41
Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18

Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

Elsa Artmann und Samuel Duvoisin2014 - 18

Page 2: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 3: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 4: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 5: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 6: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 7: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 8: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 9: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 10: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 11: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 12: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 13: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 14: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 15: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 16: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 17: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 18: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 19: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 20: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 21: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 22: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 23: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 24: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 25: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 26: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 27: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 28: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 29: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 30: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 31: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 32: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in
Page 33: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

Synchron kopieren/die Hände mit dem Körper berühren

Werkschauhalle Baumwollspinnerei Leipzig 2014

Die Ausstellung versammelt eine Reihe malerischer Übungen zur Zusammenarbeit. Unsere Absicht ist es, tänzerische Praktiken des gemeinsamen Komponierens ins Malen zu übersetzen, und uns damit als AutorIn zwischen unseren singulären Interessen zu bewegen. Die „Doppelportraits“ - wir sitzen einander gegenüber und malen uns gleichzeitig gegenseitig - machen uns zugleich als Schauende und Körper im Bild sichtbar. Für „Synchron Kopieren“ wiederholen wir simultan zu deren Entstehung gegenseitig unsere malerischen Schritte, ohne unsere bildnerische Absicht zu kennen. Wir erzeugen ein Nebeneinander von Un-einigem in vermeintlich geschlossenen Bildeinheiten. Die Ausstellung stellt den malerischen Serien Videos entsprechender Bewegungsaufgaben gegenüber.

Kontakt abbilden/responding to feedback

Neues Kunstforum Köln 2016Performance: Chengcheng Hu, Sooyeon Kim, Diana Treder, Elsa Artmann, Samuel Duvoisin

Die Ausstellung zeigt in Performance und Zeichnung Variationen über „feedback“ und „sharing“ als soziale Formate, die von einer neoliberalen, auf Verwertung zielenden Haltung durchdrungen sind. Indem wir fortlaufend mittels unserer gegenseitigen Reso-nanzen produzieren und Systematiken anwenden, die denen von Feedback ähneln, erforschen wir die Potenziale zu Widerstand und Handlungsfähigkeit am empfangenden Ende von Feedback.

Page 34: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

Geben und nehmen/Fed back by Monsters

Tanzhaus NRW 2016Mit Diana Treder, Chengcheng Hu und Sooyeon Kim,

„It is a love that is based on giving and receiving as well as having and sharing. And the love that they give and have is shared and received. And through this having and giving and sharing and receiving, we too can share and love and have and receive.“Matt le Blanc as Joey Tribbiani in „Friends“, preparing Monica´s and Chandler`s Wedding speech.

In dem Gefüge aus vier Blöcken, die mit Kabeln untereinander ver-schaltet sind, formalisiert sich die Grundanordnung jener Dynamik aus Anziehung und Abstoßung, mit deren Reihung es dem Leben gelingt, sich selbst zu erhalten. (...) Homöostate operieren als Appa-rate der Wiederholung. Sie holen den alten Zustand wieder zurück, der fort zu sein scheint. Sie können aber auch als Fahrzeuge in die Veränderung dienen. In ihrer Zweischneidigkeit zeigt sich eine erstaunliche Kippfigur zwischen Totem und Lebendigem. Hans-Christian Dany in: Schneller als die Sonne

Interscript City Dance

https://interscriptcitydance.wordpress.com/

Am 3. September 2016 fand in Köln auf Initiative der Choreografin Stephanie Thiersch und in Kooperation mit Anna Halprin ein „City Dance“ statt - in Anlehnung an die zahlreichen City Dances von Anna Halprin in den 1960er und 1970er Jahren in San Francisco. Orientiert an dem System der RSVP-Cycles nach Lawrence Halprin dokumentierten wir in Vorbereitung auf den City Dance zeichne-risch die Treffen der einzelnen Gruppen, die Vorträge, Verhand-lungen und „Try outs“ und machten unsere Aufzeichnungen allen Beteiligten und der Öffentlichkeit auf einem Blog zugänglich. Unser Anliegen war es, die Komplexität einzelner Anliegen und Verwer-fungsprozesse zeichenhaft zu erhalten, um gegen die Unmöglichkeit ihrer Umsetzung in einem benutzerfreundlichen Event anzugehen.

