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 Energiegenossenschaften Bürger, Kommunen und lokale Wirtschaft in guter Gesellschaft

Energiegenossenschaften

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EnergiegenossenschaftenBürger, Kommunen und lokale Wirtschaftin guter Gesellschaft

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Liebe Leserinnen und Leser,

die Umstellung unseres Energieversorgungssystems aufErneuerbare Energien ist klimapolitisch notwendig, öko-nomisch sinnvoll und bietet vielfältige Umsetzungsmög-lichkeiten, gerade für kleinere, dezentrale Akteure wie zumBeispiel Kommunen, Stadtwerke, Landwirte oder auch Ge-nossenschaften.

Die Genossenschaft ist ein seit vielen Jahrzehnten erprobtesregionales Beteiligungsmodell für die dezentrale Energie-erzeugung und -versorgung. Sie ermöglicht die Einbindungder Menschen vor Ort und die Vereinigung von kommuna-len und wirtschaftlichen Interessen mit dem Umweltschutz.Die Akzeptanz für den Ausbau von Kraftwerken und Netzenvor Ort wird durch die direkte Beteiligungsmöglichkeit fürEinwohner, Landwirte und regionale Wirtschaft erheblichgesteigert. Energiegenossenschaften sind keine anonymeGeldanlage, sondern ermöglichen es, an einem langfristigangelegten Gemeinschaftsprojekt selbst mit Hand anzule-gen. Sie bieten damit die Möglichkeit, unmittelbar etwas ameigenen Wohnort zu bewegen. Das investierte Geld kann sozudem erheblich zur regionalen Wertschöpfung beitragen.

Das Bundesumweltministerium verfolgt daher mit großemInteresse die zunehmende Bedeutung genossenschaftli-cher Beteiligungsmodelle gerade im Bereich der Energie-wirtschaft. Eine hierzu vergebene, wissenschaftliche Studiewird voraussichtlich Ende 2011 abgeschlossen und veröf-fentlicht werden können. Die jetzt vorgelegte gemeinsameVeröffentlichung der Agentur für Erneuerbare Energien unddes DGRV – Deutscher Genossenschafts- und Raffeisenver-band zielt in die gleiche Richtung: den genossenschaftlichenGedanken bekannt zu machen und Nachahmern Anregun-gen und Hilfestellungen zu geben. Die Broschüre dientaber nicht nur als Orientierung für Gründungsinteressierte,sondern richtet sich auch an die Öffentlichkeit, an Politikerund Journalisten. Ihnen allen wünsche ich eine interessanteLektüre.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Dr. Norbert Röttgen

Grußwortvon Dr. Norbert Röttgen,Bundesminister für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit

Inhalt

Bürger, Kommunen und lokale Wirtschaft arbeiten Hand in Hand ................................................... 4

Sonne für alleGemeinsam können Bürger größere Energieprojekte verwirklichen .......... ......................................... 6

Gemeinsam wärmenEin Dorf betreibt sein eigenes genossenschaftliches Nahwärmenetz ................................................ 10

Erfolgsfaktor KommuneEine baden-württembergische Gemeinde initiiert eine Energiegenossenschaft ................................ 14

Stark am WindRegionale Bürgergenossenschaft für Windkraftanlagen ..................................................................... 18

Mit Holz, Sinn und VerstandRichtig gerechnet: Schritt für Schritt zum Bioenergiedorf .................................................................. 22

Zehn Kommunen – ein ZielKommunen und Bürger beteiligen sich zusammen am Ausbau Erneuerbarer Energien ................. 26

Erneuerbare GroßstadtDie Energiegenossenschaft – ein Modell für die Großstadt ................................................................. 30

Wirtschaftliche Stärke und erneuerbare ZukunftDie Volkswagen Belegschaftsgenossenschaft für regenerative Energien am Standort Emden ........ 34

Regionale EnergieversorgungVon Bürgern für Bürger: Seit mehr als 100 Jahren vor Ort im Einsatz ............................................... 38

Die Gründung einer Energiegenossenschaft ........................................................................................... 42

Genossenschaft im Überblick .................................................................................................................... 44

GRUSSWORT

2 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 3

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Erneuerbare Energien schützen nicht nur dasKlima, verbessern die Versorgungssicherheitund schaffen neue Arbeitsplätze sowie Einnah-men in den Regionen. Der dezentrale Charakterder Erneuerbaren Energien bietet jedem Bürgerdie Möglichkeit, einen aktiven Beitrag zum Um-bau der Energieversorgung zu leisten: entwederdurch den Bau von eigenen Anlagen oder durcheine Beteiligung an Gemeinschaftsprojekten.

In zahlreichen Bürgergruppen, Gemeinderätenoder lokalen Wirtschaftsunternehmen habensich in den letzten drei Jahrzehnten Menschenzusammengefunden, um Erneuerbare-Energien-Projekte gemeinschaftlich in ihrer Region zu rea-lisieren. Energiegenossenschaften erfreuen sichhierbei als Organisationsform immer größererBeliebtheit. Denn Genossenschaften bieten viel-fältige Handlungs- und Gestaltungsmöglichkei-ten. Darüber hinaus gilt: Jedes Mitglied hat eineStimme. Projekte können mit vielen gleichbe-rechtigten Partnern demokratisch und lokal ver-wurzelt durchgeführt werden.

Allein in den vergangenen fünf Jahren sind inDeutschland etwa 300 erfolgreiche neue Ge-nossenschaften im Bereich der ErneuerbarenEnergien gegründet worden – Tendenz steigend.In Photovoltaik-Genossenschaften können bei-spielsweise viele Bürger mit überschaubaren

und Co. können auch Nahwärme- und Strom-netze durch Energiegenossenschaften betriebenwerden. Seit mehr als 100 Jahren sind in vielenRegionen Deutschlands Genossenschaften alsetablierte regionale Energieversorgungsunter-nehmen tätig. In jüngerer Zeit werden mit ge-nossenschaftlichen Nahwärmenetzen die an-geschlossenen Haushalte kostengünstig mitEnergie – etwa aus einer Biogasanlage – versorgt.In genossenschaftlichen Bioenergiedörfern wirddie Energieversorgung vollständig in die Hand derBürger übertragen. Vorteil bei diesem Konzept:Landwirte, Bürger und Gemeinde arbeiten Handin Hand, beschließen gemeinsam Entscheidun-gen, die sie direkt betreffen, und fördern zudemdie kommunale Wertschöpfung.Energiegenossenschaften ermöglichen das ge-

nanziellen Beträgen den Ausbau ErneuerbarerEnergien in ihrer Heimat voranbringen. Die An-lagen werden oft gemeinsam mit kommunalenEntscheidungsträgern, öffentlichen Einrichtun-gen und regionalen Banken initiiert. Dadurchkönnen auch Dachächen genutzt werden – bei-spielsweise von kommunalen Einrichtungen wieKindergärten oder Schulen –, die von Einzelnennicht genutzt werden können. Installation undWartung übernehmen oft Handwerksbetriebeaus der Region.

Neben der Energiebereitstellung durch Sonne

EINLEITUNG

Bürger, Kommunen und lokaleWirtschaft arbeiten Hand in HandDer Ausbau der Erneuerbaren Energien bringt grundlegende Veränderungen für unsereEnergieversorgung. Sichtbare Zeichen sind Windkraftanlagen in der Landschaft, Photovol taikanlagen auf den Dächern oder Bauernhöfe mit Biogasanlagen. Wärmepumpen, Pellethei zungen und Holzhackschnitzelanlagen liefern Wärme und machen ganze Dörfer unabhängigvon fossilen Energieträgern.

Genossenschaftsgründungenim Energiebereich

2006

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100

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2007 2008 2009 2010 2011

meinsame Engagement verschiedener Akteurevor Ort und vereinigen gesellschaftliche, wirt-schaftliche, kommunale und umweltpolitischeInteressen. Die Genossenschaft ist zudem einebesonders insolvenzsichere Rechtsform.

Der vorliegende Band zeigt die große Bandbreiteder Energiegenossenschaften in Deutschland –organisiert durch Bürger, Landwirte und Unter-nehmen, aber auch durch Kirchen, Solarvereine,Belegschaften und Kommunen.

2 9

16

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In Deutschland gibt es mehr als 300 Energiegenossenschaften.

4 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 5

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„Das sind Aufgaben, die man vor Ort nur ge-meinsam angehen kann“, dachten sich MichaelDiestel, Geschäftsführer beim Bayerischen Bau-ernverband im Kreisverband Rhön-Grabfeld, undKreisobmann Matthias Klöffel. „Und zwar am bes-ten mit einer Genossenschaft.“ Ihre Devise: Nichtnur über den Klimawandel debattieren, sondernpraktisch handeln. Die Genossenschaftsgründerhaben sich dabei ganz bewusst am Selbsthilfean-satz des Genossenschaftspioniers Raiffeisen ori-entiert.

Im Juni 2008 wurde die Genos-senschaft in Bad Neustadt ander Saale gegründet. Hier, imfränkischen Teil der Rhön, schie-ben Bürger gemeinsam getra-gene Anlagen zur Produktion regenerativer Ener-gien an. Privatpersonen, die sich für ErneuerbareEnergien einsetzen und ihre Nutzung mit über-schaubaren nanziellen Beiträgen unterstützenmöchten, kommen über die Genossenschaft mitGleichgesinnten zusammen. Dadurch lassen sichnicht nur nanzielle Mittel, sondern auch recht-liches und wirtschaftliches Know-how bündeln.Nicht alle können schließlich die erforderlichen

Kenntnisse und Erfahrungen mitbringen, die fürdie Errichtung und den Betrieb solcher Anlagenerforderlich sind.

Neue Standorte erschließenEine Energiegenossenschaft bündelt nicht nurBürgerinteressen, sondern motiviert zum Bei-spiel die Eigentümer von geeigneten Dachä-chen, hier eine Photovoltaikanlage installierenzu lassen. So mancher Landwirt liebäugeltzwar mit einer solchen Anlage auf dem eige-nen Scheunendach. Aufwand und Risiko sind

für ihn allein jedoch oft zugroß, wenn er dafür zusätzlichzu seiner landwirtschaftlichenTätigkeit erhebliche Investi-tionen aufbringen muss. Das

würde nicht nur den nanziellen Spielraum fürsein Kerngeschäft erheblich reduzieren. Auchdie Nebenkosten für Verwaltung und Versi-cherung sowie die mit dem Investitionsprojektverbundenen Risiken sollte man nicht unter-schätzen. In einer genossenschaftlichen Ko-operation lassen sich diese Aufgaben einfacherund besser lösen.

Genossenschaften haben einen großen Vorteil:Sie können neue Standorte erschließen, an dieEinzelne allein nicht herankommen würden. „Esgibt in den ländlichen Regionen jede Menge un-genutzte Dächer. Viele Kirchen, Supermärkte,landwirtschaftliche oder kommunale Gebäudekönnten mit Solaranlagen ausgestattet werden“,skizziert Diestel das enorme Potenzial geeigneterStandorte. Die Dachbesitzer können diese Flä-chen zur Verfügung stellen oder an die FWR ver-mieten, auch wenn sie selbst sich nicht nanziellbeteiligen möchten.

Projekte umsetzenDie erste Photovoltaikanlage der FWR wurde imNovember 2008 auf den Dächern des Stadtbau-hofs von Bad Neustadt installiert. Sie hat eineLeistung von 270 Kilowatt-Peak undwird voraussichtlich jährlich 235.000Kilowattstunden Strom erzeugen. EineAnlage dieser Größenordnung decktdamit etwa den durchschnittlichen

  jährlichen Strombedarf von 60 Privat-haushalten. Bei einer Laufzeit von 20Jahren werden etwa 4.150 Tonnen Koh-lendioxid (CO

2) eingespart. Wer sich mit

4.000 Euro an der Anlage beteiligt, trägt selbstzur Produktion von Ökostrom bei, der in etwadem jährlichen Strombedarf des eigenen Haus-halts entspricht. Das Investitionsvolumen beträgtinsgesamt knapp 1,1 Millionen Euro. Es wird zuzwei Dritteln über Fremdkapital und zu einemDrittel über Eigenkapital nanziert. Mit mindes-tens einem Anteil in Höhe von 2.000 Euro kannsich jeder Bürger von Bad Neustadt am Energie-projekt beteiligen. Pro Anteil gehen 100 Euro alsGeschäftsanteil in die Genossenschaft, die rest-lichen 1.900 Euro werden als Nachrangdarlehenmit einer Laufzeit von 20 Jahren in die Projekt-nanzierung gesteckt. Bei dem vorsichtig kalku-lierten Stromertrag beträgt die Effektivverzinsungder Beteiligung 5,5 Prozent pro Jahr. Wird dieseKalkulation in sonnenreichen Jahren übertroffen,

erhält jedes Mitglied einen Bonus vonbis zu vier Prozent.

Jeder der 38 Teilhaber an der Bad Neu-städter Solaranlage besitzt ein Energie-Sparbuch, das einem herkömmlichen

Friedrich Wilhelm Raiffeisen(1818–1888) gilt als Begründerdes Genossenschaftswesens

FRIEdRIch WILhELm RaIFFEISEN ENERGIE eG

„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ Dieser genossenschaftliche Leit satz aus dem 19. Jahrhundert ist für die Verantwortlichen der Friedrich Wilhelm RaiffeisenEnergie eG (FWR) Programm. Wie kann man dem Klimawandel begegnen? Was kann man inder Region tun, um den eigenen Energiebedarf zukünftig selbständig zu decken? Und wie kön nen umweltfreundliche und nachhaltige Lösungen zur regionalen Entwicklung beitragen?

Sonne für alleGemeinsam können Bürger größere Energieprojekte verwirklichen

Nutzen Sie die eG alsKeimzelle für weitereProjekte!“

Das Stadiondach des TSV Großbardorf wird über eine darauf installierte Photovoltaikanlage der FWR nanziert.

6 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 7

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Initiatoren und PartnerDie Initiative zur Gründung einer Ener-giegenossenschaft kann von ganz un-terschiedlichen Personengruppen aus-gehen. Neben engagierten Bürgern,die sich vor Ort für eine saubere undsichere Energieversorgung einsetzenmöchten, geht der Impuls häug vonVertretern der Kommune oder des ört-lichen Energieversorgers aus. Auch dievor Ort ansässigen Landwirte, die lo-kale Wirtschaft, wie zum Beispiel dasHandwerk, vor allem aber die Volks-banken oder Raiffeisenbanken werdenoft aktiv. Etliche Photovoltaikgenossen-schaften sind durch das Engagementder Genossenschaftsbanken initiiertworden. In vielen Fällen schließen sichauch Vertreter unterschiedlicher Be-reiche zusammen, um gemeinsameine Energiegenossenschaft zu grün-den. So wurde zum Beispiel die Ener-giegenossenschaft Paderborner LandeG auf Initiative von mehreren Volks-banken gemeinsam mit den StädtenLichtenau und Salzkotten sowie derKreishandwerkerschaft Paderborn ge-gründet. Vorteil: Es werden nicht nurverschiedene Interessen gebündelt,sondern auch kaufmännisches odertechnisches Wissen mit eingebracht.

Eigenkapital der GenossenschaftBei der Genossenschaft ist die Höhedes Eigenkapitals gesetzlich nicht fest-gelegt. Ein wesentlicher Bestandteilsind die von den Mitgliedern gezeich-neten Geschäftsanteile. Die Höhe, aberauch die zu zeichnende Anzahl dieserAnteile werden von den Mitgliederngemeinsam in der Satzung festgelegt.Damit lässt sich das Eigenkapital exi-bel an die jeweilige Situation anpassen.Neben den Geschäftsanteilen habensich bei Energiegenossenschaftennachrangige Darlehen als ergänzendesFinanzierungsmittel bewährt. Damitkönnen sich einzelne Mitgliedergrup-pen gezielt an bestimmten Energie-projekten beteiligen. Vorteil: Die unter-schiedlichen Energieprojekte mit ihrenunterschiedlichen Chancen und Risi-ken werden zwar unter dem Dach derGenossenschaft, aber nicht gemein-sam aus einem „Topf“ nanziert.In der Friedrich Wilhelm RaiffeisenEnergie eG ist eine Mindestbeteiligungvon 2.000 Euro vorgesehen. Davonwerden 100 Euro als Geschäftsanteilgezeichnet und 1.900 Euro als nach-rangiges Darlehen für ein bestimmtesEnergieprojekt vergeben. Die Ausge-staltung des Eigenkapitals sollte ge-meinsam mit dem Genossenschafts-verband entwickelt werden.

