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19 . NOVEMBER 1923 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. Nr. 47 Frfihdiagnose des Ca. kommt der Methode nicht zu, da im Aiifangsstadium der Erkrankung meist noch kein gesteigerter EiweiBzerfall stattfindet. Endhch ist noch zu berficksichtigen, dab die Auswahl der Fs fiir stalagmometrische Unter- suchungeii nur eine beschr~Lnkte ist, da sonstige abnorme Beimengungen im Uriii, wie Albumeii, Urobilin, Gallens~iuren, die Obertlgchenspannung beeinflussen. L i t e r a t U r: v. OETTINGEN, ZentralbI. I. Gyn/ikol. x922, Nr. 28. -- SCH~mI~SKY, Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. 34, H. 4; Zeitschr. i. klin. Med. 93, H. 4--6; Miinch. med. Wochenschr. 192o, Nr. 27, 43, 49 u. 1921, Nr. 50; Biochem. Zeitschr. xo5, H. 4--6. --AscoLIu. IzAa, Miinch. med.Wochenschr. 191o, Nr. 8, 18, 22, 41. -- M. AscoLI, Miinch. reed. Wochenschr. i9io , Nr. 2. -- IZA1L Berlin. Min. Wochenschr. 1911 , Nr. 39; Miinch. reed. Wochenschr. 1911, Nr. 25. -- TRAUBE, Arch. L d. ges. Physiol. Io5, 559. -- TRAtlBE U. BLU~T~tAL, Zeitschr. L experim. Pathol. u. Therapie 2. -- BICK~L, Dtsch. med. Wochenschr. 19o5, Nr. 28. -- BECHOLD U. REINER, Mfinch. reed. Wochenschr, 192o, Nr. 3!. ~ MICHAELIS, Dtsch. med. Wochenschr. 192o, Nr. 17 u. 45. ~ POSN~R, Berl. Klin. Wochenschr. xgx6, 32; Ber. d. deutsch, pharm. Ges. I921 ; Zeitschr. f. Urol. I92I. 0BER DEN EINFLUSS DER NAHRUNGSAUFNAHME AUF DIE WASSERAUSSCHEIDUNG IN HARNE. Von Prof. Dr. W. v. MORACZEWSKI. Vorstand des Chemischen Instituts der Tierfirztlichen Akademie in Lemberg. Bekanntlich scheidet ein normaler Mensch nach Ein- nahme yon I Liter Wasser oder Tee niichtern die ganze Flfissigkeitsmenge (oder um 2OO--lOO ccm mehr) wghreiid vier Stunden aus. Diese normale Ausscheidung wird ver- sp~tet, wenn man gleichzeitig feste Nahrung genieBt. -- Wie diese Nahrungsaufnahme wirkt und ob sie durch die Art yon Nahriingsmitteln beeinfluBt wird, sollte Gegenstand unserer Versuche seiii, fiber die wir kurz berichteii wollen. Es mug damit gerechnet werden, dab auch ohne jegliche Fliissigkeitsaufnahme der Mensch etwa 200 ccm Wasser bei niichternem Mageii auszuscheiden vermag ; diese Ausschei- dung wird gr6Ber, wenn am Vorabend refchlich Nahrung aufgenommen wurde. Auch die Harnacidit/it uiiterhegt Schwankungen, welche v0n der friihereii Nahrungsaufnahme abzuh/~iigen scheinen. Dieses alles gilt fiir die Ausschei- dungsverh/iltnisse bei roller Zurfickhaltung yon tgsseii und Trinken am Morgen. ' Nimmt man aber IOOO ccm Wasser nfichtern auf, so wirkt die am Vorabend genossene Nahrung anders. Es wird niim- lich weniger Wasser ausgeschiedeI]. Die niichtern aufgenomme- nen IOOO ccm Wasser scheinen in den Geweben durch die Zersetzungsprodukte der am Vorabend aufgenommenen Nahrung zurfickgehalten zu werden. Die Schlacken wirken ebenso wie Kochsalz auf die osmotischen Verh/iltnisse -- je mehr Molekfile, um so mehr Wasser notwendig, um den kon- stanten osmotischen Druck aufrechtzuhalten. Dieses soil nur in Erinnerung gebracht werden u nd zugleich soll damit gesagt worden sein, dab wir bei unseren Bestim- mungen diesen Umst/inden Rechnung getragen haben. -- Die Versuche, welche wir an vier gesundeii M/tnnern an- gestellt haben, ergabeii zun/~chst, dab reines Eiweig in Form voii K/tse oder reines Fett als Butter, oder endlich Zucker mit oder ohne Wasser IIfichtern aufgenommen, zwar die Menge des ausgeschiedenen Wassers vermindert, dab aber diese Verminderung und sonstige Ausscheidungsbesonder- heiten deiithcher bei gemischter Kost zutage treten. Wir habeii deshalb die mit IOO g 1K~se, 5 ~ g Fett und ioo g Rohrzucker angestellten Versuche IIur als Vorprfifung be- trachtet und geben fiber die Befunde nut einen allgemeinen Bericht, dahin lautend, dab je nach der individuellen Magen- empfindhchkeit bald der Zucker, bald das ~EiweiB einen gr613eren EinfluB auI die Wasser- uiid Chlorausscheidung ausfibt. Ausffihrhcher wollen wir fiber diese Versuche berichteii, welche nach der Aufnahme yon einem bestimmten Friih- stiick gemacht wurden. Das Frfihstiick bestand aus Tee mit Milch, Zucker, Brot mit Butter, wohei die