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19.1.2019 | KULTURPALAST HAMBURG 26.1.2019 | ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL ELBPHIL- HARMONIE PUBLIKUMS- ORCHESTER

ELBPHIL- HARMONIE · Die Komponisten Sergej Prokofjew, Dmitri Schostakowitsch und Aram Chatschaturian Daniel Barenboim Anne-Sophie Mutter Krystian Zimerman Barbara Hannigan Pierre-Laurent

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Page 1: ELBPHIL- HARMONIE · Die Komponisten Sergej Prokofjew, Dmitri Schostakowitsch und Aram Chatschaturian Daniel Barenboim Anne-Sophie Mutter Krystian Zimerman Barbara Hannigan Pierre-Laurent

19.1.2019 | KULTURPALAST HAMBURG26.1.2019 | ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

ELBPHIL- HARMONIE PUBLIKUMS- ORCHESTER

Page 2: ELBPHIL- HARMONIE · Die Komponisten Sergej Prokofjew, Dmitri Schostakowitsch und Aram Chatschaturian Daniel Barenboim Anne-Sophie Mutter Krystian Zimerman Barbara Hannigan Pierre-Laurent

Samstag, 19. Januar 2019 | 20 Uhr | Kulturpalast Hamburg Samstag, 26. Januar 2019 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

ELBPHILHARMONIE PUBLIKUMSORCHESTER EMILIANO RAMNICEANU KLAVIER DIRIGENT MICHAEL PETERMANN Sergej Prokofjew (1891–1953) Troika aus: Leutnant Kije / Symphonische Suite op. 60 (1934) ca. 5 Min.

Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) Festouvertüre op. 96 (1954) ca. 5 Min.

Sergej Prokofjew Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Des-Dur op. 10 (1912) ca. 15 Min.

Pause

Piotr I. Tschaikowsky (1840–1893) Der Nussknacker / Ballett-Suite op. 71a (1892) Ouverture miniatureMarschTanz der ZuckerfeeTrepak (russischer Tanz)Arabischer TanzChinesischer TanzTanz der RohrflötenBlumenwalzer

ca. 25 Min.

In Kooperation mit dem Hamburger Konservatorium

Mit Unterstützung von

7797 BMW 8er HH Elbphil Front 148x210 Programmheft 201812.indd 1 04.12.18 11:51

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Musik hören ist gut, Musik machen ist besser – diesem Motto folgen die 86 Mitglieder des Elb-philharmonie Publikumsorchesters begeistert. Zum vierten Mal seit dem Gründungskonzert im Sommer 2017 treten die ambitionierten Laien-musiker nun auf die Bühne, um das Ergebnis ihrer wöchentlichen Proben der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Dirigent Michael Petermann hat dazu ein ebenso eingängiges wie technisch anspruchsvolles Programm zusammengestellt, das einen Hauch von Winterzauber in den Saal rieseln lässt – sei es in Prokofjews aus Film und Fernsehen bekannter »Troika« oder in Tschai-kowskys be rühmter »Nussknacker-Suite«. Mit dem jungen venezolanischen Pianisten Emili-ano Ramniceanu stößt erstmals ein Solist zum Orchester hinzu, der am Hamburger Konserva-torium eine ganz besondere Förderung genießt.

Das Hamburger Konservatorium stiftet Identität, Gemeinschaft und Zusammenhalt.

Hier musizieren alle Menschen ohne Ansehen von Alter, Geschlecht, Hautfarbe,

Herkunft, Religion oder sonstigen Merkmalen.

Standorte in Sülldorf, Blankenese und Barmbek. hamburger-konservatorium.de

Musizieren bei uns:

jung, alt, bunt

UNTERRICHT

STUDIUM

Foto: Markus Hertrich

WILLKOMMEN

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ELBPHILHARMONIE PUBLIKUMS ORCHESTER

Einmal selbst im Großen Saal der Elbphilharmonie auf der Bühne Platz nehmen und vor 2.100 Zuhörern musizieren – dieser Traum ist für die Mitglieder des Elbphilharmonie Publikumsorchesters Wirklichkeit geworden. Denn: Zur Eröff-nung des neuen Konzerthauses Anfang 2017 hat die Elbphilharmonie mehrere Laien ensembles ins Leben gerufen. Seither proben in den Kaistudios neben dem Publikums- auch das Familienorchester, das Kreativ-Ensemble und der inter-nationale »Chor zur Welt«. Wöchentlich kommen Amateurmusiker jeden Alters zusammen, um Gleichgesinnte zu treffen, gemeinsam Musikwerke zu erarbeiten und auf ein Abschlusskonzert hin einzuüben – im Falle des Publikums orchesters jeweils im Januar und im Juni.