Sparbuch nachempfunden ist. Die Mitgliedererhalten jährlich einen Kontoauszug, den sie indas Energie-Sparbuch einkleben können. Daraufwerden für jedes Jahr Zinsen und CO2-Einspa-rung festgehalten sowie Plan- und Ist-Größengegenübergestellt. Eine pfge Idee, die zugleichdie Geldanlage und den eigenen Beitrag zum Um-weltschutz sichtbar macht.

Ressourcen vor Ort nutzenDie Produktion Erneuerbarer Energien soll zu-gleich die Region unterstützen. „Unser Credolautet: Ressourcen vor Ort nutzen und den Ge-winn daraus wieder den Bürgern und Kommunenvor Ort zugute kommen lassen“, erklärt Diestel.„Damit folgen wir dem alten Leitspruch der Dar-lehenskassenvereine: ‚Das Geld des Dorfes demDorfe’.“ Dementsprechend werden die techni-schen Anlagen von Handwerksunternehmen ausder Region montiert und gewartet. Die Finan-zierung erfolgt über ein regionales Bankinstitut.Auch die nanzielle Beteiligung an der Solaranla-ge wurde zuerst den Bad Neustädtern, dann erstden Bewohnern des Landkreises und schließlichauswärtigen Interessenten angeboten. ‚Zwiebel-schalenprinzip’ nennen dies die Initiatoren. Dabeiwird stets darauf geachtet, so viele Menschenwie möglich und zugleich so wenige wie nötig zubeteiligen. Die Gemeinde protiert ebenfalls: vonzusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen.

Ein großer Vorteil des genossenschaftlichenModells ist die begrenzte Haftung auf die Höheder Beteiligung. „Es schläft sich einfach ruhi-ger, wenn bei solchen kapitalintensiven Projek-ten regelmäßig ein Sachverständiger über dieBücher schaut“, weiß Diestel. Der Sachverstän-dige ist in diesem Fall der regionale Genossen-schaftsverband, der die kaufmännischen Belange

aller Mitglieder im Blick behält. „Die Prüfungdurch den Genossenschaftsverband ist für uns einwichtiges Werbeinstrument. Wir verbinden damitein Qualitätsversprechen, das besonders wichtigfür das Vertrauen der Bürger ist“, so Diestel.

Um die Förderung der Region geht es auch bei ei-nem anderen Projekt: Das dringend erforderlicheStadiondach des TSV Großbardorf wird über einePhotovoltaikanlage nanziert. Das Tribünendachgehört zu den Auagen, die der DFB den Vereinenin höheren Fußballligen erteilt. Das Dach wirdgebaut, von der Genossenschaft angemietet undals Kraftwerksstandort genutzt. Der Mietpreisverringert zwar die Rendite für den Einzelnen, da-für kann der TSV Großbardorf jedoch wieder imheimischen Stadion spielen. Jeder, der mitmacht,erhält zudem eine Dauerkarte für alle Heimspie-le. So protieren alle: der Fußballfan, der Vereinund die Umwelt.

Diestel hat bereits weitere Pläne: „MittelfristigesZiel ist es, die Friedrich Wilhelm Raiffeisen Ener-gie eG so weit auszubauen, dass die Bürger derRhön ihren selbst produzierten Ökostrom nutzen.Dazu werden wir uns zukünftig nicht nur auf dieSonnenenergie beschränken.“ 

FRIEdRIch WILhELm RaIFFEISEN ENERGIE eG

TIPP TIPP

Historische Werbetafel der Darlehenskassenvereine

8 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 9

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Gemeinsam wärmenEin Dorf betreibt sein eigenes genossenschaftliches Nahwärmenetz

„Der Impuls für unser Nahwärmenetz ging da-mals von zwei Landwirten aus, die in eine Bio-gasanlage investiert hatten“, erinnert sich Dr.Frank Heblich, heute ehrenamtlicher Vorstands-vorsitzender der Energieversorgung Honigsee eG.Das Biogas wird über zwei Blockheizkraftwerkeverstromt, für die dabei anfallende Abwärme gabes jedoch zunächst kein Nutzungskonzept. „EinesAbends saßen wir mit einigen Einwohnern und

ENERGIEVERSORGUNG HONIGSEE eG

dem Bürgermeister im Garten und diskutier-ten, ob man die Wärme nicht zum Beheizen vonWohnhäusern nutzen könnte.“

Eine Handvoll engagierter Bürger ging der Sa-che auf den Grund und organisierte einen Besuchdes Bioenergiedorfs Jühnde. „Wir hatten anfangskeine Vorstellung, was auf uns zukommen würdeund wie wir konkret anfangen sollten. Wir konnten

also viel von anderen lernen“, so Heblich. Vor Ortin Jühnde haben sich die Initiatoren von den Mög-lichkeiten überzeugen lassen. Jetzt mussten sienoch die Einwohner von Honigsee dafür gewinnen.Zuallererst fragten sie den jährlichen Verbrauch anHeizöl beziehungsweise Gas ab. Damit hatten sieeine grobe Kalkulationsbasis und einen Bausteinfür eine wirtschaftliche Machbarkeitsstudie.

Bürgerengagement rechnet sichErste Berechnungen ergaben eine Investitions-summe von mehr als einer Million Euro. DieGemeinde selbst konnte den Betrag nicht alsalleiniger Investor aufbringen und auch regiona-le Stadtwerke und Energieversorger lehnten dasAngebot ab. Heblich: „Denen war das nanziel-le Risiko viel zu hoch. Sie stellten nüchtern fest,dass es sich nicht rechnen würde.“ Also musstendie Bürger die Sache selbst in die Hand nehmen.Mit Erfolg: Die Honigseer haben sich mit viel eh-renamtlicher Tätigkeit für das eigene Nahwärme-netz eingesetzt.

Die Initiatoren hatten im Vorfeld mehrere Infor-mationsveranstaltungen abgehalten, um die Ein-wohner für das gemeinsame Nahwärmenetz zugewinnen. Sie konfrontierten ihre Nachbarn offenund ehrlich mit der Devise „Ganz oder gar nicht“.Damit sich die Anlage rechnen konnte, muss-te jeder freiwillig seine Ölheizung stilllegen undsich zur Wärmeabnahme über das neue Netz ver-pichten. „Das löste in vielenKöpfen die Befürchtung aus,in einem kalten Winter wo-möglich ganz ohne Heizungdazustehen“, so Heblich.

Doch diese Befürchtungenkonnten ausgeräumt werden, schließlich gab esviele gute Argumente für das gemeinsame Netz:etwa die Unabhängigkeit von großen Energiever-sorgern und die immer weniger kalkulierbarenPreise für fossile Brennstoffe. Auch die Vorstel-lung, die alte, meist großvolumige Heizungsanla-ge im Keller gegen eine kleine Übergabestationzum Wärmenetz auszutauschen, kam gut an. Derzusätzliche Raumgewinn und ein verbesserter

Wohnkomfort erleichterten somit die Investitions-entscheidung. Vielen war es zudem wichtig, sichfür eine saubere und klimaschonende Energieer-zeugung zu engagieren. Vor allem aber lockte dieAussicht auf niedrige und transparente Heizkos-ten.

Information und TransparenzDas Rohrnetz wurde im Spätsommer 2007 ver-

legt. Während der viermo-natigen Bauzeit wurden dieBürger in wöchentlichen In-formationsveranstaltungenüber Baufortschritt und Be-einträchtigungen aufgeklärt.„Wir haben mit den Anwoh-

nern rechtzeitig über Straßensperrungen oderBaulärm gesprochen. Letztendlich war die akti-ve und vorausschauende Information wesentlichfür die Akzeptanz bei den betroffenen Mitbürgern– auch wenn es mal nicht planmäßig lief“, resü-miert Heblich. „Wir sind in der Bauphase immerwieder auf Planungslücken gestoßen, die Geldund Zeit gekostet haben. Ob das nun Findlingeunter der Straße oder nicht geplante Bohrungen

Blickrichtung Luftbild

Informieren Sie dieBeteiligten rechtzeitig und

umfassend!“

Die Gelegenheit war günstig: Am Rande der schleswig holsteinischen Gemeinde Honigseewurde eine Biogasanlage errichtet, deren Abwärme für das Beheizen von Gebäuden genutztwerden konnte. Doch weder die Kommune noch ein Energieversorger kamen als Betreiberdes Energienetzes in Frage. Es musste von den Bürgern selbst in die Hand genommen wer den. Wie aber überzeugt man 450 Menschen? Und mit welchen Hürden muss man rechnen?

38 Häuser der Gemeinde Honigsee wurden in 2007 an das eigene Nahwärmenetz angeschlossen.

Ein Großteil der Bauarbeiten am Nahwärmenetz erfolgte in Eigen-initiative.

10 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 11

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durch Hauswände gewesen sind.“ Auch dieseVerzögerungen und nicht einkalkulierten Kostenwurden offen und transparent dargelegt.

Für die Akzeptanz des eigenen Nahwärmenet-zes war schließlich auch die Rechtsform wichtig:„Wenn man viele Bürger beteiligen möchte, bür-gerschaftliches Engagement und Eigeninitiativegroß geschrieben werden und der Normalver-diener genau so viel zu sagen haben soll wie derMillionär, dann bleibt nur die Genossenschaft“,erläutert Heblich. Die Genossenschaft ist demo-kratisch strukturiert, das heißt, alle Mitgliederhaben unabhängig von der Höhe ihrer Beteili-gung nur eine Stimme und damit das gleicheMitspracherecht. Sie kann somit auch nicht voneinem externen Investor aufgekauft werden. EineGenossenschaft wird professionell von einemVorstand und einem Aufsichtsrat geführt und istmit einer Insolvenzquote von nur 0,1 Prozent diesicherste Rechtsform in Deutschland. Dazu trägtauch die Beratung und Prüfung durch den Genos-senschaftsverband bei.

Kosten auf mehrere Schultern verteiltDie gesamte Investitionssumme konnte schließ-lich auf 630.000 Euro reduziert werden, vor allemweil die Bürger viele Arbeiten selbst durchführten.So hoben sie zum Beispiel die Hausanschluss-gräben für die Rohrleitungen auf den eigenenGrundstücken selbst aus. Außerdem hatte die Ge-meinde schon Jahre zuvor geplant, die Straßen-beleuchtung zu erneuern. Die Aushubarbeitendafür konnten nun mitgenutzt werden. Gemein-de und Genossenschaft sparten dadurch jeweils30.000 Euro. Ein Großteil des Rohrnetzes wurdezudem auf unbebauten Wiesengrundstücken undRandächen verlegt.

Die Finanzierung des Wärmenetzes wurde aufmehrere Schultern verteilt. Zum einen zeichnetendie Mitglieder Geschäftsanteile der Genossen-schaft – mindestens 15 Anteile zu 100 Euro. Aufdiese Weise kamen etwa 65.000 Euro Eigenkapi-tal zusammen. Zum anderen beteiligte sich dieKommune mit rund 100.000 Euro an der Genos-senschaft. Aus der Gemeinderücklage wurden

Genussscheine von der Genossenschaft gekauft,die mit drei Prozent über dem Basiszinssatz ver-

zinst und spätestens nach 20 Jahren zurückge-zahlt werden. Darüber hinaus wurde eine Förde-rung von 100.000 Euro – eine Investitionshilfe desSchleswig-Holstein-Fonds – bewilligt. Den restli-chen Betrag stellte die örtliche Raiffeisenbank alsKredit zur Verfügung.

Am 1. Oktober 2007 war es dann soweit: DasNahwärmenetz wurde mit 38 Häusern und 54Wohneinheiten in Betrieb genommen. Die Mitglie-der zahlen seither 3,8 Cent pro Kilowattstunde ab-genommene Wärme und eine monatliche Grund-gebühr von 12 Euro. „Unsere Energiekosten sind so

Steuervorteil bei RückvergütungBei einigen Energieprojekten erhaltendie Mitglieder direkt von ihrer Genos-senschaft Leistungen. Die Mitgliedereines Nahwärmenetzes beispielswei-se beziehen Wärme und bezahlen dievon der Genossenschaft dafür aus-gestellten Rechnungen. Da das Leis-tungsentgelt zumeist sehr vorsichtigkalkuliert wird, entstehen bei der Ge-

nossenschaft oft Überschüsse. DieMitglieder haben dann zu viel für dieLeistungen bezahlt. Diese „Kalkulati-onsüberschüsse“ werden steuerrecht-lich nicht als Gewinn erfasst, wenn siean die Mitglieder ausbezahlt (rückver-gütet) werden. Dann vermindert sichdas zu versteuernde Ergebnis der Ge-nossenschaft. Die Rückvergütung wirdwie eine Betriebsausgabe behandelt.Auch bei den Mitgliedern fallen keineSteuern an. Die Rückvergütung wirktwie eine nachträgliche Preissenkung.Voraussetzung für diesen steuerlichenVorteil ist, dass die Überschüsse ausdem direkten Geschäft mit Mitgliedernentstanden sind, die Rückvergütung andie Höhe des jeweiligen Mitgliederum-satzes gekoppelt wird (und nicht an diegezeichneten Geschäftsanteile) und dieAuszahlung spätestens zwölf Monatenach dem Ende des Wirtschaftsjah-res erfolgt ist. Bei Fragen rund um diegenossenschaftliche Rückvergütungstehen die Genossenschaftsverbändeberatend zur Seite.

Bioenergiegenossenschaften Wachstein

Im bayerischen Wachstein haben sich Bürger undLandwirte zusammengeschlossen, um gemein-sam über eine Biogasanlage Strom zu erzeugen.Zu diesem Zweck gründeten sie gleich drei Ge-nossenschaften: Die NaWaRo-Liefergenossen-schaft eG, die die Biogasanlage mit nachwach-senden Rohstoffen versorgt, die WachsteinerBio-Energie eG, die die Biogasanlage betreibt, so-wie die Wachsteiner Stromgenossenschaft eG, die

den aus dem Biogas produzierten Strom vertreibt.Dieser dreiteilige Aufbau hat vor allem einensteuerlichen Hintergrund. Mit der Liefergenos-senschaft werden die landwirtschaftlichen Er-zeuger von der gewerblichen Energieproduktiongetrennt, aber auch die Ressourcen (sowohl dieMenge als auch die Preise) für die Stromerzeu-gung gesichert. Die Bio-Energie eG befasst sichausschließlich mit der Verwertung der landwirt-schaftlichen Produkte der Mitglieder (panzlicheoder tierische Abfälle) zur Energieproduktion.Als landwirtschaftliche Verwertungsgenossen-schaft ist sie von der Körperschaftsteuer befreit,solange ausschließlich Landwirte an ihr beteiligtsind und von ihnen erzeugte Rohstoffe verwertet

werden. Die Stromgenossenschaft vertreibt denStrom an die Netzbetreiber. Da die Bioenergie-genossenschaft an der Stromgenossenschaft alsMitglied beteiligt ist, kann der in der Strom eGentstehende Überschuss aus dem Stromverkaufan die Bioenergie eG rückvergütet werden. Hiersteht er für Ausschüttungen beziehungsweiseweitere Rückvergütungen an die NaWaRo-Lie-fergenossenschaft zur Verfügung. Die Lieferge-nossenschaft kann aus der Rückvergütung nunihrerseits eine nachträgliche Preisverbesserungfür das angelieferte Substrat gewähren. Die Ge-nossenschaften können in dieser Konstellationvon denselben Personen gegründet und derenOrgane mit denselben Personen besetzt werden.

niedrig, dass am Ende sogar die Einwohner mitge-macht haben, die gerade erst vor einem dreiviertel

Jahr ihre Ölheizung erneuert hatten“, so Heblich.Der CO2-Ausstoß der Gemeinde wird durch dasNahwärmenetz um etwa 30 Prozent gesenkt.

