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Entwicklung und wirtschaftliches Potential der sekundären regengrünen Trockenwälder in Costa Rica Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen vorgelegt von Patrick Spittler geboren in Lima, Perú Göttingen 2001

Entwicklung und wirtschaftliches Potential der sekundären …investigadoresacg.org/sections/horizontes/Spittler... · 2007. 7. 14. · Nichtholzprodukte durchgeführt werden. Herrn

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  • Entwicklung und wirtschaftliches Potential

    der sekundären regengrünen Trockenwälder in Costa Rica

    Dissertation

    zur Erlangung des Doktorgrades

    der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie

    der Georg-August-Universität Göttingen

    vorgelegt von

    Patrick Spittler

    geboren in Lima, Perú

    Göttingen 2001

  • D 7

    1. Berichterstatter: Prof. Dr. H.-J. Weidelt

    2. Berichterstatter: Prof. Dr. B. Möhring

    Tag der mündlichen Prüfung: 14.02.2001

  • Danksagung

    Vorliegende Untersuchung entstand am Institut für Waldbau, Abt. II: Waldbau der Tropen,

    der Universität Göttingen unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. H.-J. Weidelt. Ihm gilt mein

    besonderer Dank für seine fachliche Betreuung. Allen Mitarbeitern der genannten Abteilung

    danke ich für ihre Freundschaft und für ihre wertvollen Anregungen. Besonders hervorheben

    möchte ich die Unterstützung von Herrn Dr. Brun, Herrn PD Dr. Mitlöhner und Frau Ilse

    Bechtold.

    Meine Anerkennung gilt auch Herrn Prof. Dr. B. Möhring, Herrn Dr. R. Olschewski und

    Herrn J. Westphal vom Institut für Forstökonomie der Universität Göttingen, die mich bei den

    wirtschaftlichen Aspekten der vorliegenden Arbeit betreuten.

    Die Idee dieses Forschungsvorhabens entstand in der Forstlichen Forschungsstation

    Horizontes in Costa Rica; hier gilt mein Dank Herrn David Morales. Besonders verpflichtet

    bin ich gegenüber Frau Marielos Molina, Frau Milena Gutiérrez und bei den anderen

    Mitarbeitern der Station doña Gloria, Fernando, Fermín, Ronald und Víctor bedanken. Mein

    größter Dank gilt jedoch meinem Feldassistenten und Freund Maynor Monge „Colita“, der

    mir in jeder Situation zur Seite stand.

    Dem Begleitprogramm Tropenökologie (TÖB) danke ich herzlich für die finanzielle

    Unterstützung. Besonders möchte ich mich bei Andreas Müller-Schick, Richard Haep und

    Elisabeth Mausolf bedanken. Auch den Mitarbeitern des GTZ-unterstützten Projektes

    COSEFORMA in Costa Rica bin ich zu großem Dank verpflichtet. Hier gilt meine besondere

    Anerkennung an Dr. Eva Müller, mit ihr kam eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zustande.

    Im Laboratorio de Teledetección y Sistemas de Información Geográfica (TeleSIG) der

    Universidad Nacional von Heredia bedanke ich mich bei Herrn Jorge Fallas, Herrn Henry

    Chaves und Herrn Mauricio Vega. Ohne ihre Hilfsbereitschaft bei der Erstellung von

    Landnutzungskarten für die Forstliche Forschungsstation Horizontes hätte sich die Inventur

    der Sekundärwaldflächen sehr erschwert. Auch in der Universidad Nacional möchte ich mich

    bei Frau Adelaida Chaverri und bei Herrn Ernesto Alfaro bedanken, mit ihnen entstand eine

    hervorragende Zusammenarbeit.

  • Mein herzlicher Dank auch an die Mitarbeiter vom Instituto Tecnológico de Costa Rica

    (ITCR), vor allem an Herrn Dr. Ruperto Quesada und Herrn Alexander Berrocal. Mit ihrer

    Hilfe konnten die dendrologische Untersuchung der Sekundärwälder und die Marktstudie für

    Nichtholzprodukte durchgeführt werden. Herrn Pablo Camacho der gleichen Universität bin

    ich für seine Unterstützung bei der Analyse von Stammscheiben verpflichtet.

    Im Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza (CATIE) möchte ich mich bei

    Herrn Dr. Dean Current und bei Herrn Giovanni Berti bedanken, mit deren Hilfsbereitschaft

    die Marktstudie für Holzprodukte zustande kam.

    Nicht zuletzt ermöglichten mir meine Eltern den langen Weg zu dieser Arbeit. Vielen Dank!

    Mein größter Dank gilt meiner Frau Maria Helena, die mich in jeder Situation unterstützte

    und die viele Pläne zurückstellen musste, um mir während meiner Feldphase zur Seite zu

    stehen. Am 10.01.01 hat uns die Geburt unseres ersten Kindes Gabriel sehr glücklich

    gemacht. Die enorme Liebe, die er in unsere Familie gebracht hat, gab mir die nötige Kraft in

    der Endphase der Arbeit.

  • i

    Inhaltsverzeichnis

    Tabellenverzeichnis.................................................................................................................. v Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................... viii Abkürzungsverzeichnis........................................................................................................... xi

    1. Einführung, Problemstellung und Zielsetzung ................................................................ 1

    1.1 Allgemeine Situation der Sekundärwälder in Costa Rica .......................................... 1

    1.2 Die sekundären regengrünen Trockenwälder in der Region Chorotega .................... 3

    1.3 Zielsetzung der Arbeit ................................................................................................ 4

    2. Untersuchungsgebiet .......................................................................................................... 5

    2.1 Geographische Lage ................................................................................................... 5

    2.2 Geologie und Topographie ......................................................................................... 6

    2.3 Klima .......................................................................................................................... 7

    2.4 Böden ....................................................................................................................... 10

    2.4.1 Allgemeine Eigenschaften der Böden in der Region Chorotega .................. 10

    2.4.2 Fruchtbarkeit der Böden im Untersuchungsgebiet ....................................... 11

    2.4.3 Auswirkungen der Sekundärwaldsukzession auf die Bodeneigenschaften ...................................................................................... 12

    2.5 Vegetation und Landnutzung ................................................................................... 15

    2.5.1 Vegetation des Untersuchungsgebietes ........................................................ 15

    2.5.2 Landnutzung des Untersuchungsgebietes ..................................................... 16

    2.5.3 Entstehung der Sekundärwälder im Untersuchungsgebiet und im Bereich der Forstlichen Forschungsstation Horizontes .................... 18

    2.5.4 Aktuelle Vegetation und Landnutzung im Bereich der Forstlichen Forschungsstation Horizontes .................................................... 20

    2.5.5 Veränderungen in der Waldbedeckung im Bereich der Forstlichen Forschungsstation Horizontes zwischen 1987 und 1996 ........... 23

    3. Material und Methoden ................................................................................................... 24

    3.1 Vegetationsaufnahme ............................................................................................... 24

    3.1.1 Allgemeines .................................................................................................. 24

    3.1.2 Kriterien zur Auswahl der Untersuchungsflächen ........................................ 24

    3.1.3 Inventurverfahren ......................................................................................... 26

    3.1.4 Inventurparameter ......................................................................................... 28

  • ii

    3.2 Marktstudie .............................................................................................................. 30

    3.2.1 Allgemeines .................................................................................................. 30

    3.2.2 Umfrage bei Sekundärwaldbesitzern ............................................................ 30

    3.2.3 Umfrage bei Sägewerkbesitzern ................................................................... 31

    3.3 Datenverarbeitung .................................................................................................... 31

    3.3.1 Varianzberechnung ....................................................................................... 32

    3.3.2 Berechnung des Vorrats ................................................................................ 32

    4. Diversität, Struktur und Wachstum der sekundären regengrünen Trockenwälder . 34

    4.1 Entwicklungsstadien der sekundären regengrünen Trockenwälder im Untersuchungsgebiet ................................................................................................ 34

    4.2 Untersuchte Flächen ................................................................................................. 36

    4.3 Aufgenommene Parzellen und Schätzung des Fehlers der Aufnahme .................... 38

    4.4 Artenzusammensetzung und Artendiversität ........................................................... 39

    4.4.1 Art-Arealkurven und repräsentatives Minimumareal ................................... 39

    4.4.2 Bedeutungswert-Index (IVI) ......................................................................... 42

    4.4.3 Affinität ......................................................................................................... 48

    4.4.4 Diversität ....................................................................................................... 50

    4.5 Bestandesstruktur ..................................................................................................... 54

    4.5.1 Stammzahlen und Durchmesserverteilungen ............................................... 54

    4.5.2 Grundflächen und Durchmesser des Grundflächenmittelstammes................ 58

    4.5.3 Bestandesdichte ............................................................................................ 62

    4.5.4 Vertikalstruktur ............................................................................................. 65

    4.5.4.1 Entwicklung der Bestandeshöhen ................................................... 65

    4.5.4.2 Bestandeshöhenkurven im Sukzessionsverlauf ............................... 67

    4.5.4.3 Höhenkurven nach Lichtansprüchen ............................................... 70

    4.5.4.4 Höhenkurven ausgewählter Arten ................................................... 72

    4.5.4.5 Entwicklung des Schlankheitsgrades .............................................. 74

    4.5.4.6 Entwicklung der Lichtverhältnisse .................................................. 75

    4.5.5 Vorrat ............................................................................................................ 77

    4.5.5.1 Gesamtvorrat ................................................................................... 77

    4.5.5.2 Nutzbarer Vorrat .............................................................................. 78

  • iii

    4.6 Wuchsdynamik der Sekundärwälder ....................................................................... 80

    4.6.1 BHD-Zuwachs von zwei wichtigen Baumarten ........................................... 80

    4.6.1.1 Guazuma ulmifolia Lam. ................................................................. 80

    4.6.1.2 Luehea speciosa Willd. ................................................................... 83

    4.6.2 Grundflächenzuwachs ................................................................................... 87

    4.6.3 Vorratszuwachs ............................................................................................. 88

    4.6.4 Verjüngungspotential .................................................................................... 90

    4.7 Entwicklung der Artenzusammensetzung ................................................................ 96

    4.7.1 Dynamik der Artenzusammensetzung nach Lichtansprüchen ...................... 96

    4.7.2 Dynamik der Artenzusammensetzung nach ihren Samenverbreitungs-mechanismen ................................................................................................ 99

    5. Wirtschaftliche Bedeutung der Sekundärwälder in der Region Chorotega ............. 102

    5.1 Allgemeine Rahmenbedingungen der Sekundärwaldbewirtschaftung in der Region Chorotega ....................................................................................... 102

    5.2 Ökonomischer Gesamtwert der untersuchten Sekundärwälder ............................ 105

    5.2.1 Faktoren einer ökonomischen Bewertung .................................................. 105

    5.2.2 Werte direkter Nutzung .............................................................................. 106

    5.2.2.1 Schnittholz und Brennholz ........................................................... 106

    5.2.2.2 Nichtholzprodukte ........................................................................ 114

    5.2.2.3 Waldweide .................................................................................... 119

    5.2.2.4 Jagd .............................................................................................. 120

    5.2.2.5 Tourismus ..................................................................................... 121

    5.2.3 Werte indirekter Nutzung ........................................................................... 121

    5.2.4 Optionswerte .............................................................................................. 124

    5.2.5 Existenz- und Legatwerte ........................................................................... 125

    5.3 Möglichkeiten der Sekundärwaldbewirtschaftung und deren Investitionsrechnung ................................................................................... 126

