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Forum HolzBauEnergie Köln 10 Entwicklung und Perspektiven der Holzenergie| Dr. Th. Nussbaumer 1 Entwicklung und Perspektiven der Holzenergie Dr. Thomas Nussbaumer Prof. Hochschule Luzern Technik & Architektur Horw, Schweiz

Entwicklung und Perspektiven der Holzenergie · tational Fluid Dynamics (CFD) zum Einsatz. An der Hochschule Luzern – Technik & Archi-tektur, werden begleitend dazu auch experimentelle

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Entwicklung und Perspektiven der Holzenergie| Dr. Th. Nussbaumer

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Entwicklung und Perspektiven der

Holzenergie

Dr. Thomas Nussbaumer

Prof. Hochschule Luzern – Technik & Architektur

Horw, Schweiz

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Entwicklung und Perspektiven der

Holzenergie

1. Vor- und Nachteile der Holzenergie

Holz weist spezifische Vor- und Nachteile im Vergleich zu fossilen Brennstoffen sowie an-deren erneuerbaren Energieträgern auf.

Vorteile:

Holz ist erneuerbar und somit nahezu CO2-neutral, sofern der Holzanbau nachhaltig erfolgt. Die Substitution von Öl und Gas und in Zukunft noch vermehrt von Kohle durch Holz ist damit eine wirksame Massnahme zur Reduktion der fossilen Treibhaus-gasemissionen (Abbildung 1).

Der Anfall von Holz ist global gleichmässiger verteilt als Kohle, Erdöl, Gas und Uran. Unter den erneuerbaren Energie ist Holz und andere stabile Biomasse die einzige di-

rekt in speicherbarer Form anfallende Energie. Biomasse ist heute global der wichtigste erneuerbare Energieträger mit einem Anteil

von rund 10% am Weltenergiebedarf und der Anteil kann noch mindestens verdoppelt bis verdreifacht werden.

Nachteile:

Das Potenzial von Holz ist begrenzt und kann unter ökonomischen und ökologischen Randbedingungen nur einen Teil des Weltenergiebedarfs decken, dies im Gegensatz zur Solarenergie, deren Leistung rund dem 10'000-fachen des Weltenergiebedarfs entspricht.

Holz weist als Energieträger Nachteile gegenüber Erdöl und Erdgas auf: - Die Energiedichte ist deutlich geringer (pro Masse und noch mehr pro Volumen)

(Abbildung 2). - Die Verbrennung ist komplexer, da Holz zuerst vergast wird und sowohl Gase als auch Holzkohle vollständig oxidiert werden müssen. Entsprechend ist es technisch anspruchsvoller, eine vollständige Verbrennung zu erzielen. Holzfeuerungen sind des-halb – und wegen der geringeren Energiedichte – wesentlich grösser, aufwändiger und mit deutlich höheren Investitionskosten verbunden und sie verursachen zum Teil

hohe Emissionen an unverbrannten Stoffen (Abbildung 3), nämlich: - unverbrannte gasförmige Schadstoffe (CO, Volatile Organic Compounds, VOC), - unverbrannte kondensierbare Schadstoffe (Condensable Organic Compounds, COC = Teere) - unverbrannte partikuläre Schadstoffe (Russ, annähernd elementares C). - Holz enthält anorganische Elemente (N, K, Mg, Ca, Cl, ...) welche die Verbrennung stören (Asche, Schlackebildung, Korrosion) und auch bei vollständiger Verbrennung zu Schadstoffemissionen führen (Stickoxide aus Holzstickstoff, anorganische Partikel aus Asche und weitere Verbindungen).