Vergleichbare Ensembles gibt es zwar etliche in Hamburg; viele Mitglieder spielen parallel auch in anderen Orchestern. Doch die Bandbreite an Gruppen, die die Elbphilharmonie anbietet, ist ebenso einzigartig wie der Reiz für die Teil-nehmer, sich aktiv am Projekt Elbphilharmonie zu beteiligen. Schließlich sind viele Laienmusiker selbst begeisterte Konzertgänger, die ihre Identifikation mit dem Haus auch auf diese Weise leben. Für einige war die Möglichkeit, hier mit-zuspielen, sogar der Anlass, ein zeitweilig vernachlässigtes Hobby zu reaktivieren und nun mit neuem Elan zu betreiben.

Doch es dreht sich nicht alles bloß um das Konzert im Großen Saal. Die regel-mäßigen Proben schweißen zusammen; im Orchester sind viele neue Freund-schaften entstanden. Und die Mitglieder tragen die Musik voller Engagement auch in Stadtteile wie Billstedt und Wilhelmsburg und freuen sich, auch dort auf begeisterte Zuhörer zu treffen.

Zum vierten Mal gestaltet das Publikumsorchester nun ein ausgewachsenes sinfonisches Programm. Wie immer hat Dirigent Michael Petermann vom Ham-burger Konservatorium in Zusammenarbeit mit dem organisatorischen Team der Elbphilharmonie dafür eine reizvolle Kombination von Werken ausgewählt. Dabei wird darauf geachtet, dass das klassische Repertoire (in der Vergangenheit etwa Smetanas Moldau und Dukas’ Zauberlehrling) ebenso zu seinem Recht kommt wie Ausgefallenes oder Knaller wie die Filmmusik zu Star Wars.

Wer nun Lust bekommen hat, selbst aktiv einzusteigen – das Orchester freut sich immer über neue Mitspieler! Alle Informationen zur Anmeldung finden sich auf der letzten Seite dieses Programmhefts.

Eindrücke von den Proben im Kaistudio der Elbphilharmonie

DIE MUSIKER

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VIOLINE IBeatriz Pavlicenco*Constanze AugustinElisabeth Fischer-WaubkeFrancisco-Javier GomezKatharina LöhrKlaus LübbertCornelia SchmidtCatalina SchröderLynda VollmerIsabel WullschlegerClaudia WernerFiona Zanini

VIOLINE IISornitza Patchinova**Solveigh DueholmClaudia Engelhardt-RaschAnn HappkeGeorgia HolzapfelInsa KönigYvonne RaabAndrea ReinhardJuliane RiecheAriane SieversDenise Yang

VIOLONCELLOKeren Meyer**Adriano Da Silva TrarbachAnne Maartje de GrootBarbara HofmannArnd HorstmannAlmut KochanWolfgang MorgenrothMats Leonart NowakHildegard SchulteLinn Wittfoth

KONTRABASSJella Großmann**Carolin BehlersGötz HohmeierChristian NiehuesKeno RiegerJakob Troje

FLÖTE/PICCOLOKarin BlankKerstin BludauLucas LipkeMiyo Mishima

OBOE/ENGLISCHHORNMariko HanashiroHubert LürkensAnne RaapChristoph Seifert

KLARINETTEFranziska BöhmePhilipp KnoopNicola Nawe

BASSKLARINETTELucie GavilletTorsten Hecke

FAGOTTMechthild KrämerUlrike MootzDorothea TirpitzUlrich von Wangenheim

KONTRAFAGOTTMichael Vitzthum

HORNJulia KnoopHannes MierschShin NakajimaChristine NeumannNorman Steinkamp

TROMPETEDominik AchillesJordi Husemann-RoviroSana Ueno

POSAUNEPhillipp ElischerValentin LobePeter Tallack

TUBAHarald Schreiber

SCHLAGWERK/PAUKENFabian ErnstLennard KorteMarian KubickRaymond Willems

KLAVIER/CELESTAYuejia Wang

HARFEAnna Careddu

* Konzertmeisterin** Stimmführerinnen

DOZENTENMartin GonschorekTobias HertleinGregor LentjesMarkus PfeiffMarco Schröder

