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~08 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. IO. J A H R G A N G . Nr. 9 ~8. FEBRUARI93I KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. EXPERIMENTELL ERZEUGTE VACCINEENCEPHALITIS BEIM AFFEN. Von A, ECKSTEIN. Der Nachweis des Vaccinevirus irn Liquor bei bisher 3 F~illen. yon sog. Vaccinationsencephalitis (GILDeMEISTER, sowie ECKSTEIN und H. und K. I'IERZBERG)l~Bt es wfinschens- wert erscheinen, der Frage nachzugehen, ob die Anwesenheit des Virus im Liquor fiir die Pathogenese der Encephalitis yon Bedeutung sein kSnnte, oder ob es sich -- entsprechend dem Verhalten des Virus im Blur, das yon denselben Autoren inzwischen bei einer groBen Anzahl normaler Impflinge nach- gewiesen wurde, -- nut um ein Symptom des Impiablaufes handelt, das nicht ohne weiteres mit der Entstehung der Erkrankung der nervSsen Organe in Zusammenhang gebracht werden kann. Dazu kommt welter, dab bei normalem Impf- verlauf bisher das Virus nicht im Liquor nachgewiesen wurde. Ich habe daher versucht, durch Injektion von Lymphe in die Liquorr~ume bei Allen (Macacus rhesus) die etwaige Be- deutung der Infektion des Liquors mit Vaccinevirus zu be- obachten. Es .wurden dazu verschiedene Lymphen benutzt (Elberfeld, Leiden, K61n, Berlin und eine humanisierte Lymphe [Dfisseldorf]). Die Lymphe wurde verdfinnt yon o,i--o,ooo78125 mi• physiologischer Kochsalzl6sung. Auf diese Weise wurden 17 Tiere infiziert. Zur Kontrolle erhielt ein Tier je eine Injektion yon physiologischer Kochsalzl6sung, gekochter Lymphe, auBerdem wurden 3 Tiere mit Staphylo- kokken (7o, 7ooo und 7ooooo Keime), die aus den Lymphen dutch Kultur gewonnen wurden, injiziert. Endlich erhielten 3Tiere intraarteriell (Arteria carotis communis) o,i, 0,2 und o,5 ccm Lymphe injiziert. S~mtliche mit Lymphe suboccipital infizierten Tiere er- krankten zwischen dem 3- und 5. Tage unter meningealen und encephalitischen Erscheinungen (Pupillenst6rung, Ptosis, Strabismus u. a.) und starben zwischen dem 6. und 31. Tage, die Mehrzahl zwischen dem 6. und IO. Tage. 2 am 6. bzw. 7. Tage erkrankten Tiere wurden nach 55 bzw. 44 Tagen get6tet. S~mtliche Kontrolltiere blieben gesund und wurden sparer ebenfalls get6tet. Die histologische Untersuchung des Zentralnervensystems ergab den Befund einer Meningomyelo- encephalitis, die zum Tell weitgehende .~hnlichkeit mit der Vaccinationsencephalitis des Menschen bot. Di.e Organe der Kontrolltiere zeigten einen v611ig normalen Befund. Meine Untersuchungen haben den Nachweis erbracht, dab die Infektion der Liquorr~ume mit Vaccinevirus beim Affen zu einer schweren Erkrankung des Zentralnervensystems ffihrt, die Schlfisse auf die Entstehung der Vaccinations- encephalitis beim Menschen erlaubt. Ausfiihrliche Mitteilung in der Zeitschrift ffir Hygiene und Infektionskrankheiten. (A us der Kinderklinik der Medizinisehen Akademie Di~sseldor] [ Vorstand: Geheimrat Pro/, Dr. Schloss- mann] .) EPHEDRIN IN DER LOKALANASTHESIE. Von M. KOCHMANN. Dem Ephedrin wird bekanntlich eine adrenalinartige Wirkung zugeschrieben (CHE~ und SCHMIDT, KREITMAIR U. a.). Es lag infolgedessen nahe, es an Stelle des Adrenalins zu den L6sungen derLokalanaesthetica zuzusetzen. KREITMAIR sprach, auf Versuche gestfitzt, die Ansicht aus, dab dem Ephedrin in vieler Beziehung der Vorzug vor dem Adrenalin zu geben sei. Eine Anzahl yon Klinikern schlossen sich mehr oder weniger dieser Meinung an. Eingehende VersUche, die in meinem Institut yon CON~AO* angestellt worden sind, haben aber