Neutrale Eigenschaften:

Holz weist einen hohen Nutzwert als Rohstoff auf (ökonomisch und ökologisch zur Sub-stitution fossiler Ressourcen). Aus diesem Grund soll die Nutzung von Holz aus ökono-

mischen und ökologischen Gründen gemäss dem Kaskadenprinzip erfolgen. Wenn mehr Holz als Rohstoff genutzt wird, fällt gleichzeitig mehr Restholz für energetische Zwecke an. Langfristig steht das verbaute Holz beim Abbruch als Altholz zur Verfügung, das in geeigneten und mit Abgasreinigung ausgerüsteten Anlagen energetisch genutzt werden kann. Ein Zielkonflikt zwischen Nutzung von Holz für Energie und als Rohstoff sollte ver-mieden werden.

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Eine starke Subventionierung der Holzenergie ohne gleichzeitige Förderung von Holzpro-dukten kann insgesamt kontraproduktiv bezüglich Klimaeffekt sein, wenn dadurch im Energiesektor fossile Ressourcen substituiert werden, jedoch mehr nicht erneuerbare Ressourcen für Produkte (zum Beispiel im Bau) genutzt werden. Die Holzenergie ist des-

halb nur soweit zu unterstützen, als dass die Waldbewirtschaftung nachhaltig und die Holznutzung nach dem Kaskadenprinzip erfolgt.

Abbildung 1: Kumulierter Energieaufwand und Treibhausgasemissionen

von Heizsystemen

Abbildung 2: Energiedichte verschiedener Brennstoffe

Abbildung 3: Ökobilanz von Heizsystemen

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2. Feinstaub aus Holzheizungen

Die Nutzung von Holzenergie gewinnt zunehmend an Bedeutung, da Holz als erneuer-barer Energieträger zum Ersatz fossiler Ressourcen dient und bei einer nachhaltigen Nut-

zung des Waldes nicht zu einer zusätzlichen CO2-Eintragung in die Atmosphäre führt. Bei einer Nutzung von Energieholz gilt es zu beachten, dass die Vorteile ausgenützt werden und gleichzeitig die Auswirkungen der Nachteile auf ein akzeptables Mass reduziert wer-den. Ein Schwerpunkt betrifft die erhöhten Schadstoffemissionen, die es durch Technik und Betrieb zu vermeiden gilt. Entscheidend sind primäre Aerosole und Vorläuferstub-stanzen von sekundären Aerosolen, die zusammen zum Feinstaub in der Umgebungsluft beitragen. Daneben sind Stickoxide, organische Verbindungen und - vorab bei konta-minierten Sortimenten - Schwermetalle sowie HCl und Dioxine zu beachten.

Abbildung 4: Holznutzung und Beitrag zu Feinstaub

Abbildung 5: Vergleich der Mengen und Toxizität der Staubemissionen von Holz und Diesel

Abbildung 6: Arten der Emissionen und Hauptquellen

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3. Techniken zur Holzenergie-Nutzung

Die Nutzung von Holzenergie gewinnt zunehmend an Bedeutung, da Holz als erneuer-barer Energieträger zum Ersatz fossiler Ressourcen dient und bei einer nachhaltigen Nut-

zung des Waldes nicht zu einer zusätzlichen CO2-Eintragung in die Atmosphäre führt. Bei einer Nutzung von Energieholz gilt es zu beachten, dass die Vorteile ausgenützt werden und gleichzeitig die Auswirkungen der Nachteile auf ein akzeptables Mass reduziert wer-den. Ein Schwerpunkt betrifft die erhöhten Schadstoffemissionen, die es durch Technik und Betrieb zu vermeiden gilt. Entscheidend sind primäre Aerosole und Vorläuferstub-stanzen von sekundären Aerosolen, die zusammen zum Feinstaub in der Umgebungsluft beitragen. Daneben sind Stickoxide, organische Verbindungen und - vorab bei konta-minierten Sortimenten - Schwermetalle sowie HCl und Dioxine zu beachten.

Prioritär ist die Erzielung einer annähernd vollständigen Verbrennung und dadurch einer primärseitigen Reduktion von CO, VOC, COC und Russ.

Als technische Massnahme kommt eine gestufte Verbrennung zum Einsatz, bei der das Holz mit Primärluft vergast wird und die brennbaren Gase anschliessend homogen mit Sekundärluft zur vollständigen Oxidation in einer anschliessenden Nachbrennkammer vermischt werden (Abbildung 7).