Fliissigkeitsmenge genau IOOO ccm betrug. Die Klinische ~,Vochensehrift, 2. )'ahrg. 2173 Ausscheidung wurde in den ersten 2 Stunden jede 3o Minuten notiert und die ersten 4 Portionen wurden auf Chlor und Acidit/tt qnantitativ untersucht, dabei selbstversts die Meiige des Harnes und sein spezif. Gewicht bestimmt. Die weiteren Portionen wurden nach 6o Miiiuten gesammelt und ebenso untersucht. Es kamen also irhmer 6 Harnportionen zur Untersuchung und die Beobachtung erstreckte sich auf 4 Stunden. Ein Vergleich der Wasser- und Chlorausscheidung wurde ge- macht bei Aufnahme I. yon I 1 Wasser und bei Aufnahme der gleichen Menge Wasser mit Nahrung; 2. bei AuSnahme 1/~ Mol. Kochsalz, Kaliumchlorid, Calciumchlorid mit iooo ccm Wasser. Desgleichen unter gleichzeitiger NahrungsauSnahme; 3. endlich wurde der EinfluB von 1[2/Viol. Natrium bicai:bonicum und Kalium bicarbonicum und yon Salzsgure untersncht. Es ergab sich fibereiiistimmend, dab die Nahrungsauf- nahme stets die ausgeschiedeiie Flfissigkeitsmeiige ver- mindert, richtiger gesagt, versps dab also in vier Stun- den immer weniger Wasser ausgeschieden wurde, als wenn keiue Nahrungsaufnahme stattfand. Welter ergab sich stets eine ErhShung der Chloraus- scheidung nach 2 und besonders nach 3 Stunden, eine Er- h6hung, welche wit der Resorption der ausgeschiedenen Magensalzs/iure zuschreiben m6chten. Der ausgeschiedelle Magensaft vermindert die Wassermenge der ersten zwei Stun- den und vermehrt die Chlorausscheidung der letzten zwei Stunden der Beobachtung. Halten wit an dieser Erkl/truiig iest, so dfirfen wir aus unserer Beobachtung weitere Schliisse ziehen. So beobachten wir nach dem Trinken yon IOOOCCm Wasser niichtern ebenfalls eine Erh6hung der Chloride nach 3 Stunden und schlieBen daraus, dab das salzfreie Wasser allein bereits einen Reiz auf die Magenausscheidung ausfibt. Wasser, welches ~/~Mol. Salz oder 1/2 Natr. bicarbollicum enth/~lt, iibt diesen Reiz nicht aus.. Es hat sich n~mlich heraus- gestellt, dab die IOOO ccm Salzwasser hie zu einer sekun- d/tren Chlorvermehrung ffihren; nie wurdeii die Chloride nach 3 Stuiiden vermehrt ausgeschieden, nie wurde das auf- genommene Wasser bei Natriumioneii ganz ausgeschieden, dagegen wirkten die Ca-Ionen und K-Ionen sowie die Salz- s/ture diuretisch. Es ergab sich welter, dab die gleiche Menge Salz (I/2 Mol.) der Nahrung zugesetzt, sich anders verhielt, als weiin sie dem Wasser zugesetzt wfirde. Als Salzwasser aufgenommen, ver- mindert sie die Ausscheidung der Chloride, mit Wasser auI- genommen wird sie im Organismus retiniert, denn die Gesamt- menge der ausgeschiedenen Chloride betr~gt 4 g, w/thrend sie 6 g betragen solIte. -- Mit der Nahrung aufgenommeii wird die gleiche Salzmenge nicht retiniert, sie wird voll- stgndig ausgeschieden, uiid zwar ebenfalls in der vierten Stunde. Worauf dieser Unterschied in der Ausscheidung beruht, verm6gen wir nicht zu sagen. Nach unserer Aui- fassung wfirde der Salzzusatz zur Nahrung die Mageiisekre- tion bef6rdern, dagegen d{e Salzl6sung, einer physiologischen Salzl6sung nahe stehend, reizlos den Magen verlassen. DaB eine LSsung voii Natrium bicarbonicum und Kalium bicarboiiicum sich s wie physiologische Salzl6sung ver- h/tlt, bedarf kaum erws zu werden. Ebenso ist es verst/tiidlich, dab die Salzss als Reiz wirkt und dementsprechend eine Erh6hung der Chlor- ausscheidung in der dritten Stunde bedingt. L i t e r a t u r: A. FolJIN, Action des chlorures sur la s6cr6tion gastrique. Presse m6d, 20 XII. 1922. -- M. H. W~IL, Bedeutung der IonenaciditSA fiir klinische Vorgs Klin. Wochenschr. 1922, Nr. 44- - - GUSTAV ~ENDERS, Uber Gesetzm~l~igkeit der Beziehung zwi- schen Harnacidit/it und C02-Spannung. Biochem. Zeitschr. 132, 22o. ERFAHRUNGEN UBER LIEBREICHS ,,EOSINOPHILIE IN VITRO". Von H. I-IIRSCHFt~LD, Berlin, und A. HITTMAIR, Innsbruck. Aus der n. Medizinischen Klinik der Universit~t Berlin. Die Mitteilung yon N~IJMANSI und ZIMONJI~ /~ber die Lieb- reichsche ,,Eosinophilie in vitro" in Nr. 37/38 dieser Zeitschrift veranlagt uns, auch unsere Erfahrungen fiber dieses interessante Phgnomen kurz mitzuteilen. Genau so wie die genannten Autoren 14o

