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Einzelpreis S 1.70 P.b.b. Organ Ott SuuctcnöcutfcfKn £anusmannfdiaft Oftcctcicfi 4. 30. ftttgltft 1058 jfolge Sogar Kriegsopfer läßt man warten Das Versorgungsamt München gibt die Bescheide nicht heraus Linz (SP). Der deutsche Bundestag lebender Kriegsopfer zuständig ist, gehen teiligte Kriegsopfer, die in Oesterreich hat am 25 Juni 1958 ein Gesetz zur Wie- die Bescheide sehr schleppend aus. Uns leben. Trotzdem ist noch auf keinem Wege dergutmachung nationalsozialistischen Un- ist bekannt, daß viele anspruchsberech- den Anspruchsberechtigten dieses 'Gesetz rechts m der Kriegsopferversorgung be- tigte Kriegsopfer noch immer auf ihre schlössen, um Personen, die außerhalb Bescheide von München warten und sie Deutschlands leben, in den Genuß von trotz Urgenzen nicht bekommen können. Versorgungsgenüssen zu bringen. Die Re- B ei dieser Gelegenheit muß auch eine ~ - ^ ^ ^ ^ ^x»«*«»^ v~- gelung bezieht sich in der Hauptsache auf Unterlassung der deutschen Vertretungs- tretungen, die Bürger ihres Staates auf zur Kenntnis gebracht oder zur Anmel- dung von Ansprüchen aufgefordert wor- den. Unserer Meinung nach gehört es auch zu den Obliegenheiten konsularischer Ver- Personen, die nach 1933 aus Deutschland auswanderten bzw. ausgewiesen oder de- portiert wurden. Es bezieht sich aber auch auf Kriegsopfer aus dem ersten Weltkrieg, die 1938 aus den späteren Vertreibungs- gebieten — beispielsweise der Tschecho- slowakei — ins Exil gingen, weil sie unter dem Nationalsozialismus nicht dort leben konnten. Die Entschädigung erhalten aber nur Personen, die in einem Staate leben, der mit Deutschland diplomatische Bezie- hungen unterhält. Von dieser Wiedergut- machung sind ehemalige Mitglieder der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen ausgeschlossen. Die Entschädigung ist von dem Zeitpunkte an zu gewähren, von dem an die Geschädigten ihre Kriegsopferver- sorgung nicht mehr erhalten haben. Dabei werden 10 Reichsmark als 2 deutsche Mark berechnet. Anträge müssen bis 30. Juni 1959 bei der zuständigen Vertre- tung der Deutschen Bundesrepublik ge- stellt werden. Zuständiges Versorgungs- amt für Oesterreich ist das Versorgungs- amt München I in München 13, Heßstraße. Das Gesetz tritt rückwirkend mit 1. Okto- ber 1950 in Kraft. Die Berechtigten werden sich nach un- seren Erfahrungen allerdings' mit einer langen Wartezeit abfinden müssen, denn vom Versorgungsamt München, das auch für die Ansprüche anderer in Oesterreich behörden in Oesterreich angemerkt wer- den. Das eingangs erwähnte Gesetz be- zieht sich ausdrücklich auch auf benach- neue, für einen Teil von ihnen wichtige gesetzliche Maßnahmen und auf Fall- fristen aufmerksam zu machen. Lagerauflösung mittels Bundesanleihe Binnen einem Jahre könnten alle Bundeslager verschwinden L i n z (SP). Die Vorbereitungen für den Bundeshaushaltsplan 1958 sind auf Be- amtenebene abgeschlossen. Zu Beginn der Herbstarbeit des Ministerrates wird der Finanzminister die Aufgabe haben, mit seinen Ministerkollegen den Budgetrahmen auszustecken, der um nicht vieles größer sein kann als der vorjährige. Denn schon im heurigen Jahre hat sich bisher gezeigt, daß die Einnahmen nicht die Erwartungen des Finanzministeriums erfüllt haben, son- dern daß vielmehr jene Länder, welche vorsichtiger als der Bund präliminierten, auf ihre Rechnung gekommen sind. Bis zum Ende Juli beispielsweise blieben die Ertragsanteile des Bundeslandes Öber- österreich noch immer um 25 Millionen hinter den Ansätzen zurück, die der Fi- nanzplan des Bundes für Oberösterreich vorgesehen hatte. Bei dieser Sachlage ist kaum zu erwar- ten, daß zu den bisherigen Budgetlasten neue kommen können. Nicht einmal die Vermögensvertrag Wien — Bonn in der Praxis GeHendmachung von Postsparguthaben und Forderungen gegen private Schuldner Am 16. Juli ist bekanntlich der Vertrag zwischen Oesterreich und der Bundesrepublik Deutschland über die Regelung vermögens- rechtlicher Beziehungen in Kraft getreten. Dazu teilt das Finanzministerium u. a. mit: Wegen Einforderung eines Guthabens eines österreichischen Staatsangehörigen, das am 8. Mai 1945 bei einer westdeutschen oder Ber- liner Niederlassung von Kreditinstituten (einschließlich der Postscheckämter) in Reichsmark bestand, hat sich der Berech- tigte unmittelbar mit dem betreffenden Kre- ditinstitut in Verbindung zu setzen. Die An- meldung bei einer österreichischen Behörde ist daher zwecklos. RM-Postsparguthaben, die nicht vom öster- reichischen Postsparkassenamt in Wien be- dient werden, können beim Postsparkassen- amt H a m b u r g zur Erfassung und Um- wandlung in DM angemeldet werden. Ueber DM-Guthaben bei deutschen Kreditinstituten (einschließlich solcher bei Postscheckämter) sowie über Postsparguthaben in DM kann derzeit ohne devisenwirtschaftliche Beschrän- kungen der Bundesrepublik Deutschland ver- fügt werden. Wegen Forderungen aus Wertpapieren pri- vater deutscher Aussteller hat der österrei- chische Berechtigte unmittelbar und schrift- lich an den deutschen Aussteller heranzutre- ten. Der Vermögensvertrag enthält jedoch keine Bestimmungen, wonach Wertpapiere, die vom Deutschen Reich oder von einem der deutschen Länder begeben worden sind, als geregelt gelten. durch den Vermögensvertrag geregelten For- derungen gegen private deutsche Schuldner (d. s. also geregelte Forderungen mit Aus- nahme von solchen aus Guthaben und Wert- papieren) müssen die österreichischen Gläu- biger gemäß Art. 27, Abs. 1, des Vermögens- vertrages bei sonstigem Rechtsverlust binnen Zahlungsaufforderung herbeigeführt worden ist. Der Vermögensvertrag ermöglicht auch die Durchbuchung steckengebliebener bankge- schäftlicher Ueberweisungen, die von einem Konto bei einem Kreditinstitut in Oesterreich auf ein Konto bei einem Kreditinstitut im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland oder im Lande Berlin oder umgekehrt vor dem 8. Mai 1945 veranlaßt wurden. Dies gilt auch für Ueberweisungen, die im Reichsbankgiro- netz steckengeblieben sind, nicht jedoch für Ueberweisungen im Postscheckverkehr. Bezüglich der Forderungen aus Versiche- rungsverträgen und Bausparverträgen wird auf die Aufrufe des Finanzministeriums im Amtsblatt zur Wiener Zeitung vom 16. Juli 1958 verwiesen. (Siehe „Sudetenpost".) Beim Finanzministerium können Begehren auf Rückübertragung des auf die Republik Oesterreich übergegangenen deutschen Eigen- tums seitens der ehemals berechtigten deut- schen physischen Personen eingebracht wer- den. Nur die tatsächlich in der Verfügung der Republik Oesterreich vorhandenen Vermö- genswerte oder deren Ersatzwerte (Erlöse) können rückübertragen werden. Ansuchen um Nachforschung nach Vermögenswerten, die angeblich am 8. Mai 1945 in Oesterreich vor- handenen Vermögenswerte oder deren Ersatz- werte (Erlöse) können rückübertragen wer- den. Ansuchen um Nachforschung nach Ver- mögenswerten, die angeblich am 8. Mai 1945 in Oesterreich vorhanden waren, aber nie- mals als ehemals deutsches Eigentum erfaßt wurden, sind zwecklos. Die Begehren um Rückübertragung bedürften in der Regel kei- ner besonderen Form, sie sind jedoch schriftlich Hoffnung ist gerechtfertigt, daß der Fi- nanzminister jene Mittel aufbringen wird, die zu einem raschen Abbau der Lager notwendig wären. Anderseits aber wird allerdings der fortschreitende Verfall der Lager, die nunmehr zumeist ihr zweites Bestands Jahrzehnt hinter sich haben, mehr Mittel als bisher erfordern, ohne daß die Lage der Insassen dadurch irgendwie ge- bessert würde. Der beste Weg, den der Fiftanzminisler gehen kann, ist die Aufnahme eines Dar- lehens zur Beschaffung von Ersaizwohn- xaum für die Lagerinsassen. Dieses Dar- lehen würde sick durch die sinkenden Aus- gaben für die Lagererhalrung und Verwal- tung rasch tilgen lassen. Nach den vor- jährigen Budgetansätzen befanden sich rund 19.000 Menschen in den Bundes- lagern. Ihre Zahl dürfte im Laufe dieses Jahres durch die Wohnraumbeschaffung aus eigenen und UNREF-Mitieln auf 17.000 gefallen sein, was einem Wohnungsbedarf von rund 5000 Wohnungen entspricht. Die dafür erforderlichen Mittel — wobei der Satz von 60 Prozent Bundeszuschüssen zu rechnen ist — wären 360 Millionen. Die 50 Millionen Schilling, die für den Perso- nal- und Sachaufwand in den Lagern aus- geworfen werden müssen, würden eine Tilgung und Verzinsung innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren ermöglichen. Die Bundeslager selbst aber könnten innerhalb einer Frist von einem Jahr gänz- lich geräumt werden. Noch eine Million Deutsche östlich Oder und Neifjel Mindestens eine Million „Autochthone", also Angehörige der bodenständigen deutschen Be- völkerung, befinden sich noch in den polni- schen „Westprovinzen" und nicht nur 500.000, wie allgemein angenommen werde, stellt die polnische Zeitschrift „Tygodnik Powszechny" in einer kritischen Betrachtung über die kürz- lich im schlesischen Bad Reinerz durchge- führte Tagung der Schriftsteller aus den heute polnisch verwalteten deutschen Ostprovinzen fest, bei der die polnischen Literaten über Mittel und Wege beraten hatten, um mög- lichst keine Einzelheiten von der Verwahr- losung der deutschen Ostgebiete bekanntwer- den zu lassen. In den neuen polnischen „Westgebieten' er- gebe sich „das schwierige Problem, diese Pro- vinzen mit dem Rest des Landes zu assimi- lieren, eine Aufgabe, die besondere Sorgfalt verlange". Bei einer Beurteilung der vorzugs- weise aus der Ukraine stammenden Neusied- ler im deutschen Osten müsse man freilich „von einem gewissen Tiefstand der Kultur" dieser Siedler sprechen. „Tygodnik Pows- zechny' glaubt jedoch, von einer Verallge- meinerung dieses Gesichtspunktes abraten zu müssen, und zwar unter Hinweis auf den einzubringen und müssen sämtliche Erforder- "i^"', uuu ™*i. " m " V*v£»rh»n* HPT 5 «, o « A^ A„ f 1A v o r ^ w n ^ r t r « «.«ilio« „Kulturkonsum": Unter Geltendmachung der nisse des Art. 14 Vermögensvertrag erfüllen. Begehren müssen im allgemeinen bis späte- stens 16. Juli 1959 gestellt werden. aus der deutschen Zeit stammenden kulturel- len Einrichtungen wird z. B. darauf hinge- wiesen, daß die „Westgebiete" hinsichtlich der Deutsche physische Personen, die Inhaber Theaterbauten viel besser gestellt seien als sechs Monaten ab Inkrafttreten des Vermö- von Postscheckkonten beim Postsparkassen- Zentralpolen. In. Allenstein, Danzig, Stettin gensvertrages, das ist bis längstens 16. Jänner amt Wien waren, können beim Finanzmini- oder Oppeln entfielen viel mehr Theater- 1959, unmittelbar an den deutschen Schuldner sterium einen Antrag auf Bedienung ihres platze auf die Einwohnerschaft als etwa in herantreten und ihn schriftlich zur Leistung Postscheckguthabens unter Beischluß einer den ostpolnischen Städten Lublin oder Rzes- auffordern, und zwar selbst dann, wenn die vom österreichischen Postsparkassenamt aus- zow. Mit Hilfe dieser Besserstellung der Regelung der Forderung im Sinne des Art. 22 gestellten Guthabensbestätigung und der im „Westgebiete" glaubt das polnische Blatt den des Vermögensvertrages durch eine vor In- Art. 14 Vermögens vertrag angeführten Ur- Vorwurf des „kulturellen Tiefstandes" ent- krafttreten des Vertrages erfolgte schriftliche künden und Nachweise stellen (OÖN). kräften zu können. Tätige Reue abwarten Von Gustav P u t z Die tschechische Emigration, so sehr sie in ihren Zielen mit dem kommunistischen Regime in Widerstreit liegen mag, folgt in der großen Linie der tschechischen Politik doch immer wieder dem Beispiele von Prag. Niemals konnte man dies deut- licher beobachten als gerade jetzt, da die Prager Regierung versucht, mit Bonn in direkte Beziehungen zu kommen. Flugs gehen auch die tschechischen Emigranten- Organisationen dazu über, zur deutschen Frage — die sich für sie natürlich in erster Linie als die sudetendeutsche Frage darstellt — in einem anderen Lichte zu betrachten als vorher. Der Sudeten- deutsche kann heute von tschechischer Seite Aeußerungen hören, daß die Aus- treibung der Deutschen nicht nur eine Schande, sondern auch ein Fehler war. Wir gehen wohl kaum mit der Annahme fehl, daß die nächste Zeit reich an solchen Aeußerungen sein wird. Sie werden nicht bloß von den tschechischen Emigranten- Organisationen zu hören sein, sondern auch von Prager offiziellen Stellen. Denn auch die heutige offizielle CSR bemüht sich bereits, den Eindruck zu erwecken, als ob eine nationale Verstimmung gegen- über den Deutschen nicht mehr angebracht wäre. Die Berichte über ein langsam er- wachendes deutsches Kulturleben in der CSR sind ein Anzeichen dafür. Diese Entwicklung kann uns nicht über- raschen. Politischer Realismus wog die Stärke der Sudetendeutschen immer mit dem Gewichte, das Deutschand in der Welt hat. Nun hat gerade die letzte Zeit, als innerhalb des Lagers der westlichen Alli- ierten wegen des Nahen Ostens Unstim- migkeiten auftraten, die moralische und politische Stärke der Deutschen Bundes- republik unterstrichen. Nacheinander ga- ben die führenden Politiker des Westens einander die Bonner Türklinke in die Hand. Deutschland ist in internationalen Fragen wieder ein Mitspieler geworden, es kann morgen ein Mittler sein. Das weiß auch der Osten einzuschätzen. Und weil entgegen seinen bramarbasieren- den Reden Herr Chruschtschow samt sei- nem Satelliten-Schwanz nach wie vor noch sehr große Sorgen hat in politischer und wirtschaftlicher Richtung und weil heute die Sowjetunion fürchten muß, von China auf den zweiten Rang zurückgesto- ßen zu werden — schon das Streben nach einer Gipfelkonferenz und einer damit verbundenen Reise nach Amerika wurde Chruschtschow durch die Chinesen ver- maßelt — wird ein Mittler wie Deutsch- land oder auch wie Oesterreich für den Osten von immer größerer Bedeutung. Aus diesem Grunde schickt Herr Siroky im Auftrage Moskaus Briefe an Raab und Adenauer. Als politische Realisten wissen die Rus- sen ganz genau — und die abhängigen Tschechen müssen es einfach zur Kenntnis nehmen —, daß zwischen dem heutigen Deutschland und der CSR die Frage der Austreibung der Deutschen steht. Da mag die Pankower Republik tausendmal die Austreibung als Faktum anerkannt haben — in Prag wird man auf die Unterschrift dieser Marionettenregierung keine Häuser bauen. Wieweit nun die Tschechen in dem Widerruf der Geschehnisse von 1945 gehen werden, das hängt ausschließlich davon ab, inwiewit sie gezwungen sein werden, die Bemühungen um Beziehungen zu Bonn fortzusetzen. Das eine dürfte ihnen heute schon klar sein: mit deutschen Bücher- stuben, deutschen Lesehallen und deut- schen Singvereinen für die 160.000 deut- schen Zwangsarbeiter in der CSR ist die sudetendeutsche Frage nicht gelöst. Sicht- lich drückt die Tschechen, wie man aus manchen Aeußerungen entnehmen kann, das Gewissen wegen 1945. Die eben er- schienenen Bände der Dokumentation über die Vertreibung der Sudetendeutschen ent- halten allzuviel Material, das ein halbwegs organisiertes Gewissen bedrücken muß. Nun wij-dies an den deutschen Politikern, und der deutschen öffentlichen Meinung sein, diese Gewissensregungen (bei denen es sich ganz gewiß noch um keine voll-

Einzelpreis S 1.70 P.b.b. Organ Ott SuuctcnöcutfcfKn ... · polnische Zeitschrift „Tygodnik Powszechny" in einer kritischen Betrachtung über die kürz-lich im schlesischen Bad

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Page 1: Einzelpreis S 1.70 P.b.b. Organ Ott SuuctcnöcutfcfKn ... · polnische Zeitschrift „Tygodnik Powszechny" in einer kritischen Betrachtung über die kürz-lich im schlesischen Bad

Einzelpreis S 1.70 P.b.b.

