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36 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 08/2018 Forschung und Lehre spielsweise die Witterungsbedingungen insofern eine Rolle, als dieselbe Distanz bei klarer Luft zu kurz und bei flimmern- der Luft zu weit geschätzt wird. Nebst die- ser offenkundigen äusseren Ursache für Wahrnehmungsverzerrungen wird die In- formationsverarbeitung auch durch indi- viduelle Denkprozesse beeinträchtigt. So kann irgendeine Zahl, an die wir im be- treffenden Moment gerade denken, un- ser numerisches Urteil – in diesem Fall eine bestimmte Distanz – in Richtung der besagten Zahl verzerren. Dieses Phä- nomen ist unter dem Begriff Ankereffekt bekannt, der sich im vorliegenden Beispiel wie folgt auswirken kann: Nehmen wir an, das Ziel ist 450 Meter entfernt. Den- ken wir nun beim Schätzen der Distanz gerade an das Flugticket, das wir letzte Woche für 980 Franken erworben haben, so wird unsere Schätzung in die Nähe die- ser Zahl tendieren und sich womöglich Hubert Annen, Peter Stöckli In einer idealen Welt fällen wir rationa- le Entscheide, indem wir alle relevanten Informationen berücksichtigen, die rich- tigen Prioritäten setzen, Pro und Contra der verschiedenen Optionen abwägen und letztlich jene wählen, die mit Sicherheit zum gewünschten Ergebnis führt. Abge- sehen davon, dass dies ein ausgesprochen aufwändiger Prozess ist, für den in der Re- gel weder ausreichend Zeit noch Ressour- cen zur Verfügung stehen, ist es meistens nicht möglich, mit den vorhandenen In- formationen eine zukünftige Entwicklung mit Sicherheit vorauszusagen. Oder an- ders ausgedrückt: Nichts entbindet uns von der Verpflichtung, Fakten und Daten für unsere Entscheidungen zu finden. Was aber wirklich daraus wird, das bleibt un- sicher. 1 Um trotzdem schnell, pragmatisch und mit einer gewissen Sicherheit ent- scheiden zu können, greifen wir auf un- sere Erfahrung mit vergleichbaren Situa- tionen, auf bestimmte Denkmuster und Faustregeln zurück. Diese bewähren sich im Alltagsgebrauch in den meisten Fäl- len, nicht zuletzt, weil die betreffenden Entscheidungssituationen oft nicht all- zu schwerwiegend sind oder sowieso ver- schiedene Optionen zum Ziel geführt hät- ten – oder beides. Kommt hinzu, dass wir Menschen dazu neigen, die Vorhersehbar- keit eines Ereignisses im Nachhinein zu überschätzen. 2 Als Folge davon läuft man Gefahr, sich in falscher Sicherheit zu wie- gen und sich im Rahmen von Entschei- dungsprozessen nicht mehr ausreichend kritisch zu hinterfragen. «Dank» zahlrei- cher Beispiele daraus resultierender Fehl- entscheidungen finden sich in der psycho- logischen Fachliteratur diverse Effekte und Mechanismen, anhand derer sich der irra- tionale Anteil von Entscheidungen reflek- tieren und zumindest in einem gewissen Mass kontrollieren lässt. Ankereffekt Vor einem Waffeneinsatz muss die Dis- tanz zum Ziel möglichst genau ermittelt werden. Dieses Bestimmen der Distanzen stellt eine vermeintlich simple Entschei- dungssituation dar, zu der im Reglement Grundschulung (GS 17) 3 auch entspre- chende Methoden (z.B. Abmessen mit- tels Karte oder mit optischen Instrumen- ten) erläutert werden. Stehen indes weder Karte noch Messinstrumente zur Verfü- gung, muss die Distanz geschätzt werden. Anhand dieses einfachen Entscheidungs- vorgangs lassen sich die beeinflussenden Faktoren gut aufzeigen. So spielen bei- Entscheiden in kritischen Situationen Muss man Entscheidungen fällen, verfügt man meist nicht über alle relevanten Informationen. Das löst einen gewissen Stress aus, der durch Zeitdruck und die Tragweite der jeweiligen Entscheidung noch verstärkt wird. Um insbesondere den Führungskräften diese schwierige Aufgabe zu erleichtern, ist man nicht nur im militärischen Kontext bestrebt, ihnen eine klare, vordefinierte Entscheidungs- methodik zur Verfügung zu stellen und sie darin zu schulen. Trotz solcher rationalen Regeln kommt es aber immer wieder zu ungünstigen Entscheidungen, weshalb es sich lohnt, den psychologischen Mechanismen in Entscheidungs- prozessen ausreichend Beachtung zu schenken. Trotz technischer Hilfsmittel entscheidet der Mensch. Bilder: VBS

