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SPEED-READING im Studium Ein Experteninterview mit Mirko Thurm von________________ www.einserkandidat.de

EK Speed-Reading Interview

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SPEED-READING

im Studium

Ein Experteninterview mit

Mirko Thurm von________________

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Speed-Reading im Studium

Immer wieder kommt es vor, dass ich E-Mails von Studentinnen und Studenten erhalte, die

sich vorgenommen haben, dieses eine Mal vornherein dem Vorlesungsstoff zu folgen und

endlich einmal hervorragende Noten zu schreiben. Doch ihnen geht es wie so vielen: das

Semester schreitet voran und irgendwie bleibt auf ihrem Schreibtisch viel mehr liegen, als

eigentlich sollte. Aus dem kleinen Bücherstapel auf dem Tisch wird über kurz oder lang ein

gewaltiger Turm, errichtet aus unzähligen Schmökern, die darauf warten, durchgeackert zu

werden. Nicht selten werden Kommilitoninnen und Kommilitonen wochenlang nicht

gesehen und fast schon als vermisst gemeldet, nur weil sie unter einer Bücherlawine

begraben wurden.

Was wäre, wenn es ein Tool gäbe, mit dem du dir Informationen in wesentlich kürzerer Zeit

aneignen könntest? Eine Möglichkeit, den Berg von Büchern auf deinem Schreibtisch für

immer zu verbannen und dir endlich wieder Platz zum Atmen zu schenken? Etwas, das es dir

ermöglicht, neue Informationen in Rekordzeit aufzunehmen – und nie wieder zu vergessen?

Die Antwort auf alle deine Gebete könnte das Speed-Reading sein!

Ich selbst habe mir die Fähigkeit des Speed-Readings im Laufe meiner Jugend unbewusst

angeeignet und kann einen Großteil meines persönlichen Erfolgs im Studium darauf

zurückführen. Da mich unzählige angehende Einserkandidaten fast täglich per E-Mail mit

Fragen danach löchern, habe ich für dich heute Speed-Reading-Coach Mirko Thurm von

speedstudents.de als Experten eingeladen, um ihn über die positiven Effekte von Speed-

Reading im Studium auf den Zahn zu fühlen und dir mit seiner Hilfe einen Einstieg in die

Thematik zu bieten.

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Experteninterview mit Mirko Thurm

Hey Mirko, herzlich willkommen. Schön dass du uns

Rede und Antwort stellen willst!

Hallo Andy, vielen Dank für diese Gelegenheit. Ich

werde mein Bestes geben ;)

Na, dann legen wir doch mal los. Also, was habe ich

mir unter „Speed-Reading“ genau vorzustellen?

Viele Leute würden zuerst einmal sagen:

„Das ist doch nur eine urbane Legende!“

Doch Speed-Reading ist eine sehr tolle Sache, die dich der Entfaltung deines vollen

Potenzials im Studium einen großen Schritt näher bringen kann.

Speed-Reading ist eine Technik des Lesens, mit der du deine Lesegeschwindigkeit im Schnitt

verdoppeln kannst, bei mindestens gleichbleibendem oder besserem Leseverständnis.

Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Wie soll man schneller lesen können und dabei

sogar noch mehr verstehen?

Genau das gleiche habe ich bis an einem Punkt vor drei Jahren auch gedacht. Wenn jeder

auf diesem Planeten seine Lesegeschwindigkeit als Zahl auf der Stirn tätowiert hätte, dann

wäre meine die mit Abstand niedrigste gewesen. Bevor ich Speed-Reading für mich entdeckt

hatte, war das Öffnen eines Buches die pure Frustration.

Bevor ich 2009 mein Abitur gemacht habe, verließ unser Geschichtslehrer regelmäßig den

Klassenraum mit der Aufgabe für uns, doch mal eben die nächsten 15 Seiten im Lehrbuch

durchzulesen. Die meisten meiner Mitschüler waren meistens bereits fertig, als ich erst

ungefähr bei der Hälfte war. Gelesen habe ich also immer wie eine Schnecke. Besonders

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schlimm war es mit dem Verständnis, wenn Stimmen oder Nebengeräusche im Raum zu

hören waren und ich mich aufgrund der vielen Ablenkungen nicht mehr auf den Text

konzentrieren konnte.

