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KOSTENk RECH~~ lEiTSCHRIFTFO.!!:P ~ ______________________ C_ontrolling Br Management
ACCOUNTING & SYSTEM-ANWENDUNGEN
Ent\Nicklungstendenzen im Controlling -Controlling-Audits© - Ergebnisse 1991-2001
Mirko Waniczek
~ Die Planung hat sich von der Pflichtaufgabe zum akzeptierten Bestandteil der Unternehmenssteuerung entwickelt. Die Kosten- und Leistungsrechnung muss neue Aufgaben erfUlien und wird im traditionellen Bereich entfeinert.
~ Das Berichtswesen ist relativ zu den Anforderungen noch immer zu schwach ausgebaut.
~ Das Controlling ist nach wie vor nicht optimal fUr die Zusammenarbeit mit dem Management konfiguriert.
~ Die IT-Unterstiitzung hinkt den stetig steigenden Anforderungen hinterher.
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Mag. Mirko Waniczek ist Untemehmensberater bei Contrast ManagementConsulting GmbH sowie Trainer des bsterreichischen Controller-Instituts. Seit 2001 als Manager verantwortlich fur die Produktbereiche Controlling und Kostenmanagement. Contrast Management-Consulting GmbH, BillrothstraBe 4, A-1l90 Wien, Tel.: +43-1-3686888-410, Fax: +43-1-3686888-555, E-Mail: mirko.waniczek@ contrast. at
Contrast Management-Consulting fiihrt seit 10 Jahren Evaluierungen von ControllingSystem en nach der gemeinsam mit dem Osterreichischen Controller-Institut entwickelten Methode Controlling-Audit© durch.
Der Controlling-Audit© ermoglicht den Unternehmen eine Beurteilung des Ausbaugrades des Controlling das Erkennen von Steuerungsdefiziten sowie die Ableitung eines Stufenplanes zur Entwicklung eines unternehmensindividuell konfigurierten "Balanced Controlling" I.
Die verdichteten Ergebnisse der Evaluierungsprojekte lassen sowohl Veranderungen im Ausbaugrad des Controlling als auch gewandelte Anforderungen an das Controlling erkennen2.
Untersuchungsmethode
Die dokumentierten Analyseergebnisse werden nach den Kernaufgabengebieten des Controlling, i.e. Planung Kosten- und Leistungsrechnung und Berichtswesen sowie bzgl. der Controlling-Organisation und -Institution ausgewertet und im Zeitverlauf qualitativ verglichen. Die Aspekte der ITUnterstutzung im Controlling werden im Zusammenhang mit den jeweiligen Aufgabengebieten behandelt. Der Ausbaugrad des strategischen Controlling wird aufgrund der primar operativen Ausrichtung des Controlling-Audits© nur an der Schnittstelle zur operativen Planung tangiert. Erganzende Aufgaben im Controlling, z. B. Investitionsbeurteilung, Projekt- oder Beteiligungscontrolling und betriebswirtschaftliche Sonderaufgaben, werden im Zuge dieses Artikels nicht behandelt.
Tendenzaussagen
"Alles Menschliche geht den Weg yom Primitiven uber das Komplizierte zum Einfachen." (Antoine de Saint-Exupery)
Fur das Controlling ware diese Entwicklung wunschenswert und lasst sich auch vermehrt, z. B. im Zuge der Diskussion der Entfeinerung der Instrumente oder der Harmonisierungsbestrebungen zwischen internem und extern em Rechnungswesen, feststellen.
Die Analyse im Zeitverlauf zeigt: Die betriebswirtschaftliche Theorie und Praxis klaffen weit auseinander. Der Entwicklungsstand der Instrumente ist in der Theorie wesentlich hOher als in der Praxis. Die praktische Umsetzung erfolgt mit deutlichern Zeitverzug und erreicht nur in seltenen Fallen eine idealtypische Auspragung. Viele Konzepte bestehen aus unterschiedlichen Grunden den "Praxistest" nicht (s. Pkt. 3).
