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114 Wd.EichIer :ErfahrungenimDrosophila-Test mitKontaktinsektiziden kiilgrol3ebedingteAnderung derphysikalischenEigen- schaften(z,B.AbnahmederLipoidloslichkeit, Schmelz- punktserhohung)hatnachErfahrungen desVerfassers (4) bei Halogenkohlenwasserstoffenbisher ganz all- gemeineineAbnahme derkontaktinsektizidenWirk- samkeitzurFolge, wenndieMolekiilgr613e von430 bzw .450uberschrittenwird,vomitjedoch keineswegs gesagtist,daBsamtlicheHalogenkohlenwasserstoffe mit einem iiber diesemGrenzwert liegendenMolekular- gewichtv o 11igunwirksamreinm .iissen :Sozeigt z.B .das1947vomVerfasser (6)aufGrundseines Molekulargewichtsals„M490"bezeichneteChlorierungs- produktdesdurchDiensyntheseausHexaehloreyclopen- 1 .Allgemeines IneinerfriiherenArbeit(Fich1er1949)habe ich fibermeinen Drosophila-Test inderDDT-Laborato- riumstechnik berichtet.Die dortbegonnenen Unter- suehungenbabeichinzwischen weitergefiihrtandbe- richtenachfolgendfibereinigeVerbesserungeninder Versuchstechnik and die Untersuchung verschiedener Spezialfragen. Wiemirerstjetztbekannt wird,hatauchbereits Morrison(1945)einen Drosophila- TestzurDDT- Priifungentwiekelt, dessenEinfuhrung erdamitbe- griindet ,thatknownlaboratorytestingmethods have provedinadequate , . ." (Referat), ErtranktFiltrier- papiermitalkoholiseher(oilerAceton-)Losung desGif- tes,wahrendVergleichsstreifen nurmit95%Athyl- alkoholbenetztwarden . MitdiesenFiltrierpapierstrei- fenkleideteerVersuchsglaserausandsetzte jeweils15 3his4Tagealte Drosophilamelanogaster Mg .ein, denen er melassebefeuchtete Baumwollstiickchen als Nahrungreichte .Nach24StuddenstellteerdieSterhe- quotePest :alsdieGesamtsterbliehkeit einenMaximal- werterreichtbatte,dieSterblichkeitimNullversuch da- gegennoshgarnichtbegonnenhatte . 2.Fliegenauswahl DiegleichmBBigstenErgebnissediirftewohl dieVer- wendung1his2TagealterniichternerWeibchenbrin- gen,vondeneneachNarkotisierungmitAtherinjedes GlasgleichvieleIndividuen gebrachtwerden . Indem vonmirzumeistangewandten abgekurztenVerfahren lieBichinjedesTestglas,dessenWandemiteinemKon- taktinsektizidbelag versehen worden waren, groBen- ordnungsmaBigetwa20Taufliegeneinfliegen. Beieiner viel groBeren Anzahlwarnichtnuransichschon die blberschaubarkeit andVergleichbarkeit derEinzelver- sucheersdiwert, sonderndieFliegen begannenauch noch,sichgegenseitigzustoren .DieAnzahldertat- siichlichgepriiftenFliegenjeGlaswurde dannbeiBe- endigungdesVersuchsausgewertetandindieVersuehs- protokolleeingetragen . 3.TechnikderFliegeneinfiihrung DieeinfacheHandhabungzurEinbringung derFlie- genindieVersuchsglaserbesteht darin,daBmandie Fliegenzuelitglaser aufeinefesteUnterlage aufst62t (wodurchdieFliegenverhindert werden,gleichabzu- fliegen),denWattepfropfabnimmt,and dasVersuchs- glasfiberdieOffnungdesZuchtglasesstiilpt . Aufthese WeiseIaBtsich dieZahidereinfliegenden Fliegen tadienandCyclopentadienhergestelltenandbromierten Adduktesgegen Drosophila insektizideWirksamkeit(er- reicht allerdingsnichtdie Aktivitat des wirksamen ,,M410"[chlordane]) . Literatur: (1)J,Bernimaiia , J .Amer .them .Soc .71,2274(1949) . (2)C .C .Deonier,H.A.Jones,H.L .Haller,Soap Sanit .Chemicals22 (11), 118-119,139(1946) . (3)R .Riemschneider , Pharmac.3,508(1948) . (4)R .Riemschneider,,ZurKenntnisderKontakt-Insek- tizideI",2 .Beih .,1 .Erg .