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Emwirkung des Sehwefels 3uf Wasser. 465 haben, dass man die vorladge Bildung einer sofort wieder wei- ter zerfallenden Silberverbindung annimmt nach den Gleichungen : 3HBOe + 3Ag8U = Ag406, 3H20 + 2Ag und Ag406, 3HB0 = Ag403 + 3H20 + 03. Die thatsachliche Existenz jenes ersten Zwischenproductes lasst sich beobachten, wenn man bei einer dem Gefrierpunkte nahe liegenden Temperatur zu einer Mischung von Wasserstoffsuper- oxyd mit Silbernitrat tropfenweise eine Alkalilijsung setzt. Es entsteht hierbei zunachst ohne jede Gasentwickelung ein brauner Niederschlag ; einige Secunden spater beginnt das Aufbrausen von entweichendem Sauerstoff und die Masse wird zusehends schwarz. 1st Silberoxyd im Ueberschuss vorhanden, so ist der Process da- mit abgeschlossen , ist dagegen uberschiissiges Wasserstofiyper- oxyd zugegen, so beginnt eine neue Wechselwirkung zwischen Silbersesquioxyd und Wasserstofiyperoxyd, welche zur Bildung der Verbindung Ag406, 3H*O f~rt, die alsdann nach oben ange- gebener Gleichung wieder zerfiillt und so fort und fort bis zur vol- ligen Zersetzung allen Wasserstoffhyperosydes. Die niimliche Theorie giebt auch Aufschluss iiber die Zer- setzung des Wasserstoffhyperoxyds bei der Beriihrung mit metalli- schem Silber, welche bekanntlich dann besonders lebhaft ist, wenn das Silber sich in sehr fein vertheiltem Zustande befindet. Auch hier handelt es sich durchaus sicht, wie bisher vermuthet, um eine sogenannte Contactwirkung, denn wenn man ein vollkommen oxyd- freies Silber zu dem Versuche anwendet, welches an kochende verdiinnte Schwefelsiiure nicht die geringste Silberspur abgiebt, so kann man demselben nach dem Experiment durch diese Saure erhebliche Mengen Silberoxyd entziehen , es hat also eine Silber- oxydation stattgefunden und man ist berechtigt, die gauze Einwir- kung der Bildung jenes Silbersesquioxydes zuzuschreiben, welches bei der Zersetzung des Wasserstofiyperoxyds eine ununterbrochene Vermittlerrolle zu spielen vermag. Und so wird man auf dem Wege vorstehender Betrachtungen zu der eigentlichen thermoche- mischen Theorie hingeleitet, welche alle sogenannten Contactwir- kungen als einen regelmassigen Cyclus exothermischer Yetamor- phosen auffasst. T. XXXIl? No. 3. pag. 235.) Dr. G. V. (Bull. de la SOC. Chim. de Park. Einwirknng des Schwefels anf Wasser. - Gelegentlich anderer Untersuchungen machte A1b er t C o 1 son die uberraschende Beobachtung , dass Schwefel sich unter Umstanden durchaus nicht indifferent gegen Wasser verhalt , letzteres vielmehr zu zersetzen vermag und zwar besonders leicht; wenn er im Status nascens mit siedendem WasRer in Beriihrung kommt. Lasst man durch ein mit Abschlusshahn versehenes Trichterrohr eine genaue be- stimmte Yenge einer Natriumhyposulfitlosung in einen mit Ent- Arob. d. Pbrrm. XVII. Rds. 6. Hft. 30

Einwirkung des Schwefels auf Wasser

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Page 1: Einwirkung des Schwefels auf Wasser

Emwirkung des Sehwefels 3uf Wasser. 465

haben, dass man die vorladge Bildung einer sofort wieder wei- ter zerfallenden Silberverbindung annimmt nach den Gleichungen :

3HBOe + 3Ag8U = Ag406, 3 H 2 0 + 2Ag und Ag406, 3 H B 0 = Ag403 + 3H20 + 03.

Die thatsachliche Existenz jenes ersten Zwischenproductes lasst sich beobachten, wenn man bei einer dem Gefrierpunkte nahe liegenden Temperatur zu einer Mischung von Wasserstoffsuper- oxyd mit Silbernitrat tropfenweise eine Alkalilijsung setzt. Es entsteht hierbei zunachst ohne jede Gasentwickelung ein brauner Niederschlag ; einige Secunden spater beginnt das Aufbrausen von entweichendem Sauerstoff und die Masse wird zusehends schwarz. 1st Silberoxyd im Ueberschuss vorhanden, so ist der Process da- mit abgeschlossen , ist dagegen uberschiissiges Wasserstofiyper- oxyd zugegen, so beginnt eine neue Wechselwirkung zwischen Silbersesquioxyd und Wasserstofiyperoxyd, welche zur Bildung der Verbindung Ag406, 3H*O f ~ r t , die alsdann nach oben ange- gebener Gleichung wieder zerfiillt und so fort und fort bis zur vol- ligen Zersetzung allen Wasserstoffhyperosydes.

