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1 Minnesota? Du hattest eigentlich gehofft an einer der Ivy League Unis zu landen, wo große Namen kleine Seminare unterrichten? Dein Traum war ein Jahr in einer großen Metropole wo so richtig was los ist und die Leute liberal und offen sind? Du wolltest so gerne irgendwohin wo's warm und sonnig ist? Du hättest so richtig Lust gehabt in einer süßen, kleinen Collegetown zu landen um mal das echte, amerikanische Unileben kennen zu lernen, nicht an einer der größten Unis der Staaten? Minnesota! Herzlichen Glückwunsch! Freu dich, denn vor dir liegt mit Sicherheit eines der besten Jahre deines Lebens. Du kannst akademisch exzellente Kurse und spannende Gastvortraege besuchen. Du kannst den heissen Sommer geniessen und im sonnigen Winter das taegliche (Kaelte-)Abenteuer deines Lebens erleben. Und dich dann wieder umso mehr auf den warmen Fruehling freuen. Du kannst das oft verrueckte, immer spannende Collegetreiben inklusive wilder Fratparties, kollektivem Footballwahn und Schlafanzug in der Vorlesung mitverfolgen und/oder miterleben. Du kannst deine freien Tage und Naechte in der tollen Natur unweit der Cities verbringen oder gleich an den staedtischen Seen. Oder in den Museen, Cafes, Stadien, Shops, Bars, Clubs von Minneapolis und St. Paul - kurzum, du kannst alles entdecken was nicht eine, sondern gleich zwei Staedte und deren fast immer reizende Einwohner zu bieten haben. Und Zeit dann doch noch mal nach New York, Californien und Chicago sowieso zu fliegen bleibt auch noch. Ich hoffe, ich habe dir durch diesen euphorischen Einstieg noch mehr Lust auf das kommende Jahr gemacht, als du bestimmt sowieso schon hast. Eines moechte ich allerdings betonen: Alle meine Erfahrungen sind eben auch nur meine Erfahrungen und lassen sich natuerlich nicht verallgemeinern. Letztendlich wird sich vieles was aus Deutschland noch sehr verwirrend erscheint oder dir beim Start Kopfschmerzen bereitet, im Rueckblick als halb so wild erweisen. Mir ist natuerlich auch klar, dass dieser tolle Spruch vorher nichts bringt, deswegen nun ein paar Tipps aus meinem ganz persoenlichen Erfahrungsschatz.

Erfahrungsbericht Monika Frech U of Minnesota

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Minnesota? Du hattest eigentlich gehofft an einer der Ivy League Unis zu landen, wo große Namen kleine Seminare unterrichten? Dein Traum war ein Jahr in einer großen Metropole wo so richtig was los ist und die Leute liberal und offen sind? Du wolltest so gerne irgendwohin wo's warm und sonnig ist? Du hättest so richtig Lust gehabt in einer süßen, kleinen Collegetown zu landen um mal das echte, amerikanische Unileben kennen zu lernen, nicht an einer der größten Unis der Staaten? Minnesota! Herzlichen Glückwunsch! Freu dich, denn vor dir liegt mit Sicherheit eines der besten Jahre deines Lebens. Du kannst akademisch exzellente Kurse und spannende Gastvortraege besuchen. Du kannst den heissen Sommer geniessen und im sonnigen Winter das taegliche (Kaelte-)Abenteuer deines Lebens erleben. Und dich dann wieder umso mehr auf den warmen Fruehling freuen. Du kannst das oft verrueckte, immer spannende Collegetreiben inklusive wilder Fratparties, kollektivem Footballwahn und Schlafanzug in der Vorlesung mitverfolgen und/oder miterleben. Du kannst deine freien Tage und Naechte in der tollen Natur unweit der Cities verbringen oder gleich an den staedtischen Seen. Oder in den Museen, Cafes, Stadien, Shops, Bars, Clubs von Minneapolis und St. Paul - kurzum, du kannst alles entdecken was nicht eine, sondern gleich zwei Staedte und deren fast immer reizende Einwohner zu bieten haben. Und Zeit dann doch noch mal nach New York, Californien und Chicago sowieso zu fliegen bleibt auch noch.