ORCHESTERASSISTENZBenjamin Hölzer

VIOLAAnke Nickel**Henning BartelsVivian BeckmannCathérine Y. HahnKirsten HansenMaximilian LouisSebastian MohsSusanne SchmerbergIsabel Schulze von Kap-herrJanne Wittfoth-Grun

DIE MUSIKER

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MICHAEL PETERMANN DIRIGENT

Michael Petermann widmet sein Leben der Musik und ihrer Vermittlung. Seit 2013 betreut er als einer der beiden Direktoren am Hamburger Konservatorium eine internationale Gemeinschaft aus Studierenden mit zugleich künstlerischem und musikpädagogischem Profil. 2017 wurde ihm mit der Gründung des Elbphil-harmonie Publikumsorchesters dessen Künstlerische Leitung anvertraut.

Nach dem Dirigier- und Kirchenmusikstudium an der Hamburger Musikhoch-schule waren Sankt Johannis in Eppendorf, Kampnagel und die Hamburgische Staatsoper seine nächsten Stationen. Kristin Linklater (New York) vermittelte ihm eine umfassende Sicht auf die Kommunikationsmöglichkeiten des darstel-lenden Künstlers. Mit unterschiedlichen professionellen und semiprofessionel-len Vokal- und Instrumentalensembles hat Michael Petermann sein Ausdrucks-spektrum erweitert und 2005 sein eigenes Atelier Weisser Rausch im Hamburger Medienbunker bezogen. Dort entstanden die Konzertreihe Bunkerrauschen, die Werkreihe Das wohlgenerierte Clavier (2006) und Deutschlandlied (2007), eine Theater wanderung mit romantischen Volks- und Chorliedern. 2011 stellte er seine Klanginstallation Blödes Orchester unter anderem im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe aus. Mit seiner Sammlung aus historischen Tasteninstru-menten des 20. Jahrhunderts ist er regelmäßig beim Ensemble Resonanz zu Gast.

EMILIANO RAMNICEANU KLAVIER

Emiliano Ramniceanu stammt aus Venezuela. Bereits im Alter von 13 Jahren gab er sein Debüt in der Teresa Carreño Hall, dem bedeutendsten Konzertsaal von Caracas. Eine wichtige Rolle in seinem Werdegang spielte die berühmte venezolanische Musik organisation »El Sistema«. Sein späteres Studium in den USA am San Francisco Conservatory und der Eastman School of Music im Bun-desstaat New York hätte der Stipendiat und vielfach preisgekrönte Nachwuchs-musiker gern mit einem Master abgeschlossen, doch seine Eltern waren in der Wirtschaftskrise Venezuelas in Not geraten. So arbeitete Emiliano Ramniceanu zunächst zwei Jahre lang in seiner Heimat zur Unterstützung seiner Familie.

Auf Initiative des Hamburger Konservatoriums kann er jetzt mit Hilfe von Sponsoren sein Klavierstudium bei Christiane Behn fortsetzen und eine musi-kalische Laufbahn in Deutschland verfolgen. Inzwischen war er in europäischen Städten wie Paris, London, Wien und Pamplona zu hören. Auch im Kleinen Saal der Elbphilharmonie konzertierte er bereits. Das Elbphilharmonie Publikums-orchester freut sich, Emiliano Ramniceanu nun auch im Großen Saal bei sich aufnehmen zu können – nicht nur um einen hochtalentierten jungen Künstler zu präsentieren, sondern auch um ein Zeichen gelebter Willkommenskultur zu setzen.

DIE MUSIKER

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DAS ORCHESTER

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VON PARTEISOLDATEN UND KARTEIOFFIZIEREN

Zu den Werken von Sergej Prokofjew und Dmitri Schostakowitsch

Wer sich mit Despoten und Diktatoren keinen (lebensbedrohlichen) Ärger ein-handeln will, der muss von jeher einen geschickten Wendehals besitzen. Denn wie rasch man in Ungnade fallen kann, erfuhren namhafteste Künstler beispiels-weise in der ehemaligen Sowjetunion unter der blutigen Herrschaft Stalins am eigenen Leib. Das vielleicht berühmteste Beispiel dafür ist der Komponist Dmitri Schostakowitsch, der 1936 ins Fadenkreuz der sowjetischen Kunstrichter geriet und fortan auf dem schmalen Grad zwischen offizieller Anpassung und innerem Widerstand balancierte.

