ist auch ein erklär-ter Bestandteil unserer Strategie. Es ist ein allgemeiner Trend im Internet, dass die Leute eine Geschichte multimedial erfassen wollen. Bewegtbild und Bild im Allgemein ist per se ein wichtiges wichtiges Medium für Boulevard, das kommt uns sehr entgegegen. Boulevard heisst Emotionen und Bewegung. Und das versuchen wir jetzt online noch mehr zu nutzen. Wir haben auch spezielle Features, wir haben Timelines, Audioslideshows und Bilder, die man dreidimensional anschauen kann. Solche Sachen kann man nicht einfach so schnell her-

12 Das Interview wurde telefonisch geführt am 19. November 2010.

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stellen. Solche Sachen setzen wir bewusst und intensiv ein. Wichtig ist uns auch die Interak-tion, dass der Leser zum Beispiel selber etwas mit den Bildern machen kann, das sind gewissermassen interaktive Infografiken. Das machen wir seit der Gründung des Newsrooms im Frühling 2010 öfters. Wir nutzen die medialen Möglichkeiten, die das Internet bietet auch für Grafiken. Ich denke, das ist erst der Anfang und wird irgendwann der Standard sein. Dass wir nicht mehr solche interaktiven Sachen haben, ist eine reine Manpower-Frage. Wir versu-chen aber, täglich ein solches interaktives Element zu produzieren. In Zukunft wollen wir noch mehr Bewegbild und interaktive Inhalte produzieren. Das Ziel ist, dass wir Ende Jahr in jeder zweiten Geschichte ein Video haben. Nicht jede Geschichte braucht ein Video, aber wo es Sinn macht, soll ein Video dabei sein. Und da sind verschie-dene Formen möglich, vom einfachen, bloss dokumentierenden Video bis zum ausgereiften Video, das Fernsehqualität hat. Ich denke auch, dass die Ansprüche steigen werden. Wichtig ist aber, dass man das Video über eine Nachricht verkauft, über einen Titel oder eine Ge-schichte. Ein Video funktioniert nicht per se, es muss richtig eingebettet sein. Man kann also nicht einfach mehr Videos machen und es kommt gut. Pascal Zemp, Projektleiter Digital Media Ringier AG, Projektleitung integrierter Blick-Newsroom13 Ich glaube persönlich, dass Bewegbild online eine unglaubliche Zukunft haben wird. Der «Bewegtbild-Artikel» online wird den normalen Artikel mit Headline, Text und Bild ablösen. Die leidige Unterscheidung zwischen Print und Online wird sich zudem ausdifferenzieren in eher textlastige Inhalte für Print und Lesegeräte oder E-Readers einerseits, und andererseits werden die Online-Nachrichtenseiten «fernsehartiger». Selber produzierte Videos sind teuer. Aber eigenproduzierte Videos werden zu einem Mar-kenzeichen, zu einem USP. Preroll-Werbung funktioniert unterdessen sehr gut, die Werbe-agenturen springen langsam auf die Online-Videos auf. Im Moment sind Text und Video auf blick.ch noch relativ getrennt, das wird sich noch viel mehr vermischen. Die Breitbandigkeit ist in der Schweiz gut, man kann also problemlos viel mehr Videoinhalte anbieten. Video wird bald so normal sein wie ein Printartikel mit Bild. Entwicklungen wie der iPad tragen zur multimedialen Entwicklung bei. Und ich glaube, die Leute werden bereit sein, für gute Pre-mium-Inhalte zu bezahlen. An einer guten multimedialen, interaktiven Grafik arbeitet eine Person schnell vier, fünf Tage, das kostet entsprechend. Nachrichtenportale brauchen in Zukunft mehr Multimedia, sonst können sie nicht bestehen. Und ich glaube, man kann diese Portale sehr wirtschaftlich führen, in dem man Print und On-line crossmedial verbindet, also zusammenarbeitet. Im integrierten Blick-Newsroom arbeiten

13 Das Interview wurde telefonisch geführt am 19. November 2010.

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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zum Beispiel die Multimediagrafiker für Print und Online. Ich glaube fest daran, dass journalistische Inhalte in Zukunft von Fachredaktionen aufbereitet und dann kanalgerecht verteilt werden. Und ich bin mir sicher, dass man Multimedia refinanzieren könnte, wenn wir endlich vernünftige Anzeigenabteilungen und Media-Agenturen hätten, die das Internet ver-stehen.

4.7.2 Leitfadengespräche nzz.ch

Fredy Greuter, Chefredaktor nzz.ch14 Die Zahlen sind für mich in Bezug auf nzz.ch intuitiv nachvollziehbar. Mich erstaunt auch nicht, dass Blick einen sehr hohen Bewegtbild/Multimedia-Anteil hat. Mir ist aufgefallen, dass die Untersuchung eine Unterschied zwischen USA und «international» macht, also USA nicht zu «international» zählt. Der geringe Anteil von lokalen und regionalen Bewegt-bild/Multimedia-Inhalten auf nzz.ch liegt an unserer überregionalen Ausrichtung. Wir haben zwar ein Ressort «Zürich», das den regionalen Teil abdeckt, aber primär über Inhalte der Printredaktion. Und es ist auch nicht so, dass die Printreporter von ihren Einsätzen neben Text auch Bild oder Bewegtbild mitbringen, unsere Redaktion ist nicht so aufgestellt. 300 Stellenprozente sind zuständig für Bewegtbild/Multimedia-Inhalte, also für Video, Bild-strecken, Infografiken und in seltenen Fällen auch Audio. Es gibt kein eigentliches Multime-diazentrum. Technisch ist nzz.ch jedoch in der Lage, Videos zu drehen und die Postproduk-tion zu machen. Diese Möglichkeit wird jedoch nur sporadisch genutzt, es gibt auch keinen VJ. Die Wirtschafts-Videoserie «Impulse», die Gespräche mit Wirtschaftsfachleuten zum In-halt hat, wird von einem externen Produzenten hergestellt. Redaktoren bereiten mehrheitlich bestehendes Material auf, zum Beispiel eingekaufte Reuters-Videos, und stellen es bereit. Nzz.ch ist von der Redaktionsorganisation her eine Mischform zwischen Newsroom und tra-ditioneller Redaktion. Wir versuchen täglich, bestimmte Themen crossmedial voranzutreiben, das heisst, es gibt kurzfristig zusammengewürfelte Arbeitsgruppen und man versucht einen Schulterschluss zwischen der Onlineredaktion und der NZZ-Tagesredaktion zu suchen und dann mit vereinten Kräften Online und Print zu bedienen.