Abbildung 7: Zweistufiger Verbrennungsvorgang mit Primär- und Sekundärluft.

Dieses Prinzip ist heute Standard für Stückholzkessel, Pelletfeuerungen und automatische Holzfeuerungen. Um eine ausreichende Vermischungsqualität zu erzielen und das Brenn-stoff/Luft-Verhältnis zu regulieren, werden Luft oder Abgas mechanisch gefördert und bei aufwändigeren Feuerungen elektronisch geregelt, wozu entsprechende Sensoren (Tem-peraturmessung, Lambda-Sonde, Volumenstrommessung und andere) zum Einsatz kom-men.

Abbildung 8 zeigt die technische Umsetzung der zweistufigen Verbrennung am Beispiel eines Stückholzkessels mit unterem Abbrand. Bei Holzöfen sind die technischen Möglich-keiten dagegen beschränkt und es kommt meist ein konventionelles Verbrennungsprinzip ohne erzwungene Luftzufuhr und separate Nachbrennkammer zum Einsatz.

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Abbildung 8: Anwendung der zweistufigen Verbrennung am Beispiel eines Sturzbrandkessels.

Eine gute Verbrennungstechnik ist eine notwendige, aber keine hinreichende Voraus-setzung, um tiefe Emissionen sicher zu stellen. Ebenso entscheidend ist im Fall von Kes-seln eine geeignete hydraulische Einbindung der Anlagen. Zu Heizzwecken eingesetzte Stückholzkessel müssen mit einem ausreichend dimensionierte Wärmespeicher ausge-führt werden, damit eine Drosselung der Leistung unter die zulässige Minimallast wäh-rend des Betriebs ausgeschlossen wird, da dies zu drastisch erhöhten Emissionen an un-verbrannten Stoffen führt (Abbildung 9).

Abbildung 9: Systemintegration einer Holzheizung mit Wärmespeicher und Solaranlage.

Bei automatischen Feuerungen kommen oft Zweikessel-Anlagen und/oder bivalente Sys-teme zum Einsatz. Ausserdem bietet sich oft ein technischer Wärmespeicher an, dank dem die Anzahl Starts der Anlage reduziert wird.

Besonders wichtig im praktischen Einsatz ist die Verwendung eines geeigneten Brenn-stoffs sowie ein korrekter Betrieb der Feuerung. Dies gilt grundsätzlich für automatische und handbeschickte Feuerungen. Bei handbeschickten Feuerungen ist allerdings der Ein-fluss der Betriebsweise besonders gross. Entscheidend ist ein korrektes Anfeuern, da die Startphase mit erhöhten Emissionen verbunden ist und zum Teil auch den weiteren Ver-lauf des Abbrands bestimmt.

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Für konventionelle Holzöfen wird empfohlen, den Brennraum nicht zu überfüllen und den Holzstapel von oben mit einem Anzündmodul anzufeuern. Im Weiteren dürfen die Luft-klappen nicht ganz verschlossen werden, um den Holzabbrand mit einem Schwelbrand zu verzögern, da dabei grosse Mengen an Schwelgasen entweichen. Selbstredend ist für

kleine Holzöfen nur naturbelassenes und luftrockenes Holz zu verwenden und auf eine geeignete Stückgrösse zu achten (Abbildung 10).

Abbildung 10: Empfehlung "Richtig Anfeuern" für konventionelle

Holzöfen mit einstufiger Verbrennung (oberer Abbrand)

In automatischen Holzfeuerungen können die Bedingungen für einen annähernd voll-ständigen Ausbrand bei stationärem Betrieb in der Regel erreicht werden. Auch hier kom-men eine erste Umwandlung mit Primärluft gefolgt von einer Gasphasenoxidation mit Sekundärluft zum Einsatz (Abbildung 11).