Das kenne ich irgendwoher…

Ein Buch mit 300 Seiten zu lesen, hat mich damals noch mehrere Tage gekostet. Meistens

habe ich es aber auch schon vorher frustriert in die Ecke geschmissen und mich einer

anderen Tätigkeit gewidmet, obwohl ich es eigentlich zu Ende lesen wollte – und teilweise

auch musste!

Fast jeder, der aus dem Nichts in irgendetwas erfolgreich wird, hat in seinem Leben eine

Art „Breaking-Point“, an dem er sich sagt, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Wann

war dieser Punkt für dich erreicht?

Mein Schlüsselerlebnis hatte ich, als ich nach dem Abitur einige Monate auf Malta war. Ich

wollte nach der langen Lernphase endlich einmal ausspannen und Urlaub machen und

verbrachte deshalb drei Monate auf der Insel. Da ich so viel Zeit hatte, dachte ich mir im

Voraus, dass ich dann ja auch gleich mehrere Bücher einstecken konnte. Also packte ich mir

ca. zwanzig Bücher ein und nahm mir fest vor, diese über die nächsten drei Monate auch

alle zu lesen.

Was ist dann passiert?

Du ahnst es bereits: tatsächlich las ich nur zwei!

Es hat einfach zu lange gedauert und ich wollte auch nicht zehn Stunden am Tag in der

Wohnung hocken wie ein Bücherwurm.

Als ich Malta wieder Richtung Berlin verlassen wollte und gerade beim Check-In war, wies

mich die Mitarbeiterin hinter dem Schalter freundlich darauf hin, dass ich 10 Kilo

Übergepäck hatte und dafür 300 Euro zahlen müsse. In meinem Kopf ratterte es kurz: 10

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Kilo…20 Bücher….na klar, es müssen die verfluchten Bücher sein. Eine tolle Situation. Für

einen Haufen Bücher, die ich dann noch nicht einmal gelesen hatte, musste ich jetzt mehr

Geld zahlen, als der eigentliche Flug gekostet hatte!

Entschuldige mein Lachen, aber das ist saukomisch :-)

Rückblickend bin ich sehr froh um diesen Vorfall!

Wir nahmen die Handtasche meiner damaligen Freundin und zweckentfremdeten diese. Alle

Frag nicht wie, aber irgendwie haben wir es geschafft, alle ungelesenen Monster dort hinein

zu quetschen.

Auf dem Rückflug dachte ich mir: „Mensch Mirko, jetzt hast du zwanzig Bücher

mitgenommen, nur zwei davon gelesen und dafür auch noch fast ein kleines Vermögen

gezahlt. Es muss doch eine Möglichkeit geben, schneller zu lesen und dabei mehr von dem zu

behalten, was man liest?“

Keine drei Tage später stieß ich zufällig auf den Begriff „Speed-Reading“ in einem

Zeitungsartikel. Meine Neugier war sofort gepackt.

Häufig handelt es sich bei solchen Ereignissen nicht um Zufälle, sondern um das Ergebnis

einer sich verschiebenden Wahrnehmung. Dinge, die unter üblichen Umständen nicht von

unserem Unterbewusstsein registriert werden, fallen uns besonders ins Auge, wenn wir

uns vorher eine Weile mental mit ihnen beschäftigt haben.

Diese Erfahrung mache ich auch immer wieder, da ist definitiv etwas dran. Deshalb habe ich

auch nicht mehr gezögert, sondern mir sofort bei Amazon das erste Buch zur Thematik

geordert, welches mir unter den Mauszeiger kam.

Ich las es gründlich und absolvierte alle Übungen darin. Binnen kurzer Zeit stieg so meine

Lesegeschwindigkeit um 40 Prozent. Nichts bahnbrechendes, aber ein erster Schritt in die

richtige Richtung. Irgendwann wollte ich mehr, denn ich war mir sicher, dass das noch nicht

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alles sein konnte. Eines Morgens in der U-Bahn auf dem Weg zur Uni wurde ich auf ein

Plakat aufmerksam: „Wie Sie ihre Lese-Effizienz steigern: Schneller lesen und dabei mehr

verstehen.“ Mit diesen Worten wurde für ein Seminar geworben. Ich war zuerst skeptisch,

aber ab diesem Tag begann ich, mich noch intensiver mit dem Speed-Reading zu

beschäftigen.

Das heißt, du hast den Sprung ins kalte Wasser gewagt und einen Kurs besucht?