14 Das Interview fand telefonisch am 17. November 2010 statt.

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Die wirtschaftliche Situation erlaubt der NZZ-Online-Redaktion keine grossen Sprünge Richtung Bewegtbild/Multimedia, den die Verfolgung der Tagesaktualität bindet alle Kräfte und wird hauptsächlich über Texte abgehandelt. Doch grundsätzlich hat Bewegt-bild/Multimedia einen hohen Stellenwert. Aber er ist nicht so hoch, dass wir im jetzigen Um-feld, in der jetzigen Aufstellung, eine grossen Teil der Ressourcen auf Bewegt-bild/Multimedia umschwenken würden, es liegt in der jetzigen Situation einfach nicht drin. Ich bin nicht restlos davon überzeugt, ob Multimediazentren, also visuelle Inhalte, die auf der Seite abgespalten vom Text angeboten werden, wie sie sich in den letzten zwei-, drei Jahren entwickelt haben, die richtige Möglichkeit sind, um Text und Bild oder andere Element gut miteinander zu verschränken. Letztlich lautet die Frage, ob es seitens der Nutzer überhaupt ein grosses Bedürfnis nach Multimediainhalten gibt. Sagen die Leute nicht eher: «Ich bin an Nachrichten interessiert, in welcher Form ihr mir diese Nachrichten bringt, interessiert zuerst mal nicht»? Bis anhin sind wir in unseren Analysen zum Schluss gekommen, dass es nicht zwingend ist, online ein Multimediazentrum zu haben. Hinzu kommt wir immer noch in der Übungsphase sind und uns Fragen stellen wie: «Was ist eine gute multimediale Aufbereitung, was sind die Stärken einer Infografik, wo liegt der Mehrwert?». Es braucht ein gewisses fach-liches Know-how um aus einer Grafik oder einer Grafikidee eine wirklich gute Multimedia-Grafik zu machen. Da sind wir vielleicht manchmal noch zu fest in der alten Welt verhaftet, beziehungsweise zu wenig kreativ, zuwenig stark unterwegs in dieser neuen Medienwelt. Obwohl nzz.ch nicht viele Multimedia-Inhalte anbietet, kommt das Nachrichtenportal bei den Nutzern an. Das traditionelle Bedürfnis nach Texten ist relativ stark ausgewiesen und deshalb glaube ich nicht, dass wir eine grossen Druck oder Zwang spüren, überstürzt unsere Darbie-tungsform umzukrempeln. Wir liefern dort eine Bildstrecke, wo sie einen Mehrwert liefert, tun auch einmal ein leichteres Thema ohne Nachrichtenwert in eine Bildstrecke, wir sind aber nicht auf der Schiene unterwegs, auf der wir sagen, wir müssen jeden Tag mindestens eine bestimmte Menge von Bildstrecken veröffentlichen, obwohl sie Klick-Turbos sind und viele Page Impressions generieren. Dieser Haltung verweigern wir uns. Wichtig sind uns Leserbin-dung, Relevanz und Qualität und eine vielleicht etwas andere Art der Themenauswahl. Leitfadengespräch mit Peter Hogenkamp, Mitglied der Geschäftsführung NZZ-Gruppe, Leiter Digitale Medien15 Über den Status quo in Sachen Bewegtbild/Multimedia habe nicht ich mitentschieden, weil dieser vor meinem Stellenantritt festgelegt wurde. Bisher wurde relativ wenig im Bereich Bewegtbild/Multimedia gemacht. Der Redaktionsleiter wird Ihnen sagen, das komme von Budget-Restriktionen, das stimmt sicherlich auch. Wir sollten aber viel mehr machen, vor allem im Bereich Bewegtbild, zum Beispiel so interviewartige Sachen. Aber das hatte bisher nicht Priorität, deshalb fokusierte man auf Text. Das wird sich nicht grundlegend ändern. Wir

15 Das Interview fand telefonisch am 17. November 2010 statt.

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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als NZZ werden schon auch in Zukunft hauptsächlich die «Leute des Wortes» bleiben, das wird sich jetzt nicht fundamental verändern. Aber ich glaube, dass es Inhalte gibt, die man sehr gut rüberbringen kann mit Video, auch Infografiken eignen sich. Das gehört heute ein-fach dazu, zu einem Online-Portofolio, das man Bewegtbild mit drin hat. Auch aus Werbe-marktsicht natürlich, aber zunächst einmal aus Lesermarktsicht. Wenn wir über Strategien reden, dann reden wir generell über einen modernen, neuen Auftritt der NZZ mit neuem Nutzen für die Leser und User, da gehört das Video mit dazu, aber wir machen keine Videostrategie, das ist für mich keine strategische Frage. Die strategische Frage lautet, wie man generell in Zukunft einen grösseren Nutzen stiftet. Bewegtbild und Multime-dia gehört dazu, man muss einfach etwas machen in diesem Bereich, sonst wirkt man viel-leicht ein bisschen verstaubt. Ich habe aber nicht das Gefühl, das jetzt alles Video wird, denn das hängt auch sehr stark von der Nutzungssituation ab. Ich kann halt Video gar nicht immer gucken, zum Beispiel wenn im Tram stehe und nur drei Stationen fahren muss. Klar könnte ich meine Kopfhörer hervornesteln und das Video auf meinem iPhone anschauen, aber ver-mutlich ist es schneller, einfach den Text zu lesen. Video funktioniert eigentlich nur in gewissen Nutzungssituationen, wenn man in Ruhe vor dem PC sitzt oder irgendwo mit dem iPhone, wo man ungestört ist. Text wird in den nächsten Jahren die wichtigere Newsquelle bleiben als Video. Zwar modernisiert sich die NZZ, aber sie wird sicherlich nicht zu einem Videoportal.

4.7.3 Leitfadengespräche tagesanzeiger.ch und 20minuten.ch

Peter Wälty, Redaktionsleiter tagesanzeiger.ch/Newsnetz16 Tagesanzeiger.ch hat einen Videoreporter mit einem 80 %-Pensum. Zusätzlich drehen vor allem die Lokalreporter und die Reporter des Ressorts Schweiz regelmässig Videos und lie-fern auch Fotos. Sie bringen dann entweder Text und Video oder Text und Bild in die Redak-tion. Bildstrecken machen alle Redaktoren. Die Online-Redaktion des Tages-Anzeigers ist eigenständig organisiert. Das Angebot besteht aus Inhalten, die von der Online-Redaktion hergestellt werden und aus Übernahmen der Print-Redaktion. Manchmal werden auch Online-Artikel des Ressorts Zürich in der Print-Ausgabe übernommen. Dass wir nicht mehr eigenproduzierte Multimediainhalte haben, ist eine reine Manpower-An-gelegenheit, diese Berschränkung hat mit den fehlenden Ressourcen zu tun, gerade in Bezug auf die Videoproduktion sind wir sehr reduziert, vor allem, wenn man uns mit dem Ringier-Verlag vergleicht, der einen viel höheren Aufwand für die Videoproduktion betreibt. Mehr Informationsgrafiken wären sehr erwünscht, sind aber aufgrund des knappen Personals zur Zeit nicht möglich. Für gute Informationsgrafiken brauchts genug Ressourcen für die Daten-

