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Ergebnisse der Bevölkerungsvorausschätzung für …...Ergebnisse der Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen als Grundlagen der Landesentwicklungsplanung Projektion

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Ergebnisse der Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen als Grundlagen der Landesentwicklungsplanung

Projektion bis zum Jahr 2035 und Trendfortschreibung bis 2050

Uwe van den Busch HA-Report 990 Wiesbaden, im Juni 2019

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IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 [email protected] VERFASSER Uwe van den Busch STAND Juni 2019 HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der HA Hessen Agentur GmbH / Hessischen Landes-regierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während ei-nes Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informati-onsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitli-chen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die ge-nannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druck-schrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer / Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

BESTELLUNG Download unter www.hessen-agentur.de/mediathek

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Ergebnisse der Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen als Grundlagen der Landesentwicklungsplanung

Projektion bis zum Jahr 2035 und Trendfortschreibung bis 2050

Inhalt

Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung bis 2035/2050 1 

1  Ausgangsbasis 1 

2  Ergebnisse der Bevölkerungsvorausschätzung 2 

2.1  Bevölkerungsentwicklung in Hessen insgesamt 2 

2.2  Überblick über zu erwartende altersstrukturelle Veränderungen 2 

2.3  Entwicklung von Geburten und Sterbefällen 6 

2.4  Regionale Bevölkerungsentwicklung 7 

3  Methodik und Annahmen 13 

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

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Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung bis 2035/2050

1 Ausgangsbasis

Kenntnisse über die Bevölkerungsentwicklung in Hessen und seinen Regionen stellen eine

zentrale Grundlage für die Landesentwicklungsplanung dar. Dazu werden von der Hessen

Agentur im regelmäßigen Turnus Bevölkerungsvorausschätzungen für Hessen und seine Re-

gionen erstellt und die Ergebnisse dieser Modellrechnungen mit den tatsächlichen Entwicklun-

gen im Zeitverlauf verglichen. Falls dabei systematische Abweichungen festgestellt werden,

muss eine Aktualisierung der Modellrechnungen vorgenommen werden.

Die letzte Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur stammt aus dem Jahr 2016. Im

Jahr 2015 hat Hessen über 90.000 Einwohner durch Zuwanderungen gewonnen, so viele wie

zuletzt Anfang der 1990er Jahre, als wegen des Bürgerkrieges in Ex-Jugoslawien und dem

Fall des Eisernen Vorhangs zu Osteuropa ähnlich viele Menschen nach Hessen gekommen

sind. Diese außergewöhnlich hohen Zuwanderungen in 2015 waren der Hauptgrund für eine

Neuberechnung der Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen in der ersten Jahreshälfte

2016, das Basisjahr der Berechnungen ist das Jahr 2014. Dafür mussten Annahmen auch zu

den zukünftigen Wanderungsgewinnen getroffen werden, die sich für den Zeitraum von 2016

bis 2018 im Nachhinein nun in der Größenordnung von rund 60.000 Personen als zu hoch

erwiesen haben.

Darüber hinaus ist am aktuellen Rand ein signifikanter Anstieg der Geburtenrate zu beobach-

ten. So bewegte sich die Geburtenrate in Hessen sehr ähnlich wie in Deutschland insgesamt

seit Mitte der 1970er Jahre relativ konstant um den Wert von 1,4 Kindern je Frau, d. h. von

1.000 Frauen wurden im Schnitt insgesamt 1.400 Kinder geboren. In den Jahren 2016 und

2017 sind jedoch Geburtenraten von knapp 1,6 zu beobachten.

Während es sich aus heutiger Sicht bei den hohen Wanderungen um einen einmaligen Ni-

veaueffekt handeln dürfte, ist bei der Geburtenrate auch zukünftig von dauerhaft höheren Wer-

ten als in der Vergangenheit auszugehen. Die Hessen Agentur hat daher neue Berechnungen

vorgelegt, die diesem Aktualisierungsbedarf Rechnung tragen. Basisjahr der aktuellen Berech-

nungen ist das Jahr 2017, der Projektionshorizont reicht bis zum Jahr 2035, die Trendfort-

schreibungen erfolgen bis zum Jahr 2050.