Erfahrungen über Liebreichs „Eosinophilie in Vitro“

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Page 1: Erfahrungen über Liebreichs „Eosinophilie in Vitro“

19 . NOVEMBER 1923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr . 47

Frf ihdiagnose des Ca. k o m m t der Methode nicht zu, da im Ai i fangss tad ium der E r k r a n k u n g meis t noch kein geste iger ter EiweiBzerfal l s ta t t f inde t . E n d h c h is t noch zu berficksichtigen, dab die Auswahl der Fs fiir s t a lagmomet r i sche Unte r - suchungeii nur eine beschr~Lnkte ist, da sonstige abnorme Beimengungen im Uriii , wie Albumeii , Urobil in, Gallens~iuren, die Ober t lgchenspannung beeinflussen.

L i t e r a t U r: v. OETTINGEN, ZentralbI. I. Gyn/ikol. x922, Nr. 28. - - SCH~mI~SKY, Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. 34, H. 4; Zeitschr. i. klin. Med. 93, H. 4- -6 ; Miinch. med. Wochenschr. 192o, Nr. 27, 43, 49 u. 1921, Nr. 50; Biochem. Zeitschr. xo5, H. 4--6. - -AscoLIu . IzAa, Miinch. med.Wochenschr. 191o, Nr. 8, 18, 22, 41. - - M. AscoLI, Miinch. reed. Wochenschr. i9 io , Nr. 2. - - IZA1L Berlin. Min. Wochenschr. 1911 , Nr. 39; Miinch. reed. Wochenschr. 1911, Nr. 25. - - TRAUBE, Arch. L d. ges. Physiol. Io5, 559. - - TRAtlBE U. BLU~T~tAL, Zeitschr. L experim. Pathol. u. Therapie 2. - - BICK~L, Dtsch. med. Wochenschr. 19o5, Nr. 28. - - BECHOLD U. REINER, Mfinch. reed. Wochenschr, 192o, Nr. 3!. ~ MICHAELIS, Dtsch. med. Wochenschr. 192o, Nr. 17 u. 45. ~ POSN~R, Berl. Klin. Wochenschr. xgx6, 32; Ber. d. deutsch, pharm. Ges. I921 ; Zeitschr. f. Urol. I92I.