Ich hoffe, ich habe dir durch diesen euphorischen Einstieg noch mehr Lust auf das kommende Jahr gemacht, als du bestimmt sowieso schon hast. Eines moechte ich allerdings betonen: Alle meine Erfahrungen sind eben auch nur meine Erfahrungen und lassen sich natuerlich nicht verallgemeinern. Letztendlich wird sich vieles was aus Deutschland noch sehr verwirrend erscheint oder dir beim Start Kopfschmerzen bereitet, im Rueckblick als halb so wild erweisen. Mir ist natuerlich auch klar, dass dieser tolle Spruch vorher nichts bringt, deswegen nun ein paar Tipps aus meinem ganz persoenlichen Erfahrungsschatz.

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Vorher: Es lohnt sich, sich schon in Berlin mit den Amerikanern die gerade hier sind und/oder auch mit den Ehemaligen zu treffen (immer gerne!) um Fragen direct zu stellen. Oder nur um sich begeistern zu lassen. Zu Visum etc. kann ich leider gar nicht so viel sagen, da ich das Glueck hatte ein Fulbright Stipendium zu ergattern. Dafuer auf jeden Fall unbedingt bewerben, das ist super. Fulbright organisiert fuer euch die Visumsformalitaeten (und bezahlt diese auch), bucht den Flug (und bezahlt auch den) und laedt euch zu Orientierungs- und "Networking"-Konferenzen ein (und natuerlich sind die auch all-inklusive). Wenn man sich schon fuer das DA Stipendium beworben hat ist die Fulbright Bewerbung auch kein grosser Aufwand mehr. Zur Botschaft muss man natuerlich immernoch selbst gehen. Das ist aber auch nicht halb so schlimm wie man vorher meinen koennte. Das einzige was man neben Pass, Formularen und einem adretten Auesseren mitbringen sollte ist viel Zeit. Da es eine Weile dauert bis man den ersten Stipendienscheck bekommt, muss man fuer den Anfang auf jeden Fall Bargeld mitnehmen. Oder besser noch eine deutsche Kreditkarte mit der man fuer 1 bis 3 Prozent Auslandsentgelt Geld abheben kann oder mit der man gleich vieles bezahlen kann. Was du mitnimmst und wass du drueben kaufst, bleibt dir ueberlassen. Die Sommer sind heiss und schwuel, die Winter wirklich sehr kalt, aber schoen und meist trocken. Der Ruecktransport wird eher das Problem, da man ja nur zwei Koffer mitnehmen darf. Sachen schicken kann man nur noch auf dem Luftweg und daher relativ teuer. Bleibt einem nur noch fuer Uebergepaeck zu bezahlen oder sich eben beim Einkaufen zu beschraenken, bzw. vor der Rueckreise radial auszumisten. Ausserdem muss man bedenken, dass man eventuell viel Zoll zahlen muss wenn man zuviel nach Deutschland einfuehrt. Aber erstmal muss man ja hinkommen, bevor man sich Gedanken machen muss wie man sich und seinen Kram wieder weg bekommt. Den Flug sollte man sich so auf zwei Wochen vor Vorlesungsbeginn legen, dann hat man noch genug Zeit den Jetlag zu ueberwinden, sich ein bisschen mit Campus und Stadt vertraut zu machen und die noetigen Formalitaeten zu erledigen. Das haengt allerdings davon ab ob man schon eine Wohnung hat oder sich vor Ort noch eine suchen muss. Dann sollte man eventuell mehr Zeit einplanen. Wobei man fuer diese Zeit dann eben auch wieder was zum Wohnen braucht. Womit wir schon beim Naechsten, DEM grossen Thema am Anfang sind.