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Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen

2

2 Ergebnisse der Bevölkerungsvorausschätzung

2.1 Bevölkerungsentwicklung in Hessen insgesamt

Am Ende des Jahres 2017 lebten in Hessen insgesamt 6,243 Mio. Einwohner. Dies waren fast

271 Tsd. mehr als bei der Zensuserhebung im Mai 2011. Am Ende des Jahres 2035 dürfte die

Einwohnerzahl um nochmals 110 Tsd. Menschen auf 6,353 Mio. Einwohner ansteigen, danach

aber wieder kontinuierlich zurückgehen auf 6,274 Mio. Einwohner am Ende des Jahres 2050.

Bevölkerungsentwicklung in Hessen von 1970 bis 2050

Quelle: HSL (Bevölkerung: 1970-2017); Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (Werte ab 2018).

2.2 Überblick über zu erwartende altersstrukturelle Veränderungen

Die demografische Entwicklung in Hessen wird nicht nur durch Veränderungen der Einwoh-

nerzahlen, sondern in erheblichem Maße auch durch die altersstrukturelle Zusammensetzung

der Bevölkerung geprägt. Die Ergebnisse der aktuellen Bevölkerungsvorausschätzung zeigen,

dass sich der seit Jahren zu beobachtende Alterungsprozess auch mit den zu erwartenden

steigenden Geburtenzahlen und den Zuwanderungen jüngerer Menschen grundsätzlich fort-

setzen wird. So werden sich langfristig die Anteile der Bevölkerungsgruppen unter 60 Jahren

deutlich verringern, wohingegen sowohl die relative Bedeutung als auch die absolute Zahl der

über 60-Jährigen und dabei insbesondere der über 80-Jährigen stark ansteigen wird.

5,2

5,4

5,6

5,8

6,0

6,2

6,4

6,6

1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050

Be

völk

eru

ng

in M

illio

nen

Bevölkerung_Ist

_Projektion

_Trend

2035: 6.353 Tsd.

1970: 5.425 Tsd.

VZ 1987: 5.501 Tsd.

2017: 6.243 Tsd.

Zensus 2011: 5.972 Tsd.

2050: 6.274 Tsd.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

3

Die altersstrukturelle Zusammensetzung der Bevölkerung im Zeitverlauf

Quelle: HSL (2000, 2017); Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (2025 bis 2050).

Im Einzelnen wird der Anteil der Jugendlichen unter 20 Jahren von 19 Prozent im Basisjahr

2017 auf 18 Prozent im Jahr 2035 und 17 Prozent im Jahr 2050 sinken. Stärker noch dürfte

sich der Anteil der Altersgruppe der 20- bis unter 40-Jährigen verringern, nämlich von 25 Pro-

zent im Jahr 2017 auf 22 Prozent im Jahr 2050. Am relativ stärksten wird sich der Rückgang

bei den 40- bis unter 60-Jährigen auswirken. Zu dieser Altersgruppe zählen gegenwärtig die

geburtenstarken Jahrgänge der Mitte der 1950er bis etwa Mitte der 1960er Geborenen. Im

Basisjahr 2017 lag der Anteil dieser Gruppe an der Gesamtbevölkerung noch bei 29 Prozent,

bis 2035 ist ein kontinuierlicher Bedeutungsrückgang auf 26 Prozent und bis zum Jahr 2050

auf 24 Prozent zu erwarten.

Der Anteil der Gruppe der 60- bis unter 80-Jährigen, der gegenwärtig bei 21 Prozent liegt, wird

2035 den höchsten Wert von 26 Prozent erreichen und danach auf 24 Prozent in 2050 sinken.

Noch dynamischer ist die langfristige Entwicklung der Anzahl der hoch betagten Menschen ab

80 Jahren. Zu dieser Bevölkerungsgruppe zählen gegenwärtig 6 Prozent der hessischen Be-

völkerung. Der Anteilswert erhöht sich bis zum Jahr 2035 auf 8 Prozent und dürfte sich bis

zum Jahr 2050 weiter auf 14 Prozent erhöhen. Die skizzierte Dynamik zwischen den Alters-

gruppen ist primär auf den Geburtenanstieg von Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre

und den anschließenden Geburtenrückgang, der im Jahr 1978 seinen bisherigen Tiefpunkt

erreicht hat, zurückzuführen.