Abbildung 11: Automatische Holzfeuerungen: Unterschub- und Rostfeuerung

Zur weiteren Optimierung der Feuerungsanlagen, etwa um auch einen guten Teillast-

betrieb zu ermögichen, den Luftüberschuss weiter abzusenken (und damit die Wirkungs-grade zu erhöhen), kommen heute Verfahren zur Modellierung der Strömung mit Compu-tational Fluid Dynamics (CFD) zum Einsatz. An der Hochschule Luzern – Technik & Archi-tektur, werden begleitend dazu auch experimentelle Strömungsmessungen an Modellen durchgeführt, um etwa das Auftreten von Turbulenz und Wirbeln korrekt zu erfassen (Abbildung 12).

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Abbildung 12: Strömungsoptimierung mit CFD und Strömungsexperimenten

Für grössere Leistungen bietet sich auch die Wirbelschichttechnik an, die sich durch hohe Wärme- und Stoffaustauschraten auszeichnet und deshalb gute Ausbrandwerte bei tie-fem Luftüberschuss ermöglicht. Dank kontrollierter Wärmeabfuhr aus dem Wirbelbett ist zudem eine Entkopplung zwischen Wärme- und Stoffhausalt möglich, so dass uner-wünschte Verschlackung durch Temperaturbegrenzung vermieden werden kann (Abbil-dung 13).

Abbildung 13: Wirbelschichtfeuerungen

Bei annähernd vollständiger Verbrennung führen anorganische Verbindungen im Holz zu salzartigen Verbindungen, die im heissen Abgas teilweise dampfförmig und im kalten Ab-gas partikulär vorliegen. Bei handbeschickten Feuerungen und bei Pelletheizungen sind die entsprechenden Staubgehalte meist gering. Automatische Holzfeuerungen verur-

sachen dagegen hohe Emissionen an anorganischen Feststoffen. Während Russ und Teer stark toxisch und karzinogen sind, sind Salze kaum toxisch oder karzinogen. Sie sind aber als Feinstaub lungengängig und können so auch als Träger von Schadstoffen wirken und möglicherweise entzündend wirken. Aus diesem Grund sind auch diese Staube-missionen zu vermindern und es wird in der Gesetzgebung bis anhin kein Unterschied zwischen Partikeln verschiedener Zusammensetzung gemacht, sondern lediglich die Mas-senkonzentration begrenzt.

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Zur Staubminderung kommt für automatische Holzfeuerungen zunehmend Feinstaub-ascheider zum Einsatz. Verbreitet sind Elektroabscheider und Gewebefilter. Elektroab-scheider sind teurer in der Anschaffung, jedoch robuster im Betrieb und sie verursachen geringere Betriebskosten. Gewebefilter ermöglichen noch tiefere Reingaswerte, sie sind

jedoch anfällig auf Funken und Kondensat. Wegen der Zerstörung durch Kondensatanfall werden sie für trockene Brennstoffe eingesetzt und sie bieten sich zum Beispiel für Altholz an, da nebst Feinstaub gleichzeitig saure Schadgase wie HCl und HF durch Tro-ckensorption sowie Dioxine durch Kokszugabe abgeschieden werden können (Abbildung 14). Obwohl durch die Feinstaubabscheidung zusätzliche Kosten entstehen, wird dies heute durch verschärfte Grenzwerte ab einer bestimmten Leistungsklasse gefordert. Bei

Betrachtung der Gesamtkosten zeigt sich, dass der Einfluss auf die Wärmegestehung-skosten bereits ab 200 kW bis 500 kW tragbar ist und deshalb zum Beispiel in der Schweiz durch die verschärfte Luftreinhalte-Verordnung notwendig wird (Abbildung 15).