Entscheiden in kritischen Situationen - asmz.ch 2018... · den Führungsreglementen der Schweizer Armee her kennen 10, zu fatalen Fehlent-scheidungen kommen kann. Diesen kann in einem

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36 Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 08/2018

Forschung und Lehre

spielsweise die Witterungsbedingungeninsofern eine Rolle, als dieselbe Distanzbei klarer Luft zu kurz und bei flimmern-der Luft zu weit geschätzt wird. Nebst die-ser offenkundigen äusseren Ursache fürWahrnehmungsverzerrungen wird die In-formationsverarbeitung auch durch indi-viduelle Denkprozesse beeinträchtigt. Sokann irgendeine Zahl, an die wir im be-treffenden Moment gerade denken, un-ser numerisches Urteil – in diesem Falleine bestimmte Distanz – in Richtungder besagten Zahl verzerren. Dieses Phä-nomen ist unter dem Begriff Ankereffektbekannt, der sich im vorliegenden Beispielwie folgt auswirken kann: Nehmen wiran, das Ziel ist 450 Meter entfernt. Den-ken wir nun beim Schätzen der Distanzgerade an das Flugticket, das wir letzteWoche für 980 Franken erworben haben,so wird unsere Schätzung in die Nähe die-ser Zahl tendieren und sich womöglich

Hubert Annen, Peter Stöckli

In einer idealen Welt fällen wir rationa-le Entscheide, indem wir alle relevantenInformationen berücksichtigen, die rich-tigen Prioritäten setzen, Pro und Contrader verschiedenen Optionen abwägen undletztlich jene wählen, die mit Sicherheitzum gewünschten Ergebnis führt. Abge-sehen davon, dass dies ein ausgesprochenaufwändiger Prozess ist, für den in der Re-gel weder ausreichend Zeit noch Ressour-cen zur Verfügung stehen, ist es meistensnicht möglich, mit den vorhandenen In-formationen eine zukünftige Entwicklungmit Sicherheit vorauszusagen. Oder an-ders ausgedrückt: Nichts entbindet unsvon der Verpflichtung, Fakten und Datenfür unsere Entscheidungen zu finden. Wasaber wirklich daraus wird, das bleibt un-sicher.1 Um trotzdem schnell, pragmatischund mit einer gewissen Sicherheit ent-scheiden zu können, greifen wir auf un -sere Erfahrung mit vergleichbaren Situa-tionen, auf bestimmte Denkmuster undFaustregeln zurück. Diese bewähren sichim Alltagsgebrauch in den meisten Fäl-len, nicht zuletzt, weil die betreffenden Entscheidungssituationen oft nicht all-zu schwerwiegend sind oder sowieso ver-schiedene Optionen zum Ziel geführt hät-ten – oder beides. Kommt hinzu, dass wirMenschen dazu neigen, die Vorhersehbar-keit eines Ereignisses im Nachhinein zuüberschätzen.2 Als Folge davon läuft manGefahr, sich in falscher Sicherheit zu wie-gen und sich im Rahmen von Entschei-dungsprozessen nicht mehr ausreichendkritisch zu hinterfragen. «Dank» zahlrei-cher Beispiele daraus resultierender Fehl-entscheidungen finden sich in der psycho-logischen Fachliteratur diverse Effekte undMechanismen, anhand derer sich der irra-tionale Anteil von Entscheidungen reflek-

tieren und zumindest in einem gewissenMass kontrollieren lässt.

Ankereffekt

Vor einem Waffeneinsatz muss die Dis-tanz zum Ziel möglichst genau ermitteltwerden. Dieses Bestimmen der Distanzenstellt eine vermeintlich simple Entschei-dungssituation dar, zu der im ReglementGrundschulung (GS 17)3 auch entspre-chende Methoden (z.B. Abmessen mit-tels Karte oder mit optischen Instrumen-ten) erläutert werden. Stehen indes wederKarte noch Messinstrumente zur Verfü-gung, muss die Distanz geschätzt werden.Anhand dieses einfachen Entscheidungs-vorgangs lassen sich die beeinflussendenFaktoren gut aufzeigen. So spielen bei-