    5.3.1 Methoden der Investitionsrechnung und allgemeine Aspekte der Sekundärwaldbewirtschaftung .................................................................... 126

    5.3.2 Monozyklische Bewirtschaftungssysteme .................................................. 129

    5.3.2.1 Allgemeines .................................................................................. 129

    5.3.2.2 Samenbaummethode mit kurzer Umtriebszeit ............................. 130

    5.3.2.3 Samenbaummethode mit langer Umtriebszeit ............................. 135

    5.3.3 Polyzyklisches Bewirtschaftungssystem .................................................... 140

  • iv

    5.3.4 Zusammenfassender Vergleich von monozyklischen und polyzyklischen Bewirtschaftungssystemen ................................................ 144

    5.3.5 Andere Bewirtschaftungsmöglichkeiten ..................................................... 146

    6. Schlussfolgerungen .......................................................................................................... 148

    6.1 Waldbauliche und wirtschaftliche Aspekte der Sekundärwaldbewirtschaftung .... 148

    6.2 Politisch-institutionelle Aspekte der Sekundärwaldbewirtschaftung .................... 151

    6.3 Technische und wissenschaftliche Ansätze ............................................................ 153

    7. Zusammenfassung .......................................................................................................... 154

    8. Resumen ........................................................................................................................... 159

    9. Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 164

    Anhang 1 - 6

  • v

    Tabellenverzeichnis

    Tab. 2.01: Monatlicher Gesamtniederschlag, monatliche Durchschnittstemperatur und monatlicher Ariditätsindex für den Nationalpark Santa Rosa und die Forstliche Forschungsstation Horizontes ............................................................... 9

    Tab. 2.02: Bodenwerte bei mittlerer Fruchtbarkeit in Costa Rica (BERTSCH 1987) im Vergleich zu den Werten im Untersuchungsgebiet (ALFARO 1999)............... 12

    Tab. 2.03: Landverteilung des Tempisque-Tales im Jahre 1983 (nach MIRANDA & RODRÍGUEZ 1983) ................................................................................................. 17

    Tab. 2.04: Vergleich der Landnutzungsanteile des Tempisque-Tales zwischen 1955-56 und 1992-93 (nach FUNDACIÓN NEOTRÓPICA 1994).............................. 18

    Tab. 2.05: Flächen der unterschiedlichen Landnutzungskategorien auf der Forschungsstation Horizontes im Jahre 1999 (nach CHAVES et al. 1999)............ 22

    Tab. 2.06: Veränderung der Waldflächen auf der Forschungsstation Horizontes zwischen 1987 und 1996 ...................................................................................... 23

    Tab. 3.01: Inventurparameter für Kompartimente A und B .................................................. 28

    Tab. 4.01: Allgemeine Informationen zu den in der Forschungsstation Horizontes und im Nationalpark Santa Rosa aufgenommenen Flächen................................. 37

    Tab. 4.02: Informationen über die durchgeführten Stichproben in der Forschungsstation Horizontes und im Nationalpark Santa Rosa und deren geschätzte Fehler.......... 38

    Tab. 4.03: Artenzunahme [%] an vier verschiedenen Abschnitten der Art-Arealkurven im Kompartiment A.................................................................. 41

    Tab. 4.04: Absolute Abundanz, absolute Dominanz, prozentuale Frequenz und Bedeutungswert-Index der jeweils 10 wichtigsten Familien in den aufgenommenen Sukzessionsstadien, Kompartiment A ...................................... 42

    Tab. 4.05: Absolute Abundanz, absolute Dominanz, prozentuale Frequenz und Bedeutungswert-Index der jeweils 10 wichtigsten Arten in den aufgenommenen Sukzessionsstadien, Kompartiment A ...................................... 45

    Tab. 4.06: Gemeinschaftskoeffizienten von JACCARD (1928) zwischen den aufgenommenen Sukzessionsstadien und dem Primärwald in Kompartiment A................................................................................................... 49

    Tab. 4.07: Gemeinschaftskoeffizienten von JACCARD (1928) zwischen Individuen mit BHD < 10 cm und Individuen mit BHD ≥ 10 cm, innerhalb jeder Entwicklungsphase............................................................................................... 50

    Tab. 4.08: Artenzahl (Sp), Diversitätswert nach Shannon (H´), maximaler theoretischer Diversitätswert (Hmax) und E-Wert (Evenness in %) für die aufgenommenen Sukzessionsstadien und für den Primärwald ........................................................ 52

    Tab. 4.09: Stammzahl [n/ha] und Standardabweichung [Sx] für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald..................................................... 54

    Tab. 4.10: Durchmesserverteilung der Stammzahlen [n/ha] aller nach Auflassung erschienenen Holzgewächse (schließt auch Palmen ein) in Kompartiment A, für jede Sukzessionsphase des Sekundärwaldes und für den Primärwald im Untersuchungsgebiet ....................................................... 57

  • vi

    Tab. 4.11: Grundfläche [m²/ha] und Standardabweichung [Sx] für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald..................................................... 58

    Tab. 4.12: Grundflächen [m²/ha] in neotropischen Sekundär- und Primärwäldern, geordnet nach Waldformationen und nach Bestandesalter......... 60

    Tab. 4.13: Bestandesdichte-Index [SDI] und Standardabweichung [Sx] für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald, getrennt nach Sekundärwuchs und Überhältern aus vorheriger Nutzung .......................... 64

    Tab. 4.14: Entwicklung der WEISEschen Oberhöhe [ho in m] des Sekundärwuchses in Kompartiment A (BHD ≥ 5 cm), deren Standardabweichungen [Sx] und Variationskoeffizienten [Sx%], für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald ..................................................................................... 65

    Tab. 4.15: Entwicklung des mittleren Schlankheitsgrads [h/d] des Sekundärwuchses in Kompartiment A (BHD ≥ 5 cm), dessen Standardabweichungen [Sx] und Variationskoeffizienten [Sx%], für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald ..................................................................................... 74

    Tab. 4.16: Gesamtvorrat [m³/ha] und Standardabweichung [Sx] für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald, getrennt nach Sekundärwuchs und Überhältern aus vorheriger Nutzung ............................................................. 77

    Tab. 4.17: Nutzbarer Vorrat [m³/ha] für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald, getrennt nach Sekundärwuchs und Überhältern aus vorheriger Nutzung............................................................................................... 78

    Tab. 4.18: Aufnahmefläche [ha], Artenzahl [Sp] und Diversitätswerte nach Shannon [H´] in Kompartiment B, für die aufgenommenen Sukzessionsstadien und für den Primärwald ........................................................ 90

    Tab. 4.19: Stammzahl [n/ha] und Standardabweichung [Sx] nach den Lichtansprüchen, für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald. ............. 91

    Tab. 4.20: Stammzahlen [n/ha] der häufigsten Arten, für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald..................................................... 93

    Tab. 4.21: Stammzahl [n/ha] und Standardabweichung [Sx] nach wirtschaftlichen Kriterien, für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald ........................................................................................................... 94

    Tab. 5.01: Allgemeine Informationen über die Sekundärwälder in der Region Chorotega, nach Größenkategorien.................................................................... 103

    Tab. 5.02: Durchmesserverteilung des als Schnittholz nutzbaren Vorrats [m³/ha] des Sekundärwuchses im Sukzessionsverlauf, im Vergleich zu einem Primärwald im Untersuchungsgebiet ................................................................. 112

    Tab. 5.03: Holzwert auf dem Stock [US$/ha] in verschiedenen Sekundärwaldstadien im Untersuchungsgebiet ..................................................................................... 113

    Tab. 5.04: Anzahl der Arten, deren Nichtholzprodukte von den Sekundärwaldbesitzern genutzt und vermarktet werden, geordnet nach deren Verwendungszwecken (nach BERROCAL 2000)....................................................................................... 115

    Tab. 5.05: Liste der in den Sekundärwäldern aufgenommenen Arten mit vermarkteten Nichtholzprodukten, geordnet nach Familien (nach BERROCAL 1998)....................................................................................... 117

  • vii

    Tab. 5.06: Wert [US$/ha] der nutzbaren Nichtholzprodukte in verschiedenen Sekundärwaldstadien im Untersuchungsgebiet (nach BERROCAL 1998) ........... 118

    Tab. 5.07: Darstellung der Summe der Ein- und Auszahlungen [US$] einer Sekundärwaldbewirtschaftung nach der Samenbaummethode mit kurzer Umtriebszeit während drei Umtriebszeiten, in Abhängigkeit von der Größe der Waldfläche, mit Zuschuss nach Erhalt des Waldschutz- Zertifikats (CPB) in der ersten Umtriebszeit...................................................... 133

    Tab. 5.08: Indikatoren der Investitionsrechnung für die ersten drei Umtriebszeiten einer Sekundärwaldbewirtschaftung nach der Samenbaummethode mit kurzer Umtriebszeit, nach der Größe der Waldfläche und nach Erhalt des Waldschutz-Zertifikats (CPB) und der damit verbundenen Zuschüsse ....... 134

    Tab. 5.09: Darstellung der Summe der Ein- und Auszahlungen [US$] einer Sekundärwaldbewirtschaftung nach der Samenbaummethode mit langer Umtriebszeit während der ersten Umtriebszeit, in Abhängigkeit von der Größe der Waldfläche, mit Zuschuss nach Erhalt des Waldschutz-Zertifikats (CPB)............................................................................ 138

    Tab. 5.10: Indikatoren der Investitionsrechnung einer Sekundärwaldbewirtschaftung nach der Samenbaummethode mit langer Umtriebszeit, nach der Größe der Waldfläche und nach Erhalt des Waldschutz-Zertifikats (CPB) und der damit verbundenen Zuschüsse .................................................................... 139

    Tab. 5.11: Darstellung der Summe der Ein- und Auszahlungen [US$] einer Sekundärwaldbewirtschaftung nach nach einem selektiven Nutzungssystem während der ersten Umtriebszeit, in Abhängigkeit von der Größe der Waldfläche, mit Zuschuss nach Erhalt des Waldschutz-Zertifikats (CPB) in der ersten Umtriebszeit................................................................................... 142

    Tab. 5.12: Indikatoren der Investitionsrechnung einer Sekundärwaldbewirtschaftung nach einem selektiven Nutzungssystem, nach der Größe der Waldfläche und nach Erhalt des Waldschutz-Zertifikats (CPB) und der damit verbundenen Zuschüsse...................................................................................... 143

  • viii

    Abbildungsverzeichnis

    Abb. 2.01: Umrisskarte von Costa Rica mit der Region Chorotega und den Kantonen (1 bis 6), in denen die sozioökonomische Studie durchgeführt wurde .................. 5

    Abb. 2.02: Region Chorotega, mit der Forschungsstation Horizontes und dem Nationalpark Santa Rosa, Untersuchungsgebiete der forstlichen Komponente..... 6

    Abb. 2.03: Klimadiagramme (nach WALTER & LIETH 1960) der Klimastationen in der forstlichen Forschungsstation Horizontes und im Nationalpark Santa Rosa, Costa Rica............................................................................................................... 8

    Abb. 2.04: Physikalische Eigenschaften der Böden einer Weide und eines 17-jährigen Sekundärwaldes in der Forstlichen Forschungsstation Horizontes, Costa Rica (nach ALFARO 1999)....................................................... 13