-Bd .cur,Pharmacie"1947 . (5)K .Braid,W.Bausch,J.prakt .Chem.[21127,232 (1930) . (6)R .Riemschneider , Mitt .Physial .diem .last . It 12. Dee,1947 . (AusderZweigstelleAscherslebenderBiologischenZentralanstalt Fur Land-andForstwirtschaft) ErfahrungenimDrosophila-TestemitKontaktinsektiziden VonWolfdietrichEichler schlechtbegrenzeaandihrEinflugzeitpunkt nichtsteu- ern, DieStandardisierbarkeit derFliegenprobenwird auBerdemnichtnurbeiVerwendung unterschiedlicher Zuchtengefahrdet,sondern auchdieVerwendungdes gleichenZuchtglases zurSpeisungverschiedenerVer- suchsglaser,dadiezuerstherausfliegenden Fliegenden gewissermaBennarhhinkendenversuchsphysiologischnicht gleichwertigsired . EineVerbesserung inderTechnikdes Fliegenein- fiihrenslal3tsichdadurcherzielen,daBman dieFliegen ausdenVersuchsglaserazunachstinneutrale Speicher- giasereinfliegenlalit . Hierbeikannmansowohlihre hhysiologischeZusammensetzungsteuern,wieihreZahl dosieren .DieSpeicherglaser stelltman darn mitder Offnungnachobenaufandbedecktsiemiteiner Glas- platte .BeiWahlgleichgroBerGlaserkannmandieVer- suchsglaseraufdieGlasplattestellenandzubeliebigem ZeitnunktdurchllerausziehendesGlassdhiebersdieFlie- genzutnEinfliegenindasVersuchsglasveranlassen . NachdemselbenPrinzipkonneninverdunkeltenHohl- zylindernFliegeneingefiihrtwerden . Diesehaltensieh dannanderGlasplatteauf,mit dermandenHohl- zylinderzudedct . JenachWunschkannmandieGlas- plattemiteineminsektizidenBelagversehen oderauch wiederauswechseln(UmdrehendesZylinders veranlaSt dieFliegenzumAbflugreachdecojeweiligenOben) . 4 .MethodikderFliegenbeobachtung DieimvorigenAbschnitt angedeutetenVariations- moglichkeiten der Versuchsglaseranordnung erlauben auchWerhselinderBeobachtungsanordnung . Dieim normalenVersuchsglasbefindlichen Fliegenlassensich beiStudienfiberdenVerlauf derVergiftungserschei- nungennichtsoeingehendbeobachten, wiewennman diedurchdieVergiftungzuBodes'gekommenenFiie gen - Stadium„+"bzw . ,,(++)"-miteinerunbe- handeltenPetrischaleiiberdeckt,EtwamitInsektizid- belagversehenePetrischalenvonvornhereinanSeelle derVersuchsglaserzunehmen,ist technischumstdn.d- lidteralsdasvonmirempfohlene Standard-Versuchs- glas . BeimVergleichverschiedenerInsektizidekannder un- mittelbareVergleichdadurcherschwertwerden, daBdie entsprechendenPhasendesVergiftuagsablaufs zuver- schiedenenZeiten erreichtwerden . IndiesenFallen empfiehltessich,ineinemVorversuch diezeitliche Phasenfolgezubestimmen,anddannEinzelversuche so aufeinanderabzustimmen .daBjeweilsversehiedene Ver-