Folgende Aussagen sollen ein Licht auf die Erkenntnisse werfen und nachfolgend detaillierter erlautert werden: • Die Planung hat sich von der Ptlicht
aufgabe zum akzeptierten Bestandteil der Unternehmenssteuerung entwickelt.
• Die Kosten- und Leistungsrechnung muss neue Aufgaben erfiillen und wird im traditionellen Bereich entfeinert.
I Unter "Balanced Controlling" wird hierbei ein in den Dimensionen Inhalte (monetar-nicht monetar), Perspektive (operativ-strategisch), Ressourcen (Kosten-Nutzen) und Kommunikation (Controlling und Management) ausgewogen gestaltetes Controllingsystem verstanden.
2 Der Untersuchung liegen 20 auswertbare Controlling-Audits v. a. osterreichischer Untemehmen zugrunde. Die GroBe dieser Unternehmen liegt zwischen 6 und 647 Mio. EUR Umsatz bzw. 70 und 7.400 Mitarbeiter. Ein Branchenschwerpunkt besteht nicht.
krp-Kostenrechnungspraxis, 45. Jg., 2001, H. 6
Entwicklungstendenzen im Controlling - Controlling Audits© - Ergebnisse 1991-2001
• Das Berichtswesen ist relativ zu den Anforderungen noch immer zu schwach ausgebaut.
• Das Controlling ist nach wie vor nicht optimal fiir die Zusammenarbeit mit dem Management konfiguriert.
• Die IT-Unterstutzung hinkt den stetig steigenden Anforderungen hinterher.
Entwicklungen in der Planung
Die Uberprufung des Ausbaugrades der strategischen Planung und deren Vernetzung mit der operativen Planung ergibt ein emuchtemdes Bild. Die uberwiegende Anzahl der Untemehmen hat keine bzw. keine formalisierte und dokumentierte strategische Planung. Damit hangt automatisch das operative Steuerungsinstrumentarium "in der Luft". In den Audits der letzten 3 bis 5 Jahre l11sst sich eine Verbesserung erkennen. Dies ist umso erfreulicher, als anscheinend trotz turbulenterer Umwelt und hoherer Marktdynamik die strategische und operative Planungskultur und -qualitat steigt.
Die Integration der Planung, d. h. die Verknupfung der einzelnen Teilpl11ne (Absatz und Umsatz, Produktion, Einkauf, Investitionen, ... ) verbessert sich ebenfalls. Eine integrierte Planung im Sinne der Verknupfung von Leistungsbudget, Finanzplan und Planbilanz fehlt h1iufig, da nur das Leistungsbudget erstellt wird. Eine ausgepragte Finanzplanung ist vergleichsweise am seltensten zu fmden.
Die Budgetierung erfolgt mittlerweile fast fl11chendeckend analytisch. Fortschreibungen reduzieren sich auf jene Bereiche, in denen sie zul11ssig sind (z. B. absehbare Personalkostensteigerungen bei gleichbleibender Kapazitat). Die mangelnde Planung nicht-monetarer Werte stellt noch immer eine Schwachstelle dar.
Die Detaillierung der Planung nahert sich einem handhabbaren Niveau. In der Absatzplanung werden meist Artikelgruppen oder Vertriebskanale geplant, die Kostenplanung erfolgt kostenarten-(gruppen-)weise auf Kostenstellen. In den vergangenen Jahren wurde zum einen zu detailliert (z. B. Planung aufEbene einzelner Artikel bei breitem Leistungsspektrum bzw. Sachkostenplanung auf Ebene der
Problemfelder Entwicklung Bewertung
Vernetzung strategischer Erst in den letzten Jahren verstarkt systematisch +
und operativer Planung vorhanden
Integration der Integration der Teilplane ab Mitte der gOer;
operativen Planung Integration Leistungsbudget-Finanzplan-Planbilanz + fehlt haufig noch
Budgetierung Kaum noch Fortschreibungen feststellbar;
(Datenherkunft) analytische Planung, allerdings primar monetarer ++ Werte, dominiert
Detaillierungsniveau Annaherung an eine "sinnvolle" Detaillierung,
+ allerdings Dominanz der Gesamtjahresplanung
Erwartungsrechnung Erwartungsrechnung fehlt oder wird zu pragmatisch -betrieben
Top-Down-Orientierung, Koordinationsprobleme Planungsprozess und zentrale KOrzungen nehmen ab; +
das Gegenstromprinzip wird verstl:lrkt angewendet
EDV-UnterstOtzung EDV-UnterstOtzung noch immer mangel haft -Abbildung 1: Uberblick Planung - Die Bewertung erfolgt nach folgendem Schema: ++
im Untersuchungszeitraum stark verbessert, + verbessert, ~ unverandert. Verschlechterungen wurden keine festgestellt. Die Bewertung versucht zwischenzeitlich gestiegene Anforderungen zu beriicksichtigen.