Dieser Alterungsprozess zeigt sich auch in der Entwicklung des Durchschnittsalters der Be-

völkerung im Zeitverlauf in der folgenden Abbildung. So errechnet sich für das Jahr 2000 ein

Durchschnittsalter der Bevölkerung in Hessen von 41,1 Jahre. Bis zum Jahr 2017 ist das

21% 19% 19% 18% 17% 17%

29%25% 24% 21% 21% 22%

27%29%

27%26% 26% 24%

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2000 2017 2025 2035 2040 2050

80 Jahre und älter

60 bis unter 80 Jahre

40 bis unter 60 Jahre

20 bis unter 40 Jahre

unter 20 Jahre

TrendProjektion

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Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen

4

Durchschnittsalter auf 43,8 Jahre angestiegen, es wird sich bis zum Jahr 2035 auf 46,7 erhö-

hen und in der Trendfortschreibung im Jahr 2050 bei fast 49 Jahren liegen.

Entwicklung des Durchschnittsalters der hessischen Bevölkerung im Regionalvergleich

Quelle: HSL (2000, 2017); Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (2035, 2050).

41,1

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42,4

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40,7

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42,8

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45,8

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46,9

44,7

46,9

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50,6

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50,9

50,4

51,7

49,9

0 10 20 30 40 50 60

Land Hessen

Reg.-Bez. Darmstadt

Reg.-Bez. Gießen

Reg.-Bez. Kassel

Darmstadt, Stadt

Frankfurt am Main, Stadt

Offenbach am Main, Stadt

Wiesbaden, Stadt

Ldkr. Bergstraße

Ldkr. Darmstadt-Dieburg

Ldkr. Groß-Gerau

Hochtaunuskreis

Main-Kinzig-Kreis

Main-Taunus-Kreis

Odenwaldkreis

Ldkr. Offenbach

Rheingau-Taunus-Kreis

Wetteraukreis

Reg.-Bez. Darmstadt

Ldkr. Gießen

Lahn-Dil l-Kreis

Ldkr. Limburg-Weilburg

Ldkr. Marburg-Biedenkopf

Vogelsbergkreis

Reg.-Bez. Gießen

Kassel, Stadt

Ldkr. Fulda

Ldkr. Hersfeld-Rotenburg

Ldkr. Kassel

Schwalm-Eder-Kreis

Ldkr. Waldeck-Frankenberg

Werra-Meißner-Kreis

Reg.-Bez. Kassel

2000 2017 2035 2050

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

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In regionaler Differenzierung wird das Durchschnittsalter in Südhessen im Jahr 2035 gut ein

halbes Jahr niedriger als in Mittelhessen und 1,5 Jahre niedriger als in Nordhessen sein. Bis

zum Jahr 2050 vergrößert sich der Abstand zwischen Süd- und Mittelhessen auf über 1 Jahr,

der Abstand zwischen Süd- und Nordhessen bleibt nahezu unverändert bei 1,5 Jahren. Die

durchschnittlich älteste Bevölkerung lebt bereits heute in den ländlich peripheren Regionen

und daran wird sich auch in Zukunft nichts verändern. Demgegenüber ist die Bevölkerung in

den Großstädten deutlich jünger. Die Städte Darmstadt und Frankfurt sind die beiden einzigen

Regionen, in denen die Bevölkerung zwischen den Jahren 2000 und 2017 im Schnitt sogar

jünger geworden ist. Am Ende des betrachteten Zeitraums im Jahr 2050 wird in Hessen die

jüngste Bevölkerung in der Stadt Offenbach mit einem Durchschnittsalter von 45,9 Jahren und

die älteste Bevölkerung im Vogelsbergkreis mit 52,9 Jahren leben, der Unterschied beträgt

mithin 7 Jahre.

Die folgende Abbildung zeigt die Alterspyramide der hessischen Bevölkerung im Basisjahr

2017 (grüne Balken für Männer und lila Balken für Frauen). Für die zukünftigen Jahre 2035

(Projektion: rote Linie) und 2050 (Trend: grau gepunktete Linie) und für das Jahr 2000 (blau

gestrichelte Linie) ist der Altersaufbau der Bevölkerung als Linienverlauf ebenfalls dargestellt.

Deutlich wird dabei, wie der „Geburtenberg“ über die Zeit hinweg mit einem ausgeprägten

wellenförmigen Bewegungsablauf altert. Er wandert im Zeitablauf durch die einzelnen Alters-

gruppen: Im Jahr 2000 bildete die Gruppe der Erwachsenen um 35 Jahre die mit Abstand am

stärksten besetzten Altersjahrgänge. Im Basisjahr 2017 war das Gros der Babyboomer fast 55

Jahre alt und um das Jahr 2035 wird die Spitze dann die Altersgruppe der 70-Jährigen errei-

chen. Am Ende des Betrachtungszeitraums werden die „Babyboomer“ zu den Hochbetagten

zählen.