Die niimliche Theorie giebt auch Aufschluss iiber die Zer- setzung des Wasserstoffhyperoxyds bei der Beriihrung mit metalli- schem Silber, welche bekanntlich dann besonders lebhaft ist, wenn das Silber sich in sehr fein vertheiltem Zustande befindet. Auch hier handelt es sich durchaus sicht, wie bisher vermuthet, um eine sogenannte Contactwirkung, denn wenn man ein vollkommen oxyd- freies Silber zu dem Versuche anwendet, welches an kochende verdiinnte Schwefelsiiure nicht die geringste Silberspur abgiebt, so kann man demselben nach dem Experiment durch diese Saure erhebliche Mengen Silberoxyd entziehen , es hat also eine Silber- oxydation stattgefunden und man ist berechtigt, die gauze Einwir- kung der Bildung jenes Silbersesquioxydes zuzuschreiben, welches bei der Zersetzung des Wasserstofiyperoxyds eine ununterbrochene Vermittlerrolle zu spielen vermag. Und so wird man auf dem Wege vorstehender Betrachtungen zu der eigentlichen thermoche- mischen Theorie hingeleitet, welche alle sogenannten Contactwir- kungen als einen regelmassigen Cyclus exothermischer Yetamor- phosen auffasst. T. XXXIl? No. 3. pag. 235.) Dr. G. V.

(Bull. de la SOC. Chim. de Park.

Einwirknng des Schwefels anf Wasser. - Gelegentlich anderer Untersuchungen machte A1 b er t C o 1 son die uberraschende Beobachtung , dass Schwefel sich unter Umstanden durchaus nicht indifferent gegen Wasser verhalt , letzteres vielmehr zu zersetzen vermag und zwar besonders leicht; wenn er im Status nascens mit siedendem WasRer in Beriihrung kommt. Lasst man durch ein mit Abschlusshahn versehenes Trichterrohr eine genaue be- stimmte Yenge einer Natriumhyposulfitlosung in einen mit Ent-

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466 Einwirkung dea Schwefels auf Waaser.

wickelungsrohre versehenen Kochkolben treten, welcher kochendc zehnfach verdunnte Chlorwasserstoffsiiure enthalt , -so entsteht in einer vorgeschlageuen Bleiacetatlosung eiu starker Niederschlag von Schwefelblei und die Fliissigkeit in dem Kolben selbst enthiilt Schwefelsaure und zwar betragt bei geeigneter Leitung des Ver- suchs die Summe des in beiden genannten Producten enthaltenen Schwefels genau die Gesammtmenge des in dem zugesetzten unter- schwefeligsaureu Natron enthalten gewesenen. Somit fand eine Wasserzersetzung statt unter dem Einfluss des durch die Salz- saure aus dem Hyposulfit ausgeschiedenen Schwefels nach der Gleichung S + SOp + H z O = SO3 + H8S.

Jeder etwa nach diesem Versuch noch gebliebene Zweifel an der Fahigkeit des Schwefels zur Wasserzersetzung wird beseitigt durch ein zweites Experiment, darin bestehend, dass man eine bestimmte Menge einer Losung von Einfach -Schwefelnatrium zu- nachst in zwei ganz genau gleiche Halften theilt und die eine der- selben in dem schon beschriebenen Apparat durch Chlorwasserstoff- saure zersetzt, wobei das sich entwickelnde Schwefelwasserstoffgas in Bleiacetat - Losung geleitet und der Schwefel als Schwefelblei gewogen wird. Lost man nun in jener zweiten Halfte Schwefel- natriumlosung noch eine bestimmte Yenge Schwefel auf und ver- fahrt ebenso, wie mit der ersten, so werden etwa 20 Procent Schwefelblei mehr erhalten, als dort. Dieses damit nachgewiesene Plus von Schwefelwasserstoff kann aber nur entstanden sein durch Einwirkung des bei der Zersetzung des Nehrfachschwefelnatriums mit Chlorwasserstoffsaure ausgeschiedenen Schwefels.

