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226 H. C. Belaschk/M. Münch · Anwendung von massiv paralleler Berechnung mit Grafikkarten (GPGPU) für CFD-Methoden im Brandschutz Bauphysik 31 (2009), Heft 4 Aktuell Energiesparpotentiale von Rechen- zentren noch nicht vollständig aus- geschöpft Eine von der TSB Technologiestiftung Berlin geförderte und aus dem Europäi- schen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanzierte Studie des Inno- vationszentrums Energie (IZE) an der Technischen Universität Berlin gibt erst- mals einen Überblick über Rechenzentren und deren Energieverbrauch in Deutsch- land. Im Rahmen der Studie wurde eine detaillierte (energie-)technische Erhe- bung unter 31 Rechenzentren durchge- führt, die insgesamt eine Fläche von mehr als 30.000 m 2 für Informations- technik aufweisen und über 40.000 Ser- ver beherbergen. Dabei zeigt sich, dass Rechenzentren in Deutschland energie- effizienter sind als derzeit allgemein angenommen wird. Es wurde u. a. er- mittelt, dass die gemittelte „Power Usage Effectiveness“ (PUE) der unter- suchten Rechenzentren mit 1,7 deutlich unter dem Wert liegt, der häufig als in- dustrieweiter Mittelwert ausgewiesen wird. Weiterhin ergaben die Analysen, dass bisherige Studien die Anzahl der Rechen- zentren und damit auch deren Strombe- darf teils erheblich überschätzten. Nach den Analysen der vorliegenden Studie gab es im Jahr 2007 in Deutschland ca. 19.000 Serverräume mit drei bis zehn Servern und rund 10.000 Rechenzentren mit mehr als zehn Servern. Zählt man die erstmals eine gesicherte Datengrund- lage und wichtige Anregungen für das Rechenzentrum der Zukunft. Für Berlin- Brandenburg ist die Studie besonders interessant, weil in den hier angesiedel- ten öffentlichen Verwaltungen große Re- chenzentren betrieben werden. Damit hat die Region die besten Voraussetzun- gen, eine entscheidende Rolle zu über- nehmen auf dem Weg Deutschlands zum Green IT-Standort. Die Projektergebnisse werden in dem regionalen Netzwerk „Green IT BB“ für die Umsetzung konkreter Leuchtturm- projekte in der Region Berlin-Branden- burg genutzt. Die Studie kann im Internet unter www.tsb-berlin.de/de/tsb-gruppe/ service/downloads/publikationen/ studien/ und www.energie.tu-berlin.de/menue/service/ downloads/ im Bereich Studien eingese- hen werden. Weitere Informationen: Innovationszentrum Energie der TU Berlin Marc Schaefer Fasanenstraße 89, 10623 Berlin Tel. + 49(0)30/314-25363 [email protected] und TSB Technologiestiftung Berlin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Frauke Nippel Fasanenstraße 85, 10623 Berlin Tel. + 49(0)30/46302504 [email protected] auch einzelne Serverräume zu Rechen- zentren, so ergibt sich eine Gesamtanzahl von ca. 29.000 Rechenzentren. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu der häu- fig kolportierten, jedoch empirisch we- nig fundierten Zahl von 50.000 Rechen- zentren in Deutschland. Das Wachstum der Energienachfrage dieses Sektors bleibt jedoch enorm. Mit durchschnittlichen jährlichen Wachs- tumsraten von 17 % hat sich der Strom- bedarf für den Betrieb der Rechenzen- tren im Zeitraum von 1998 bis 2008 auf 8 Terawattstunden (TWh) knapp ver- fünffacht. Vor diesem Hintergrund be- schäftigte sich die Studie auch mit der Frage, wo und wie in Rechenzentren Energie eingespart werden kann. Dabei stellte sich heraus, dass bereits durch die einfache Verschattung von Fensterfron- ten in Serverräumen die maximale Kühl- last stark reduziert werden kann. Neben solchen einfachen Maßnahmen wurden auch innovative Konzepte, wie z. B. die fernwärmegestützte Kühlung von Rechen- zentren untersucht. Hier werden spezielle Kälteanlagen mit Wärme aus dem Fern- wärmenetz angetrieben. Der große Vor- teil: Im Sommer, wenn in Rechenzentren großer Klimatisierungsbedarf besteht, steht bisher ungenutzte Fernwärme zur Verfügung. In Zukunft lassen sich mit solchen Konzepten enorme Einspar- potenziale in der Klimatechnik verwirk- lichen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um „Green IT“ und Rechen- zentren als „Klimakiller“ bietet die Stu-

Energiesparpotentiale von Rechenzentren noch nicht vollständig ausgeschöpft

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H. C. Belaschk/M. Münch · Anwendung von massiv paralleler Berechnung mit Grafikkarten (GPGPU) für CFD-Methoden im Brandschutz

Bauphysik 31 (2009), Heft 4

Aktuell

Energiesparpotentiale von Rechen -zentren noch nicht vollständig aus -geschöpft

Eine von der TSB TechnologiestiftungBerlin geförderte und aus dem Europäi-schen Fonds für regionale Entwicklung(EFRE) kofinanzierte Studie des Inno-vationszentrums Energie (IZE) an derTechnischen Universität Berlin gibt erst -mals einen Überblick über Rechenzentrenund deren Energieverbrauch in Deutsch-land.