    Abb. 2.05: Chemische Eigenschaften der Böden (bei einer Aufnahmetiefe von 30 cm) einer Weide und eines 17-jährigen Sekundärwaldes in der Forstlichen Forschungsstation Horizontes, Costa Rica (nach ALFARO 1999)......................... 14

    Abb. 2.06: Landnutzungskarte der Forstlichen Forschungsstation Horizontes, Stand 1999 (nach CHAVES et al. 1999)................................................................. 21

    Abb. 3.01: Darstellung eines während der Vegetationsaufnahme installierten Probekreises mit den konzentrischen Kompartimenten A und B......................... 26

    Abb. 3.02: Installation der Transekte, Verteilung der Probekreise und Arbeitsverlauf während der Inventur eines Bestandes ................................................................. 27

    Abb. 4.01: Lage der in der Forschungsstation Horizontes aufgenommenen Flächen............ 36

    Abb. 4.02: Art-Arealkurven für jede Sukzessionsphase des Sekundärwaldes und für den Primärwald im Untersuchungsgebiet ....................................................... 40

    Abb. 4.03: Durchmesser des Grundflächenmittelstammes [dg in cm] in Kompartiment A bei Stichprobenumfang n, dessen Standardabweichung [Sx] und Variationskoeffizient [Sx%], für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald ..................................................................................... 62

    Abb. 4.04: Aufrisszeichnung eines typischen Sukzessionsprozesses im Untersuchungsgebiet; alle Individuen im Probekreis des Kompartiments A....... 66

    Abb. 4.05: Bestandeshöhenkurven (nach logarithmischen Ausgleichsfunktionen) und deren statistische Kennwerte aller Individuen des Sekundärwuchses in Kompartiment A, für jede aufgenommene Entwicklungsphase und für einen Primärwald.................................................................................................. 69

    Abb. 4.06: Bestandeshöhenkurven eines mittleren Sekundärwaldes (nach logarithmischen Ausgleichsfunktionen) und deren statistische Kennwerte, nach dem Lichtanspruch der aufgenommenen Individuen des Sekundärwuchses in Kompartiment A ................................................................. 71

    Abb. 4.07: Bestandeshöhenkurven (nach logarithmischen Ausgleichsfunktionen) und deren statistische Kennwerte, für die wichtigsten aufgenommenen Baumarten im Untersuchungsgebiet .................................................................... 73

  • ix

    Abb. 4.08: Häufigkeitsverteilung der Lichtverhältnisse nach DAWKINS (1958, zit. nach SYNNOTT 1979) des Sekundärwuchses in Kompartiment A, für alle Entwicklungsphasen und für einen Primärwald im Untersuchungsgebiet .... 76

    Abb. 4.09: Schnittholzanteil am Gesamtvorrat (V in %) des Sekundärwuchses im Verlauf der Sukzession, im Vergleich zu einem Primärwald im Untersuchungsgebiet ............................................................................................ 79

    Abb. 4.10: Blätter, Blütentrauben und Früchte von Guazuma ulmifolia Lam. (LITTLE & WADSWORTH 1964)............................................................................. 81

    Abb. 4.11: Jährlicher Durchmesserzuwachs (id in cm) von Guazuma ulmifolia Lam., dessen Standardabweichung [Sx] und Ausgleichsfunktion, in den untersuchten Sekundärwäldern in der Forschungsstation Horizontes.................. 83

    Abb. 4.12: Blüten, Früchte und Blätter von Luehea speciosa Willd. (nach GUADAMUZ et al. 1999) .............................................................................. 84

    Abb. 4.13: Jährlicher Durchmesserzuwachs (id in cm) von Luehea speciosa Willd., dessen Standardabweichung [Sx] und Ausgleichsfunktion, in den in der Forstlichen Forschungsstation Horizontes untersuchten Sekundärwäldern......... 86

    Abb. 4.14: Durchschnittlicher Gesamtzuwachs der Grundfläche (dG in m²/ha/a) des Sekundärwuchses in Kompartiment A bei Stichprobenumfang n, dessen Standardabweichung [Sx] und Variationskoeffizient [Sx%], für jede aufgenommene Entwicklungsphase im Untersuchungsgebiet...................... 87

    Abb. 4.15: Durchschnittlicher Zuwachs des Gesamtvorrats (dV in m³/ha/a) des Sekundärwuchses in Kompartiment A, dessen Standardabweichung [Sx] und Variationskoeffizient [Sx%], für jede aufgenommene Entwicklungsphase im Untersuchungsgebiet ....................................................... 89

    Abb. 4.16: Entwicklung der Stammzahl [%] der Naturverjüngung nach wirtschaftlichen Kriterien, für alle Entwicklungsphasen und für einen Primärwald im Untersuchungsgebiet ................................................................... 95

    Abb. 4.17: Entwicklung der Bestandeszusammensetzung [G%] nach den Lichtansprüchen aller Sekundärwuchsindividuen, für alle Entwicklungsphasen und für einen Primärwald im Untersuchungsgebiet ........... 97

    Abb. 4.18: Entwicklung der Stammzahlenanteile [n%] nach den Samenverbreitungs-mechanismen aller Sekundärwuchsindividuen, für alle Entwicklungsphasen und für einen Primärwald im Untersuchungsgebiet ........................................... 100

    Abb. 5.01: Faktoren einer ökonomischen Bewertung und die Potentiale der Sekundärwälder der Region Guanacaste (nach KRAMER et al. 1995) ................ 105

    Abb. 5.02: Verwendungszwecke verschiedener Baumarten aus den untersuchten Sekundärwäldern in der Region Chorotega........................................................ 106

    Abb. 5.03: Situation des Holzmarktes für Sekundärwald-Baumarten in der Region Chorotega, basierend auf 17 Umfragen bei Sägewerkbesitzern ............ 109

    Abb. 5.04: Anzahl Baumarten in Kompartiment A der untersuchten Sekundärwälder, die in den unterschiedlichen Vermarktungsphasen in der Region Chorotega genutzt werden.................................................................................. 110

  • x

    Abb. 5.05: Nutzbarer Vorrat [m3/ha] des Sekundärwuchses (ohne Überhälter aus vorheriger Nutzung) im Sukzessionsverlauf, nach der Weiterbearbeitung des Holzes (Schnittholz, Pfosten und Brennholz) ............... 111

    Abb. 5.06: Schematische Darstellung des Nutzungsablaufs für die analysierten Sekundärwald-Bewirtschaftungssysteme........................................................... 128

    Abb. 5.07: Interne Verzinsung (IRR in %) der Investition in den ersten 50-51 Jahren, für die analysierten Sekundärwald-Bewirtschaftungssysteme ohne Waldschutz-Zertifikat (CPB) und ohne den damit verbundenen Zuschüssen, nach der Größe der Waldflächen [ha] im Untersuchungsgebiet ........................ 145

  • xi

    Abkürzungsverzeichnis

    ACG Área de Conservación Guanacaste (Naturschutzgebiet Guanacaste)

    ACT Área de Conservación Tempisque (Naturschutzgebiet Tempisque)

    AyA Acueductos y Alcantarillados (Institut für Aquädukte und Kanalisationen)

    CATIE Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza (Lehr- und Forschungszentrum im Bereich der Tropischen Landnutzung)

    CCF Cámara Costarricense Forestal (Costaricanische Forstkammer)

    CIA Centro de Investigaciones Agronómicas (Zentrum für Landwirtschaftliche Forschung)

    COABIO Comisión Asesora de Biodiversidad (Beraterkommission im Bereich der Biodiversität)

    CODEFORSA Comisión de Desarrollo Forestal de San Carlos (Forstentwicklungskommission San Carlos)

    COSEFORMA Cooperación en los Sectores Forestal y Maderero (Zusammenarbeit im Forst- und Holzbereich)

    CPB Certificado de Protección de Bosques (Waldschutz-Zertifikat)

    EEFH Estación Experimental Forestal Horizontes (Forstliche Forschungsstation Horizontes)

    FONAFIFO Fondo Nacional de Financiamiento Forestal (Nationaler Fonds zur Forstlichen Finanzierung)

    GTZ Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit

    IDA Instituto de Desarrollo Agrario (Agrarentwicklungsinstitut)

    IGN Instituto Geográfico Nacional (Nationales Geographisches Institut)

    INBio Instituto Nacional de Biodiversidad (Nationales Biodiversitäts-Institut)

    IRR (%) Internal rate of return (Interne Verzinsung)

    ITCR Instituto Tecnológico de Costa Rica (Technologisches Institut von Costa Rica)

    KW Kapitalwert [US$]

    NKV Nutzen-Kosten-Verhältnis

    MINAE Ministerio del Ambiente y Energía (Ministerium für Umwelt und Energie)

    OCIC Oficina Costarricense de Implementación Conjunta (Costaricanisches Amt für „Joint Implementation“)

    PSA Pago de Servicios Ambientales (Bezahlung der Umweltdienste)

    SINAC Sistema Nacional de Áreas de Conservación (Nationale Forst- und Schutzgebietsverwaltung)

    UCR Universidad de Costa Rica (Universität von Costa Rica)

    UNA Universidad Nacional Autónoma (Nationale Autonome Universität)

    USDA/AID United States Department of Agriculture/Agency for International Development

  • - 1 -

    1. Einführung, Problemstellung und Zielsetzung

    1.1 Allgemeine Situation der Sekundärwälder in Costa Rica

    Da die Abnahme der Primärwälder bisher durch Aufforstungen nicht ausgeglichen werden

    konnte, kommt den Sekundärwäldern im tropischen Amerika eine kritische Rolle bei der

    Erhaltung der Forstreserven für die Zukunft zu (WADSWORTH 1986; BAWA & SEIDLER 1997).

    Allein in Zentralamerika wird mit einer jährlichen Entwaldungsrate von 400.000 ha

    gerechnet. Andererseits betrug nach CCT/WRI (1991) die Sekundärwaldfläche Costa Ricas

    im Jahre 1991 400.000 ha (8 % des Landes), und sie nimmt jährlich um 30.000 ha zu, was

    heutzutage einer Gesamtfläche von über 670.000 ha entspricht (13 % des Landes). Einer der

    Hauptgründe für diese Zunahme ist die Aufgabe von Weideflächen aufgrund der sinkenden

    Rentabilität der Viehwirtschaft (UHL et al. 1988). Diese ist zurückzuführen zum einen auf die

    Invasion von Unkräutern, den progressiven Verlust an Nährstoffen und die Erosion

    (BUDOWSKI 1983), zum anderen auf die allgemeine Krise der Viehwirtschaft (VÍQUEZ 1995;

    MURILLO & FEDLMEIER 1995; ORTIZ 1996; MÜLLER & SOLÍS 1997; DE CAMINO 1999; BERTI

    1999).

    Die immer wichtigere Präsenz der Sekundärwälder hat dazu geführt, dass einige

    Sekundärwaldbesitzer begannen, das Holz und die Nichtholzprodukte für den Eigenkonsum

    und für den Verkauf zu nutzen (CHAZDON & COE 1999). Heutzutage bedeuten die

    Sekundärwälder neue Einnahmequellen für ihre Besitzer (MELCHOR 1988; PICADO 1995), sie

    können außerdem eine wichtige Rolle spielen bei der Erholung und natürlichen

    Wiederbewaldung besonders degradierter Flächen, der Fixierung von CO2 sowie der Bildung

    von biologischen Korridoren zum Schutz der Diversität von Flora und Fauna (ACG 1994;

    ECO 1997; CHAZDON & COE 1997; MONTAGNINI et al. 1997; MÜLLER 1997; ORTIZ et al.