Doch selbst ein scheinbar systemkonformer Komponist wie Sergej Prokofjew bekam nicht selten heftigen Gegenwind zu spüren. Obwohl er dem neuen Zeit-geist immer wieder mit staatstragenden Repräsentations stücken huldigte, fand auch er sich am 10. Februar 1948 zusammen mit dem Kollegen Schostakowitsch bei einem Kongress des Zentralkomitees der KPdSU auf der Anklagebank wie-der. Beiden warf man eine »formalistische, volksfremde« Musiksprache vor, die sich »nur an Fachleute« richten würde.

Die Komponisten Sergej Prokofjew, Dmitri Schostakowitsch und Aram Chatschaturian

Daniel BarenboimAnne-Sophie Mutter Krystian Zimerman Barbara Hannigan Pierre-Laurent Aimard Hélène Grimaud Elīna Garanča Christian Gerhaher Daniel Hardingu.v.a.

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DIE MUSIK

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mit dem Titel Troika, bezugnehmend auf einen dreispännigen Pferdeschlitten. Bis heute wird diese Musik in Filmen gerne zur Untermalung winterlicher Kutschfahrten eingesetzt.

Dmitri Schostakowitsch: Festouvertüre

Während Prokofjew das Ende der Stalin-Diktatur nicht mehr miterleben sollte (wie Stalin stab er am 5. März 1953), spürte Schostakowitsch unter dem neuen mächtigen Mann Nikita Chruschtschow bald das Tauwetter. Auf einmal wurden ihm Reisen ins Ausland erlaubt. Und 1957 wählte man ihn zum Sekretär jenes Komponistenverbandes, der ihn eben noch schwer gerügt hatte.

Die neue Zeitrechnung lässt sich auch an Schostakowitschs Festouver-türe ablesen, die er ein Jahr nach Stalins Tod für die Feierlichkeiten zum 37. Jahres tag der russischen Oktoberrevolution von 1917 schrieb. Es ist ein einziger fulminanter, strahlender Orchesterwirbelsturm, den der Komponist in Windes- eile aufs Notenpapier geworfen hatte. Der Dirigent des Galakonzerts hatte Schostakowitsch nämlich bekniet, ihm bitte noch schnell ein Orchesterstück zu schreiben. Der Musikkritiker Lew Lebedinsky berichtete: »Zwei Tage spä-ter fand die Hauptprobe statt. Ich eilte hinunter zum Theater und hörte dieses brillante, vor Temperament nur so sprudelnde Stück, mit seiner lebhaften Energie, überschäumend wie eine soeben geöffnete Champagnerflasche.« Seit-dem ist Schostakowitschs Festouvertüre das ideale prickelnde Showpiece für ganz besondere Anlässe.

Sergej Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 1

Als nicht nur extrem prickelnd, sondern für jeden Solisten auch als äußerst schweißtreibend entpuppt sich das Erste Klavierkonzert von Sergej Prokofjew. Kein Wunder: Im Alter von 21 Jahren trat er damit 1912 als Komponist und Pia-nist an die Öffentlichkeit. Und weil ihm kein anderes Konzert geeignet erschien, seine pianistische Energie auf ihrem irrwitzigen Niveau vorzustellen, schrieb er sich eben selbst eins. Die Reaktionen auf dieses wild glitzernde, einsätzige Opus voller fieser Fingerakrobatik fielen zwar teils verheerend aus – ein Kritiker emp-fahl sogar, den »wahnsinnigen Komponisten in eine Zwangsjacke« zu stecken.

Doch schon bald wurde Prokofjew als Solist in ganz Europa und den USA bejubelt. Und als er zwei Jahre später mit dem Stück an dem vom Moskauer Konservatorium ausgerichteten Anton-Rubinstein-Wettbewerb teilnahm, war die Jury von seinem aufregenden Spiel und dem Teufelswerk derart gefesselt, dass sie ihm den Ersten Preis in Form eines wertvollen Flügels verlieh.

