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JOT 5 | 2005 22 Eine neue EU-Richtlinie wird vom 6. Juli 2005 an wirksam, um Arbeitneh- mer an Schleifmaschinen und anderen vibrationsbelasteten Arbeitsplätzen besser vor Schädigungen zu schützen. Bereits seit Mitte der siebziger Jahre ist HAVS als Berufskrankheit anerkannt – bei nachweislich mangelnder Vorsorge muss der Arbeitgeber die Betroffenen entschädigen. Mit dem Inkrafttreten der Richtlinie 2002/44/EG werden nun auch geringe Vorsorgemängel zum Risiko für die Betriebe. Neue Grenzwerte Die neue Richtlinie verpflichtet alle EU-Mitgliedsländer, einheitliche Grenzwerte für die Vibrationsbelas- tung am Arbeitsplatz durchzusetzen. Als Maß für die schädliche Vibration gilt künftig europaweit die Beschleu- nigung, die auf bestimmte Maschi- nenteile und Werkstücke über einen gegebenen Zeitraum einwirkt (m/s 2 ). Zwei Grenzwerte wurden dafür fest- gesetzt: Der Expositionsgrenzwert 5 m/s 2 : Die pro Tag auf einen Beschäftigten einwirkende Vibration (normiert auf einen Zeitraum von acht Stunden) darf diesen Höchstwert nicht überschreiten. M echanische Vibrationen sind bei jeder Art von maschinellen Schleifprozessen unvermeidlich. Immer wenn dabei Werkzeuge, Werk- stücke oder Maschinenkomponenten mit der Hand geführt werden, kommt es zur Übertragung der Vibrationen auf Hand, Arm und Schulter des Bedien- enden, je nach Arbeitsverfahren ein- oder beidseitig. Geschieht dies zu intensiv, zu lange und zu oft, können schwere gesundheitliche Probleme die Folge sein. Berufskrankheit HAVS In der menschlichen Hand wirken 27 Knochen, 33 Muskeln und 22 Gelenke miteinander. 20000 Tast- sensoren sind allein in der Handinnen- fläche vorhanden. Über Jahre wieder- holte starke Vibrationen können die- sem komplexen Teil des Organismus schwer und dauerhaft Schaden zufü- gen. Das Spektrum reicht von Ein- bußen des Wohlbefindens und der per- sönlichen Produktivität bis zu krank- haften Veränderungen von Blutge- fäßen, Nerven, Knochen, Gelenken, Muskeln oder dem Gewebe. Die bekannteste und auffälligste Erscheinung des Hand-Arm-Vibration- Syndroms, wie diese Erkrankung bezeichnet wird, ist das White-Finger- Symptom: Die Finger der geschädig- ten Hand werden weiß, insbesondere bei Kälte. Oft kommt es auch zu schmerzhaften Rötungen bei anschlie- ßender Erwärmung, Taubheitsge- fühlen und unangenehmem Prickeln bis zu partiellen Lähmungserscheinun- gen. Die Erkrankung wird bei fortge- setzter Vibrationsbelastung chronisch und führt häufig zur teilweisen oder völligen Arbeitsunfähigkeit. Elastische Schleifmittel federn Vibrationen ab Schleifen von Gussteilen am Backstand Handschleifen am Backstand Spätestens am 6. Juli 2005 müssen tausende Betriebe, in denen maschinelles Schleifen zur täglichen Arbeit gehört, ihre Anlagen umgerüstet haben: Von diesem Tag an gelten neue gesetzliche Höchstwerte für die Vibrationsbelastung am Arbeitsplatz. So soll der Berufskrankheit Hand-Arm-Vibration-Syndrome (HAVS), deren auffälligstes Merkmal weiße, chronisch schmerzende Finger sind, Einhalt geboten werden. Rechtzeitig stellt der Schleifmittelspezialist VSM eine einfache Möglichkeit vor, dem HAVS-Risiko vorzubeugen. MARKT & KONJUNKTUR Polieren von Metalloberflächen Bilder: VSM

Elastische Schleifmittel federn Vibrationen ab

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Page 1: Elastische Schleifmittel federn Vibrationen ab

JOT 5|200522

Eine neue EU-Richtlinie wird vom6. Juli 2005 an wirksam, um Arbeitneh-mer an Schleifmaschinen und anderenvibrationsbelasteten Arbeitsplätzenbesser vor Schädigungen zu schützen.Bereits seit Mitte der siebziger Jahre istHAVS als Berufskrankheit anerkannt –bei nachweislich mangelnder Vorsorgemuss der Arbeitgeber die Betroffenenentschädigen. Mit dem Inkrafttretender Richtlinie 2002/44/EG werden nunauch geringe Vorsorgemängel zumRisiko für die Betriebe.