    1997; POKORNY 1997; SIPS & VAN DER LINDEN 1997; WHITMORE 1997; EMRICH et al. 2000).

    Sekundärwälder sind auch wegen ihrer Artenzusammensetzung und ihrer Struktur weniger

    empfindlich als Forstplantagen (LUGO et al. 1996; BUDOWSKI 2000).

    Mehrere nationale und internationale Institutionen und Projekte begannen Anfang der 90er

    Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit Forschungsarbeiten, um die feuchten Sekundärwälder

    der nördlichen und westlichen Regionen Costa Ricas näher kennen zu lernen (u.a. SALCEDO

    1986; MANTA 1988; PICADO 1991; FINEGAN 1992, 1996, 1997; GUILLÉN 1993; HUTCHINSON

  • - 2 -

    1993a; FEDLMEIER 1996; SPITTLER 1996; HERRERA 1997; MÜLLER & SOLÍS 1997; MORALES

    1998; SOLÍS 1999).

    Seit 1996 leistet die Politik der costaricanischen Regierung einen großen Beitrag zur

    Ausweisung und Unterschutzstellung immer größerer Sekundärwaldflächen. Seit diesem Jahr

    besteht das neue Forstgesetz 7575 (MINAE 1996), das zum ersten Mal die Sekundärwälder

    als eine Bestandesform erwähnt und ihre Umweltdienstleistungen erkennt. Ein Jahr später

    wurde ein staatliches Programm von Zuschüssen zum Schutz von Sekundärwäldern gestartet,

    was für die Besitzer eine wichtige Einnahmequelle bedeutet, ca. 45 US$/ha/a über fünf Jahre

    hinweg und verlängerbar um fünf weitere Jahre. Das Programm weckte sehr schnell das

    Interesse der Sekundärwaldbesitzer, so dass zwischen 1997 und 1998 landesweit 42.479 ha

    Sekundärwaldbestände unter Schutz standen. Davon wurde fast ein Drittel (13.782 ha) in der

    Region Chorotega genehmigt (FONAFIFO 1999). Dies bedeutet einerseits, dass sich in der

    Region ein großer Teil der Sekundärwälder des Landes befindet, und andererseits, dass die

    Besitzer daran interessiert sind, diese Flächen zu erhalten, wenn sie dabei Geld verdienen.

    BERTI (1999), der u.a. die Einflüsse der forstlichen Politik auf die Entwicklung der

    Sekundärwälder untersuchte, konnte vorherige Aussagen bestätigen.

    Obwohl die politischen Bemühungen einen positiven Effekt auf die Entstehung und auf die

    Entwicklung von Sekundärwäldern in Costa Rica bewiesen, bestand immer noch eine „legale

    Lücke“ in Bezug auf die Bewirtschaftung dieser Waldformationen, denn bisher konnten

    Sekundärwälder nur geschützt und nicht bewirtschaftet werden. Deswegen hat die „Comisión

    Nacional de Certificación Forestal de Costa Rica” (Costaricanische Kommission zur

    Forstlichen Zertifizierung) zwischen 1998 und 1999 Prinzipien, Kriterien und Indikatoren zur

    Bewirtschaftung von Sekundärwäldern erstellt, die im Juli 1999 als eine Gesetzesverordnung

    veröffentlicht wurden (MINAE 1999). Diese Verordnung, auch bekannt als „Prinzip 11“ ,

    verfolgt das Hauptziel, die Sekundärwaldbewirtschaftung zu fördern und zu leiten (SOLÍS

    2000a). Nach diesem „Prinzip 11“ sind Sekundärwälder „diejenigen Flächen, die von

    sukzessional-sekundärer holziger Vegetation bedeckt sind, die sich nach der Rodung der

    ursprünglichen Waldvegetation oder Waldvernichtung durch natürliche Phänomene einstellt.

    Sie besitzen eine minimale Fläche von 0,5 ha und eine minimale Dichte von 500 Bäumen pro

    Hektar, mit einem BHD ≥ 5 cm“. Diese Definition umfasst alle sekundären Sukzessions-

    stadien nach Auflassung der Fläche und schließt die genutzten Naturwälder und die

    Primärwälder aus (MINAE 1999). Die rechtliche Festlegung auf diese Definition bedeutet für

  • - 3 -

    den Besitzer des Sekundärwaldes einerseits, dass eine Fläche mit diesen Eigenschaften nicht

    nur Zuschüsse zu ihrem Schutz erhalten, sondern in Zukunft auch bewirtschaftet werden

    kann. Andererseits bedeutet es, dass sie keinesfalls in andere Landnutzungsformen

    umgewandelt werden kann.

    1.2 Die sekundären regengrünen Trockenwälder in der Region Chorotega

    Weit in die Vergangenheit zurückreichende, intensive anthropogene Einwirkungen durch

    Feuer, Weide, Brennholz-, Futterlaubgewinnung etc. haben die Trockenwälder fast überall auf

    der Welt verändert (LAMPRECHT 1986; MURPHY & LUGO 1986), und die Region Chorotega im

    Nordwesten Costa Ricas ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Nur in geschützten Gebieten,

    wie z.B. im Nationalpark Santa Rosa, sind noch einzelne ungestörte Trockenwaldflächen

    vorzufinden. Im Rest der Region sind es meist verarmte und aufgelichtete Bestände, die

    dennoch für die einheimische Bevölkerung von großer Wichtigkeit sind. Sie dienen zur Nutz-

    und Brennholzversorgung, zur Gewinnung von Nebenprodukten, die als Viehfutter, aber auch

    in der menschlichen Ernährung Verwendung finden (LAMPRECHT 1986).

    Auch die immer größer werdenden Sekundärwaldflächen der Region sind bei der Versorgung

    mit Holz- und Nichtholzprodukten für die einheimische Bevölkerung wichtig. Ein großer Teil

    der Sekundärwälder von Costa Rica befindet sich in dieser Region, wo die Hauptaktivität die

    Viehwirtschaft ist, die sich aber zzt. in einer Krise befindet. Traditionell ist es eine

    Großgrundbesitzerregion, d.h., dass die hier heranwachsenden Sekundärwälder aus größeren

    zusammenhängenden Flächen bestehen. Außerdem befinden sie sich auf zugänglicherem und

    flacherem Gelände als in den feuchten Gebieten des Landes. Die Artenzusammensetzung

    dieser Bestände scheint auf den ersten Blick von höherem kommerziellen Wert zu sein als in

    den feuchteren Gebieten. Eine Studie von PICADO (1995) belegt die Initiative der

    Bevölkerung in der Region, Holz- und Nichtholzprodukte ihrer Sekundärwälder für den

    Eigenkonsum und für den Verkauf zu nutzen. Die meisten Anträge und Zulassungen für

    Waldschutz-Zertifikate (CPB) und die damit verbundenen Zuschüsse kamen aus der Region

    Chorotega. Der Beginn einer Bewirtschaftung von Sekundärwäldern dieser trockenen Region

    kann als positiv angesehen werden.

  • - 4 -

    Dennoch gibt es bisher wenige Forschungsarbeiten, die die Prozesse der natürlichen

    Wiederherstellung des tropischen Trockenwaldes untersucht haben (CORLETT 1995). Es ist

    sehr wenig bekannt über die floristische Zusammensetzung, die Bestandesstruktur dieser

    Sekundärwälder, die dynamischen Prozesse, den Zuwachs, die Bestandesdichten und die

    Konkurrenzverhältnisse im Sukzessionsverlauf (MORALES 1995). Über das wirtschaftliche

    Potential dieser natürlichen Ressource im Trockengebiet Costa Ricas gibt es bisher kaum

    Untersuchungen. Außerdem basieren die im vorherigen Abschnitt erwähnten Kriterien und

    Indikatoren für die Sekundärwaldbewirtschaftung auf Ergebnissen der in feuchten Gebieten

    untersuchten Sekundärwälder. Deswegen sind sie nicht unbedingt auf die trockene Region

    Chorotega anwendbar. Es fehlen also Kriterien und Indikatoren für die Bewirtschaftung von

    trockenen Sekundärwäldern.

    1.3 Zielsetzung der Arbeit

    Ziel der Arbeit ist es, auf der Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen und Erfahrungen

    der Sekundärwaldbesitzer der Region die Entwicklung und das ökonomische Potential der

    Sekundärwälder abzuschätzen. Außerdem sollen Vorschläge für geeignete waldbauliche

    Bewirtschaftungsmethoden erarbeitet werden.

  • - 5 -

    2. Untersuchungsgebiet

    2.1 Geographische Lage

    Costa Rica ist in fünf große Regionen unterteilt. Die sozioökonomische Komponente der

    vorliegenden Untersuchung wurde im trockenen Tiefland der Region Chorotega, im

    Nordwesten Costa Ricas, durchgeführt (Abb. 2.01). Die Region hat eine Ausdehnung von

    10.189 km² (20 % der Gesamtfläche Costa Ricas). Westlich und südwestlich wird sie vom

    Pazifischen Ozean begrenzt, nördlich von Nicaragua, östlich von der Region Huetar Norte

    und südöstlich von der Region Pacífico Central. Die Region ist in 11 Kantone unterteilt.

    Abb. 2.01: Umrisskarte von Costa Rica mit der Region Chorotega und den Kantonen (1 bis 6), in denen die sozioökonomische Studie durchgeführt wurde.

    Die in Abb. 2.01 nummerierten Flächen (1 bis 6) gehören zu den Kantonen, in denen die

    lokalen Behörden die vorliegende Arbeit unterstützten und in denen auch die

    30 Sekundärwaldbesitzer befragt wurden. In diesen sechs Kantonen wurden auch die

    Umfragen bei allen Sägewerkbesitzern durchgeführt.

    LEGENDE

    Region Chorotega

    Untersuchte Kantone:

    1. La Cruz 2. Liberia 3. Santa Cruz 4. Cañas 5. Abangares 6. Hojancha

    Nicaragua

    Panama

    Karibik

    Pazifik

    COSTA RICA

    Quelle: CHAVES et al. (1999)

    1

    2

    3

    4 5

    6

    ���� N

  • - 6 -

    Die Waldinventuren wurden vor allem in der forstlichen Forschungsstation Horizontes

    (7.293 ha), aber auch im Nationalpark Santa Rosa (49.515 ha) durchgeführt (Abb. 2.02).

    Beide Gebiete befinden sich im nordwestlichen Sektor der Region Chorotega und gehören zur

    Forst- und Naturschutzgebietsverwaltung Guanacaste (ACG).

    Abb. 2.02: Region Chorotega, mit der Forschungsstation Horizontes und dem Nationalpark Santa Rosa, Untersuchungsgebiete der forstlichen Komponente.