Page 35: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

Family Scores

Tanzhaus NRW 2017Tanz: Diana Treder, Chengcheng Hu, Sooyeon Kim, Anne-Lene Nöldner, Samuel Duvoisin, Elsa Artmann

In „Family Scores“ verfassen wir tänzerische und zeichnerische „Notationen für Kleinfamilien“, die ein Sichtbarmachen und poten-zielles Auflösen kernfamiliärer Konzepte hin zu globaler Relationalität zur Absicht haben. Wir transferieren damit die „scoring practices“ des Postmodern Dance in bürgerliche Mikrokosmen. Die Performer_innen überlagern den gegenwärti-gen (architektonischen) Raum mit von Zeichnungen „gelesenen“ familiären Konstellationen. Dabei geben sie ihre eigene Biografie immer wieder aus der Hand und überlassen ihre Inszenierung anderen. Wie in einer Family Soap agieren die Performer_innen dabei als professionelle Stellvertreter_innen in einem fiktiven Familienzusammenschluss. Anstatt aber die Unverbrüchlichkeit familiärer Bande zu beschwören, wird hier performativ wiederholt das Auflösen der familären Konstellation zugunsten eines offener-en Zuwendungssystems vollzogen.

Family Scores HOME

Regensburg, Haus meiner Eltern, 2017

keine Gartenarbeitkeine Kinderpflegekeine Schulekein Weinkein Portugiesisch lernenkeine Pradaschuhekein Kostümchenkein Schmuckkein Eau de toilettekeine Silberlöckchenkein knielanger Rockkeine spitzen Schuhekein Nudelsiebkein Kaffeekein Kipplichtkein Glastischkein Hashimotokein Eppstein-Barrkein Diabeteskein Shoppen bei Bree

Page 36: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

Freunde der Familie

Lofft - das Theater Leipzig 2018Mit Diana Treder

Wärst du in deiner Familie gerne durch Wahl oder eine Arbeitsstelle ersetzbar?

Welchen deiner Verwandten würdest du dir am ehesten auf den Oberarm tätowieren?

Über drei Tage hinweg laden wir Gäste zum gemeinsamen Essen und zum Gespräch über die Familie ein. Wir denken gemeinsam mit den Gästen über eigene kernfamiliäre Konzepte nach und machen deren Auflösung in einem choreografierten Gespräch denkbar und einübbar.

Misplaced Anger

Bühne unbekannt, Zeitpunkt auchAm Trapez: Elsa Artmann

Ich trage ein Hemd und eine Hose, keine Unterwäsche. Beides ziehe ich aus, das Hemd zuerst. ich tauche meine Hände in das Talkumpuder. ich laufe zum Trapez, fasse an, nehme Anlauf und schaukle mit Schwung zehn Minuten mit entblößtem Körper über die Köpfe des Publikums hinweg.

Page 37: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

Provide

zu Hause, 2018-19

In einem fortgesetzten „Nachdenken über die Kleinfamilie“ un-tersuchen wir unter dem Titel PROVIDE, wie sich die Tätigkeiten und moralischen Parameter des Versorgens in einer familistischen Ideologie zu einer weiter reichenden ökologischen Ethik verhalten. Was bedeutet Versorgen als körperliche Handlung? Wie unterschei-den sich zu versorgende und versorgende Körper? Wir formulieren und führen Tätigkeiten aus, die das Versorgen zum Einen zwischen Unverwandten, einschließend Ding-, Tier- und Planzenwelt platz-ieren, und die sich zum Anderen auf eine im Rahmen der Perfor-mance nicht abzuwartende Zukunft beziehen. Können wir diese Zukunft performativ bearbeiten und spekulativ auf sie einwirken?

Score 22: Erstelle einen Generationenvertrag zwischen dir und einer kommenden Generation.

Schauplatz ist dafür ein häuslicher - als global vernetzte Zelle des Konsums und der Müllproduktion. Akteur+innen sind wir als Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in die Zukunft projizierend wollen wir für unsere temporären Besitztümer Gräber und Erben bestimmen. Das heißt, wir unterne-hmen den Versuch als PROVIDER ohne Nachkommen bis an das Ende des Lebens unserer Dinge zu blicken.

Postkartenroman Wrangelstraße

Wrangelstraße, 51065 Köln

An meinem 29. Geburtstag klingelt nachts mein betrunkener Na-chbar an der Tür, führt mich ins Bad und übergießt mich dort mit einem Glas Wasser. Während er darauf beharrt, er habe mir ein ke-nianisches Geburtstagsritual gezeigt, bestehe ich darauf, ich habe einen Übergriff erlebt. Einige Tage nach meinem Geburtstag holt mein Freund unter einem Vorwand den Schlüssel zurück, der zum Blumengießen in der Wohnung nebenan hing.

Am Kiosk am Ende der Straße treffe ich Frau Ö. Sie erfährt, dass ich Maler bin. Wir verabreden, dass ich das Portrait ihrer Tochter von einem Foto abmalen soll. Wir treffen uns wieder und wieder, ohne das Foto auszutauschen. Bei unserer letzten Begegnung zeigt sie mir zwei Bilder: Ihre Tochter, wie sie mit ihr zusammenlebte, und wie sie nun aussieht, seit sie wegen ihres Autismus zwangsmedik-iert in einer geschlossenen Psychiatrie lebt. Wieder übergeben wir die Fotos nicht, sodass das gemalte Bild weiter hypothetisch bleibt.

