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27 26 26 27 Postmodern Journeyman Relic Bass Der Fender Custom Shop wurde 1987 gegründet, sitzt seit 1991 in Corona, Riverside City, Kalifornien, und ist wohlbekannt für seine ideenreichen Modelle und detailverliebte wie akkurate Handarbeit an Spezial- ausgaben von Fender Gitarren und Bässen. Zum einen geht es dem Fender Custom Shop um die Erfüllung besonders ausgefallener Kundenwünsche, zum ande- ren darum, bekannte Künstler an die Firma Fender zu binden. Man kennt den Jaco Pastorius Tribute Jazz Bass, den Pino Palladino Signature Precision Bass oder den Reggie Hamilton Signature Jazz Bass. Zurück zum Testobjekt und seiner langen und viel- sagenden Bezeichnung. Postmodern ergibt Sinn, ein bisschen Retro muss bei Fender sein. Precision bezieht sich auf den Korpus und die Elektronik, Jazz auf den Hals und Journeyman Relic auf die spezielle Korpusla- ckierung, die dem Bass mit kleinen Kerben und Krat- zern den Anschein leichter Abnutzung, reifer Alterung und edler Patina verleiht. Precision Vorlage für diesen Bass ist der klassische und ergo- nomisch bewährte Precision-Korpus, wie man ihn seit 1957 kennt, als Fender den konturierten Kor- pus vorstellte. Er ist aus einem Stück extra-leichtem Erlenholz gefertigt. Die Dakota Red Nitrozellulose- Lackierung verdeckt die Holzmaserung komplett. Leichtes Spiel in den hohen Lagen bis zum 20. Bund ermöglichen die weit ausgeschnittenen Cutaways. Die beiden stabilen Gurthalter im Vintage Style sitzen fest im Korpus. Vorbildlich und detailverliebt sind hier die zwischen Korpus und Gurthalter verwendeten Filz- stücke zum Schutz der Lackierung. Hinten auf dem Korpus sitzt die knapp 0,5 kg schwere und massive hauseigene RSD Designed Hi-Mass Bridge mit Saiten- führung durch den Korpus (String Through Body). Dieser Steg wird jeweils aus einem extrem harten Messingbarren gefertigt und sorgt so für bessere In- tonation und mehr Sustain. RSD steht für Research Special Division, dabei handelt es sich um eine eigene Abteilung im Hause Fender. Die Saiten liegen in fester Position auf dem jeweiligen Saitenreiter auf. Die RSD Bridge macht insgesamt einen sehr soliden Eindruck. Selbstredend, dass die Bundreinheit mit diesem Steg präzise eingestellt werden kann. Unterhalb der Brücke sitzen die fest verschraubte Klinkenbuchse sowie die beiden Kontrollregler für Lautstärke und Höhen. Un- ter der verchromten Tonabnehmer-Abdeckplatte auf verchromtem Stahlblech liegt das Herzstück dieses Basses. Es ist der zweiteilige Custom Shop ’63 Hand- Wound Humbucker Precision Bass Tonabnehmer, der in Höhe und Neigung justierbar ist. Der Tonabnehmer des Testmodells klingt hervorragend, sehr ausgewogen und nuanciert. Ich bin überzeugt, dass man sich heute einen „alten“ Precision Sound genau so vorstellt. Noch kurz etwas zur Abdeckplatte über den Tonabnehmer: Heutzutage gehört sie zum Bereich des Retro-Looks, hat also nur optische Funktion. Früher sollte die Blechkappe über dem Tonabnehmer diesen mittels eines zwischen Tonabnehmer und Kappe verlöteten Der Postmodern Journeyman Relic Precision Jazz Bass in Dakota Red aus dem Fender Custom Shop wirkt auf den ersten Blick überaus edel, elegant und anmutig, dazu noch altehrwürdig und traditionell – und trotzdem jung und frisch, wie zu neuem Leben erweckt. Also schnell ausgepackt, Kabel rein, Amp an und los geht‘s. Der erste Eindruck ist (fast) immer der wichtigste. Zumindest ging es mir mit Bässen immer so. Was mir viele Kollegen bestätigen. Und? Nun ja, ich hatte noch nie einen vom Werk so perfekt eingestellten Bass in den Händen. Saitenlage, Hals, Pickup-Position, Bundreinheit, Stimmung – alles perfekt justiert! Von Markus Fritsch ELECTRICS ELECTRICS Nobler Player

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Postmodern Journeyman Relic Bass