    2.2 Geologie und Topographie

    Der nordwestliche Teil Costa Ricas ist durch gewaltige vulkanische Prozesse geprägt worden,

    die während des Pleistozäns die Bergkette Guanacaste bildeten. Diese Bergkette und die

    benachbarten Plateaus wurden durch verschiedene vulkanische Ausbrüche gebildet (WINTERS

    1997). Vor etwa 1.800.000 bis 600.000 Jahren bildete einer dieser Ausbrüche vor allem auf

    der pazifischen Seite der Bergkette, welche zum Untersuchungsgebiet gehört, eine

    Ablagerungsschicht, die man als Ignimbrit bezeichnet (WEYL 1980, zit. nach WINTERS 1997).

    Nach SKINNER & PORTER (1987, zit. nach WINTERS 1997) beinhaltet der Ausdruck Ignimbrit

    Nicaragua

    Karibik

    Panama

    Pazifik

    COSTA RICA

    Forstliche Forschungsstation Horizontes

    Nationalpark Santa Rosa

    Quelle: CHAVES et al. (1999)

    ���� N

  • - 7 -

    Gesteine, die sich durch das Zusammenschweißen von heißen, glasartigen Aschepartikeln

    bildeten.

    Das Untersuchungsgebiet ist von ebenen oder leicht gewellten Landschaften geprägt, die

    zwischen 0 und 500 m ü NN liegen. Es bestehen im Allgemeinen keine abrupten Höhen-

    veränderungen im Plateau des Untersuchungsgebietes. Die Forschungsstation Horizontes

    befindet sich auf einer Durchschnittshöhe von 155 m ü NN, der Nationalpark Santa Rosa auf

    315 m ü NN.

    2.3 Klima

    Die nordpazifische Region unterscheidet sich vom Rest des Landes durch die lange

    Trockenperiode von etwa fünf bis sechs Monaten, zwischen Dezember und April oder Mai

    (WINTERS 1997). Die Region Chorotega liegt während dieser Periode auf der Leeseite der

    Klimascheide, an deren Ostseite sich die Nordostpassate abregnen. Dadurch entsteht eine

    längere Trockenzeit (FEDLMEIER 1996). Während dieser Monate verursachen die starken und

    trockenen Nordostwinde hohe Evapotranspirationsraten (WINTERS 1997).

    Unter dem Einfluss der feuchtigkeitsträchtigen Winde aus südwestlicher Richtung beginnt die

    Regenzeit etwa gegen Ende April oder Anfang Mai und dauert zwischen sechs und sieben

    Monate, bis Ende November oder Anfang Dezember. Die Regenzeit wird etwa zwischen Juli

    und August durch eine zweite, sehr kurze und variable Trockenperiode namens „veranillo“

    oder „veranillo de San Juan“ unterbrochen. Diese Periode hat ihren Ursprung in einer

    Verstärkung der karibischen Hochdruckzone und in der nördlichen Position der

    Innertropischen Konvergenzzone (ITC). In der ITC der Nordhalbkugel treffen die

    Passatwinde der nördlichen Hemisphäre aus nordöstlicher Richtung und die nach Südwesten

    umgelenkte Südost-Passatwinde der südlichen Hemisphäre aufeinander.

    Im Durchschnitt regnet es ca. 1.500 mm pro Jahr im tiefliegenden Plateau. Etwa 5 % dieses

    Gesamtniederschlages fallen in der Trockenperiode und 95 % in der Regenzeit. In den

    Bergketten Guanacaste und Tilarán kann es bis zu 2.500 mm pro Jahr regnen.

    Die Klimadiagramme nach WALTER & LIETH (1960) zeigen die Niederschlagsraten und

    Temperaturen der Klimastationen im Bereich der Forstlichen Forschungsstation Horizontes

  • - 8 -

    und des Nationalparks Santa Rosa (s. Abb. 2.03). Die Daten stammen aus dem

    Meteorologischen Institut Costa Ricas (IMN 1999) und aus einer in Horizontes durchgeführte

    hydrologischen Studie (VAN LOON 1999).

    0

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    70

    J F M A M J J A S O N D J0

    20

    40

    60

    80

    100

    120

    140P.N. SANTA ROSA (315 m NN) 26,1°C 1499,8 mm[13,22]

    T [°C] N [mm]

    0

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    70

    J F M A M J J A S O N D J0

    20

    40

    60

    80

    100

    120

    140[3,2]E.E.F. HORIZONTES (150 m NN) 26,4°C 1397,7 mm

    T [°C] N [mm]

    Abb. 2.03: Klimadiagramme (nach WALTER & LIETH 1960) der Klimastationen in der forstlichen Forschungsstation Horizontes und im Nationalpark Santa Rosa, Costa Rica (T: Temperatur in °C; N: Niederschlag in mm).

    Es gibt keinen großen Unterschied zwischen den beiden Klimastationen. Die Forschungs-

    station Horizontes und der Nationalpark Santa Rosa zeigen mit 1.397 mm bzw. 1.499 mm

    ähnliche Jahresniederschlagsmengen. Die Trockenzeit beginnt gegen Ende November und

    hört Ende April auf. Der „veranillo“ erscheint im Juli. Der Juli kann aber nach den Graphiken

    nicht als trockener Monat bezeichnet werden, da sich die Niederschlags- und

    Temperaturkurven nicht kreuzen. Der regenreichste Monat ist September, mit ca. 270 bis

    300 mm Niederschlag (siehe auch Tab. 2.01). Im Gegensatz dazu sind Januar, Februar und

    März, mit weniger als 10 mm Niederschlag, praktisch regenfreie Monate. Die minimalen

    monatlichen Durchschnittstemperaturen liegen bei 25 °C zwischen Oktober und Dezember

    und die maximalen um 28 °C im April.

    Um die Anzahl trockener Monate im Untersuchungsgebiet zu bestätigen, wurde der

    Ariditätsindex von DE MARTONNE (1926, zit. nach WEIDELT 1999) benutzt:

    12⋅ n am = Tm + 10

    dabei ist: am: monatlicher Ariditätsindex (wenn unter 20 = arid) n: monatlicher Gesamtniederschlag [mm] Tm: monatliche Durchschnittstemperatur [°C]

    Quelle: IMN (1999), VAN LOON (1999)

  • - 9 -

    Auch mit dem monatlichen Ariditätsindex wurde belegt, dass das Untersuchungsgebiet durch

    fünf trockene Monate geprägt ist (s. Tab. 2.01). Von Dezember bis April fiel der

    Ariditätsindex (am) unter 20, was auf eine Trockenzeit hinweist. Nach LAMPRECHT (1986)

    handelt es sich um regengrüne Trockenwälder, wenn die Trockenzeit länger als 5 Monate

    dauert und wenn sich die Jahresniederschläge zwischen 700 und 1.000 mm bewegen, in

    Ausnahmefällen auch mehr.

    Tab. 2.01: Monatlicher Gesamtniederschlag, monatliche Durchschnittstemperatur und monatlicher Ariditätsindex für den Nationalpark Santa Rosa und die Forstliche Forschungsstation Horizontes.

    Nationalpark Santa Rosa Forstliche Forschungsstation Horizontes

    Monat Tm n am Monat Tm n am

    J 25,6 3,2 1,1 (trocken) J 25,8 0,0 0,0 (trocken)

    F 26,5 0,8 0,3 (trocken) F 27,0 0,0 0,0 (trocken)

    M 27,4 2,0 0,6 (trocken) M 27,8 0,0 0,0 (trocken)

    A 27,6 12,6 4,0 (trocken) A 28,6 30,6 9,5 (trocken)

    M 27,4 210,1 67,4 (feucht) M 27,8 111,5 35,4 (feucht)

    J 26,0 251,3 83,8 (feucht) J 26,0 195 65,0 (feucht)

    J 25,7 129,8 43,6 (feucht) J 26,0 140,7 46,9 (feucht)

    A 25,6 212,4 71,6 (feucht) A 26,2 179,6 59,5 (feucht)

    S 25,3 303,6 103,2 (feucht) S 25,6 270,8 91,3 (feucht)

    O 25,1 274,2 93,7 (feucht) O 25,2 201,1 68,6 (feucht)

    N 25,3 82,3 28,0 (feucht) N 25,1 262,2 89,6 (feucht)

    D 25,1 17,5 6,0 (trocken) D 25,1 6,2 2,1 (trocken) Erläuterungen: Tm = monatliche Durchschnittstemperatur [°C]

    n = monatlicher Gesamtniederschlag [mm] am = monatlicher Ariditätsindex

    Dadurch kann die Vegetation in klimatischer Hinsicht als regengrüner Trockenwald

    bezeichnet werden (LAMPRECHT 1986; MURPHY & LUGO 1986), obwohl sie sich wegen der

    hohen Niederschlagsmengen einer Übergangszone zum regengrünen Feuchtwald nähert. Dies

    kann u.a. durch die Artenzusammensetzung bestätigt werden, durch das Auftreten von Arten

    der eher feuchten Gebiete (z.B. Guazuma ulmifolia) und der trockenen Gebiete

    (z.B. Enterolobium cyclocarpum, Acacia collinsii). Etwa 20 km östlich vom Untersuchungs-

    gebiet, ab 500 m ü NN, sind dann regengrüne Feuchtwälder an der Ostseite der Bergkette

    Guanacaste vorzufinden, da die Temperaturen sinken und die Niederschlagsmengen und die

    Luftfeuchtigkeit steigen.

  • - 10 -

    2.4 Böden

    2.4.1 Allgemeine Eigenschaften der Böden in der Region Chorotega

    In Costa Rica ist das amerikanische Bodenklassifikationssystem (USDA/AID 1985)

    gebräuchlich. Nach dieser Klassifizierung und nach PÉREZ et al. (1978) sind im

    Untersuchungsgebiet Inceptisole vorherrschend. Hierbei handelt es sich nach dem deutschen

    Bodenklassifikationssystem um mäßig saure Braunerden mit einem ausgeprägten

    Bv-Horizont und einer guten Nährstoffversorgung. Inceptisols sind in Costa Rica sehr

    verbreitet (39 % der Gesamtfläche des Landes). Sie ermöglichen den Anbau von Bananen,

    Ölpalmen, Zuckerrohr, Kakao, Kaffee, Zitrusfrüchten und einigen Getreidearten, aber auch

    die Viehwirtschaft und verschiedene forstliche Tätigkeiten (Naturwaldbewirtschaftung,

    Forstplantagen und agroforstliche Systeme).

    Im südlichen Sektor der forstlichen Forschungsstation Horizontes (EEFH) beschreibt

    WINTERS (1997) die Präsenz von Inceptisols aus alluvialen Sedimenten, die im nördlichen

    Sektor außerdem von Asche und anderen Materialien jüngeren vulkanischen Ursprungs

    beeinflusst wurden. Daher haben die Böden Eigenschaften von Andisols: niedrige

    Bodendichte, hohe Gehalte an organischen Substanzen, dunkle Färbungen, geeignete

    Nährstoffverhältnisse etc. (MATA 1982, zit. nach ALFARO 1999). In diesen Böden kann kaum

    eine gut ausgebildete Horizontsequenz unterschieden werden, da sie sich in einer jungen

    Entwicklungsphase befinden (PÉREZ et al. 1978).

    Vor allem im Nordwesten Costa Ricas sind starke kleinräumige Veränderungen der

    Bodeneigenschaften sehr häufig, was hauptsächlich auf Variationen im Mikrorelief

    zurückzuführen ist (MATA 1982, zit. nach ALFARO 1999). Dennoch sind im Allgemeinen in

    der Region neutrale bis schwach saure Böden vorherrschend. Sie besitzen einen mittleren bis

    niedrigen Gehalt an organischen Substanzen, geeignete Konzentrationen von austauschbaren

    Kationen (Kalium, Magnesium und Calcium) und Mangel an einigen Spurenelementen, vor

    allem in denjenigen Böden, die optimale Inhalte an organischen Substanzen aufweisen

    (HOLDRIDGE et al. 1971; MOLINA 1973; MATA 1982; AGÜERO & ALVARADO 1983).