0 B E R DEN EINFLUSS DER NAHRUNGSAUFNAHME AUF DIE WASSERAUSSCHEIDUNG IN HARNE.

Von Prof . Dr . W. v. MORACZEWSKI.

Vorstand des Chemischen Inst i tuts der Tierfirztlichen Akademie in Lemberg.

Bekannt l ich scheidet ein normaler Mensch nach Ein- n a h m e yon I Li te r Wasser oder Tee ni ichtern die ganze Flf iss igkei tsmenge (oder u m 2OO--lOO ccm mehr) wghreiid vier S tunden aus. Diese normale Ausscheidung wird ver- sp~tet , wenn man gleichzeit ig feste Nahrung genieBt. - - Wie diese Nahrungsau fnahme wi rk t und ob sie durch die A r t yon Nahr i ingsmi t t e ln beeinfluBt wird, sollte Gegenstand unserer Versuche seiii, f i b e r die wir kurz berichtei i wollen.

Es m u g d a m i t gerechne t werden, dab auch ohne jegliche Fl i i ss igkei tsaufnahme der Mensch e twa 200 ccm Wasser bei n i i ch te rnem Mageii auszuscheiden v e r m a g ; diese Ausschei- dung wird gr6Ber, wenn a m Vorabend refchlich Nahrung au fgenommen wurde. Auch die Harnac id i t / i t u i i t e rheg t Schwankungen , welche v0n der friihereii Nahrungsau fnahme abzuh/~iigen scheinen. Dieses a l les gi l t fiir die Ausschei- dungsverh/ i l tnisse bei ro l l e r Zurf ickhal tung yon tgsseii und Tr inken a m Morgen.

' N i m m t man aber IOOO ccm Wasser nf ichtern auf, so wi rk t die am Vorabend genossene Nah rung anders. Es wird niim- lich weniger Wasser ausgeschiedeI]. Die n i ichtern aufgenomme- nen IOOO ccm Wasser scheinen in den Geweben durch die Zerse tzungsprodukte der a m Vorabend aufgenommenen N a h r u n g zurf ickgehal ten zu w e r d e n . Die Schlacken wirken ebenso wie Kochsalz auf die osmot ischen Verh/il tnisse - - je mehr Molekfile, u m so mehr Wasser notwendig, u m den kon- s t an ten osmot ischen Druck auf rechtzuhal ten .

Dieses soil nur in E r inne rung gebrach t werden u nd zugleich soll dami t gesagt worden sein, dab wir bei unseren Bes t im- mungen diesen Umst / inden Rechnung ge t ragen haben. --

Die Versuche, welche wir an vier gesundei i M/tnnern an- gestel l t haben, ergabeii zun/~chst, dab reines E iweig in F o r m voii K/tse oder reines F e t t als Bu t t e r , oder endlich Zucker mi t oder ohne Wasser IIfichtern aufgenommen, zwar die Menge des ausgeschiedenen Wassers ve rminder t , dab aber diese Verminderung und sonstige Ausscheidungsbesonder- he i t en dei i thcher bei gemischter Kos t zutage t re ten.

Wir habei i deshalb die mi t IOO g 1K~se, 5 ~ g F e t t und ioo g Rohrzucker angeste l l ten Versuche IIur als Vorprfifung b e - t r a c h t e t und geben fiber die Befunde nu t einen al lgemeinen Ber ich t , dahin lautend, dab je nach der individuel len Magen- empf indhchke i t bald der Zucker, bald das ~EiweiB einen gr613eren EinfluB auI die Wasser- uiid Chlorausscheidung ausfibt.

Ausff ihrhcher wollen wir fiber diese Versuche berichtei i , welche nach der Aufnahme yon e inem bes t immten Fr i ih- st i ick g e m a c h t wurden.

Das Frfihstiick bestand aus Tee mit Milch, Zucker, Brot mit Butter, wohei die Fliissigkeitsmenge genau IOOO ccm betrug. Die

Klinische ~,Vochensehrift, 2. ) 'ahrg.