Entscheiden in kritischen SituationenMuss man Entscheidungen fällen, verfügt man meist nicht über alle relevanten

Informationen. Das löst einen gewissen Stress aus, der durch Zeitdruck und

die Tragweite der jeweiligen Entscheidung noch verstärkt wird. Um insbesondere

den Führungskräften diese schwierige Aufgabe zu erleichtern, ist man nicht nur

im militärischen Kontext bestrebt, ihnen eine klare, vordefinierte Entscheidungs -

methodik zur Verfügung zu stellen und sie darin zu schulen. Trotz solcher

rationalen Regeln kommt es aber immer wieder zu ungünstigen Entscheidungen,

weshalb es sich lohnt, den psychologischen Mechanismen in Entscheidungs-

prozessen ausreichend Beachtung zu schenken.

Trotz technischer Hilfsmittel entscheidet

der Mensch. Bilder: VBS

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bei 600 Meter einpendeln. Haben wir imselben Moment jedoch vor Augen, dasswir insgesamt noch 115 Diensttage zu leis-ten haben, so dürfte die Schätzung der-selben Distanz deutlich tiefer, z.B. 300Meter, ausfallen. Eine willkürliche Zahl,die nichts mit der aktuellen Entschei-dungssituation zu tun hat, kann also un-ser numerisches Urteil in deren Richtungverzerren. Der Ankereffekt ist sehr robustund liess sich in den verschiedensten Si-tuationen, unter unterschiedlichen Bedin-gungen und nicht nur bei Laien, sondernauch bei Experten nachweisen.4 Entspre-chend wichtig ist es, der Frage nachzuge-hen, wie wir diesem Effekt entgegenwir-ken können.

Folgendes Experiment5 liefert eine mög-liche Antwort: Versuchsteilnehmer warenAutohändler, die gebeten wurden, denWert eines Gebrauchtwagens zu schätzen,wobei der Versuchsleiter mit der Aussage«Ich denke, das Auto hat einen Wert von5000 Euro» sogleich einen Anker setz-te. Die eine Hälfte der Versuchsteilneh-mer musste ihre Schätzung sofort abge-ben, während die andere Hälfte auf-ge fordert wurde, sich zuerst Gedanken darüber zu machen, was gegen diesenAnker von 5000 Euro spricht. Die Re -sultate machten deutlich, dass sich jeneAutohändler, die aktiv Argumente ge-gen den betreffenden Anker generierten,

weniger von der betreffenden Zahl beein-flussen liessen als jene Kollegen, die ihreSchätzung unmittelbar abzuliefern hat-ten. Der Wirkung des Ankereffekts kannman sich also mindestens zu einem ge-wissen Grad entziehen, wenn die vorlie-genden Zahlen gezielt und kritisch hin-terfragt werden.

Framing-Effekt

So schwerwiegend die Folgen falscherSchätzungen sein können, erscheint derAnkereffekt immerhin als relativ einfachfassbar. Komplexer wird es im militäri-schen Umfeld, wenn Führungskräfte mitEntscheidungen konfrontiert werden, dieeine moralische Komponente enthalten.Denken wir beispielsweise an einen Kom-mandanten, der sich einen Plan für dieBefreiung von fünfzehn Geiseln zurecht-legen und sich auf dieser Basis für odergegen eine Intervention entscheiden muss.Natürlich wird er alles daran setzen wol-len, das Risiko einer allfälligen Eskalationmit Todesfolge zu kalkulieren. Nebst denInformationen, die er dafür in Erfahrungbringt und berücksichtigt, spielt die Artund Weise, wie er sich die zentrale Ri -sikofrage stellt, eine bedeutsame Rolle.Konkret macht es einen Unterschied, aufwelche Weise und in welche Richtungdie Ausgangslage formuliert wird. Rich-

tet sich der Fokus auf die mögliche An-zahl der Überlebenden («Bei einer In -tervention überleben 14 der 15 Geiseln»)wird sich der Kommandant eher für eineIntervention entscheiden, als wenn dienegativen Folgen im Mittelpunkt stehen(«Bei einer Intervention verliert eine der15 Geiseln ihr Leben.»). Obwohl die ei-gentliche Ausgangslage vollständig ein-und dieselbe ist, wird seine Entscheidungsomit auch davon abhängen, ob die mög-lichen Konsequenzen positiv oder ne ga tivformuliert sind. Auch hier stellt sich dieFrage, was unternommen werden kann,um dieses als Framing-Effekt 6 umschrie-bene Phänomen zu kontrollieren.