Nachahmern empehlt Heblich neben der Infor-mation und Transparenz sowie der aktiven Betei-ligung der Mitbürger vor allem den Besuch vonerfolgreichen Bioenergiegemeinden. „Man musssich die Zeit nehmen und mit erfahrenen Initiato-ren sprechen, die selbst in der gleichen Anfangs-situation gewesen sind. Dann begeht man einfachweniger Fehler, die am Ende viel Geld kosten kön-nen.“

ENERGIEVERSORGUNG HONIGSEE eG

SO GEhT‘S aUchTIPP

NaWaRo Liefergenossenschaft eGVersorgung der Biogasanlage

mit nachwachsenden Rohstoffen

Wachsteiner Bioenergie eGBetrieb der Biogasanlage

Wachsteiner Stromgenossenschaft eGStromvertrieb

Mitgliedschaft Rückvergütung

Mitgliedschaft Rückvergütung

12 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 13

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Erfolgsfaktor KommuneEine baden württembergische Gemeinde initiiert eineEnergiegenossenschaft

Kommunen können maßgeblich zum Erfolg einer Energiegenossenschaft beitragen und beider Realisierung von Erneuerbare Energien Projekten mit den Bürgern zusammenarbeiten.Allerdings müssen dabei die jeweiligen Vorgaben des Landes beachtet werden, beispiels weise die Gemeindeordnung. Wie kann die Kommune engagierte Bürger unterstützen? Wiekann es Regionen gelingen, sich künftig eigenständig mit Energie zu versorgen? Und wie wirdeine Kommune selbst zum Initiator einer Energiegenossenschaft? Die Gemeinde Weissachim Tal macht es vor.

sehr begrenzte Möglichkeiten, sich nanziell ander Genossenschaft zu beteiligen. So schreibtdie Gemeindeordnung von Baden-Württembergunter anderem vor, dass die Kommune im Vor-stand vertreten sein muss. Da Geschäftsführungund Aufsichtsrat der Genossenschaft aber immererst nach der Gründung gewählt werden, bestandhier zunächst ein Konikt. Außerdem wollte sichdie Gemeinde Weissach im Tal ursprünglichmit einem höheren Betrag beteiligen, als sie esdann getan hat: Die Kommunalaufsicht hatteEinspruch eingelegt. „Schließlich hat sich dieGemeinde mit 5.000 Euro beteiligt“, sagt RudolfScharer, Gemeinderatmitarbeiter und Leiter derGeschäftsstelle der Energiegenossenschaft in

Weissach im Tal.

Nach der Einigung mit der Kommunalaufsicht ver-anstaltete die Kommune einen Informationsabendfür die Bürger. „Wir haben die Gründung der Ge-nossenschaft bereits am selben Abend durchge-führt. Da waren die Informationen noch präsentund die Bürger mussten nicht extra zu einem zwei-ten Treffen kommen“, erklärt Scharer. 79 Bürgerbeteiligten sich schon an diesem ersten Tag.

Die Energiegenossenschaft wächstDie Genossenschaft wurde im November 2008 ge-gründet. Bereits im Monat darauf wurden die ers-ten drei Photovoltaikanlagen installiert. Die dafürnotwendigen Dächer stellte die Gemeinde zurVerfügung. Sie unterstütztedamit das Engagement derBürger ohne großen nanzi-ellen Aufwand. Die drei Anla-gen aus Dünnschichtmodu-len benden sich auf einemGerätehaus der Feuerwehrin Aichholzhof, auf der Grundschule Oberweis-sach sowie auf einer neuen Halle des Bauhofs inBruch. Alle Dächer sind in kommunaler Hand undwerden der Energiegenossenschaft mietfrei zurVerfügung gestellt.

Die Energiegenossenschaft ist bereits mit 107.000Euro gestartet. Bis Dezember, also innerhalbeines Monats, wurden 394.000 Euro gezeichnet.

ENERGIEGEMEINSHAFT WEISSAHER TAL eG

Im August 2011, drei Jahre nach der Gründung,liegt die Mitgliederzahl der Energiegenossen-schaft bereits bei 239 – Tendenz steigend. Mehrals 14.000 Geschäftsanteile zu je 50 Euro wurdendurch die Bürger eingebracht. Davon wurden vor-wiegend auf Dächern kommunaler Gebäude zehnPhotovoltaikanlagen errichtet, die pro Jahr etwa330.000 Kilowattstunden Strom produzieren.

Doch trotz der Millionenbeträge, die als gesam-te Investitionssumme zu Buche stehen, ist dieEnergiegenossenschaft eine Beteiligungsmög-lichkeit für alle Bürger. So ist das jüngste Mitgliedgerade einmal sieben Jahre alt. Zwischenzeitlichkonnten wegen der hohen Nachfrage sogar keine

neuen Mitglieder aufgenommen werden: Für dievorhandenen Summen gab es keine Dachächenmehr. Doch auch hier griffen Bürgermeister undGemeinderat wieder unterstützend ein.

Die Energiegenossenschaft zahlt sich aus„Für uns gehörte einfach eine gehörige PortionIdealismus dazu“, sagt Rudolf Scharer. Trotz-dem sollte auch die betriebswirtschaftliche Sichtnicht ganz aus den Augen gelassen werden, denneine Genossenschaft ist in erster Linie ein Wirt-schaftsunternehmen. Mit einer erwarteten Ren-dite von etwa vier Prozent über eine Laufzeit von20 Jahren muss sich die EnergiegemeinschaftWeissacher Tal eG nicht verstecken. Da es sichbei den meisten Gründern von Genossenschaf-

ten aber nicht um gelernteBetriebswirte handelt, istdie Expertise des regionalenGenossenschaftsverbandesund der örtlichen Raiffei-senbank eine entscheidendeHilfe. Zugleich garantiert sie

den hohen Standard des Wirtschaftsunterneh-mens Energiegenossenschaft.

„Die Beratung des regionalen Genossenschafts-verbandes sollte man unbedingt in Anspruchnehmen“, rät Scharer. Da beispielsweise bei derGestaltung der Satzung viele Regelungen für jedeGenossenschaft individuell festgelegt werden, istdie Erfahrung von außen sehr hilfreich. Aber auch

„Es war uns besonders wichtig, jedem Interes-senten aus der Region die Möglichkeit zu geben,bei diesem Projekt mitzuwirken. Deshalb habenwir als Beteiligungsmodell die gleichberechtigteund damit demokratische und weithin akzeptierteForm der Genossenschaft gewählt“, erklärt derBürgermeister von Weissach im Tal, Ian Schölzel.Er ist zugleich ehrenamtlicher Aufsichtsratsvor-sitzender der Energiegenossenschaft. Als sol-cher kann Schölzel einerseits öffentliche Belangeeinbringen. Andererseits erfährt er von neuen

Planungen und Projekten aus erster Hand. DieInformationswege sind dadurch sehr kurz und dieProjekte lassen sich schneller umsetzen.

Eine Energiegenossenschaft wird gegründetDie Gründungsphase der Energiegenossenschaftverlief zügig, da die örtliche Raiffeisenbank denFinanzplan und die Satzung gemeinsam mit demGemeinderat und dem Genossenschaftsverbandrasch fertigstellte. Die Kommune selbst hatteallerdings aufgrund der Gemeindeordnung nur

Nutzen Sie die Kompetenzder örtlichen Volksbanken

Raiffeisenbanken!“

Kommunen können für genossenschaftliche Energieprojekte Starthilfe leisten.

14 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 15

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TIPP

SO GEhT‘S aUch in kaufmännischer Hinsicht hilft der Verband beider Planung. Dadurch wird die Unternehmens-form der Genossenschaft zu einem sicherenRahmen, um das Engagement der Bürger fürdie Erneuerbaren Energien in konkrete und wirt-schaftlich sinnvolle Projekte zu lenken. Aber nichtnur externe Expertise sollte bei genossenschaft-lichen Unternehmen hinzugezogen werden. Auchdie internen Stärken tragen zu einer erfolgrei-chen Energiegenossenschaft bei. „Der Vorstandund eventuell auch der Aufsichtsrat sollten mitfachkundigen Personen besetzt werden“, betontScharer. Kaufmännisches und auch technischesKnow-how sind in jeder Genossenschaft gefragt.

Kommune und Genossenschaft arbeiten Handin HandIhren Erfolg verdankt die EnergiegemeinschaftWeissacher Tal auch dem kommunalen Enga-gement für das Unterfangen. „Man sollte vorabKontakt mit der Kommunalaufsicht aufnehmenund so früh wie möglich den Bürgermeister fürdie eigene Sache gewinnen“, rät Scharer. DieMöglichkeiten der Kommune beginnen schon beider Bereitstellung von Dachächen. Diese Flä-

chen sind im Vergleich zu denen privater Eigentü-mer oft größer und als Kraftwerksstandort bessergeeignet. Über eine Energiegenossenschaft kannhingegen viel mehr regionales Beteiligungskapi-tal bereitgestellt werden, als dies durch die Kom-mune selbst oder einen einzelnen Investor ausder Region möglich wäre.

„Am Anfang der gemeinschaftlichen Gründungeiner Energiegenossenschaft gibt es für dieGründer viele neue Aufgaben“, resümiert Scha-rer. Der Blick zurück macht deutlich: Die Kom-munen können einen entscheidenden Beitrag fürden erfolgreichen Start einer Energiegenossen-schaft liefern, auch indem sie als oder zusam-

men mit Experten die notwendige Vorarbeit leis-ten und durch Veranstaltungen informieren. DieKommune kann also nicht nur ideelle, sonderninsbesondere infrastrukturelle Unterstützungleisten. Umgekehrt ermöglichen Energiegenos-senschaften gerade in kleinen Kommunen ohneGemeinde- oder Stadtwerk die Umsetzung kon-kreter Projekte. Energiegenossenschaften wiedie Energiegemeinschaft Weissacher Tal zeigen,dass eine Versorgung mit Erneuerbaren Energien

FernwärmegenossenschaftMarktoberdorf eGIn der Kreisstadt Marktoberdorf imAllgäu übernehmen gleich mehrereGenossenschaften die Versorgung mitHeizwärme. Aus einer Futtertrock-nungsanlage wird die Restwärme andie Fernwärmegenossenschaft Markt-oberdorf eG geliefert. Mitglieder dieserZentralgenossenschaft sind wiederum

die Kommune Marktoberdorf mit 60Prozent Stimmenanteil sowie eine Bür-gergenossenschaft und eine Nutzerge-nossenschaft mit jeweils 20 ProzentStimmenanteil.Diese Konstruktion hat gleich mehrereVorteile für alle Beteiligten: Sie bündeltgemeinsame Interessen unter einemDach, voneinander abweichende Inte-ressen bleiben hingegen selbständig.Der starke Anteil der Kommune ge-währleistet die Sicherheit des Projektsund die Wahrnehmung der öffentlichenInteressen. Entscheidungsprozessewerden beschleunigt, ohne dass derStadthaushalt belastet wird.Die Kombination mehrerer Genossen-schaften hat zudem steuerliche Vortei-le: Die Betreibergenossenschaft darfihren Überschuss, den sie aus dem Ge-schäft mit der Nutzer eG erwirtschaf-tet, als Betriebsausgabe behandeln.Dadurch entfällt die Besteuerung derGenossenschaft. Die verteilten Über-schüsse sind beim Mitglied (Privat-personen) nicht zu versteuern.

Fernwärme Marktoberdorf eG(Netzbetreiber)

• Betrieb und Unterhalt von Fernwärmenetz, Wärmeerzeugungs- und -versorgungsanlagen sowieEnergieberatung

• Versorgung der Mitglieder mit Energie

20 % Stimmenanteil 20 % Stimmenanteil 60 % Stimmenanteil

Bürger eG(Kapitalgeber)

• Akquisition und Verwaltungvon Bürgerkapital zurFinanzierung der Fern-wärme Marktoberdorf eG

Nutzer eG(Vertriebsgesellschaft)

• Versorgung der Mitgliedermit Wärme/Energie

• Unterstützung der Mitgliederin allen Belangen der Ver-sorgung mit Wärmeenergie

• Errichtung, Beteiligung undVerwaltung der Beteiligungan der Fernwärme Markt-oberdorf eG

Kommune Marktoberdorf

• Gewährleistung derSicherheit desProjekts und derInteressen aller

aus Bürgerhand realisiert und so der Weg in einedezentrale Energieversorgung geebnet werdenkann. Alle Einwohner in Weissach im Tal protie-ren von den zusätzlichen Steuereinnahmen, denAufträgen für Planung und Handwerk, den nach-folgenden Investitionen und nicht zuletzt demKlimaschutz.

ENERGIEGEMEINSHAFT WEISSAHER TAL eG

16 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 17

Versammlungen, Information undTransparenzKommunen können Initiator bei der Gründungvon Energiegenossenschaften sein. Eine dergrößten Stärken von Kommunen ist die Fähig-keit zu informieren und zu moderieren. In Bür-gerversammlungen, auf Informationsabendenund auf dem Marktplatz können Kommunenden Stand der Planung präsentieren und ver-schiedene Interessen im Ort zusammenbrin-gen. Den Bürgern eröffnen sie die Möglich-keit, Fragen zu stellen, aber auch ihre eigenenVorstellungen und Erfahrungen einießen zulassen. Denn eine Genossenschaft lebt immerauch vom Vorwissen ihrer Teilhaber. Und durchdie Einbindung der Bürger im Vorfeld könnenzeitraubende und grundlegende Diskussionenim Nachgang vermieden werden. Ein weitererzentraler Bestandteil des kommunalen Engage-ments bei der Gründung einer Genossenschaftist die Teilhabe. Durch die Beteiligung der Kom-mune wird die Transparenz der Projekte garan-tiert. Bürgerkraftwerke mit hoher regionalerTeilhabe zeichnen sich durch Akzeptanz aus, dadie Bürger sowohl eng an der Planung als auchnanziell am Ertrag beteiligt sind. Kommunenkönnen auch in Genossenschaften die grund-sätzlichen Entscheidungen bestimmen.

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Stark am WindRegionale Bürgergenossenschaft für Windkraftanlagen

„Wer draufschaut, soll auch den Nutzen haben“,sagt Micha Jost, Vorstand der Energiegenos-senschaft Starkenburg eG. Jost war schon seit

geraumer Zeit von der Idee begeistert, in seinerHeimatregion nicht mehr nur Photovoltaikanlagenüber eine Bürgergenossenschaft zu realisieren.Auch für Windräder, die hinsichtlich Finanzierung,Planung und Bau wesentlich aufwändiger sind,schwebte ihm dieses Modell vor. Beim ersten ge-nossenschaftlichen Bürgerwindrad half der Zufall:Für eine bereits genehmigte Windkraftanlage aufdem Gebiet der Gemeinde Seeheim-Jugenheimwurde noch eine Finanzierung gesucht.

Das Genossenschaftsmodell schafftAkzeptanzAuf der „Neutscher Höhe“ waren seit längerer Zeitzwei Windräder geplant. „Die öffentliche Meinungin der unmittelbaren Nachbarschaft war eindeutiggegen das Vorhaben und auch die lokale Pressewar sehr zurückhaltend“,sagt Jost, der hauptberuich

als Umweltbeauftragter ei-ner südhessischen Gemein-de tätig ist. „Wir sind am An-fang gewissermaßen gegenden Wind gestartet.“ Doch als die Bürger der an-grenzenden Gemeinden Seeheim-Jugenheim, Mo-dautal und Mühltal die Möglichkeit bekamen, sichüber die Genossenschaft an der Windkraftanlagezu beteiligen, stieg die Akzeptanz für das ProjektWindSTARK 1. 230 Menschen der Region haben indas Windrad investiert. Fast die Hälfte von ihnensind Anwohner aus der unmittelbaren Umgebung.

Die Energiegenossenschaft wurde im Dezember2010 in Heppenheim gegründet. Sie versteht sichals ein politisch neutraler Zusammenschluss von

Menschen, die in der Region Starkenburg die re-generative Energieerzeugung voranbringen wol-len. „Wir sind bestrebt“, so Jost, „zunächst immerdie Menschen einzubinden, die in der Nähe zu denProjektorten wohnen.“ Vor allem sollen Mitbürgerinvolviert werden, die über kein eigenes Hausoder das Kapital für eine eigene Anlage verfügen.