Abbildung 14: Prinzipien und Aufbau von Feinstaubabscheidern

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Abbildung 15: Wärmegestehungskosten automatischer Holzheizwerke mit und ohne Feinstaubabscheider

4. Holz als Kohlenstoff-Ressource und für Strom

Biomasse ist der einzige nicht-fossile Kohlenstoffträger. In einer post-fossilen Ära werden deshalb sämtliche technischen Anwendungen von Kohlenstoff, die heute durch petro-chemische Rohstoffe abgedeckt werden, durch Biomasse erfüllt werden müssen (Kunst-stoffe, Pharma, Dünger usw.). Dies deutet an, dass in ferner Zukunft Biomasse als Roh-

stoff noch dramatisch an Bedeutung gewinnen wird. In der Energietechnik wird Biomasse dort zum Einsatz kommen müssen, wo sehr hohe Energiedichte unabdingbar ist. Dies betrifft etwa den Flugverkehr, wo ein Ersatz von flüssigen oder gasförmigen Treibstoffen nicht absehbar ist. Dies gilt im Gegensatz zum Bodenverkehr, wo eine sukzessive Elektri-fizierung technisch möglich und als Alternative zu Biotreibstoffen denkbar ist.

Da sowohl die Landflächen als auch der gesamte Holzertrag begrenzt sind und der Bedarf

an Energie trotz Sparanstrengungen bis anhing ungebremst zunimmt, ist auch Holz mit maximalem Wirkungsgrad zu nutzen. Dabei ist zu beachten, dass der Nutzen über die gesamte Prozesskette mit Bewertung des kumulierten Energieaufwands bzw. dem Ener-gie-Erntefaktor maximal sein soll und dass der Einsatz der Holzenergie so erfolgen soll, dass eine maximale Substitutionswirkung für fossile Energieträger erzielt wird.

Derzeit wird Holz vor allem zur Wärmeerzeugung genutzt. Dabei kann ein hoher Ernte-

faktor und ein hoher Substitutionseffekt erzielt werden. Allerdings kann der Wärmebedarf in Zukunft technisch noch drastisch reduziert werden, während gleichzeitig ein zuneh-mender Bedarf an Strom (auch für Wärmeeinsparungszwecke wie etwa kontrollierte Lüf-tung und Wärmepumpen) zu verzeichnen ist. Ausserdem wird der globale Bedarf an Kälte in den kommenden Jahrzehnten drastisch steigen. Dieser wird hauptsächlich durch Strom und untergeordnet durch Wärme-/Kälteprozesse (Absorptionskälte) gedeckt werden.

Da Strom technisch wertvoller ist als Wärme, kann Strom auch mittels Wärmepumpe ein mehrfaches an Wärme erzeugen, wobei die Differenz als Umweltwärme genutzt wird. Aus diesem Grund ist anzustreben, dass auch Holz in Zukunft vermehrt zu Strom umge-wandelt wird. Für Holz kommen dazu verschiedene Techniken in Frage.

Heute etabliert sind die Dampfrafttechniken (Dampfturbine mit Wasserdampfkreislauf sowie für Kleinanlagen mit organischen Medien im Organic Rankine Cycle, ORC). Diese Techniken weisen eine ausgeprägte Economy of scale auf, so dass für kleine und mittlere Leistungen nur geringe elektrische Wirkungsgrade bei sehr hohen spezifischen Kosten erreicht werden. Aus diesem Grund sind neue Techniken von Interesse, mit welchen hö-here Wirkungsgrade erzielt werden. Dies kann etwa durch Festbett-Holzvergasung und Verbrennungsmotoren für kleinere Leistungen ermöglicht werden, welche allerdings bis heute im Demonstrationsstadium verfügbar, aber kommerziell nicht etabliert und bis an-hin unzuverlässig und teuer ist. Als noch längere Zeit sehr effektive Überganglösung bie-

tet sich die Zufeuerung von Holz in Kohlekraftwerken an. Damit können die Vorteile der

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Grossanlagen ausgenutzt werden, weshalb Zufeuerung die ökonomischste Variante zur Substitution fossiler CO2-Emissionen ist. Längerfristig kommt für Holz auch die Wir-belschichtvergasung zur Nutzung des Holzgases im Kombiprozess (Gas- und Dampf-turbine) mit hohem Wirkungsgrad in Frage.