Der Fender Custom Shop wurde 1987 gegründet, sitzt seit 1991 in Corona, Riverside City, Kalifornien, und ist wohlbekannt für seine ideenreichen Modelle und detailverliebte wie akkurate Handarbeit an Spezial-ausgaben von Fender Gitarren und Bässen. Zum einen geht es dem Fender Custom Shop um die Erfüllung besonders ausgefallener Kundenwünsche, zum ande-ren darum, bekannte Künstler an die Firma Fender zu binden. Man kennt den Jaco Pastorius Tribute Jazz Bass, den Pino Palladino Signature Precision Bass oder den Reggie Hamilton Signature Jazz Bass. Zurück zum Testobjekt und seiner langen und viel-sagenden Bezeichnung. Postmodern ergibt Sinn, ein bisschen Retro muss bei Fender sein. Precision bezieht sich auf den Korpus und die Elektronik, Jazz auf den Hals und Journeyman Relic auf die spezielle Korpusla-ckierung, die dem Bass mit kleinen Kerben und Krat-zern den Anschein leichter Abnutzung, reifer Alterung und edler Patina verleiht.

PrecisionVorlage für diesen Bass ist der klassische und ergo-nomisch bewährte Precision-Korpus, wie man ihn seit 1957 kennt, als Fender den konturierten Kor-pus vorstellte. Er ist aus einem Stück extra-leichtem Erlenholz gefertigt. Die Dakota Red Nitrozellulose-Lackierung verdeckt die Holzmaserung komplett. Leichtes Spiel in den hohen Lagen bis zum 20. Bund ermöglichen die weit ausgeschnittenen Cutaways. Die beiden stabilen Gurthalter im Vintage Style sitzen fest

im Korpus. Vorbildlich und detailverliebt sind hier die zwischen Korpus und Gurthalter verwendeten Filz-stücke zum Schutz der Lackierung. Hinten auf dem Korpus sitzt die knapp 0,5 kg schwere und massive hauseigene RSD Designed Hi-Mass Bridge mit Saiten-führung durch den Korpus (String Through Body). Dieser Steg wird jeweils aus einem extrem harten Messingbarren gefertigt und sorgt so für bessere In-tonation und mehr Sustain. RSD steht für Research Special Division, dabei handelt es sich um eine eigene Abteilung im Hause Fender. Die Saiten liegen in fester Position auf dem jeweiligen Saitenreiter auf. Die RSD Bridge macht insgesamt einen sehr soliden Eindruck. Selbstredend, dass die Bundreinheit mit diesem Steg präzise eingestellt werden kann. Unterhalb der Brücke sitzen die fest verschraubte Klinkenbuchse sowie die beiden Kontrollregler für Lautstärke und Höhen. Un-ter der verchromten Tonabnehmer-Abdeckplatte auf verchromtem Stahlblech liegt das Herzstück dieses Basses. Es ist der zweiteilige Custom Shop ’63 Hand-Wound Humbucker Precision Bass Tonabnehmer, der in Höhe und Neigung justierbar ist. Der Tonabnehmer des Testmodells klingt hervorragend, sehr ausgewogen und nuanciert. Ich bin überzeugt, dass man sich heute einen „alten“ Precision Sound genau so vorstellt. Noch kurz etwas zur Abdeckplatte über den Tonabnehmer: Heutzutage gehört sie zum Bereich des Retro-Looks, hat also nur optische Funktion. Früher sollte die Blechkappe über dem Tonabnehmer diesen mittels eines zwischen Tonabnehmer und Kappe verlöteten

Der Postmodern Journeyman Relic Precision Jazz Bass in Dakota Red aus dem Fender Custom Shop wirkt auf den ersten Blick überaus edel, elegant und anmutig, dazu noch altehrwürdig und traditionell – und trotzdem jung und frisch, wie zu neuem Leben erweckt. Also schnell ausgepackt, Kabel rein, Amp an und los geht‘s. Der erste Eindruck ist (fast) immer der wichtigste. Zumindest ging es mir mit Bässen immer so. Was mir viele Kollegen bestätigen. Und? Nun ja, ich hatte noch nie einen vom Werk so perfekt eingestellten Bass in den Händen. Saitenlage, Hals, Pickup-Position, Bundreinheit, Stimmung – alles perfekt justiert!