Organ Ott SuuctcnöcutfcfKn £anusmannfdiaft Oftcctcicfi

4. 30. ftttgltft 1058 jfolge

Sogar Kriegsopfer läßt man wartenDas Versorgungsamt München gibt die Bescheide nicht heraus

L i n z (SP). Der deutsche Bundestag lebender Kriegsopfer zuständig ist, gehen teiligte Kriegsopfer, die in Oesterreichhat am 25 Juni 1958 ein Gesetz zur Wie- die Bescheide sehr schleppend aus. Uns leben. Trotzdem ist noch auf keinem Wegedergutmachung nationalsozialistischen Un- ist bekannt, daß viele anspruchsberech- den Anspruchsberechtigten dieses 'Gesetzrechts m der Kriegsopferversorgung be- tigte Kriegsopfer noch immer auf ihreschlössen, um Personen, die außerhalb Bescheide von München warten und sieDeutschlands leben, in den Genuß von trotz Urgenzen nicht bekommen können.Versorgungsgenüssen zu bringen. Die Re- Bei dieser Gelegenheit muß auch eine ~ - ^ ^ „ ^ ^ ^ x » « * « » ^ v ~ -gelung bezieht sich in der Hauptsache auf Unterlassung der deutschen Vertretungs- tretungen, die Bürger ihres Staates auf

zur Kenntnis gebracht oder zur Anmel-dung von Ansprüchen aufgefordert wor-den. Unserer Meinung nach gehört es auchzu den Obliegenheiten konsularischer Ver-

Personen, die nach 1933 aus Deutschlandauswanderten bzw. ausgewiesen oder de-portiert wurden. Es bezieht sich aber auchauf Kriegsopfer aus dem ersten Weltkrieg,die 1938 aus den späteren Vertreibungs-gebieten — beispielsweise der Tschecho-slowakei — ins Exil gingen, weil sie unterdem Nationalsozialismus nicht dort lebenkonnten. Die Entschädigung erhalten abernur Personen, die in einem Staate leben,der mit Deutschland diplomatische Bezie-hungen unterhält. Von dieser Wiedergut-machung sind ehemalige Mitglieder derNSDAP oder einer ihrer Gliederungenausgeschlossen. Die Entschädigung ist vondem Zeitpunkte an zu gewähren, von deman die Geschädigten ihre Kriegsopferver-sorgung nicht mehr erhalten haben. Dabeiwerden 10 Reichsmark als 2 deutscheMark berechnet. Anträge müssen bis30. Juni 1959 bei der zuständigen Vertre-tung der Deutschen Bundesrepublik ge-stellt werden. Zuständiges Versorgungs-amt für Oesterreich ist das Versorgungs-amt München I in München 13, Heßstraße.Das Gesetz tritt rückwirkend mit 1. Okto-ber 1950 in Kraft.

Die Berechtigten werden sich nach un-seren Erfahrungen allerdings' mit einerlangen Wartezeit abfinden müssen, dennvom Versorgungsamt München, das auchfür die Ansprüche anderer in Oesterreich

behörden in Oesterreich angemerkt wer-den. Das eingangs erwähnte Gesetz be-zieht sich ausdrücklich auch auf benach-

neue, für einen Teil von ihnen wichtigegesetzliche Maßnahmen und auf Fall-fristen aufmerksam zu machen.

Lagerauflösung mittels BundesanleiheBinnen einem Jahre könnten alle Bundeslager verschwinden

L i n z (SP). Die Vorbereitungen für denBundeshaushaltsplan 1958 sind auf Be-amtenebene abgeschlossen. Zu Beginn derHerbstarbeit des Ministerrates wird derFinanzminister die Aufgabe haben, mitseinen Ministerkollegen den Budgetrahmenauszustecken, der um nicht vieles größersein kann als der vorjährige. Denn schonim heurigen Jahre hat sich bisher gezeigt,daß die Einnahmen nicht die Erwartungendes Finanzministeriums erfüllt haben, son-dern daß vielmehr jene Länder, welchevorsichtiger als der Bund präliminierten,auf ihre Rechnung gekommen sind. Biszum Ende Juli beispielsweise blieben dieErtragsanteile des Bundeslandes Öber-österreich noch immer um 25 Millionenhinter den Ansätzen zurück, die der Fi-nanzplan des Bundes für Oberösterreichvorgesehen hatte.

Bei dieser Sachlage ist kaum zu erwar-ten, daß zu den bisherigen Budgetlastenneue kommen können. Nicht einmal die

Vermögensvertrag Wien — Bonn in der PraxisGeHendmachung von Postsparguthaben und Forderungen gegen private Schuldner

Am 16. Juli ist bekanntlich der Vertragzwischen Oesterreich und der BundesrepublikDeutschland über die Regelung vermögens-rechtlicher Beziehungen in Kraft getreten.Dazu teilt das Finanzministerium u. a. mit:

Wegen Einforderung eines Guthabens einesösterreichischen Staatsangehörigen, das am8. Mai 1945 bei einer westdeutschen oder Ber-liner Niederlassung von Kreditinstituten(einschließlich der P o s t s c h e c k ä m t e r )in Reichsmark bestand, hat sich der Berech-tigte unmittelbar mit dem betreffenden Kre-ditinstitut in Verbindung zu setzen. Die An-meldung bei einer österreichischen Behördeist daher zwecklos.

RM-Postsparguthaben, die nicht vom öster-reichischen Postsparkassenamt in Wien be-dient werden, können beim Postsparkassen-amt H a m b u r g zur Erfassung und Um-wandlung in DM angemeldet werden. UeberDM-Guthaben bei deutschen Kreditinstituten(einschließlich solcher bei Postscheckämter)sowie über Postsparguthaben in DM kannderzeit ohne devisenwirtschaftliche Beschrän-kungen der Bundesrepublik Deutschland ver-fügt werden.

Wegen Forderungen aus Wertpapieren pri-vater deutscher Aussteller hat der österrei-chische Berechtigte unmittelbar und schrift-lich an den deutschen Aussteller heranzutre-ten. Der Vermögensvertrag enthält jedochkeine Bestimmungen, wonach Wertpapiere,die vom Deutschen Reich oder von einem derdeutschen Länder begeben worden sind, alsgeregelt gelten.

durch den Vermögensvertrag geregelten For-derungen gegen private deutsche Schuldner(d. s. also geregelte Forderungen mit Aus-nahme von solchen aus Guthaben und Wert-papieren) müssen die österreichischen Gläu-biger gemäß Art. 27, Abs. 1, des Vermögens-vertrages bei sonstigem Rechtsverlust binnen

Zahlungsaufforderung herbeigeführt wordenist.

Der Vermögensvertrag ermöglicht auch dieDurchbuchung steckengebliebener bankge-schäftlicher Ueberweisungen, die von einemKonto bei einem Kreditinstitut in Oesterreichauf ein Konto bei einem Kreditinstitut imGebiet der Bundesrepublik Deutschland oderim Lande Berlin oder umgekehrt vor dem8. Mai 1945 veranlaßt wurden. Dies gilt auchfür Ueberweisungen, die im Reichsbankgiro-netz steckengeblieben sind, nicht jedoch fürUeberweisungen im Postscheckverkehr.

Bezüglich der Forderungen aus Versiche-rungsverträgen und Bausparverträgen wirdauf die Aufrufe des Finanzministeriums imAmtsblatt zur Wiener Zeitung vom 16. Juli1958 verwiesen. (Siehe „Sudetenpost".)

Beim Finanzministerium können Begehrenauf Rückübertragung des auf die RepublikOesterreich übergegangenen deutschen Eigen-tums seitens der ehemals berechtigten deut-schen physischen Personen eingebracht wer-den. Nur die tatsächlich in der Verfügung derRepublik Oesterreich vorhandenen Vermö-genswerte oder deren Ersatzwerte (Erlöse)können rückübertragen werden. Ansuchen umNachforschung nach Vermögenswerten, dieangeblich am 8. Mai 1945 in Oesterreich vor-handenen Vermögenswerte oder deren Ersatz-werte (Erlöse) können rückübertragen wer-den. Ansuchen um Nachforschung nach Ver-mögenswerten, die angeblich am 8. Mai 1945in Oesterreich vorhanden waren, aber nie-mals als ehemals deutsches Eigentum erfaßtwurden, sind zwecklos. Die Begehren umRückübertragung bedürften in der Regel kei-ner besonderen Form, sie sind jedoch schriftlich

Hoffnung ist gerechtfertigt, daß der Fi-nanzminister jene Mittel aufbringen wird,die zu einem raschen Abbau der Lagernotwendig wären. Anderseits aber wirdallerdings der fortschreitende Verfall derLager, die nunmehr zumeist ihr zweitesBestands Jahrzehnt hinter sich haben, mehrMittel als bisher erfordern, ohne daß dieLage der Insassen dadurch irgendwie ge-bessert würde.

Der beste Weg, den der Fiftanzminislergehen kann, ist die Aufnahme eines Dar-lehens zur Beschaffung von Ersaizwohn-xaum für die Lagerinsassen. Dieses Dar-lehen würde sick durch die sinkenden Aus-gaben für die Lagererhalrung und Verwal-tung rasch tilgen lassen. Nach den vor-jährigen Budgetansätzen befanden sichrund 19.000 Menschen in den Bundes-lagern. Ihre Zahl dürfte im Laufe diesesJahres durch die Wohnraumbeschaffungaus eigenen und UNREF-Mitieln auf 17.000gefallen sein, was einem Wohnungsbedarfvon rund 5000 Wohnungen entspricht.

Die dafür erforderlichen Mittel — wobeider Satz von 60 Prozent Bundeszuschüssenzu rechnen ist — wären 360 Millionen. Die50 Millionen Schilling, die für den Perso-nal- und Sachaufwand in den Lagern aus-geworfen werden müssen, würden eineTilgung und Verzinsung innerhalb einesZeitraumes von zehn Jahren ermöglichen.

Die Bundeslager selbst aber könnteninnerhalb einer Frist von einem Jahr gänz-lich geräumt werden.

Noch eine Million Deutsche östlich Oderund Neifjel

Mindestens eine Million „Autochthone", alsoAngehörige der bodenständigen deutschen Be-völkerung, befinden sich noch in den polni-schen „Westprovinzen" und nicht nur 500.000,wie allgemein angenommen werde, stellt diepolnische Zeitschrift „Tygodnik Powszechny"in einer kritischen Betrachtung über die kürz-lich im schlesischen Bad Reinerz durchge-führte Tagung der Schriftsteller aus den heutepolnisch verwalteten deutschen Ostprovinzenfest, bei der die polnischen Literaten überMittel und Wege beraten hatten, um mög-lichst keine Einzelheiten von der Verwahr-losung der deutschen Ostgebiete bekanntwer-den zu lassen.

In den neuen polnischen „Westgebieten' er-gebe sich „das schwierige Problem, diese Pro-vinzen mit dem Rest des Landes zu assimi-lieren, eine Aufgabe, die besondere Sorgfaltverlange". Bei einer Beurteilung der vorzugs-weise aus der Ukraine stammenden Neusied-ler im deutschen Osten müsse man freilich„von einem gewissen Tiefstand der Kultur"dieser Siedler sprechen. „Tygodnik Pows-zechny' glaubt jedoch, von einer Verallge-meinerung dieses Gesichtspunktes abraten zumüssen, und zwar unter Hinweis auf den

einzubringen und müssen sämtliche Erforder- " i ^ " ' , u u u ™*i. " m " V*v£»rh»n* HPT„5«,o« A ^ A„f 1A v o r ^ w n ^ r t r « «.«ilio« „Kulturkonsum": Unter Geltendmachung dernisse des Art. 14 Vermögensvertrag erfüllen.Begehren müssen im allgemeinen bis späte-stens 16. Juli 1959 gestellt werden.

aus der deutschen Zeit stammenden kulturel-len Einrichtungen wird z. B. darauf hinge-wiesen, daß die „Westgebiete" hinsichtlich der

Deutsche physische Personen, die Inhaber Theaterbauten viel besser gestellt seien alssechs Monaten ab Inkrafttreten des Vermö- von Postscheckkonten beim Postsparkassen- Zentralpolen. In. Allenstein, Danzig, Stettingensvertrages, das ist bis längstens 16. Jänner amt Wien waren, können beim Finanzmini- oder Oppeln entfielen viel mehr Theater-1959, unmittelbar an den deutschen Schuldner sterium einen Antrag auf Bedienung ihres platze auf die Einwohnerschaft als etwa inherantreten und ihn schriftlich zur Leistung Postscheckguthabens unter Beischluß einer den ostpolnischen Städten Lublin oder Rzes-auffordern, und zwar selbst dann, wenn die vom österreichischen Postsparkassenamt aus- zow. Mit Hilfe dieser Besserstellung derRegelung der Forderung im Sinne des Art. 22 gestellten Guthabensbestätigung und der im „Westgebiete" glaubt das polnische Blatt dendes Vermögensvertrages durch eine vor In- Art. 14 Vermögens vertrag angeführten Ur- Vorwurf des „kulturellen Tiefstandes" ent-krafttreten des Vertrages erfolgte schriftliche künden und Nachweise stellen (OÖN). „ kräften zu können.

Tätige Reue abwartenVon Gustav P u t z

Die tschechische Emigration, so sehr siein ihren Zielen mit dem kommunistischenRegime in Widerstreit liegen mag, folgtin der großen Linie der tschechischenPolitik doch immer wieder dem Beispielevon Prag. Niemals konnte man dies deut-licher beobachten als gerade jetzt, da diePrager Regierung versucht, mit Bonn indirekte Beziehungen zu kommen. Flugsgehen auch die tschechischen Emigranten-Organisationen dazu über, zur deutschenFrage — die sich für sie natürlich inerster Linie als die sudetendeutscheFrage darstellt — in einem anderen Lichtezu betrachten als vorher. Der Sudeten-deutsche kann heute von tschechischerSeite Aeußerungen hören, daß die Aus-treibung der Deutschen nicht nur eineSchande, sondern auch ein Fehler war.Wir gehen wohl kaum mit der Annahmefehl, daß die nächste Zeit reich an solchenAeußerungen sein wird. Sie werden nichtbloß von den tschechischen Emigranten-Organisationen zu hören sein, sondernauch von Prager offiziellen Stellen. Dennauch die heutige offizielle CSR bemühtsich bereits, den Eindruck zu erwecken,als ob eine nationale Verstimmung gegen-über den Deutschen nicht mehr angebrachtwäre. Die Berichte über ein langsam er-wachendes deutsches Kulturleben in derCSR sind ein Anzeichen dafür.

Diese Entwicklung kann uns nicht über-raschen. Politischer Realismus wog dieStärke der Sudetendeutschen immer mitdem Gewichte, das Deutschand in der Welthat. Nun hat gerade die letzte Zeit, alsinnerhalb des Lagers der westlichen Alli-ierten wegen des Nahen Ostens Unstim-migkeiten auftraten, die moralische undpolitische Stärke der Deutschen Bundes-republik unterstrichen. Nacheinander ga-ben die führenden Politiker des Westenseinander die Bonner Türklinke in dieHand. Deutschland ist in internationalenFragen wieder ein Mitspieler geworden, eskann morgen ein Mittler sein.

Das weiß auch der Osten einzuschätzen.Und weil entgegen seinen bramarbasieren-den Reden Herr Chruschtschow samt sei-nem Satelliten-Schwanz nach wie vornoch sehr große Sorgen hat in politischerund wirtschaftlicher Richtung und weilheute die Sowjetunion fürchten muß, vonChina auf den zweiten Rang zurückgesto-ßen zu werden — schon das Streben nacheiner Gipfelkonferenz und einer damitverbundenen Reise nach Amerika wurdeChruschtschow durch die Chinesen ver-maßelt — wird ein Mittler wie Deutsch-land oder auch wie Oesterreich für denOsten von immer größerer Bedeutung. Ausdiesem Grunde schickt Herr Siroky imAuftrage Moskaus Briefe an Raab undAdenauer.

Als politische Realisten wissen die Rus-sen ganz genau — und die abhängigenTschechen müssen es einfach zur Kenntnisnehmen —, daß zwischen dem heutigenDeutschland und der CSR die Frage derAustreibung der Deutschen steht. Da magdie Pankower Republik tausendmal dieAustreibung als Faktum anerkannt haben— in Prag wird man auf die Unterschriftdieser Marionettenregierung keine Häuserbauen. Wieweit nun die Tschechen in demWiderruf der Geschehnisse von 1945 gehenwerden, das hängt ausschließlich davonab, inwiewit sie gezwungen sein werden,die Bemühungen um Beziehungen zu Bonnfortzusetzen. Das eine dürfte ihnen heuteschon klar sein: mit deutschen Bücher-stuben, deutschen Lesehallen und deut-schen Singvereinen für die 160.000 deut-schen Zwangsarbeiter in der CSR ist diesudetendeutsche Frage nicht gelöst. Sicht-lich drückt die Tschechen, wie man ausmanchen Aeußerungen entnehmen kann,das Gewissen wegen 1945. Die eben er-schienenen Bände der Dokumentation überdie Vertreibung der Sudetendeutschen ent-halten allzuviel Material, das ein halbwegsorganisiertes Gewissen bedrücken muß.Nun wij-dies an den deutschen Politikern,und der deutschen öffentlichen Meinungsein, diese Gewissensregungen (bei denenes sich ganz gewiß noch um keine voll-

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S UDETENPOST Folge 16 vom 30. August 1958

kommene Reue handelt) wachzuhalten undkeineswegs vorzeitig die Absolution zu er-teilen. Manchenorts scheint man dazuübereilig bereit. Man wird darauf sehenmüssen, wie weit die Tschechen in dertätigen Reue gegenüber den Sudetendeut-schen gehen wollen.