16 Das Interview fand telefonisch am 19.11.2010 statt.

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beschaffung und die Visualisierung. Videos sind ein unverzichtbarer Teil eines Newsportals. Das Problem ist, dass die Herstellung zum Teil sehr aufwändig ist. Bis ein Video geschnitten und vertont ist, vergeht einige Zeit. Deshalb beschränken wir uns meistens auf eine sehr sim-ple Art der Videoberichterstattung, also zum Beispiel Befragungen und Interviews. Um den Aufwand in Grenzen zu halten, gibt es deshalb bei uns keine Videoberichte mit Voice-Over, wie man sie von Fernsehnachrichten her kennt. Wir kauften bis bis jetzt bei nationalen Themen nur zurückhaltend extern Videos ein. Es bringt nichts, wenn das Video erst ein, zwei Stunden nach dem Ereignis kommt. Diese retro-spektive, zusammenfassende Perspektive übernimmt die Tagesschau, das müssen nicht wir als eigentliches Live-Medium machen. Text und Bild sind bei Aktualitäten schneller als Video. Anders sieht es natürlich aus, wenn eine Exklusiv-Geschichte mit einem Video umgesetzt werden kann. Seit kurzem liefert die Agentur Keystone nationale Beiträge, die relativ rasch und kostengünstig produziert werden. Aber auch diese Kosten addieren sich Ende Monat zu einem Betrag, der für ein Newsportal hoch ist. Video wird dann für online interessant, wenn es gewissermassen das menschliche Auge übernimmt, den Nutzer an Orte mitnimmt, an die er nicht kommt. Oder wenn Bewegung eine Rolle spielt. Kürzlich hatten wir ein kommentarlo-ses Video über die unterirdische Baustelle am Hauptbahnhof Zürich, das funktionierte sehr gut und war ein grosser Erfolg. Bloss illustrierende Bilder, die als Platzhalter für ein Voice-Over dienen, wie man es aus Fernsehnachrichten kennt, sind online weniger geeignet. Bild-strecken sind ebenfalls relevant, denn sie generieren um die 80 Prozent der Page Impressions, dies ist für den Werbeverkauf relevant. Letztendlich muss man schauen, wie sich das Videoangebot refinanzieren lässt. Da müsste man von der Verlagsseite her schauen, wie hoch die Nachfrage seitens der Werbekunden für Platzierung von Werbung in Videobeiträgen ist. Selbstverständlich wird der Einsatz von Vi-deo zunehmen. Man muss auch immer schauen, was die Konkurrenz macht. Da haben wir vor allem das Schweizer Fernsehen, wenn das die Online-Nachrichten weiter ausbauen sollte, haben wir einen unglaublich starken Konkurrenten.

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4. Ergebnisse: Beschreibung und Diskussion

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Hansi Voigt, Chefredaktor 20min.ch17 20minuten.ch hat für die Videoproduktion 300 Stellenprozente zur Verfügung und ungefähr 120 Stelleprozente für Informationsgrafiken. Organisiert sind wir als selbständige Redaktion, stimmen uns jedoch mit der Printredaktion ab und tauschen auch Inhalte aus. Bewegtbild- und Multimedia hat online einen extrem hohen Stellenwert, diese Erzählformen sind für uns sehr wichtig. Wir nutzen alle Möglichkeiten, um Informationen zu übermitteln, sei es Video, Informationsgrafik, Quiz oder Text. Informationsgrafiken sind eine gute Mög-lichkeit, um innerhalb der «Internet-Flüchtigkeit» eine gewisse Vertiefung zu erzielen. Wir machen im Vergleich zu anderen relativ viele Informationsgrafiken. Dass es nicht noch mehr gibt, hat mit den fehlenden personellen Ressourcen zu tun. In Informationsgrafiken steckt ein enormer personeller Aufwand. Bildstrecken funktionieren immer noch, aber es kommt immer mehr auf die Qualität der Fotos drauf an, man kann nicht mehr einfach irgendetwas in der Bildstrecke zeigen. Aber die «Klickorgien» sind eigentlich ein wenig vorbei. Ich glaube, Online-Erzählformen werden immer multimedialer. Am Anfang hatte man einfach Text und ein Foto, also gewissermassen eine Zeitung, die nicht gedruckt worden ist. Jetzt hat man Bewegtbild und verschiedene multimediale Erzählformen und die Nutzer wissen unter-dessen, wie sie die Elemente zu einem Ganzen zusammensetzen können. Die Erwartungen an die Geschichten steigen, unterdessen ist die Einstellung der Nutzer «Was, ihr habt nur eine Bildstrecke, warum kein Video?». Interessant ist, dass alle diese Erzählformen noch nicht fertig sind. Bei den Videos haben wir gemerkt, dass wir kein «Sofa-Fernsehen» machen müssen, also Beiträge wie sie das Fernsehen macht und die der Zuschauer auf dem Sofa an-sieht. Wir machen Videoberichte, die Texte begleiten oder ereignisorientiert sind. Da ist eine Reise im Gang, die wird in verschiedene Richtungen gehen. Wichtig ist, dass man unterwegs ist, dass man mal anfängt. Die Möglichkeiten der verschiedenen multimedialen Erzählformen spielen unterdessen auch ein Rolle in den Erwartungen der Leute, und diese Erwartungen werden auch in den Redaktionen ankommen. Christoph Tonini, Tamedia AG, Stellvertretender Vorsitzender der Unternehmens-leitung, Leiter Bereich Medien Schweiz18 Bewegtbild- und Multimedia hat für mich einen enorm grossen Stellenwert, vorbildlich sind skandinavische Medienhäuser, die machen deutlich mehr im Bewegtbildbereich als wir. Das Medium Online ist für diese Inhalte prädestiniert, insbesondere wenn man sieht, wo Online überall konsumiert werden kann, wenn man all die Endgeräte betrachtet, von Smartphones, über iPad bis zum Screen zuhause. Die Bewegtbild-Anteile werden und müssen steigen. Die

17 Das Interview wurde telefonisch geführt am 19. November 2010. 18 Das Interview wurde telefonisch geführt am 19. November 2010.

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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Bedeutung von Bewegtbild wird inhaltlich wie auch kommerziell zunehmen. Die Bewegbild-Werbung steht online erst am Anfang. Das ist ein attraktive Umfeld, wo man an Budgets he-rankommt, die bis anhin ans Fernsehen gingen. In der Onlineredaktion der Zukunft wird Bewegtbild deutlich mehr Gewicht bekommen, man wird vermutlich überspitzt gesagt zu einer Art Fernsehprogramm mutieren. Deshalb denke ich, dass man in die Manpower investieren muss. Ich glaube nicht, dass immer mehr Text zu mehr Nutzung führt, grosse Textmengen sind für Bildschirme nicht gut geeignet. Ich kann mir vorstellen, dass es in Zukunft zwei differenzierte Zugangsmodelle für Nutzer im Videobereich gibt. Auf der einen Seiten also werbefinanzierte Videos und auf der anderen Seite Videos in einem werbefreien Premium-Umfeld. Eine Strategie, wie sie ähnlich die Web-TV-Plattform Zattoo verfolgt, an der Tamedia beteiligt ist. Für bezahlpflichtige Apps müssen sich in Zu-kunft zudem vermutlich auch die Textinhalte von den Online-Texten unterscheiden, denn der Kunde wird es langfristig nicht akzeptieren, dass er auf einem anderen Ausgabegerät die In-halte bezahlen muss, die online gratis sind.