Da von Anfang an die Windenergie mit ihrem ver-gleichsweise hohen Bedarf an Eigenkapital imFokus stand, wählte man bewusst einen regiona-len Ansatz. Dadurch sollten möglichst viele Men-schen in mehreren Kommunen erreicht werden.„Wir waren sehr überrascht, wie viel privates Ver-mögen in unserer Region vorhanden ist und mitwelcher Bereitschaft die Menschen in die neueGenossenschaft investiert haben“, sagt Jost.

Auch der Aufwand für ein

Windenergieprojekt ist fürgewöhnlich nicht mit demfür eine Photovoltaikanlagezu vergleichen. Komplexes

Planungsrecht, langwierige Genehmigungsver-fahren, technischer und juristischer Sachver-stand, aufwändige Wartung und Reparatur sowieVersicherungen und Betriebsführung machenWindkraft wesentlich anspruchsvoller als alleanderen regenerativen Energien. Etwa zwei Jahremuss man von der Planung bis zur Umsetzungrechnen. Aus dem Stand kann eine neue Genos-

Den Ausbau regenerativer Energien befürworten viele Menschen. Die Zustimmung gerät je doch immer wieder ins Wanken, wenn ein Energieprojekt vor der eigenen Haustür umgesetztwerden soll. Vor allem die Windkraft stößt vielerorts auf Widerstand der Anwohner. Eine Re gion in Südhessen hat mit der Gründung einer Genossenschaft einen nüchternen und prag matischen Umgang mit der Klima schonenden Energieform gesucht.

ENERGIEGENOSSENSHAFT STARKENBURG eG

Beziehen Sie die Bürger

ein, die in der Nähe zu denProjektorten wohnen.“

Energiegenossenschaften steigern dieAkzeptanz für Projekte wie Windpaks, dadie Bürger vor Ort eingebunden werden.

ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 1918 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN

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TIPP

Schrittweise die ÖffentlichkeitinformierenJede Gründung einer Genossenschafthat ihre Besonderheiten. In vielen Grün-dungssituationen kann es aber sinnvollsein, stufenweise mit dem Gründungs-vorhaben an die Öffentlichkeit zu gehen.So ist es bei vielen Gründungsvorhabenvon Vorteil, wenn die Initiatoren im „klei-nen Kreis“ die konkrete Ausgestaltungder Genossenschaft – insbesondere dieSatzung – besprechen und über die Rege-lungen abstimmen. Ausgenommen hier-von sind Energieprojekte, bei denen vonAnfang an mit einer großen Mitglieder-zahl gestartet werden sollte. Bei einemNahwärmenetz beispielsweise steht undfällt die Realisierung des Energieprojektsmit der Gründung der Genossenschaftund der entsprechenden Anzahl ange-schlossener Häuser. Bei allen anderenEnergieprojekten bietet es sich an, dasserst in einem zweiten Schritt die Bürgerin größerem Umfang angesprochen wer-den. Auf einer Internetseite sollten vorabdie wichtigsten Fragen und Antwortensowie Ansprechpartner benannt werden,damit die Anfragen möglichst gut kana-lisiert werden. Mit diesen Informationenund dem Bericht über die Gründung kannanschließend die Presse und damit dieBevölkerung in der Region informiertwerden. Hierbei ist eine Frist sinnvoll, biszu der sich die potenziellen Mitgliedermelden und die Höhe ihrer gewünschtenBeteiligung angeben können. Damit wirdsichergestellt, dass bei großem Interessemöglichst viele Beitrittswillige mit Antei-len bedacht werden können.

senschaft dies in der Regel nicht leisten. Deswe-gen arbeiten die Starkenburger mit einem sehrerfahrenen Projektentwickler aus Heppenheimzusammen.

Seriöse KalkulationGanz ohne Gegenwind ging es bei WindSTARK 1allerdings auch trotz der genossenschaftlichen Be-teiligung nicht. Nach einer abschließenden Klärungdurch das Verwaltungsgericht Darmstadt war esdann aber soweit: Auf der Neutscher Höhe wurdeam 30. Juli 2011 der erste Spatenstich für das Wind-rad gesetzt. Etwa fünf Millionen KilowattstundenStrom werden hier jährlich erzeugt. Damit könnenrechnerisch 1.250 Haushalte mit Strom versorgtwerden. Jedes Jahr werden rund 2.800 Tonnen CO2eingespart. Das Finanzierungsvolumen von Wind-STARK1 beträgt rund 3,5 Millionen Euro.

Als „Aufwärmübungen“ bezeichnet Jost hinge-gen die Photovoltaikanlagen der Genossenschaft.Sie wurden wenige Wochen vor dem Baubeginndes Windrads realisiert. SolarSTARK 1 heißt eineAnlage auf dem Dach einer Firmenwerkshalle inHeppenheim mit 140 Kilowatt-Peak. Das ProjektSolarSTARK 2 mit 19,5 Kilowatt-Peak wurde aufder neu sanierten Bürgerhalle in Ober-Lauden-bach installiert. Gemäß der eingangs erwähntenPhilosophie der Starkenburger wurde die Betei-ligung in erster Linie den Heppenheimern bezie-hungsweise Ober-Laudenbachern angeboten.

Zur Philosophie der Genossenschaft gehört esauch, dass vorsichtig kalkuliert wird. Jost: „Wirgarantieren den Menschen lieber weniger, als siemit überhöhten Renditeerwartungen im Nachhi-nein zu enttäuschen. Da wir alle in der Gegendwohnen, können wir uns gar nichts anderes er-lauben.“ Der schnelle Euro ist mit der Genossen-schaft somit nicht zu machen. Die Investition isteine langfristige und nachhaltige Geldanlage inden Klimaschutz und auch ein Anreiz, sich alsMitglied mit dem Thema vor Ort zu beschäftigen.

Mitglied werdenGenossenschaftsmitglied wird man durch den Er-werb von zwei Geschäftsanteilen à 100 Euro. Für

TIPP

Beratung durch

den Genossenschaftsverband

Die persönlichen Ansprechpartner dergenossenschaftlichen Regionalverbän-de stehen bei der Gründung einerEnergiegenossenschaft gern mit Ratund Tat zur Seite. Die Fachberater un-terstützen bei rechtlichen, steuerlichenoder kaufmännischen Fragen rund umdas Gründungsvorhaben.Den persönlichen Ansprechpartnerkönnen Sie über die Internetseitewww.neuegenossenschaften.de kon-taktieren. Dort nden Sie auch viele ak-tuelle Gründungsbeispiele, innovativeModelle und viel Wissenswertes überdie Gründung einer Energiegenossen-schaft.Die interaktive CD-ROM „Genossen-schaften Gründen“ mit vielen Arbeits-unterlagen und Tipp für Ihre Gründungkönnen Sie ebenfalls kostenlos unterwww.neuegenossenschaften.de be-stellen.

ein bestimmtes Energieprojekt stellt das Mitgliedder Genossenschaft zusätzlich ein nachrangigesDarlehen in Höhe von 1.800 Euro zur Verfügung.Der Zinssatz der Darlehen – mit einer Laufzeitvon 20 Jahren – wird für jedes Projekt gesondertkalkuliert. Dabei wird defensiv gerechnet. Solltendie Energieprojekte der Genossenschaft insge-samt mehr abwerfen, wird dieser Mehrertrag aufBasis der gezeichneten Geschäftsanteile an dieMitglieder verteilt. Über die Höhe dieser Zahlun-gen entscheiden übrigens die Mitglieder selbstauf der Generalversammlung.

Auf der Internetseite www.energiestark.de wer-den die geplanten Energieprojekte mit einerKurzinformation vorgestellt. Interessenten kön-nen eine Broschüre mit einer umfassenderenProjektbeschreibung bestellen. Wer ernsthaftmitmachen möchte, kann sich dann mit der ge-wünschten Beteiligungshöhe registrieren. Sindgenügend Interessenten zusammengekommen,werden ihnen die Unterlagen – also Mitglied-schaftsantrag und Darlehensvertrag – für eineverbindliche Projektbeteiligung zugesandt.

„Mit dieser Vorgehensweise werden Interessen-ten schrittweise an die Projekte herangeführt.Wir möchten nicht wie ein Versicherungsvertre-ter auftreten, sondern wollen, dass sich die Men-schen mit den Projekten länger beschäftigen undderen Entwicklung verfolgen.“ Die Finanzierungdes Windrads wurde gemeinsam mit der Ener-giegenossenschaft Odenwald realisiert. WeitereInformationen nden Sie unter:www.energiegenossenschaft-odenwald.de

Mittlerweile halten die Initiatoren der Energiege-nossenschaft andernorts viele Vorträge. Bei Bür-gerversammlungen und Gesprächen machen siedie Erfahrung, dass das Thema Windkraft vieleBürger in den Bann zieht, sie sich aber auch sehrfür das Thema Genossenschaft interessieren. FürMicha Jost hat diese Unternehmensform einesehr emotionale Seite: „Der Genossenschafts-gedanke hat so etwas wie eine Seele, damit wirdder Kopf, aber auch das Herz angesprochen.“

ENERGIEGENOSSENSHAFT STARKENBURG eG

20 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 21

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Mit Holz, Sinn und VerstandRichtig gerechnet: Schritt für Schritt zum Bioenergiedorf

Herbst 1997: In der rheinländischen Gemeinde Lieberhausen, einem Ortsteil von Gum mersbach, tagt der Vorstand des Heimatvereins. Die Kommune plant die Sanierung des Ab wasserkanals. Es wird diskutiert, ob man die Gelegenheit nicht auch für ein neues Energie netz nutzen könnte, das auf regenerative Energien setzt. Wie aber kommt man von einemoffenen Graben zur Energieversorgung für ein ganzes Dorf? Wo fängt man bei solch einemProjekt an?

„Der erste Weg führte zu unserem regionalenEnergieversorger“, sagt Bernd Rosenbauer, Mit-initiator und heute Vorstand der Energiegenos-senschaft Lieberhausen eG. „Wir fragten nachden Kosten, die für ein umweltfreundliches Ener-gienetz auf jeden Einwohner zukommen würden.Bei den genannten Preisen haben wir aber sofortabgewunken.“ Für jeden Hausanschluss solltenrund 12.000 Euro bezahlt werden. Doch damit wardie Idee nicht gestorben, es musste nur ein ande-rer Weg gefunden werden. Dabei galt es, die Bür-ger von Lieberhausen aktiv einzubinden.

Erst kritisch sondieren, dann solide umsetzenDie Einwohner reagierten zunächst sehr zu-

rückhaltend und skeptisch. Mehrfach wurdeRosenbauer gefragt, ob Lieberhausen als Ver-suchsobjekt herhalten solle. Gemeinsam mit in-teressierten Anwohnern besichtigten die Initiato-ren daraufhin zwei Heizanlagen auf Holzbasis, dieüber ein Verteilernetz mehrere Wohnhäuser mitWärmeenergie versorgen. Diese Informationsrei-sen waren wichtig, um das Meinungsbild im Dorffür das eigene Nahwärmenetz zu wenden. Es wur-de eine Machbarkeitsstudie erstellt – und schonauf der nächsten Jahreshauptversammlung desHeimatvereins wurde dasVorhaben beschlossen.

Mit Unterstützung der Ener -gieAgentur.NRW wurdenverschiedene Umsetzungs- und Finanzierungs-möglichkeiten diskutiert. Es waren mindestens40 Haushalte erforderlich, damit sich die Anlage

rechnet. Zur Überraschung der Initiatoren habensofort 42 Hauseigentümer zugesagt, obwohl derkalkulierte Energiepreis über den Kosten für dieeigene Ölheizung lag. Doch schon damals konnteman absehen, dass die Preise für fossile Energie-träger auch künftig weiter steigen werden. „Un-sere Nachbarn haben sehr rational entschieden.Alle Beteiligten waren sich einig, dass es nichtum eine politische Debatte, sondern um die ge-meinsame Zukunft unseres Dorfes ging“, sagtRosenbauer. Mittlerweile sind 92 der insgesamt108 Häuser in Lieberhausen an das Nahwärme-netz angeschlossen.

Im April 1999 wurde die EnergiegenossenschaftLieberhausen eG als Träger des Heizwerks undNahwärmenetzes gegründet. Diese Rechtsformbildet den passenden Rahmen: für ein Organi-sationsmodell, das den Anforderungen einesNahwärmenetzes – also vielen Nutzern – gerechtwird und auf Bürgerbeteiligung setzt. „Die Men-schen vor Ort sollten direkt mitentscheiden, dennwir wollten alle für eine aktive Beteiligung gewin-nen. Ein Projekt von Bürgern für Bürger, bei demuns keiner von außen reinreden kann“, so Rosen-bauer. Durch die Eigeninitiative der Einwohnerkonnten viele Einsparmöglichkeiten bei Planung,Bau und Betrieb der Anlage genutzt werden.

Was im Wald abfällt, wärmt WohnräumeDie Biowärme wird aus einem Holzhackschnit-zel-Heizwerk gewonnen, das mit Material ausden heimischen Wäldern versorgt wird. Die Ideestammt von Rosenbauer, der sich als Försterschon seit den Zeiten seiner Ausbildung mit derFrage beschäftigt, ob man nicht vom Energieträ-ger Öl auf Holz umsteigen kann. Lieberhausenhat bewiesen, dass es möglich ist. Im Vorfeld wa-ren einige Bürger besorgt, dass für das Kraftwerkder Wald in der Umgebung abgeholzt werden

muss. Doch dem ist nicht so:In den Wäldern der Regionfällt durch die gewöhnlicheWaldpege mehr als genugHolz an. Die Genossenschaft

bezieht das Material über die jeweils zuständi-gen Forstämter und kooperiert sehr eng mit derForstbetriebsgemeinschaft Lieberhausen sowie

größeren privaten Forstverwaltungen der Region.

Das Holzheizwerk ist mit einer Vorschubrostfeu-erung ausgestattet, deren Nennleistung 970 Kilo-watt beträgt. Diese Art der Feuerung ist sehr ro-bust und erlaubt die Verwendung von Brennstoffmit unterschiedlichen Korngrößen wie Sägemehl,Rindenstücken oder längere Holzspeißeln. In ei-ner 3.600 Kubikmeter fassenden Lagerhalle, dievon der Genossenschaft im Jahr 2004 errichtetwurde, wird das Heizmaterial vorgetrocknet. Überein Vorratssilo werden die Hackschnitzel dannvollautomatisch dem Holzofen zugeführt, der das

ENERGIEGENOSSENSHAFT LIEBERHAUSEN eG

Durch Rückschläge darfman sich nicht entmutigen

lassen.“

Lokale Energieträger wie Holz können für dezentrale Kraftwerke und Wärmenetze genutzt werden.

22 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 23

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Wasser für die Wärmeversorgung auf 90 GradCelsius erhitzt. Um für Störfälle gewappnet zusein, steht ein Ölkessel mit einer Wärmeleistungvon 1.400 Kilowatt zur Verfügung.

Für die Heizzentrale und 6.230 Meter Rohrleitun-gen mussten 1,7 Millionen Euro aufgebracht wer-den. Die Mitglieder zeichneten Genossenschafts-anteile im Wert von 90.000 Euro. Der Beitrag fürdie Genossenschaft wurde auf 1.050 Euro festge-legt, etwa 1.500 Euro waren als Trassengebühr zuentrichten. Rund 3.000 Euro wurden für die Haus-übergabe fällig, so dass jeder Haushalt insgesamtetwa 5.500 Euro an Anschlusskosten investierenmusste. Im Durchschnitt spart ein Altbauhaus-

halt etwa 1.000 Euro pro Jahr an Energiekosten,so dass sich die Anlage bereits im sechsten Jahrgerechnet hat. Außerdem benötigt man keinenSchornstein mehr und es werden auch keine Ge-fahrstoffe mehr im Haus gelagert. Da Tank undHeizkessel aus dem Haus verschwinden, hat mandarüber hinaus einen zusätzlichen Kellerraumgewonnen. Die Anlage wurde mit einem Kreditbei der KfW-Bankengruppe und einer Förderungin Höhe von 700.000 Euro nanziert.