Die politische Entwicklung gibt also wie-

DDr. Kurt Rabí: 40 Jahre Kampf ums Selbstbestimmungsrecht1. Als völkerrechtspolitscfaer Grundsatz, der Selbstbestimmungsidee mißbraucht wurde,

bestimmt und geeignet ist, die internationalenBeziehungen zwischen Staaten und insbeson-dere zwischen den einzelnen Völkern zu be-

der einmal eme Gelegenheit, die Sudeten- herrschen, ist das „Selbstbestimmungsrecht"deutsche Frage zum aktuellen Thema zumachen. Die Bonner Regierung tut zu-nächst recht daran, Herrn Siroky ein we-nig auf Antwort warten zu lassen. Gewissedeutsche politische Kreise und Publizistensind weniger Herren ihrer Nerven undkönnen einen Kontakt Bonn—Prag kaumnoch erwarten. Man sollte füglich abwar-ten, bis die tschechischen Gewissensregun-gen stärker werden. Vielleicht kommt so-gar Herr Siroky selbst darauf, was alsfelsengroßes Hindernis auf dem WegeBonn—Prag liegt und denkt darüber nach,wie dieses Hindernis ein wenig zur Seitegeschoben werden könnte, damit wenig-stens eine schmale Passage frei werde.

Tätige Reue abwarten! Das gilt nunauch für die tschechische Emigration.Außer von General Prchala haben wirvon anderen tschechischen Exulanten bis-her nur schüchterne Eingeständnisse von„Fehlern" gehört. Hier muß noch aller-hand Schutt aus dem Jahre 1945 weg-geräumt werden, um den Boden für einesaubere geschichtliche Betrachtung dersudetendeutschen Frage wieder rein zumachen. Die tschechischen Emigrantenwerden sich nicht um das Studium unddie Beantwortung der Kernfrage drückenkönnen: „Haben die Sudetendeutschen einRecht auf ihren Heimatboden oder nicht?War ihre Austreibung ein Verstoß gegendie Menschenrechte oder nicht? Haben sieein Recht auf die Rückkehr oder nicht?Muß ihnen Autonomie in ihren Gebieteneingeräumt werden oder nicht?

Erst wenn diese Fragen in positiverWeise beantwortet sind, kann ein Gesprächbeginnen.

Chefredakteur Dr. Canaval - 60 JahreVor kurzem beging Chefredakteur Doktor

Gustav A. Canaval der „Salzburger Nach-richten" seinen 60. Geburtstag. Aus diesemAnlaß wurde er geehrt, nicht allein von füh-renden Persönlichkeiten Oesterreichs, sondernauch des Auslandes. Im Chor derjenigen aber,die Chefredakteur Dr. Gustav A. Canaval zudanken haben, dürfen die Vertriebenen undFlüchtlinge nicht fehlen, haben doch er undseine qualifizierten Mitarbeiter verstanden,immer wieder Anwälte der Vertriebenen zusein. Kaum ein zweites Blatt in Oesterreichhat so wie die „Salzburger Nachrichten" denVerlassenen und Verfolgten hilfreich als gu-ter und gerechter Fürsprecher zur Seite ge-standen. Dafür sei den „Salzburger Nach-richten", vor allem aber Chefredakteur Dok-tor Gustav A. Canaval, aufrichtigst der Dankin aller Oeffentlichkeit ausgesprochen. Die„Salzburger Nachrichten" sind das einzigeösterreichische Blatt, das auch heute nochausführlich und regelmäßig in einer beson-deren Sparte über die Situation der Vertrie-benen und Flüchtlinge berichtet. Daß eine soenge Verbindung zwischen einer österreichi-schen Zeitung von Format und den Vertrie-benen und Flüchtlingen zustande kommenkonnte, ist eines der Verdienste Dr. GustavA. Canavals, das ihm nicht hoch genug an-gerechnet werden kann. Außerdem waren die„Salzburger Nachrichten" wohl mit die ersteösterreichische Zeitung, die ein vernünftigesVerhältnis zu Westdeutschland forderte — be-sonders im Interesse der Heimatvertriebenen

seit 1917 hervorgetreten; sowohl W i l s o nwie L e n i n haben es verkündet (WilsonsVierzehn Punkte; Lenins „Deklaration derRechte der Völker Rußlands").

2. Der Gedanke, daß sich die staatlicheHerrschaft insofern aus dem Willen der Be-herrschten legitimieren muß, als nationaleGleichheit zwischen Herrschern und Be-herrschten zu bestehen hat, ist über 400 Jahrealt; er ist zum erstenmal zwischen 1526 und1528 von französischen Krön Juristen deut-lich formuliert worden, um dem französischenKönig einen Rechtsanspruch auf Wiederer-oberung des an Karl V. abgetretenen Her-zogtums Burgund zu verschaffen.

3. Das Prinzip der nationalen Einheit deröffentlichen Gewalt hat sich später sowohl imniederländischen Unabhängigkeitskampf gegen

mchts gegen ihren objektiven Wert als sol-chen. Es ist deshalb unzulässig, dein Selbst-bestimmungsgedanken deshalb abzulehnen,weil die Möglichkeit des Mißbrauches be-standen hat

8. Die völkerrechtliche Verbindlichkeit desSelbstbestiminungsprinzipes ist heute durchden Art. 1 und 2 der Atlantic Charter und dieSatzung der Vereinten Nationen anerkannt.Der Gegenbeweis gegen die Behauptung, daß

das Selbstbestinunungsrecht (sozusagen)„durch Mißbrauch erloschen sei" liegt daherbereits im heute geltenden positiven Völker-recht.

9. Ein Staat der heutzutage gegen diesesPrinzip verstößt, handelt daher völkerrechts-widrig. Dies ist der entscheidende Fortschrittgegenüber der Zwischenkriegszeit, währendder dieser Grundsatz ausschließlich zu La-sten, nicht aber zugunsten der im erstenWeltkrieg unterlegenen Staaten und Völkerangewendet und angerufen werden konnte.

Organisatorische Hürden der EinigkeitZusammenschluß der Vertriebenenverbände Deutschlands erst 1958

Damals herrschte GleichstellungDie in der letzten Folge der „Sudeten-

post" enthaltene Aufforderung des Finanz-ministeriums zur Anmeldung von Versi-cherungsansprüchen an deutsche Versiche-rungsgesellschaften berücksichtigt wieder-um nur jene Oesterreicher, die schon am13. März 1938 die österreichische Staats-bürgerschaft besessen haben. Die Interes-sen der Neuösterreicher, die ebenfalls An-sprüche an deutsche Versicherungsgesell-schaften haben, sind unberücksichtigt.

F r a g e : Wenn man in solchen Geld-fragen die Volksdeutschen dauernd andersbehandelt als die Altösterreicher, warumhat man sie bei den beiden Währungsre-formen den Oesterreichern gleichgestellt?Damals hat man ihnen die über die Grenzehereingebrachten Gelder genauso abge-nommen wie den Altösterreichern. Dannaber hörte die gleiche Behandlung miteinem Schlage auf, um erst nach Jahren,und da nicht in vollem Umfange, zögerndwieder gegeben zu werden.

Spanien (1568 — 1648) wie in den Unabhän-gigkeitskriegen der christlichen Balkanvöl-ker gegen die Türken (seit rund 1770) mani-festiert.

4. In der modernen Staatstheorie ist es —auf den Ideen Herders aufbauend — durchitalienische Politiker und Juristen durchge-setzt (Mazzini 1834, Mancimi 1851) und vonBluntschli (1866) abschließend formuliert wor-den; die deutsche Revolution von 1848 hatzum erstenmal bewußt die Folgerung gezo-gen, daß dieser Grundsatz einen Staat nöti-gen kann, auf eigenes, von fremden Volks-tum besiedeltes Gebiet zugunsten des kon-nationalen Anrainerstaates freiwillig zu ver-zichten, falls die ansässige Bevölkerung diesin freier Abstimmung wünscht (Angebot anDänemark, die deutschen Teile Schleswigs ab-zutreten — Adresse der schleswig-holsteini-schen Provinzialregierung an das dänischeVolk).

5. Dieser Gedanke wird durch den Inter-nationalen Arbeiter- und Gewerkschaftskon-greß (1896) und — darauf fußend — durch das„Nationalitätenprogramm der österreichischenSozialdemokratie" (1899) mit dem Prinzip derkollektiven Gleichheit der politischen Ge-meinschaften verbunden: hiernach steht das„Selbstbestunmungsrecht" (der Ausdrude wirdjetzt geprägt) grundsätzlich jeder nationalenGruppe in gleicher Weise zu.

6. Der allgemeinen Rechtsüberzeugung 1917/18, wonach dieses Prinzip als für die Neuge-staltung der Verhältnisse schlechtweg ver-bindlich zu gelten habe, wird durch die Pa-riser Verträge von 1919/20 zuungunsten der

gelegen, die hüben und drüben Schwestern Besiegten entgegengehandelt (Südtirol, Ost-und Brüder haben — und die für die innereBefriedung Oesterreichs, vor allem ausmenschlichen und staatsmännischen Gründenheraus, ihre Stimme erhob. Die „Sudetenpost"nimmt daher die Gelegenheit gerne wahr, umDr. Gustav A. Canaval zu seinem 60. Geburts-tag nicht nur zu gratulieren, sondern auch zudanken.

Wenige Wochen nach Dr. Canaval vollendete

oberschlesien, Sudetenland, Memelgebiet,Szeklerland, ukrainische Frage usw.). AlsAuslainftsmittel wird die Vertragrevsions-klausel der Völkerbundsatzung (Art. 19 desVersailler Vertrages) ins Auge gefaßt, die je-doch zufolge französischer Einflußnahmeniemals Anwendung findet

7. Die förmliche Ausschaltung der Selbst-bestimmungsidee (die gegenüber den takti-

auch Redakteur Bruno K. Skrehunetz sein -sehen Notwendigkeiten zur Erreichung des60. Lebensjahr. Ihm vor allem ist in den weltrevolutionären Zieles stets zurücktreten„Salzburger Nachrichten" die Betreuung der müsse) durch Stalin 1923 begegnet sich mitVertriebenen- und Flüchtlingfragen anver- dem Bestreben Hitlers, sie als Mittel zu einertraut, eine Aufgabe, die er schon deswegen invorzüglicher Weise vollzieht, als er selbst ausdem Osten stammt. Auch ihm herzlichen Dankund Glückwunsch.

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imperialistischen Politik zu mißbrauchen(Errichtung des „Protektorates Böhmen undMähren", Zerstückelung des polnischen Staa-tes in Gemeinschaft mit Sowjetrußland —anderseits Herauslösung des slowakischen undkroatischen Volksbodens aus Staatsgebilden,die den nationalen Bestrebungen dieser Völ-ker damals nicht durchwegs entsprochen ha-ben). Freilich besagt die Tatsache, daß die

MÜNCHEN (SP). Am 27. Oktober wird einJahr voll, daß der Verband der Landsmann-schaften und der Bund der Vertriebenen ge-meinsam den Beschluß gefaßt haben, bis spä-testens 1. September 1958 eine einheitlicheOrganisation zu bilden. Von dieser Einigungsind aber die Verbände heute genauso weitentfernt wie vor einem Jahr. Diese bedauer-liche Feststellung muß als Ergebnis der letz-ten Beratungen des provisorischen Vorstandesgemacht werden.

Während dieser Beratungen zeigte sichnämlich, daß die Repräsentanten des VdLebenso wie die des BvD sich wieder auf ihreursprüngliche Haltung zurückzogen; die nichterst seit dem Vorjahr, sondern schon seit demJahre 1951 jedes Gespräch über eine Verein-heitlichung der Vertriebenenverbände bela-stet und einen Zusammenschluß — in welcherForm immer — verhindert hat. Der Streitging und geht um die Ausdeutung des § 3 derStatuten, der den Kreis der Mitglieder fest-legt und bestimmt, daß zu diesem die Bun-deslandsmannschaften und die Landesver-bände gehören sollen.

Schon als man diesen Paragraphen beschloß,waren sich alle Delegierten völlig im klarendarüber, daß die Formulierungen Unklarhei-ten enthalten. Deswegen gab man dem provi-sorischen Vorstand den Auftrag, bis 1. Sep-tember 1958 einvernehmlich die Frage zuklären, was nun eigentlich die Landesver-bände darstellen sollen, ob es die um dielandsmannschaftlichen Mitglieder erweitertenbisherigen Landesverbände des BvD sein sol-len oder völlig neu organisierte und sozusagenvon unten herauf durch Zusammenführungder landsmannschaftlichen Gruppen und derBvD-Kreis- und Ortsverbände zu schaffendenLandesverbände. Unausgesprochen: ob es inden Landesverbänden künftig also ein ein-flußmäßiges Uebergewicht der Landsmann-schaften oder des BvD geben soll.

Vorübergehend schien es, als ob eine denjeweils örtlichen Gegebenheiten entsprechendeLösung gefunden werden könnte, die prak-tisch die bisherigen Gruppierungen in denneuen Verband transferieren würden. Inletzter Zeit aber ist auch in den Ländern einegewisse Verhärtung eingetreten, die dazu ge-führt hat, daß die erwartete Gründung ge-meinsamer Landesverbände bisher ausgeblie-ben ist, bis auf drei Länder, wo das Zusam-menwirken der Landsmannschaften mit BvD-Organisationen schon seit Jahr und Tag prak-tiziert wird.

Beide Verbände, VdL und BvD, aber hattenim Laufe dieses Jahres wiederholt erklärt,daß der neue Verband, der „Bund der Ver-triebenen", im September auf alle Fälle kon-stituiert werden müsse, auch wenn noch nichtin allen Ländern die organisatorische Neu-gliederung abgeschlossen sei. Es bestand dem-nach die Möglichkeit, den „Bund der Vertrie-benen" mit den Bundeslandsmannschaftenund mit den drei im Sinne des § 3 fertigenLandesverbänden zu konstituieren.

Auf der Sitzung vom 30. Juli stellte DoktorKather plötzlich den Antrag, die Konstituie-rung mit den Gründungsmitgliedern, d. h.also mit den Bundeslandsmannschaften undden BvD-Landesverbänden vorzunehmen, dadie neuen Landesverbände ja ohnehin nur alsdie um die landsmannschaftlichen Mitgliederergänzten Landesverbände des BvD anzusehenseien. Die VdL-Repräsentanten lehnten dieseAuffassung einstimmig ab und beharrtenihrerseits darauf, daß zunächst alle Landes-verbände neu organisiert werden müßten, be-vor man die Konstituierung vornehmenkönne.

Die Sitzung dauerte über elf Stunden. Ge-gen Ende der Beratung hatten sich bereits soviele Interessenvertreter der Vertriebenenempfohlen, daß Beschlußunfähigkeit eintratund die Versammlung nicht einmal mehr übereinen neuen Sitzungstermin oder über dieModalitäten der Verlängerung des bis zum1. September 1958 terminierten Provisoriumsbeschließen konnten. Man verlief sich also imvollen Bewußtsein dessen, daß mit 1. Sep-

Most und Bier regen Grenzgespräch anEinerseits Wachtürm, andererseits Grüfje — Wullowitz kontra Oberhaid

Noch nicht ganz eindeutig scheinen dieVorschriften zu sein, die nach dem Brief-wechsel zwischen Kanzler Raab und dem

Züge von zwei Scheinwerfern taghell ange-strahlt.

Kolchosarbeiter haben hingegen die freund-tschechischen Staatspräsidenten Siroky die schaftlichen Beziehungen, die bis vor zwan-zwischenstaatliche Atmosphäre der beiden zig Jahren an der Grenze üblich waren, wie-

tember der Auftrag des provisorischen Vor-standes endet und zugleich damit auch der„Bund der Vertriebenen" zu bestehen aufhört.In dem über die Sitzung herausgegebenenKommunique wird dies in die Worte geklei-det: „Der Vollzug der Einheit in Bundeslands-mannschaften und Landesverbänden ist nochnicht abgeschlossen. Er hat jedoch weitereFortschritte gemacht. Das Gespräch über denendgültigen Termin für die Konstituierungdes Gesamtverbandes geht weiter."