Hier bietet sich beispielsweise das sogenannte «Reframing» an. So gibt es ausStudien Hinweise darauf, dass gewisseVersuchsteilnehmende, die sowohl mitnegativ als auch positiv formulierten Aus-gangslagen konfrontiert werden, mit derZeit lernen, sich diesen Einflüssen zu ent-ziehen. Daraus lässt sich schliessen, dassman das Ganze bewusst aus verschiede-nen Perspektiven (z.B. sowohl als Verlustals auch Gewinn formuliert) betrachten7

und sich möglichst vertieft und sachlichmit der Entscheidungssituation auseinan-dersetzen sollte.8

Entscheidungsprozesse müssen

geübt werden.

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Forschung und Lehre

Scenario fulfillment

Oben beschriebene und ähnliche Wahr-nehmungsverzerrungen und Fehler bei derInterpretation von Informationen tretenunter Zeitdruck und bei sich rasch än-dernden Situationen verstärkt auf. Eineindrückliches Beispiel dafür ist der Vor-fall, bei dem das amerikanische Kriegs-schiff USS Vincennes am 3. Juli 1988 irr-tümlicherweise ein iranisches Passagier-flugzeug (Iran Air Flight 655) abschoss,was zum Tod der 290 Passagiere führte.9

An dessen Ursprung stand eine unglückli -che Verkettung von Umständen. So wur-de die Navy im Persischen Golf von Ge-heimdiensten davor gewarnt, dass dieIraner allenfalls einen Angriff planen.Zudem gab ein iranisches Kanonenboot40 Minuten vor dem tragischen EreignisSchüsse auf einen Helikopter der USSVincennes ab. Als Folge davon befandsich die USS Vincennes zusammen mitder USS Elmer Montgomery in einemFeuergefecht mit diversen iranischen Ka-nonenbooten. In dieser stressigen Situa -tion wurde der Airbus A300 der Iran Airfälschlicherweise als F-14 identifiziert.Dies hing damit zusammen, dass das Pas-sagierflugzeug vom Bandar Abbas Flug-hafen aus gestartet war, von wo aus auchdie feindlichen F-14 operierten. Zudemflog es zwar innerhalb des vorgesehenen20-Meilen-Korridors, aber nicht exakt indessen Mitte, wie es sonst zivile Flugzeu-ge aus Sicherheitsgründen zu tun pfleg-ten. Und schliesslich bewegte es sich imkritischen Moment zufälligerweise direktin Richtung der USS Vincennes. Die-se unklare beziehungsweise mehrdeutige Situation sowie diverse Fehlinterpretatio-nen resultierten im bestehenden Gefechts-

stress und unter Zeitdruck – vom Startbis zum Abschuss des Airbus A300 ver-gingen nur sieben Minuten – schlussend-lich im fatalen Entscheid, das iranischePassagierflugzeug abzuschiessen. Bemer-kenswert ist, dass man im Rahmen derumfassenden Untersuchung des Vorfallszum Schluss kam, dass der verantwortli-che Offizier in Anbetracht der ihm vorlie-genden – korrekten und inkorrekten –Informationen ordnungsgemäss gehan-delt hatte. Jedoch wurde festgehalten, dassStress, Aufgabenfixierung und die unbe-wusste Verzerrung von Informationen dieentscheidende Rolle gespielt hatten. Dasheisst, unter der Annahme, dass ein wei-terer Angriff unmittelbar bevorsteht, wur-den die zur Verfügung stehenden Infor-mationen einerseits in diese Richtung in-terpretiert. Andererseits wurden primärjene Informationen beachtet, die für dieHypothese eines Angriffes sprachen. Die-ses als scenario fulfillment oder expectancybias umschriebene Phänomen äussert sichvor allem in komplexen, mehrdeutigen Si-tuationen.

Das zeigt, dass es trotz technischerHilfsmittel und der militärischen Ent-scheidungsmethodik, wie wir sie auch vonden Führungsreglementen der SchweizerArmee her kennen10, zu fatalen Fehlent-scheidungen kommen kann. Diesen kannin einem gewissen Grad entgegengewirktwerden, indem die relevanten Prozessewiederholt unter Stress und Zeitdruck ge-übt, und im Nachgang dazu die Denk-prozesse kritisch, detailliert und nicht zuletzt unter Berücksichtigung der For-schung zu kognitiven Prozessen reflek-tiert werden.