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Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen

6

Alters- und geschlechtsspezifische Zusammensetzung der hessischen Bevölkerung

Quelle: HSL (2000, 2017); Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (2035 und 2050).

2.3 Entwicklung von Geburten und Sterbefällen

In der folgenden Abbildung sind die tatsächlichen Entwicklungen von Geburten und Sterbefäl-

len von 1950 bis zum Jahr 2017 und die vorausgeschätzten Verläufe bis zum Jahr 2035 (Pro-

jektion) bzw. 2050 (Trendfortschreibung) dargestellt. Signifikant sind sowohl der Geburtenberg

Mitte der 1960er Jahre mit fast 90.000 Geburten im Jahr als auch der anschließende deutliche

Rückgang der Geburten, der sogenannte „Pillenknick“. Der in den 1990er Jahren zu beobach-

tende Wiederanstieg der Geburten ist ausschließlich darauf zurückzuführen, dass die gebur-

tenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre nun selbst Kinder bekamen. Und zu großen Teilen ist

auch der aktuell zu beobachtende signifikante Wiederanstieg der Geburtenzahlen darauf zu-

rückzuführen, dass nun die Enkel der Babyboomer geboren werden.

Verstärkt wird dieser sogenannte tertiäre Geburtenberg allerdings auch noch durch einen An-

stieg der Geburtenrate am aktuellen Rand. Nachdem sich die Geburtenrate in Hessen ähnlich

60.00040.00020.000020.00040.00060.000

0

5

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20

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100

Männer Frauen

Alt

er in

Jah

ren

2050 (Trend) 2035 (Projektion) 2017 2000

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

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wie in Deutschland insgesamt seit Mitte der 1970er Jahre relativ konstant um den Wert von

1,4 Kinder je Frau bewegt hatte – d. h. von 1.000 Frauen werden im Laufe ihres Lebens im

Schnitt insgesamt 1.400 Kinder geboren –, stieg die Geburtenrate zuletzt in den Jahren 2016

und 2017 auf knapp 1,6 Kinder je Frau an. Diese kurzfristigen Veränderungen im Geburten-

verhalten werden in den Modellrechnungen mitberücksichtigt. So wird für die zukünftige Ent-

wicklung der Geburtenrate angenommen, dass die Geburtenrate ausgehend von 1,6 Kinder je

Frau im Jahr 2018 bis zum Jahr 2025 auf 1,5 Kinder je Frau zurückgeht und danach konstant

bei diesem Wert bleibt.1

Langfristige Entwicklung der Geburten und Sterbefälle

Quelle: HSL (1950-2017); Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (Werte ab 2018).

Da sich in den kommenden Jahrzehnten die Altersstruktur der Bevölkerung zunehmend zu-

gunsten der älteren Jahrgänge verändert, nimmt trotz einer weiter steigenden Lebenserwar-

tung die Zahl der Sterbefälle stetig zu. Daher dürfte sich das Geburtendefizit (Geburten minus

Sterbefälle) ausgehend von rund 5.300 im Jahr 2017 auf 18.600 im Jahr 2035 und auf 25.100

Personen im Jahr 2050 erhöhen.

2.4 Regionale Bevölkerungsentwicklung

In regionaler Betrachtung dürfte die zukünftige demografische Entwicklung in den hessischen

Regierungsbezirken unterschiedlich verlaufen: Im Regierungsbezirk Darmstadt ist auch lang-

1 Dies ist konform mit den Annahmen zur Geburtenrate des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz. Vgl. Statistische Analysen No.

48/2019; Demografischer Wandel in Rheinland-Pfalz; Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz; Bad Ems; 2019; S. 41ff.

35

40

45

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1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050

Sterbefälle

Geburten

in Tsd.

im Jahr 2017: 61,0 Tsd.

im Jahr 2017: 66,3 Tsd.

Geburtendefizit

5,3 Tsd

.

18,6T

sd.

25,1 Tsd

.