Erst am nächsten Tag merkte man, waseigentlich passiert ist und versuchte telepho-nisch zu klären, wie man es anstellen müsse,um vorerst Wenigstens das Provisorium zuverlängern und damit das Erlöschen des„Bundes der Vertriebenen" zu verhindern.Aber selbst über dieses Problem konnte manbisher keine völlige Einmütigkeit erzielen, daein Teil die Landesverbände des BvD unddie Landsmannschaften um schriftliche Ver-längerung des Provisoriums ersuchen will,während der andere meint, man müsse die104 Gründungsdelegierten entweder schrift-lich oder im Rahmen einer neuerlichen Ver-sammlung um diese Verlängerung bitten. Biszur Stunde sind jedenfalls keinerlei Schrittein dieser Richtung unternommen worden.

Um den Weg der VolksgruppenMit ihrem vom 25. bis 28. Juli d. J. durchge-

führten Kongreß in Innsbruck setzte die „Fö~deralistische Union Europäischer Volksgrup-pen" (FUEV) ihre in den vierziger Jahrenbegonnene Arbeit fort. Die Organisation hatsich bisher gewisse Verdienste um die Pro-blematik der dänisch-holsteinischen und derSüdtiroler Volksgruppe erworben. Um dieStellung des Vorkämpfers einer echten Lo-sung der Volksgruppen-Problematik in Europazu erringen, werden freilich größere program-matische und organisatorische Anstrengungenals bisher unternommen werden müssen.

Bei ihrer Tagung vom 25. bis 27. Juli wähltedie „Föderalistische Union EuropäischerVolksgruppen" (FUEV) in Innsbruck erneutden deutschen Diplomaten H. J. Graf Ma-t u s c h k a zum Präsidenten. Als seine Stell-vertreter wurden der Wallone L a h o u s s eund der Wiener Tscheche KommerzialratJ i r a va bestellt. Die Zusammensetzung desPräsidiums und der bisherige Weg, den dieFöderation unter der Leitung ihres dänischenGeneralsekretärs S k a d e g a r d eingeschla-gen haben, werfen alle jene Fragen auf, diemit der Problematik der europäischen Volks-gruppen verbunden sind. Es kann keineswegsals glücklich bezeichnet werden, daß diejetzige Föderation die Tradition der auf die-sem Gebiete in den Zwischenkriegsjahren ge-leisteten Arbeit offenbar außer acht läßt. Dasseltsame Dunkel, das über einigen ihrer Mit-arbeiter aus dem Ostblock liegt, rührt nichtzuletzt davon her, daß der Verband seineArbeit ein wenig allzusehr nach Opportuni-tätsgründen und nicht nach den Grundsätzendes Rechts ausrichtet, die für die Lösung dersogenannten Minderheitenproblematik nuneinmal maßgebend sind.

Für Flüchtlingsarbeit geehrt

Die Nansen-Medaille 1958 wurde dem 27-jährigen freiwilligen Mitarbeiter David Hog-gett aus Cheltenham, England, verliehen, derschwer verletzt wurde, als er mit einer Ar-beitsgruppe der britischen Liga der Verein-ten Nationen am Bau von Flüchtlingshäusernin Oesterreich beschäftigt war. Durch die Ver-leihung dieser Auszeichnung wünscht das Ko-mitee zum Ausdruck zu bringen, wie sehr esdieses außergewöhnliche persönliche Opferanerkennt. Gleichzeitig will das Komitee da-mit die ungezählten Männer und Frauen inder ganzen Welt ehren, die freiwillig ihreZeit und Energie der praktischen Flüchtlings-arbeit widmen.

Deutsche Auszeichnungenan Österreicher

Das Großkreuz des Verdienstordens derBundesrepublik Deutschland erhielten Finanz-minister Dr. Reinhard Kanütz und Vizekanz-ler Dr. Bruno Pittermann; das große Ver-dienstkreuz mit dem Stern Sektionschef Dok-tor Victor Hackl und das Verdienstkreuz1. Klasse Min.-Rat Dr. Alois Zarl.

Dr. Hackl und Dr. Zarl sind besonders denGmundner Pensionisten keine Fremden. Sie

Nachbarländer bestimmen soll. Die Angst der der aufgenommen. Ohne von den tschechischen gehören zu den Schöpfern und Vertretern desTschechen, ihre Staatsbürger könnten in Grenzsoldaten behindert zu werden, kamen Gmundner Abkommens, nach welchem dieOesterreich einen Daueraufenthalt wählen, sie an die österreichische Staatsgrenze her- Bundesrepublik Deutschland zwei und Oester-besteht immer noch. An der Bahnlinie Prag— a n u n d ließen sich in angeregte Gespräche reich ein Drittel der Ruhebezüge der heimat-Linz kurz nach Oberhaid in der CSR wurde u n d e i n e n kleinen Tausch ein. Sie kredenz- vertriebenen ehemals öffentlichen Beamtenjetzt' eine Kontrollbrücke errichtet. Sie ist g* d

ne n ^ ^ ^ ^ J ? * * 1 * ^ ? 1 * ^ T unJ* Angestellten zahlen. Dieses Abkommen

von zwei Soldaten besetzt die von diesem ,?n a u sT „ .M u h l v iert ler Mostkrugen bei gehört zu den schönsten sozialen Schöpfun-

von zwei boidaten Desetzt, die von diesem d i e s e r W u i l o w i t z e r Erstbegegnung. Auch als gen der Nachkriegszeit, da es seit dem JahreBruckensteg aus den Inhalt der langsam vor- d i e tschechischen Arbeiter einen Schritt vor Î953 eine Soforthilfe f ¿ c?e meistS ¿tenbeirollenden offenen Waggons und die Wa- österreichischem Boden standen, rührten die und erwerbsunfähigen ehemals öffentlichengendächer kontrollieren. Nachts werden die. Grenzer des Nachbarstaates keinen Finger. Beamten und deren Witwen brachte.

Page 3: Einzelpreis S 1.70 P.b.b. Organ Ott SuuctcnöcutfcfKn ... · polnische Zeitschrift „Tygodnik Powszechny" in einer kritischen Betrachtung über die kürz-lich im schlesischen Bad

Folge 16 vom 30. August 1958 SUDETENPOST

Der Druck des Gewissens wird fühlbarHintergründe der Bemühungen um diplomatische Beziehungen mit Deutschland

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München (SP). Die Bemühungen der tsche-choslowakischen Regierung in Prag um dieAufnahme von diplomatischen Beziehungenmit der Bundesrepublik Deutschland zeigendas große Interesse der Prager „Volksdemo-kraten", eine Verbindung zur heutigen wirk-lichen deutschen Repräsentation zu finden.

Prag unterhält Beziehungen mit der soge-nannten Deutschen Demokratischen Republik,aber wie man sieht, sind diese Beziehungensehr labil und selbst Prag betrachtet sienicht als gewichtig, weil Pankow nicht mehrals ein Trabant Moskaus ist.

Die Tschechoslowakei hat in ihrer primärenStellung unter den Satelliten Voraussetzun-gen dafür, eine gewisse Rolle auf diplomati-schem Gebiet zu spielen. Das wäre zumin-dest der Wunsch von Moskau selbst. Deshalbsind die letzten Vorschläge Sirokys an dieRegierungen in Oesterreich und in Bonnsicherlich nicht die letzten Schritte, mitdenen man sich bemüht, mit den deutschspra-chigen Ländern Verbindungen aufzunehmen.

Ein weiterer Grund, weshalb die Tschecho-slowakei selbst die Aufnahme von diplomati-schen Beziehungen wünscht, ist das schlechteGewissen, das die Kommunisten drückt. DieTaten aus der „Revolutionszeit" im Mai 1945und später sind — vor allem unter der Be-völkerung — bis heute nicht in Vergessenheitgeraten. Viele Menschen drückt das Gewis-sen wegen der undemokratischen Handlun-gen, wegen des Verrates an andersnationalen

Angehörigen der Tschechoslowakischen Re-publik. Das Gewissen aber wird immerschwerer, je mehr die BundesrepublikDeutschland in diplomatischer, wirtschaftli-cher und auch gesellschaftlicher Bedeutunggewinnt. Bei manchen Gliederungen desAmtsapparates im Innenministerium und demVerteidigungsministerium grenzt es manch-mal an Hysterie — wie Besucher erzählen.Die Leute in der Tschechoslowakei wollen dieverschiedensten Nachrichten und Gerüchte ge-hört haben, sie dichten von einer Atom-artillerie der deutschen Bundeswehr in derNähe der tschechoslowakischen Grenze. Rei-sende, die nach Deutschland oder Oesterreichfahren, werden befragt, ob sie nicht in denBayrischen Wald fahren möchten, um zu be-obachten, wie und was dort die deutschen„Revanchisten vorbereiten. Es wird ihnen fürdiese Tage bezahlter und verlängerter Auf-enthalt im Ausland geboten, Diäten für be-sondere Dienste für die Sicherheit der Re-publik.

Kaum ein anderer Fall vermag mehr dieAtmosphäre in der Tschechoslowakei undjene Bemühungen um die Aufnahme diplo-matischer Beziehungen mit der Bundes-republik zu charakterisieren. Die im öffent-lichen Leben tätigen Funktionäre in der CSRbrauchen Ruhe, denn der „Revisionswurm"macht sich in allen Sphären breit. Diese Tat-sache bleibt unbestritten, auch wenn dieTschechoslowakei heute zu den ersten Satel-liten Moskaus zählt

Die tschechischen Exilkreise in KriseKein Geld — keine Zeitung — keine Organisation

Die Generalversammlung des „Tschecho-slowakischen Hilfskomitees" in Paris hat denBeschluß gefaßt, mangels finanzieller Mitteldie Tätigkeit des „Komitees" zum 30. Septem-ber 1958 einzustellen. Die Leitung des „Komi-tees" oblag dem Vertrauensmann Dr. Zenkls,Edmund Rehák, einer recht zwielichtigenPerson.

Fast zur selben Zeit hat die sogenannte„Vereinigung der tschechoslowakischen politi-schen Flüchtlinge in Deutschland" (München),vor einiger Zeit aus „taktischen" Gründenauf den Namen „TschechoslowakischesFlüchtlingskomitee in Deutschland" umge-tauft ihre Tätigkeit w e s e n t l i c h einge-schränkt. Man spricht ebenfalls von einerLiquidierung. Die „Vereinigung" stand be-reits seit längerer Zeit im Geschützfeuerheftiger Kritik nicht nur seitens ihrer Oppo-sition, sondern sogar ihrer ehemaligen Funk-tionäre und Angestellten. Man warf ihr grobeMißwirtschaft mit finanziellen Mitteln undGeschenksendungen vor.

Das offizielle Organ der tschechoslowakischorientierten Exilkreise, „Ceskoslovensky pre-hled", New York, das von der „Tschecho-slowakischen Studienabteilung beim FreeEurope Comittee" herausgegeben wurde unddessen Chefredakteur Ferdinand P e r o u t k awar, hat sein Erscheinen eingestellt, da das„Comittee" eine weitere Finanzierung derZeitschrift ablehnte. — Zu gleicher Zeit wirdaus Paris gemeldet, daß auch die Monats-zeitschrift der „Tschechoslowaken in Frank-reich", „Nasim ve Franeii" (Für unsere Leutein Frankreich) — ebenfalls wegen finanziellerMängel — eingestellt wurde.

Tschechen verhaften Gesellschafts-reisende

Wien. Aus einer Reisegesellschaft, die überdas Wochenende einen Ausflug nach Pragunternommen hatte, wurden an der tschecho-slowakisch-österreichischen Grenze zwei Teil-nehmer, der 40jährige Ernst Scholz aus Her-nais und der 19jährige Wilhelm Kodicek ausOttakring von tschechischen Grenzorganenverhaftet Scholz und Kodicek wurden kurzeZeit nach ihrer Anhaltung wieder freigelas-sen. Sie haben sich beide beim Oesterreichi-schen Verkehrsbüro in Wien gemeldet unddort mitgeteilt, daß sie nicht verhaftet, son-dern nur angehalten worden seien.

Grenzverletzung durch Tschechen-flugzeug

Linz (SP). Donnerstag, um 14.25 Uhr über-flog ein einmotoriges tschechisches Flugzeugvon Kaplitz kommend die österreichischeGrenze und kam bis Freistadt, das in etwa2500 m Höhe überflogen wurde. Einflügetschechischer Flugzeuge nach Oesterreich sindsehr oft zu beobachten. Sommergäste ausdem Ausland halten mit ihrem Erstaunenhierüber nicht zurück. Die zuständigen Be-hörden wurden von der neuen Grenzver-letzung durch ein tschechisches Flugzeug inKenntnis gesetzt.

Antisemifismus in der KPAuf einer dieser Tage in Prag stattgefunde-

nen Tagung des Kaderbüros der tschechischenKP hat der stellvertretende MinisterpräsidentV. Kopecky ein längeres Referat über dieSituation der Juden innerhalb der Partei ge-halten und dabei festgestellt, daß bis zumProzeß gegen Slansky sowohl die Zahl derjüdischen Funktionäre wie auch deren Ein-fluß ständig zugenommen habe, daß danachaber bis zur Stunde rund 90 Prozent allerdieser jüdischen Funktionäre aus der Partei-führung ausgeschlossen worden seien.Kopecky legte großen Wert darauf, daß dieseHaltung der Parteiführung nach außen hin inin keiner Form zum Ausdruck kommen soll,meinte aber, daß die jetzige Tendenz gesundund deswegen zu billigen und weiter zu ver-folgen sei. Als wesentliche Begründung für

diese Einstellung gab Kopecky an, daß es sichhundertfach bewiesen habe, daß die Verbin-dung jüdischer Funktionäre zu ihren Stam-mesbrüdern im westlichen Ausland dereneigene Haltung stark beeinträchtige und siedamit zu einer Gefahr für die innere Disziplinder Partei werden lasse. „Es ist daher un-umgänglich, auch den Rest der jüdischenKommunisten aus der Führung der Parteizu beseitigen und jene noch genauer zu be-obachten und zu kontrollieren, deren Aus-scheiden vorerst als unzweckmäßig angese-hen werden muß."

Im Budweiser Gefängnis geheiltHeilfroh war Eberhard Sacher aus Sandl,

als er in Wullowitz von den Tschechen denösterreichischen Behörden übergeben wurde.Sacher war Ende Juni bei Gugu mit demMoped über die Grenze gegangen, um einerBestrafung wegen Diebstahls durch dasBezirksgericht Freistadt zu entkommen.Sacher gehörte der Freien OesterreichischenJugend an und glaubte, in der kommunisti-schen CSR mit offenen Armen aufgenommenzu werden. Statt dessen steckten ihn dieTschechen in das Budweiser Gefängnis, woer mit drei Kriminellen eine Zelle von achtQuadratmetern zu teilen hatte. In diesemGefängnis befanden sich seiner Mitteilungnach 600 r Sträflinge. Mit 10 kg Gewichtsver-lust, aber geheilt von seinen kommunistischenIdeen, kehrte Sacher nach Oesterreich zurück;zugleich mit Sacher wurde Adolf Pachlatkoaus Windhaag nach Oesterreich überstellt, derim Juli bei Wullowitz über die Grenze ge-gangen war. Beide werden sich nun inOesterreich wegen unbefugten Grenzüber-trittes zu verantworten haben.

Prag will Renten streichenDer Verfassungsausschuß des Prager Par-

laments stimmte einem Gesetzentwurf zu, mitdem solchen Personen die Renten oder Pen-sionen entzogen werden können, die derVolksdemokratie nicht positiv gegenüberste-hen. Ferner bereitete der Ausschuß ein Ge-setz vor, nach dem die Renten selbständigerUnternehmer aus der Zeit vor dem kommu-nistischen Regime verringert werden können.

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Titoistische Abweichungen in der CSRDie Sekretäre kennen sich in Hü und Hott nicht mehr aus

Wien (SP). Innerhalb der kommunistischenPartei der CSR zeigen sich die ersten Merk-male für eine politische Desorientierung undUnterschiede in politischen Ansichten. Das isteine erstmalige Erscheinung, wie sie seit demProzeß mit Slánsky nicht mehr zu beobachtenwar. Die Reaktion der Parteileitung ist nochnicht bekannt, weil es sich diesmal nicht nurum führende Funktionäre handelt, die in denKreissekretariaten sitzen, sondern auch umeine Reihe von Bezirkssekretären, wobei an-dere Funktionäre auf die nicht zielbewußtePolitik der Partei hinweisen und kritisieren,daß sie nicht mehr wüßten, ob sie heuteoder morgen Marschall Tito beschimpfenoder loben sollten. Die Sympathie für dasheutige Jugoslawien nimmt in kommunisti-schen Kreisen in der Tschechoslowakei merk-lich zu. Der Reiseverkehr hingegen, der nochzu Beginn des Jahres so stark propagiertwurde, ist jetzt beträchtlich eingeschränktworden. Nur ausgesprochene Antititoistenerhielten die Reisegenehmigung nach Jugo-slawien. Wer nicht Mitglied der Partei istund von dieser als absolut zuverlässig an-erkannt wurde, konnte trotz des beimCEDOK bereits im vorhinein hinterlegtenBetrages die Reise nicht antreten.