Via Vergasung ist technisch auch eine Umwandlung in Flüssigtreibstoff durch die Fischer-Tropsch-Synthese möglich. Allerdings ist dies – solange fossile Ressourcen für Wärme und Strom genutzt werden – aus Sicht der Ressourcenökonomie wenig sinnvoll, da ein erheblicher Teil des Energieinhalts bei der Umwandlung zu Treibstoff verloren geht. Wenn der entsprechende biogene Treibstoff zur Substitution von Diesel oder Benzin genutzt wird, ergibt dies eine geringere Substitutionswirkung als wenn Holz zum Ersatz von Kohle

in Kraftwerken oder zum Ersatz von Heizöl oder Erdgas in Heizungen genutzt wird, wes-halb diese Anwendungen für die nächsten Jahrzehnte zu favorisieren sind.

5. Trends

Aufgrund der geschilderten Rahmenbedingungen werden für die Entwicklung der Holz-energie in den nächsten Jahrzehnten folgende Trends erwartet (Abbildung 16):

Die aktuelle Umweltschutz-Problematik betrifft in erster Linie die Reduktion der Fein-staubemissionen (aus Klein- und Grossfeuerungen), der organischen Stoffe (vor allem aus Kleinfeuerungen) sowie in Zukunft wieder der Stickoxide.

Während Holz heute vorwiegend zur Wärmeerzeugung eingesetzt wird, ist ein Trend zu Kraftwärmekopplung und zur Stromerzeugung zu erwarten. Dies wird zusammen mit den verschärften Umweltvorschriften zur Folge haben, dass Holz vermehrt auch in grösseren Anlagen genutzt werden wird. Für hohe Stromwirkungsgrade ist denkbar, dass sich die Wirbelschichtvergasung mit Kombikraftwerk etabliert.

Im Sinne des Klimaschutzes wird Holz heute vorwiegend zur Substitution von Erdöl und Erdgas eingesetzt. Effektiver ist allerdings die Substitution der noch CO2-intensiveren Kohle in Kraftwerken. Aus diesem Grund wird Biomasse vermehrt zur Zufeuerung genutzt werden. In Ergänzung zur CO2-Frage wird in den kommenden Jahren möglicherweise die Klimawirkung von "Black carbon" (schwarzer Kohlenstoffs; Russ) vermehrt Beachtung finden. Gemäss neuerer Abschätzung ist davon auszugehen, dass Russ in der Atmos-phäre als zweit- oder (nach Methan) drittwichtigste Verbindung zum Temperaturanstieg beiträgt. Hauptquelle von Black carbon ist die Verbrennung von Biomasse vorab durch Brandrodungen und Steppenbrände, im Weiteren aber auch durch Kochen mit Holz und kleine Holzfeuerungen.

Aus diesem Grund ist denkbar, dass die Reduktion der Russemissionen in absehbarer Zeit zusammen mit CO2 als globale Strategie betrachtet wird, obwohl Partikel auch als Kon-densationskeime für Wolken wirken, was wiederum einen kühlenden Effekt hat. Langfris-tig ist denkbar, dass Biomasse als Klimaschutzmassnahme mit vollständiger oder partiel-ler Kohlenstoff-Sequestrierung genutzt wird. Nebst konventioneller Kraftwerkstechniken mit CO2-Abtrennung ist denkbar, die aus dem Amazonas-Gebiet bekannte alte Technik

der schwarzen Erde (Terra preta) einzusetzen, indem Biomasse zu Koks und Gasen um-gewandelt wird und der Koks als Bodenverbesserer dient, was einer partiellen Sequest-rierung entspricht.

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Abbildung 16: Trends der Holzenergie

6. Literatur

[1] Baillifard, M.; Nussbaumer, Th.: Strömungsoptimierung von Feuerräumen mittels Experiment und Computational Fluid Dynamics (CFD), 10. Holzenergie-Symposium, 12. September 2008, ETH Zürich, 2008, ISBN 3-908705-19-3, 93–114

[2] Bond, T.: Testimony for the Hearing on Black Carbon and Climate Change, House Committee on Oversight and Government Reform, United States House of Repre-sentatives, October 18, 2007.

