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Erwachsenenalter und Alter: Intellektuelle Entwicklung und Entwicklung der Persönlichkeit

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Gliederung

1. Architektur des Lebensverlaufs2. Dynamik von Gewinn und Verlust3. SOK – Theorie4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes5. Evolutionäre und ontogenetische Abhängigkeiten von

Mechanik und Pragmatik6. Individuelle Entwicklungszugewinne im Alter7. Kognitive Plastizität8. Determinanten der mechanischen Entwicklung9. Kognitive Neurowissenschaften des Alterns10. Dilemma behavioralen Alterns aus neurokognitiver Sicht11. Wie geht das…erfolgreich altern?

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Dieter Tasso, 71, Jongleur

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1. Architektur des Lebensverlaufs

Mittleres Erwachsenenalter ( ca. 35-65 Jahre)

• Differenzierung und Expansion von Aufgaben, Kompetenzen und Ressourcen

• Hineinwählen in verschieden Bereiche des Lebens

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1. Architektur des LebensverlaufsHöheres Erwachsenenalter (ca. 65-80 Jahre) Hohes Alter (ab 80 Jahre)

• Konzentration der Kräfte• Nutzung vorhandener Stärken• Abwählen von Bereichen (z.B. Elternschaft, Beruf) und

damit• Pflege der vorhandenen Bereiche (Gesundheit, Bildung,

Kultur) Der Übergang von Expansion zu Konzentration ist eine

zentrale Entwicklungsaufgabe des höheren Erwachsenenalters

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1. Architektur des Lebenslaufs

Abnahme des evolutionären Selektionsdrucks

• Wirkungsgrad des evolutionären Selektionsdrucks nimmt nach der reproduktiven Phase ab

• Indirekte Selektionsvorteile können diesen Prozeß abschwächen, aber nicht außer Kraft setzen

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1. Architektur des Lebenslaufs• Zunahme des Bedarfs an Kultur

• Zusammenhang zwischen lebenslanger Entwicklung und Kultur

• Menschliche Entwicklung besteht in allen Lebensphasen in der Interaktion kultureller und biologischer Faktoren.

• Im Säuglings-/Kindes- und Jugendalter dienen Reifung und Plastizität des neuronalen Systems als biologisches Gerüst für das Erzeugen kulturell geprägter Entwicklungsgewinne,

• Am Ende der Adoleszenz lässt die strukturierende Kraft dieses Gerüsts deutlich nach.

• Entwicklungszugewinne werden zu einer kulturellen Aufgabe unter zunehmend schwierigeren biologischen Bedingungen.

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1. Architektur des LebenslaufsAbnahme der Effektivität von Kultur

• Der Bedarf an Kultur nimmt zu, die Effizienz kultureller Ressourcen nimmt jedoch ab.

• Mit zunehmendem Alter sind mehr materielle, soziale, ökonomische oder psychologische Ressourcen erforderlich, um ein hohes Funktionsniveau zu halten oder neu zu erzeugen

• Das maximale Leistungsniveau liegt bei älteren Erwachsenen niedriger als bei jungen Erwachsenen

• Hierfür gibt es neben der Abnahme des biologischen Potentials noch andere Gründe; es ist z.B. schwerer, in Bereichen, in denen man bereits ein hohes Niveau erreicht hat, weitere Gewinne zu erzielen, als in Bereichen, die man neu erlernt.

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2. Dynamik von Gewinn und Verlust

Es gibt drei Kategorien von Entwicklungszielen,

deren Verhältnis interaktiv und dynamisch ist:

• Zuwachs (Erreichen hoher Funktionsniveaus)• Aufrechterhaltung (des bestehenden

Funktionsniveaus unter erschwerten Bedingungen)• Regulation von Verlusten

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2. Dynamik von Gewinn und Verlust

• Mit zunehmendem Alter werden weniger Ressourcen für Funktionszunahmen und mehr Ressourcen für den Erhalt des Funktionsniveaus sowie die Regulation von Verlusten investiert.

• Die der biologischen Alterung geschuldeten Verluste geben ständig Anlaß zur Suche nach (neuen) Verhaltensweisen und sozialen Strukturen, welche trotz nachlassender personaler Ressourcen in ausgewählten Bereichen Erhalt und Zugewinn ermöglichen.