Der Kiosk hat den Besitzer gewechselt. Er ist in Rente gegangen und genießt seinen Ruhestand auf dem Balkon gegenüber. Seine Frau und sein Sohn sind dafür aus der Türkei zu ihm gekommen.Irgendjemand sagt den neuen Besitzern nach, unfreundlich zu sein. Auf der Theke steht unverändert eine Spendendose für denWieder-aufbau in Kobane.

Unsere Wohnung und ihre Lage werden mehr und mehr zu einer Repräsentation unseres gesellschaftlichen Status und scheinen eine Reihe von Entwicklungen in unserem Leben vorherzusagen.

Page 38: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

Kein eigenes Zimmer, aber etwas zu viel Platz, der uns mit Nach-wuchs droht. Hier in diesem Viertel können wir sie zahlen, und überhaupt kann man nur als Paar in dieser Wohnung leben - oder als Single mit mehr Geld? Bleiben wir hier hängen, oder werden wir woandershin gehen, sobald unser Vermieter im kommenden Jahr das Haus verkauft?

Der „Postkartenroman Wrangelstraße“ ist unser Format der Do-kumentation und der Kurzmeldungen über unser Verhältnis zu der kurzen Straße in Mülheim, in der wir wohnen.Wir sind als AnwohnerInnen hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, nur zum Schlafen hier zu sein, mögliche Konflikte zu riskieren, eh bald wieder weg zuziehen, und etwas von Bedeutung zu teilen. Die Postkarten als potenzielle Wurfsendungen sollen Entscheidungen erfordern: WelcheFragen wollen wir unseren NachbarInnen stellen, wie gut wollen wir einander kennen, wieviel Konfrontation halten wir aus? Wo liegt für uns als Absenderinnen die Grenze zwischen Wohnwirkli-chkeit und künstlerischer Verwertung, zwischen Schenken und Übergriff ? Die Postkarten sind einerseits Wurfsendungen an un-sere NachbarInnen und andererseits eine Form, die Erzählungen in Fortsetzungen ermöglicht und unsere zwiespältige Positionierung in unserer Wohnung und ihrer Umgebung episodisch dokumenti-ert.

Die Bezeichnung Postkartenroman spielt einerseits auf Martha Roslers Postkartenromane an, der Straßenname andererseits auf eine Erzählweise, die Strukturen einer Soap aufgreift: Wirnehmen die Begebenheiten unserer Umgebung in ihrem Drama und in ihren Verschiebungen über die Zeit als schicksalhaft und mitteilungswert an, insbesondere im Hinblick auf uns beide alshandelnde und beobachtende Figuren. Dabei verschränken wir spezifische Begebenheiten mit Fragen von allgemeinerem Inter-esse, was den weiteren Gebrauch der Postkarten - ihre weitere Brauchbarkeit offen lässt.

Audition Solo

Fünf Minuten, Stimme, Umgang mit Gegenständen, persönliche Stärken, 2018

Auf einer Treppe im Freien. Ich hole drei Münzen aus der Reißver-schlusstasche meiner Trainingshose. Ich stelle fünf Fragen: Bin ich im Freien?Werde ich berühmt?Werde ich verfolgt?Sollte ich weglaufen?Schaue ich in die richtige Richtung?

Nach jeder Frage werfe ich die drei Münzen auf die Treppe und sammle sie wieder ein. Beim letzten Wurf lasse ich die Münzen liegen und laufe zur Plattform oberhalb der Treppe. Dort richte ich folgende imaginäre Orte ein: Ein Busch, vor dem mit überschlagenen Beinen ein sensibler Malerfürst sitzt; ein Jammertal für jemanden, der sich mit seiner Vergangenheit die Zukunft versaut hat; einen diagonalen Zeit-strahl, der mit einer wehen Schulter entlangzugehen ist; auf diesem Zeitstrahl ein Tisch, darauf eine Vase und darin eine Blume, die sich nahe ihrem Aufblühen - sie ist mit ihrem Gesicht der wan-dernden Sonne gefolgt - mit einem Knicks verabschiedet.

Wieder auf der Treppe stehend zeichne ich die mich betrachtenden Menschen in der Luft nach und ziehe sie näher zu mir.

Während des Heranwinkens nehme ich einige Schritte die Treppe hinunter, bis ich wieder bei den Anfangs geworfenen Münzen ste-he. Hier hebe ich meine Hände ineinanderfassend über den Kopf

Page 39: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

und rappe „Grostadtdschungel“ von Bushido/Bass Sultan Hengzt. meine Hände bilden dabei die der Sonne folgende Blume nach, während ich mich in Zeitlupe seitlich Richtung Boden neige. Ich ende in einer Hocke, hebe die Münzen wieder auf und stecke sie zurück in meine Tasche.