  • - 11 -

    Die Aufnahmen ergaben effektive Bodentiefen von 40 cm bis 100 cm, bei schwachen

    Hangneigungen von 4 bis 10 % (ALFARO 1999). Tiefere Böden wurden hauptsächlich im

    unteren Teil von stärkeren Hangneigungen gefunden, was die große Bedeutung der Variation

    im Mikrorelief unterstreicht.

    Bedingt durch die fünfmonatige Trockenzeit (s. Abschn. 2.3), werfen die meisten der

    größeren Bäume in dieser Zeit ihr Laub ab, während die unteren Baumschichten mehr oder

    weniger grün bleiben. Andererseits führen die kurzen, aber hohen Niederschlagsraten der

    Regenzeit zu einer starken Aufsättigung des Bodenwasserspeichers und gelegentlich zu

    Staunässe, vor allem auf verdichteten und kompaktierten Böden (z.B. übernutzte

    Weideflächen). Diese Sättigung verlängert die Vegetationsperiode um ein bis zwei Monate in

    die Trockenzeit hinein.

    2.4.2 Fruchtbarkeit der Böden im Untersuchungsgebiet

    Folgende Ergebnisse und diejenigen des Abschnitts 2.4.3 basieren auf in der Forstlichen

    Forschungsstation Horizontes durchgeführten Bodenuntersuchungen (ALFARO 1999). Nach

    einer der Orientierung dienenden Bodenprobe auf verschiedenen Weide- und Sekundärwald-

    flächen wurden eine Weidefläche und drei Sekundärwälder (7, 15 u. 17 Jahre alt) wegen ihrer

    vergleichbaren Bodentypen ausgewählt. Die Bodenproben wurden auf jeder Fläche von

    10 aus der Waldinventur schon bestehenden Probekreisen entnommen, die systematisch auf

    der Gesamtfläche verteilt sind. Aus einer Bodentiefe von 0 bis 30 cm wurden in jedem

    Probekreis vier Unterproben entnommen, die dann untereinander vermischt und im CIA

    (Centro de Investigaciones Agronómicas) der Universität UCR (Universidad de Costa Rica)

    analysiert wurden.

    Die Ergebnisse weisen auf Böden mit einer mittleren bis guten Fruchtbarkeit hin. Im

    Allgemeinen wurden pH-Werte von über 5,5 gemessen; dadurch ist die Wahrscheinlichkeit,

    Aluminium in löslicher Form und in giftigen Mengen zu finden, eher gering. Diese

    Eigenschaft ist typisch für die Region, sowohl in Böden vulkanischen Ursprungs als auch in

    alluvialen Böden (MATA 1982; MOLINA 1973; AGÜERO & ALVARADO 1983).

  • - 12 -

    Aus den Mittelwerten zur Abschätzung der Fruchtbarkeit durch Bodenanalysen von BERTSCH

    (1987) und den Ergebnissen von ALFARO (1999) (s. Tab. 2.02) kann man den Schluss ziehen,

    dass eine hohe Basensättigung mit mittleren bis optimalen Mengen an austauschbaren

    Kationen (Kalium, Magnesium und Calcium) und an Spurenelementen (Eisen, Mangan,

    Kupfer und Zink) vorhanden ist.

    Tab. 2.02: Bodenwerte bei mittlerer Fruchtbarkeit in Costa Rica (BERTSCH 1987) im Vergleich zu den Werten im Untersuchungsgebiet (ALFARO 1999).

    Parameter / Elemente Werte bei

    mittlerer Fruchtbarkeit in Costa Rica (BERTSCH 1987)

    Werte im Untersuchungsgebiet

    (ALFARO 1999) Bewertung

    pH [in H20 1:2,5] 5,5 – 6,5 5,5 mittel Ake [Cmol[+]/l] 5,0 – 25,0 17,8 mittel K [Cmol[+]/l] 0,2 – 0,6 0,9 hoch Mg [Cmol[+]/l] 1,0 – 5,0 3,3 mittel Ca [Cmol[+]/l] 4,0 – 20,0 13,5 mittel Fe [mg/l] 10,0 – 100,0 42,8 mittel P [mg/l] 10,0 – 20,0 5,6 gering Mn [mg/l] 5,0 – 50,0 12,1 mittel

    Nur Phosphor ist in unzureichenden Mengen verfügbar, da sich dieses Element in neutralen

    bis alkalischen Böden mit Calcium bindet und dadurch den Pflanzen nicht mehr zur

    Verfügung steht. Phosphor kann aber über Mineralisierungsprozesse durch Mikroorganismen

    wieder der Pflanze verfügbar gemacht werden.

    2.4.3 Auswirkungen der Sekundärwaldsukzession auf die Bodeneigenschaften

    Wie im vorherigen Abschnitt angedeutet, bestehen leichte Unterschiede zwischen den Böden

    des nördlichen und denen des südlichen Sektors der Forstlichen Forschungsstation

    Horizontes. Hier werden deswegen die Bodeneigenschaften einer Weidefläche und eines

    17-jährigen Sekundärwaldes verglichen, die benachbart sind und die nach vorher

    durchgeführten Stichproben auf ähnlichen Böden stehen.

  • - 13 -

    Physikalische Eigenschaften

    Die Präsenz eines Sekundärwaldes verbessert die physikalischen Eigenschaften von vormalig

    verdichteten Böden (s. Abb. 2.04). Die Böden der Weidefläche waren etwas dichter

    (0,95 g/cm³) als die des 17-jährigen Sekundärwaldes (0,86 g/cm³), und der Unterschied ist bei

    einer Wahrscheinlichkeit von 95 % statistisch signifikant (TUKEY-Test). Der Eindringungs-

    widerstand als Maß der Kompaktierung des Bodens zeigte auch einen statistisch signifikanten

    Unterschied; er war fast 50 % höher auf der Weide (32,3 kg/cm²) als im Sekundärwald

    (21,5 kg/cm²).

    Weide Sekundärwald Weide Sekundärwald Weide Sekundärwald

    Trockendichte Eindringungswiderstand Hydraulische Konduktivität[g/cm3] [kg/cm2]

    *

    *

    *0,95 0,86 32,3 21,5 0,01 0,02

    [cm/Sek] (30 Min)2

    Abb. 2.04: Physikalische Eigenschaften der Böden einer Weide und eines 17-jährigen Sekundärwaldes in der Forstlichen Forschungsstation Horizontes, Costa Rica (*= die Unterschiede zwischen den Durchschnitten beider Standorte sind bei einer Wahrscheinlichkeit von 95 % statistisch signifikant) (nach ALFARO 1999).

    Die Tierhaltung hat im Laufe der Nutzungsjahre den Boden der Weide verdichtet. Zusammen

    mit dem Verjüngungsprozess des Sekundärwaldes hat sich der Boden aufgelockert,

    hauptsächlich aufgrund der Aktivitäten der Bodenfauna und der Durchwurzelung der darauf

    etablierten Vegetation. Diese Dekompaktierung hat auch dazu geführt, dass sich im Laufe der

    Sukzession die hydraulische Konduktivität verbessert hat (von 0,01 auf 0,02 cm/Sek.) und

    Probleme wie Staunässe und Verschlämmung vermindert auftreten.

  • - 14 -

    Chemische Eigenschaften

    Die pH-Werte zeigten keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen der Weidefläche

    (6,6) und dem 17-jährigen Sekundärwald (6,8). In beiden Fällen sind relativ hohe Werte

    gemessen worden (s. Abb. 2.05), die für die Region typisch sind. Erstaunlicherweise zeigte

    die Weidefläche einen höheren Gehalt an organischer Substanz (6,9 %) als der Sekundärwald

    (5,9 %), obwohl diese Unterschiede nicht statistisch signifikant sind. Dies könnte dadurch

    erklärt werden, dass eine Weidefläche ein sehr dichtes Wurzelnetz von Gräsern ausbildet, das

    auch sehr rasch abstirbt und sich nur langsam zersetzt.

    Da der Humus zu 50 % aus Kohlenstoff besteht, kann angenommen werden, dass in der

    Weidefläche 3,5 % und im Sekundärwaldboden 3,0 % Kohlenstoff vorzufinden sind.

    3,17,56,5

    12,014,0

    8,6

    2,92,30,91,0

    6,86,65,9

    44,2

    55,1

    7,86,9

    17,9

    W SW W SW W SW W SW W SW W SW W SW W SW W SW

    OrganischeSubstanz

    (%)

    pH K Mg Ca Ak Fe P Mn

    (H20)

    e

    **

    ** *

    *

    W : WeideSW : Sekundärwald

    Abb. 2.05: Chemische Eigenschaften der Böden (bei einer Aufnahmetiefe von 30 cm) einer

    Weide und eines 17-jährigen Sekundärwaldes in der forstlichen Forschungs-station Horizontes, Costa Rica (*= die Unterschiede zwischen den Durch-schnitten beider Standorte sind bei einer Wahrscheinlichkeit von 95 % statistisch signifikant; n = 10) (nach ALFARO 1999).

    Die effektive Kationenaustauschkapazität (Ake) zeigte höhere Werte im Sekundärwald

    (17,9 Cmol(+)/l) als auf der Weidefläche (12,0 Cmol(+)/l). Die Konzentrationen an

    austauschbaren Kationen wie Calcium und Magnesium und an pflanzenverfügbaren

  • - 15 -

    Spurenelementen wie Mangan und Phosphor sind im Sekundärwaldboden höher als auf der

    Weidefläche. Dies kommt möglicherweise daher, dass eine Weidefläche weniger effiziente

    Prozesse des Nährstoffkreislaufes entwickelt, aber auch wegen des oberflächlichen

    Wurzelsystems der Gräser (FASSBENDER 1987).

    Andererseits zeigte die Weidefläche größere Konzentrationen an Kalium und Eisen. Aufgrund

    der hohen pH- und Ca-Werte kann man davon ausgehen, dass die Böden der aufgenommenen

    Standorte keinen Stickstoffmangel aufweisen.

    2.5 Vegetation und Landnutzung

    2.5.1 Vegetation des Untersuchungsgebietes

    Im gesamten Untersuchungsgebiet sind nach der Lebenszonenklassifikation von HOLDRIDGE

    (1987) vor allem drei Lebenszonen vorhanden: „tropical dry forest“, „tropical dry forest,

    moist province transition“ und „premontane moist forest, basal belt transition“. Es handelt

    sich hierbei um einen 5.263 km2 großen regengrünen Trockenwald, der westlich von einem

    Waldgürtel mit kälteren und feuchteren klimatischen Bedingungen begrenzt wird. Zwischen

    beiden Waldformationen befindet sich ein Übergangsstreifen („tropical dry forest, moist

    province transition“). Die vorliegende Arbeit konzentriert sich jedoch nur auf die

    Sekundärsukzession des regengrünen Trockenwaldes („tropical dry forest“).