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5. Zusammenfassung und Ausblick

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5. Zusammenfassung und Ausblick Die Ergebnisse zeigen das Bewegtbild/Multimedia-Angebot in einer für die Verlage schwie-rigen Zeit: Rezession, zurückgehende Werbeeinahmen im Print, harzige Finanzierung von journalistischen Online-Inhalten durch Werbung, immer neue Endverbraucher-Geräte und Nutzer-Plattformen sowie ein vermehrt individualisiertes Mediennutzungsverhalten. Zusätz-lich nähern sich durch die technische Entwicklung ehemals getrennte Medienkanäle an (Kon-vergenz). Es müssen neue Wege beschritten werden, es braucht Ideen um wirtschaftlich zu überleben. Unterdessen ist der Journalismus längstens im Internet angekommen. Aber er be-findet sich im Spannungsfeld von Tradition und Zukunftsgläubigkeit. Auf der einen Seite wird versucht, Herkömmliches in einem neuen Umfeld zu integrieren, also die Text-Bildorientierung ins Netz zu übertragen. Auf der anderen Seite stehen innovativere Ansätze, mit denen versucht wird, Inhalte multimedial zu vermitteln. Beispielhaft für diese entgegen-gesetzten Ansätze sind nzz.ch und blick.ch. Nzz.ch wird dem Text weiterhin eine tragende Rolle geben. Blick.ch setzt sich zum Ziel, verstärkt Bewegtbild und interaktive Informations-grafiken einzusetzen und sieht die Rolle des Textes darin, solche Bewegtbildinhalte in einen Kontext zu stellen. Bevor man sich in Visionen verliert, ist es hilfreich, den Ist-Zustand anzuschauen. Dieser zeigt, dass das Bild – das neben dem Text älteste journalistische Darstellungsmittel – 67 Pro-zent der Bewegtbild/Multimedia-Inhalte ausmacht (eingebettet in Bildstrecken). Bewegtbild hat einen Anteil von 31,1 Prozent. Interaktive Informationsgrafiken machen bloss einen An-teil von 1,9 Prozent aus. Der eigenproduzierte Anteil an den Bewegtbild/Multimedia-Inhalten ist gering: Die meisten Videos (32,1 Prozent) stammen von Youtube, eigenproduziert sind 25,2 Prozent. Die Bilder der Bildstrecken werden mehrheitlich (62,2 Prozent) von Agenturen bezogen. Den höchsten Eigenproduktionsanteil haben die wenigen Informationsgrafiken, sie sind alle von den Redaktionen produziert worden. In Bezug auf die geografische Ausrichtung zeigt sich, dass Bewegtbild/Multimedia-Inhalte mehrheitlich international sind: Fast 70 Pro-zent der Bewegtbild/Multimedia-Inhalte (68,3 Prozent) beziehen sich auf internationale The-men. Schweizer Themen haben einen Anteil von 13,5 Prozent, lokale Themen machen nur 11,7 Prozent aus. Zusammengefasst kann für das Bewegtbild/Multimedia-Angebot der gröss-ten Deutschschweizer Nachrichtenportale in Anlehnung an Machill et al. (2010) festgestellt werden: «Viel Fremdes, wenig Eigenes» (bei Machill et al. bezog sich diese Aussage auf das Bewegtbildangebot von deutschen Lokal- und Regionalzeitungen). Beifügen könnte man im Hinblick auf das grosse Bildstreckenangebot zudem «und viel Althergebrachtes». Oder wie Neuberger (2004: 11) schon vor sechs Jahren feststellte: «Von der schönen neuen Welt des Online-Journalismus, wie sie in Lehrbüchern ausgemalt wird, ist (...) kaum etwas im Internet realisiert».

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Auffällig ist bei den Bewegtbildern, dass in vielen Fällen die Quelle nicht ersichtlich ist. Bei Blick.ch und 20minuten.ch fehlte bei 20 Prozent der Videos die Quellenangabe. Bei Tagesanzeiger.ch fehlt die Quelle bei 8 Prozent der Videos, und bei nzz.ch bei 5,6 Prozent. Die ökonomischen Verhältnisse diktieren, was fürs Netz realisiert werden kann (vgl. Neuberger 2002b) – dies ist die erste Schlussfolgerung, die aus den Interviews mit den Chefredaktoren und Entscheidungsträgern der Verlage gezogen werden kann. Aber auch das Bild, das die Redaktionen und Verlage von den Nutzern haben, diktiert, was realisiert werden kann. Nzz.ch geht davon aus, dass für den Nutzer Text die wichtigste Informationsquelle ist. 20minuten.ch mit seinem jungen Zielpublikum und blick.ch als klassisches Boulevard-Me-dium unterstellt den Nutzern hingegen, dass sie Bewegtbild als Standartbestandteile von Arti-keln ansehen. Das hat zur Folge, dass Bewegtbild/Multimedia im Hinblick auf einen «ge-dachten» Nutzer produziert werden. Nimmt man noch die Entscheidungsträger dazu, entsteht ein Dreieck Nutzer – Redaktion – Geschäftsführung. In diesem Dreieck wird in Zukunft ent-schieden, ob und wie die journalistischen Angebote genutzt und welche Angebote zur Verfü-gung gestellt werden. Bis anhin reagierten die Medienhäuser im Hinblick auf Online- und Multimedia entwicklungen nur, aber sie setzten selber keine Trends. Die relevanten, online-originären Anwendungen stammen nicht von Verlagen, sondern von Informatikern oder IT-Unter-nehmen. Man denke zum Beispiel an Facebook, Youtube, Twitter oder Google News. Wollen die Verlage online Erfolg haben, dürfen sie die Bedeutung der IT-Seite nicht unterschätzen. Die gute Zusammenarbeit zwischen Redaktoren und IT-Fachleuten wird entscheidende Wett-bewerbsvorteile bringen. So können neue Anwendung entwickelt und ausprobiert werden. Dafür darf jedoch das Nutzerbild nicht zu früh und zu eng definiert werden. Es braucht den Mut, Anwendungen auszuprobieren und zu testen, was von den Nutzern akzeptiert wird und was nicht. Nur so werden die Verlage eigene Schwerpunkte setzen können und müssen nicht immer nur auf neue Entwicklungen reagieren. Dies braucht Investitionen und Geduld. Die Verlage haben jetzt noch Zeit, ihre multimedialen Fähigkeiten zu erweitern. Es wächst eine Generation heran, für die das bis anhin dominierende Fernsehen an Bedeutung verliert und das Internet bereits wichtiger ist (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest www: E: 2010. D: 15-11-2010). Ob diese Generation sich zum Beispiel Youtube-Videos auf Nachrichtenportalen anschauen wird, ist fraglich. Die Verlage müssen ein Angebot entwickeln, das auf diese neue Generation zugeschnitten ist. Das heisst nicht, dass alles mul-timedial werden muss. Entscheidend ist, die richtige Form und die richtige Mischung zu fin-den. Unabhängig von der gewählten Erzählform sollten sich die Redaktionen auf ihre Kern-kompetenzen besinnen. Neben dem Recherchieren und Erzählen von Geschichten gehört dazu Grundlegendes wie sorgfältige Quellenangaben sowie Prüfen der Quellen. Dies kann in der globalisierten Welt des Internets durchaus ein Wettbewerbsvorteil sein, denn als Nutzer habe ich nicht die Zeit, alle Inhalte selber zu gewichten, einzuordnen und auf ihre Glaubwürdigkeit