Ehrenamtliches Engagement senkt dieKostenDass das Projekt so schnell und so preisgünstigrealisiert werden konnte, ist dem großen Enga-gement der Bürger von Lieberhausen zu verdan-ken. In mehr als 5.000 Stunden ehrenamtlicherArbeit haben sie tatkräftig beim Bau der Anlagemitgewirkt und beispielsweise die Gräben für

die Hausanschlussleitungen selbst ausgehoben.Auch Betrieb und Abrechnung beruhen größten-teils auf ehrenamtlicher Arbeit. Kontrolliert wirddie Anlage in Eigenregie auf 400-Euro-Basis. Zu-dem muss der Ofen einmal im Quartal gereinigtwerden – auch diese Arbeit übernehmen die Mi t-glieder. Das hält die Betriebskosten niedrig undstärkt zugleich die Dorfgemeinschaft.

„Nach zehn Jahren hat sich bei uns einiges ver-ändert“, sagt Rosenbauer. „Der Energieversor-ger, der unser Vorhaben damals vielleicht etwasbelächelt hat, wird heute von uns mit Brennstof-fen und Know-how unterstützt.“ Neben der Wär-melieferung hat sich bei der Genossenschaft derGeschäftsbereich ’Holzaufbereitung und -vertrieb’etabliert. Etwa 40 Prozent des Umsatzes werdeninzwischen durch die Holzvermarktung von Hack-schnitzeln und Kaminholz erwirtschaftet, entspre-chend wurde der Zweck der Genossenschaft in derSatzung angepasst.

Mittlerweile werden die Lieberhäuser von ande-ren interessierten Gemeinden und Interessen-

gruppen besucht. Der Wissenstransfer und dieVorplanungen für andere Dörfer sind inzwischeneine weitere Einnahmequelle für die Genossen-schaft. Über die inzwischen fast 600 Besucher-gruppen freuen sich aber auch der Gasthof unddie Pensionen. Die Zusammenarbeit im Dorfhat sich durch die Genossenschaft ebenfallsverändert: Früher wurde häug diskutiert undgestritten – heute werden Entscheidungen vielschneller getroffen. So el die Entscheidung fürdie Investition der Genossenschaft in eine Pho-tovoltaikanlage innerhalb von nur zehn Minuten.

Nachahmern empehlt Rosenbauer einen langenAtem. Wenn es ein wirtschaftlich tragfähigesKonzept gebe, dürfe man sich durch Rückschlägenicht entmutigen lassen. Man müsse die Men-schen mit guten Argumenten überzeugen, Wegeund Hindernisse aufzeigen und ehrlich miteinan-

der umgehen. „Es ist das Unsichtbare, das Nicht-materielle an diesem Vorhaben, das so aufwän-dig, aber auch so wichtig für den gemeinsamenErfolg ist. Eine zeitnahe und umfassende Infor-mation stand bei uns immer ganz oben auf derTo-do-Liste.“

ENERGIEGENOSSENSHAFT LIEBERHAUSEN eG

BioenergiedörferIn einem Bioenergiedorf wird das Ziel ver-folgt, möglichst die gesamte Wärme- undStromversorgung des Ortes auf Biomasseumzustellen und die Anlagen in Eigenregiezu betreiben. Landwirte, Gemeinde und Ver-

braucher organisieren sich dabei in einerGenossenschaft und nehmen ihre Ener-gieversorgung selbst in die Hand. Wärme-und Strombedarf der gesamten Kommunewerden dabei durch nachwachsende Roh-stoffe gedeckt und über eine Biogasanlageund ein Biomasse-Heizwerk sichergestellt.Ein Nahwärmenetz verteilt die Energie zuden Haushalten. In einem Bioenergiedorfwerden klimaschädliche fossile Energieträ-ger durch kohlendioxidneutrale Biomasseersetzt. So kann der Ausstoß von CO2 proEinwohner innerhalb weniger Jahre ummindestens 50 Prozent reduziert werden.Das ist ein überzeugender Beitrag, um demKlimawandel gegenzusteuern.Die Nutzung heimischer, dezentral bereit-gestellter land- und forstwirtschaftlicherEnergieträger und der Betrieb der Bio-energieanlagen durch die Bewohner desDorfes bedeuten auch: Die regionalen Wirt-schaftskreisläufe werden gestärkt und die

SO GEhT‘S aUch

Das Modell des Bioenergiedorfs ist in Deutschland weit

verbreitet.

Arbeits- und Lebensperspektiven im länd-lichen Raum verbessert. Die Verbrauchersind zudem unabhängig von großen Ener-gieversorgern sowie schwankenden Öl- undGaspreisen. Das heißt: Sie protieren vonstabilen und transparenten Energiekosten.In Deutschland existieren inzwischen zahl-reiche genossenschaftlich organisierteBioenergiedörfer. Vorreiter dieser Bewe-gung war vor allem die Kommune Jühndein Niedersachsen. Weitere Kommunen, diebereits erfolgreich den Weg zum genossen-schaftlich organisierten Bioenergiedorf be-schritten haben, sind zum Beispiel Oberro-

sphe und Rai-Breitenbach in Hessen sowieWollbrandshausen-Krebeck oder Barlissenin Niedersachsen.

24 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 25

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Zehn Kommunen – ein ZielKommunen und Bürger beteiligen sich zusammenam Ausbau Erneuerbarer Energien

Das Autokennzeichen ist in vielen Landkreisen das verbindende Element von Städten und Ge meinden. Viele Bürger identizieren sich mit ihrem Nummernschild, vor allem wenn sie mitdem Auto im Urlaub unterwegs sind. Gemeinsame Energiekonzepte über Gemeindegrenzenhinweg sind indes mitunter schwierig umzusetzen. Nicht so im Landkreis Neustadt an derWaldnaab. Eine junge Genossenschaft zeigt, wie Kommunen gemeinsam mit ihren Bürgern

die Versorgung mit Erneuerbaren Energien ausbauen können.

Genossenschaft entwickelt und der Verwaltungsratder Stadtwerke überzeugt. Die Kommunalvertreterwaren begeistert. „Danach bin ich mit einer einfa-chen Powerpoint-Präsentation bei verschiedenenBürgermeistern und Gemeinderäten im Umkreisvorstellig geworden und habe für die gemeinsameInitiative geworben. Nach und nach habe ich alleüberzeugen können“, berichtet Amschler.

Klare Trennung, aber unter einem DachDie NEW ist gewissermaßen das Dach, unterdem Projekte zum Ausbau Erneuerbarer Ener-gien initiiert werden. In der Satzung ist gere-gelt, dass die Genossenschaft ausschließlich imBereich der regenerativen Energien investieren

soll. An dem Gemeinschaftsunternehmen sindKommunen und kommunale Unternehmen derRegion direkt beteiligt. Vorausetzung für dieMitgliedschaft ist die Zeichnung von mindes-tens einem Geschäftsanteil, der auf eine Summevon 5.000 Euro festgelegt wurde. Bislang sind16 kommunale Mitglieder mit insgesamt 76 Ge-schäftsanteilen der Genossenschaft beigetreten.Drei Bürgermeister stellen den Vorstand, die an-deren Kommunalvertreter wirken ehrenamtlichim Aufsichtsrat mit.

Auch die Bürger der Region sind an der NEW be-teiligt. Sie können allerdings nicht direkt Mitgliedwerden, sondern erwerben Anteile einer zweitenGenossenschaft: der Bürger-Energiegenossen-schaft West eG (BEW). Diese Genossenschaft istwiederum vollwertiges Mitglied der NEW. DieseTrennung wurde aus gu-

tem Grund vorgenommen:„Damit wir einerseits diegrundsätzlichen Entschei-dungen über Standorte undEnergieprojekte in der Regi-on und andererseits die in-dividuellen Entscheidungeneinzelner Bürger, die sich für das ein oder andereEnergieprojekt in ihrer Gemeinde interessieren,auseinander halten. Mit dieser Dachkonstrukti-on haben wir das große Ganze für die Region imBlick und zugleich alle Bürger mit im Boot“, er-läutert Amschler.

„Wir haben das Autokennzeichen bewusst alsFirmennamen gewählt, um die interkommuna-le Zusammenarbeit in unserer Heimatregion zubetonen“, sagt Helmut Amschler, Aufsichtsrats-mitglied der NEW – Neue Energien West eG undVorstand der Stadtwerke Grafenwöhr. NEW stehtheute somit nicht nur für den Landkreis Neustadt(Waldnaab) in der nördlichen Oberpfalz, sondernauch für die interkommunale Energiegenossen-schaft. Unter dem Leitspruch „Aus der Region –für die Region“ haben sich im Februar 2009 zehn

Städte und Gemeinden zusammengeschlossen,um bis zum Jahr 2030 ihre Energieversorgung aufErneuerbare Energien umzustellen.

Die Initiative zur Gründung der Genossenschaftging von den Stadtwerken Grafenwöhr aus, die sichschon seit längerer Zeit mit der Frage beschäftig-ten, wie man nicht nur in der eigenen Gemeinde,sondern gemeinsam mit anderen Kommunen inder Heimatregion regenerative Energien fördernkönnte. So wurde die Idee einer interkommunalen

Die genossenschaftliche Organisationsform er-leichtert somit nicht nur die Kooperation und denInteressenausgleich zwischen den Kommunen,sondern auch die aktive Beteiligung der Bürger.An der BEW kann jeder Bürger mitmachen, derbereit ist, mindestens 500 Euro zu investieren.Derzeit halten 750 Privatpersonen 10.000 Anteilean der Genossenschaft. Die Gesamtsumme von5,15 Millionen Euro wird der NEW für Investitio-nen zur Verfügung gestellt. Diese Zahlen bele-gen, dass die Bürger ihren Kommunen vertrauenund durch die genossenschaftliche Zusammen-arbeit niemand übervorteilt wird.

Man sieht sich immer zweimal – zum Glück!

„Interessanterweise erleichtert der genossen-schaftliche Grundsatz ‚Ein Mitglied – eine Stim-me‘ die Diskussion und Entscheidungsndungder Kommunen und Bürger. Es gibt kein Sperr-feuer Einzelner, wie man vermuten könnte, son-dern es wird gemeinsam nach ausgewogenen Lö-sungen gesucht“, so Amschler. Sollte einmal eineGemeinde nicht den Zuschlag für ein Projekt be-kommen, wird sie zukünftig bei anderen Vorhabenberücksichtigt. Anders als eine einfache Finanz-beteiligung ist die Genossenschaft schließlich einlangfristig angelegtes, regionales Unternehmen.‚Man sieht sich immer zweimal im Leben‘ – die-ses Prinzip wird hier im positiven Sinne gelebt.

Das Vertrauen der Bürger wird auch dadurchgestärkt, dass es keine Nachschusspicht gibt.Das nanzielle Risiko jedes Einzelnen ist auf die

Einlage begrenzt. Die Genos-

senschaft ist zudem den In-teressen der Mitglieder (undkeinem externen Finanz-investor) verpflichtet, sieist besonders insolvenz-sicher und eine feindlicheÜbernahme, etwa durch ein

großes Energieunternehmen, ist nicht möglich.Schlussendlich hat die BEW auch drei Stimmenim Aufsichtsrat der NEW. Doch für ein Veto gabes bislang keinen Anlass: „Bei uns gibt es keineHahnenkämpfe“, sagt Amschler. „Es wird sach-orientiert zusammengearbeitet, so etwas wie

NEW – NEUE ENERGIEN WEST eG

Schließen Sie sich mitanderen Kommunenzusammen, umGroßprojekte zu

realisieren!“

Interkommunale Zusammenarbeit erleichtert die Investition in größere Projekte.

26 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 27

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TIPP

Beteiligungsmodell für kommunaleUnternehmenDas Beispiel der NEW zeigt, dasseine Genossenschaft auch als Betei-ligungsmodell an einem kommuna-len Unternehmen geeignet ist. ImFall der NEW ist es eine Dachgenos-senschaft, an die eine Bürgerbetei-ligungs-Genossenschaft gekoppeltwird. Die Genossenschaft kann alsBeteiligungsgesellschaft aber auchfür Stadtwerke oder andere kom-munale Unternehmen genutzt wer-den. Damit sind auf der einen SeiteBürgerbeteiligung und zusätzlichesEigenkapital möglich. Auf der ande-ren Seite wird sichergestellt, dass diekommunalen Entscheidungsträgerdie zentralen Beschlüsse im Sinneder Allgemeinheit treffen können.

DachgenossenschaftenIn der NEW – Neue EnergienWest eG sind Kommunen undStadtwerke mit Einlagen vonmindestens 5.000 Euro be-teiligt. Im Aufsichtsrat derGenossenschaft ist von jederbeteiligten Gemeinde ein Ver-treter aktiv. Die NEW plant,baut und betreibt die Anlagenund entscheidet über derenStandorte. Sie besitzt auch dieAnlagen.Die Bürger-Energiegenossen-schaft West eG sammelt dieEinlagen der Bürger und zeich-net Anteile an der NEW. Die Be-teiligung der Bürger erfolgt miteinem oder mehreren Anteilenà 500 Euro. Damit verbundenist ein Mitspracherecht.Mit dieser Konstruktion wirdeine ausgewogene und effek-tive Umsetzung von Projektenfür Erneuerbare Energien inder Region gewährleistet.

Parteizugehörigkeit spielt bei den Entscheidun-gen überhaupt keine Rolle. Jeder hat begriffen,dass es um die Zukunft der Region geht.“

Dazu noch ein Beispiel: In einer Kommune sollteein Solarpark errichtet werden. Die Stromleitungzum Versorgungsnetz musste aber über das Ge-biet der Nachbargemeinde geführt werden. An-dernorts hätte der Streit um das Wegerecht un-weigerlich zum Aus für das Projekt geführt. Nichtaber unter dem Dach der NEW. „Nachdem ichgeklärt hatte, dass das örtliche Energienetz zu-künftig auch den Strom einer Anlage der anderenGemeinde aufnehmen könnte, waren Neidgedan-ken und Wegerecht kein Thema mehr“, erläutertAmschler. Ausgleichend wirkt auch, dass die Mit-glieder der NEW und der BEW – also alle Bürgerund Kommunen – die gleiche Verzinsung erhalten.In 2009 wurden 3,25 Prozent und im Jahr darauf 3,8Prozent gezahlt.

Die BEW bietet ihren Mitgliedernzudem weitere Vorteile rund umdas Thema Energie: etwa kos-tengünstige Energieberatung undThermofotograe für Hausbesit-

zer, eine Gruppenversicherung für die Eigentü-mer von eigenen Photovoltaikanlagen oder Ein-kaufsvorteile bei Reinigungsgeräten.

Leistung? Wachstum? Aber sicher!Gleich im ersten Jahr wurden drei Dach-Photo-voltaikanlagen mit einer Leistung von 50 Kilo-watt-Peak installiert. Sie wurden vollständig mitEigenkapital nanziert. In 2010 kamen siebenDach-Photovoltaikanlagen mit 241 Kilowatt-Peak-Leistung und zwei Freiland-Photovoltaikanlagenmit 3,1 Megawatt-Peak-Leistung hinzu. Die inves-tierte Summe belief sich auf neun Millionen Euro.In diesem Jahr, 2011, sollen weitere Photovoltaik-anlagen gebaut werden, darunter zwei Freilandan-lagen mit einer Leistung von 2,1 und 1,8 Megawatt-Peak. Bis zum Ende des Jahres werden damitinsgesamt mehr als 7,4 Megawatt-Peak installiertsein.

Zukünftig sind Nahwär-menetze und Biomasse- beziehungsweise Holz-hackschnitzelanlagen geplant. Nach eingehenderPrüfung sollen an geeigneten Standorten auchWind- und Wasserkraftwerke errichtet werden– alles nach dem Prinzip ‚Ameisenhaufen’, wiees Amschler nennt. Er meint damit, dass Erneu-erbare Energien dezentral verbreitet werden unddie Wertschöpfung in den Regionen gehalten wird.„Desertec und Offshore-Windparks können nichtallein die Zukunft sein. In der Energiewende liegtein sehr großes Potenzial für die Regionen“, resü-miert Amschler. Regionalität, Nachhaltigkeit undGemeinschaft werden jedenfalls im Landkreis mitdem Kennzeichen NEW groß geschrieben.