Von Markus Fritsch

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Kabels vor störenden elektrischen Einstreuungen ab-schirmen, was aber schon lange nicht mehr notwendig ist. Das dreischichtige Schlagbrett (Pickguard) ist, wie schon 1959 eingeführt, aus Kunststoff und mit zehn Schrauben auf dem Korpus befestigt. Am unteren Rand des Halsendes, knapp oberhalb der Schlagbrett-oberkannte, sieht man die Halseinstellschraube, die leider so nicht einem Schraubenzieher zu erreichen ist. Dazu muss man das Schlagbrett, die Abdeckplatte des Tonabnehmers und die Daumenstütze abschrau-ben. Zugegeben, das ist etwas lästig. Schöner wäre eine frei zugängliche Halsschraube beispielsweise oben am Hals. Aber so sind sie halt, die Precision Bässe, zu-mindest nach 1957. Die traditionelle Daumenstütze (Thumb Rest) ist ebenso wie bei den alten Precision Bässen unterhalb der Saiten zweifach aufgeschraubt. Damals, also noch in den frühen 1950er Jahren, dach-te man bei Fender, dass dieser „neuartige“ E-Bass mit dem Daumen gezupft wird. Des-halb wurde die Stütze für die restlichen Finger der rech-ten Hand – an Linkshänder dachte man zu der Zeit gar nicht – unterhalb der Saiten angebracht. Als man bemerk-te, dass viele Bassisten mit den Fingern spielen, hat man diese Stütze oberhalb der Saiten angebracht, wodurch sie den Namen Thumb Rest nun zu Recht trug. Da passt sie auch besser hin, wenn man diese überhaupt beim Bassspiel für nötig erachtet. Retro-Effekt hin oder her: Ich würde die unten liegende Daumenstütze abschrauben, da sie vor allem beim Slappen stört. Auf der Korpusrückseite findet man die vierfach verschraubte Halsplatte mit dem eingravierten Fender „F“ und der Seriennummer (hier 0063).

JazzDer Ahornhals mit einer 34“ Mensur (864 mm) und 20 Medium Jumbo Bünden ist mit einem Palisander-griffbrett mit einem Radius von 7,25“ versehen. Der Hals weist eine den 1960er Fender Jazz Bässen nach-empfundene „U“-Form auf, die sehr angenehm in der Hand liegt. Der mit farbloser Nitrozellulose lackierte Hals lässt sich kinderleicht und flink bespielen. Das Ahornholz unterstützt den knackigen Attack des In-struments. Zur Orientierung sind kleine Dots im weiß-vergilbten Vintage-Design an der Oberkante des Griffbretts an den üblichen Positionen (3., 5., 7., 9., 12., 15., 17. und 19. Bund) eingelassen. An gleicher Position sitzen die gleichfarbigen großen Dots im Pali-

sandergriffbrett. Oben am Hals befindet sich der Sattel, ebenfalls im Vintage Design aus Micarta. Micarta ist ur-sprünglich ein Markenname von General Electric und bezeichnet einen Faser-Kunststoff-Verbund. Der Name wird aber auch für eine Anzahl ähnlicher Materialien von verschiedenen Herstellern verwendet. Allen ist ge-mein, dass bei ihrer Herstellung ein saugfähiger Trä-gerstoff (Zellstoff, Leinen, Holz etc.) mit Phenolharz getränkt wird. Nachdem das Kunstharz ausgehärtet ist, kann man das Stück Micarta zurechtschleifen. Auf der klassischen Precision-Kopfplatte, die es so seit 1957 gibt, finden sich neben dem Fender-Schriftzug und dem Saitenniederhalter für D- und G-Saite zwei Fender Custom Shop Features, die es in sich haben: zum einen die hauseigenen und offenen American Deluxe Stimm-mechaniken, die außergewöhnlich geschmeidig und akkurat funktionieren, sowie die neuartige „Stealth“ A-

Saiten-Halterung. Sie sorgt, in die Stimmmechanik inte-griert, für sichere Führung und festen Halt der A-Saite. Auf der Rückseite der Kopf-platte entdeckt man das Logo des Fender Custom Shops.