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Dach ueberm Kopf: Vor allem anderen muss man sich ueberlegen, ob man on-campus oder off-campus wohnen moechte. On-campus bedeutet, dass man in einer der dorms wohnt. Dort wohnt man in Einzel- oder auch Doppelzimmern, manchmal mit Etagendusche und fast immer ohne Kueche. Dafuer muss man den sog. meal-plan mit dem Zimmer kaufen. Das heisst man wird in der Mensa des dorms mit allen Mahlzeiten versorgt. Ueber deren Qualitaet kann ich wenig sagen, habe aber gehoert, dass man durchaus eine gute Auswahl hat und das Essen okay ist. In den dorms wohnt man mitten auf dem Campus, was je nach Ansicht toll oder nervig sein kann. Die dorms sind allerdings recht teuer und je nach dorm es kann passieren, dass man von vielen ausgehfreudigen freshmen oder vielen anderen Internationals umgeben ist. Auch je nach Ansicht toll oder nervig. In den dorms gibt es meist gut ausgestattete Computer- und Gemeinschaftsraeume und es werden gemeinsame Aktivitaeten fuer jeden der Lust hat organisiert. Nicht zuletzt dadurch findet man schnell Anschluss. Zieht man ins dorm sollte man wissen, dass man in vielen dorms nur waehrend der Vorlesungszeiten wohnen und essen kann. Ueber die Ferien machen die Mensen und oft auch die ganzen Gebaeude dicht. Dafuer kriegt man dann aber auch mehr Geld von der Uni. Dafuer am Besten mal auf der Website der entsprechenden dorms nachschauen.

Entscheidet man sich im dorm zu wohnen, braucht man eigentlich nur noch anreisen (wobei die meisten dorms erst am labour day weekend oeffnen). Vorher kann man wie die meisten Internationals in Centenniell Hall wohnen. Dafuer einfach vorher Bescheid sagen, dass man das moechte. Die Gebuehr dafuer (circa 18 Dollar pro Nacht) gehen dann vom ersten Stipendienscheck weg. Entscheidet man sich fuer off-campus hat man generell zwei Moeglichkeiten: Entweder man sucht sich schon vorher per Internet oder durch Kontakte eine Wohnung, womit man das Risiko eingeht in einer Bruchbude und/oder weit ab vom Schuss zu wohnen. Oder man wartet bis man dort ist und schaut sich dann um, was natuerlich am Anfang auch gut stressig sein kann. Ich habe ersteres gemacht und schon aus Deutschland via craigslist.com ein Zimmer in einer Art WG gefunden. Ich kenne aber auch einige die sich vor

Ort was gesucht haben. Generell sind die Hauser in Uninaehe durch die haeufigen Wechsel in schlechterem Zustand als die Haeuser in anderen Vierteln. Vor allem in Dinkytown kann man sich auf allnaechtlichen Laerm und haeufige Parties gefasst machen. Dafuer bekommt man ein Viertel direkt am Campus und mit vielen netten Bars, Cafes und Restaurants. Wohnt man weiter weg bekommt man gepflegtere Haueser, weniger bzw. andere Action und “gesittetere” Nachbarn. Dann sollte man aber auf jeden Fall darauf achten, dass ein Bus, der einen direkt zur Uni bringt, in der Naehe haelt. Am Besten ein Expressbus, das sind alle die eine 100er Nummer haben. Das kann man via googlemaps und metrotransit.org rausfinden. Im Winter moechte man nicht umsteigen muessen oder weit zur Haltestelle laufen muessen.