Erfahrungen im Drosophila-Test mit Kontaktinsektiziden

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Page 1: Erfahrungen im Drosophila-Test mit Kontaktinsektiziden

114 Wd. E i c h I e r : Erfahrungen im Drosophila-Test mit Kontaktinsektiziden

kiilgrol3e bedingte Anderung der physikalischen Eigen-schaften (z, B. Abnahme der Lipoidloslichkeit, Schmelz-punktserhohung) hat nach Erfahrungen des Verfassers(4) bei Halogenkohlenwasserstoffen bisher ganz all-gemein eine Abnahme der kontaktinsektiziden Wirk-samkeit zur Folge, wenn die Molekiilgr613e von 430bzw. 450 uberschritten wird, vomit jedoch keineswegsgesagt ist, daB samtliche Halogenkohlenwasserstoffe miteinem iiber diesem Grenzwert liegenden Molekular-gewicht v o 1 1 i g u n w i r k s a m rein m .iissen : So zeigtz . B. das 1947 vom Verfasser (6) auf Grund seinesMolekulargewichts als „M 490" bezeichnete Chlorierungs-produkt des durch Diensynthese aus Hexaehloreyclopen-

1. AllgemeinesIn einer friiheren Arbeit (F i c h 1 e r 1949) habe ich

fiber meinen Drosophila-Test in der DDT- Laborato-riumstechnik berichtet. Die dort begonnenen Unter-suehungen babe ich inzwischen weitergefiihrt and be-richte nachfolgend fiber einige Verbesserungen in derVersuchstechnik and die Untersuchung verschiedenerSpezialfragen.

Wie mir erst jetzt bekannt wird, hat auch bereitsM o r r i s o n (1945) einen Drosophila - Test zur DDT-Priifung entwiekelt, dessen Einfuhrung er damit be-griindet ,that known laboratory testing methods haveproved inadequate , . ." (Referat), Er trankt Filtrier-papier mit alkoholiseher (oiler Aceton-)Losung des Gif-tes, wahrend Vergleichsstreifen nur mit 95% Athyl-alkohol benetzt warden . Mit diesen Filtrierpapierstrei-fen kleidete er Versuchsglaser aus and setzte jeweils 153 his 4 Tage alte Drosophila melanogaster Mg. ein,denen er melassebefeuchtete Baumwollstiickchen alsNahrung reichte. Nach 24 Studden stellte er die Sterhe-quote Pest: als die Gesamtsterbliehkeit einen Maximal-wert erreicht batte, die Sterblichkeit im Nullversuch da-gegen nosh gar nicht begonnen hatte .

2. FliegenauswahlDie gleichmBBigsten Ergebnisse diirfte wohl die Ver-

wendung 1 his 2 Tage alter niichterner Weibchen brin-gen, von denen each Narkotisierung mit Ather in jedesGlas gleichviele Individuen gebracht werden . In demvon mir zumeist angewandten abgekurzten VerfahrenlieB ich in jedes Testglas, dessen Wande mit einem Kon-taktinsektizidbelag versehen worden waren, groBen-ordnungsmaBig etwa 20 Taufliegen einfliegen. Bei einerviel groBeren Anzahl war nicht nur an sich schon dieblberschaubarkeit and Vergleichbarkeit der Einzelver-suche ersdiwert, sondern die Fliegen begannen auchnoch, sich gegenseitig zu storen . Die Anzahl der tat-siichlich gepriiften Fliegen je Glas wurde dann bei Be-endigung des Versuchs ausgewertet and in die Versuehs-protokolle eingetragen .

3. Technik der FliegeneinfiihrungDie einfache Handhabung zur Einbringung der Flie-

gen in die Versuchsglaser besteht darin, daB man dieFliegenzuelitglaser auf eine feste Unterlage aufst62t(wodurch die Fliegen verhindert werden, gleich abzu-fliegen), den Wattepfropf abnimmt, and das Versuchs-glas fiber die Offnung des Zuchtglases stiilpt . Auf theseWeise IaBt sich die Zahi der einfliegenden Fliegen

tadien and Cyclopentadien hergestellten and bromiertenAdduktes gegen Drosophila insektizide Wirksamkeit (er-reicht allerdings nicht die Aktivitat des wirksamen,,M 410" [chlordane]) .

Literatur:(1) J, B e r n i m a i i a , J . Amer . them . Soc . 71, 2274 (1949) .(2) C . C. Deonier, H. A. Jones, H.L. Haller, Soap

Sanit . Chemicals 22 (11), 118-119, 139 (1946) .(3) R . R i e m s c h n e i d e r , Pharmac. 3, 508 (1948) .(4) R . R i e m s c h n e i d e r, ,Zur Kenntnis der Kontakt-Insek-

tizide I", 2 . Beih ., 1 . Erg .-Bd . cur ,Pharmacie" 1947 .(5) K. B r a i d, W. B a u s c h, J. prakt. Chem. [21 127, 232

(1930) .(6) R . R i e m s c h n e i d e r , Mitt . Physial . diem . last . It 12.