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5. Zusammenfassung und Ausblick

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hin zu untersuchen. Die Globalisierung der Medienwelt kann den Nachrichtenportalen eine Chance bieten, wenn sie auch im Bewegtbild/Multimedia-Bereich stärker auf Lokales, Regio-nales und Nationales setzen. Diese Bereiche werden zur Zeit vernachlässigt. Um in der neuen Medienwelt zu überleben braucht es gut ausgebildete Journalisten, gute IT-Leute, geschickte Verlagsmitarbeiter für den Werbeverkauf und mutige Entscheidungsträger, die genügend Ressourcen zur Verfügung stellen. Im Wettbewerb wird der richtige Einsatz von Bewegtbild/Multimedia-Inhalten eine wichtige Rolle spielen. Noch wichtiger ist jedoch ein attraktives, glaubwürdiges journalistisches Gesamtprodukt, das den Nutzer auf verschie-denen Kanälen mit verschiedenen Erzählformen anspricht.

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Literatur

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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Wilke, Jürgen (2009): Multimedia/Online-Medien. In: Noelle-Neumann, Elisabeth, Schulz, Winfried; Wilke, Jürgen (Hrg.): Fischer-Lexikon Publizistik, Massenkommunikation., Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verl., S. 329-358. Yaros, Ronald A. (2009): Mastering Multimedia. American Journalism Review 31 (4), S. S. 28-31. Zerfass, Ansgar, Mahnke, Martina; Rau Harald (2008): Bewegtbildkommunikation im Internet – Herausforderungen für Journalismus und PR. http://www.bewegtbildstudie.de/Bewegtbildstudie2008-Ergebnisbericht-UniLeipzig.pdf. D: 1.11.2010.

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Anhang

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Anhang Codebuch

Systematik nach Früh (2007:173-175) Kennziffer Newsportal 1 blick.ch 2 nzz.ch 3 tages-anzeiger.ch 4 20minuten.ch Artikel Nr: Alle Artikel* von den Seiten „Index“ und „Schweiz“ pro Newsportal durchgehend pro Tag fortlaufend durchnummerieren. Also jeden Tag werden die Artikel der Seite „Index“ erneut bei 1 beginnend durchnummeriert. Analog für Seite „Schweiz“ vorgehen. Erfassungsablauf: beginnend mit 1 oben links in der Hauptspalte, dann immer von links nach rechts bis zum Ende der Spalte. Dann nächste Spalte rechts von der Hauptspalte. Beginnend oben links nach rechts bis zum Ende der Spalte codieren. Für allfällige weitere Spalten gleich verfahren. Jeder Bewegtbild/Multimedia-Inhalte muss spätestens nach zwei Klicks abrufbar sein (von den Seiten „Index“ und „Schweiz“ aus gezählt). *Auch ein Video-/ Multimedia-/ Infografik-Inhalt, der alleine für sich steht – also nicht eingebettet ist in einen Text-Artikel – wird als „Artikel“ erfasst. Nicht erfasst werden Werbung, Blogs, Dossiers, Zuschaueraktionen, automatisch generierte Artikel- oder Linksammlungen (wie zum Beispiel „meist gelesen“ oder bloße Sammlungen von Bildstrecken und Videos), Wettbewerbe oder Unter-Portale. Es geht darum, aktuelle Bewegtbild/Multimedia-Inhalte zu erfassen. Codier-Zeitpunkt Oktober 2010 Codierer Jan Derrer Datum Tag: 01-31 Monat: 06-07 Jahr: 10

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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Geografische Zuordnung 1 lokal/regional 2 national 3 Europa 4 USA 5 international 6 Zuordnung nicht möglich Bei Sportveranstaltungen definiert der Austragungsort die geografische Zuordnung. Alle Artikel in Bezug auf die Fussball-WM 2010 werden zum Beispiel als „international“ codiert – auch Testspiele in Europa werden als international codiert, da dasSportereignis WM in Südafrika stattfindet. Bei Konflikten zwischen Ländern, entscheidet der Ort über die Geografie, an dem der Konflikt stattfindet oder sich entzündet (Bsp. entführte Schweizer in Libyen = „international“). Genügt dieses Kriterium nicht und in Zweifelsfällen, bestimmt der in der geografischen Codierliste höher nummerierte geografische Ort (höher = weiter weg von der Schweiz) die Codierung. Beispiel: Sind in ein Ereignis Deutschland und Australien involviert, wird es unter Nr. 5 („international“) codiert. Der geografische Ort muss im Titel, Lead oder in den ersten 5 Zeilen des ersten Abschnitts des Haupttextes erwähnt werden. Falls nicht, wird „Zuordnung nicht möglich“ (6) gewählt. Themen/Ressorts 1 Politik, Wirtschaft, Gesellschaft 2 Unfälle, Naturkatastrophen 3 Kriminalität 4 Kultur, Medien (TV, Film) 5 Konsum (Reisen, Automobil, Elektronik, Kochen usw.) 6 Vermischtes (Prominente) 7 Sport 8 Sonstiges Prominente aus Kultur, Sport, Medien: Werden sie im Zusammenhang mit Veranstaltungen, Ereignissen und Themen genannt, die nicht direkt mit ihrer Tätigkeit zu tun haben (zum Beispiel Wohltätigkeitsgala, Drogenmissbrauch, Vergehen, Scheidung), wird das Ereignis unter „Vermischtes“ codiert. Zu Konsum zählen Kochtipps, Restaurantkritiken, Vorstellung von Produkten, Reisen, Autotests, Konsumententhemen. PUblireportagen werden nicht erfasst, da es sich dabei um Werbung handelt.

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Anhang

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Video Anzahl 3 = drei oder mehr 2 = zwei 1 = eines 0 = keines Video Quelle 1 Eigenleistung (kann auch Agentur-Material beinhalten, das bearbeitet wurde) 2 Agentur 3 UGC (User Generated Content) 4 Youtube 5 andere Videoportale als Youtube 6 sonstige Quellen 7 Zuordnung nicht möglich Video Dauer 5 > 2.30 4 2.00 -2.29 3 1.30 – 2.00 2 1 Min. – 1.29 1 30 – 59 Sekunden 0 < 30 Sekunden Video Sprechertext 1 Sprechertext vorhanden 0 Ohne Sprechertext Video Journalistische Darstellungsformen 1 Nachricht/Bericht 2 Interview 3 Umfrage 4 Reportage 5 sonstiges TV-Sendungen gehören zu „sonstiges“. Pressekonferenzen gehören zu „Interviews“. Reportage berichten weniger umfassend als Nachrichten/Berichte, sie konzentrieren sich auf einen Ausschnitt des Themas, der Reportar kann als Fragesteller auch sichtbar sein.19 19 Vgl. Schult, Gerhard/Buchholz Alex (Hrsg.) (2009): Fernsehjournalismus: Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. 6., aktualisierte Auflagen. München: List Verlag. S. 154f.