Einzelkostenarten bzw. Finanzbuchhaltungskonten), zum anderen zu grob geplant (z. B. Kostenplanung von Kostenstellengruppen). Entwicklungsbedarf ist weiterhin in der zeitlichen Detaillierung gegeben. Die Gesamtjahresplanung und damit die Praxis der Aliquotierung der Monatsplane dominiert.
Die Erwartungsrechnung setzt sich bislang noch nicht ausreichend durch. Unter dem Schlagwort "Forecasting" verstecken sich h1iufig simple Hochrechnungen oder Erganzungen der Istwerte mit dem Restplan, die die Qualitat der Untemehmenssteuerung nicht verbessem. Aus einem spurbaren Trend zur rollierenden Planung wird eine Verbesserung erwartet.
Der Planungsprozess scheint eine Entwicklung von einer zentral dominierten Planung uber eine Planung nach einem unvollstandigen Gegenstromprinzip (nur eine Schleife Top-down-Bottom-up bzw. nur Bottom-up) zu einer vollstandig iterativen Planung zu nehmen. Akzeptanzmindemde zentrale Kiirzungen werden seltener, besser akzeptierte Knetungsgesprache dafiir hiiufiger umgesetzt.
In den vergangenen Jahren wurde eine Reihe von Standard-Tools zur EDV-technischen Unterstiitzung der Planung entwickelt. Deren praktischer Einsatz lasst an Breite und Tiefe noch zu wunschen ubrig.
Die Planung ist noch immer und noch ausgepragter als das Berichtswesen eine MSOffice-Domane (Excel oder Access). Daten werden vielfach in weiterer Folge uber Schnittstellen oder manuell in ERP-Losungen ubertragen. Simulationen oder Sensitivitatsanalysen sind damit in der Praxis sehr selten bzw. auf enge Teilbereiche beschrankt.
Entwicklungen in der Kosten- und Leistungsrechnung
Die Kosten- und Leistungsrechnung spiegelt am starksten Branchenspezifika wider. Die Analyseergebnisse sind daher mit besonderer Vorsicht zu interpretieren.
Die zu Beginn der 90er Jahre auditierten Untemehmen weisen einen eingeschrankten Funktionsumfang auf. Die Kostentragerrechnung war in der Regel nicht oder nur unzureichend ausgebaut. Diese Problematik trat Mufig im Zusammenhang mit der Auspragungals Ist-Kostenrechnung auf. Die Kostentragerergebnisse waren - soweit vorhanden - damit fiir die Steuerung kaum brauchbar. In Verbindung mit der verbesserten Planungs-
krp-Kostenrechnungspraxis, 45. Jg., 2001, H. 6 337
Mirko Waniczek
Problemfelder Entwicklung Bewertung
Funktionsumfang Kostenarten- und Kostenstellenrechnung als (Kostenarten, Kosten- Standard; Kostentragerrechnung haufig problema- + stellen, Kostentrager) tisch; kaum noch gravierende Strukturprobleme
Auspragung Plankostenrechnung setzt sich durch ++
(Ist-, Plankosten)
Kostenspaltung (Voll-, Kostenspaltung erfolgt meist pragmatisch +
Teilkosten)
Umlagen und interne 1m Regelfall unbefriedigend gelost -Leistungsverrechnung
Detaillierungsniveau Verstarkter Fokus auf Handhabbarkeit; abnehmende Bedeutung kalkulatorischer Kosten
+
EDV in der Regel kein Engpass mehr, aber EDV-Unterstutzung brachliegende Funktionalitaten feststellbar; +
noch immer heterogene Systemlandschaft