Dee, 1947 .

(Aus der Zweigstelle Aschersleben der Biologischen Zentralanstalt Fur Land- and Forstwirtschaf t)

Erfahrungen im Drosophila-Test emit KontaktinsektizidenVon Wolfdietrich E i c h l e r

schlecht begrenzea and ihr Einflugzeitpunkt nicht steu-ern, Die Stand ardisierbarkeit der Fliegenproben wirdauBerdem nicht nur bei Verwendung unterschiedlicherZuchten gefahrdet, sondern auch die Verwendung desgleichen Zuchtglases zur Speisung verschiedener Ver-suchsglaser, da die zuerst herausfliegenden Fliegen dengewissermaBen narhhinkenden versuchsphysiologisch nichtgleichwertig sired .

Eine Verbesserung in der Technik des Fliegenein-fiihrens lal3t sich dadurch erzielen, daB man die Fliegenaus den Versuchsglasera zunachst in neutrale Speicher-giaser einfliegen lalit . Hierbei kann man sowohl ihrehhysiologische Zusammensetzung steuern, wie ihre Zahldosieren . Die Speicherglaser stellt man darn mit derOffnung nach oben auf and bedeckt sie mit einer Glas-platte . Bei Wahl gleichgroBer Glaser kann man die Ver-suchsglaser auf die Glasplatte stellen and zu beliebigemZeitnunkt durch llerausziehen des Glassdhiebers die Flie-gen zutn Einfliegen in das Versuchsglas veranlassen .Nach demselben Prinzip konnen in verdunkelten Hohl-

zylindern Fliegen eingefiihrt werden . Diese halten siehdann an der Glasplatte auf, mit der man den Hohl-zylinder zudedct . Je nach Wunsch kann man die Glas-platte mit einem insektiziden Belag versehen oder auchwieder auswechseln (Umdrehen des Zylinders veranlaStdie Fliegen zum Abflug reach deco jeweiligen Oben) .

4. Methodik der FliegenbeobachtungDie im vorigen Abschnitt angedeuteten Variations-

moglichkeiten der Versuchsglaseranordnung erlaubenauch Werhsel in der Beobachtungsanordnung . Die imnormalen Versuchsglas befindlichen Fliegen lassen sichbei Studien fiber den Verlauf der Vergiftungserschei-nungen nicht so eingehend beobachten, wie wenn mandie durch die Vergiftung zu Bodes' gekommenen Fiiegen - Stadium „+" bzw . ,,(++)" - mit einer unbe-handelten Petrischale iiberdeckt, Etwa mit Insektizid-belag versehene Petrischalen von vornherein an Seelleder Versuchsglaser zu nehmen, ist technisch umstdn.d-lidter als das von mir empfohlene Stan dard-Versuchs-glas .

Beim Vergleich verschiedener Insektizide kann der un-mittelbare Vergleich dadurch erschwert werden, daB dieentsprechenden Phasen des Vergiftuagsablaufs zu ver-schiedenen Zeiten erreicht werden . In diesen Fallenempfiehlt es sich, in einem Vorversuch die zeitlichePhasenfolge zu bestimmen, and dann Einzelversuche soaufeinander abzustimmen . daB jeweils versehiedene Ver-

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Wd. E i c h 1 e r : Erfahrungen im Drosophila-Test mit Kontaktinsektiziden

suehe in gleidier Phase gleichzeitig beobachtet werdenkonnen .

5. AblesetermineIn einer Reihe von Versuchen prufte ich die Wahl des

Ablesezeitpunktes mit dem Ziel einer Vereinheitlichungder Termine fiir praktische Zwecke. In Anpassung andie iibliche Arbeitszeit and unter Zugrundelegung einergeometrisehen Progression von 1 :2Y2 erhielt ichdabei eine Terminreihe der Stundenzahlen von 0,6144-1,536 - 3,84 - 9,6 - 24 - 60 Stunden, die ich fur prak-tische Zwecke folgenderma8en vereinfachte : (/2) 1Y 3 3/a9 1/2 24 33'/2 48 57'/2 72 h. Hierbei kann auf den Termin'/2 h bei reinen DDT-Versuchen verzichtet werden. BeiPrufung anderer Kontaktinsektizide wird sick jedochauch die Stufe '/2 h als giinstig erweisen, ferner kann jenach Bedarf noch die Stufe 6 h zwischengeschaltet wer-den (z. B. fur empfindliche DDT-Versuche zur Sicherungder Verlaufsbeobachtung). Die genannte Stufenfolge istallerdings auf die von mir verwendete qualitative Skalazugeschnitten . Bei Verwendung anderer Erfolgsberech-nung (z. B. Halbwertszeitbestimmungen) miissen auchandere Terminfolgen gewahlt werden .