Neue Grenzwerte

Die neue Richtlinie verpflichtet alle EU-Mitgliedsländer, einheitlicheGrenzwerte für die Vibrationsbelas-

tung am Arbeitsplatz durchzusetzen.Als Maß für die schädliche Vibrationgilt künftig europaweit die Beschleu-nigung, die auf bestimmte Maschi-nenteile und Werkstücke über einengegebenen Zeitraum einwirkt (m/s2).Zwei Grenzwerte wurden dafür fest-gesetzt: ◆ Der Expositionsgrenzwert 5 m/s2:

Die pro Tag auf einen Beschäftigten einwirkende Vibration (normiert auf einen Zeitraum von acht Stunden) darf diesen Höchstwert nicht überschreiten.

Mechanische Vibrationen sindbei jeder Art von maschinellen

Schleifprozessen unvermeidlich.Immer wenn dabei Werkzeuge, Werk-stücke oder Maschinenkomponentenmit der Hand geführt werden, kommtes zur Übertragung der Vibrationen aufHand, Arm und Schulter des Bedien-

enden, je nach Arbeitsverfahren ein-oder beidseitig. Geschieht dies zuintensiv, zu lange und zu oft, könnenschwere gesundheitliche Probleme dieFolge sein.

Berufskrankheit HAVS

In der menschlichen Hand wirken27 Knochen, 33 Muskeln und 22Gelenke miteinander. 20000 Tast-sensoren sind allein in der Handinnen-fläche vorhanden. Über Jahre wieder-holte starke Vibrationen können die-

sem komplexen Teil des Organismusschwer und dauerhaft Schaden zufü-gen. Das Spektrum reicht von Ein-bußen des Wohlbefindens und der per-sönlichen Produktivität bis zu krank-haften Veränderungen von Blutge-fäßen, Nerven, Knochen, Gelenken,Muskeln oder dem Gewebe.

Die bekannteste und auffälligsteErscheinung des Hand-Arm-Vibration-Syndroms, wie diese Erkrankungbezeichnet wird, ist das White-Finger-Symptom: Die Finger der geschädig-ten Hand werden weiß, insbesonderebei Kälte. Oft kommt es auch zuschmerzhaften Rötungen bei anschlie-ßender Erwärmung, Taubheitsge-fühlen und unangenehmem Prickelnbis zu partiellen Lähmungserscheinun-gen. Die Erkrankung wird bei fortge-setzter Vibrationsbelastung chronischund führt häufig zur teilweisen odervölligen Arbeitsunfähigkeit.

Elastische Schleifmittel federn Vibrationen ab

Schleifen von Gussteilen am Backstand Handschleifen am Backstand

Spätestens am 6. Juli 2005 müssen tausende Betriebe, in denenmaschinelles Schleifen zur täglichen Arbeit gehört, ihre Anlagenumgerüstet haben: Von diesem Tag an gelten neue gesetzliche Höchstwerte für die Vibrationsbelastung am Arbeitsplatz. So soll der Berufskrankheit Hand-Arm-Vibration-Syndrome (HAVS), deren auffälligstes Merkmal weiße, chronisch schmerzende Finger sind, Einhalt geboten werden. Rechtzeitig stellt der SchleifmittelspezialistVSM eine einfache Möglichkeit vor, dem HAVS-Risiko vorzubeugen.

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◆ Der Auslösewert 2,5 m/s2: Wirdeine Überschreitung dieses Wertszu irgendeinem Zeitpunkt festge-stellt, ist umgehend ein Verbesse-rungsprogramm durchzuführen.

Die Auflagen für Betriebe, in denender Auslösewert überschritten wird,können die Produktivität empfindlichtreffen: Zu den Maßnahmen zählen –neben der sofortigen Versetzungbereits geschädigter Arbeitnehmer invibrationsfreie Produktionsbereiche –die Umstellung auf ergonomischereArbeitsverfahren, die Bereitstellungvon schützenden Zusatzausstattungenund ein verbesserter Kälte- und Nässe-Schutz.

Vorsorge durch Abkoppeln

Das Problem bei der Eindämmungvon schädlichen Vibrationen inSchleifprozessen ist: Kein Mittel kannverhindern, dass sie entstehen. Meh-

Eine elastische Kontaktscheibe, dieschädliche Vibrationen abfedert, führtbei der VSM-Methode das Schleifbandan die Schleifstelle. Hand und Armsind so von der schädlichen Schwin-gung abgekoppelt.