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3. SOK-Theorie

• Mit Hilfe des SOK-Modells kann untersucht werden, in welchem Maße und in welcher Weise verschiedene Personen Entwicklungsgewinne maximieren und Verluste minimieren.

• Diese sind jedoch nie einheitlich, sondern hängen von den Werten, den Ressourcen und der Lebensgeschichte der Person ab.

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3. SOK-TheorieSelektion (Auswahl von Handlungszielen) Bezeichnet die Auswahl von Funktionsbereichen, auf die

sich die zu jedem Zeitpunkt der Lebensspanne begrenzten Ressourcen konzentrieren; sie ermöglicht Spezialisierung.

• Elektive Selektion: Notwendigkeit, die Handlungsziele auszuwählen, die den eigenen Werten und Kompetenzen möglichst gut entsprechen.

• Verlustbasierte Selektion:Verändern oder Aufgeben von Zielen als Reaktion aufantizipierte oder bereits eingetretene Verluste an Verhaltens- und Handlungsspielraum.

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3. SOK - Theorie

Elektive und verlustbasierte Selektion können nicht isoliert betrachtet werden; sie stützen oder behindern sich gegenseitig.

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3. SOK - Theorie

• Optimierung (Zielverfolgung)Dient der Produktion von Entwicklungsgewinnen und

bezieht sich auf den Erwerb, die Verfeinerung und die Anwendung von Ressourcen zum Erreichen von Entwicklungszielen.

• Anwendung und Ausgestaltung von Mittel-Zweck-Relationen bei der Zielverfolgung

• Hierbei bestehen positive und negative Wechselwirkungen• Ein Handlungsmittel für ein bestimmtes Ziel kann auch

anderen Zielen dienen oder selbst ein Ziel im Kontext anderer Handlungen darstellen.

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3. SOK - Theorie

Kompensation (Ausgleich zwischen Zielen und Mitteln) Dient der Aufrechterhaltung des Funktionsniveaus bei

Verlusten und bezeichnet somit den Erwerb, die Verfeinerung und die Anwendung von Ressourcen, die diesen Verlusten entgegenwirken

• Entwicklung ohne Verlust ist unmöglich, weil sich Handlungsmittel gegenseitig behindern

• Die alterungsbedingte Abnahme biologisch bestimmter Ressourcen (kognitiv, sensorisch, gesundheitlich) führt zu einem kontinuierlichen, in hohem Alter sich beschleunigendem Verlust von Handlungsmitteln.

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3. SOK - Theorie

Bei knapper werdenden Ressourcen ist für eine erfolgreiche Entwicklung die Koordination von SOK erforderlich.

SOK können bewusst oder unbewusst, aktiv oder passiv, intern oder extern erfolgen

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Macht es Sinn, im mittleren Erwachsenenalter

(oder später) noch Psychologie zu studieren?

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Das mittlere Alter, in dem Personen zum

ersten Mal Weltmeister werden, beträgt beim

Turnierschach 30 Jahre und beim

Korrespondenzschach 46 Jahre.

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Im Bereich der intellektuellen Entwicklunggibt es: • Eine alterungsanfällige biologische

Determinante Die Mechanik der Kognition• Eine alterungsresistente kulturelle

Determinante Die Pragmatik der Kognition

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Die Mechanik der Kognition• repräsentiert den Einfluss der Biologie auf die

intellektuelle Entwicklung• sie ist die biologische Komponente der kognitiven

Leistungsfähigkeit und des Entwicklungspotentials• Leistungen, die auf Schnelligkeit, Genauigkeit und

Koordination elementarer Prozesse basieren (z.B. induktive und deduktive Denkprozesse)

• Die Mechanik kommt vor allem bei neuartigen Aufgaben, für die noch kein Vorwissen vorliegt, zum Ausdruck

• mechanische Fähigkeiten sind vor allem mit dem gegenwärtigen Leistungsniveau des Gehirns verknüpft

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Altersveränderungen der Mechanik

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Die Pragmatik der Kognition• umfasst die kulturelle Dimension der intellektuellen

Entwicklung und die funktionale Bedeutung von kulturgebundenen Wissen

• wird vor allem durch soziobiographische Faktoren bestimmt

• man unterscheidet im Bereich der pragmatischen Fähigkeiten:a) Fertigkeiten Dabei handelt es sich um prozedurales Wissen. Die Umsetzung erfolgt automatisch, in Form von Prozeduren, in Anwendung von Wissen (z.B. Fahrrad fahren)

das Wissen, wie (z.B. Kopfrechnen)