Sergej Prokofjew: Troika aus »Leutnant Kije«

Prokofjew und der 15 Jahre jüngere Schostakowitsch waren nicht nur kultur-politische Schicksalsgenossen, sie schätzten einander als Komponisten und als Freunde. Zu ihren gemeinsamen Vorlieben zählte neben Sinfonie und Oper auch die Filmmusik. Zu gleich mehreren Klassikern des legendären Regisseurs Sergej Eisenstein komponierte Prokofjew die Soundtracks. Seine allererste Filmmusik drehte sich 1933 um einen gewissen Leutnant Kije, der eine schwindelerregende Laufbahn bis hinauf zum General hinlegte. So berichtet es zumindest die Novelle des russischen Schriftstellers Juri Tynjanow – die sich als eine herrliche Satire über die russische Bürokratie erweist. Denn Leutnant Kije gibt es gar nicht; er taucht nur durch einen Schreibfehler der Militärverwaltung in den Personalakten auf. Dennoch entwickelt er bald ein Eigenleben: Er heiratet, und seine Leistun-gen auf dem Schlachtfeld dringen bis zum Zaren vor, der den tapferen Recken unbedingt kennenlernen will. Kurz vor ihrem Treffen verstirbt der Kartei-Soldat jedoch; sein (leerer) Sarg wird mit allen Ehren zu Grabe getragen.

Dieser Stoff war natürlich wie gemacht für Prokofjew, bekannt für seinen (auch musikalischen) Humor. Und so lieferte er zur 1934er Verfilmung von Alex-ander Fainzimmer eine – so seine Selbsteinschätzung – »vergnügte Musik«. Nach der Moskauer Filmpremiere bekam Prokofjew den Auftrag, aus der Musik eine fünfsätzige Suite zu destillieren. Bekannt geworden ist vor allem der 4. Satz

Ein klassisches Troika-Gespann

DIE MUSIK

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Piotr Tschaikowsky

ZAUBERHAFTE GLÖCKCHEN

Piotr Tschaikowsky: Der Nussknacker

»Der Alte ist im Verfall. Nicht nur seine Haare fallen aus und werden weiß wie Schnee, nicht nur die Zähne verliert er (die ihren Dienst versagen), nicht nur die Augen werden schwächer und ermüden leicht, nicht nur die Füße gehen schlecht (sie schleppen sich vielmehr) – sondern er verliert nach und nach die Fähigkeit, überhaupt etwas zu tun.« Als Wladimir Dawidow im Sommer 1891 diese Brief-zeilen las, muss es ihm vor Schrecken heiß und kalt zugleich geworden sein. Schließlich stammte dieses bewegende Selbstporträt eines zutiefst deprimierten Menschen von seinem Onkel – Peter Tschaikowsky höchstpersönlich.

Gerade erst hatte der Komponist seinen 51. Geburtstag begangen. Doch er fühlte sich wie ein Greis, der sich auch künstlerisch nichts mehr zutraute. Tschaikowsky war zwar in jener Zeit eine Berühmtheit, die gerade auch auf der anderen Seite des Globus, in New York, gefeiert wurde. Aber die Midlife- Crisis hatte ihn derart in den Fängen, dass er in dem Brief an seinen Neffen nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit seiner jüngsten Ballettmusik hart ins Gericht

ging. »Das Ballett ist unendlich schlechter als Dornröschen – das steht fest.« Und nicht nur das mäßige Echo auf die Uraufführung Ende 1892 schien Tschaikowskys harsches Urteil zu bestätigen. Auch auf den internationalen Bal-lettbühnen hinkte Der Nussknacker seinen beiden anderen Ballettcoups Schwanensee und Dornröschen noch viele Jahrzehnte hinterher. Erst in den 1930er Jahren startete seine dritte und letzte Ballettmusik ihren bis heute an- haltenden Siegeszug.

Es waren jedoch nicht nur persönliche Schicksalsschläge, die Tschaikowsky bereits während der Arbeit am Nussknacker in tiefe Depressionen gestürzt hatten. Seine Briefe an den Bruder und den Verleger schildern, wie er sich geradezu widerwillig mit Alex-andre Dumas’ Fassung von E. T. A. Hoffmanns fantastischem Märchen Nussknacker und Mäusekönig beschäftigte. Darin erwacht das hölzerne Weihnachtsgeschenk der kleinen

Clara nachts zum Leben und kämpft mit ihrer Unterstützung gegen die Armee der Mäuse. Am Ende verwandelt sich der Nussknacker in einen Prinzen, mit dem Clara ins Reich der Zuckerfee reist.