Abbildung 2: Uberblick Kosten- und Leistungsrechnung
Problemfelder Entwicklung Bewertung
Inhalte Wenig adressatengerecht; zu geringer Anteil nicht -monetarer Information
Frequenz Selektive Intervalle mit Schwerpunkt Monats-berichtswesen
+
Medium Papier noch zu selten substituiert -Kommunikation
Die Datensammlung dominiert noch immer gegenuber den wertschopfenden Tatigkeiten; -und Interpretation Abweichungsanalyse zu wenig intensiv
Erstellungsprozess Problematische Zeitnahe; durch Balanced Scorecard -wieder hoherer manueller Anteil
EDV-Unterstotzung Berichtswesen ist noch immer MS-Office-Domane -Abbildung 3: Uberblick Berichtswesen
kultur, daraus abgeleitet der Entwicklung in Richtung der Plankostenrechnung, wurden auch auf dem Gebiet der Kostentragerrechnung Fortschritte erzielt. Angesichts der Tatsache, dass die primar fUr Produktionsuntemehmen geeignete Grenzplankostenrechnung als am hochsten ausgebaute Form der Kosten- und Leistungsrechnung bereits seit den frtihen 50er Jahren theoretisch fundiert ist, zeigt sich, wie sehr die Praxis bisweilen auch in der Umsetzung sinnvoller Instrumente zUrUckhangt.
• Kostenarten, die detaillierter sind als Finanzbuchhaltungskonten,
In der Vergangenheit anzutreffende Strukturprobleme, etwa • zu aggregierte Kostenstellenstrukturen • Kostenstellenstrukturen, die nicht mit
der Organisationstruktur korrespondieren
• Kostenarten, die organisatorische Merkmale abbilden, oder
sind kaum noch anzutreffen. Es ist festzustellen, dass die Kosten
spaltung nach wie vor pragmatisch gehandhabt wird. Kosten werden entweder als 100 % fix oder 100 % variabel betrachtet, eine analytische Spaltung und der Einsatz von Variatoren sind auBert selten.
Einen Schwachpunkt, der auch im Zeitverlaufkeine Verbesserung erkennen lasst, stellen Umlagen und interne Leistungsverrechnungen dar. Folgende Probleme werden festgestellt: • Aus pragmatischen Grunden werden zu
haufig Umlagen anstelle von Leistungsverrechnungen eingesetzt.
• In der Planung wird die vollstandige Entlastung der Kostenstellen unabhangig von der Kapazitats- und Auslastungssituation postuliert.
• Der Tarif als monetarer Wert der Leistung unterstiitzt das Steuerungsziel (z. B. Realisierung einer Profit-Center-Betrachtung) nicht.
• Wesentliche Leistungsbeziehungen werden vemachlassigt
• Unwichtige bzw. vage Leistungsbeziehungen ("Die Verwaltung ist fUr alle da.") werden abgebildet.
Gesamthaft betrachtet bewegt sich die Kosten- und Leistungsrechnung ahnlich der Planung auf ein sinnvoll handhabbares Detaillierungsniveau zu. Enorm detaillierte Konten- und Kostenartenplane oder Kostenstellenstrukturen werden entfeinert, wesentliche Kostenblocke dafUr intensiver analysiert. Die Bedeutung, die kalkulatorischen Kosten beigemessen wird, nimmt abo Vielfach stellt der Einsatz kalkulatorischer Abschreibungen unter alleiniger Veranderung des Abschreibungszeitraumes die einzige kalkulatorische Position dar.