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

b) Wissensbestände

Dabei handelt es sich um deklaratives Wissen. Dieses Wissen ist bewusst verfügbar, in Form von Faktendarstellung. Es sind verbale oder verbalisierte Inhalte, die keine direkten Handlungsanweisungen und keine Angaben über den Wissensprozess (Erwerb, Veränderung, Anwendung enthalten) enthalten

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Altersveränderungen der Pragmatik

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Normativ-pragmatische Wissensbestände

• pragmatisches Wissen, das durch Sozialisationsvorgänge erworben wird, die es nur in einigen Gesellschaften gibt, dort aber normativ sind (z.B. Schulpflicht)

• individuelle Unterschiede basieren auf ungleichen Bildungschancen (z.B. soziale Ungleichheit)

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Personenspezifisches pragmatisches Wissen• resultiert aus den individuellen Konstellationen

aus Erfahrung, Motivation, Handlungskontrollerleben, bereichsspezifischer sowie genereller Begabung

• ein großer Teil kognitiver Zugewinne im mittleren Erwachsenenalter geht auf den Erwerb von personenspezifischem pragmatischen Wissen zurück (Expertisebereiche)

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Expertiseparadigma

Leistungen von Experten und Anfängern in einem bestimmten Bereich werden verglichen und zwar innerhalb und außerhalb des entsprechenden Bereichs (z.B. Schach, Musik)

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Zwei Schlussfolgerungen aus diesen Untersuchungen:

1. Die Auswirkungen der Expertise überschreiten selten die Grenzen des entsprechenden Bereiches, d.h. es gibt kaum Hinweise dafür, dass Expertenwissen im Erwachsenenalter die Mechanik der Kognition verändert. Wenn es Effekte jenseits der Inhaltsbereiche der Expertise gibt, dann vor allem durch den Transfer pragmatischen Wissens

2. Erworbenes Wissen befähigt alternde Menschen in diesem einzelnen Expertisebereich die Auswirkungen der altersbedingten Abnahme der Mechanik auszugleichen oder wenigstens abzuschwächen.

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4. Das Zweikomponentenmodell nach P.Baltes

Also, wir müssen unser Studium nicht

abbrechen.

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5. Evolutionäre und ontogenetische Abhängigkeiten von Mechanik und

Pragmatik

Forschungen zur Säuglingsentwicklung

(z.B.Wellmann, Gelman 1992)

Ergebnisse:• Entwicklung des Verhaltens findet schon im Mutterleib

statt

=> der Mensch kommt mit leistungsfähigen Lernmechanismen auf die Welt und verfügt über

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5. Evolutionäre und ontogenetische Abhängigkeiten von Mechanik und

Pragmatik

constraints: Vorannahmen, durch diese werden die zahlreichen

Bedeutungsmöglichkeiten auf ganz wenige reduziert

(Beispiele: Wahrnehmungsleistungen im Bereich Gesichtererkennen und der

Sprache, grundlegendes physikalisches, biologisches, soziales Wissen)

=> werden der Mechanik zugeordnet

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5. Evolutionäre und ontogenetische Abhängigkeiten von Mechanik und

Pragmatik

• Die Pragmatik baut auf diesen Kernbedingungen auf indem sie diese weiterentwickelt oder sich analog zu ihnen herausbildet.

=> d.h.: Kognitive Entwicklung braucht immer die Interaktion zwischen Mechanik und Pragmatik

• Qualität und Funktion der Interaktionen verändern sich im Laufe des Lebens (Beispiel: Schachspieler)

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6. Individuelle Entwicklungszugewinne im Alter

2 Standpunkte zur Entstehung:

=> folgen strukturalistischer, stufenhafter Logik und können als Bewegung zu höheren Denkformen beschrieben werden (z.B. Labonvie- Vief 1982)

oder

=> durch funktionalistische Zugänge entstehend

(Lindenberger 2001)

Zweikomponentenmodell => typischer Vertreter des funktionalen Zusammenhangs

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7. Kognitive Plastizität

• kognitive Intervention als direkter Weg zur Bestimmung der intellektuellen Leistung