Fazit

Die drei oben erörterten Beispiele ma-chen allesamt deutlich, dass wir in unsi-cheren Situationen, in denen wir entschei-den müssen, ohne über alle relevantenInformationen zu verfügen, dazu neigen,uns unbewusst von bestimmten Faustre-geln, unserem Bauchgefühl und vorge-fassten Meinungen leiten zu lassen. Auchwenn diese oft zu sinnvollen oder zumin-dest brauchbaren Entscheidungen füh-ren, kommt es auch immer wieder zuFehlentscheiden mit unter Umständenfatalen Konsequenzen.Wenn Menschenbeteiligt sind, gibt es stets irrationale An-teile, aber diese Irrationalität hat in derRegel System und lässt sich somit mit demnotwendigen Wissen auch fassen und teil-weise kontrollieren. Es ist somit angezeigt,

sich mit den psychologischen Elementenund Dynamiken in Entscheidungsprozes-sen auseinanderzusetzen, um in der Pra-xis zielgerichtete Massnahmen abzuleitenund sich als Entscheidungsträger regel-mässig und systematisch kritisch zu hin-terfragen. ■

1 Jiranik, H. (2018). Clever entscheiden? Welchepsychologischen und logischen Fallen es dabeigibt. Wirtschaftspsychologie aktuell, 1/2018,57-60.

2 Fischhoff, B. & Beyth, R. (1975). «I Knew ItWould Happen». Remembered Probabilities ofOnce-Future Things. Organizational Behaviorand Human Performance, 13, 1-16.

3 Schweizer Armee (2017). Grundschulung (GS17). Reglement 51.019. Bern: BBL.

4 Siehe z.B.: • Englich, B., Mussweiler, T., & Strack, F.(2006). Playing dice with criminal sentences:The influence of irrelevant anchors on experts’judicial decision making. Personality and Soci-al Psychology Bulletin, 32, 188-200. • Northcraft, G. B., & Neale, M. A. (1987).Experts, amateurs, and real estate: An ancho-ring-and-adjustment perspective on propertypricing decisions. Organizational Behavior andHuman Decision Processes, 39, 84-97.

5 Mussweiler, T., Strack, F., & Pfeiffer, T. (2000).Overcoming the inevitable anchoring effect:Considering the opposite compensates for se-lective accessibility. Personality and Social Psy-chology Bulletin, 26, 1142-1150.

6 Siehe z.B.: McNeil, B., Pauker, S. G., Sox, H. C.,& Tversky, A. (1982). On the elicitation of pre-ferences for alternative therapies. New EnglandJournal of Medicine, 306, 1259–1262.

7 Siehe z.B. Kahneman, D. (2011). Thinking, fastand slow. New York: Farrar, Straus and Giroux.

8 Siehe z.B. Chong, D., & Druckman, J. N.(2007). Framing theory. Annual Review of Po-litical Science, 10, 103-126.

9 Siehe z.B. Collyer, S. C., & Malecki, G. S.(1998). Tactical decision making under stress:History and overview. In J. A. Cannon-Bowers,& E. Salas (Eds.), Making decisions under stress:Implications for individual and team training(pp. 3-15). Washington, DC: American Psycho-logical Association.

10 OF 17, TF 17, FSO 17 11 Siehe https://www.vtg.admin.ch/de/organisa

tion/kdo-ausb/hka/milak.detail.event.html/vtg-internet/verwaltung/2018/18-09/180908_milak_herbsttagung2018.html

Oberst

Hubert Annen

Dr. phil., Dozent Militär -

psychologie und Militär -

pädagogik, MILAK/ETHZ

6300 Zug

Peter Stöckli

Dr. phil.

Wissenschaftlicher

Mitarbeiter

MILAK/ETH Zürich

4410 Liestal

Herbsttagung 2018der MILAK

«Entscheiden in kritischen Situationen»

– auch die diesjährige Herbsttagung der

Militärakademie (MILAK) an der ETH wid-

met sich dieser Thematik, indem Refe-

renten aus Politik, Sport, Medizin und Mi-

litär über ihre persönlichen Erfahrungen

mit Entscheidungen in kritischen Situa-

tionen sowie über ihre diesbezüglichen

Einsichten und Lehren berichten. Die be-

treffenden Prozesse werden aus wissen -

schaftlicher Perspektive beleuchtet und

zum Schluss gilt es, allfällige Konsequen-

zen für die militärische Führung und Aus-

bildung zu ziehen. Die Tagung findet am

8. September 2018 statt. (siehe Link11).