[3] Dockery D., C. Pope, X. Xu, J. Spengler, J. Ware, M. Fay, B. Ferris, F. Speizer. (1993): An association between air pollution and mortality in six U.S. Cities. The New England J. of Medicine, Vol. 329, pp. 1753-1759.

[4] Fritz, W.; Kern, H.: Reinigung von Abgasen, Vogel, 2. Auflage, Würzburg 1990, ISBN 3-8023-0244-3

[5] Good, J.; Nussbaumer, Th.: Partikelemissionen von Holzfeuerungen bis 70 kW – Betriebseinfluss auf die Feinstaubemissionen von Holzfeuerungen, Schlussbericht Phase 2 – Holzkessel, Bundesamt für Energie und Bundesamt für Umwelt, in Vorbe-reitung, 2010

[6] Hasler, Ph.; Nussbaumer, Th. und Jenni, A.: Praxiserhebung über Stickoxid- und Partikelemissionen automatischer Holzfeuerungen, Bundesamt für Energie, Bern 2000

[7] Kessler F., Knechtle, N., Frischknecht R.: Umwelt Schrift Nr. 315, BUWAL (Swiss Federal Office of Environment), Berne 2000

[8] Lauber, A.; Nussbaumer, Th.: Design and operation characteristics for electrostatic precipitators for wood combustion particles as function of combustion conditions, 13th ETH-Conference on Combustion Generated Nanoparticles, June 22 – 24 2009, Zurich 2009

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[9] Nussbaumer, T. 2003: Combustion and Co-combustion of Biomass: Fundamentals, Technologies, and Primary Measures for Emission Reduction, Energy & Fuels, Vol. 17, No 6, 2003, 1510–1521

[10] Nussbaumer, T. 2004: Dioxin- und PAK-Emissionen der illegalen Abfallverbrennung, Umwelt-Materialien Nr. 172, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern 2004

[11] Nussbaumer, T. 2005: Dieselruss und Holzfeinstaub grundverschieden, Holz-Zentralblatt, 131. Jg., Nr. 70 (2005), 932–933

[12] Nussbaumer, T. 2007: Techno-economic assessment of particle removal in auto-matic wood combustion plants from 100 kW to 2 MW, 15th European Biomass Con-ference, International Conference Centre, Berlin 7–11 May 2007, Paper OE2.5, pp. 2362–2365, ISBN 978-88-89407-59-X

[13] Nussbaumer, T. 2008: Feinstaub-Emissionsfaktoren von Holzheizungen: Übersicht aus Ländern der Internationalen Energie Agentur, 10. Holzenergie-Symposium, 12. September 2008, ETH Zürich, 2008, ISBN 3-908705-19-3, 129–156

[14] Nussbaumer, Th.; Baillifard, M.: Fluiddynamische Optimierung von Holzfeuerungen, Holz-Zentralblatt, (46) 2008, 1307

[15] Nussbaumer, Th.; Good, J.: Kontrolle von Holzfeuerungen mit Feinstaubabschei-dern: Vorschlag zum Vollzug der Luftreinhalte-Verordnung, Holz-Zentralblatt, (4) 2009 (123. Jg.), 89–90

[16] Nussbaumer, T.; Lauber, A.: Formation mechanisms and physical properties of par-ticles from wood combustion for design and operation of electrostatic precipitators, 18th European Biomass Conference and Exhibition, Lyon, 3–7 May 2010, ETA-Florence

[17] Oser, M.; Nussbaumer, Th.: Low particle furnace for wood pellets based on ad-vanced staged combustion, Science in Thermal and Chemical Biomass Conversion, Volume 1, CPL Press, Newbury Berks (UK), 2006, ISBN 1-872691-97-8, 215–227

7. Verdankung

Bundesamt für Energie

Bundesamt für Umwelt

Kommission für Technische Innovation (KTI)