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Wenn man Lust hat kann man sein Viertel vorher schon mal per googlemaps streetview quasi abfahren und sich sein zukuenftiges Haus anschauen. Wobei man sich vom Auesseren (im Guten wie im Schlechten) nicht taeuschen lassen sollte. Fuer ein Zimmer in den Vierteln um die Uni rum muss man so zwischen 400 und 600 Dollar warm (im Winter immer etwas mehr) rechnen. Eine gute Moeglichkeit, wenn man bereit ist mehr auszugeben sind die privaten Studentenwohnheime. Die zwei groessten sind das Melrose im Stadium Village auf der Eastbank und das Grand Marc auf der Westbank. Diese sind sich im Wesentlichen gleich, also am Besten vorher schauen wo man die meisten Kurse hat und dann danach auswaehlen. Im Melrose oder Grand Marc bekommt man moeblierte Zimmer mit Bad in Ein- bis Vier-Personen Appartments mit Wohnzimmer und Kuechen. Ausserdem Fitnessraum, kleines Kino, Computerlab, Billard, Innenhoefe mit Grillmoeglichkeiten, verschiedene Fastfoods und Cafes, organisierte Aktivitaeten und eventell gleich Anschluss durch Mitbewohner. Das Ganze hat natuerlich seinen Preis. Generell wuerde ich jedem raten sich eine Prioritaetenliste zu machen, was einem beim Wohnen am Wichtigsten ist: Lage bei der Uni und den Cafes oder lieber ruhig und sauberer, lieber laenger zu den Seen oder laenger zu den Seminaren brauche, allein oder mit Anschluss, wenn ja mit welchem, mit mehr Komfort oder billiger, etc. und sich dann entsprechend gezielt umzuschauen. Wenn man Veranstaltungen in St. Paul hat sollte man das natuerlich auch mit in die Ueberlegungen einbeziehen. Rumkommen:

Es gibt ein recht gut ausgebautes Busnetz und eine lightrail Linie, die bis zum Flughafen und der Mall of America faehrt. Das Busnetz ist allerdings nicht so leicht zu durchschauen, an den Haltestellen haengen weder Abfahrtszeiten noch die genauen Routen, geschweige denn ein Netzplan aus. Besonders

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im Winter empfiehlt es sich daher sich vorher auf metrotransit.org anzuschauen wo man wann und wie hinkommt. Nachts fahren die Busse auch nur noch spaerlich oder gar nicht mehr. Dafuer aber relativ guenstige Taxis. Diese muss man meist vorher bestellen, eines einfach auf der Strasse anzuhalten kann sich schwierig gestalten. Ueber die Uni kann man einen Busfahrschein (metropass) fuer das ganze Semestrer fuer circa 60 Dollar kaufen. Ansonsten kostet eine Fahrt 1,50 haben. Auf dem Campus fahren auch Busse, die kosten nichts. Der Campus Connector ist die schnellste Verbindung zwischen den Campi in Minneapolis und St. Paul. Auch wenn man – ausser man ist super tough –einen erheblichen Teil des Jahres nicht damit fahren kann, lohnt es sich doch ein Fahrrad anzuschaffen. Das kann man uebrigens auch kostenlos mit in alle Bussen nehmen Solange es warm draussen ist, kommt man damit am schnellsten und praktischsten voran. Es “lohnt “ sich auch, sich mit Leuten mit Auto anzufreunden, der Wocheneinkauf wird dadurch erheblich einfacher. Bueffeln und Bilden: Als non-degree student kann man sich fuer alle Kurse an allen departments einschreiben, hat aber keinen Anspruch auch ueberall aufgenommen zu werden. Die allermeisten Professoren freuen sich aber

ueber internationale Studenten, so dass man mit einer netten Anfrage per email und Auftauchen in der ersten Kursstunde meistens erfolgreich ist. Also nicht verzweifeln, wenn bei der Ankunft schon alle Kurse voll sind. Fuer die muss man sich naemlich online einschreiben, aber die deadline dafuer ist schon lange bevor man ankommt. Da man dafuer einen Studentenausweis braucht und ein Gesundheitszeugnis (bekommt man nach einem TBC Test in der kostenlosen Boynton Klinik auf dem

Campus) kann man sich auch wirklich erst vor Ort einschreiben. Sich das Vorlesungsverzeichnis anschauen und Profs kontaktieren kann man natuerlich auch schon vorher, ist aber nach meiner Erfahrung nicht unbedingt noetig. In der ersten Woche kann man noch Kurse aendern, d.h. hinzufuegen oder wieder streichen, danach wird das schwieriger. Einen academic advisor hatte ich persoenlich nicht, habe mich aber auch so zurecht gefunden. Ansonsten helfen die Mitarbeiter vom International office immer sehr kompetent und schnell. Das Vorlesungsverzeichnis fuer alle Kurse ist online verfuegbar. Jeder Kurs hat dabei eine fuenfstellige Nummer mit der man sich auch online fuer den Kurs eintraegt. Ausserdem hat jeder Kurs eine Nummer die das level angibt. Dabei bezieht sich die 1000er Zahl ungefaehr auf das Jahr in dem amerikanische Studenten den Kurs normalerweise nehmen, bzw. auf die Vorerfahrung die man schon haben sollte.