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Ausscheidung wurde in den ersten 2 Stunden jede 3o Minuten notiert und die ersten 4 Portionen wurden auf Chlor und Acidit/tt qnantitativ untersucht, dabei selbstversts die Meiige des Harnes und sein spezif. Gewicht bestimmt. Die weiteren Portionen wurden nach 6o Miiiuten gesammelt und ebenso untersucht. Es kamen also irhmer 6 Harnportionen zur Untersuchung und die Beobachtung erstreckte sich auf 4 Stunden.

Ein Vergleich der Wasser- und Chlorausscheidung wurde ge- macht bei Aufnahme I. yon I 1 Wasser und bei Aufnahme der gleichen Menge Wasser mit Nahrung; 2. bei AuSnahme 1/~ Mol. Kochsalz, Kaliumchlorid, Calciumchlorid mit iooo ccm Wasser. Desgleichen unter gleichzeitiger NahrungsauSnahme; 3. endlich wurde der EinfluB von 1[2/Viol. Natrium bicai:bonicum und Kalium bicarbonicum und yon Salzsgure untersncht.

Es ergab sich f iberei i is t immend, dab die Nahrungsauf - nahme stets die ausgeschiedeiie Flfissigkeitsmeiige ver- minder t , r icht iger gesagt, versps dab also in vier S tun- den immer weniger Wasser ausgeschieden wurde, als wenn keiue Nahrungsau fnahme s ta t t fand .

Wel te r ergab sich stets eine ErhShung der Chloraus- scheidung nach 2 und besonders nach 3 Stunden, eine E r - h6hung, welche wi t der Resorp t ion der ausgeschiedenen Magensalzs/iure zuschreiben m6chten . Der ausgeschiedelle Magensaf t vermindert die W a s s e r m e n g e der ersten zwei Stun- den und vermehrt die Chlorausscheidung der letzten zwei Stunden der B e o b a c h t u n g .

Ha l t en wi t an dieser Erkl/ t rui ig iest, so dfirfen wir aus unserer Beobach tung wei tere Schliisse ziehen.

So beobach ten wir nach d e m Tr inken yon IOOOCCm Wasser ni ichtern ebenfalls eine Erh6hung der Chloride nach 3 S tunden und schlieBen daraus, dab das salzfreie Wasser allein bereits einen Reiz auf die Magenausscheidung ausfibt.

Wasser, welches ~/~Mol. Salz oder 1/2 Nat r . b icarbol l icum enth/~lt, iibt diesen Reiz nicht aus.. Es h a t sich n~mlich heraus-

ges te l l t , dab die IOOO ccm Salzwasser hie zu einer sekun- d/tren Chlorvermehrung ff ihren; nie wurdei i die Chloride nach 3 Stui iden v e r m e h r t ausgeschieden, nie wurde das auf- genommene Wasser bei Nat r iumione i i ganz ausgeschieden, dagegen wirk ten die Ca-Ionen und K- Ionen sowie die Salz- s/ture diuretisch.

Es ergab sich welter, dab die gleiche Menge Salz (I/2 Mol.) der Nah rung zugesetzt , sich anders verhiel t , als weiin sie dem Wasser zugesetz t wfirde. Als Salzwasser aufgenommen, ver- minde r t sie die Ausscheidung der Chloride, mi t Wasser auI- genommen wird sie im Organismus re t in ier t , denn die Gesamt- menge der ausgeschiedenen Chloride be t r~gt 4 g, w/thrend sie 6 g bet ragen solIte. - - Mit der Nah rung aufgenommei i wird die gleiche Salzmenge nicht re t in ier t , sie wird vol l - s tgndig ausgeschieden, uiid zwar ebenfalls in der v ie r t en Stunde. Worauf dieser Unterschied in der Ausscheidung beruht , ve rm6gen wir n icht zu sagen. Nach unserer Aui- fassung wfirde der Salzzusatz zur Nahrung die Mageiisekre- t ion bef6rdern, dagegen d{e Salzl6sung, einer physiologischen Salzl6sung nahe s tehend, reizlos den Magen verlassen.

DaB eine LSsung voii N a t r i u m b ica rbon icum und K a l i u m bicarboi i icum sich s wie physiologische Salzl6sung ver- h/tlt, bedar f k a u m erws zu werden.