NEW Neue Energien West eG

Kommunenund Stadtwerke

Bürger Energie genossenschaft West eG

Bürger

Einlagen von je mind. 5.000 Euro

Ein oder mehrere Anteile à 500 Euro

TIPP

NEW – NEUE ENERGIEN WEST eG

28 — ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN — 29

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Erneuerbare GroßstadtDie Energiegenossenschaft – ein Modell für die Großstadt

Welches Unternehmensmodell eignet sich für Bürgersolaranlagen in der Großstadt? Dasfragten sich engagierte Potsdamer und beantworteten diese Frage kurzerhand selbst mitder Gründung der Neuen Energie Genossenschaft eG am 4. April 2008. Doch bis zur Grün dung der Genossenschaft und der E inweihung der ersten Anlage mussten die Mitglieder vieleHürden nehmen.

schaftliche Kalkulation und die Satzung ließen sievom Genossenschaftsverband überprüfen – eineVoraussetzung für den Eintrag der Genossen-schaft im Register. Nach einer Rekord-Prüfzeitvon nur einem Tag – und entsprechend geringenKosten – bestätigte der Genossenschaftsverbandim Mai die erfolgreiche Gründungsprüfung beider NEG. Das Gründungskapital belief sich auf28.500 Euro. Der Eintrag in das Genossenschafts-register erfolgte im Juli 2008.

Erfolgreicher StartDas anfangs erwähnte erste Projekt war eine 60Kilowatt-Peak-Anlage auf der Montessorischulein Potsdam-West. Um es zu realisieren, musstendie acht Gründungsmitglie-

der die Investitionssummevon knapp 250.000 Eurozusätzlich zu ihrem Grün-dungskapital zusammen-bekommen. Neben einerPressemitteilung und derEinrichtung einer Internetseite stellte sich dieMund-zu-Mund-Propaganda über den Bekann-ten- und Freundeskreis als Erfolg versprechendesInstrument heraus. Außerdem verfügte die Genos-senschaft über den Solarverein bereits über einfunktionierendes Netzwerk. Das Schuldach mach-te sie dank einem internen Tipp ausndig.

NEUE ENERGIE GENOSSENSHAFT eG

„Wir wollten Bürgerinnen und Bürgern auch inPotsdam die Chance geben, sich mit kleinen Be-trägen an Anlagen für Erneuerbare Energien zubeteiligen“, sagt Sophie Haebel, Geschäftsführe-rin der Neuen Energie Genossenschaft eG (NEG).Ein Startkapital von 500 Euro reicht aus, um Ge-nossenschaftsmitglied zu werden. Das erscheintfür sich genommen wenig. Doch durch die Betei-ligung vieler lassen sich damit auch größere Pro-

 jekte umsetzen.

Die acht Gründungsmitglieder setzten sich fürdas erste Projekt ein ambitioniertes Ziel: Siewollten eine Investitionssumme von etwa 250.000Euro zusammenbekommen. Die NEG schaffteeine Punktlandung und stemmte den Betrag mit

Hilfe von 62 Teilhabern. Für eine weitere Anlageveranschlagte die Genossenschaft sogar 470.000Euro als nötige Investition. Und auch dieses Zielhat sie erreicht – eine Erfolgsgeschichte.

Aus Begeisterung wird einWirtschaftsunternehmenDoch der Reihe nach: Aus Begeisterung für dieErneuerbaren Energien und dem Bewusstseinfür Umwelt und Klimaschutz gründete sich am21. März 2007 der Potsdamer Solarverein e.V.Aufgrund der Auseinandersetzung mit konkretenProblemen beim Bau von Anlagen für Erneuerbare

Energien in Potsdam selbst entstand im Solarver-ein der Wunsch, nicht mehr nur als Sprachrohrzu agieren. Die Mitglieder wollten auch selbstanpacken und zeigen, dass Erneuerbare Energien

  jedem Bürger die Möglichkeiten geben, sich aneiner dezentralen Energiewende zu beteiligen –auch in der Großstadt. Und für die wirtschaftlicheBetätigung, wie sie bei Energieprojekten erfor-derlich wird, ist ein Verein nicht geeignet.

In der Stadt zählt die Suche nach geeigneten Flä-chen zu den größten Herausforderungen für denBau entsprechender Anlagen. Da viele Städterin Mehrfamilienhäusern leben, müssten sie mitdem Vermieter beziehungsweise den anderenBewohnern an einem Strang ziehen. Doch genau

das gestaltet sich oft als schwierig und steht ei-nem verstärkten Ausbau etwa von Photovoltaik-anlagen entgegen. Deshalb besitzen kommunaleDächer von Schulen, Feuerwehr oder Polizei ge-rade für Energiegenossenschaften, die größereInvestitionssummen zusammen bekommen kön-nen, ein riesiges Potenzial.

Auch die erste Photovoltaikanlage der NEG wur-de auf einem Schuldach installiert. Doch zu-nächst musste die achtköpge Initiatorengruppedas Gründungskapital aufbringen und ein Grün-dungskonzept erstellen. Insbesondere die wirt-

Die schließlich 62 Teilhaber brachten mehr alsdie Hälfte der nötigen Investitionssumme auf.Der Rest wurde über einen Kredit nanziert.„Das Dach der Montessorischule war von derAusrichtung und der Neigung her optimal“, erin-nert sich Haebel. „Außerdem waren es immerhin700 Quadratmeter Dachäche.“ Für das neu ge-gründete Unternehmen bot sich hier eine großeChance.

Doch bevor die Bauarbeiten beginnen konnten,stand die Energiegenossenschaft vor einer wei-teren Herausforderung: Das Dach der Schulemusste renoviert werden, doch der KommunaleImmobilien Service (KIS), ein Eigenbetrieb der

Stadt Potsdam, stellte sich

quer. Erst als sich die NEGbereit erklärte, ein Drit-tel der für die Renovierunginsgesamt veranschlagten60.000 Euro selbst zu über-nehmen, stimmte der KIS

zu. Aufgrund der Eigenbeteiligung von 20.000Euro muss die Energiegenossenschaft keineDachmiete zahlen, so dass sich die Renovie-rungskosten wieder ausgleichen werden. BeideSeiten haben am 6. August 2008 den Dachnut-zungsvertrag unterschrieben.

Auch in größeren Städtenkönnen die Bürger vielfür Klimaschutz und

Wertschöpfung bewegen.“

Auch in Städten gibt es geeignete Dachächen, die gemeinsam nutzbar sind.

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Zugang zu DachächenIn Deutschland besteht ein großes Potenzial angeeigneten Dachächen für die Installation vonPhotovoltaikanlagen. Bei guter Ausrichtung undgeeignetem Neigungswinkel können vor allemdie großen Dachächen landwirtschaftlicher,industrieller oder öffentlicher Gebäude für diePhotovoltaik-Nutzung interessant sein. In eini-gen Gegenden mit großer Aktivität im BereichPhotovoltaik werden geeignete Dächer allerdingsbereits knapp. Energiegenossenschaften habenhier häug den Vorteil, dass sie – aufgrund derdirekten Beteiligung der Kommune oder zumin-dest ortsansässiger Bürger oder Unternehmen– Zugang zu Dachächen öffentlicher Gebäudewie Schulen, Krankenhäuser, Gewerbehöfe odersogar Kirchen bekommen. Zudem werden denGenossenschaften die Flächen von den Kommu-nen häug zu vergleichsweise günstigen Mietenoder sogar kostenlos zur Verfügung gestellt. Wieim Postdamer Beispiel beschrieben, kann die In-stallation der Anlage auch mit einer Dachsanie-rung verknüpft werden. Davon protieren dannalle Beteiligten.

Die Genossenschaft hat Ende August2008 ein Ingenieurbüro mit dem Bauder Anlage beauftragt. Mitte Sep-tember startete das Projekt mit derDachsanierung durch die KIS. Paral-lel dazu wurden zunächst im KellerWechselrichter und jede Menge Kabelinstalliert. Die Dachsanierung erlaub-te es, schon im November in nur vierTagen sämtliche Module der Photovol-taikanlage auf der Montessorischulezu montieren. Am 5. Dezember 2008konnte die Anlage dann an das Potsda-mer Stromnetz angeschlossen werden.

Gut für Umwelt, Bürger und StadtMit einem Stromertrag von ungefähr55.000 Kilowattstunden handelte essich seinerzeit um die größte Photovol-taikanlage Potsdams. Sie verdeutlichtzugleich das Potenzial einer Erneuer-baren Energieversorgung in der Stadt.Darüber hinaus zeigt die Anlage, wasAnwohner in ihrem direkten Umfeld für

SO GEhT‘S aUch

Ökumenische Energiegenossenschaft Horb eGIn der großen Kreisstadt Horb am Neckar inBaden-Württemberg leistet die ÖkumenischeEnergiegenossenschaft eine Arbeit, die über denGemeinschaftsgedanken der Genossenschaftenhinausgeht. Als ökumenisches Projekt verbindetdie Energiegenossenschaft engagierte Menschenüber die Konfessionsgrenzen hinweg. Anstatt derUnterschiede wird das verbindende Ziel, die Be-wahrung der Schöpfung, zum Mittelpunkt der ge-meinschaftlichen Anstrengungen. Auch die Verant-wortung gegenüber den folgenden Generationensteht im Fokus der Genossenschaftler. Darüberhinaus ießen Teile der Erlöse in Energieprojekteder „Eine-Welt-Arbeit“, die sich in Entwicklungs-ländern engagiert. Damit sorgt die Energiege-nossenschaft nicht nur für Wertschöpfung vor Ortund eine sichere Geldanlage, sondern auch fürzukunftsträchtige Infrastrukturen in Afrika, Asienund Lateinamerika. Der Impuls für die Gründungeiner Ökumenischen Energiegenossenschaft gingvon den beiden Umweltteams der Evangelischenund der Katholischen Kirche in Horb aus. Aus demEinsatz für den Erhalt der Umwelt und eine ge-rechtere Welt entstand schließlich ein funktionie-rendes Unternehmen. Ein Leitgedanke war und ist,dass angesichts des Klimawandels Investitionen inErneuerbare Energien dringend benötigt werden.Dieser eher pragmatische Gedanke führte schließ-lich zur Gründung der Energiegenossenschaft undzu den ersten Projekten im Jahr 2010. Die ersteenergiegenossenschaftliche Anlage wurde aufdem Katholischen Gemeindehaus errichtet. Dreiweitere folgten, zuletzt die Anlage auf dem Dachder Herz-Jesu-Kirche im August 2011. Das BeispielHorb am Neckar zeigt, dass neben Kommunenund Initiativen auch Kirchen eine entscheidendeRolle bei der Energiewende in der Stadt spielenkönnen. Als Besitzer größerer Gebäude bieten siedafür die nötige Infrastruktur und als Institution inder Mitte der Gesellschaft können Kirchen für ge-sellschaftlichen Rückhalt sorgen.

TIPP

NEUE ENERGIE GENOSSENSHAFT eG

den Ausbau der Erneuerbaren Ener-gien auf die Beine stellen können undwelche Vorteile das Modell der Ener-giegenossenschaft gerade in der Groß-stadt bietet. „Dass die eigenen Anlagenso viel Strom erzeugen, wie man selbstverbraucht, ist ein unbeschreiblichesGefühl“, sagt Haebel.

Ein weiterer großer Vorteil des genos-senschaftlichen Modells ist auch dieMöglichkeit zu wachsen. Denn eineEnergiegenossenschaft kann nichtnur eine Anlage betreiben, sondernmehrere. Bei der NEG stellte sich da-bei weniger die Finanzierung und dasAnwerben neuer Geschäftspartner alsProblem heraus, sondern vielmehrdie Suche nach neuen und geeigne-ten Dachächen. Doch die Genossen-schaft wurde fündig und kann nun aufdem Dach der Polizeieinsatzzentralein Potsdam-Eichen ihr zweites Projektverwirklichen. Mit einer Stromproduk-tion von etwa 160.000 Kilowattstundenim Jahr wird die Anlage dreimal sogroß sein wie die auf dem Dach derMontessorischule.

Die Investitionssumme von 470.000Euro bringen Genossenschaftler ausganz Deutschland auf. „Gerade durchdie Präsenz im Internet sind uns dakeine Grenzen gesetzt“, so Haebel.Dank des für Energiegenossenschaf-ten typischen Finanzierungsmodellsdes Nachrangdarlehens konnte sogarauf einen zweiten Bankkredit verzichtetwerden. „Mit einer einmaligen Investi-tion in Höhe von 2.700 Euro kann manseinen jährlichen Stromverbrauch vonetwa 1.000 Kilowattstunden komplettaus Erneuerbaren bestreiten“, erklärtHaebel. Das ist der ideelle Grund, umsich in einer Energiegenossenschaft zuengagieren. Der nanzielle steht bei ei-ner Rendite von ungefähr vier Prozent.Viele kommunale Dächer eigenen sich für Energiegenossenschaften.

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Wirtschaftliche Stärke underneuerbare ZukunftDie Volkswagen Belegschaftsgenossenschaft für regenerative Energienam Standort Emden eG

Der Blick der Energiegenossenschaft der Volkswagenbelegschaft ist in die Zukunft gerichtet.Gleichzeitig hat das genossenschaftliche Modell auch bei den Arbeitern eine lange Tradition.Aber wie funktioniert ein Unternehmen im Unternehmen? Wie können sich Arbeiter vernet zen? Und welche Vorteile hat der Betrieb von einer Belegschaftsgenossenschaft?

Die Beschäftigten im Volkswagen(VW)-Werk Em-den sind stolz auf ihren Betrieb, ihren Arbeits-platz, die Marke Volkswagen – und seit 2008 auchauf ihre belegschaftsgenossenschaftliche Photo-voltaikanlage. Die Dünnschichtmodule mit einerLeistung von 280 Kilowatt-Peak liefern genug So-larstrom, um damit 70 typische Drei-Personen-Haushalte ein ganzes Jahr lang zu versorgen.Die Werkshalle 1b bietet mit 6.500 Quadratme-tern Dachäche genügend Platz. Und die gro-ßen Werkshallen und das Gelände besitzen nochenormes Potenzial für weitere Projekte.

Der Betriebsrat als treibende KraftDoch bevor die Energiegenossenschaft erfolg-

reich durchstarten konnte, musste der Betriebs-rat als Initiator viel Überzeugungsarbeit leisten.Ein entscheidender Akteur war dabei der Be-triebsrat Martin Ree, der sich bereits seit 1992verstärkt für Erneuerbare Energien engagiert.Er konnte als Teilhaber zweier Bürgerwindparksund Mitglied im Bundesver-band Windenergie bereitspraktische und theoretischeErfahrung und Expertisesammeln, die er in die Ener-giegenossenschaft einie-ßen lassen konnte.

„Als wir uns Anfang der 90er Jahre im Betriebs-rat für eine Beteiligung der Belegschaft an Wind-rädern auf dem Gelände des Volkswagen-Werkseinsetzten, war die Zeit noch nicht reif. Aber derGedanke stieß damals die Zusammenarbeit der

Stadtwerke Emden mit dem VW-Werk an“, erzähltRee. Es brauchte ein ganzes Jahrzehnt, ehe ausder Idee, Arbeitnehmer an Energieanlagen zubeteiligen, eine der ersten Belegschaftsgenos-senschaften Deutschlands wurde. „Die rasanteEntwicklung der Photovoltaik und die Reform desGenossenschaftsrechts sorgten für die notwen-digen Voraussetzungen für den Erfolg der Beleg-schaftsgenossenschaft“, resümiert Ree.

Nachdem die Werksführung dem Projekt zu-stimmte, ging der Betriebsrat auf die Belegschaftzu und informierte über die Möglichkeiten des

Modells. Neben dem großen Engagement desBetriebsrats war die Verpachtung der Dachächedurch die Volkswagen AG – zum symbolischenBetrag von einem Euro im Jahr – für die Umset-zung wichtig.