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Ein 1000er Kurs ist also fuer freshmen oder fuer alle die in dem Bereich noch keine Vorerfahrung haben. 4000er Kurse sind fuer seniors und alles hoehere, also 5000er und 8000er fuer graduates, also Masterstudenten oder Doktoranden. Manche Kurse haben ein W hinter der Nummer. Das heisst Writing intensive und entsprechend muessen mehr Arbeiten geschrieben werden, es gibt aber dafuer auch integrierte Schreibworkshops. Die Kurse geben zwischen einem und fuenf credits. Insgesamt muss man in jedem Semester mindestens 12 credits nehmen. Wenn man moechte kann man die sich also auch mit Sprachkursen, die fuenf credits geben oder Skifahren und Fussball fuer je einen credit voll machen. Fuer die akademischen Kurse ist der Arbeitsaufwand allgemein hoeher als an der deutschen Uni, bzw. anders verteilt. Das ist uebrigens relativ unabhaengig vom level so. Man muss regelmaessig viel lesen und auch waehrend des Semesters staendig Arbeiten und Hausaufgaben abgeben. Am Ende des Semesters ist meist noch eine Klausur und/oder Hausarbeit faellig, so dass man dann noch entsprechend mehr zu tun hat. Das Tolle daran ist, dass man in den Semesterferien dann auch tatsaechlich frei hat. Was man wann machen muss steht genau auf dem meist ellenlangen Syllabus den man zu Beginn des Semesters bekommt. Am Besten man traegt sich gleich alle Abgabetermine in einen Kalender ein, damit auch keiner in der Masse untergeht.

Das Angebot in den Bibliotheken ist zwar umfassend und gut, aber die allermeisten Buecher muss man trotzdem kaufen. Und das geht ganz schoen ins Geld. Man kann es sich entweder bequem machen und die Buecher im Unibuchladen kaufen oder sie ueber half.com oder bei amazon.com im Internet kaufen. Dort gibt es die meisten Buecher gebraucht und damit um ein vielfaches billiger. Die Bibliotheken haben entweder 24 Stunden geoeffnet, mindestens aber bis Mitternacht und auch am Wochenende. Vor allem gegen Semesterende werden diese Oeffnungszeiten auch rege ausgenutzt.

Ein eigener Computer empfiehlt sich zwar, ist aber kein Muss. Die Computerlabs in den Bibliotheken sind ebenfalls toll ausgestattet und staendig offen. Ich habe mir drueben einen neuen Laptop gekauft. Bei dem derzeitigen Dollarkurs lohnt sich das trotz Zoll allemal – zumal ich gleich noch einen Drucker und ipod dazu bekommen habe. Ueber die Uni bekommt man uebrigens auch Software zum super guenstigen Preis.

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Woher nehmen, wenn nicht stehlen?! Abholen im International Office. Und zwar den Stipendienscheck zu Beginn jedes Monats. Je nachdem wieviel man fuer Wohnen und Essen ausgiebt, reicht das Geld gut bis maessig. Es schadet jedenfalls nicht, wenn man noch aus Deutschland eine Reserve mitbringt. Toll ist, dass man mehr bekommt, wenn die Uni zumacht - Urlaubsgeld sozusagen. Anfangs muss man noch Steuern auf das Stipendium bezahlen, bis man sich eine Social Security Nummer geholt hat. Diese kann man aber am Ende des Jahres wiederbekommen. Bei der komplizierten Steuererklaerung hilft die Uni natuerlich auch. Moechte man sich selbst etwas dazu verdienen, darf man das nur auf dem Campus machen. Dabei sollte man sich aber gut ueberlegen, wieviel Zeit man neben dem anstrengenden Unileben noch hat oder haben moechte. Ich selbst habe im zweiten Semester beim Language Center als Leiterin einer Deutschgruppe gearbeitet. Das war zwar zeitlich kein grosser Aufwand, hat aber finanziell auch nicht so richtig was gebracht. Aber Spass hats grossen gemach, ich habe viel gelernt und und der Job hat mir selbst nochmal eine ganz andere Perspektive auf die Uni eroeffnet. Ueber die Uni (und eventuell auch nochmal extra ueber Fulbright) ist man krankenversichert, darueber muss man sich also nicht extra Gedanken machen. Ausser man hat vor Risikosportarten wie Skifahren oder aehliches auszuueben. Das Boynton Health Center auf dem Campus ist bei allen Beschwerden erste Alaufstelle. Mitbringen muss man zunaechst nur seinen Studentenausweis (U-Card). Boynton bietet auch kostenlose Impfungen an und in der Apotheke sind die Sachen billiger als im normalen drugstore.