Bei groBeren Versnchsreihen, bei denen sich das Ein-fuhren der Fliegen fiber langere Zeit hinzieht, mussendie Ablesetermine ffir die einzelnen Glaser entsprechendverschoben werden . Eine solche Staffelung ist auch des-halb durchaus zweckmaBig, weil dann bei den Einzel-ablesungen fur jedes Glas jeweils eine gewisse Zeit zuevtl. genaueren Beobachtungen verbleibt .

6 . VerlaufsbeobachtungEin volliger Verzicht auf die Verhaltensbeobachtung

im Vergiftungsablauf ist nicht angebracht . Bei geschwach-ter Giftwirkung (vor allem bei HCC, unter Umstandenauch bei DDT) kann silt nach einigen Stunden (z . B .zwischen 3 and 10 Stunden) eine deutlich positive Reak-tion ergeben [Phase „(+)", ja sogar „+"], wahrendhinterher (z . B . nach 24 Stunden) eine scheinbare Er-holung in der Form auftritt, daB gleichzeitig mit zahl-reidien toten Fliegen noch eine Reihe anderer am Lebensind, die keine Reaktion zeigen [scheinbar Phase

Ob es sich um eine Erholung gescbadigt ge-wesener Fliegen oder um ein ]Uberleben nicht erfaBterhandelt, ist dabei ein anderes Problem, das bier zunachstnicht zur Diskussion steht .

7. AhlesequalitatenDer DDT-Drosophila-Test ermoglicht in der von mir

beschriebenen Form zunachst eine reine Verlaufsbeob-achtung. TJber die - auds bei anderen Insektizidreak-tionen widttigen-Feststellungen von Todeskampf andfruhzeitigem Absterben hinaus ermoglicht gerade dieDDT-Vergiftung die Feststellung charakteristischer anddamit unter Umstanden wichtiger Symptome, weshalbhier der Verlaufsbeobachtung erhohte Bedeutung zu-kommt. Fur die Anwendungspraxis anzustreben ist dieUmwandlung der Verlau£sschilderung in MaBzahlen,woraus sick die von mir seinerzeit angegebene Punkt-wertung zu den einzelnen Ablesezeitpunkten ergibt. Audisie tragt noch - ihrem Hauptzweck entsprechend -vorwiegend qualitativen Charakter. Zur Entwicklungeiner quantitativen Skala konnen eine Reihe weitererMerkrnale wichtig werden, die ich auf ihre Brauchbar-keit im DDT-Drosophila-Test gepruft babe (wobei ichmich je nach Bedarf nicht auf DDT-Substanzen be-sehrankte) . Ich erwahne nachfolgend Sterbehalbwerts-zeit and Absterbeanteil.

8. SterbehalbwertszeitAls Gradmesser fur die Beurteilung der Wirksamkeit

seines Giftes ist die Halbwertsberechnung audt in die

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Toxikologie eingefiihrt worden . Unter Halbwertsdosis(L . D . 50) ist diejenige Giftmenge zu verstehen, welehe50'0/o der Versuchstiere umbringt . Bei Versuchen mitgroBer Kontrolltiersterblichkeit - wie z. B. bei Verwen-dung von Fliegen - wird die Sterbehalbwertszeit wich-tig, d . h . der Zeitpunkt, zu welehem 50 0 /o der vergifte-ten Tiere ahgestorben sind . Als tot konnen die Tiereallerdings erst dann gezahlt werden, wenn sie auch aufPinselkitael nicht mehr reagieren . Diese Prufung ist beiFliegen umstandlich and kann fur praktische Bedfirfnisseersebt werden durch die Feststellung der Ruckenlage(bzw. eben bei Drosophila schon durch den Aufenthaltam Boden), da auf these Weise die rascheste quantitativeKontrastierung zu den Nullversuchen erreicht wird .