Die Bauern wehren sich mit allenMitteln

Mehr denn je beschäftigt sich die kommu-nistische Propaganda gegenwärtig mit derSituation in der slowakischen Landwirtschaft.Theoretisch ist diese zwar zufriedenstellend,bei weitem jedoch nicht in der Praxis. Wasdie Kommunisten am meisten ärgert, ist dieTatsache, daß besonders diejenigen Bauern,die den besten Boden besitzen, nicht in dieGenossenschaften eintreten wollen. DasRegime hat große Sorgen auch mit denjeni-gen Genossenschaften, die gewaltsam gegrün-det wurden, in die man die Bauern mit Terroreinzutreten zwang. Ein kommunistischerRedakteur, Michael Strbák, befaßt sich in derPreßburger „Pravda" mit der Lage undschreibt folgende bemerkenswerte Sätze überdie Art und Weise, wie die slowakischenBauern die „Sozialisierung des Landes" sabo-tieren: „Im Jahre 1956 teilten sich die Ge-nossenschaften untereinander Naturalien imWerte von 12,80 Kronen auf und der Geld-wert betrug nur 2,30 Kronen. Solche Prämiie-

Kreis Bischofteimtz - das Schicksal seiner Bewohner87 Prozent konnten sich retten — 5715 Tote seit 1945

Als erster Kreis des Sudetenlandes wurde,in Zusammenarbeit zwischen Heimatorts-kartei und Landsmannschaft, Bischofteinitzfür die Gesamterhebung fertiggestellt. Bi-schofteinitz gehört zum RegierungsbezirkEger und umfaßt die Gerichtsbezirke Bischof-teinitz, Hostau und Ronsperg mit insgesamt94 Gemeinden.

Nach der Volkszählung von 1939 zählte derKreis 33.332 Personen. Durch die Gesamt-erhebung konnten 37.530 Personen namentlicherfaßt werden (diese Zahl berücksichtigt dieVolksbewegung seit 1939).

Die Aufgabe bestand darin, das Schicksaldieser 37.530 Personen bzw. die durch dieVertreibung entstandenen Bevölkerungsver-luste festzustellen.

Nach Abzug der Wehrmachtsverluste von1391 (3.70%) Personen, der vor der Vertrei-bung Verstorbenen 1206 (3.24%), der nach derVertreibung Geborenen (Teilerfassung) 358,einer Person, die vor der Vertreibung fortzogund von 303 zugezogenen Umsiedlern, ver-blieben 34.271 vor der Vertreibung bekannteLandsleute.

Davon wurden als lebend ermittelt 30.109<87.S6%).In der Bundesrepublik und

in Westberlin leben 29.060 (84.795%)In der SBZ und im Sowjet-

sektor leben 204 (0.595%)In der alten Heimat verblieben 614 (1.792%)

353

Nach dem freien Ausland wanderten aus:Europa 140 (0.665%)außerhalb Europa 88 (0.665%)

In Gefangenschaft oder anderemfremdem Gewahrsam befindensich 3 (0.009%)Bei der Vertreibung und an den Folgen der

Vertreibung sind verstorben:Gewaltsamer TodSelbstmordIn Lagern der Vertreibungsge-

biete verstorben 51Auf der Flucht umgekommen 2An den Folgen der Vertreibung

verstorbenSonstige Verstorbene:

In der Kriegsgefangenschaftverstorben 29

Nach dem Zeitpunkt der Vertrei-bung verstorben 2996

Ungeklärte FälleVerschleppteInternierteVermißteOhne jeden Schicksalshinweis

5715 Tote zählt das Totenbuch des KreisesBischofteinitz seit 1939. Ueber das Schicksalvon 1044 Landsleuten (3.046%) herrscht heutenoch Unklarheit Es wird einer intensivenNachforschungsarbeit bedürfen, um diese Zahlnoch weiter zu verringern.

(0.102%)(0.009%)

(0.149%)(0.006%)

2 (0.006%)

(0.084%)

(8.742%)

182

633391

(0.052%)(0.006%)(1.847%)(1.141%)

rung unterstützt nicht die sozialistischen Be-ziehungen auf dem Dorf, sondern zwingt imGegenteil die Genossenschaftler, sich Geld aufandere Weise zu verschaffen, und zwar ent-weder durch übermäßige Zucht von Schwei-nen und deren Absatz oder durch Speku-lationen mit dem Getreide. In einigen Genos-senschaften hat man über 60 Prozent derGetreideernte auf Arbeitseinheiten verteilt.Dann darf es einem nicht wundern, daß dieGenossenschaftler auch 10 und mehr Schweinezüchten und der staatliche Einkauf ebendurch diejenigen Schweine gedeckt wird, diehinter der Scheune gezüchtet werden." (Dortdürfen die Genossenschaftsbauern für ihreneigenen Bedarf e i n Schwein jährlich züchten.Anm. d. S. K.) — Im weiteren klagt derAutor des Artikels, daß der größte Teil derGenossenschaftsbauern den „Ort hinter derScheune" als seine Haupteinahmequelle be-trachtet und das notwendige Futter für die„Schwarzzucht" aus Genossenschaftsbeständenbezieht. Schuld an diesen und ähnlichen„raffinierten Praktiken" der Genossenschaft-ler seien — nach M. Strbák — (natürlich)„die Kulaken (reiche Bauern), die die fort-schreitende Sozialisierung des Dorfes auf-halten möchten". Sie sind auch Schuld an der„Anfachung antitschechischen Hasses auf demDorfe".

Alarm in der Irak-KriseWIEN (SP). In den Tagen der Krise im

Nahen Osten war in der Tschechoslowakei füralle Soldaten und niederen OffiziersrängeAusgehverbot angeordnet, die Mannschaftenhielten sich in den Kasernen auf. Die politi-schen Offiziere hielten Vorträge über die Si-tuation im Nahen Osten. Während der Vor-träge begann man mit der Agitation für Frei-willige, die bereit wären, die „westlichen Im-perialisten" abzudrängen. Zu einer wirklichenWerbung ist es bis jetzt nicht gekommen. ImFalle einer Entsendung von Einheiten wirdes so sein wie während des Korea-Krieges,wobei es sich um abkommandierte Einheitenhandelt und nicht um wirkliche Freiwillige,denn man befürchtet, daß sich eventuellsolche melden könnten, die die Absicht haben,auf die andere Seite überzulaufen. Für ähn-liche Fälle hat die tschechoslowakische Armeespeziell zuverlässige Bataillone, die sich ausallen Waffengattungen gliedern.

In Olmütz wurde die erste Einheit vorbe-reitet, die im Notfalle im Nahen Osten „fürdas Sammeln von militärischen Erfahrungen"eingesetzt werden könnte.

Infolge der Krise hat in Prag wie auch inBrunn wieder ein großes Hamstern von Le-bensmitteln eingesetzt. Gegen Ende vorigerWoche waren die Läden in beiden Städtenfast ohne Konserven und andere haltbareLebensmittel.

Hochschüler in Uniform

WIEN (SP). Die Militarisierung des gesam-ten Zivillebens in der Tschechoslowakei greiftimmer mehr auch auf den akademischen Bo-den über. Die militärische Ausbildung in denHochschulen gehört zu den Hauptfächern;ohne Absolvierung einer praktischen undtheoretischen Prüfung kann ein Hochschülersein Studium nicht abschließen oder in einweiteres Semester vorrücken.

Die Vorträge sind eingeteilt in: Lehre übermilitärische Orden, Vorschriften, Taktik,Schießen (Theorie), Schießen (Praxis), Artil-lerietaktik, Theorie der Artilleriegeschütze,Panzertaktik, Theorie des Schießens mit Pan-zerwaffen, Theorie der chemischen Waffen,Gesundheitslehre, Taktik der Raketenartille-rie, Topographie, Nachrichtenlehre, Atom-schutz (Theorie).

Das Schießen mit Gewehren und Maschi-nengewehren ist für alle Pflicht, für einzelnevon Spezialwaffen ist auch beispielsweise dasSchießen mit Panzergeschützen Pflicht, Artil-lerie u. dgl. Die Vorträge finden in den Lehr-sälen der Hochschulen statt. PraktischeUebungen werden auf dem nächstliegendenmilitärischen Uebungsplatz durchgeführt Je-den Sommer und jeden Winter finden einmalManöver im abgeschlossenen militärischenRaum s ta t t

Page 4: Einzelpreis S 1.70 P.b.b. Organ Ott SuuctcnöcutfcfKn ... · polnische Zeitschrift „Tygodnik Powszechny" in einer kritischen Betrachtung über die kürz-lich im schlesischen Bad

SUDETENPOST Folge 16 vom 30. August 1958

Gedemktafel für I . K. Markus D i e Landsmannschaften berichten:Zu jenem Zeitpunkt, da der Wiener Hoch-

schulstudent Adalbert Stifter seine Sehnsuchtnach Friedberg in einer Reihe von Gedichtenbekundete und sein Denken „An ihre Heimat"gerichtet war, wurde in demselben Orte am22. Jänner 1831 dem bürgerlichen Lederer-meister Andreas Markus als siebentes Kindein Knabe geboren, der in der Taufe denNamen Jordan Kajetan erhielt. Mit den edel-sten Charaktereigenschaften ausgestattet,brachte er es vom Schulgehilfen eines Böh-merwalddorfes bis zum Direktor einer WienerMädchen-Bürgerschule. Seiner Tätigkeit alsVolkserzieher ist die Herausgabe einer Reihevon Lehr- und Lernbüchern, die Gründungpädagogischer und erziehlicher Vereine undzum Teil auch das Zustandekommen desReichsvolksschulgesetzes zu verdanken. AlsHeimatforscher und Schriftsteller veröffent-lichte er viele Aufsätze und gab mehrereheimatgeschichtliche Bücher, Biographien undReisehandbücher heraus; nebenbei veranlaßteer, daß die Geburtshäuser mehrerer nam-hafter Böhmerwäldler mit Gedenktafeln ver-sehen wurden. Mitten aus seiner dem Wohleseines Volkes und dem Ansehen seiner Hei-mat gewidmeten Arbeit riß ihn der Tod: wäh-rend seines Sommeraufenthaltes in Maut-hausen beendete ein Schlaganfall sein Erden-dasein am 23. Juli 1893.

Bald darauf, am 15. August 1894, wurde amGeburtshaus in Friedberg eine mit einemlebensgroßen Kopfrelief versehene Gedenk-tafel aus rötlichem Untersberger Marmorenthüllt

Um eine schon längst fällige Dankesschuldabzutragen, ließ der Verband der Böhmer-wäldler in Oberösterreich auf Anregung des

land, Jirí G. Brada, nahm als geladener Gastan der Veranstaltung teil. Von tschechischerSeite nahm noch J. Vrzal aus Paris teil undvon slowakischer Seite Prof. F. Durcanskyund sein Sohn. Auch Repräsentanten derRumänen, Ungarn und Bulgaren waren zu-gegen. Von den Jungen europäischer Födera-listen und der Europa-Union nahmen teilDr. Heinrich Schneider, Rolf Burmeister undE. von Bressendorf; für die Deutsche Jugenddes Ostens Dieter Max, Fritz-Peter Habel,Kellner u. a. Referate hielten Dr. Jering vomBayrischen Arbeitsministerium und Dr. KurtRabl, der zum Thema „Das Recht der ver-triebenen Ostdeutschen auf ihre Heimat", undProf. Durcansky, der das Selbstbestimmungs-recht aller europäischen Nationen, die von denKommunisten versklavt sind, sprach. Nachjedem Referat folgten Diskussionen und zweiAbende waren Filmvorführungen gewidmet.

Böhmerwaldjugend hielt Sommer-lager

Ueber hundert Böhmerwäldler Buben undMädchen aus dem ganzen Bundesgebiet tra-fen sich zum 8. Bundeslager der Böhmerwald-jugend. Die Buben errichteten ein Zeltlagerhinter dem „Webingerhaus", für die Mädchenwar Unterkunft im „Webingerhaus" und inder neuen Jugendherberge „Rosenbergergut"vorhanden. Leider wurde das Lager durch daswechselhafte Wetter etwas beeinträchtigt.Das Lager stand unter Leitung von Studien-rat Erich Hans, dem stellvertretenden Bundes-vorsitzenden der DJO. Im Mittelpunkt derLagerarbeit stand der BöhmerwalddichterAdalbert Stifter. Es sprachen im Lager pro-

OberösterreichGrenzlandtreffen am 30. und 31. August 1958

in Laufen a. d. Salzach, Obb.S a m s t a g , 14 Uhr: Festsitzung „Alte

Post"; 16 Uhr: Standortkonzert Marienplatz;19.30 Uhr: Festaufführung: „Ackermann ausBöhmen" beim Portal der Stiftskirche.

S o n n t a g , 14 Uhr: Festrede: Sprecher derSudetendeutschen: Dr. Lodgmann von Auen,anschließend Volkstänze und Lieder.

Die Uebersiedlung unserer Kanzlei vonParsch ins Lager Hellbrunn dürfte voraus-sichtlich Mitte September erfolgen. Neue Adres-se wird lauten: Lager Hellbrunn, TelephonNr. 59 35. Obus, D-Wagen-Haltestelle: Asper-gasse.

Riesen- und Isergebirgler

Am 13. Juli verstarb in Linz Frau AnnaThole, geborene Nörig aus Maffersdorf, im76. Lebensjahre. Sie fand nach der Vertrei-bung Zuflucht in Kleinmünchen, wo derGatte bei der Spinnerei AG Arbeit undUnterkunft fand. ' Unter großer Beteiligungvon Landsleuten, Bekannten und Firmen-angestellten wurde Frau Anna Thole amEbelsberger Friedhofe zur letzten Ruhegebettet.

Riesen- und Isergebirgler

SteiermarkSüdmohrer in Linz

Schreibers ̂ dieser Zeilen nun^auch am Sterbe- m i n e n t e Böhmerwäldler zur Jugend, wie auch^ _.. T „ - " Bilder und Filme von der alten Heimat vor-

geführt wurden und Wanderungen einenBlick hinter den Eisernen Vorhang ermöglich-ten.

Reichenberger Treffen in Rosen-heim

Das „Reichenberger Heimattreffen Rosen-heim 1958" wurde von mehreren tausend An-gehörigen der ehemaligen Gauhauptstadt undihres Umlandes besucht. Die Berichte hebenvor allem den starken kulturellen Einschlaghervor, den ihm der Leiter des „Reichen-berger Archivs", Lm. Josef Preußler, ver-liehen hatte. Die am 19. Juli eröffnete „Aus-stellung von Werken bildender Künstler ausReichenberg und Umgebung" bot in drei an-sehnlichen Räumen der Städtischen Kunst-sammlung von Rosenheim zunächst Darstel-

haus in Mauthausen a. d. Donau, Leopold-Haindl-Straße Nr. 69, eine Gedenktafel an-bringen. Die Enthüllung fand am 20. Juli 1958statt. Hiezu hatten sich aus Linz die Angehö-rigen der Familie Markus, die Leitung desVerbandes der Böhmerwäldler in Oberöster-reich, eine Abteilung der SudetendeutschenLiedertafel, viele Verehrer des Gefeierten undschließlich eine Abordnung der in Linz wei-lenden Friedberger, aus Mauthausen derBürgermeister, die Geistlichkeit und vieleGäste eingefunden. Nach der Kranznieder-legung am Grabe Markus vollzog sich nachden Begrüßungsworten des Verbandsobman-nes Hager der Enthüllungsakt, wobei Proku-rist Michael Wollner die Gedenkrede hielt.Zwei von der Jugendgruppe der Sudeten-deutschen Liedertafel mit lobenswertemKönnen vorgetragene Lieder umrahmten dieFeier. In fein durchdachter Rede dankte derebenfalls als Stifterforscher bekannte Neffe

HeimattagAm Sonntag, 5. Oktober, veranstalten wir

in Murau einen „Heiniattag der Sudetendeut-schen in der Steiermark". Alle Landsleute inder Steiermark werden aufgerufen, nachMurau zu kommen. Den Ehrenschutz für die-sen Heimattag hat Landeshauptmann Krainerübernommen. Von Graz werden am Sonntagmorgen Sonderautobusse bereitgestellt. Ab-fahrtszeit und Fahrtpreis sowie das genaueProgramm werden in der „Sudetenpost", der„Steirischen Presse" und im Rundfunk be-kanntgegeben. Vorderhand ist folgendes Rah-menprogramm vorgesehen: 10 Uhr: Gedächt-nis-Gottesdienste (kath. und evang.), 11 Uhr:Platzkonzert, 12 Uhr: Mittagessen und Bei-sammensein, 14 Uhr: Festliche Versammlungam Hauptplatz, 16 Uhr: Delegierten-Tagung,17 Uhr: Besichtigung der Brauerei.

In Gleisdorf starb am 16. August FrauKaroline Marschat geb. Grabner, Witwenach dem am 11. Mai 1945 verstorbenen Ma-jor a. D. Franz Marschat, knapp vor Voll-endung des 70. Lebensjahres. Sie war vorder Vertreibung in Budweis, Krausgasse Ila,wohnhaft gewesen. An der Seite ihrer Elternwurde sie in Gleisdorf beigesetzt.