Ebenso ist es verst/t i idlich, dab die Salzss als Reiz wi rk t und dementsprechend eine E rh6hung der Chlor- ausscheidung in der d r i t t en S tunde bedingt .

L i t e r a t u r: A. FolJIN, Action des chlorures sur la s6cr6tion gastrique. Presse m6d, 20 XII. 1922. - - M. H. W~IL, Bedeutung der IonenaciditSA fiir klinische Vorgs Klin. Wochenschr. 1922, Nr. 44- - - GUSTAV ~ENDERS, Uber Gesetzm~l~igkeit der Beziehung zwi- schen Harnacidit/it und C02-Spannung. Biochem. Zeitschr. 132, 22o.

ERFAHRUNGEN UBER LIEBREICHS ,,EOSINOPHILIE IN VITRO".

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H. I-IIRSCHFt~LD, Berlin, und A. HITTMAIR, Innsbruck . Aus der n . Medizinischen Klinik der Universit~t Berlin.

Die Mitteilung yon N~IJMANSI und ZIMONJI~ /~ber die Lieb- reichsche ,,Eosinophilie in vitro" in Nr. 37/38 dieser Zeitschrift veranlagt uns, auch unsere Erfahrungen fiber dieses interessante Phgnomen kurz mitzuteilen. Genau so wie die genannten Autoren

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Page 2: Erfahrungen über Liebreichs „Eosinophilie in Vitro“

2~74 K L I N I S C H E W O C H E N S C F f R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr . 47 19 . NOVEMBER I923

tanden auch wir, dab man nur in solchen 131utarten eine ,,Eosino- philie in vi t ro" feststellen kann, in denen an sich schon eine aus- gesprochene Eosinophilie besteht oder Wenigstens mindestens nor- male Mengen dieser Zellen vorhanden sind, in allen anderen FMlen ist uns das bisher niche gelungen, besonders dann niche, wenn Eosinophile fehlten. Wir waren daher yon xiornherein auI Grund dieses immer .wieder bestat igten Ausfalles unserer Uneer- suchungen davon fiberzeugt, dab es sich um niches anderes als um eine Are yon Anreicherung der Eosinophilen handelt , die ebenso wie die Anh~Lufnng der Blueplgttchen fiber der Leukocytenschicht auf rein mechanische Momente, in erster Linie das yon den fibrigen Leukocyten:versehiedene spez. Gewicht, zurfickzuffihren ist. Ober- haup t mfissen die an sich spgrlichen Eosinophilen, wenn alle Leuko- cyeen isoliert sind, zahlreicher erscheinen, well sie kfinstlich auf einen engen Raum zusammengedrgngt sind.

Stets zeigten die Eosinophilen in unseren nach der Methode LIBBR~ICnS hergestellten Prgpara ten alle morphologischen Charak- terist ica dieser Zellspezies, besonders den Doppelkern, wie man ihn niemals an Neuerophilen sieht. Solche Zellen k6nnen unm6glich aus segmentkernigen Nentrophilen en• Auch sieht man niemals Zwischenformen zwischen Neutrophilen nnd Eosino- -philen, wenn man die Prgparate noch so lange beobachtet . Es scheint al!erdings , dab offenbar unter dem EinfluB der angewandten Reagenzien die neutrophilen Granula manchmal stgrker licht- brechend erscheinen, als man es von gew6hniichen 131ueprgpaxaten her gew6hnt ist; doch s ieht man niemals, dab sich aus solehen Elementen echte Eosinophile entwickeln.

Es widerspricht unseren gut begrtindeten Anschaunngen fiber die t-Iistogenese der Leukocyten, dab sich neutrophile Leukocyten in eosinophile verwandeln k6nntelL denn die En t s t ehung der eosino- philen Myelocyten des Knochenmarkes, der Mutterzellen der Blue- eosinophilen, aus Myeloblasten ist leicht zu beobachten. Auch widerspricht das gegensgtzliche Verhalten der Neutrophilen and

Eosinophilen bet Infekt ionskrankhei ten -- Hyp- bzw. Aneosinophilie bei neutrophiler Leukocytose -- durchaus der IvI6glichkeit eines l~berganges yon Neuerophilen in Eosinophile.