9. AbsterbeanteilWie schon oben erwahnt, kann es in maneben Fallen

vorkommen, daB sick zu einem spateren Zeitpunkt nebenzahlreichen toten Fliegen noch eine Reihe von lebendenbefinden, die keine Symptome zeigen, wahrend im Ver-lauf zu sehen war, daB einige Stunden vorher deutlicheVergiftungssymptome aufgetreten waren . In diesen Fal-len [die ohne Kenutnis der Verlaufsbeobachtung mit derPhase registriert werden muBten], ist jedochder Anteil der toten Fliegen zum gleicben Zeitpunkt er-heblich hoher als im Nullversuch . Ob die iiberlebendenFliegen eher sterben als die Kontrollfliegen des Null-versuchs, bliebe im Einzelfall noch zu klaren . Wo dasnicht feststeht odor nicht erfolgt - also eine Giftwir-kung auf Fliegen nicht am Einzelindividuum beobaditetbzw. gemessen, sondern nur statistisch erfallt werdenkann - kann daher die Auszahlung des Totenanteils vordem volligen Absterben aller Fliegen wichtig werden.

10. Riidcenlage and TotenlageDie Einnahme ,standiger Ruckenlage" hat sich als

Kriterium voller DDT-Giftwirkung in der Erfolgs-beurteilung hem neuzeitlichen Mittelprufungen eingebfir-gert, da sie infolge der bei DDT langdauernden Lah-mungsphase bessere Vergleichsmoglichkeiten bietet alsdas Abwarten des Todes der Versuebstiere . Bei Insek-ten, bei denen die Rudcenlage nicht die normale Todes-stellung darstellt (was aber bei Drosophila der Fall ist)kann der Vergiftungsversuch in der Form sich selbsthberlassen werden, daB nach Absterben audc der Kon-trolitiere die Totenlage ausgezahlt wird, wobei R(= Rudtenlage) als Kriterium der DDT-Vergiftung zuwerten ist (im Vergleich zu B = Bauchlage andS = Seitenlage) .

11. Das Abkliugen der DDT-ToxizitatW i t t hatte bei seinen Untersuchungen an Calliphora

erythrocephala festgestellt, daB man bei hohen DDT-Gaben die ersten Vergiftungsanzeichen schon sah, sobalddie Tiere (nails '/2 Stunde) aus ihrer Athernarkose er-wachten. Im Gegensab dazu lieBen sich eben nods giftigeDosen nur an erhohter Sterblichkeit nach 24 bzw.48 Stunden erkennen . Dosen dazwischen ffihrten zuerstzu deutlidien Vergiftungserscheinungen, zeigten dannaber zunachst ,wieder vollige Erholung der Tiere",weiche dann allerdings wenige Stunden spater starben .

Hinsichtlich des Abklingens der DDT-Wirksamkeitkonnte ids nun im wesentlidhen die W i t t schen Beob-achtungen bestatigen ; jedenfalls insofern, als beimSchwadherwerden der DDT-Restwirkung sdilieBlich derEffekt nur nods in einem schnelleren Absterben nads-weisbar wird . Die Verlaufsbeobachtung wird jedochgerade in solchen Fallen recht wichtig . So war z. B . einGlas DDT - behandelt worden, spater wurde durchlangeres Stehenlassen in 20°/oiger KOH eine Entdedeti-sierung (Beseitigung auch der let ten, physiologischen

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116 Wd. E i c h l e r : Er£ahrungen im Drosophila-Test mit Kontaktinsektiziden

DDT-Spuren) versucht; im Testversuch ergab sick dann,daft die Sterblichkeit sogar langsamer war als in einemunbehandelten Kontrollglas, jedoch zeigten sich --- erstin der 48-Stunden-Kontroll el -- deutliche DDT-Symptome . Dreiviertel Jahre spater wurden zwar keineDDT-Symptome mehr festgestellt, dafiir waren die Flie-gen schneller tot als in den Kontrollen . Ahnliche Ergeb-nisse erbrachten mehrfach auch die mechanisehen . Ent-dedetisierungsversuche.Bei solchen verlangerten Reaktionszeiten minimaler