Treffen der Südmährer 1958 in Geislingen.Am diesjährigen Treffen unserer Landsleutein der Patenstadt Geislingen/Steige nahmennach vorsichtiger Zählung zirka 20.000 Süd-mährer aus allen Teilen Deutschlands alsauch eine ziemlich große Anzahl aus Oester-reich teil. Der Wettergott hatte es diesmalausnahmsweise einmal recht gut gemeint,das herrlichste Wetter eine bedeutend größereBeteiligung als in den Vorjahren erwirkt.Viele bekannte Gesichter, die wir schon seitder Vertreibung überhaupt nicht gesehenhaben, konnten wir freudigst begrüßen. —

Die Veranstalter haben heuer von Kund-gebungen jeglicher Art abgesehen und demTreffen das Gepräge eines südmährischenKirtags verliehen. —

Landsmann Mgr. Bendi zelebrierte dieFestmesse, weckte in schlichten doch beher-zigenden Worten die Liebe zur verlorenenHeimat, den Willen zur Wiedergewinnungund betonte die verpflichtende landsmann-schaftliche Verbundenheit unserer Lands-leute zueinander.

Das Treffen brachte allen erschienenenLandsleuten einige frohe Stunden trautenheimatlichen Beisammenseins und wehenGedenkens der Heimat. —

80 Jährt" Weiser Messe

des Gefeierten, Prof. Dr. Andreas Markus, im lungen der Heimat in Zeichnung, Lithogra-Namen der Familie für die Ehrung.

Fritz Huemer-Kreiner

Josef Gangl im RundfunkDer Oesterreichische Rundfunk bringt am

30. August um 17.40 Uhr im II. Programmüber alle Stationen eine Sendung über denBöhmerwalddichter Josef Gangl.

Kirchen unserer HeimatDas Sudetendeutsche Archiv in München

hat nun das umfassende Manuskript vonDr. Oswald Günther (früher Trautenau) überdie „Kirchen, Kapellen und Andachtsorte desSudetenlandes" herausgebracht. Dieses wich-tige Werk wird nicht nur unsere Heimat-forscher und kunstgeschichtlich interessiertenHeimatfreunde interessieren, sondern gewißauch so manche unserer Landsleute, die gerneüber die Kirche des Heimatortes oder derUmgebung die entsprechenden Angaben nach-lesen wollen. Das Werk ist eine Topographie,das heißt, es enthält alle Angaben über daskirchliche Bauwerk von der Errichtung (Zer-störung, Umbau, Erweiterung usw.) bis zurGegenwart.

Das Werk enthält folgende Einzelteile:DM

Teil I: Erzdiözese Prag (Westböhmen) 7.50Teil II: Diözese Budweis

(Böhmerwald) 7.—Teil III: Diözese Königgrätz

(Ostböhmen) . . . . . . 5.50Teil rV: Diözese Leitmeritz

(Nordböhmen) 10.—'Teil V: Erzdiözese Breslau und Olmütz

(Nordmähren und Schlesien) 10.—Teil VI: Diözese Brunn (Mähren) . . 7.—

Das Werk kann auch zusammen in zweiLeinenbänden bezogen werden:Band 1: Böhmen 28.—Band 2: Mähren und Schlesien . . . 15.—

Nur beschränkte numerierte Auflage.Um auch den Bezug jenen zu ermöglichen,

für die die Gesamtausgabe oder ein Teilbandunerschwinglich wäre, hat das Sudeten-deutsche Archiv sich auch zur Herausgabe

phie, Holzschnitt, Radierung u. ä. (Eichler,Johne, Koch, Kindermann, Müller Radetzky,Schlindenbuch, Veit). Sie waren aus derBundesrepublik und sogar aus Schweden her-beigeschafft worden, wo sich der dort seit1946 ansässige Alfred Kunft Anerkennungund Beliebtheit errungen hat. Die Entwick-lung der graphischen Linie, wie sie bei unsvon der Hantierung mit Glas und Textilienbeeinflußt wurde, bewies eine historischeReihe von der Kupferstecherfamilie Preisler,die 1652 in Nürnberg Heimat und Reife fand,über Führich zu Hönich. Altmeisterliche Liebeund Versonnenheit, in Gottfried Erbens Land-schaft und Porträt, gesellte dessen Frau Mariawundersame Hinterglasmalereien und über-raschend feinbeseelte Kinderbildnisse.

Nachmittag brachte der Bayrische Rund-funk die Wiederholung der Hörfolge „Reichen-berg, ein sudetendeutsches Städtebild" vonOtfried Preußler. — Im B e g r ü ß u n g s -a b e n d in der Großen Markthalle, derenWände mit großen Farbbildern an die unver-gessene Heimat mahnten, bewillkommneteder Oberbürgermeister Sepp Sebald dieGäste in der alten schönen Innstadt. LandratGeorg Knott erinnerte an das erste Reichen-berger Treffen zu Rosenheim 1948, aus demdie weiteren Heimattreffen der Reichenbergerwuchsen, und SL-BundesvorstandsmitgliedDirektor Emil Breuer überbrachte die Grüßedes Sprechers Dr. Lodgman von Auen und er-mahnte zum Festhalten am Gedanken derSL, was auch der Kreisgeschäftsführer derSL Rosenheim, Franz Schaffer, kräftig unter-strich.

Die „Besinnliche Stunde" am Sonntag ver-setzte die vielen Zuhörer im Großen Hofbräu-saale in die Konzertstimmung der alten Hei-mat. Werke heimischer Meister (FerdinandGerhardt, Otto Feix u. a.) wurden durch ver-traute Reichenberger oder in der Heimat be-kannte Musiker lebendig (Otto und OttoR. Feix, Konzertmeister Franz Hieke, Pro-fessor Ed. Proksch, Kapellmeister Spatzier).Eine Tanzeinlage aus Tschaikowskijs Ballett„Schwanensee", getanzt vom Ehepaar Linke-Bartosch, erinnerte an die kunstvolle tänze-rische Darbietung daheim. Herbert Schmidt-Kaspar las aus seinem Roman „Wie Rauch vor

Unter den Märkten, die auf den Titel„Messe" Anspruch erheben können, nimmtdem Alter nach die Welser Zentral-Landwirt-schaftsmesse den ersten Rang ein. Seit 1878wird sie in zweijährigem Turnus jeweils inder ersten Septemberwoche abgehalten. Wiekeine andere Stadt Oesterreichs hat sich Welszu einer landwirtschaftlichen Metropole ent-wickelt. Die Welser Viehmärkte, insbesonderedie Welser Schweinemärkte, sind preisbestim-mend für ganz Oesterreich. In neuerer Zeitströmen alljährlich die Wissenschaftler derVeterinärmedizin in Wels zusammen, denndort ist das größte künstliche Besamungszen-trum Europas.

Eine fortschrittlich entwickelte Landwirt-schaft ist der Nährboden für Gewerbe undIndustrie. Auf dem Welser Boden haben sichdaher schon seit vielen Jahrzehnten bedeu-tende Fabriken für landwirtschaftliche Ma-schinen entwickelt, deren älteste seit 80 Jah-ren zu den Ausstellern der Welser Messe ge-hört. Sie allein könnte in einer Ausstellungdie Entwicklung der Landwirtschaft zur In-dustrie an ihren Maschinen darstellen.

i/3ute ist die Welser Messe zur bedeutend-s/en österreichischen Schau für die Landwirt-schaft geworden. Sie stellt nicht nur indu-strielle Erzeugnisse aus, sondern immer auchdie besten Zuchtergebnisse unserer Landwirt-schaft, ob es sich um Groß- oder Kleinvieh,um Getreide, Obst- oder Gartenbau handelt.Dementsprechend ist die Welser Messe — ver-bunden mit einem Volksfest — immer auchdie stärkst besuchte. Durch ihre Hallen strö-men im Laufe von acht Tagen weit über eineMillion Menschen

In Wels hat sich auch, wie in diesem Blattebesonders zu erwähnen ist, das Sudeten-deutschtum gut in die Wirtschaft einzufügen

vermocht und wir werden in der Ausstellungmanchem Sudetendeutschen begegnen. Auchaus diesem Grund ist den Lesern ein Besuchder Messe empfohlen.

Ein Beispiel für den wirtschaftlichen Auf-schwung, den Wels innerhalb der Jahrzehntegenommen hat, bietet das Kleiderhaus Mühl-berger in Wels. Der Fall ist typisch: tüchtigeHandwerksmeister aus der Umgebung zog esimmer wieder in die Metropole Wels, wo sieihren Weg machten. Die Söhne des Gallspa-cher Schneidermeisters und Kaufmanns Mühl-berger zogen 1925 in Wels einen Kleiderladenauf, der sich binnen wenigen Jahren zumgrößten und leistungsfähigsten Kleiderhausder Stadt entwickelte, das heute über 15 An-gestellte und 35 Arbeiter und über eine Filialein Salzburg mit 20 Angestellten und neun Ar-beitern verfügt und sowohl in Wels wie inSalzburg das größte Detail verkauf sunterneh-men für Fertigkleidung am Platze darstellt.

Es ist erfreulich zu erkennen, daß dennatürlichen Kräften auch in der Elementar-schadensbekämpfung und -behebung ebensosteigende Bedeutung zukommt wie der natür-lichen Gestaltung unserer Landschaft. Wirbegrüßen es, daß unser Landsmann, Diplom-Forstwirt Ing. Ernst Lustig, der mit seinenSöhnen auf diesen neuen Arbeitsgebietenwertvolle Pionierarbeit leistet und weit überdie Grenzen seiner Wahlheimat rühmlich be-kannt ist, dieses Arbeitsgebiet der Allgemein-heit erschlossen hat. Ihm verdanken wir esauch, daß er erstmalig hier die vegetativeVermehrung erlesener Laubholz-Sieger-stämme öffentlich gezeigt hat und so Beacht-liches zur Steigerung des Volksvermögensleistet.

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Junge europäische FöderalistenVom 26. bis 29. Juni fand im Europa-Haus

in Schliersee eineFörderalisten und der Deutschen Jugend desOstens statt. Ein Funktionär der Tschechi-schen Bewegung für Freiheit in Westdeutsch-

rung des Reichenberger Ausstellungs- undAussiedlungslagers. Als der beliebten Kon-zertsängerin Rosi Prade-Kloß wegen Erkäl-tung die Stimme versagte, setzten die Ver-sammelten das von ihr begonnene Jeschken-lied („Wo fand ich deinesgleichen") von AdolfKlinger fort und sangen die letzte Strophestehend und tief ergriffen zu Ende.

Bemerkenswert auch die Buchausstellungmit Werken heimischer Dichter (Franz KarlGinzkey, Rudolf Kauschka, Gustav Leutelt,Dagmar Nick, Wilhelm Pleyer, Otfried Preuß-ler, Herbert Schmidt-Kaspar u. a.). — Wie anden beiden Vortagen vom Wetter begünstigt,glückte am Montag, 21. Juli, eine herrlicheGemeinschaftsautobusfahrt ins Salzkammer-gut.

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Folge 16 vom 30. August 1958 SUDETENPOST

Wir haben ein Stück Heimat wiedergese-hen und wiedererlebt.

Ehejubiläum: Am 9. August feierte unserLandsmann Karl Willmann, Werkmeister derVOeEST, mit seiner Gattin Maria das 25jäh-rige Ehejubiläum. Wir entbieten den Jubila-ren unsere aufrichtigsten Glückwünsche, um somehr, als Landsmann Willmann zu den Grün-dern des Verbandes gehört, sich als lang-jähriger Kassier und Berater im Verbändevollste Achtung und Geltung verschafft hat.

Dienst Jubiläum: Direktor Karl Salier, lang-jähriger Betriebsleiter der Firma Dittmar-Urbach in Znaim, derzeit im Schwesterbetriebdes genannten Unternehmens in Wilhelms-burg bei St. Polten, Ost AG Keramik, tätig,feiert dieser Tage sein 45jähriges Dienstjubi-läum. In seiner stets gerechten und objektivenEinstellung als Betriebsleiter dieser Groß-firma den Angestellten und Arbeitern gegen-über, seien sie deutscher oder tschechischerNationalität gewesen, errang sich DirektorSalier die vollste Achtung, Dank und Aner-kennung aller seiner Untergebenen.

Wir Südmährer nehmen die Gelegenheitmit Freuden wahr, dem Jubilar auf diesem

1 Wege unsere herzlichsten Glückwünsche zuentbieten.

Für den Verband: Nohel, ObmannSeeligergemeinde-Heimatkartei: Der süd-

mähr ische Landschaftsrat Geislingen/Steigeersucht um die Bekanntgabe der Namen, An-schriften und eventuell der Berufe aller imStadtgebiet von Znaim wohnhaft gewesenenLandsleute zwecks Ergänzung, Ueberprüfungoder Neuanlage einer Heimatkartei.

Ich bitte daher alle in Oesterreich lebendenZnaimer, mir namentlich mitteilen zu wollen,welche Landsleute aus Znaim mit ihnen imselben Hause gewohnt haben. Die Einwohnerder Landgemeinden Südmährens sind bereitserfaßt.

Zuschriften wären an den Obmann desVerbandes der Südmährer in Oberösterreich,Linz, Derfflingerstraße 8 b, Herrn Josef Nohel,zu richten.

Heimatabend: Der Verband veranstalteteam 28. Juni einen Heimatabend.

Der Obmann brachte einen Kurzberichtüber das Treffen 1958 in Stuttgart und an-schließend die wichtigsten Bestimmungendes Deutschen Kriegsfolgengesetzes.

Abschließend wurde ein Tonfilmstreifenüber unsere Wahlheimat Oesterreich vorge-führt.

Geburtstage: Frau Maria Müller, Lehrerinaus Znaim, Jahngasse 11, derzeit in Linz,feierte am 19. August ihren 60. Geburtstag.Landsmann Laurenz Schmid aus Znaim, Sub-kassier des Verbandes, feierte am 7. Augustseinen 70. Geburtstag. Landsmann JosefBauer am 2. August (Kleinolkowitz) den70. Geburtstag, Frau Barbara Brem am31. August gleichfalls den 70er.

„Hohla", Linz, von Oftering über StiftSchlägl, Bernstein, Helfenberg, Eeonfelden,Reichenthal, Freistadt, Wullowitz, an dieböhmische Grenze, der Maltsch entlang nachWindhaag, St. Oswald, besuchten die dortigeOrtsgruppe und fuhren über Kefermarktheim. Besucht wurden die Stiftskirche Aigen-Schlägl und der Bärnstein mit seinem wun-derbaren Rundblick in das böhmische Grenz-land und die ehemalige Böhmerwaldheimatund den neugeschaffenen Stausee. In St. Oswaldbegrüßte uns Landsmann Presi mit einigenLandsleuten mit unserem herrlichen Böhmer-waldlied im Gasthof zur Post, wo bei frohemBeisammensein rasch die Zeit verging.

rem September-Abend am Samstag, 6. Sep-tember, im Bundesheim Gasthaus Fliege,Wien III, ein. Beginn 19.30 Uhr.

Londskron und Umgebung

Bozürksgruppo Brtrantra

In die ewigen Jagdgründe hinübergewech-selt ist der im heimatlichen Böhmerwald wiein Oberösterreich weithin bekannte und be-liebte Forstmann Franz Marko aus Gratzen.Seine Witwe, früher Hauptschullehrerindortselbst, ließ ihren langjährigen Lebens-gefährten auf dem stillen Friedhof zu SanktRadegund bestatten — den Jäger inmittendes Waldes. Der Verewigte stand seinerzeitin Diensten des edlen Grafen Buquoy, des-sen Tod in tschechischer Gefangenschaft ernie verschmerzen konnte. Viele Vertreter derGrünen Gilde hatten sich zum Abschied vonihrem treuen Kameraden eingefunden, undder Wald widerhallte vom Hallali der Jagd-hörner — Jagd vorbei! Dann schoß man demHauptmann im ersten Weltkriege drei Ehren-salven übers frische Grab. Er ruhe sanft imgrünen Hain! Frau Margarete Marko lebtderzeit in Ranshofen bei Braunau am Inn.

Sprengel Nene Heimat

Wir veranstalten am Sonntag, 31. August,im Gastgarten „Siedlerstüberl Irrgeher".Franz-Pritz-Straße 10, ein Gartenfest, wozuwir unsere Landsleute herzlich einladen.Ein schattiger Garten für alle Besucher so-wie eine Freitanzdiele für alle Tanzlustigensteht zur Verfügung. Außerdem sind ver-schiedene Belustigungen für die Kinder vor-gesehen. Beginn 15 Uhr.

Bezirksgruppe Wels

An Stelle unseres landsmannschaftlichenAbends treffen wir uns am Samstag, 6. Sep-tember, bei einem gemeinsamen Ausgang indas Welser Volksfest. Treffpunkt 20.30 Uhrzwischen Haupteingang und Blumenuhr.

Bezirksgruppe Freistaat

Wien, Niederösterreich,Bnrgenlcmd

Brüxer Volksrunde in Wien

Am 2. August d. J. begingen unsereBrüxer Landsleute, gemeinsam mit demBund der Erzgebirgler, ihr alljährlichesMaria-Schnee-Fest. Im festlich geschmücktenVerandasaal der Gastwirtschaft Geber-Finzein Grinzing nahm das Heimatfest, zu welchemauch Landsleute aus München und Nürnberggekommen waren, einen schönen und würdi-gen Verlauf.