Auch NABGELI gibe in der neuesten Auflage seines Lehrbuches an, dab es sich bet dem Liebreiehsehen Versnehe niche u m eine Neubildung yon Eosinophilen, sondern nut um eine Anreicherung handeln kann (S. 158).

DaB dote, wo eosinophile Zellen angeh~uft sind, Charcot-Leyden- sche Krystalle auftreten, ist bekann t ; es ise daher niche wunder- bar, dab sie anch bet kfinselieher Anreicherung und Isolierung dieser Zellen ausfMlen.

ZUR VERERBUNG DER ZWILLINGSSCHWANGERSCHAFT DURCH DEN MANN.

V o n

Dr. WILHELM W E I N B E R G , S t n t t g a r L

Zu der gleichnamigen Arbeit yon P~IP~Rs in dieser Woehenschr. Nr. 35, S. I65~, bemerke ich, dab DAVENPORTS Arbeit mMne aueh welt gr6t/eren und in einwandfreier Weise erlmltenen Resultate niche erschfittern kann. Seine Zahlen sind beseimme nicht re- pr~sentat iv und viel kleiner als die meinigen. Die yon ihm anfge- seetlte Hypothese fiber Letalfaktoren s teht in keinem Widerspruch zu meinen Ausffihrungen, und mein Material besagt nach wie vor, dab der EinfluB der Frau auf das Zustandekommen yon Zwillings- geburten entscheidend ist. \u sich mi t diesen Fragen besch~feigen will, muB die Originalarbeiten nachleseI~ und niche nach DAV~I~POR~ und LE~z zitieren. In meinem Vortrag fiber diesen Gegenstand bet dem Kongrel3 der Deutschen Gesellschafe ffir Vererbungs- wissenschaft werde ich alle einschl~gigen Fragen behandeln.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T UNTERSUCHUNGEN 0BER DIE BLUTKORPERCHEN-

SENKUNGSGESCHWINDIGKEIT BEI NERVEN- KRANKHEITEN.

V o n

EIVL PAULIAN und N. ToMoVICI.

Die Untersuchungen yon PoppER, WAGNER U. a., die bei florider Syphilis in ca. 7 ~ % aller F/tile eine deutliehe ]3esehleu- nigung der Senknngsgeschwindigkeit der roten ]31utk6rperehen ge funden h a b e n , v e r a n l a B t e n nns, d ieselbe be t v e r s c h i e d e n e n E r k r a n k u n g e n des N e r v e n s y s t e m s , n a m e n t l i c h bet N e r v e n - lues, zu u n t e r s u c h e n . Dies schien niche ohne In t e r e s se zn setH, da die a n d e r e n serologischen R e a k t i o n e n bet N e r v e n l u e s i m B lu t e h/ tufig n e g a t i v ausfa l lem Die yon n n s v e r w e n d e t e Me thode war die e in fache n a c h L I N Z E N M A Y E R , v o n nns ein wenig modif iz ier t .

I n e iner R e k o r d s p r i t z e yon I ccm Inha le a sp i r i e r en wi t o,2o c c m e i n e r 5 proz. N a t r i u m c i t r a t l 6 s u n g , h ie rauf /31u t d u r c h V e n e n p u n k t i o n bis zu I ccm. Das G em enge wi rd i n ein R 6 h r c h e n yon 4 - - 5 m m D u r c h m e s s e r geffilit a n d de r Senkungs - spiegel n a c h je 1/4 S t u n d e m i t Hilfe e iner 1Keglinie ab - gelesen. Diese Ab lesung h a t den Vortei l , das 1/2 S t u n d e B e o b a c h t u n g geni igt , d a die 13eschleunigung ill d e n zwei e r s t en V i e r t e l s t u n d e n a m d e u t l i c h s t e n ist, w/ ihrend sie sp~te r s ich r a sch den n o r m a l e n W e r t e n n~he r t .