    Auch nach LAMPRECHT (1986) handelt es sich im Bereich der Forstlichen Forschungsstation

    Horizontes und des Nationalparks Santa Rosa um einen regengrünen Trockenwald, da beide

    Klimadiagramme nach WALTER & LIETH (1960) und der Ariditätsindex von DE MARTONNE

    (1926, zit. nach WEIDELT 1999) fünf trockene Monate aufzeigen (s. Abschn. 2.3). Die

    Niederschlagsmengen sind etwas höher als in typischen regengrünen Trockenwäldern, aber

    nach LAMPRECHT (1986) findet man diese Waldformationen ausnahmsweise auch in Gebieten

    mit Niederschlägen über 1.000 mm/Jahr.

    Der regengrüne Trockenwald ist ein niedriger Bestand mit nur zwei Baumschichten. Die

    Oberschicht erreicht normalerweise eine Höhe von 20-30 m. Die Bäume dieser Schicht

    besitzen kurze, dicke Stämme, flache und breite Kronen, die i.d.R. nicht in lateralen Kontakt

  • - 16 -

    mit der nächsten Krone kommen. Viele Baumarten dieser Oberschicht sind laubabwerfend

    und besitzen feine, zusammengesetzte Blätter. Hierbei handelt es sich vor allem um Fabaceen

    der Unterfamilien Mimosoideae und Caesalpinioideae (HARTSHORN 1983).

    Die Bäume der Unterschicht erreichen Höhen von 10 bis 20 m. Sie besitzen dünne und

    krumme Stämme mit einer schmalen und offenen Krone. Es sind mehr immergrüne Arten

    vorhanden als in der Oberschicht. Typisch für diese Schicht sind die Rubiaceen. Ganz unten

    findet man eine Strauchschicht, die bis 5 m hoch werden kann. Sie ist meist sehr dicht in den

    Lichtlücken und besteht zum Teil aus dornigen Sträuchern (HARTSHORN 1983).

    2.5.2 Landnutzung des Untersuchungsgebietes

    Die landwirtschaftlichen Tätigkeiten haben schon seit langer Zeit die regengrünen

    Trockenwälder dieser Region ersetzt oder verarmt. Soweit sie nicht mehr oder weniger

    vollständig zerstört wurden, sind sie meist verlichtet (LAMPRECHT 1986).

    Trotzdem besteht eine enge Beziehung zwischen der einheimischen Bevölkerung, der

    Landwirtschaft und den noch bestehenden Trockenwäldern und den wachsenden

    Sekundärwäldern der Region. Trockenwälder bieten z.B. in Notzeiten dem Weidevieh oft die

    einzige Überlebenschance (LAMPRECHT 1986).

    Es gibt keine aktuellen Statistiken über die Landnutzung der gesamten Region Chorotega.

    Jedoch sind einige Daten erhoben worden für ein repräsentatives Gebiet der Region: das Tal

    des Tempisque-Flusses. Dieser Fluss durchquert die Region Chorotega von Norden nach

    Süden. Nach diesen Daten konnte Tab. 2.03 erstellt werden, die die Landverteilung im Jahre

    1983 veranschaulicht.

    Mehr als die Hälfte der Landgüter gehören Großgrundbesitzern, deren Ländereien größer als

    100 ha sind. Auch sind Grundbesitzgrößen von mehr als 1.000 ha, die in den meisten Fällen

    nur Viehwirtschaft betreiben, sehr häufig. In einigen Fällen sind riesige Flächen auch dem

    Reisanbau gewidmet. Im Rest des Landes sind solch große Latifundien eher selten.

  • - 17 -

    An zweiter Stelle bzgl. des Flächenanteils stehen die IDA-Niederlassungen. IDA (Instituto de

    Desarrollo Agrario) ist das einheimische Agrarentwicklungsinstitut, das die costaricanische

    Agrarreform durchführt. Dieses Institut kauft große Ländereien auf und verteilt sie danach an

    landlose Bauern. Diese Parzellen sind i.d.R. zwischen 10 und 30 ha groß, und die Besitzer

    betreiben hauptsächlich Viehwirtschaft für den Verkauf und Landwirtschaft für den

    Eigenbedarf.

    Tab. 2.03: Landverteilung des Tempisque-Tales im Jahre 1983 (nach MIRANDA & RODRÍGUEZ 1983).

    Landgut-Typ Gesamtfläche [%]

    Privatlandgüter > 100 ha 56,9 Privatlandgüter < 100 ha 16,6 IDA-Niederlassungen 20,1 Öffentliche Landgüter 6,4

    Summe 100,0

    An dritter Stelle in Flächengröße kommen die kleinen privaten Landgüter (< 100 ha), die

    ebenfalls auf Viehwirtschaft basieren und Ackerbau für den Eigenbedarf betreiben. Insgesamt

    sind im untersuchten Gebiet nur 6,4 % öffentliche Ländereien vorzufinden.

    Tabelle 2.04 fasst die Landnutzungsveränderungen zwischen 1955-56 und 1992-93 für das

    gleiche Tempisque-Tal zusammen. Vor 40 Jahren wurde hauptsächlich Viehwirtschaft

    betrieben, damals war fast die Hälfte des Gebietes mit Weiden bedeckt. Außerdem wurden

    keine Kulturpflanzen angebaut, und mehr als ein Drittel der Gesamtfläche war noch von

    Naturwäldern bedeckt. An letzter Stelle in Flächengröße stehen die großen, aber nicht

    nutzbaren Flächen am Ufer des Tempisque-Flusses und die Wohngebiete.

    Fast 40 Jahre später bedeckt die Landwirtschaft als neue Form der Landnutzung in der Region

    fast ein Drittel des Tales. Vor allem Naturwälder, aber auch Viehweiden wurden durch

    Kulturpflanzen wie Zuckerrohr, Reis und Melonen ersetzt.

    Obwohl im Allgemeinen ein konstanter Verlust an Naturwäldern festzustellen ist, wachsen

    nach CCT/WRI (1991) die Sekundärwaldflächen in Costa Rica um 30.000 ha pro Jahr, sie

    haben inzwischen eine Gesamtfläche von über 600.000 ha erreicht (12 % des Landes). Dies

    würde im Zusammenhang mit den in Tab. 2.04 gezeigten Ergebnissen bedeuten, dass sich

  • - 18 -

    einerseits die gesamte Waldfläche verkleinert, dass sich aber andererseits die

    Sekundärwaldfläche innerhalb der übrig bleibenden Waldflächen vergrößert.

    Tab. 2.04: Vergleich der Landnutzungsanteile des Tempisque-Tales zwischen 1955-56 und 1992-93 (nach FUNDACIÓN NEOTRÓPICA 1994).

    Landnutzungsanteile

    Landnutzungsform 1955-56 [%]

    1992-93 [%]

    Veränderung [%]

    Viehwirtschaft (reine Weiden u. Weiden mit Bäumen) 46,8 38,9 - 7,9

    Landwirtschaft (Zuckerrohr, Reis, Melone etc.) --- 29,8 + 29,8

    Naturwälder (incl. Sekundärwälder) 38,9 24,8 - 14,1

    Forstplantagen --- 0,1 + 0,1

    Überschwemmungsgebiete 8,9 5,7 - 3,2

    Städtische und rurale Siedlungsflächen 0,2 0,4 + 0,2

    Fischzucht --- 0,1 + 0,1

    Andere Nutzungen (Stauseen, Salzgewinnungsflächen etc.) --- 0,3 + 0,3

    Nicht erfasste Gebiete 5,2 --- - 5,2

    Andererseits wurde nur ein sehr kleiner Teil des Gebietes (0,1 %) wiederaufgeforstet, vor

    allem mit Gmelina arborea und Tectona grandis. Inzwischen hat sich auch der Flächenanteil

    für Fischzuchtteiche, Stauseen und Salzgewinnungsflächen erhöht.

    2.5.3 Entstehung der Sekundärwälder im Untersuchungsgebiet und im Bereich der

    Forstlichen Forschungsstation Horizontes

    Als Hauptfaktor zur Entstehung von Sekundärwäldern wird von mehreren Autoren die

    allgemeine Krise der Viehwirtschaft seit den 80er Jahren erwähnt (MURILLO & FEDLMEIER

    1995; ORTIZ 1996; MÜLLER & SOLÍS 1997; BERTI 1999). Schon seit Beginn des vergangenen

    Jahrhunderts wird die Landschaft der Region Chorotega hauptsächlich durch die

    Viehwirtschaft bestimmt, aber ab den 50er Jahren wurden Tausende Hektar Primärwald in der

    Region vernichtet, um Weideflächen für den schnell wachsenden Fleischbedarf im Ausland

    zu gewinnen. Außerdem wurde diese Aktivität durch Vorzugskredite und durch Investitionen

    im Straßennetz vom Staat unterstützt. Von 1950 bis 1984 vergrößerten sich dadurch die

    Weideflächen von 10 % auf 42 % der Gesamtfläche des Landes (ORTIZ 1996).

  • - 19 -

    Jedoch änderte sich in den 80er Jahren diese für die Viehwirtschaft durchaus günstige

    Konjunktur aus zwei Hauptgründen: Einerseits sanken die Nachfrage und der Preis des

    Rindfleisches im internationalen Markt (vor allem in den USA), andererseits wurde die

    Viehwirtschaft nicht mehr vom costaricanischen Staat gefördert, die Kreditzinsen stiegen und

    die Regierung begann, die Erzeugung von anderen, nicht traditionellen Produkten zu fördern.

    So kam es schnell zu einer allgemeinen Krise in der Viehwirtschaft, die das Aufgeben von

    großen Weideflächen in der Region Chorotega und dadurch die Etablierung von

    Sekundärwäldern verursachte.

    Die meisten der im Rahmen dieser Untersuchung aufgenommenen Sekundärwälder und

    Sekundärbuschflächen befinden sich im Bereich der Forstlichen Forschungsstation Horizontes

    (EEFH). Das Klima und die Böden der Station sind repräsentativ für die Region. Ihre frühere

    und gegenwärtige Landnutzung ist mit der Entwicklung auf den benachbarten Farmen

    vergleichbar, so dass dieser Abschnitt als eine Veranschaulichung einer in der Region

    typischen Situation angesehen werden kann.

    Bevor die aktuelle Landnutzung der EEFH untersucht wird, sollen kurz die wichtigsten

    geschichtlichen Ereignisse dieser früheren Farm geschildert werden. Nach SEMPER (1999),

    Besitzer der Farm von 1967 bis 1981, wurde auch vor 1967 Viehwirtschaft auf der Farm

    betrieben. Damals waren noch größere Waldflächen vorhanden, die nach und nach gerodet

    wurden. Alle flachen Gebiete der Farm wurden entwaldet, und die übriggebliebenen Wälder

    standen vor allem an Flussläufen und auf hügeligem Gelände. Ab 1967 betrieb Herr Semper

    Landwirtschaft (Reis und Hirse) auf den nach seiner Auffassung besseren Standorten und

    Viehwirtschaft auf allen anderen Flächen. Er züchtete Brahman-Rinder auf Weiden mit einer

    aus Afrika eingeführten Grasart namens “Jaragua” (Hyparrenia rufa Stapf). Seine

    Haupteinnahmen kamen hauptsächlich aus der Viehwirtschaft.