Projektion Trend

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Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen

8

fristig mit einer weiter steigenden Einwohnerzahl zu rechnen. Ursächlich hierfür sind hohe Zu-

wanderungen in den wirtschaftlich starken Ballungsraum. Im Jahr 2035 werden in Südhessen

rund 4,15 Mio. Einwohnern und damit fast 173.000 bzw. 4,3 Prozent mehr Menschen leben

als heute. Danach schwächt sich die Dynamik der Bevölkerungszunahme deutlich ab, bleibt

aber bis zum Jahr 2050 positiv.

In den Regierungsbezirken Gießen und insbesondere Kassel zeichnen sich hingegen auch

kurz- bis mittelfristig wieder die regionalen demografischen Entwicklungsmuster der vergan-

genen Jahre mit rückläufigen Einwohnerzahlen vor allem im peripheren ländlichen Raum ab.

Bevölkerungsentwicklung in Hessen und den Regierungsbezirken von 2017 bis 2035 (Projektion) bzw. bis 2050 (Trend)

Hessen RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel

Amtliches Ist: - alle Angaben in 1.000 -

31.12.2017 6.243,3 3.978,1 1.045,8 1.219,4

Projektion:

31.12.2025 6.340,9 4.091,4 1.044,5 1.204,9

31.12.2035 6.353,0 4.151,0 1.028,8 1.173,2

Trend:

31.12.2050 6.274,3 4.188,7 977,5 1.108,1

Veränderung (absolut)

2017-2025 97,6 113,4 -1,3 -14,5 2025-2035 12,1 59,5 -15,7 -31,7 2017-2035 109,7 172,9 -17,0 -46,2 2035-2050 -78,7 37,7 -51,3 -65,1 2017-2050 31,0 210,6 -68,3 -111,3

Veränderung (relativ) - alle folgenden Angaben in % -

2017-2025 1,6 2,9 -0,1 -1,2 2025-2035 0,2 1,5 -1,5 -2,6 2017-2035 1,8 4,3 -1,6 -3,8 2035-2050 -1,2 0,9 -5,0 -5,6 2017-2050 0,5 5,3 -6,5 -9,1

Quelle: HSL (Werte 2017); Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (2025 bis 2050).

Bis zum Ende des Projektionszeitraums 2035 wird für Mittelhessen ein Rückgang der Bevöl-

kerung in Höhe von -1,6 Prozent und bis zum Ende des Jahres 2050 ein weiterer Rückgang

von -5,0 Prozent erwartet. In absoluten Größen beziffert sich der Rückgang auf 68.300 Perso-

nen und die Gesamteinwohnerzahl des Regierungsbezirks fällt leicht unter eine Million. Für

Nordhessen dürfte der Schrumpfungsprozess mit einer relativen Abnahme von -3,8 Prozent

bis 2035 und -5,6 Prozent für den Zeitraum von 2035 bis 2050 noch etwas stärker ausfallen.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

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In absoluten Größen bedeutet dies einen Rückgang der Einwohnerzahl um 111 Tsd. Damit

werden im Regierungsbezirk Kassel aber auch im Jahr 2050 über 1,1 Mio. Menschen leben.

Bevölkerungsentwicklung in Hessen und seinen Regierungsbezirken von 2017 bis 2050 (Basisjahr 2017 = 100)

Quelle: Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur.

Mit Blick auf die Landkreise und kreisfreien Städte steigt bis zum Jahr 2035 die Einwohnerzahl

in allen kreisfreien Städten weiter an. Den höchsten absoluten (+91.900 Einwohner) wie rela-

tiven (12,3 %) Bevölkerungszuwachs wird die Stadt Frankfurt haben. Für alle übrigen hessi-

schen Großstädte zusammen beziffert sich das Plus auf knapp 60.000 Menschen. Auch bis

zum Jahr 2050 wird Frankfurt weiterhin die absolut höchsten Zuwächse aufweisen, in relativer

Betrachtung dürfte sich allerdings die Stadt Offenbach noch etwas dynamischer entwickeln.

Dem hohen Wachstumsdruck sowohl im südhessischen Verdichtungsraum als auch in der

nordhessischen Metropole Kassel stehen erhebliche Bevölkerungsrückgänge in den eher

ländlich geprägten Regionen in Hessen gegenüber. Am relativ stärksten betroffen sind der

Vogelsbergkreis und der Werra-Meißner-Kreis, für die bereits bis zum Jahr 2035 zweistellige

relative Bevölkerungsverluste in Höhe -10,4 Prozent bzw. -10,1 Prozent erwartet werden. Die-

ser Negativtrend dürfte sich bis zum Jahr 2050 noch leicht verstärken. Mit Ausnahme des

Landkreises Fulda werden dann langfristig bis zum Jahr 2050 für alle übrigen nordhessischen

Landkreise sowie für den südhessischen Odenwaldkreis ebenfalls zweistellige Abnahmeraten

erwartet.