1st auch die Einwirkung nascirenden Schwefels auf Wasser, wie obige Beispiele zeigen, besonders leicht zu erweisen, s o ist damit nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern vielmehr wahr- scheinlich gemacht, dass auch Schwefel in anderer Form unter geeigneten Verhiiltnissen einen , wenn auch nicht quantitativ, 80

doch qualitativ gleichen Effect haben werde. Und in der That, werden einige Gramm pulverformigen Schwefels in einem mit Gas- ableitungsrohr versehenen Kolben mit Wasser gekocht, SO beginnt nach etwa 5 Minuten eine leichte Braunung der vorgelegten Blei- acetatlosung und nach halbstiindigem Kochen ist darin ein wenn auch schwacher Niederschlag entstanden. Mag man Schwefelblu- men, Schwefcl in Stangen , in octaedrischen oder nadelformigen Krystallen anwenden, immer findet beim Kochen eine zwar lang- samere aber doch nachweisbare Zersetzung des Wassers statt.

Ja noch mehr, sogar bei gewohnlicher Temperatur tritt diese Reaction ein und auch hier ist es wieder der im feinsten Zustande, im Ausscheidungsmoment befindliche Schwefel, welcher die Auf- gabe des Beweises am leichtesten macht. Ein ziemlich langes, unten geschlossenes Glasrohr wird an einer von seinem Grunde etwas entfernten Stelle durch Ausziehen so weit verengert , dass

Page 3: Einwirkung des Schwefels auf Wasser

Pendelversuch im Pantheon. 467

eine Silbermiinze, oben hineingeworfen, diesen Punkt nicht zu passi- ren vermag. Werden nun einige Cubikcentimeter Natriumhyposul- fitlosung und hierzu einige Tropfen Chlorwasserstoffsaure auf den Boden der Rohre gebracht, die Silberrnunxe bis zur verengten Stelle geworfen und die Rohre noch weiter oben ganz ausgezogen und zugeschmolzen, so findet man schon am zweiten Tage daa Geldstuck gebraunt und sieht die Nuance von Tag zu Tag dunk- ler werden. Wird derselbe Versuch mit in Wasser suspendirtem, feingepulvertem natiirlichem Sohwefel wiederholt, 60 kommt auch hier eine Braunung des Silbers zu Stande, allein erst nach Mo- naten.

Noch eine andere recht interessante Beobachtung kniipft sich an diese Untermchungen. Der aus concentrirter NatriumhyposuEt- losung durch Salzsaure abgeschiedene Schwefel von citronengelber Farbe zeigt sich unter dem Mikroskop in Gestalt durchsichtiger Rorner, welche keine Wirkung auf polarisirtes Licht aussern, also keine krystallinische Structur besitzen. Wird nun aus Benzin in der Kalte krystallisirter und krdftig auf polarisirtes Licht wirken- der Schwefel langere Zeit mit kochendem Wasser behandelt und dann mit dem Mikroskop untersucht, so findet man ihn bestehend zum Theil aus transparenten, den eben beschriebenen ganz gleichen und optisch vollig inactiven Kiigelchen, zu einem anderen Theil aus zwar noch ihre Krystallform besitzenden aber auf polarisirtes Licht ebenso wirkungslosen Stuckchen und endlich aus Krystallen, welche noch schwach lichtdrehend sind. Es scheint also, dass der Schwefel , bevor er in Verbindungen eintritt , zunachst seinen kry- stallinischen Zustand verliert , um in einen anderen noch nicht naher erforschten iiberzugehen. (BJI. de la SOC. Chim. de Paris. T. XXXIV. No. 2. pay. 66.) Dr. G. lT

Pendelversuch im Pantheon. - Von den wissenschaftlichen Zeitschriften unserer linksrheinischen Nachbarn wird gegenwartig eine unter den hinterlassenen Papieren von F o u c a u 1 t gefundene Notiz uber den beruhmten Pendelversuch im Pantheon reproducirt, welche bei dem grossen Interesse dieses Fundamentalexperiments auch hier eine Stelle finden mag.

Die Bewegung der Erde um sich selbst, schreibt Foucault, wird hier mittelst eines Riesenpendels bewiesen, dessen Faden am hochsten Punkt der gewaltigen inneren Kuppel aufgehangt an seinem unteren Ende eine mit Kupfer iiberzogene Bleikugel tragt. Dieser Faden misst bei einer Dicke von einem Millimeter 67 Meter in der Lange und erfahrt durch Anhiingen der 28 Kilogr. schweren Kugel eine bleibende Dehnung von 5 bis 6 Centimetern. An dem tiefsten Theile der hangenden Kugel ist eine Spitze genau in der Richtung der Verlangerung des Fadens, also nach unten weisend, angebracht, welche die genaue Beobachtung des Ganges des Appa-

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