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Und sonst so….

Der Austausch zwischen der FU Berlin und der University of Minnesota nennt sich IRSEP – International Reciprocal Student Exchange Programm. Das Besondere daran ist, dass die amerikanischen Gegenstipendiaten unter anderei von euch ausgesucht werden. Zusammen mit den Amerikanern, die im vorigen Jahr in Berlin waren, bidet ihr die Auswahlkommission, die die gluecklichen Kandidaten fuer das Jahr an der FU auswaehlt. Es ist ganz schoen spannend einmal auf der anderen Seite zu stehen und eine solche Verantwortung anvertraut zu bekommen. Allerdings kostet der Auswahlprozess auch viel Zeit und eventuell Nerven.

Ihr muesst/duerft alle Bewerbungsunterlagen getrennt durchsehen und detailliert bewerten und dann einige der Bewerber interviewen. Anschliessend entscheidet ihr auf dieser Grundlage wer die Chance auf das Jahr seines Lebens bekommt und wer nicht. Das Programm lebt damit im wahrsten Sinne des Wortes von uns und euch, eine Sache die ich sehr schoen und verbindend finde. Abgesehen davon veranstaltet das International Office auch immer wieder Events fuer alle IRSEP Kandidaten aus der ganzen Welt, so dass man sich besser kennen lernt. Bei all dem sollte man natuerlich auch nicht vergessen, Spass zu haben. Das geht aber eigentlich auch gar nicht – im Gegenteil. Machst du gerne Sport, kannst du das kostenlose Fitnessstudio und/oder Schwimmbad auf dem Campus nutzen oder fuer wenig Geld die Kurse dort besuchen. Vorsicht nur: T-Shirts mit Aermeln tragen, sonst is nichts mit schwitzen. Oder du machst bei einem der Teams mit, die es fuer nahezu jede Sportart gibt. Im Winter – oder eher Fruehjahr, wenn es nicht mehr ganz so kalt ist – kann man auch auf den Seen oder einem der ueberfluteten Sportplaetze Schlittschuhlaufen. Schaust du gerne Sport, hast du auch die Auswahl zwischen so ziemlich allem was es an Sport so gibt. Es lohnt sich mindestens einmal ein Football Spiel der Gophers anzuschauen. Die sind zwar nicht besonders gut, aber geht es zum Beispiel gegen die Lokalrivalen aus Wisonsin geht es auch eher um die Vorher-Nachher-Waehrend Show in und ums Stadion. Im Winter ist Hockey (also Eishockey) DAS grosse Ding. Fuer die Collegemannschaft bekommt man aber nicht so leicht Tickets. An professionellen Teams gibt es ebenfalls Eishockey (Wild), Baseball (Twins), Basketball (Timberwolves), Football (Vikings).