Mittlerweile sind 219 Mitarbeiter im Volkswagen-Werk Emden an der Energiegenossenschaft be-teiligt. Die Einlage reicht von 200 bis maximal10.000 Euro, der Obergrenze für einen Beteili-gungsanteil. Die Eigenkapitaldecke macht 25Prozent der gesamten Investitionssumme aus.Für das erste Betriebsjahr wurde eine Ausschüt-tung von fünf Prozent garantiert. In den folgendenJahren lag die Rendite ebenfalls bei fünf Prozent.

Für die fachkundige Unterstützung sorgte derregionale Genossenschaftsverband, der mit demBetriebsrat zusammen die Satzung der Genos-senschaft erarbeitete. Gerade die Garantie einerfachkundigen Beratung macht das genossen-

schaftliche Modell für dieMitglieder, aber auch für dieFirmen, die eine Dachächezur Verfügung stellen, so at-traktiv.

In Industriebetrieben exis-tieren optimale Voraus-

setzungen für Energiegenossenschaften. Es gibtmeist viele Dachächen auf Hallen und Verwal-tungsgebäuden oder auch Parkplätze, die sich fürCarports eignen. Die genossenschaftlich betrie-benen Anlagen der Erneuerbaren Energien bie-

ten der Belegschaft die Möglichkeit, sich an derEnergiewende direkt zu beteiligen – zum Schutzdes Klimas und als sichere Geldanlage. Außer-dem sind die Wege in einem Betrieb nie beson-ders weit: Man trifft sich in der Kantine und aufder Betriebsratsversammlung. Durch das Werksitzt immer auch ein großer Energieabnehmerdirekt vor Ort.

Alle protierenFür die Volkswagen AG gab es mehrere Gründe,der Belegschaftsgenossenschaft zuzustimmen:Das Engagement der Belegschaft und die Unter-

VOLKSWAGEN BELEGSHAFTSGENOSSENSHAFT

Man muss das Rad nichtzweimal ernden: Die

Genossenschaftsverbändesollten immer der ersteAnsprechpartner sein.“

Mit Energiegenossenschaften können Mitarbeiter direkt am Ausbau Erneuerbarer Energien beteiligt werden.

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stützung der Werksleitung bezeugen den Willen,sich für Erneuerbare Energien einzusetzen. Einegemeinsame Anlage, an der sich – wie beim VW-Werk Emden – auch Teile der Geschäftsleitungbeteiligen, stärkt den Zusammenhalt und dieIdentikation mit dem Werk. Alle ziehen an einemStrang.

Durch die Beteiligung an einer Energiegenos-senschaft lernt der Arbeitnehmer auch die un-ternehmerische Sicht kennen, denn eine Ener-giegenossenschaft ist ja nichts anderes als einUnternehmen. Und durch die demokratischeStruktur der Genossenschaft begegnen sich dieGeschäftspartner auf Augenhöhe. Das fördertauch die interne Kommunikation bei VW in Em-den. So protieren sowohl das Werk als auch dieArbeiter von der genossenschaftlich betriebenenPhotovoltaikanlage – und nicht zuletzt das Klima.

Das Engagement der Arbeiter für den Klima-schutz und die dezentrale Energieversorgungvor Ort haben auch beim Konzern selbst für Auf-bruchsstimmung gesorgt: Die Volkswagen AGmöchte weitere betriebsinterne und ökologischsinnvolle Belegschaftsgenossenschaften an-

stoßen. Man möchte gemeinsam mit den Mitar-beitern die Herausforderungen der Energiewendemeistern. „Die Diskussion über die Beteiligungder Arbeitnehmer an diesem Prozess ist aller-dings leider noch nicht abgeschlossen“, so Ree.

Der in der IG Metall engagierte Betriebsrat möch-te seinerseits dafür sorgen, dass die Beteiligungder Belegschaft und das Engagement für dieEnergiewende zusammengehen. „Ich denke, dasssich die Beteiligung der Arbeitnehmer und derEinsatz der Volkswagen AG für den Klimaschutzwunderbar ergänzen können“, sagt Ree.

Dazu gehören auch weitere genossenschaftlicheAnlagen am Standort Emden und in anderen VW-Werken. Die gesicherte Rendite von fünf Prozentund die freien Flächen bieten noch viel Poten-zial. Und so ist der Blick in die Zukunft gerich-tet: auf 2013, wenn voraussichtlich der erste reinelektrisch betriebene Golf auf den Markt kom-men wird. Der könnte mit Sonnenstrom aus denAnlagen der Belegschaftsgenossenschaft vomWerksgelände fahren – in Richtung der Windrä-der, die beim Blick vom Dach der Halle 1b aus zusehen sind. Die Zukunft der Energieversorgunghat in Emden bereits begonnen.

Leitung der GenossenschaftMit einem Vorstand und einem Auf-sichtsrat hat die Energiegenossen-schaft eine professionelle Leitungs-und Kontrollstruktur. Der Vorstandführt eigenverantwortlich die Geschäf-te der Genossenschaft und besteht inder Regel aus mindestens zwei Per-sonen. Ausnahmen bilden Genossen-schaften mit bis zu 20 Mitgliedern. Hiergenügt eine Person. Der Aufsichtsratüberwacht die Tätigkeit des Vorstands.Er umfasst bei Genossenschaften mitmehr als 20 Mitgliedern mindestensdrei Personen. Bei kleineren Genos-senschaften kann auf das Kontrollgre-mium verzichtet werden. Aufsichtsratund Vorstand müssen mit Mitgliedernder Genossenschaft besetzt werden.Sie können ihre Tätigkeit auch ehren-amtlich ausüben. Die grundsätzlichenEntscheidungen in der Genossen-schaft, wie zum Beispiel Änderungender Satzung, werden in der Generalver-sammlung der Mitglieder getroffen. Siewählt den Aufsichtsrat und entscheidetzum Beispiel über die Verwendung dererwirtschafteten Überschüsse.

TIPP

VOLKSWAGEN BELEGSHAFTSGENOSSENSHAFT

Satzung und BusinessplanDie Satzung ist die innere Verfassungder Genossenschaft. Sie regelt ihrenZweck, ihre Struktur und ihre Ziele, dieArt der Zusammenarbeit, der Beteili-gung und vieles mehr. Die Satzung wirdvon den Mitgliedern der Genossen-schaft selbst festgelegt. Dabei bietensich vielfältige Gestaltungsmöglichkei-ten an, die individuell an die jeweiligenBedürfnisse des Gründungsvorhabensangepasst werden können. Die Satzungergänzt somit die Regelungen des Ge-nossenschaftsgesetzes.Wie jedes andere Wirtschaftsunterneh-men muss auch die Genossenschaftneben diesem rechtlichen Konzeptüber ein fundiertes wirtschaftlichesKonzept verfügen. Nur durch sorgfäl-tige unternehmerische Planung undklare Regeln der Zusammenarbeitkann eine Energiegenossenschaft er-folgreich sein. Die Ausarbeitung vonBusinessplan (Wirtschaftlichkeitsrech-nung) und Satzung gehören daher zuden zentralen Aufgaben in der Grün-dungsphase.Unterstützende Hinweise nden Sie aufder CD ROM „Genossenschaft Gründen“.Mehr Infos:www.neuegenossenschaften.de

TIPP

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Regionale EnergieversorgungVon Bürgern für Bürger: Seit mehr als 100 Jahren vor Ort im Einsatz

Energiebereitstellung, Netzbetrieb und Energievertrieb sind in Deutschland zwar vor allemdas Geschäft großer Konzerne. Es gibt aber auch viele regionale Netzbetreiber wie Stadtwer ke und Energiegenossenschaften. Einige der genossenschaftlichen Akteure sind über 100Jahre alt. Sie zeigen, dass eine Energieversorgung von Bürgern für Bürger auch dauerhaftund in größerem Umfang möglich ist. Das ist auch vor dem Hintergrund der aktuellen Rekom munalisierung von Stromnetzen interessant.

„Die Verfügbarkeit von Energie ist für uns selbst-verständlich. Über Strom denkt man nicht nach,

wenn ein Toaster, Staubsauger oder Fernsehereingeschaltet wird“, sagt Hubert Rinklin, Vor-standsvorsitzender der Alb-ElektrizitätswerkeGeislingen-Steige eG. Elektrische Haushaltsge-räte, Verkehrsmittel oder beheizte Wohnungenverdanken wir einer sicheren und bezahlbarenEnergieversorgung. Das war nicht immer so. ZuBeginn des 20. Jahrhunderts war an eine ächen-deckende Versorgung ländlicher Regionen mitElektrizität nicht zu denken.

Die Landbevölkerung musste selbst handeln undfür ihre Stromversorgung sorgen. Stadtwerke undGenossenschaften wurden gegründet, so auch imwürttembergischen Geislingen an der Steige. Seit1910 versorgt das AlbWerk die Region mit Strom.„Anfangs ging es darum, überhaupt ein Energie-netz aufzubauen. Holzmasten mit Leitungen wur-den errichtet, damit die ersten Glühbirnen in den

Häusern betrieben werden konnten“, erläutertder Genossenschaftsvorstand.

Energie in EigenregieProduziert wurde der Strom zunächst mit Was-serkraft. Die Keimzelle der Genossenschaft warenGetreidemühlen, die nicht benötige Elektrizität insStromnetz einspeisten. Später wurde der Was-serantrieb durch Kohlekraftwerke ergänzt. Heutespielen erneuerbare Energiequellen wie Wind, Bio-masse und Sonne beim AlbWerk eine wesentlicheRolle. Das eigentliche Kerngeschäft der Genossen-schaft hat sich seit den Anfangstagen kaum geän-

ALB ELEKTRIZITTSWERKE GEISLINGEN STEIGE eG

dert. „90 Prozent unserer Tätigkeit macht nach wievor die Energieversorgung aus“, resümiert Rinklin.

Neben Energiebereitstellung, Netzbetrieb undEnergievertrieb ist die Genossenschaft auch alsDienstleister in der Elektro- und Kommunikations-technik sowie im Elektrohandel tätig.

Die Frage, wer das örtliche Energienetz betreibensoll, wird derzeit vielerorts diskutiert. Laut Ver-band kommunaler Unternehmen (VKU) laufen bis2015/16 bundesweit die meisten der Strom- undGasnetzkonzessionsverträge aus. Gewöhnlichwird solch eine Konzession für 20 Jahre erteilt.Etliche Kommunen prüfen nun die Möglichkeit,den Betrieb des Versorgungsnetzes vor Ort selbstin die Hand zu nehmen. Meist suchen sie dabeidie Hilfe eines etablierten Energieversorgungs-unternehmens.

In Geislingen und Umgebung werden schon seitüber 100 Jahren die Stromerzeugung und der

Vertrieb von den Bürgern in Eigenregie sicher-gestellt. Die etwa 1.300 Mitglieder der Energie-genossenschaft sind vor allem Familien aus derGegend. Das AlbWerk ist hier fest verwurzelt:„Unsere Anteile werden nicht verkauft, sondernvererbt“, so Rinklin. „Wir beliefern 93 Prozent derHaushalte. Das erwirtschaftete Geld geben wir inder Region wieder aus. Der Gewinn geht nicht aneine Konzernzentrale, sondern kommt den Mit-gliedern hier bei uns zugute“, erklärt der Genos-senschaftsvorstand. „Als verantwortungsvollerPartner werden wir von den Kommunen deshalbmit der Energieversorgung betraut.“

Kommunale WertschöpfungKommunen können durch eigene Energieunter-nehmen viele Vorteile nutzen: Die Gewinne ausdem Netzbetrieb ießen nicht mehr an Dritte,sondern in die eigene Kasse. Hinzu kommen dieGewerbesteuereinnahmen. Kommunale Energie-versorgungsunternehmen sind wichtige Arbeit-geber vor Ort und vergeben Aufträge überwie-gend an heimische Unternehmen. Darüber hi-naus können Kommunen energiepolitische undökologische Ziele selbst bestimmen und umset-zen. Oft ist die Übernahme des Netzbetriebs nurder Ausgangspunkt, um weitere Aufgaben, wieetwa den Energieverkauf oder den Einstieg inErneuerbare Energien, anzugehen. Kommunale

Wertschöpfung von der Erzeugung bis hin zumVertrieb ist das große Ziel.

Die Rekommunalisierung eines Stromnetzeserfordert allerdings große nanzielle Investiti-onen und vor allem spezialisiertes Know-how.Doch an der erforderlichen Kompetenz und -nanziellen Ausstattung mangelt es den meistenInitiatoren. „Die Rekommunalisierung kann eineGemeinde kaum aus dem Stand stemmen. DieGründung eines Energieversorgers auf der grü-nen Wiese ist selten. Am ehesten gelingt das,wenn sich die Wasser- und Wärmeversorgungbereits in kommunaler Hand benden. Dann istzumindest die Kompetenz in kaufmännischenFragen vorhanden“, so Rinklin.

Rekommunalisierung ist zudem ein langwieri-ger Prozess und juristisch, technisch und kauf-

männisch sehr anspruchsvoll. Drei Jahre sollteman hierfür einplanen. Am Anfang müssen dieHandlungsoptionen geprüft werden. Soll dieZusammenarbeit mit dem bisherigen Netzei-gentümer verlängert oder eine andere Lösunggefunden werden? Eine Möglichkeit kann bei-spielsweise der Kauf des Netzes durch die Kom-mune sein, um es anschließend an einen Drittenzu verpachten. Eine andere Lösung: mit dembisherigen oder einem neuen Betreiber eine ge-meinsame Netzgesellschaft gründen. Oder aberman errichtet ein neues Gemeinde-, Stadt- oderRegionalwerk.

Energiegenossenschaften haben eine lange Tradition.

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Erfahrene Partner geben SicherheitNach dieser grundsätzlichen Weichenstellungwerden beim bisherigen Eigentümer Daten überdas Netz eingeholt, um es auf dieser Basis zu be-werten. Dann geht es daran, ein Konzept für dieNetzentechtung zu erstellen. Auch der richtigePartner muss gefunden werden. Die Entscheidungüber das Vorhaben fällt letztlich im Gemeinderat.Bei Zustimmung müssen das Unternehmen undinsbesondere die kaufmännische und technischeInfrastruktur aufgebaut werden. Die Preisverhand-lungen mit dem bisherigen Netzbetreiber sind derschwierigste Teil dieses Prozesses. Schließlichist damit auch ein großes kaufmännisches Risikoverbunden, denn die Amortisation des Kaufpreiseswird durch kontinuierlich sinkende Erlöse – auf-grund der sogenannten Anreizregulierung – ver-längert. Hinzu kommt der Rückgang der Bevöl-kerung in vielen Regionen. Auch die Entechtungdes Netzes geht mit erheblichen, zumeist schlechtkalkulierbaren Kosten einher.

Erfahrene Partner sind erforderlich, wenn eineRekommunalisierung ansteht: „Wir sind alsKnow-how-Träger in Süddeutschland gefragt und

können unser Wissen und Personal in einzelneProjekte einbringen. Das bietet uns die Möglich-keit zu wachsen“, sagt Rinklin. Wachstum undVerbreitung regionaler Energiekonzepte sind abernicht nur Geschäft, sondern auch Mission: „Dieregionale Philosophie ist für uns genauso wichtigwie eine schwarze Zahl in der Gewinn- und Ver-lustrechnung.“ So hat das AlbWerk beispielsweise1998 die Stadtwerke in Waldkirch und 2008 das Re-gionalwerk Bodensee ins Leben gerufen, an demsich sieben Städte und Gemeinden beteiligt haben.

Geht es nach dem Chef des AlbWerks, werdenregionale Strukturen die Zukunft des Energie-markts prägen: lokale Energieproduktion auf Ba-sis Erneuerbarer Energien, regionale Energienet-ze und Vertriebsstrukturen.

Es wird zukünftig mehr Spezialisten für regionaleEnergie geben. Ihre Aufgabe besteht darin, eineverantwortungsvolle Energieversorgung für dieBürger zu ermöglichen. Energieversorgung be-deutet demnach letztlich, die Menschen vor Ortzu erreichen. Die genossenschaftliche Rechts-form hat sich hierfür seit vielen Jahren bewährt.