101,8

100,5

104,3 105,3

98,4

93,596,2

90,9

85

90

95

100

105

110

115

2017 2025 2035 2040 2050

Inde

x 201

7 =

100

Hessen RB-Darmstadt RB-Gießen RB-Kassel

Projektion Trend

Page 16: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausschätzung für …...Ergebnisse der Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen als Grundlagen der Landesentwicklungsplanung Projektion

Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen

10

Bevölkerungsentwicklung in den hessischen Landkreisen und kreisfreien Städten

Bevölkerungsbestand zum 31.12. …

Veränderung im Zeitraum …

2017 2035 2050 2017-2035

2035-2050

2017-2050

2017-2035

2035-2050

2017-2050

in 1.000 in Prozent

Darmstadt, St. 158,3 176,7 185,9 18,5 9,2 27,7 11,7 5,2 17,5 Frankfurt am Main, St. 746,9 838,8 884,2 91,9 45,5 137,4 12,3 5,4 18,4 Offenbach am Main, St. 126,7 142,0 151,7 15,4 9,7 25,0 12,1 6,8 19,8 Wiesbaden, St. 278,7 294,4 303,1 15,7 8,8 24,5 5,6 3,0 8,8 LK Bergstraße 268,8 263,6 252,6 -5,2 -11,0 -16,2 -1,9 -4,2 -6,0 LK Darmstadt-Dieburg 296,0 300,5 295,4 4,5 -5,2 -0,7 1,5 -1,7 -0,2 LK Groß-Gerau 271,4 287,5 294,6 16,1 7,2 23,2 5,9 2,5 8,6 Hochtaunuskreis 236,0 240,3 241,6 4,3 1,3 5,6 1,8 0,5 2,4 Main-Kinzig-Kreis 418,2 418,9 408,4 0,7 -10,5 -9,8 0,2 -2,5 -2,4 Main-Taunus-Kreis 237,0 246,2 250,5 9,3 4,3 13,6 3,9 1,7 5,7 Odenwaldkreis 96,6 91,6 84,8 -5,0 -6,8 -11,8 -5,2 -7,4 -12,2 LK Offenbach 351,7 361,1 362,0 9,5 0,8 10,3 2,7 0,2 2,9 Rheingau-Taunus-Kreis 186,6 183,9 176,4 -2,7 -7,5 -10,2 -1,4 -4,1 -5,5 Wetteraukreis 305,3 305,4 297,5 0,1 -7,9 -7,8 0,0 -2,6 -2,6

Reg.-Bez. Darmstadt 3.978,1 4.151,0 4.188,7 172,9 37,7 210,6 4,3 0,9 5,3

LK Gießen 267,1 275,2 268,3 8,1 -6,9 1,2 3,0 -2,5 0,5 Lahn-Dill-Kreis 254,2 244,5 230,9 -9,7 -13,6 -23,2 -3,8 -5,5 -9,1 LK Limburg-Weilburg 172,0 166,1 156,2 -5,9 -9,9 -15,8 -3,4 -6,0 -9,2 LK Marburg-Biedenkopf 246,2 247,6 238,3 1,5 -9,3 -7,9 0,6 -3,8 -3,2 Vogelsbergkreis 106,5 95,4 83,8 -11,0 -11,6 -22,6 -10,4 -12,2 -21,3

Reg.-Bez. Gießen 1.045,8 1.028,8 977,5 -17,0 -51,3 -68,3 -1,6 -5,0 -6,5

Kassel, St. 200,7 210,7 212,9 10,0 2,2 12,1 5,0 1,0 6,1 LK Fulda 221,8 222,1 215,1 0,3 -7,0 -6,6 0,1 -3,1 -3,0 LK Hersfeld-Rotenburg 121,1 113,1 104,6 -8,0 -8,5 -16,5 -6,6 -7,5 -13,6 LK Kassel 236,7 221,5 204,8 -15,1 -16,7 -31,9 -6,4 -7,6 -13,5 Schwalm-Eder-Kreis 180,8 167,8 153,5 -13,0 -14,3 -27,3 -7,2 -8,5 -15,1 LK Waldeck-Frankenberg 157,3 147,1 135,8 -10,1 -11,3 -21,5 -6,4 -7,7 -13,7 Werra-Meißner-Kreis 101,1 90,9 81,4 -10,2 -9,5 -19,7 -10,1 -10,5 -19,5