War zu Beginn der 90er Jahre die EDVUnterstiitzung haufig noch ein Engpass (z. B. unzulangliche Moglichkeiten zur Abbildung der Kostentragerrechnung), so gilt dies fUr die jiingere Vergangenheit nicht mehr. Es ist eher festzustellen, dass die im Bereich der Kosten- und Leistungsrechnung im Allgemeinen gute SoftwareUnterstiitzung in den Untemehmen in zu geringem AusmaB genutzt wird. Die EDVLandschaft ist meist noch immer sehr heterogen, d. h. die Kosten- und Leistungsrechnung und in weiterer Folge das Berichtswesen sind auf Daten aus einer Reihe unterschiedlicher Vorsysteme angewiesen.
Entwicklungen im Bereich Berichtswesen
Bei aller Vorsicht der Interpretation scheint es, als ob das Berichtswesen trotz einer bereits in den 60er Jahren begonnenen MISDiskussion nach wie vor die groBten Schwachstellen in der Erftillung der Anforderungen hat.
Die Inhalte sind noch immer zu stark angebotsorientiert ("Welche Daten haben wir?") und zu wenig bedarfsorientiert ("Welche Daten werden benotigt?"). Es lassen sich, abgeleitet aus der Weiterentwicklung der Kostenrechnung, Ver-
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Entwicklungstendenzen im Controlling - Controlling Audits~ - Ergebnisse 1991-2001
besserungen feststellen. Teilweise werden aber die verbesserten Basisdaten durch mangelhafte adressatengerechte Aufbereitung nicht genutzt. Unterschiedliche Berichtssichten, etwa nach Produkten oder Kunden, sind meist nur umsatz-, nicht aber DB-orientiert verfiigbar. Die Anforderungen sind, getrieben durch die Orientierung an einem mehrdimensionalen Performance Management, deutlich tiber das Leistungsniveau des Berichtswesens gestiegen.
War zu Beginn der 90er Jahre noch hiiufig ein Quartalsberichtswesen festzustellen, so setzt sich mittlerweile der Monat als Standard-Frequenz durch. Das Berichtsintervall wird selektiver eingesetzt (z. B. tagliche Umsatzstatistik, aber nur quartalsweise Bilanz).
Papier ist als Medium auBerhalb eines eingeschrankten Kreises an Power-Usern offensichtlich noch durch nichts zu ersetzen. Die Verteilung der Berichte wird durch E-Mail oder Web-Technologie modernisiert, im Regelfall steht dam it noch keine Online-Analyse oder Moglichkeit zum verbesserten Selbstcontrolling zur Verrugung.
Das groBte - und noch immer bestehende - Manko im Berichtswesen ist die mangelnde Analyse und Interpretation der Abweichungen und die Kommunikation zwischen Controlling und Management tiber die Berichtsinhalte. Das Controlling muss noch immer zu vie I Zeit rur unintelligente Tatigkeiten wie Datensammlung, -prtifung und -aufbereitung aufwenden. Ftir wertschOpfende Tatigkeiten, wie Abweichungsanalyse oder Beratung des Managements, bleibt meist zu wenig Zeit.
Der Erstellungsprozess ist meistens nur im Kernbereich, etwa dem reinen ErlOsoder Kostenstellenberichtswesen, automatisiert. Das Mehr an Steuerungsrelevanz, das die Balanced Scorecard bietet, wird meist mit hoherem manuellen Erstellungsaufwand erkauft.
Das Berichtswesen weist im Vergleich zur Planung eine bessere EDV-technische Unterstii tzung mit dezidierten Tools auf, dennoch ist MS-Excel als Werkzeug bzw. als Front-End tiber einem MIS-Tool dominant. Eine Gefahr ist in dem Wunsch nach Vollautomatisierung des Berichtswesens und einer unselektiven Selbstbedienung der Mitarbeiter im "Datensupermarkt" zu sehen. Das Controlling wtirde dadurch von seinen Kunden abgeschnitten.