TIPP SO GEhT‘S aUch

EWS Schönau eGIn Schönau im Schwarzwald schlossensich im Jahr 1986 als Reaktion auf die Re-aktorkatastrophe in Tschernobyl besorg-te Bürger zu einer Initiative zusammen:für eine klimafreundliche und sichereEnergieversorgung ohne Atomkraft. Ge-gen viele Widerstände gründeten diese‚Stromrebellen’ in den Folgejahren die

Elektrizitätswerke Schönau (EWS) undübernahmen 1997 das Schönauer Strom-netz. Heute bieten die EWS Schönaubundesweit klimafreundlichen und atom-freien Strom an und beliefern mehr als90.000 Kunden.Im Jahr 2009 wurde die GenossenschaftNetzkauf EWS Schönau eG gegründet,um die Elektrizitätswerke für die Zu-kunft auf eine breitere Basis zu stellenund zusätzliches Kapital für Wachstum,Personalaufstockung und neue Aktivi-täten aufzubringen. Geplant sind zumBeispiel der Einstieg ins Gasgeschäft,der Zukauf weiterer Stromnetze und derAufbau eines unabhängigen regenerati-ven Stromerzeugungspotenzials. Durchdie Umwandlung in eine Genossenschaftwurde die Voraussetzung geschaffen,dass sich Bürger direkt am Strom- undGasnetz und an der regenerativen Strom-erzeugung beteiligen können. Mit einerMindesteinlage von fünf Anteilen à 100Euro kann jeder Bürger Mitglied der EWSwerden.

RegionalwerkBeim Rückkauf des Energienetzes sindviele Kommunen gut beraten, wennsie sich zusammenschließen. Ange-sichts der rechtlichen, technischen,nanziellen und auch demograschenHerausforderungen ist zu überlegen,ob diese Aufgabe nicht besser im Ver-bund gelöst wird. Vorab überprüft eineMachbarkeitsstudie, welche Chancenund Risiken mit der Netzübernah-me verbunden sind. Dabei sollte auchdargelegt werden, welche Handlungs-optionen bestehen, wenn die Zusam-menarbeit in der bisherigen Form mitdem Netzbetreiber aufgelöst wird. Wirdeine neue Netzgesellschaft gegründet,kann dies nicht nur als Gemeinde- oderStadtwerk erfolgen, sondern auch inder Gemeinschaft mit mehreren be-nachbarten Kommunen als Regional-werk. Wie beim AlbWerk kann die „Re-kommunalisierung im Verbund“ aberauch bedeuten, sich mit etabliertenEnergieversorgungsunternehmen wieStadtwerken oder Genossenschaftenals Starthelfer oder auch dauerhaftePartner zusammenzuschließen. Diegenossenschaftliche Rechtsform eig-net sich in diesem Zusammenhang fürdie interkommunale Kooperation oderals Beteiligungsgesellschaft, wenn dieBürger an der Finanzierung des Ener-gieversorgungsunternehmens mitwir-ken sollen.

ALB ELEKTRIZITTSWERKE GEISLINGEN STEIGE eG

Genossenschaftliche Energieversorgungsunternehmen fördern den Ausbau Erneuerbarer Energien.

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Partnernden

Am Anfang steht die Idee: Ge-meinsam mit Bürgern, Kommu-ne oder Unternehmen soll eineEnergiegenossenschaft auf denWeg gebracht werden. Für dieGründung einer Genossenschaftbraucht man mindestens dreiPersonen oder Unternehmen.Wichtig ist, dass die Initiatorendie gleichen Ziele und Interes-sen verfolgen.

Je früher alle in Frage kommen-den Kooperationspartner in denGründungsprozess eingebun-den sind, desto besser ist dasfür die spätere Genossenschaft.Aber auch die potenziellen Mit-glieder sollten zum Beispiel inBürgerversammlungen so frühwie möglich über die geplanten

Energieprojekte informiert wer-den (siehe aber Tipp Seite 20).

Die Auswahl der richtigen Part-ner – von der Initiativgruppe bishin zu technischen oder juris-tischen Experten (Genossen-schaftsverbände) – ist ebensoGrundvoraussetzung für denerfolgreichen Start einer Ener-giegenossenschaft wie eineausreichend große Zahl an Mit-streitern.

GRÜNDUNG EINER ENERGIEGENOSSENSHAFT

Gründungs versammlung

Die Gründungsversammlung istdie erste ofzielle Versammlungder (potenziellen) Mitglieder.Den versammelten Personenwerden das wirtschaftlicheKonzept und die rechtlichenRahmenbedingungen des Vor-habens umfassend erläutert.Durch die Verabschiedung derSatzung, die Wahl der Auf-sichtsratsmitglieder und dieBestellung der Vorstandsmit-glieder wird die Genossenschaftin Gründung (eG i.G.) in derGründungsversammlung of-ziell ins Leben gerufen. Ein No-tar muss bei der Gründungs-versammlung nicht anwesendsein, die Gründung erfolgt durchdie Unterschrift unter die Grün-dungssatzung. Bei der Vorbe-reitung und Durchführung derGründungsversammlung stehtder Gründungsberater des Ge-nossenschaftsverbands denGründern unterstützend zurSeite.

KaufmännischeGrundlagen

Mit der Genossenschaft wird einUnternehmen gegründet. Wiebei jeder Unternehmensgrün-dung kann dies nur mit fundier-ter und sorgfältiger Planung desunternehmerischen Konzeptsgelingen. Die Erarbeitung einesBusinessplans gehört deshalbzu den wichtigsten Vorberei-tungsarbeiten für die Genossen-schaftsgründung.

Das wirtschaftliche Konzept istauch eine wichtige Grundlagefür das Gründungsgutachtendurch den Genossenschaftsver-band, für Gespräche mit Bankenund Geschäftspartnern sowiefür das zukünftige Controllingder Genossenschaft. Nicht zu-letzt erleichtert eine fundierte

Kalkulation die Einbindung derMenschen in der Region.

RechtlicherRahmen

Die Satzung ist die Verfassungder Genossenschaft und regeltinsbesondere die rechtlichenBeziehungen zwischen denMitgliedern und der Genossen-schaft. Neben einigen zwingendnotwendigen Satzungsinhaltenkönnen zahlreiche individuelleRegelungen getroffen werden,um die Satzung individuell aufdas Gründungsvorhaben ab-zustimmen. Diese Regelungenvereinbaren die Mitglieder selbstund legen sie in der Satzungfest. Insbesondere bei der Aus-gestaltung der Satzung stehendie Gründungsberater der Ge-nossenschaftsverbände mit Ratund Tat zur Seite.

Gründungs gutachten

Die Genossenschaft stellt ei-nen Antrag auf Mitgliedschaftbei einem genossenschaftlichenPrüfungsverband. Nach denVorschriften des Genossen-schaftsgesetzes überprüft derVerband im Interesse der Mit-glieder und Gläubiger die neugegründete Genossenschaft.Schwerpunkte des Gründungs-gutachtens sind die wirtschaft-liche Tragfähigkeit, die wirt-schaftlichen und persönlichenVerhältnisse der Genossen-schaft, die rechtlichen Grund-lagen (Satzung) und die Effek-tivität der Mitgliederförderung.Nach der erfolgreichen Grün-dungsprüfung wird die Genos-senschaft in das Genossen-schaftsregister eingetragen. DieAnmeldung erfolgt durch denVorstand der Genossenschaft.

Gründungs beratung

Die Fachberater der genos-senschaftlichen Prüfungsver-bände unterstützen gerne beiallen Fragen rund um den Grün-dungsprozess. Sie nden Ihrenpersönlichen Ansprechpartnerunter www.neuegenossenschaf-ten.de. Dort nden Sie auchaktuelle Gründungsbeispiele,innovative Modelle und viel Wis-senswertes über die Gründungeiner Genossenschaft. Die CD-ROM „Genossenschaften Grün-den“ können Sie ebenfalls unterwww.neuegenossenschaften.debestellen.

Die Gründung einer EnergiegenossenschaftEin gemeinschaftlicher Geschäftsbetrieb für die Energiewende vor Ort

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Mitgliedschaft

Eine Genossenschaft kann bereits von drei Per sonen oder Unternehmen gegründet werden. Sieist jedoch auch für eine sehr große Anzahl vonMitgliedern – wie bei Energiegenossenschaftenüblich – sehr gut geeignet.

Im Vordergrund der Genossenschaft steht dieFörderung der (wirtschaftlichen) Interessen derMitglieder. Jedes Mitglied ist zugleich Eigentü mer und Nutznießer seiner Genossenschaft. Esprotiert unmittelbar von dem Unternehmen.

Bei einer Genossenschaft erfolgt der Ein undAustritt ohne großen Verwaltungsaufwand. Fürden Eintritt reicht schlicht eine Beitrittserklärung,die Mitwirkung eines Notars ist nicht erforderlich.Der Vorstand entscheidet über die Mitgliedschaft.

Der Austritt erfolgt durch Kündigung. Die ent-sprechenden Fristen, maximal fünf Jahre, wer-den gemeinsam in der Satzung vereinbart. DasMitglied hat dann einen Anspruch auf Auszahlungseines Geschäftsguthabens, muss also keinenKäufer für seine Geschäftsanteile suchen. EinKursrisiko wie bei Aktien gibt es nicht.

Jedes Mitglied hat unabhängig von seiner Kapi-talbeteiligung nur eine Stimme in der General-versammlung. Deshalb ist die Genossenschaft

vor der Dominanz einzelner Mehrheitseigner unddamit auch vor „feindlichen Übernahmen“ ge schützt.

GENOSSENSHAFT IM ÜBERBLIK

Verband

Jede Genossenschaft ist Mitglied in einem Prü fungsverband und protiert damit von einemstarken Netzwerk und umfangreichen Bera-tungs- und Betreuungsangeboten.

Die Gründung der Genossenschaft wird von er fahrenen Beratern des Verbands begleitet. Siebesprechen vor Ort das Gründungskonzept undden Businessplan und geben viele Anregungenmit auf den Weg.

Die regelmäßige Prüfung durch den Verbandschützt die Geschäftspartner und Mitglieder vornanziellem Schaden. Die Genossenschaft istauch aus diesem Grund seit vielen Jahren diemit Abstand insolvenzsicherste Rechtsform inDeutschland.

Genossenschaft im ÜberblickFinanzierung und Haftung

Die Gründung einer Genossenschaft erfordertkein gesetzlich vorgeschriebenes Mindest eigenkapital. Die Eigenkapitalausstattung orien-tiert sich ausschließlich an betriebswirtschaftli-chen Kriterien. Die individuelle Festlegung einesMindesteigenkapitals in der Satzung ist abermöglich und insbesondere bei großen Anfangs-investitionen empfehlenswert.

Jedes Mitglied zeichnet einen oder mehrere Ge-schäftsanteile. Die Höhe und die zu zeichnendeAnzahl dieser Geschäftsanteile werden in derSatzung festgelegt. Die persönliche Haftung istgrundsätzlich auf die Einlage begrenzt.

Das Risikokapital in Form der Geschäftsanteileund einer eventuell zusätzlich vereinbarten Haft-summe wird bereits während der Gründungs-phase festgelegt, so dass kein unkalkulierbaresRisiko bei der Mitgliedschaft besteht.

Zusätzliches Eigenkapitel kann durch neue Mit-glieder oder die Zeichnung weiterer Geschäftsan-teile gewonnen werden. Auch Genossenschaftenkönnen alternative Finanzierungsinstrumente(Genussscheine etc.) nutzen.

Organe

Jede Genossenschaft hat grundsätzlich drei Or gane: Generalversammlung, Aufsichtsrat undVorstand. Bei Genossenschaften mit weniger als20 Mitgliedern kann auf einen Aufsichtsrat ver-zichtet werden und der Vorstand kann aus nureiner Person bestehen. Bei mehr als 20 Mitglie-dern müssen mindestens zwei Personen in denVorstand und drei Personen in den Aufsichtsrat

gewählt werden.Die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat sindselbst Mitglieder der Genossenschaft oder Ver-treter einer juristischen Person, die Mitglied derGenossenschaft ist.

Die grundsätzlichen Entscheidungen in der Ge-nossenschaft, wie zum Beispiel Satzungsände-rungen, werden in der Generalversammlung derMitglieder getroffen. Sie wählt den Aufsichtsratund entscheidet zum Beispiel über die Verwen-dung der erwirtschafteten Überschüsse.

Der Aufsichtsrat kontrolliert die Tätigkeit desVorstands im Interesse der Mitglieder und be-stimmt (soweit nicht durch die Generalversamm-lung gewählt) die Vorstandsmitglieder.

Der Vorstand ist umfassend leitungsbefugt undführt die Geschäfte der Genossenschaft. Bei we-sentlichen Entscheidungen kann in der Satzungfestgelegt werden, dass die Zustimmung des Auf-sichtsrates erforderlich ist.

Mit einem Vorstand und einem Aufsichtsrat hatdie Genossenschaft eine klare Leitungs undKontrollstruktur. Damit bietet sie weitreichendeSicherheit im alltäglichen Geschäftsverkehr.

Mitglieder Generalversammlung

Aufsichtsrat

Vorstand

Grundsatzentscheidungen

wählt

Kontrolle, Beratung

bestellt

Geschäftsführung

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Herausgeber:Agentur für Erneuerbare Energien e.V.Reinhardtstr. 18, 10117 BerlinTel.: 030-200 535-3Fax: 030-200 535-51E-Mail: [email protected]: www.unendlich-viel-energie.de

DGRV–Deutscher Genossenschafts undRaiffeisenverbandPariser Platz 3, 10117 BerlinTel.: 030–2024169-00Fax: 030–2024169-85E-Mail: [email protected]: www.dgrv.de

V.i.S.d.P.: Philipp VohrerStand: September 20111. Auage

Redaktion:Dr. Andreas WiegDr. Julia VesshoffNils BoenigkBenjamin DannemannCarolin Thiem

Gestaltung:BBGK Berliner Botschaft

Druck: Görres Druckerei und Verlag GmbH

Graken: Agentur für Erneuerbare Energien,BBGK Berliner Botschaft und DGRV–DeutscherGenossenschafts- und Raiffeisenverband

Fotos:S. 1: FNR/Jan ZappnerS. 2: Laurence ChaperonS. 5: FNR/Jan ZappnerS. 7: FWR Energie eGS. 10: Gemeinde HonigseeS. 11: Gemeinde HonigseeS. 14: Gemeinde Weissach im TalS. 18: Enercon GmbHS. 22: FNR/Jan ZappnerS. 25: FNR/Jan ZappnerS. 26: NEW – Neue Energien West eGS. 31: AEES. 32: NEW – Neue EnergienS. 34: VOLKSWAGEN AGS. 39: AEES. 40: Alb-Elektrizitätswerke Geislingen-Steige eGS. 42: WikiCommons

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DGRV – Deutscher Genossenschafts und Raiffeisenverband e. V.

Der DGRV und die genossenschaftlichen Mit-gliedsverbände fördern die Gründung von Ge-nossenschaften. Vor Ort unterstützen erfahreneBerater der Genossenschaftsverbände insbeson-dere bei der Satzungsgestaltung, der Ausarbei-tung des Businessplans oder organisatorischenFragen einer Genossenschaftsgründung. An-sprechpartner in Ihrer Region nden Sieunter www.neuegenossenschaften.de.

Auch die interaktive CD-ROM „GenossenschaftenGründen“ kann über www.neuegenossenschaf

ten.de kostenlos bezogen werden. Die CD-ROM

enthält viele betriebswirtschaftliche und rechtli-che Tipps.

Agentur für Erneuerbare Energien e.V.

Das Portal www.kommunal erneuerbar.de wirdvon der Agentur für Erneuerbare Energien ange-boten und soll kommunale Entscheidungsträgernsowie engagierte Bürgern unterstützen, den Aus-bau Erneuerbarer Energien mit breiter Zustim-mung vor Ort voranzutreiben.Die Agentur für Erneuerbare Energien wird ge-tragen von den Unternehmen und Verbänden derErneuerbaren Energien und gefördert durch dieBundesministerien für Umwelt und für Landwirt-schaft.

www.neuegenossenschaften.de www.kommunal erneuerbar.de

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