Keine Einbußen in der Produktivität

Die Umstellung von Produktions-verfahren von gebundenen auf flexibleSchleifmittel bringt keine Einbußender Produktivität mit sich, so Argyro-poulos: „Im Gegenteil: Sogar dort, wokeine HAVS-Gefahr besteht, zum Bei-spiel beim automatischen Schienen-schleifen, überwiegen die technischenund wirtschaftlichen Pluspunkte.“VSM führt vier generelle Vorteile vonSchleifprozessen mit flexiblen Schleif-mitteln an: ◆ Hohes Zeitspanvolumen bezie-

hungsweise kürzere Bearbeitungs-zeiten durch elektrostatische Kornausrichtung

◆ Schneller Werkzeugwechsel undkürzere Nebenzeiten (einfachereund bessere Anpassung an dieSchleifaufgabe)

◆ Schneller Materialabtrag und besseres Schliffbild

◆ Verringerte Unfallgefahr aufgrundder sehr kleinen Werkzeugmasse.

„Hier sehen wir unsere Aufgabe“,erklärt Argyropoulos: „Wir helfen denBetrieben, die neuen Richtlinien ein-zuhalten, mit Veränderungen, dieihnen keine Nachteile bringen, son-dern sogar Vorteile haben.“ ■

rere Ursachen wirken dabei auf komplexe Weise zusammen, von der exzentrischer Aufhängung oderUnwucht der verwendeten Schleif-oder Kontaktscheiben bis zu fehlerhaf-ten Bandverbindungen. In der Praxisrichten sich die Bemühungen vonArbeitsmedizinern und Arbeitsschutz-technikern deswegen darauf, die wei-tere Übertragung von Vibrationen zuunterbrechen.

Wie eine solche Lösung aussehenkann, zeigt der niedersächsischeSchleifmittelspezialist VSM. „Wir fan-den heraus, dass die Verbindung zwi-schen Maschine und Maschinenbedie-ner erheblichen Einfluss darauf hat, obund in welchem Ausmaß Vibrationenzu körperlichen Schäden führen“,erläutert Dr. Georg Argyropoulos, alsVSM-Planungsexperte damit betraut,Kunden bei der Überbrückung kriti-scher Vorsorgelücken zu beraten. „DieLösung fanden wir, indem wir gebun-dene Schleifmittel durch flexibleersetzten.“

Kontakt: Natalie Dinter, VSM AG, Vereinigte Schmirgel- und Maschinen-

Fabriken AG, Hannover, Tel. 0511 3526 262,

[email protected],www.vsmag.de

Die künftig geltenden Mess- und Bewertungsverfahren für die Vibrationsbelas-tung sind in der Norm EN-ISO 5349 festgelegt. Anders als nach früheren Normen wird die Vibration nicht mehr als „bewertete Schwingstärke“ (K-Wert),sondern wie international üblich als „frequenzbewertete Beschleunigung“ (ahw)erfasst. Um diese zu messen, werden geeignete Geräte nach standardisiertenMethoden am Werkstück (Backstand) oder am Griff der Maschine (Winkel-schleifer, Geradenschleifer, Rundschleifer, Vertikalschleifer, Poliermaschine)befestigt.

Auf Frequenzen zwischen 2 und 200 Hz reagiert der menschliche Körper emp-findlicher als auf andere. Das Messergebnis wird deswegen mit einem entspre-chenden frequenzabhängigen Faktor bewertet und ergibt den Gesamtwert aw,gemessen in m/s2. Die Tages-Belastungsdosis A (8) wird wie folgt berechnet:

A(8) = aw �(T/To)

mit: aw : [m/s2] = Gesamtwert der Vibration

T : [h] = Tägliche Einwirkungsdauer

T0 : [h] = Bezugseinwirkungsdauer (8h)

Weitere Faktoren, beispielsweise einander überlagernde Schwingungen inverschiedene Richtungen und Wechsel in der Schwingungsbelastung vonBeschäftigten über den Tag, etwa durch unterschiedliche Geräte, können durchErweiterungen der Formel pauschal oder auch exakt berechnet werden. Dieverfeinerten Methoden erlauben es den Prüfern, zu schnelleren und genauerenErgebnissen zu kommen. Für die geprüften Betriebe bedeutet dies: Umsoschneller und genauer müssen sie den künftig geltenden Anforderungengerecht werden.

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