Genau, ich besuchte das besagte Seminar. Es war ein zweitägiger Speed-Reading-Kurs mit

dem Versprechen, hinterher angeblich doppelt so schnell lesen zu können und dabei mehr

zu verstehen.

Das Seminar kostete knapp 250 Euro. „Was soll’s“, dachte ich mir, „langsamer werde ich

dadurch sicher nicht lesen und entweder klappt es und ich lese danach wirklich schneller

oder eben nicht.“ Also kratzte ich meine letzten Mäuse zusammen und buchte den Kurs. Am

Tag des Seminars war ich sogar schon eine Stunde früher da, so gespannt war ich.

Zuerst absolvierten wir mehrere Lesetests, um unsere Ausgangssituation zu messen. Da

hatte ich es zum ersten Mal schwarz auf weiß: zu Beginn las ich also circa 200 Wörter pro

Minute und hatte dabei ein Verständnis von 60 Prozent. Damit lag ich ungefähr im

deutschen Durchschnitt, was ich wohl meiner Vorbereitung mit dem Speed-Reading-Buch zu

verdanken hatte.

Was hat dir der Kurs schlussendlich gebracht?

Die genauen Details des Kurses erspare ich dir jetzt, aber viele Übungen und einen weiteren

Tag später kam die Stunde der Wahrheit: im letzten Lesetest erzielte ich 400 Wörter pro

Minute und ein Textverständnis von 80 Prozent.

Ich hatte also meine Lesegeschwindigkeit verdoppelt und mein Verständnis dabei deutlich

gesteigert. Doch wie schnell las mein Banknachbar? 480 Wörter pro Minute bei 85 Prozent

Textverständnis. Und der andere daneben? 600 Wörter pro Minute und 95 Prozent

Textverständnis. Ich hatte verdoppelt. Er hatte verdreifacht. So schien es fast allen

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Teilnehmern im Kurs zu gehen. Die meisten hatten ihre Lesegeschwindigkeit verdoppelt,

wenn nicht sogar verdreifacht. Gott sei Dank hielt der Kurs, was er versprach!

Dann aber geschah etwas, dass mich extrem beeindruckte. Ich verabschiedete mich von den

anderen Teilnehmern und ging zur Bahn. In Berlin haben wir in der U-Bahn kleine

Nachrichtenmonitore, die über das aktuelle Tagesgeschehen informieren. Ich blickte ein

wenig in der Gegend herum und schaute auf einen der Bildschirme. Und dann geschah es!

Meine Augen sprangen wie fremdgesteuert über den Bildschirm. Bevor ich realisieren

konnte, was gerade passiert, war ich schon fertig mit dem Text. Und ich hatte verstanden

was da auf dem Monitor stand!

Ich beobachtete die Person gegenüber von mir, die mit in der Bahn saß. Sie starrte auf den

Bildschirm. Offensichtlich war sie noch damit beschäftigt zu lesen. Eine Sekunde verging,

zwei Sekunden vergingen, fünf Sekunden vergingen, zehn Sekunden vergingen. Dann war sie

endlich fertig! Ich schaute auf den Boden und realisierte, dass ich gerade einen Text

megaschnell gelesen und dabei sogar verstanden hatte, was ich da lese!

Das ist verdammt cool!

Danach war mein Ehrgeiz geweckt! Wenn der Typ neben mir im Kurs es geschafft hat, seine

Lesegeschwindigkeit zu verdreifachen, warum sollte ich das dann nicht auch schaffen? Die

Trainerin meinte ohnehin, dass wir die ersten Wochen nach dem Kurs das Speed-Reading

bewusst anwenden müssen, damit sich unser Gehirn an die neue Fähigkeit gewöhnen kann.

Das tat ich. Ich las jeden Tag ein bisschen in meinen Büchern und streute hier und da eine

Übung ein.

Eine Woche nach dem Kurs las ich 500 Wörter pro Minute. Zehn Tage nach dem Kurs schon

550 Wörter pro Minute. Nach zwei Wochen hatte ich bereits mein Ziel erreicht und schaffte

konstant 600 Wörter pro Minute. Und fünf Wochen nach dem Kurs las ich bereits viermal so

schnell wie vor dem Seminar. Ich konnte ein Buch in die Hand nehmen und es innerhalb

weniger Stunden durchlesen!