Nach den Begrüßungsansprachen vonDirektor Munzar als Leiter der Brüxer Volks-runde und des Direktors Steinberger alsObmann des Bundes der Erzgebirgler, über-brachte Herr Willner, von der HeimatgruppeNürnberg, herzliche Grüße unserer Lands-leute in Bayern. Danach eröffnete Frau Holubdie Reihe der Darbietungen mit einem innigverfaßte i und ebenso gesprochenen „Spazier-gang durch die Heimat". — Ing. Jascht sangzwei tiefempfundene Schubert-Lieder:„Ständchen" und „Du bist die Ruh'", undHerr Koch sprach das „Hochzeitslied" vonGoethe. Der Bund der Erzgebirgler steuertemit mehreren Günther-Liedern, vom Erz-gebirgs-Trio mit viel Frische vorgetragen,zum erlesenen Programm bei, das mit lang-anhaltendem, herzlichem Beifall bedachtwurde.

Durch ein fröhliches Besammensein beiSchrammelmusik und Heurigengesang fanddas schöne Fest seinen abendlichen Ausklang.

Ortsgruppe KefermarktDie Ortsgruppe Kefermarkt der Sudeten-

deutschen Landsmannschaft veranstaltete am27. Juli eine Fahrt auf den Dreisesselbergzum Jakobifest.

Die Fahrt bot dem Auge herrliche land-schaftliche Bilder.

Es gab viel Wiedersehensfreude, trotzmancher Träne, welche der verlorenen Hei-mat galt. Die Feldmesse sowie die Redender Vertreter der Heimatvertriebenen bleibenjedem ein einmaliges Erlebnis an welchesalle noch oft zurückdenken werden.

Auf der Rückfahrt erklärte SchuldirektorWinkler den Fahrgästen den Stausee mitdem angrenzenden Oberplan.

Ortsgruppe Oftering

Begünstigt durch besonders schönes Wetterfuhren Mitglieder und Freunde unserer Orts-gruppe am 17. August mit dem Autobus von

Bund der Erzgebirger

Im August feiern folgende unserer Mitglie-der ihren Geburtstag: Ministerialrat KarlKaspar den 81., Anna Franziska Weis den 76.,Anna Klier den 74., Dr. Ludwig Pohnert den73., Anna Kraus und Malwine Rauch den 70.,Marie Graf und Hermine Munzar den 65. Ge-burtstag. Wir wünschen allen Jubilaren vomHerzen Gesundheit und alles Gute für dieZukunft.

Mit unserem nächsten Monatsabend be-ginnen wir unser Herbst- und Winterpro-gramm. Wir werden uns bemühen, unserenMitgliedern und Gästen, wie bisher, immereine abwechslungsreiche Vortragsfolge zubieten und ersuchen, unsere Bestrebungendurch zahlreichen Besuch zu unterstützen. Indiesem Sinne laden wir herzlichst zu unse-

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HochwaldLandsmannschaft dar Böhmerwöldler

Beim Heimattreffen der Josef-Gangl-Ge-meinde am 6. Juli wurde mit der Ausgabe derGedächtnismarken zu Ehren von Karl GrafBuqoy, letzten Schloßherrn zu Gratzen undRosenberg, begonnen. Herr Lenz berichteteüber die vorbildliche Arbeit des VereinesBöhmerwaldmuseum in Passau und über dasLexikon der deutschen Burgen und Schlös-ser, das bereits in Lieferungen erscheint. Imgenannten Museum soll ein Sammlung vonDokumenten zeigen, auf welch „humane"Art die Böhmerwäldler aus ihrer Heimat ver-trieben wurden. Mit einer Truhe wird er-sichtlich gemacht werden, mit wie viel (odermit wie wenig) Gepäck eine Böhmerwäldler-familie ausgesiedelt wurde.

Beim allgemeinen Böhmerwäldler-Heimjt-treffen am 13. Juli gab Herr MinisterialratDr. J. Starkbaum zum Härteausgleich dienotwendigen Aufklärungen. SchriftführerJ. Heinz steht den Landsleuten bei der Be-antwortung der Fragebogen jeden Samstagvon 10 bis 12 Uhr zur Verfügung.

Am 8. Juli starb in Wien Herr MatthäusGatterbauer, OeBB-Inspektor i. R., im 77. Le-bensjahre. Er war im Zweigverein Böhmer-waldgau des Sudetendeutschen Heimatbun-des bis zu dessen Auflösung Obmann derHeimatgruppe Krummau und Umgebung undgehörte ferner dem erweiterten Vorstand des„Hochwaldes" an. — Am 22. Juli starb in WienHerr Hans Sailer, Schuldirektor i. R., ausHohenfurth, Besitzer der Goldenen und derGroßen Silbernen Tapferkeitsmedaille.

Vom Schönhengstertreffen in der Paten-stadt Göppingen sind unsere Landsleute mitübervollem Herzen heimgekehrt und wissenvieles zu berichten von frohem Wiedersehen.Die aufgetragenen Botschaften und Grüße,darunter auch vom Oberbürgermeister, HerrnDr. Herbert König — unserem Schutzherrn —wollen wir bei unserem Septembertreffen am7. September im Vereinsheim Pelz, über-mitteln. Gleichzeitig machen wir auf unserdiesjähriges Heimatfest unter dem Titel„Ewige Heimat Schönhengstgau", am 20. und21. September, aufmerksam.

Frau Marie Schön, geborene Klement,Bahninspektorswitwe, Wien XXI, Schloß-hoferstraße 34, beendete am 11. Juli beibestem Wohlbefinden das 75. Lebensjahr.

Wie uns mitgeteilt wird, fand am 15. Julidie Beerdigung von Ldm. Mag. pharm. KarlLanger in Bremen statt. Der Verblichene istein Nachfahre der in Landskron alteinge-sessenen Apothekerfamilie Eduard Erxleben.Erst im Vorjahre gelang es ihm, eine eigeneApotheke zu erwerben; auch als Opern-und Konzertsänger daheim bekannt und be-liebt, sang er sich in der neuen Heimat mitseinem klangvollen Bariton in die Herzenseiner Zuhörer.

Bund der Nordböhmen

Humanitärer Vereinvon Österreichern ans Schlesien in Wien

Am 8. August starb in Wien unser MitgliedFrau Wilhelmine Garns, Inhaberin des be-kannten Schlesischen Leinenhauses „Gams",Nußdorferstraße. Die Verstorbene wurde am29. April 1879 zu Bennisch in Oesterr.-Schle-sien geboren und gründete bereits vor derJahrhundertwende das heute so beliebte Ge-schäft, welches sie in unermüdlichem schlesi-schen Fleiß aus bescheidenen Anfängen zurheutigen Blüte entwickelte.

Die Vereinsleitung gibt bekannt, daß amSamstag, 6. September, um 16 Uhr in derServiten-Pfarrkirche die Vermählung unseresMitgliedes Frl. Helga Mencik mit HerrnFritz Leitner stattfindet. Der erste Vereins-abend nach den Sommerferien findet Sonn-tag, 7. Sepember, um 18 Uhr im VereinsheimHotel Stadt Bamberg, Wien XV, Mariahilfer-straße 167, statt.

Unser Kassier* Heimatschriftsteller PaulBrückner, hat bereits Anfang Mai d. J. diebeiden fehlenden Schlingrosenstöcke amGrabe des Liederfürsten E. S. Engelsberg aufdem Grinzinger Friedhof setzen lassen. Beidieser Gelegenheit erlauben wir uns an dasKulturamt der Stadt Wien die bescheideneAnfrage, wann sie den schon seit langen Jah-ren fehlenden Nagel an der ErinnerungstafelE. S. Engelsbergs am Hause Wien I, Herren-gasse 14, zu ersetzen gedenkt

Die Heimatgruppe Böhmisch-Leipa/Polzen-tal veranstaltet wie alle Jahre auch heueram Sonntag, 31. August nachmittag, ihre„Leipsche-Kirmst" im Garten des Cafés Not-harts, Wien XIII, Lainzerstraße 149, wozualle unsere Landsleute und Freunde herzlichsteingeladen sind; Auslagen erwachsen keine,für gute Unterhaltung ist gesorgt.

Unsere jeweils am ersten Samstag im Mo-nat stattfindenden Zusammenkünfte verlegenwir in das Restaurant Zipferbräu des Lm.Knotig, Wien I, Bellariastraße 12. Die nächsteZusammenkunft findet bereits am 6. Septem-ber um 17 Uhr statt, bei welcher u. a. überdie aktuellen sozialen Fragen ein Referat er-stattet wird

Die Kameradschaft des ehem. südmährischenInfanterieregiments Nr. 99

hält ihre Zusammenkünfte am ersten Diens-tag eines jeden Monats ab 19.30 Uhr im Gast-haus „Zu den 3 Hackeln", Wien VIII, Piari-stengasse 50, ab. Zuschriften und Anfragensind an diese Anschrift zu richten. Kamera-den, meldet euch!

SUDETENPOSTEigentümer, Herausgeber und Verleger: Sudeten-deutscher Presseverein, Linz, Goethestraße 63. Furden Inhalt verantwortlich: Gustav Putz, Linz,Richard-Wagner-Straße 11. — Druck: J. WimmerDruck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., Linz,

Promenade 23.Anzeigenannahme Wien: SASKO Werbungsmitt-lung, Wien XV. Mariahilferstraße 223, Tel. 33 5 84.Anzeigenannahme Linz: Direktor Bruno Knorr,

Linz, Südtirolerstraße 16, Tel. 25 76 06.Die „Sudetenpost" erscheint zweimal monatlich.Bezugspreis s io.— im Vierteljahr, EinzelnummerS 1 70. Die Bezugsgebühr wird durch die Post ein-gehoben. Verwaltung, Anzeigen und Redaktion:Linz, Goethestraße 63, Telephon 2 5102. Bankver-bindung: Allgemeine Sparkasse in Linz, Konto 2813,

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am 9. September 1958

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Page 6: Einzelpreis S 1.70 P.b.b. Organ Ott SuuctcnöcutfcfKn ... · polnische Zeitschrift „Tygodnik Powszechny" in einer kritischen Betrachtung über die kürz-lich im schlesischen Bad

SUDETENPOST 6 Folge 16 vom 30. August 1958

Wenn der wilde Mohn blühtAn Maria Heimsuchung, jenem Halbfeier-

tage, der zwischen Heuernte und Kornschnittliegt, ging Hans, der Sohn des Bauern Neu-höfer, nach der Stadt, um Einkäufe und Be-sorgungen für seine Hochzeit zu machen.

Der Weg war weit, und weil er am Nach-mittage auf den Feldern helfen sollte, warHans zeitig aufgebrochen, um mittag wiederzu Hause zu sein. Freunde und Bekanntehielten ihn jedoch auf und Kaufleute zogendie Geschäfte solange hin, bis sich der Vor-mittag bereits zum Mittage neigte, ehe er dieStadt verlassen und sich auf den Heimwegmachen konnte.

Die schattenkühlen Gassen und Laubenwaren zurückgeblieben, weit, sonnenflim-mernd, staubig und schattenlos schwang sichdie Straße, zwischen wogenden Aehrenfeldernunmerklich ansteigend, ins Land hinein. DieLuft war drückend schwül, der Himmel wol-kenlos, schimmernd in weißlichem Blau, undkein Hauch, fernherkommend aus schattigenWäldern oder über schilfumkränzte Teiche,milderte die Sonnenglut.

Hans fühlte, daß er keinen guten Tag hat.Wohl ist er gewohnt, sich bei der schwerenArbeit in größter Sonnenhitze auf den Fel-dern zu regen; doch da trägt er nur eineLeinenhose, den Kopf schützt ein Strohhutund am Raine steht, unter Gebüsch sorglichverborgen, der Krug mit Wasser gegen auf-kommenden Durst. Jetzt aber — sakra —steckt er in der schwarzen Sonntagskluft;was Wunder, daß Schweiß den Wust der Lok-ken unter dem Filzhute näßt . . .

Noch immer stieg die Sonne und mit ihrdie Tagesglut. — Und so still war es rings-umher! Kaum ein Lüftchen regte sich, nurvon den Felderbreiten her, wo Roggenrosenin sanftem Violett, Kornblumen in tiefemBlau und wilder Mohn in flammendem Rotblühten, klang Grillenzirpen und hie und daein Wachtelruf. Wie Flocken des Himmels-äthers schwebten kleine blaue Falter baldhin, bald her über die Straße.

Hans war müde. Brennender Durst quälteihn und heftiger Kopfschmerz klopfte inStirn und Schläfen. Der Stamper Schnaps, denihm der Kaufmann eingeschenkt hatte,machte die Beine schwer. Vor seinen Augentanzten feurige Räder, Zunge und Gaumenwaren trocken. Er nahm den Hut ab, aber dieSonne stach in den Nacken, so daß er ihnwieder aufsetzte.

Findet sich denn nicht — dachte er — andem weiten Weg ein Haus mit breitschatten-dem Dache, wo man mit brunnenkühlemWasser die Trockenheit der Kehle lindernkönnte? — Nein — mußte er sich eingeste-hen — nein, hier gibt es auf Stunden keinenWeiler, kein Haus, denn die Dörfer liegen,eng um Kirche und Dorfteich gedrängt, weitvoneinander entfernt. Auch Haine gibt esnicht, unter deren Laubdach man rastenkönnte. Nur dort, wo die Straße ein Wegkreuzt, der, staubzerwühlt, vom Abend kom-mend, gen Morgen sich verliert, steht eineuralte Linde. Steppenvögel horsten in ihremGezweig. In grauen Ahnenzeiten mochte manan dieser Stelle über jene Recht gesprochenhaben, die der Feme verfallen waren. — Bisdahin wollte er sich schleppen, dort ruhenund warten, bis ihn vielleicht ein Wagenüberholt, der ihn mitnimmt, oder es kühlerwird und die Wolken aufsteigen, welche weit,ganz weit am Himmelsrande, wo die Marchrinnen mag, wie ein Gebirge stehen, dessenFuß im Dunste der Ebene versinkt.

Hansens Gang wurde unsicher, und als erzu dem Baume kam, warf er sich in seinemSchatten nieder, riß Rock und Weste vomLeibe und das Seidentuch vom Halse, welchesals Schleife den Hemdkragen schloß undlehnte den Rücken gegen den Stamm.

Die Linde blühte. Süßer Duft entströmteder breiten Krone. Bienen in Unzahl summ-ten darin. In dieses sanfte Brausen tönte aufeinmal fein und leise von fern her das Läu-ten einer Mittagsglocke. — Wie nun daszarte Klingen anhob, kam aus einem Aehren-felde so ein Wirbelwind getanzt, wie manmanchmal in heißer Zeit auf den Landstra-ßen wandern sieht, welke Blätter, Spreu undwas sonst an Leichtem herumliegt, mit sichführend und wieder fallen lassend.

Hans beobachtete gedankenlos das Spiel. —Plötzlich wurde er aufmerksam, denn in denTanz hatten sich Blütenblätter des wildenMohnes gemengt, mehr und mehr jetzt, waswar das? — Löste sich aus dem zerfallendenWirbel ein Weib. — Und wie schön sie war!— So schön, wie er noch keine gesehen. —Goldblondes Haar krönte das von schlankemHalse stolz getragene Haupt. Die Arme wa-ren braun, rund und fest, ebenso die wohl-geformten Waden, die Füße klein und kräf-tig. Sie trug einen engen, roten Rock, der dasSpiel der Beine nicht verbarg. Die vollen,straffen Brüste spannten das rote Mieder —und einen Gang hatte sie, wie eine Königin.

Wer mag sie wohl sein? — Nie hatte er siegesehen — oder doch? — Aber wo?

Nun kommt sie sogar auf ihn zu, beugtsich über ihn und schaut ihm in die Augen.Ihrem Körper entströmt ein Duft wie vonblühendem Mohn — verführerisch betäubend.

„Hans" — flüstert die Schöne — „Hans,kennst du mich nicht?"

„Nein, wer bist du?" lispelt er mit trocke-nem Munde und starrt sie an. Es ist ihm, alssähe er durch ihre Augen in die Tiefe derHimmelsbläue, als sei er sie und sie er, alsseien sie eins mit dem fruchtschwellendenLande, der blühenden Linde und der unend-lichen Weite, übertönt von Lerchengesangund wildem Habichtschrei.

„Wer ich bin?" fragt mit leisem, girrendemLachen das Weib und sinkt zu ihm nieder. —„Wenn du es nicht errätst, brauchst du esnicht zu wissen! — Aus dem hohen Korn undvon den Heckenrosenbüschen her habe ichdich umlauert und mich nach dir gesehnt! —Nie warst du so allein wie jetzt. Stets war

die Seele einer anderen um dich, oder duwarst von den Deinen behütet. Nun denkenaber alle nur an sich, es ist hohe Mittags-zeit. — So habe ich dich endlich für michund will mich satt trinken an deinem Munde.— Dir glüht die Stirn vom Sonnenbrande? —Fühle, wenn du sie in meine Hände legst,schwindet der Schmerz. — Laß dich küssen,denn wenn die Mittagsglocke verstummt,muß ich wieder weiter im tanzenden Winde!"

Die Mittagshexe! — fährt es Hans er-schreckend durch den Sinn. Er will das Weibvon sich stoßen, sie aber hält ihn umklam-mert und trinkt, wie verdurstet, Kuß umKuß von seinen Lippen. — Da vergehen ihmdie Sinne — und in der Ferne verstummt derMittagsglockenklang.

Von der Linde wandert so ein Wirbelwindhinweg, wie man ihn in heißer Zeit oft aufstaubigen Wegen dahinhuschen sieht. Blü-tenblätter des wilden Mohnes tanzen darin.Er verschwindet in einem Kornfelde, dieHalme drehend und rüttelnd.