• Kognitive Plastizität bleibt bei geistig gesunden älteren Erwachsenen bis ins hohe Alter erhalten

• selbstgesteuertes Üben und angeleitetes Training sind am wirksamsten

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7. Kognitive Plastizität

• Positiver Transfer trainierter oder geübter Leistungen auf andere Aufgaben ist eher gering

• Koordination mehrerer Wahrnehmungs- und Handlungsstränge besonders schwierig

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7. Kognitive Plastizität

• Durch kognitives Training werden keine Fähigkeiten (generell) sondern Fertigkeiten (aufgabenspezifisch) verbessert oder erlernt

• Es sollten Dinge trainiert werden, die eine hohe Alltagstauglichkeit haben

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8. Determinanten der mechanischen Entwicklung

a)  Ressourceorientierung (hier wird kognitives Altern eher einheitlich gesehen)

b)  Prozessorientierung (...kognitives Altern wird vielgestaltig gesehen)

Übergreifende und spezifische Ursachen• Altersveränderungen in der Mechanik der Intelligenz bestehen

wahrscheinlich aus einer Mischung von übergreifenden (Ressourcen) und spezifischen (Prozessen) Ursachen.

• Ressourcenorientiert werden in erster Linie drei Konstrukte untersucht:- Verarbeitungsgeschwindigkeit- Arbeitsgedächtnis- Inhibition

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9. Kognitive Neurowissenschaften des Alterns

• Anatomische, neurochemische und funktionale Veränderungen des Gehirns werden in Bezug auf Altersveränderungen im Verhalten untersucht.

• Neuronale und neurochemische Ebenen hängen vermutlich eng zusammen, weil Funktionen des Stirnhirns auf dopamingestützte Verarbeitungswege angewiesen sind.

• Anatomische Veränderungen des Stirnhirns im Alter bewirken, dass einige Eigenschaften des kognitiven Systems (Areale im Stirnhirn) nicht mehr so gut ausgeprägt sind.

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10. Das Dilemma behavioralen Alterns aus neurokognitiver Sicht

• Man spricht von einem "Dilemma ....", weil kognitive, aber auch motorische und sensorische Aspekte dabei betroffen sind.

• Das Verhalten ist auf kognitive Kontrolle angewiesen, aber das Funktionsniveau des kognitiven Systems lässt im Alter stark nach.

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11. Wie geht das…erfolgreich altern?

• 1. ein festes, facettenreiches Selbstkonzept als Basis geistige Gesundheit und die Fähigkeit, mit gesundheitlichen Veränderungen umzugehen

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11. Wie geht das…erfolgreich altern?

• 2. das SOK Modell

(zur Erinnerung: das Beste machen aus eingeschränkten körperlichen Energien und nachlassenden Ressourcen: Verluste minimieren, Gewinne maximieren)

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11. Wie geht das…erfolgreich altern?

• Prioritäten setzen: welche Ziele werden beibehalten, welche abgesetzt?

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11. Wie geht das…erfolgreich altern?

• 3. Coping (Bewältigungsverhalten) • Def.: Entwicklungsaufgaben stellen

Herausforderungen dar, die Personen auf unterschiedliche Weise bewältigen.

• Ein großes Instrumentarium an Bewältigungsstrategien als Garant für Bewältigung neuer Aufgaben auch im Alter (Resilienz= Widerstandsfähigkeit)

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11. Wie geht das…erfolgreich altern?

• Assimilation = „zähes“ Festhalten an einmal gewählten Zielen

• Akkommodation = flexible Zielanpassung an die Ressourcenlage

• In empirischen Versuchen wurde nachgewiesen, dass Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit mit Problemen bei der Zielanpassung einhergehen.

• Assimilatives und akkommodatives Bewältigungsverhalten in angemessener Balance als Garant für erfolgreiches Altern

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Danke, ihr wart tapfer!

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Literaturhinweise

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• Schenk, H. (2005). Altwerden: Lebenskunst für Fortgeschrittene. Psychologie Heute, 8, 20-27

• Bayen, U. & Hacker, W. (2005). Was geschieht mit dem Gedächtnis, wenn wir älter werden?. Psychologie Heute, 8, 30-34

• Streckfuß, Ch. (Regie). (2005). Das Geheimnis der Gene. Dem Jungbrunnen auf der Spur (TV-Dokumentations-reihe). Strasbourg: Arte Entdeckung