Im Rahmen der Studie wurde einedetaillierte (energie-)technische Erhe-bung unter 31 Rechenzentren durchge-führt, die insgesamt eine Fläche vonmehr als 30.000 m2 für Informations-technik aufweisen und über 40.000 Ser-ver beherbergen. Dabei zeigt sich, dassRechenzentren in Deutschland energie-effizienter sind als derzeit allgemeinangenommen wird. Es wurde u. a. er-mittelt, dass die gemittelte „PowerUsage Effectiveness“ (PUE) der unter-suchten Rechenzentren mit 1,7 deutlichunter dem Wert liegt, der häufig als in-dustrieweiter Mittelwert ausgewiesenwird.

Weiterhin ergaben die Analysen, dassbisherige Studien die Anzahl der Rechen-zentren und damit auch deren Strombe-darf teils erheblich überschätzten. Nachden Analysen der vorliegenden Studiegab es im Jahr 2007 in Deutschland ca.19.000 Serverräume mit drei bis zehnServern und rund 10.000 Rechenzentrenmit mehr als zehn Servern. Zählt man

die erstmals eine gesicherte Datengrund-lage und wichtige Anregungen für dasRechenzentrum der Zukunft. Für Berlin-Brandenburg ist die Studie besondersinteressant, weil in den hier angesiedel-ten öffentlichen Verwaltungen große Re-chenzentren betrieben werden. Damithat die Region die besten Voraussetzun-gen, eine entscheidende Rolle zu über-nehmen auf dem Weg Deutschlands zumGreen IT-Standort.

Die Projektergebnisse werden in demregionalen Netzwerk „Green IT BB“ fürdie Umsetzung konkreter Leuchtturm-projekte in der Region Berlin-Branden-burg genutzt.

Die Studie kann im Internet unterwww.tsb-berlin.de/de/tsb-gruppe/service/downloads/publikationen/studien/ und www.energie.tu-berlin.de/menue/service/downloads/ im Bereich Studien eingese-hen werden.

Weitere Informationen:Innovationszentrum Energie der TU BerlinMarc SchaeferFasanenstraße 89, 10623 BerlinTel. +49(0)30/[email protected] Technologiestiftung BerlinPresse- und ÖffentlichkeitsarbeitFrauke NippelFasanenstraße 85, 10623 BerlinTel. +49(0)30/[email protected]

auch einzelne Serverräume zu Rechen-zentren, so ergibt sich eine Gesamtanzahlvon ca. 29.000 Rechenzentren. DiesesErgebnis steht im Gegensatz zu der häu-fig kolportierten, jedoch empirisch we-nig fundierten Zahl von 50.000 Rechen-zentren in Deutschland.

Das Wachstum der Energienachfragedieses Sektors bleibt jedoch enorm. Mitdurchschnittlichen jährlichen Wachs-tumsraten von 17 % hat sich der Strom-bedarf für den Betrieb der Rechenzen-tren im Zeitraum von 1998 bis 2008 auf8 Terawattstunden (TWh) knapp ver-fünffacht. Vor diesem Hintergrund be-schäftigte sich die Studie auch mit derFrage, wo und wie in RechenzentrenEnergie eingespart werden kann. Dabeistellte sich heraus, dass bereits durch dieeinfache Verschattung von Fensterfron-ten in Serverräumen die maximale Kühl-last stark reduziert werden kann. Nebensolchen einfachen Maßnahmen wurdenauch innovative Konzepte, wie z. B. diefernwärmegestützte Kühlung von Rechen-zentren untersucht. Hier werden spezielleKälteanlagen mit Wärme aus dem Fern-wärmenetz angetrieben. Der große Vor-teil: Im Sommer, wenn in Rechenzentrengroßer Klimatisierungsbedarf besteht,steht bisher ungenutzte Fernwärme zurVerfügung. In Zukunft lassen sich mitsolchen Konzepten enorme Einspar -potenziale in der Klimatechnik verwirk-lichen.

Vor dem Hintergrund der aktuellenDiskussion um „Green IT“ und Rechen-zentren als „Klimakiller“ bietet die Stu-

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