Und dennoch schien in Tschaikowsky der Wunsch geschlum-mert zu haben, das für den legendären Choreografen Marius Petipa in Auftrag gegebene Werk keinesfalls unter seinem künstlerischen Niveau zu schreiben. Tatsächlich flossen ihm erneut Melodien für die Ewigkeit aus der Feder, und auch bei der Instrumentation erwies er sich als Großmeister. So setzte er neben einer riesigen Schlagzeuggruppe eine neuartige Celesta ein, die er in Paris entdeckt hatte – »ein Mittelding zwischen einem kleinen Klavier und einem Glockenspiel, mit einem gött-lich schönen Klang«.

Um die Wirkung dieses Instruments auf das Publikum anzu-testen, ließ Tschaikowsky noch während seiner Orchestrierung der Nussknacker-Partitur einen besonderen Versuchsballon steigen. So präsentierte er neun Monate vor der eigentlichen Uraufführung in Sankt Petersburg einen Querschnitt aus dem Gesamtwerk. Acht Nummern, die das Mädchen Clara auf sei-ner Traumreise begleiten, stellte Tschaikowsky zu einer sinfo-nischen Suite zusammen. Und jeder Satz löste an jenem Abend Jubelstürme beim Publikum aus. Nach einer Miniatur-Ouver-türe im Stile einer Spieldose breitet Tschaikowsky farbenrei-che Tänze aus Russland, dem Orient und aus China aus. Und bevor der elegante Blumenwalzer den Schlusspunkt setzt, legt die Zuckerfee einen zauberhaften Glöckchentanz hin – auf den Tasten der Celesta, von der Tschaikowsky ahnte, dass sie »eine kolossale Wirkung« haben würde.

GUIDO FISCHER

Ein klassischer Nussknacker aus dem Erzgebirge

DIE MUSIK

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DEIN WEG INS PUBLIKUMSORCHESTERAuch im kommenden Sommer konzertiert das Publikums-orchester wieder in der Elbphilharmonie (28.6.2019) sowie im Bürgerhaus Wilhelmsburg (22.6.2019). Auf dem Programm stehen Gustav Holsts Die Planeten und Beethovens 6. Sin-fonie, die Pastorale. Wer nach dem heutigen Abend Lust bekommen hat, selbst mitzuspielen, kann sich per Mail an [email protected] erkundigen, ob es in der jeweiligen Stimmgruppe noch freie Plätze gibt. Alle Inter-essenten werden zu einem Vorspiel eingeladen. Geprobt wird immer mittwochs ab 19 Uhr, beginnend am 13. Februar.

Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, Lutz KöllerLektorat: Reinhard HellingGestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISElbphilharmonie Publikumsorchester: Probenfotos (Daniel Dittus), Konzertfoto (Claudia Höhne); Emiliano Ramniceanu (Jutta Spohrer); Michael Petermann (Markus Hertrich); Sergej Prokofjew, Dmitri Schostakowitsch und Aram Chatschaturian, 1945 (Friedbert Streller: Schostakowitsch); Troika (Lena); Piotr Tschaikowsky (unbezeichnet); Nussknacker (Seiffen)

WWW.ELBPHILHARMONIE.DETICKETS 040 357 666 66

29.1.2019 | 20 UHRLAEISZHALLE GROSSER SAAL

EIN ABEND MIT MOZART

CHAMBER ORCHESTRA OF EUROPE ROBIN TICCIATI | LOUISE ALDER

Supported by Classical Futures Europe and the Creative Europe Programme of the European Union

MITMACHEN

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WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

FÖRDERSTIFTUNGENKühne-StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungProgramm Kreatives Europa der Europäischen Union Adam Mickiewicz Institut

Stiftung Elbphilharmonie

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

PRODUCT SPONSORSCoca-ColaHaweskoLavazzaMeßmerRicolaRuinartStörtebeker

CLASSIC SPONSORSAurubisBankhaus BerenbergCommerzbank AGDZ HYPGALENpharmaHamburger FeuerkasseHamburger SparkasseHamburger VolksbankHanseMerkur VersicherungsgruppeHSH NordbankJyske Bank A/SKRAVAG-VersicherungenWall GmbHM.M.Warburg & CO

ELBPHILHARMONIE CIRCLE

PRINCIPAL SPONSORSBMWMontblancSAPJulius BärDeutsche Telekom

Mehr Infos unter:hawesko.de/elphi

Es ist das Besondere, das Wellen schlägt.

Der offizielle Weinpartner der Elbphilharmonie

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