Giftwirkung wird es wichtig, dalII man vor Ansetjen desVersuchs Kontrollglaser sowie Versuchsglaser evil, mitdestilliertem Wasser oder schwaehem Alkohol kurz aus-spiilt, urn etwaige nicht mit der Giftwirkung des zu pru-fenden Mittels in Zusammenhang stehende Neben-faktoren auszuschalten .Beim Vergleich verschiedener Dauerversuche mit DDT-

Testglasern zeigte sich ubrigens deutlich der Einflu3 vonphysikalischen Umweltbedingungen auf die Bestandigkeitbzw. das Nachlassen der Wirkung von DDT-Belagen inGlasern . Von drei gleicb, behandelten, aber dann ver-schieden aufbewahrten Glasern lies die DDT-Wirkungam schnellsten nach bei einem mit der Offnung nachunten auf ein sonnenbeshienenes Fenstersims gestelltenGlas, etwas langsamer bei einem mit der Offnung nachoben an schattiger Stelle aufgestellten Glas, and amlangsamsten bei ebendort mit der Offnung nach untenaufgestellten Glasern .

Am Rande sci bier veranerkt, dale V e l b i n g e r voreinigen Jahren darauf hingewiesen hatte, daf3 von Chemi-kern der amerikanischen Sherwin-William-Company dieWirkungsdauer des DDT-in geschlossenen Rahmen da-durch bis auf 10 Monate (l) verlangert warden war, daBder Wirkstoff mit einem neuartigen Tiinchmittel ausMagermileh and Sprit3kalk gestrichen worden war(2 Teile DDT, 3 Teile Sprit3kalk, 3 Teile Magermilch) .

12. Abklingen der HCC-WirksamkeitIn manchen Fallen verschwindet die HCC-Wirksamkeit

innerhalb einiger Wochen his Monate von selbst. Sowares unter verschiedenen als HCC - hochwirksam ge-priiften Glasern einige im Verlauf weniger Monate volligungiftig fur Taufliegen geworden . In anderen Fallenkonnte nods ein schwaches Abklingen der Wirksamkeitverfolgt werden, wobei side these allerdings nur in denersten Stunden bemerkbar machte . Hier kamen nasnlicheinige Fliegen zn Boden, so daff die Ablesung „(+)"protokolliert wurde, wenngleich eigentliche Vergiftungs-erseheinungen nicht sicker erkannt werden konnten .Audi starben die ersten Fliegen vor den ersten totenKontrolltieren. Im weiteren Verlanfe verwischte rich dasBild jedoch wieder, die Sterbekurve glich sick dem Kon-trollversuch wieder an.

Bei HCC bleibt die charakteristische Wirkung nachkurzer Zeit nahezn vollig aus, was den Anschein hat, alsob die HCC-Wirkung in kurzer Frist (cinigen Woehenoder Monaten) von selbst (auch ohne beabsichtigte HCC-Spurenbescitigung) aufhi re . Es bleibt jedoch dann haufigein Restbelag an der Glaswand zuriick, der nur undeut-liche Symptome hervorruft, ja sick evil . nur im schnel-leren Absterben der Fliegen auswirkt. Diese Restwirkungkann sehr lange (fiber emu Jahr) bestehen bleiben, antibedeutet vor allem infolge tires nicht ganz einfachenNachweises eine Gefahr fdr die versuchsmaBige Wieder-verwendbarkeit HCC-behendelter Glassachen .

13. HCC-SpurenbeseitigungHCC-Spuren bleiben, wie eben erwahnt, an Versuchs-

glasern nicht in tern Malle auf langere Sicht haften, wiedies bei DDT der Fall ist. Eine „HCC-Spurenbeseiti-

gung"*) spielt also bei Versuchen gait Hexa-Mitteln nichtdie wesentliche Rolle wie bei DDT-Experimenten . Siegelingt andererseits mit einfacheren Mitteln, als beiDDT. So fiihrte in Laborversuchen u . a . bereits Aus-schwenken mit Aceton, Auskochen, Ausspiilen mit KOHverhaltnismaBig leicht zum Erfolge .