Unse re U n t e r s u c h u n g e n a n e ther g rogen A n z a h l yon K r a n k e n de r 13ukarester N e r v e n k l i n i k (Prof. Dr . I~IARINESCU) h a b e n - - wie j a auch zu e r w a r t e n war - - eine betr /~cht l iche Besch l eun ignng de r Senkungs ges chw i nd i gke i t bet Tabes u n d progress iver Pa ra lyse ergeben. Die ]3eschleunigung, die in de r e r s t en halber t S t u n d e a m d e u t l i c h s t e n ist, b e t r u g of t das 4 " bis 5 fache des n o r m a l e n Wer t e s . I n e in igen F~I len war die S e d i m e n t i e r u n g in 1/e S t u n d e vo l lende t . I m Vergle ich zu den R e s u l t a t e n bet f lor ider Syphi l is s che in t es, als ob die Beschleu- n igung bet N e r v e n l u e s gr6Ber u n d k o n s t a n t e r w~re. Von al len n n t e r s u c h t e n F/i l len war ke in e inziger nega t iv .

A h n l i c h e R e s u l t a t e h a b e n wir bet Pa r ap l eg i en a n t syphi - l i t i scher G r n n d l a g e e rha l t en . Es war uns rn6glich, d iese lben d i f f e ren t i a ld i agnos t i seh gegenf lber Pa r ap l eg i en a n d e r e r Ktio-

L I C H E M I T T E I L U N G E N . logie zu v e r w e n d e n , a u s g e n o m m e n 5 io rbus Po t t i , wo wir ghnI i che t3esch leun igungen e rh ie l ten .

IBM a n d e r e n o rgan i schen u n d f u n k t i o n e l l e n E r k r a n k u n g e n des Ne rvensys t e rn s h a b e n wir n o r m a i e Senkungsgeschwind ig - k e i t e n e rha l t en .

I n e in igen F/ellen y o n P a r k i n s o n s c h e r Krank t l e i t , be i d e n e n a n a m n e s t i s e h a n d serologisch Syphi l i s niche zu e rn i e r en war , w a r e n s t a rke S e n k u n g s g e s c h w i n d i g k e i t s b e s c h l e u n i g u n g e n zu b e o b a c h t e n . Diese R e s u l t a t e k o n t r a s t i e r e n m i t den n o r m a l e n oder sogar s n b n o r m a l e n W e r t e n bet den p a r k i n s o n ~ h n l i c h e n Fo lgezus t i i nden de r E n c e p h a l i t i s l e tha rg i ca (auch be t a k u t e r Encepha l i t i s ) . I n e inzelnen, a n c h k l in i sch in de r Mi t re s t ehen - den u n d schwer zu k lass i f i z ie renden F~illen h a b e n wir h in- gegen m i t t l e r e S e n k n n g s w e r t e e rha l t en . I rgendwe lche Schliisse k o n n t e n w i t aus d iesen E r g e b n i s s e n n i c h t ziehen.

ZUR FRAGE DER HARNSAUREAUSSCHEIDUNG IM URIN BEI IKTERUSKRANKEN.

V o n

H A N S U L L M A N N .

Bet den m i t I k t e r u s e i n h e r g e h e n d e n K r a n k h e i t e n f inde r man , w e n n die L e b e r als O r g a n Ur sache fflr die G e l b s u e h t is t , bet pur in f re ie r E rn / ih rung , ebenso wie bet ge lbsf ieht igen K r a n k e n aus a n d e r e n U r s a c h e n (h/~ma• Ik t e rus ) , H a r n - s / iu remengen i m Tagesur in , die sich yon d e n e n der G e s u n d e n niche u n t e r s c h e i d e n .

K r a n k e m i t a k u t e r L e b e r a t r o p h i e sche iden m i t d e m U r i n u n g e w 6 h n l i e h h o h e Harns /~uremengen aus, die abe r k le iner werden, w e n n die IKrankhei t s ich besser t . Es 1/iBt sich folgern, d a b die ausgesch iedene Harns~iure in i h r e r Gr613e de r Menge de r zers tOr ten L e b e r p a r e n c h y m z e l l e n para l le l geht . De r auf- h 6 r e n d e Zerfa l l des P a r e n c h y m s b e e n d e t den E i n t r i t t de r aus den Lebe rze l l ke rnen s ~ a m m e n d e n P u r i n e in den i n t e r m e d i ~ r e n Stoffwechsel . D a m i t en t f a l l en die B a n s t e i n e f/ir die l e b h a f t e r e Harns/~urebildung.

Jkhnliche Verh/iltnisse wie bei der Lebera• finder man bei den schweren Formen des katarrhalischen Ikterus. I-Iier erreicht die Harns~urevermehrung aber nieht so hohe