1
Dipl. Psych. Ralf Steinkopff Moosdorfstrasse 3 D-12435 Berlin +49.30.8524404 [email protected] www.epizentrum.info Die Polyvagal-Theorie Triune Brain (beide stark vereinfacht) Triune Brain: Paul MacLean beschrieb in den 60er Jahren 3 separate Funktionskreise im Gehirn, die nacheinander phylogenetisch entstanden sind, und miteinander interagieren: 3 Das neomammalische Gehirn (Primatengehirn, Neocortex) Logische kognitive Konzepte, Strategien, modifiziert Affekte und Impulse 2 Das paleomammalische Gehirn (Säugetiergehirn, Limbisches System) Bildet Gedächtnisinhalte und Emotionen 1 Das protoreptilische Gehirn (Hirnstamm und Zwischenhirn) Vegetativen Funktionen, angeborene Instinkte, kaum Lernfähigkeit, kein Sozialverhalten Gehirn als Kontaktorgan: Gerald Hüther beschreibt das Gehirn als offenes System. Die Umwelt, vor allem, die soziale Umwelt, von ihm als Betriebsklima benannt, ist integraler Bestandteil des Funktionssystems menschliches Gehirn. Das Gehirn, wie es gebaut ist, würde es ohne soziale Interaktion so gar nicht geben. Polyvagal-Theorie: Stephen Porges betont das Sicherheitsbedürfnis. Drei hierarchisch aufgebaute Systeme werden beschrieben, wobei die jüngeren (höheren) Systeme die älteren (niederen) aktiv bremsen. Erst bei Versagen löst sich die so genannte Vagal-Bremse und das nächste System aktiviert sich im Sinne einer Verteidigungsstrategie. Bei Sicherheit übernimmt der Neocortex die Kontrolle und erlaubt Soziale Kommunikation (vor allem über die Cranialnerven vermittelt). Bei Gefahr wird das Limbische System aktiviert, was mit hoher physiologischer Erregung (Sympathicus) Mobilisierung für den Flucht-Angriffs-Reflex auslöst. Bei Ausweglosigkeit (wenn der Flucht-Angriffs-Reflex versagt), kommt es zur physiologischen Down-Regulierung und Immobilisation (Schwäche, Ohnmacht, Resignation, Totstellreflex etc.). Implikationen für die Therapie: Immer auf der Ebene der vorherrschenden Gehirnaktivität intervenieren (wo steht der Klient?) und sein Sicherheitsbedürfnis befriedigen: Soziale, vor allem verbale Kommunikation, wenn das Soziale Kontaktsystem (SES) aktiviert ist; Emotionale Zuwendung und Interventionen auf Ebene des Limbischen Systems bei Mobilisierung; Vegetative Beruhigung (Atmung, Bewegung, Wasser trinken etc.) bei Immobilisation.

Epi QR Triune Brain Polyvagal Theory - epizentrum.info Brain... · kaum Lernfähigkeit, kein Sozialverhalten Gehirn als Kontaktorgan: Gerald Hüther beschreibt das Gehirn als offenes

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Epi QR Triune Brain Polyvagal Theory - epizentrum.info Brain... · kaum Lernfähigkeit, kein Sozialverhalten Gehirn als Kontaktorgan: Gerald Hüther beschreibt das Gehirn als offenes

Dipl.&Psych.&Ralf&Steinkopff&

Moosdorfstrasse&3

D-12435&Berlin

+49.30.8524404

[email protected]

www.epizentrum.info

Die Polyvagal-Theorie Triune Brain (beide stark vereinfacht) Triune Brain: Paul MacLean beschrieb in den 60er Jahren 3 separate Funktionskreise im Gehirn, die nacheinander phylogenetisch entstanden sind, und miteinander interagieren: 3 Das neomammalische Gehirn

(Primatengehirn, Neocortex) Logische kognitive Konzepte, Strategien, modifiziert Affekte und Impulse

2 Das paleomammalische Gehirn (Säugetiergehirn, Limbisches System) Bildet Gedächtnisinhalte und Emotionen

1 Das protoreptilische Gehirn (Hirnstamm und Zwischenhirn) Vegetativen Funktionen, angeborene Instinkte, kaum Lernfähigkeit, kein Sozialverhalten

Gehirn als Kontaktorgan: Gerald Hüther beschreibt das Gehirn als offenes System. Die Umwelt, vor allem, die soziale Umwelt, von ihm als Betriebsklima benannt, ist integraler Bestandteil des Funktionssystems menschliches Gehirn.

Das Gehirn, wie es gebaut ist, würde es ohne soziale Interaktion so gar nicht geben.

Polyvagal-Theorie: Stephen Porges betont das Sicherheitsbedürfnis. Drei hierarchisch aufgebaute Systeme werden beschrieben, wobei die jüngeren (höheren) Systeme die älteren (niederen) aktiv bremsen. Erst bei Versagen löst sich die so genannte Vagal-Bremse und das nächste System aktiviert sich im Sinne einer Verteidigungsstrategie.

Bei Sicherheit übernimmt der Neocortex die Kontrolle und erlaubt Soziale Kommunikation (vor allem über die Cranialnerven vermittelt). Bei Gefahr wird das Limbische System aktiviert, was mit hoher physiologischer Erregung (Sympathicus) Mobilisierung für den Flucht-Angriffs-Reflex auslöst. Bei Ausweglosigkeit (wenn der Flucht-Angriffs-Reflex versagt), kommt es zur physiologischen Down-Regulierung und Immobilisation (Schwäche, Ohnmacht, Resignation, Totstellreflex etc.).

Implikationen für die Therapie: Immer auf der Ebene der vorherrschenden Gehirnaktivität intervenieren (wo steht der Klient?) und sein Sicherheitsbedürfnis befriedigen: Soziale, vor allem verbale Kommunikation, wenn das Soziale Kontaktsystem (SES) aktiviert ist; Emotionale Zuwendung und Interventionen auf Ebene des Limbischen Systems bei Mobilisierung; Vegetative Beruhigung (Atmung, Bewegung, Wasser trinken etc.) bei Immobilisation.