Der Sound des Fender Post-modern Journeyman Basses ist geradezu überwältigend. Fender Precision Bass Sound pur, gleichzeitig vintage und modern und stilistisch keine Grenzen kennend. Der Ein-satzbereich geht von Rock und Metal über Pop und Funk bis hin zu Latin, Jazz und Country, um nur einige Sti-listiken zu nennen. Auch in puncto Spieltechnik ist der Journeyman universell ein-

setzbar. Egal ob man die Plektrum-, Pizzicato-, Slap- oder Palm-Mute-Technik einsetzt, der Journeyman überzeugt auf allen Gebieten. Die Elektronik ist denkbar einfach und doch genial. Ein Tonabnehmer und zwei Potis genügen für einen hochamtlichen Bass-Sound. Der von Hand gewickelte Split-Coil-Tonabnehmer klingt umwerfend und sehr ausgewogen. Er sitzt logischerweise an der perfekten Position und erzeugt zusammen mit der passiven Elek-tronik einen ehrlichen, satten und frischen Sound, der nicht nur die Precision Bass Fans begeistern wird. Während man bei anderen Fender Precision Modellen die Höhen immer wieder etwas zurücknehmen muss, da sie sich im Soundbild sehr dominant zeigen, ist beim Journeyman Relic Bass alles im Lot. Bei voll auf-gedrehten Potis hört man einen kräftigen Sound mit druckvollen Tiefen, leicht knurrigen Mitten und äu-ßerst angenehmen Höhen. Volumen- wie Höhenregler

Hersteller: Fender Custom ShopModell: Postmodern Journeyman Relic BassBasstyp: 4-Saiter, Solidbody, SchraubhalsHerkunft: USAKorpus: ErleFinish: Dakota RedHals: aus der Baum- bzw. Stammmitte geschnittenes Ahorn (Quartersawn Maple) Halsprofil: ’60 „U“-ProfilHalsbefestigung: 4-fach geschraubtGriffbrett: Palisander („round-lamina-ted“ Rosewood)Griffbrettradius: 7,25“ (184,1 mm)Griffbretteinlagen: Dots Bünde: 20 Medium Jumbo / NeusilberMensur: 34“ (864 mm)Sattelbreite (Nut Width): 1,48“ (37,59 mm)Halsbreite 1./12./20. Bund: 38 mm/56 mm/64 mmRegler: 1x Volume, 1x TrebleElektronik: Fender, passivTonabnehmer: 1x ’63 Hand-Wound Humbucker Precision Bass Split Coil mit Vintage Style ChromabdeckplatteSattel: Micarat, Vintage StyleSteg: String Through Body RSD Designed Hi-Mass BridgeMechaniken: Fender Custom Shop Vintage StyleSaitenabstand am Steg: 19 mmGewicht: 4,1 kg Preis: 3.925,81 Euro Zubehör: Fender Custom Shop Bass Case, 2 Kofferschlüssel, Garantiekarte, Handbuch, Lackpflegeinfo, 4 Plektren, 1 Original Fender Custom Shop Precision Ledergurt, zwei Schaller Strap Locks, ein Fender Custom Shop Poliertuch, ein Fender Custom Shop Black Tweet Instrumentenkabel, 1 „Cruztools“ WerkzeugtascheGetestet mit: D.I., EBS Drome, Acoustic Image 510 BA, Markbass Little Mark II, Markbass Box Traveler 151P, Markbass Box New York 121, Markbass Mini CMD 121P LM3 Basscombo

www.fender.de

D E T A I L S :liegen gut in der Hand, funktionieren reibungslos und reagieren selbst auf kleinste Drehungen. Der Testbass wurde mit nagelneuen Nickelwound Saiten (45-100) ausgeliefert. So hat mich besonders der Klang der E-Saite überzeugt, die ungemein drahtig, klar und druck-voll übertragen wird.

FazitDer Fender Postmodern Journeyman Relic Precision Jazz Bass ist ein außerordentlich gut gelungenes und elegantes Instrument aus der Kaderschmiede des Fen-der Custom Shops und ist problemlos von Rock und Metal über Pop und Funk bis hin zu Latin, Jazz und Country einsetzbar. Keine Frage, neben Pizzicato- und Plektrumspiel lässt es sich auf ihm sehr gut slappen. Man denke nur an neuere Produktionen wie „Treasure“ von Bruno Mars, auf der ein Fender Precision Bass im Studio eingesetzt wurde. Die Optik ist sehr anspre-chend und das Gewicht von 4,1 kg durchaus erträglich, selbst für längere Auftritte. Die Ausstattung ist, ange-fangen beim Nobelkoffer, über den Original Precision Ledergurt, das Plektrumset, zwei Schaller Strap Locks und das Black Tweet Instrumentenkabel bis hin zur ex-klusiven „Cruztools“ Werkzeugtasche, einmalig. Einzig

der Preis mag abschrecken. Aber hinsichtlich Qualität, Verarbeitung, Klang, Ausstattung und Fender-Magie ist dieser Bass sein Geld wert. Ein edler Reisegefährte, ein praxistauglicher Player und ein Instrument für Liebha-ber und solche, die es werden wollen.

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