ergeben, dab die Wirkung Die Arbeit erscheint im Arch. f, exper. Path. des Ephedrins als Zusatz zu den Lokalanaestheticis mit der des Adrenalins gar nicht verglichen werden kann. Wenn die 6rtliche Bet~ubung mittels der wirklichen Lokalanaesthetiea durch Ephedrinzusatz erh6ht wird, so liegt das daran, dab das Alkaloid, was bisher nicht bekannt war, selbst ziemlich starke 6rtlich bet~iubende Wirkungen ausfibt, die sich zu denen der Lokalanaesthetica addieren. Eine Potenzierung der Wirkung konnte fibrigens nicht beobachtet werden. Fiir die Einzelheiten sei auf die ausffihrliche Arbeit CONRAD S ver- wiesen. Hier sei nur hervorgehoben, dab der sensible und motorische l~erv durch eine o,6proz, bzw. o,25proz. L6sung (Leitungsan~isthesie) gel~ihmt wird, die Cornea (Oberfl~chen- an~sthesie) durch o,25proz. L6sungen an~isthetisch gemacht, die Quaddelanaesthesie durch eine o,o3proz. L6sung hervor- gerufen wird. Die t6dliche Dosis pro I~ilogramm Meer- schwein,chen betr~gt 300 rag. Ob es praktisch zweckm~iBig ist, Ephedrin zur L6sung der Lokalan~sthetica zuzusetzen, ist eine Frage, die ich nach den pharmakologischen Versuchen verneinen m6chte, die abet schlieBlich yon der Klinik entschieden werden muB. Einen Adrenalinersatz auf dem Gebiete der Lokalan~isthesie stellt das lokalan~isthesierende Ephedrin jedenfalls nicht dar. (Aus dem Pharmakologischen Institut der vereinigten Uni- versitSt Halle-Wittenberg.) 0BER DIE BESTIMMUNG DER ADRENALINMENGE IN NEBENNIEREN. Yon TH. KONSCHEGG. I. Bei Anwendung der von ZANFROGNINI angegebenen Methode zur 13estimmung der Adrenalinmenge in Nebennieren erh~ilt man Werte, die erheblich hinter den Zahlen zurfiek- bleiben, die wiederholt mit anderen Methoden gefunden wurden. Nach ZANFROGNINI wird das zerriebene Organ mit der zehnfachen Menge 2 proz. Essigs~iurel6sung ungef~ihr 2 4 Stun- den lang extrahiert, das Filtrat noch zweimal mit je 5 Teilen derselben Essigs~iurel6snng am Wasserbad bei 7 ~ o extrahiert und wieder filtriert. Die Bestimmung erfolgt im AnschluB hieran mit einem Reagens aus Milehs~iure und fibermangan- saurem KaH, Bei Anwensenheit yon Adrenalin erh~ilt die L6sung eine rote Farbe, wobei die Intensit~it dieser Farbc der Menge des in der L6sung vorhandenen Adrenalins propor- tional ist. Ich machte nun die Beobachtung, dab die mittels der ge- schilderten Methode gewonnenen Werte in ihrer Gr6Be ganz abhXngig sind von dem Zeitpunkt, der zwischen Filtration und ]3estimmung liegt. Wenn die Bestimmung sofort nach dem Filtrieren vorgenommen wird, erh~ilt man niedrige Werte, L~iBt man aber das Filtrat stehen und bestimmt yon Zeit zu Zeit wieder, so finder man, dab allm~ihlich eine Verst~irkung der Farbreaktion eintritt, die ihren H6hepunkt am 3. bis 4. Tag erreicht, um sp~iterhin langsam abzufallen. Die so gefundenen H6chstwerte an Adrenalin stimmen durchaus mit den, mit anderen Methoden gefundenen fiberein, Man kann fibrigens den Eintritt des Optimums der Farb- reakfion beschleunigen, wenn man mit einer h6heren S~iure- konzentx'ation extrahiert oder auch dem Filtrat eine solche erteilt. Untersuchungen des Filtrates am fiberlebenden Gefiil3- streifen des Menschen (nach O. B. MEYER) zeigten, dab das Filtrat am ersten Tag am st~irksten kontrahierend wirkt. Die Wirkung f~llt in den ersten Tagen rasch, dann allm~ihlich ab. Von der Vorstellung ausgehcnd, dab zwischen dem Grad der Nachweisbarkeit des Adrcnalins einerseits, der Wirksam- keit des Filtrates andererseits eine Beziehung bestehe etwa derart, dab lipoidgebundenes Adrenalin st~irker wirke als