Reg.-Bez. Kassel 1.219,4 1.173,2 1.108,1 -46,2 -65,1 -111,3 -3,8 -5,6 -9,1

Land Hessen 6.243,3 6.353,0 6.274,3 109,7 -78,7 31,0 1,8 -1,2 0,5

Quelle: HSL (Werte 2017); Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (2025 bis 2050).

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

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Kartografische Darstellung der regionalen Bevölkerungsveränderungen von 2017 bis 2035

– Projektion –

Quelle: Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (Stand: Juni 2019).

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Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen

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Kartografische Darstellung der regionalen Bevölkerungsveränderungen von 2017 bis 2050

– Trendfortschreibung –

Quelle: Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (Stand: Juni 2019).

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

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3 Methodik und Annahmen

Für die Modellrechnungen zur langfristigen Bevölkerungsentwicklung in Hessen standen jahr-

gangsweise und geschlechtsspezifisch differenzierte Bevölkerungsbestandszahlen sowie de-

taillierte Angaben zu Geburten, Sterbefällen, Zu- und Fortzügen für den Zeitraum von 2000 bis

2017 zur Verfügung. Den Modellrechnungen der Hessen Agentur zur Bevölkerungsvoraus-

schätzung liegt die sogenannte Komponentenmethode zugrunde. Dazu wird ein Bevölke-

rungsausgangsbestand mit den beiden natürlichen Bewegungskomponenten Geburten (posi-

tiv) und Sterbefällen (negativ) sowie den beiden Wanderungskomponenten Zuzügen (positiv)

und Fortzügen (negativ) fortgeschrieben.

Annahmen zu Geburten und Sterbefällen

Geburten und Sterbefälle sind die beiden natürlichen Fortschreibungskomponenten der Be-

völkerungsentwicklung. Während die Entwicklung der Sterbefälle in enger Abhängigkeit zum

bereits vorhandenen alters- und geschlechtsspezifischen Bevölkerungsaufbau steht – “Ster-

ben müssen wir alle“ –, stellt die Geburtenentwicklung eine auf die Zukunft gerichtete dynami-

sche Komponente der Bevölkerungsentwicklung dar, die sich im Zeitverlauf auch verändern

kann.

Geburtenrate

Anfang der 1970er Jahre sank die Geburtenrate innerhalb weniger Jahre von 2,1 auf etwa 1,4

Kinder je Frau, was als sogenannter „Pillenknick“ bezeichnet wird. Der Rückgang um ein Drittel

von 2,1 auf 1,4 Kinder je Frau ist ein Hauptgrund für den demografischen Wandel, da alleine

aufgrund des regenerativen Verhaltens die Kinderzahl jeder Generation um ein Drittel niedriger

ist als in der jeweils vorhergehenden.

Nachdem sich die Geburtenrate in Hessen ähnlich wie in Deutschland insgesamt seit Mitte der

1970er Jahre relativ konstant um den Wert von 1,4 Kinder je Frau bewegt hatte – d. h. von

1.000 Frauen werden im Laufe ihres Lebens im Schnitt insgesamt 1.400 Kinder geboren –,

stieg die Geburtenrate zuletzt in den Jahren 2016 und 2017 auf knapp 1,6 Kinder je Frau an.

Diese kurzfristigen Veränderungen im Geburtenverhalten werden in den Modellrechnungen

mitberücksichtigt. So wird für die zukünftige Entwicklung der Geburtenrate angenommen, dass

die Geburtenrate ausgehend von 1,6 Kinder je Frau im Jahr 2018 bis zum Jahr 2025 auf 1,5

Kinder je Frau zurückgeht und danach konstant bei diesem Wert bleibt.

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung der Bevölkerung, die sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich er-

höht hat, wird auch in Zukunft weiter steigen. Die Lebenserwartung eines heute geborenen

Jungen beträgt rund 78,5 Jahre und eines heute geborenen Mädchens etwa 82,8 Jahre. In

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Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen

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den Modellrechnungen wird bis zum Jahr 2050 ein Anstieg der Lebenserwartung eines neu-

geborenen Jungen auf 84,5 Jahre und eines Mädchens auf 88,5 Jahre angenommen.