    Im Jahre 1981, als die Rentabilität der Rinderzucht sank und die costaricanische Regierung

    die Subventionen für die Viehwirtschaft strich, verkaufte Herr Semper die Farm an eine

    US-amerikanische Investorengruppe. Die Farm wurde von den neuen Besitzern

    vernachlässigt, obwohl in kleinem Rahmen noch Rinder gezüchtet wurden. In dieser Epoche

    begann in der gesamten Region und auch auf dieser Farm eine erste “Naturverjüngungswelle”

    auf den aufgelassenen Flächen.

  • - 20 -

    Sechs Jahre später, etwa gegen 1987, begann in Horizontes eine zweite

    “Naturverjüngungswelle”, da die US-Amerikaner die Farm der Forst- und

    Naturschutzgebietsverwaltung Guanacaste schenkten, dafür bekam die Investorengruppe

    Steuervergünstigungen in den USA. Die Forschungsstation begann ihre Aktivitäten zwei

    Jahre später mit ersten experimentellen Forstplantagen mit einheimischen Baumarten.

    Dennoch kann die Station als eine typische Landnutzungsform der Region angesehen werden,

    da weiterhin Rinder gehalten werden. Sie werden auf der Station in denjenigen Gebieten

    gehalten, die speziell durch Feuer gefährdet sind. Dort halten sie die Gräser kurz und

    vermindern damit die Feuergefahr. Dazu soll erwähnt werden, dass es sich in der Region nicht

    um natürliche Feuer, sondern um von Menschen gelegte Brände handelt. Es sind

    hauptsächlich Jäger, die bei niedrigem Gras bessere Möglichkeiten haben, die im Gebiet

    häufigen Hirsche zu jagen. In einigen Fällen können die Brände auch durch außer Kontrolle

    geratene landwirtschaftliche Feuer verursacht werden.

    2.5.4 Aktuelle Vegetation und Landnutzung im Bereich der Forstlichen

    Forschungsstation Horizontes

    Als Basis für die Waldinventur der Forstlichen Forschungsstation Horizontes (EEFH) konnten

    Karten gefunden werden, die für einen ersten Einblick in die allgemeinen Bedingungen der

    Station hilfreich waren (CHAVES & FALLAS 1994). Jedoch identifizierten sie nicht die Größe

    und Position der aktuellen Sekundärwälder. Deswegen wurde entschieden, aktuellere

    Luftbilder zu verarbeiten, um daraus Karten der existierenden Waldformationen und

    Sukzessionsstadien zu erstellen. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Institut TeleSIG

    der Universidad Nacional de Costa Rica wurden Luftbilder des Jahres 1996 (ACG 1996)

    photogrammetrisch bearbeitet und digitalisiert. Nach einer Überprüfung im Gelände und

    entsprechenden Korrekturen konnte eine vorübergehende Landnutzungskarte für 1996 erstellt

    werden (CHAVES & SPITTLER 1997). Anfang 1999 wurde eine zweite Überprüfung und

    Korrektur durchgeführt. Dies ermöglichte die Erstellung einer Landnutzungskarte für den

    Stand von 1999, die in Abb. 2.06 wiedergegeben ist (CHAVES et al. 1999).

  • - 21 -

    Abb.2.06: Landnutzungskarte der Forstlichen Forschungsstation Horizontes, Stand 1999 (nach CHAVES et al. 1999).

    �� ��

    N

  • - 22 -

    Die verschiedenen Waldformationen (Sekundärwälder unterschiedlicher Entwicklungsphasen,

    genutzte Galeriewälder und Forstplantagen) bedecken fast die Hälfte (47,7 %) der gesamten

    Fläche der Forstlichen Forschungsstation Horizontes. Fast ein Drittel davon (15,7 % der

    gesamten Fläche) gehört zu den verschiedenen Sekundärwaldstadien (s. Tab. 2.05).

    Insgesamt befinden sich 3.555 ha (48,8 % der Gesamtfläche) in einem Verjüngungsprozess.

    Zu diesen Verjüngungszonen gehören alle Sekundärwaldkategorien, der geschlossene, aber

    auch der offene Sekundärbusch. Letztere Kategorie kann als vor kurzem (1-2 Jahre)

    aufgegebene Weide betrachtet werden. Die Galeriewälder wurden dabei nicht berücksichtigt,

    da sie sich im Allgemeinen in einem weniger dynamischen Stadium befinden.

    Tab. 2.05: Flächen der unterschiedlichen Landnutzungskategorien auf der Forschungsstation Horizontes im Jahre 1999 (nach CHAVES et al. 1999).

    Fläche Kategorie

    [ha] [%]

    Offener Sekundärbusch 1.612,41 22,1 Geschlossener Sekundärbusch 799,44 11,0 Junge Sekundärwälder 765,27 10,5 Mittlere Sekundärwälder 362,52 5,0 Alte Sekundärwälder 15,48 0,2 Galeriewälder 2.220,12 30,4 Reine Weiden 308,23 4,2 Weiden mit einzelnen Bäumen 1.094,58 15,0 Forstplantagen 115,43 1,6

    Summe 7.293,48 100,0

    Die jüngsten Sukzessionsphasen weisen innerhalb der Sekundärwälder die größten Flächen

    auf (geschlossener Sekundärbusch: 799 ha, offener Sekundärbusch: 1.612 ha). Dies ist

    dadurch zu erklären, dass die ersten Weiden erst Anfang der 80er Jahren des vergangenen

    Jahrhunderts aufgegeben wurden, daher sind ältere Sekundärwälder kaum zu finden.

  • - 23 -

    2.5.5 Veränderungen in der Waldbedeckung im Bereich der Forstlichen

    Forschungsstation Horizontes zwischen 1987 und 1996

    Um den zeitlichen Verlauf der Wiederbewaldung zu verfolgen, wurden auch Luftbilder des

    Jahres 1987 untersucht (IGN 1987). Als erster Schritt wurden die Luftbilder des Jahres 1987

    interpretiert und digitalisiert. Danach wurde die digitalisierte Datei unter ArcView 3.0a und

    IDRISI 2.0 analysiert. Anschließend wurden die digitalisierten Karten von 1987 und 1996

    übereinandergelegt. Danach konnten die Überlappungsflächen durch ein Verfahren, das man

    als „Crosstab“ bezeichnet (IDRISI-Software), bestimmt und mit Hilfe von „Reclass“ neu

    zugeordnet werden.

    Auf der Basis dieser Analyse wurde Tabelle 2.06 erstellt, die die Flächenänderungen zeigt.

    Zwischen 1987 und 1996 sind 2.272 ha wiederbewaldet worden, was in dieser relativ kurzen

    Periode die Waldfläche verdoppelt hat.

    Tab. 2.06: Veränderung der Waldflächen auf der Forschungsstation Horizontes zwischen 1987 und 1996.

    Fläche [ha]

    Waldfläche 1987 2.815

    - Entwaldet (Waldbrände) - 470

    + Wiederbewaldet (Naturverjüngung: 2.157 ha; Forstplantagen: 115 ha) + 2.272

    Waldfläche 1996 4.617

    Dieser schnelle Wiederbewaldungsprozess ist hauptsächlich der Naturverjüngung zu

    verdanken, die vor allem im südlichen Sektor der Station stattfand, wo große Brach- und

    Sekundärwaldflächen entstanden und kleinere Forstplantagen angelegt wurden.

    Die Entwaldung zwischen 1987 und 1996 war relativ gering (470 ha) und konzentrierte sich

    vor allem auf die weit abgelegenen nördlichen Sektoren. Dort wurden in den letzten Jahren

    Waldbrände gelegt, die spät oder überhaupt nicht gelöscht werden konnten.

  • - 24 -

    3. Material und Methoden

    3.1 Vegetationsaufnahme

    3.1.1 Allgemeines

    Um die Sukzession der Sekundärwälder in der Forstlichen Forschungsstation Horizontes

    (EEFH) und im Nationalpark Santa Rosa aufzunehmen, werden unterschiedlich alte

    Sekundärwälder untersucht, deren Alter eine zeitliche Abfolge beschreibt (WEIDELT 1968,

    1969; KNIGHT 1975; GRÄFE 1981; FINEGAN 1992). Mit dieser indirekten Methode kann man

    relativ schnell und kostensparend Entwicklungstrends über lange Zeiträume erfassen

    (BOERBOOM 1974; FEDLMEIER 1996). Um klare Tendenzen in dieser “falschen Zeitreihe” zu

    erreichen, ist es jedoch erforderlich, dass die Ausgangssituationen, vor allem bezüglich der

    vorherigen Nutzung und des Bodens, sehr ähnlich und vergleichbar sind. Dazu muss vor der

    Inventur dieser Sukzessionsstadien eine genaue Voruntersuchung der aufzunehmenden

    Flächen durchgeführt werden.

    3.1.2 Kriterien zur Auswahl der Untersuchungsflächen

    Nach folgenden Kriterien wurden im Gelände die verschiedenen Zielstraten identifiziert und

    ihre Größen bestimmt:

    a) Bodeneigenschaften: Nach der Bodenkartierung der Station (WINTERS 1997) können im

    Allgemeinen zwei Zonen in Horizontes unterschieden werden: solche mit vulkanischem

    und solche ohne vulkanischen Einfluss. Alle untersuchten Sekundärwälder befanden sich

    im mittleren und südlichen Sektor der Station, mit Böden ohne starken vulkanischen

    Einfluss.

    b) Vorherige Nutzung der Flächen: Da die Nutzungsgeschichte der Fläche die zukünftige

    Entwicklung des Bestandes beeinträchtigt (BAAR 1997; GRAU et al. 1997; TUCKER et al.

    1997), wurde sowohl in Horizontes als auch in Santa Rosa darauf geachtet, dass vor

    Beginn der natürlichen Verjüngung nur Viehwirtschaft auf den Flächen betrieben wurde.

  • - 25 -

    Die Weiden wurden in allen Fällen mehr als 30 Jahre lang genutzt, GERHARDT (1993)

    spricht sogar von einer 150 bis 400 Jahre alten Nutzung.

    c) Alter der Sekundärwälder: Dieses Kriterium gehört zu den wichtigsten bei der Auswahl

    der Bestände, da es die Aussagefähigkeit der „falschen Zeitreihe“ bestimmt. Deswegen

    wurden Luftbilder (IGN 1987; ACG 1996) ausgewertet und nicht nur das Personal der

    Station, sondern auch Arbeiter und Besitzer (SEMPER 1999) der ehemaligen Farm befragt.

    In allen Fällen wurden sehr ähnliche Antworten gegeben, mit einer Differenz von

    maximal einem Jahr in den Angaben. Bei unterschiedlichen Informationen wurde

    diejenige gewählt, die von den meisten Personen angegeben wurde.

    d) Einfluss der Beweidung auf die Sekundärwälder: In der Forschungsstation Horizontes

    werden, wie erwähnt, Rinder gehalten. Die Sekundärwälder dienen der Viehwirtschaft

    hauptsächlich im Sommer als Futterressource und als Schattenspender. In mehreren

    Sekundärwäldern konnte ein starker Einfluss der Beweidung beobachtet werden, der sich

    vor allem durch die Abwesenheit des Unterwuchses bemerkbar macht. Deswegen wurde

    darauf geachtet, dass die Flächen nach der Aufgabe nicht mehr einer allzu starken

    Beweidung ausgesetzt waren.

    e) Feuer: Dies ist ein weiterer Störfaktor der natürlichen Dynamik (GRAU 1997) der

    Sekundärwälder in der Region (PACHECO 199