Problemfelder Entwicklung Bewertung
Organisatorische Controlling idR als eigenstandige organisatorische
Verankerung Einheit; verstarktes Dotted-Line-Prinzip bei ++
dezentralem Controlling
Aufgabenwahrnehmung "Untypische" Aufgabenverteilungen noch immer -feststellbar
Ressourcenausstattung Anforderungen wachsen starker als -Ressourcenausstattung
Zusammenarbeit von Management Das Partnering ist noch nicht optimal -und Controlling
Abbildung 4: Uberblick Organisation und Institution
Entwicklungen in der Organisation und Institutionalisierung
Die organisatorische Verankerung des Controlling ist in praktisch allen in den letzten 5 Jahren auditierten Unternehmen als gut zu bezeichnen. Vor ca. 10 Jahren war im Mittelstand ein hiiufig anzutreffendes Bild, dass das Controlling ein organi-
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satorisches Anhiingsel anderer administrativer Abteilungen, meist des Finanz- und Rechnungswesens, darstellte. Auch die Installation und Anbindung dezentraler Controllingstellen ist in der Regel mittlerweiIe tiber ein Dotted-Line-Prinzip gut gelost.
Kritischer ist die Aufgabenwahrnehmung zu sehen. Der Controller war fiiiher, meist aufgrund der internen Besetzung dieser Stelle, mit einer Reihe untypischer Aufgaben, z. B. im Bereich der allgemei-
nen Verwaltung, betraut. Solche Konstellationen sind nunmehr selten zu finden. Es lassen sich aber noch immer untypische Aufgabenwahrnehmungen feststellen, die daher rUhren, dass es einigen Unternehmen noch nicht gelungen ist, aIle Controllingtatigkeiten auch im Controlling zu btindeln (z. B. eigene Planungsabteilungen oder auf Fachabteilungen verteiltes Berichtswesen).
Die Ressourcenausstattungerscheint im Allgemeinen als eher knapp bemessen. Dies bedeutet aber nicht, dass die KostenNutzen-Relation aus Sicht des Managements stimmt. Das Controlling leidet, wie beim Berichtswesen erwahnt, unter einer hohen Belastung mit nicht-wertschopfenden und daher auch rur das Management wenig Nutzen stiftenden Tatigkeiten. Neue Anforderungen konnen vielfach nicht oder nur unzureichend befriedigt werden.
Die Zusammenarbeit von Management und Controlling erscheint verbesserungswtirdig. Mehrere Faktoren spiegeln sich hier wider: • Die EDV-Unterstiitzung lasst den er
hofften Grad der Automatisierung von RoutineUltigkeiten (noch) nicht zu.
• Neue Anforderungen werden gestellt, ohne auf Altes verzichten zu wollen oder die Ressourcen aufzustocken.
• Ein falsch verstandenes Selbstcontrolling schneidet das Controlling von seinen Kunden abo
In bsterreich gibt es ein Sprichwort: "Beim Reden kommen die Leute zusammen." Diese Zielsetzung muss auch das Partnering zwischen Management und Controlling verfolgen. Die intensive Diskussion des Berichtsergebnisses ist mindestens so wichtig wie die effiziente und effektive Verteilung der Information.
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Mirko Waniczek
Instrument Intensive Praktische theoretische Verbreitung Diskussion
seit
Prozess- Mitte BOer niedrig - mittel kosten-rechnung
Target Anfang gOer niedrig Costing
Life-Cycle- Anfang gOer niedrig Costing
Wert- Anfang gOer niedrig - mittel orientierte Ansatze
Balanced Mitte gOer mittel - hoch Scorecard
Einflussfaktoren auf die praktische Verbreitung
+ positiv - negativ
+ Steigendes Kostenbewusstsein in "indirekten" Bereichen
+ Steigende Bedeutung des Dienstleistungs-sektors
- Mangelnde EDV-technische Unterstotzung v. a. in Mittelstands-ERP-LOsungen
- Bedenken, 2 "parallele" Kostenrechnungs-systeme zu fiihren
- Problematische Kosten-Nutzen-Einschatzung im Mittelstand
- Theoriestreit verunsichert Praktiker
- Festhalten an alten Kalkulations-mechanismen
- Breite und Kurzlebigkeit des Leistungs-spektrums lassen Target Costing als zu aufwandig erscheinen
- Dominanz kurzfristiger Ergebnisoptimierung - Mangelndes Verstandnis fOr Barwert-
methoden - Probleme, das Life-Cycle-Stadium
zu beurteilen
+ Aligemeiner Trend zur Strategie-quantifizierung
+ Steigende Bedeutung der Finanzierung Ober Kapitalmarkte
- Dominanz kurzfristiger Ergebnisoptimierung - Polemische Offentliche Diskussion lasst
niedrige Akzeptanz im Gesamtunternehmen befOrchten
- Methodenvielfalt - Spezifische Eignung einzelner Methoden
+ Hohe intuitive Verstandlichkeit - Hohe Anforderungen an die Datenbereit-
stellung - Software-Investitionskosten
EDV-technische Unterstfitzung. ERP-Losungen wie SAP Rl3 haben dieses Problem mittlerweile befriedigend gelost. Der Ubergang von Prozessanalysen im Sinne von Einmalkostenrechnungen zu einem vermehrten permanenten Einsatz wird erwartet.