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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Bildstrecken Anzahl Bilder 3 = drei oder mehr 2 = zwei 1 = eine 0 = keine Bildstrecke Bildmenge 3 > 24 Bilder 2 12-24 Bilder 1 6 – 12 Bilder 0 < 6 Bilder Nur die ersten 12 Bilder codieren. Bildstrecke Quelle 1 Eigenleistung 2 Agentur (auch verschiedene Agenturen) 3 UGC (User Generated Content) 4 sonstige Quellen 5 Zuordnung nicht möglich 6 mehrere Quellen (zum Beispiel Agentur, UGC und Eigenleistung in gleicher Bildstrecke) Infografiken Anzahl 0 = keine 1 = eine 2 = zwei oder mehr Infografik Quelle 1 Eigenleistung 2 Agentur 3 UGC 4 sonstige Quellen 5 Zuordnung nicht möglich Eine statische Grafik wird nicht zu Bewegtbild/Multimedia-Inhalten gezählt, weder Links noch Hyperlinks alleine erfüllen in einer Informationsgrafik das Kriterium „interaktiv“. Unter Interaktivität wird verstanden, dass sich die Grafik zum Beispiel von der Form her oder farblich verändert, wenn der User mit der Maus über bestimmte Stellen fährt, und so Informationen visualisiert.

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Anhang

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Mehrfachverwendung Artikel 0 einmal verwendet 1 mehr als einmal verwendet Während der siebentägigen Erhebungsperiode werden die Video-Multimedia-Inhalte, die mehrfach vorkommen, nur einmal codiert. Ausnahme: der Video-Multimedia-Inhalt wird in einen neuen Artikel eingebunden. Artikel, die mehrfach vorkommen, werden mit „mehr als einmal verwendet“ codiert. Ein Artikel, der nur am gleichen Tag mehrmals vorkommt, wird nicht mit als „mehr als einmal verwendet“ codiert. Damit das Kriterium „mehr als einmal verwendet“ erfüllt ist“, muss der identische Artikel an verschiedenen Tagen erscheinen.

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Datenerfassung, Hilfsmittel (verwendete Software) und Operationalisierung

Betriebsystem: Max OS 10.6.4 Es wurden zwei Mac-Rechner eingesetzt. Firefox 3.6.3 Firefox-Add-on LinkSidebar 1.0.0 Firefox-Add-on Download Helper 4.7.3 Paparazzi 0.5b6 Adobe Acrobat 8 Professional 8.1.1 QuickTime Player 10.0 Es wurden zwei Mac-Rechner eingesetzt. Grundgesamtheit blick.ch, nnz.ch, tagesanzeiger.ch, 20minuten.ch Erhebungszeitraum und Zeitpunkt der Erfassung Sieben Tage jeweils um 12.00 Uhr Zeitraum: Donnerstag, 3. Juni, bis und mit Mittwoch 9. Juni. Die Daten für nzz.ch vom Dienstag 8. Juni fehlen. An ihrer Stelle wurden die Daten von Dienstag 13. Juli erhoben. Stichprobe Stichprobe: Ebenen 1 und 2 Untersucht werden alle Inhalte (Links) auf den Seiten „Index“ (Home) und „Schweiz“ und den darunter liegenden Ebene 2. Die Seiten „Index“ und „Schweiz“ entsprechen Ebene 1. Ebene 2 wird enthält also die Inhalte, die von Ebene 1 aus verlinkt sind. Hinweis: Bei nzz.ch und tagesanzeiger.ch ist das Ressort Schweiz mit einem Klick von der Indexseite erreichbar (eine Ebene unter der Index-Ebene). Bei blick.ch und 20minuten.ch jedoch mit zwei Klicks: zuerst muss auf das Ressort „Nachrichten“ geklickt werden, dann kann auf „Schweiz“ geklickt werden (zwei Ebenen unter der Index-Ebene). Unabhängig davon werden auf allen untersuchten Portalen die Index- und die Schweiz-Seite als Ebene 1 bezeichnet. Relevante Inhalte für die Inhaltsanalyse (IA) Es werden ausschliesslich journalistische Inhalte und Links in die Inhaltsanalyse miteinbezogen. Relevant sind grundsätzlich nur die mit einem bis maximal zwei Klicks zugänglichen journalistischen Inhalte, die auf Ebenen 1 oder Ebene 2 liegen.

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Anhang

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Es werden nur Inhalte erfasst, die direkt anwählbar sind. Das heisst, es muss vor dem Klicken nicht gescrollt werden, es müssen keine Reiter („Tab“) oder andere Navigations- Elemente angewählt werden. Bewegtbild- und Multimedia-Inhalte Bewegtbild- und Multimedia-Inhalte müssen von Ebene 1 aus (also „Home“ oder „Schweiz“ ) mit einem bis zwei Klicks erreichbar oder abspielbar sein. Das heisst, sie müssen auf Ebene 1 oder Ebene 2 liegen. Von Ebene 1 aus braucht es somit maximal zwei Klicks, bis der Bewegtbild- oder Multimedia-Inhalt konsumierbar ist. Für die IA irrelevante Inhalte und Links

• reine Navigations- (Ressorts-) Links (Nachrichten, Sport, People, Video usw.) • reine Video- und Multimedia-Sammlungen, Gewinnspiele • Werbung und Publireportagen • Leseraktionen • UGC, der nicht journalistisch verwendet wird • Spiele • Text- und Videoaggregate: automatisch generierte Linksammlungen („Am meisten

gelesen, Tickermeldungen, usw.) • reine Linksammlungen • Links auf subportale wie „NZZ Campus“, „NZZ Reisen“, TA Züri Tipp“ und Dossiers

(Artikelsammlungen) usw. werden nicht erfasst. Ebene 1: umfassende Aufnahme in die IA Auf Ebene 1 sind alle journalistischen Inhalte (Links) für die IA relevant. Ebene 2: selektive Aufnahme in die IA Um den Aufwand und die Datenmenge zu begrenzen, werden auf Ebene 2 nur die journalistischen Inhalte (Links) in die IA aufgenommen, die sich in der Hauptspalte der jeweiligen Seite befinden. Bewegtbild- und Multimediainhalte müssen in einen Artikel eingebettet oder können auch für sich alleine stehen, sie dürfen aber nicht einfach Teil einer Linksammlung sein, bei der alle einzelnen Elemente gleich gross sind. Oder anders gesagt: Sie müssen in einem redaktionellen Umfeld erscheinen.

Gleiche Links, die von Paparazzi mehrfach erfasst wurden Werden dieselben Links zu verschiedenen Zeitpunkten mehrfach erfasst erfasst, gilt folgendes: es wird immer der am frühsten erfasste Link in die IA aufgenommen. Wird also an einem bestimmten Tag ein bestimmter Link von Paparazzi um 12.03 Uhr und um 12.21 erfasst, ist ersterer Link relevant. Ausnahme: sollten die zeitlich früher erfasste Inhalte unvollständig sein, fliessen die später erfassten Inhalte in die IA ein.