Ephedrin in der Lokalanästhesie

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Page 1: Ephedrin in der Lokalanästhesie

~08 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . IO. J A H R G A N G . Nr. 9 ~8. FEBRUARI93I

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

EXPERIMENTELL ERZEUGTE VACCINEENCEPHALITIS BEIM AFFEN.

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A , E C K S T E I N .

Der Nachweis des Vaccinevirus irn Liquor bei bisher 3 F~illen. yon sog. Vaccinationsencephalitis (GILDeMEISTER, sowie ECKSTEIN und H. und K. I'IERZBERG) l~Bt es wfinschens- wert erscheinen, der Frage nachzugehen, ob die Anwesenheit des Virus im Liquor fiir die Pathogenese der Encephalitis yon Bedeutung sein kSnnte, oder ob es sich -- entsprechend dem Verhalten des Virus im Blur, das yon denselben Autoren inzwischen bei einer groBen Anzahl normaler Impflinge nach- gewiesen wurde, -- nu t um ein Symptom des Impiablaufes handelt, das nicht ohne weiteres mit der Ents tehung der Erkrankung der nervSsen Organe in Zusammenhang gebracht werden kann. Dazu kommt welter, dab bei normalem Impf- verlauf bisher das Virus nicht im Liquor nachgewiesen wurde.

Ich habe daher versucht, durch Injekt ion von Lymphe in die Liquorr~ume bei Allen (Macacus rhesus) die etwaige Be- deutung der Infektion des Liquors mit Vaccinevirus zu be- obachten. Es .wurden dazu verschiedene Lymphen benutz t (Elberfeld, Leiden, K61n, Berlin und eine humanisierte Lymphe [Dfisseldorf]). Die Lymphe wurde verdfinnt yon o,i--o,ooo78125 mi• physiologischer Kochsalzl6sung. Auf diese Weise wurden 17 Tiere infiziert. Zur Kontrolle erhielt ein Tier je eine Injekt ion yon physiologischer Kochsalzl6sung, gekochter Lymphe, auBerdem wurden 3 Tiere mit Staphylo- kokken (7 o, 7ooo und 7ooooo Keime), die aus den Lymphen dutch K u l t u r gewonnen wurden, injiziert. Endlich erhielten 3Tiere intraarteriell (Arteria carotis communis) o,i, 0,2 und o,5 ccm Lymphe injiziert.

S~mtliche mit Lymphe suboccipital infizierten Tiere er- krankten zwischen dem 3- und 5. Tage unter meningealen und encephalitischen Erscheinungen (Pupillenst6rung, Ptosis, Strabismus u. a.) und starben zwischen dem 6. und 31. Tage, die Mehrzahl zwischen dem 6. und IO. Tage. 2 am 6. bzw. 7. Tage erkrankten Tiere wurden nach 55 bzw. 44 Tagen get6tet. S~mtliche Kontrolltiere blieben gesund und wurden sparer ebenfalls get6tet. Die histologische Untersuchung des Zentralnervensystems ergab den Befund einer Meningomyelo- encephalitis, die zum Tell weitgehende .~hnlichkeit mit der Vaccinationsencephalitis des Menschen bot. Di.e Organe der Kontrolltiere zeigten einen v611ig normalen Befund.

Meine Untersuchungen haben den Nachweis erbracht, dab die Infektion der Liquorr~ume mit Vaccinevirus beim Affen zu einer schweren Erkrankung des Zentralnervensystems ffihrt, die Schlfisse auf die Ents tehung der Vaccinations- encephalitis beim Menschen erlaubt.

Ausfiihrliche Mitteilung in der Zeitschrift ffir Hygiene und Infektionskrankheiten. (A us der Kinderklinik der Medizinisehen Akademie Di~sseldor] [ Vorstand: Geheimrat Pro/, Dr. Schloss- mann] .)

EPHEDRIN IN DER LOKALANASTHESIE. V o n

M. K O C H M A N N .

Dem Ephedrin wird bekanntl ich eine adrenalinartige Wirkung zugeschrieben (CHE~ und SCHMIDT, KREITMAIR U. a.). Es lag infolgedessen nahe, es an Stelle des Adrenalins zu den L6sungen derLokalanaesthetica zuzusetzen. KREITMAIR sprach, auf Versuche gestfitzt, die Ansicht aus, dab dem Ephedrin in vieler Beziehung der Vorzug vor dem Adrenalin zu geben sei. Eine Anzahl yon Klinikern schlossen sich mehr oder weniger dieser Meinung an.