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Ich kann mir vorstellen, dass sich diese Fähigkeit als sehr nützlich im Studium erweist…

Auch meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen ist es natürlich nicht verborgen

geblieben, dass ich viel schneller lese, als sie. Ständig bekomme ich die Frage gestellt, wie

das mit dem Speed Reading funktioniert, was der Trick dabei ist und wie auch sie schneller

lesen können. Auch in der Bahn oder im Bus ernte ich öfter fragwürdige Blicke. Ab und zu

fragen auch hier und da Leute, was ich da mache und vor allem, WIE ich es mache.

Wie gesagt, was ich dir eben erzählt habe, war vor drei Jahren. Seitdem fasziniert mich das

Speed-Reading so sehr, dass ich mich auf eine Reise begeben habe, um alles über dieses

Phänomen herauszufinden. Das Wort Reise meine ich wortwörtlich. Bis auf den asiatischen

Raum habe ich auf jedem Kontinent mittlerweile mindestens einen Kurs über Speed-

Reading besucht. Dabei habe ich zum Beispiel ein Konzept kennengelernt, welches ein

Industrie-Psychologe in Australien entwickelt hat und das mittlerweile in Harvard und am

Max-Planck-Institut gelehrt wird.

Vor zwei Jahren bin ich über Bekannte an eine Trainerausbildung gekommen und habe

seitdem mehr als 400 Studenten in Berlin und Mitarbeiter verschiedener politischer

Stiftungen wie z.B. der Friedrich-Naumann-Stiftung in Kiel und der Rosa-Luxemburg-Stiftung

in Berlin, den Ärzte der Charité in Berlin, sowie einigen staatlichen und privaten

Oberschulen geholfen, das Speed-Reading zu erlernen.

Nebenbei studiere ich außerdem Betriebswirtschaftslehre im 6. Semester an der Hochschule

für Wirtschaft und Recht in Berlin. Die Vorzüge des Speed Readings haben also nicht nur

meine akademische Karriere, sondern mein ganzes Leben umgekrempelt und positiv

beeinflusst.

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Deine Entwicklung ist wirklich beeindruckend. Kann man eigentlich nach dem Erlernen

dieser Technik noch vollkommen normal an einen Text herangehen?

Ich kann dich beruhigen: die Antwort ist „Ja!“. Wenn du das Speed-Reading beherrschst,

dann kannst du nach wie vor noch genauso lesen, wie du bisher liest. Du kannst also deinen

Roman noch genauso entspannt abends im Bett genießen, wie du es vorher getan hast. Ich

persönlich bin zwar selbst kein besonders großer Liebhaber von Romanen, aber diese Frage

wird gerade von den weiblichen Teilnehmerinnen in meinen Seminaren öfters gestellt.

Durch Speed-Reading gewinnst du einfach nur eine zusätzliche Technik, mit der du lesen

kannst. Du kannst sie wie einen Motor an und ausstellen und zu deinen Gunsten nutzen,

genau dann, wenn du ihn brauchst.

Ich habe ja mal gehört, dass für das Verständnis eines Textes jedes einzelne Wort

notwendig wäre. Ist das wahr?

Nicht wirklich. Das ist vielmehr einer von unzähligen Lesemythen. Viele der Wörter, die wir

lesen, haben selbst keine Bedeutung. Sie existieren nur aus grammatikalischen Zwecken.

Diese Wörter sind wie ein Abschleppseil zwischen zwei Autos. Sie halten den Satz

zusammen, sind sonst aber völlig inhaltslos.

Zeit damit zu verschwenden, diese sinnfreien Wörter zu identifizieren, verlangsamt deine

Lesegeschwindigkeit, dein Verständnis und deine Erinnerung. Wenn wir unsere

Lesegeschwindigkeit drastisch erhöhen wollen und dabei gleichzeitig ein gutes Verständnis

erzielen wollen, müssen wir unsere Ansicht, von dem was Lesen ist, ändern.

Wir sollten nicht weiter einzelne Wörter lesen, sondern ganze Informationseinheiten. Sich

in Details zu vertiefen und dabei die Übersicht für das große Ganze zu verlieren ist eine der

Bremsen, mit der ineffiziente Leser an einen Text herangehen.

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Aber je schneller ich lese, desto mehr nimmt doch das Verständnis ab, oder?