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Interessierst du dich fuer Kunst, Kultur und Architektur kannst du ins kostenlose von Gehry gebaute Weizman Museum auf dem Campus gehen. Oder ins von Herzog/De Meuron gebaute Walker Art Center, samt Outdoor Skulpturen Garten. Oder in das von Jean Nouvel erbaute Guthrie Theater am Mississippi. Oder in eines der unzaehligen anderen Theater. Oder in ein Konzert im First Avenue, wo Prince gross geworden ist oder ins Varsity in Dinkytown, wo Bob Dylan anscheinend immer wieder Ueberraschungsauftritte hatte. Oder du kannst ins kostenlose Kino in der

Coffmann Union auf dem Campus gehen. Oder in eines der kleinen Independent Kinos, zum Beispiel in Uptown. Oder zu einem der vielen Vortraege zu nahezu jedem Thema die regelmaessig auf dem Campus statt finden. Bist du gerne draussen, kannst du dich an das Center fuer Outdoor Activities halten. Das veranstaltet regelmaessige Aktivitaeten und Ausfluege, wie kanufahren, langlaufen, klettern oder campen. Das lohnt sich auf jeden Fall, wenn man auch mal die tolle Natur um die Cities aussenrum kennen lernen moechte. Verreist du gerne, hast du dafuer viele Wochenenden, sowie die winterbreak, die springbreak und die Zeit nach dem Studium im Fruehsommer zur Verfuegung. Ueber Moeglichkeiten dazu brauche ich mich hier ja nicht auszulassen. Gehst du gerne shoppen, kannst du dich auf kleine Boutiquen und Second-Hand Laeden in Uptown und Dinkytown freuen, auf eine grosse Outletmall unweit der Cities, auf Target – den besten All-in-one Laden der Welt und natuerlich auf die beruehmte Mall of America. In der groessten ueberdachten Shoppingwelt Nordamerikas findet bestimmt jeder was. Und wenns nur der integrierte Vergnuegungspark ist. Gehst du gerne aus, bieten Uptown, Dinkytown und Downtown viele leckere Restaurants, Cocktaillounges und Bars fuer jeden Geschmak und Clubs fuer jeden Musikgeschmack. Und dann gibt es da natuerlich noch mehr oder weniger private Parties um den Campus herum. Da kann es schon mal so zugehen wie man das aus Film und Fernsehen kennt… Andere Internationals lernt man automatisch bei einer der vielen Orientations kennen. Oder bei der regelmaessigen Small World Coffee Hour oder einer der International Friendship Groups. Toll ist auch das International Classroom Programm des Minnesota International Centers. Da faehrt man ab und zu freitags in Schulen im Umland um den kids etwas ueber sein Heimatland zu erzaehlen. Macht Spass, man lernt dabei selbst viel ueber das amerikanische Schulsystem und die Welt. Man trifft viele

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interessante Leute und die Kinder sind echt begeistert und begeisternd. Aber darueber erzaehlt euch George bestimmt auch noch mehr auf einer der Orientations.

Hat man mal Heimweh nach Zuhause, geht man sich am Besten zu einen Event des Austrian Centers – da kommt zum Beispiel schon mal der Nikolaus vorbei. Um ausserhalb der Kurse andere Amerikaner kennen zu lernen, kann man bei einem der unzaehligen Clubs mitmachen. Egal wofuer man sich interessiert oder was einem ein Anliegen ist, es gibt bestimmt eine studentgroup dazu. Einfach mal im Internet nachschauen oder ueber die Campusbruecke gehen und die graffities studieren. Diese

Gruppen sind ein ganz wesentlicher Teil des Campuslebens. Ich selbst habe bei der National Student Advertising Competition mitgemacht und muss sagen, dass das so ziemlich die beste Entscheidung des ganzen Jahres war. Wer mehr darueber wissen mochte kann mich gerne fragen Wer jetzt ueberhaupt noch zu irgendetwas mehr wissen moechte kann mich sowieso gerne fragen. Jetzt habe ich so viel geschrieben, dabei laesst sich mein wichtigster Ratschlag eigentlich ganz kurz fassen: Lass dich von meinem Bericht nicht beeinflussen, mach deine eigenen Erfahrungen, sei offen, sei neugierig, frag nach, bring dich ein, nimm alles mit und hab Spass!

Monika Frech

2007/2008 [email protected]

FU Berlin:

Nordamerikastudien, Politikwissenschaft, Publizistik

University of Minnesota: Political Sciente, Sociology, Communication Science,

Journalism and Public Relations, Advertising