Eingehende VersUche, die in meinem Ins t i tu t yon CON~AO* angestellt worden sind, haben aber ergeben, dab die Wirkung

Die Arbeit erscheint im Arch. f, exper. Path.

des Ephedrins als Zusatz zu den Lokalanaestheticis mit der des Adrenalins gar nicht verglichen werden kann. Wenn die 6rtliche Bet~ubung mittels der wirklichen Lokalanaesthetiea durch Ephedrinzusatz erh6ht wird, so liegt das daran, dab das Alkaloid, was bisher nicht bekannt war, selbst ziemlich starke 6rtlich bet~iubende Wirkungen ausfibt, die sich zu denen der Lokalanaesthetica addieren. Eine Potenzierung der Wirkung konnte fibrigens nicht beobachtet werden. Fiir die Einzelheiten sei auf die ausffihrliche Arbeit CONRAD S ver- wiesen. Hier sei nur hervorgehoben, dab der sensible und motorische l~erv durch eine o,6proz, bzw. o,25proz. L6sung (Leitungsan~isthesie) gel~ihmt wird, die Cornea (Oberfl~chen- an~sthesie) durch o,25proz. L6sungen an~isthetisch gemacht, die Quaddelanaesthesie durch eine o,o3proz. L6sung hervor- gerufen wird. Die t6dliche Dosis pro I~ilogramm Meer- schwein,chen betr~gt 300 rag.

Ob es praktisch zweckm~iBig ist, Ephedrin zur L6sung der Lokalan~sthetica zuzusetzen, ist eine Frage, die ich nach den pharmakologischen Versuchen verneinen m6chte, die abet schlieBlich yon der Klinik entschieden werden muB. Einen Adrenalinersatz auf dem Gebiete der Lokalan~isthesie stellt das lokalan~isthesierende Ephedrin jedenfalls nicht dar. (Aus dem Pharmakologischen Institut der vereinigten Uni- versitSt Halle-Wittenberg.)

0BER DIE BESTIMMUNG DER ADRENALINMENGE IN NEBENNIEREN.

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TH. KONSCHEGG.

I.

Bei Anwendung der von ZANFROGNINI angegebenen Methode zur 13estimmung der Adrenalinmenge in Nebennieren erh~ilt man Werte, die erheblich hinter den Zahlen zurfiek- bleiben, die wiederholt mit anderen Methoden gefunden wurden.

Nach ZANFROGNINI wird das zerriebene Organ mit der zehnfachen Menge 2 proz. Essigs~iurel6sung ungef~ihr 2 4 Stun- den lang extrahiert, das Filtrat noch zweimal mit je 5 Teilen derselben Essigs~iurel6snng am Wasserbad bei 7 ~ o extrahiert und wieder filtriert. Die Bestimmung erfolgt im AnschluB hieran mit einem Reagens aus Milehs~iure und fibermangan- saurem KaH, Bei Anwensenheit yon Adrenalin erh~ilt die L6sung eine rote Farbe, wobei die Intensit~it dieser Farbc der Menge des in der L6sung vorhandenen Adrenalins propor- tional ist.

Ich machte nun die Beobachtung, dab die mittels der ge- schilderten Methode gewonnenen Werte in ihrer Gr6Be ganz abhXngig sind von dem Zeitpunkt, der zwischen Fil trat ion und ]3estimmung liegt. Wenn die Bestimmung sofort nach dem Filtrieren vorgenommen wird, erh~ilt man niedrige Werte, L~iBt man aber das Fil trat stehen und bestimmt yon Zeit zu Zeit wieder, so finder man, dab allm~ihlich eine Verst~irkung der Farbreaktion eintritt , die ihren H6hepunkt am 3. bis 4. Tag erreicht, um sp~iterhin langsam abzufallen. Die so gefundenen H6chstwerte an Adrenalin st immen durchaus mit den, mit anderen Methoden gefundenen fiberein,

Man kann fibrigens den Eintr i t t des Optimums der Farb- reakfion beschleunigen, wenn man mit einer h6heren S~iure- konzentx'ation extrahiert oder auch dem Fi l t ra t eine solche erteilt.

Untersuchungen des Filtrates am fiberlebenden Gefiil3- streifen des Menschen (nach O. B. M E Y E R ) zeigten, dab das Fi l t ra t am ersten Tag am st~irksten kontrahierend wirkt. Die Wirkung f~llt in den ersten Tagen rasch, dann allm~ihlich ab.

Von der Vorstellung ausgehcnd, dab zwischen dem Grad der Nachweisbarkeit des Adrcnalins einerseits, der Wirksam- keit des Filtrates andererseits eine Beziehung bestehe etwa derart, dab lipoidgebundenes Adrenalin st~irker wirke als