14. Versudee mit OET and ParathionBesonderen Wert legte ich im Rahmen meiner weite-

ren Untersuchungen auf die Priifung anderer neuzeit-licher Kontaktinsektizide . An HCC-Mitteln hatte mirhierbei tine Reihe der versehiedensten Praparate zurVerfiigung gestanden, unter denen ich vor allem Nexenza meinen Testversuchen heranzog . Aus der Parathion-Gruppe konnte ich Versuche mit E 605 f durchfiihren,aus der OET-Gruppe solche mit M410, von dem mirR i e m s c h n e i d e r eine Probe zur Verfiigung gestelithatte.Bei Versuchen mit M410 - das dem amerikanischen

Chlordan entspricht - zeigte es sick, dalI auch dieserStoff eine recht lange Dauerwirkung an bestrichenenGlaswanden bewahrt, in dieser Hinsicht also ein ahn-liches Verhalten wie DDT zeigt . Eine Beseitigung derlet3ten M 410-Spuren gelingt jedoch hier mit den ver-schiedensten Mitteln betrachtlich leichter (z. B . eignenside Aceton, Kaliumbichromat - Schwefelsaure) .E 605 verhielt sick vor allem im Verlauf ganzlich

anders als DDT . Dagegen konnte ich auch bei E 605-Belagen - ganz im Gegensat3 zu der auf Grand der An-gaben aber die kurze Wirkungsdauer aus den Erfahrun-gen des Pflanzenschut3es naheliegenden Vermutungen -recht lange Bestandigkeit der Wirkung beobachten (noehnach Jahresfrist tine voile Wirkung) .

15. Permeabilitatspriifung pflanzlideer GewebeVersuche von H o f f e r b e r t & 0 r t h haben un-

langst gezeigt, dad E 605 von der Pflanze aufgenommenwird, ohne seine toxische Wirkung zu verlieren . In Zu-sammenarbeit mit S t o 1 l prufte irk die Frage derDurchliissigkeit pflanzlicher Gewebe fur DDT and andereInsektizide in der Weise, daft ich Taufliegen in obenoffene Zylinderglaser sperrte, these oben mit einerScheibe pflanzlichen Gewebes bedeekte (z. B. Markschei-ben von Markstammkohl), and nun oben auf die Ge-websscheibe Insektizidlosung auftropfte . Um ant demVerhalten der im Glas eingeschlossenen Fliegen Schlusseziehen zu konnen,, war es notwendig, dad wenigstens einTeil der Fliegen auch „oben an der Decke", d. h. an derUnterseite des Pflanzengewebes umherspazierten .

Eine zweite Priifmethode bestand darin, dal breiigeAufschwemmungen aus solchem Pflanzengewebe, welchesder DDT-Anbringung unmittelbar benachbart war, her-gestellt and mit diesen dann Versuchsglaser ansgekleidetwarden. Nach Antrocknen wurden nun Taufliegen ein-geset3t.

Uber die pflanzenphysiologisch wichtigen Ergebnissedieser Versuche beabsicbtgt S t o 1 l zu gegebener Zeitgesondert zu berichten .

Literatur :I . E i c h 1 e r (Wd .) 1949 : Fragen der DDT .Laboratoriumstedsnik

(Zbl . Bakter . I . Orig. 154 : 234-239) .2. H o f f e r b e r t & 0 r t h (H .) 1948 : Ein Vorschlag zur inneren

Therapie der Kartoffelpllanze gegen die Pfirsichblattlaus mitHiOfe von E 605f (Kartoffelwirtsdraft 1, 11 . 2) .

3 . M o r r i s o n (F. 0 .) 1946 : Comparing the toxicity of syntheticorganic compounds . (Rep . eat . Soc. Out. 76 : 28-20) . - Nichtim Original eingesehen .

4 . V e 1 b i n g e r (H . H .) 1949 : Uber die unterschiedlirhe Wirkungder neuzeitlichen „Insektizide" DDT, Gammexan and E 605 .(Pharmazie 4: 165-176 .)

5 . W i t t (P . N.) 1948 : Ein Test zur PrUfung der Wirksamkeit in-sektizider Substanzen and ein Beitrag zum Mechanismus derWirkung You DDT and HCC . (Z . Naturfcrsch . 2b : 361-366 .)

*) Den Begriff ,Entdedetisiernng" habe let 1949 fur die restloseBeseitigung such der geringsten nosh physiologisdi wirksamen DDT-Spuren gepragt . Er bezieht sidr seas . strict. nur auf DDT, wo isin dieser Hineicht besond.ere Verhaltnisse vorliegen .