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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Bewegtbild- und Multimedia-Inhalte Erfassen der Bewegtbild- und Multimedia-Inhalte Das Firefox-Add-on „Download Helper“ erfasst wenn immer möglich die Bewegtbilder. Die Videos werden als flv-Datei abgelegt. nzz.ch erlaubt es nicht, Videos mit diesem Add-on herunterzuladen. Deshalb erfasst die Bildschirmaufnahme-Funktion von QuickTime diese Videos. Die Videos werden in Echtzeit aufgezeichnet. Deshalb werden aus Zeitgründen nur ca. die ersten und letzten zehn Sekunden aufgezeichnet. Dies reicht, um die gewünschten Parameter zu codieren. Bildstrecken und Infografiken Die Bildschirmaufnahme-Funktion von QuickTime zeichnet die Bildstrecken auf. Dies geschieht in Echtzeit, es muss durch die Bildstrecke geklickt werden. Die Dateien werden als MOV-Datei abgelegt. Es werden jeweils nur die ersten zwölf Bilder erfasst. Welche Inhalte sind „Multimedia“? Bildstrecken und Infografiken werden für diese IA zu „Multimedia“ gezählt, die die Ansprüche an „Multimedialität“ sind tief gehalten. Dies im Bewusstsein, dass der Begriff „Multimedia“ weder auf Bildstrecken noch auf Infografiken zutrifft. Die Problematik des Begriffs „Multimedia“ wird übrigens in der Arbeit diskutiert Es reicht, wenn es in der Infografik Funktionen gibt, die so in der gedruckten Zeitung nicht möglich sind. Beispiel: fährt der Mauszeiger über eine Landkarte, erscheint ein Informationsfenster. Streng genommen handelt es sich hier eher um bescheidene Interaktivität als um Multimedialität. Nicht als Multimedia erfasst werden: - blosses Vergrösserungs-Möglichkeite eines Fotos („Lupe“) - blosses Verlinken von Grafiken und Bildern

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Anhang

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Untersuchungsergebnisse, tabellarisch

Artikel total Artikel mit Bewegtbild/Multi-media

Artikel ohne Bewegb./Multim.

Artikel total

Artikel total mehrfach verwendet

Artikel mit Beweg./Mult mehrfach verwendet

N=1969 755 1214 1969 426 147 100.0% 38.3% 61.7% 21.6% 19.5% blick.ch blick.ch N=33 240 93 333 66 51 100.0% 72.1% 27.9% 19.8% 21.3% nzz.ch nzz.ch N=296 44 252 296 72 7 100.0% 14.9% 85.1% 24.3% 15.9% tagesanzeiger.ch tagesanzeiger.ch N=688 164 524 688 126 22 23.8% 76.2% 18.3% 13.4% 20min.ch 20min.ch N=652 307 345 652 162 67 47.1% 52.9% 24.8% 21.8%

N = Anzahl Artikel

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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ARTIKEL: GEOGRAFISCHE ZUORDNUNG

lokal/regional Schweiz Europa USA international keine Zuordnung

alle Portale N=755 88 102 143 161 212 49 11.7% 13.5% 18.9% 21.3% 28.1% 6.5% blick.ch N=240 27 53 47 49 50 14 11.3% 22.1% 19.6% 20.4% 20.8% 5.8% nzz.ch N=44 0 5 3 11 23 2 0.0% 11.4% 6.8% 25.0% 52.3% 4.5% tagesanzeiger.ch N=164 32 18 31 29 49 5 19.5% 11.0% 18.9% 17.7% 29.9% 3.0% 20min.ch N=307 29 26 62 72 90 28 9.4% 8.5% 20.2% 23.5% 29.3% 9.1%

N = Anzahl Artikel

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Anhang

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ARTIKEL: THEMATISCHE ZUORDNUNG Politik Unfälle Kriminalität Kultur Konsum Vermischtes Sport alle Portale N=755 120 90 48 73 27 218 143 15.9% 11.9% 6.4% 9.7% 3.6% 28.9% 18.9% blick.ch N=240 20 21 14 22 13 85 57 8.3% 8.8% 5.8% 9.2% 5.4% 35.4% 23.8% nzz.ch N=44 12 12 1 3 2 1 5 27.3% 27.3% 2.3% 6.8% 4.5% 2.3% 11.4% tagesanzeiger.ch N=164 31 12 10 23 9 31 41 18.9% 7.3% 6.1% 14.0% 5.5% 18.9% 25.0% 20min.ch N=307 57 45 23 25 3 101 40 18.6% 14.7% 7.5% 8.1% 1.0% 32.9% 13.0% N = Anzahl Artikel

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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VIDEOS ANZAHL Videos Total N=274 100.0% blick.ch N=84 30.7% nzz.ch N=18 6.6% tagesanzeiger.ch N=62 22.60% 20min.ch N=110 40.10%

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Anhang

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VIDEO PRODUZENT

N= Anzahl Videos

Eigenleistung Agentur UGC Youtube andere Vidport

sonstige Quellen

Zuordnung nicht möglich

alle Portale N=274 69 27 4 88 14 27 45 25.2% 9.9% 1.5% 32.1% 5.1% 9.9% 16.4% blick.ch N=84 32 8 1 18 2 6 17 38.1% 9.5% 1.2% 21.4% 2.4% 7.1% 20.2% nzz.ch N=18 5 11 0 0 1 0 1 27.8% 61.1% 0.0% 0.0% 5.6% 0.0% 5.6% tagesanzeiger.ch N=62 17 8 2 25 0 5 5 27.4% 12.9% 3.2% 40.3% 0.0% 8.1% 8.1% 20min.ch N=110 15 0 1 45 11 16 22 13.6% 0.0% 0.9% 40.9% 10.0% 14.5% 20.0%

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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VIDEO DARSTELLUNG

N= Anzahl Videos Nachricht Interview Umfrage Reportage sonstiges alle Portale N=274 62 42 0 4 166 22.6% 15.3% 0.0% 1.5% 60.6% blick.ch N=84 25 16 0 2 41 29.8% 19.0% 0.0% 2.4% 48.8% nzz.ch N=18 11 5 0 0 2 61.1% 27.8% 0.0% 0.0% 11.1% tagesanzeiger.ch N=62 13 13 0 0 36 21.0% 21.0% 0.0% 0.0% 58.1% 20min.ch N=110 13 8 0 2 87 11.8% 7.3% 0.0% 1.8% 79.1%

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Anhang

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VIDEO LÄNGE

N= Anzahl Videos < 30 s 30-59 s 1 Min- 1.29

1.30 -1.59 2.0 - 2.29

alle Portale N=274 29 41 50 36 24 10.6% 15.0% 18.2% 13.1% 8.8% blick.ch N=84 9 13 18 15 9 10.7% 15.5% 21.4% 17.9% 10.7% nzz.ch N=18 0 2 5 2 2 0.0% 11.1% 27.8% 11.1% 11.1% tagesanzeiger.ch N=62 5 8 10 8 7 8.1% 12.9% 16.1% 12.9% 11.3% 20min.ch N=110 15 18 17 11 6 13.6% 16.4% 15.5% 10.0% 5.5%

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Jan Derrer: Einsatz und Verbreitung von Bewegtbild- und «Multimedia»-Inhalten

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BILDSTRECKEN ANZAHL

Bildstrecken Total

N=590 blick.ch N = 238 40.3% nzz.ch N=27 4.6% tagesanzeiger.ch N=115 19.50% 20min.ch N=210 35.60%