Die starkere Verbreitung von Target Costing und Life-Cycle-Costing ist derzeit noch offen. Injenen Branchen, fOr die diese Konzepte entwickelt wurden (z. B. Automobilindustrie) wird der Einsatz verfeinert werden. Ein neuer Entwicklungsschub des Life-Cycle-Costing konnte aus dem verstarkten Einsatz von CRM-Systemen und der zunehmenden Kundenwertorientierung kommen.
Wertorientierte Ansatze, v. a. jene, die flir operative Zwecke, z. B. Vergfitungsmodelle geeignet sind (z. B. Economic Value Added), werden weiter an Bedeutung gewinnen.
Wurde eingangs der unterschiedliche Ausbaugrad bzw. Zeitverzug zwischen Theorie und Praxis angesprochen, so ist die Balanced Scorecard ein eindrucksvolles Gegenbeispiel fOr den berechtigten und raschen Erfolg eines praxistauglichen Steuerungsinstrumentariums.
Fazit
Abbildung 5: Verbreitung neuerer Instrumente
Neue Anforderungen werden an das Controlling herangetragen und konnen nicht sofort zur Zufriedenheit der intemen Kunden gelDst werden. Dies wird auch in Zukunft nicht anders sein. Die ControllingBasis scheint in den Bereichen Planung und Kosten- und Leistungsrechnung zunehmend einen befriedigenden Stand zu erreichen. Handlungsbedarf ist in den Bereichen Berichtswesen und Partnering mit dem Management gegeben. Es muss vorrangiges Interesse des Controlling sein, diese Probleme zu lDsen, da die Leistung des Controlling primar an der Adressatengerechtheit des Berichtswesens gem essen wird.
"Moderne" I nstru mente
Wo bleiben aber die neuen Instrumente? Schlagworte wie "Balanced Scorecard", "Shareholder Value" oder "Prozesskostenrechnung" dominierten die Diskussion der letzten Jahre. Die meisten dieser "modernen" Instrumente lassen sich in der der Untersuchung zugrundeliegenden Untemehmenspraxis nur in Einzelfallen nachweisen. Dies mag daran liegen, dass die auditierten Untemehmen meist das Geflihl haben, ihr Controlling sei nicht ausreichend ausge-
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baut. Diese Untemehmen sind in der Regel keine Vorreiter im Einsatz neuerer Instrumente. Daruber hinaus eignen sich manche Instrumente erst ab einer gewissen UntemehmensgroBe oder in einzelnen Branchen.
Nachstehende Aufstellung versucht fiber diese Erklarungsansatze hinausgehend zu beleuchten, warum die praktische Umsetzung neuerer Controlling-Instrumente der theoretischen Diskussion hinterherhinkt bzw. die praktische Verbreitung unbefriedigend ist.
Ein wesentliches Manko der Prozesskostenrechnung war deren mangelnde
Der Controlling-Audit© stellt die Basis flir ein Leistungssteigerungsprojekt im Controlling dar, mit dem die Entwicklungslficken zu einem "Balanced Controlling" geschlossen werden.
Mirko Waniczek krp
krp-Kostenrechnungspraxis, 45. Jg., 2001, H. 6