Unser menschliches Gehirn versucht immer, seine maximale Kapazität auszunutzen. Es ist

ständig am Denken und Arbeiten. So ist es auch beim Lesen. Du kennst bestimmt die

folgende Situation: du bist dabei einen Text zu lesen und plötzlich kommen dir Gedanken,

die aber auch rein gar nichts mit dem Text zu tun haben. „Was gibt es nachher zum Essen?“,

„Wie spät ist es eigentlich?“ oder „Was läuft demnächst im Kino?“.

Wenn dir das schon mal passiert ist, dann geht es dir so wie vielen Leuten. Unser Gehirn

versucht einfach seine komplette Kapazität zu nutzen. Das hat wenig mit dir zu tun, sondern

einfach mit der Tatsache, dass du zu langsam liest.

Wenn du in deiner gewohnten Geschwindigkeit liest, dann nutzt dein Gehirn ungefähr 25

Prozent seiner eigentlichen Kapazität. Die anderen 75 Prozent sind aber in dieser Zeit nicht

gefordert, sodass deine Gedanken beim Lesen abschweifen. Um konzentrierter zu sein,

musst du also (mit der richtigen Technik) schneller lesen. Dann verstehst du auch mehr,

vorausgesetzt du bist ausgeschlafen und geistig fit.

Ich habe oftmals das Problem, dass ich zwar die Dinge verstehe, die ich lese, sie mir aber

nicht beim ersten Lesen merken kann.

Dich daran zu erinnern, was du gelesen hast, ist ein Erinnerungsproblem, kein

Verständnisproblem. Viele Leute haben ein gutes Verständnis, aber ein schlechtes

Erinnerungsvermögen. Konzentration hilft dabei, sich besser an den Text zu erinnern, aber

der beste Weg für ein gutes Erinnerungsvermögen ist nun mal die Wiederholung. Da gibt es

leider keine Abkürzung.

Das bedeutet allerdings nicht, dass du den Text wieder und wieder lesen sollst. Du kannst

einen Text auch wiederholen, indem du dir Notizen machst oder mit deinen Freunden über

ihn sprichst.

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Anscheinend steckt hinter dem Speed-Reading ein langer Prozess, der sehr viel Übung

erfordert. Hast du ein paar Tipps und Tricks auf Lager, mit denen man auch in kurzer Zeit

schon deutliche Fortschritte machen kann?

Ich habe eine Menge Geld ausgegeben, um alles zu lernen, was es über das Thema zu

wissen gibt. Und ich kann dir sagen, dass sich nicht alles, in das ich investiert habe, auch

wirklich gelohnt hat. Da mich dieser Weg ziemlich viel Zeit, Nerven und Geld gekostet hat

und ich weiß, dass Studenten von all dem etwas eher weniger haben, möchte ich den

angehenden Einserkandidaten diese Tortur gerne ersparen und ihnen ein paar nützliche

Hinweise mit auf den Weg geben!

Diese Tipps und Techniken sind keine theoretischen Informationen, nein, sie stammen aus

der Praxis und sind mit hundertprozentiger Sicherheit sofort anwendbar.

Es gibt Studien, die das Leseverhalten der Deutschen untersucht und dabei

herausbekommen haben, dass der Durchschnittsdeutsche täglich etwa zwei Stunden mit

Lesen verbringt. Das setzt sich aus dem Lesen von E-Mails, Facebook-Nachrichten,

Zeitungsartikeln, Studienliteratur, Fachartikeln und Freizeitlektüre zusammen.

Wenn du also deine Lesegeschwindigkeit verdoppeln könntest, was wirklich nicht schwer ist,

dann würdest du pro Tag eine Stunde Zeit, pro Woche fast einen ganzen Arbeitstag, pro

Monat ganze vier Arbeitstage, pro Jahr einen ganzen Arbeitsmonat und auf zwölf Jahre

hochgerechnet ein ganzes Arbeitsjahr einsparen!

Was muss man wissen, wenn man Speed-Reading lernen will?