Family Scores

Buch, 252 Seiten, schwarzweiß, fadengeheftetes Softcover, 19,5 x 13,5cm, 2018

Family Scores“ ist eine Sammlung von Notationen (=Handlungsan-weisungen) zum Nachdenken über die Kleinfamilie in Zeichnung und Bewegung - und die Fortsetzung unseres gleichnamigen chore-ografischen Projektes in einem Buch. Ratgeberliteratur und Familienaufstellung zitierend verschieben wir deren “Wirkungs-kreis” weg von der Selbstverbesserung in Vereinzelung hin zur strukturellen Kritik familiärer Konzepte. Unser Anliegen ist es, eine Auflösung kernfamiliärer Konzepte denkbar und einübbar zu machen.Kernstück und strukturgebendes Element des Buchs sind 25 zeich-nerische und als Text formulierte Handlungsanweisungen zum kollektiven oder vereinzelten Nachdenken über Familie. Das Buch „Family Scores“ soll die performativen Ansätze des Stücks über ihre Aufführung hinaus zur Umsetzung und Weiter-entwicklung freigeben. Anstelle einer Verstetigung unserer Chore-ografie verstehen wir das Buch “Family Scores” als Werkzeug zur Weiterführung eines öffentlichen Gesprächs über die Familie.

Page 40: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

Hätten Sie von sich aus die Familie erfunden?

Tanzfaktur Köln, Tanzhaus NRW, 2018Mit Diana Treder, Kelvin Kilonzo und Anne-Lene Nöldnergefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln, das ZAIK – Zentrum für Austausch und Innovation Köln und das Tanzhaus NRW

Mehr Respekt für die Familie.(CDU)Mehr Sicherheit für unsere Frauen und Töchter.(AfD) Tod durch die Kugel, oder hinter Gitter Couseng - für die Familie. (KMN Gang)

„Hätten Sie von sich aus die Familie erfunden?“ ist eine Recherche an zwei Orten: Straße und Studio. Vor dem Hintergrund der Wer-bung für die Familie im Bundestagswahlkampf 2017 beginnen wir mit unseren Nachbar_innen Gespräche darüber, was die Familie leistet und für wen, und ob sie vielleicht einmal eine Pause machen sollte - über die scheinbare Notwendigkeit und die Tücken von Zugehörigkeit. Auf der Bühne stellen wir Verwandtschaft her: Wir nutzen unser Wissen um das Herstellen und das Mitteilen körperli-cher Zustände, um unsere körperlichen Beschaffenheiten einander anzunähern und symbiotisch zu verknüpfen. Wie würdest du für ein Ende der Familie werben? Mit einem Tanzstück. Und mit einem Buch.

“Hätten Sie von sich aus die Ehe erfunden?”, fragt Max Frisch in seinem Fragebogen zur Ehe. Wir tauschen die Ehe aus durch die Familie. Was, wenn für die Mehrheit der Menschen das Versprech-en von “privater” Erfüllung, von Fürsorge, von Intergeneratio-

nalität anderswo situiert wäre als in der Familie? Zugleich muss ich anerkennen: Bevor von einem Ich, das einmal etwas erfindet, über-haupt die Rede sein konnte, hat die Familie mich erfunden; und alle Kritik und allen Wunsch zur Veränderung muss ich im Zusammen-spiel sehen mit meiner eigenen Inkorporierung “familistischer” Moral und Sentimentalität.

Elsa Artmann und Samuel Duvoisin forschen an Wegen der ge-meinsamen Komposition in einer Übertragung der Mittel zwis-chen Tanz und Malerei. Mit diesem Herangehen, das den Umgang miteinander als zentralen kompositorischen Antrieb nutzt, blicken sie auf Konzepte von Gemeinschaft, die unser politisches Klima prägen: insbesondere Kleinfamilie und Nachbarschaft. Sie nutzen dabei das Studio und ihre gegenseitige Gesellschaft - in regelmäßi-gen Kooperationen mit der Tänzerin Diana Treder und anderen - als Ort der Befragung persönlicher Konzepte und Erfahrungen von Familie, Herkunft und Nachbarschaft. Ihre Ausbildung erhielten sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz Köln.

Page 41: Elsa Artmann und Samuel Duvoisin 2014 - 18 · Wohngemeinschaft und unser Hausrat, über den wir im Laufe von Proben und Aufführungen verfügen. Unsere Aufgabe des Versor-gens in

Elsa Artmann und Samuel DuvoisinWrangelstraße 6 51065 Köln [email protected] www.artmannduvoisin.de