Annahmen zum Wanderungsverhalten

Wie aus der folgenden Abbildung gut ersichtlich wird, zeichnet sich das Wanderungsverhalten

im Zeitverlauf durch ausgeprägte Schwankungen aus. Wirtschaftskonjunkturen und -krisen,

politische Ereignisse aber auch Kriege und Naturkatastrophen können dabei selbst kurzfristig

zu erheblichen Änderungen führen, die in der Regel kaum vorhersehbar sind. Durch die Zu-

wanderung von Gastarbeitern Anfang der 1970er Jahre und in Folge der Deutschen Wieder-

vereinigung und des Bürgerkriegs in Jugoslawien Anfang der 1990er Jahre hatte Hessen be-

reits ähnlich hohe Wanderungsgewinne zu verzeichnen wie im Jahr 2015. Es waren aber auch

Phasen mit geringer Nettozuwanderung und sogar mit Abwanderungen zu beobachten, weil

beispielsweise Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Ende der Kampfhandlun-

gen in ihre Herkunftsregion zurückgekehrt sind. Es wird ersichtlich, dass Annahmen zum mit-

tel- und langfristigen Wanderungsgeschehen immer mit hohen Unsicherheiten behaftet sind.

Wanderungssalden Hessens von 1970 bis 2017 (Ist), von 2018 bis 2035 (Projektion) und von 2036 bis 2050 (Trend)

Quelle: HSL (1970-2017); Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur (Werte ab 2018).

Nachdem sich der Wanderungsgewinn des Jahres 2015 auf 93.000 Personen bezifferte, sank

der Wanderungssaldo im Jahr 2016 auf 42.200 und fiel im Jahr 2017 nochmals auf 34.100

Personen. Aus den bisher für das Jahr 2018 vorliegenden Zwischenergebnissen zeichnet sich

-30

-20

-10

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

110

1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050

in Tsd.

Jahre

Projektion2018-2035: + 327.500

Annahmen zu den Wanderungssalden der

Bevölkerungsvorausschätzung2018: + 30.0002019: + 30.0002020: + 20.000

2021-2050: + 16.500 p.a.

Trend2036-2050: + 247.500

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

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ein Wanderungsgewinn in Höhe von per Saldo rund 30.000 Personen ab. In dieser Größen-

ordnung wird auch der Wanderungsgewinn für das Jahr 2019 erwartet. Für das Jahr 2020 wird

ein weiter abnehmender Wanderungsgewinn in Höhe von 20.000 Personen und ab dem Jahr

2021 bis zum Ende der Vorausberechnungen im Jahr 2050 werden jährliche Wanderungsge-

winne in Höhe von 16.500 Personen angenommen. Dies entspricht in etwa dem Durchschnitts-

wert der letzten 20 Jahre, wobei das Ausnahmejahr 2015 nicht mitberücksichtigt wurde.

Für die alters- und geschlechtsspezifische Verteilung der Wanderungssalden auf die hessi-

schen Regionen wurden Durchschnittswerte auf Basis des tatsächlichen Wanderungsverhal-

tens seit dem Jahr 2008 gebildet. Die Jahre 2015 und 2016 wurden dabei nicht mitberücksich-

tigt, da in diesen beiden Jahren ein Großteil der Wanderungsbewegungen staatlich gelenkt

wurden und es sich dabei um eine temporäre Ausnahmesituation gehandelt hat.

Zusammenfassend ergeben sich durch diese Annahmen in der Projektion von 2018 bis 2035

und der anschließenden Trendfortschreibung von 2036 bis 2050 für Hessen und die drei Re-

gierungsbezirke die folgenden aggregierten Wanderungssalden:

Zusammengefasste Wanderungsgewinne in Hessen und den Regierungsbezirken in den Jahren 2018 bis 2035 und 2036 bis 2050

2018-2035 2036-2050 zum Vergleich:

2008-2017

RB Darmstadt 255.300 195.800 266.700 RB Gießen 32.900 23.100 31.800

RB Kassel 39.300 28.600 38.100

Hessen insgesamt 327.500 247.500 336.600

Quelle: Bevölkerungsvorausschätzung der Hessen Agentur.

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Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen

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