Was nicht funktioniert, ist der Versuch, einfach schneller zu lesen mit dem Anspruch, dabei

alles zu verstehen. Man muss begreifen, dass man Geschwindigkeit und Leseverständnis

nicht gleichzeitig erhöhen kann. Es wäre schön, wenn es so wäre, aber kein Mensch auf

diesem Planeten hat es geschafft gleichzeitig seine Lesegeschwindigkeit und sein

Verständnis signifikant zu steigern. Auch ich musste mich damit abfinden, dass man zuerst

die Geschwindigkeit trainieren muss und dass sich das Verständnis hinterher nach und nach

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einstellt. Zu dieser Erkenntnis zu gelangen, hat ein wenig gedauert und genau aus diesem

Grund möchte ich andere davor bewahren, diesen langen und qualvollen Weg zu

beschreiten.

Was ist der wichtigste Tipp für den Anfang?

Nutze einen Stift oder deinen Finger als Lesehilfe. Dabei führst du entweder den Stift oder

deinen Zeigefinger unterhalb der Zeile entlang, die du lesen möchtest. Quasi so, als ob du

die Zeile unterstreichst.

Dein Auge hat die geniale Fähigkeit, allem zu folgen, was sich bewegt. Dieser Mechanismus

stammt noch aus der Evolution. Wenn sich, während du diese Zeilen auf dem Bildschirm

liest, seitlich eine Spinne von der Decke herablassen würde, dann würde dein Blick sofort zu

dem Punkt wandern, wo die Bewegung stattfindet.

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Klingt einleuchtend. Wie geht es weiter?

Setze den Stift oder deinen Finger nicht direkt am Anfang der Zeile an, sondern etwas weiter

zur Mitte. Ziehe ihn auch nicht bis zum allerletzten Wort durch, sondern verharre auch hier

am Zeilenende eher etwas mittig. Als Orientierungshilfe kannst du hierfür das zweite und

vorletzte Wort in der jeweiligen Zeile nehmen.

Lies dabei mehrere Wörter auf einmal. Am Anfang kannst du vielleicht zwei oder drei

Wörter gleichzeitig lesen und dich nach und nach steigern. Das ist zunächst ungewohnt, mit

der Zeit aber viel angenehmer.

Du kannst es dir ungefähr so vorstellen, als würdest du über eine Wiese rennen. Wenn du

beim Rennen große Schritte machst, ist es einfacher und angenehmer, als wenn du nur

Minischritte machst – denn das ist auf Dauer viel anstrengender und vor allem langsamer!

Und jetzt verrate mir bitte einen Trick, den du eigentlich für dich behalten willst… ;)

Gerade am Anfang ist es wichtig, dass du dich beim Lesen bewusst überforderst. Nimm dir

ein Buch und fahre mit dem Stift oder Finger 50 Seiten, in einer Geschwindigkeit ab, die dich

definitiv an deine Grenzen bringt. Du wirst zunächst feststellen, dass dein Verständnis erst

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einmal darunter leidet. Aber nach einiger Übung wirst du merken, dass du auch bei einer

leicht gesteigerten Geschwindigkeit mehr verstehen kannst.

Das ist ungefähr so, als ob du mit dem Auto auf einer Autobahn von 30 km/h auf 150 km/h

beschleunigst und eine Weile damit fährst. Wenn du anschließend wieder runterbremst,

dann erreichst du dabei auch irgendwann eine Geschwindigkeit von 50 km/h. Diese 50 km/h

fühlen sich aber nun im Vergleich zu den 150 km/h verdammt langsam an, weil du davor die

ganze Zeit schon viel schneller gefahren bist. Tatsächlich sind sie aber trotzdem deutlich

schneller, als die gewohnten 30 km/h von zuvor!

Genauso ist es beim Lesen. Übe mit einer übertriebenen Geschwindigkeit, die dich bewusst

überfordert. Danach solltest du feststellen, dass du mit leicht gesteigerten

Lesegeschwindigkeiten gut zurechtkommst.

Hast du noch einen Tipp zum Abschluss parat?

Ich weiß, dass dein Wochenplan im Moment wahrscheinlich sehr voll sein wird. Von daher

möchte ich dir einen Tipp mitgeben, der nur wenig Zeit zum Üben in Anspruch nimmt, aber

dennoch zu einer signifikanten Steigerung deiner Lesegeschwindigkeit führen kann.

Anstatt jeden Tag ein bis zwei Stunden zu üben, was für die meisten wahrscheinlich gar

nicht machbar ist, teilen wir das Training auf und trainieren zu Zeiten, die unser Potential

am besten berücksichtigen.