*Als am Nachmittage der Pferdehändler

Stanislaus Absalon, vom Städchen kommend,bei der Linde vorbeifuhr, fand er den Sohndes Bauern Neuhöfer in tiefer Ohnmachtunter der Linde liegen. Er bettete ihn aufseinen Wagen und brachte ihn zu den Eltern.

Der Arzt schüttelte bedenklich den Kopf:„Er hat einen schweren Sonnenstich. — Be-

trunken? — Nein — betrunken hat sich derBursche nicht."

Nach langen bangen Stunden ist Hans auf-gewacht.

„Junge, was ist mit dir geschehen?" fragteihn die trostlose Mutter.

„Ich bin der Mittagshexe begegnet", ant-wortet er und schaute suchend um sich.

„Er redet irr", flüsterte sie dem Vater zuund holte Wasser vom Brunnen, dem Kran-ken die Stirn zu kühlen.

Seine Rede änderte aber auch nichts, alsihn seine Braut, die schwarzäugige Marischka,des Nachbars Tochter, besuchte, von der ersich nicht mehr küssen lassen mochte.

„Liebster, Hans, magst du mich denn nichtmehr?"

„Nein!"„Warum? — Was habe ich dir zuleide ge-

tan?"„Nichts, gar nichts hast du mir getan, aber

die Mittagshexe ist schöner als du!"Traurig und mit Tränen in den Augen ist

Marischka nach Hause gekommen, denn siewar sich inne geworden, daß sie ihren Bräu-tigam verloren hat.

Hans ist lange krank gelegen und blieb, ge-nesen, zeit seines Lebens ein Sonderling, derjedem Wirbelwinde sehnsüchtig nachschauteund stundenlang, einsam auf den Feldernstehend, in die Ferne träumen konnte.

(Einer mährischen Sage nacherzählt vonA. Rochlitzer)

ZigarrenspetseEs Rachern is äne Untugend. Mei Weibla

hot mer dos schond ofte gesäht, ei Gudensahn, meistentäls wenn ich Schadelwie hoatteond jeds Leftla vo Räch, dos vo dr Ferne ofmich zukom, mich reckte, doß ichs Schnup-pertüchla vür mein Riecher Ifelden mußte.

Ja, do sieht mersch ei, doß es Rachern aLoster is. Mir giehts oallemol so, wenn ichang länger ein Wirtshause woar ond dr Weinond dr Tobich die Labensgeister ei Ofruhrgebrocht hot. Wenn ich do om Bettrande setzond ä kalds Tüchla ems andere uen dan häßenSchädel dreh, do larn ich mei Weibla ver-stiehn, wenn se säht: „Muen, dar Tobichstinkt wie Bocksäche, kumm mer nie nohnde.Dos verjuchte Geplätze aus dein Stinknoppelbrengt mich noch under die Arde!" Wenn merei an setten Zustande is, do schwört mergame, doß mer die Tommhet, Rachern ondTrinken, niemehe macha wiel ond dos Galdviel lieber ofsporen wiel, em sein Weibla anneien Hut oder a Kläd zu käfen. Sette gudeVürsätze hiern die Weibesleite zu garne. Esis och biese, doß mer settes Vürnahme nielange halda kuen. Kam is es Schadelwiehang weg, es Köppla weder kloar ond mer hota wing besser gassen, do packt on es Gelüstond mer muß sich a settes Soargnagerla kä-fen ond ei die kirschholzene Spetze tun onddruff lus platzen, doß die Stöbe ei groa Wol-ken gehüllt is.

Do dor mer oa nie urdrässich sein, wennsgude Weibla wieder uenfängt ond die schienGardinen bedauert, die gal ond stinknichwarda. Ja, wer kuen do dervüre? Schold seinänzig die Indianer, die verjuchta Karlan, dieons dos Rachern gelarnt huen. Von ons sal-ber is es nie kumma.

Ich woar noch a klines Jengle, do ho ichschond hinder dr Scheier met man Kasatlangesassen ond ho die Friedenspfeife gerachertond Indianerbüchlan gelast. Wegen so änerFriedenspfeife gobs derhäme oftmoals Krieg,wenn dr Voater oader die Mutter of Schleich-wegen so a Bleichgesecht derwoschte ond . . .frogt mich nie wie — om Marterpfahl steckte.Zu schien ho ichs nie empfunden.

Es hot oader oa Weibesleite, die für danindianischen Brauch sein. Bloß sein die anggründlicher. Die rachern nie alläne, die be-mola oa noch es Gesechte ond die Ooaga mitschwoarza, ruta ond brauna Foarben ondgiehn metn Zigarettla om Kriegspfade . . .Jeses, wo komm ichn do wieder hin, vo danwollt ich dodi nie reda. Es fühl mer bloß soein, wie ich jedesmol, wenn ich bemolte Wei-ber sah, uen Indianer denk ond umgekohrt.

Oader bein Rächern sein nie alläne die In-dianer schold, oftmoals is oa die Gewohnheiteim Spiele, die an Minscha zwingt, von Ra-chern nie zu lohn. Bei mir haßt die Ge-wohnheit „Zigarrenspetze". Ofte ho ich schondmein Weibla versprocha, ich war's Rachernlohn sowie die Spetze amol ihm Dienst of-säht. Dos wessen oalle ein Dorfe, oa beinStommtische ho ich derzählt, doß ich meinerAlden dan Gefoalla tu ond's Rachern ofgab,sowie die Spetze weg is. Ich wollt's oa hal-den, dos hott ich mer fest vürgenomma. OmSunnobert, do woar ich soweit. Ich soaß metmein Freindlan bein Stommtesche ond birteschkerierten von dr Politik . . . , die hotdr Teifel derfonda. Do gieht fürt oalls ärsch-lich, kä groader Schritt, do lüga goar diehöchsta Herrn w|e a alder Förschter. Dowurd ich urdrässich. Ei dar Stimmung — oadie Zigarre hoatte känen Zug — do brochtich die Kroft of ond sähte: „Etz ho ichs Ra-chern soatt! Setts Geftkraut steck ich nie-meh eis Maul. Ich schwörs eich, ich racherbloß aus dar Spetze ond doß ich niemeherachern kuen, steck ich etz mei riechnicheskirschholzenes Zigarrenspetzla ei a Ofen!"Ich ging salber hin zum runda Kachelofa,machts Terla of ond woarf die Spetze nei.

Etze, docht ich, ho ich Ruh mei Weiblawird Fräde huen ond . . . Gald derspoar ichoa. Ich ging balde häm. Es gefuhl mer nie-mehe ein Wirtshause. Mei Weibla woar nochwach, do derzählte ich ihr balde vo meingrüßen Entschlüsse ond sie ond oa ich . . .bir zwäe woarn of mäne Kraft goar stolz.

Mei Weibla strohlte vür Fräde ein Ge-sechte, doß dar gude männliche Geruch voetz uen niemeh durch mich eis Haus gebrochtwarda seilt. Sie kom of mich zu ond sähte:

„Weßtes, Alder, etze derkenn ich's, doß demir gutt best!" Met dan Worten beugte siesich eber mich ond wollt mer a Schmotzlagähn. Do fing sie uen zu schnuppern, schnup-pert weder ond greff ei mäne Toasche vomRock ond zog die vo mir salber ein Ofa ge-schmessene Zigarrenspetze avür. Ich docht,mich trefft der Schlag .. dr Verstand bliebmer stiehn; dos gieht nie met rechta Dingazu . . . dos is Teifelswerk, so docht ich. Onddos Liedla, dos mei Weibla etz song . . .

Ich könnt beteiern, wos ich wollt, siegläbte nischt. An Schwendler, an Lügabärhuß sie mich, nischte meh wollt sie mer gla-ba ond dernochtern flennte sie die halbeNacht.

Ich bot ihr die Zeigaschoft vom ganzenStommtesche, ja sogor die Wirtin wollt ich

hola ond gezeiga lohn, doß ich die Spetze eia Ofa geschmessa hoa, 's hot nischte genotzt,sie gläbte nischt.

Ich woar ebenst etz a Lügner ond derbeineblebs. Dos brochte mich ei die Goalie. Niegenunk, doß ich niemehe rachern wiel, dieSpetze ein Ofa schmeß, nie zu reda vo dan,daß ich mei Weibla bloß Fräde mache wollt,war ich zun Dank dafür zun Lügner ge-macht. Dos könnt ich doch nie of mir setzalohn. Drem sähte ich zu mäner Alden: OalsLügner wiel ich nie dostiehn, darndholbenzieh ich mei Wort zureck; ich war die Spetzebeholden ond vo morne uen weder rachern!"

Mei Weibla redte ka Wörtla, tot siehrkräppich ond soch mich niemehe uen.

Ich dochte fest, do muß dr Teifel einSpiele sein, wie kam sunst die verjuchteSpetze von Ofaloch ei mäne Toaschê. Dieganze Nacht loag ich met offna Oaga einBette ond soch die Zigarrenspetze vür manSchädel. Sie tanzte em mich rem wie aBrummer em a Honigtop, ' so oft ich dieOagalider zumachte.

Ei dr Frühe, wie mei Aide met dr Meilichond metn Hörnlan von Kaufmuen kom, dokannt ich's, wie sie flemisch lachte ond nie-mehe so biese aussoh. Ich schielte met hoalbaOaga of sie hin, do sähte sie: Du best docha ganz tamischer Karla, etze weß ich, doßdu mich nie uengeloga host. Oader für soplump ho ich dich nie gehalden, doß de nieamol merkst, wenn dei „guder" FreindSchmiedeseff die Zigarrenspetze ausn Ofennemmt ond dir ei die Tosche neipraktiziertGieht dir etz a Lichtla of?"

„Etz sehend", sähte ich, „oader wenns sois, do loß ich's bein Alden ond war, so Gootwiel", die Spetze noch wetter rachern, bisdu mir zum Geburtstage amol a neie käfst!"

So giehts an guden Menschen, der sichwos Schienes vürnemmt. Bein besten Willen,mer kuen sich nie bessern, wegen so anMestbär vo Freind giehn oalle guden Vor-sätze zum Teifel ond ma bleit bein Loster.

Der Heilige aus PraehatitzRegierungsrat Prof. Karl Lustig-Prean,

Direktor der Städtischen Musikschulen inWien, weilte im Mai in Praehatitz. Darüberschreibt er in der Wochenschrift „Nord-Amerika" " (Philadelphia) den folgendenBriefartikel. Die Redaktion.Seit Jahren sucht der Schreiber dieses Brie-

fes nach Spuren, die zum Leben des SeligenBischofs von Philadelphia, Johannes Nepo-muk Neumann, führen. Dies erscheint auf denersten Blick vielleicht verwunderlich, dochdarf man nicht vergessen, daß der Selige Neu-mann ein Altösterreicher, ein Sohn des Böh-merwaldstädtchens Praehatitz war und daßder Suchende im gleichen Ort geboren ist.Man hat es für unmöglich gehalten, daß heu-tigen Tages jemand in der Tschechoslowakeiin eine Kleinstadt nahe der bayrisch-böhmi-schen Grenze gelangen könne. Eine Einladungan einem Musikerzieher-Kongreß in Pragteilzunehmen, der auch vom Westen beschicktwar, benützte ich, um zu versuchen, mir Ge-legenheit zu geben, meinen Geburtsort, denich sehr liebe, besuchen zu dürfen. Meine Frauund ich fuhren nach Prag allein in unseremVolkswagen über Tabor und Pisek auf wohl-gepflegten Asphaltstraßen durch die wunder-vollen Wälder, die ebenfalls gehegt und ge-pflegt sind und nichts von ihrer Schönheitverloren haben, nach Praehatitz. Wir haltenals Datum den 20. Mai 1958 fest. Ich glaube,daß es im katholischen Philadelphia, dem Jo-hannes Nepomuk Neumann in erster Liniegehört, Interesse erwecken könnte, wie es inder Geburtsstadt ihres, wie wir hoffen wol-len, zukünftigen Heiligen aussieht.

Das Städtchen liegt verträumt vor mir, wieich es 1910 nach der Matura verlassen hatte.Die Menschen sehen unverändert aus, wahr-scheinlich tragen sie andere Namen, aber esscheinen die gleichen Menschen, die gleichenKleinstadtoriginale zu sein, die Stetigen, dieUnwandelbaren. Sie sprechen Deutsch, und diemeisten sprechen die Sprache, ist's der gutealte Böhmerwalddialekt, der zwischen Bayri-schem und Oesterreichischem näher zum er-steren neigt. Der Bürgermeister, ein alterTscheche, ein bißchen skurril, wie einem Ro-man der Jahrhundertwende entstiegen, sprichtdas Prachatitzerische in allen Finessen. „Bandie Bulkenena gengen..." — das heißt:„Wenn die Wolken gehen..." Hört man denhochwürdigen bischöflichen Dechant und erz-bischöflichen Vikar Kukacka, einen Tschechenvon reinem Blut, der aussieht wie ein Sport-ler, einem amerikanischen Film entstiegen,ein prachtvoller Kerl, wie ich zu sagen micherdreiste, klingt aus den Brocken desDeutschen, die er behalten oder erworbenhat, der nette, heute fast ein bißchen fein-komische Böhmerwalddialekt dieses abge-schlossenen Erdenwinkels. Die Kirche, in derder Selige Neumann getauft wurde, ist un-verändert — wie auch das Stadttor nebenan,eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges, sehens-wert wie die Lauben und die Fresken des16. Jahrhunderts, mit Liebe reingehalten, dieAltäre sind mit Blumen übersät, es ist. späterFrühling und die Bewohner schmücken ihreKirche, an der sie hängen. Im Neuman-neum, das nie zuvor — man muß die Wahrheit

sprechen — so schön in die Sonne sah, außenund innen erneuert, dabei sorgsam in altenKonturen gehalten, sind als Kranken- undHausschwestern zwanzig Borromäerinnen tä-tig. Die, mit denen ich sprach, strahlten dasLicht der Nächstenliebe fühlbar aus und wa-ren alle der deutschen Sprache mächtig. Seel-sorgerisch werden sie von Konsistorialrat Os-kar Praxl betreut, der, geborener Prachatitzer,dreißig oder mehr Jahre in der Wiener Seel-sorge gewirkt hatte, ein liebenswürdiges undliebenswertes Original, wie es heute derennicht mehr viele gibt. In der schönen Kloster-kapelle, ebenfalls mit Blumen reich geziert,das schönste Oelgemälde des künftigen Hei-ligen, das ich bisher gesehen. Daß der Name„Neumanneum" erhalten blieb oder ge-wählt wurde, spricht für die Treue der Stadtzu ihrem fraglos größten Sohne. Die beidenGelehrten, die mit Praehatitz jahrzehntelangeine innige Gemeinschaft aufrechterhaltenhaben, der berühmte Chirurg Dr. LeopoldSchönbauer und der Neurologe Dr. Hans Hoff,Professoren der Wiener Universität, gehörtenwohl dem Schülerkorps des PrachatitzerGymnasiums an, waren aber nicht geborenePrachatitzer.

Die Verbindung zwischen Praehatitz, demGeburts-, und Philadelphia, dem SterbeorteBischof Neumanns, ist angerissen, aber mankann auch nicht behaupten, daß die Bezie-hungen zwischen den Jüngern Neumanns inUSA und in Oesterreich so enge wären, wieman es wünschte. Rom, Wien, Prag undPhiladelphia . . . Entfernungen, die man nichtnach Flugmeilen, sondern nach Ewigkeitenberechnen muß. Glieder einer Kette, die in-einander übergreifen müßten und heute nurlocker gefügt sind. Darum glaube ich schil-dern zu sollen, wie es in dem Städtchen Pra-ehatitz aussieht, wie das Leben seinen All-tagsgang geht, wie man tagsüber vergeblichnach einem Auto blickt, nachts die Schrittedes Nachtwächters hört, wie die Schüler desGymnasiums nicht mehr Müller und Meier,sondern Tvrzicky oder Lipovec heißen, ver-wandt und verschwägert, Deutschböhmen undTschechen, deren Väter gleich dem zukünfti-gen Heiligen (Vater: Bayer; Mutter: Böhmin)„Mischlinge" sprachlicher und Volksart wa-ren. Rom führt den Prozeß um die Heilig-sprechung, Wien und Philadelphia — letzteressicherlich — sind die Paten, Prag ist zur Zeitverstummt, wenn es um die subtilen Dingedes Himmels geht, Praehatitz hat die Liebezu seinem Johannes im Herzen eingeschreint,ganz tief im Herzen, Praehatitz hat JohannesNepomuk Neumann auf den Altar erhoben,mag es vorerst auch nur der eines kleinenKlosters der Borromäerinnen sein und derdes achtzigjährigen Paters Oskar Praxl, des-sen heiligmäßiges Leben die Geschichtsschrei-ber dereinst zum wenigsten in einer zartenFußnote zu preisen haben werden. Vielleichtirrt man, wenn man seinen Eindruck nieder-legt, doch scheint es, als wohne am Fuße desLibin, eingemuschelt zwischen schönen Ber-gen, Hügeln und Wäldern, ein einig Volk vonBrüdern, als seien die Stürme seit 1914 hochüber diesem Fleckchen Erde hinweggebraust,hätten es vergessen oder geschont und hättenden Menschen die Liebe gelassen.

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