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Anhang

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BILDSTRECKEN PRODUZENT

N= Anzahl Bildstrecken

Eigenleistung Agentur UGC sonstige Quellen

mehrere Quellen

alle Portale N=590 38 367 16 66 33 6.4% 62.2% 2.7% 11.2% 5.6% blick.ch N = 238 20 146 3 48 9 8.4% 61.3% 1.3% 20.2% 3.8% nzz.ch N=27 0 26 0 1 0 0.0% 96.3% 0.0% 3.7% 0.0% tagesanzeiger.ch 11 57 1 9 10 N=115 9.60% 49.60% 0.90% 7.80% 8.70% 20min.ch 7 138 12 8 14 N=210 3.30% 65.70% 5.70% 3.80% 6.70%

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BILDSTRECKEN BILDMENGE N= Anzahl Bildstrecken < 6 Bilder 6 - 12 12-24 > 24 alle Portale N=590 120 233 162 75 20.3% 39.5% 27.5% 12.7% blick.ch N = 238 87 103 30 18 36.6% 43.3% 12.6% 7.6% nzz.ch N=27 1 3 13 10 3.7% 11.1% 48.1% 37.0% tagesanzeiger.ch N=115 21 64 27 3 18.3% 55.7% 23.5% 2.6% 20min.ch 11 63 92 44 N=210 5.2% 30.0% 43.8% 21.0%

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Anhang

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INFORMATIONSGRAFIKEN ANZAHL IG Total N=17 100.0%

blick.ch alle eigenproduz. N=1 5.9% nzz.ch alle eigenproduz. N=2 11.8% tagesanzeiger.ch alle eigenproduz. N=3 17.60% 20min.ch N=11 alle eigenproduz. 64.70% N= Anzahl Infografiken

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Reliabilitätsüberprüfung

Codierer 2: Michael Derrer Datum Reliabilitätsüberprüfung: 18.11.2010 Zufalls-Stichprobengrösse: 189 Artikel aus insgesamt 1969 Verwendete Formel: CR = 2 Ü / C1 + C2 (vgl. Früh 2007: 190) CR = Codierer-Reliabilität Ü = Anzahl der übereinstimmenden Codierungen C1 = Anzahl der Codierungen nach von Codierer 1

C2 = Anzahl der Codierungen nach von Codierer 2

Aufgelistet werden hier nur die Codiereinheiten, deren Reliabilitätskoeffizient kleiner als eins ist. Codiereinheit Reliabilitätskoeffizient Geografie 0.97 Themen 0.97 Video Anzahl 0.99 Video 1 Quelle 0.92 Video 1 Dauer 0.89 Video 1 Sprechtext 0.89 Video 1 Darstellungsform 0.86 Bildstrecke 1 Quelle 0.93

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Anhang

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Ablauf Stichproben-Erhebung

Stichprobe Blick Online, NZZ Online, Tages Anzeiger Online, 20 Minuten Online. Verwendete Software Betriebsystem: Max OS 10.6.4 Browser: Firefox 3.6.3 LinkSidebar 1.0.0 Download Helper 4.7.3 Paparazzi 0.5b6 Adobe Acrobat 8 Professional 8.1.1 Bildschirmaufnahme (Erfassung Bildstrecken, Videos): QuickTime Player 10.0 Dauer: Sieben Tage jeweils um 12.00 Uhr Datum: Donnerstag, 3. Juni, bis und mit Mittwoch 9. Juni. Die Newsportale werden täglich in alphabetischer Reihenfolge mit Hilfe von zwei Rechnern erfasst- Computer 1: Blick Online, NZZ Online, Computer 2: Tages Anzeiger Online, 20 Minuten Online. Erfasste Seiten Es werden von jedem Newsportal die Index- (Home-) Seiten und die Schweiz-Seiten erfasst sowie alle eine Ebene darunter liegenden Seiten. http://www.blick.ch/ http://www.blick.ch/news/schweiz NZZ Online http://www.nzz.ch/ http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz

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Tages Anzeiger Online http://www.tagesanzeiger.ch/ http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/ 20 Minuten Online http://www.20min.ch/ http://www.20min.ch/news/schweiz/ Zeitlicher Ablauf, beginnend um 12.00 Uhr 1. Computer 1: Index-Seite Blick und alle eine Ebene darunter liegenden Seiten erfassen 2. Computer 2: Index-Seite NZZ und alle eine Ebene darunter liegenden Seiten erfassen 3. Computer 1: Schweiz-Seite Blick und alle eine Ebene darunter liegenden Seiten erfassen 4. Computer 2: Schweiz-Seite NZZ und alle eine Ebene darunter liegenden Seiten erfassen 5. Computer 1: Index-Seite Tages-Anzeiger und alle eine Ebene darunter liegenden Seiten erfassen 6. Computer 2: Index-Seite 20 Minuten und alle eine Ebene darunter liegenden Seiten erfassen 7. Computer 1: Schweiz-Seite Tages-Anzeiger und alle eine Ebene darunter liegenden Seiten erfassen 8. Computer 2: Schweiz-Seite 20 Minuten und alle eine Ebene darunter liegenden Seiten erfassen

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Vorgehen bei der Erfassung der Stichprobe 1. Index-Seite im Browser „Firefox 3.6.3“ öffnen Browser geöffnet lassen (mit Tabfunktion). 2. Mit Paparazzi Index-Seite als PDF-Datei speichern. 3. In Firefox mit Add-On „Link Sidebar“ alle Links auf der noch immer geöffneten Index-Seite anwählen. 4. In „Link Sidebar“ angewählte Links kopieren und in das Batch-Fenster von „Paparazzi“ einsetzen. Sicherungskopie der Links in einer Textdatei. 5. Erfassen der Links als PDF-Datei im Batch-Fenster der Software „Paparazzi“. 6. Analog Vorgehen für Schweiz-Seite (Punkte 1 – 5). 7. Händisch alle Multimedia-Inhalte gemäss Codebuch erfassen. Für Videos in den Firefox-Browser zurückkehren und mit dem Add-On „Download Helper“ die Flash-Videos herunterladen. Funktioniert der Downloadhelper nicht, wird das Video mit Quicktime aufgenommen (um in den PDF-Files zu navigieren, „Adobe Acrobat Professional“ oder „Adobe Reader“ benutzen, zeigen Links an. Fotogalerien werden mit Bildschirmaufnahmen erfasst. Sie erhalten als Dateinamen die von Paparazzi erzeugte URL, vorne angefügt wird „fg“ (Fotogalerie). Auch Die AV- und Multimedia-Inhalte erhalten den Namen der Seite, auf der sie eingebettet sind, vorne angefügt wird „v“ für Video oder „mm“ für „Multimedia“. Evt. „ig“ für „Infografik“.So können sie klar zugeordnet werden. Interaktive Inhalte ebenfalls mit Bildschirmaufnahme erfassen, da meistens nicht herunterladbar. Jan Derrer, 01.06.2010

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Selbständigkeitserklärung

Hiermit bestätige ich, dass ich diese Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe.

Jan Derrer Stein am Rhein, 30. November 2010