Die Übungen heißen Speed-Drills und funktionieren nach den gleichen Mechanismen, nach

denen auch im Sport trainiert wird, d.h. dem sogenannten Adaptionstraining. Unser Körper

gewöhnt sich an die Reize, denen er ausgesetzt wird. Wenn er erst einmal überfordert wird,

versucht er durch interne Adaption, sich an die äußeren Reize anzupassen, sodass er es

beim nächsten Mal leichter hat.

Mache diese Speed-Drills jeden Morgen nach dem Aufstehen und jeden Abend vor dem

Schlafen gehen für die nächsten sieben Tage, jeweils morgens und abends für zehn

Minuten. Dadurch schockst du morgens dein Gehirn, sodass es für den folgenden Tag

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gerüstet ist, um Informationen schneller wahrzunehmen. Das Training am Abend vor dem

Schlafengehen bewirkt, dass dein Gehirn all diese neuen Reize mit in den Schlaf nimmt und

sie währenddessen verarbeitet. Dies erhöht die Lernkurve extrem.

So führst du den Speed-Drill aus: Gehe auf http://www.webmetronome.com oder lade dir

eine Metronom-App mit deinem Handy herunter. Ein Metronom ist ein Gerät aus der Musik,

das Musiker für Taktschläge nutzen. Wir werden es für unser Lesen zweckentfremden. Du

stellst das Metronom auf eine gewisse Geschwindigkeit und liest pro Taktschlag eine Zeile.

Wichtig ist, dass du mit dem Metronom im Takt bleibst und pro Schlag eine Zeile liest. Auch

diese Übung führst du wieder mit deiner Lesehilfe aus. Am Anfang kannst du das Metronom

auf 30 Beats per Minute stellen, sodass du ein Gefühl dafür bekommst.

Achte bei der Wahl des Buches darauf, dass du ein Standardformat nimmst. Im Schnitt

haben diese Bücher zehn Wörter pro Zeile. Schau dir hierzu ein kurzes Beispiel-Video von

mir an, in dem vorgeführt wird, wie du deine Lesehilfe im Taktschlag bewegst:

http://www.einserkandidat.de/speed-reading-metronom/

Mithilfe dieser simplen Tipps und dem Übungsprogramm sollte es dir nun möglich sein, die

Anfänge des Speed-Readings zu erkunden und deine Lesegeschwindigkeit spürbar zu

steigern.

Mirko, ich kann mich gar nicht genug für diesen tollen Einstieg in die Welt des Speed-

Readings bedanken. Das war wirklich super!

Vielen Dank, Andy, es hat mir große Freude bereitet, sich mit dir über eine meiner

Herzensangelegenheiten auszutauschen!

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Zusammenfassung

Beim Speed-Reading handelt es sich um eine Fähigkeit, die deinen Erfolg im Studium

maßgeblich beeinflussen kann.

Die Fähigkeit, Texte und Bücher rapide lesen und verstehen zu können, wird dir nicht nur

jede Menge Zeit einsparen, sondern dir sogar die Berührungsängste vor komplexer

Fachliteratur vollkommen nehmen. Mithilfe von Speed-Reading kannst du die

Bücherlawinen für immer von deinem Schreibtisch verbannen.

Schon kleine Veränderungen in deinem Leseverhalten können bereits in kürzester Zeit zu

deutlichen Fortschritten führen, weshalb du unbedingt mit den im Interview

vorgeschlagenen Hinweisen experimentieren solltest.

Wer hingegen sein Lesetempo verdreifachen oder sogar vervierfachen möchte, der kommt

an gezielten Übungen unter professioneller Anleitung nicht vorbei. Ich habe Mirko als einen

äußerst fesselnden und kompetenten Trainer erlebt, der aus eigener Erfahrung heraus

wunderbar auf die Sorgen und Nöte von Studentinnen und Studenten eingehen kann.

Wenn du mehr über das Thema Speed-Reading erfahren willst, dann besuche doch einfach

eines von Mirkos Seminaren oder trage dich auf seiner Website

http://www.speedstudents.de zu seinem E-Mail-Newsletter ein. Es lohnt sich definitiv! :-)

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Copyright © 2013 · Einserkandidat.de

Autor & Ansprechpartner: Andreas Baulig, B.Sc.

E-Mail: [email protected]

Tel: +49 (0)261 / 28752328

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Alle verwendeten Illustrationen & Bilder sind entweder lizenziert oder lizenzfrei.

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